Bericht von der Senegal-Reise Februar 2013 - Kinderhilfe Senegal ...
Bericht von der Senegal-Reise Februar 2013 - Kinderhilfe Senegal ...
Bericht von der Senegal-Reise Februar 2013 - Kinderhilfe Senegal ...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
<strong>Senegal</strong>-<strong>Reise</strong> <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>hilfe <strong>Senegal</strong> e.V. (KHS) und <strong>der</strong> „Ingenieure ohne Grenzen“,<br />
Regionalgruppe Regensburg (IoG)<br />
12.02. – 26.02.<strong>2013</strong><br />
Teilnehmer KHS:<br />
Walter Hoffmann, Schriftführer im Vorstand<br />
Catherine Bikoko, Mitglied<br />
Thomas Bröhl, Mitglied<br />
Olga Swiatly<br />
Philipp Schipka<br />
Teilnehmer IoG:<br />
Dr. Georg Sixdorf, Leiter <strong>der</strong> Erkundung<br />
Stefan Herold, Mitglied<br />
Heike Oehler, Mitglied<br />
Annett Urbitsch, Mitglied<br />
Die vier IoG-Teilnehmer wurden <strong>von</strong> <strong>der</strong> IoG-Zentrale in Berlin „entsendet“, um zu erkunden, ob die<br />
notwendigen Voraussetzungen für die Beteiligung <strong>der</strong> IoG am Projekt „Fachschule für Solartechnik<br />
und Erneuerbare Energien in Baila“ gegeben sind.<br />
Begleitung im <strong>Senegal</strong>:<br />
12.02. – 26.02.: Moustapha („Tafa“) Coly, Repräsentant <strong>der</strong> KHS<br />
16.02. – 24.02.: Ibou Goudiaby, Repräsentant <strong>der</strong> KHS<br />
Text: Walter Hoffmann<br />
Fotos: alle
Dienstag, 12.02.<strong>2013</strong><br />
Wir reisten <strong>von</strong> Straubing (Heike), Regensburg (Walter, Georg, Annett, Stefan, Philipp) bzw. <strong>von</strong> Augsburg<br />
(Tom, Cat) und Düsseldorf (Olga) mit <strong>der</strong> Bahn an und trafen uns um 12 Uhr in Frankfurt Flughafen. Nach den<br />
üblichen Formalitäten hob die Boeing 737<br />
<strong>der</strong> Royal Air Maroc pünktlich um 16.25h<br />
ab. Nach gut drei Stunden landeten wir in<br />
Casablanca, wo uns nur eine knappe<br />
Stunde zum Umsteigen zur Verfügung<br />
stand. Nach dem Zurückstellen <strong>der</strong> Uhrzeit<br />
um 1 Stunde starteten wir um 20.15h<br />
Ortszeit mit einer an<strong>der</strong>en Boeing 737<br />
Richtung Dakar, das wir pünktlich um<br />
23.45h erreichten.<br />
Das Ausfüllen des Einreiseformulars und<br />
die Passkontrolle (mit Zeigefinger-Print und<br />
Gesichtsfoto) verliefen zügig, unser<br />
Gepäck fand sich nach 15 Minuten<br />
vollständig auf dem Gepäckband ein, und<br />
da auch unsere Koffer und Taschen<br />
praktisch unbesehen die Zollkontrolle<br />
passierten, konnten wir schon nach knapp<br />
40 Minuten das Flughafengebäude<br />
verlassen. Am Ausgang empfingen uns<br />
zwei Angestellte <strong>der</strong> Agentur Origin, dem<br />
örtlichen Partner des <strong>Reise</strong>büros<br />
AfricanWorld. Der Außenbereich des Flughafens,<br />
bei den bisherigen <strong>Reise</strong>n immer<br />
<strong>von</strong> aufdringlichen Händlern und Bettlern<br />
bevölkert, war weiträumig durch Metallgitter<br />
abgesperrt, sodass wir durch ein Spalier<br />
<strong>von</strong> wartenden Menschen ungehin<strong>der</strong>t zum<br />
Parkplatz laufen konnten. Unter den Wartenden<br />
befand sich auch Tafa, <strong>der</strong>, <strong>von</strong> Walter schnell<br />
entdeckt und den Mitreisenden bekannt gemacht,<br />
mit <strong>der</strong> Gruppe im Bus <strong>der</strong> Agentur zum Hotel<br />
Poulagou fuhr. Um 0.30h dort angelangt, machte<br />
sich alsbald allgemeine Müdigkeit breit – wir waren<br />
ja schon fast 18 Stunden auf den Beinen – , sodass<br />
sich nur noch die Hälfte <strong>der</strong> Gruppe im Hotelgarten<br />
einfand, um bei frühlingshaften Temperaturen ein<br />
eisgekühltes Bier <strong>der</strong> Marke „Gazelle“ zu genießen.<br />
Um 1.45h begaben sich dann alle in die<br />
komfortablen Zimmer, um dem ersten Tag auf senegalesischem Boden entgegenzuschlummern.
Mittwoch, 13.02.<br />
Nach den Anreisestrapazen war zunächst Ausschlafen und ein spätes Frühstück angesagt, das wir gleich dazu<br />
nutzten, einen provisorischen Plan unserer Aktivitäten in Dakar zu entwerfen. Tafa informierte uns darüber, dass<br />
<strong>der</strong> eigentlich für morgen vorgesehene Besprechungstermin im Ministerium für Berufsausbildung bereits heute<br />
um 17 Uhr anberaumt sei, und wir beschlossen, die Stunden bis dahin im Zentrum Dakars zu verbringen und<br />
den <strong>von</strong> Walter vorgeschlagenen Besuch <strong>der</strong> Insel<br />
Goreé auf morgen zu verschieben.<br />
Um 11 Uhr begaben wir uns in drei Taxis auf die<br />
halbstündige Fahrt ins Zentrum Dakars, wo wir<br />
zunächst in einer Bank Euros in FCFA tauschten,<br />
um dann auf dem „Place de L’ Independance“ in <strong>der</strong><br />
Mittagshitze (ca. 30ºC) bei einem Straßenhändler<br />
eine größere Menge Telefonkarten zu erstehen.<br />
Dort trafen wir um 13 Uhr auch Fatoumata Fall, die<br />
sich – <strong>der</strong> KHS als Journalistin und Solar-<br />
Ausbil<strong>der</strong>in avisiert – Inhaberin einer Berufsschule<br />
und als rührige Unternehmerin in eigener Sache erwies. In einem nahegelegenen exklusiven Restaurant klärte<br />
sich während des Mittagessens, warum sie uns<br />
unbedingt treffen wollte: Sie suchte Geldgeber für<br />
die 350 Solarlampen-Bausätze, die sie für 15.000<br />
Euro schon bei Solux e.V. bestellt hatte. Die Schüler<br />
ihrer Berufsschule sollten – als Teil <strong>der</strong> Ausbildung<br />
– unter ihrer Anleitung die Solarlampen zusammenbauen,<br />
die sie dann mit Gewinn in Dakar verkaufen<br />
könne. Nachdem Walter ihr erklärt hatte, dass das<br />
KHS-„Solarlampen“-Projekt nicht auf schnellen<br />
Gewinn ausgerichtet sei, son<strong>der</strong>n <strong>der</strong> ländlichen<br />
Bevölkerung in Baila Beleuchtung und einigen<br />
Menschen eine Arbeits- und Verdienstmöglichkeit bieten werde, stellte sie ihre Finanzierungsakquise ein und<br />
empfahl sich als Ausbil<strong>der</strong>in für die Lampenmontage zu einem Stundenlohn <strong>von</strong> 1.500 CFA (ca. 2,30 €).<br />
Nach zwei Stunden im Luxusrestaurant<br />
– das „preisgünstige“ Mittagsmenü<br />
kostete 13 € pro Person (d.h. ein<br />
Viertel des durchschnittlichen senegalesischen<br />
Monatseinkommens) –<br />
machten wir uns um 16 Uhr, teils mit<br />
dem Taxi, teils in Fatoumatas Auto,<br />
auf den Weg zur Besprechung im<br />
Ministerium für Berufsausbildung. Weil<br />
sich das Ministerium nicht mehr dort<br />
befand, wo es noch beim beim letzten<br />
KHS-Besuch vor 14 Monaten war,<br />
son<strong>der</strong>n <strong>von</strong> <strong>der</strong> neuen Regierung in<br />
ein Neubaugebiet am Stadtrand
verlegt worden war, mussten wir die Innenstadt zweimal durchqueren. Dafür brauchten wir über eineinhalb<br />
Stunden. Erst um 17.45 Uhr betraten wir den Eingangsbereich des Ministeriums und wurden dort schon <strong>von</strong><br />
Ibou Goudiaby, dem Bürgermeister <strong>von</strong> Baila, vom<br />
Stellvertreter des UDB-Präsidenten (<strong>der</strong> Chef d’ UDB,<br />
Ousmane Djiba, war wegen starker Rückenschmerzen im<br />
Krankenhaus in Ziguinchor geblieben) sowie vom neuen<br />
Direktor des Ausbildungszentrums in Baila freudig<br />
begrüßt. Unsere 14 Personen starke Delegation wurde in<br />
einen Besprechungsraum im 5. Stock des Ministeriums<br />
geleitet und dort vom Kabinettsdirektor des Ministers<br />
(entspricht dem Staatssekretär in Deutschland) und drei<br />
Ministerialdirektoren empfangen. Der Kabinettsdirektor<br />
begrüßte uns zunächst sehr freundlich im Namen seines Chefs, Minister Mamadou Talla, und bestätigte dann,<br />
dass Walters briefliche Gesprächsanfrage sowohl über die senegalesische Botschaft in Deutschland als auch<br />
über Bailas Bürgermeister und den Chef d’UDB im Ministerium eingegangen sei. Walter bedankte sich –<br />
simultan übersetzt <strong>von</strong> Cat und Tafa – für die Einladung, erläuterte kurz die Ziele <strong>der</strong> KHS und den Zweck <strong>der</strong><br />
Kooperation mit den Ingenieuren ohne Grenzen, und stellte schließlich die entscheidende Frage, ob die schriftliche<br />
Erklärung <strong>der</strong> früheren Regierung, die Solarschule in Baila nach <strong>der</strong> Fertigstellung in den staatlichen<br />
Betrieb zu übernehmen, auch für den neuen Minister für Berufsausbildung gelte. Der Kabinettsdirektor bestätigte<br />
daraufhin, dass das Thema Solarenergie enorme Bedeutung für die senegalesische Regierung besitze, dass die<br />
noch mit <strong>der</strong> alten Regierung vereinbarte Zusage „selbstverständlich“ weiterhin gültig sei und die KHS hinsichtlich<br />
des Projekts Solarschule in Baila die volle Unterstützung <strong>der</strong> staatlichen Behörden genieße. Auch die<br />
geplante Errichtung <strong>von</strong> Solar-Werkstätten, die <strong>von</strong> <strong>der</strong> UDB betrieben werden sollen, begrüßte er als wichtigen<br />
Beitrag zur „ländlichen Elektrifizierung“,<br />
die schon seit einigen Jahren<br />
als zentrale Aufgabe <strong>der</strong> Regierung<br />
betrachtet werde. Die weitere Frage,<br />
ob das Ministerium genügend<br />
Lehrkräfte bereitstellen könne, die<br />
sich für die Ausbildung zum<br />
Solarschullehrer eignen, beantwortete<br />
<strong>der</strong> Kabinettsdirektor mit dem<br />
sehr erfreulichen Hinweis, dass<br />
bereits elf o<strong>der</strong> zwölf in Deutschland<br />
ausgebildete Solar-Lehrkräfte<br />
vorhanden seien und wir uns um die<br />
Qualifikation <strong>der</strong> vier an <strong>der</strong> Solarschule<br />
benötigten Lehrer keine<br />
Sitzend vlnr: Bürgermeister <strong>von</strong> Baila, Direktor, Kabinettsdirektor Khalilou Sow, Direktor<br />
Michel Faye, Direktor, Fatoumata. Stehend: UDB-Vertreter, Tafa, Tom, Walter, Georg,<br />
Direktor <strong>der</strong> Berufsschule Baila<br />
Sorgen machen müssten. Das Thema Solarenergie sei so wichtig, dass es <strong>von</strong> mehreren Ministerien bearbeitet<br />
werde, sogar ein eigenes Solarenergie-Ministerium sei geplant. Nach etwa eineinhalb Stunden wurde das in<br />
sehr freundlicher Stimmung verlaufene Gespräch mit Adressenaustausch und Gemeinschaftsfoto beendet, und<br />
wir fuhren, nachdem wir Fatoumata und die Vertreter aus Baila verabschiedet hatten, durchs nächtliche Dakar<br />
zurück zum Hotel. Ein gemeinsames Abendessen beschloss den Tag mit <strong>der</strong> Erkenntnis, dass wir ein wichtiges<br />
Ziel <strong>der</strong> <strong>Reise</strong>, das erfolgreiche Gespräch mit dem Ministerium, schon am ersten Tag erreicht hatten.
