Im Reich der Im Reich der - Rendezvous Dive Adventures
Im Reich der Im Reich der - Rendezvous Dive Adventures
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REISE/Vancouver Island/Kanada<br />
<strong>Im</strong> <strong>Reich</strong> <strong>der</strong><br />
Geisterhaie<br />
Wer auf <strong>der</strong> Suche nach Orcas, Riesenkraken und Geisterhaien<br />
ist, sollte die kanadische Insel Vancouver Island, speziell<br />
den Barkley Sound, besuchen. Jacques Cousteau hat die Region<br />
einmal zum schönsten Kaltwassergebiet <strong>der</strong> Welt gekürt<br />
Peter muss lachen, denn<br />
wir sind nicht die Einzigen,<br />
die solche Wünsche<br />
äußern. Wir sitzen<br />
im Tauchboot von <strong>Rendezvous</strong><br />
<strong>Dive</strong> <strong>Adventures</strong> und auf<br />
<strong>der</strong> Fahrt zum ersten Tauchplatz,<br />
Tyler’s Rock. Und da<br />
erzählen mein Buddy JP Bresser<br />
und ich ihm ganz munter,<br />
dass wir Drachenfische, die<br />
auch mit dem geheimnisvollen<br />
Namen Geisterhaie bezeichnet<br />
werden, Sechskiemerhaie<br />
und Riesenkraken<br />
sehen wollen.<br />
Tauchabenteuer<br />
Peter Miras betreibt mit seiner<br />
Frau Kathy die Tauchbasis<br />
<strong>Rendezvous</strong> <strong>Dive</strong> <strong>Adventures</strong><br />
mit angeschlossener Lodge.<br />
Solche Wünsche ist er gewöhnt.<br />
Nur die Geisterhaie<br />
kommen ihm eher ungewohnt<br />
vor. „Und wie sieht’s mit Orcas<br />
und Buckelwalen aus?“, fragt<br />
er. Na klar wollen wir die auch<br />
sehen, und nach Möglichkeit<br />
auch noch Seehunde und Seelöwen.<br />
Mehr steht nicht auf<br />
unserer Wunschliste. Peter ist<br />
beruhigt und verspricht: „Wir<br />
werden uns auf die Suche<br />
machen, ich kann aber nichts<br />
garantieren!“<br />
Als wir bei Tyler’s Rock, zehn<br />
Minuten von <strong>der</strong> Lodge entfernt,<br />
unsere Köpfe unter<br />
Wasser stecken, haben wir diese<br />
Wunschliste schon verges-<br />
Alle Fotos: JP. Bresser<br />
Seenelken und<br />
Quallen empfangen<br />
einen<br />
auf <strong>der</strong> „Hongkong<br />
Express“<br />
Geheimnisvolles<br />
Objekt <strong>der</strong><br />
Begierde: ein<br />
Geisterhai Von den scheuen Orcas sieht man meist nur die Rückenflossen Für Stadtmenschen ist die Ruhe, die hier herrscht, fast unheimlich<br />
➤<br />
18 tauchen 3/07 3/07 tauchen 19
REISE<br />
sen. Weiße, mindestens ein<br />
Meter große Seenelken lenken<br />
uns ab. Dazwischen entdecken<br />
wir im zehn Grad kalten Wasser<br />
warme Farbtupfer: Rot,<br />
Orange, Dunkelgelb und verschieden<br />
Brauntöne. Es wimmelt<br />
hier von Kelpfischen und<br />
Barschen. Sie sind alles an<strong>der</strong>e<br />
als scheu und lassen sich im<br />
Licht unserer Tauchlampen in<br />
aller Ruhe betrachten.<br />
Vor <strong>der</strong> Lodge ist das Meer so<br />
glatt wie ein Spiegel. Selten<br />
wird es hier richtig stürmisch.<br />
Auf dem offenen Meer ist das<br />
an<strong>der</strong>s. „Liegen denn hier<br />
auch Wracks?“, frage ich Peter.<br />
„Ja sicher, auf offener See sind<br />
einige Schiffe untergegangen.“<br />
Peter erklärt mir, dass etwa die<br />
„Vanlene“, ein großer Frachter,<br />
<strong>der</strong> im Einzugsbereich des<br />
Barkley Sound liegt. Je nach<br />
Wetter könne man dort prima<br />
tauchen. <strong>Im</strong> Barkley Sound<br />
selbst gibt es wohl nur drei<br />
Wracks, die bewusst als Attraktion<br />
versenkt wurden. Nicht<br />
