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PHOTOKOLLEGIUM

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Jost J. Marchesi<br />

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Vorwort<br />

Der dritte Band in der Reihe <strong>PHOTOKOLLEGIUM</strong><br />

enthält die Lektionen 48 bis 72 des photographischen<br />

Grundlagenkurses.<br />

Der Selbstlehrgang vermittelt weitere Kenntnisse opti<br />

scher Grundlagen, erklärt die klassischen optischen<br />

Abbildungsfehler und zeigt die Konstruktionsgeschichte<br />

im Objektivbau auf.<br />

Schliesslich erläutert der Lehrgang Grundlegendes über<br />

die Kameratechnik und zeigt, mit welchen Beleuchtungs<br />

typen und Beleuchtungsgeräten in der modernen Kunstlichtphotographie<br />

gearbeitet wird.<br />

Wie in den bisherigen Teilen des <strong>PHOTOKOLLEGIUM</strong>S<br />

sind auch in den Lektionen des 3. Teils Aufgaben zu fin<br />

den, die es dem Studierenden ermöglichen, das Gelernte<br />

mit praktischen Eigenbeispielen zu konsolidieren und zu<br />

belegen.<br />

Das im Anhang aufgeführte Sachregister bezieht sich auf<br />

den Inhalt des <strong>PHOTOKOLLEGIUM</strong>S 3 und soU dem Stu<br />

dierenden helfen, interessierende Stellen schnell und<br />

einfach wieder aufzufinden.<br />

Ein gesamtes Stichwortverzeichnis für die PHOTO-<br />

KOLLEGIUM-Lektionen 1 bis 100 ist im Anhang des Ban<br />

des 4 zu finden.<br />

Viel Spass beim Studium wünscht Ihnen<br />

JostJ.Marchesi<br />

Titelphoto: S. Kercher


Inhaltsverzeicnms<br />

ichri<br />

Lektion 48<br />

14.4.2. Der Abbildungsmassstab ß'<br />

14.4.3. Dingweite, Büdweite<br />

14.4.4. Abbildungsmassstab, Dingund<br />

Bildweite<br />

14.4.5. Formeln zur Bestimmung der<br />

Ding- und Bildweite sowie<br />

der Brennweite<br />

Lektion 49<br />

14.5. Die Schärfentiefe<br />

14.5.1. Schärfe<br />

14.5.2. Der Zerstreuungskreis<br />

(Unschärfekreis)<br />

14.5.3. Abhängigkeit der Schärfen<br />

tiefe von der Blende<br />

14.5.4. Einfluss von Brennweite f und<br />

Dingweite a<br />

14.5.5. Grundregeln der Schärfen<br />

tiefe<br />

14.5.6. Die hyperfokale Distanz b<br />

14.5.7. Naheinstellung auf °°<br />

Lektion 50<br />

14.5.8. Die beste Einstelldistanz<br />

14.5.9. Bestimmung der notwendigen<br />

Abblendung<br />

14.5.10. Berechnung der Schärfentiefe<br />

14.5.11. Schärfeausgleich nach<br />

Scheimpflug<br />

14.6. Die Teilreflexion<br />

14.6.1. Teilreflexion bei Objektiven<br />

14.6.2. Milderung der Teilreflexion<br />

durch Vergütung<br />

14.6.3. Der Trick mit der Interferenz<br />

Lektion 51<br />

15. Wellenoptik<br />

15.1. Dispersion<br />

15.1.1. Dispersion durch Refraktion<br />

15.1.2. Die Stärke der Dispersion<br />

15.1.3. Dispersion durch Beugung<br />

(Beugungsspektrum)<br />

15.1.4. Spektren verschiedener<br />

Lichtquellen<br />

15.1.5. Emissionsspektren<br />

15.1.6. Absorptionsspektren<br />

15.1.7. Chromatische Aberration<br />

Lektion 52<br />

15.2. Interferenz<br />

15.2.1. Interferenzerscheinungen<br />

15.3. Beugung (Diffraktion)<br />

15.3.1. Theoretische Abbildung<br />

eines Punktes durch eine<br />

Linse<br />

15.3.2. Störung der Kugelwelle<br />

15.3.3. Beugung an optischen Abbil<br />

dungssystemen<br />

15.3.4. Die kritische Blende<br />

Lektion 53<br />

15.4. Streuung<br />

15.4.1. Raleigh-Streuung (an sehr<br />

kleinen Teilchen)<br />

15.4.2. Mie-Streuung an kleinen<br />

kugeligen Teilchen)<br />

15.5. Polarisation<br />

15.5.1. Natürliches Licht<br />

15.5.2. Linear polarisiertes Licht<br />

15.5.3. Elliptisch und zirkulär polari<br />

siertes Licht<br />

15.5.4. Doppelbrechung in<br />

anisotropen Kristallen<br />

15.5.5. Polarisatoren<br />

15.5.6. Polarisation durch Reflexion<br />

und Brechung<br />

15.5.7. Polarisation durch Streuung<br />

Lektion 54<br />

15.5.8. Polarisationsfilter<br />

15.5.8.1. Linear-Polarisationsfilter<br />

15.5.8.2. Zirkular-Polarisationsfilter<br />

15.5.9. Der praktische Einsatz des<br />

Polarisationsfilters<br />

15.5.9.1. Einsatz bei Sachaufnahmen<br />

15.5.9.2. Die Arbeit mit polarisiertem<br />

Licht<br />

15.5.9.3. Anwendung innerhalb der<br />

Reportagephotographie<br />

15.5.9.4. Anisotrope Materialien im<br />

polarisierten Licht<br />

16. Photographische Optik<br />

16.1. Die Glasherstellung<br />

16.1.1. Glaszusammensetzung<br />

16.1.2. HersteUung<br />

16.1.3. Der Zustand «Glas»<br />

16.2. Zusammensetzung der wich<br />

tigsten Gläser<br />

16.2.1. Fensterglas<br />

16.2.2. Optische Gläser<br />

Lektion 55<br />

16.2.2.1. Krongläser<br />

16.2.2.2. Flintgläser<br />

16.2.2.3. Extreme Gläser<br />

16.2.2.4. Zusammenfassung<br />

16.2.3. Optische Kristalle<br />

16.2.4. Optische Kunststoffe<br />

16.3. Linsen<br />

16.3.1. Linsenformen<br />

16.3.1.1. Sphärische Linsen<br />

16.3.1.2. Asphärische Linsen<br />

16.3.2. Vom Rohglas zur Linse<br />

16.3.2.1. Herstellung sphärischer<br />

Linsen<br />

16.3.2.2. Herstellung asphärischer<br />

Linsen<br />

Lektion 56<br />

16.4.<br />

16.4.1.<br />

16.4.2.<br />

16.4.3.<br />

16.5.<br />

16.5.1.<br />

Die Bildlage<br />

Hauptpunkte<br />

Krümmungsradien, Scheitel<br />

punkte, Schnittweite<br />

Die Bildkonstruktion<br />

Die Brechkraft<br />

Vorsatzlinsen<br />

16.5.1.1. Nahvorsatzlinsen<br />

16.5.1.2. Televorsatzlinsen<br />

Lektion 57<br />

16.5.2. Konverter<br />

16.6. Die Lichtstärke eines Objek<br />

tivs<br />

16.6.1. Blenden und Pupillen<br />

16.6.2. Relative Öffnung (Lichtstärke)<br />

16.6.3. Die Blendenzahl k<br />

16.6.4. Der Auszugsverlängerungs<br />

faktor<br />

16.6.4.1. Auszugsverlängerungsfaktor<br />

bei normalen Objektiven<br />

16.6.4.2. Auszugsverlängerungsfaktor<br />

bei stark asymmetrischen<br />

Objektiven<br />

16.6.5. Abbildungsmassstab und<br />

förderliche Blende<br />

Lektion 58<br />

16.7. Bildwinkel<br />

16.7.1. Abhängigkeit der Bildkreisgrösse<br />

vom Auszug<br />

16.7.2. Brennweite und Negativ<br />

format<br />

16.7.3. Perspektive<br />

17. Abbildungsfehler<br />

17.1. Chromatische Aberration<br />

(Farbfehler)<br />

17.1.1. Farblängsfehler<br />

17.1.2. Farbquerfehler<br />

17.1.3. Korrektur der chromatischen<br />

Aberration


17.1.4. Der Achromat<br />

17.1.5. Das sekundäre Spektrum<br />

17.1.6. Der Apochromat<br />

Lektion 59<br />

17.2. Sphärische Aberration<br />

17.2.1. Scharfeinstellung<br />

17.2.2. Korrektur<br />

17.3. Koma (Asymmetriefehler)<br />

17.4. Astigmatismus (Punktlosigkeit)<br />

17.4.1. Korrektur<br />

17.5. Bildfeldwölbung<br />

Lektion 60<br />

17.6. Verzeichnung (Distorsion)<br />

17.6.1. Tonnenförmige Verzeichnung<br />

17.6.2. Kissenförmige Verzeichnung<br />

17.6.3. Korrektur<br />

17.7. Vignettierung (Randhellig<br />

keitsabfall)<br />

17.7.1. Natürliche Vignettierung<br />

17.7.1.1. Berechnung des Helligkeits<br />

abfalls<br />

17.7.1.2. Korrekturmöglichkeit<br />

17.7.2. Künstliche Vignettierung<br />

17.8. Darstellung des Korrektur<br />

zustandes<br />

17.8.1. Von Rohrsche Darstellung<br />

17.8.2. Funktionale Darstellung<br />

17.8.3. Auflösungsvermögen<br />

Lektion 61<br />

17.8.4. Die Modulations-Übertragungs-Funktion<br />

MTF<br />

18. Objektive<br />

18.1. Astigmate<br />

18.1.1. Meniskus<br />

18.1.2. Achromatische Sammellinsen<br />

18.2. Astigmate symmetrischer und<br />

halbsymmetrischer Bauart<br />

18.2.1. Periskop<br />

18.2.2. Aplanat<br />

18.2.3. Antiplanet<br />

18.2.4. Petzval-Objektiv<br />

Lektion 62<br />

18.3. Einfache Anastigmate<br />

18.3.1. Protar<br />

18.4. Doppel-Anastigmate<br />

18.4.1. Doppel-Anastigmate mit ver<br />

kitteten Linsen<br />

18.4.2. Doppel-Anastigmate mit frei<br />

stehenden Linsen<br />

18.5. Triplete<br />

18.6. Weitwinkelobjektive<br />

18.7. Teleobjektive<br />

18.8. Moderne Objektive<br />

18.8.1. Mehrlinsige Triplete<br />

18.8.2. Moderne Gauss-Typen<br />

18.8.2.l.Gauss-Typen mit mittleren<br />

Bildwinkeln<br />

Lektion 63<br />

18.8.2.2. Gauss-Typen mit grossen<br />

Bildwinkeln<br />

18.8.3. Apochromate<br />

18.8.4. Retrofokale Weitwinkel<br />

objektive<br />

18.8.5. Moderne Teleobjektive<br />

18.8.6. Telekonverter<br />

18.9. Vario-Objektive<br />

18.10. Spiegelobjektive<br />

18.10.1. Katoptische Systeme<br />

18.10.2. Katadioptrische Systeme<br />

18.11. Vergrösserungsobjektive<br />

18.12. Floating Elements<br />

Lektion 64<br />

19. Kameratechnik<br />

19.1. Verschlüsse<br />

19.1.1. Zentralverschluss<br />

19.1.1.1. Compound-Verschluss<br />

19.1.1.2. Compur-Verschluss<br />

19.1.2. Schlitzverschluss<br />

19.1.3. Lamellenverschluss<br />

19.1.4. Elektronisch gesteuerte Ver<br />

schlüsse<br />

19.1.5. Elektronische Verschlüsse<br />

19.1.6. Verschlusszeiten<br />

19.2. Die Blende<br />

Lektion 65<br />

19.2.1. Relative Blende<br />

19.2.2. Die internationale Blenden<br />

reihe<br />

19.2.3. Veränderung der Blendenzahl<br />

durch gegebenen Verlänge<br />

rungsfaktor<br />

19.2.4. Die Lichtwertzahlen<br />

19.3. Scharfeinstellung<br />

19.3.1. Die Schärfentiefeskala<br />

19.4. Suchersysteme<br />

19.4.1. Mattscheibe<br />

19.4.1.1.Fresnel-Linse und Feldlinse<br />

19.4.2. Zweiäugige Spiegelreflex<br />

kamera<br />

19.4.3. Einäugige Spiegelreflex<br />

kamera<br />

19.4.4. Spiegelreflexkamera mit<br />

Dachkantenprisma<br />

19.4.5. Sucherkamera<br />

19.4.6. Parallaxe<br />

19.5. Entfernungsmesser<br />

19.5.1. Teilbildentfernungsmesser<br />

19.5.2. Mischbildentfernungsmesser<br />

Lektion 66<br />

19.5.3. Mattscheiben-Einstellung<br />

19.5.3.1. Schnittbüdentfernungsmesser<br />

(Messlupe)<br />

19.5.3.2. Mikroprismen (Messraster)<br />

19.6. Autofokussysteme<br />

19.6.1. Akustische Echoortung<br />

19.6.2. Triangulationssysteme<br />

19.6.2.1. Infrarot-Autofokussiermethode<br />

19.6.2.2. Visitronic-Modul<br />

19.6.2.3. Festkörper-Triangulation<br />

19.6.3. TTL-Fokussysteme<br />

20. Belichtungsmessung<br />

20.1. Lichtempfindliche Zellen<br />

20.1.1. Photoelement (Photozelle)<br />

Lektion 67<br />

20.1.2. Photowiderstand<br />

20.1.3. Photodiode<br />

20.1.4. Phototransistor<br />

20.1.5. Photo-Multiplier<br />

20.1.6. Farbempfindlichkeit verschie<br />

dener Mess-Zellen<br />

20.2. Färb- und Verteilungstempe<br />

ratur-Messer<br />

20.3. TTL-Messung<br />

20.4. Messmethoden<br />

20.4.1. Objekt- und Lichtmessung<br />

20.4.2. Integral-Messung<br />

20.4.3. Selektive Belichtungs<br />

messung.<br />

20.4.3.1. Richtige Wahl der Mess-<br />

SteUe<br />

20.4.3.2. I-Punkt-Messung auf Grau<br />

karte<br />

20.4.3.3. I-Punkt-Messung eines<br />

Ersatz grauwertes<br />

20.4.3.4. I-Punkt-Messung auf hellste<br />

BüdsteUe<br />

Lektion 68<br />

20.4.3.5. Mehrpunktmessung<br />

20.4.3.6.2-Punkt-Kontrast-Messung<br />

20.5. Interpretation der Mess<br />

resultate


20.6.<br />

20.7.<br />

20.8.<br />

Objektumfang<br />

Kontrastbewältigung<br />

Streulicht<br />

Lektion 69<br />

21. Lichtquellen<br />

21.1.<br />

21.1.1.<br />

21.1.2.<br />

21.1.3.<br />

21.2.<br />

21.2.1.<br />

21.2.2.<br />

21.3.<br />

21.3.1.<br />

Glühlampen<br />

Prinzip<br />

Glühlampen-Typen<br />

Spektrale Zusammensetzung<br />

Halogen-Lampen<br />

Prinzip<br />

Halogenlampen-Typen<br />

Entladungslampen<br />

Quecksilber-Hochdruckxampen<br />

21.3.1.1 . Quecksilber-Hochdruckstrah<br />

ler ohne Leuchtstoff<br />

21.3.1.2 . Quecksilber-Hochdruckstrah<br />

ler mit Leuchtstoff<br />

21.3.1.3. Quecksilber-Mischlichtlampen<br />

mit Leuchtstoff<br />

21.3.2. Natriumdampflampen<br />

21.3.3. Xenon-Hochdrucklampen<br />

21.3.4. Halogen-Metalldampflampen<br />

22.5.6. Der Normalreflektor<br />

22.5.7. Der Weichstrahler<br />

22.5.8. Die Viereckleuchte<br />

22.5.9. Die Flächenleuchte<br />

22.5.10. Die Effektleuchte<br />

22.5.11. Der Stufenlinsensch<br />

T^picj AA7flV"ipnfiltPT<br />

22.6*.<br />

J_/Clo<br />

VVClJJCliiiilCl<br />

Kleinblitzgeräte<br />

Lektion 70<br />

21.3.5. Fluoreszenzröhren<br />

21.3.5.1 .Zündung<br />

21.3.5.2. Fluoreszenzröhren als Auf-<br />

21.4.<br />

21.4.1.<br />

21.4.2.<br />

21.4.3.<br />

21.4.4.<br />

21.4.5.<br />

21.5.<br />

nahmelichtquelle<br />

Elektronenblitz<br />

Studioblitz anlagen<br />

Tragbare Blitzgeräte<br />

Blitzdauer<br />

Blitzleistung<br />

Leitzahlen<br />

Blitzpulver<br />

Lektion 71<br />

21.6. Kolbenblitze<br />

22. Beleuchtungsgeräte<br />

22.1.<br />

22.2.<br />

22.3.<br />

22.4.<br />

Die Universalleuchte<br />

Weichstrahler<br />

Stufenlinsenscheinwerfer<br />

Universalkleinleuchten<br />

Lektion 72<br />

22.5.<br />

22.5.1.<br />

22.5.2.<br />

22.5.3.<br />

22.5.4.<br />

22.5.5.<br />

Studioblitzgeräte<br />

Farbtemperatur<br />

Intensitätsregelung<br />

Aufbau der Anlagen<br />

Das Einstellicht<br />

Der Leuchtenkopf


LEKTION<br />

PHOD<br />

48 KOLLEGIUM<br />

14.4.2. Der Abbildungs<br />

massstab /?'<br />

Der Abbildungsmassstab drückt das<br />

Verhältnis der Bildverkleinerung<br />

oder der Büdvergrösserung aus, das<br />

heisst, er sagt, in welchem Verhältnis<br />

ein Gegenstand auf der Filmebene<br />

abgebildet wird.<br />

Definitionsgemäss ist der Abbil<br />

dungsmassstab das Verhältnis zwi<br />

schen der Grosse der Abbildung und<br />

der Grosse des Gegenstandes. Ein<br />

Massstab von 1:1 sagt, das Bild würde<br />

gleich gross abgebildet wie der zu<br />

photographierende Gegenstand. Der<br />

Massstab 1:2 hingegen drückt aus,<br />

dass die Abbildung nur halb so gross<br />

ist wie der Gegenstand, und der<br />

Massstab 2:1 sagt, das Bild sei dop<br />

pelt so gross wie der Gegenstand<br />

dargestellt.<br />

Die Verhältnisse sind genau gleich<br />

wie bei der Massstabsangabe einer<br />

Landkarte. Dort sagt der Massstab<br />

1:50000 auch, das Kartenbild sei ge<br />

nau 50000 mal kleiner als die wirkli<br />

che Landschaft.<br />

Abbildungs- _ Bildgrösse<br />

massstab/7 ~ Dinggrössey<br />

Üblicherweise wird der Abbildungs<br />

massstab in einem Zahlenverhältnis<br />

ausgedrückt, bei dem das kleinere<br />

lied 1 ist: 1:3,1:10, 2,5:1. Zwar weniger<br />

bildhaft, aber für rein rechnerische<br />

Zwecke praktisch und daher erlaubt<br />

ist die Angabe des Abbildungsmass<br />

stabes als Quotient des Verhältnisses<br />

in Form eines Bruchs oder als Dezi<br />

malbruch:<br />

1:3 =<br />

1<br />

= 0,33<br />

1:10 = — = 0,1<br />

10<br />

2,5:1 =<br />

1<br />

Aus Ihrer photographischen Praxis<br />

wissen Sie, dass ein Gegenstand um<br />

so grösser abgebildet wird, je kleiner<br />

die Aufnahmedistanz (Dingweite)<br />

oder - bei gleichbleibender Aufnah<br />

medistanz - je länger die Objektiv-<br />

: 1 f<br />

Abbildung 321<br />

z :<br />

■^1 if ^l^<br />

3f<br />

a<br />

Der Abbildungsmassstab (ß = 1:2)<br />

brennweite ist. Wenn Sie mit Ihrem<br />

Vario-Objektiv bei gleichbleiben<br />

dem Aufnahmestandpunkt ein Ob<br />

jekt «heranholen», machen Sie ja<br />

nichts anderes, als die Brennweite<br />

verlängern und dabei den Abbil<br />

dungsmassstab vergrössern. Weil<br />

der Bildausschnitt Ihrer Kamera da<br />

bei gleich bleibt, erfassen Sie ledig<br />

lich einen Ausschnitt des nunmehr<br />

grösseren Bildes.<br />

Wir folgern daraus: Der Abbildungs<br />

massstab hängt sowohl von der Auf<br />

nahmedistanz als auch der Objektiv<br />

brennweite ab.<br />

Aus Erfahrung und aus den Betrach<br />

tungen in unserer letzten Lektion wis<br />

sen wir, dass der Kameraauszug (die<br />

Bildweite) gleich gross ist wie die<br />

Brennweite, wenn sich der Aufnahme<br />

gegenstand unendlich weit weg be<br />

findet. Die Bildweite wird um so grös<br />

ser, je kleiner die Aufnahmedistanz<br />

(Dingweite) ist.<br />

Daraus folgt unsere neue Erkenntnis:<br />

Der Abbildungsmassstab lässt sich<br />

aus den Variablen Bildgrösse/Dinggrösse<br />

oder Bildweite/Dingweite<br />

oder Brennweite/Dingweite oder<br />

Brennweite/Bildweite errechnen.<br />

Die Verhältnisse lassen sich anhand<br />

der Konstruktion in der Abbildung 321<br />

erkennen. Die dargestellte Linse be<br />

sitzt die Brennweite f/f, die eine fest<br />

bleibende Kenngrösse des Objektivs<br />

darstellt und sich nicht verändert. Der<br />

Raum der ding- und bildseitigen<br />

i<br />

\<br />

/<br />

VAf<br />

z' ;<br />

Brennweite ist daher in der Abbil<br />

dung durch ein Rasterfeld darge<br />

stellt. Veränderlich sind lediglich die<br />

Aufnahmedistanz (Dingweite) a und<br />

die Gegenstandsgrösse (Dinggrösse)<br />

y. Davon abhängig verändern sich<br />

die Bildweite a', die Bildgrösse Y und<br />

der Abbildungsmassstab ß.<br />

Die Abbildung zeigt die Verhältnisse<br />

beim Massstab 1:2.<br />

Der französische Philosoph und Ma<br />

thematiker Descartes (1596-1650) hat<br />

die Verhältnisse, die Sie bitte in Abbil<br />

dung 321 nachprüfen wollen, in einer<br />

Formel zusammengefasst:<br />

Descartes:<br />

— + — = _L<br />

a a' f<br />

Auch Newton hat in seiner Linsenglei<br />

chung die Aussage bestätigt:<br />

- f2<br />

Newton: z • z' = f!<br />

Aus beiden Grundgleichungen geht<br />

ganz deutlich hervor, wie die Grosse<br />

der einzelnen Strecken zusammen<br />

hängt.<br />

Aus den gemachten Erkenntnissen<br />

lassen sich eine ganze Reihe Formeln<br />

zur Massstabsberechnung ableiten,<br />

die gelegentlich auch in der Praxis<br />

dienlich sind:


PHOD<br />

KOLLEGIUM 48 LEKTION<br />

ß' =<br />

ß' =<br />

ß' =<br />

a'<br />

a<br />

f<br />

z<br />

f<br />

a-f<br />

T<br />

Übung<br />

Versuchen Sie - um sich die Bege<br />

benheiten zu vergegenwärtigen - mit<br />

Hilfe der aufgeführten Formeln die<br />

folgenden Aufgaben zu lösen.<br />

Empfehlenswerterweise rechnen Sie<br />

zuerst alle Längenangaben in Zenti<br />

meter um. Sie verhindern dadurch<br />

Stellenfehler.<br />

Aufgabe 1<br />

Eine 1,75 m grosse Person soll so photographiert<br />

werden, dass ihr Bild auf<br />

dem Negativ 5 cm hoch wird. Wie<br />

gross ist der Abbildungsmassstab?<br />

Aufgabe 2<br />

Eine Messung während einer Makro<br />

aufnahme ergibt folgende Werte:<br />

Aufnahmedistanz<br />

(Objektiv-Gegenstand)<br />

= 150 mm<br />

Kameraauszug<br />

(Objektiv-Film) = 60 cm<br />

Wie gross ist der Abbildungsmass<br />

stab?<br />

Aufgabe 3<br />

Wie gross wird das Bild eines 30 cm<br />

hohen Gegenstandes, der mit einem<br />

Objektiv der Brennweite 200 mm aus<br />

1 Meter Distanz photographiert wird?<br />

Aufgabe 4<br />

Eine alte Holzkamera ist mit einem<br />

Objektiv der Brennweite 12 cm be<br />

stückt. Der maximal mögliche Kame<br />

raauszug beträgt 180 mm. Wie gross<br />

wird bei diesem Auszug ein 20 cm<br />

grosser Gegenstand abgebildet?<br />

Aufgabe 5<br />

Ein Gegenstand befindet sich in einer<br />

Distanz, die der ßfachen Brennweite<br />

entspricht, vor dem Mittelpunkt des<br />

Objektivs. Wie gross wird unter die<br />

sen Umständen eine 5 cm lange<br />

Streichholzschachtel abgebildet?<br />

Die Lösungen sind in der nächsten<br />

Lektion aufgeführt.<br />

14.4.3. Dingweite,<br />

Bildweite<br />

Aus bekannter Brennweite und gefor<br />

dertem Abbildungsmassstab lassen<br />

sich natürlich die notwendige Auf<br />

nahmedistanz (Dingweite) und/oder<br />

der Kameraauszug (Bildweite)<br />

errechnen. Sie werden bald sehen,<br />

solche Berechnungen sind nicht nur<br />

dazu da, Studierende zu quälen, nein,<br />

sie haben durchaus ihre praktische<br />

Berechtigung.<br />

Kramen wir aber zuerst unsere alge<br />

braischen Kenntnisse aus dem Schul<br />

sack und versuchen wir aus bereits<br />

Bekanntem eine Formel zur Bestim<br />

mung der Dingweite abzuleiten:<br />

Wie wir wissen ist,<br />

z =a- f i<br />

Isolieren wir in dieser Gleichung a, so<br />

lautet die Umwandlung<br />

a = z + f 2<br />

Da uns normalerweise z nicht be<br />

kannt ist, wollen wir versuchen, diese<br />

brennpunktbezogene Dingweite<br />

durch Brennweite und Abbildungs<br />

massstab zu ersetzen:<br />

Wir wissen, dass<br />

ß' =<br />

z =<br />

z<br />

_L 4<br />

ist. Auf z gelöst, heisst<br />

die Gleichung<br />

Wir können nun z in der Gleichung 2<br />

ersetzen:<br />

a =<br />

f<br />

oder etwas eleganter geschrieben<br />

Versuchen Sie nun selbst die gleiche<br />

Umwandlung für a' vorzunehmen. Sie<br />

erhalten als Resultat<br />

a' = (ß + 1) f<br />

Beide Formeln werden, so wie sie hier<br />

abgeleitet sind, vor allem in der Makrophotographie<br />

sehr dienlich sein.<br />

Nehmen wir an, Sie müssten einen<br />

Gegenstand so photographieren,<br />

dass er auf dem Originaldia haarge<br />

nau im Massstab 1:10 dargestellt ist.<br />

Selbst wenn die Aufnahme mit einer<br />

Grossformatkamera gemacht wird, ist<br />

es praktisch unmöglich, lediglich<br />

durch Probieren und durch Nachmes<br />

sen auf der Mattscheibe die gefor<br />

derte Abbildungsgrösse in nützlicher<br />

Zeit zu realisieren. Wer je eine solche<br />

Aufgabe zu lösen hatte, weiss, was ich<br />

meine.<br />

Mit einer Kleinbildspiegelreflexka<br />

mera ist die Aufgabe mit der gefor<br />

derten Präzision erst recht nicht zu lö<br />

sen.<br />

Mit Hilfe der beiden abgeleiteten<br />

Formeln aber können Sie rasch aus<br />

der Brennweite des Objektivs und<br />

dem geforderten Abbildungsmass<br />

stab die Dingweite a und die Bildwei<br />

te a' ausrechnen.<br />

Beide Strecken zusammenaddiert er<br />

geben die notwendige Distanz zwi<br />

schen dem Gegenstand und der Film<br />

ebene. Da die Filmebene auch auf<br />

Kompaktkameras meist markiert ist,<br />

lässt sich so der jeweilige Kamera<br />

standpunkt schnell finden. Man<br />

braucht jetzt nur noch - ohne die Ka<br />

mera zu verstellen - die Schärfe ein<br />

zustellen und hat genau den gefor<br />

derten Abbildungsmassstab erhal<br />

ten.<br />

Auch wenn man im Nahbereich bei<br />

Kleinbild- und Mittelformatkameras<br />

noch Zwischenringe oder Balgenge<br />

räte einsetzen muss, verändert sich<br />

der Abbildungsmassstab keines<br />

wegs, sofern die Distanz Gegen<br />

stand-Filmebene unverändert bleibt.<br />

Versuchen Sie doch bitte mit Ihrer Ka<br />

mera nach der geschilderten Metho<br />

de einige Aufnahmen nach vorgege<br />

benem Massstab zu realisieren.<br />

Wenn Sie das lediglich übungshalber<br />

machen, brauchen Sie nicht einmal<br />

Filmmaterial zu vergeuden. Auch mit<br />

einer Kleinbildkamera können Sie die<br />

entstehende Bildgrösse genau nach<br />

messen. Öffnen Sie dazu die Kamera<br />

rückwand und kleben Sie mit Tesafilm<br />

ein Stück halbtransparentes Zei<br />

chenpapier auf die Bildbegrenzungs<br />

maske. Bei offenem Verschluss (Stel<br />

lung B oder T) wirkt das Transparent<br />

papier als richtige Mattscheibe, auf<br />

der sich die Bildgrösse mit einem<br />

Massstab nachmessen lässt.<br />

Wenden wir uns jetzt wieder unseren<br />

theoretischen Überlegungen zu. Die<br />

beiden abgeleiteten Formeln sind für<br />

die Berechnung von a und a' ideal. Um


LEKTION<br />

PHÖD<br />

48KOUEGIUM<br />

aber noch zu einer weiteren Erkennt<br />

nis zu gelangen, wandeln wir beide<br />

Formeln wieder in eine etwas kompli<br />

ziertere Form um:<br />

a =<br />

1<br />

a = f+ —<br />

\pf<br />

ß' + 1 f 1<br />

a'=^ + l)f - a' = f + (/T f)<br />

Mit diesen neuen Formeln wollen wir<br />

nun zwei Aufgaben durchrechnen:<br />

Beispiel a)<br />

Brennweite: 15 cm Massstab 1:3<br />

Wie gross sind Ding- und Bildweite?<br />

15<br />

J/3<br />

1<br />

15) = 15 + 45 = 60 cm<br />

a' = 15 + i— • 15j = 15 + 5 = 20 cm<br />

Beispiel b)<br />

Brennweite 15 cm, Massstab 1:5<br />

Wie gross sind Ding- und Bildweite?<br />

a = 15 +<br />

a'=<br />

1<br />

15+f— •<br />

Merken Sie was?<br />

15 =15 + 75 = 90 cm<br />

= 15 + 3=18cm<br />

Beim Masstab 1:3 ist die Dingweite<br />

4mal so gross wie die Brennweite und<br />

die Bildweite lVbmal so gross wie die<br />

Brennweite.<br />

Beim Massstab 1:5 ist die Dingweite<br />

6mal und die Bildweite lVbmal so<br />

gross wie die Brennweite!<br />

Die Abbildung 322 versucht die<br />

f<br />

Streckenverhältnisse für den Abbil<br />

dungsmassstab 1:3 zu visualisieren.<br />

Die Gegenstandsweite entspricht<br />

lmal der Brennweite f plus sovielmal f,<br />

wie der Reziprokwert des Masssta<br />

bes angibt, und die Bildweite ent<br />

spricht lmal der Brennweite plus soviele<br />

Brennweiten, wie der Massstab<br />

angibt.<br />

Die vorher beschriebene Aufgabe, in<br />

der man zur einfachen Kameraein<br />

stellung aus dem Massstab und der<br />

Brennweite die Distanz Gegenstand-<br />

Filmebene ausrechnen musste, wird<br />

dadurch zur Kopfrechnung.<br />

Sofern Ihre Kamera mit einem 50 mm<br />

Objektiv bestückt ist, beträgt beim<br />

Massstab 1:10 die Bildweite lVio von f<br />

= 5,5 cm und die Dingweite llmal f =<br />

55 cm. Stellt man nun die Distanz Ge<br />

genstand-Filmebene auf 60,5 cm ein,<br />

ist der Gegenstand, nach Scharfein<br />

stellung, genau im geforderten Mass<br />

stab abgebildet.<br />

14.4.4. Abbildungs<br />

massstab, Dingund<br />

Bildweite<br />

Verfolgt man die soeben gemachte<br />

Erkenntnis über weitere Massstäbe<br />

auch in den Bereich der Bildvergrösserung,<br />

stellt man fest, dass die<br />

brennpunktbezogene Dingweite z<br />

stets identisch ist mit dem Produkt<br />

aus Reziprokwert des Massstabes<br />

mal Brennweite und die brennpunkt<br />

bezogene Bildweite z' mit dem Pro<br />

dukt aus Massstab mal Brennweite.<br />

Addiert man zu diesen Werten je<br />

weils noch die Brennweite, entsteht<br />

die Gegenstandsweite a beziehungs<br />

weise Büdweite a'.<br />

Überprüfen Sie bitte das Gesagte<br />

noch einmal anhand der ausführli<br />

chen Darstellung in Abbildung 323<br />

und füllen Sie in der Bildlegende die<br />

fehlenden Werte ein.<br />

Sie stellen fest, dass sich die Verhält<br />

nisse bei der Bildvergrösserung um<br />

kehren. Bei Massstäben kleiner als 1:1<br />

ist die Dingweite grösser als die Bild<br />

weite, beim Massstab 1:1 sind beide<br />

gleich gross, und bei grösseren Mass<br />

stäben wird die Bildweite grösser.<br />

Bei Scharfeinstellung auf Unendlich<br />

ist der Auszug genau so gross wie die<br />

Brennweite. Wo aber ist Unendlich?<br />

Machen wir dazu folgende Überle<br />

gung: Jeder Gegenstandspunkt re<br />

flektiert, sofern er von Licht getroffen<br />

wird, ein divergentes Strahlenbündel.<br />

Ist er wirklich unendlich weit entfernt,<br />

wird am Empfangsort dieses Bündel<br />

zu einem Parallelbündel, das durch<br />

das Objektiv genau in der Brenn<br />

ebene wieder zu einem Punkt kon<br />

vergiert wird. Ist das Bündel noch<br />

leicht divergent, entsteht die Abbil<br />

dung etwas weiter hinten. Einstell<br />

technisch aber kann man ein Bündel<br />

als parallel betrachten, wenn die Auf<br />

nahmedistanz nicht kleiner ist als<br />

Abbildung 322 Ding- und Bildweite in Abhängigkeit von Brennweite und Massstab


PHÖD<br />

KOLLEGIUM 48 LEKTION<br />

etwa der 300fache Wert der Brenn<br />

weite.<br />

Abbildung 323 Massstab, Brennweite, Ding- und Bildweite<br />

ß'<br />

1:5<br />

1:4<br />

1:3<br />

1:2<br />

1:1<br />

2:1<br />

3:1<br />

4:1<br />

5:1<br />

10:1<br />

lf + 5f = 6f<br />

lf + lf = 2f<br />

lf + V2 f = lV2f<br />

14.4.5 Formeln zur Bestim<br />

mung der Ding- und<br />

Bildweile sowie der<br />

a = f + z<br />

a =<br />

ä • f<br />

a'-f<br />

a' = f + z'<br />

a' = (ß + 1) • f<br />

1 f + Vsf = l'/sf<br />

lf + 1 f = 2f<br />

lf+ 2f = 3f<br />

a' =<br />

a- f<br />

a-f<br />

f = a - z<br />

f = a' - z'<br />

f =<br />

f =<br />

f =<br />

(ß + 1)<br />

(i + 1<br />

a • a'<br />

a + a'<br />

Übung<br />

In den folgenden Berechnungsaufga<br />

ben ist auch ein Beispiel mit einem<br />

Vergrösserungsgerät<br />

aufgeführt.<br />

Hierbei ist zu beachten, dass das zu<br />

vergrössernde Negativ dem «Ding»<br />

entspricht (y) und das vergrösserte<br />

Projektionsbild auf dem Grundbrett<br />

dem Bild (y7). Sinngemäss ist beim<br />

Vergrösserungsgerät die Dingweite<br />

a die Distanz zwischen Hauptebene<br />

des Vergrösserungsobjektivs und<br />

der Negativbühne, die Bildweite a'<br />

diejenige zwischen Hauptebene und<br />

Grundbrett.<br />

Aufgabe 6<br />

Ein unbekanntes altes Objektiv ohne<br />

Aufschrift erzeugt von einem 36 cm<br />

entfernten Gegenstand ein scharfes<br />

Bild bei einem Kameraauszug von 18<br />

cm. Wie gross ist die Objektivbrenn<br />

weite?<br />

Aufgabe 7<br />

Ein Vergrösserungsgerät ist mit ei<br />

nem Objektiv der Brennweite 100 mm<br />

bestückt. Es erlaubt in seiner höch<br />

sten Stellung eine 8-fache Vergrösserung.<br />

Wie gross ist der Abstand vom<br />

Negativ zur Objektivhauptebene und<br />

derjenige vom Objektiv zum Papier?<br />

Aufgabe 8<br />

Eine Fachkamera, mit einem Objektiv<br />

der Brennweite 24 cm bestückt, hat<br />

einen grösstmöglichen Auszug von<br />

54 cm. Welches ist die kürzeste Ent<br />

fernung, aus der man photographieren<br />

kann?<br />

Aufgabe 9<br />

Ein Gegenstand befindet sich 50 cm<br />

vor dem Objektiv, dessen Brennweite<br />

100 mm beträgt. Wie gross wird der<br />

Kameraauszug?<br />

Aufgabe 10<br />

Welche Brennweite muss ein Objek<br />

tiv aufweisen, um von einem 25 cm<br />

grossen Gegenstand aus einer Auf<br />

nahmedistanz von 1,8 m ein Bild in der<br />

Grosse von 5 cm zu erzeugen?<br />

Aufgabe 11<br />

Eine Stukkatur-Decke ist 5 m lang. Die<br />

ausnutzbare Raumhöhe beträgt 3 m.<br />

Welche Objektivbrennweite ist not<br />

wendig, um die Decke formatfüllend<br />

auf Kleinbildformat aufzunehmen?<br />

10


mm,<br />

LEKTION<br />

PHOD<br />

49 KOLLEGIUM<br />

Lösungen der Aufgaben<br />

Lektion 48<br />

Aufgabe 1<br />

Gegenstandgrösse y =175 cm<br />

Bildgrösse y'<br />

=5 cm<br />

Abbildungsmassstab ß' = 1:35<br />

Aufgabe 2<br />

Aufnahmedistanz a<br />

Kameraauszug a'<br />

Abbildungsmassstab ß'<br />

Aufgabe 3<br />

Gegenstandgrösse y<br />

Brennweite f<br />

Aufnahmedistanz a<br />

Abbüdungsmassstab ß'<br />

Bildgrösse y'<br />

Aufgabe 4<br />

= 15 cm<br />

= 60 cm<br />

= 4:1<br />

= 30 cm<br />

= 20 cm<br />

= 100 cm<br />

= 1:4<br />

= 7,5 cm<br />

Brennweite f<br />

=12 cm<br />

Kameraauszug a' = 18 cm<br />

Abbildungsmassstab ß' =1:2<br />

Gegenstandgrösse y =20 cm<br />

Bildgrösse y; = 10 cm<br />

Aufgabe 5<br />

Aufnahmedistanz = 1 f+5f<br />

Abbildungsmassstab ß' =1:5<br />

Gegenstandgrösse y =5 cm<br />

Bildgrösse y' =1 cm<br />

Aufgabe 6<br />

Gegenstandentfernung a = 36 cm<br />

Kameraauszug a'<br />

=18 cm<br />

Abbildungsmassstab ß' =1:2<br />

Brennweite f<br />

=12 cm<br />

Aufgabe 9<br />

Gegenstandentfernung a = 50 cm<br />

Brennweite f<br />

=10 cm<br />

Abbildungsmassstab ß' =1:4<br />

Kameraauszug a' =12,5 cm<br />

Aufgabe 10<br />

Gegenstandgrösse y = 25 cm<br />

Bildgrösse y' =5 cm<br />

Abbüdungsmassstab ß' =1:5<br />

Gegenstandentfernung a =180 cm<br />

Brennweite f<br />

=30 cm<br />

Aufgabe 11<br />

Gegenstandgrösse y = 500 cm<br />

Bildgrösse y' (KB) = 3,6 cm<br />

Gegenstandentfernung a = 300 cm<br />

Brennweite f =2,1 cm<br />

Haben Sie, lieber Leser, überall die<br />

selben Resultate erhalten? Sollte dies<br />

irgendwo nicht der Fall sein, wäre es<br />

von Vorteil, das entsprechende Ka<br />

pitel der letzten Lektion noch einmal<br />

zu überarbeiten. Sofern Sie mit dem<br />

Elektronenrechner gearbeitet haben,<br />

sind selbstverständlich die Abbil<br />

dungsmassstäbe auch als Dezimal<br />

brüche zu verwenden.<br />

14.5. Die Schärfentiefe<br />

14.5.1. Scharfe<br />

Der Begriff der absoluten Schärfe<br />

würde verlangen, dass ein Punkt von<br />

beispielsweise 1 /um Durchmesser<br />

auch tatsächlich durch einen Punkt<br />

von ebenfalls 1 /um Durchmesser wie<br />

dergegeben würde.<br />

Abbildung 324<br />

Zerstreuungskreis<br />

Der Aufbau der Netzhaut im mensch<br />

lichen Auge bringt es jedoch mit sich,<br />

dass infolge mangelnder Trenn<br />

schärfe eine ganz beträchtlicheScMrfentoleranz<br />

besteht. Unter normalen<br />

Verhältnissen beträgt diese für eine<br />

mittlere Betrachtungsdistanz von<br />

30 cm etwa V10 mm. Das Auge be<br />

trachtet demnach jede «Fläche», die<br />

nicht grösser als V10 mm ist, als abso<br />

lut scharfen Punkt. Mit anderen Wor<br />

ten wird ein nahezu unendlich kleiner<br />

Gegenstandspunkt dann als scharfer<br />

Bildpunkt wiedergegeben, wenn er<br />

auf dem Bild das Ausmass von V10 mm<br />

nicht übersteigt.<br />

Das Auge arbeitet ähnlich wie eine<br />

Kamera: Die Augenlinse entspricht<br />

dem Objektiv, die Netzhaut der Matt<br />

scheibe bzw. Filmebene. Um Gegen<br />

stände auf verschiedene Distanzen<br />

scharf zu sehen, verändert jedoch<br />

das Auge nicht den Auszug, wie dies<br />

bei der Kamera geschieht, es ver<br />

ändert vielmehr durch Muskelzug<br />

den Krümmungsradius der Linse. Das<br />

geht derart rasch vor sich, dass im<br />

Gehirn der Eindruck entsteht, das<br />

Auge sehe auf jede beliebige Distanz<br />

gleichzeitig scharf. Dass dem nicht so<br />

ist, verdeutlicht folgendes Experi<br />

ment:<br />

Strecken Sie den Arm waagrecht aus<br />

und halten Sie den Zeigefinger lot<br />

recht auf. Schauen Sie jetzt einmal auf<br />

die Fingerspitze und dann wieder auf<br />

das dahinter sich befindende Nach<br />

barhaus. Sie können nicht beides mit<br />

einander scharf sehen!<br />

Filmebene<br />

Aufgabe 7<br />

Achtung, Vergrösserungsgerät!<br />

Brennweite f<br />

=10 cm<br />

Abbildungsmassstab ß' = 8 (8:1)<br />

Negativ-Objektiv a =11,25 cm<br />

Objektiv-Papier a' =90 cm<br />

~"""""~"7<br />

.<br />

Aufgabe 8<br />

Brennweite f<br />

=24 cm<br />

Kameraauszug a'<br />

=54 cm<br />

Abbildungsmassstab/?' = 1,25 (:1)<br />

Gegenstandentfernung a = 43,2 cm<br />

/<br />

a' nah<br />

11


PHOD<br />

KOLLEGIUM 49 LEKTION<br />

14.5.2. Der Zerstreuungs<br />

kreis<br />

(Unschärfekreis)<br />

In der Photographie kann streng<br />

genommen ein völlig scharfes Bild<br />

auf der Filmebene nur von einer ein<br />

zigen Gegenstandsebene erzielt<br />

werden. Nur von dieser einzigen Ge<br />

genstandsebene werden sämtliche<br />

Punkte als absolute, gleich grosse<br />

Bildpunkte wiedergegeben. Alle an<br />

deren Punkte, die sich in näher oder<br />

weiter liegenden Ebenen befinden,<br />

erscheinen nicht mehr als Punkte,<br />

sondern als Scheibchen, sogenannte<br />

Zerstreuungs- oder Unschärfekreise.<br />

Formelzeichen für den Durchmesser<br />

eines Unschärfekreises: u'.<br />

Betrachten Sie jetzt bitte die Abbil<br />

dung 324. Dargestellt ist im Gegen<br />

standraum ein Parallelbündel, das,<br />

von einem unendlich weit entfernten<br />

Gegenstand kommend, einen Bild<br />

punkt genau im Brennpunkt des Bild<br />

raumes bildet. Ein näher liegender<br />

Gegenstand sendet ein mehr oder<br />

weniger stark divergentes Bündel<br />

aus, das, wie wir wissen, weiter hinten<br />

unser Auge infolge der Schärfentole<br />

ranz noch als scharf. Dadurch entsteht<br />

der Eindruck, das Bild weise nicht nur<br />

eine Schärfenebe^e, sondern eine<br />

Schärfenzone, eine Schärfentiefe auf.<br />

Die Grenzen dieser Schärfentiefe<br />

nach hinten und nach vorne befinden<br />

sich dort, wo die Unschärfekreise das<br />

Mass von V10 mm überschreiten. Da<br />

die Schärfentoleranz sich mit dem<br />

Abstand, aus welchem man ein Bild<br />

betrachtet, ändert, lässt man sie vom<br />

Bildformat abhängig sein.<br />

Die zulässigen Zerstreuungskreisgrössen<br />

wurden auf Visoo der norma<br />

len Brennweite festgelegt:<br />

für 24 X 36 mm V&o mm<br />

für 6 x 6 cm V20 mm<br />

für 6X9 cm V15 mm<br />

für 4 x 5 inch V10 mm<br />

für 13X18 cm V? mm<br />

für 8 x 10 inch 1/s mm<br />

Mit diesen Werten sind die Schärfen<br />

tiefetabellen und Schärfentiefeska<br />

len an den Einstellfassungen der Ka<br />

meras berechnet. Allerdings sind<br />

dies nur Annäherungswerte, die<br />

überdies bei starken Teilvergrösserungen<br />

nicht mehr stimmen.<br />

Sie können sich dies gut vorstellen:<br />

Vergrössert man ein Kleinbildnegativ<br />

einen Bildpunkt bildet.<br />

dreimal linear, so wird das Bild etwa<br />

Stellen wir unsere Filmebene auf die 9X12 cm gross. Ein Zerstreuungs<br />

sen Punkt ein, wird er absolut scharf kreis, der auf dem Negativ die Grosse<br />

abgebildet. Der Gegenstandpunkt, V30 mm aufwies, hat jetzt einen Durch<br />

der aus Unendlich kommt und daher messer von V10 mm. Damit ist die<br />

näher bei der Linse konvergiert, wird Grenze der Schärfentoleranz er<br />

in dieser Einstellebene bereits als reicht. Vergrössert man das Bild auf<br />

relativ grosser Kreis abgebildet, als das Endformat 50X60 cm, wird da<br />

Unschärfekreis der Grosse u'.<br />

durch der einzelne Bildpunkt zwar er<br />

Solange diese Unschärfekreise nicht heblich grösser, die Schärfentiefe<br />

grösser sind als V10 mm, erachtet sie wirkung hingegen ändert sich nicht.<br />

Denn, nicht wahr, das grössere Büd<br />

wird ja auch aus einer beträchtlich<br />

grösseren Betrachtungsdistanz be<br />

staunt. Macht man allerdings eine<br />

Ausschnittvergrösserung, deren Aus<br />

schnitt einer Grosse von 9X12 cm<br />

entspricht, das ganze Negativ aber<br />

eigentlich auf 50 X 60 cm vergrössert<br />

wurde, stimmen die Verhältnisse<br />

nicht mehr. Jetzt erscheint der aus<br />

genutzte Schärfenraum bedeutend<br />

kleiner geworden zu sein, da das<br />

kleine Bild aus einer für den eigent<br />

lichen Vergrösserungsmassstab viel<br />

zu geringen Distanz betrachtet wird.<br />

Grundsätzlich kann man aber sagen:<br />

Ist die Schärfe eines Negativs für die<br />

Vergrösserung aufs Format 18 x 24 cm<br />

genügend, ist sie es auch für jeden<br />

anderen Vergrösserungsmassstab,<br />

sofern man keine extremen Aus<br />

schnitte herausvergrössert.<br />

14.5.3. Abhängigkeit der<br />

Schärfentiefe von<br />

der Blende<br />

Wiederholen Sie jetzt bitte das kleine<br />

Experiment aus 14.5.1. Strecken Sie<br />

erneut den Arm mit erhobenem Zeige<br />

finger aus und schauen Sie abwech<br />

selnd zur Fingerspitze und zum Nach<br />

barhaus. Halten Sie nun vor Ihr Auge<br />

ein Blatt Papier, in dessen Rand Sie<br />

mit dem Bürolocher ein kreisrundes<br />

Loch gestanzt haben, und schauen<br />

Sie Finger und Nachbarhaus durch<br />

diese kleine «Blende» an. Was stellen<br />

Sie fest?<br />

Abbildung 326 Abhängigkeit der Schärfentiefe von der Blende<br />

Blende<br />

Ist das Loch (die Blende) nur klein<br />

Filmebene<br />

Abbildung 325<br />

Unschärfekreise<br />

12


LEKTION<br />

PHGD<br />

49 KOLLEGIUM<br />

genug, erkennen Sie Finger und<br />

Haus - trotz grossem Distanzunter<br />

schied - gleichzeitig scharf. Gleiches<br />

geschieht in der Photographie. Es<br />

dürfte Ihnen bekannt sein, dass die<br />

Schärfentiefe mit zunehmender Ab<br />

blendung wächst.<br />

Weshalb wohl? Die Erklärung finden<br />

Sie in der Abbildung 326: Konstruiert<br />

sind von zwei verschieden weit ent<br />

fernten Gegenstandpunkten A und B<br />

die entsprechenden Bildpunkte A'<br />

und B'. Scharf eingestellt ist auf Punkt<br />

A. Für den Punkt B bildet sich auf der<br />

Filmebene ein relativ grosser Unschärfekreis.<br />

Blendet man nun ab, verkleinert sich<br />

der Winkel der beiden Strahlenbün<br />

del. Unter sonst gleichen Verhältnis<br />

sen wird in der Filmebene der Ge<br />

genstandspunkt B als bedeutend<br />

kleinerer Unschärfekreis dargestellt.<br />

Ist er nicht grösser als die zulässige<br />

Toleranz (V10 mm auf dem fertigen<br />

Bild), liegt der Gegenstand B inner<br />

halb der Schärfentiefe.<br />

Es ist leicht ersichtlich, dass bei klei<br />

ner Blende der Zerstreuungskreis<br />

kleiner ist als bei grosser und die<br />

Schärfentiefe daher zunimmt.<br />

Abbildung 327<br />

Abhängigkeit von der Brennweite<br />

Abbildung 328 Abhängigkeit von der Dingweite<br />

14.5.4* Einffluss von Brenn<br />

weite f und Ding<br />

weite a<br />

Aus Ihrer Erfahrung wissen Sie: Ein<br />

Objektiv kurzer Brennweite hat bei<br />

gleicher Aufnahmedistanz eine grössere<br />

Schärfentiefe als ein langbrenn<br />

weitiges Objektiv.<br />

Die Abbildung 327 verdeutlicht diese<br />

Behauptung. Gezeichnet sind zwei<br />

Objektive mit «langer» und «kurzer»<br />

Brennweite. In beiden Fällen befin<br />

den sich im Gegenstandraum zwei A' und B' beim Objektiv «kurzer»<br />

gleich weit entfernte Gegenstand Brennweite und legen Sie die Schärfe<br />

punkte A und B. In der oberen Zeich ebenfalls auf den weiter entfernten<br />

nung sind die entsprechenden Bild Punkt A (Filmebene durch A'). Auch<br />

punkte mit Hilfe eines Achsparallelitrahls<br />

und eines Brennstrahls bereits punkt B', sondern ein Unscharfekreis-<br />

in diesem Falle entsteht kein Bild<br />

konstruiert. Die Filmebene wurde auf lein kleiner Grosse, das somit be<br />

den Bildpunkt A', das heisst auf den deutend schärfer wirkt.<br />

weiter entfernten Gegenstand, ge Führen Sie nun die Konstruktion auch<br />

legt. Der Gegenstandpunkt B bildet in Abbildung 328 aus. Hier sind zwei<br />

auf der Filmebene einen Unschärfe Objektive gleicher Brennweite dar<br />

kreis beträchtlicher Grosse.<br />

gestellt, doch befindet sich das<br />

Konstruieren Sie nun selbst im zwei Punktepaar A und B unterschiedlich<br />

ten Teil der Zeichnung die Bildpunkte weit vom Objektiv entfernt. Legen Sie<br />

auch hier Ihre Filmebene auf den<br />

Bildpunkt A' und ermitteln Sie den<br />

Grössenunterschied der sich für B'<br />

bildenden Unscharfekreise u'. Sie<br />

stellen fest, dass bei gleicher Brenn<br />

weite und gleicher Blende die Schär<br />

fentiefe um so grösser wird, je grös<br />

ser die Aufnahmedistanz a ist.<br />

14.5.5. Grundregeln der<br />

Schärfentiefe<br />

Relative Öffnung (Blendenzahl):<br />

Bei gleicher Brennweite und gleicher<br />

Dingweite (Aufnahmedistanz) ist die<br />

13


PHOD<br />

KOLLEGIUM 4? LEKTION<br />

Schärfentiefe bei kleiner relativer<br />

Öffnung (grosse Blendenzahl) grösser<br />

als bei grosser relativer Öffnung<br />

(kleine Blendenzahl).<br />

Brennweite:<br />

Bei gleicher relativer Öffnung und<br />

gleicher Aufnahmedistanz ist die<br />

Schärfentiefe bei kurzer Brennweite<br />

grösser als bei langer Brennweite.<br />

Dingweite (Aufnahmedistanz):<br />

Bei gleicher relativer Öffnung und bei<br />

gleicher Brennweite ist die Schärfen<br />

tiefe bei grosser Aufnahmedistanz<br />

grösser als bei kleiner Aufnahme<br />

distanz.<br />

Ferner ist die Schärfentiefe natürlich<br />

abhängig von der Grosse der zulässi<br />

gen Schärfentoleranz, das heisst von<br />

der Grosse des Unschärfekreises u'.<br />

Aufgabe<br />

Versuchen Sie sich diese Verhält<br />

nisse mit Hilfe einiger einfacher Auf<br />

nahmen zu vergegenwärtigen. Legen<br />

Sie am besten eine grosse Zeitung<br />

auf den Boden und versuchen Sie<br />

durch 6 Aufnahmen die drei Grund<br />

regeln, wie sie in Kapitel 14.5.5. verbalisiert<br />

sind, photographisch nachzuvollziehen.<br />

Zur Verbesserung der<br />

Sichtbarkeit stellen Sie am besten auf<br />

die Zeitung in gleichbleibenden Ab<br />

ständen leere Filmschachteln auf.<br />

Wenn Sie die Kamera in einem Win<br />

kel (vom Boden gemessen) von etwa<br />

15° auf Ihr Arrangement richten, er<br />

zielen Sie die besten Resultate.<br />

14.5.6. Die hyperfokale<br />

Distanz b<br />

Stellt man auf Unendlich scharf ein,<br />

entspricht der Kameraauszug der<br />

Brennweite f. Es ist sicherlich anzu<br />

nehmen, dass dabei nicht nur eine Ge<br />

genstandsebene scharf ist, die sich<br />

wirklich unendlich weit weg befindet.<br />

Infolge der Schärfentoleranz er<br />

streckt sich bei Scharfeinstellung auf<br />

Unendlich der Schärferaum nach hin<br />

ten in eine unendliche Zone und nach<br />

vorn bis zum sogenannten Nahabstandspunkt<br />

Pt,. Es ist dies der Ge<br />

genstandspunkt, der im Bildraum auf<br />

der durch den Brennpunkt F' verlau<br />

fenden Einstellebene einen Unschärfekreis<br />

u' in der Grosse der zu<br />

lässigen Schärfetoleranz (z.B. V10 mm<br />

14<br />

Abb. 329 Die hyperfokale Distanz<br />

Abb. 330 Naheinstellung auf Unendlich<br />

4^'.«^"^-^;. «*£>«* Sj*^"***?»*;<br />

**« ;^*^--'^1^'^T<br />

beim Filmformat 4X5 inch/ 9 x 12 cm)<br />

bildet.<br />

Die Distanz vom Objektiv bis zu die<br />

sem ersten, bereits scharf erschei<br />

nenden Punkt bezeichnet man als<br />

hyperfokale Distanz b. Sie ist ab<br />

hängig von der Objektivbrennweite f,<br />

der zulässigen Unscharfekreisgrösse<br />

u' und der Blendenzahl k:<br />

Aufgabe<br />

Wie gross ist die hyperfokale Distanz<br />

b bei einem 50-mm-Objektiv (für eine<br />

Kleinbildkamera, u' = V30 mm) und<br />

der Blende 11?<br />

14.5.7. Naheinstellung<br />

auf °°<br />

Erstellt man einen Kameraauszug,<br />

der der Brennweite entspricht, stellt<br />

man also auf °° scharf, verschenkt<br />

man dadurch bei gleicher Blende er<br />

heblichen Schärfenraum. Ein Blick auf<br />

die Abbildung 329 verdeutlicht dies.<br />

Selbstverständlich könnte man auf<br />

einen näheren Punkt scharfstellen, so<br />

dass sich bereits für einen Gegen<br />

standspunkt im Unendlichen ein Zer<br />

Filmebene<br />

V10 mm<br />

streuungskreis der Toleranzgrösse<br />

ergeben würde. Dadurch würde auch<br />

ein bedeutend näher zum Objektiv<br />

liegender Gegenstandspunkt noch<br />

als tolerierbarer Unschärfekreis ab<br />

gebildet werden.<br />

Dies ist in der Tat so, wie die Abbil<br />

dung 330 zeigt. Stellt man nämlich<br />

auf den Nahabstandspunkt Pb scharf,<br />

reicht die Schärfe von der halben<br />

hyperfokalen Distanz bis Unendlich.<br />

Auf der Einstellebene Pb' werden<br />

dann die Gegenstandspunkte aus Un<br />

endlich und diejenigen aus der hal<br />

ben hyperfokalen Distanz als gleich<br />

grosse - tolerierbare - Unschärfekreise<br />

abgebildet!<br />

Primitive Fixfocus-Kameras, bei de<br />

nen man die Entfernung nicht einstel<br />

len kann, profitieren von dieser Tat<br />

sache.<br />

Bei ihnen ist der Auszug derart blokkiert,<br />

dass er den Nahabstandspunkt<br />

bei der fest eingebauten Blende auf<br />

der Filmebene scharf abbildet.<br />

Die Schärfentiefe reicht dann - je<br />

nach Brennweite und Blende - von<br />

einem minimalen Aufnahmepunkt bis<br />

Unendlich.