Donnerstag, 14.02.<br />
Dem ausgiebigen Frühstück folgte ein geruhsamer<br />
Vormittag im und am Hotel mit Gesprächen<br />
über den <strong>Reise</strong>verlauf und die starken<br />
Eindrücke, die er bei den „Afrika-Neulingen“<br />
bisher hinterlassen hatte. Unterdessen<br />
versuchte Georg, telefonisch mit <strong>der</strong> GIZ und<br />
<strong>der</strong> deutschen Botschaft in Dakar einen<br />
Besuchstermin zu vereinbaren. Während im<br />
GIZ-Büro niemand zu erreichen war, erklärte<br />
sich die Botschaft bereit, morgen um 11 Uhr<br />
die IoG-Delegation zu empfangen.<br />
Gegen 13.30 Uhr machten wir uns per Taxi<br />
auf den Weg zum Hafen; die Fahrt auf <strong>der</strong> Schnellstraße, die die Innenstadt <strong>von</strong> Dakar umgibt, zeigte uns die<br />
ganze Vielfalt <strong>der</strong> Stadt – <strong>von</strong> den Slum-<br />
Vierteln mit den Bretter- und<br />
Wellblechhütten über die weithin nur<br />
spärlich bebauten Sandflächen bis zu den<br />
mo<strong>der</strong>nen Hochhäusern im Zentrum. Nach<br />
45 Minuten hatten wir den Hafen <strong>von</strong> Dakar<br />
erreicht und bestiegen dort eine<br />
Personenfähre, die uns binnen 15 Minuten<br />
zur bedeutendsten Sehenswürdigkeit des<br />
<strong>Senegal</strong> brachte, <strong>der</strong> ehemaligen<br />
Sklaveninsel Goreé.<br />
Das „Weltkulturerbe“ Goreé ist heute eine<br />
ausgesprochen schmucke, freundliche, für<br />
senegalesische Verhältnisse sogar wohlhabende Gemeinde. Von <strong>der</strong> grauenhaften Vergangenheit als einer <strong>der</strong><br />
größten Umschlagplätze für Millionen <strong>von</strong> Sklaven aus ganz Westafrika ist nichts zu erahnen. Selbst <strong>der</strong> heute<br />
als Museum dienende Verwaltungsbau<br />
am Ufer, in dessen Kerkern das<br />
„Zwischenlager“ für die Sklaven untergebracht<br />
war, macht heute einen<br />
sauberen, aufgeräumten Eindruck.<br />
Dass dort noch vor 200 Jahren <strong>der</strong><br />
unbeschreibliche Horror herrschte,<br />
allenfalls vergleichbar mit <strong>der</strong> Selektionsrampe<br />
<strong>von</strong> Auschwitz, sieht man<br />
dem Gebäude wahrhaftig nicht an. Ein<br />
offenbar schon sehr alter Museumsführer<br />
führte uns durch die Kerkerräume<br />
und beschrieb die Selektion <strong>der</strong>
angelieferten „Ware“ in Männer, Frauen, Mädchen, Jungen, Kleinkin<strong>der</strong> und Säuglinge, bewertet allein nach<br />
ihrem Nutzen für die portugiesischen, nie<strong>der</strong>ländischen, englischen und französischen Sklavenhändler und ihre<br />
Kunden, die Großgrundbesitzer in Süd-,<br />
Mittel- und Nordamerika.<br />
Auch wenn die historische Forschung<br />
inzwischen stark bezweifelt, dass die Goreé<br />
wirklich ein großer Sklavenumschlagplatz<br />
gewesen ist – als sichtbare Erinnerung an<br />
das Menschheitsverbrechen „Sklaverei“<br />
erfüllt die Insel nach wie vor ihre Aufgabe:<br />
Auch wir brauchten einige Zeit, bis wir beim<br />
Rundgang durch den Ort, vorbei an den<br />
Bil<strong>der</strong>ausstellungen hinauf zur Festung und<br />
zur traumhaften Steilküste auf die<br />
unbeschwerte, gelöste Atmosphäre <strong>der</strong> Insel<br />
eingehen konnten. In den senegalesischen Alltag zurück holte uns vornehmlich ein junger Goreéaner, <strong>der</strong> uns<br />
überschwänglich als seine „Brü<strong>der</strong> und Schwestern“ bezeichnete und uns, ohne dass wir ihn darum gebeten<br />
hatten, die ganze Zeit über begleitete, um uns die Sehenswürdigkeiten und Aussichtspunkte <strong>der</strong> Insel zu zeigen.<br />
Als wir wie<strong>der</strong> am Inselhafen zusammenfanden, um zurück nach Dakar zu fahren, entpuppte sich <strong>der</strong> lustige<br />
Friedensfreund schnell als aufdringlicher Touristenabzocker, <strong>der</strong> sich mit den über 5.000 CFA Trinkgeld, die er<br />
<strong>von</strong> uns erhalten hatte, total unzufrieden zeigte und, als wir seine Nachfor<strong>der</strong>ung <strong>von</strong> weiteren 5.000 CFA<br />
ablehnten, unsere Abfahrt <strong>von</strong> <strong>der</strong> Insel mit<br />
lautstarken Verwünschungen und Beschimpfungen<br />
untermalte.<br />
Zurück im Hotel Poulagou erwartete uns um 21 Uhr<br />
zum Abschluss des Tages ein exquisites<br />
Abendessen: fangfrischer gegrillter Fisch mit Reis<br />
und gebratenem Gemüse.
Freitag, 15.02.<br />
Der dritte und letzte Tag in Dakar war, was die Tagesplanung betraf, schon stark eingeschränkt, denn<br />
spätestens um 15.30 Uhr mussten wir uns im Hafen einfinden und auf die Fähre nach Ziguinchor einchecken.<br />
Die Zeit bis dahin wollten wir nutzen, um „Materialrecherche“, d.h. geeignete Lieferanten für die Ausstattung <strong>der</strong><br />
Solarschule, zu betreiben. Zudem wollten die IoGs um 11 Uhr in <strong>der</strong> deutschen Botschaft einen Besuch<br />
abstatten. Zuvor aber mussten noch die Koffer gepackt und die Hotelzimmer verlassen werden. Bis 10 Uhr war<br />
das erledigt und das gesamte Gepäck wurde auf Wunsch <strong>der</strong> Hotelleitung in einem Zimmer gelagert. Dann<br />
machten sich Annett, Heike, Georg und Stefan mit dem Taxi auf den Weg zur Botschaft, während etwas später<br />
wir, d.h. Olga, Cat, Tom und Walter, zu Fuß aufbrachen, um ein – laut Firmenliste aus dem Internet – in <strong>der</strong><br />
Nähe des Hotels befindliches<br />
Solar-Unternehmen<br />
aufzusuchen. Der Weg zu<br />
<strong>der</strong> angegebenen Adresse<br />
wurde immer länger, nach<br />
einer Stunde Wegs in<br />
glühen<strong>der</strong> Mittagshitze war<br />
<strong>von</strong> <strong>der</strong> Firma immer noch<br />
keine Spur zu sehen. An <strong>der</strong><br />
Rezeption einer Fachschule<br />
in <strong>der</strong> Hauptstraße erfuhren<br />
wir schließlich, dass wir<br />
schon zwanzig Minuten lang<br />
in die falsche Richtung<br />
gelaufen waren, nur<br />
ungefähr einen Kilometer zurück gebe es auf <strong>der</strong> rechten Straßenseite eine Solar-Firma. Als wir – die<br />
Temperatur war inzwischen auf über 35<br />
Grad angestiegen – das angegebene<br />
Haus erreicht hatten, prangte dort<br />
tatsächlich auf dem Dach ein großes<br />
Schild mit dem Namen einer Solarfirma,<br />
die in unserer Liste gar nicht aufgeführt<br />
war. Außerdem war das Haus leer und<br />
<strong>der</strong> Eingang verschlossen. Ein<br />
Wachmann aus dem benachbarten Haus<br />
klärte uns schließlich darüber auf, dass<br />
die Solarfirma vor drei Tagen in einen<br />
an<strong>der</strong>en Stadtbezirk umgezogen war.<br />
Erschöpft und dehydriert, wie wir waren,<br />
nahmen wir den Recherche-Fehlschlag resigniert zur Kenntnis, versorgten uns in einem nahegelegenen kleinen<br />
Supermarkt mit Wasser und trotteten dann wie<strong>der</strong> zurück zum Hotel. Immerhin hatten wir gelernt, dass die<br />
Solarfirmen-Liste aus dem Internet einer dringenden Überarbeitung bedarf: Die Solarfirmen existierten entwe<strong>der</strong><br />
nicht (mehr) o<strong>der</strong> verkauften inzwischen etwas an<strong>der</strong>es als Solartechnik. Die zwei Stunden Sonnenspaziergang<br />
ohne Kopfbedeckung bescherten Walter darüber hinaus einen Sonnenbrand, <strong>der</strong> die Farbe seines Kopfes für<br />
mehrere Tage in lebhaften Kontrast zu seinem blauen Boubou setzte.
Ungleich erfolgreicher verlief <strong>der</strong> Besuch <strong>der</strong> IoG in <strong>der</strong> deutschen<br />
Botschaft. Nachdem sie die Botschaftsvertreterin, Frau Müller, das<br />
Solarschulprojekt in Baila beschrieben hatten, zeigte diese sich nicht<br />
nur erfreut darüber, dass in <strong>der</strong> Casamance ein <strong>der</strong>artiges Projekt<br />
durchgeführt werde, son<strong>der</strong>n gab – auf die Frage, wie die<br />
Weiterbildung <strong>von</strong> senegalesischen Lehrern zu Solarlehrern, die <strong>der</strong><br />
Kabinettsdirektor des Ministers für Berufsausbildung erwähnt hatte,<br />
konkret funktioniere – einen entscheidenden Hinweis: Es gebe da ein<br />
deutsch-senegalesisches Programm zur För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Erneuerbaren Energien namens PERACOD, im Rahmen<br />
dessen die GIZ auch die „Ausbildung <strong>von</strong> Ausbil<strong>der</strong>n“ organisiere. Genaueres dazu könne <strong>der</strong> Leiter des GIZ-<br />
Ausbildungsprogramms, Monsieur Dahouenon, sagen. Auf Vermittlung <strong>von</strong> Frau Müller kam auch sofort ein<br />
Treffen <strong>der</strong> IoG mit dem GIZ-Programmleiter zustande (wohlgemerkt am Freitagnachmittag!), das sich als<br />
wahrer Glücksfall für uns herausstellte. Denn Monsieur Dahouenon erwies sich nicht nur als freundlicher,<br />
hervorragend deutsch sprechen<strong>der</strong> Mann – er hat vor 30 Jahren in Berlin Elektrotechnik studiert – , son<strong>der</strong>n<br />
auch als Pragmatiker mit zehnjähriger Erfahrung in <strong>der</strong> Photovoltaik-Ausbildung und als Autor eines PV-Lehrbuches,<br />
das auf den Unterricht im <strong>Senegal</strong> zugeschnitten ist. In dem fast zweistündigen Gespräch konnte zum<br />
einen die durchaus kritische Frage geklärt werden, wie bis zum geplanten Betriebsbeginn im Herbst die Solarlehrkräfte<br />
für Baila ausgebildet werden könnten, zum an<strong>der</strong>en wurde vereinbart, dass die IoG sich nicht mehr um<br />
das Lehrmaterial bezüglich PV kümmern muss, son<strong>der</strong>n sich ganz darauf konzentrieren kann, die fachliche<br />
Grundlagen für die Ausbildung im Bereich Erneuerbare Energien (insbeson<strong>der</strong>e Wind, Wasser, Biogas, Solarthermie)<br />
zu erarbeiten.<br />
Nach dem überaus fruchtbaren Dialog mit Monsieur Dahouenon<br />
beeilten sich die IoG, rechtzeitig zum Hafen zu kommen, wo wir,<br />
inzwischen mit dem gesamten Gepäck per Bus vom Hotel zum<br />
Hafen gebracht, schon auf sie warteten, denn bis 17 Uhr musste<br />
das Gepäck am Schalter eingecheckt sein. Um 16.30 Uhr begann<br />
die Check-in-Prozedur: Jedes Gepäckstück wurde handschriftlich<br />
mit dem Namen seines Besitzers versehen, und je<strong>der</strong> Passagier<br />
musste siebenmal sein Ticket und den Pass vorzeigen. Da bis<br />
zum „Boarding“ um 19 Uhr noch eine Stunde Zeit war, begaben<br />
wir uns wie<strong>der</strong> nach draußen, um in <strong>der</strong> Nähe des Hafens noch etwas zu trinken und nach Souvenirs Ausschau<br />
zu halten. Für mehr als einen kurzen Aufenthalt vor dem Hafengelände, wo wir Wasser kaufen konnten und<br />
Walter endlich die dringend benötigte Sonnenkappe erstand, reichte die Zeit nicht. Kurz nach 19 Uhr durften wir<br />
endlich aufs Schiff, bezogen die 5 reservierten 2-<br />
Bett-Kabinen und warteten dann in <strong>der</strong><br />
beginnenden Dämmerung an Deck auf die Abfahrt<br />
des Schiffes. Erst um 21 Uhr, es war schon fast<br />
Nacht, verließ das Schiff den Hafen <strong>von</strong> Dakar, und<br />
als die letzten Lichter hinter dem Horizont<br />
verschwanden, ließen wir uns im Schiffsrestaurant<br />
ein wohlschmeckendes Abendessen servieren.<br />
Nach einer kurzen Besprechung, bei <strong>der</strong> uns Georg<br />
die Details des IoG-Besuchs bei <strong>der</strong> GIZ schil<strong>der</strong>te, begaben wir uns – <strong>von</strong> Müdigkeit übermannt – in die<br />
Kabinen, während das Schiff in ruhiger Fahrt Kurs in den Süden nahm.