mit so richtig viel Übung, denn<br />
eines ist unauffindbar, und ein<br />
weiteres liegt zu tief. Das dritte<br />
Wrack aber, die „Hongkong<br />
Express“, die beschlagnahmt<br />
wurde, als sie chinesische<br />
Flüchtlinge nach Kanada<br />
brachte, liegt nun in etwa 30<br />
Metern Tiefe. „Da lohnt es<br />
sich“, sagt Peter und behält<br />
recht. Das Wrack steht aufrecht<br />
auf dem Grund und ist<br />
mit Seenelken bewachsen, zwischen<br />
denen sich Quallen tummeln.<br />
Wir schwimmen durch die offenen<br />
Räume, entlang <strong>der</strong><br />
Reeling und folgen <strong>der</strong> Treppe,<br />
die zur Brücke führt in die entgegengesetzte<br />
Richtung nach<br />
unten. Das smaragdgrüne Wasser<br />
verleiht dem Wrack eine<br />
geheimnisvolle Atmosphäre.<br />
Wildwest-Gefühl<br />
Ein Knall! Wir erschrecken! In<br />
dieser Gegend, weit von <strong>der</strong><br />
bewohnten Welt entfernt, fällt<br />
jedes Geräusch auf.<br />
Peter und Kathy<br />
stürmen, ehe wir<br />
uns versehen, mit dem<br />
Fernglas nach draußen. Wie<strong>der</strong><br />
ein Knall! Erst jetzt fällt<br />
uns auf, wie still es hier eigent-<br />
Dichter Algenbewuchs: Die Gewässer<br />
hier sind nährstoffreich<br />
Kolibris, die<br />
Helikopter<br />
<strong>der</strong> Tierwelt<br />
Geheimnisvolle Atmosphäre am Wrack <strong>der</strong> „Hongkong Express“<br />
Whalewatching<br />
Nach Vancouver Island fliegen<br />
und keine Orcas sehen,<br />
das darf nicht wahr sein!<br />
Wer sie bei seinem Aufenthalt<br />
in <strong>der</strong> Lodge nicht zu<br />
sehen bekommt, kann an<br />
einem organisierten Whalewatch-Trip<br />
teilnehmen. Zum<br />
Beispiel von Victoria aus, an<br />
Ziel <strong>der</strong> Touren: Orca-Watching <strong>der</strong> Südseite <strong>der</strong> Insel, wo<br />
sich eine Gruppe „einheimischer“<br />
Orcas aufhält, die dort das ganze Jahr bleibt. O<strong>der</strong> von Tofino<br />
aus, an <strong>der</strong> Westseite <strong>der</strong> Insel, wo man die vorbeiziehenden Orcas,<br />
Grauen Walfische und Buckelwale bestaunen kann. Eine Garantie,<br />
dass man diese Tiere zu sehen kriegt, bekommt man nicht, aber ein<br />
Versuch lohnt sich ganz bestimmt. Die Lodge hilft beim Buchen.<br />
Während Kathy alles durch<br />
das Fernglas beobachtet, erzählt<br />
sie, dass die Fischer auf<br />
die Seehunde schießen. Und<br />
das nur, weil die Tiere Fische<br />
aus ihren Netzen stibitzen.<br />
Was haben sie denn erwartet,<br />
schließlich haben sie direkt<br />
neben den Seehunden gefischt!<br />
Peter hat inzwischen die Küstenwache<br />
alarmiert und die<br />
Nummer des Boots durchgegeben.<br />
Vom Wasser aus schielich<br />
ist. Viel mehr als das<br />
Wasser, das gegen den Steg<br />
schwappt, haben wir bis jetzt<br />
noch nicht gehört. Auch wir<br />
rennen nun nach draußen.<br />
Weit draußen auf dem Meer,<br />
an einem Felsen, den eine Seehundkolonie<br />
bewohnt, schaukelt<br />
ein Fischerboot<br />
auf den<br />
Wellen. Peter<br />
rennt wutschnaubend<br />
die Treppen hinunter in<br />
Richtung Steg und Boot.<br />
➤<br />
Rockfish nennt man<br />
diese Barschart, die<br />
man im Barkley<br />
Sound häufig antrifft<br />
20 tauchen 3/07
➤<br />
REISE<br />
ßen, egal auf welche Tiere, ist<br />
auf Vancouver Island streng<br />
verboten. Wenn die Fischer in<br />
den Hafen zurückkehren, werden<br />
sie sich verantworten müssen.<br />
Schlechte Chancen<br />