LEKTION<br />

PHOD<br />

50 KOLLEGIUM<br />

Lösung der Aufgabe<br />

aus 14.5.6.<br />

Die hyperfokale Distanz b bei einem<br />

50-mm-Objektiv und Blende 11 be<br />

trägt für eine Kleinbildkamera (u1 = V30<br />

mm) 6,87 m. Das heisst, bei Scharfein<br />

stellung auf °° reicht die Schärfe von<br />

6,87 m bis in eine unendliche Zone.<br />

Stellt man auf die hyperfokale Distanz<br />

b = 6,87 m ein, reicht die Schärfe von<br />

der halben hyperfokalen Distanz 3,43<br />

m bis 00.<br />

Abbildung 331<br />

Beste Einstelldistanz.<br />

14.5.8. Die beste Einstelldistcinx<br />

Betrachten Sie doch bitte noch einmal<br />

die fertigen Bilder, die Sie als Schär<br />

fentiefeübung in der Lektion 14.5.5.<br />

hergestellt haben. Sie stellen dabei<br />

fest, dass sich vom eigentlich scharf<br />

eingestellten Punkt die Schärfenzone<br />

gegen den Hintergrund über einen<br />

grösseren Raum ausbreitet als gegen<br />

den Vordergrund hin. Dem ist tatsäch<br />

lich so. Und zwar breitet sich bei Ein<br />

stellung auf eine bestimmte Distanz<br />

die Schärfe nach hinten etwa um.%,<br />

nach vorn aber nur um etwa Vs<br />

aus. Die Ursache für dieses Phäno<br />

men erkennen Sie anhand der Abbil<br />

dung 331.<br />

Die beste Einstellung befindet sich<br />

für einen bestimmten Schärferaum<br />

dort, wo sich im Bildraum die Unschärfekreise<br />

u' für den nächsten scharf<br />

erscheinenden Punkt Pv und den hin<br />

tersten scharf erscheinenden Punkt<br />

Ph genau überdecken. Für den Kame<br />

raauszug a' ist dies genau in der Mitte<br />

zwischen den punktscharfen Abbil<br />

dungen Pv' und Ph'. Konstruiert man<br />

für diesen Punkt P' den entsprechen<br />

den Punkt P im Gegenstandsraum, so<br />

stellt man fest, dass er sich im Verhält<br />

nis 1/3 zu 2/3 zwischen Pv und Ph befin<br />

det.<br />

Will man nun in der Praxis einen be<br />

stimmten Schärferaum abbilden,<br />

muss man etwa auf das erste Drittel<br />

der erforderlichen Schärfeausdeh<br />

nung scharfstellen und dann abblen<br />

den, bis der nächste und der entfern<br />

teste Punkt scharf erscheinen. Diese<br />

1/3-zu-2/3-Einstellung garantiert, dass<br />

beim Abblenden die beiden Scharf<br />

punkte Pv und Ph gleichzeitig und bei<br />

derselben Blendenzahl scharf<br />

erscheinen.<br />

Nehmen wir an, Sie müssten eine Gar<br />

tenanlage photographieren, deren<br />

erster scharf erscheinender Punkt 6<br />

m von der Kamera entfernt ist (av) und<br />

deren hinterster scharf zu werdender<br />

Punkt eine Entfernung von 18 m von<br />

der Kamera her aufweist (ah). Auf<br />

welche Entfernung muss man nun<br />

scharf einstellen?<br />

Die vorher erklärte 1/3-zu-2/3-Faustregel<br />

ergibt als Antwort: Das erste Drit<br />

tel zwischen 6 und 18 m ist 10 m. Bei<br />

Scharfeinstellung auf 10 m müsste der<br />

Punkt Ph und Pv beim Abblenden auf<br />

einen bestimmten Wert gleichzeitig<br />

scharf werden.<br />

Nun muss man allerdings beachten,<br />

dass es sich bei dieser Regel nur um<br />

eine Faustregel handelt, die zwar für<br />

die Praxis genügend, rechnerisch<br />

aber nicht ganz genau ist.<br />

Zur rechnerischen Bestimmung die<br />

ser besten Einstelldistanz existiert<br />

daher eine Berechnungsformel:<br />

Beste Einstelldistanz a =<br />

2 • av • ah<br />

av + ah<br />

Wenn Sie nach dieser Formel das obi<br />

ge Beispiel durchrechnen, erhalten<br />

Sie als Resultat 9 m. Sie sehen also,<br />

die erwähnte Faustregel ist recht ge<br />

nau.<br />

14.5.9. Bestimmung der<br />

notwendigen<br />

Abblendung<br />

Sobald die richtige Einstelldistanz er<br />

mittelt ist, kann man langsam abblen<br />

den und auf der Mattscheibe entwe<br />

der den nächsten oder den entfernte<br />

sten Punkt beobachten. Die richtige<br />

Arbeitsblende ist erreicht, wenn der<br />

beobachtete Punkt scharf erscheint.<br />

Für Mathematiker wird diese Metho<br />

de zu ungenau sein. Bitte, hier die Be<br />

rechnungsformel:<br />

Notwendige Abblendung k =<br />

f2 (ah - av)<br />

2 • u' • ah • av<br />

(Näherungsformel)<br />

Wenn Sie das Beispiel aus 14.5.8. neh<br />

men und als Aufnahmeobjektiv ein<br />

solches mit der Brennweite f von<br />

120 mm für Mittelformat (u' = V20 mm),<br />

erhalten Sie als Resultat 16. Bei Ab<br />

blendung auf 16 und Scharfeinstel<br />

lung auf 9 m müsste der geforderte<br />

Schärferaum zu bewältigen sein.<br />

Solche Berechnungen sind natürlich<br />

nur dann notwendig, wenn keine ent<br />

sprechenden Hilfen wie Schärfen<br />

tiefeskalen am Aufnahmeobjektiv<br />

vorhanden sind. Selbst moderne<br />

Fachkameras (Sinar p und f) besitzen<br />

eine solche Einstellhilfe.<br />

Die Schärfentiefeskala, wie sie an na<br />

hezu allen Objektiven vorhanden ist,<br />

gibt gegenüber der Distanzskala die<br />

15


PHOD<br />

KOLLEGIUM 50 LEKTION<br />

Abbildung 332 Prinzip der Schärfentiefeskala an einem Objektiv.<br />

m 1 1,2 1,5 10<br />

i i in i i i i<br />

22 16 11 8 5,6 4 2,8 4 5,6 8 11 16 22<br />

Schärfenzone für verschiedene Blen<br />

denwerte an.<br />

Man liest dazu einfach auf der Di<br />

stanzskala die Werte ab, die zwi<br />

schen den gleichen Blendenwerten<br />

links und rechts der Einstellmarke lie<br />

gen. Die Angaben beziehen sich<br />

immer auf eine Zerstreuungskreisgrösse<br />

u\ die vom Kameraformat ab<br />

hängig ist.<br />

14.5.10. Berechnung der<br />

Schärfentiefe<br />

In den seltensten Fällen dürfte die<br />

Kenntnis um die Grosse der Schärfen<br />

tiefe in der Praxis wichtig sein. Nor<br />

malerweise genügt es, die beste Ein<br />

stelldistanz und die notwendige<br />

Abblendung zu kennen.<br />

In einzelnen Fällen, vor allem im Nah<br />

bereich, dürfte gelegentlich auch<br />

interessieren, wie gross der gesamte<br />

Schärferaum bei einer bestimmten<br />

Einstelldistanz sowie gegebener<br />

Brennweite und Blendenzahl ist. Der<br />

Vollständigkeit halber seien die ent<br />

sprechenden Formeln hier ebenfalls<br />

aufgeführt.<br />

Für mittlere Aufnahmedistanzen<br />

rechnet man am besten nach folgen<br />

der Formel:<br />

Schärfentiefe at =<br />

2 • a • (a - f) • b<br />

b2-(a-f)2<br />

Vernünftigerweise ist in dieser For<br />

mel die hyperfokale Distanz b enthal<br />

ten, die man vorgängig auszurechnen<br />

hat.<br />

Bei Aufnahmemassstäben von 1:20 bis<br />

1:10 empfiehlt sich folgende Formel,<br />

die sich auf den Abbildungsmassstab<br />

bezieht:<br />

14.5.11. Schärfeausgleich<br />

nach Scheimpflug<br />

Für eine grosse Aufnahmedistanz be<br />

nötigt man einen kleineren Kamera<br />

auszug als für eine geringe Aufnah<br />

meentfernung.<br />

Um einen nahen Büdvordergrund und<br />

einen fernen Bildhintergrund gleich<br />

zeitig scharf abzubilden, müsste da<br />

her für den nahen Bildvordergrund<br />

ein grösserer, für den fernen Bildhin<br />

tergrund aber gleichzeitig ein kleine<br />

rer Kameraauszug erstellt werden.<br />

Die auf den ersten Blick diametrale<br />

Forderung lässt sich mit einer beweg<br />

lichen Fachkamera erfüllen.<br />

Echte Fachkameras sind derart ge<br />

baut, dass auf einer optischen Bank<br />

eine sogenannte Objektivstandarte<br />

und eine Filmstandarte gegeneinan<br />

der verschiebbar sind. Die Standar<br />

ten sind mit einem Balgen verbunden.<br />

Die Standarten selber sind mittels ei<br />

nes genialen Mechanismus schwenk<br />

bar gestaltet; die postulierte Forde-<br />

Abbildung 333<br />

Schärfeausgleich nach Scheimpflug.<br />

rung lässt sich dadurch einfach erfül<br />

len.<br />

Die Schärfe über einer Gegenstands<br />

ebene ist dann bereits bei offener<br />

Blende ausgeglichen, wenn sich die<br />

drei an der Aufnahme beteiligten<br />

Ebenen, nämlich Gegenstandsebe<br />

ne, Objektiv- und Filmebene, in ei<br />

ner gemeinsamen Schnittkante tref<br />

fen.<br />

Dieses nach seinem Erfinder benann<br />

te Scheimpflugsche Gesetz ermög<br />

licht es, in der Sachphotographie<br />

auch kleine Gegenstände vollständig<br />

scharf abzubilden, etwas, was mit<br />

starren Kameras nicht möglich ist.<br />

Bei dreidimensionalen Gegenstän<br />

den oder Arrangements legt man die<br />

Schärfeebene allerdings nicht hori<br />

zontal, sondern, je nach Gegenstand,<br />

von hinten oben bis vorn unten.<br />

Ganz phänomenale Resultate sind<br />

dann erzielbar, wenn man eine schief<br />

liegende Fläche als Einstellebene<br />

benutzen kann. Der Schärfeausgleich<br />

erfolgt dann durch doppelte Schwen<br />

kung um die Vertikal- und die Hori<br />

zontalachse. Solche «doppelte»<br />

Schärfeausgleicharbeiten sind mit<br />

sogenannten «torkelfreien» Kameras<br />

wie den Sinar p und f einfach möglich.<br />

Erfolgt der Schärfeausgleich ledig<br />

lich durch Schwenken der Filmebe<br />

ne, verändert sich die Perspektive<br />

aus Gründen der veränderten Bild-<br />

Der Abbildungsmassstab errechnet<br />

sich bei bekannter Aufnahmedistanz<br />

und Brennweite wie folgt:<br />

r- '<br />

a-f<br />

16


LEKTION<br />

Projektion. Ein Ausgleich allein mit<br />

der Objektivebene lässt keine per<br />

spektivische Veränderung entstehen.<br />

14.6. Die Teilreflexion<br />

Sobald Licht auf eine Grenzfläche<br />

auftritt, kann jeweils nicht der gesam<br />

te Anteil in das andere Medium über<br />

treten, denn ein geringer Teil des auf<br />

fallenden Lichtes wird gesetzmässig<br />

reflektiert. Der Lichtverlust ist ab<br />

hängig vom Einfallswinkel, von der<br />

Differenz der Brechungsindizes bei<br />

der Medien (dem Brechungsverhält<br />

nis) und natürlich auch von der Länge<br />

des Lichtweges in einem bestimmten<br />

Medium.<br />

Weil diese Art der Reflexion nur ei<br />

nen bestimmten Anteil des Lichtes<br />

betrifft, spricht man von Teilreflexion.<br />

Bei senkrechtem Lichteinfall lässt<br />

sich die Teilreflexion nach der Fresnelschen<br />

Reflexionsformel berech<br />

nen:<br />

R<br />

nA ist dabei der mittlere Brechungs<br />

index des niedriger brechenden Me<br />

diums, nß derjenige des höher bre<br />

chenden Mediums.<br />

Für Glas mit dem Brechungsindex 1,5<br />

beträgt demnach die Teilreflexion<br />

aus dem Medium Luft bei senkrech<br />

tem Lichteinfall:<br />

R =<br />

1-1,5<br />

1 + 1,5<br />

Abbildung 334<br />

= 0,04 =<br />

Teilreflexions-Verlust.<br />

PHOD<br />

50KOUEGHJM<br />

Ist der Einfallswinkel grösser als 0°,<br />

so ist auch die Teilreflexion etwas<br />

grösser.<br />

Die Abbildung 334 zeigt die Verhält<br />

nisse der Teilreflexion sowohl beim<br />

Eintritt als auch beim Austritt aus ei<br />

ner Glasplatte.<br />

Vernachlässigt man den Verlust<br />

durch die Glasplattendicke, so be<br />

trägt beim Austritt infolge Teilrefle<br />

xion die Lichtintensität nur noch gute<br />

90%.<br />

14.6.1. Teilreflexion<br />

bei Objektiven<br />

Teilreflexion tritt natürlich auch dann<br />

auf, wenn Lichtstrahlen in den Glas<br />

komplex eines Objektivs eintreten<br />

müssen. Neben einem Lichtverlust<br />

treten hier noch andere Nachteile auf.<br />

Wie die Abbildung 335 verdeutlicht,<br />

lässt die Teilreflexion Nebenbilder<br />

entstehen, die das eigentliche Bild<br />

überlagern. Bereits bei einer ein<br />

fachen Linse resultiert ein Punktbild<br />

vor der eigentlichen Bildebene. Das<br />

Nebenbild ist zwar prozentual<br />

schwach, doch überlagert es un<br />

scharf den eigentlichen Büdpunkt<br />

und führt so zu einem Verlust an Bild<br />

brillanz. Bei mehrlinsigen Objektiven<br />

wird der Effekt immer grösser.<br />

Bei einem unvergüteten Triplet mit 6<br />

Glas-Luft-Flächen und einer Glas-Glas-<br />

Fläche beträgt der Lichtverlust be<br />

reits 27%, das heisst gut eine halbe<br />

Abbildung 335<br />

Nebenbild...<br />

Entstehung von Nebenbildern.<br />

Abbildung 336 Teilreflexion in einem Triplet.<br />

Blendenstufe! Die Kumulation der<br />

gleichzeitig entstehenden Nebenbil<br />

der ist derart gross, dass vor allem im<br />

Spitzlichtbereich deutliche Fehlab<br />

bildungen zu bemerken sind.<br />

Sie kennen den Effekt, der vorwie<br />

gend bei Gegenlichtaufnahmen zur<br />

Wirkung kommt: wenig trennscharfe<br />

Abbildung, mangelnde Bildbrillanz,<br />

Blenden-Phantomgebilde, Überstrah<br />

lungen.<br />

14.6.2. Milderung der<br />

Teilreflexion durch<br />

Vergütung<br />

Nach der Fresnelschen Reflexions<br />

formel ist die Teilreflexion um so grös<br />

ser, je höher das Brechungsverhältnis<br />

zweier Medien ist. Stellen wir uns vor,<br />

wir würden auf beiden Seiten einer<br />

Glasplatte, die durch Teilreflexion ei<br />

nen Transparenzverlust von etwa 896<br />

aufweist, eine durchsichtige Schicht<br />

auftragen, deren Brechungsindex<br />

etwa in der Mitte zwischen demjeni<br />

gen von Glas und dem der Luft liegt.<br />

E s treten nun zwei Teilreflexionen auf,<br />

eine beim Eintritt in diese Schicht, die<br />

zweite bei der Grenzfläche Schicht/<br />

las. Wir brauchen lediglich beide<br />

Teilreflexionen auszurechnen, die Re<br />

sultate zu addieren und erhalten so<br />

die gesamte Teilreflexion. In einem<br />

Berechnungsbeispiel soll der Bre<br />

chungsindex dieser Schicht 1,22 be<br />

tragen, derjenige von Glas 1,5:<br />

17


PHOD<br />

KOLLEGIUM 50 LEKTION<br />

Teilreflexion zwischen Luft und<br />

Schicht<br />

_/l-1,22V<br />

Rl"\i + i,22y<br />

_<br />

"OlO°<br />

Teilreflexion zwischen Schicht und<br />

Glas<br />


LEKTION<br />

PHÖD<br />

51 KOLLEGIUM<br />

15.<br />

Wellenoptik<br />

15.1. Dispersion<br />

15.1 • 1 • Dispersion durch<br />

Refraktion<br />

Im Kapitel 14.3. haben wir von Refrak<br />

tion oder Brechung gesprochen und<br />

als Materialkonstante, die für die Aus<br />

breitung einer Lichtwelle in diesem<br />

betreffenden Material massgeblich<br />

ist, die Brechzahl (Brechungsindex) n<br />

definiert. Wir haben bereits kurz<br />

angedeutet, dass die Grosse dieser<br />

Materialkonstante unter anderem<br />

auch von der Wellenlänge des Lich<br />

tes abhängig ist, und gesagt, man<br />

meine normalerweise den mittleren<br />

Brechungsindex n^, der Gültigkeit<br />

habe für die Natrium-d-Linie, das<br />

heisst für eine Wellenlänge von 587,6<br />

nm.<br />

Daraus lässt sich bereits ableiten,<br />

dass die Grosse des Brechungsinde<br />

xes für andere Wellenlängen im glei<br />

chen durchsichtigen Medium etwas<br />

anders ist. Andere Brechzahlen aber<br />

erzeugen eine abweichende Refrak<br />

tionsstärke, das heisst, die Brechung<br />

beim Eintreten eines Lichtstrahls in<br />

ein optisch dichteres Medium muss<br />

auch von der Wellenlänge abhängig<br />

sein.<br />

Sie kennen das natürlich aus der tägli<br />

chen Praxis; denken Sie nur an einen<br />

Regenbogen! Geht ein weisser Licht<br />

strahl nämlich in ein dichteres Me<br />

dium, wird er nicht nur gebrochen,<br />

sondern auch gleichzeitig in einzelne<br />

Farben zerlegt.<br />

Experimentell zeigt man das norma<br />

lerweise mit Hilfe eines Prismas.<br />

Fängt man den durch ein Prisma ge<br />

brochenen Lichtstrahl mit Hilfe eines<br />

Schirmes oder einer Mattscheibe auf,<br />

erscheint auf dem Schirm ein farbi<br />

ges Band. Man bezeichnet dieses<br />

Band als Spektrum und die einzelnen<br />

entstehenden Farben als Spektralfar<br />

ben.<br />

Tritt der weisse Lichtstrahl ins dichte<br />

re Medium ein, ist die Verringerung<br />

der Lichtgeschwindigkeit abhängig<br />

von der Wellenlänge. Eine kurzwelli<br />

ge Strahlung wird stärker gebremst<br />

und daher stärker gebrochen als eine<br />

längerwellige Strahlung. Mit zuneh<br />

mender Wellenlänge, vom blauen<br />

zum roten Ende des Spektrums,<br />

nimmt der Brechungsindex n ab.<br />

Die einzelnen Spektralfarben lassen<br />

sich nicht weiter zerlegen, sie sind<br />

monochromatisch.<br />

Der Einfachheit halber sind in Abbil<br />

dung 341 lediglich die Spektralhaupt-<br />

Abbildung 341 Dispersion durch ein Prisma<br />

Abbildung 342 Gradsichtprisma nach Amici<br />

iiSIi<br />

Kronglas<br />

^!.H^^^y-^Hl^u'l-iJ'l"ll!'lu Fi..ft».n i ■■ uj..m.jjt-j.il<br />

Abbildung 343 Vereinigung der Spektralfarben zu weiss<br />

färben (in der Farbphotographie be<br />

zeichnen wir sie als additive Grund<br />

farben) BLAU (Summe aller Wellen<br />

längen von 400-500 nm), GRÜN (Sum<br />

me aller Wellenlängen von 500-600<br />

nm) und ROT (Summe aller Wellen<br />

längen von 600-700 nm) eingezeich<br />

net. Bitte kolorieren Sie die Abbil-<br />

19


PHÖD<br />

KOLLEGIUM 51<br />

LEKTION<br />

düng mit den entsprechenden Far<br />

ben.<br />

Durch geniale Anordnung von drei<br />

Prismen, deren Glas unterschiedliche<br />

mittlere Brechungsindizes aufweisen,<br />

entsteht ein sogenanntes Gradsicht<br />

prisma, das eine Zerlegung von weissem<br />

Licht in seine Spektralfarben<br />

ohne Ablenkung der Hauptstrahlrich<br />

tung zulässt.<br />

Vereinigt man alle Spektralfarben,<br />

zum Beispiel mit Hufe einer Sammel<br />

linse, wieder zu einem Punkt, erhält<br />

man Weiss als Summe aller Spektral<br />

farben. Blendet man beispielsweise<br />

aus dem Spektrum den Anteil BLAU<br />

aus und vereinigt man lediglich das<br />

zurückbleibende ROT und GRÜN, so<br />

erhält man nach der Vereinigung<br />

WEISS minus BLAU. Diesen Eindruck<br />

bezeichnen wir als gelb oder photo<br />

graphisch richtiger als yellow.<br />

Dasselbe Spiel lässt sich mit allen<br />

Spektralfarben treiben:<br />

WEISS minus BLAU<br />

WEISS minus GRÜN<br />

WEISS minus ROT<br />

oder anders gesagt:<br />

GRÜN plus ROT<br />

BLAU plus ROT<br />

BLAU plus GRÜN<br />

= yellow<br />

(gelb)<br />

= magenta<br />

(purpur)<br />

= cyan<br />

(blaugrün)<br />

= yellow<br />

= magenta<br />

= cyan<br />

Die sich gegenseitig zu weiss ergän<br />

zenden Farben (BLAU/yellow,<br />

GRÜN/magenta, ROT/cyan) be<br />

zeichnet man als Ergänzungsfarben<br />

oder Komplementärfarben.<br />

15.1.2. Die Starke der<br />

Dispersion<br />

Das Ausmass der Dispersion ist für<br />

die einzelnen Arten der uns hier inter<br />

essierenden optischen Gläser äusserst<br />

unterschiedlich.<br />

Um eine Glasart einfach und kurz zu<br />

charakterisieren, gibt der Glasher<br />

steller die folgenden wichtigsten Ei<br />

genschaften an:<br />

Kennzahl für die Brechung: Haupt<br />

brechzahl ne für die Wellenlänge<br />

546,1 nm (gelbgrün) und die<br />

Kennzahl für die Dispersion: Abbesche<br />

Zahl ve.<br />

20<br />

Daten einiger optischer Gläser<br />

Glasart<br />

BK7<br />

K5<br />

ZKN7<br />

BaK4<br />

SK 15<br />

SK 16<br />

F2<br />

SF2<br />

SF6<br />

SF 10<br />

nF<<br />

1,52283<br />

1,52910<br />

1,51470<br />

1,57648<br />

1,63108<br />

1,62814<br />

1,63310<br />

1,66238<br />

1,82970<br />

1,74805<br />

Die Abbesche Zahl i>e sagt aus, wie<br />

stark ein weisser Lichtstrahl beim Ein<br />

tritt in das betreffende Medium auf<br />

gefächert wird. Sie errechnet sich<br />

nach folgender Formel:<br />

n« - 1<br />

Dabei gelten:<br />

ne = Hauptbrechzahl für die Wel<br />

lenlänge 546,1 nm (gelbgrün)<br />

np = Hauptbrechzahl für die Wel<br />

lenlänge 480,0 nm (blaugrün)<br />

nc = Hauptbrechzahl für die Wel<br />

lenlänge 643,9 nm (rot)<br />

Die Brechzahldifferenz np - nc be<br />

zeichnet man als Hauptdispersion.<br />

Brechzahldifferenzen<br />

zwischen<br />

anderen Spektrallinien werden als<br />

Teildispersion bezeichnet.<br />

Die in der Photographie verwendeten<br />

Glasarten weisen Dispersionskenn<br />

zahlen zwischen etwa 20 und 70 auf.<br />

Je höher die Abbesche Zahl ve, um so<br />

geringer ist die Dispersion.<br />

Die optischen Gläser werden in Grup<br />

pen eingeteilt, die an einem Buchsta<br />

ben-Kurzzeichen erkennbar sind. In<br />

obiger Tabelle bedeuten die Kurzzei<br />

chen BK = Bor-Kron, BaLF = Barit-<br />

Leicht-Flint usw.<br />

Glasarten deren ve grösser als 55 ist,<br />

bezeichnet man als Krongläser. Flint<br />

gläser sind solche, deren ve tiefer als<br />

50 liegt. Dazwischen liegen einige<br />

Übergangsgruppen.<br />

Dem optischen Rechner stehen heute<br />

über 200 Glassorten zur Verfügung,<br />

deren Kenndaten sehr unterschied<br />

lich sind. Für die Berechnung opti<br />

scher Systeme können so sehr ver<br />

schiedene Variablen mitgerechnet<br />

werden. Gläser mit sehr extremen<br />

ne<br />

1,51872<br />

1,52458<br />

1,51045<br />

1,57125<br />

1,62555<br />

1,62286<br />

1,62408<br />

1,65222<br />

1,81265<br />

1,73430<br />

nC'<br />

1,51472<br />

1,52024<br />

1,50633<br />

1,56625<br />

1,62025<br />

1,61777<br />

1,61582<br />

1,64297<br />

1,79750<br />

1,72200<br />

63,96<br />

59,22<br />

60,98<br />

55,85<br />

57,79<br />

60,08<br />

36,11<br />

33,60<br />

25,24<br />

28,19<br />

Daten, wie zum Beispiel hohe Haupt<br />

brechzahl und gleichzeitig grosser<br />

i>e, das heisst niedrige Farbzer<br />

streuung, haben in den letzten Jahren<br />

zur Konstruktion modernster Objekti<br />

ve geführt.<br />

Eine gute Übersicht über die verfüg<br />

baren optischen Gläser ermöglicht<br />

der Lageplan in Abbildung 344. Jedes<br />

Glas ist innerhalb der Koordinaten ne<br />

(Hauptbrechzahl) und i>e durch einen<br />

Punkt dargestellt.<br />

15.1.3. Dispersion durch<br />

Beugung (Beugungs<br />

spektrum)<br />

Schickt man Licht durch einen über<br />

aus engen Spalt oder ein ebensol<br />

ches Gitter, wird es gebeugt, das<br />

heisst infolge Beugung aus seiner Be<br />

wegungsrichtung abgelenkt. Die<br />

Stärke der Ablenkung ist unter ande<br />

rem abhängig von der Massenwir<br />

kung der Lichtquanten.<br />

Die Quantenmasse ist aber nicht für<br />

jede Lichtwelle gleich gross, so ist<br />

zum Beispiel diejenige von roter<br />

Strahlung merklich kleiner als dieje<br />

nige von blauer Strahlung.<br />

Etwas vereinfacht ausgedrückt, könn<br />

te man sagen, das Beharrungsvermö<br />

gen in der geradlinigen Richtung wei<br />

terzufliegen, ist bei einer Störung<br />

durch Beugung um so geringer, je<br />

grösser die Masse des Teilchens ist.<br />

Der Beugungswinkel der masse<br />

reichsten Farbe BLAU ist daher am<br />

kleinsten, derjenige der masseärm<br />

sten Farbe ROT dagegen am grössten.<br />

Daraus folgt, dass die Auffäche<br />

rung von weissem Licht zu einem<br />

Spektrum auch durch Beugung, wie


LEKTION<br />

PHÖD<br />

51 KOLLEGIUM<br />

Abbildung 344<br />

Lageplan der optischen Gläser<br />

zum Beispiel an einem ganz feinen<br />

Gitter, möglich ist.<br />

Im Gegensatz zum Refraktionsspek<br />

trum ist die Auffächerung in die ein<br />

zelnen Farben gleichmässig und völ<br />

lig proportional zur Wellenlänge. Die<br />

Ablenkung der Farben verhält sich<br />

bei dieser Methode zur Analyse des<br />

weissen Lichtes umgekehrt wie bei<br />

Abbildung 345<br />

Das Beugungsspektrum<br />

der Spektrumserzeugung durch Re<br />

fraktion. Wurde dort das kurzwellige<br />

BLAU am stärksten, das langwellige<br />

ROT aber am schwächsten gebro<br />

chen, so ist es beim Beugungsspek<br />

trum gerade umgekehrt: das kurzwel<br />

lige (massereichere) BLAU wird we<br />

niger gebeugt als das langwellige<br />

(masseärmere) ROT.<br />

30<br />

15« 1.4. Spektren verschie<br />

dener Lichtquellen<br />

Die spektrale Zusammensetzung ver<br />

schiedener Lichtquellen ist, wie wir<br />

bereits wissen, äusserst unterschied<br />

lich. Werden feste oder flüssige Kör<br />

per erhitzt, senden sie zuerst langwel<br />

lige und erst allmählich bei Steige<br />

rung der Temperatur auch kurzwelli<br />

ge Strahlung aus (Verteilungstempe<br />

ratur!). Das entstehende kontinuierli<br />

che Spektrum ist daher von der Ver<br />

teilungstemperatur abhängig.<br />

Wie das Spektrum einer bestimmten<br />

Lichtquelle aussieht, erkennt man am<br />

besten, wenn man mit diesem Licht<br />

eine der genannten Zerlegungen<br />

durchführt.<br />

Ein Gerät, das solche Zerlegungen<br />

ausführen kann, bezeichnet man als<br />

Spektroskop. Das einfachste Spektro<br />

skop ist lediglich ein Gradsichtpris<br />

ma, durch das man direkt in die Licht<br />

quelle schaut. Das entstehende Bild<br />

sehen Sie in den Abbildungen 346 bis<br />

349 schematisch dargestellt:<br />

Ein Sonnenlicht besteht ungefähr aus<br />

gleichen Teilen der Spektraldrittel<br />

BLAU, GRÜN und ROT. Von Kunstlicht<br />

(Glühlampen) entsteht ein Spektrum,<br />

das sich von BLAU zu ROT wie etwa<br />

1:3:6 verteilt. Eine elektrische Gasent<br />

ladungslampe gar lässt nur einzelne<br />

ausgeprägte Wellenlängen sichtbar<br />

werden; ein sogenanntes diskonti<br />

nuierliches Spektrum ist entstanden.<br />

Betrachtet man das Licht einer übli<br />

chen Fluoreszenzröhre durch ein<br />

Spektroskop, erkennt man ein konti<br />

nuierliches Spektrum aus dem einzel<br />

ne Spektrallinien oder Spektralban<br />

den herausragen.<br />

15.1.5. Emissionsspektren<br />

Die bisher erwähnten Spektren zei<br />

gen helle farbige Linien oder Flächen<br />

auf schwarzem Grund. Es sind soge<br />

nannte Emissionsspektren. Wir kön<br />

nen uns merken: Glühende feste und<br />

flüssige Körper senden ein kontinu<br />

ierliches, glühende Gase ein Linien-<br />

Emissionsspektrum aus.<br />

Jedes chemische Element emittiert<br />

unter gewissen Bedingungen ganz<br />

bestimmte, nur für dieses Element<br />

charakteristische Linien. Dadurch ist<br />

in der Chemie eine höchst genaue<br />

21


PHÖD<br />

KOLLEGIUM 51<br />

LEKTION<br />

Analyse auch von Spurenelementen<br />

möglich (Spektro-Analyse!).<br />

15.1.6. Absorptionsspektren<br />

Geht weisses Licht durch bestimmte<br />

Medien, die bestimmte Farben absor<br />

bieren, entstehen Absorptionsspek<br />

tren. Die absorbierenden Medien<br />

können farbige feste Stoffe, farbige<br />

Flüssigkeiten oder glühende Dämpfe<br />

oder Gase sein. Das Absorptions<br />

spektrum zeigt dann schwarze Linien<br />

Die wichtigsten Fraunhoferschen Linien und ihre Verursacherelemente<br />

Linie<br />

i<br />

h<br />

g<br />

F'<br />

F<br />

e<br />

d<br />

D<br />

C'<br />

C<br />

r<br />

Wellenlänge in nm<br />

365,01<br />

404,66<br />

435,84<br />

479,99<br />

486,13<br />

546,07<br />

587,56<br />

589,29*<br />

643,85<br />

656,27<br />

706,52<br />

Farbbereich<br />

UV<br />

violett<br />

blau<br />

blau<br />

blau<br />

grün<br />

gelb<br />

gelb<br />

rot<br />

rot<br />

rot<br />

Element<br />

Quecksilber<br />

Quecksilber<br />

Quecksilber<br />

Cadmium<br />

Wasserstoff<br />

Quecksilber<br />

Helium<br />

Natrium<br />

Cadmium<br />

Wasserstoff<br />

Helium<br />

* Mitte der Natrium-Doppellinie<br />

Abbildung 346<br />

1<br />

Spektrum des Sonnenlichtes (kontinuierlich)<br />

l<br />

1<br />

bzw. breite Bänder auf farbigem<br />

Grund des kontinuierlichen Spek<br />

trums.<br />

Glühende Gase und Dämpfe absor<br />

bieren von den Strahlen einer heissen<br />

Lichtquelle genau die Wellenlänge,<br />

die sie als Element selber aussenden.<br />

Man kann dies selber sehr einfach<br />

nachprüfen, indem man zum Beispiel<br />

eine einfache Kohlenbogenlampe<br />

verwendet und die eine Kohle mit<br />

etwas Kochsalz beschichtet. Zerlegt<br />

man das weisse Licht der Kohlenbo<br />

genlampe, erkennt man auf dem<br />

Schirm ein kontinuierliches Spek<br />

trum, das im gelben Bereich einen<br />

dunklen Spalt, vom Element Natrium<br />

aus Kochsalz herrührend, aufweist.<br />

Auch das Sonnenspektrum ist in Tat<br />

und Wahrheit ein Absorptions<br />

spektrum mit vielen schwarzen Li<br />

nien. Diese sogenannten Fraunho<br />

ferschen Linien sind an den gleichen<br />

Stellen wie die entsprechenden<br />

Emissionsspektren glühender Gase<br />

und Dämpfe der Sonnenatmosphäre.<br />

'■<br />

iH<br />

mm >«<br />

400 500 600 700 400 500<br />

Abbildung 347 Spektrum von Kunstlicht (kontinuierlich)<br />

400 500 600 700 400 500 600<br />

Abbildung 348 Gasentladungslampe Abbildung 349 Fluoreszenzröhre<br />

I<br />

I<br />

1<br />

Lr<br />

1<br />

i . ,. ]<br />

'S " '<br />

J - j<br />

600 700<br />

1<br />

I<br />

700<br />

\<br />

4 i<br />

400 500 600 700 400 500 600 700<br />

15.1.7. Chromatische<br />

Aberration<br />

Da eine einfache Linse grundsätzlich<br />

aus lauter Prismen zusammengesetzt<br />

ist, entsteht bei ihr ebenfalls Disper<br />

sion.<br />

Parallel einfallendes weisses Licht<br />

wird nicht als einzelner weisser Bild<br />

punkt abgebildet. Jede Wellenlänge<br />

bildet ihren eigenen Brennpunkt. Als<br />

Folge bei chromatisch nichtkorrigierten<br />

optischen Systemen entsteht da<br />

durch eine Bildunschärfe.<br />

Diese chromatische Aberration oder<br />

Farbfehler kann bei einer Einzel-Lin<br />

se nicht korrigiert werden. Sobald<br />

man aber ein einfaches optisches Sy<br />

stem, bestehend aus einer starken<br />

Sammellinse und einer schwachen<br />

Zerstreuungslinse, wobei beide Lin<br />

sen aus unterschiedlichen Glassorten<br />

bestehen müssen, herstellt, lässt sich<br />

mit diesem einfachsten Objektiv die<br />

chromatische Aberration mildern.<br />

Ein Objektiv, wie es oben geschildert<br />

wurde, bezeichnet man als Achromat<br />

Es bildet für die Wellenlängen von<br />

BLAU bis GELB einen einzigen Brenn<br />

punkt. Langwelliges ROT allerdings<br />

ist dabei immer noch nicht korrigiert.<br />

22


LEKTION<br />

PHOD<br />

52 KOLLEGIUM<br />

15.2 Interferenz<br />

Unter bestimmten Voraussetzungen<br />

können sich Lichtwellen gegenseitig<br />

beeinflussen.<br />

Betrachten wir Licht als elektroma<br />

gnetische Wellenerscheinung, so<br />

stellt ein Wellenberg eine positive<br />

Energie, ein Wellental eine negative,<br />

entgegengesetzte Energie dar. Die<br />

Höhe der Welle, die Amplitude also,<br />

sagt etwas über die Energiegrösse,<br />

die Lichtstärke, aus.<br />

Überlagern sich nun zwei oder mehr<br />

Wellen, tritt je nach Phasendifferenz<br />

eine Vergrösserung oder Verkleine<br />

rung der Amplitude, das heisst eine<br />

Verstärkung, Verminderung oder gar<br />

Auslöschung des Lichtes, ein. Die<br />

ausgezogenen Wellen in Abbildung<br />

350 stellen zwei sich gegenseitig be<br />

einflussende Wellenzüge dar. Beide<br />

Wellen sind gleichphasig, Wellen<br />

berge und Wellentäler stimmen<br />

exakt in ihrer Lage überein, es<br />

herrscht eine Phasendifferenz von 0°.<br />

Die Energie beider gleichphasig lie<br />

genden Wellenzüge addiert sich, und<br />

es entsteht eine neue Welle mit grösserer<br />

Amplitude, in unserer Abbil<br />

dung punktiert dargestellt.<br />

Liegen die beiden Wellenzüge aber<br />

genau um eine halbe Wellenlänge<br />

verschoben, herrscht also eine Pha<br />

sendifferenz von 180°, wie es die Ab<br />

bildung 351 darstellt, so addiert sich<br />

jeweils die positive Energie eines<br />

Wellenberges mit der negativen ei<br />

nes Wellentales. Die beiden Wellen<br />

züge löschen sich gegenseitig aus.<br />

Einen weiteren Grenzfall zeigt Abbil<br />

dung 352. Hier sind zwei Wellenzüge<br />

um 1/4 Wellenlänge verschoben, es<br />

herrscht eine Phasendifferenz von<br />

90°. Auch hier tritt eine gegenseitige<br />

EnergieVerstärkung ein. Die neue,<br />

durch Interferenz gebildete Welle<br />

verschiebt sich allerdings ein wenig.<br />

Ein vierter Fall schliesslich zeigt Ab<br />

bildung 353. Bei der Phasendifferenz<br />

von 150°, einer gegenseitigen Überla<br />

gerung von 5/i2 Wellenlängen also,<br />

tritt eine gegenseitige Abschwä<br />

chung ein.<br />

Zwischen den gezeigten vier Beispie<br />

len sind natürlich sämtliche Varianten<br />

Abbildung 350 Interferenz bei einer Phasendifferenz von 0°<br />

Abbildung 351 Interferenz bei einer Phasendifferenz von 180°<br />

Abbildung 352 Interferenz bei einer Phasendifferenz von 90°<br />

Abbildung 353 Interferenz bei einer Phasendifferenz von 150°<br />

möglich.<br />

Im Gegensatz zu Strahlungsquellen<br />

anderer Art, wie zum Beispiel Schall<br />

wellen oder die Wellen von Radio<br />

sendern, können Wellen von ver<br />

schiedenen Lichtquellen nicht mitein<br />

ander interferieren. Unsere üblichen<br />

Lichtquellen senden nämlich keine<br />

kontinuierlichen Wellenzüge aus,<br />

sondern nur begrenzte Wellenpake<br />

te von etwa 10~8 Sekunden Dauer. Die<br />

Phasenbeziehung zwischen je zwei<br />

aufeinanderfolgenden<br />

Wellenzügen<br />

der gleichen Lichtquelle wechselt<br />

dabei von Mal zu Mal völlig unregelmässig.<br />

Mit Hilfe von Lichtquellen, die<br />

streng kohärente Strahlung aussen<br />

den, wie zum Beispiel Laser, sind<br />

unter ganz bestimmten Vorausset<br />

zungen gegenseitige Beeinflussun<br />

gen von zwei Strahlern möglich.<br />

In unserem täglichen Leben kommen<br />

aber Interferenzerscheinungen nur<br />

vor, wenn sich zwei oder mehr Wellen<br />

derselben Lichtquelle gegenseitig<br />

beeinflussen.<br />

15.2.1. Interferenz<br />

erscheinungen<br />

Optische<br />

Interferenzerscheinungen<br />

23


PHÖD<br />

KOLLEGIUM 52 LEKTION<br />

können im täglichen Leben auf Schritt<br />

und Tritt beobachtet werden.<br />

So entstehen zum Beispiel die schön<br />

schillernden Farben in einer Seifen<br />

blase durch Interferenz. Die Haut der<br />

Seifenblase ist überaus dünn, nicht<br />

überall aber gleich. Trifft nun ein<br />

weisser Lichtstrahl auf die Haut der<br />

Seifenblase auf, tritt an der Oberflä<br />

che eine geringfügige Teilreflexion<br />

auf. Sobald das Licht die Haut der Sei<br />

fenblase durchdrungen hat, entsteht<br />

beim Übertritt des Lichtstrahls von<br />

der Seife in das im Innern der Blase<br />

vorhandene Luftmedium erneut eine<br />

Teilreflexion. Das Licht beider Teilre<br />

flexionen überlagert sich beim Aus<br />

tritt Da die zweite Teilreflexion aber be<br />

dingt durch die Hautdicke etwas spä<br />

ter eintritt, überlagern sich zwei Wel<br />

len zeitlich leicht verzögert. Je nach<br />

der Dicke der Haut tritt eine gegen<br />

seitige Auslöschung unterschiedli<br />

cher Wellenlängen ein.<br />

Nehmen wir an, die Haut hätte an der<br />

Lichteintrittstelle eine Dicke von 120<br />

nm. Eine Interferenz mit der Phasen<br />

verschiebung von 180° tritt daher für<br />

Licht der Wellenlänge von 480 nm ein.<br />

Vom reflektierenden weissen Licht<br />

wird dadurch der Anteil mit der Län<br />

ge 480 nm (blaugrün) ausgelöscht.<br />

Das Reflexlicht erscheint rötlich, denn<br />

weiss minus blaugrün ergibt rot.<br />

Da die Seifenblase an anderer Stelle<br />

eine andere Dicke aufweist, wird eine<br />

andere Wellenlänge durch Interfe<br />

renz ausgelöscht. Die Seifenblase<br />

schillert in allen Farben.<br />

Abbildung 354 Interferenz an einer Seifen<br />

blase<br />

Völlig gleich liegen die Verhältnisse<br />

bei einem auf Wasser schwimmen<br />

den Ölfleck.<br />

Unangenehm machen sich Interfe<br />

renzerscheinungen in der Diaprojek<br />

tion oder beim Vergrössem bemerk<br />

bar. Liegt ein Filmmaterial zwischen<br />

Glas, das nicht absolut plan ist, tritt<br />

durch Teilreflexion an den so entstan<br />

denen dünnen Luftblasen ebenfalls<br />

eine Interferenzerscheinung auf.<br />

Gleiches geschieht, wenn sich das<br />

Filmmaterial durch Wärmeeinwir<br />

kung verzogen hat. Die unangeneh<br />

men farbigen Ringe sind bekannt<br />

unter der Bezeichnung Newtonsche<br />

Ringe.<br />

Interferenzerscheinungen<br />

lassen<br />

sich aber auch gewinnbringend ein<br />

setzen. Denken Sie an die Vergütung<br />

von Objektiven (Lektion 50) oder an<br />

sogenannte Interferenzfilter (dichroitische<br />

Filter), wie sie vorwiegend als<br />

Filter in Farbmischköpfen verwendet<br />

werden.<br />

Interferenzfüter entstehen durch Auf<br />

dampfen von Metallsalzschichten in<br />

der Vakuumkammer auf Glasplatten.<br />

Die gleichmässige dünne Schicht<br />

lässt eine ganz bestimmte Wellenlän<br />

ge oder Wellenlängengruppe durch<br />

Interferenz völlig ausschalten. So<br />

sieht dann beispielsweise ein Gelbfil<br />

ter in der Durchsicht tatsächlich gelb,<br />

in der Aufsicht aber spiegelnd blau<br />

aus. Die Interferenzschicht ist in die<br />

sem Falle so dick, dass blaue Strahlen<br />

am Durchtritt durch die Glasplatte ge<br />

hindert werden. Interferenzfilter ha<br />

ben gegenüber üblichen Absorp<br />

tionsfiltern den Vorteil hoher Licht<br />

echtheit.<br />

einmal die Abbildung eines Punktes<br />

durch eine Linse mit Hufe von Kugel<br />

wellen betrachten.<br />

Wir sind es gewohnt, die Abbildungs<br />

verhältnisse an einer Linse mit Hilfe<br />

vereinfachter, abstrakter Strahlen<br />

darzustellen. Die Abbildung 355 zeigt<br />

diese vereinfachte Darstellung. Der<br />

Gegenstandspunkt links wird als<br />

Konvergenzpunkt im Bildraum darge<br />

stellt.<br />

Etwas ausführlicher ist die Darstel<br />

lung mit Hilfe von Kugelwellen, wie es<br />

Abbildung 356 zeigt.<br />

Vom leuchtenden Gegenstands<br />

punkt gehen allseitig elektromagneti<br />

sche Strahlen aus. Verfolgen wir die<br />

allseitig sich ausbreitenden Wellen,<br />

so bilden die Wellenberge und die<br />

Wellentäler konzentrische Kreise um<br />

den Ausgangspunkt. Es ist eine aus<br />

einanderlaufende, eine divergente<br />

Kugelwelle entstanden. Sie können<br />

sich das ganz einfach vorstellen,<br />

indem Sie sich an einen flachen, ruhi<br />

gen Teich erinnern, in dessen Mitte<br />

Sie einen Stein geworfen haben. Auch<br />

da breiten sich divergente Wellen<br />

aus. In unserem Falle handelt es sich<br />

eben um elektromagnetische Wellen,<br />

die sich dreidimensional, kugelför<br />

mig, ausbreiten.<br />

Abbildung 355 Darstellung mittels Strahlen<br />

Phasendifferenz<br />

von 240 nm löscht<br />

blaugrüne Strahlung<br />

15.3. Beugung<br />

(Diffraktion)<br />

Jede nicht durch Brechung oder Re<br />

flexion bedingte, aber auch nicht als<br />

Streuung (siehe 15.4.) zu bezeichnen<br />

de Abweichung von der geradlinigen<br />

Ausbreitung einer Wellenbewegung<br />

bezeichnet man als Beugung oder<br />

Diffraktion.<br />

Abbildung 356<br />

len<br />

Darstellung mittels Kugelwel<br />

aus.<br />

15.3.1. Theoretische Abbil<br />

dung eines Punktes<br />

durch eine Linse<br />

Um uns das Phänomen der Beugung<br />

näherzubringen, sollten wir zuerst<br />

24


LEKTION<br />

Die Abbildung 356 zeigt nun, wie sich<br />

die Kugelwelle verhält, wenn sie auf<br />

ein ideales optisches System trifft:<br />

Die vom Objekt ausgehende diver<br />

gente Kugelwelle wird durch das<br />

optimale optische System in eine kon<br />

vergente Kugelwelle umgewandelt,<br />

deren Mittelpunkt das Bild des Ge<br />

genstandpunktes ist.<br />

PHOD<br />

52KDUEGNM<br />

Abbildung 357<br />

Beugung an Kanten<br />

15.3.2. Störung der Kugel<br />

welle<br />

Sobald sich einer sich ausbreitenden<br />

Kugelwelle etwas in den Weg stellt,<br />

entstehen an den Kanten des Hinder<br />

nisses Störungen in Form neuer Ku<br />

gelwellen, deren Wellenzüge sich<br />

gegenseitig überlagern und daher<br />

interferieren.<br />

Ersatzweise können Sie sich das wie<br />

der am Gedankenbeispiel des Tei<br />

ches mit seinen sich ausbreitenden<br />

Wellen vorstellen.<br />

Die Abbildung 357 zeigt das Verhal<br />

ten der Kugelwelle an den Kanten ei<br />

nes kleinen Hindernisses und rechts<br />

die vereinfachte Darstellung mit Hilfe<br />

von Lichtstrahlen.<br />

Ein genau gleicher Effekt tritt ein,<br />

wenn Licht durch eine sehr kleine<br />

Öffnung, eine kleine Blende zum Bei<br />

spiel, treten muss. Fängt man das<br />

durch die Blende gelangende Licht<br />

auf einem Schirm auf, erkennt man<br />

nicht einen kreisrunden, hellen Fleck,<br />

wie zu erwarten war, sondern ein so<br />

genanntes Beugungsscheibchen, das<br />

mit kleinerer Blendenöffnung ständig<br />

grösser wird. Infolge gegenseitiger<br />

Interferenz der an denKanten entstan<br />

denen neuen Wellenfronten ist das<br />

Beugungsscheibchen aus hellen und<br />

dunklen konzentrischen Ringen auf<br />

gebaut.<br />

Abbildung 358 Beugung an einer Öffnung<br />

Abbildung 359 Beugung in optischen Abbildungssystemen<br />

15.3.3. Beugung an<br />

optischen<br />

Abbildungs<br />

systemen<br />

In derPhotographie sind Abbildungs<br />

systeme üblich, die aus mehreren Lin<br />

sen mit integrierter Irisblende beste<br />

hen.<br />

Rein theoretisch würden dadurch die<br />

Strahlen eines Gegenstandpunktes P<br />

(Abbildung 359) durch die Linse L^ in<br />

25


PHOD<br />

KOLLEGIUM 52 LEKTION<br />

ein mehr oder weniger paralleles<br />

Bündel umgewandelt. Die Blende B<br />

beschneidet die Randstrahlen und<br />

lässt nur die achsnahen Strahlen auf<br />

die Linse L2 treten, die ihrerseits das<br />

Bündel zum Büdpunkt P' konvergiert.<br />

Infolge der Beugung an der Blenden<br />

umrandung entsteht aber kein idea<br />

les punktförmiges Bild, sondern ein<br />

von der Mitte zum Rand in seiner<br />

Intensität abnehmendes Bildscheibchen,<br />

das von dunklen und hellen Rin<br />

gen umgeben ist.<br />

Der Durchmesser des Bildscheibchens<br />

ist um so grösser, je kleiner die<br />

Blendenöffnung und je grösser die<br />

Wellenlänge der zur Abbildung<br />

benutzten Strahlung ist.<br />

Das führt dazu, dass man besonders<br />

im Aufnahmenahbereich lange nicht<br />

so stark abblenden darf, wie man dies<br />

zum Erreichen der notwendigen<br />

Schärfentiefe eigentlich tun müsste.<br />

Den günstigsten Abblendungskompromiss,<br />

bei dem der Durchmesser<br />

des Beugungsscheibchens gerade<br />

nicht grösser wird als der zulässige<br />

Zerstreuungskreis, bezeichnet man<br />

als Förderliche Blende (kförd).<br />

u<br />

Kförd 1,22 • X • (m + 1)<br />

Für die Wellenlänge des Lichtes setzt<br />

man am besten 550 • 10"6 mm ein. Dies<br />

ergibt (in mm gerechnet):<br />

u- 106<br />

kförd 1,22 • 550 • (m + 1)<br />

Überschlagmässig kann die Förder<br />

liche Blende auch nach folgender<br />

vereinfachter Formel ermittelt wer<br />

den:<br />

kförd<br />

1500 u<br />

m + 1<br />

Bei einer Zerstreuungskreisgrösse<br />

von 0,033 mm (d.h. für das Kleinbildformat)<br />

liegt die Förderliche Blende<br />

für einen Abbildungsmassstab von<br />

1:10 bei 45, für 1:1 bei 22 und für 10:1 bei<br />

4,5!<br />

15.3.4. Die Kritische Blende<br />

Aus dem vorher Gesagten geht her<br />

vor, dass bei zunehmender Abblen<br />

dung - bei der die Schärfentiefe<br />

bekanntlich zunimmt - die eigent-<br />

26<br />

Abbildung 360<br />

Kritische Blende<br />

Beugung<br />

— Abbildungsfehler<br />

OOOOOooo<br />

liehe Abbildungsschärfe, die Punkt<br />

schärfe, infolge Beugung stark<br />

abnimmt. Anderseits wissen wir aber<br />

um die optischen Abbildungsfehler,<br />

von denen ein beträchtlicher Teil<br />

durch stärkeres Abblenden, das<br />

heisst durch Beschneiden der Rand<br />

strahlen, gemildert wird.<br />

Bei der Abbildung durch Linsen<br />

systeme treten daher zwei diametrale<br />

Erscheinungen auf: Einerseits nimmt<br />

die Bildqualität bei zunehmender<br />

Abblendung durch stärker in<br />

Erscheinung tretende Beeinflussung<br />

der Beugung stetig ab, anderseits<br />

verbessert sie sich beim gleichen<br />

Vorgang durch das Wegschneiden<br />

der Bildfehler erzeugenden Rand<br />

strahlen. Die Abbildung 360 zeigt die<br />

Funktion beider Effekte in Abhängig<br />

keit der Blendengrösse.<br />

Dort, wo sich die beiden Funktions<br />

kurven schneiden, dürfte der gün<br />

stigste Kompromiss liegen.<br />

Die Blendenzahl, die den günstigsten<br />

Kompromiss und somit die beste Bild<br />

qualität liefert, bezeichnet man als<br />

Kritische Blende.<br />

Die Kritische Blende liegt bei jedem<br />

Objektivtypus, ja sogar bei jedem<br />

Objektiv, etwas anders. In der Regel<br />

erreicht man die Kritische Blende, je<br />

nach Objektiv, nach ein- bis dreistufi<br />

ger Abblendung. Jede stärkere<br />

Abblendung beeinträchtigt durch<br />

Beugung wieder die Bildqualität,<br />

obwohl die Schärfentiefe dabei<br />

zunimmt.<br />

Aufgabe<br />

Nach der gemachten Erkenntnis<br />

bezüglich Kritischer Blende dürfte es<br />

für Sie interessant sein, das Gesagte<br />

nachzuprüfen und bei all Ihren Auf<br />

nahmeobjektiven die Kritische Blen<br />

de zu bestimmen.<br />

Die Objektivhersteller machen dar<br />

über nämlich kaum verbindliche<br />

Angaben. Als Aufnahmeobjekt be<br />

nötigen Sie Testgitter, wie sie zum<br />

Beispiel in Form eines Siemensster<br />

nes oder der Foucaultschen Miren in<br />

Lektion 4 des <strong>PHOTOKOLLEGIUM</strong>S<br />

abgedruckt sind.<br />

Heften Sie an eine Wand einen dunk<br />

len Halbkarton und kleben Sie die<br />

erwähnten Testmuster darauf.<br />

Beleuchten Sie die Testanordnung<br />

reflexfrei mit zwei Photoleuchten.<br />

Nehmen Sie nun 3-5 m Abstand, je<br />

nach der Brennweite des zu testen<br />

den Objektivs, und stellen Sie Ihre<br />

Kamera auf einem stabilen Stativ auf.<br />

Es ist dabei wichtig, die Kamera<br />

genau parallel zur Wand auszurich<br />

ten.<br />

Verwenden Sie als Aufnahmemate<br />

rial einen niedrigempfindlichen Film,<br />

zum Beispiel einen Agfapan 25 oder<br />

ähnlichen.<br />

Reproduzieren Sie alsdann die Test<br />

vorlagen mit sämtlichen Blendenzah<br />

len, die das Objektiv aufweist.<br />

Die Auswertung der Testbilder mit<br />

guter Lupe oder unter dem Mikro<br />

skop gibt Ihnen über die Kritische<br />

Blende Auskunft.