Samstag, 16.02.<br />
Keine hoher Seegang, kein<br />
Seekrankheit verheißendes<br />
Schaukeln beeinträchtigte unsere<br />
Nachtruhe, und als gegen 8.00 Uhr<br />
das Schiff vom Atlantik in den<br />
Casamance-Fluss einbog, standen<br />
wir schon alle an Deck, um die<br />
wun<strong>der</strong>bare Fahrt auf dem breiten,<br />
an beiden Ufern <strong>von</strong> dichten<br />
Mangrovenwäl<strong>der</strong>n gesäumten<br />
Meeresarm zu genießen, nur<br />
unterbrochen <strong>von</strong> einem schnellen<br />
Frühstück im Schiffsrestaurant. Nach<br />
gut drei Stunden näherten wir uns Ziguinchor, und um 11.45 Uhr legte die „Aline Sitoe Diatta“ im Hafen <strong>von</strong><br />
Ziguinchor an. In <strong>der</strong> Halle, in die die gesamte Fracht des Schiffes hineingekippt wurde, unsere Koffer und<br />
Taschen zu finden und durch die<br />
Gepäckschleuse zu bringen, verlangte<br />
Geduld und starke Nerven, weil jedes<br />
Gepäckstück nur <strong>von</strong> <strong>der</strong>jenigen<br />
Person hinausgebracht werden durfte,<br />
die es auch eingecheckt hatte. Nach<br />
einer halben Stunde aber hatten wir<br />
alle unser Gepäck geborgen und<br />
konnten uns unseren Gastgebern<br />
widmen, die am Ausgang auf uns<br />
warteten: Ibou, <strong>der</strong> Repräsentant <strong>der</strong><br />
KHS, und Moctar, <strong>der</strong> Präsident <strong>der</strong><br />
UDS, <strong>der</strong> auch zwei seiner Brü<strong>der</strong>, die<br />
in Ziguinchor leben, mitgebracht hatte.<br />
Nach herzlicher Begrüßung und<br />
gegenseitigem Bekanntmachen bestiegen<br />
wir den Bus, den Tafa für uns<br />
angeheuert hatte, und fuhren zunächst<br />
zu einem Solarhandelsgeschäft, wie wir<br />
es in Dakar vergeblich gesucht hatten.<br />
Dort konnten wir uns endgültig da<strong>von</strong><br />
überzeugen, dass alles, was für die<br />
Ausstattung <strong>der</strong> Solarschule benötigt<br />
wird, auch im <strong>Senegal</strong> beschafft<br />
werden kann, PV-Module verschiedener<br />
Größe, Regler, Wechselrichter<br />
und Akkus ebenso wie gleichstromgeeignete<br />
Radios, Lampen, Fernseh-
geräte und Ventilatoren. Die Preise sind etwa so hoch wie in Deutschland, was die Solargeräte für die Einheimischen<br />
unerschwinglich macht. Entsprechend gering ist die Nachfrage, und die Verkäuferin schien hocherfreut<br />
über die Aussicht zu sein, in uns bald<br />
einen guten Kunden zu bekommen.<br />
Nach dieser erfolgreichen Materialrecherche<br />
machten wir uns auf den Weg<br />
zum Haus <strong>von</strong> Ibous Familie am<br />
Stadtrand, wohin Ibou uns und unsere<br />
Begleiter aus Souda zum Mittagessen<br />
eingeladen hatte. Ibou hatte keine<br />
Kosten und Mühen gescheut, das Essen<br />
in seinem Haus zu einem beson<strong>der</strong>en<br />
Erlebnis zu machen: Er hatte sogar<br />
einen Koch engagiert, einen Absolventen<br />
<strong>der</strong> Gastronomie-Ausbildung des<br />
Ausbildungszentrums Baila, <strong>der</strong> alles daran setzte, uns<br />
seine Kochkunst zu präsentieren: als Vorspeise<br />
Krabben in Soße auf Salat, als Hauptgang gebratenes<br />
Hühnchen auf Reis mit Tomaten, Paprika und<br />
gekochtem Ei, als Nachtisch westafrikanische Orangen,<br />
die ein wenig wie kleine Pampelmusen aussehen, aber<br />
saftiger sind und süßer schmecken. Ein beson<strong>der</strong>es<br />
Geschmackserlebnis aber waren die aus Bissap,<br />
Baobab und Dita hergestellten Säfte, die zum Essen<br />
gereicht wurden.<br />
Nach dem kulinarischen Hochgenuss übergab Walter das Gastgeschenk <strong>der</strong> KHS, das sich Ibou für seine Frau<br />
und seine beiden Kin<strong>der</strong> gewünscht<br />
hatte, „weil er so oft für die KHS die<br />
Familie allein lassen“ müsse: einen<br />
OLPC-Laptop, wie er auch für den<br />
Betrieb im Solar Internet vorgesehen<br />
ist. Ibou und seine Frau freuten sich<br />
sichtlich darüber, zumal sich <strong>der</strong><br />
Laptop als weitgehend selbsterklärend<br />
erwies und schon eine<br />
Menge Lernsoftware enthält.<br />
Inzwischen war es 17 Uhr geworden,<br />
und wir mussten aufbrechen, um<br />
Souda, unser Ziel für die<br />
kommenden zwei Tage, noch bis<br />
Sonnenuntergang zu erreichen. Die 15 Kilometer bis Bignona waren auf <strong>der</strong> geteerten Straße schnell erreicht,<br />
die nächsten eineinhalb Stunden aber ging es über die Sandstraße, die ohnehin keine höhere Geschwindigkeit<br />
zuließ und zudem durch mehrere Ortschaften führte, an <strong>der</strong>en Anfang und Ende jeweils Stolperschwellen die<br />
Straße querten, die das Auto jedesmal in die Schrittgeschwindigkeit zwangen. Immerhin erhielten wir jetzt einen
ersten Eindruck nicht nur <strong>von</strong><br />
<strong>der</strong> abwechslungsreichen<br />
Landschaft <strong>der</strong> Casamance,<br />
son<strong>der</strong>n auch vom bunten<br />
Leben in den Dörfern abseits<br />
<strong>der</strong> Nationalstraßen.<br />
Kurz vor Einbruch <strong>der</strong><br />
Dunkelheit hielten wir am<br />
Ortseingang <strong>von</strong> Souda, wo<br />
wir <strong>von</strong> etwa 150 Menschen<br />
lautstark und begeistert<br />
begrüßt wurden. Tanzend und<br />
singend begleitete uns die<br />
Menge zur Ecole maternelle,<br />
wo man einen eigenen<br />
Empfangstisch aufgestellt hatte, an dem wir Platz zu nehmen gebeten wurden. Nachdem wir die meisten<br />
Anwesenden, darunter auch die zwei Dutzend Deutsch-Schüler des Collége <strong>von</strong> Souda, mit Handschlag und<br />
„Kassoumai“ begrüßt hatten, verkündete <strong>der</strong> Deutschlehrer, ein smarter Endzwanziger mit Bayern-Schal um den<br />
Hals, dass seine Schüler jetzt für uns „die deutsche Nationalhymne ‚Deutschland, Deutschland über alles’“<br />
singen würden. Unser Befremden über diesen Fauxpas hielt sich aber dann in Grenzen, als wir hörten, dass die<br />
Schüler ihren Vortrag ganz<br />
brav mit „Einigkeit und Recht<br />
und Freiheit für das deutsche<br />
Vaterland“ begannen und<br />
schon bei <strong>der</strong> nächsten<br />
Verszeile sowohl textlich als<br />
auch melodisch größeren<br />
Übungsbedarf zeigten. Danach<br />
führte uns eine prächtig<br />
kostümierte Trommel- und<br />
Tanzgruppe den charakteristischen<br />
Djolla-Tanz vor, <strong>der</strong><br />
erst bei vollständiger Dunkelheit<br />
beendet wurde mit dem<br />
Hinweis, dass die „offizielle“<br />
Begrüßung erst morgen bei<br />
Tageslicht stattfinden würde. Animiert durch die herzliche Begrüßung liefen wir nun, begleitet <strong>von</strong> vielen Kin<strong>der</strong>n<br />
und Jugendlichen, zum Haus des UDS-Präsidenten Moctar, das als einziges Haus in <strong>der</strong> Straße beleuchtet war.<br />
Das zeigte, dass die Solaranlage, die Basti und Peter dort vor fast 2 Jahren installiert hatten, immer noch<br />
funktionierte. Nachdem die Nachtquartiere verteilt waren – Heike und Olga, Philipp und Stefan bezogen ihre<br />
Schlafplätze im Haus gegenüber – trafen wir uns wie<strong>der</strong> in Moctars Wohnzimmer, wo uns wenig später ein<br />
reichhaltiges Abendessen mit Vorspeise und frischem Obst zum Nachtisch serviert wurde. Satt und müde <strong>von</strong><br />
<strong>der</strong> sonnenreichen Fahrt und den vielen neuen Eindrücken suchten wir schon kurz vor Mitternacht unsere<br />
Schlafräume auf.
Sonntag, 17.02.<br />
Die erste Nacht im <strong>Senegal</strong> ohne den Komfort, den wir im Hotel in Dakar hatten – elektrischer Strom, Dusche<br />
und Sitztoilette mit Wasserspülung – verlief erholsam, auch wenn <strong>von</strong> 5 Uhr morgens bis Tagesanbruch um 7.30<br />
Uhr alle Gockel in <strong>der</strong> Umgebung in einen Schrei-Wettkampf eintraten, als gelte es, den Gästen aus Europa<br />
mitzuteilen, wer hier auf dem Land das Sagen hat.<br />
Nach dem gemeinsamen Frühstück<br />
stand für die KHS als erstes die<br />
Überprüfung des Solar Internet Cafés<br />
in Moctars Haus auf dem Programm.<br />
Schnell stellte sich heraus, dass die<br />
Solarstromversorgung zwar<br />
funktionierte, aber nur zur<br />
Beleuchtung <strong>von</strong> drei Räumen des<br />
Hauses genutzt wurde. Der Internet-<br />
Zugang dagegen, <strong>der</strong> mittels<br />
Notebook und UMTS-Stick<br />
herzustellen war, funktionierte nicht<br />
mehr, weil das Notebook sich nicht<br />
mehr aufladen ließ und deshalb <strong>von</strong><br />
Moctar als „defekt“ bezeichnet<br />
wurde. Die drei OLPCs (Laptops), die seit August 2012 zur Verfügung standen, waren gar nicht angeschlossen<br />
worden, weil die UMTS-Sticks <strong>von</strong> Sonatel angeblich nicht mit dem auf den OLPCs installierten Linux-Betriebssystem,<br />
son<strong>der</strong>n nur mit Windows arbeiten können. Die Reorganisation des Solar Internet Cafés in Souda – das<br />
zeigte die Prüfung – ist dringend nötig, weil sonst die bisher investierte Ausstattung nicht für die Allgemeinheit<br />
zur Verfügung steht.<br />
Die IoG nutzte den Vormittag,<br />
um mit dem <strong>von</strong> Heike mitgebrachten<br />
Testlabor Beschaffenheit<br />
und Wasserqualität<br />
einiger Brunnen zu prüfen.<br />
Begleitet <strong>von</strong> einer Schar<br />
Kin<strong>der</strong> und Jugendlichen<br />
wurde zunächst aus einem<br />
öffentlichen Brunnen an <strong>der</strong><br />
Hauptstraße, dann aus einer<br />
Viehtränke und schließlich aus<br />
dem Brunnen <strong>der</strong> Grundschule<br />
eine Wasserprobe entnommen<br />
und einem chemischen Test<br />
unterzogen.<br />
Der Vormittag war schon fast vorüber, als sich auf <strong>der</strong> Straße vor dem Haus immer mehr Menschen einfanden,<br />
vor allem Kin<strong>der</strong> und Jugendliche mit senegalesischen und deutschen Fahnen, und uns auffor<strong>der</strong>ten, zum<br />
schräg gegenüber liegenden Versammlungsplatz zu kommen, wo nun die offizielle Begrüßung durch die<br />
Dorfgemeinschaft stattfinden werde. Man hatte, wie schon gestern abend, eine Reihe <strong>von</strong> Stühlen aufgestellt,
auf denen wir Platz nehmen durften. Der allgemeinen Feierlaune tat dies keinen Abbruch, denn nun folgte das<br />
Schauspiel des Djola-Tanzes, an dem<br />
nun auch Cumpo, <strong>der</strong> Waldgeist und<br />
zwei „Tiermasken“ beteiligt waren. Die<br />
Dramaturgie <strong>der</strong> Vorstellung blieb uns<br />
im Detail natürlich verborgen, aber<br />
man konnte erkennen, dass es um<br />
Übermut und Gehorsam, um<br />
Anpassung und Bestrafung ging. Ob<br />
die deutsche Fahne, die inmitten des<br />
Tanzplatzes aufgepflanzt wurde,<br />
irgendetwas mit <strong>der</strong> Tanzvorstellung zu<br />
tun hatte o<strong>der</strong> nur auf den Verursacher<br />
<strong>der</strong> Vorstellung hinweisen sollte,<br />
war nicht herauszufinden. Zum<br />
Abschluss brachte man uns zum<br />
Haus <strong>von</strong> Moctar, und die Frauen<br />
und Mädchen tanzten auf dem<br />
Vorplatz den charakteristischen<br />
Stampftanz, in den zuguterletzt,<br />
nachdem man uns Perlenketten<br />
um den Hals gelegt hatte, auch wir<br />
einbezogen wurden.<br />
Erst <strong>der</strong> Ruf zum Mittagessen<br />
beendete um 14.30 Uhr die<br />
beeindruckend herzliche<br />
Empfangszeremonie.<br />
Nach einer kurzen Verschnaufpause setzten die IoG ihre Wassertests in <strong>der</strong> Grundschule fort, verbunden mit<br />
einer Begutachtung <strong>der</strong> dortigen Räumlichkeiten, die nach dem Urteil des IoG-Bauingenieurs Georg zwar<br />
renovierungsbedürftig, aber<br />
sich in einem durchaus<br />
stabilen und zweckmäßigen<br />
Zustand befinden. Umso<br />
erstaunter waren wir, als wir<br />
erfuhren, dass die Gemeinde<br />
Souda beim Staat beantragt<br />
hatte, die Grundschule mit<br />
ihren über 330 Kin<strong>der</strong>n zu<br />
verlegen, und zwar in das<br />
schatten- und brunnenlose<br />
Grundstück gegenüber <strong>der</strong><br />
Ecole maternelle.