Vor unserer Abreise nach Vancouver<br />
Island habe ich mich<br />
mit einem erfahrenen Dokumentarfilmer<br />
unterhalten. Seiner<br />
Ansicht nach würden unsere<br />
Chancen, Geisterhaien<br />
(die übrigens nicht nur als<br />
Drachen-, son<strong>der</strong>n auch als<br />
Rattenfische bezeichnet werden)<br />
zu begegnen, sehr gering<br />
sein. Man findet sie meist in<br />
größeren Tiefen, aber selbst im<br />
80-Meter-Bereich träfe man<br />
sie nur selten an. Mit sehr viel<br />
Glück natürlich …<br />
Und das Glück haben wir!<br />
<strong>Reich</strong>lich sogar! Wir tauchen<br />
am Mahk Riff in ungefähr 25<br />
Metern Tiefe. Auf einmal sehen<br />
wir einen Fisch, <strong>der</strong> dem<br />
Geisterhai sehr ähnelt. Mein<br />
Buddy JP Bresser folgt ihm sofort<br />
mit <strong>der</strong> Kamera. Wie ein<br />
UFO bewegt sich das auffällige<br />
Tier durchs Wasser. Und es ist<br />
deutlich schneller als JP, obwohl<br />
<strong>der</strong> sich ziemlich anstrengt.<br />
Ich sehe an seinem<br />
verkniffenen Gesicht, dass er<br />
wütend vor sich hin flucht. Zu<br />
früh geärgert! Denn kurz darauf<br />
begegnen wir noch drei<br />
an<strong>der</strong>en Geisterhaien, die sich<br />
willig fotografieren lassen!<br />
Auch bei <strong>der</strong> Pill Point Wall,<br />
einer bizarren Steilwand, wimmelt<br />
es geradezu von Geisterhaien.<br />
Noch eine Beson<strong>der</strong>heit<br />
weist die Wand auf: Auf ihrem<br />
oberen Rand haben sich<br />
Ocker-Seesterne nie<strong>der</strong>gelassen,<br />
die bei Ebbe auf dem<br />
Trockenen sitzen.<br />
Langsam wird es bei so viel<br />
Geisterhai-Glück langweilig,<br />
und wir konzentrieren uns lieber<br />
auf die riesigen Quallen,<br />
die hier überall durchs Wasser<br />
schweben. Und auf Hornkorallen,<br />
Kelp, riesige Seenelkenfel<strong>der</strong>,<br />
Seesterne in allen denkbaren<br />
Farben und Seewölfe. In<br />
dem smaragdgrünen Wasser<br />
wimmelt es von Leben.<br />
Da geht es ruhiger zu, als wir<br />
nach dem Tauchgang im 40<br />
Seefe<strong>der</strong>n gehören zu den Weichkorallen. Der Chup Point ist ein echtes Makroparadies<br />
Die Sternschnecke ernährt sich von Moostierchen<br />
Eine Nacktschnecke? Nein! Ein Korallenpolyp<br />
Grad warmen Whirlpool sitzen.<br />
Mein Blick schweift über<br />
das Wasser. Über die Berge an<br />
<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite <strong>der</strong> Meeresbucht,<br />
die Wolken, die sich<br />
ständig än<strong>der</strong>n, auf die Seehunde,<br />
die am Steg spielen.<br />
Über einer <strong>der</strong> kleinen Insel<br />
breitet ein junger Adler, gefolgt<br />
von seinen besorgten Eltern,<br />
wahrscheinlich zum ersten<br />
Mal seine Schwingen aus. Und<br />
dann sind da noch die Kolibris.<br />
Wegen <strong>der</strong> enorm raschen<br />
Flügelschläge sieht es aus, als<br />
ob sie in <strong>der</strong> Luft stehen – ein<br />
faszinieren<strong>der</strong> Anblick.<br />
Hin und wie<strong>der</strong> sehen wir<br />
Orcas und Buckelwale vorbeischwimmen.<br />
Das allerdings<br />
sind die einzigen, wirklich<br />
großen Tiere, die wir zu sehen<br />
bekommen. Und das eben nur<br />
von Weitem und nicht unter<br />
Wasser. Trotzdem, die Vielfalt<br />
des Barkley Sound entschädigt<br />
uns. Oft auch im Kleinen.<br />
Nach den Wracks und Steilwänden<br />
kommt uns Chup<br />
Point wie ein Paradies für Makrofotografen<br />
vor. Nacktschnecken<br />
in den tollsten Farben<br />