LEKTION<br />

PHÖD<br />

53 KOLLEGIUM<br />

15.4. Streuung<br />

Im «Photographendeutsch» nennt<br />

man diffus reflektiertes Licht Streu<br />

licht und meint damit in der Regel ei<br />

ne unerwünschte Beeinflussung der<br />

Abbildungsqualität durch irgendwel<br />

che vagabundierenden Strahlen.<br />

Grundsätzlich bezeichnet man aber<br />

jede Ablenkung des Lichtes oder<br />

anderer Strahlung von seiner<br />

ursprünglichen Richtung, die nicht<br />

durch Brechung, Reflexion oder Beu<br />

gung, sondern durch kleine Hinder<br />

nisteile bedingt ist, als Streuung.<br />

Die bekannteste Art von Lichtstreu<br />

ung an kleinen Partikeln kennen wir<br />

von Mattscheiben, Diffusionsfolien,<br />

Leuchttischscheiben und Streuschir<br />

men. Das Licht fällt dabei auf die im<br />

betreffenden Medium eingelagerten<br />

kleinen Partikeln und wird dadurch<br />

gestreut, das heisst in divergente<br />

Bündel umgewandelt.<br />

Infolge der Streuung des Lichtes an<br />

den kleinen Partikeln einer Matt-<br />

Abbildung 361 Prinzip der Streuung<br />

Scheibe lassen sich reelle «Luftbil<br />

der» mit dem Auge in einer willkür<br />

lich gelegten Ebene überhaupt erst<br />

erkennen. Eine Scharfeinstellung<br />

ohne Mattscheibe wäre unserem Au<br />

ge sonst nicht möglich. Die Bildent<br />

stehung auf der Mattscheibe kann<br />

man sich etwa wie folgt vorstellen:<br />

Das Objektiv stellt in der Bildebene<br />

jeden Gegenstandspunkt als einen<br />

Bildpunkt dar. Infolge der Streuung<br />

eines jeden einfallenden Lichtstrahls<br />

auf den Körnchen der Mattscheibe<br />

erscheinen diese als mehr oder weni<br />

ger helle, scheinbar selbstleuchten<br />

de Punkte. Die Summe all dieser<br />

Punkte ergibt das Bild. Die Abbildung<br />

361 versucht dies zu verdeutlichen.<br />

Streuung ist aber auch an viel kleine<br />

ren Partikeln möglich, sofern diese in<br />

sehr grossen Mengen auftreten. Je<br />

Abbildung 362<br />

Prinzip derRayleigh-Streuung<br />

Rot: schwache Streuung<br />

v/VY*Blau: starke Streuung<br />

nach Partikelgrösse wird dabei nicht<br />

der gesamte Wellenlängenbereich<br />

des sichtbaren Lichtes, sondern viel<br />

mehr nur einzelne Wellenlängen<br />

gruppen gestreut. Die theoretische<br />

Optik unterscheidet zwei verschie<br />

dene Arten von Streuung:<br />

15.4.1 • Rayleigh-Streuung<br />

(an sehr kleinen<br />

Teilchen)<br />

Sind die ablenkenden Teilchen - ver<br />

glichen mit der Wellenlänge des<br />

Lichtes - sehr klein, kann man sich an<br />

die Theorie von Rayleigh halten. Der<br />

Forscher hat herausgefunden, dass<br />

Licht beim Durchgang durch eine<br />

grosse Menge Gas, so auch durch rei<br />

ne Luft, eine leichte Ablenkung er<br />

fährt.<br />

Für Luft ist die Stärke der Streuung,<br />

der sogenannte Streukoeffizient bei<br />

kurzwelliger Lichtstrahlung rund 10-<br />

mal grösser als bei langwelliger<br />

Lichtstrahlung.<br />

Das Sonnenlicht, ein Wellenlängen<br />

gemisch von rund 400-700 nm, wird<br />

durch die Luftmoleküle gestreut, wo<br />

durch die Luftmasse ähnlich wie eine<br />

Mattscheibe wirkt und dadurch<br />

selbst sichtbar wird. Weil die<br />

Streuung des blauen Strahlungsan<br />

teils bedeutend grösser ist als bei<br />

den langwelligen Strahlen, erscheint<br />

uns der Himmel blau.<br />

In höheren Luftschichten ist die Zahl<br />

der Luftmoleküle geringer, der Him<br />

mel erscheint deshalb dunkler und<br />

der Weltraum selber, wo ja keine<br />

Atmosphäre vorhanden ist, erscheint<br />

schwarz.<br />

Durchdringt die Sonne dicke Luft<br />

schichten, wie dies beim Sonnenaufoder<br />

-Untergang der Fall ist, wird ein<br />

merklich höherer Anteil an blauer<br />

Strahlung gestreut, die Sonne<br />

erscheint uns sehr gelb (denn weiss<br />

minus blau = gelb).<br />

15.4.2. Mie-Streuung<br />

(an kleinen<br />

kugeligen Teilchen)<br />

Sind die Teilchen grösser sowie ku<br />

gelförmig und weisen sie einen Ra<br />

dius auf, der etwa der Wellenlänge<br />

des Lichtes entspricht, lassen sich bei<br />

einer Ablenkung die Gesetze der Re<br />

flexion, Brechung und Beugung eben<br />

falls nicht anwenden.<br />

Die von Mie im Jahre 1908 aufgestellte<br />

Theorie befasst sich mit diesem<br />

Streuungsphänomen. Die nach ihm<br />

benannte Mie-Streuung hat für Fra<br />

gen der atmosphärischen Optik gros<br />

se Bedeutung erhalten.<br />

Dunst und Nebel beispielsweise be<br />

stehen aus unzähligen kleinen kugel<br />

förmigen Wassertropfen, an denen<br />

ebenfalls Streuung auftritt. Je nach<br />

Tropfengrösse wird dabei vorwie<br />

gend blaue oder bei grösseren Parti<br />

keln auch grüne Strahlung gestreut.<br />

Durch die Mie-Streuung erklärt sich<br />

die orange bis rote Sonne beim Unter<br />

gang über dem Meer, über Industrie<br />

gebieten oder im Dunst.<br />

27


PHÖD<br />

KOLLEGIUM 53 LEKTION<br />

15.5. Polarisation<br />

15.5.1. Natürliches Licht<br />

Wenn wir von Licht sprechen, meinen<br />

wir üblicherweise natürliches Licht<br />

Man versteht darunter eine elektro<br />

magnetische Wellenerscheinung,<br />

deren Amplituden senkrecht zur Aus<br />

breitungsrichtung stehen. Stellt man<br />

sich einen solchen Lichtstrahl senk<br />

recht auf die Erde gerichtet vor, be<br />

steht er aus einer Unzahl von Wellen<br />

ebenen, die senkrecht auf der Aus<br />

breitungsachse stehen, aber bü<br />

schelförmig in alle Himmelsrichtun<br />

gen zeigen.<br />

Man kann sich den Schnitt durch ei<br />

nen Strahl wie ein Rad vorstellen, des<br />

sen Achse die Fortpflanzungsrich<br />

tung darstellt und dessen Speichen<br />

die Lage der Schwingungsebenen<br />

symbolisieren.<br />

Durch Reflexion, Beugung, Streuung<br />

sowie beim Durchgang durch einen<br />

Polarisator können die Schwingungs<br />

ebenen beeinflusst werden.<br />

Sobald die sich ausbreitende Welle<br />

im Schnitt nicht mehr ganz büschel<br />

förmig aussieht, spricht man von pola<br />

risiertem Licht<br />

Je nachdem wie die Schwingungs<br />

ebenen beeinflusst werden, entsteht<br />

linear-, elliptisch- oder zirkularpolari<br />

siertes Licht.<br />

Abbildung 363 Natürliches Licht<br />

Abbildung 364 Linear polarisiertes Licht<br />

Abbildung 365 Zirkular polarisiertes Licht<br />

-HOIOIOIOIOI<br />

15.5.2. Linear polarisiertes<br />

Licht<br />

Unter bestimmten Voraussetzungen<br />

schwingt ein Lichtstrahl nur noch in ei<br />

ner Ebene, so als wäre natürliches<br />

(büschelförmiges) Licht durch eine<br />

Art «Briefkastenschlitz» gezwängt<br />

worden. Der «Briefkastenschlitz» hält<br />

dann alle Schwingungsebenen bis<br />

auf eine zurück.<br />

Licht, das derart nur noch in einer<br />

Ebene schwingt, bezeichnet man als<br />

linear polarisiert.<br />

15.5.3. Elliptisch und zirku<br />

lär polarisiertes<br />

Licht<br />

Unter anderen Voraussetzungen<br />

kann es vorkommen, dass Licht aus<br />

zwei zueinander senkrecht stehen<br />

den Teilwellen besteht. Die Amplitu-<br />

28<br />

den sind dabei ungleich gross und<br />

besitzen gegenseitig eine optische<br />

Phasenverschiebung von einem<br />

Viertel der Wellenlänge.<br />

Das Aussehen am Modell stellt man<br />

sich wie folgt vor: Die erste Halbwelle<br />

steigt bezüglich Ausbreitungsrich<br />

tung nach oben und fällt wieder zum<br />

Nullpunkt zurück. Die nächste Halb<br />

welle beginnt dort nach vorn anzu<br />

steigen und fällt auch wieder zum<br />

Nullpunkt zurück. Beide Halbwellen<br />

stehen in einem Winkel von 90° zu<br />

einander und weisen unterschiedlich<br />

grosse Amplituden auf.<br />

Lässt man den Lichtstrahl wieder auf<br />

sich zukommen, so beschreiben bei<br />

de Wellen im Schnitt eine Ellipse.<br />

Man bezeichnet diesen Spezialfall<br />

der Polarisation daher als elliptisch<br />

polarisiertes Licht. Dabei lässt sich<br />

links und rechts elliptisch polarisier<br />

tes Licht unterscheiden, je nachdem,<br />

ob die horizontale oder die vertikale<br />

Lichtkomponente in der Phase vor<br />

auseilt oder hintennachhinkt.<br />

Die Drehwirkung von elliptisch polari<br />

siertem Licht kann man sich am be<br />

sten so vorstellen, indem man den<br />

Lichtstrahl in Zeitlupe auf sich zukom-


LEKTION<br />

PHOD<br />

53 KOLLEGIUM<br />

men lässt und den «Lichtvektor» be<br />

trachtet, der nun eine elliptisch ge<br />

formte Spirale bildet, wie es die Ab<br />

bildung 365 zu verdeutlichen ver<br />

sucht.<br />

Ein spezieller, dem elliptisch polari<br />

sierten Licht sehr ähnlicher Fall ist zir<br />

kulär polarisiertes Licht<br />

Der Unterschied besteht lediglich<br />

darin, dass hier die beiden Amplitu<br />

den gleich gross sind. Stellt man ei<br />

nen solchen Lichtstrahl direkt auf sich<br />

zukommend vor, so beschreibt die<br />

Spitze des Lichtvektors einen Kreis,<br />

ähnlich einem Zapfenzieher. Man<br />

unterscheidet ebenfalls links und<br />

rechts zirkulär polarisiertes Licht.<br />

Abbildung 366 Doppelbrechung in einem Kalspatkristall<br />

15.5.4. Doppelbrechung in<br />

anisotropen<br />

Kristallen<br />

Schickt man natürliches Licht ausserhalb<br />

der Kristallachse durch einen<br />

Kalkspatkristall (CaCO3) wird ein<br />

Lichtstrahl in zwei verschiedene<br />

Strahlen, den ordentlichen (o) und<br />

den ausserordentlichen (e), aufge<br />

spaltet.<br />

serordentlichen Strahls grösser und<br />

entspricht Brechungsindizes zwi<br />

schen 1,66 und 1,49.<br />

Stoffe, die für unterschiedliche Aus<br />

breitungsrichtungen verschiedene<br />

Brechungsindizes aufweisen, nennt<br />

man anisotrope Stoffe, im Gegensatz<br />

zu isotropen Stoffen.<br />

Gewisse isotrope Medien lassen sich<br />

durch Reckung und daher Ausrich<br />

tung ihrer Moleküle oder durch ande<br />

re Beeinflussung in anisotrope um<br />

wandeln (Spannungsoptik, Kerrzelle<br />

usw.).<br />

Wird zum Beispiel ein doppelbre-<br />

chendes Medium zwischen zwei<br />

parallelen Polarisatoren gedreht, so<br />

zeigt es im weissen Licht Farben, die<br />

bei gekreuzten Filtern in die komple<br />

mentären übergehen (chromatische<br />

Polarisation).<br />

15.5.5. Polarisatoren<br />

Bei bestimmten anisotropen Kristall<br />

materialien, wie zum Beispiel Turmalin,<br />

wird der ordentliche Strahl gleich<br />

zeitig stark absorbiert, während der<br />

ausserordentliche durchgelassen<br />

wird.<br />

Solche Kristallplatten können natürli<br />

ches Licht in linear polarisiertes<br />

umwandeln. Hält man zwei derartige<br />

Platten hintereinander, schalten sie in<br />

gekreuzter Stellung einfallendes<br />

Licht vollständig aus.<br />

Herapath stellte 1852 solche KristaUe<br />

aus einer Jod-Chininsulfat-Verbin<br />

Beide Strahlen sind senkrecht zuein<br />

ander polarisiert und breiten sich<br />

innerhalb des Kristalls mit unter<br />

schiedlichen Geschwindigkeiten aus.<br />

Für den ordentlichen Strahl ist der<br />

Brechungsindex von Kalkspat 1,66.<br />

Die Fortpflanzungsgeschwindigkeit<br />

des ausserordentlichen Strahls ist von<br />

der Richtung abhängig, in der er<br />

durch den Kristall fährt. In der Rich<br />

tung der Hauptachse breiten sich bei<br />

de Strahlen mit derselben Geschwin<br />

digkeit aus; in allen anderen Richtun<br />

dung her, die man «Herapathit» nann<br />

te. Aus ihnen liessen sich die ersten,<br />

gen ist die Geschwindigkeit des aus stark gefärbten Polarisationsfilter<br />

herstellen.<br />

Zeiss gelang es in den 30er Jahren,<br />

brauchbare Polarisationsfilter herzu<br />

stellen, die aus zwei Glasplatten be-<br />

Abbildung 367<br />

Polarisatoren<br />

standen, zwischen denen eine V100<br />

mm dicke Schicht von Herapathit-Kri<br />

stallen lag. Die Filter wiesen eine star<br />

ke gelblich-grüne Färbung auf und<br />

konnten für farbphotographische<br />

Zwecke nicht verwendet werden.<br />

Durch starke mechanische Reckung<br />

lassen sich isotrope Kunststoffe in ani<br />

sotrope umwandeln. Lagert man noch<br />

lichtabsorbierende Farbstoffe ein,<br />

entstehen dadurch die modernen,<br />

neutralgrauen und trübungsfreien Linear-Polarisationsfilter<br />

15.5.6. Polarisation durch<br />

Reflexion und<br />

Brechung<br />

Das menschliche Auge kann polari<br />

siertes Licht nicht von natürlichem<br />

unterscheiden. Dieses Unvermögen<br />

macht den Einsatz eines Polarisators<br />

vor dem Kameraobjektiv nicht gera<br />

de leicht. Sie, liebe Leser, wissen wohl<br />

alle, dass man mit Hilfe von Polarisa<br />

tionsfiltern Reflexe ausschalten kann.<br />

Aber eben, nur unter bestimmten Vor<br />

aussetzungen. Beim Durchgang<br />

durch einen Polarisator wird natürli<br />

ches Licht in linear polarisiertes um-<br />

29


PHOD<br />

KOLLEGIUM 53 LEKTION<br />

gewandelt oder bereits polarisiertes<br />

- bei richtiger Filterstellung - ausge<br />

schaltet. Die Reflexausschaltung<br />

kann also nur funktionieren, wenn das<br />

icht des Reflexes bereits linear pola<br />

risiert ist.<br />

Nun wird tatsächlich natürliches Licht<br />

bei der Reflexion polarisiert, sofern<br />

das entsprechende Medium nicht nur<br />

ine totale Reflexion zulässt, sondern<br />

noch ein gewisser Anteil in das Me<br />

dium eintreten kann. Nehmen wir als<br />

Beispiel eine Glasscheibe. Schräg<br />

auftreffendes Licht wird zum Teil re<br />

flektiert (Teüreflexion). Ein anderer<br />

Teil aber tritt ins Glas ein, und weil<br />

dieses Medium dichter als Luft ist, tritt<br />

darin eine Verringerung der Ausbrei<br />

tungsgeschwindigkeit ein. Durch den<br />

Geschwindigkeitsverlust wird der<br />

Lichtstrahl von seiner geradlinigen<br />

Ausbreitung abgelenkt, es tritt Bre<br />

chung ein.<br />

Nach dem Brewsterschen Gesetz ist<br />

das Licht des reflektierten Strahls<br />

dann vollständig linear polarisiert,<br />

wenn neben dem Reflexionsstrahl<br />

auch noch ein Brechungsstrahl vor<br />

handen ist und wenn zwischen diesen<br />

beiden Strahlen ein Winkel von 90°<br />

herrscht. Die Abbildung 368 veran<br />

schaulicht diese Verhältnisse. Bei<br />

richtiger Drehung des Polarisations<br />

filters wird für den Betrachter daher<br />

der Reflexionsstrahl ausgeschaltet,<br />

der Reflex ist nicht mehr sichtbar.<br />

Der Einfallswinkel, unter dem diese<br />

Forderung eintritt, heisst Polarisa<br />

tionswinkel ep. Weil die Stärke der<br />

Brechung von der optischen Dichte<br />

des Mediums abhängig ist, hängt der<br />

Polarisationswinkel eines Materials<br />

von dessen Brechungsindex ab. Er<br />

lässt sich aus dem arctan des Bre<br />

chungsindexes n berechnen und<br />

schwankt je nach Medium zwischen<br />

50 und 65°:<br />

Wasser n = 1,33 ep = 53°<br />

Glas n = 1,5 ep = 56°<br />

Diamant n = 2,4 ep = 67°<br />

Unter diesen Winkeln - und nur unter<br />

diesen! - lässt sich ein Reflex vollstän<br />

dig ausschalten. Kann der Aufnahme<br />

winkel nicht ganz eingehalten wer<br />

den, ist bei Verwendung des Polarisa<br />

tionsfilters eine Reflexbildung ledig<br />

lich gemildert, wobei die Milderung<br />

30<br />

Abbildung 368<br />

Brewstersches Gesetz<br />

um so geringer ausfällt, je mehr der<br />

Aufnahmewinkel vom Polarisations<br />

winkel abweicht.<br />

Bei glänzendem Metall tritt zwar auch<br />

eine Reflexion ein. Weü sie aber total<br />

ist und daher kein gebrochener Strahl<br />

entsteht, bleibt das Licht natürlich<br />

und kann nicht durch einen Polarisa<br />

tionsfilter ausgelöscht werden.<br />

15.5.7. Polarisation durch<br />

Streuung<br />

Auch durch Streuung kann natürli<br />

ches Licht polarisiert werden, und<br />

zwar tritt eine weitgehende Polarisa<br />

tion in Streurichtungen auf, die senk<br />

recht zum Lichtstrahl stehen.<br />

Photographiert man mit einem Polari<br />

sationsfilter den Himmel so, dass die<br />

Aufnahmeachse im rechten Winkel<br />

zur Sonne steht, wird bei richtiger<br />

Stellung des Filters ein Teil des Streu<br />

lichtes ausgeschaltet und der Him<br />

mel wesentlich dunkler wiedergege<br />

lung ist allerdings nie über das ge<br />

samte Bildfeld möglich, da eine totale<br />

Polarisation nur unter den geschilder<br />

ten Winkelverhältnissen stattfinden<br />

kann.<br />

In der Farbphotographie stellt die<br />

Anwendung des Polarisationsfilters<br />

die einzige Möglichkeit dar, den Him<br />

mel dunkler wiederzugeben und<br />

gleichzeitig die Farben der übrigen<br />

Objekte nicht zu verändern.<br />

Da es sich bei solchen Bildern ja<br />

immer um Landschaftsaufnahmen<br />

handelt, ist zusätzlich zur Abdunke<br />

lung des Himmels noch eine verbes<br />

serte Farbbrillanz der Umgebung bei<br />

Verwendung des Polarisationsfilters<br />

zu beobachten. Das Vegetationsgrün<br />

widerspiegelt nämlich einen nicht zu<br />

unterschätzenden Anteil des blauen<br />

Himmelslichtes. Das Polarisationsfilter<br />

eliminiert gleichzeitig auch einen<br />

merklichen Anteil dieses Reflexlich<br />

tes, was zu einer allgemein grösseren<br />

ben.<br />

Bildbrillanz führt.<br />

Der Effekt gestaltet sich um so inten<br />

siver, je reiner die Luft ist. In Gross<br />

Aufgabe<br />

städten oder in Industriegebieten Um festzustellen, wo der Einsatz ei<br />

kann das Polarisationsfilter kaum eine nes Polarisationsfilters sinnvoll ist,<br />

merkliche Abdunkelung bringen. Auf sollten Sie einmal Ihr Polarisations<br />

dem Land oder gar im Gebirge hin filter vors Auge nehmen und unter<br />

gegen lässt sich der Himmel nahezu<br />

schwarz wiedergeben. Die Abdunke<br />

leichtem Drehen des Filters die Um<br />

gebung genau studieren.


LEKTION<br />

PHÖD<br />

54KOUEGIUM<br />

15.5.8. Polarisationsfilter<br />

15.5.8.1. Linear-<br />

Polarisationsfilter<br />

Linear-Polarisationsfilter bestehen<br />

aus mechanisch gereckten Kunststof<br />

fen mit orientierten stabförmigen Mo<br />

lekülen, die durch einen Farbstoff<br />

angefärbt wurden.<br />

Sie sind für Kamerazwecke glasgefasst<br />

oder existieren für Beleuch<br />

tungszwecke als grossformatige Fo<br />

lien.<br />

Natürliches Licht wandeln diese Filter<br />

in linearpolisiertes um, und bereits<br />

(z.B. durch Reflexion oder Streuung)<br />

polarisiertes löschen sie bei richtiger<br />

Orientierung aus.<br />

Der Verlängerungsfaktor beträgt im<br />

Mittel etwa 3, was aber bei Kameras<br />

mit Belichtungsinnenmessung (TTL-<br />

Messung) belanglos ist. Die oft gehör<br />

te Behauptung, Polarisationsfilter er<br />

zeugen bei Farbaufnahmen einen<br />

mehr oder weniger starken Farbstich,<br />

muss bei Anwendung moderner Fil<br />

ter ins Reich der Phantasie verwiesen<br />

werden. Aber immerhin lohnt sich ge<br />

legentlich ein eigener Versuch,<br />

indem Sie bei guter Beleuchtung eine<br />

Graufelderkarte einmal ohne und<br />

dann mit dem Polarisationsfilter auf<br />

Farbdiafilm photographieren. Sofern<br />

Sie genau senkrecht auf die Karte<br />

photographiert haben, dürften sich<br />

die beiden Dias nicht voneinander<br />

unterscheiden.<br />

Tun sie es trotzdem und weist insbe<br />

sondere das eine einen intensiven<br />

Grün- bis Gelbgrünstich auf, handelt<br />

es sich um ein altes Kristallfilter. Kau<br />

fen Sie sich dann ein neues und legen<br />

Sie das alte Kristallfilter vorsichtig in<br />

Ihr Photomuseum.<br />

15.5.8.2. Zirkular-<br />

Polarisationsfilter<br />

Einige Spiegelreflexkameras mit Be<br />

lichtungsmessung über Spiegel rea<br />

gieren bei der Verwendung von Linear-Polarisationsfiltern<br />

mit Messun<br />

sicherheit. Bei diesen Systemen kann<br />

durch Umlenkung über den Mess<br />

spiegel das Messlicht zusätzlich pola<br />

risiert werden.<br />

Abbildung 369 Prinzip des Zirkular-Polarisationsfilters<br />

Um diesen Effekt zu verhindern, emp<br />

fehlen einige Kamerahersteller die<br />

Verwendung von Zirkular-Polarisa<br />

tionsfiltern. Es handelt sich dabei um<br />

die Kombination eines Linear-Polarisationsfilters<br />

mit einer nachgeschal<br />

teten Viertel-Wellenplatte aus dop<br />

pelbrechendem anisotropem Mate<br />

rial. Diese - als Verzögerungsschicht<br />

wirkende - Platte wandelt linear pola<br />

risiertes Licht in zirkulär polarisiertes<br />

um. Optisch einfache Zirkular-Polari<br />

sationsfilter sind schon einige Zeit be<br />

kannt als Glasabdeckungen, auf<br />

Messinstrumenten, die nicht spiegeln<br />

dürfen. Dort funktioniert das Prinzip,<br />

wie in Abbildung 369 angedeutet.<br />

Das Reflexe erzeugende Licht ge<br />

langt dabei zuerst durch ein Li<br />

near-Polarisationsfilter und wird dort<br />

(in unserem Beispiel) senkrecht pola<br />

risiert. Die nachgeschaltete Viertel-<br />

Wellenplatte wandelt das derart li<br />

near polarisierte Licht in zirkulär pola<br />

risiertes um. Bei der Reflexion wird<br />

das zirkularpolarisierte Licht aber le<br />

diglich in der Drehrichtung gekehrt,<br />

sonst aber nicht beeinflusst.<br />

Gelangt das umgekehrt zirkulieren<br />

de Licht jetzt erneut auf die Viertel-<br />

Wellenplatte, wird es dort in horizon<br />

tal (linear) polarisiertes Licht umge<br />

wandelt, das seinerseits das senk<br />

recht orientierte Linear-Polarisa<br />

tionsfilter nicht mehr passieren kann.<br />

Für das Auge ist der Reflex ausge<br />

löscht.<br />

Verwendet man - in optisch einwand<br />

freier Ausführung - ein solches Zir<br />

kular-Polarisationsfilter vor dem Ka<br />

meraobjektiv, wird wie mit jedem Po<br />

larisationsfilter bereits linear polari<br />

siertes Licht ausgeschaltet, das natür<br />

liche aber zuerst linear und dann zir<br />

kulär polarisiert. Bei der Reflexion<br />

des Messlichtes an irgendwelchen<br />

Spiegelsystemen kann jetzt allerhöchstens<br />

eine Änderung der Dreh<br />

wirkung eintreten, nicht aber eine er<br />

neute Linearpolarisation. Das Mess<br />

system erhält also immer den gesam<br />

ten Lichtanteil, der auch auf das Film<br />

material fällt - gleichgültig, in wel<br />

cher Stellung das Filter steht.<br />

An der Einsatztechnik des Filters<br />

ändert sich gegenüber dem Linear-<br />

Polarisationsfilter nichts, der Benutzer<br />

kann also gleich vorgehen, wie er es<br />

sich von herkömmlichen Fütem her<br />

gewohnt ist.<br />

Für die meisten modernen Spiegel<br />

reflexkameras ist die Anwendung ei<br />

nes Zirkular-Polarisationsfilters not<br />

wendig. Ob für Ihre Kamera ein Zirku<br />

lar-Polarisationsfilter notwendig ist<br />

oder ob der Einsatz eines Linearfil<br />

ters genügt, sagt Ihnen die entspre<br />

chende Kamera-Gebrauchsanleitung.<br />

Selbstverständlich lassen sich<br />

aber Zirkular-Polarisationsfilter ohne<br />

irgendwelche Nachteile auch an je<br />

dem Kamerasystem verwenden, bei<br />

dem der Einsatz eines solchen Spezialfilters<br />

nicht vorgeschrieben ist.<br />

31


PHOO<br />

KOLLEGIUM 54 LEKTION<br />

15.5.9. Der praktische<br />

Einscriz des<br />

Polarisations<br />

filters<br />

Anstelle genau formulierter Aufga<br />

benstellungen möchte ich in dieser<br />

Lektion vielmehr über einige - zum<br />

Teil weniger bekannte - Einsatzmög<br />

lichkeiten des Polarisationsfilters<br />

sprechen.<br />

Abbildung 370<br />

ohne Polarisationsfilter<br />

Abbildung 371<br />

mit Polarisationsfilter<br />

15.5.9.1. Einsatz bei<br />

Sachaufnahmen<br />

Bei Sach- und Katalogaufnahmen<br />

muss man häufig Gegenstände frei<br />

stehend auf durchleuchtetem Auf<br />

nahmetisch photographieren. In vie<br />

len Fällen kann die dadurch entste<br />

hende zusätzliche Reflexlichtaufhel<br />

lung von unten durch die Verwen<br />

dung eines Polarisationsfilters gemil<br />

dert werden.<br />

Überhaupt lohnt es sich, im Studio<br />

einen Blick durch das geniale Filter<br />

zu werfen. Die Bildwirkung kann näm<br />

lich unter Umständen ganz beträcht<br />

lich durch Ausschalten einzelner Re<br />

flexe verändert werden.<br />

Die Abbildungen 370 bis 373 zeigen<br />

die veränderte Büdwirkung bei<br />

immer gleichbleibender Beleuch<br />

tung aber unterschiedlich gedrehtem<br />

Polarisationsfilter.<br />

Besonders glänzende oder halbglän<br />

zende Kunststoffteile sind ein belieb<br />

tes Anwendungsmedium für Polarisa<br />

tionsfilter.<br />

Hochglänzende<br />

Metallgegenstände<br />

lassen sich nicht «polarisieren». Muss<br />

trotzdem einmal ein Reflex unter<br />

drückt werden, kann man den Ge<br />

genstand mit einem unsichtbaren<br />

Glanzspray (z.B. Dulling-Spray) be<br />

handeln. Im optischen Medium Spray<br />

ist dann wieder ein Absorptionsstrahl<br />

vorhanden, der eine lineare Polarisa<br />

tion des Reflexlichtes ermöglichen<br />

kann. Ebenso ist die Anwendung na<br />

türlich möglich, wenn die Metallge<br />

genstände bereits mit Lack oder Far<br />

be oberflächenbehandelt sind.<br />

15.5.9.2. Die Arbeit mit<br />

polarisiertem Licht<br />

Die Aufgabe, ein dick gespachteltes<br />

Ölgemälde zu reproduzieren, stellt<br />

einen vor ziemlich grosse Probleme.<br />

32<br />

Abbildung 372<br />

mit Polarisationsfilter<br />

Verwendet man nämlich ein normales<br />

Reprolicht - links und rechts eine<br />

Leuchte im Winkel von 45° -, können<br />

immer einzelne scharf gespachtelte<br />

Farbpartikel aufglänzen, wie es die<br />

Abbildung 374 zeigt. Ein Polarisa<br />

tionsfilter vor dem Objektiv nützt na<br />

türlich nichts, denn kaum zwei Parti<br />

kel liegen zufällig genau im Polarisa<br />

tionswinkel. Im Handel existieren<br />

aber sogenannte Polarisationsfolien,<br />

die in recht grossen Formaten erhält<br />

lich sind. Es handelt sich dabei um<br />

das Grundmaterial, mit dem soge<br />

nannte Polarisations-Sonnenbrillen<br />

hergestellt werden. (Bezugsquellen<br />

nachweis durch Polaroid-Land AG.)<br />

Solche Folien ermöglichen es, auf ein<br />

fachste Weise bereits polarisiertes<br />

Licht für die Aufnahme zu verwenden.<br />

Für unser Problem setzt man einfach<br />

vor jede Lampe eine solche Polarisa<br />

tionsfolie. Vorsicht, die Folien sind<br />

nicht allzu hitzefest! Bei der Montage<br />

vor der Leuchte muss man lediglich<br />

darauf achten, dass die Molekular<br />

orientierung beider Folien gleich ist,<br />

also bei beiden waagrecht oder senk<br />

recht.<br />

Vor das Kameraobjektiv montiert<br />

man ebenfalls ein Polarisationsfilter.<br />

Durch richtiges Drehen des Aufnah-<br />

Abbildung 373<br />

mit Polarisationsfilter<br />

mefüters lassen sich kompromisslos<br />

sämtliche Reflexe ausschalten, wie<br />

das Arbeitsbeispiel in Abbidlung 375<br />

zeigt.<br />

Wünscht man sich aber einige Refle<br />

xe, dreht man das Aufnahmefilter ein<br />

fach wieder ein wenig zurück, bis auf<br />

der Mattscheibe Reflexe der ge<br />

wünschten Intensität sichtbar wer<br />

den.<br />

Weil das Aufnahmelicht jetzt bereits<br />

linear polarisiert ist, bleibt es auch<br />

das Reflexionslicht, unabhängig vom<br />

Einfallswinkel. Man verwendet zur ei<br />

gentlichen Aufnahme schliesslich nur<br />

den Anteil des Lichtes, der diffus re<br />

flektiert und dadurch wieder depola<br />

risiert worden ist.<br />

Das Verfahren lässt sich natürlich<br />

auch bei metallischen Gegenständen<br />

anwenden, nur ist dort der Anteil der<br />

diffusen Reflexion verschwindend<br />

klein.<br />

15.5.9.3. Anwendung<br />

innerhalb der<br />

Reportagephotographie<br />

Die wohl am meisten geübte Anwen<br />

dung ist die bereits erwähnte Absorp<br />

tion eines Teils des gestreuten Him<br />

melslichtes durch das Polarisations-


LEKTION<br />

PHOD<br />

54KOUKHUM<br />

Abbildung 374 ohne polarisiertes Licht<br />

filter. Das funktioniert immer dann<br />

einwandfrei, wenn der Winkel zwi<br />

schen Aufnahmerichtung und Sonne<br />

90° beträgt. Bei der Verwendung von<br />

Weitwinkelobjektiven, wo ein be<br />

trächtlicher Aufnahmewinkel herr<br />

schen kann, resultiert meist ein Him<br />

mel, der von hell bis dunkel verläuft,<br />

ein Effekt, der sich vielleicht durch<br />

einen Chromofilter noch verstärken<br />

lässt.<br />

In der Natur kommt jede Menge re<br />

flektiertes Licht vor, das teilweise po<br />

larisiert ist. Spannt sich über die Land<br />

schaft ein wolkenloser, intensiv<br />

blauer Himmel, spiegelt sich dieser<br />

im Gras, in den Blättern, in den bunt<br />

angezogenen Menschen usw. Jede<br />

der Originalfarben ist dadurch mehr<br />

oder weniger blau überzogen. Dies<br />

kommt besonders dann stark zur Gel<br />

tung, wenn die Gegenstände nass<br />

sind.<br />

Bei verhältrüsmässig hohen Aufnah<br />

mestandpunkten lässt sich diese<br />

«Blauspiegelung» durch die Verwen<br />

dung eines Polarisationsfilters weit<br />

gehend ausschalten. Farbbilder wer<br />

den dadurch wesentlich klarer und<br />

weisen leuchtendere Farben auf.<br />

Dasselbe gilt, wenn der Himmel mit<br />

einer weissen Wolkendecke überzo<br />

gen ist Durch die Reflexion sind alle<br />

Farben verweisslicht und dadurch<br />

Abbildung 375 mit polarisiertem Licht<br />

nicht besonders leuchtend Sind aber<br />

satte, leuchtende Farben erwünscht,<br />

kann das Polarisationsfilter unter<br />

Umständen eine intensive Verbesse<br />

rung bringen.<br />

Wenn es wünschenswert ist, die Was<br />

seroberfläche eines unbewegten Ge<br />

wässers zu durchdringen, um zum Bei<br />

spiel Wasserpflanzen oder schwim<br />

mende Fische zu photographieren,<br />

dürfen selbstverständlich ebenfalls<br />

keine Oberflächenreflexe vorhanden<br />

sein.<br />

Der Polarisationswinkel von Wasser<br />

beträgt 53°. Wir müssen also darauf<br />

achten, genau in diesem Winkel (vom<br />

Lot her gesehen) zu photographieren.<br />

Bei bewegten Gewässern mit Wellen<br />

funktioniert die Entspiegelung natür<br />

lich nicht, da sich bei gleichem Aufnah<br />

mewinkel das Lot ständig ändert<br />

15.5.9.4. Anisotrope Mate<br />

rialien im<br />

olarisierten Licht<br />

Wahrscheinlich haben Sie schon so<br />

schön farbige Kristallstrukturen abge<br />

bildet gesehen. Auch das ist in polari<br />

siertem Licht realisierbar. Tritt nämlich<br />

polarisiertes Licht auf ein anisotropes<br />

Material, werden zwei zueinander<br />

senkrecht polarisierte Strahlen entste<br />

hen. Betrachtet man das Ganze wieder<br />

um durch ein Polarisationsfilter, ent<br />

stehen, je nach Orientierung des Fil<br />

ters, unterschiedliche Farben. Be<br />

gründet ist diese Tatsache durch die<br />

Phasenverschiebung und die daraus<br />

entstehende Interferenzerscheinung.<br />

Sie können dazu einen eigenen Ver<br />

such machen<br />

Richten Sie das Licht einer Photoleuch<br />

te von unten genau senkrecht auf eine<br />

Glasplatte. Legen Sie auf die Glasplatte<br />

ein Polarisationsfilter oder eine Pola<br />

risationsfolie.<br />

Montieren Sie nun Ihre Kamera so, dass<br />

sie von oben senkrecht auf die Anord<br />

nung schaut und Sie die Schärfenebe<br />

ne auf die Glasplatte legen können.<br />

Montieren Sie vor das Aufnahmeobjek<br />

tiv ein weiteres Polarisationsfilter.<br />

Schauen Sie durch Ihre Kamera und<br />

drehen Sie das Polarisationsfilter, bis<br />

Sie keinLicht mehr sehen. Jetzt sind die<br />

beiden Polarisationsfilter senkrecht zu<br />

einander orientiert<br />

Halten Sie nun irgendeine anisotrope<br />

Substanz, zum Beispiel einen Plexiglas<br />

massstab oder ein zerknittertes Cellophan,<br />

auf die Glasplatte, wird Ihr Sucher<br />

plötzlich wieder hell, und Sie sehen<br />

eine meist farbige Struktur.<br />

Besonders schön sieht die Versuchs<br />

anordnung aus, wenn Sie tatsächlich<br />

echtes Cellophan zerknüllen und so im<br />

polarisierten Licht ansehen oder photo<br />

graphieren. Sie können die wunder<br />

lichsten Farberscheinungen erkennen,<br />

die sich beim Drehen des Polarisa<br />

tionsfilters noch verändern und sich bei<br />

einer Drehung um 180° genau in die<br />

Komplementärfarbe verwandeln. Na<br />

türlich lässt sich der Versuch noch ver<br />

bessern, sofern Sie ein Mikroskop zur<br />

Verfügung haben oder mittels Makrophotographie<br />

in den extremen Nahbe<br />

reich vorstossen können.<br />

Sofem dies der Fall ist, sollten Sie ein<br />

mal verschiedene konzentrierte Salzlö<br />

sungen (z.B. auch Photochemikalien)<br />

herstellen und diese auf ein Glasplättchen<br />

ausgiessen und kristallisieren las<br />

sen. Sie werden die herrlichsten Struk<br />

turen und Farben feststellen können.<br />

Und nun, viel Vergnügen mit Ihren Kri<br />

stallographie-Versuchen!<br />

16. Photographische<br />

Optik<br />

Nach dem Exkurs in die fast spiele-<br />

33


16.1.1.<br />

PHÖD<br />

KOLLEGIUM 54 LEKTION<br />

risch erscheinende Welt der farbigen um farblose Gläser zu ermöglichen.<br />

Kristallographie wollen wir uns wieder Rohstoffgemenge («Satz»):<br />

harter Theorie zuwenden, die aber, Die Rohstoffe werden fein gemahlen<br />

nichtsdestotrotz, alles andere als lang<br />

weilig sein muss. Unsere Optik-Grund<br />

lagen hatten und haben ja den Zweck,<br />

Wesentliches und für die Photographie<br />

und sorgfältig gemischt bevor sie suk<br />

zessive in den heissen Tiegel gegeben<br />

werden<br />

Rauhschmelze und Läuterung:<br />

Ausnutzbares zu erfahren. So befasst Sobald die festen Rohstoffteile ge<br />

sich das folgende Hauptkapitel mit der schmolzen und durch Rühren homoge<br />

Herstellung von Glas, dem hauptsäch nisiert sind - man spricht von der<br />

lichsten Bestandteil, aus dem unsere «Rauhschmelze» - bilden sich nach<br />

Objektive bestehen<br />

weiterer Temperaturerhöhung durch<br />

beigegebene spezielle Läuterungsmittel<br />

16.1. Die Glasher-<br />

wie Arsen- oder Antimonverbindun<br />

selzung<br />

Glas setzt sich im wesentlichen aus<br />

drei Hauptbestandteilen zusammen:<br />

Glasbildner:<br />

Vorwiegend Siliciumdioxyd (SiO2), bei<br />

optischen Gläsern auch Borsäure<br />

(H3BO3) und Phosphorsäure (H3PO4).<br />

Flussmittel:<br />

In ihnen löst sich der Glasbildner be<br />

reits bei Temperaturen auf, die unter<br />

seinem eigentlichen Schmelzpunkt lie<br />

gen<br />

Flussmittel sind normalerweise Alka<br />

lien in Form von Carbonaten, Nitraten<br />

oder Sulfaten (z.B. Calciumcarbonat<br />

CaCO3), Natriumcarbonat Na2CO3).<br />

Stabilisatoren:<br />

machen das Glas chemisch beständig<br />

und verändern seine optischen Eigen<br />

schaften Verwendet werden vor allem<br />

Verbindungen der Erdalkalien, Blei,<br />

Zink, Cadmium, Lanthan usw.<br />

Durch Beifügen von Oxyden bestimm<br />

ter Schwermetalle (Eisen, Kobalt, Nik<br />

kei usw.), von Selen und der seltenen<br />

Erden werden optisch einwandfrei<br />

gefärbte Gläser, z.B. für die Filterher<br />

stellung, erzeugt.<br />

16.1.2. Herstellung<br />

Die Glasherstellung erfolgt durch<br />

Schmelzen der Bestandteile bei Tem<br />

peraturen von 1200-1500°C in Glas<br />

schmelzöfen. Für die Herstellung opti<br />

scher Gläser verwendet man in der<br />

Regel Platintiegel, die induktiv er<br />

wärmt werden.<br />

Die erforderlichen Rohstoffe müssen<br />

natürlich sehr rein und frei von Verun<br />

reinigungen (insbesondere Eisenoxy<br />

den, da grün- oder blaufärbend) sein,<br />

34<br />

gen, Sulfaten usw. grössere Gasmen<br />

gen, die beim Entweichen feine, wäh<br />

rend des Schmelzens entstandene<br />

Gasblasen mitreissen.<br />

Ein anderer, älterer Läuterungsvor<br />

gang ist das «Bülwem».<br />

Dabei wird ein kleiner nasser Hartholz<br />

klotz in die Schmelze gegeben Durch<br />

die Zersetzung des Holzes entstehen<br />

grosse Gasblasen, deren Aufgabe es<br />

ebenfalls ist kleine Blasen beim Ent<br />

weichen mitzureissen Zur weiteren<br />

Homogenisierung wird die Schmelze<br />

nochmals gerührt und schnell um eini<br />

ge hundert Grad abgekühlt<br />

Danach erfolgt das Ausgiessen der fer<br />

tigen Schmelze in spezielle Keramikformen<br />

Kühlung («Tempern»):<br />

Die Glasblöcke werden nach einem<br />

speziellen Kühlschema sehr langsam<br />

auf Zimmertemperatur gekühlt Der<br />

Vorgang kann bis zu vielen Wochen<br />

dauern.<br />

Die langsame Kühlung hat den Zweck,<br />

das Glas spannungsfrei und damit iso<br />

trop zu halten<br />

16.1.3. Der Zustand «Glas»<br />

Gläser sind Stoffe, die beim Abkühlen<br />

stetig vom flüssigen in den festen Zu<br />

stand übergehen, ohne dass ein Zwi<br />

schenzustand durchlaufen wird, in dem<br />

- wie zum Beispiel bei Wasser/Eis -<br />

beide Phasen im thermodynamischen<br />

Gleichgewicht nebeneinander beste<br />

hen<br />

Die molekularen Bausteine von Glas<br />

sind kristalliner Natur, die sich aber unregelmässig<br />

anordnen Man könnte<br />

den glasigen Zustand auch als eine Art<br />

«erstarrte Unordnung» bezeichnen<br />

Glasbildung und Kristallisation sind mit<br />

einander konkurrenzierende Vorgän<br />

ge, von denen sich je nach Zusammen<br />

setzung, Temperatur und Abkühlungs<br />

geschwindigkeit der eine oder andere<br />

durchsetzt<br />

Bei langsamer Abkühlung innerhalb<br />

eines bestimmten viskosen Bereichs<br />

(unter Viskosität versteht man die Zä<br />

higkeit der Schmelze) tritt Kristallisa<br />

tion ein.<br />

Dieser viskose Bereich ist begrenzt<br />

durch den Aggregationspunkt und<br />

den Transformationspunkt. Beide<br />

Punkte liegen für alle Gläser bei recht<br />

verschiedenen Temperaturen; der<br />

Aggregationspunkt oberhalb 1400°C,<br />

der Transformationspunkt zwischen<br />

335°C und 661 °C.<br />

Beim Abkühlen muss der Glasherstel<br />

ler darauf achten, den viskosen Be<br />

reich vergleichsweise schnell zu<br />

durchlaufen, um eine «Entglasung»<br />

durch Kristallisation (Bildung von un<br />

durchsichtiger Glaskeramik) zu ver<br />

meiden<br />

16.2. Zusammensetzung<br />

der wichtigsten<br />

Gläser<br />

16.2.1. Fensterglas (ne = 1,5<br />

Ve = 60)<br />

Siliciumdioxid SiO2 ca. 75%<br />

Calciumcarbonat CaCO3 ca. 15%<br />

Natriumcarbonat Na2CO3 ca.<br />

16.2.2. Optische Gläser<br />

Durch verschiedene Zusätze (wie Ba<br />

riumoxyd BaO, Magnesiumoxyd<br />

MgO, Aluminiumoxyd A12O3, Zink<br />

oxyd ZnO usw.) erreicht man Gläser<br />

mit höchst unterschiedlichen opti<br />

schen Eigenschaften.<br />

Dem Optik-Rechner stehen heute<br />

über 200 verschiedene Glassorten<br />

zur Verfügung, deren höchst unter<br />

schiedliche Eigenschaften die Kon<br />

struktion gut korrigierter Objektive<br />

ermöglichen.<br />

Man teilt die optischen Gläser in zwei<br />

Hauptgruppen, abhängig von ihren<br />

Dispersionseigenschaften<br />

ein:<br />

Krongläser, mit geringerer Disper<br />

sion sind solche, deren ve grösser als<br />

55 ist. Starkbrechende Gläser mit<br />

grosser Dispersion, das heisst sol<br />

che, deren i>e kleiner als 50 ist, be<br />

zeichnet man als Flintgläser.