Dieser Plan <strong>der</strong> Gemeinde spielte dann auch eine Rolle in <strong>der</strong> Reunion zwischen KHS und UDS, die ab 17 Uhr<br />
in einem <strong>der</strong> Rundbauten <strong>der</strong> Ecole maternelle stattfand. Dem KHS-Gesprächsführer Walter standen dabei Cat<br />
als Dolmetscherin, Tom und Ibou zur<br />
Seite, während die UDS durch die<br />
Sprecher <strong>der</strong> einzelnen UDS-Gruppen,<br />
durch den Direktor <strong>der</strong> Ecole<br />
maternelle, den Direktor <strong>der</strong> Grundschule,<br />
den Deutschlehrer des<br />
College sowie durch Moctar als<br />
Gesprächsführer und einige einheimische<br />
Zuhörer vertreten war.<br />
In seiner Eingangsrede bedankte<br />
sich Moctar im Namen aller Einwohner<br />
<strong>von</strong> Souda für das Engagement<br />
<strong>der</strong> KHS, das <strong>der</strong> Gemeinde eine<br />
„wun<strong>der</strong>bare Ecole maternelle“<br />
ermöglicht habe, um die Souda <strong>von</strong><br />
vielen an<strong>der</strong>en Gemeinden in <strong>der</strong> Umgebung beneidet werde. Die Freundschaft mit <strong>der</strong> KHS sei jetzt schon so<br />
weit gediehen, dass wir zur Dorfgemeinschaft gehörten und uns wie Familienangehörige fühlen sollten.<br />
Außerdem hofften alle Einwohner <strong>von</strong> Souda darauf, dass die KHS in Verbindung mit den IoG zukünftig noch<br />
mehr Solartechnik nach Souda bringen werde. Nach dieser sehr warmherzigen und schmeichelhaften Botschaft<br />
besprachen wir die laufenden<br />
Projekte und welche Verbesserungen<br />
nötig und sinnvoll wären.<br />
Ab 19.30 Uhr nahmen auch die<br />
IoG an <strong>der</strong> Reunion als Zuhörer<br />
teil und erhielten so einen<br />
signifikanten Überblick über die<br />
Ecole maternelle Souda<br />
Wünsche und Vorstellungen <strong>der</strong><br />
Bevölkerung <strong>von</strong> Souda.<br />
Nacheinan<strong>der</strong> trugen die<br />
Vertreter <strong>der</strong> Schulen, <strong>der</strong><br />
Frauen, <strong>der</strong> Krankenstation und<br />
Geplantes Grundstück Grundschule<br />
<strong>der</strong> Jugend ihre Wünsche vor,<br />
einiges da<strong>von</strong> sinnvoll und<br />
machbar, manches sicher sinnvoll, aber kostspielig, manches aber auch wenig sinnvoll, wie z.B. <strong>der</strong> Wunsch <strong>der</strong><br />
UDS, die KHS möge auf dem neuen Areal <strong>der</strong> Grundschule den Bau <strong>von</strong> zwei zusätzlichen Klassenräumen,<br />
den Bau <strong>von</strong> Toiletten und den Bau eines Brunnens, weil das „<strong>der</strong> Staat nicht bezahlt“. Walter notierte sich alle<br />
geäußerten Wünsche, gab aber zu verstehen, dass die KHS zwar alle sinnvollen Vorschläge prüfen werde, aber<br />
finanziell <strong>der</strong>zeit nicht mehr leisten könne, als den Betrieb <strong>der</strong> Ecole maternelle im bisherigen Umfang zu<br />
unterstützen. Nach über vier Stunden war um 21.15 Uhr die Reunion beendet, und wir kehrten zurück in Moctars<br />
Haus, wo schon das Abendessen auf uns wartete. Der Tag ging zuende mit unseren Bemühungen, mittels<br />
UMTS-Stick auf den für das Solar Internet Café vorrätigen Laptops ins Internet zu gelangen. Erst weit nach<br />
Mitternacht wurden diese Versuche zugunsten <strong>der</strong> allgemeinen Nachtruhe abgebrochen.
Montag, 18.02.<br />
Den letzten Tag in Souda nutzten wir<br />
dazu, die öffentlichen Einrichtungen des<br />
Ortes zu besichtigen und die Probleme,<br />
die uns gestern in <strong>der</strong> Reunion genannt<br />
worden waren, besser kennenzulernen.<br />
Erste Station war nochmals die Grundschule,<br />
heute aber - im Gegensatz zum<br />
gestrigen Sonntag – mit Schulkin<strong>der</strong>n, die<br />
sich über die unerwartete Unterbrechung<br />
des Unterrichts sichtlich freuten. Bei <strong>der</strong><br />
Besichtigung des Verwaltungsbaus, in<br />
dem u.a. auch die Schulbibliothek untergebracht<br />
ist, konnten wir sogar eine ganz<br />
praktische Verbesserung anbringen: Mit<br />
dem als Geschenk mitgebrachten Werkzeug gelang es, alle überstehenden Nägel aus dem Dachgebälk zu<br />
entfernen und so den Zugang zum Gebäude etwas sicherer zu machen. Die Besichtigung <strong>der</strong> Klassenräume<br />
war stets verbunden mit einer Begrüßung<br />
durch die fröhlichen Schüler und<br />
anschließendem Foto. Insgesamt konnten<br />
wir uns da<strong>von</strong> überzeugen, dass die<br />
Grundschüler auf dem baumbestandenen,<br />
weitläufigen Gelände mit dem wasserreichen<br />
Brunnen wesentlich besser aufgehoben<br />
sind, als sie es auf dem neuen<br />
Gelände je sein werden. Die KHS wird <strong>der</strong><br />
UDS vorschlagen, die Grundschule nicht<br />
zu verlegen; dafür könnte sich die KHS an<br />
<strong>der</strong> Renovierung <strong>der</strong> Gebäude und an <strong>der</strong><br />
Finanzierung <strong>von</strong> mehr Unterrichtsmaterial beteiligen.
Die anschließende Visite in <strong>der</strong> Ecole<br />
maternelle bestätigte im wesentlichen das,<br />
was wir vom Direktor schon gehört hatten:<br />
Die Kin<strong>der</strong> machen einen fröhlichen,<br />
buchstäblich aufgeräumten Eindruck, und die<br />
Bereitstellung des täglichen Mittagessens<br />
läuft einwandfrei, weil auch die solarbetriebene<br />
Kühltruhe problemlos funktioniert. Das<br />
Problem mit dem Pflanzen <strong>von</strong> Schattenspen<strong>der</strong>n<br />
versucht man jetzt dadurch zu<br />
lösen, dass jede Pflanze mit einer<br />
Umrandung aus Holzpfählen umgibt, die die<br />
freilaufenden Ziegen und Rin<strong>der</strong> abhalten soll. Weil es sicher noch einige Jahre dauert, bis die Pflanzen groß<br />
genug sind, um den Kin<strong>der</strong>n Schatten zu spenden, sollen ein o<strong>der</strong> mehrere Sonnenschutzdächer aus Holz<br />
errichtet werden – das geht schnell, ist<br />
preiswert und erfüllt den gleichen Zweck<br />
wie die gemauerte „Pausenhalle“, um<br />
<strong>der</strong>en Finanzierung die UDS gebeten<br />
hat. Das Anlegen eines eigenen<br />
Brunnens auf dem Gelände wäre eine<br />
große Erleichterung, weil das Wasser<br />
zum Bekochen und Waschen <strong>der</strong> fast 90<br />
Kin<strong>der</strong> bisher immer <strong>von</strong> einem 300<br />
Meter entfernten Brunnen eimerweise<br />
herbeigeschleppt werden muss. Die KHS<br />
hat für den Brunnenbau ebenso wie für<br />
die Umzäunung des gesamten Geländes Kostenvoranschläge<br />
angefor<strong>der</strong>t und wird beide Vorhaben finanziell unterstützen. Das<br />
aktuellste Problem <strong>der</strong> Ecole maternelle ist die Beschäftigung <strong>der</strong><br />
3. Erzieherin. Weil <strong>der</strong> Staat nur zwei Erzieher bezahlt, hat die<br />
UDS eine <strong>der</strong> <strong>von</strong> <strong>der</strong> KHS bezahlten Hilfskräfte zur Erzieherin<br />
auserkoren und leistet jetzt die gleiche Arbeit wie die staatlichen<br />
Lehrkräfte, allerdings mit <strong>der</strong> Entlohnung einer Hilfskraft (25 € /<br />
Monat). Namens <strong>der</strong> KHS sagte Walter die sofortige<br />
Lohnerhöhung auf 50 € / Monat für diese 3. Erzieherin zu, betonte<br />
allerdings auch, dass die KHS nicht dauerhaft Personalkosten<br />
tragen könne, für die <strong>der</strong> Staat zuständig sei, und dass die<br />
Gemeinde Souda so schnell wie möglich beim Staat die 3.<br />
Lehrkraft beantragen müsse.
Nach <strong>der</strong> Besichtigung <strong>der</strong> Ecole maternelle fuhren wir zur ca. 2 Kilometer entfernt gelegenen neuen<br />
Krankenstation <strong>von</strong> Souda. Ohne Zweifel ist die neue Krankenstation dringend nötig und auch räumlich<br />
zweckmäßig ausgestattet. Allerdings zeigt sich auch hier ein gewisser Planungsmangel bezüglich <strong>der</strong><br />
Wasserversorgung. Es gibt an <strong>der</strong> neuen Krankenstation keinen Brunnen und das gesamte Baugebiet liegt ca.<br />
10 Meter höher als das Zentrum des Ortes, d.h. um dort einen Brunnen anzulegen, muss – bei entsprechend<br />
höheren Kosten – viel tiefer gebohrt werden, um zuverlässig das ganze Jahr über Wasser zu haben. Dieser<br />
Umstand bestätigte sich bei <strong>der</strong> Besichtigung eines 2011 neu gebauten Brunnens ganz in <strong>der</strong> Nähe: Der<br />
Brunnen, ein Geschenk einer moslemischen Organisation, ist ca. 10 Meter tief und war zum Zeitpunkt unseres<br />
Besuches, also etwa zur Hälfte <strong>der</strong> Trockenzeit, bereits völlig ausgetrocknet. Der Wunsch <strong>der</strong> UDS, die KHS<br />
möge <strong>der</strong> neuen Krankenstation einen Brunnen mit Solarpumpe spendieren, ist zwar verständlich, aber in<br />
Anbetracht <strong>der</strong> Tatsache, dass bei <strong>der</strong> Planung <strong>der</strong> Krankenstation ihre Wasserversorgung offenbar keine Rolle<br />
gespielt hat, kommt schon Zweifel auf, ob die UDS bzw. die Gemeinde Souda die Hilfsbereitschaft <strong>der</strong> KHS<br />
richtig einschätzt.<br />
Den Abschluss <strong>der</strong> Besichtigungstour bildete <strong>der</strong> Besuch des Collége, einer Schulform, die etwa unserem<br />
Gymnasium entspricht, am an<strong>der</strong>en Ende des Ortes. Der Unterricht war bereits beendet, deshalb trafen wir dort<br />
nur noch den Direktor und einige Lehrkräfte an, darunter den Deutschlehrer, <strong>der</strong> uns die wesentlichen<br />
Einrichtungen <strong>der</strong> Schule zeigte. Eine Überraschung war für uns, dass im College zwei sehr gut funktionierende<br />
Solaranlagen für Beleuchtung und Kühlung existieren und die Schule Internet-Zugang hat, aber offenbar ihre<br />
Kenntnisse und Erfahrung mit <strong>der</strong> Solartechnik nicht mit <strong>der</strong> UDS teilt. Den genauen Grund dafür kennen wir<br />
(noch) nicht, es scheint aber so, als ob das<br />
College als überörtliche Einrichtung ein vom Ort<br />
Souda und <strong>der</strong> UDS weitgehend unabhängiges<br />
Eigenleben führt und deshalb auch nur wenige<br />
Kontakte zur Einwohnerschaft bestehen.<br />
Inzwischen war es Mittag geworden und wir<br />
kehrten zurück zu Moctars Haus, wo die Frauen<br />
des Hauses uns nocheinmal bewirteten, ehe wir<br />
uns <strong>von</strong> den Vertretern <strong>der</strong> UDS, <strong>von</strong> den vielen<br />
Kin<strong>der</strong>n und schließlich <strong>von</strong> Awa, <strong>der</strong><br />
Hausherrin – nachdem Moctar schon am<br />
Morgen zu seiner kranken Tochter nach<br />
Ziguinchor gefahren war – herzlich<br />
verabschiedeten, um uns auf den Weg nach<br />
Baila zu machen.
Nach zwei Stunden erreichten wir Bignona, die 15 Kilometer <strong>von</strong> Baila entfernt liegende Kreisstadt, wo wir bei<br />
einer kurzen Besichtigung <strong>der</strong> Marktstraße festellten, dass auch in Bignona viel <strong>von</strong> dem handwerklichen<br />
Material beschafft werden kann, das für die Solarschule und die Werkstätten in Baila benötigt wird.<br />
Gegen 17.30 Uhr kamen wir schließlich<br />
im Zentrum Bailas an, wo uns<br />
schon eine große Menschenmenge<br />
erwartete und uns, kaum waren wir<br />
aus dem Auto gestiegen, singend<br />
und tanzend umringte. Im Nu hatte<br />
je<strong>der</strong> <strong>von</strong> uns ein paar Kin<strong>der</strong> an <strong>der</strong><br />
Hand, und gemeinsam liefen wir die<br />
paar hun<strong>der</strong>t Meter zum Campement<br />
„Lambita“, das für die nächsten 4<br />
Tage unser Quartier werden sollte.<br />
Bevor wir unsere Zimmer beziehen<br />
konnten, bot uns die Tanz- und<br />
Trommelgruppe <strong>der</strong> Männer noch einen Einblick in das martialische „Messerritual“, bei dem das Schneiden in<br />
den Hals und die Zunge simuliert wird,<br />
was <strong>von</strong> denen unter uns, die das noch<br />
nicht kannten, aber eher mit entsetztem<br />
Unverständnis betrachtet wurde. Das<br />
schienen die Organisatoren des<br />
Empfangs mitbekommen zu haben, denn<br />
nach kurzer Zeit gewann das Tanzen<br />
den fröhlichen und friedlichen Charakter,<br />
den es schon beim Empfang in Souda<br />
gehabt hatte. Schließlich übernahmen<br />
die Frauen ganz die Regie, und<br />
Maimouna als Anführerin animierte uns<br />
alle, wenigstens einmal lautstark<br />
angefeuert als Solist in <strong>der</strong> Tanzrunde<br />
aufzutreten. Erst nach Einbruch <strong>der</strong><br />
Dunkelheit endete <strong>der</strong> Tanzempfang, und<br />
wir bezogen unsere Zimmer im schönsten<br />
Haus des Campements, wo wir als erstes<br />
die seit drei Tagen entbehrte Dusche mit<br />
fließendem Wasser nehmen konnten. Ein<br />
gemeinsames Abendessen, hervorragend<br />
zubereitet <strong>von</strong> den Campement-Köchinnen<br />
Aida und Rama, beendete den wie<strong>der</strong>um<br />
sehr arbeits- und ereignisreichen Tag.
