diegetische Transposition - carotta.de
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Universität Complutense – Sommerkurse 2007 – Der Escorial – 31.7.<br />
terschie<strong>de</strong> sind allerdings ein Erfor<strong>de</strong>rnis <strong>de</strong>r Gesetzte <strong>de</strong>r <strong>diegetische</strong>n<br />
<strong>Transposition</strong>:<br />
• Geographische Annäherung: die Szene wird von Gallia nach Galilaea<br />
verschoben, die Namen bleiben jedoch ähnlich.<br />
• zeitliche Annäherung: sie läßt Jesus nicht lange vor <strong>de</strong>r Nie<strong>de</strong>rschrift<br />
<strong>de</strong>r Evangelien geboren sein, aber exakt 100 Jahre nach Caesar;<br />
und läßt ihn am selben Tag sterben: <strong>de</strong>m 15. März und <strong>de</strong>m 15. Nissan.<br />
• Soziale Annäherung: Jesus ist nicht mehr ein Kriegspolitiker wie<br />
Caesar, son<strong>de</strong>rn ein Prediger und Wun<strong>de</strong>rheiler wie jene, die ihn selbst<br />
predigten. Aber er fährt fort Dämonen zu vertreiben, was die theologische<br />
und absolute Form <strong>de</strong>r Kriegführung ist, und er ist weiter <strong>de</strong>r Sohn<br />
Gottes.<br />
Die Hypothese <strong>de</strong>r <strong>diegetische</strong>n <strong>Transposition</strong> ermöglicht uns, die im<br />
Evangelium vorgefun<strong>de</strong>nen Wi<strong>de</strong>rsprüche zu erklären. Zu <strong>de</strong>n bereits<br />
gesehenen kann folgen<strong>de</strong>r hinzugefügt wer<strong>de</strong>n. Die unerklärliche Taufe<br />
Jesu, welche nicht auf Buße zurückgeführt wer<strong>de</strong>n kann, weil Er we<strong>de</strong>r<br />
Sün<strong>de</strong> noch Grund zur Reue hatte, erklärt sich, wenn wir wissen, daß<br />
<strong>de</strong>r Ursprung <strong>de</strong>r Taufe die ungebührlichen Truppenaushebungen <strong>de</strong>s<br />
Pompeius waren; er mußte seine Sün<strong>de</strong> bereuen und Buße tun: sie schlugen<br />
seinen Kopf ab (Johannes’ und Pompeius’ ... noch ein Zufall!)<br />
Das Ergebnis dieser Untersuchung ist: <strong>de</strong>r erstgeborene Jesus war Divus<br />
Iulius, <strong>de</strong>r einen Bürgerkrieg gegen das oppressive Rom führen mußte,<br />
um eine gerechtere Welt für alle unterdrückten Menschen zu schaffen,<br />
und <strong>de</strong>r aus diesem Grund ermor<strong>de</strong>t wur<strong>de</strong>; und <strong>de</strong>shalb erhoben sie ihn<br />
zum Gott, und alle Menschen betrachteten ihn als „einen <strong>de</strong>r unsrigen“,<br />
was die Voraussetzung für eine Verschiebung schuf: <strong>de</strong>nn weil er für alle<br />
„einer <strong>de</strong>r unsrigen“ war, konnte er jedwe<strong>de</strong> Nationalität annehmen,<br />
sogar die galiläische, wenn nicht jüdische, was ein Jahrhun<strong>de</strong>rt später<br />
unter <strong>de</strong>n Flaviern tatsächlich geschah.<br />
Die auf <strong>de</strong>n gewöhnlich ignorierten Kult <strong>de</strong>s Divus Iulius gerichtete<br />
Aufmerksamkeit wird es uns ermöglichen, das Problem <strong>de</strong>r Diskontinuität,<br />
<strong>de</strong>n angeblich plötzlichen Übergang vom Hei<strong>de</strong>ntum zum Christentum,<br />
zu lösen. Sogar <strong>de</strong>r durch Konstantin vollzogene vermeintlich<br />
scharfe Bruch mit <strong>de</strong>m Hei<strong>de</strong>ntum kann nur aus <strong>de</strong>m Kult <strong>de</strong>s Divus<br />
Iulius erklärt wer<strong>de</strong>n, von <strong>de</strong>m es die Symbole aufnahm.<br />
Diese zugrun<strong>de</strong>liegen<strong>de</strong> Kontinuität wird uns auch helfen festzustellen,<br />
daß die Tradition resistenter gegenüber Neuschreibungen ist und<br />
ursprüngliche Elemente bewahrt hat, wie wir es an <strong>de</strong>n ländlichen Riten<br />
<strong>de</strong>r Heiligen Woche verifizieren können. Wenn sich die Schrift als eine<br />
Neuschreibung erweist, ist sie weniger verläßlich als die Tradition.<br />
Dann hat die Maxime <strong>de</strong>s sola Scriptura in <strong>de</strong>n letzten vier Jahrhun<strong>de</strong>r-