LEKTION<br />

PHÖD<br />

55 KOLLEGIUM<br />

16.2.2.1. Kronglaser<br />

(i>e grösser als 55)<br />

Baritkron (BaK) enthält bis zu 30% Ba<br />

riumoxyd BaO<br />

Baritleichtkron (BaLK) enthält bis zu<br />

10% Bariumoxyd BaO<br />

Schwerkron (SK) enthält bis zu 50%<br />

Bariumoxyd BaO<br />

Schwerstkron (SSK) enthält neben Ba<br />

riumoxyd Bleioxyd (PbO) und Titan<br />

oxyd (TiO2)<br />

Lanthankron (LaK) enthält grössere<br />

Mengen Lanthanoxyd und andere<br />

seltene Erden<br />

Fluorkron (FK) enthält beträchtliche<br />

Mengen Fluor anstelle von Sauerstoff<br />

Borkron (BK) enthält bis zu 20% Bor<br />

oxyd Ba2O3<br />

Zinkkron (ZK) enthält bis zu 20% Zink<br />

oxyd ZnO<br />

Phosphatkron (PK)<br />

Phosphatschwerkron (PSK)<br />

Phosphatkrongläser enthielten ur<br />

sprünglich Phosphorpentoxyd P2O5.<br />

Wegen der geringen chemischen<br />

Haltbarkeit ist heute bei diesen Glä<br />

sern die Zusammensetzung geän<br />

dert.<br />

16.2.2.2. Flintgläser<br />

(i>e kleiner als 50)<br />

Baritflint (BaF)<br />

enthalten unter<br />

Baritieichtflint<br />

schiedliche<br />

(BaLF)<br />

Mengen Barium<br />

Baritschwerflint oxyd BaO und<br />

(BaSF)<br />

Bleioxyd PbO<br />

Doppelleichtflint Barium oder<br />

(LLF)<br />

Fluor in<br />

Flint (F)<br />

bleihaltigen<br />

Leichtflint (LF)<br />

Gläsern<br />

Kurzüint (KzF)<br />

enthält bis zu<br />

Schwerflint (SF)<br />

Lanthanflint (LaF)<br />

20% Antimon<br />

oxyd Sb2O3<br />

enthält bis zu<br />

70% Bleioxyd<br />

PbO<br />

enthält Lanthan-<br />

Titan- und<br />

Bleioxyd<br />

Der Lageplan der optischen Gläser in<br />

Abbildung 376 zeigt deutlich die<br />

unterschiedlichen Eigenschaften<br />

verschiedener Ausführungen. Die<br />

grafische Darstellung der Lage be<br />

Abbildung 376 Lageplan der optischen Gläser<br />

c<br />

1,751<br />

1,70<br />

1,65<br />

1.60<br />

1.5!<br />

|i,50<br />

FK<br />

PSK<br />

PK<br />

i<br />

A<br />

Quarzglas.<br />

75 70 65<br />

BiL<br />

T<br />

60<br />

N7»<br />

LaK<br />

SK<br />

N12<br />

•5 BssJ<<br />

»fK<br />

TiK<br />

zieht sich auf die Hauptbrechzahl ne<br />

und die Stärke der Dispersion (Abbesche<br />

Zahl ve). Der grösste Teil her<br />

kömmlicher Gläser liegt in diesem<br />

Plan in einer breiten Diagonale, die<br />

von unten links nach oben rechts ver<br />

läuft. Das bedeutet nichts anderes, als<br />

dass mit zunehmendem Brechungs<br />

index auch die Farbzerstreuung zu<br />

nimmt (die Dispersion ist um so gerin<br />

ger, je grösser die Abbesche Zahl ve<br />

ist).<br />

16.2.2.3. Extreme Gläser<br />

Ein weiterer Blick auf den Glaslage<br />

plan zeigt aber sofort, dass auch eher<br />

anormale Ausführungen möglich<br />

sind. Besonders interessant sind Glä<br />

ser, die sich innerhalb des Lage<br />

plans links oben befinden, das heisst<br />

solche, die einen hohen Brechungs<br />

index (um 1,9) und verhältnismässig<br />

niedrige Dispersion (ve 40 bis<br />

60) aufweisen. Solche extreme Glä<br />

ser ermöglichen flachere Linsen<br />

radien. Flachere Linsen aber sind so<br />

wohl besser und einfacher auszukorrigieren<br />

als auch reflexunempfindli<br />

cher.<br />

Normalerweise steigt die Dispersion<br />

sukzessive mit der Höhe des Bre<br />

chungsindexes. Moderne Entwick<br />

SSK<br />

4<br />

•N13<br />

BaLF<br />

KF •9<br />

•N3<br />

•52<br />

• N2<br />

LaF<br />

BaSF<br />

TiF<br />

KBr<br />

35 30<br />

lungen versuchen daher den Bre<br />

chungsindex zu erhöhen, ohne die<br />

Dispersion merklich zu vergrössern.<br />

Um die vergrösserteFarbzerstreuung<br />

- was zum sogenannten «sekundären<br />

Spektrum» führt, ein bisher nichtkomgierter<br />

chromatischer Restfehler - bei<br />

hochbrechenden Gläsern zu mildern,<br />

entwickelte Leitz Gläser mit anorma<br />

ler Teildispersion. Es handelt sich da<br />

bei, wie der Name ausdrückt, um<br />

Glassorten, die die unterschiedlichen<br />

Wellenlängen des Lichtes extrem<br />

unterschiedlich brechen. Anders ge<br />

sagt erzeugen solche Gläser - je<br />

nach Zusammensetzung - ein stark<br />

asymmetrisches Spektrum. Durch ge<br />

schickte Kombination derartiger Glä<br />

ser lässt sich ein Objektiv chroma<br />

tisch praktisch hundertprozentig kor<br />

rigieren.<br />

Besonders bei der Konstruktion lang<br />

brennweitiger Objektive hat der Ein<br />

satz von Gläsern mit anormaler Teil<br />

dispersion zu einer bedeutend ver<br />

besserten Farbbrülanz geführt.<br />

Ursprünglich wurden dazu Fluorkri<br />

stalle verwendet (Fluorit-Objektive),<br />

die aber sehr anfällig auf Feuchtig<br />

keitseinwirkungen und mechanische<br />

Beanspruchungen reagierten.<br />

35


PHGD<br />

KOLLEGIUM 55 LEKTION<br />

Die heute in langbrennweitigen Ob<br />

jektiven verwendeten Gläser mit Zu<br />

satz von Fluorphosphat hingegen<br />

reagieren nicht anfällig auf solche<br />

Umwelteinflüsse.<br />

16.2.2.4. Zusammenfassung<br />

Kronglas: Preisgünstiges Glas, be<br />

steht hauptsächlich aus Kieselsäure<br />

(Siliziumdioxyd SiO2). Krongläser be<br />

sitzen einen relativ niedrigen Bre<br />

chungsindex und eine mittlere<br />

Dispersion.<br />

Flintglas: Wird durch Zusatz von bis<br />

zu 75% Bleioxyd PbO erzeugt («Blei<br />

kristallglas»). Flintgläser sind schwer<br />

und relativ schlagempfindlich. Sie be<br />

sitzen hohe Brechungsindizes bei<br />

grosser Dispersion. Durch Zusatz von<br />

Barium oder Zink anstelle von Blei<br />

oxyd wird ein Brechungsindex von 1,6<br />

und eine geringere Dispersion er<br />

reicht. Solche Gläser sind leichter<br />

und widerstandsfähiger.<br />

Geschickter Zusatz von seltenen Er<br />

den (Lanthan oder auch Titan) anstel<br />

le von Barium oder Zink kann den Bre<br />

chungsindex bis 1,9 erhöhen, ohne<br />

dass sich die Dispersion merklich<br />

ändert.<br />

16.2.3. Optische Kristalle<br />

Für wissenschaftliche Zwecke wer<br />

den im Objektivbau neben optischen<br />

Gläsern auch isotrope Kristalle ver<br />

wendet.<br />

Für viele Zwecke in der UV- und IR-<br />

Optische Knstalle<br />

Photographie ist nämlich der wellenlängenmässige<br />

Durchlassbereich von<br />

optischen Gläsern in der notwendi<br />

gen Dicke zu gering und/oder die<br />

Dispersion zu hoch.<br />

Als Material für optische Kristalle fin<br />

den synthetisch hergestellte, aus der<br />

Schmelze gezüchtete Einkristalle<br />

Verwendung.<br />

Für die allgemeine photographische<br />

Verwendung sind optische Kristalle<br />

nicht geeignet, da sie sehr teuer und<br />

nicht besonders haltbar sind.<br />

16.2.4. Optische<br />

Kunststoffe<br />

Einige Kunststoffe - sogenanntes «or<br />

ganisches Glas» - eignen sich zur<br />

Herstellung abbildender Bauelemen<br />

te:<br />

Polystrol ne 1,59 ve 31<br />

(ähnlich Flintglas)<br />

Polymethylmethacrylat<br />

ne 1,49 ve 58<br />

(ähnlich Kronglas)<br />

kurz PMMA («Acrylglas, Plexiglas»)<br />

Für den optischen Rechner ist die<br />

Auswahl viel zu gering. Auch wegen<br />

der geringen Härte und dem hohen<br />

Wärmeausdehnungskoeffizienten<br />

eignen sich Kunststoffe nur für billig<br />

ste Gebrauchsobjektive, für Brillen,<br />

Kontaktlinsen, Lupen, Sucherlinsen,<br />

Kondensorlinsen, Okulare usw. We<br />

gen der guten thermoplastischen<br />

Verformbarkeit setzt man die opti<br />

schen Kunststoffe auch für die Her-<br />

Kristallart Durchlässigkeit Anwendungs- Eigenschaften<br />

nm bereich nm<br />

Stellung von Fresnellinsen und asphä<br />

rische Linsen ein.<br />

16.3. Linsen<br />

Optische Gläser allein machen natür<br />

lich noch keine Objektive. Dazu müs<br />

sen zuerst entsprechende Glieder,<br />

sogenannte Linsen, hergestellt wer<br />

den.<br />

16.3.1. Linsenformen<br />

16.3.1.1. Sphärische Linsen<br />

Die überwiegende Mehrzahl aller<br />

verwendeten optischen Linsen sind<br />

sphärischen Ursprungs, das heisst, es<br />

sind Körper, die durch zwei Kugelflä<br />

chen oder eine Kugelfläche und eine<br />

Ebene begrenzt sind. Die Verbin-<br />

Abbildung 377<br />

bikonvex<br />

bikonkav<br />

Sphärische Linsen<br />

Natriumchlorid NaCl<br />

Kaliumbromid KBr<br />

Lithiumfluorid LiF<br />

Calciumfluorid CaF2<br />

Thalliumbromjodid<br />

(KRS5)<br />

Caesiumjodid CsJ<br />

200-16 500 5 500-15 000<br />

210-27 000 18 000-26 000<br />

160- 6500 160- 5500<br />

130- 9500<br />

560-40000<br />

130- 9500<br />

560-38000<br />

300-56 000 35 000-55 000<br />

hohe Dispersion,<br />

wasserlöslich<br />

hohe Dispersion,<br />

sehr wasserlöslich<br />

geringe Dipersion,<br />

wenig wasserlöslich<br />

ähnlich LiF<br />

hohe Dispersion,<br />

nicht wasserlöslich<br />

hohe IR-Durchlässigkeit,<br />

sehr wasser<br />

löslich<br />

plankonkav<br />

zum Vergleich:<br />

Optische Gläser 350- 2 500<br />

Quarzglas (SiO2reich) 200- 3500<br />

36<br />

350- 2 500<br />

200- 3500<br />

plankonvex


LEKTION<br />

PHÖD<br />

55KOUEGIUM<br />

dung der entsprechenden Kugelmit<br />

telpunkte nennt man optische Achse.<br />

Eine Linsenfläche, die nach aussen<br />

gewölbt ist, bezeichnet man als kon<br />

vex, eine solche, die nach innen ge<br />

wölbt ist, als konkav.<br />

Linsen mit sammelndem Charakter<br />

sind am Rand dünner als in der Mitte.<br />

Sie werden als Sammellinsen, positi<br />

ve Linsen oder Konvexlinsen be<br />

zeichnet. Je nach ihrer Form unter<br />

scheidet man bikonvexe, plankonve<br />

xe oder konkavkonvexe Linsen. Der<br />

deutsche Name der letztgenannten<br />

Linsenform ist positiver Meniskus.<br />

Linsen, die am Rand dicker sind als in<br />

der Mitte, besitzen zerstreuenden<br />

Charakter. Es sind Zerstreuungslin<br />

sen, negative Linsen oder Konkavlin<br />

sen. Auch hier unterscheidet man zwi<br />

schen bikonkaven, plankonkaven und<br />

konvexkonkaven Formen. Konvex<br />

konkave Formen bezeichnet man<br />

auch als negative Menisken.<br />

Abbildung 378 Konvexlinsen<br />

bikonvex plankonvex konkavkonvex<br />

Abbildung 379 Konkavlinsen<br />

V7<br />

16.3.1.2. Asphärische<br />

Linsen<br />

Um noch mehr Parameter für den op<br />

tischen Rechner zu schaffen, ist die<br />

Industrie bestrebt, auch nichtkugeli<br />

ge, das heisst nichtsphärische Lin<br />

senformen herzustellen.<br />

Mit parabolförmigen Linsenschnitten<br />

lassen sich insbesondere sphärische<br />

Abbildungsfehler besser meistern<br />

und Objektive mit höheren Lichtstär<br />

ken herstellen. (Siehe dazu auch<br />

14.2.2.1. Verhältnisse am Hohlspiegel,<br />

Lektion 44.)<br />

Abbildung 380<br />

Asphärische Linse<br />

bikonkav plankonkav konvexkonkav<br />

Die präzise Fertigung hochwertiger<br />

asphärischer Linsen aus Glas ist<br />

allerdings sehr aufwendig, kompli<br />

ziert und teuer.<br />

16.3.2. Vom Rohglas<br />

zur Linse<br />

16.3.2.1. Herstellung<br />

sphärischer Linsen<br />

Sphärische Linsen besitzen Kugelra<br />

dien. Ihre Herstellung ist dadurch ver<br />

gleichsweise einfach und in grosser<br />

Masse möglich. In groben Zügen<br />

sieht die Herstellung wie folgt aus:<br />

Schnittlinge:<br />

Der kontrollierte Rohglasblock wird<br />

mit Trennschleifmaschinen in Schei<br />

ben zersägt, deren Dicke etwas über<br />

der späteren Linsendicke liegt. Die<br />

erhaltenen Platten teilt man in Qua<br />

drate auf, die wiederum leicht grösser<br />

sind als die späteren Linsen<br />

durchmesser.<br />

Linsenrohlinge:<br />

Die so zugerichteten quadratischen<br />

Glasteile bringt man mit der Bröckel<br />

zange in eine achteckige Form und<br />

kittet sie mit Siegellack zu einer Säule<br />

zusammen.<br />

In der Rundiermaschine wird die ge<br />

samte Linsenstange kreisrund gefräst.<br />

Die einzelnen Glasscheibchen ge<br />

langen danach zum Vorschleifen auf<br />

einen halbkugeligen Tragkörper, wo<br />

sie festgekittet werden. In der Ra<br />

dienfräsmaschine erhalten sie ihre<br />

Rohform. Entstanden sind die soge<br />

nannten Rohlinge.<br />

Presslinge:<br />

Eine andere Methode zur Herstellung<br />

der Rohlinse stellt das Pressverfahren<br />

dar.<br />

Dabei werden die runden Glasschei<br />

ben in beheizten Öfen bis zur Ver<br />

formbarkeit erhitzt und zu Linsenroh<br />

lingen gepresst<br />

Diese Methode verlangt allerdings<br />

anschliessend ein langsames und<br />

sorgfältiges Abkühlen, um Spannun<br />

gen im Glas zu vermeiden.<br />

Feinschliff:<br />

Auf halbkugeligen Tragkörpern mon<br />

tiert (bereits einseitig geschliffene<br />

Linsen werden auf sogenannte Kitt<br />

körper montiert), erfolgt der Fein<br />

schliff mit gebundenem Diamantkorn<br />

in entsprechenden Schleifschalen.<br />

Von Arbeitsgang zu Arbeitsgang<br />

37


PHÖD<br />

KOLLEGIUM 55 LEKTION<br />

wird das Diamantkorn zunehmend<br />

feiner gewählt.<br />

Polieren:<br />

Nach dem Feinschliff ist die Linse<br />

noch undurchsichtig. Ihre durchsich<br />

tigen Flächen entstehen erst beim Po<br />

lieren. Die Politur erfolgt in einer mit<br />

einem weichen Material (Polierpech)<br />

ausgekleideten Schale wiederum mit<br />

Hilfe des Tragkörpers oder des Kitt<br />

körpers.<br />

Als Poliermittel dient mit Wasser ver<br />

mischtes Polierrot (Eisenoxyd) oder<br />

Ceroxyd.<br />

Kontrolle:<br />

Die Krümmungskontrolle der Linsen<br />

fläche erfolgt entweder im Probeglas<br />

oder mit Hufe eines Laserabtasters.<br />

Das Probeglas ist eine genau gear<br />

beitete Vergleichsfläche aus Quarz<br />

mit entgegengesetzter Krümmung.<br />

Durch Auflegen des Probeglases auf<br />

das Werkstück lassen sich mit Hilfe<br />

der allenfalls entstehenden Interfe<br />

renzen kleinste Abweichungen von<br />

blossem Auge erkennen.<br />

Zentrierung:<br />

Eine Linse ist für den hochwertigen<br />

Objektivbau nur dann brauchbar,<br />

wenn die optische Achse genau den<br />

Krümmungsmittelpunkt<br />

durchstösst.<br />

Die notwendige Zentrierung jeder<br />

Linse erfolgt in laserkontrollierten<br />

Fräsmaschinen, in denen die Linse<br />

gleichzeitig ihren endgültigen Durch<br />

messer erhält.<br />

Reinigung:<br />

Die polierten und zentrierten Linsen<br />

werden anschliessend in Spezialbädern<br />

unter Ultraschalleinfluss von den<br />

letzten Glas- und Schleifrückständen<br />

befreit.<br />

Vergütung:<br />

Der hauchdünne Auftrag bestimmter<br />

Metallsalzverbindungen im Hochva<br />

kuum als Einfach- oder Mehrfach<br />

schichten vermindert die Teilrefle<br />

xion an den Linsengrenzflächen auf<br />

weniger als 0,196.<br />

16.3.2.2. Herstellung<br />

asphärischer<br />

Linsen<br />

Bedingt durch die flächenhafte Be<br />

rührung zwischen Werkzeug und<br />

38<br />

Werkstück, können sphärische Glas<br />

flächen ohne grossen technischen<br />

Aufwand mit ungeheurer Präzision<br />

gefertigt werden. Die maximale<br />

Abweichung beträgt nur 0,075 //m,<br />

was etwa dem tausendsten Teil eines<br />

Haardurchmessers entspricht.<br />

Anders sieht dies bei asphärischen<br />

Schliffen aus. Hier ist eine flächige<br />

Bearbeitung nicht möglich, was den<br />

technischen Aufwand für Präzisions<br />

schliffe enorm erhöht.<br />

In der Praxis haben sich zwei Ferti<br />

gungsarten herauskristallisiert:<br />

Schwenkarm-Schleifprinzip<br />

Hier wird eine aufwendige Apparatur<br />

eingesetzt, die gleichzeitig Bearbeitungs-<br />

und Messmaschine ist.<br />

Ein Schwenkarm trägt neben dem<br />

Bearbeitungswerkzeug aus Diamant<br />

einen Messtaster. Die mitlaufende<br />

Messeinrichtung gibt ihre Resultate<br />

ständig einem Computer weiter, der<br />

sie auswertet und die Führung des<br />

Werkzeuges entsprechend beeinflusst.<br />

Bei einem anderen Hersteller werden<br />

spezielle<br />

Asphären-Schleifmasclünen<br />

synchron gesteuert, indem an ei<br />

nem zentralen Platz eine genaue<br />

Stahlform abgetastet wird. Von dort<br />

werden viele Schleifmaschinen robo<br />

terähnlich gleichzeitig angesteuert.<br />

In beiden Fällen können die Asphä<br />

ren pro Maschine nur stückweise her<br />

gestellt werden, was den hohen Preis<br />

qualitativ hochwertiger Asphären<br />

erklärt.<br />

Abbildung 381<br />

Schwenkarm-Schleifprinzip<br />

\t<br />

1 Werkstückachse 6 Längsführung<br />

2 Werkstück 7 Lage-Regelungssystem<br />

3 Schwenkachse 8 Messtaster<br />

4 Schwenkarm 9 Winkelschrittgeber<br />

5 Werkzeug<br />

Giesskopierverfahren<br />

Zeiss hat zur Produktion von asphäri<br />

schen Linsen ein ganz besonders<br />

interessantes Verfahren entwickelt.<br />

Bei diesem sogenannten Giessko<br />

pierverfahren wird die Linse zuerst<br />

sphärisch geschliffen. Dann aber<br />

wird auf das sphärische Bauelement<br />

eine Lamelle aus Epoxidharz gegos<br />

sen und mit Hilfe einer Matrize in<br />

asphärischer Form zur Aushärtung<br />

gebracht. Durch diese verhältnismässig<br />

einfache Methode ist eine bedeu<br />

tend grössere Ausstossquote<br />

erreichbar.<br />

Epoxidharz allerdings ist verletzli<br />

cher als Glas und kann ganz wenig<br />

Wasser (0,2796) aufnehmen. Mit dem<br />

Giesskopierverfahren<br />

hergestellte<br />

Asphären können daher nur als Ob<br />

jektiv-Innenglieder, nicht aber als<br />

Frontlinsen Verwendung finden.<br />

Da die optischen Eigenschaften des<br />

Epoxidharzes etwas anders sind als<br />

diejenigen des verwendeten opti<br />

schen Glases, lassen sich als ange<br />

nehme Nebenerscheinung zusätzli<br />

che Parameter schaffen, die dem<br />

optischen Rechner äusserst ange<br />

nehm sind.<br />

Ändere Herstellungstechniken<br />

Auf der Suche nach neuen Technolo<br />

gien zur preisgünstigeren Herstel<br />

lung asphärischer Linsen sind zum<br />

Beispiel im Philips-Forschungslabor<br />

Versuche im Gang, asphärische Lin<br />

sen aus erhitzten Glasstäben auf<br />

Drehbänken zu drehen.<br />

Ein gänzlich anderer Weg wird zur<br />

Zeit in den Vereinigten Staaten mit<br />

der Unterstützung von Kodak ge<br />

sucht. Hier hat man Versuche ange<br />

stellt mit einer Glasfaser, deren<br />

Brechkraft von innen nach aussen<br />

abnimmt. Gelingt es, aus einer sol<br />

chen Gradientenfaser eine ebene<br />

Scheibe herauszuschneiden, würde<br />

diese bereits ohne Krümmung die<br />

Wirkung einer sphärischen Linse auf<br />

weisen. Gelingt es weiter, einen sol<br />

chen Schnitt einer Scheibe sphärisch<br />

zu schleifen, hätte diese Linse - be<br />

dingt durch den nach aussen verlau<br />

fenden Brechungsindex - die Eigen<br />

schaften einer asphärisch geschliffe<br />

nen Linse.


LEKTION<br />

PHÖD<br />

56 KOLLEGIUM<br />

16.4. Die Bildlage<br />

Unsere bisherigen Betrachtungen,<br />

insbesondere diejenigen der Kon<br />

struktion der Bildlage in der Lektion<br />

47, basierten auf der vereinfachten<br />

Annahme, Linsen seien unendlich<br />

dünn. In Tat und Wahrheit gibt es<br />

natürlich keine derartigen Systeme.<br />

Jede abbildende Linse und erst recht<br />

jedes Objektiv besitzt eine<br />

bestimmte Dickendimension.<br />

Für überschlagsmässige Berechnun<br />

gen, wie wir dies in Lektion 47<br />

gemacht haben und wie dies für die<br />

praktische Photographie absolut<br />

genügend ist, reicht die gemachte<br />

Vereinfachung aus.<br />

Für kompliziertere optische Über<br />

legungen und erst recht für die<br />

Berechnung ganzer optischer<br />

Systeme muss die Theorie natürlich<br />

verbessert werden.<br />

Wir wollen wohl kaum eigene Objek<br />

tive berechnen. Trotzdem ist eine<br />

Kenntnis näherer Begebenheiten not<br />

wendig, um optische Konstruktionen<br />

besser verstehen zu können. Wir<br />

beschränken uns aber auf den Auf<br />

bau der absolut notwendigen Grund<br />

lagen.<br />

Abbildung 382 Haupt- und Brennpunkte bei Konvex- und Konkavlinsen<br />

F'<br />

Abbildung 383 Hauptpunktlage bei verschiedenen Linsenformen<br />

H' H«<br />

16.4.1. Hauptpunkte<br />

Schickt man ein paralleles Bündel<br />

Licht auf eine Linse, so lässt sich der<br />

gegenstandseitige und der bildseitige<br />

Brennpunkt leicht bestimmen.<br />

Trägt man nun bei einer beliebig<br />

dicken Linse auf der Achse die<br />

Brennweite f vom gegenstandseitigen<br />

Brennpunkt F gegen die Linse ab,<br />

gelangt man in der Regel nicht in die<br />

Mitte der Linse, sondern zu einem<br />

Punkt H, dem gegenstandseitigen<br />

Hauptpunkt.<br />

Gleiches geschieht im Bildraum.<br />

Trägt man vom bildseitigen Brenn<br />

punkt F' die Brennweite f' gegen die<br />

Linse ab, entsteht der Hauptpunkt H.<br />

Die Lage beider Hauptpunkte ist vom<br />

Krümmungsradius, von der Dicke und<br />

dem Brechungsindex der Linse sowie<br />

dem Brechungsindex des benach<br />

barten Mediums abhängig.<br />

Die durch die Hauptpunkte senk<br />

recht zur Achse laufenden Ebenen<br />

Abbildung 384 Hauptpunktlage bei optischen Systemen<br />

39


PHOD<br />

KOLLEGIUM 56 LEKTION<br />

heissen sinngemäss Hauptebenen. In<br />

ihnen bilden sich (theoretisch) dort<br />

befindliche Gegenstände gegensei<br />

tig gleichgross und aufrechtstehend<br />

ab.<br />

Bei Konvex- und Konkavlinsen liegen<br />

die Haupt- und Brennpunkte unter<br />

schiedlich, wie es die Abbildung 382<br />

verdeutlicht.<br />

Die Reihenfolge dieser optischen<br />

Kardinalspunkte ist - vom Gegen<br />

stand- zum Bildraum gesehen - stets:<br />

für Sammellinsen: FHH'F'<br />

für Zerstreuungslinsen: F'HH'F<br />

Befinden sich beide Linsenflächen im<br />

gleichen Medium (z.B. in Luft), so gilt<br />

die Vereinfachung, nach der wir bis<br />

her gerechnet haben:<br />

FH = HT' oder f = f.<br />

Die Hauptpunktlage ist selbstver<br />

ständlich auch von der Linsenform<br />

abhängig, wie es die Abbildung 383<br />

für einige wichtige Formen zeigt.<br />

Hauptpunkte lassen sich aber nicht<br />

nur für einzelne Linsen bestimmen.<br />

Auch bei optischen Systemen rech<br />

net man mit Hauptebenen, die für das<br />

Gesamtsystem Gültigkeit haben.<br />

Bei gewissen optischen Systemen<br />

kann - wie zum Beispiel bei Zer<br />

streuungslinsen - H' links von H, unter<br />

Umständen sogar ausserhalb des<br />

optischen Systems, liegen.<br />

Ein typisches Beispiel dazu stellt das<br />

Prinzip des Teleobjektivs dar, dessen<br />

Aufbau dadurch einen gedrungenen<br />

Bau des Auszugsmechanismus mög<br />

lich macht.<br />

16.4.2. Krümmungs<br />

radien, Scheitel<br />

punkte, Schnittweite<br />

Zur Brennweitenberechnung müssen<br />

noch einige weitere Daten bekannt<br />

sein:<br />

Als Scheitelpunkt bezeichnet man<br />

die jeweiligen Flächenscheitel der<br />

Linse auf der optischen Achse.<br />

Die Distanz zwischen einem Scheitel<br />

punkt und der dazugehörigen<br />

Gegenstandsebene bzw. Bildebene<br />

bezeichnet man als Schnittweite<br />

(gegenstandseitige Schnittweite s,<br />

bildseitige Schnittweite s').<br />

Aus Krümmungsradien beider Lin<br />

senflächen, Scheitelabstand und Bre-<br />

40<br />

Abbildung 385 Krümmungsradien, Scheitelpunkte, Schnittweite<br />

Krümmungsmittelpunkt der Linsenfläche 1<br />

Krümmungsmittelpunkt der Linsenfläche 2<br />

Radius der Linsenfläche 1<br />

Radius der Linsenfläche 2<br />

Erster Linsenscheitel<br />

Zweiter<br />

Linsenscheitel<br />

Scheitelabstand<br />

chungsindex lässt sich die Brenn<br />

weite einer einfachen Linse im<br />

Medium Luft nach folgender Formel<br />

berechnen:<br />

1 n • r, • r2<br />

n-1 (n-l)d +<br />

Für «dünne Linsen» mit der Dicke<br />

d « I r2-r! I lässt sich folgende<br />

Näherungsformel verwenden:<br />

f' =<br />

Abbildung 386<br />

1 rrr2<br />

n-1<br />

Die Bildkonstruktion<br />

Auf ähnliche Weise sind auch die<br />

Abstände der Hauptpunkte von den<br />

Scheitelpunkten und derjenige der<br />

Hauptpunkte voneinander errechen<br />

bar.<br />

16.4.3- Die Bild<br />

konstruktion<br />

In der Lektion 47 haben wir bereits<br />

mit drei charakteristischen Strahlen<br />

ein Bild konstruiert. Die dort<br />

gemachte Vereinfachung mit der<br />

Annahme einer unendlich dünnen<br />

Linse bedingt nun ebenfalls eine Kor<br />

rektur.<br />

Eine Linse wird durch die Haupt<br />

punkte H und H' sowie die Brenn-


PHOD<br />

56<br />

LEKTION<br />

punkte F und F definiert. Die Kennt<br />

nis der Stellung dieser Kardinals<br />

punkte auf der optischen Achse<br />

genügt für die geometrische Kon<br />

struktion der Bildlage:<br />

Parallelstrahl<br />

Jeder parallel zur Achse einfallende<br />

Strahl setzt seinen Weg bis zur Ebene<br />

H' ohne Richtungsänderung fort.<br />

Danach verläuft er durch F'.<br />

Brennstrahl<br />

Jeder durch F einfallende Strahl ver<br />

läuft nach Auftreffen auf die Ebene H<br />

parallel zur Achse.<br />

Hauptstrahl<br />

Jeder durch den Hauptpunkt H ein<br />

fallende Strahl tritt aus H' parallel zur<br />

Einfallsrichtung aus.<br />

16.5. Die Brechkraft<br />

Wie wir gesehen haben, lässt sich die<br />

Brennweite einer einfachen Linse im<br />

Medium Luft aus Krümmungsradius,<br />

Scheitelabstand und Brechungsindex<br />

leicht berechnen.<br />

Sobald aber ein optisches System aus<br />

mehr als einer Linse besteht, ist eine<br />

relativ aufwendige Durchrechnung<br />

aller Linsenflächenfolgen erforder<br />

lich.<br />

In vielen praktischen Fällen wird ein<br />

bestehendes optisches System durch<br />

einfaches Vorsetzen einer Einzel<br />

linse brennweitenmässig verändert<br />

(Vorsatzlinsen, Brillen).<br />

Die Durchrechnung und Ermittlung<br />

der neuen Gesamtbrennweite eines<br />

derart veränderten Systems verein<br />

fachen sich, wenn statt der Brenn<br />

weite eine Angabe über die Brech<br />

kraft gemacht wird.<br />

Unter Brechkraft eines optischen<br />

Systems oder einer Einzellinse ver<br />

steht man den reziproken Wert der<br />

Brennweite (in Metern). Die Massein<br />

heit ist die Dioptrie (dpt).<br />

dpt =<br />

1<br />

Hm)<br />

Beispiele<br />

f = 100 cm<br />

f = 50 cm<br />

f = 25 cm<br />

f = 5 cm<br />

f = - 25 cm<br />

+ 3 dpt<br />

- 2 dpt<br />

dpt =<br />

dpt =<br />

dpt =<br />

dpt =<br />

dpt =<br />

f =<br />

f =<br />

f<br />

1<br />

f<br />

1<br />

f<br />

1<br />

f<br />

1<br />

f<br />

1<br />

dpt<br />

1<br />

1<br />

1<br />

0,5<br />

1<br />

0,25<br />

1<br />

0,05<br />

1<br />

-0,25<br />

1<br />

3<br />

1<br />

dpt -2<br />

um eine Sammellinse (+) oder um<br />

eine Zerstreuungslinse(-) handelt.<br />

Da es sich um den Kehrwert der<br />

Brennweite handelt, ist die Brechkraft<br />

um so grösser (stärker), je kürzer die<br />

Brennweite ist.<br />

16.5.1. Vorsatzlinsen<br />

Unter Vorsatzlinsen versteht man<br />

sammelnde oder zerstreuende<br />

Menisken, die sich vor ein bestehen<br />

des Objektiv schrauben lassen und<br />

dadurch dessen Gesamtbrennweite<br />

verändern.<br />

Positive Vorsatzlinsen verkürzen die<br />

Brennweite des Gesamtsystems,<br />

negative Vorsatzlinsen verlängern<br />

die Brennweite des Gesamtsystems.<br />

Beispiel:<br />

Objektivbrennweite: 50 mm<br />

Vorsatzlinse: + 5 dpt<br />

Brechkraft des Objektivs: f = 50 mm =<br />

Vorsatzlinse:<br />

Brechkraft des Gesamtsystems:<br />

Das entspricht einer Brennweite von<br />

Brechkraft der<br />

Vorsatzlinse<br />

= + 1 dpt<br />

= + 2 dpt<br />

= + 4 dpt<br />

= + 20 dpt<br />

= - 4 dpt<br />

= 0,33 m<br />

= - 0,5 m<br />

Art der Linse<br />

Sammellinse<br />

Sammellinse<br />

Sammellinse<br />

Sammellinse<br />

Zerstreuungslinse<br />

Sammellinse<br />

Zerstreuungslinse<br />

16.5.1.1. Nahversalzlinsen<br />

Ein sammelnder Meniskus vor ein<br />

bestehendes Objektiv geschaltet,<br />

verkürzt dessen Brennweite und<br />

erhöht gleichzeitig dessen Licht<br />

stärke. Letzteres ist darum der Fall,<br />

weil die Lichtstärke eine Verhältnis<br />

zahl zwischen wirksamem Blenden<br />

durchmesser und Brennweite dar<br />

stellt. Wird bei gleicher Öffnung<br />

durch Vorschalten einer Nahvorsatz<br />

linse die Brennweite verkürzt, erhöht<br />

sich automatisch die Lichtstärke.<br />

Die Brechkraft von Vorsatzlinsen ist<br />

jeweils in Dioptrien angegeben.<br />

Dadurch lässt sich die neue Gesamt<br />

brennweite einfach berechnen.<br />

(siehe Beispiel)<br />

0,05<br />

25<br />

= + 20 dpt<br />

+ 5 dpt<br />

+ 25 dpt<br />

m = 0,04 m = 40 mm<br />

Entfernungseinstellung an der Kamera (m)<br />

oo 5 3 2 1,5 1<br />

Hm)<br />

dpt<br />

Durch ein positives oder negatives<br />

Vorzeichen deutet man an, ob es sich<br />

+ 1 dpt<br />

+ 2 dpt<br />

+ 3 dpt<br />

+ 4 dpt<br />

+ 5 dpt<br />

100 83<br />

50 45<br />

33 31<br />

25 24<br />

20 19<br />

75<br />

43<br />

30<br />

23<br />

19<br />

67<br />

40<br />

29<br />

22<br />

18<br />

60<br />

37<br />

27<br />

21<br />

17<br />

50<br />

33<br />

25<br />

20<br />

16<br />

Erreichbare<br />

Aufnahme<br />

entfernungen<br />

in cm mit<br />

Vorsatzlinse<br />

41


PHÖD<br />

KOLLEGIUM 56 LEKTION<br />

Abbildung 387 Verhältnisse mit Nahvorsatzlinsen<br />

Bei gleichbleibendem Kameraaus<br />

zug ermöglicht nun die kürzere<br />

Brennweite des Gesamtsystems eine<br />

kürzere Aufnahmeentfernung und<br />

daher einen grösseren Abbildungs<br />

massstab.<br />

Der Kameraauszug, der gleichgeblie<br />

ben ist, wird bezüglich der kürzer<br />

gewordenen Brennweite gleichsam<br />

grösser. Trotzdem muss man keinen<br />

Nahverlängerungsfaktor<br />

berechnen,<br />

denn im gleichen Masse wie der<br />

Abbildungsmassstab grösser gewor<br />

den ist, hat auch die Lichtstärke des<br />

Gesamtsystems zugenommen.<br />

Beim Einsatz von Nahvorsatzlinsen<br />

müssen deshalb - im Gegensatz zu<br />

Nahaufnahmen mittels Zwischenrin<br />

gen oder Balgengerät - keine Verlän<br />

gerungsfaktoren in Kauf genommen<br />

werden!<br />

Übrigens lassen sich die Möglichkei<br />

ten von Nahvorsatzlinsen durch eine<br />

einfache Faustregel gut merken:<br />

Steht die Entfernungseinstellung der<br />

42<br />

Kamera auf °° (d. h. der Kameraaus<br />

zug entspricht der Objektivbrenn<br />

weite ohne vorgesetzte Nahlinse), so<br />

Abbildung 388<br />

Wirkung einer Televorsatzlinse<br />

Objektiv<br />

lässt dies beim Vorschalten einer<br />

Nahlinse folgende Aufnahmedistan<br />

zen zu:<br />

+ 1 dpt eine neue Aufnahmedistanz<br />

von 100 cm<br />

+ 2 dpt eine neue Aufnahmedistanz<br />

von 50 cm<br />

+ 3 dpt eine neue Aufnahmedistanz<br />

usw.<br />

von 33,3 cm<br />

Warum dem so ist, begreifen wir,<br />

wenn wir die Abbildung 387 betrach<br />

ten.<br />

Ist die Aufnahmeentfernung auf °°<br />

eingestellt, werden Parallelstrahlen,<br />

die von einem unendlich weit entfern<br />

ten Gegenstandspunkt P herkom<br />

men, durch das Objektiv im Brenn<br />

punkt F' konvergiert. Setzen wir nun<br />

eine Vorsatzlinse mit der Brechkraft<br />

von + 1 dpt vor das System, kann der<br />

Gegenstandspunkt P bis 100 cm her<br />

anrücken. Bei 2 dpt kann der Gegen<br />

standspunkt P 50 cm an das System<br />

heranrücken usw. Das von ihm aus<br />

gehende divergente Strahlenbündel<br />

wird durch die Vorsatzlinse in ein<br />

Parallelbündel umgewandelt, das sei-<br />

nerseits so auf das Hauptobjektiv fällt,<br />

als wäre es ein von Unendlich herrüh<br />

rendes Bündel.<br />

Nahvorsatzlinsen sind von verschie<br />

denen Herstellern mit folgenden<br />

Brechkräften erhältlich: +0,5 +1,0<br />

+ 2,0 +3,0 +5,0 +10,0 +20,0 dpt.<br />

Mehrere Nahvorsatzlinsen sind kom<br />

binierbar. Die Brechkräfte der Einzel<br />

linsen sind dabei zu addieren.<br />

Mit vergüteten Nahvorsatzlinsen sind<br />

annehmbare Qualitäten zu erreichen,<br />

sofern die Brechkraft der Vorsatz<br />

linse weniger als 20% der Brechkraft<br />

des Grundobjektivs beträgt und man<br />

mindestens auf 8 bis 11 abblendet.<br />

Achromatische Nahvorsätze sind<br />

positive Vorsatzsysteme mit min<br />

destens zwei verkitteten Linsen. Sie<br />

ergeben merklich verbesserte Abbil<br />

dungsqualitäten gegenüber Nahauf<br />

nahmen mit Einzel-Vorsatzlinsen.<br />

16.5.1.2. Televorsafzlinsen<br />

Setzt man einen zerstreuenden, nega<br />

tiven Meniskus direkt vor das Objek<br />

tiv, wird die Brechkraft des Gesamt<br />

systems kleiner, die Brennweite<br />

daher länger. Solche Televorsatzlinsen<br />

oder Telenegative haben die<br />

gleiche Wirkung wie etwa die Brille<br />

eines Kurzsichtigen.<br />

Anwendbar ist diese Art der Brennweitenvergrösserung<br />

nur bei Kame<br />

ras, die eine relativ grosse Auszugs<br />

veränderung zulassen. Die alten Bal<br />

gen-Klappkameras mit doppeltem<br />

Laufboden, wie sie zu Beginn unseres<br />

Jahrhunderts sehr verbreitet waren,<br />

eigneten sich besonders gut.<br />

Zeiss hat negative Menisken unter<br />

der Bezeichnung Distar-Linse mit<br />

unterschiedlichen Dioptrien her<br />

gestellt.<br />

Distar-Linsen haben die Abbildungs<br />

leistung der Objektive noch weiter<br />

verschlechtert, sie konnten aber bei<br />

starker Abblendung für relativ weich<br />

gehaltene Porträtaufnahmen gut ver<br />

wendet werden.<br />

Weil Televorsatzlinsen bei gleich<br />

bleibender Öffnung die Brennweite<br />

verlängern, sinkt die Lichtstärke.<br />

Beim Einsatz von Televorsatzlinsen<br />

muss deshalb ein Verlängerungsfak<br />

tor berücksichtigt werden.


LEKTION<br />

PHOD<br />

57 KOLLEGIUM<br />

16.5.2. Konverter<br />

Ein normales Objektiv erzeugt ein re<br />

elles Bild, das sich bei Einstellung auf<br />

Unendlich in der Brennebene befin<br />

det. Setzt man vor den bildseitigen<br />

Brennpunkt (in Abbildung 391 F'o)<br />

des Objektivs eine Zerstreuungslin<br />

se, verhindert diese die Bildung eines<br />

Konvergenzpunktes im Brennpunkt,<br />

macht statt dessen die Strahlen weni<br />

ger konvergierend und bildet ihrer<br />

seits ein reelles Bild, das vergrössert<br />

ist.<br />

Die Abbildung 391 zeigt, wie das von<br />

einem unendlich weit entfernten, auf<br />

der optischen Achse liegenden Ge<br />

genstandspunkt kommende Parallel<br />

bündel seinen Konvergenzpunkt<br />

durch die Zerstreuungslinse nach hin<br />

ten verschiebt (F'o + k)-<br />

Ein zweiter Gegenstandspunkt, der<br />

ausserhalb der optischen Achse liegt,<br />

wird in dieser neuen Brennebene<br />

weiter von der Achse entfernt abge<br />

bildet, als dies in der alten Brennebe<br />

ne der Fall war. Somit muss die Abbil<br />

dung eines Gegenstandes grösser<br />

werden.<br />

Für das Gesamtsystem verschiebt<br />

sich die ursprüngliche Hauptebene<br />

(Ho) vor d^ Objektiv (Ho + k)- Die<br />

Gesamtbrennweite (f") ist in unserem<br />

Beispiel doppelt so lang geworden, ob<br />

wohl sich die Brennebene um einen<br />

viel kleineren Betrag nach hinten ver<br />

schoben hat. Die Abbildung 391 ver<br />

deutlicht diese Verhältnisse. Die Wir<br />

kung ist dieselbe wie bei einem Te<br />

leobjektiv: Vergrösserung der Brenn<br />

weite um einen Betrag, der merklich<br />

grösser ist als die Verlängerung der<br />

Schnittweite s durch Vorverschieben<br />

der Hauptebene vor das optische Sy<br />

stem. Der Grad der Büdvergrösserung<br />

ist von der Länge des Kame<br />

raauszuges im Verhältnis zur Brenn<br />

weite der negativen Linse abhängig.<br />

Durch Veränderung des Abstandes<br />

Abbildung 391 Brennweitenverlängerung durch einen Konverter<br />

HO + K<br />

Konverter (K)<br />

f<br />

f" (= 2f)<br />

Abbildung 392 Der Konverter sitzt zwischen Grundobjektiv und Kameragehäuse<br />

jektive arbeiten nach diesem Grund<br />

prinzip.<br />

Zur Brennweitenverlängerung eines<br />

bestehenden Objektivs verwendet<br />

man heute sogenannte Konverter. Es<br />

handelt sich dabei um ein negatives<br />

Linsensystem aus mehreren Linsen in<br />

einem entsprechenden Tubus, der<br />

gleichzeitig die Auszugsverlänge<br />

rung sicherstellt.<br />

Ein Konverter sitzt zwischen dem<br />

Grundobjektiv und dem Kamerage<br />

häuse. Er verlängert die Gesamt<br />

brennweite auf den zwei- oder dreifa<br />

F'O + K<br />

vom sammelnden Objektivteil zur ne<br />

gativen Linse lässt sich das Mass der<br />

Bildvergrösserung verändern. Man<br />

verfügt mit einer solchen Konstruk<br />

tion tatsächlich über ein Objektiv mit<br />

veränderlicher Brennweite. Vario-Ob-<br />

chen Wert (2-fach-Konverter, 3-fach-<br />

Konverter).<br />

Sofern ein Konverter optisch auf das<br />

Grundobjektiv abgestimmt und spe<br />

ziell dazu gerechnet ist, verschlech<br />

tert er die Abbildungsleistung nur<br />

sehr minimal. Da die effektive Blen<br />

denöffnung aber gleich bleibt, wäh<br />

rend die Brennweite sich verlängert,<br />

nimmt die Lichtstärke des Objektivs<br />

ab:<br />

2-fach-Konverter: ursprüngliche Blen<br />

denzahl mal 2 (Verlängerungsfaktor<br />

4), 3-fach-Konverter: ursprüngliche<br />

43


PHOD<br />

KOLLEGIUM 57 LEKTION<br />

Blendenzahl mal 3 (Verlängerungs<br />

faktor 8).<br />

Abbildung 393 Lichtstärke eines Objektivs<br />

16.6. Die Lichtstärke eines<br />

Objektivs<br />

Von zwei Linsen, die sich bei gleicher<br />

Brennweite in ihrem Linsendurch<br />

messer unterscheiden, nimmt dieje<br />

nige mit dem grösseren Durchmes<br />

ser mehr Licht auf als diejenige mit<br />

dem kleineren Durchmesser.<br />

Die grössere Linse ist daher lichtstär<br />

ker.<br />

Verhalten sich die Durchmesser<br />

zweier Linsen wie 1:2, so fällt auf die<br />

doppelt so grosse Linse viermal mehr<br />

Licht, die Belichtungszeit braucht da<br />

her unter sonst gleichen Verhältnis<br />

sen nur den vierten Teil zu betragen.<br />

Der Durchmesser allein aber sagt<br />

noch nichts über die Lichtstärke aus,<br />

er muss noch in Beziehung mit der<br />

Brennweite gebracht werden.<br />

Hätte nämlich die doppelt so grosse<br />

Linse auch die doppelte Brennweite,<br />

so würde sie linear doppelt so grosse<br />

Bilder, das heisst Bilder mit der vierfa<br />

chen Fläche, liefern. Die durch den<br />

doppelten Durchmesser bedingte<br />

vierfache Lichtmenge würde sich<br />

dann auf eine viermal so grosse Flä<br />

che verteilen. Die Lichtleistung und<br />

damit die Belichtungszeit würden bei<br />

beiden Linsen gleich bleiben.<br />

Den Winkel, der das konvergierende<br />

Bündel zwischen Brennpunkt und Lin<br />

senfläche begrenzt («')» bezeichnet<br />

man als Öffnungswinkel. Seine Grösse<br />

ist abhängig vom Linsendurch<br />

messer und von der Brennweite f. Er<br />

lässt sich aus Linsendurchmesser d'<br />

und Brennweite f als Winkelfunktion<br />

berechnen:<br />

cc = 2 • arctan<br />

0,5 d'<br />

Da der Öffnungswinkel eine direkte<br />

Funktion aus Linsendurchmesser und<br />

Abbildung 394<br />

d' =<br />

40 mm<br />

Fläche:<br />

(r2 *) 9<br />

5026 mm<br />

Lichtstärkenverhältnis<br />

a' = Öffnungswinkel<br />

0,5 d'<br />

tan d' = —7—<br />

d' =<br />

20 mm<br />

1256 mm2<br />

Abbildung 395 Objektive mit demselben Öffnungswinkel haben die gleiche Lichtstärke<br />

16.6.1. Blenden und<br />

Pupillen<br />

Bei einem Objektiv ist der eigentliche<br />

Linsendurchmesser nicht für die<br />

Lichtstärke verantwortlich. Neben<br />

Fassungsteilen ist in einem Objektiv<br />

normalerweise eine Blende einge<br />

baut.<br />

Blenden sind strahlenbegrenzende<br />

Brennweite darstellt, kann man sagen, Teile, senkrecht auf der optischen<br />

die Lichtstärke eines Objektivs sei Achse stehend. Sie erlauben die<br />

proportional zum Öffnungswinkel. Grosse des einfallenden Lichtstrahl<br />

Linsen mit demselben Öffnungswin bündels zu begrenzen und damit die<br />

kel besitzen unabhängig von ihrer Bildhelligkeit in bestimmten Grenzen<br />

Brennweite dieselbe Lichtstärke.<br />

zu regulieren.<br />

44<br />

In der Optik bezeichnet man eine sol<br />

che Blende als Öffnungsblende oder<br />

Aperturblende. Ihre Grosse und ihre<br />

Lage bestimmen die wirksame Öff<br />

nung des optischen Systems.<br />

Normalerweise befindet sich die<br />

Blende innerhalb des optischen Sy<br />

stems. Vorder- und Hinterglieder des<br />

Objektivs entwerfen von der Blende<br />

je ein scheinbares Bild, das nach<br />

Abbe Pupille genannt wird. Die Blendengrösse,<br />

die man visuell sieht,<br />

stimmt nicht mit der effektiven Blendengrösse<br />

überein.<br />

Blickt man von vorne in ein Objektiv,


LEKTION<br />

PHOO<br />

57 KOLLEGIUM<br />

Abbildung 396<br />

Blenden und Pupillen<br />

Zwischen der numerischen Apertur,<br />

der wirksamen Objektivöffnung und<br />

der Brennweite besteht ungefähr fol<br />

gende Beziehung:<br />

d'<br />

~2Ä<br />

d. Linsendurchmesse*-<br />

d wirksame Blendenöffnung<br />

erkennt man das vom Vorderglied<br />

des Objektivs entworfene Blenden<br />

bild, die sogenannte Eintrittspupille.<br />

Die Eintrittspupille stellt gleichzeitig<br />

die wirksame Öffnung eines Objek<br />

tivs dar.<br />

Das vom Hinterglied entworfene Bild<br />

der Blende heisst Austrittspupille. Die<br />

Austrittspupille bildet die Grundflä<br />

che des aus dem Objektiv austreten<br />

den Lichtbündels mit dem Konver<br />

genzpunkt im Bildpunkt. Je nach Auf<br />

bau von Vorder- und Hinterglied kann<br />

die Grosse von Eintritts- und Austritts<br />

pupille sehr unterschiedlich sein. Ein<br />

tritts- und Austrittspupille sind nur<br />

dann gleich gross, wenn es sich um<br />

ein vollkommen symmetrisch aufge<br />

bautes Objektiv handelt.<br />

dD<br />

D<br />

EP<br />

16.6.2. Relative Öffnung<br />

(Lichtstärke)<br />

Bei einem photographischen Objek<br />

tiv wird die Lichtstärke, die proportio<br />

nal zum Öffnungswinkel ist, als relati<br />

ve Öffnung ausgedrückt. Unter relati<br />

ver Öffnung versteht man das Ver<br />

hältnis des Durchmessers des gegenstandseitig<br />

achsenparallel in das<br />

Objektiv eintretenden und von ihm<br />

gerade noch durchgelassenen Strah<br />

lenbündels (Durchmesser der wirk<br />

samen Blendenöffnung bzw. Eintritts<br />

pupille) zu seiner Brennweite:<br />

Relative Durchmesser EP<br />

Öffnung =<br />

(Lichtstärke)<br />

Blendendurchmesser<br />

d'<br />

Eintrittspupille<br />

AP<br />

a1<br />

Austrittspupille<br />

Oeffnungswinkel<br />

Die relative Öffnung, auch Öffnungs<br />

verhältnis genannt, ist eine der wich<br />

tigsten Hauptkenngrössen eines Ob<br />

jektivs.<br />

Beispiel<br />

Durchmesser<br />

Eintrittspupüle d' = 25 mm<br />

Brennweite f =50 mm<br />

Relative Öffnung =<br />

d' _ 25 mm _ 1<br />

f 50 mm 2<br />

Die relative Öffnung wird immer als<br />

Verhältnis zwischen Eintrittspupüle<br />

und Brennweite angegeben.<br />

16.6.2.1. Numerische<br />

Apertur<br />

Für optische Systeme, bei denen ein<br />

Objekt in geringer und wenig verän<br />

derlicher Gegenstandsentfernung<br />

angeordnet ist, wie zum Beispiel bei<br />

einem Mikroskopqbjektiv, gibt man<br />

statt der relativen Öffnung normaler<br />

weise die numerische Apertur A an:<br />

A = n • sin —<br />

Dabei ist —— der halbe Öffnungswinwinkel<br />

und n der Brechungsindex des<br />

Raumes zwischen Gegenstand und<br />

Objektiv (meist Luft = 1).<br />

Die Helligkeit des mikroskopischen<br />

Bildes ist dem Quadrat der numeri<br />

schen Apertur direkt und dem Qua<br />

drat der Vergrösserung umgekehrt<br />

proportional.<br />

16.6.3. Die Blendenzahl k<br />

Die Blendenzahl k (auch f-Blende, f-<br />

Zahl oder f-stop genannt) ist der Kehr<br />

wert der relativen Öffnung. Sie dient<br />

als Masszahl zur Bezeichnung der<br />

geometrischen Grosse des Licht<br />

durchlasses des Objektivs. Sie ist ei<br />

ne rein mechanische Verhältnisgrösse<br />

und stellt eigentlich lediglich eine<br />

Kommunikationsvereinfachung dar.<br />

Wir sagen, wir hätten eine Aufnahme<br />

mit «Blende 11 gemacht», und meinen<br />

damit, dass sich das Verhältnis zwi<br />

schen Lichteinfallöffnung (Eintritts<br />

pupüle) und Brennweite wie 1:11 ver<br />

halten habe.<br />

Relative Öffnung sei 1:2<br />

Blendenzahl k =2<br />

k =<br />

f<br />

d'<br />

Je grösser die Blendenzahl, um so<br />

kleiner ist die relative Öffnung.<br />

Der Vollständigkeit halber sei noch<br />

die effektive Blendenzahl (= transmis<br />

sionsgerechte Blendenzahl, T-Blende,<br />

T-stop) erwähnt. Im Gegensatz zur<br />

Blendenzahl k entspricht sie dem<br />

wahren Lichtdurchlass unter Berück<br />

sichtigung der Absorptions-, Refle<br />

xions- und Streuverluste.<br />

Der Zahlenwert berücksichtigt auch<br />

die spektrale Transmission der Ob<br />

jektive. Die T-Zahl entsteht aus der Di<br />

vision der geometrischen Blenden<br />

zahl k durch die Quadratwurzel aus<br />

dem spektralen Transmissionsgrad<br />

des Objektivs für die Wellenlänge<br />

von 546 nm.<br />

16.6.4. Der Auszugsver<br />

längerungsfaktor<br />

Die Lichtstärke eines Objektivs ist ef<br />

fektiv abhängig vom Öffnungswinkel.<br />

Bei gleicher Brennweite und gleicher<br />

Eintrittspupüle (das heisst bei glei-<br />

45


PHOD<br />

KOLLEGIUM 57 LEKTION<br />

eher relativer Öffnung) verkleinert<br />

sich aber der Öffnungswinkel mit zu<br />

nehmendem Abbildungsmassstab,<br />

denn dabei wird der Auszug bekannt<br />

lich grösser.<br />

Gemäss DIN-Normen sind relative<br />

Öffnungen und Blendenzahlen bezo<br />

gen auf ein AchsenparaUel-Bündel,<br />

d.h. auf grosse Aufnahmedistanzen<br />

bzw. auf einen Auszug, der der Brenn<br />

weite entspricht.<br />

Ist der Auszug grösser als die Brenn<br />

weite, ändert sich das Öffnungsver<br />

hältnis, die Lichtstärke wird geringer.<br />

Misst man die Belichtung nicht in der<br />

Filmebene, muss diese Tatsache in<br />

der Praxis bei Nahaufnahmen ab etwa<br />

Massstab 1:5 berücksichtigt werden.<br />

16.6.4.1. Auszugsverlänge<br />

rungsfaktor bei<br />

normalen<br />

Objektiven<br />

Unter normalen Objektiven verste<br />

hen wir solche, deren Hauptebenen<br />

nahe beieinander innerhalb des opti<br />

schen Systems liegen und deren<br />

Schnittweiten etwas kürzer als die<br />

Brennweiten sind. Es handelt sich da<br />

bei um mehr oder weniger symme<br />

trisch gebaute Objektive.<br />

Bei Nahaufnahmen entspricht die ef<br />

fektive Blendenzahl (keff) nicht mehr<br />

der auf dem Objektiv eingravierten<br />

Zahl(knom).<br />

Bei symmetrischen Objektiven, wo<br />

die Eintritts- und Austrittspupillen<br />

gleich gross sind, errechnet sich die<br />

effektive Blende wie folgt (auch wich<br />

tig bei der Berechnung der Schärfen<br />

tiefe!):<br />

keff = — oder<br />

keff = knom • (ß + 1)<br />

16.6.4.2. Auszugsverlän<br />

gerungsfaktor<br />

bei stark asym<br />

metrischen<br />

Objektiven<br />

Gewisse Objektive (Weitwinkel-, Te<br />

leobjektive oder besonders lichtstar<br />

ke Objektive) weisen Schnittweiten<br />

auf, die beträchtlich von der Brenn<br />

weite abweichen und deren Haupt<br />

ebenen teilweise ausserhalb des Sy<br />

stems liegen. Durch ihre asymmetri<br />

sche Bauart ist die Grosse der Ein<br />

tritts- und Austrittspupille teilweise<br />

sehr unterschiedlich.<br />

Im Nahbereich ist zur Berechnung<br />

der effektiven Blendenzahl oder des<br />

Auszugsverlängerungsfaktors<br />

das<br />

Grössenverhältnis der Pupillen (Pu<br />

pillenmassstab ß'p) einzubeziehen.<br />

Es gut folgende Beziehung:<br />

Pupillen<br />

massstab<br />

Austrittspupille AP<br />

Eintrittspupille EP<br />

Die Grosse von Austritts- und Eintritts<br />

pupille entnimmt man am besten dem<br />

technischen Datenblatt des betref<br />

fenden Objektivs. Steht ein solches<br />

nicht zur Verfügung, misst man durch<br />

einäugiges Visieren mit Hilfe einer<br />

Schublehre oder eines Massstabes<br />

das scheinbare Blendenbild sowohl<br />

von der Frontseite (= EP) als auch von<br />

der Rückseite (= AP) des Objektivs.<br />

Der Pupülenmassstab hat Einfluss auf<br />

den Abbüdungsmassstab, die Belich<br />

tungszeitverlängerung und die<br />

Schärfentiefe.<br />

Aufgaben<br />

Versuchen Sie nun mit Hufe der ge<br />

machten Erkenntnisse folgende Be<br />

rechnungsaufgaben zu lösen. Die<br />

richtige Lösung wird Ihnen in der<br />

nächsten Lektion präsentiert.<br />

1. Wie gross ist der Verlängerungs<br />

faktor für einen Aufnahmemass<br />

stab 1:1 beim Zeiss Planar 1:1,4/50<br />

mm? EP = 36,2 mm, AP = 49,7 mm.<br />

2. Berechnen Sie sowohl für Normal<br />

ais auch für Retrostellung den Ver<br />

längerungsfaktor, die effektive<br />

Blendenzahl und die Schärfentiefe<br />

für einen Aufnahmemassstab von<br />

2:1 beim Zeiss Tele-Tessar 1:3,5/<br />

200 mm. Die eingestellte nominale<br />

Blendenzahl ist 8. EP = 54 mm, AP =<br />

33,1 mm.<br />

16.6.5. Abbildungsntassstab<br />

und foFderiicne<br />

Blende<br />

Im photographischen Makrobereich<br />

gelangt man schnell auf sehr kleine<br />

effektive Blendenwerte, das heisst<br />

grosse Blendenzahlen.<br />

Bei derart starker Abblendung treten<br />

aber bekanntlich Beugungserschei<br />

nungen auf. Die Grosse eines entste<br />

henden Beugungsscheibchens sollte<br />

nicht grösser werden als der zulässi<br />

ge Unschärfekreisdurchmesser u'<br />

(siehe auch Lektion 49 bis 52).<br />

Die für einen bestimmten Abbil<br />

dungsmassstab optimale Abblen<br />

dung, die förderliche Blende, ist dann<br />

erreicht, wenn Unschärfekreise und<br />

Beugungsscheibchen gleiche Grösse<br />

haben. In diesem Fall ist der beste<br />

Kompromiss zwischen allgemeiner<br />

Punktschärfe und Schärfentiefe er<br />

reicht.<br />

Die förderliche Blende errechnet sich<br />

überschlagsmässig wie folgt:<br />

kopt =<br />

1500 u'<br />

Das Resultat stellt die am Objektiv<br />

einzustellende flominaieBlendenzahl<br />

dar (u' in mm, z.B. Vao für KB).<br />

a' = Kameraauszug (Bildweite)<br />

ß' = Abbildungsmassstab<br />

Bestimmt man die Belichtung lieber<br />

anhand der eingravierten Blenden<br />

zahl knom. errechnet sich der Belichtungs-Verlängerungsfaktor<br />

V wie<br />

folgt:<br />

Normalstellung<br />

keff = knOm f( 1 + -^— ß' \)<br />

\ P p /<br />

Retrostellung<br />

keff = knom ( ~^~+ß)<br />

\p p /<br />

V = ( ^— j oderV = (/?' + l)2<br />

46


LEKTION<br />

PHOD<br />

58 KOLLEGIUM<br />

Lösung der Aufgaben aus<br />

Lektion 57<br />

. „, AP 49,7 mm , nr,<br />

EP 36,2 mm<br />

v = fl+fcW1+ 1<br />

1,37<br />

= 2,99<br />

Der Verlängerungsfaktor beträgt nur<br />

etwa 3 im Gegensatz zu einem sym<br />

metrischen Objektiv, wo er bei glei<br />

chem Abbildungsmassstab die Grösse<br />

4 aufweist.<br />

2. a) Normalstellung:<br />

R, _ AP _ 33,lmm_Q61 g<br />

b) Retrosteilung:<br />

V<br />

t = 2- k<br />

54 mm<br />

+ 2) = 29<br />

16.7. Bildwinkel<br />

Ein Objektiv entwirft ein rundes Bild,<br />

das einen gewissen Ausschnitt der<br />

Gegenstandsebene darstellt.<br />

Bringt man das Objektiv an einer<br />

grösseren Kamera als vorgesehen an<br />

und stellt auf °° scharf, so zeichnet<br />

sich auf der Mattscheibe ein kreisrun<br />

des Bild ab, das zum Rand hin un<br />

schärfer und lichtschwächer wird.<br />

Den Winkel über dem gesamten Bild<br />

kreis (a) - vom Mittelpunkt des Ob<br />

jektivs aus gesehen - bezeichnet<br />

man als gesamten Bildwinkel Inner<br />

halb des gesamten Bildwinkels befin<br />

det sich ein etwas kleinerer Bereich,<br />

der eine für die Praxis noch genügen<br />

de Abbildungsqualität liefert. Er ist<br />

der brauchbare Bildwinkel oder kurz<br />

Bildwinkel (ö). Seine Grosse ist in den<br />

technischen Datenblättern der Gross<br />

format-Objektiv-Hersteller angege<br />

ben und hängt unter anderem davon<br />

Abbildung 397<br />

Abbildung 398<br />

Der Bildkreis<br />

Der Bildwinkel<br />

ab, welche Anforderung man an die<br />

Abbildungsqualität stellen muss.<br />

Beim Abblenden des Objektivs wird<br />

der brauchbare Bildwinkel, und damit<br />

der Bildkreis, durch Milderung der<br />

optischen Randfehler in der Regel et<br />

was grösser.<br />

Den für ein bestimmtes Negativfor<br />

mat schliesslich ausgenutzten Bild<br />

winkel bezeichnet man als Format<br />

winkel (y). Er wird über die Format<br />

diagonale gemessen und in den Kata<br />

logen der Objektiv-Hersteller ange<br />

geben, die Objektive für starre Kleinund<br />

Mittelformatkameras anbieten.<br />

Der Bildwinkel ist - im Gegensatz<br />

zum Formatwinkel - nicht etwa von<br />

der Brennweite, sondern allein und<br />

einzig von der Konstruktionsart des<br />

Objektivs (Objektivtypus) abhängig.<br />

Das bedeutet nichts anderes, als dass<br />

ein bestimmter Objektivtypus einen<br />

ganz bestimmten Bildwinkel besitzt,<br />

der typisch für seine Konstruktionsart<br />

ist.<br />

Für starre Kameras (Kleinbüd- und<br />

Mittelformatkameras) sind Objektive<br />

mit folgenden Bildwinkeln üblich:<br />

Teleobjektive: 15-25°<br />

Langbrennweitige<br />

Objektive: 30-40°<br />

Normalobjektive: 60-70°<br />

Weitwinkel<br />

objektive: 80-135°<br />

Extreme Weit<br />

winkelobjektive: bis über 180°<br />

Um einen bestimmten Objektivtypus<br />

für ein bestimmtes Aufnahmeformat<br />

verwenden zu können, muss dieser<br />

einen Objektivwinkel besitzen, der<br />

mindestens gleich gross ist wie der<br />

vom eigentlichen Aufnahmeformat<br />

ausgenutzte Formatwinkel.<br />

Im Gegensatz zu starren Kleinfor<br />

matkameras benutzen bewegliche<br />

Grossformatkameras Objektive, die<br />

möglichst grosse Bildwinkel besitzen,<br />

damit Formatverschiebungen inner<br />

halb des Bildkreises möglich werden.<br />

Dort werden folgende drei Grund<br />

typen verwendet:<br />

Reproobjektive: ca. 50°<br />

Normalobjektive: ca. 70°<br />

Weitwinkel<br />

objektive: , ca. 100-105°<br />

Zusammenfassung<br />

Der Bildwinkel ist der Winkel, den ein<br />

Objektiv scharf auszeichnet. Er ist ab<br />

hängig vom Objektivtypus.<br />

Der Formatwinkel entspricht dem<br />

Aufnahmewinkel, der für ein be<br />

stimmtes Negativformat tatsächlich<br />

verwendet wird. Er wird über die For<br />

matdiagonale gemessen und ist ab<br />

hängig von Brennweite und Negativ<br />

format.<br />

16.7.1. Abhängigkeit der<br />

Bildkreisgrösse<br />

vom Auszug<br />

Bei gleichbleibendem Bildwinkel vergrössert<br />

sich der Büdkreis mit zuneh<br />

mendem Kameraauszug. Das bedeu<br />

tet, dass bei gleichem Objektivtypus<br />

der Büdkreis bei längerer Brennweite<br />

entsprechend grösser wird, ebenso<br />

natürlich bei zunehmendem Abbil<br />

dungsmassstab, denn dann wird ja<br />

der Kameraauszug ebenfalls länger.<br />

47


PHOD<br />

KOLLEGIUM 58<br />

LEKTION<br />

Abbildung 399<br />

Bildkreisgrösse/Bildweite<br />

mindestens so lang sind wie die dop<br />

pelte längere Formatseite.<br />

Beispiel<br />

Format 24X36 mm<br />

35 mm = kurz<br />

50 mm = normal<br />

90 mm = lang<br />

Format 4X5 inch<br />

90 mm = kurz<br />

150 mm = normal<br />

240 mm = lang<br />

Diese Überlegungen sind vor allem in<br />

der Grossformatphotographie von<br />

Bedeutung. Verwendet man nämlich<br />

ein Objektiv der Brennweite 180 mm,<br />

so ist bei normalkonstruierten Objek<br />

tiven der Bildkreis bei Scharfeinstel<br />

lung auf00 gerade so gross, dass das<br />

Negativformat 13X18 cm ausgezeich<br />

net wird. Irgendwelche Verschiebun<br />

gen der optischen Achse - Verschie<br />

bungen der Objektivebene gegen<br />

über der Bildebene, eine Technik, die<br />

für vielerlei Zwecke in der Berufsphotographie<br />

notwendig ist - sind dann<br />

nicht mehr möglich. Im Aufnahmenah<br />

bereich dagegen verlängert sich der<br />

Kameraauszug a', und der Bildkreis<br />

wird entsprechend grösser. In die<br />

sem Falle lässt sich das Negativfor<br />

mat innerhalb des grösser geworde<br />

nen Bildkreises wieder etwas ver<br />

schieben.<br />

In den technischen Datenblättern be<br />

ziehen sich angegebene Bildkreis<br />

durchmesser in der Regel auf Unend<br />

licheinstellung und auf Abblendung<br />

22.<br />

Der effektive Bildkreisdurchmesser<br />

lässt sich indessen leicht errechnen:<br />

In der Amateurphotographie ist die<br />

ser Tatsache ebenfalls eine gewisse<br />

Bedeutung zuzuordnen: Beim Vergrössern<br />

arbeitet man üblicherweise<br />

mit normalkonstruierten Objektiven,<br />

die einen Bildwinkel von rund 50° auf<br />

weisen. Um damit das Negativformat<br />

genügend auszuzeichnen, sind be<br />

stimmte Minimalbrennweiten erfor<br />

48<br />

derlich:<br />

24X36 mm f = 50 mm<br />

6X6 cm f= 80 mm<br />

6X9 cm f = 105 mm<br />

4X5 inch f = 150 mm<br />

usw.<br />

Will man nun einmal ein 6X9 cm grosles<br />

Negativ statt vergrössern um ei<br />

nen bestimmten Faktor verkleinern,<br />

so wird der Auszug an dem Vergrösserungsgerät<br />

entsprechend länger,<br />

manchmal so lang, dass eine Scharf<br />

einstellung, konstruktiv bedingt, nicht<br />

mehr möglich ist. Man kann in solchen<br />

Fällen auf das kürzerbrennweitige<br />

Objektiv 80 mm oder gar 50 mm aus<br />

weichen, obwohl das Negativformat<br />

6X9 cm beträgt. Denn bei dem not<br />

wendigen längeren Objektivauszug<br />

wird (bei gleichbleibendem Bildwin<br />

kel) der Bildkreis grösser. Je nach Ab<br />

bildungsmassstab zeichnet er jetzt<br />

das bedeutend grössere Negativfor<br />

mat ohne Schärfeabfall und Vignettierungen<br />

aus.<br />

16.7.2. Brennweite und<br />

Negativformat<br />

Die Bezeichnungen «kurze», «nor<br />

male» oder «lange» Brennweite sind<br />

relativ und beziehen sich allein auf<br />

das Negativformat. Langbrennweitige<br />

Objektive erzeugen grössere Bilder<br />

als kurzbrennweitige. Bei gleichblei<br />

bendem Negativformat entsprechen<br />

die durch langbrennweitige Objek<br />

tive erzeugten Bilder einem entspre<br />

chend grösseren Ausschnitt.<br />

Als «normal» bezeichnet man eine<br />

Brennweite, die etwa der Formatdia<br />

gonale entspricht. Als «kurze» Brenn<br />

weite gilt die Länge der grösseren<br />

Formatseite oder kürzer, und als<br />

«lang» bezeichnet man solche, die<br />

Diese Beispiele demonstrieren fol<br />

gende Zusammenhänge: Bildet man<br />

einen Gegenstand mit der Objektiv<br />

brennweite 50 mm auf das Kleinbild<br />

format 24X36 mm formatfüllend ab,<br />

wird er es aus derselben Aufnahme<br />

distanz auch auf das Format 4X5 inch,<br />

sofern man dort ein Objektiv der<br />

Brennweite 150 mm verwendet.<br />

Zwischen Brennweite und Formatwin<br />

kel besteht etwa folgender Zusam<br />

menhang:<br />

Brennweite gleich Formatwinkel<br />

kurze Formatseite: ~ 80°<br />

lange Formatseite: ~ 64°<br />

Formatdiagonale: ~ 53°<br />

doppelte kurze Formatseite: ~ 45°<br />

doppelte lange Formatseite: ~ 35°<br />

16.7.3. Perspektive<br />

Die Perspektive ist absolut unabhän<br />

gig von der Brennweite! Wenn vom<br />

gleichen Standort aus Aufnahmen mit<br />

verschiedenen Brennweiten ge<br />

macht werden, so zeigen alle Aufnah<br />

men dieselbe Perspektive. Unter<br />

schiedlich ist dabei lediglich der For<br />

matwinkel und dadurch der Bildaus<br />

schnitt.<br />

Die Perspektive ist allein und einzig<br />

vom Aufnahmestandort abhängig!<br />

Kurze Aufnahmestandorte führen zu<br />

starker Konvergenz der Fluchtlinien,<br />

was eine übertriebene Perspektive<br />

ergeben kann. Lange Aufnahmedi<br />

stanzen dagegen erzeugen eine fla<br />

chere Perspektive.<br />

Verfolgen Sie dazu bitte auch die<br />

Ausführungen in den Lektionen 8-10<br />

der Photographischen Bildgestaltung<br />

im Anhang von <strong>PHOTOKOLLEGIUM</strong><br />

Teil 1 und führen Sie die dort gestell<br />

ten Aufgaben durch, sofern dies noch<br />

nicht geschehen ist.