Dienstag, 19.02.<br />
Der Tag begann mit einer kleinen Enttäuschung: Im Gegensatz zu gestern verließ heute nur noch ein kleines Rinnsal die<br />
Dusche im Badezimmer und auch am Waschbecken lief gerade noch soviel Wasser, dass wir nicht völlig ungewaschen das<br />
Frühstück einnehmen mussten. Die Probleme mit <strong>der</strong> Wasserversorgung des Campements waren also nicht beseitigt worden,<br />
obwohl hierzu die KHS<br />
erst vor zwei Wochen 400 €<br />
gespendet hatte.<br />
Nach dem Frühstück<br />
brachte das Auto uns zum<br />
Solarschul-Baugelände<br />
am Ortsrand <strong>von</strong> Baila,<br />
wo schon <strong>der</strong> Bauunternehmer<br />
Keita, <strong>der</strong><br />
Präsident <strong>der</strong> UDB und<br />
<strong>der</strong> Bürgermeister<br />
warteten, um mit uns die<br />
Rohbauten für die Solarschule<br />
und die Solar-<br />
Werkstätten zu<br />
besichtigen.<br />
IoG Georg, als Bauingenieur ein ausgewiesener<br />
Fachmann, konstatierte nach eingehen<strong>der</strong><br />
Untersuchung des Schulgebäudes, des<br />
Werkstattbaus und <strong>der</strong> Toilettenanlage, dass die<br />
Rohbauten – <strong>von</strong> Kleinigkeiten abgesehen –<br />
sorgfältig und in guter Qualität ausgeführt sind.<br />
Das Haus für den Hausmeister und Wächter ist<br />
zwar schon fertig geplant, mit dem Bau wurde<br />
aber noch nicht begonnen. Für die Bedachung<br />
und den Innenausbau benötigt das Bauunternehmen<br />
noch etwa 4 Wochen. Für den Toilettenbau<br />
ließ sich IoG Georg spontan noch etwas<br />
beson<strong>der</strong>es einfallen: Er konzipierte an<br />
Ort und Stelle, gewissermaßen als erste<br />
Demo-Anlage für den Bereich „Erneuerbare<br />
Energien“, einen Regenwasser-<br />
Sammler unterhalb des Toilettendaches,<br />
<strong>der</strong> in den drei Monaten Regenzeit das<br />
Regenwasser nicht nur für die Toilettenspülung<br />
nutzt, son<strong>der</strong>n auch in ein<br />
Wasserreservoir leitet, aus dem noch bis<br />
weit in die Trockenzeit hinein Gießwasser<br />
gewonnen werden kann.
Nach <strong>der</strong> rund zweistündigen Besichtigung unseres Solar-Projekts ging’s gleich weiter zum staatlichen<br />
Ausbildungszentrum und dem auf dem gleichen Gelände gelegenen Informationszentrum. Ibou und Tafa hatten<br />
unseren Besuch schon lange vorher angekündigt<br />
und so wurden wir im Zentrum vom neuen Direktor<br />
Bandia, den wir bereits in Dakar kennengelernt<br />
hatten, in seinem Büro empfangen. Wir erläuterten<br />
ihm den Zweck unseres Besuches, nämlich in den<br />
nächsten drei Tagen das mitgebrachte<br />
Unterrichtsmaterial zu testen, die<br />
Ausbildungsbedingungen näher kennenzulernen<br />
und uns über den Leistungsstand <strong>der</strong><br />
Auszubildenden zu informieren. Der Direktor zeigte<br />
sich unserem „Arbeitsprogramm“ gegenüber sehr<br />
aufgeschlossen und gab zu verstehen, dass er<br />
die Zusammenarbeit mit den IoG ebenso hoch<br />
einschätzen werde wie die großzügige finanzielle<br />
Unterstützung durch die KHS, mit <strong>der</strong> erst kürzlich<br />
dringend notwendiges Lehrmaterial beschafft<br />
worden sei. Im Anschluss an dieses Gespräch mit<br />
dem Direktor begaben wir uns auf einen<br />
Rundgang durch die einzelnen Lehrwerkstätten<br />
des Ausbildungszentrums: Holzhandwerker,<br />
Automechaniker, Elektriker, Metallhandwerker, Schnei<strong>der</strong>,<br />
Köche und Kellner, Friseure. In allen Lehrwerkstätten wurde<br />
fleißig gearbeitet, weil offenbar das <strong>von</strong> <strong>der</strong> KHS bezahlte<br />
Material schon zur Verfügung stand, und alle Azubis machten<br />
den Eindruck, als wollten sie ihren „Sponsoren“ zeigen, was sie<br />
können, wenn nur das Material<br />
vorhanden ist.<br />
Zum Abschluss unseres Rundgangs<br />
trafen wir uns im Mehrzwecksaal des<br />
Informationszentrums, wo uns<br />
Bintou, die Leiterin, herzlich begrüßte<br />
und uns stolz die fünf <strong>von</strong> <strong>der</strong> KHS<br />
bezahlten Nähmaschinen zeigte, mit<br />
denen die am Zentrum ausgebildeten<br />
Schnei<strong>der</strong>innen üben können, bis sie<br />
eine feste Anstellung finden.<br />
Inzwischen war es 14 Uhr geworden<br />
und wir kehrten zurück zum Campement, um dort das Mittagessen einzunehmen und uns ein wenig auszuruhen.
Um 17.30 Uhr fuhren wir – Tafa, bou<br />
Walter, Annett, Olga und Cat – nocheinmal<br />
ins Informationszentrum, weil<br />
Tafa mit den UDB-Frauen eine –<br />
quasi nicht öffentliche – Reunion zum<br />
Thema „Mädchen-Beschneidung“<br />
organisiert hatte. Mit Tafa als<br />
Übersetzer bat Walter namens <strong>der</strong><br />
KHS die UDB-Frauen dringend<br />
darum, das Problem aktiv anzugehen<br />
und noch in diesem Jahr in Baila eine<br />
Informationskampagne gegen die<br />
Beschneidung <strong>von</strong> Mädchen durchzuführen.<br />
Die KHS werde zu diesem<br />
Zweck die Fachorganisation „Intact“<br />
akquirieren, die im <strong>Senegal</strong> schon mehrere Anti-Beschneidungskampagnen erfolgreich durchgeführt habe.<br />
Walter erklärte ferner, dass<br />
alle Mitglie<strong>der</strong>, Spen<strong>der</strong> und<br />
Paten <strong>der</strong> KHS dem Wohl<br />
und <strong>der</strong> Gesundheit <strong>der</strong><br />
Mädchen höchste Priorität<br />
einräumten und deshalb<br />
entschiedene Gegner <strong>der</strong><br />
Mädchen-Beschneidung<br />
seien, dass aber die<br />
einheimische Bevölkerung,<br />
insbeson<strong>der</strong>e die Frauen,<br />
selbst darüber entscheiden<br />
müssten, ob sie die Praxis<br />
<strong>der</strong> Beschneidung<br />
reduzieren bzw. abschaffen<br />
wollen. Wi<strong>der</strong> Erwarten stieß Walters Anregung sofort auf breite Zustimmung unter den anwesenden Frauen.<br />
Fatou, die Sprecherin, erklärte (auf Djolla), dass es schon vor einigen Jahren einen entsprechenden Kontakt mit<br />
dem Verein „Tostan“ gegeben habe, <strong>der</strong> aber inzwischen im Sande verlaufen sei. Anschließend appellierte sie,<br />
lautstark unterstützt <strong>von</strong> Mai, an die Frauen, den „Familienmitglie<strong>der</strong>n“ <strong>der</strong> KHS zu vertrauen und die überholten,<br />
schädlichen Traditionen einzutauschen gegen das bessere Leben, das die KHS gebracht habe. Selbst die<br />
traditionsbewusste Bintou, die Leiterin des Info-Zentrums und eine <strong>der</strong> einflussreichsten Frauen in Baila, wollte<br />
(o<strong>der</strong> konnte) sich <strong>der</strong> allgemeinen Stimmung gegen die Beschneidung nicht wi<strong>der</strong>setzen, son<strong>der</strong>n gab nur zu<br />
bedenken, dass die Abschaffung <strong>der</strong> Mädchen-Beschneidung nicht <strong>von</strong> heute auf morgen geschehen könne,<br />
son<strong>der</strong>n ein langwieriger Prozess sei. Die Reunion endete nach eineinhalb Stunden mit einer spontanen Tanzund<br />
Gesangsvorstellung <strong>von</strong> Mai, <strong>der</strong> sich nach und nach alle anwesenden Frauen anschlossen.<br />
Nach diesem unerwartetet positiven Ausgang brachte uns das Auto zurück ins Campement, wo wir wenig später<br />
uns das – wie immer vorzügliche – Abendessen schmecken ließen.
Mittwoch, 20.02.<br />
Der Tag begann wie gestern – kein fließendes Wasser aus <strong>der</strong> Dusche und am Waschbecken gerade soviel,<br />
dass es zu einer „Katzenwäsche“ reichte. Nach dem Frühstück (Kaffee, Tee, Weißbrot, Streichkäse, Mango- und<br />
Bissap-Marmelade) brachte das Auto<br />
Tafa, Olga, Tom und Walter nach<br />
Bignona, um um bei <strong>der</strong> staatlichen<br />
senegalesischen Telefongesellschaft<br />
(„Sonatel“) zwei UMTS-Sticks für den<br />
Internet-Zugang zu erwerben, während<br />
Heike, Annett, Georg, Cat und Philipp zu<br />
Fuß ins Ausbildungszentrum liefen, um<br />
dort bei den Elektrik-Lehrlingen mit dem<br />
Test des Unterrichtsmaterials zu<br />
beginnen. Um 12 Uhr mittags trafen wir<br />
uns alle wie<strong>der</strong> im Ausbildungszentrum,<br />
wo wir gleich in den „Salle polyvalente“<br />
aufs Podium gebeten wurden. Nichtsahnend nahmen wir an <strong>der</strong> mit Tischtuch und Tellern bestückten Tafel<br />
Platz, und wenig später kamen die<br />
Gastronomie-Lehrlinge herein und reichten<br />
jedem <strong>von</strong> uns einen Teller mit verschiedenen Kuchenstücken – für uns gebacken im Unterricht, wie uns die<br />
Ausbil<strong>der</strong>in stolz erklärte. Dazu servierten uns die Lehrlinge die delikaten Bissap- und Baobab-Säfte aus<br />
einheimischer Produktion. Wir genossen diese unerwartete Bewirtung sehr, zumal <strong>der</strong> Kuchen wirklich gut<br />
schmeckte und auch die im Saal versammelten<br />
UDB-Honoratioren – entgegen unserer<br />
Befürchtung, wir müssten jetzt gewissermaßen<br />
einem hungrigen Publikum etwas „voressen“ –<br />
ebenfalls mit Kuchen und Getränken bewirtet<br />
wurden.<br />
Wir hatten kaum den Lehr-Kuchen vertilgt,<br />
wurden wir schon nacheinan<strong>der</strong> in die<br />
benachbarte Schnei<strong>der</strong>-Lehrwerkstatt gebeten,<br />
wo offenbar gerade das richtige „Maßnehmen“<br />
gelehrt wurde. Den <strong>von</strong> einer „Couture“-<br />
Auszubildenden gemessenen Körperteilen<br />
nach zu urteilen, bereitete die Schnei<strong>der</strong>-
Lehrwerkstatt ebenfalls eine Leistungsschau<br />
vor, denn alle 10 Lehrmädchen<br />
mussten die gemessenen Werte und den<br />
Namen des „Maßgebers“ notieren.<br />
Nachdem wir alle vermessen worden<br />
waren, setzten wir den Unterrichtsbesuch<br />
bei den „Elektrikern“ fort und konnten dabei<br />
feststellen, dass das Lehrbuch für<br />
Photovoltaik, das <strong>der</strong> Peracod-<br />
Ausbildungsleiter aus Dakar geschrieben<br />
hat, offenbar we<strong>der</strong> den Lehrlingen noch<br />
den Ausbil<strong>der</strong>n Verständnisprobleme<br />
bereitet. Außerdem wurde mit dem Zuschuss <strong>der</strong> KHS, auch das stellten wir erleichtert fest, die Ausstattung <strong>der</strong><br />
Lehrwerkstatt mit Werkzeug, Meßgeräten und Verbrauchsmaterial entscheidend verbessert.<br />
Wir fühlten uns zwar noch sehr gesättigt vom Kuchen, aber um 16 Uhr stand das Mittagessen im Campement<br />
an, wie immer bestehend aus Vorspeise, Hauptgang und Nachtisch. Die Essenspause war nur kurz, denn um<br />
17.30 Uhr hatte uns Maimouna Dhiedhiou in ihr<br />
Haus im Westen <strong>von</strong> Baila eingeladen, um dort<br />
ihre Früchteverwertungsfirma „Kindio“ zu<br />
begutachten. Noch ist die Produktion im alten<br />
Haus untergebracht, weil das danebenstehende<br />
neue Haus erst im Rohbau fertig ist. Mai zeigte<br />
uns die gasbetriebenen Gerätschaften zum<br />
Trocknen, Auspressen und Einkochen <strong>der</strong><br />
verschiedenen Früchte. Neben Mangos,<br />
Papayas und Bananen verarbeitet sie auch<br />
Affenbrot, Bissap und Cashew zu Marmelade<br />
und Saft, wobei sie – mangels einheimischen<br />
Angebots – die Marmeladen-Gläser aus Frankreich importieren muss, was die Produktionskosten stark erhöht.<br />
Der vergleichsweise hohe Preis <strong>von</strong><br />
umgerechnet 1,50 € für 1,5 Liter Saft bzw. 2,30<br />
€ für ein Glas (450 Gramm) Marmelade ist<br />
auch <strong>der</strong> Grund dafür, dass Mai ihre Produkte<br />
kaum an die lokale Bevölkerung, die zum<br />
größten Teil kein Geldeinkommen hat,<br />
verkaufen kann, son<strong>der</strong>n ihre Ware in größeren<br />
Orten anbieten muss, wo es genügend<br />
zahlungsfähige Nachfrage gibt. Die damit<br />
verbundenen Transportkosten erhöhen<br />
wie<strong>der</strong>um den Preis <strong>der</strong> Ware, so dass die<br />
Möglichkeit, die Ware vor Ort zu verkaufen,<br />
weiter sinkt.<br />
Nachdem uns Mai mit Mango-Chips und Säften verköstigt hatte, bestellten wir eine Menge Marmelade und Saft,<br />
die wir vor unserer Abreise übermorgen bei ihr abzuholen versprachen.
Gegen 19 Uhr waren wir wie<strong>der</strong> zurück im Campement, wo schon die ersten Besucher des für den Abend<br />
geplanten Tanzfestes eintrafen. Um 19.30 Uhr begann die Trommelgruppe ihr Spiel, Trillerpfeifen und<br />
Klanghölzer gesellten sich dazu,<br />
und schließlich trat auch Cumpo,<br />
<strong>der</strong> Waldgeist, in Erscheinung<br />
und animierte<br />
die Kin<strong>der</strong> und Jugendlichen<br />
zum traditionellen Versteck- und<br />
Provokationsritual, diesmal noch<br />
angereichert durch die<br />
Strohfeuer, die Cumpo um sich<br />
selbst wirbelnd löschen musste. Fasziniert<br />
betrachteten wir die Menschenmenge, die nur <strong>der</strong><br />
Feuerschein flüchtig erhellte und bekamen so einen<br />
Eindruck da<strong>von</strong>, wie sich eine Dorfgemeinschaft<br />
auch ohne Fernsehen und Computer exzessiv amüsieren kann.<br />
Nach eineinhalb Stunden war die Vorstellung beendet, die Menschenmenge löste sich auf, und wir begaben uns<br />
in die Freiluft-Kantine, um die vierte Mahlzeit des Tages einzunehmen. Sättigungs- und Müdigkeitsgrad hatten in<br />
etwa Gleichstand erreicht, als wir uns noch vor Mitternacht zur Nachtruhe zurückzogen.