und kleine Garnelen, die sich<br />
in Muscheln verstecken. Wenn<br />
man sich auf einen einzigen<br />
Quadratmeter konzentriert,<br />
hat man sich nach einer Stunde<br />
noch nicht sattgesehen.<br />
Na schön, wir haben diesmal<br />
we<strong>der</strong> Sechskiemerhai noch<br />
Riesenkraken gesehen. Aber<br />
nichtsahnend aufzutauchen<br />
und plötzlich in die neugierigen,<br />
braunen Augen eines Seehunds<br />
zu schauen, <strong>der</strong> zwei<br />
Meter von dir entfernt an <strong>der</strong><br />
Oberfläche erscheint, ist mindestens<br />
genauso beeindruckend!<br />
Linda Ferwerda<br />
Schleimfisch mit ausgeprägten Tentakeln zwischen den Augen<br />
<strong>Rendezvous</strong> <strong>Dive</strong> <strong>Adventures</strong><br />
Der Nie<strong>der</strong>län<strong>der</strong> Peter Miras<br />
und die Kanadierin Kathy<br />
Johnson haben vor drei Jahren<br />
Lodge und Tauchbasis<br />
mit zwei Tauchbooten übernommen.<br />
Weit von <strong>der</strong> bewohnten<br />
Welt entfernt, mitten<br />
in <strong>der</strong> Natur. Platz ist<br />
für zehn Gäste, die in Doppel-<br />
und Dreibettzimmern<br />
Einsam und rustikal: die Lodge<br />
untergebracht werden. Die<br />
Lodge hat auch Kajaks, mit denen man die Ufer <strong>der</strong> Rainy Bay<br />
erkunden kann, die zu Fuß nicht erreichbar sind.<br />
Infos: www.rendezvousdiving.com<br />
Infos: British Columbia/Kanada<br />
Anreise<br />
Der Direktflug nach Vancouver dauert<br />
von Deutschland aus etwa zehn<br />
Stunden. Weiterflug nach Victoria<br />
(ebenfalls auf Vancouver Island) o<strong>der</strong><br />
mit <strong>der</strong> Fähre von Tsawassen nach<br />
Swartz Bay o<strong>der</strong> Nanaimo. Anschließend<br />
mit dem Auto weiter nach Port<br />
Alberni (ab Victoria etwa drei Stunden,<br />
ab Nanaimo etwa eine Stunde).<br />
Um acht Uhr morgens mit dem Postboot<br />
nach Haggard’s Cove, wo Peter<br />
und Kathy die Besucher abholen. Wer<br />
mit einer Gruppe von mindestens<br />
sechs Personen anreist, kann in Port<br />
Alberni abgeholt werden.<br />
Tauchen<br />
Die Wassertemperatur im Barkley<br />
Sound, einer Meerenge, ist das ganze<br />
Jahr über mit etwa zehn Grad einigermaßen<br />
stabil. Wer mehrmals täglich<br />
taucht, benötigt darum auf jeden Fall<br />
einen Trockentauchanzug. Man erwartet,<br />
dass je<strong>der</strong> Gast seine eigene Ausrüstung<br />
mitbringt. Darum gibt es auch<br />
nur eine beschränkte Anzahl von Leihausrüstungen.<br />
An vielen Stellen ist<br />
das Tauchen nicht für Anfänger geeignet.<br />
Darum ist eine gewisse Erfahrung<br />
mit Kaltwassertauchgängen in 20 bis<br />
30 Metern Tiefe erwünscht. Meist<br />
wird vom Boot aus getaucht, man<br />
kann jedoch auch vom Steg aus am<br />
Hausriff Tauchgänge unternehmen.<br />
Tourist-Info<br />
Kanadischer Tourismusverband, Tel.<br />
01805/52 62 63, www. travelcanada.ca<br />
TAUCHGANG<br />
Schwierigkeit<br />
Sichtweite<br />
Fischvielfalt<br />
Strömung<br />
Großfisch<br />
ZUGANG<br />
Einreise<br />
Sechs Monate gültiger<br />
Reisepass<br />
Handy<br />
Man benötigt ein<br />
Triband-Handy<br />
Geld<br />
Kanadischer Dollar<br />
(CAD); 1 € = 1,52 CAD<br />
Medizin<br />
Druckkammern gibt es in<br />
Victoria und Vancouver.<br />
KLIMA<br />
Einige Tauchspots: „Hongkong Express“ (1), Pill Point Wall<br />
(2), Chup Point (3), Mahk Reef (4) und Tyler’s Rock (5).<br />
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