LEKTION<br />

PHOD<br />

58 KOUEGIUM<br />

17. Abbildungsfehler<br />

Bei der Bilderzeugung durch Linsen<br />

oder Objektive treten eine ganze<br />

Reihe verschiedenartiger Fehler auf,<br />

deren Summe die Abbildungstreue<br />

eines optischen Systems bestimmt.<br />

Durch sinnvolle Anordnung verschie<br />

dener Linsen aus unterschiedlichsten<br />

Glassorten lassen sich diese opti<br />

schen Abbildungsfehler auf ein er<br />

trägliches Mass reduzieren, so dass<br />

beim Gebrauch eines Objektivs<br />

kaum mehr ein einzelner Abbildungs<br />

fehler deutlich als solcher zu Tage<br />

tritt.<br />

Um den Korrekturzustand moderner<br />

Objektive beurteilen zu können, ist es<br />

aber notwendig, die bekannten soge<br />

nannten Seideischen Abbildungsfeh<br />

ler einfacher Linsen und Systeme als<br />

solche zu kennen.<br />

Abbildung 400 Dispersion durch Refraktion Abbildung 401 Chromatische Längs<br />

aberration an einer<br />

Sammellinse<br />

Abbildung 403<br />

Färb querfehl er<br />

iFokus- i^_<br />

1 differenz<br />

B G R<br />

17.1. Chromatische<br />

Aberration<br />

(Farbfehler)<br />

Da der Brechungsindex eines durch<br />

sichtigen Mediums von der Wellen<br />

länge des Lichtes abhängig ist, tritt<br />

beim Durchgang von weissem Licht<br />

Dispersion ein (siehe auch 15.1. Lek<br />

tion 51).<br />

Dabei werden kurzwellige Strahlen<br />

(blau) stärker gebrochen als langwel<br />

lige (rot).<br />

17.1.1. Farblängsfehler<br />

Bei der Brechung von Licht durch Lin<br />

sen tritt ein gleicher Effekt ein, denn<br />

eine Linse lässt sich ja als Körper in<br />

Abbildung 402<br />

Chromatische Längs<br />

aberration an einer<br />

Zerstreuungslinse<br />

terpretieren, der aus lauter Prismen<br />

aufgebaut ist. Sendet man daher ein<br />

Parallelbündel weissen Lichtes durch<br />

eine einfache Linse, entsteht nicht ein<br />

einziger Brennpunkt. Vielmehr be<br />

sitzt jede Farbe, das heisst sogar jede<br />

Wellenlänge der gebrochenen Strah<br />

lung, eine andere Schnittweite, wie es<br />

die Abbildung 401 für die additiven<br />

Grundfarben Blau, Grün und Rot zeigt.<br />

Je nach Glassorte liegt der Unter<br />

schied zwischen den Brennpunkten<br />

für blaue und rote Strahlung im Be<br />

ses Bild, auf das man eingestellt hat,<br />

bezeichnete man früher als «opti<br />

sches Bild». Photographische Aufnah<br />

mematerialien weisen aber eine<br />

grösste Empfindlichkeit im Bereich<br />

von blau auf (was man früher sinngemäss<br />

als «chemisches Büd» bezeich<br />

nete). Eine scharfe Abbildung mit ei<br />

nem Objektiv, das mit chromatischer<br />

Aberration behaftet ist, wäre nur mit<br />

streng monochromatischem Aufnah<br />

melicht möglich.<br />

Ein chromatisch nicht korrigiertes op<br />

tisches System bildet zudem Gegen<br />

reich von 2 bis 5% der Durchschnitts<br />

brennweite. Die Differenz zwischen standsflächen nicht für alle Wellen<br />

diesen Brennpunkten bezeichnetman längen gleich gross ab, es entstehen<br />

als Fokusdifferenz; sie stellt den ei Farbsäume. Bei ungleich grossen Flä<br />

gentlichen Farblängsfehler dar.<br />

chenabbildungen spricht man von<br />

Gleichgültig, auf welche Wellenlän Farbvergrösserungsfehlern.<br />

ge man die Schärfe einstellt, die pho<br />

tographische Abbildung erscheint 17.1.2. Farbquerfehler<br />

unscharf. Bestückt man zum Beispiel Chromatische Aberration tritt aber<br />

eine Mattscheibenkamera mit einem nicht nur auf der optischen Achse auf,<br />

aus nur einer positiven Linse beste sondern auch auf dem Hauptstrahl.<br />

hendem Objektiv und stellt von Auge Diesen Farbfehler des Hauptstrahls<br />

scharf, so steht die Mattscheibe ir bezeichnet man als Farbquerfehler.<br />

gendwo zwischen der Schnittweite Er beeinträchtigt besonders bei gros<br />

für grüne und für rote Strahlung, da sen Bildwinkeln die Bildqualität merk<br />

unser Auge seine grösste Empfind lich und muss bei hochwertigen Ob<br />

lichkeit im Bereich von gelb hat. Die jektiven korrigiert werden.<br />

49


PHÖD<br />

KOLLEOHJM58 LEKTION<br />

17.1 -3. Korrektur der<br />

chromatischen<br />

DCfniiioii<br />

Das Ausmass der chromatischen<br />

Aberration ist von der Glassorte ab<br />

hängig (Abbesche Zahl ve, siehe<br />

15.1.2.). Durch Kombination von<br />

schwach (Krongläsern) und stark<br />

(Flintgläsern) zerstreuenden Glassor<br />

ten mit unterschiedlichen mittleren<br />

Brechungsindizes lässt sich die chro<br />

matische Aberration verringern, wie<br />

es in der Abbildung 402 vereinfacht<br />

anhand von Prismen gezeigt wird<br />

(Achromasie).<br />

.bbildung 404 Prinzip der Achromasie<br />

Flintglas<br />

Flintglas Kronglas Kronglas<br />

Abbildung 405 Der Achromat<br />

17.1.4. Der Achromat<br />

Betrachten Sie bitte noch einmal die<br />

Abbildungen 401 und 402. Sie stellen<br />

dabei fest, dass sich Sammel- und<br />

Zerstreuungslinse chromatisch gera<br />

de umgekehrt verhalten. Bei der Sam<br />

mellinse werden blaue Strahlen stär<br />

ker konvergiert als rote. Bei der Zer<br />

streuungslinse hingegen werden die<br />

blauen Strahlen - weil sie einer stär<br />

keren Brechung unterworfen sind -<br />

stärker zerstreut als die langwelligen<br />

roten Strahlen. Man spricht bei der<br />

Sammellinse von einer chromati<br />

schen Unterkorrektur, bei der Zer<br />

streuungslinse von einer chromati<br />

schen Überkorrektur.<br />

Die Stärke des Fehlers ist übrigens<br />

nicht abhängig von der Form der Lin<br />

se (ihrer Durchbiegung), sondern le<br />

diglich von Glasart und Brennweite<br />

sowie von der Stellung der entspre<br />

chenden Linse ün optischen Strahlen<br />

gang.<br />

Es liegt nun auf der Hand, dass sich<br />

die chromatische Aberration durch<br />

Kombination zweier entgegenge<br />

setzt brechender Linsen mildern<br />

lässt.<br />

Die Kombination einer stärkeren<br />

Sammellinse aus Kronglas mit einer<br />

schwächeren Zerstreuungslinse aus<br />

Flintglas führt die Brennpunkte von<br />

zwei Spektrallinien (F' = 480,0 nm =<br />

blaugrün und C = 643,9 nm = rot) zu<br />

sammen. Es ist das einfachste farbkorrigierte<br />

Objektiv entstanden, der<br />

Achromat<br />

17.1.5. Das sekundäre<br />

Spektrum<br />

Die nunmehr noch übrigbleibenden<br />

50<br />

Restfehler des Farborts für die restli<br />

chen Wellenlängen bezeichnet man<br />

als «sekundäres Spektrum». Im mo<br />

dernen photographischen Jargon hat<br />

es sich eingebürgert, auch dann noch<br />

von einem sekundären Spektrum zu<br />

sprechen, wenn durch optische Kom<br />

binationen zwar mehr als nur zwei<br />

Wellenlängen zum gleichen Farbort<br />

zusammengelegt wurden, trotzdem<br />

aber noch ein unkorrigierter Restfeh<br />

ler zurückbleibt, der sich bei man<br />

chen Aufnahmen - zum Beispiel bei<br />

Fernaufnahmen mit langbrennweiti<br />

gen Objektiven durch mangelnde<br />

Farbsättigung - nachteilig bemerk<br />

bar macht.<br />

Erst die Verwendung von optischen<br />

Gläsern mit anormaler Teildispersion<br />

(z.B. unter Einsatz von Fluorphospha<br />

ten) haben es dem Objektivrechner<br />

ermöglicht, das sekundäre Spektrum<br />

weitgehend einzudämmen.<br />

17.1.6. Der Apochromat<br />

Komplizierter aufgebaute Objektive<br />

aus mindestens drei, meist aber einer<br />

480 + 644 nm<br />

rote Strahlen<br />

blaue Strahlen<br />

grösseren Anzahl von Einzellinsen<br />

(4-6) aus verschiedenen Glassorten<br />

ermöglichen gleiche Brennweiten für<br />

mindestens drei wichtige Wellenlän<br />

gen:<br />

F' = 480,0 nm = blaugrün<br />

C = 643,9 nm = rot<br />

e = 546,1 nm = gelbgrün<br />

Üblicherweise bezeichnet man sol<br />

che Objektivtypen als Äpochromaten.<br />

Der Korrekturzustand ist dadurch<br />

über den gesamten Bereich der pho<br />

tographisch aktinischen (schichtwirk<br />

samen) Wellenlängen genügend ge<br />

währleistet, das heisst, im Bereich von<br />

400 bis 700 nm treten nur sehr gering<br />

fügige Brennweitenunterschiede auf,<br />

die sich in der praktischen Photographie<br />

kaum bemerkbar machen.<br />

Der Begriff «Apochromat» ist aber<br />

nicht so haargenau definiert oder ge<br />

normt, als dass man allein nur aus der<br />

Namensbezeichnung «apo-» eines<br />

Objektivtyps direkt auf seinen Kor<br />

rekturzustand schliessen kann.


LEKTION<br />

PHOO<br />

59 KOLLEGIUM<br />

17.2. Sphärische Aberration<br />

Unsere bisherigen Betrachtungen,<br />

nach denen ein parallel zur optischen<br />

Achse einfallendes Bündel durch ei<br />

ne Linse auf einen einzelnen Punkt<br />

den Brennpunkt, gebrochen wird, la<br />

gen starke Vereinfachungen zugrun<br />

de. In Tat und Wahrheit ist eine Linse<br />

nichts anderes als ein aus lauter Pris<br />

men aufgebauter Brechkörper (siehe<br />

Lektion 47, 14.3.7.)- Die äusseren Lin<br />

senzonen entsprechen aber einem<br />

bedeutend stärker brechenden Pris<br />

menwinkel als die Linsenmitte, wie<br />

dies die Abbildung 406 verdeutlicht.<br />

Achsferne Randstrahlen werden aus<br />

diesem Grunde stärker gebrochen<br />

und zu einem Brennpunkt näher der<br />

Linse konvergiert, als dies für achsna<br />

he Strahlen der Fall ist. Die Brennwei<br />

te der Linsenrandzone ist daher klei<br />

ner als diejenige der Linsenmitte, und<br />

somit entstehen je nach Linsenzone<br />

unterschiedlich grosse Bilder. Ein<br />

unendlich weit entfernter Gegen<br />

standspunkt - der ja bekanntlich ein<br />

divergentes Strahlenbündel aussen<br />

det, das in unendlicher Entfernung als<br />

Parallelbündel angesehen werden<br />

Abbildung 406 Unterschiedliche Prismen<br />

winkel bei sphärischen Linsen<br />

kann - wird bildseitig nicht als Bild<br />

punkt (Brennpunkt) dargestellt. Statt<br />

eines Brennpunktes entsteht ein<br />

Brennkörper mit einer mehr oder we<br />

niger ungenau ausmachbaren grössten<br />

Einschnürung.<br />

Die im Bildraum die gebrochenen<br />

Strahlen umfassende «Hülle» be<br />

zeichnet man als Kaustik<br />

Stellt man mit einer derartigen Linse<br />

bei geöffneter Blende scharf ein, so<br />

stellt das Auge die Mattscheibe auto<br />

matisch auf den Ort der grössten<br />

Allgemeinschärfe, das ist dort, wo die<br />

Kaustik ihre grösste Einschnürung<br />

aufweist.<br />

Blendet man nach der bei offener<br />

Blende erfolgten Scharfeinstellung<br />

ab, werden durch die Blende die<br />

Randstrahlen beschnitten, und das<br />

Bild wird nur noch durch die achsna<br />

Abbildung 407 Sphärische Aberration und ihre Auswirkung<br />

hen Strahlen gebildet. Die beste Ein<br />

stellebene wandert dabei nach hin<br />

ten, wie es die Abbildung 407 zeigt.<br />

Den Auszugsunterschied zwischen<br />

Scharfeinstellung bei offener und ge<br />

schlossener Blende bezeichnet man<br />

als Blendendifferenz.<br />

17.2.1. Scharfeinsteljung<br />

Für normale Zwecke muss ein Objek<br />

tiv sphärisch korrigiert sein. Es gibt<br />

aber bestimmte Zwecke, die den Ein<br />

satz eines sphärisch nicht korrigier<br />

ten Objektivs rechtfertigen: Die sphä<br />

rische Aberration (auch Kugelge<br />

staltsfehler oder Öffnungsfehler be<br />

nannt) führt je nach Einstelltechnik zu<br />

einer phantastischen Weichzeich<br />

nung. Echte Weichzeichnerobjektive<br />

(z.B. das Imagon von Rodenstock)<br />

sind mit sphärischer Aberration be-<br />

Beste Einstellebene<br />

bei offener Blende<br />

Beste Einstellebene<br />

abgeblendet<br />

51


PHOD<br />

KOLLEGIUM 59 LEKTION<br />

Abbildung 408<br />

Rodenstock-Imagon mit Sieb<br />

blende und Graufilter<br />

Abbildung 409 Bildresultat eines Objektivs<br />

mit sphärischer Aberration<br />

haftet und erzeugen Bilder mit schar<br />

fem Büdkern, aber überlagerten<br />

«weichen» Lichtern. Die Resultate<br />

von echten Weichzeichnern sind in<br />

keiner Weise zu vergleichen oder zu<br />

verwechseln mit den recht faden Bil<br />

dern, die mit Hilfe sogenannter «Soft-<br />

Vorsätze» erreicht werden.<br />

Das erwähnte Imagon von Roden<br />

stock ist ein Achromat, bei dem die<br />

sphärische Aberration unterkomgiert<br />

ist. Um den Weichzeichnereffekt zu<br />

steuern, ist das Objektiv mit verän<br />

derlicher Siebblende ausgerüstet,<br />

die es erlaubt -je nach gewünschter<br />

Weichheit - mehr oder weniger<br />

Randstrahlen für den Bildaufbau mitzuverwenden.<br />

Die Scharfeinstellung bei sphärisch<br />

nicht oder ungenügend korrigierten<br />

Objektiven hat je nach dem ge<br />

wünschten Effekt unterschiedlich zu<br />

erfolgen:<br />

Für ein möglichst scharfes Bild stell<br />

52<br />

man mit der für die Aufnahme vorge<br />

sehenen Blende auf grösste Allge<br />

meinschärfe ein (Einstellung auf die<br />

mgste Einschnürung der Kaustik).<br />

Um ein weichgezeichnetes Bild zu<br />

erhalten, stellt man bei offener Blende<br />

auf schärfsten Bildkern ein und blen<br />

det danach je nach dem gewünsch<br />

ten «Softgrad» ab.<br />

17.2.2. Korrektur<br />

Die vollständige Korrektur der sphäri<br />

schen Aberration bei einer Einzellin<br />

se ist nur mit nicht nichtsphärischen<br />

Linsenformen möglich. Eine Paraboloid-Form,<br />

bei der die prismatische<br />

Randzone verhältnismässig spitz<br />

winklig ist, könnte den Öffnungsfeh<br />

ler korrigieren. Die Herstellung<br />

asphärischer Linsen ist allerdings<br />

noch sehr teuer, so dass man in der<br />

Praxis normalerweise mit sphäri<br />

schen Linsenformen arbeitet. Beim<br />

Einsatz einer Einzellinse ist es gün<br />

stig, wenn die Fläche mit dem kleine<br />

ren Krümmungsradius zur Seite mit<br />

der grösseren Schnittweite zeigt.<br />

Noch günstigere Resultate entstehen,<br />

wenn die Einzellinse in zwei plankon<br />

vexe Linsen aufgeteilt wird, deren<br />

konvexe Seiten zueinander zeigen.<br />

Im Falle von Kondensoren zur Licht<br />

bündelung findet diese Kombination<br />

häufig Verwendung.<br />

Normalerweise kombiniert man eine<br />

Sammellinse und eine Zerstreuungs<br />

linse, deren Durchbiegungen derart<br />

unterschiedlich sind, dass die Kugel<br />

gestaltsfehler beider Linsen einan<br />

der entgegengesetzt wirken. Die Kor<br />

rektur der sphärischen Aberration ist<br />

um so schwieriger, je lichtstärker ein<br />

Objektiv und je länger seine Brenn<br />

weite ist. Gewisse Restzonen bleiben<br />

in der Regel unkorrigiert, man spricht<br />

dann von Zonenfehlern.<br />

Durch die zusätzliche Verwendung<br />

asphärischer Linsen und den Einsatz<br />

moderner hochbrechender Gläser ist<br />

eine weitgehende Korrektur auch bei<br />

hochlichtstarken Objektiven reali<br />

sierbar geworden.<br />

17.3. K<br />

(Asymmetriefehler)<br />

Liegt ein Gegenstandspunkt ausserhalb<br />

der optischen Achse, treten die<br />

jinfallenden Strahlen nicht parallel<br />

der Achse, sondern als schiefes Bün<br />

del ein. Der Bildpunkt wird am Bild<br />

rand abgebildet. Bei solchen schiefen<br />

Bündeln aber wirkt sich die sphäri<br />

sche Aberration asymmetrisch und<br />

dadurch noch viel stärker aus. Achs<br />

ferne Gegenstandspunkte werden<br />

am Bildrand als oval verzerrte, kome<br />

tenähnliche Gebilde dargestellt.<br />

Wie die Abbildung 410 zeigt, werden<br />

je nach Lage der Strahlenbegren<br />

zung (Blendenlage) für dasselbe<br />

Strahlenpaar auf der einen Linsensei<br />

te weiter aussen liegende Abschnitte<br />

benützt, was eine asymmetrische ver<br />

zerrte Kaustik entstehen lässt, die<br />

sich im Bildpunkt als kometenartig<br />

verlaufende Begrenzung bemerkbar<br />

macht.<br />

Selbst wenn die sphärische Aberra<br />

tion für achsparallele Bündel beho<br />

ben ist, kann bei grossen Linsenöff<br />

nungen noch Koma auftreten.<br />

Koma hängt stark mit der Blendenla<br />

ge zusammen. Werden bei bestimm<br />

ter Lage gerade die Strahlen durch<br />

gelassen, die eine relativ symmetri<br />

sche Strahlenvereinigung ergeben,<br />

so verschwindet die Koma. Eine Kor<br />

rektur erfolgt denn auch durch sym<br />

metrisch angeordnete Linsengrup<br />

pen mit einer zentralen Mittelblende.<br />

Komaerscheinungen sind auch bei<br />

modernen hochlichtstarken Objekti<br />

ven noch gelegentlich zu beobach<br />

ten, wenn mit ganz geöffneter Blende<br />

und hohen Kontrasten gearbeitet<br />

wird.<br />

Ob Ihr Objektiv unter diesen Umstän<br />

den noch Koma aufweist, können Sie<br />

durch folgende Methode leicht fest<br />

stellen: Photographieren Sie bei<br />

Nacht auf Stativ mit ganz geöffneter<br />

Blende Leuchtreklamen und Strassenlampen.<br />

Stellen Sie dabei den<br />

Bildausschnitt so ein, dass kleine<br />

Lichterscheinungen an den Bildrand<br />

zu liegen kommen. Sind auf dem Bild<br />

diese Lichtquellen nicht als runde,<br />

kleine Punkte, sondern als Kometen<br />

dargestellt, so liegt Koma vor. Sie kön<br />

nen bei dieser Gelegenheit gerade<br />

noch feststellen, bei welcher Abblen<br />

dung der Fehler bei Ihrem Testobjek<br />

tiv verschwindet.


LEKTION<br />

PHÖD<br />

59 KOLLEGIUM<br />

Abbildung 410<br />

Koma (Asymmetriefehler)<br />

17.4. Astigmatismus<br />

(Punktlosigkeit)<br />

Fällt von einem Gegenstandspunkt<br />

ausserhalb der optischen Achse ein<br />

Strahlenbündel auf eine Linsenfläche,<br />

so erfolgt in der senkrechten Ebene<br />

eine andere Brechung als in der<br />

waagrechten.<br />

Der Grund dieses Fehlers ist einfach<br />

zu begreifen: Ein auf der Linsenachse<br />

liegender Punkt erzeugt ein dreidi<br />

mensionales divergentes Bündel, das<br />

auf der Linse einen kreisförmigen<br />

Ausschnitt bildet. Nicht so das Bündel<br />

eines achsfernen Punktes. Dieses er<br />

zeugt - wie es die Abbildung 411 dar<br />

stellt - auf der Linse einen ellipti-<br />

Abb. 411 Elliptischer Schnitt schiefer Bündel<br />

Einstellebene<br />

sehen Schnitt. Es ist nun leicht einzu<br />

sehen, dass die Strahlen der senk<br />

rechten, längeren Schnittebene einer<br />

stärkeren sphärischen Aberration<br />

unterworfen sind als diejenigen der<br />

waagrechten, kürzeren.<br />

Selbst wenn in einem optischen Sy<br />

stem die sphärische Aberration korri<br />

giert ist, tritt für schiefe Bündel immer<br />

noch Astigmatismus auf. Um die Aus<br />

wirkungen zu verstehen, betrachten<br />

wir ein solches schiefes Bündel (Ab<br />

bildung 412) und schalten in Gedan<br />

ken alle Strahlen aus, ausgenommen<br />

diejenigen, die in senkrechter und<br />

waagrechter Ebene liegen.<br />

Die senkrechten, mehdionalen Strah<br />

len werden stärker gebrochen und<br />

erzeugen das Bild (P'm) näher bei der<br />

Linse als die waagrechten, sagittalen<br />

Strahlen (P's).<br />

Anstelle einer punktförmigen Abbil<br />

dung des Gegenstandspunktes<br />

entstehen in der Bildebene zwei,<br />

zueinander senkrecht stehende Li<br />

nien in zwei unterschiedlichen Ebe<br />

nen.<br />

Da in Tat und Wahrheit für den Bild<br />

aufbau natürlich das gesamte Bündel<br />

verwendet wird, und nicht nur unsere<br />

gedanklich ausgewählten meridionalen<br />

und sagittalen Schnitte, entstehen<br />

in der Praxis entsprechende Unschärfengebilde.<br />

Bei einer einfachen Linse, die mit<br />

Astigmatismus behaftet ist, wirkt sich<br />

der Fehler bei der Scharfeinstellung<br />

verheerend aus: Bei Scharfeinstel<br />

lung auf vertikal liegende Strukturen<br />

ist der Kameraauszug kürzer als bei<br />

Einstellung auf waagrecht liegende<br />

Linien.<br />

Astigmatismus kommt übrigens auch<br />

beim menschlichen Auge vor. Meist<br />

durch Hornhautverkrümmung kön<br />

nen Sehschwächen entstehen, bei<br />

denen der Patient vertikale und hori<br />

zontale Strukturen nicht gleichzeitig<br />

scharf sehen kann.<br />

17.4.1. Korrektur<br />

Astigmatismus kann - infolge zuneh<br />

mender Schärfentiefe - durch<br />

Abblenden zwar gemildert, jedoch<br />

nicht beseitigt werden.<br />

Soll der Fehler gleichzeitig mit sphä<br />

rischer und chromatischer Aberration<br />

beseitigt werden, so muss man wie<br />

derum eine Kombination aus Sammelund<br />

Zerstreuungslinsen einsetzen.<br />

Die Zerstreuungslinse muss dabei ei<br />

nen kleineren Brechungsindex auf<br />

weisen als die Sammellinse, das Glas<br />

mit dem kleineren Brechungsindex<br />

gleichzeitig aber grössere Disper<br />

sion besitzen.<br />

Die Herstellung derartiger Gläser ge<br />

lang erstmals im Jahre 1886 der Glas<br />

hütte Schott in Jena. Erst von diesem<br />

Zeitpunkt an wurde es möglich, Ob<br />

jektive herzustellen, die frei von<br />

Astigmatismus sind. Solche Objekti<br />

ve bezeichnet man als Anastigmate.<br />

53


PHOD<br />

KOLLEGIUM 59<br />

LEKTION<br />

.bbildung 412 Astigmatismus<br />

Abbildung 414<br />

Meridionale<br />

und sagittale Bildschale<br />

Abbildung 415<br />

Bildfeld<br />

Petzvalschale und geebnetes<br />

Sagittalschnitt<br />

Petzvalschale<br />

Geebnetes Bildfeld<br />

17.5. Bildfeldwölbung<br />

Verfolgt man die Abbildung sämtli<br />

cher Punkte eines plan liegenden G e-<br />

genstandes, so stellt man fest, dass<br />

die achsfernen Punkte näher bei der<br />

Hauptebene abgebildet werden als<br />

die achsnahen. Das entstehende Bild<br />

ist nicht plan, sondern schalenförmig.<br />

Da sich der Astigmatismus in der Nä<br />

he der optischen Achse kaum, nach<br />

den Bildrändern hin aber sehr stark<br />

auswirkt, entstehen sogar zwei Bild<br />

schalen:<br />

Abbildung 413<br />

Astigmatismus<br />

Eine meridionale Bildschale als Sum<br />

me aller Bildpunkte, die sich aus dem<br />

Meridionalschnitt ergeben, und eine<br />

sagittale Bildschale als Summe aller<br />

Bildpunkte aus dem Sagittalschnitt.<br />

Beide Bildschalen berühren sich auf<br />

der optischen Achse.<br />

Durch die Korrektur des Astigmatis<br />

mus fallen beide Bildschalen zu einer<br />

gemeinsamen, der Petzvalschale, zu<br />

sammen.<br />

Da wir plane Filme benützen, genügt<br />

es nicht, die beiden astigmatischen<br />

Bildschalen zu vereinigen. Vielmehr<br />

müssen sie zu einem Bildfeld, einer<br />

Bildebene geebnet werden.<br />

Bei einem modernen Anastigmat ist<br />

der Astigmatismus und die Bildfeld<br />

wölbung für ein grösseres Feld besei<br />

tigt. Bei Einzellinsen oder einfachen<br />

Objektiven ist eine Ebnung des Bild<br />

feldes nicht möglich. Die Korrektur<br />

gelingt auch bei modernen Objekti<br />

ven nicht über den gesamten Bild<br />

kreis vollkommen, was sich zum Bei<br />

spiel in der Fachphotographie bei<br />

sehr starken Verschiebungen an den<br />

Fachkameras noch auswirken kann.<br />

Stellt man an einem Objektiv, das zur<br />

Reproduktion planer Vorlagen einge<br />

setzt wird, noch einen Rest von Bild<br />

wölbung fest, so empfiehlt es sich, die<br />

Scharfeinstellung zwischen Bildzen<br />

trum und Bildrand vorzunehmen, um<br />

mit Sicherheit bei Arbeitsblende eine<br />

absolute Bildschärfe zu erzielen.<br />

Unter bestimmten Voraussetzungen<br />

kann ein ungeebnetes Objektiv sogar<br />

noch Vorteile bringen. Bei Grossfor<br />

mat-Fachkameras zum Beispiel wäre<br />

ein ungeebnetes Objektiv bei star<br />

ken Verschwenkungen der Objektiv<br />

ebene gar ein Vorteil.<br />

54


LEKTION<br />

PHOD<br />

60 KOLLEGIUM<br />

17.6. Verzeichnung<br />

(Distorsion)<br />

Von Verzeichnung spricht man, wenn<br />

ein Gegenstand nicht über das ge<br />

samte Bildfeld geometrisch gleich,<br />

sondern an den Bildrändern ver<br />

zogen wiedergegeben wird.<br />

Ein einfaches optisches System weist<br />

nicht über das gesamte Bildfeld den<br />

selben Abbildungsmassstab auf. Die<br />

dadurch entstehende Verzeichnung<br />

ist durch die sphärische Aberration<br />

zusammen mit der Anordnung der<br />

Blende bedingt.<br />

Die Blende spielt in der photographi<br />

schen Abbildung eine grosse Rolle,<br />

sind doch die einzelnen, das Bild auf<br />

bauenden Punkte nichts anderes als<br />

kleine Bilder der Blende.<br />

Selbst wenn die sphärische Aberra<br />

tion behoben ist - was vollständig nur<br />

für bestimmte, meist grosse Auf<br />

nahmedistanzen möglich ist -, so ist<br />

der Fehler für sehr nahe Objekte, wie<br />

die Blende, noch vorhanden. Die<br />

Blende wird durch innere und äussere<br />

Linsenzonen aber in recht ver<br />

schiedenen Entfernungen abge<br />

bildet.<br />

Abbildung 416 Blende vor dem<br />

Linsensystem<br />

17.6.1 • Tonnenförmige<br />

Verzeichnung<br />

Steht die Blende vor dem Objektiv,<br />

entsteht tonnenförmige Verzeich<br />

nung. Bei dieser Blendenstellung ge<br />

langen von den Randpartien des<br />

Gegenstandes vorwiegend die steil<br />

einfallenden Strahlen zur Abbildung,<br />

deren Brennweite kürzer ist als die<br />

jenige der flacher einfallenden Strah<br />

len der Gegenstandsmitte (sphä<br />

rische Aberration!). Die Gegen<br />

standsrandpartie wird aus diesem<br />

Grunde kleiner abgebildet als die<br />

Gegenstandsmitte, was zu einer mehr<br />

oder weniger starken tonnenförmigen<br />

Verzeichnung führt.<br />

17.6.2. Kissenförmige<br />

Verzeichnung<br />

Steht die Blende hinter dem Objektiv,<br />

entsteht kissenförmige Verzeich<br />

nung, das heisst, die Gegenstands<br />

randpartie wird grösser abgebildet<br />

als die Mitte.<br />

Hier werden von den Randpartien<br />

des Gegenstandes vorwiegend die<br />

flach einfallenden Strahlen ver<br />

wendet, deren Brennweite länger ist<br />

Abbildung 418 Blende hinter dem<br />

Linsensystem<br />

als diejenige der vergleichsweise<br />

steil einfallenden Strahlen der<br />

G egenstandsmitte.<br />

17.6.3. Korrektur<br />

Die Korrektur der Verzeichnung<br />

erfolgt naheliegenderweise durch<br />

symmetrischen Aufbau zweier Lin<br />

sensysteme zu einer Mittelblende.<br />

Die Blende wirkt dabei für das eine<br />

System als Hinterblende (was eine<br />

kissenförmige Verzeichnung zur<br />

Folge hätte), für das andere aber als<br />

Vorderblende (mit der entsprechen<br />

den tonnenförmigen Verzeichnung)<br />

Beide Verzeichnungseffekte heben<br />

sich dadurch gegenseitig auf. Bei<br />

unsymmetrischen Objektiven wird<br />

die Verzeichnung zusammen mit der<br />

sphärischen Aberration auf einen be<br />

stimmten<br />

Abbüdungsmassstab<br />

(meist für Einstellung auf Unendlich)<br />

genügend korrigiert. Lichtstarke Auf<br />

nahmeobjektive weisen aber bei Auf<br />

nahmen im Nahbereich auch heute<br />

noch merkliche Verzeichnung auf,<br />

ebensosehr asymmetrisch gebaute<br />

Systeme wie Teleobjektive, Fisheye-<br />

Objektive und ähnliche.<br />

Verzeichnung kann durch Abblen<br />

den weder behoben noch gemildert<br />

werden.<br />

Reproduktionsobjektive und Vergrösserungsobjektive<br />

müssen -<br />

ihrem Zweck entsprechend - auf Ver<br />

zeichnung hervorragend korrigiert<br />

sein.<br />

Abbildung 417 Tonnenförmige Verzeichnung<br />

Abbildung 419<br />

Kissenförmige Verzeichnung<br />

17.7. Vignettierung<br />

(Randhelliglceitsabfall)<br />

Die Lichtstärke eines Objektivs ist<br />

als rein geometrisches Öffnungsver<br />

hältnis angegeben. Wieviel Licht<br />

aber tatsächlich auf den Film fällt, ist<br />

unter anderem auch davon abhängig,<br />

in welchem Winkel ein Lichtbündel<br />

auf das Objektiv fällt.<br />

17.7.1. Natürliche<br />

Vignettierung<br />

Das geometrische Öffnungsverhält<br />

nis hat nur Gültigkeit für die Bildmitte.<br />

Am Objektrand liegende Gegen<br />

standspunkte senden ein Licht-<br />

55


PHOD<br />

KOLLEGIUM 60 LEKTION<br />

Abbildung 420<br />

Natürliche Vignettierung<br />

Beispiel 2<br />

Objektiv 65 mm an 4 X 5"-Kamera<br />

Formatwinkel 100°<br />

Beleuchtungsstärke in der Bildmitte:<br />

100 Ix<br />

Beleuchtungsstärke am Bildrand?<br />

Helligkeitsabfall in Blendenwerten?<br />

Eö = 100 (cos 50°)4 = 17 Ix<br />

Helligkeitsabfall zürn Bildrand ~ 21/2<br />

Blendenwerte.<br />

Abbildung 422<br />

Künstliche Vignettierung<br />

d, = Durchmesser des<br />

Achsenparallelbündels<br />

d2 = Durchmesser eines<br />

schiefen Bündels<br />

bündel aus, das den Glaskomplex<br />

des Objektivs schräg passiert. Aus<br />

rein geometrischen Gründen ist der<br />

Durchmesser eines solchen schiefen<br />

Bündels geringer und vom einfallen<br />

den Winkel abhängig. Dadurch kann<br />

ein Gegenstandspunkt am Bildrand<br />

merklich weniger Licht durch den<br />

Komplex senden als ein gleich heller<br />

Punkt in der Bildmitte.<br />

17.7.1.1. Berechnung des<br />

Helligkeitsabfalls<br />

Dieser Randhelligkeitsabfall lässt<br />

sich als Funktion des Einfallswinkels<br />

und aus dem ausgenutzten Format<br />

winkel des Objektivs berechnen<br />

nach dem sogenannten Cosinushoch-vier-Gesetz:<br />

Eö = Eo • (cos


LEKTION<br />

PHOD<br />

60KOUEGIUM<br />

Abbildung 423<br />

Abbildung 424<br />

Abbildung 425<br />

Achsenparallelbündel<br />

bei offener Blende<br />

Schiefes Bündel<br />

bei offener Blende<br />

Schiefes Bündel<br />

bei geschlossener Blende<br />

Daraus folgt, dass bei offener Blende<br />

am Bildrand ein zusätzlicher Hellig<br />

keitsabfall (zusätzlich zur natürlichen<br />

Vignettierung) festzustellen ist, der<br />

mit zunehmender Abblendung aber<br />

geringer wird und früher oder später<br />

auf Null absinkt.<br />

Es liegt in der Kunst des Objektiv<br />

bauers, die künstliche Vignettierung<br />

schon möglichst nach geringfügiger<br />

Abblendung zu beheben. Baut man<br />

die Vorder- und die Hinterlinse grösser<br />

als für den Durchtritt des Achs<br />

parallelbündels notwendig wäre,<br />

werden die zu den Bildecken hin<br />

zielenden Strahlen bedeutend weni<br />

ger<br />

beschnitten.<br />

17.8. Darstellung des<br />

Korrekturzustandes<br />

Es gelingt dem Objektivbauer nicht,<br />

Objektive zu errechnen, die unter<br />

allen Umständen und für jeden Ver<br />

wendungszweck gleich optimale Lei<br />

stungen erbringen. Er muss in jedem<br />

Fall Kompromisse eingehen und den<br />

Korrekturzustand seiner Erzeugnisse<br />

ganz bestimmten Anwendungsfällen<br />

anpassen.<br />

In Abhandlungen und in guten Katalo<br />

gen der Objektivhersteller wird des<br />

halb der Korrekturzustand eines<br />

Objektivs graphisch dargestellt. Drei<br />

dieser unterschiedlichen Dar<br />

stellungsarten wollen wir uns ge<br />

nauer ansehen.<br />

Abbildung 426<br />

nm X<br />

800-,<br />

700-<br />

600-<br />

500-<br />

-F'<br />

X<br />

\<br />

• c \<br />

- e \<br />

A<br />

Abbildung 427<br />

Abbildung 428<br />

Chromatische Aberration<br />

\<br />

nm X<br />

800-<br />

700-<br />

600-<br />

500-<br />

Sphärische Aberration<br />

Astigmatismus<br />

r30° mer.<br />

B<br />

h /<br />

l<br />

j30osag<br />

420°<br />

Jio°<br />

1<br />

Die künstliche Vignettierung ist bei<br />

grösster Blendenöffnung am stärk<br />

sten. Mit zunehmender Abblendung<br />

wird sie geringer, bis sie schliesslich<br />

überhaupt nicht mehr zur Geltung<br />

kommt.<br />

17.8.1. Von Rohrsche<br />

Darstellung<br />

Vorwiegend in älteren Publikationen<br />

findet man den Korrekturzustand<br />

nach von Rohr dargestellt. Es handelt<br />

sich dabei um eine Kurvendarstel<br />

lung, die jeweils angibt, um welchen<br />

Wert das Objektiv von der theoreti<br />

schen Idealleistung abweicht. Norma<br />

lerweise sind die Darstellungen<br />

direkt auf ganz bestimmte optische<br />

Abbildungsfehler bezogen.<br />

Die Abbildung 426 zeigt eine von<br />

Rohrsche Darstellung für die chroma<br />

tische Aberration. Kurve A bezieht<br />

sich auf eine unkorrigierte Einzellinse<br />

und Kurve B auf einen Apochromaten.<br />

In der Darstellung wird die Abwei<br />

chung in Prozent der Brennweite für<br />

jede Wellenlänge des Aufnahmelich<br />

tes dargestellt.<br />

In der Abbildung 427 wird die Stärke<br />

der sphärischen Aberration gezeigt.<br />

A für eine unkorrigierte Einzellinse, B<br />

für ein übliches Aufnahmeobjektiv.<br />

Die Darstellung gilt für einen ganz be<br />

stimmten Abbildungsmassstab. Die<br />

Ordinate entspricht dabei der zuneh<br />

menden Bildhöhe (vom Bildzentrum<br />

aus gerechnet), und die Abszisse<br />

zeigt die Abweichung in Prozent der<br />

Brennweite.<br />

Ist in einer solchen Darstellung noch<br />

eine zweite gestrichelte Linie vorhan<br />

den, stellt diese die sogenannte<br />

Sinusbedingung dar. Die Abbesche<br />

Sinusbedingung verlangt für alle Bild<br />

höhen denselben Abbildungsmass<br />

stab. Bei einem gut korrigierten<br />

Objektiv sollte deshalb die Kurve der<br />

57


I<br />

PHOD<br />

KOLLEGIUM 60 LEKTION<br />

Abbildung 429<br />

uu<br />

flO<br />

60<br />

40<br />

20<br />

n<br />

/<br />

/<br />

Abbildung 430<br />

g> 0,4<br />

! |<br />

\<br />

\<br />

\<br />

Abbildung 431<br />

0,8r<br />

—S<br />

Abbildung 432<br />

-° 100<br />

i<br />

so<br />

Transmission<br />

=====<br />

Wellenlänge in nm<br />

Farblängsfehler<br />

.—1<br />

500 600<br />

Wellenlänge in nm<br />

Verzeichnung<br />

— —<br />

1 : oc<br />

1 : 6<br />

■i<br />

y<br />

5 10 15 20 25 30 35<br />

— — ■<br />

—-<br />

Halber Bildwinkel in Grad<br />

Vignettierung<br />

1—.<br />

\<br />

s<br />

s<br />

,6<br />

k = 2 2<br />

S<br />

s<br />

\<br />

0 5 10 15 20 25 30 35<br />

Kurve A zeigt eine unkorrigierte Ein<br />

zellinse und Kurve B ein Objektiv, bei<br />

dem sowohl Astigmatismus als auch<br />

Bildfeldwölbung leidlich gut korri<br />

giert sind.<br />

In der Darstellung bildet der Ordinatenwert<br />

den Einfallswinkel des unter<br />

suchten Lichtstrahls, und die Ab<br />

szisse gibt die Abweichung in Pro<br />

zent der Brennweite an. Eine Kurve<br />

gilt für die meridionalen, die andere<br />

für die sagittalen Strahlen.<br />

17-8.2. Funktionale<br />

Darstellung<br />

Eine etwas modernere Darstellung<br />

einzelner Objektivdaten stellt die<br />

hier gezeigte dar. Es handelt sich<br />

ebenfalls um die grafische Darstel<br />

lung einer Funktion, diesmal aber<br />

innerhalb eines einzelnen Quadran<br />

ten aufgezeichnet.<br />

Die Transmissionsdarstellung (Abbil<br />

dung 429) zeigt die generelle Licht<br />

durchlässigkeit des gesamten Glas<br />

komplexes für die einzelnen Wellen<br />

längen.<br />

Die chromatische Längsaberration<br />

(Abbildung 430) zeigt den Auszugs<br />

unterschied in Millimetern für die ein<br />

zelnen Wellenlängen bei Scharfein<br />

stellung auf Unendlich.<br />

Die Stärke der Verzeichnung (Abbil<br />

dung 431) wird für zwei verschiedene<br />

Abbildungsmassstäbe<br />

angegeben.<br />

Die Kurve stellt die Funktion<br />

zwischen Bildhöhe (angegeben als<br />

halber Bildwinkel) und dem Bildgrössenunterschied<br />

in Prozent dar.<br />

Die Vignettierung schliesslich (Abbil<br />

dung 432) ist für zwei Blendenwerte<br />

angegeben und beinhaltet dadurch<br />

auch die Stärke der künstlichen<br />

Vignettierung. Die Funktion zieht<br />

Vergleiche zwischen Bildhöhe (als<br />

halber Bildwinkel angegeben) und<br />

der generellen Helligkeitsverteilung<br />

in Prozent.<br />

deren Aufgabe es ist, ein Musikstück<br />

möglichst verlustarm zu verstärken<br />

und zum Ohr des Hörers zu über<br />

tragen.<br />

Ein Objektiv schafft bekanntlich<br />

diese Übertragung nicht hundertpro<br />

zentig, da es mit einer Reihe von<br />

Abbildungsfehlern behaftet ist. Bei<br />

modernen Objektiven ist es kaum<br />

mehr möglich und auch nicht beson<br />

ders sinnvoll, einzelne optische Feh<br />

ler in der Übertragung festzustellen<br />

oder ein bestimmtes Abbildungs<br />

phänomen einem bestimmten opti<br />

schen Fehler zuzuordnen.<br />

Weil der Begriff «Schärfe» für die<br />

meisten Anwender absolute Priorität<br />

aufweist, hat man während langer<br />

Jahre vom sogenannten Auflösungs<br />

vermögen gesprochen. Der Wert<br />

sagt aus, wie viele schwarze Linien<br />

pro Millimeter eines Originals noch<br />

abgebildet werden. Testvorlagen zur<br />

Ermittlung dieses Auflösungsver<br />

mögens in Linienpaaren pro Milli<br />

meter sind unter anderen Siemens<br />

stern, Schuhmannsches Sechseck,<br />

Balkenmiren usw.<br />

Solche Tests entsprechen aber nicht<br />

der Praxis bildnerischer Photographie,<br />

wo kaum derart hohe Kontraste<br />

photographiert werden. Die meisten<br />

Betrachter beurteilen das Bildresultat<br />

Abbildung 433<br />

Siemensstern<br />

m~ Halber Bildwinkel in Grad<br />

Sinusbedingung möglichst gleich<br />

verlaufen wie die Korrekturkurve,<br />

und beide sollten nah an der Nullinie<br />

liegen.<br />

Die Darstellung in der Abbildung 428<br />

schliesslich gibt Aufschluss über<br />

Astigmatismus und Bildfeldwölbung.<br />

58<br />

17.8.3. Auflösungsvermögen<br />

Die Aufgabe eines Objektivs liegt in<br />

der möglichst optimalen Übertra<br />

gung der Grauwertunterschiede<br />

eines Originals in diejenigen eines<br />

Bildes. Es ist in dieser Beziehung mit<br />

einer Hi-Fi-Anlage vergleichbar,<br />

eines Objektivs, das zwar viele<br />

schwarze Linien abbilden kann,<br />

diese aber kontrastarm wiedergibt,<br />

schlechter als die Resultate eines<br />

Objektivs, das zwar weniger Linien<br />

paare auflöst, diese aber ohne Kon<br />

trastverlust wiedergibt.


LEKTION<br />

PHOD<br />

61 KOLLEGIUM<br />

17.8.4. Die Modulations-<br />

Ubertragungs-<br />

Funktion MTF<br />

Als heute allgemein gültiges Schärfemass<br />

für ein Objektiv verkoppelt man<br />

die beiden Werte Linienpaare pro<br />

Millimeter und Kontrastübertragung<br />

miteinander.<br />

Als Testobjekte verwendet man da<br />

bei fein und präzis geätzte Strichgit<br />

ter. Pro Millimeter sind darauf eine<br />

Anzahl schwarzer Balken neben<br />

gleich breiten, völlig durchsichtigen<br />

Stellen angeordnet. Das Testobjekt<br />

wird von hinten mit diffusem Licht be<br />

strahlt, so dass an den dunklen Stellen<br />

kein Licht, an den durchsichtigen da<br />

gegen alles Licht durchtreten kann.<br />

Im Abbildungsbereich misst man<br />

dann die Helligkeitsunterschiede mit<br />

Hilfe eines Mikrodensitometers und<br />

stellt die Helligkeitsunterschiede der<br />

Abbildung in Form einer Kurve dar.<br />

Im ersten Moment erwartet man die<br />

Entstehung einer reinen Rechteck<br />

kurve. In Tat und Wahrheit entsteht<br />

aber eine Sinuskurve, das heisst, in<br />

den durchsichtigen Strichgitterstel<br />

len steigt die Lichtintensität konti<br />

nuierlich auf ein Maximum an und fällt<br />

gegen den dunklen Streifen hin ab,<br />

bis sie in der Mitte des Streifens ein<br />

Minimum erreicht. Begründet ist die<br />

se sinusförmige Helligkeitsvertei<br />

lung, die auch unmittelbar hinter dem<br />

Gitter gemessen werden kann, durch<br />

die Beugung, die infolge der Wellen<br />

natur des Lichtes an einer Kante ent<br />

steht.<br />

Die Abbildung 434 zeigt stark vergrössert<br />

die sinusförmige Helligkeits<br />

verteilung unmittelbar hinter einem<br />

Strichgitter, das pro Millimeter 5<br />

Linienpaare enthält. Die Anzahl<br />

Linienpaare pro Millimeter bezeich<br />

net man als Ortsfrequenz R.<br />

Die generelle Abbildungsqualität ei<br />

nes optisch abbildenden Mediums<br />

lässt sich jetzt wie folgt ermitteln: Man<br />

misst die Helligkeitsverteilung ein<br />

mal unmittelbar hinter dem Testgitter,<br />

ein zweites Mal im Abbildungs<br />

bereich des zu testenden Objektivs.<br />

Beide Male entsteht eine entspre<br />

chende Sinuskurve der Helligkeits-<br />

Abbildung 434<br />

Sinusförmige Helligkeitsverteilung<br />

MINI<br />

Abbildung 435<br />

Objektiv kurve<br />

Bildkurve<br />

Modulations-Übertragung<br />

100%<br />

Verteilung. Ist die Abbildungsleistung<br />

hervorragend, so gleichen sich die<br />

beiden Kurven sehr, das heisst, ihre<br />

Amplituden sind gleich gross. Den<br />

Vergleich der Amplitudenhöhe bei<br />

tudenhöhe y' der Bildkurve durch die<br />

Amplitudenhöhe y der Objektkurve.<br />

Die Abbildung 435 zeigt schematisch<br />

R = Ortsfrequenz 5 Linienpaare pro mm<br />

1 mm<br />

Abbildung 436<br />

Objektivkurve<br />

Bildkurve<br />

A<br />

Modulations-Übertragung<br />

50%<br />

A<br />

beide Kurven bei der sehr geringen<br />

Ortsfrequenz von 5 Linienpaaren pro<br />

der Kurven bezeichnet man als Modulations-Übertragungs-Faktor.<br />

Er<br />

entsteht durch die Division der Ampli<br />

Millimeter. Im angenommenen Fall<br />

sind beide Amplituden gleich gross,<br />

der Modulations-Übertragungs-Faktor<br />

y':y beträgt 1 oder 100%.<br />

Je kleiner die Ortsfrequenz, um so hö<br />

her ist die Chance, dass beide Sinus<br />

kurven ähnliche Amplituden aufwei<br />

sen.<br />

Je mehr Linienpaare pro Millimeter<br />

59


PHÖD<br />

KOLLEGIUM 61<br />

LEKTION<br />

Abbildung 437<br />

Modulations-Übertragungs-Funktion<br />

Abbildung 438 Tangentiale und sagittale<br />

Gitteranordnung<br />

Abbildung 439 MTF-Kurve für ein Kleinbild<br />

objektiv<br />

ein Testobjekt aufweist, um so gerin<br />

ger wird die Amplitude der Bildkurve.<br />

Im Beispiel der Abbildung 436 (bei<br />

angenommenen 50 Linienpaaren pro<br />

Millimeter) ist die Amplitudenhöhe<br />

y' der Bildkurve nur noch halb so<br />

gross wie diejenige der Objektkurve.<br />

Der Modulations-Übertragungs-Faktor<br />

beträgt nur noch 0,5 oder 50%.<br />

Eine Funktionskurve, gezeichnet in<br />

ein Achsenkreuz als Modulations-<br />

Übertragungs-Faktor und Ortsfre<br />

quenz, bezeichnet man als Modulations-Übertragungs-Funktion.<br />

Sie gibt<br />

für ein Objektiv die Modulations-<br />

Übertragung für eine ganze Reihe<br />

von Ortsfrequenzen an.<br />

In der Regel wiederholt man die Mes<br />

sung für verschiedene Anordnungen<br />

des Testobjekts. Ist das Testobjekt so<br />

angebracht, dass sich die Balken<br />

parallel zum Objektivachsradius be<br />

finden, so spricht man von sagittaler<br />

Anordnung. Liegen die Balken senk<br />

recht zum Radius, bezeichnet man<br />

die Anordnung als tangential<br />

Natürlich ist die Übertragungslei<br />

stung eines Objektivs nicht über das<br />

gesamte Bildfeld gleich gut. Norma<br />

lerweise nimmt die Leistung zum Bild<br />

rand hin beträchtlich ab. Aus prakti<br />

schen Gründen sieht daher die funk<br />

tionale Darstellung der Modulations-<br />

Übertragungs-Funktion in Veröffentli<br />

chungen meist etwas anders aus als<br />

in Abbildung 437 dargestellt.<br />

Man wählt nur die Ortsfrequenzen aus,<br />

die auch praktisch etwas über die<br />

sichtbare Qualität aussagen. Norma<br />

lerweise sind dies die Ortsfrequenzen<br />

10,20 und 40 Linienpaare pro Millime<br />

ter. Höhere Ortsfrequenzen haben<br />

kaum einen Sinn, denn wir betrachten<br />

ein Büd ja mit unseren Augen, und<br />

diese besitzen bei normalem Be<br />

trachtungsabstand eine Auflösung<br />

von nur 5 Linienpaaren pro Millimeter.<br />

Eine Ortsfrequenz von 40 setzt daher<br />

schon eine achtfache lineare Vergrösserung<br />

voraus. Bei noch grösseren<br />

Vergrösserungen ist ja bekannt<br />

lich auch der notwendige Betrach<br />

tungsabstand grösser, wodurch sich<br />

das Auflösungsvermögen des Auges<br />

entsprechend verschlechtert.<br />

Bei Veröffentlichungen beschränkt<br />

man sich auf die Darstellung der er<br />

wähnten Kurvenpaare, je eine Kurve<br />

für die tangentiale und eine für die<br />

sagittale Objektanordnung. Die Ab<br />

szisse der Kurvendarstellung wird<br />

dadurch frei für die sogenannte Bild<br />

höhe, die angibt, in welchem Teil des<br />

Bildkreises die Messung durchge<br />

führt wurde. Einer Büdhöhe von 0 ent<br />

spricht die Bildmitte, einer solchen<br />

von 20 mm (bei Kleinbild) die Bild<br />

ecke. Bei Fachobjektiven gibt man<br />

die Bildhöhe als halben Bildwinkel in<br />

Grad an.<br />

Selbstyerständlch ist die Modula<br />

tions-Übertragung auch noch von der<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