Donnerstag, 21.02.<br />
Heute stand als erstes die<br />
Besichtigung <strong>der</strong> Ecole maternelle<br />
auf dem Programm. Als<br />
wir um kurz nach 10 Uhr dort<br />
eintrafen, strömten die Kin<strong>der</strong><br />
aus den Häusern und versammelten<br />
sich unter Anleitung <strong>der</strong><br />
Erzieher vor den Rundbauten,<br />
um uns mit fröhlichem Winken<br />
und Klatschen zu begrüßen.<br />
Schon da konnte man erkennen,<br />
dass die Betreuung und<br />
Versorgung <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> für<br />
senegalesische Verhältnisse<br />
hervorragend ist. Nachdem wir uns auch in den<br />
einzelnen Klassen – es gibt inzwischen vier –<br />
da<strong>von</strong> überzeugt hatten, dass die positiven<br />
<strong>Bericht</strong>e <strong>von</strong> Ibou keineswegs übertrieben waren,<br />
führte uns <strong>der</strong> Direktor in den angrenzenden<br />
Gemüsegarten <strong>der</strong> EM und trafen dort auf den<br />
Gärtner und den Wächter (Gardien), die – beide<br />
<strong>von</strong> <strong>der</strong> KHS entlohnt – den Garten betreuen und<br />
damit entscheidend zum guten Gesundheitszustand<br />
<strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> beitragen.<br />
Wir waren angenehm überrascht, wie gut gepflegt<br />
<strong>der</strong> Garten ist und wieviel Obst (hauptsächlich Bananen) und Gemüse (Karotten, Salat, Tomaten, Zwiebeln) er<br />
auch ohne Dünge- und Pflanzenschutzmittel abwirft. Für das Mittagessen, das jeden Tag für die inzwischen 180<br />
Kin<strong>der</strong> gekocht wird, muss nur Reis und Fisch zugekauft werden, um die Kin<strong>der</strong> gut und gesund zu ernähren.<br />
Die Wasserversorgung <strong>der</strong> EM ist allerdings verbesserungswürdig, weil das Wasser für den Garten, für die
Küche und für das Waschen <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> eimerweise vom Brunnen <strong>der</strong><br />
benachbarten Grundschule geholt werden muss. Dazu müsste die<br />
Wasserleitung vom Brunnen in den Gemüsegarten repariert und<br />
eventuell eine zweite Wasserleitung in <strong>der</strong> Nähe <strong>der</strong> Rundbauten<br />
eingerichtet werden. In <strong>der</strong> abschließenden kurzen Reunion im<br />
Schatten des großen Mangobaumes hob <strong>der</strong> Direktor hervor, dass die<br />
EM in Baila in <strong>der</strong> ganzen Region als vorbildlich gelte, und immer<br />
häufiger nach Dakar o<strong>der</strong> Ziguinchor abgewan<strong>der</strong>te Eltern zurück nach<br />
Baila kämen, weil dort ihre Kin<strong>der</strong> in <strong>der</strong> EM betreut werden können.<br />
Seine „nicht dringenden“ Wünsche an die KHS: eine<br />
Solarstromversorgung für die<br />
Kühltruhe und für die Wasserpumpe<br />
des Gemüsegartens,<br />
zwei zusätzliche Räume im<br />
Verwaltungsbau ein paar neue<br />
Freiluft-Spielgeräte, v.a. eine<br />
Rutsche, und ein Internet-<br />
Zugang für den PC <strong>der</strong> Schule.<br />
Nach dem sehr aufbauenden<br />
Besuch <strong>der</strong> Ecole maternelle wandten wir uns einem <strong>der</strong> „Sorgenkin<strong>der</strong>“ zu: <strong>der</strong> Krankenstation <strong>von</strong> Baila. Sie<br />
liegt nur 300 Meter <strong>von</strong> <strong>der</strong> EM entfernt und war für uns auch in <strong>der</strong> größten Mittagshitze leicht zu Fuß zu<br />
erreichen. Im Hof <strong>der</strong> Krankenstation steht ein großer<br />
Krankenwagen, ein Geschenk <strong>der</strong> französischen<br />
Partnergemeinde Houdan. Allerdings ist er defekt und<br />
mangels Treibstoff, den man mit Bargeld in Bignona kaufen<br />
muss, nicht einsatzfähig. In <strong>der</strong> Krankenstation selbst<br />
empfing uns <strong>der</strong> stellvertretende Direktor Maleyni und führte<br />
uns durch die Räumlichkeiten. Im Vergleich zum<br />
letzten Besuch vor einem Jahr wirkte die<br />
Krankenstation viel aufgeräumter und gepflegter.<br />
Nach Auskunft Maleynis ist das vor allem darauf<br />
zurückzuführen, dass die KHS seit mehreren<br />
Monaten den Lohn (38 €/Person und Monat) für<br />
die 9 Angestellten <strong>der</strong> Krankenstation bezahlt und<br />
das Personal jetzt viel besser motiviert ist, alles<br />
ordentlich zu pflegen. Auch die Geburtsstation
(„Maternité“) sieht nach <strong>der</strong> Renovierung durch die<br />
französische Partnerorganisation „Kassoumai“, die im<br />
Sommer 2012 durchgeführt wurde, außen und innen<br />
wesentlich besser aus.<br />
Bei näherem Hinsehen konnte man aber unschwer<br />
feststellen, dass sowohl in <strong>der</strong> allgemeinen als auch in<br />
<strong>der</strong> gynäkologischen Station noch einiges im Argen liegt:<br />
Die Matratzen auf den Krankenbetten sind durchweg<br />
uralt, löchrig und schmutzig, die Bettwäsche ebenso.<br />
Letzteres liegt vermutlich auch am Hauptproblem <strong>der</strong><br />
Krankenstation: dem Fehlen <strong>von</strong> fließendem Wasser. IoG Georg bestätigte nach <strong>der</strong> Inspektion des Brunnens<br />
hinter <strong>der</strong> Krankenstation und des<br />
dazugehörigen Hochbehälters,<br />
dass mit <strong>der</strong> Installation einer<br />
Solarwasserpumpe die Fließwasserversorgung<br />
möglich ist. Der<br />
nötige Strom hierfür kann<br />
problemlos mit <strong>der</strong> Solaranlage<br />
<strong>der</strong> Krankenstation erzeugt<br />
werden, zumal <strong>der</strong>en Kapazität<br />
<strong>von</strong> etwa 10.000 Wp <strong>der</strong>zeit nur zu<br />
einem Viertel genutzt wird. Ein<br />
abschließen<strong>der</strong> Rundgang auf<br />
dem Gelände offenbarte noch ein<br />
weiteres Problem <strong>der</strong> Krankenstation und letztlich<br />
aller öffentlichen Einrichtungen: die Müllentsorgung.<br />
Vielfach wird <strong>der</strong> Müll ungetrennt einfach hinter o<strong>der</strong><br />
neben dem Haus angehäuft o<strong>der</strong> in einen ausgetrockneten<br />
Brunnen geworfen. Sowohl das überall<br />
praktizierte Verbrennen des Mülls als auch die<br />
ungeschützte Deponierung sind ein Risiko für die<br />
Bevölkerung, und uns wurde nochmals klar, wie<br />
wichtig das Thema „Müll“ auch im Unterricht an <strong>der</strong><br />
neuen Fachschule sein wird.<br />
Mit einer kurzen Zusammenkunft mit den Angestellten<br />
<strong>der</strong> Krankenstation und dem Direktor, in <strong>der</strong><br />
sich alle herzlich bei <strong>der</strong> KHS für die finanzielle Unterstützung bedankten, endete unser Besuch.
Die IoG verbrachten den Rest des<br />
Nachmittags im Ausbildungszentrum,<br />
um mit dem Direktor und den<br />
Ausbil<strong>der</strong>n für Schreiner und für<br />
Metallbearbeitung die praktischen<br />
Fähigkeiten <strong>der</strong> Lehrwerkstäten zu<br />
besprechen. Für die Schreiner hatten<br />
sie einen Flügel eines Windrades<br />
mitgebracht, dessen Profil in Deutschland<br />
so bearbeitet worden war, dass es<br />
optimal „im Wind liegt“. Nach <strong>der</strong><br />
Begutachtung zeigte <strong>der</strong> Schreinerausbil<strong>der</strong><br />
sich überzeugt da<strong>von</strong>, dass<br />
solche optimierten Windmühlenflügel<br />
auch in <strong>der</strong> Lehrwerkstatt angefertigt werden könnten. Den Metallbearbeitern wurden einige Metallteile<br />
vorgelegt, die für den Bau <strong>der</strong> an <strong>der</strong> Fachhochschule Regensburg entwickelten „PicoHydro“, einem kleiner<br />
Wasserkraftwerk zur Stromerzeugung, nötig sind. Auch hier bestätigte <strong>der</strong> Ausbil<strong>der</strong>, dass mit den vorhandenen<br />
Werkzeugen solche Metallteile hergestellt werden könnten. Mit diesen Aussagen wuchs die Hoffnung <strong>der</strong> IoG,<br />
dass eine <strong>der</strong> Projektvorgaben bezüglich „Erneuerbare Energien“, nämlich die Fähigkeit, Geräte zur<br />
Energieerzeugung im Land selbst herstellen zu können und nicht auf teure Importe angewiesen zu sein, sich bei<br />
entsprechen<strong>der</strong> Werkzeugausstattung tatsächlich erfüllen ließe.<br />
Den Abend verbrachten wir dann gemeinsam im Campement; nach dem Abendessen bereitete Walter die<br />
morgen anstehende große Reunion mit <strong>der</strong> UDB vor, während die IoG sich nochmals mit dem Internet-Zugang<br />
<strong>der</strong> für die Solarschule vorgesehenen OLPCs beschäftigten.
Freitag, 22.02.<br />
Unser letzter Tag in Baila begann einmal nicht mit Arbeit, son<strong>der</strong>n mit einer Kanufahrt auf dem Bolong <strong>von</strong> Baila,<br />
zu <strong>der</strong> die UDB eingeladen und die zwei Bootsführer aus dem Campement angeheuert hatte. Das traditionsreiche<br />
Fischerkanu („pirogue“) ist aus einem einzigen massiven<br />
Baumstamm gefertigt und entsprechend schwer. Deshalb dauerte es 20<br />
Minuten, bis 6 starke Männer das große Kanu für 5 Personen vom<br />
Sandstrand ins Wasser geschleppt hatten. Nachdem auch das zweite<br />
Kanu mit 3 Personen besetzt war – nur Walter verzichtete auf einen<br />
Platz im Boot – trieben die Boote, unterstützt <strong>von</strong> Stechpaddeln,<br />
gemächlich auf dem seichten,<br />
aber breiten Bolong bis hinter<br />
die Brücke <strong>von</strong> Baila, wo sich<br />
<strong>der</strong> Bolong fast zu einem See<br />
ausweitet. Nach fast<br />
einstündiger Fahrt kehrten wir<br />
– ermüdet vom Frühstück und<br />
<strong>der</strong> beginnenden Mittagshitze<br />
– wie<strong>der</strong> zurück zum Strand<br />
hinter dem Campement.<br />
Die heute beson<strong>der</strong>s große Hitze nutzten die IoG<br />
dazu, im Ausbildungszentrum einen <strong>der</strong> SK14-<br />
Parabolkocher zu testen, <strong>der</strong> seit zwei Jahren schon<br />
ungenutzt in <strong>der</strong> Metall-Lehrwerkstatt steht. Bevor<br />
<strong>der</strong> Kocher benutzt werden konnte, mußte erst die<br />
stark verstaubte Spiegelfläche gereinigt werden,<br />
was sich als ziemlich schwierig erwies, weil sich <strong>der</strong><br />
Sand- und Staubfilm mit dem wenigen Wasser, das<br />
zur Verfügung steht, kaum beseitigen ließ.<br />
Entsprechend fiel dann auch das Ergebnis des<br />
Tests aus: Statt <strong>der</strong> <strong>von</strong> EG Solar propagierten
einen Stunde, die das Erhitzen <strong>von</strong> Wasser auf<br />
100 Grad benötigt, dauerte es – trotz maximaler<br />
Sonneneinstrahlung und einer Lufttemperatur <strong>von</strong><br />
ca. 35 Grad – fast zweieinhalb Stunden, bis die<br />
IoG den Lehrlingen <strong>der</strong> Metallausbildung die<br />
solarenergetisch zubereitete Nudelsuppe<br />
anbieten konnten. Der Test zeigte immerhin sehr<br />
deutlich, dass sich nur mit einem blitzblanken<br />
Parabolkocher die Kochzeit gegenüber einem<br />
Holzfeuer reduzieren lässt, dass <strong>der</strong><br />
Parabolspiegel immer <strong>der</strong> größtmöglichen<br />
Sonnenbestrahlung ausgesetzt sein muss und<br />
dass die Hitze im Fokus des Spiegels genauso gefährlich ist wie das offene Feuer. Zusammengefasst: Das<br />
Kochen mit dem Parabolkocher wird das traditionelle Kochen mit Holzfeuer nicht ersetzen, son<strong>der</strong>n nur<br />
ergänzen können.<br />
Zum Mittagessen kamen wir wie<strong>der</strong> im Campement zusammen, und nach einer kurzen Ruhepause begann<br />
pünktlich um 16 Uhr die große Reunion <strong>von</strong> KHS und UDB, an <strong>der</strong> auch die IoG vollzählig teilnahmen. Die<br />
Simultan-Übersetzung übernahmen, wie schon bei <strong>der</strong> Reunion in Souda, Catherine und Tafa.<br />
Der Chef d’ UDB, Ousmane Djiba, begrüßte offiziell die Gäste und betonte, dass die Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> KHS mehr<br />
als nur Gäste und Freunde seien und als Brü<strong>der</strong> und Schwestern unwandelbar zur Dorffamilie gehörten. Das<br />
langjährige Engagement <strong>der</strong> KHS habe den Ort Baila aufblühen lassen, und beson<strong>der</strong>s das neue Projekt,<br />
Solarschule und Werkstätten, mache Baila zum Zentrum <strong>der</strong> für den ganzen <strong>Senegal</strong> so wichtigen Solartechnik.<br />
Dies werde auch <strong>von</strong> den staatlichen Instanzen bis hinauf zur Regierung des <strong>Senegal</strong> so gesehen.<br />
Nach dem Chef d’ UDB ergriffen nacheinan<strong>der</strong> <strong>der</strong> Chef de village, Fatou für die Frauen, <strong>der</strong> Vertreter <strong>der</strong> Alten,<br />
<strong>der</strong> Vertreter <strong>der</strong> Jugend und schließlich Maimouna das Wort, um <strong>der</strong> KHS für ihr langjähriges Engagement zu<br />
danken und die große Bedeutung <strong>der</strong> geplanten Solar-Werkstätten für die soziale und ökonomische Zukunft<br />
Bailas und <strong>der</strong> gesamten Region hervorzuheben.<br />
Als Vertreter des KHS-Vorstands begrüßte Schriftführer Walter auch im Namen <strong>von</strong> <strong>der</strong> KHS-Präsidentin Inge<br />
und des Schatzmeisters Friedbert die Versammlungsteilnehmer und bestellte die herzlichen Grüße aller<br />
Mitglie<strong>der</strong>, Paten und<br />
Spen<strong>der</strong> <strong>der</strong> KHS. Dann<br />
stellte er die KHS/IoG-<br />
Delegation als „neue<br />
Freunde Bailas“ vor und<br />
bedankte sich für den<br />
herzlichen Empfang und<br />
die sehr<br />
freundschaftlichen und<br />
konstruktiven<br />
Gespräche, die in den<br />
vergangenen Tagen mit<br />
allen Projektbeteiligten<br />
geführt werden konnten.
Der Leiter <strong>der</strong> IoG-Delegation, Georg Sixdorf, hob hervor, wie wichtig die sinnvolle Nutzung <strong>der</strong> Regenerativen<br />
Energien für Baila, die Region, den <strong>Senegal</strong> und für ganz Afrika sei und dass die IoG gerne einen technisch<br />
fundierten Beitrag dazu<br />
leisten möchte, die neue<br />
Berufsschule für Solartechnik<br />
und Erneuerbare<br />
Energien zum Erfolg zu<br />
führen. Die große<br />
Begeisterung <strong>der</strong> gesamten<br />
Bevölkerung für die<br />
nachhaltige Nutzung <strong>der</strong><br />
Solarenergie sei deutlich<br />
zu spüren und sei die<br />
beste Grundlage für ein<br />
dauerhaftes Engagement<br />
<strong>der</strong> IoG.<br />
Nach diesem ausführlichen,<br />
aber für ein gutes<br />
Arbeitsklima enorm<br />
wichtigen Austausch <strong>von</strong> Höflichkeiten wurden <strong>der</strong> Reihe nach alle gemeinsamen Projekte und Themen<br />
besprochen, wobei jeweils <strong>der</strong> UDB-Verantwortliche berichtete, Nachfragen beantwortete und abschließend<br />
seine Wünsche an die KHS äußerte. Auf diese Weise wurden die Solarschule, die Solar-Werkstätten, die<br />
Krankenstation, die Ecole maternelle, das Informationszentrum für Mädchen und Frauen, das staatliches<br />
Ausbildungszentrum und schließlich als beson<strong>der</strong>s aktuelles Thema das Wasserversorgungsnetz <strong>von</strong> Baila<br />
durchgesprochen.<br />
Abgeschlossen wurde die Reunion mit zwei Redebeiträgen aus dem Publikum: Astou Dieme aus Gambia, die<br />
als Gast <strong>der</strong> UDB an <strong>der</strong> Reunion teilnahm, berichtete, dass <strong>der</strong> hervorragende Ruf Bailas und seiner<br />
gedeihlichen Verbindung<br />
mit <strong>der</strong> KHS bis nach<br />
Gambia gedrungen sei<br />
und schon mehrere junge<br />
Leute, die nach Gambia<br />
abgewan<strong>der</strong>t waren,<br />
veranlasst habe, nach<br />
Baila zurückzukehren.<br />
Der Sprecher <strong>der</strong> „Jeunesse“<br />
bedankte sich für<br />
alles, was die KHS für die<br />
Jugend <strong>von</strong> Baila getan<br />
habe und noch weiter zu<br />
tun gedenke. Um ihrer<br />
Dankbarkeit gegenüber<br />
<strong>der</strong> KHS Ausdruck zu<br />
verleihen, habe die
Jugend <strong>von</strong> Baila und <strong>der</strong> umliegenden Ortschaften letztes Jahr einen Fußballwettbewerb ins Leben gerufen,<br />
<strong>der</strong> den Namen „Kin<strong>der</strong>hilfe Cup“ trägt.<br />
Nach rund vier Stunden beendete <strong>der</strong> Chef<br />
d’UDB die Reunion und mo<strong>der</strong>ierte Walters<br />
Übergabe <strong>der</strong> Geldgeschenke <strong>der</strong> KHS an<br />
die Notablen, die Frauen und die Jugend<br />
<strong>der</strong> UDB sowie an die Ecole maternelle.<br />
Die IoG-Delegation übergab als Gastgeschenk<br />
dem Direktor des Ausbildungszentrums<br />
einen und dem Chef d’UDB zwei<br />
qualitativ hochwertige, optimal gefüllte<br />
Werkzeugkoffer.<br />
Inzwischen war es 19.30 Uhr geworden,<br />
und das Campement füllte sich nach und<br />
nach mit Kin<strong>der</strong>n, Jugendlichen und<br />
Erwachsenen, die das nun folgende<br />
Abschiedstanzfest zu unseren Ehren<br />
mitgestalten wollten.<br />
Bevor wir uns unter die Tanzenden<br />
mischen konnten, baten uns <strong>der</strong> Chef d’<br />
UDB und Fatou, die Vertreterin <strong>der</strong> Frauen<br />
in den Vorraum des Hauses, wo je<strong>der</strong> <strong>von</strong><br />
uns den Boubou überreicht bekam, <strong>der</strong> in<br />
den letzten zwei Tagen <strong>von</strong> den Schnei<strong>der</strong>-<br />
Auszubildenden maßgeschnei<strong>der</strong>t worden<br />
war. Derart dekoriert und uniformiert<br />
begaben wir uns zur Tanzfläche vor dem<br />
Haus, wo die Trommelgruppe inzwischen<br />
schon zur Hochform aufgelaufen war.<br />
Begeistert angefeuert vom umstehenden<br />
Publikum gaben wir alle<br />
unser Bestes, den Tanzstil <strong>der</strong> Djolla<br />
sowohl gemeinsam als auch solistisch<br />
nachzuahmen. Gegen 22 Uhr<br />
beendete die Trommelgruppe ihre<br />
Vorstellung, die vielen Kin<strong>der</strong> und<br />
Jugendlichen verließen nach und<br />
nach das Campement, und wir<br />
wurden zum letzten Abendmahl in<br />
Baila gebeten, für das sich die<br />
Köchinnen Aida und Rama<br />
nocheinmal beson<strong>der</strong>s Mühe<br />
gegeben hatten. Der Abend klang aus mit Gesprächen auf <strong>der</strong> Veranda bzw. am Lagerfeuer, das die Trommler<br />
speziell für die U30-Fraktion unter uns entzündet hatte.
Samstag, 23.02.<br />
IoG Georg war schon frühmorgens mit dem Leiter des „Wasserkomitees“ verabredet, um das ominöse<br />
Wassernetz <strong>von</strong> Baila näher kennenzulernen und herauszufinden, warum die Wasserversorgung in Baila nur<br />
mangelhaft funktioniert. Das Wassernetz in Baila, so<br />
berichtete uns Georg, besteht eigentlich aus drei in<br />
verschiedenen Jahrzehnten aufgebauten Netzen, die<br />
ohne exakte Analyse <strong>der</strong> Abnahmestellen, <strong>der</strong><br />
Leitungsqualität und des erfor<strong>der</strong>lichen Wasserdrucks<br />
zusammengeschaltet wurden. Um (bei geschätzten<br />
Leitungsverlusten <strong>von</strong> 30%) genügend Wasser aus dem<br />
100 Meter tiefen Brunnen in den ca. 15 Meter hohen<br />
Hochbehälter zu pumpen, muss die Dieselpumpe täglich<br />
mehrere Stunden laufen und verbraucht dabei 30 – 40<br />
Liter Sprit. Das erklärt, warum z.B. im Campement<br />
Wasser nur an manchen Tagen und nur für wenige<br />
Stunden verfügbar war.<br />
Nachdem wir uns sehr freundschaftlich <strong>von</strong> allen<br />
verabschiedet hatten, die uns den Aufenthalt in<br />
Baila so angenehm gemacht hatten, verließen wir<br />
um 11 Uhr das Campement und fuhren zu<br />
Maimounas Haus, wo wir unsere vorgestern<br />
bestellten Marmeladegläser und Sirupflaschen<br />
ausgehändigt bekamen. Mai ließ es sich dabei nicht<br />
nehmen, jedem <strong>von</strong> uns noch ein Glas Marmelade zu<br />
schenken. Mit diesen authentischen Souvenirs aus Baila<br />
im Gepäck machten wir uns, nach einem kurzen Besuch<br />
bei Ibous Tante, auf den Weg nach Abene, <strong>der</strong> letzten<br />
Station unserer <strong>Reise</strong>.<br />
Auf <strong>der</strong> zweistündigen Fahrt in <strong>der</strong> Mittagshitze über die<br />
bis Djouloulou asphaltierte, dann aber sehr staubige<br />
Straße nach Abene machte sich allgemeine Müdigkeit<br />
breit. Dösend erreichten wir Abene, wo wir zuerst in einem
Gemischtwarenladen haltmachten, um<br />
uns mit Mineralwasser einzudecken und<br />
Geld zu wechseln, was <strong>der</strong><br />
Geschäftsinhaber mit 650 CFA für 1 Euro<br />
zu einem deutlich besseren Kurs anbot<br />
als die offiziellen Wechselstuben. Eine<br />
Viertelstunde später betraten wir das<br />
Campement „Casamar“, das schon öfter<br />
<strong>der</strong> KHS als Quartier gedient hatte. Wir<br />
waren die einzigen Gäste und konnten<br />
uns nach Belieben auf die vier<br />
Bungalows verteilen, in denen jeweils<br />
zwei Zimmer sich eine Dusche/Toilette<br />
teilen. Die Crew des Campements hatte<br />
schon das Mittagessen vorbereitet, und so saßen wir gegen 14.30 Uhr in <strong>der</strong> „Cantina“ des Casamar und ließen<br />
uns eine hervorragende Fischmahlzeit schmecken. Danach gab’s dann kein Halten mehr – durch eine kleine<br />
Allee hinüber zum 500 Meter entfernten Strand und hinein in die langersehnten Wogen des Atlantik! Am fast<br />
menschenleeren Strand befindet sich seit<br />
zwei Jahren eine kleine sonnengeschützte<br />
Strandbar, in <strong>der</strong> wir – versorgt mit eiskaltem<br />
Bier -den restlichen Nachmittag bis zum<br />
spektakulären Sonnenuntergang verbrachten,<br />
unterbrochen nur durch den wie<strong>der</strong>holten<br />
Genuss <strong>der</strong> Meereswellen, die, vom<br />
Nordwest-Wind angefacht, gelegentlich fast<br />
zwei Meter Höhe erreichten. Das Baden im<br />
Meer, das Ausruhen am Strand und nicht<br />
zuletzt das nochmals üppige Abendessen<br />
sorgten dafür, dass wir uns schon vor<br />
Mitternacht in Morpheus’ Arme betteten.