10<br />

Blende 5,6/8<br />

"40 V^^<br />

10 15 20mm<br />

Abbildung 440 MTF-Kurve für ein Grossfor<br />

matobjektiv<br />

Blende k = 5,6<br />

.2<br />

10J<br />

20<br />

-<br />

—•<br />

— -<br />

s s s<br />

s<br />

\'<br />

s ^ \<br />

\<br />

0 5 10 15 20 25 30 35<br />

Blende k = 22<br />

* 60<br />

10<br />

?n<br />

40<br />

.<br />

—-<br />

* -^<br />

"-*<br />

\ ^,<br />

—<br />

-"^<br />

\<br />

V<br />

tar<br />

\<br />

s<br />

\<br />

\<br />

ig<br />

\<br />

\<br />

\\<br />

10 15 20 25 30 35<br />

—► Halber Bildwinkel in Grad<br />

60


LEKTION<br />

PHOD<br />

61 KOLLEGIUM<br />

Lichtstärke bzw. der Blendenöffnung<br />

abhängig. Aus diesem Grunde ist je<br />

weils auch eine Angabe der Blenden<br />

öffnung notwendig.<br />

Von einem Spitzenobjektiv muss man<br />

erwarten, dass es bei einer Orts<br />

frequenz von 40 Linienpaaren in der<br />

Bildmitte einen Kontrastübertra<br />

gungsfaktor von mindestens 0,5 =<br />

50% erreicht.<br />

18. Objektive<br />

Um den Bau moderner Objektive zu<br />

verstehen, sollte man ihre Entwick<br />

lung im Laufe der letzten 150 Jahre<br />

kennen. Innerhalb unseres Lehrgan<br />

ges nehmen wir dazu eine Zweitei<br />

lung vor. Der erste Teil handelt von<br />

Objektiven, die infolge ihres Astig<br />

matismus nur noch historischen Wert<br />

aufweisen. Grob gesagt sind das die<br />

Objektiventwicklungen bis knapp vor<br />

1900. Der zweite Teil handelt von den<br />

«modernen» Objektiven, bei denen<br />

Astigmatismus behoben oder zumin<br />

dest gemildert ist. Wir beschränken<br />

uns in beiden Fällen auf die Darstel<br />

lung grundlegender Typen, die die<br />

spätere Entwicklung massgeblich<br />

beeinflusst haben. Sie werden sehen,<br />

dass selbst hypermoderne Typen<br />

meist klar und eindeutig einem<br />

Grundtyp aus der frühen optischen<br />

Entwicklungsgeschichte zugeordnet<br />

werden können. Wie bisher üblich<br />

stellt in den Abbildungen der Raum<br />

links der Blende den sogenannten<br />

Gegenstandsraum und der Raum<br />

rechts der Blende den Bildraum dar.<br />

18.1. Astigmate<br />

Unter der historischen Gruppe der<br />

Astigmate versteht man Objektive,<br />

die noch gänzlich mit Astigmatismus<br />

behaftet sind und die aus diesem<br />

Grunde heute kaum mehr eingesetzt<br />

werden.<br />

18.1.1. Meniskus<br />

Der Meniskus ist eine einfache Sam<br />

mellinse, die mit sämtlichen opti<br />

schen Linsenfehlern behaftet ist.<br />

Die einzige Möglichkeit, mit einem<br />

Meniskus einigermassen brauchbare<br />

Abbildungen herzustellen, besteht in<br />

der entsprechend günstigen Wahl<br />

von Dicke und Krümmung der Linse.<br />

Abbildung 441<br />

Meniskus<br />

Die besten Resultate zeigt ein positi<br />

ver Meniskus (eine konkav-konvexe<br />

Linse), der mit seiner konkaven Flä<br />

che dem Gegenstandsraum zuge<br />

kehrt ist und der mit einer Vorder<br />

blende versehen ist.<br />

Einigermassen erkennbare Bildresul<br />

tate bringt der Meniskus etwa ab<br />

Blende 11 bei Vorverlegung der Bild<br />

ebene um rund 296 der Brennweite<br />

(Fokusdifferenz-Korrektur der chro<br />

matischen Aberration). In einfachen<br />

Vorkriegs-Box-Kameras war diese<br />

Objektivart noch zu finden.<br />

18.1.2. Achromatische<br />

Sammellinsen<br />

Eine erste Verbesserung der Bildlei<br />

stung wurde durch Minderung der<br />

chromatischen Aberration mit Hilfe<br />

einer achromatischen Linsenkombi<br />

nation möglich.<br />

Die Kombination einer Sammellinse<br />

aus Kronglas mit einer Zerstreuungs<br />

linse aus Flintglas lässt für blaues bis<br />

gelbes Licht einen gemeinsamen<br />

Brennpunkt entstehen.<br />

Mit Ausnahme der chromatischen<br />

Aberration wiesen diese sogenann<br />

ten Landschaftslinsen noch sämtliche<br />

Abbildungsfehler auf.<br />

Mit Lichtstärken von 1:14 bis 1:18 lies-<br />

Abbildung 442<br />

Altachromat<br />

sen sie sich aber vor allem in der<br />

Landschaftsphotographie mit gewis<br />

sem Erfolg verwenden. Der Astigma<br />

tismus konnte durch Anordnung mit<br />

Vorderblende und durch eine spe<br />

ziell gebogene Linsenform in erträgli<br />

chen Grenzen gehalten werden.<br />

Im Jahre 1857 konnte der erwähnte<br />

Altachromat verbessert werden, in<br />

dem man die Reihenfolge der Linsen<br />

vertauschte. Auf einen positiven Me<br />

niskus aus Kronglas folgte ein negati<br />

ver Meniskus aus Flintglas.<br />

Der so entstandene Neuachromat<br />

wies eine wesentliche Verbesserung<br />

der sphärischen Abweichung auf und<br />

konnte auch durch geringere Ver<br />

Abbildung 443<br />

Neuachromat<br />

Zeichnung brillieren. Die Lichtstärke<br />

betrug in der Regel etwa 1:12,5.<br />

Unter der Bezeichnung Frontar<br />

brachte die Firma Goerz den ersten<br />

Achromaten mit Hinterblende und ei<br />

ner Lichtstärke von 1:9 auf den Markt.<br />

Durch günstige Wahl der Radien und<br />

der Glasart Hessen sich die chromati<br />

sche Aberration fast gänzlich beseiti<br />

gen, sphärische Aberration, Ver<br />

zeichnung und Astigmatismus merk<br />

lich mindern.<br />

Objektive vom Typ des Frontars fin<br />

den sich heute noch inPrimitiv-Kameras.<br />

61


PHOD<br />

KOLLEGIUM 61<br />

LEKTION<br />

18.2. Asffigmate symmetri<br />

scher und halbsymme<br />

trischer Bauart<br />

Koma, Verzeichnung und Farbvergrösserungsdifferenz<br />

lassen sich<br />

durch symmetrischen Aufbau zweier<br />

gleichwertiger Linsen oder Linsen<br />

gruppen mit einer Mittelblende<br />

beeinflussen.<br />

18.2.1. Periskop<br />

Steinheil brachte im Jahre 1865 sein<br />

symmetrisches Periskop mit der<br />

Lichtstärke von 1:12 auf den Markt.<br />

Als symmetrisches Objektiv wies es<br />

für den Abbildungsmassstab 1:1 eine<br />

absolute Korrektur der Verzeichnung<br />

Abbildung 445<br />

Periskop<br />

und der Koma auf. Selbst für grössere<br />

Aufnahmedistanzen blieben diese<br />

beiden Fehler unbedeutend Astig<br />

matismus und Bildfeldwölbung waren<br />

verhältnismässig gering. Hingegen<br />

konnte weder die chromatische noch<br />

die sphärische Aberration verbessert<br />

werden.<br />

18.2.2. Aplanat<br />

Ersetzt man die Menisken des Peri<br />

skops durch Achromaten, entsteht<br />

ein System, dessen Vorderglied aus<br />

einem Achromaten mit Hinterblende,<br />

dessen Hinterglied hingegen aus ei-<br />

62<br />

Abbildung 446<br />

Aplanat<br />

nem Achromaten mit Vorderblende<br />

besteht.<br />

Solche Objektive, die aus zwei ge<br />

trennten achromatischen Linsen be<br />

stehen, deren Einzellinsen jeweils<br />

miteinander verkittet sind, bezeich<br />

net man als Äplanate.<br />

Neben chromatischer und sphäri<br />

scher Abberration sind bei Aplanaten<br />

auch Koma und Verzeichnung stark<br />

gemildert bis korrigiert. Lediglich<br />

Büdfeldwölbung und Astigmatismus<br />

bleiben bestehen.<br />

Der erste Aplanat mit der Lichtstärke<br />

1:8 und einem Bildwinkel von rund<br />

20° brachte Steinheil 1866 auf den<br />

Markt.<br />

Die Objektivhälften eines Aplanaten<br />

können auch einzeln Verwendung<br />

finden. Die Brennweite verdoppelt<br />

sich dann. Allerdings verringert sich<br />

die Lichtstärke entsprechend, und<br />

die Abbildungsqualität wird mangel<br />

haft.<br />

18.2.3. Antiplanet<br />

Durch den Einsatz unterschiedlicher<br />

Glassorten in Vorder- und Hinterglied<br />

versuchte man ab 1881 die Bildquali<br />

tät weiter zu verbessern. Ein soge<br />

nannter Porträt-Anüplanet von Stein<br />

heil erreichte dadurch immerhin die<br />

Lichtstärke 1:4.<br />

Beim später dazukommenden Gruppen-Äntiplaneten<br />

mit der Lichtstärke<br />

1:6 bestehen Vorder- und Hinterglied<br />

aus je einer Sammel- und Zer<br />

streuungslinse, das Hinterglied ist<br />

aber, verglichen mit dem Vorder<br />

glied, ungewöhnlich dick und der<br />

Gruppen-Antiplanet dadurch wieder<br />

asymmetrisch gebaut.<br />

18.2.4. Petxval-Objektiv<br />

Das wohl älteste recht brauchbare<br />

Photoobjektiv ist um das Jahr 1840<br />

vom Wiener Mathematiker Josef Petz -<br />

val errechnete und von Voigtländer<br />

gebaute Petzval-Objektiv.<br />

Es handelt sich um einen unsymme<br />

trisch gebauten Vierlinser mit der für<br />

die damalige Zeit phänomenalen<br />

Lichtstärke 1:3,4! Es ist zudem das<br />

erste Objektiv, zu dessen Konstruk<br />

tion mathematische Berechnungen<br />

durchgeführt wurden. Das verkittete<br />

Vorderglied besteht aus einem<br />

Abbildung 447<br />

Abbildung 448<br />

Gruppen-Antiplanet<br />

Petzval-Objektiv<br />

Achromaten, dem als Hinterglied<br />

nach langem Luftabstand ein unverkitteter<br />

Achromat folgt. Ursprünglich<br />

war die Reihenfolge der Glasarten<br />

(v. 1. n. r.): Kron/Flint/Flint/Kron. Zur<br />

Verbesserung der sphärischen Aber<br />

ration änderte später Petzval die Rei<br />

henfolge der Glasart beim Hinter<br />

glied.<br />

Der lange Bau des Objektivs bewirkt<br />

eine Art Streckung der astigmatischen<br />

Bildflächen, so dass für die Auf<br />

gaben der Porträtphotographie eine<br />

brauchbare Korrektur entstand. Der<br />

ausnutzbare Bildwinkel betrug aller<br />

dings nur 20°.<br />

Sphärisch ist das Objektiv sehr gut<br />

korrigiert. Durch praktische Beseiti<br />

gung der Koma ist die Schärfe und<br />

die Bildbrillanz in der Bildmitte aus<br />

gezeichnet und in den angrenzenden<br />

Zonen brauchbar.<br />

Bereits bei der zweiten Bauvariante<br />

waren die chromatische Aberration<br />

und die Verzeichnung genügend kor<br />

rigiert. Astigmatismus und Bildfeld<br />

wölbung sind jedoch nur gemildert,<br />

so dass die Schärfe am Bildrand als<br />

mangelhaft bezeichnet werden muss.<br />

Heute sind Petzval-Abwandlungen<br />

noch als hochlichtstarke Projektions<br />

objektive im Einsatz. In der Regel<br />

sind dabei die Linsen des Hinterglie<br />

des aber auch verkittet.


LEKTION<br />

PHOD<br />

62 KOLLEGIUM<br />

18.3. Einfache Anastigmate<br />

Bei den bisher besprochenen Objek<br />

tiven war die Korrektur des Astigma<br />

tismus und der Bildfeldwölbung man<br />

gelhaft.<br />

Lediglich bei nicht zu starker Ausnut<br />

zung des Bildwinkels konnten einigermassen<br />

befriedigende Resultate<br />

erzielt werden.<br />

Der zur Milderung der chromatischen<br />

Aberration notwendigen Verkittung<br />

zweier Linsen aus Krön- und Flintglas<br />

stand eine Verbesserung der anastigmatischen<br />

Leistung entgegen.<br />

Die Forderung, ohne Verschlechte<br />

rung der Achromagie auch eine Ver<br />

besserung der astigmatischen Fehler<br />

zu erzielen, verlangte nach einem be<br />

sonders hochbrechenden Glas für<br />

die Sammellinse.<br />

Den Jenaer Glaswerken Schott und<br />

Genossen gelang es im Jahre 1886,<br />

Gläser zu erschmelzen, die bis anhin<br />

unerreichte Brechzahlen und Abbesche<br />

Zahlen aufwiesen.<br />

Für den Bau von Achromaten bedeu<br />

tete das, dass man als Sammellinse<br />

eine aus den neuen Glasarten mit hö<br />

herem Brechungsindex, gleichzeitig<br />

aber verhältnismässig geringer Farb<br />

zerstreuung auswählte. Trotz guter<br />

chromatischer Korrektur wurden da<br />

durch auch gewaltige Verbesserun<br />

gen bezüglich Astigmatismus und<br />

Bildfeldwölbung möglich. Erst eine<br />

Zeit später erkannte man, dass zurBeseitigung<br />

des Astigmatismus und der<br />

Bildfeldwölbung auch noch andere<br />

Mittel zur Verfügung stehen.<br />

18.3.1. Protar<br />

Ab 1890 brachte Zeiss erste anastigmatische<br />

Objektive auf den Markt.<br />

Ein erster Typ war das von P.Rudolph<br />

gerechnete Protar.<br />

Das Objektiv war aus einem her<br />

kömmlichen und einem der neuarti<br />

gen Achromaten zusammengesetzt.<br />

Es handelte sich um leicht asymmetri<br />

sche Objektive mit einer Mittelblen<br />

de. Je nach Verwendungszweck exi<br />

stierten auch Typen mit 5 Linsen. Die<br />

lichtstärkeren Ausführungen 1:4,5 bis<br />

1:8 waren als Fünflinser, die licht-<br />

Äbbildung 449<br />

Protar<br />

schwächeren als Vierlinser aufge<br />

baut.<br />

18.4. Doppel-Anastigmate<br />

Sobald es gelang, das Objektiv nicht<br />

nur in seiner Gesamtheit, sondern<br />

auch in jedem seiner Einzelglieder<br />

anastigmatisch zu korrigieren, bür<br />

gerte sich der Name Doppel-Anastigmat<br />

ein. Es handelte sich in erster Li<br />

nie um völlig symmetrisch gebaute<br />

Objektive, die die Verwendung eines<br />

Einzelgliedes mit rund der doppelten<br />

Brennweite zuliessen.<br />

18.4.1 • Doppel-Anastigmate<br />

mit verkitteten<br />

Linsen<br />

Der Objektivbauer Goerz brachte um<br />

1900 einen ersten Doppel-Anastigmaten<br />

mit verkitteten Linsen unter<br />

dem Namen Dagor auf den Markt.<br />

Das vollständig symmetrisch gebaute<br />

Objektiv bestand aus zwei Hälften<br />

nach der Art der Rudolphschen Anastigmatlinse.<br />

Der jeweils innen lie<br />

gende positive Meniskus weist eine<br />

niedrige, der äussere eine höhere<br />

Brechzahl auf als die von ihnen einge<br />

schlossene Zerstreuungslinse.<br />

Das Dagor gab es mit Lichtstärken<br />

von 1:6,8 und mit einem Bildwinkel<br />

Abbildung 451<br />

Satzobjektiv Busch<br />

von 70°, der sich durch Abblenden<br />

bis auf 90 oder 100° steigern liess. Mit<br />

nur vier Glas/Luft-Flächen trat keine<br />

nennenswerte Teilreflexion auf, was<br />

dem Dagor zu einer guten Brillanz<br />

verhalf.<br />

Doppel-Anastigmate existierten auch<br />

als Satz-Objektive. Es handelte sich<br />

dabei um einen ganzen Satz einzel<br />

ner, meist dreilinsiger Objektivglie<br />

der mit unterschiedlichen Brennwei<br />

ten und einem Objektivkörper mit<br />

der Blende. Die Einzelglieder liessen<br />

sich nach freier Wahl in den Objektiv<br />

körper einschrauben, und so entstan<br />

den Gesamtobjektive mit sehr unter<br />

schiedlichen Brennweiten.<br />

Satzobjektive waren jahrzehntelang<br />

die meistverwendeten Typen der Be<br />

rufsphotographen.<br />

Ein Satzobjektiv bestand häufig aus<br />

4 Einzelgliedern, wodurch nach der<br />

Formel<br />

n<br />

= Anzahl Kombinationsmöglich<br />

keiten<br />

a = Anzahl Einzelglieder<br />

bereits 10 verschiedene Kombina<br />

tionsmöglichkeiten und dadurch 10<br />

verschiedene Brennweiten zur Ver<br />

fügung standen. Bei 6 Einzelgliedern<br />

erhöht sich die Kombinationsmög<br />

lichkeit auf 21.<br />

18.4.2. Doppel-Anasti<br />

mit freistehen<br />

mate<br />

en<br />

Linsen<br />

Ersetzt man bei einem Doppel-Anastigmaten<br />

jeweils eine Linse durch<br />

iuft mit dem Brechungsindex 1,<br />

entsteht ebenfalls ein Objektiv mit<br />

ähnlich guten Eigenschaften. Man<br />

63


PHÖD<br />

KOLLEGIUM 62 LEKTION<br />

.bbildung 452 Dialyt (Goerz Celor)<br />

durch positive und negative Menis<br />

ken, entsteht ein symmetrisches oder<br />

halbsymmetrisches Objektiv mit wei<br />

ter verbesserten Eigenschaften. We<br />

gen seiner Ähnlichkeit mit dem vom<br />

berühmten Mathematiker Gauss<br />

errechneten Fernrohr bezeichnet<br />

man diese Abart des Dialyten als<br />

Gauss-Typ.<br />

Mit Ausnahme der Koma liessen sich<br />

damit alle anderen Bildfehler auch<br />

bei sehr grossem Bildwinkel prak<br />

tisch beheben.<br />

Der Gauss-Typ ist eine der beiden<br />

Grundformen moderner Anastigmaten.<br />

In modifizierter Form findet er<br />

sich heute in zahlreichen Fachobjek<br />

tiven und in Objektiven mit hohen<br />

Lichtstärken.<br />

.bbildung 454 Cooke-Lens<br />

Abbildung 455 Tessar<br />

n<br />

kann sich diesen Objektivtypus auch<br />

als aus einem Aplanaten entstanden<br />

denken, bei dem man lediglich die<br />

Kittfläche aufgespalten und eine<br />

«Luftlinse» integriert hat.<br />

Objektive dieser Bauart weisen eine<br />

sehr gute Bildfeldebnung auf, sind<br />

weitgehend verzeichnungsfrei und<br />

chromatisch gut korrigiert. Dagegen<br />

leidet der Urtyp an beträchtlicher Ko<br />

ma, denn die Korrektur dieses Feh<br />

lers ist durch freistehende Linsen<br />

praktisch nicht möglich. Den Grund<br />

typ des Doppelobjektivs mit vier frei<br />

stehenden Linsen bezeichnet man als<br />

Dialyt.<br />

Erste Dialyten brachte die Firma<br />

Goerz im Jahre 1901 auf den Markt,<br />

das Celor mit der Lichtstärke 1:4,5<br />

und das Syntor mit der Lichtstärke<br />

1:6,3. Später kam noch das Dogmar<br />

mit Lichtstärken von 1:4,5 bis 1:6,3<br />

dazu.<br />

Der Konstrukteur des Dogmar wich<br />

von der Symmetrie ab und erreichte<br />

durch günstige Kompromisswahl ei<br />

ne bedeutende Qualitätsverbesse<br />

rung. Es war mit dem Dogmar sogar<br />

möglich, bei kleinen Öffnungen die<br />

verschieden langen Objektivhälften<br />

einzeln zu verwenden.<br />

Ersetzt man bei einem Dialyt-Typ die<br />

bikonvexen und bikonkaven Linsen<br />

18.5. Tnplete<br />

Eine zweite Grundform moderner<br />

anastigmatischer Objektive bilden<br />

die unsymmetrisch aufgebauten Triplete.<br />

Der Urtyp des Triplets, die Cooke-<br />

Lens, wurde 1894 von H. Dennis Tay<br />

lor, dem wissenschaftlichen Leiter<br />

der englischen Optikerwerkstätte<br />

T. Cooke & Sons, errechnet.<br />

Das einfach aufgebaute Objektiv ist<br />

für die wesentlichsten Abbildungs<br />

fehler, selbst für Koma, bis zu mittle<br />

ren Öffnungen recht gut korrigiert.<br />

Bereits kurze Zeit nach dem Erschei<br />

nen der Cooke-Lens entstanden<br />

erste Verbesserungen durch Auf<br />

spalten der Hintergliedlinse in zwei<br />

Kittglieder. Einer der berühmtesten<br />

Vertreter dieser vierlinsigen Triplete<br />

war und ist der Tessar-Typ von Zeiss.<br />

Mit Tripleten besteht die Möglichkeit,<br />

bei Kameras mit festem Auszug eine<br />

Frontlinsen-Einstellung vorzuneh<br />

men, das heisst, man kann die Schnitt<br />

länge bei jeder Aufnahmedistanz<br />

gleich belassen und die Scharfein<br />

stellung durch Abstandsänderung<br />

der Frontlinse verwirklichen.<br />

18.6. Weitwinkelobjektive<br />

Bei normalen Objektiven entsprich<br />

die Brennweite etwa der Bilddiago<br />

nale. Der Bildwinkel solcher Objekti<br />

ve liegt daher zwischen 40 und 60°.<br />

Wird die Brennweite kürzer, rückt bei<br />

Abbildung 456<br />

Hypergon<br />

Scharfeinstellung die Bildebene nä<br />

her an das Objektiv heran. Der zur<br />

Auszeichnung des Bildformates not<br />

wendige Bildwinkel muss daher grösser<br />

werden.<br />

Objektive mit gesteigertem Bildwin<br />

kel bezeichnet man als «Weitwinkel<br />

objektive».<br />

Verzichtet man auf grössere Licht<br />

stärken, so lassen sich die meisten<br />

der bisher besprochenen Objektiv-<br />

Grundtypen als Weitwinkelobjektive<br />

einsetzen.<br />

Werden aber Bildwinkel verlangt, die<br />

100° übersteigen, müssen andere<br />

Konstruktionen gefunden werden,<br />

die besonders gedrungen gebaut<br />

sind und deren Frontlinsen in der Re<br />

gel starke Krümmungen aufweisen.<br />

Ab 1900 baute Goerz und später Zeiss<br />

ein spezielles Weitwinkelobjektiv<br />

64


LEKTION<br />

PHOD<br />

62 KOLLEGIUM<br />

unter der Bezeichnung Hypergon.<br />

Der lediglich aus zwei Menisken aus<br />

schwerstem Barytkron bestehende<br />

Weitwinkeltyp besass einen ausnutz<br />

baren Bildwinkel von 140°.<br />

Das Bildfeld des Hypergon war in<br />

seiner ganzen Ausdehnung geebnet,<br />

aber noch mit sphärischer und chro<br />

matischer Aberration behaftet. Da<br />

man das Objektiv aber meist mit ei<br />

ner Abblendung von 1:32 einsetzte,<br />

erbrachte es brauchbare Resultate.<br />

Um den immensen natürlichen Licht<br />

abfall zu beheben, war das Hypergon<br />

mit einer rotierenden Sternblende<br />

ausgerüstet, die während eines Teils<br />

der Belichtungszeit dem Objektiv<br />

vorgeschaltet wurde.<br />

Abbildung 457<br />

Vergleich Normalkonstruktion - Telekonstruktion<br />

H'<br />

Telekonstruktion<br />

Filmebene<br />

Abbildung 458 Prinzip des Teleobjektivs<br />

18.7. Teleobjektive<br />

Zur Abbildung weit entfernter Objek<br />

te benötigt man Objektive mit langer<br />

Brennweite. Langbrennweitige Ob<br />

jektive verlangen aber nach entspre<br />

chend langen Kameraauszügen und<br />

machen die ganze Apparatur un<br />

handlich.<br />

Aus diesen Gründen hat man soge<br />

nannte Telesysteme konstruiert. Es<br />

handelt sich dabei um Objektive, de<br />

ren Schnittlänge bedeutend kürzer<br />

(in der Regel ein Drittel) als die Brenn<br />

weite ist.<br />

Erreicht wird die Forderung nach ver<br />

kürzter Schnittweite und gleichzeitig<br />

vergrösserter Brennweite durch ein<br />

im hinteren Teil des Objektivs ange<br />

brachtes Zerstreuungsglied. Dieses<br />

Zerstreuungsglied bewirkt zweierlei:<br />

Einmal wird durch die zerstreuende<br />

Wirkung der Brennpunkt weiter nach<br />

rechts verlagert, und zum andern ist<br />

die Hauptebene - bei Normalkonstruktionen<br />

mehr oder weniger inmit<br />

ten des Objektivs - nach links vor das<br />

Objektiv verschoben. Da die Brenn<br />

weite definiert ist als Distanz zwi<br />

schen büdseitiger Hauptebene H'<br />

und Brennpunkt F', wird so, trotz kur<br />

zer Bauart, die Brennweite beträcht<br />

lich grösser.<br />

Für einen Bildwinkel von 20-30°<br />

erhält man dadurch den gewünsch<br />

ten grossen Abbildungsmassstab mit<br />

nur wenig mehr als dem halben Ka<br />

meraauszug.<br />

H' H/<br />

sammelndes Vorderglied<br />

negatives Glied<br />

LA<br />

s/ = Schnittweite des sammelnden Gliedes s' = Schnittweite des gesamten Telesystems<br />

Erste Telekonstruktionen tauchten<br />

bereits 1851 auf. Das Vorderglied war<br />

gegenüber dem Hinterglied ver<br />

schiebbar, was bereits veränderliche<br />

Brennweiten (!) möglich machte.<br />

Die gegenüber Normalkonstruktio<br />

nen stark abfallende Qualitätslei<br />

stung und die geringe Lichtstärke sol<br />

cher Konstruktionen Hessen die Her<br />

steller aber bald wieder Teleobjekti<br />

ve ohne veränderliche Brennweite<br />

bauen.<br />

Eines der ersten Teleobjektive mit<br />

verbesserten Eigenschaften war das<br />

Bis-Telar der Firma Busch um 1901 mit<br />

der Lichtstärke von 1:9. Bei einer<br />

Brennweite von 240 mm und einem<br />

f/<br />

Auszug von 140 mm zeichnete es das<br />

Format 9X12 cm aus.<br />

Sphärische Aberration und Koma Hes<br />

sen sich durch günstige Krümmungs<br />

verhältnisse und Glaswahl leicht be<br />

seitigen. Bedeutend schwieriger war<br />

die Korrektur des Astigmatismus, der<br />

Bildfeldwölbung und der Verzeich<br />

nung. Für diese Fehler Hess sich aber<br />

ein günstiger Kompromiss finden, so<br />

dass die ersten verbesserten Tele<br />

objektive leistungsmässig mit Aplanaten<br />

konkurrieren konnten.<br />

18.8. Moderne Objektive<br />

Bei den bisher besprochenen Objek<br />

tiv-Typen handelt es sich um klassi-<br />

65


PHÖD<br />

KOU£GIUM62 LEKTION<br />

Abbildung 459<br />

Bis-Telar<br />

Abbildung 460 Sonnar 1:2/50 mm<br />

Abbildung 462<br />

Planar<br />

Abbildung 461 Sonnar 1:4/150 mm<br />

Abbildung 463<br />

Summilux<br />

sehe Grundtypen. Nahezu jedes mo<br />

derne Objektiv ist mehr oder weniger<br />

klar auf einen dieser Grundtypen zu<br />

rückzuführen.<br />

18.8.1. Mehrlinsige Triplete<br />

Nach dem Auftauchen der ersten Tri<br />

plete wurde diese Grundform ständig<br />

weiter ausgebaut und unter Zuhilfe<br />

nahme neuer Glassorten unaufhörlich<br />

verbessert.<br />

Das erste brauchbare Triplet, das<br />

vierlinsige Tessar, war bereits mit ei<br />

nem verkitteten Hinterglied verse<br />

hen. Nahezu alle optischen Werke ha<br />

ben diesen Typus mit kleinen Varia<br />

tionen in ihr Fertigungsprogramm<br />

aufgenommen.<br />

Etwas später entstanden dann Tripletvariationen,<br />

bei denen neben<br />

dem verkitteten Hinterglied auch die<br />

Vorderglieder aus mehreren Einzel<br />

linsen verkittet wurden. Besonders<br />

die Firma Voigtländer leistete mit<br />

ihrem Heliar (1902) und dem Color-<br />

Heliar Pionierarbeit.<br />

Der grosse Durchbruch in der Ent<br />

wicklung leistungsstarker Tripletvarianten<br />

für Kleinbild- und Mittelfor<br />

matkameras gelang der Firma Zeiss<br />

mit der Entwicklung des Sonnars ab<br />

1920.<br />

Bereits bei ihrem Erscheinen entstan<br />

den Objektive in der Brennweite 50<br />

mm mit den phänomenalen Lichtstär<br />

ken von 1:1,5 und 1:2.<br />

Durch ständige Überarbeitung wur<br />

den die Sonnare laufend verbessert<br />

und nehmen bis zum heutigen Tag als<br />

Hochleistungsobjektive<br />

vorwiegend<br />

für Mittelformatkameras eine wich<br />

tige Stellung ein.<br />

Die Sonnare weisen je nachLichtstär-<br />

66<br />

ke und Bildwinkel vier bis sieben Lin<br />

sen auf, die stets in drei Gliedern zusammengefasst<br />

sind. Ihre Haupt<br />

eigenschaften sind neben guter<br />

Schärfe ubd Brillanz bei höchster<br />

Lichtstärke ausgezeichnete Bildfeldausleuchtung<br />

schon bei voller<br />

Öffnung und günstige Korrektur aller<br />

Abbildungsfehler.<br />

Infolge des kurzen Abstandes zwi<br />

schen Hinterlinse und Filmebene<br />

können sie in den Normalbrennwei<br />

ten nicht in Spiegelreflexkameras<br />

verwendet werden. Man findet sie<br />

heute aus diesem Grunde vorwie<br />

gend in längeren Brennweiten ausge<br />

führt.<br />

Viele Objektive im Brennweitenbe<br />

reich von 100 bis 250 mm der unter<br />

schiedlichsten Herstellerfirmen sind<br />

Typen, die der Sonnar-Konstruktion<br />

sehr ähnlich sind.<br />

Gauss-Typen<br />

Eine ungeheure Entwicklung machte<br />

auch das erstmals von Clark errech<br />

nete vierlinsige Doppelobjektiv<br />

durch, das sich aus zwei gleichen, sei<br />

nerzeit von Gauss angegebenen<br />

zweilinsigen Fernrohrobjektiven auf<br />

baut. Durch Einführung von Kittflä-<br />

chen, anfänglich in den positiven,<br />

später auch in den negativen Glie<br />

dern, und durch Verlassen des streng<br />

symmetrischen Aufbaus der Grund<br />

form entstanden Objektive, die man<br />

heute verallgemeinernd als Gauss-<br />

Typen bezeichnet.<br />

18.8.2.1 • Gauss-Typen mit<br />

mittleren Bild<br />

winkeln<br />

Für die Klein- und Mittelformatphotographie<br />

entstanden aus den<br />

ursprünglichen Gauss-Typen extrem<br />

leistungsfähige Objektive mit hoher<br />

Lichtstärke und bisher nicht gekann<br />

ter Abbildungsqualität wie etwa das<br />

Planar von Zeiss oder das Summilux<br />

von Leitz.<br />

Auch hier gilt Gleiches, was bereits<br />

bei den modernen Tripleten gesagt<br />

wurde: Unzählige Objektive von Her<br />

stellern aus allen Ländern gleichen in<br />

ihrem Aufbau dem Planar oder dem<br />

Summilux.<br />

Alle heute in der Kleinbüd- undMittelphotographie<br />

üblichen Objektive<br />

normaler Brennweite und mittlerer<br />

bis kleiner Bildwinkelleistung sind<br />

entweder Abkömmlinge der Triplete<br />

(Sonnar-Typ) oder Weiterentwicklun<br />

gen des Gauss-Typs (Planar-Typ).


LEKTION<br />

PHOD<br />

63 KOLLEGIUM<br />

18.8.2.2. Gauss-Typen mit<br />

grossen Bild<br />

winkeln<br />

Auch die wichtigsten Objektive für<br />

die Grossformatphotographie, be:<br />

denen nicht in erster Linie die grosse<br />

Lichtstärke, sondern vielmehr ein<br />

grosser ausnutzbarer Bildwinkel<br />

zählt, sind nach dem Prinzip des<br />

Gauss-Doppelanastigmaten aufge<br />

baut.<br />

Die wichtigsten Vertreter mit Bildwin<br />

keln von 70° sind das Symmar (Symmar-S)<br />

von Schneider und das Sironar<br />

von Rodenstock.<br />

Es handelt sich dabei um Objektive<br />

mit Brennweiten zwischen etwa 135<br />

und 360 mm, die auf mittlere und gros<br />

se Aufnahmedistanzen hervorragend<br />

korrigiert sind und dank dem grossen<br />

Bildfeld teils starke Verschiebungen<br />

und Verschwenkungen der Kamera<br />

standarten zulassen.<br />

Mit grossen Front- und Rücklinsen so<br />

wie guter Korrektur der sphärischen<br />

Restaberration ausgestattet sind die<br />

Gauss-Doppelobjektive mit Bildwin<br />

keln über 100°, wie zum Beispiel das<br />

Super-Angulon von Schneider und<br />

das Grandagon von Rodenstock.<br />

Es handelt sich dabei um eigentliche<br />

Abbildung 464 Symmar-S 1: 5,6<br />

Weitwinkelobjektive für die Grossfor<br />

matphotographie in Brennweiten zwi<br />

schen etwa 47 und 210 mm.<br />

18.8.3. Apochromate<br />

Objektive, die weitestgehend auf<br />

chromatische Aberration korrigiert<br />

sind, bezeichnet man als Apochromaten.<br />

Normalerweise sind sie speziell für<br />

den Einsatz im Nahbereich gerech<br />

net und finden als Repro- oder Vergrösserungsobjektive<br />

im Abbil<br />

dungsmassstab nahe 1:1 Verwen<br />

dung.<br />

Der Bildwinkel beträgt rund 50°. In<br />

langbrennweitiger Ausführung (min<br />

destens 300 mm für das Format 4X5<br />

inch) werden Apochromate auch in<br />

der Grossformatphotographie zum<br />

Beispiel für Sachaufnahmen ein<br />

gesetzt.<br />

Infolge einer geringen sphärischen<br />

Restaberration zeigen Apochromate<br />

ihre beste Leistung erst bei einer<br />

Abblendung auf etwa Blende 22.<br />

Verwendung finden in erster Linie<br />

Abwandlungen des Dialyt-Typs so<br />

wie Triplete.<br />

Die verschiedenen optischen Glas<br />

sorten weisen in den einzelnen Spek-<br />

Abbildung 466<br />

Apo-Ronar (Dialyt-Typ)<br />

tralbereichen unterschiedliche Dis<br />

persionen auf. Es bleibt deshalb bei<br />

der Korrektur der chromatischen<br />

Aberration ein kleiner Rest von Färb<br />

Zerstreuung übrig, das sogenannte<br />

sekundäre Spektrum. Seit 1974 stel<br />

len die Glashersteller Gläser aus ge<br />

züchteten Kalzium-Fluorid-Kristallen<br />

her, die eine Korrektur der chromati<br />

sehen Aberration bis in den Infrarot<br />

bereich zulassen und auch das se<br />

kundäre Spektrum zuverlässig aus<br />

schalten.<br />

Objektive aus Kalzium-Fluoriden (z.B<br />

Zeiss Superachromat 1:5,6/250 mm<br />

für die Hasselblad) sind allerdings<br />

meist nur für wissenschaftliche Zwekke<br />

im Einsatz, da das Kristallmaterial<br />

sehr stoss- und feuchtigkeitsemp<br />

findlich ist.<br />

1975 gelang es dem Glaslabor der<br />

Firma Leitz, neue, hochbrechende<br />

Gläser mit ausgesprochen niedriger<br />

Dispersion herzustellen, die bei weit<br />

aus kleineren Herstellungskosten<br />

nahezu ähnliche Eigenschaften auf<br />

weisen.<br />

Diese modernen Gläser werden von<br />

den Objektivherstellern vor allem für<br />

den Bau von langbrennweitigen Fern<br />

objektiven (Apo-Telyt, ED-Nikkor)<br />

eingesetzt, bei denen das dadurch<br />

behobene sekundäre Spektrum zu ei<br />

ner stark verbesserten Büdbrillanz<br />

und zu grösserer Farbsättigung führt.<br />

Abbildung 465 Super-Angulon 1: 8<br />

Abbildung 467<br />

Apo-Skopar (Triplet-Typ)<br />

18.8.4. Retroffokale Weit<br />

winkelobjektive<br />

Die für Weitwinkelobjektive übliche<br />

Forderung nach kurzer Brennweite<br />

und möglichst geringer künstlicher<br />

Vignettierung genügt beim Einsatz in<br />

Spiegelreflexkameras nicht.<br />

Man musste mit der Einführung der<br />

Spiegelreflexkameras daher nach ei<br />

ner neuen Konstruktionsart suchen,<br />

bei der die Schnittweite grösser als<br />

die Brennweite ist, um dem Schwing<br />

spiegel genügend Platz zu belassen.<br />

Die Vergrösserung der Schnittweite<br />

erreichte man durch streuende Vor<br />

derglieder und sammelnde Hinter<br />

glieder. Der Typus dieser Retrofokus-<br />

Konstruktion stellt dadurch die<br />

Umkehrung eines Telesystems dar.<br />

67


PHOO<br />

KOLLEGIUM 63 LEKTION<br />

Abbildung 468<br />

Retrofokus-Konstruktion<br />

Abbildung 470 Leitz Telyt 1:4 / 200 mm<br />

Abbildung 471 Leitz Elmar-R 1: 4/ 180 mm<br />

Frontlinsen aus Menisken mit halb<br />

kugeligen Innenflächen gestatten die<br />

Konstruktion von Fisheye-Objektiven<br />

mit Bildwinkeln von 180° und mehr.<br />

Die negative Frontlinse entwirft dabei<br />

ein virtuelles Bild, das durch die da<br />

hinterstehende Objektivkonstruktion<br />

in ein auffangbares, reelles Bild<br />

umgewandelt wird.<br />

Die Verzeichnung nimmt bei derarti<br />

gen Objektiven extreme Werte an.<br />

Auf eine Korrektur verzichtet man da<br />

her.<br />

Übliche Fisheye-Objektive sind für<br />

äquidistante Projektion konstruiert,<br />

das heisst, die Abbüdungsgrösse ist<br />

abhängig von der achsialen Auf<br />

nahmedistanz, wie dies bei jedem<br />

anderen Objektiv auch der Fall ist.<br />

Vereinzelte Spezialobjektive (z.B.<br />

Nikkor Fisheye OP 1:5,6/10 mm)<br />

arbeiten nach den Grundsätzen der<br />

orthographischen Projektion. Die<br />

Abbildung solcher Fix-Fokus-Objek<br />

tive erfolgt in der Bildmitte gross und<br />

nimmt zu den Büdrändern hin immer<br />

mehr an Grosse ab. Diese Konstruk<br />

tionsart wurde erst mit dem Einsatz<br />

einer asphärischen Frontlinse mög<br />

lich. Eine der Eigenheiten solcher<br />

Objektive ist die Tatsache, dass Punk-<br />

Abbildung 469<br />

68<br />

Fisheye-Objektiv<br />

te gleicher Helligkeit stets mit glei<br />

cher Dichte im Bild wiedergegeben<br />

werden, ohne Rücksicht auf ihre Lage<br />

im Bildfeld. Lichtabfall ist daher nicht<br />

feststellbar.<br />

Mit etwas längeren Brennweiten (um<br />

15 mm) sind retrofokale Weitwinkel<br />

objektive mit einem Bildwinkel von<br />

gegen 180° möglich, die das ganze<br />

Kleinbildformat auszeichnen. Wenn<br />

dabei die extreme Verzeichnung<br />

nicht korrigiert oder gemildert ist, be<br />

sitzen diese Typen ebenfalls eine<br />

Fisheye-Charakteristik.<br />

Daneben existieren Superweitwinkelobjektive<br />

mit Brennweiten ab 13<br />

mm (Bildwinkel etwa 120°), bei denen<br />

die Verzeichnung weitgehend korri<br />

giert ist und die dadurch keine Fish<br />

eye-Charakteristik aufweisen.<br />

18.8.5. Moderne<br />

Teleobjektive<br />

Moderne Teleobjektive basieren<br />

entweder auf Triplet-Konstruktionen<br />

mit einem nach relativ langem Luft<br />

abstand angeordneten Telenegativ,<br />

oder es sind sogenannte Gauss-Tele-<br />

Typen.<br />

Beim Gauss-Tele-Typ ähnelt der vor<br />

der Blende angeordnete Systemteil in<br />

seinem Aufbau der vorderen Hälfte<br />

eines modifizierten Gauss-Doppelanastigmaten,<br />

während das Hinter<br />

glied eine zerstreuende Kombination<br />

ist, die ihrerseits auch weitgehend<br />

farbkorrigiert ist.<br />

Die hintere Zerstreuungseinheit, das<br />

«Telenegativ», bewirkt eine Verklei<br />

nerung der Schnittlänge, so dass<br />

Teleobjektive gegenüber Normal<br />

konstruktionen gleicher Brennweite<br />

um rund einen Drittel kürzer gebaut<br />

werden können. (Siehe dazu auch<br />

18.7. Lektion 62.)<br />

18.8.6. Telekonverter<br />

Konverter sind mehrlinsige korrigier<br />

te «Telenegative», die, einem Normal<br />

objektiv hintergesetzt, dessen Brenn<br />

weite vergrössern. Bekannt sind vor<br />

wiegend Zweifachkonverter, die die<br />

Brennweite verdoppeln, gleichzeitig<br />

aber die Lichtstärke entsprechend<br />

verringern. Sofern ein Konverter für<br />

ein bestimmtes Objektiv oder einen<br />

bestimmten Objektivtypus gerech<br />

net ist, lassen sich damit leidlich<br />

brauchbare Resultate erzielen.<br />

18.9. Vario-Objektive<br />

Bei den ersten Telekonstruktionen<br />

des letzten Jahrhunderts liess sich<br />

das Vorderglied gegenüber dem<br />

Abbildung 472<br />

Telekonverter


LEKTION<br />

Hinterglied verschieben, was eine<br />

veränderte Brennweite zur Folge<br />

hatte.<br />

Allerdings war die dadurch erziel<br />

bare Bildqualität mehr als nur be<br />

scheiden. Zudem veränderte sich bei<br />

Brennweitenänderung auch die<br />

Scharfeinstellung und die relative<br />

Blendenöffnung.<br />

Bei modernen Vario-Objektiven wird<br />

die stufenlose Veränderung der<br />

Brennweite innerhalb gewisser Gren<br />

zen ohne Auswanderung der Schärfe<br />

und ohne Änderung der relativen<br />

Blendenöffnung möglich.<br />

Während zur Änderung der Brenn<br />

weite Mittelglieder verschoben wer<br />

den, bewegen sich andere Linsen<br />

glieder automatisch zur Erhaltung<br />

der eingestellten Schärfe und der<br />

Blende über den gesamten Brennwei<br />

tenbereich.<br />

Abbildung 473<br />

Vario-Objektiv<br />

18.10. Spiegelobjektive<br />

Bildentstehungen sind bekanntlich<br />

nicht nur durch Brechung in Linsen,<br />

sondern auch durch Reflexion an ge<br />

krümmten Spiegeln möglich.<br />

18.10.1. Kaioptische<br />

Systeme<br />

Die ersten Vorschläge, wie man das<br />

Auge des Betrachters - oder in der<br />

Photographie den Film - in die Brenn<br />

ebene eines Spiegels bringen kann,<br />

gehen auf die Angaben zu einem<br />

Spiegelteleskop von Newton und<br />

Gregory zurück. In beiden Fällen wird<br />

das Bild durch einen Primärspiegel<br />

(PS) erzeugt und durch einen Sekun<br />

därspiegel (SS) aus dem Tubus des<br />

Teleskops ausgelenkt.<br />

Zwar verdeckt ein solcher Sekundär<br />

spiegel das Zentrum des Primärspie<br />

gels, der Lichtverlust, der dadurch<br />

PHOD<br />

63KOUEGIUM<br />

Abbildung 474 Katoptisches System nach<br />

Newton<br />

Abbildung 475 Katoptisches System nach<br />

Gregory<br />

entsteht, aber ist tragbar. Der Bildauf<br />

baupunkt ist bei Spiegelobjektiven -<br />

vergrössert gesehen - nicht ein Kreis<br />

wie bei Linsenobjektiven, sondern<br />

ein Ring.<br />

Spiegel besitzen bekanntlich keine<br />

chromatische Aberration, wodurch<br />

ein wesentlicher optischer Abbil<br />

dungsfehler bei Spiegelobjektiven<br />

gar nicht erst auftreten kann. Auch die<br />

sphärische Aberration hält sich -<br />

selbst bei sphärischen Spiegeln - in<br />

Grenzen, da man nur mit relativ<br />

achsnahen Strahlen arbeitet.<br />

Trotzdem baute man - um die<br />

empfindlichen Spiegel zu schützen -<br />

wenigbrechende Frontlinsen, so<br />

genannte Feldlinsen (FL), ein. Die<br />

schwach brechende Wirkung schützt<br />

zudem das System noch vor dem kon<br />

trastmildernden Einfluss von Streu<br />

licht. Um chromatische Abweichun<br />

gen durch die Linse zu vermeiden,<br />

baute man die Feldlinse später auch<br />

als Achromat.<br />

Objektive, die wie ein Teleskop nur<br />

mit Spiegeln arbeiten oder höchstens<br />

noch eine schützende Feldlinse be<br />

sitzen, bezeichnet man als katopti<br />

sche Spiegelobjektive.<br />

18.10.2. Katadioptrische<br />

Systeme<br />

ogenannte Spiegellinsen-Objektive,<br />

das heisst solche, die neben den<br />

abbildenden und umlenkenden Spie<br />

geln noch brechende Linsen besit<br />

zen, bezeichnet man als katadioptri<br />

sehe Systeme.<br />

In der Regel befindet sich der Sekun<br />

därspiegel - der konvex gekrümm<br />

wie das Telenegativ eines Teleobjek<br />

tivs wirkt - hinter einer Linsengruppe<br />

der sogenannten Barlow-Linse (BW).<br />

Unter Barlow-Linse versteht man in<br />

der Optik Systeme, die das primäre<br />

Bild nachträglich noch weiter vergrössern.<br />

Weü sich dabei die konvexe Silber<br />

fläche hinter Glas geschützt befindet,<br />

kann man zur Verspiegelung das<br />

hochreflektierende Silber verwen<br />

den. Bei vielen Typen befindet sich<br />

auch die Spiegelschicht des Primär<br />

spiegels hinter einer hochtransparen<br />

ten und mehrschichtvergüteten Glas<br />

schicht, um auch hier die guten Re<br />

flexeigenschaften des empfindlichen<br />

Silbers zu nutzen.<br />

Die Scharfeinstellung erfolgt in der<br />

Regel durch Verschieben des Sekun<br />

därspiegels mitsamt der Barlow- und<br />

Feld-Linse gegenüber dem Haupt<br />

spiegel.<br />

Infolge der Krümmung des Sekundär<br />

spiegels beträgt die Brennweite des<br />

Primärspiegels nur rund die Hälfte<br />

des Gesamtsystems. Der notwendige<br />

Weg für Nah- und Ferneinstellung ist<br />

daher äusserst gering.<br />

Abbildung 476 Katadioptrisches Spiegellinsen-Teleobj<br />

ektiv<br />

Abbildung 477 Katadioptrische Telekonstruktion<br />

von Vivitar<br />

69


PHOD<br />

KOLLEGIUM 63 LEKTION<br />

Besonders kompakte und kurze Spie<br />

gellinsen-Teleobjektive sind nach ei<br />

nem Grundsystem möglich, das Vivitar<br />

erstmals auf den Markt gebracht<br />

hatte.<br />

Das Objektiv besteht aus einem<br />

Glasblock (GB), dessen Hinterseite<br />

den Primärspiegel trägt. Die Licht<br />

strahlen passieren nach der Reflexion<br />

den Glasblock ein zweites Mal und<br />

gelangen durch Korrekturlinsen (KL)<br />

auf den Sekundärspiegel und von<br />

dort, nach nochmaligem Passieren<br />

der Korrekturlinsen, durch die Barlow-Linse<br />

zum Film.<br />

Infolge des mehrfachen Durchgangs<br />

der Lichtstrahlen durch die Glaslin<br />

sen ist die Distanz zwischen den bei<br />

den Spiegeln sehr kurz, der Objektiv<br />

bau daher gedrängt.<br />

Abbildung 478 Dreilinsiges Triplet als<br />

Vergrösserungsobj ektiv<br />

Abbildung 479 Vierlinsiges Triplet als<br />

Vergrösserungsobj ektiv<br />

nur auf ganz bestimmte Aufnahme<br />

distanzen bzw. Abbildungsmass<br />

stäbe. Man konstruiert ein Objektiv<br />

daher so, dass die Korrektur für die<br />

meist benötigte Aufnahmedistanz<br />

optimal ist und für die daran angren-<br />

:enden völlig brauchbar.<br />

Ganz besonders kompliziert wird es<br />

bei Retrofokuskonstruktionen licht<br />

starker Weitwinkelobjektive. Hier<br />

tritt, sofern das Objektiv auf Unend<br />

lich korrigiert ist, im relativen Nah<br />

bereich beträchtliche Bildfeldwöl<br />

bung auf, die zu unscharfer Abbil<br />

dung der Bildränder führt. Selbst<br />

durch äusserst aufwendige Korrek<br />

turmittel ist diesem Phänomen nicht<br />

Herr zu werden.<br />

Lösbar ist das Problem aber mit so<br />

genannten «Floating Elements». Es<br />

ist darunter eine Konstruktion zu ver<br />

18.11. Vergrösserungsobjektive<br />

Vergrösserungsobjektive sind für<br />

den speziellen photographischen<br />

Makrobereich (kurze Gegenstands<br />

entfernung a = im Vergrösserungsgerät<br />

die Distanz zwischen Negativ<br />

und Objektiv; lange Bildentfernung a'<br />

= in diesem Fall die Distanz zwischen<br />

Objektiv und Grundbrett) gerechnet.<br />

Gleichzeitig muss aber das Objektiv<br />

so in die Fassung eingebaut sein,<br />

dass die Frontlinse - im Gegensatz zu<br />

normalen Makroobjektiven - gegen<br />

die relativ lange Bildentfernung ge<br />

richtet ist.<br />

Im wesentlichen werden drei Objek<br />

tivtypen eingesetzt, die wir bereits<br />

von der Aufnahmetechnik her ken<br />

nen. Für geringe Qualitätsansprüche<br />

und für Vergrösserungsmassstäbe<br />

bis 4:1 genügen dreilinsige Triplete<br />

wie zum Beispiel das Schneider Componar<br />

oder das Rodenstock Rogonar.<br />

Bei etwas grösseren Qualitätsansprü<br />

chen und bei Vergrösserungsmassstäben<br />

bis etwa 10:1 setzt man mit<br />

Vorteil vierlinsige Triplete ein. Typi<br />

sche Vertreter sind zum Beispiel das<br />

RogonarS von Rodenstock, das Comparon<br />

von Schneider oder das EL-<br />

Nikkor 1:4/50 mm von Nikon. Grösstmögliche<br />

Spitzenleistungen erbrin<br />

gen aber auch bei Vergrösserungsobjektiven<br />

sechslinsige Gauss-<br />

70<br />

Abbildung 480 Gauss-Typ als<br />

V ergrö sserungsobj ektiv<br />

LJ<br />

Typen, wie dies zum Beispiel die EL-<br />

Nikkore (ausser 1:4/50 mm), das Rodagon<br />

von Rodenstock oder das<br />

Componon-S von Schneider darstel<br />

len.<br />

Mit gutem Erfolg sind bei kleinen Vergrösserungsmassstäbenund<br />

grossen<br />

Negativformaten auch symmetrisch<br />

gebaute Apochromate im Einsatz.<br />

18.12. Floating<br />

Elements<br />

Die Korrektur optischer Abbildungs<br />

fehler stellt praktisch immer eine<br />

Kompromisslösung dar. Vor allem die<br />

Auswirkungen der Verzeichnung, der<br />

sphärischen Aberration und der Bild<br />

feldwölbung gelingt bei gleichzeitig<br />

lichtstarken Objektiven in der Rege<br />

Abbildung 481<br />

Floating Elements<br />

stehen, bei der durch die Scharfein<br />

stellung nicht nur der Auszug ver<br />

ändert wird, sondern innerhalb des<br />

Objektivs auch gleichzeitig bestimm<br />

te optische Glieder gegeneinander<br />

verschoben werden, um so für jede<br />

Aufnahmedistanz den günstigsten<br />

Kompromiss zu erzielen.<br />

Die Abbildung 481 zeigt den Schnitt<br />

durch ein Nikkor 1:2,8/24 mm, bei<br />

dem derartige bewegliche Glieder<br />

verwirklicht sind. Bei der Scharfein<br />

stellung in einem Bereich von Unend<br />

lich bis 30 Zentimeter verschiebt sich<br />

das gesamte Objektiv um 1,6 Milli<br />

meter nach vorn, gleichzeitig aber<br />

verschiebt sich die hinterste Linsen<br />

gruppe separat um 2,3 Millimeter ge<br />

genüber dem übrigen Glaskomplex.


LEKTION<br />

PHOD<br />

64 KOLLEGIUM<br />

19. Kameratechnik<br />

Im 3. thematischen Abschnitt des<br />

<strong>PHOTOKOLLEGIUM</strong>S woUen wir uns<br />

in erster Linie mit gerätetechnischen<br />

Grundlagen befassen. Wir beschrän<br />

ken uns dabei auf die wirklichen<br />

Grundlagen und verzichten darauf,<br />

auf markenspezifische Eigenheiten<br />

einzugehen.<br />

19.1. Verschlüsse<br />

Die Aufgabe des Verschlusses ist<br />

höchst banal: er regelt die Belich<br />

tungszeit und sorgt im übrigen für<br />

lichtdichten Abschluss zwischen<br />

dem lichtempfindlichen Material und<br />

der Aussenwelt. Im wesentlichen ha<br />

ben sich bei hochwertigen Photo<br />

kameras bis jetzt nur Zentral- und<br />

Schlitzverschluss durchgesetzt.<br />

19.1.1 • Zentralverschluss<br />

Bei diesem Verschlussprinzip dekken<br />

mehrere dünne Stahllamellen die<br />

Verschlussöffnung ab. Die Lamellen<br />

werden bei der Belichtung um feste<br />

Drehpunkte geschwenkt, so dass die<br />

gesamte Öffnung, in der Mitte begin<br />

nend, für eine bestimmte Zeit frei<br />

gegeben wird.<br />

schluss SINAR/COPAL, lassen mit ge<br />

nügender Genauigkeit gar nur mini<br />

male Belichtungszeiten von 1/6o Se<br />

kunde zu.<br />

Die Mechanik eines Zentralver<br />

schlusses stellt eine hochpräzise Uhr<br />

macherarbeit dar, muss doch beim<br />

Öffnen und beim ScWiessen eine<br />

enorme Beschleunigung möglich<br />

sein, um garantiert auch bei der kür<br />

zesten Belichtungszeit eine gleichmassige<br />

Belichtung vom Bildzentrum<br />

bis zum Bildrand zu erreichen.<br />

Ist der Verschluss gänzlich geöffnet,<br />

wird die gesamte Bildfläche gleich<br />

zeitig belichtet, wodurch mit Zentral<br />

verschlüssen die Verwendung von<br />

Elektronenblitzgeräten bei allen Ver<br />

schlusszeiten möglich ist.<br />

Der Vorgang der Lamellenöffnung<br />

bzw. der -Schliessung geschieht<br />

durch eine Feder, die vor der Ver<br />

schlussauslösung gespannt sein<br />

muss.<br />

Jeder Verschluss besitzt, abhängig<br />

von seiner Grosse und Konstruktions<br />

art, eine ganz bestimmte Grundzeit,<br />

die der kürzesten einstellbaren Zeit<br />

entspricht (z.B. Vboo Sekunde). Län<br />

gere Belichtungszeiten entstehen<br />

durch ein Hemmwerk, das den Ver<br />

schlussablauf verzögert. Als wesent<br />

lichster Vorteil der Zentralver<br />

schlüsse ist das Echtzeitverhalten<br />

hervorzuheben. Der Verschluss ist<br />

tatsächlich (mit geringen Toleranzen)<br />

so lange geöffnet, wie es die Zeitein<br />

stellung aussagt. Die Blitzsynchroni<br />

sation ist unter allen Umständen über<br />

alle vorhandenen Zeiten gewähr<br />

leistet.<br />

Der günstigste Einbauort liegt etwa<br />

im optischen Mittelpunkt des Objek<br />

tivs, denn hier kann der Durchmesser<br />

der Belichtungsöffnung verhältnismässig<br />

klein gehalten werden.<br />

Da, bedingt durch die Konstruktions<br />

art, die Öffnungszeit im Zentrum et<br />

was grösser ist als am Rande, lassen<br />

sich bei kleinen Zentralverschlüssen<br />

kaum kürzere Belichtungszeiten als<br />

Vboo Sekunde realisieren.<br />

Grossformatige Zentralverschlüsse, Daneben bestehen aber auch be<br />

wie zum Beispiel der hinter dem Ob trächtliche Nachteile, wie keine ex<br />

jektiv montierte Hinterlinsenver- trem kurzen Belichtungszeiten und<br />

nicht ganz identische Belichtung von<br />

Bildmitte und Bildrand. In der Ausfüh<br />

rung als Zwischenlinsenverschluss ist<br />

zudem für jedes Objektiv ein separa<br />

ter Verschluss nötig.<br />

19.1•1•1• Compound-<br />

Verschluss<br />

Bei den ältesten Zentralverschlüssen,<br />

den Compound-Verschlüssen, wurde<br />

die Ablaufhemmung durch eine Luft<br />

druckbremse verwirklicht. Wichtig<br />

stes Erkennungsmerkmal dieser Ver<br />

schlüsse ist ein zylindrisches Rohr, in<br />

dem - je nach eingestellter Ver<br />

schlusszeit - mechanisch ein mehr<br />

oder weniger grosser Luftdruck er<br />

zeugt wird.<br />

19.1.1.2. Compur-<br />

Verschluss<br />

Genauer arbeiten die etwas jüngeren<br />

Mechanik-Verschlüsse, bei denen<br />

das Hemmwerk durch ein Zahnrad-<br />

System geregelt wird. Auch die heute<br />

bekannteren Prontor- und Copal-Verschlüsse<br />

arbeiten nach diesem Prin<br />

zip.<br />

Aufgabe<br />

Sofern Sie eine Kamera mit Zentral<br />

verschluss besitzen, sollten Sie ein<br />

mal prüfen, ob Ihr Verschluss über<br />

alle vorhandenen Zeiten eine ge<br />

nügend gleichmässige Belichtung<br />

von Bildzentrum und Bildecken er<br />

möglicht.<br />

Leuchten Sie dazu ein weisses Blatt<br />

Papier völlig gleichmässig aus und<br />

versuchen Sie einmal bei offener<br />

Blende, dann bei ein- und zweistufi<br />

ger Abblendung die kürzesten drei<br />

Zeiten aus (Vfcoo, Vfeso und 1/125 Se<br />

kunde). Zur Anpassung der Licht<br />

menge verändern Sie den Leuchten-<br />

Abbildung 482 Prinzip Zentralverschluss<br />

71


PHOD<br />

KOLLEGIUM 64 LEKTION<br />

Abbildung 483 Prinzip Schlitzverschluss<br />

abstand oder verwenden entspre<br />

chende Graufilter.<br />

Untersuchen Sie dann die entwickel<br />

ten Filme auf allfällige Helligkeitsab<br />

fälle.<br />

Was können Sie feststellen?<br />

19.1.2. Schlitzverschluss<br />

Im Gegensatz zum Zentralverschluss<br />

ist der Schlitzverschluss fest im Ka<br />

meragehäuse eingebaut. Man spricht<br />

daher auch von einem Gehäuseverschluss.<br />

Der Schlitzverschluss besteht haupt<br />

sächlich aus zwei Rollos aus Gummi<br />

tuch, Kunststoff- oder Titaniumfolie<br />

oder gelenkig verbundenen Metall<br />

streifen. Das erste Rollo gibt das Bild<br />

fenster frei, das zweite deckt es wie<br />

der ab.<br />

Beide Rollos laufen dicht vor der Bild<br />

ebene ab.<br />

Die Belichtungszeit wird nicht durch<br />

die Ablaufgeschwindigkeit des Ver<br />

schlusses bestimmt, sondern durch<br />

den zeitlichen Abstand, mit dem der<br />

zweite Vorhang auf den ersten folgt.<br />

Bei kurzen Belichtungszeiten wird da<br />

durch das Bildfeld nicht mehr voll<br />

ständig freigegeben. Der Start des<br />

zweiten Vorhanges erfolgt vielmehr<br />

bereits, bevor der erste Vorhang<br />

seine Ablaufbewegung abgeschlos<br />

sen hat. Beide Vorhänge bilden da<br />

durch einen Schlitz variabler Breite,<br />

der über das Bildfeld wandert und es<br />

sukzessive belichtet.<br />

Durch dieses System werden effek<br />

tive Belichtungszeiten bis zu etwa<br />

V4000 Sekunde möglich bei absolut<br />

gleichmässiger Belichtung des ge<br />

samten Bildfeldes.<br />

Bei kurzen Belichtungszeiten ent<br />

spricht aber nicht die Gesamtzeit des<br />

72<br />

Verschlussablaufes der Belichtungs<br />

zeit. Die V1000 Sekunde beispiels<br />

weise belichtet zwar tatsächlich je<br />

den Punkt des Filmes mit dieser Zeit.<br />

Die Gesamtdauer des Verschluss<br />

ablaufs jedoch ist bedeutend länger.<br />

So benötigen moderne Verschlüsse<br />

dazu etwa 1/i 25 Sekunde, ältere gar Veo<br />

oder V30 Sekunde.<br />

Und das dürfte wohl der wesentlich<br />

ste Nachteil derartiger Gehäusever<br />

schlüsse sein. Je nach Verschluss<br />

ablaufrichtung werden dadurch<br />

schnell bewegte Objekte entspre<br />

chend verzerrt wiedergegeben. Den<br />

ken Sie nur an die Aufnahme eines<br />

schnell fahrenden Fahrzeuges:<br />

Läuft der Verschluss in Fahrtrichtung<br />

ab, wird das Fahrzeug gedehnt wie<br />

dergegeben oder aber gestaucht,<br />

wenn der Verschluss entgegen der<br />

Fahrtrichtung abläuft. Schlimmer ist in<br />

diesem Fall ein vertikal ablaufender<br />

Schlitzverschluss. Hier wird das Fahr<br />

zeug gar zur Raute und die Räder zum<br />

Oval verzerrt.<br />

So gesehen, bringen die kurzen Be<br />

lichtungszeiten eines Schlitzver<br />

schlusses gar nichts. Bei schnell<br />

ablaufenden Bewegungen muss<br />

trotzdem - wie bei einer Zentralver<br />

schlusskamera - «mitgezogen» wer<br />

den.<br />

Da bei kurzen Belichtungszeiten nie<br />

das gesamte Bildfeld gleichzeitig<br />

freigegeben wird, entstehen auch<br />

Komplikationen beim Arbeiten mit<br />

Elektronenblitz. Hier dürfen nur die<br />

relativ langen Zeiten verwendet wer<br />

den, bei denen der erste Vorhang ein<br />

mal ganz geöffnet ist, bevor der<br />

zweite den Schliessvorgang einleitet.<br />

Je nach Verschlusskonstruktion ist<br />

dies bei Belichtungszeiten von V125<br />

oder Veo Sekunde und länger der Fall.<br />

Schlitzverschlüsse besitzen aber<br />

natürlich auch einige Vorteile. So ist<br />

immer eine absolut gleichmässige<br />

Belichtung von Bildrand zu Bildrand<br />

gewährleistet. Die simple Konstruk<br />

tion eines Schlitzverschlusses macht<br />

diesen auch frei von Störungsanfällig<br />

keit. Wichtigstes Argument für einen<br />

Schlitzverschluss ist aber seine Ei<br />

genschaft als Gehäuseverschluss bei<br />

Kameras mit Wechselobjektiven.<br />

Trotz vielen Objektiven ist pro Ka<br />

mera nur ein Verschluss notwendig.<br />

Und besitzt dieser Verschluss ge<br />

wisse Toleranzen, so bleiben diese<br />

bei Verwendung aller Objektive im<br />

mer gleich, wodurch sie sich berück<br />

sichtigen lassen.<br />

19.1.3. Lamellenverschluss<br />

Die Probleme unterschiedlicher Be<br />

lichtung von Bildzentrum und Bild<br />

rand mit unterschiedlichen Blenden<br />

bei Zentralverschlüssen hat zur Kon<br />

zeption eines Lamellenverschlusses<br />

Abbildung 484 Prinzip SINAR-DIGITAL-<br />

Verschluss


LEKTION<br />

geführt, wie er im SINAR-DIGITAL-<br />

Verschluss verwirklicht ist.<br />

Die Verschlussmechanik beruht auf<br />

zwei Lamellen. Jede dieser Lamellen<br />

besteht aus einem Kreissegment und<br />

einem darauf abgestimmten Gegen<br />

gewichtsarm. Die Lamellen sind in<br />

Kugellagern um eine gemeinsame<br />

Zentralachse drehbar angeordnet.<br />

Vor Beginn der Verschlussauslösung<br />

deckt eine Lamelle die Verschluss<br />

öffnung ab. Im Moment der Auslö<br />

sung wird die Lamelle während 10<br />

Millisekunden um einen Winkel von<br />

15 Grad beschleunigt. Danach rast sie<br />

mit gleichbleibender Geschwindig<br />

keit in ihre Anschlagstellung. Im rich<br />

tigen Moment beschleunigt die<br />

zweite Lamelle und deckt die Ver<br />

schlussöffnung wieder ab.<br />

Durch diese Methode sind selbst bei<br />

diesem Grossformat-Hinterlinsenverschluss<br />

reale Belichtungszeiten bis zu<br />

V500 Sekunde möglich. Dabei bleiben<br />

die effektiven Belichtungszeiten ab<br />

solut identisch, gleichgültig wie gross<br />

das Objektiv und die eingestellte<br />

Blende ist.<br />

19.1.4. Elektronisch<br />

gesteuerte<br />

Verschlösse<br />

Bedeutend genauer als mit mechani<br />

schen Hemmwerken lassen sich Ver<br />

schlüsse elektronisch ansteuern.<br />

Im Prinzip werden dabei nach wie vor<br />

mechanische Hebelwerke statt von<br />

Hand über kleine Elektromagnete<br />

ausgelöst.<br />

Die Zeitsteuerung erfolgt entweder<br />

durch RC-Glieder, die die Aufgabe<br />

haben, bei einer bestimmten Ladung<br />

des Kondensators einen möglichst<br />

steilen Schaltvorgang auszulösen<br />

oder durch entsprechende Zeitglie<br />

der als ICs sowie über den kamera<br />

eigenen Mikroprozessor.<br />

Das Grundprinzip ist am Beispiel des<br />

Compur electronic ersichtlich.<br />

Bei modernen Kleinbildkameras wird<br />

ein stromsparender Kombinations<br />

magnet verwendet, der über unbe<br />

schränkte Zeit ohne Stromverbrauch<br />

angezogen bleibt und einen Teil<br />

der Kameramechanik in gespanntem<br />

ablaufbereitem Zustand halten kann.<br />

Der Kombinationsmagnet besteht aus<br />

PHOO<br />

64KOUEGIUM<br />

Abbildung 485 Prinzip Compur electronic<br />

Abbildung 486 Prinzip Kombinationsmagnet<br />

Permanent<br />

magnet "<br />

LMJ<br />

Schalter ]<br />

ausgeschaltet N*<br />

a) gespannt und gehalten b) ausgelöst<br />

Widerstand<br />

Spule<br />

-Polschuh<br />

Batterie -==-<br />

.Energiespeicher-<br />

Kondensator<br />

einem immer wirkenden Permanent<br />

magneten, der als Joch über einem<br />

mit einer Spule versehenen hufeisen<br />

förmigen Magneteisen liegt.<br />

Durch diesen Magneten und den Ei<br />

senpolschuh ist der magnetische<br />

Fluss gewährleistet: der Kombina<br />

tionsmagnet bleibt auch dann ange<br />

zogen, wenn er durch eine mechani<br />

sche Aufzugsbewegung in die<br />

Spannstellung geführt wird.<br />

Erst im Moment der Auslösung wird<br />

durch einen sehr kurzen Stromimpuls,<br />

der vorher in einem Kondensator ge<br />

speichert wurde, das Joch durch ein<br />

dem Permanentmagneten entgegen<br />

gesetztes Feld plötzlich abgestossen<br />

und sogar noch beschleunigt.<br />

Bei Schlitzverschlüssen ist dieses Sy<br />

stem ebenfalls möglich. Dabei wird<br />

jeder Vorhang durch einen eigenen<br />

kurzer Strom- f<br />

impuls \<br />

geschlossener/<br />

Schalter'<br />

Permanentmagneten gestartet. Die<br />

Zeitspanne zwischen dem Start des<br />

ersten und des zweiten Rollos wird<br />

durch ein Zeitglied oder den Kamera<br />

prozessor gesteuert.<br />

19.1.5. Elektronische<br />

Verschlüsse<br />

Urris gleich vorwegzunehmen, trotz<br />

allsolcherBezeichnungeninKameraprospekten<br />

ist der eigentliche elek<br />

tronische Verschluss noch nirgends<br />

verwirklicht. Es existieren lediglich<br />

elektronisch gesteuerte Verschlüsse,<br />

wie im vorherigen Abschnitt dar<br />

gestellt.<br />

Unter einem elektronischen Ver<br />

schluss müsste man sich ein Ver<br />

schlusssystem ohne bewegliche me<br />

chanische Teile vorstellen.<br />

Solche Systeme sind freilich in der Zu-<br />

73


PHÖD<br />

KOLLEGIUM 64 LEKTION<br />

kuirft denkbar. Etliche Patente exi<br />

stieren auch bereits.<br />

Erfolgversprechend könnte ein rein<br />

elektronischer Verschluss sein, der<br />

auf einer Flüssigkristallplatte basiert.<br />

Gelingt es, Flüssigkristalle derart an<br />

zulegen, das sie absolut lichtdicht<br />

schliessen, so wäre auf diese Art<br />

sicher ein Verschluss realisierbar.<br />

Andere Überlegungen gehen in Rich<br />

tung derKerr-Zelle. Eine Kerr-Zeile ist<br />

im Prinzip eine Küvette, die eine<br />

durchsichtige, isotrope Substanz ent<br />

hält. Durch Anlegen einer hohen<br />

Spannung von etwa 50 kV ist es mög<br />

lich, diese Substanz in eine aniso<br />

trope mit doppelbrechenden Ei<br />

genschaften umzuwandeln (siehe<br />

<strong>PHOTOKOLLEGIUM</strong> 53).<br />

Setzt man nun vor und hinter eine sol<br />

che Kerr-Zelle zwei Polarisationsfilter<br />

in gekreuztem Zustand, so ist im iso<br />

tropen Zustand der Zellensubstanz<br />

der Lichtdurchgang gesperrt. Ändert<br />

man aber die Zelle in den anisotropen<br />

Zustand, wird durch die eintretende<br />

Doppelbrechung wieder eine ge<br />

wisse Durchlässigkeit erzeugt. Pro<br />

bleme ergeben natürlich die notwen<br />

dige hohe Spannung und der Eigen<br />

filterfaktor der Polarisatoren.<br />

19.1.6. Verschlusszeiten<br />

Auf der Zeitenskala der Verschlüsse<br />

sind folgende Zahlen aufgeführt: 1, 2,<br />

4, 8, 15, 30, 60, 125, 250, 500, 1000 usw.<br />

Es handelt sich dabei um die Nenner<br />

des Sekundenbruchteils. 125 bedeu<br />

tet eine Belichtungszeit von 1/125 Se<br />

kunde. Elektronisch gesteuerte Ver<br />

schlüsse ermöglichen auch die<br />

(meist automatische) Einstellung von<br />

Zwischenzeiten.<br />

Für Langzeitbelichtungen stehen je<br />

nach Verschluss auch die mecha<br />

nisch funktionierenden Zeitbelich<br />

tungen B und T zur Verfügung. B<br />

besitzt praktisch jeder Verschluss.<br />

Bei dieser Einstellung bleibt der Ver<br />

schluss so lange geöffnet, wie der<br />

Auslöser gedrückt ist. Einzelne Ver<br />

schlüsse besitzen zusätzlich die Ein<br />

stellung T. Hier öffnet sich der Ver<br />

schluss beim ersten Druck auf den<br />

Auslöser und schliesst sich erst wie<br />

der, wenn der Auslöser erneut betä<br />

tigt wird.<br />

74<br />

19-1.7. Blifx-<br />

Synchronisation<br />

Synchronisieren in diesem Zusam<br />

menhang bedeutet Blitz- und Ver<br />

schlussauslösung aufeinander ab<br />

stimmen. Üblicherweise besitzen mo<br />

derne Verschlüsse eine X-Synchronisation.<br />

Dies bedeutet, dass der ent<br />

sprechende Kontakt dann geschlos<br />

sen wird, wenn der Verschluss voll<br />

ständig geöffnet ist. Oder anders ge<br />

sagt, sobald der Verschluss vollstän<br />

dig geöffnet ist, wird der Kontakt des<br />

Synchronippels niederohmig und löst<br />

dadurch den Blitz aus.<br />

Verwendet wird diese Synchronisa<br />

tionsart grundsätzlich immer beim<br />

Einsatz von Elektronenblitz.<br />

Bei Schlitzverschlüssen ist darauf zu<br />

achten, dass eine Zeit gewählt wird,<br />

bei der das Rollo einmal ganz geöff<br />

net ist. Normalerweise ist diese Ver<br />

schlusszeit auf der Zeitskala rot mar<br />

kiert oder durch das Symbol eines<br />

Blitzes gekennzeichnet. Die Verwen<br />

dung längerer Zeiten ist selbstver<br />

ständlich möglich. Hingegen würde<br />

die Verwendung kürzerer Zeiten zu<br />

einem Resultat führen, das nicht über<br />

die gesamte Bildbreite belichtet<br />

wäre.<br />

Die auf den Verschlüssen von Repor<br />

tagekameras angegebenen Grenz<br />

belichtungszeiten für Aufnahmen mit<br />

Elektronenblitz beziehen sich übri<br />

gens nur auf kleine tragbare Blitz<br />

geräte, deren Leuchtdauer Viooo Se<br />

kunde oder kürzer beträgt. Setzt man<br />

hingegen grosse Studioblitzanlagen<br />

ein, muss man mit längeren Zeiten<br />

operieren. Studioblitzanlagen sind<br />

zum grössten Teil Langsamblitzer mit<br />

einer Blitzleuchtdauer von rund V200<br />

Sekunde (je nach LeistungsVertei<br />

lung). Die wenigsten Anwender wissen,<br />

dass bei der Kombination von Schlitz -<br />

verschluss und langblitzenden Stu<br />

dioblitzanlagen als kürzeste Grenz<br />

belichtungszeit V30 Sekunde gewählt<br />

werden muss!<br />

Bei manchen Verschlüssen ist noch<br />

ein zweiter, mit M bezeichneter Synchrokontakt<br />

oder eine entsprechen<br />

de Einstellung möglich. Es handelt<br />

sich dabei um eine Vorsynchronisa<br />

tion. Das heisst, der Synchronippel<br />

wird 1/eo Sekunde vor dem gänzlichen<br />

Öffnen des Verschlusses nieder<br />

ohmig. Verwendet wird diese Einstel<br />

lung nur beim Einsatz von langsam<br />

brennenden Blitzlämpchen, die eine<br />

Gesamtbrenndauer von V30 Sekunde<br />

besitzen. Wünscht man in diesem Fall<br />

trotzdem eine kürzere Belichtungs<br />

zeit (z.B. bei Zentralverschlüssen), so<br />

ist es natürlich nicht sinnvoll, die Auf<br />

flammphase des Blitzlämpchens aus<br />

zunutzen. Besser ist die Ausnutzung<br />

des Scheitelwertes. Bei M-Kontakt<br />

beginnt das Blitzlämpchen aufzu<br />

leuchten, und der Verschluss öffnet<br />

sich erst, wenn die Spitz enleuchtleistung<br />

des Lämpchens erreicht ist.<br />

Vorsicht aber bei Elektronenblitz: Mit<br />

M-Kontakt wäre der kurzblitzende<br />

Elektronenblitz bereits wieder er<br />

loschen, wenn der Verschluss sich<br />

öffnet! Beim Einsatz von Blitzlämp<br />

chen und Belichtungszeiten von V30<br />

Sekunde oder länger ist der X-Kontakt<br />

zu verwenden.<br />

Ältere Schlitzverschlüsse besitzen<br />

statt eines M-Kontaktes häufig einen<br />

solchen mit der Bezeichnung FP. Die<br />

ser Kontakt ist für den Einsatz speziel<br />

ler FP-Blitzlämpchen gedacht, die<br />

eine lang anhaltende Spitzenleistung<br />

besitzen und so auch bei dieser Ver<br />

schlussart Belichtungszeiten von<br />

weniger als Vao Sekunde ermög<br />

lichen.<br />

19.2. Die Blende<br />

Die Blende dient zur Regulierung der<br />

Lichtmenge, die durch das Objektiv<br />

fällt.<br />

Die Ansteuerung des gewählten<br />

Blendenwertes kann je nach Automa<br />

tionsgrad sehr unterschiedlich erfol<br />

gen. Man unterscheidet:<br />

Rastblende: Diese rastet bei den<br />

üblichen Blendenwerten ein.<br />

Vorwahlblende: Der Blendenwert<br />

wird vorgewählt. Die Blende selbst<br />

aber bleibt offen, bis man manuell ei<br />

nen Blendenmitnehmer betätigt.<br />

Vorwahlspringblende: Die Blende<br />

springt beim Auslösen selbsttätig auf<br />

den vorgewählten Wert und öffnet<br />

sich erst wieder beim Filmtransport.<br />

Automatische Vorwahlspringblende:<br />

Diese moderne Blendensteuerung<br />

funktioniert gleich wie die Vorwahl<br />

springblende; sie öffnet sich jedoch<br />

nach der Auslösung automatisch.


LEKTION<br />

PHÖD<br />

65 KOLLEGIUM<br />

. Relative Blende<br />

Wenn man sprachlich den Ausdruck<br />

«Blende» verwendet, ist streng ge<br />

nommen nur der mechanische Licht<br />

begrenzer gemeint. Im photographi<br />

schen Jargon spricht man auch von<br />

Blende 11, Blende 5,6 usw. Es handelt<br />

sich dabei aber lediglich um eine<br />

d' = wirksamer Durchmesser der<br />

Blende<br />

f = Brennweite des Objektivs<br />

k = Blendenzahl<br />

Die Blendenzahl k gibt demzufolge<br />

an, wievielmal der Durchmesser der<br />

wirksamen Blendenöffnung kleiner<br />

ist als die Brennweite:<br />

Durchmesser der Blendenöffnung auf<br />

die Hälfte reduziert, so fällt nur noch<br />

ein Viertel der Lichtmenge durch da:<br />

Objektiv, da ja ein Kreis mit halbier<br />

tem Durchmesser einer viermal klei<br />

neren Fläche entspricht.<br />

19.2.2. Die internationale<br />

Kommunikationsvereinfachung. Mit<br />

Blendenreihe<br />

dem Ausdruck «Blende 11» meint Die verwendeten Blendenzahlen sind<br />

man nichts anderes, als dass man mit nicht willkürlich gewählt, sondern in<br />

einer relativen Öffnung gearbeitet ternational genormt. Die internatio<br />

habe, deren Durchmesser sich zur nale Blendenreihe beginnt bei 1 und<br />

Brennweite des verwendeten Objek<br />

tives wie 1 zu 11 verhalten habe. Man<br />

vergrössert sich von Zahl zu Zahl um<br />

den Faktor i/2~^ 1,411,4 2 2,8 4 5,6 811<br />

meint in diesem Fall die sogenannte 16 22 32 45 64 90 128 180 usw. Öffnet<br />

relative Blende, denn bei unter oder schliesst man die Blende um ei<br />

schiedlichen Brennweiten ist der nen Wert, so verdoppelt oder halbiert<br />

Durchmesser derselben «Blende 11» sich die Menge des durchgelassenen<br />

sehr verschieden, wie Sie unschwer Lichtes.<br />

durch einen Vergleich an ihren Selbstverständlich sind bei Berech<br />

Objektiven feststellen können.<br />

nungen als Resultat auch andere Zah<br />

Die relative Blende ist die Relation len als solche aus der internationalen<br />

zwischen Blendendurchmesser und Blendenreihe möglich. Ergibt zum<br />

Brennweite:<br />

Beispiel eine Berechnung die Blen<br />

denzahl 9,5, so handelt es sich eben<br />

d': f = 1 : k<br />

um den Mittelwert zwischen den<br />

Blendenzahlen 8 und 11.<br />

Bevor die Blendenreihe international<br />

genormt wurde, existierten eine ganze<br />

Anzahl unterschiedlicher Systeme, die<br />

aber allesamt zum gleichen Zahlen<br />

system gehören. Findet man auf ei<br />

nem alten Objektiv die Blendenzahl<br />

nicht in der internationalen Reihe,<br />

kann man mit folgender Formel einen<br />

Vergleichsfaktor finden:<br />

19.2.3. Veränderung der<br />

Blendenzahl durch<br />

gegebenen Verlangerungsfaktor<br />

Häufig kann man einen Verlänge<br />

rungsfaktor infolge Nahaufnahme, Fil<br />

ter usw. nicht durch Verlängerung der<br />

Belichtungszeit kompensieren. Beim<br />

Arbeiten mit Elektronenblitz zum Bei<br />

spiel muss die Kompensation durch<br />

Öffnen der Blende erfolgen. Handelt<br />

es sich um übliche Blendenzahlwerte<br />

und kleinere Verlängerungsfaktoren,<br />

so dürfte die Ermittlung der nunmehr<br />

notwendigen Arbeitsblendenzahl<br />

nicht schwierig sein. Sind die Zahlen<br />

werte aber relativ gross, empfiehlt<br />

sich die Verwendung folgender For<br />

mel:<br />

Beispiel:<br />

Arbeitsblendenzahl =<br />

gemessene Blende<br />

-j/Verlängerungsfaktor<br />

Gemessene<br />

Blendenzahl: 32<br />

Faktor Filter: 2<br />

Faktor Auszug: 8<br />

Gesamt-<br />

verlängerungs-<br />

faktor: ? 2 mal 8 = 16<br />

Arbeits<br />

blendenzahl: ? 32 32<br />

-/16<br />

Oder volkstümlich ausgedrückt: Die<br />

Blendenzahl k ist die hintere Zahl (der<br />

Nenner) der als Verhältnis angege<br />

benen relativen Blende.<br />

Die Lichtstärke eines Objektivs ist die<br />

relative Blende in ganz geöffnetem<br />

Zustand. Sie ist bei jedem Objektiv<br />

zusammen mit der Brennweite ange<br />

geben, zum Beispiel: Planar 1:1,4/<br />

50 mm.<br />

Die Lichtstärke, und damit natürlich<br />

auch die relative Blende, nimmt im<br />

Quadrat mit dem Durchmesser der<br />

Eintrittspupille zu oder ab. Wird der<br />

Verlängerungsfaktor =<br />

grosse Blendenzahl x 2<br />

kleine Blendenzahl<br />

Beispiel: Der Belichtungsmesser gibt<br />

bei Blendenzahl 5,6 eine Belichtungs<br />

zeit von Vfeo Sekunde an. Wie lange<br />

müsste man bei Blendenzahl 25 (Blen<br />

denzahl aus der alten deutschen<br />

Blendenreihe) belichten?<br />

25\2<br />

— ) = 20 = Verlängerungsfaktor<br />

5,6/<br />

1 20 1<br />

— mal 20 = — = - = V3 Sekunde<br />

19.2.4. Die Lichtwerlzahlen<br />

Für die Belichtung (= Produkt aus<br />

Lichtintensität mal Belichtungszeit)<br />

besteht zwischen der Verschlusszeit<br />

und der Blendenreihe eine direkte<br />

Beziehung.<br />

Folgende Zeit-/Blenden-Paare er<br />

geben zum Beispiel dieselbe Belich<br />

tung:<br />

Blende 22 16 11 8 5,6 4 2,8 2<br />

ZeitSek. 1 1/2 Va Vq V15 V30 Veo V125<br />

Belichtungsmesserfabrikanten und<br />

Kamerahersteller haben zur Verein<br />

fachung der Belichtungswertübertra<br />

gung auf Verschluss und Blenden<br />

mechanismus die sogenannten Licht<br />

wertzahlen (LW oder EV) eingeführt.<br />

75


PHOD<br />

KOLLEGIUM 65 LEKTION<br />

Gewisse Objektive, zum Beispiel äl<br />

tere Zeiss-Objektive zur Hasselblad,<br />

besitzen eine Lichtwerteinstellskala.<br />

Man braucht somit am Handbelich<br />

tungsmesser lediglich den Lichtwert<br />

abzulesen und auf das Objektiv zu<br />

übertragen. Die Zeit-/Blenden-Paare<br />

sind dadurch bereits miteinander ge<br />

kuppelt. Wählt der Photograph nun<br />

eine Belichtungszeit, so ist die dazu<br />

gehörige Blende bereits eingekup<br />

pelt, und umgekehrt.<br />

Für den Benutzer haben die Licht<br />

wertzahlen heute im Zeitalter der Be<br />

lichtungsautomatik keine vorder<br />

gründige Bedeutung mehr. Doch ba<br />

sieren natürlich auch die Steuerun<br />

gen automatischer Belichtungsmes<br />

sungen auf den Lichtwertzahlen,<br />

wenn dies auch nach aussen gar nicht<br />

mehr sichtbar wird.<br />

Ein bestimmter Lichtwert entspricht<br />

einer Belichtung gleichwertiger Zeit-/<br />

Blenden-Paare. Als Basis wurde 1 Se<br />

kunde bei Blende 1 = Lichtwert 0 ge<br />

wählt. Jede gleichwertige Paarung<br />

(z.B.2SekundenbeiBlende I,4oder4<br />

Sekunden bei Blende 2 usw.) besitzt<br />

ebenfalls Lichtwert 0. Unser obiges<br />

Beispiel (1 Sekunde bei Blende 22)<br />

weist Lichtwert 9 auf, denn Blende 22<br />

ist um 9 Stufen kleiner als Blende 1(1/<br />

1,4/2/2,8/4/5,6/8/11/ 16/22).<br />

19.3. Scharfeinstellung<br />

Die Scharfeinstellung erfolgt durch<br />

Veränderung der bildseitigen<br />

Schnittlänge, und zwar bei Fach<br />

kameras durch Auszugsveränderung<br />

des Balgens und bei starren Kameras<br />

durch eine Tubusschnecke am Ob<br />

jektiv. Bei starren Kameras sind die<br />

Einstelldistanzen in der Regel am<br />

Objektivtubus eingraviert. Bei euro<br />

päischen Kameras sind die Distanz<br />

angaben in Meter, bei amerikani<br />

schen in Feet und bei japanischen in<br />

Feet und Meter.<br />

Eine liegende Acht (°°) bedeutet<br />

Unendlich, das heisst, der Ka<br />

meraauszug a' entspricht der Brenn<br />

weite.<br />

Die Unendlicheinstellung bei Pho<br />

toapparaten beginnt schon bei etwa<br />

1500facher Brennweite, da der be:<br />

dieser Aufnahmedistanz notwendige<br />

Kameraauszug nahezu der Bildweite<br />

76<br />

Abbildung 487 Prinzip einer Schärfentiefeskala<br />

m 1 1.2 1,5 4 5 8 10 20 oo<br />

i—i—i i i i iai i i i i—i r<br />

22 16 11 8 5.64 2.8 4 5.6 8 11 16 22<br />

Abbildung 488 Schärfentiefeskala auf dem<br />

Objektivtubus<br />

Abbildung 489 Schärfentiefeskala der Fach<br />

kamera Sinar<br />

a' entspricht, das heisst, der dabei<br />

entstehende Zerstreuungskreis liegt<br />

innerhalb der Toleranz.<br />

19.3.1. Die Schärfentiefe-<br />

Skala<br />

Über das Wesen der Schärfentiefe<br />

haben wir in den Lektionen 49 und 50<br />

ausgiebig gesprochen.<br />

Die Schärfentiefeskala ist eine bild<br />

gestalterisch äusserst wichtige Ein<br />

stellhilfe. Sie gibt auf der Distanzskala<br />

die Schärfenzone für verschiedene<br />

Blendenwerte an.<br />

Bei den weitaus meisten photographi<br />

schen Aufnahmen stellt man nicht<br />

Abbildung 490 Prinzip der Mattscheibe<br />

primär auf eine bestimmte Einstell<br />

distanz ein. Aufgrund des zu bewälti<br />

genden Schärferaumes wird viel<br />

mehr die Einstellung mit Hilfe der<br />

Schärfentiefeskala<br />

vorgenommen.<br />

Nehmen wir an, der scharf zu erfas<br />

sende Gegenstand weise eine Aus<br />

dehnung auf, die einen Schärferaum<br />

von 1,40 bis 3,50 m nötig macht, so<br />

müssten wir bei dem Objektiv, des<br />

sen Schärfentiefeskala in Abbildung<br />

487 dargestellt ist, auf 2 Meter scharf<br />

stellen und auf die Blendenzahl 16 ab<br />

blenden.<br />

Eine Schärfentiefeskala zur Bestim<br />

mung der notwendigen Blendenzahl<br />

und der besten Einstelldistanz exi<br />

stiert auch an der Bildstandarte der<br />

Fachkamera Sinar, wie es Abbildung<br />

489 zeigt. Der Skalenring ist je nach<br />

verwendetem Aufnahmeformat (un<br />

terschiedliche Schärfentoleranz) aus<br />

wechselbar.<br />

19.4. Suchersysteme<br />

19.4.1. Mattscheibe<br />

Das durch ein Objektiv entworfene<br />

«Luftbild» ist durch unser Auge kaum<br />

zu orten, das heisst, wir sehen -<br />

gleichgültig, ob scharf eingestellt ist<br />

oder nicht - hinter dem Objektiv<br />

immer ein brillantes, scharfes, kopf<br />

stehendes Bild. Das Auge sucht sich<br />

nämlich immer das scharfe Bild,<br />

gleichgültig, ob dies näher oder wei<br />

ter vom Objekt entfernt liegt.<br />

Um den Bildausschnitt und die kor<br />

rekt eingestellte Büdentfernung zu<br />

kontrollieren, benötigt man zum Bei<br />

spiel bei der Fachkamera eine Matt-


LEKTION<br />

Scheibe. Die Mattscheibe ist eine auf<br />

gerauhte, planparallele Glasplatte.<br />

Auftreffende Lichtstrahlen werden<br />

durch die Körnchen der Mattscheibe<br />

gestreut, wodurch diese hell auf<br />

leuchten und ein fein gerastertes Bild<br />

entstehen lassen.<br />

Bei der Mattscheibe der Grossformat-<br />

Fachkamera ist das Mattscheibenbild<br />

kopfstehend und von der Betrachter<br />

seite her gesehen seitenrichtig. Bei<br />

richtiger Scharfeinstellung entsteht<br />

das Mattscheibenbild genau auf der<br />

mattierten Seite der Mattscheibe.<br />

Mattscheibe und Bildformat sind da<br />

her identisch; die Filmebene muss<br />

genau in der Ebene der mattierten<br />

Seite der Mattscheibe liegen.<br />

Wegen dem Streuungsprinzip der<br />

Mattscheibe gelangt nur ein sehr klei<br />

ner Teil der Strahlen ins Auge des Be<br />

trachters, wie dies Abbildung 490<br />

deutlich zeigt. Vorwiegend die Bild<br />

ränder erscheinen sehr dunkel, und<br />

der Photograph muss, um das ganze<br />

Bild beurteilen zu können, den Blick<br />

punkt seines Auges ständig ver<br />

ändern.<br />

19.4.1.1. Fresnel-Linse und<br />

Feldlinse<br />

Der starke Lichtabfall zum Rand der<br />

Mattscheibe rührt daher, weil die<br />

Abbildung 491<br />

Abbildung 492<br />

Feldlinse<br />

Fresnel-Linse<br />

PHÖD<br />

65 KOLLEGIUM<br />

Randstrahlen am Auge vorbeilaufen.<br />

Eine bedeutende Verbesserung der<br />

Mattscheibenhelligkeit erfolgt durch<br />

den Einsatz einer Feldlinse oder ei<br />

ner Fresnel-Linse, deren Planflächen<br />

mattiert sind oder die zusätzlich zur<br />

Mattscheibe aufgesetzt werden. Die<br />

Feldlinse ist eine plankonvexe Sam<br />

mellinse, während die Fresnel-Linse<br />

eine flache Stufenlinse darstellt, die<br />

über viele kleine Prismenringe ver<br />

fügt und dadurch ebenso sammelnde<br />

Eigenschaften aufweist. Beide Lin<br />

senarten besitzen eine bestimmte<br />

Brennweite und konvergieren da<br />

durch alle Strahlen zum Auge. Somit<br />

ist es möglich, die gesamte Matt<br />

scheibe bis zum Rand hin gleich hell<br />

zu sehen.<br />

Feldlinsen sind in der Regel auf den<br />

Mattscheibchen starrer Reportage<br />

kameras aufgesetzt, während bei<br />

grossformatigen Fachkameras Fresnel-Linsen<br />

Verwendung finden. Die<br />

Fresnel-Linsen bei Fachkameras sind<br />

aus Kunststoff gefertigt und normaler<br />

weise in einem Halterähmchen gefasst,<br />

was ein leichtes Einsetzen oder<br />

Entfernen der Linse ermöglicht.<br />

19.4.2. ZweiäugigeSpiegelreflexkamera<br />

Bei zweiäugigen Spiegelreflexkame<br />

ras sind Aufnahme- und Sucherteil mit<br />

je einem Objektiv ausgestattet. Das<br />

Sucherbild wirft über einen starren<br />

Spiegel das Bild auf eine Matt<br />

scheibe, die mit einer Feldlinse oder<br />

einer Fresnel-Linse versehen sein<br />

kann.<br />

Bei der Scharfeinstellung wird die ge<br />

samte Frontplatte mit beiden Objekti<br />

ven bewegt.<br />

Die Parallaxe ist im normalen Einstell<br />

bereich durch mechanische Masken<br />

ausgeglichen.<br />

Das Mattscheibenbild ist aufrecht<br />

stehend, aber seitenverkehrt.<br />

Abbildung 493<br />

Abbildung 494<br />

Abbildung 495<br />

Zweiäugige Spiegelreflex<br />

kamera<br />

Einäugige Spiegelreflex<br />

kamera<br />

Pffffffx* :*:*:*::j^<br />

Spiegelreflexkamera mit<br />

Dachkantenprisma<br />

19.4.3- Einäugige Spiegel<br />

reflexkamera<br />

Die einäugige Spiegelreflexkamera<br />

ist mit einem Klappspiegel ausge<br />

rüstet. Während dem Einstellvor<br />

gang gelangt das Licht durch das<br />

Aufnahmeobjektiv über den Spiegel<br />

zur Mattscheibe.<br />

Unmittelbar vor der Aufnahme klappt<br />

der Spiegel hoch und gibt den Weg<br />

zum Film frei.<br />

Der Parallaxenausgleich ist selbst<br />

verständlich in jedem Fall gewähr<br />

leistet.<br />

77


PHÖD<br />

KOLLEGIUM 65 LEKTION<br />

19.4.4. Spiegelreflex<br />

kamera mit Dach<br />

kantenprisma<br />

Dieser Kameratyp hebt durch das<br />

Dachkanten-Pentaprisma die Seiten<br />

verkehrtheit des Mattscheibenbildes<br />

auf und liefert durch das Okular ein<br />

aufrechtstehendes und seitenrichti<br />

ges Sucherbild. Auch hier ist natürlich<br />

der Parallaxenausgleich ohne Ein<br />

schränkung gewährleistet.<br />

19.4.5. Sucherkamera<br />

Kameras ohne Mattscheiben- oder<br />

Spiegelreflexeinrichtung,<br />

sogenann<br />

te Sucherkameras, benötigen zur<br />

Bildkontrolle einen optischen Sucher.<br />

Ausgesprochen bewährt hat sich zu<br />

diesem Zweck der Leuchtrahmen<br />

sucher. Hauptbestandteil dieses Su<br />

cher-Prinzips ist ein teildurchlässiger<br />

Hohlspiegel, vor dem sich - genau in<br />

dessen Brennebene - eine dunkle<br />

Rahmenplatte mit einer rechteckigen<br />

Öffnung befindet. Auf der Rahmen<br />

platte ist ein heller Rand, der «Leucht<br />

rahmen», aufgebracht.<br />

Das Auge des Betrachters liegt dop<br />

pelt soweit entfernt im Krümmungs<br />

mittelpunkt des Hohlspiegels.<br />

Da sich die Rahmenplatte im Brenn<br />

punkt des Hohlspiegels befindet,<br />

liegt das Spiegelbild im Unendlichen.<br />

Das Auge sieht durch den teildurch<br />

lässigen Hohlspiegel das weit ent<br />

fernt liegende Objekt und das Spie<br />

gelbild des Leuchtrahmens gleich<br />

zeitig scharf.<br />

19.4.6. Parallaxe<br />

Bei Sucherkameras befindet sich der<br />

Achspunkt des Aufnahmeobjektivs<br />

Abbildung 496 Prinzip des Teilbild<br />

78<br />

entfernungsmessers<br />

und derjenige des Suchers an un<br />

terschiedlichen Orten. Bei Auf<br />

nahmeentfernungen unter 3 Meter<br />

macht sich dadurch ein Parallaxen<br />

fehler unangenehm bemerkbar.<br />

Automatische Masken oder zumin<br />

dest Markierlinien im Sucher für den<br />

Aufnahmenahbereich können die<br />

unangenehmen Folgen für den übli<br />

chen Schärfebereich etwas mildern.<br />

Im Makrobereich sind solche Kame<br />

ras allerdings - trotz allerlei Hilfsmit<br />

teln - praktisch kaum zu gebrauchen.<br />

19.5. Entfernungsmesser<br />

19.5.1. Teilbildentfernungs<br />

messer<br />

Quer durch das Sucherbild verläuft<br />

eine feine Trennungslinie, die das<br />

Büd in zwei Hälften zerlegt. Beim Be<br />

tätigen der Scharfeinstellung ver<br />

schiebt sich eine Bildhälfte, die an<br />

dere bleibt stehen.<br />

Diese Art von Entfernungsmesser ist<br />

in der Regel direkt in eine Sucher<br />

kamera eingebaut und mit der Tubus<br />

schnecke des Objektivs gekuppelt.<br />

Unmittelbar hinter dem Okular befin<br />

den sich zwei im Winkel von 90 Grad<br />

zueinander angeordnete, übereinanderstehende<br />

Spiegel. Der eine<br />

Spiegel erfasst den von links kom<br />

menden unteren Bildteil, während der<br />

andere den von rechts kommenden<br />

oberen Bildteil reflektiert. Die Ka-<br />

Abbildung 497 Prinzip des Mischbild<br />

entfernungsmessers<br />

/ teildurchlässiger<br />

Spiegel<br />

Schwenkspiegel<br />

mera besitzt zwei Eintrittsfenster, hin<br />

ter denen ebenfalls Umlenkspiegel<br />

angeordnet sind. Der linke Spiegel ist<br />

fest montiert, während der rechte<br />

schwenkbar und mit dem Mechanis<br />

mus der Tubusschnecke gekuppelt<br />

ist. Bei richtiger Spiegelstellung und<br />

daher richtiger Scharfeinstellung<br />

sind die beiden entstehenden Teilbilder<br />

übereinanderstehend. Bei fal<br />

scher Einstellung hingegen sind die<br />

Teilbilder gegeneinander verscho<br />

ben.<br />

19.5.2. Mischbild<br />

entfernungsmesser<br />

Beim<br />

Mischbüdentfernungsmesser<br />

oder Telemeter liegen im Sucher<br />

zwei Bilder gemischt übereinander,<br />

die bei Scharfeinstellung überein<br />

stimmen. Das Gerät besitzt ebenfalls<br />

zwei Messfenster, zwischen denen<br />

die Messbasis als Referenzstrecke<br />

liegt. Beim Okulareinblick schaut das<br />

Auge durch einen teildurchlässigen<br />

Spiegel direkt auf das Objekt. Das<br />

vom Objekt reflektierte Licht gelangt<br />

aber auch durch das zweite Messfen<br />

ster auf einen schwenkbaren Spiegel<br />

und gelangt von dort über den Teil<br />

spiegel ebenfalls zum Auge.<br />

Ist der Schwenkspiegel so einge<br />

stellt, dass die beiden vom Auge<br />

empfangenen Strahlen parallel lie<br />

gen, erkennt man Objekte, die unend<br />

lich weit entfernt sind, als Einzelbild<br />

absolut scharf.<br />

Betrachtet man aber ein näherliegen<br />

des Objekt, fällt der Strahl für den<br />

Schwenkspiegel nicht mehr parallel<br />

zum direkten Strahl ein, und es ent<br />

stehen vom selben Gegenstand ge<br />

geneinander verschobene Bilder.<br />

Durch Drehen des Schwenkspiegels<br />

um den halben Betrag des Winkels a<br />

können die beiden Teübilder wieder<br />

zur Deckung gebracht werden. Die<br />

Schwenkwinkelgrösse ist eine di<br />

rekte Funktion der Entfernung zum<br />

Objekt und der Messbasis. Die Mikrotriebanzeige<br />

des Schwenkspiegels<br />

lässt sich in Meter eichen.<br />

In der Messsucherkamera wird der<br />

Telemeter mit dem Schneckengang<br />

des Objektivs gekuppelt. Dadurch<br />

überträgt sich die gemessene Entfer<br />

nung mechanisch.