Sonntag, 24.02.<br />
Die erholsame Nachtruhe veranlasste einige, noch vor dem Frühstück ein kurzes Bad im Meer zu nehmen,<br />
an<strong>der</strong>e nützten die frische Morgenluft, um den Botanischen Garten rund um die Bungalows zu erkunden. Womit<br />
er gerade im <strong>Senegal</strong> nicht gerechnet hatte, erlebte Walter im Garten des Campements: In etwa 60 Meter<br />
Entfernung kreuzten 10 - 15<br />
Wildschweine, darunter mehrere<br />
Jungtiere, das Gelände und<br />
verschwanden eilends im Unterholz.<br />
Während des Frühstücks auf <strong>der</strong><br />
Speiseveranda besuchte uns eine<br />
junge Frau aus Abene, eine<br />
Schnei<strong>der</strong>in, und bot uns verschiedene<br />
selbstgeschnei<strong>der</strong>te Textilien zum Kauf<br />
an. Die Klei<strong>der</strong>, Hemden und Blusen,<br />
die sie mitgebracht hatte, waren<br />
Batiken, d.h. absolute Einzelstücke,<br />
was Farbe und Muster betrifft. Spontan<br />
entschloss sich Walter, zwei <strong>der</strong> Batik-Klei<strong>der</strong> zum Preis <strong>von</strong> 30.000 CFA (~ 46 €) als Mitbringsel für Frau und<br />
Tochter zu erstehen. Tom hingegen, <strong>der</strong> schon lange auf einen Festtags-Boubou mit Stickereien spekuliert<br />
hatte, vereinbarte mit <strong>der</strong> Schnei<strong>der</strong>in, in ihrem<br />
Geschäft einen Batik-Stoff auszusuchen und sich<br />
bis morgen daraus einen Festtags-Boubou<br />
anfertigen zu lassen.<br />
Nach dem Frühstück, das wegen des Verkaufsbesuchs<br />
etwas länger dauerte, stand die<br />
Einladung <strong>von</strong> Tafa auf dem Plan, ihn und seine<br />
Familie im Norden Abenes zu besuchen. Um<br />
11.30 Uhr holte uns <strong>der</strong> Bus im Campement ab,<br />
und wir fuhren zunächst zu dem kleinen<br />
Schnei<strong>der</strong>laden in <strong>der</strong> Hauptstraße, wo Tom den<br />
Batik-Stoff auswählte und den Boubou in Auftrag<br />
gab. Nach zwanzig Minuten Fahrt über sandige Waldwege erreichten wir am frühen Nachmittag Tafas Haus, das<br />
sich nur ein paar hun<strong>der</strong>t Meter entfernt vom<br />
Strand befindet. Wir wurden dort schon <strong>von</strong><br />
seiner „Kern“-Familie, d.h. seiner Mutter, seiner<br />
Frau, seiner Schwägerin und seinen zwei<br />
Kin<strong>der</strong>n Tafa jun. und Inga, sehr herzlich<br />
begrüßt und bekamen auch gleich Tafas<br />
jüngsten Sprößling zu Gesicht, den drei Monate<br />
alten, fröhlichen und wohlgenährten Jonas.<br />
Während die Frauen des Hauses das<br />
Mittagessen vorbereiteten, zeigte uns Tafa das<br />
Haus und die vor knapp zwei Jahren <strong>von</strong> den<br />
IoG Basti und Peter aufgebaute Solaranlage,
die – weil Tafa sich damit ganz gut<br />
auskennt – problemlos ihren Dienst tut,<br />
d.h. den Strom für die Beleuchtung, das<br />
Notebook, den Fernseher und das<br />
Handy-Ladegerät liefert. Das<br />
Mittagessen, wie<strong>der</strong>um bereichert durch<br />
Bissap- und Baobab/Bananen-Saft,<br />
schmeckte uns - wie eigentlich immer im<br />
<strong>Senegal</strong> – ausgezeichnet. Nach dem<br />
Mittagessen mussten wir uns <strong>von</strong> Ibou<br />
verabschieden, <strong>der</strong> zurück nach<br />
Ziguinchor fuhr, weil sein Urlaub, den er für<br />
unsere Betreuung genommen hatte, zuende<br />
war und er morgen wie<strong>der</strong> seinen Dienst als<br />
Grundschullehrer antreten muss. Wir dankten<br />
ihm sehr für die umsichtige Organisation und<br />
Begleitung <strong>der</strong> <strong>Reise</strong>, und Walter bestätigte ihm<br />
nochmals ausdrücklich, wie wertvoll seine<br />
Arbeit für die KHS und ihre Projekte nach wie<br />
vor ist.<br />
Den Nachmittag verbrachten wir, begleitet <strong>von</strong><br />
Tafa und seinen Kin<strong>der</strong>n, wie<strong>der</strong> am Meer, zu<br />
dem zu gelangen allerdings einen zwanzigminütigen<br />
Fußweg erfor<strong>der</strong>t, weil alle Grundstücke<br />
inzwischen eingezäunt sind und nur alle<br />
paar hun<strong>der</strong>t Meter ein öffentlicher Weg durch<br />
die Dünen zum Strand führt. Den Fußweg<br />
nimmt man allerdings gerne in Kauf, wenn man<br />
dann auf ein so wun<strong>der</strong>bar naturbelassenes<br />
und ruhiges Meeresufer trifft wie hier in Abene.<br />
Der Sandstrand, <strong>der</strong> fast 150 Meter weit sanft<br />
ins Wasser abfällt und bei je<strong>der</strong> Welle eine Unzahl<br />
<strong>von</strong> Muschelschalen, kleinen Krebsen und<br />
an<strong>der</strong>es Kleingetier freigibt, und die<br />
schattenspendenden Sträucher und Bäume<br />
passen ideal zum geplanten Projekt <strong>der</strong> KHS, auf<br />
Tafas Grundstück ein Ferienheim für Kin<strong>der</strong> zu<br />
bauen, die, auch wenn sie schon 12 o<strong>der</strong> 13<br />
Jahre alt sind, noch nie das Meer gesehen und<br />
erlebt haben.
Nach sehr erholsamen zwei Stunden am Meer <strong>von</strong> Abene kehrten wir zurück zu Tafas Haus. Die IoG machten<br />
sich nocheinmal an die Arbeit mit Begutachtung <strong>der</strong> häuslichen Kochstelle und des Brunnens auf dem Gelände,<br />
dem eine Wasserprobe entnommen wurde,<br />
um den Salzgehalt und die mikrobielle<br />
Belastung zu prüfen. Danach lagerten wir<br />
unter dem Baum vor dem Haus, tranken den<br />
durch ständiges Umgießen eingedickten und<br />
deshalb enorm starken schwarzen Tee und<br />
unterhielten uns über die Lebensverhältnisse<br />
in <strong>der</strong> Casamance, bis <strong>der</strong> Abend dämmerte.<br />
Nach dem herzlichen Abschied <strong>von</strong> <strong>der</strong><br />
Familie und dem Austausch <strong>von</strong><br />
Gastgeschenken – Tafa und seine Frau<br />
überreichten jedem <strong>von</strong> uns ein Päckchen mit<br />
Bissap-Blüten und Baobab-Früchten – fuhren wir zurück ins Campement. Obwohl die Küche des Campements<br />
heute geschlossen war, bekamen wir zwei Stunden später ein vollwertiges Abendessen serviert: Tafa brachte es<br />
uns <strong>von</strong> zuhause, wo es Frau und seine<br />
Schwägerin extra für uns gekocht und in<br />
Töpfe und Schüsseln gefüllt hatten.<br />
So geriet auch <strong>der</strong> letzte Abend unseres Besuches im <strong>Senegal</strong> nocheinmal zu einem Höhepunkt <strong>der</strong><br />
Gastfreundschaft, <strong>von</strong> denen wir schon so viele in den letzten 12 Tagen erlebt hatten.
Montag, 25.02.<br />
Den letzten Tag unserer <strong>Reise</strong> begannen wir mit dem gemeinsamen Frühstück auf <strong>der</strong> Speiseveranda des<br />
Campements. Den ganzen Vormittag war dann Packen und Abrechnen angesagt. Immerhin gelang es den IoG,<br />
wenigstens in <strong>der</strong> Mittagszeit – dem bevorstehenden (deutschen) Winter zum Trotz – noch ein letztes Mal im<br />
Atlantik zu baden und die Sonne zu genießen. Tom, Cat und Walter liefen unterdessen zum Schnei<strong>der</strong>geschäft,<br />
um dort den neuen Boubou <strong>von</strong> Tom abzuholen. Der war tatsächlich über Nacht fertig geworden und ging gegen<br />
die Zahlung <strong>von</strong> 32.000 CFA (ungefähr 50<br />
€) in den Besitz <strong>von</strong> Tom über. Einen<br />
„senegalesischen Kaftan“ aus dreieinhalb<br />
Metern Stoff <strong>von</strong> bester Qualität binnen 24<br />
Stunden maßgeschnei<strong>der</strong>t zu bekommen,<br />
zeigte wie<strong>der</strong> einmal, dass es im <strong>Senegal</strong><br />
nicht an handwerklichem Talent, Flexibilität<br />
und Fleiß fehlt, son<strong>der</strong>n vor allem an<br />
zahlungsfähiger Nachfrage, die auf dem<br />
Land lei<strong>der</strong> fast ausschließlich bei den<br />
Besuchern aus Europa vorhanden ist.<br />
Um 14 Uhr wurde uns die letzte warme<br />
Mahlzeit auf senegalesischem Boden<br />
serviert, und um 15.30 Uhr standen die<br />
zwei <strong>von</strong> Tafa organisierten japanischen<br />
Jeeps am Eingang bereit, um uns zum<br />
Flughafen Banjul zu bringen. Bevor wir den<br />
80 Kilometer weiten Weg nach Banjul<br />
einschlugen, machten wir noch in Abene<br />
Halt an einem spektakulären<br />
Naturdenkmal, nämlich dem größten<br />
Kapok-Baum des <strong>Senegal</strong>. So jedenfalls<br />
wird dieser annähernd 80 Meter hohe, aus<br />
mehreren Stämmen bestehende Riese mit<br />
seinen gewaltigen Luftwurzeln<br />
angepriesen. Dieser Kapok gilt vielen<br />
Einheimischen als heilig, und angeblich
sollen dort auch noch<br />
Mädchen-Beschneidungen<br />
durchgeführt werden. Mit<br />
einem Gruppenfoto vor<br />
dem Baumriesen<br />
verabschiedeten wir uns<br />
<strong>von</strong> Abene und dem<br />
<strong>Senegal</strong> und fuhren auf<br />
<strong>der</strong> N5 in Richtung<br />
Gambia, dessen südliche<br />
Grenze wir um 18.30 Uhr<br />
erreichten. Am<br />
gambischen Grenzposten<br />
in Sukuta mussten wir alle<br />
aussteigen, um im Haus<br />
<strong>der</strong> Grenzpolizei das<br />
dem Flughafen Yundum kamen, desto<br />
zahlreicher wurden die Autos. Kurz vor dem<br />
Flughafen musste die ganze Autoschlange<br />
plötzlich hart rechts am Straßengraben<br />
anhalten, und wenige Sekunden später<br />
raste ein Konvoi <strong>von</strong> 10-15 schweren<br />
Limousinen und Militärfahrzeugen mit<br />
aufgepflanzetem Maschinengewehr unter<br />
Hupen und Sirenengeheul an uns vorbei in<br />
Richtung Flughafen – <strong>der</strong> gambische<br />
Präsident Jammeh und seine Entourage<br />
hatte uns gezeigt, wem die Straße gehört…<br />
Um kurz vor 20 Uhr erreichten wir „New<br />
erstaunlicherweise kostenlose<br />
Visum zu erhalten. Die Beamten<br />
waren, als sie uns als<br />
Hilfsorganisation identifiziert<br />
hatten, durchaus freundlich, und so<br />
dauerte die Prozedur nur eine<br />
knappe halbe Stunde, bis wir<br />
weiterfahren durften. Die Straße<br />
nach Banjul, <strong>der</strong> „Brikama<br />
Highway“ ist gut ausgebaut, die<br />
Orte und Häuser links und rechts<br />
<strong>der</strong> Straße wirken gepflegt und<br />
längst nicht mehr so ärmlich wie<br />
vor 6 Jahren, als Walter die gleiche<br />
Strecke gefahren war. Je näher wir
Yundum“, den neuen Flughafen, entlohnten<br />
die Fahrer und brachten uns und das<br />
Gepäck in den Wartesaal. Dort hieß es<br />
jetzt, die 6 Stunden Wartezeit bis zum<br />
Abflug zu überbrücken. Zum Glück war das<br />
Flughafen-Restaurant im Obergeschoss<br />
noch geöffnet und wir konnten uns dort<br />
wenigstens bis 22.30 Uhr nie<strong>der</strong>lassen und<br />
etwas essen und trinken. Um 23 Uhr<br />
endlich konnte das Einchecken beginnen.<br />
Zuvor verabschiedeten wir uns dankbar<br />
<strong>von</strong> Tafa, <strong>der</strong> uns ununterbrochen vom<br />
ersten Tag an bis zu dieser Stunde begleitet hatte, die gesamte <strong>Reise</strong> perfekt organisiert, den „Afrika-Neulingen“<br />
je<strong>der</strong>zeit mit Rat und Tat zur Seite gestanden hatte und letztlich <strong>der</strong> Garant dafür war, dass wir alle geplanten<br />
Arbeiten erledigen und doch<br />
unversehrt, vollzählig und<br />
gesund den Heimweg antreten<br />
konnten.<br />
Beim Einchecken bekam<br />
Walter noch ein Problem,<br />
weil sein Koffer das zulässige<br />
Gewicht <strong>von</strong> 23 Kilogramm<br />
deutlich überschritt,<br />
die an<strong>der</strong>en aber ihr Gepäck<br />
schon aufgegeben hatten, so<br />
dass ein Umpacken nicht<br />
mehr möglich war. Dieser<br />
Fall scheint öfter vorzukommen,<br />
denn in Windeseile<br />
war ein Helfer zur Stelle, <strong>der</strong><br />
Walter zu einem Kiosk brachte, wo er für 5 € eine große Plastiktasche kaufen konnte, die - mit dem Übergepäck<br />
gefüllt – an einer ebenfalls dort bereitstehenden Maschine zum Preis <strong>von</strong> 2 € mit mehreren Lagen Plastikfolie<br />
umwickelt wurde. Das alles war binnen 10 Minuten erledigt, und als Dank für die effektive Hilfe übergab Walter<br />
dem Helfer gerne seine letzten 5000 CFA.
Dienstag, 26.02.<br />
Die restlichen 2 Stunden bis zur „Boarding Time“ um 1 Uhr 15 verbrachten wir dann schlafend bzw. dösend im<br />
Wartesaal. Endlich konnten wir an Bord und die Boeing 737 <strong>der</strong> Royal Air Maroc startete schon 15 Minuten<br />
früher als vorgesehen, nämlich um 1.45<br />
Uhr, vermeintlich nach Casablanca. Man<br />
hatte uns nicht gesagt, dass das<br />
Flugzeug zunächst nach Conakry in<br />
Guinea flog, dort 45 Minuten Aufenthalt<br />
hatte und erst um 3.30 wie<strong>der</strong> in den<br />
Norden nach Casablanca startete. An<br />
richtiges Schlafen war also nicht zu<br />
denken, nicht nur wegen <strong>der</strong> beengten<br />
Sitzverhältnisse, son<strong>der</strong>n auch, weil um 5<br />
Uhr das Frühstück serviert wurde, ehe wir<br />
um 7 Uhr morgens in Casablanca<br />
landeten.Nochmal 4 Stunden im<br />
Wartesaal des Flughafens Casablanca, dann endlich saßen wir – wie<strong>der</strong> in einer Boeing 737 – im Flugzeug<br />
nach Frankfurt, wo wir, nach dem Vorstellen <strong>der</strong> Uhrzeit um eine Stunde und dem schlafraubenden Mittagessen<br />
an Bord, pünktlich um 15.25<br />
Uhr eintrafen. Frankfurt<br />
empfing uns außer mit<br />
nasskaltem Wetter und<br />
Temperaturen unter dem<br />
Gefrierpunkt auch mit<br />
Problemen, die wir in den<br />
vergangenen zwei Wochen im<br />
<strong>Senegal</strong> nicht erlebt hatten:<br />
Zunächst mussten wir 1<br />
Stunde auf unser Gepäck<br />
warten, dann war die<br />
<strong>Reise</strong>tasche <strong>von</strong> Tom<br />
verschwunden und tauchte<br />
erst eine halbe Stunde später<br />
an einem an<strong>der</strong>en<br />
Gepäckband wie<strong>der</strong> auf, und schließlich hatten alle Züge Richtung Düsseldorf (Olga), Augsburg (Cat und Tom)<br />
bzw. Regensburg (IoG und Walter) Verspätung. Als letzter erreichte Walter um kurz vor 23 Uhr, also nach rund<br />
31 Stunden <strong>Reise</strong>zeit, sein Domizil in Tegernheim.