LEKTION<br />

PHÖD<br />

66 KOLLEGIUM<br />

19.5.3. Mattscheiben-<br />

Einstellung<br />

Die beschriebenen, eigentlichen<br />

Entfernungsmesser sind in der einen<br />

oder anderen Variante nur noch in<br />

wenigen Kameramodellen, den soge<br />

nannten Messsucherkameras, einge<br />

baut.<br />

Bei allen Spiegelreflexkameras ist ei<br />

ne eigentliche Entfernungsmessung<br />

unnötig, da dort die Scharfeinstellung<br />

über eine Mattscheibe erfolgt. Aller<br />

dings ist in vielen Fällen die Einstell<br />

möglichkeit auf der Mattscheibe be<br />

schränkt, dies vor allem bei schlech<br />

ten Lichtverhältnissen oder licht<br />

schwachen Objektiven. Man hat aus<br />

diesem Grund zusätzliche Einstellhil<br />

fen geschaffen.<br />

Die am weitesten verbreiteten Ein<br />

stellhilfen sind der Messkeil (oder<br />

Schnittbildentfernungsmesser) und<br />

die Mikroprismenraster. Beides sind<br />

keine eigentlichen Entfernungsmes<br />

ser. Vielmehr vereinfachen sie die<br />

Scharfeinstellung auf der Mattschei<br />

be auch unter ungünstigen Voraus<br />

setzungen.<br />

19.5.3.1. Schnittbildentfernungsmesser<br />

(Messlupe)<br />

Die Messlupe stellt ein besonders<br />

verfeinertes Prinzip der Mattschei<br />

beneinstellung dar. Unter Messlupe<br />

versteht man zwei mit höchster Präzi<br />

sion gegeneinander versetzte, halb-<br />

Abbildung 498 Prismenkeile der Messlupe<br />

Abbildung 499 Wirkungsprinzip der Messlupe<br />

unscharf (Konvergenzpunkt vor der Mattscheibenebene)<br />

Objektiv Mattscheibe mit Messlupe Sucherbild<br />

kreisförmigen Glasprismen, die zum<br />

Teil über die Mattscheibenebene<br />

hinausragen, teilweise aber unterhalb<br />

dieser Ebene liegen.<br />

Ist die Schärfe nicht richtig einge<br />

stellt, das heisst, das vom Objektiv<br />

entworfene Bild liegt vor oder hinter<br />

der Messlupenebene, lenkt der eine<br />

Keil das Bild so ab, dass es nach links<br />

verschoben wird, während der ande<br />

re Keil das Büd nach rechts ver<br />

schiebt. Bei falscher Entfernungsein<br />

stellung entsteht innerhalb des Mess<br />

feldes ein auseinandergeschnittenes<br />

Bild.<br />

Sobald aber das vom Objektiv<br />

entworfene Bild ganz genau auf der<br />

Mattscheibenebene liegt - und somit<br />

die Scharfeinstellung richtig ist -,<br />

:önnen die Keile das Bild nicht mehr<br />

ablenken.<br />

Bei richtiger Scharfeinstellung liegen<br />

die durch die Strahlenkonvergenz<br />

gebildeten Bildpunkt genau auf der<br />

Mattscheibenebene. Die auf der<br />

Schnittkante beider Messkeile auf<br />

treffenden Strahlen werden durch die<br />

prismatische Form der Keüe so abge<br />

scharf (Konvergenzpunkt auf der Mattscheibenebene)<br />

lenkt, dass sie praktisch auf der opti<br />

schen Achse weiterlaufen und somit<br />

an dieser Stelle ein unzerschnittenes<br />

Bild gesehen werden kann. Liegt<br />

aber der Bildpunkt bei unscharfer<br />

Einstellung vor (oder auch hinter) der<br />

Mattscheibe, so kreuzen sich die<br />

Strahlen und treffen auf den breiteren<br />

Aussenkanten der prismatischen Kei<br />

le auf. Dort werden sie derart abge<br />

lenkt, dass sie parallel der optischen<br />

Achse einzeln weiterlaufen und somit<br />

ein in der Mitte zerschnittenes Bild<br />

gesehen wird.<br />

Eine optimale Scharfeinstellung mit<br />

der Hilfe der Messlupe ist aber nur<br />

möglich, wenn das Aufnahmeobjekt<br />

entsprechend gerade Linien auf<br />

Abbildung 500<br />

Kreuz-Schnittbildindikator von<br />

Canon<br />

79


PHÖD<br />

KOUEGHIM 66 LEKTION<br />

weist. Um nicht auf genau vertikal<br />

oder horizontal verlaufende Gegen<br />

standslinien angewiesen zu sein, ha<br />

ben manche Kamerahersteller die<br />

Messlupe so eingebaut, dass die<br />

Schnittkante diagonal verläuft.<br />

Schnittbüdindikatoren haben aber<br />

auch Nachteile. Bei geringen Licht<br />

stärken oder langen Brennweiten<br />

(bzw. nicht der Objektivbrennweite<br />

angepassten Brechkraft der Prismen<br />

keile) erscheint die eine Hälfte des<br />

Indikatorkreises manchmal schwarz<br />

und verunmöglicht dadurch eine kor<br />

rekte Messung.<br />

Canon hat aus diesem Grund einen<br />

neuen Schnittbildindikator ent<br />

wickelt, der das Abdunklungsproblem<br />

bei allen Objektiven löst.<br />

Diese Messlupe besteht - im Gegen<br />

satz zu herkömmlichen Indikatoren -<br />

aus einer ganzen Reihe einzelner,<br />

leicht versetzter Keile.<br />

Neben Schnittbüdindikatoren kon<br />

ventioneller Bauart existiert eben<br />

falls von Canon ein Kreuz-Schnittbild<br />

indikator, der das Objekt sowohl ho<br />

rizontal als auch vertikal in vier Teile<br />

teilt. Die Scharfeinstellung ist be<br />

endet, wenn das Kreuz vollständig<br />

wiederhergestellt ist. Der Kreuz-<br />

Schnittbüdindikator eignet sich aber<br />

nicht für lichtschwache Objektive.<br />

19.5.3.2. Mikroprismen<br />

(Messraster)<br />

Anstelle des Schnittbildindikators<br />

kann auch eine Fläche mit rasterförmig<br />

aufgebauten Mikroprismen tre<br />

ten. Da solche Prismen mit geordne<br />

ter Struktur unscharf fokussierte<br />

Lichtstrahlen bedeutend stärker<br />

streuen, als es zum Beispiel die unregelmässig<br />

grossen Teilchen der<br />

Mattscheibe tun, erscheint ein falsch<br />

eingestelltes Bild innerhalb der<br />

Messfläche durch einen Moir6-Effekt<br />

flimmernd. Sobald die Entfernung<br />

richtig eingestellt ist, wird das Bild<br />

klar.<br />

Das Arbeitsprinzip ist im wesent<br />

lichen gleich wie bei der Messlupe.<br />

Mikroprismen sind nämlich nichts<br />

anderes als ein rasterförmig ange<br />

ordnetes System von kleinsten Mess<br />

lupen, von denen pro mm rund 200<br />

Stück angeordnet sind.<br />

Der Mikroprismenraster verlangt<br />

nach einer strukturierten Vorlage.<br />

Völlig glatte Objekte lassen sich<br />

schlecht einstellen. Viele Kameraher<br />

steller haben deshalb die beiden<br />

Messhilfen Messlupe und Mikropris<br />

men kombiniert, indem sie im Zen<br />

trum eine Messlupe anordnen und<br />

darum herum kreisförmig eine Fläche<br />

mit Mikroprismen gestalten.<br />

19.6. Autofokussysteme<br />

Um Entfernungen automatisch zu<br />

messen, sind unterschiedliche Sy<br />

steme entwickelt worden. Ging es<br />

anfänglich nur darum, Autofokus-<br />

Sucherkameras zu machen, musste<br />

diese Tendenz in den letzten Jahren<br />

auch auf Spiegelreflexkameras aus<br />

gedehnt werden, wo nun Phasen-Detektionssysteme<br />

Einsatz finden.<br />

Bei allen Systemen wird durch eine<br />

bestimmte Methode die Entfernung<br />

ermittelt und durch einen Stellmotor<br />

das Objektiv richtig eingestellt.<br />

Abbildung 502 Sonar-Autofokussystem von Polaroid<br />

19.6. !• Akustische<br />

Echoortung<br />

Das Sonar-Autofokussystem von Pola<br />

roid arbeitet mit akustischer Echoor<br />

tung: Ein elektronischer Wandler sen<br />

det vier Ultraschallfrequenzen (60,57,<br />

53, 50 kHz) von 1 ms Dauer aus.<br />

Gleichzeitig mit Beginn der Aussen<br />

dung beginnt eine Oszillatoruhr zu<br />

zählen. Sie gibt die Taktimpulse für<br />

die Entfernungsmessung ab und<br />

schickt sie in regelmässigen Abstän<br />

den in den Akkumulator eines Mikro<br />

prozessors.<br />

Die Taktsignale füllen nacheinander<br />

128 Leerstellen im Akkumulator. Die<br />

se 128 Stellen entsprechen 128 mögli<br />

chen Entfernungseinstellzonen. Nach<br />

dem Aussenden der Impulse stellt<br />

sich der Wandler auf den Empfang<br />

des Echosignals um. Sofort nach Ein<br />

treffen des Echos stoppt die Oszilla<br />

toruhr, der Mikroprozessor gibt die<br />

Anzahl der bis zu diesem Zeitpunkt<br />

gefüllten Leerstellen im Akkumulator<br />

an den Objektivstellmotor weiter,<br />

und dieser bringt das Objektiv in die<br />

richtige Stellung. Je nach Entfernung<br />

vergeht vom Moment der Auslösung<br />

bis zum Ablaufen des Verschlusses<br />

eine Zeitspanne von etwa 150 ms.<br />

19.6.2. Triangulations<br />

systeme<br />

Bei diesen Systemen errechnet die<br />

Kameraelektronik unter Zuhilfenah<br />

me trigonometrischer Formeln den<br />

Abbildung 501 Mikroprismenraster (starke<br />

Vergrösserung)<br />

80


LEKTION<br />

PHOD<br />

66 KOUEGIUM<br />

korrekten Aufnahmeabstand auf<br />

Grund von Winkelmessungen.<br />

Man unterscheidet zwei Methoden:<br />

Aktive Triangulationsmethode<br />

Bei der aktiven Methode geht von der<br />

Kamera ein Stimulus aus (z. B. Infrarot<br />

oder Lichtstrahl). Gemessen wird die<br />

darauffolgende Reaktion.<br />

Passive Triangulationsmethode<br />

Bei der passiven Methode bedient<br />

sich die Kamera der in der Umwelt<br />

vorherrschenden Information, tritt<br />

also selber nicht aktiv in Erscheinung.<br />

Abbildung 504 Prinzip des Visitronic-Moduls<br />

Fester Spiegel<br />

|Nk Linsensystem<br />

Integrierter<br />

Umlenk-_<br />

Schaltkreis<br />

prisma<br />

Beweglicher Spiegel<br />

Übereinstimmungs-Signal<br />

Integrierter<br />

Schaltkreis<br />

7<br />

f<br />

Modul-Ausgang<br />

19.6.2.1. Infrarot-Autofolcussiermethode<br />

Bei derartigen Systemen sendet eine<br />

sich bewegende Infrarot-Leuchtdi<br />

ode Infrarotstrahlen in verschiedenen<br />

Winkeln aus. Ein Sensor misst den<br />

Winkel, unter dem der vom Aufnah<br />

megegenstand am stärksten reflek<br />

tierte Strahl zurückgeworfen wird.<br />

Sobald der Winkel bekannt ist, kann<br />

der Kamera-Computer mittels trigo<br />

nometrischen Formeln den Aufnah<br />

meabstand bestimmen und das Ka<br />

meraobjektiv über einen Stellmotor in<br />

die berechnete Position bringen. Es<br />

handelt sich hier um ein aktives Trian<br />

gulationssystem.<br />

19.6.2.2. Visitronic-Modul<br />

Das Modul von Honeywell, das nach<br />

passiver Triangulationsmethode ar<br />

beitet, basiert auf dem Prinzip des Telemeters.<br />

Über einen feststehenden<br />

Abbildung 503 Aktive Triangulation mittels<br />

IR-LED<br />

Spiegel wird das Hauptobjektiv anvi<br />

siert und das eintreffende Bild über<br />

ein Prisma im Modul auf eine licht<br />

empfindliche Detektorfläche gewor<br />

fen. Hinter einem zweiten Messfen<br />

ster befindet sich ein drehbarer Spie<br />

gel, der sein Bild auf einen zweiten<br />

Detektor wirft.<br />

Im Moment der Auslösung dreht sich<br />

der bewegliche Spiegel um seine<br />

Achse. Im integrierten Schaltkreis<br />

des Moduls werden dabei die Bilder<br />

auf beiden Detektoren ständig ver<br />

glichen.<br />

Sobald der Spiegel eine ganze<br />

Schwenkung vollführt hat, dreht er<br />

wieder zurück und bleibt dort stehen,<br />

wo die Speicherelektronik vorher die<br />

beste Bildübereinstimmung auf bei<br />

den Detektoren festgestellt hat. In<br />

Abhängigkeit der Spiegelstellung<br />

steuert der Stellmotor die Objektiv<br />

einstellung.<br />

19.6.2.3. Festkörper,<br />

triangulation<br />

Auch ein Festkörpertriangulations<br />

system von Canon arbeitet nach dem<br />

Prinzip des Telemeters. Allerdings<br />

stehen hier beide Spiegel fest. Dafür<br />

errechnet die Elektronik auf Grund<br />

des Abstandes von Haupt- und Refe<br />

renzbild auf einem speziellen licht<br />

empfindlichen Gitter (CCD-Gitter)<br />

blitzschnell die Aufnahmeentfernung<br />

und gibt diese Information an den Obektivsstellmotor<br />

weiter.<br />

Abbildung 505<br />

Festkörpertriangulation<br />

dem CCO-Gitler<br />

Entfernungseinstellung für mehrere<br />

Objektivbrennweiten einwandfrei<br />

funktionieren können.<br />

Die bisher vorgestellten Systeme<br />

messen auf elektronischem Weg die<br />

Schärfe des Bildes, indem ein Teil der<br />

durch das Objektiv einfallenden<br />

Lichtstrahlen hinter dem - an dieser<br />

Stelle teildurchlässigen -Primärspie<br />

gel über einen Sekundärspiegel auf<br />

dem Kameraboden umgelenkt wird.<br />

Dort befindet sich ein lichtemp<br />

findlicher Sensor, der in der Lage ist,<br />

den Kontrast des Bildes zu messen.<br />

Da der Kontrast bei Scharfeinstellung<br />

Abbildung 506 Prinzip der TTL-<br />

Autofokusmethode<br />

, Mattscheibe<br />

19.6.3. TTL-Fokussysteme<br />

Auf eine andere Art müssen Autofo<br />

kussysteme bei Spiegelreflexkame<br />

ras arbeiten, denn hier muss die<br />

81


PHOD<br />

KOLLEGIUM 66 LEKTION<br />

Abbildung 507 Prinzip der Phasendetektion<br />

Datenausgabe<br />

Sensor-<br />

derte Stromstärke. Ein empfindliches<br />

Amperemeter kann dann in Licht<br />

werten geeicht werden und zeigt da<br />

durch direkte Belichtungshinweise<br />

Scharfeingestellt<br />

Schärfepunkt zu weit vorn<br />

Schärfepunkt zu weit hinten<br />

am grössten ist, lässt sich mit dieser<br />

Methode die Schärfe mit recht grosser<br />

Präzision einstellen.<br />

Die Prinzipien, nach denen der Kon<br />

trast gemessen wird, sind je nach<br />

Hersteller unterschiedlich.<br />

Alle modernen Methoden arbeiten<br />

jedoch nach dem Prinzip der Phasen<br />

detektion. Dabei bilden unter dem Se<br />

kundärspiegel angebrachte Zwil<br />

lingslinsen zwei Teilbilder des Auto<br />

fokus-Zielfeldes im Sucher auf einem<br />

Halbleiter-Bildwandler ab, der z.B.<br />

aus 128 oder mehr einzelnen Elemen<br />

ten besteht. Den integrierten CCD-<br />

Halbleiter kann man sich dabei ähn<br />

lich vorstellen wie den bildempfan<br />

genden CCD-Chip einer Video-Ka<br />

mera.<br />

Je nach Schärfenlage ist der Abstand<br />

zwischen den beiden auf den Chip<br />

projizierten Teilbildern verschieden.<br />

Ob er richtig ist und damit das Bild<br />

scharf, erkennt der Autofokus-Pro<br />

zessor durch den Vergleich eines ein<br />

programmierten Signals mit demjeni<br />

gen, das vom Bildhalbleiter kommt.<br />

Stimmen die Signale nicht überein, er<br />

rechnet der Zentral-Computer inner-<br />

J<br />

JL<br />

'K/h<br />

lwl<br />

Geringerer Abstand der<br />

beiden<br />

Referenzbildabstand für scharfeingestelltes<br />

Motiv<br />

(immer gleichbleibend)<br />

gegenüber<br />

Vergleichsbilder<br />

korrekter<br />

Scharfeinstellung<br />

Größere Abstand der<br />

beiden Vergleichsbilder<br />

gegenüber korrekter<br />

Scharfeinstellung<br />

halb von Millisekunden den erforder<br />

lichen Fokussierweg für die richtige<br />

Scharfeinstellung und steuert mit di<br />

gitalen Impulsen den Fokussiermotor.<br />

Unterschiede zwischen den ver<br />

schiedenen Herstellern sind in unter<br />

schiedlichen CCD-Elementen zu fin<br />

den und insbesondere in der Art der<br />

Signalübertragung und Verstärkung.<br />

Gelesen werden die Signale der ein<br />

zelnen CCD-Elemente seriell (ent<br />

weder durch Schaltung oder durch<br />

Ladungsübertragung) und vorherige<br />

oder nachträgliche Verstärkung.<br />

20. Belichtui ingsmessung<br />

Lichtempfindliche<br />

Zellen<br />

Elektrische Belichtungsmesser kön<br />

nen unterschiedliche Arten von<br />

Messzellen eingebaut haben. Die<br />

wichtigsten sind in Abbildung 508<br />

aufgeführt. Alle haben gemeinsam,<br />

dass sie durch Lichteinwirkung in<br />

irgendeiner Art ihre elektrischen<br />

Eigenschaften verändern. Gemessen<br />

wird schliesslich die durch die Licht<br />

einwirkung entstandene oder verän<br />

I<br />

an.<br />

20.1.1. Photoelement<br />

(Photozelle)<br />

Eine frühe Photozelle stellt die fast<br />

ausnahmslos in alten Belichtungs<br />

messern verwendete Selenzelle dar.<br />

Der verwendete frühe Halbleiterbau<br />

stein bestand aus dünnster Gold<br />

oder Platinfolie in engem Kontakt mit<br />

einer aufgedampften Selenschicht.<br />

Das Metall hat dabei die Funktion<br />

eines n-leitenden Materials. Selen da<br />

gegen ist p-leitend.<br />

Treten Photonen auf die dünne Gold<br />

folie auf, schlagen sie Valenz elektronen<br />

der Goldatome mit Wucht in die<br />

Selenschicht, wo sie nur in eine fol<br />

gende Eisenschicht geleitet werden<br />

können.<br />

Verbindet man diese Eisenschicht<br />

mit einem sehr empfindlichen Galva<br />

nometer, lässt der fliessende Elektro<br />

nenstrom einen Ausschlag im Mess<br />

gerät entstehen.<br />

Der entstehende Strom ist etwa<br />

50000mal schwächer als derjenige,<br />

der eine Taschenlampe zum Leuch<br />

ten bringt.<br />

Selen-Belichtungsmesser<br />

arbeiten<br />

ohne Batterie.<br />

Mit der Zeit ist die Goldfolie «durch<br />

schossen». Bei ständigem Gebrauch<br />

ist dies nach einer Zeitdauer von etwa<br />

10 Jahren der Fall. Dann muss die Zel<br />

le ersetzt werden.<br />

Abbildung 509 Prinzip der Selenzelle<br />

Gold (n-leitend)<br />

Selen (p-leitend)<br />

Eisen<br />

82


LEKTION<br />

PHOD<br />

67 KOLLEGIUM<br />

20.1.2. Photowiderstand<br />

Bestimmte Materialien, wie zum Bei<br />

spiel Cadmium-Sulfid (CdS) ändern<br />

ihren elektrischen Widerstand in<br />

Abhängigkeit der Lichteinstrahlung.<br />

In Dunkelheit ist der Widerstand sehr<br />

gross, bei zunehmender Beleuchtung<br />

nimmt er ab.<br />

Die Lichtempfindlichkeit eines CdS-<br />

Widerstandes ist rund 250mal höher<br />

als diejenige einer Selenzelle.<br />

Zum Betrieb in einem Belichtungs<br />

messer ist eine Batterie notwendig.<br />

Um den elektronischen Aufwand zur<br />

Stabilisierung der Betriebsspannung<br />

gering zu halten, verwendet man in<br />

der Regel eine Quecksüberoxyd-<br />

Knopfzelle, die über die gesamte Le<br />

bensdauer eine konstante Spannung<br />

abgibt.<br />

Abbildung 509<br />

Belichtungsmesser mit<br />

CdS-Zelle.<br />

Legt man den p-dotierten Bereich ei<br />

ner Diode an den Minuspol und den n-<br />

dotierten an den Pluspol einer Batte<br />

rie, fliesst kein Strom, denn die Diode<br />

ist in Sperr-Richtung betrieben.<br />

Bei der Silizium-Photodiode ist die<br />

Sperrwirkung aber lichtabhängig. Bei<br />

Lichteinfall wird die Sperrwirkung<br />

mehr oder weniger abgebaut, so dass<br />

sich die Photodiode ebenfalls als<br />

Messzelle in Belichtungsmessern<br />

eignet.<br />

Photodioden werden dabei mit Vor<br />

spannung in Sperr-Richtung betrie<br />

ben (ohne Vorspannung arbeiten sie<br />

in Durchlass-Richtung als Photoele<br />

ment).<br />

Abbildung 510<br />

Belichtungsmesser mit<br />

Photodiode<br />

20.1.4. Phototransistor<br />

Beim Phototransistor wirkt Licht auf<br />

die Basiszone wie ein Basisstrom, der<br />

die Basis-Emitter-Strecke und damit<br />

den Kollektorstrom ansteuert. Pho<br />

totransistoren sind empfindlicher als<br />

Photodioden, reagieren aber etwas<br />

träger auf Lichtstärkenänderungen.<br />

Phototransistoren sind vorwiegend in<br />

Blitzbelichtungsmessern eingebaut.<br />

Diese Geräte sind derart konstruiert,<br />

Abbildung 511<br />

Photo<br />

transistor<br />

Blitzbelichtungsmesser<br />

mit Phototransistor<br />

Eiektr.<br />

Schalter i<br />

Schaltwippe<br />

dS-Widerstände besitzen ein «Ge<br />

dächtnis», das heisst, nach Messung<br />

sehr heller oder sehr dunkler Gegen<br />

stände kann die folgende Messung<br />

ungenau sein.<br />

Ebenso ist die Widerstandswirkung<br />

merklich temperaturabhängig und<br />

die Ansprechgeschwindigkeit ge<br />

ring, und zudem weisen CdS-Widerstände<br />

eine gewisse Überempfind<br />

lichkeit auf langwellige Strahlung auf.<br />

"dS-Photowiderstände waren in den<br />

sechziger Jahren unseres Jahrhun<br />

derts in nahezu allen Belichtungs<br />

messeinrichtungen eingebaut.<br />

20.1.3. Photodiode<br />

Bei der Photodiode handelt es sich<br />

meistens um ein Silizium-Halbleiter-<br />

Bauelement mit der Wirkungsweise<br />

einer Diode.<br />

Die Silizium-Photodiode spricht<br />

schlagartig auf Lichtänderungen an<br />

und erzeugt eine über Transistoren<br />

verstärkte Stromstärkenänderung,<br />

die ein Milliamperemeter anzeigen<br />

kann.<br />

Als Stromquelle in derartigen Belich<br />

tungsmessern verwendet man heute<br />

meist einfache Chloridzellen, deren<br />

Spannung über eine elektronische<br />

Schaltung stabilisiert wird.<br />

Wird vor die Silizium-Photodiode ein<br />

bläulicher Interferenzfilter ange<br />

bracht, erreicht man eine Spektralmpfindlichkeit,<br />

die derjenigen des<br />

menschlichen Auges entspricht. Die<br />

Belichtungsmesser-Hersteller spre<br />

chen dann von einer SBC-Zelle (Sili<br />

con blue cell).<br />

Seit etwa 1975 sind praktisch alle Be<br />

lichtungsmesser mit Photodioden be<br />

stückt. Als Bauvariante finden auch<br />

GaUium-Arsenid-Photodioden<br />

wendung.<br />

Ver<br />

dass sie speziell auf kurze Lichtimpul<br />

se hoher Intensität reagieren, gleich<br />

zeitig aber auch Dauerlichtmessun<br />

gen innerhalb einer bestimmten «Tor<br />

zeit» mitmessen. Der Phototransistor<br />

bleibt nach dem Einschalten des<br />

Blitzbelichtungsmessers eine be<br />

stimmte Zeit lang messbereit.<br />

Während der eigentlichen Messzeit<br />

integrierten der mit Filtern farbkorrigierte<br />

Phototransistor und die spe<br />

zielle Integrierschaltung der Elektro<br />

nik sowohl Blitz- wie auch Umge<br />

bungslicht. Das Messresultat wird ei<br />

nige Zeit gespeichert und von einem<br />

Milliamperemeter angezeigt oder di<br />

rekt in Blendenwerte umgerechnet in<br />

inem Display digital dargestellt.<br />

Abwandlungen der Phototransistoren<br />

stellen der Photo-Feldeffekt-Transi<br />

stor und der sogenannte Photo-Dar<br />

lington dar.<br />

Der Feldeffekt-Transistor (FET) kann<br />

leistungslos gesteuert werden, das<br />

heisst, es braucht kein Eingangs<br />

strom mehr zu fliessen, es ist lediglich<br />

eine elektrische Ladung, eine Steuer<br />

spannung, notwendig. Beim Photo-<br />

83


PHOD<br />

KOLLEGIUM 67 LEKTION<br />

FET wird das Gate (entsprechend<br />

der Basis bei einem normalen Transi<br />

stor) lediglich durch die Lichteinwir<br />

kung beeinflusst.<br />

Als Photo-Darlington wird eine Kom<br />

bination aus einem Phototransistor mit<br />

iinem weiteren Transistorsystem,<br />

das direkt in Darlington-Schaltung<br />

verbunden ist, bezeichnet.<br />

20.1.5. Photo-Multiplier<br />

Unter einem Photo-Multiplier versteht<br />

man einen Sekundär-Elektronenvervielfacher.<br />

Es handelt sich dabei um<br />

eine komplizierte Anordnung, bei der<br />

durch Lichteinwirkung aus einer Pho<br />

tokathode Elektronen ausgelöst wer<br />

den, die durch elektromagnetische<br />

Felder beschleunigt und auf eine Sekundäremissionsfolie<br />

gelenkt wer<br />

den. Dort werden durch das Elektro<br />

nenbombardement weitere Elektro<br />

nen - und zwar in verstärktem Masse<br />

- herausgelöst. Beim Multiplier sind<br />

mehrere derartige Systeme hinterein<br />

ander geschaltet, so dass man eine<br />

Kaskadenverstärkung bis zum milliardenfachen<br />

Wert der Primärstrahlung<br />

erhalten kann. Photomultiplier sind in<br />

erster Linie zur Restlichtverstärkung<br />

eingesetzt, finden aber auch in der<br />

Messtechnik Anwendung.<br />

So sind Photomultiplier zum Beispiel<br />

in professionellen Farb-Analyzern<br />

eingebaut, denn in diesem Anwen<br />

dungsgebiet herrschen derart kleine<br />

Lichtintensitäten, dass mit üblichen<br />

photoelektrischen Messzellen keine<br />

genügende Messgenauigkeit er<br />

reicht werden kann.<br />

Photomultiplier sind relativ teuer und<br />

infolge der notwendigen Betriebs<br />

spannung meist nur stationär einsetz<br />

bar.<br />

20.1.6. Farbempfindlichkeit<br />

verschiedener<br />

Mess-Zellen<br />

Für Belichtungsmesszwecke lässt<br />

sich ein lichtempfindliches Bauteil na<br />

türlich nur verwenden, wenn seine<br />

Farbempfindlichkeit einigermassen<br />

mit der Spektralempfindlichkeit des<br />

Aufnahmematerials übereinstimmt.<br />

Mit Hilfe von Filtern lässt sich die<br />

Spektralempfindlichkeit der Mess<br />

84<br />

zellen beeinflussen. Es stellt sich<br />

aber sogleich die Frage, an welches<br />

photographische Material die Farb<br />

empfindlichkeit angepasst werden<br />

muss.<br />

Sinnvollerweise versucht man die<br />

farbliche Empfindlichkeit von Mess<br />

zellen an diejenige des menschli-<br />

:hen Auges anzupassen, denn bei<br />

der Sensibilierung von Filmmateria<br />

lien besteht ja ebenfalls diese Ten<br />

denz. Abbildung 512 zeigt die spek<br />

trale Empfindlichkeit der beiden für<br />

Belichtungsmesser heute noch am<br />

meisten verwendeten Mess-Zellen,<br />

:dS-Widerstand und mit blauem<br />

Interferenzfilter versehener Silizium-<br />

Photodiode (SBC) im Vergleich mit<br />

der Empfindlichkeit des menschli<br />

chen Auges (Augenkurve).<br />

Abbildung 512<br />

Farbempfindlichkeit<br />

üblicher Mess-Zellen<br />

20.2. Färb- und<br />

Verteilungs<br />

temperatur-Messer<br />

Zur Ermittlung einer bestimmten<br />

Färb- oder Verteilungstemperatur so<br />

wie der notwendigen Konversions<br />

oder Korrekturfilterung bei Farbauf<br />

nahmen sind solche Geräte heute mit<br />

drei Silizium-Photodioden ausgerü<br />

stet, die durch strenge Selektionsfil<br />

ter jeweils nur einen Spektraldrittel<br />

Blau, Grün und Rot messen.<br />

Beim Drücken der Messtaste messen<br />

diese Photodioden durch einen mi<br />

schenden Diffusor gleichzeitig das<br />

Blau/Rot- und das Grün/RoWerhältrüs.<br />

Das Gerät gibt die Verteilungs- oder<br />

Farbtemperatur in Kelvin an und zeigt<br />

gleichzeitig an, mit welchem Konver<br />

sions- oder/und Korrekturfilter für ei<br />

ne bestimmte Farbfilmsensibilisierung<br />

ein farbstichfreies Resultat er<br />

zielt wird.<br />

Solche nicht ganz billige eigentliche<br />

Farbtemperaturmesser können auch<br />

bei Mischspektren (z. B. bei Fluores-<br />

;enzröhren-Licht) die richtige Filte<br />

rung recht genau ermitteln.<br />

Einfache Geräte messen nur das<br />

Biau/Rof-Verhältnis und können da<br />

her nur für die Verteilungstempera<br />

turmessung von kontinuierlichen<br />

Spektren der Temperaturstrahler<br />

Verwendung finden.<br />

Alle Messgeräte dieser Art sind mit<br />

einem grossen Diffusor ausgestattet,<br />

der das einfallende Licht auf die<br />

Messzellen verteilt. Die Messung<br />

erfolgt ähnlich wie eine sogenannte<br />

Lichtmessung bei der Belichtungs<br />

messung.<br />

20.3. TTL-Messung<br />

Bei Spiegelreflex-Kameras erfolgt<br />

die Belichtungsmessung in der Regel<br />

durch das Aufnahmeobjektiv (durch<br />

die Linse, trough the lens, TTL). Die<br />

Messzelle befindet sich - je nach<br />

Bauart - entweder seitlich des Sucherokulars<br />

oder im Dachkantenpris<br />

ma. Bei einigen Systemen wird im<br />

Umlenkspiegel oder in der Feldlinse<br />

ein Teü des Sucherlichtes abge<br />

zweigt und speziell angeordneten<br />

Messzellen zugeführt.<br />

Von einer TTL-Messung spricht man<br />

auch bei Verwendung einer Mess-<br />

Sonde in der Bildebene einer Fach<br />

kamera, wie dies in optimaler Weise<br />

beim Gossen-PROFIselect TTL und<br />

beim SINAR digital sowie dem Boo<br />

ster von SINAR verwirklicht ist.<br />

20.4. Messmethoden<br />

20.4.1. Objekt-und<br />

Lichtmessung<br />

Die Belichtungsangabe (Zeit/Blen<br />

den-Kombination), die uns ein Be<br />

lichtungsmesser liefert, hängt von<br />

der Stärke des Lichteinfalls auf die<br />

Messzelle ab. Der Belichtungsmes<br />

ser interpretiert diesen so, dass die<br />

angezeigte Belichtung richtig ist für


PHOD<br />

KOLLEGIUM 67 LEKTION<br />

möglichst nah bei der Dichte 0.70<br />

liegt.<br />

Misst man am Objekt eine zu helle<br />

oder eine zu dunkle Stelle, entsteht<br />

zwar an diesem Ort auf dem Büd ein<br />

mittlerer Grauwert, die übrigen Hel<br />

ligkeitswerte aber werden entspre<br />

chend verschoben wiedergegeben.<br />

Das Resultat ist Unter- oder Überbe<br />

lichtung.<br />

Der nachfolgende kleine Lehrgang<br />

der selektiven Messmethodik soll<br />

zeigen, wie man die etwas schwieri<br />

gere, aber bedeutend genauere<br />

Messtechnik beherrschen lernt.<br />

20.4.3.2. I-Punkt-Messung<br />

auf Graukarte<br />

Die Messung einer beim Gegenstand<br />

aufgestellten Neutralgraukarte der<br />

Abbildung 515<br />

zur Winkelhalbierenden zwischen<br />

Aufnahmerichtung und Hauptlicht<br />

richtung plazieren. Leicht abkip<br />

pen, um Reflexe in Kamerarichtung<br />

zu vermeiden.<br />

Die Messung des reflektierten<br />

Lichtes erfolgt genau auf der<br />

Achse der Aufnahmerichtung.<br />

Bei gesamthaft sehr heUen Gegen<br />

ständen die angezeigte Belichtung<br />

um 1 Lichtwert verringern.<br />

• Bei gesamthaft sehr dunklen Ge<br />

genständen die angezeigte Belich<br />

tung um den obenerwähnten Wert<br />

erhöhen.<br />

- Ist der Gegenstand einseitig sehr<br />

hell oder sehr dunkel, eignet sich<br />

diese Messmethode nicht. In die<br />

sem Fall ist besser die Mehrpunkt-<br />

Messung anzuwenden.<br />

20.4.3.3. I-Punkt-Messung<br />

eines Ersatz<br />

Abbildung 516<br />

grauwertes<br />

20.4.3.4. I-Punkt-Messung<br />

auf hellste<br />

Bildstelle<br />

st am Gegenstand kein geeigneter<br />

rauwert auszumachen (z. B. Schnee-<br />

Abbildung 517<br />

Dichte 0.70 (Kodak-Graukarte) ergib<br />

auf einfachste Weise die richtige Be<br />

lichtung.<br />

Dabei ist allerdings folgendes zu<br />

beachten:<br />

- Graukarte möglichst nahe am Ge<br />

genstand plazieren.<br />

- Lichtreflexe auf der Graukarte in<br />

Richtung Kamera vermeiden.<br />

- Bei zweidimensionalen Gegen<br />

ständen (Reproduktion) die Grau<br />

karte parallel zum Gegenstand<br />

plazieren (am besten daraufle<br />

gen).<br />

- Bei dreidimensionalen Gegenstän<br />

den die Graukarte etwa senkrech<br />

Nicht immer ist es möglich, die Grau<br />

karte zu plazieren. In solchen Fällen<br />

sucht man sich am Gegenstand selbs<br />

eine Stelle mittlerer Helligkeit und<br />

misst diese.<br />

Zum Suchen einer mittleren Helligkeit<br />

schliesst man mit Vorteil ein Auge<br />

und kneift das andere etwas zu; da<br />

durch erkennt man die Tonwerte bes<br />

ser.<br />

Auch ein starkes Graufilter, wie es di<<br />

Filmschaffenden oft verwenden, lei<br />

stet hier gute Dienste.<br />

landschaften, Fernsichten, Strichvor<br />

lagen auf weissem Grund usw.) oder<br />

ist die Beleuchtung ausserordentlich<br />

schwach, misst man die hellste Ge<br />

genstandsstelle, die noch Zeichnung<br />

aufweisen soll (nicht die Spitzlich<br />

ter!), und zieht vom Ergebnis zwei<br />

Lichtwerte ab.<br />

Als Ersatzgegenstand lässt sich auch<br />

mit gleicher Belichtungskorrektur die<br />

weisse Seite der Kodak-Graukarte<br />

(Rückseite) verwenden. Die I-Punkt-<br />

Messung auf hellste Bildstelle eignet<br />

sich ebenfalls zur Nachprüfung einer<br />

Mittelwertmessung, wenn man bei<br />

dieser etwas unsicher war.<br />

Zwischen der selektiven Messung<br />

der grauen und der weissen Seite der<br />

Kodak-Graukarte sollte bei gleicher<br />

Beleuchtung ein Unterschied von 2V3<br />

Lichtwerten entstehen. Vorausge<br />

setzt allerdings ist eine noch unver<br />

schmutzte Graukarte.<br />

Es ist naheliegend, dass die I-Punkt<br />

Messung, da nur auf einer Messung<br />

beruhend, toleranzbehaftet ist und<br />

individueller Korrektur bedarf.<br />

Aus diesem Grunde wird bei schwie<br />

rigen Objekten oder Beleuchtungs<br />

verhältnissen vorzugsweise die<br />

Mehrpunktmessung angewendet.<br />

86


LEKTION<br />

PHÖD<br />

68 KOLLEGIUM<br />

20.4.3.5. Mehrpunkt<br />

Abbildung 518<br />

messung<br />

Abbildung 519<br />

Durch Befolgen dieser Empfehlung<br />

schützt man sich gegen eventuellen<br />

Verlust in der Lichterzeichnung (bei<br />

Dias) bzw. Schattenzeichnung (bei<br />

Negativen).<br />

Statt die entsprechende Korrektur<br />

nach der Belichtungsmessung vorzu<br />

nehmen, kann man natürlich auch die<br />

Empfindlichkeitseinstellung entspre<br />

chend korrigieren:<br />

- bei Negativen 2 ISO0 weniger;<br />

- bei Dias 1 ISO° mehr.<br />

Die I-Punkt-Messung ist naheliegen<br />

derweise etwas toleranzbehaftet. Im<br />

Zweifelsfall misst man mehrere als<br />

Mittelwert interpretierte Gegen<br />

standsstellen und verwendet als Basis<br />

zur Belichtungsbestimmung das Mit<br />

tel der jeweils angezeigten Licht<br />

werte.<br />

Dies erscheint zwar aufwendiger als<br />

die I-Punkt-Messung, doch beinhal<br />

tet diese Methode vor allem für<br />

Ungeübte eine weitaus höhere<br />

Sicherheit und damit Trefferquote.<br />

20.4.3.6. 2-Punkff-<br />

Kontrast-<br />

Messung<br />

Besitzt ein Gegenstand keine gut<br />

interpretierbaren Mittelwertstellen,<br />

dafür aber neben hellen auch dunkle<br />

Werte, lässt sich durch nacheinanderfolgende<br />

Messungen der hellsten<br />

und dunkelsten noch zeichnenden<br />

Stelle ein sehr präziser Belichtungs<br />

wert ermitteln. Es ist dabei wichtig, als<br />

Messstelle nicht ein Weiss der höch<br />

sten Spitzenlichter oder eine SchattensteUe,<br />

die völlig schwarz werden<br />

soll, zu verwenden. Als hellste Bild<br />

stelle soll eine gewählt werden, die<br />

noch ganz geringfügige Zeichnung<br />

aufweist, und als dunkelste eine sol<br />

che, die im fertigen Bild nicht gänzlich<br />

schwarz erscheinen soll.<br />

Bei jeder der beiden Messungen<br />

merkt man sich den angezeigten Be<br />

lichtungswert und verwendet zur Be<br />

lichtungsbestimmung das Mittel die<br />

ser beiden Angaben.<br />

Neben der richtigen Belichtung<br />

macht diese Messart auch Angaben<br />

über den herrschenden Kontrast oder<br />

Objektumfang.<br />

20.5« Interpretation<br />

der Messresultate<br />

Jeder Aufnahmegegenstand setzt<br />

sich aus verschiedenen Helligkeits<br />

werten zusammen. Die Aufgabe des<br />

Photographen ist es, diese Hellig<br />

keitswerte durch genaue Belichtung<br />

möglichst exakt in die richtigen Ton<br />

werte des Bildes umzusetzen.<br />

Für die Bestimmung der richtigen Be<br />

lichtung gemäss der eigenen Bildvor<br />

stellung erbringt die beherrschte<br />

selektive Belichtungsmessung meist<br />

einfach und gut interpretierbare<br />

Werte.<br />

Für die Praxis gilt indessen folgen<br />

de Empfehlung:<br />

-Negative (färb und s/w) sollten<br />

grundsätzlich % Belichtungswert<br />

stufen reichlicher;<br />

-Dias und Direktpositive dagegen<br />

1/3 Belichtungswert knapper belich<br />

tet werden.<br />

Übungsaufgaben<br />

Sofern Sie im Besitze eines für die<br />

selektive Messung geeigneten Be<br />

lichtungsmessers sind, sollten Sie ein<br />

mal folgende Aufgaben auf Farbdia<br />

material lösen. Diesem Lehrgang bei<br />

geheftet erhalten Sie so eigene Bei<br />

spiele, die Ihnen Vor- und Nachteile<br />

der verschiedenen Messmethoden<br />

deutlich vorführen.<br />

1. Aufgabe: I-Punkt-Messung<br />

auf Graukarte<br />

A<br />

Arrangieren Sie ein Motiv mit unter<br />

schiedlichen Helligkeitswerten. Pla<br />

zieren Sie die Graukarte richtig, wie<br />

im Einführungstext beschrieben. Se<br />

lektive Belichtungsmessung auf die<br />

Graukarte und direkte Übernahme<br />

des Messwertes für die Belichtung.<br />

Arrangieren Sie ein ähnliches Motiv<br />

wie in Aufgabe A, aber verwenden<br />

Sie nur helle Gegenstände.<br />

Selektive Belichtungsmessung auf<br />

die Graukarte. Belichtung um 1 Be<br />

lichtungswert verringern.<br />

Arrangieren Sie ein ähnliches Motiv<br />

wie in Aufgabe A, aber verwenden<br />

Sie nur dunkle Gegenstände.<br />

Selektive Belichtungsmessung auf<br />

die Graukarte. Belichtung um 1 Be<br />

lichtungswert erhöhen.<br />

Die angegebenen Korrekturen bei<br />

Aufgabe B und C gelten natürlich<br />

nicht für bewusste High-key-(Bildstimmung<br />

hell in hell) oder Low-key-<br />

87


PHOD<br />

KOLLEGIUM 68 LEKTION<br />

(Bildstimmung dunkel in dunkel)<br />

Wiedergaben bei Belichtung auf<br />

Direktpositivmaterialien (Dias oder<br />

Sofortbildmaterial).<br />

2. Aufgabe: 1 -Punkt-Messung<br />

eines mittleren<br />

Grauwertes<br />

Wählen Sie ein entsprechendes Mo<br />

tiv. Suchen Sie am Objekt eine Stelle<br />

mittlerer Helligkeit und messen Sie<br />

diese.<br />

3. Aufgabe:I-Punkt-Messung<br />

auf hellste Bild<br />

stelle<br />

Wählen Sie ein Motiv, das keine<br />

brauchbaren mittleren Helligkeits<br />

stellen aufweist. Suchen Sie die hell<br />

ste Gegenstandsstelle, die noch<br />

Zeichnung aufweisen soll (keine<br />

Spitzlichter), und nehmen Sie an die<br />

ser Stelle eine selektive Messung vor.<br />

Ziehen Sie vom Messergebnis 2 Be<br />

lichtungswerte ab und belichten Sie<br />

nach der sich daraus ergebenden<br />

Zeit/Blenden-Kombination.<br />

4. Aufgabe: Mehrpunkt<br />

messung<br />

Wählen Sie ein Motiv mit vielen mitt<br />

leren Helligkeiten. Suchen Sie im<br />

Motiv mehrere Stellen, die als mittlere<br />

Helligkeit interpretiert werden kön<br />

nen. Messen Sie diese Stellen aus und<br />

verwenden Sie zur Belichtung den<br />

Mittelwert der erhaltenen Messwerte.<br />

5. Aufgabe: 2-Punkt-Kontrast-<br />

Messung<br />

Wählen Sie ein Motiv mit hellen und<br />

dunklen Objekten, das wenige oder<br />

nicht zur Messung geeignete mittlere<br />

Helligkeitswerte enthält.<br />

Nehmen Sie eine selektive Messung<br />

der hellsten und danach der dunkel<br />

sten Stelle, die noch Zeichnung auf<br />

weisen sollen, vor. Verwenden Sie zur<br />

Belichtungsbestimmung das Mittel<br />

beider Belichtungsangaben.<br />

Betrachten Sie in nächster Zeit Ihre<br />

Umgebung aus der Sicht des Mess<br />

technikers und überlegen Sie sich je<br />

weils, welche der selektiven Mess<br />

methoden sich für das soeben<br />

erblickte Motiv eignen würde. Sie<br />

88<br />

schaffen sich dadurch bald eine grosse<br />

Sicherheit im messtechnischen<br />

Beherrschen verschiedenster, auch<br />

:omplizierter Beleuchtungsverhält<br />

nisse.<br />

20.6. Objektumfang<br />

Aus den sensitometrischen Überle<br />

gungen zu Beginn dieses Lehrgan<br />

ges wissen wir, dass man unter Ob<br />

jektumfang das numerische Verhält<br />

nis der hellsten und dunkelsten Stelle<br />

eines Gegenstandes versteht.<br />

Mittels der 2-Punkt-Messung auf hell<br />

ste und dunkelste Gegenstandsstel<br />

le, die noch Zeichnung aufweist,<br />

erhält man nicht nur einen sehr ge<br />

nauen Belichtungswert, sondern<br />

gleichzeitig auch eine Angabe des<br />

Objektumfanges.<br />

Aus der Differenz lässt sich der herr<br />

schende Objektumfang ermitteln:<br />

Unter Objektumfang versteht man<br />

streng genommen das Helligkeitsver<br />

hältnis zwischen hellster und dunkel<br />

ster Stelle des diffus beleuchteten<br />

Aufnahmegegenstandes. Mit Hilfe<br />

der Beleuchtung lässt sich der Ob-<br />

dem Film zu messende Kontrastum<br />

fang weicht daher von diesen Tabel<br />

lenwerten ab. Die zu erwartenden<br />

realen Werte erhält man, indem man<br />

die Tabellenwerte mit dem durch-<br />

Belichtungswert-<br />

Differenx<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

8<br />

usw.<br />

Objekt-<br />

1:2<br />

1:4<br />

1:8<br />

1:16<br />

1:32<br />

1:64<br />

1:125<br />

1:250<br />

usw.<br />

jektumfang in gewissen Grenzen<br />

beeinflussen.<br />

Unter Kontrastumfang versteht man<br />

die Dichtedifferenz zwischen dunkel<br />

ster und hellster büdwirksamer Stelle<br />

auf dem fertig entwickelten Film. Der<br />

Kontrastumfang lässt sich mit Hilfe ei<br />

nes Densitometers auf dem Film mes<br />

sen.<br />

Der in der Tabelle angegebene resul<br />

tierende Kontrastumfang stimmt nur,<br />

wenn das Filmmaterial eine Grada-<br />

'tion von Gamma 1 aufweist. Negativ<br />

materialien verarbeitet man aber in<br />

der Regel zu einem Gamma von etwa<br />

0,65. Farbdias weisen eine Gradation<br />

von Gamma 1,5 auf. Der wirklich auf<br />

csumcreiiiicr iwnn<br />

(Dichtedifferenz auf<br />

0,30<br />

0,60<br />

0,90<br />

1,20<br />

1,50<br />

1,80<br />

2,10<br />

2,40<br />

usw.<br />

Film)<br />

schnittlichen Gamma des verwen<br />

deten Aufnahmematerials multipli<br />

ziert.<br />

20.7. Kontrast<br />

bewältigung<br />

Zählt man zu den Werten des Ob<br />

jektumfanges den Belichtungsspiel<br />

raum, den ein bestimmtes Aufnahme<br />

material noch aufweisen soll, dazu,<br />

so erhält man den gesamten Belichtungsumfang,<br />

den ein Aufnahme<br />

material verkraften kann.<br />

Der Belichtungsumfang beträgt je<br />

nach Aufnahmematerial etwa:


LEKTION<br />

- Schwarzweiss-Negativmaterial et<br />

wa 1:1000 (z. B. Objektumfang 1:64<br />

plus/minus Belichtungsspielraum<br />

von 2 Lichtwerten = totaler Belichtungsumfang<br />

1:1000);<br />

-Farbmaterial etwa 1:200 (z.B. Ob<br />

Abbildung 521<br />

Abbildung 522<br />

jektumfang 1:64 plus/minus Belich<br />

tungsspielraum von % Lichtwerten<br />

= totaler Belichtungsumfang 1:200).<br />

Ist der Objektumfang bei der Aufnah<br />

me grösser als 1:64, so verkleinert<br />

man zwangsläufig den Belichtungs<br />

pielraum bzw. vergrössert man die<br />

Ausschussquote an Fehlbelichtun<br />

PHOD<br />

68 KOLLEGIUM<br />

gen.<br />

Ähnlich wie Aufnahmematerialien, jedoch<br />

in weit engerem Bereich, unter<br />

liegt auch das Vergrösserungspapier<br />

einer Grenze der Wiedergabefähig<br />

keit. Der sogenannte Kopierumfang<br />

eines weichen Vergrösserungspapiers<br />

liegt maximal bei etwa 1:40. (Un<br />

Abbildung 523<br />

Abbildung 524<br />

Aufnahmesituation bei<br />

freistehenden Aufnahmen<br />

ter Kopierumfang versteht man bei<br />

Verarbeitungspapieren etwa dassel<br />

be wie unter Belichtungsumfang bei<br />

Aufnahmematerialien).<br />

Bei der Arbeit mit Sofortbildmateria<br />

lien sind die Grenzen der Wiederga<br />

befähigkeit des Aufsichtbildes be<br />

reits bei der Aufnahme (max. 1:32!) zu<br />

berücksichtigen!<br />

Was nützt es also, wenn unsere Auf<br />

nahme einen grösseren Kontrastum<br />

fang aufweist? Wir bringen diesen ja<br />

doch nicht «zu Papier» und verursa<br />

chen uns und anderen nur Schwierig<br />

keiten beim Belichten, Kopieren bzw.<br />

Vergrössern (Zeitaufwand, Aus<br />

schuss!).<br />

Die Druckverfahren vermögen im<br />

allgemeinen sogar nur geringere<br />

Kontrastumfänge wiederzugeben.<br />

In der Berufsphotographie ist es des<br />

halb üblich (und notwendig), den Ob<br />

jektumfang bei jeder Aufnahme zu<br />

kontrollieren. Durch genaue Kontrast<br />

steuerung erzielt man eine verbes<br />

serte Endqualität, weniger Missver<br />

ständnisse bei der Weiterverarbei<br />

tung sowie weniger Fehlresultate.<br />

Folgende Objektumfänge können in<br />

der Regel problemlos weiterverar<br />

beitet werden;<br />

- Schwarzweiss-Negativmaterial:<br />

bis 1:125;<br />

- Farbdias für Projektionszwecke:<br />

bis 1:64<br />

-Farbdias, die zum Direktpositiv<br />

oder zum Vierfarbendruck weiter<br />

verarbeitet werden: bis 1:32.<br />

Stellt man bei der Kontrastkontrolle<br />

einen zu grossen Objektumfang fest,<br />

muss mit Hilfe der Beleuchtung oder<br />

mittels Aufhellwänden (z. B. aus weissem<br />

Styropor, das garantiert keine<br />

optischen Aufheller enthält) mehr<br />

Licht auf die Schattenstellen ge<br />

bracht werden.<br />

Dazu stellt man zuerst mittels der 2-<br />

Punkt-Messung fest, um wie viele<br />

Blendenstufen die Aufhellung zu er<br />

folgen hat. Dann misst man noch ein<br />

mal die dunkelste Bildstelle und kon<br />

trolliert den Ausschlag des Mess<br />

werkzeigers, während man (oder ein<br />

Assistent) durch zusätzliches Licht<br />

oder durch Aufhellwände die Schat<br />

ten aufhellt.<br />

Dieser kontinuierliche Steuervorgang<br />

zum Erzielen des gewünschten Objektumfanges<br />

lässt sich nur bei<br />

Dauerlicht realisieren. Beim Einsatz<br />

einer Studioblitzanlage kontrolliert<br />

man auf dieselbe Art das proportional<br />

zur Blitzleistung geschaltete Einstell<br />

licht.<br />

Nach erfolgter Aufhellung ist die 2-<br />

Punkt-Messung zwecks genauer Belichtungsfindung<br />

zu wiederholen.<br />

89


PHOD<br />

KOLLEGIUM 68 LEKTION<br />

:n manchen Fällen ist es nicht mög<br />

lich, den geforderten Objektumfang<br />

zu erzielen (z. B. bei gewissen Aussenaufnahmen).<br />

Dann kann man<br />

durch Verschieben des gemessenen<br />

Belichtungswertes eine gewisse<br />

Anpassung erreichen wie folgende<br />

Zusammenstellung zeigt;<br />

-Dias: Vi bis 1 Lichtwert weniger<br />

belichten als gemessen und aus<br />

gleichen durch entsprechende<br />

Verlängerung der Erstentwick<br />

lungszeit (Spezialentwicklung im<br />

Professional-Labor);<br />

- Negative: 1-2 Lichtwerte mehr be<br />

lichten als gemessen und Aus<br />

gleich durch entsprechend kürzere<br />

Negativentwicklung.<br />

Infolge der Anpassungsfähigkeit des<br />

menschlichen Auges ist es uns in den<br />

seltensten Fällen möglich, herrschen<br />

de Objektumfänge zu schätzen. Es<br />

bleibt daher nichts anderes übrig, als<br />

bei jeder Aufnahme diesen Umfang<br />

messtechnisch zu ermitteln und ge<br />

gebenenfalls - womöglich - durch<br />

Aufhellung anzupassen.<br />

In der Sachphotographie kommt es<br />

recht häufig vor, dass ein G egenstand<br />

freigestellt vor völlig weissem oder<br />

völlig schwarzem Hintergrund darge<br />

stellt werden soll.<br />

Die 2-Punkt-Kontrastmessung eignet<br />

sich auch dazu. Denn durch be<br />

herrschte Messung kann man fest<br />

stellen, wann der Hintergrund hell ge<br />

nug ist, um gegenüber dem Gegen<br />

stand weiss zu erscheinen, ohne dass<br />

unnötiges Streulicht in Kauf genom<br />

men werden muss. Ebenso kann man<br />

durch Messung eines weit entfernten,<br />

unscharfen Hintergrundes feststel<br />

len, in welchen Tonwerten - im Ver<br />

gleich zu den Helligkeiten des Hauptobjekts<br />

- er auf dem fertigen Bild<br />

erscheinen wird.<br />

Soll der Hintergrund völlig weiss<br />

erscheinen, muss seine Helligkeit um<br />

1 Lichtwert heller sein als die hellste<br />

Stelle des Hauptobjekts. Stärkere<br />

Unterschiede führen zu einer Über<br />

strahlung durch Streulicht. Soll der<br />

Hintergrund gänzlich schwarz<br />

erscheinen, muss seine Helligkeit um<br />

1 Lichtwert geringer sein als die dun<br />

kelste Stelle des Hauptobjekts. Gegegebenenfalls<br />

muss durch «Abne-<br />

90<br />

gern» vermieden werden, dass Auf<br />

nahmelicht auf den Hintergrund fällt.<br />

(«Neger» sind in der Beleuchtungs<br />

technik schwarze Kartons.)<br />

Soll der Hintergrund in einem Ton<br />

wert erscheinen, der im Hauptobjekt<br />

jbenfalls vorkommt, lässt sich das<br />

durch eine vergleichende selektive<br />

Messung einfach und genau steuern.<br />

Die Aufnahmen der Abbildungen 521<br />

bis 523 sind durch Berücksichtigung<br />

dieser Vorschriften entstanden. Die<br />

Gegenstände sind dazu auf einer<br />

Glasplatte arrangiert und der Hinter<br />

grund in Form eines gewölbten Hin<br />

tergrundpapiers dahinter/ darunter<br />

angebracht. Diese Anordnung<br />

ermöglicht ein separates Ausleuch<br />

ten des Hauptobjekts und des Hinter<br />

grundes, so dass die Gegenstände<br />

völlig freistehend dargestellt werden.<br />

Zur Eliminierung einer möglicherwei<br />

se vorkommenden Spiegelung auf<br />

der Glasplatte kann ein Polarisations<br />

filter Verwendung finden.<br />

Bei Aufnahmen vor völlig weissem<br />

Hintergrund wird dieser häufig in<br />

Unkenntnis der Lage viel zu oft zu hell<br />

angestrahlt. Hier ist es ausserordentlich<br />

wichtig, die Helligkeit des Hinter<br />

grundes bewusst nur um 1 Lichtwert<br />

heller zu halten als die hellste Stelle<br />

des Aufnahmeobjekts. Wird diese<br />

Regel nicht eingehalten, entsteht zu<br />

viel Streulicht, was nicht nur zu einer<br />

Überstrahlung, sondern auch zu einer<br />

unschönen Verweisslichung der Far<br />

ben führen muss. Selbst bei Einhal<br />

tung der bewährten Formel sollte<br />

man all das Weiss des Hintergrundes<br />

das nicht mehr auf dem Bild erscheint<br />

sorgfältig mit schwarzem Karton<br />

abdecken. Die zusätzliche Arbeit<br />

muss man unbedingt im Interesse ei<br />

ner optimalen Aufnahme in Kauf neh<br />

men.<br />

2O.8. Streulicht<br />

Streulicht ist vagabundierendes<br />

Licht. Es entsteht durch Reflexe des<br />

Lichtes auf Körpern, Wasser und Luft.<br />

Selbstverständlich beeinflusst es die<br />

Abbildung. Streulicht reduziert den<br />

Bildkontrast vorwiegend durch Auf<br />

hellung der Schatten. Farben - vo:<br />

allem die satten - werden verweiss<br />

licht. In krassen Fällen von G egenlichi<br />

treten oft auch Blendenreflexe auf.<br />

Erfahrene Fachleute verwenden des<br />

halb für beste Tonwertwiedergabe<br />

einen hochwirksamen Gegenlichtund<br />

Streulichtschutz wie zum Bei<br />

spiel eine optimale Gegenlichtblen<br />

de oder - noch besser - ein einstell<br />

bares Kompendium. Je nach Aufnah<br />

mesituation und Form des Gegen<br />

standes lohnt es sich auch, die Kom<br />

pendiumöffnung mit Hilfe einer Kom<br />

pendiummaske abzudecken und<br />

dem Büdausschnitt anzupassen.<br />

Reflexe können zum Beispiel wie<br />

folgt entstehen:<br />

Im Objektiv: Sie werden durch die<br />

Antireflexbeläge der optischen Glä<br />

ser stark vermindert.<br />

Vor dem Objektiv: Zu ihrer Behebung<br />

dient die allgemein bekannte Gegen<br />

lichtblende, in ihrer wirksamsten<br />

Form als verstellbares Kompendium<br />

bekannt.<br />

Hinter dem Objektiv: Zu ihrer Vermei<br />

dung ist das Kameragehäuse<br />

schwarz matt lackiert und oft mit<br />

Lichtschikanen versehen.<br />

Zur Vermeidung von Kamera- und<br />

Stativreflexen im Gegenstand klebt<br />

man einfach einen grossen Abdeck<br />

karton auf die vordere Öffnung der<br />

Gegenlichtblende oder des Kompen<br />

diums. Der Karton deckt so alles ausser<br />

der Objektivfrontöffnung ab (der<br />

Öffnungsausschnitt muss natürlich<br />

ausgeschnitten sein). Man wählt je<br />

nachdem einen weissen Karton bei<br />

der Aufnahme von weissen Gegen<br />

ständen, schwarz für dunkle Gegen<br />

stände, grau für graue Gegenstände<br />

bzw. entsprechende Farben.<br />

Unerwünschte Reflexe entstehen<br />

auch gerne an Linsenfassungen, Fil<br />

terringen, Filtern, usw. Hier schafft<br />

wiederum das Kompendium Abhilfe.<br />

Auch schmutzige Objektive sind<br />

Streulichtträger.<br />

Während die Vermeidung von Refle<br />

xen vor allem ein Qualitätsmerkmal<br />

der guten Tonwertwiedergabe ist<br />

kann der bewusste Einbezug von<br />

Streulicht in der Bildkomposition bild<br />

gestalterisch reizvoll sein. Es kann so<br />

u.a. einHigh-key-artiger-Effekt erziel<br />

werden.


LEKTION<br />

PHOD<br />

69 KOLLEGIUM<br />

21. Lichtquellen<br />

Photographie bedeutet «Zeichnen<br />

mit Licht». Ebenso wichtig wie die Ka<br />

meratechnik oder beispielsweise die<br />

Kenntnis über photochemische Vor<br />

gänge sind grundlegende Kenntnis<br />

se über die in der Photographie ver<br />

wendeten künstlichen Lichtquellen.<br />

In unserem Lehrgang werden die<br />

wichtigsten Lichtquellen gestreift<br />

und in Beziehung zur praktischen<br />

Photographie gebracht.<br />

21.1- Glühlampen<br />

21.1.1. Prinzip<br />

Die Glühlampe stellt nach dem Licht<br />

bogen der Kohlenbogenlampe die<br />

früheste Art einer elektrisch betrie<br />

benen Lichtquelle dar. Generationen<br />

von Photographen haben sie als ein<br />

zige künstliche Lichtquelle gekannt.<br />

Als Leuchtkörper dient ein Wendel<br />

aus schwerschmelzbarem Material<br />

wie zum Beispiel Wolfram. Der Wen<br />

del wird von elektrischem Strom<br />

durchflössen und dadurch über dem<br />

Umweg von Wärme zum Glühen ge<br />

bracht. Um das Verbrennen des Wen<br />

deis zu verhindern, muss der Inhalt<br />

des Glaskolbens sauerstoffrei sein.<br />

Man erreicht dies durch Evakuieren<br />

und nachheriges Füllen mit einem<br />

Edelgas oder mit Stickstoff.<br />

Um schädliche Sauerstoffrückstände<br />

Abbildung 525<br />

Leuchtwendel<br />

Haltedraht<br />

Kolben<br />

Linse<br />

Elektrode<br />

Stab<br />

Einschmelzdraht<br />

Pumploch<br />

Tellerrohr<br />

Sockelleitung<br />

(Sicherung)<br />

Tellerrand<br />

Pumprohr<br />

Isolator<br />

Bodenkontakt<br />

Aufbau einer Glühlampe<br />

Hülse<br />

zu binden, wird ein sogenannter Getter<br />

aufgebracht. Es handelt sich da<br />

bei um aufgedampfte Alkalimetalle<br />

oder Thorium-Aluminium-Silberlegie<br />

rungen, die durch Adsorption, Lösung<br />

oder chemische Reaktion Luft und<br />

Wasserdampf-Rückstände binden. Je<br />

höher die Betriebstemperatur der<br />

Leuchtwendeis ist, um so sorgfältiger<br />

müssen die Glaskolben evakuiert<br />

und von Sauerstoffresten befreit wer<br />

den.<br />

Bei Glühlampen wird nur etwa 4-896<br />

der zugeführten Energie in Licht<br />

umgewandelt, der Rest wird als Wär<br />

me frei.<br />

21.1.2 Glühlampen-Typen<br />

Normale Haushalt-Glühlampen<br />

sind evakuiert oder Stickstoff gefüllt.<br />

Bei Kleinkolben verwendet man als<br />

Füllgas das Edelgas Krypton (Kryp<br />

ton-Lampen). Die Verteilungstempe<br />

ratur liegt bei etwa 2800 K. Die Brenn<br />

dauer liegt bei 1000 Stunden.<br />

Photolampen Typ B<br />

Diese Lampen, mit Leistungen von<br />

250, 500 und 1000 W brennen mit<br />

etwas Überspannung, so dass eine<br />

Verteilungstemperatur von 3200 K<br />

entsteht. Die Lampenkolben sind mit<br />

Stickstoff gefüllt, was man häufig<br />

auch an dem Typennamen erkennen<br />

kann (z. B. Nitraphot). Die Brenndauer<br />

liegt bei 50 bis 100 Stunden.<br />

Photolampen Typ S<br />

Vorwiegend für die Belange der<br />

Amateur-Filmtechnik wurden auch<br />

Glühlampen konstruiert, die eine Ver<br />

teilungstemperatur von 3400 K abge<br />

ben. Bezogen auf den Wendel, bren<br />

nen derartige Lampen mit starker<br />

Überspannung, was eine Edelgasfül<br />

lung notwendig macht. Die Brenn<br />

dauer liegt bei 2-15 Stunden. Photo<br />

lampen Typ S existieren auch mit ei<br />

nem blauen Überzug, der als Konver<br />

sionsfilter funktioniert und so die<br />

Abstrahlung von mittlerem Tageslicht<br />

mit 5500 K ermöglicht.<br />

Vergrösserungslampen<br />

^ergrösserungslampen sind Typ B -<br />

Lampen mit einer Verteilungstempeatur<br />

von 3200 K. Sie besitzen einen<br />

etwas flächigeren Wendel, und der<br />

Glaskolben ist stärker opalisiert als<br />

bei normalen Lampen. Auch ihre Le<br />

bensdauer beträgt - je nach Schalt<br />

häufigkeit - 50 bis 100 Stunden.<br />

Niederspannungslampen<br />

Niederspannungslampen für Be<br />

triebsspannungen von 6, 12 und 24 V<br />

werden fast ausschliesslich für Pro<br />

jektionszwecke verwendet. Ihr Auf<br />

bau entspricht in etwa demjenigen<br />

der Normalspannungslampen.<br />

21 • 1.3. Spektrale Zusam<br />

mensetzung<br />

Grob gesagt besteht Glühlampen<br />

licht aus etwa 1 Teil Blau, 2 Teilen Grün<br />

und 3 Teilen Rot. Als Temperaturstrah<br />

ler erzeugen Glühlampen völlig konti<br />

nuierliche Spektren, sie sind aus die<br />

sem Grund für farbphotographische<br />

Zwecke absolut brauchbar. Nicht<br />

übereinstimmende Verteilungstem<br />

peraturen können mit Hilfe von Kon<br />

versionsfiltern an die Sensibilisierung<br />

der Farbfilme angepasst werden.<br />

Leider stimmt die Verteilungstempe<br />

ratur einer Glühlampe nur, wenn sie<br />

Abbildung 526 Spektrale Zusammensetzung<br />

von Glühlicht.<br />

noch völlig neu ist. Denn trotz Verwen<br />

dung des schwerschmelzenden<br />

Wolframs als Wendelmaterial ver<br />

dampft bei den hohen Betriebstem<br />

peraturen von über 3000°C immer ein<br />

wenig des Wendelmaterials.<br />

Am kühleren Glaskolben schlägt sich<br />

dieses Metall während der Betriebs<br />

zeit als schwärzlicher Belag ab, und<br />

gleichzeitig wird der Wendel ständig<br />

dünner, wodurch der elektrische Wi<br />

derstand zunimmt.<br />

Aus diesen Gründen strahlt eine<br />

-lühlainpe mit zunehmender Be-<br />

91


PHOD<br />

KOLLEGIUM 69 LEKTION<br />

triebsdauer schwächer und in ihrer<br />

'arbverteüung rötlicher. Das heisst,<br />

die ursprüngliche Verteüungstemperatur<br />

von 3200 K einer Photolampe<br />

sinkt bis gegen 2600 K zusammen.<br />

Dieser unangenehme Effekt macht<br />

die Glühlampe in der Farbphotogra<br />

phie etwas unsicher, und Glühlicht-<br />

Photographen kommen nicht darum<br />

herum, zumindest mit einem Vertei<br />

lungstemperaturmesser öfters die<br />

Zusammensetzung des vorhandenen<br />

Kunstlichtes zu messen und den Blau<br />

verlust mit zunehmend stärkerer Kon<br />

versionsfilterung auszugleichen.<br />

21.2. Halogen-Lampen<br />

21.2.1 »Prinzip<br />

Diesbezüglich bedeutend günstiger<br />

verhalten sich sogenannte Halogen<br />

lampen. In diesen Typen ist zusätz<br />

lich zum Füll-Gas ein Halogen-Ele<br />

ment eingelagert (meist Jod-Quarz).<br />

Zwar verdampft auch hier das Wolf<br />

ram des Wendeis, doch verbinden<br />

sich die frei werdenden Wolframtei<br />

le mit dem vorhandenen Halogen<br />

element zu Wolframhalogenid, einer<br />

Verbindung, die am kühleren Glas<br />

kolben nicht kristallisieren kann.<br />

Die verbundenen Partikel gelangen<br />

dann wieder an den heissen Wen<br />

del, wo sie durch die immense Hit<br />

ze wieder zerlegt werden und sich<br />

das freigewordene Wolframpartikel<br />

erneut am Wendel anlagern kann.<br />

Durch diesen Halogenid-Kreislauf<br />

entsteht nicht nur keine Lampen<br />

schwärzung, auch der Wolfram<br />

wendel bleibt während der gesam<br />

ten Lebensdauer der Lampe unge<br />

fähr gleich dick. Halogenlampen<br />

strahlen deshalb während ihrer ge<br />

samten Betriebszeit einen praktisch<br />

gleichbleibenden Lichtstrom mit<br />

konstanter<br />

Verteilungstemperatur<br />

ab.<br />

Um den Kreislauf aufrechtzuerhal<br />

ten, ist eine relativ hohe Umge<br />

bungstemperatur notwendig. Dies<br />

ist dann gewährleistet, wenn die<br />

Lampe klein gehalten wird.<br />

Auch beim Ausschalten der Halo<br />

genlampe sollte die Hitze möglichst<br />

noch einen Moment lang anhalten,<br />

um den Halogenid-Kreislauf zu be<br />

schliessen. Es ist daher bei Halo<br />

92<br />

genlampen nicht angezeigt, nach<br />

dem Ausschalten durch einen Venti<br />

lator noch nachzukühlen. Wenn<br />

trotzdem einige Hersteller von Re<br />

flektoren, die mit Halogenlampen<br />

bestückt sind, die Ventilation so<br />

schalten, dass nach Ausschalten der<br />

_.ampe die Kühlung noch weiter<br />

läuft, so wird dies lediglich im In<br />

teresse der Leuchtenkühlung ge<br />

macht, dem Halogenid-Kreislauf ist<br />

diese Schaltung nicht förderlich.<br />

21.2.2. Halogenlampen-<br />

Typen<br />

Normalspannung 220 V<br />

Für den normalen Netzbetrieb exi<br />

stieren Halogenlampen in Röhren<br />

form, als Kolbenlampen oder als U-<br />

Form-Lampen. Bei den röhrenförmi<br />

gen Halogenlampen ist die Brennla<br />

ge normalerweise waagrecht. Je nach<br />

Ausführung leisten sie 500 bis 10000<br />

Watt und besitzen eine Lebensdauer<br />

von 100 bis 2000 Stunden. Die Vertei<br />

lungstemperatur liegt je nach Typ<br />

zwischen etwa 3000 bis 3400 K.<br />

Kolbenlampen sind einseitig gesokkelt<br />

und besitzen manchmal einen<br />

verstärkten Wendel. Die Brenndauer<br />

liegt in der Regel bei 15 Stunden, und<br />

die Verteilungstemperatur beträgt je<br />

nach Typ 3200 oder 3400 K. Für Klein<br />

scheinwerfer werden normalerweise<br />

Abbildung 527<br />

Ausführungsformen von<br />

Normalspannungs-Halogenlampen.<br />

einseitig gesockelte U-Form-Lampen<br />

erwendet.<br />

Niederspannungslampen<br />

Niederspannungslampen mit Vertei<br />

lungstemperaturen von 3200 bis 3400<br />

K sind einseitig gesockelt und finden<br />

meist Verwendung in Projektoren. Es<br />

gibt Typen mit Betriebsspannungen<br />

von 6 bis 24 Volt. Die Brenndauer liegt<br />

zwischen 25 und 100 Stunden.<br />

Eine Variante der Niederspannungs-<br />

Halogenlampe ist die sogenannte<br />

Kaltspiegellampe, bei der die eigent<br />

liche Lampe in einen parabolförmigen<br />

Hohlspiegel integriert ist. Der<br />

Spiegel hat die Eigenschaft, nur sicht<br />

bares Licht zu reflektieren, für die<br />

Wärmestrahlung aber durchlässig zu<br />

sein. Der dadurch hinter dem Spiegel<br />

entstehende Hitzestau kann durch ei<br />

nen Ventilator weggestossen wer<br />

den. Kaltspiegellampen finden Ein<br />

satz in Schmalfümprojektoren und in<br />

modernen Vergrösserungsgeräten.<br />

Abbildung 528<br />

Ausführungsformen von<br />

Niederspannungs-Halogenlampen.<br />

Halogenlampen sollten nach dem<br />

Ausschalten<br />

erschütterungsfrei<br />

abgekühlt werden, da sonst ihre Le<br />

bensdauer stark eingeschränkt ist.<br />

Leuchtgeräte mit Halogenlampen<br />

sind aus Sicherheitsgründen mit su<br />

perflinken Gerätesicherungen aus<br />

gerüstet. Beim Durchbrennen des<br />

Wendeis kann es nämlich vorkom


LEKTION<br />

men, dass Wendelbruchstücke Kurzschluss<br />

machen. Wenn dies ge<br />

schieht, kann die Lampe platzen und<br />

Glasstücke geschossartig versprü<br />

hen.<br />

21.3. Entladungslampen<br />

Im Gegensatz zu Glüh- und Halogen<br />

lampen - die als Temperaturstrahler<br />

mit völlig kontinuierlichem Spektrum<br />

wirken - ist die Lichtentstehung auch<br />

über das Prinzip der Gasentladung<br />

möglich. Man schickt dabei in einem<br />

Entladungskörper einen Strom von<br />

Elektronen von einer Elektrode zur<br />

andern. Die Elektronen prallen dabei<br />

auf Gasatome, deren Valenzelektronen<br />

dadurch kurzfristig ein höheres<br />

Energiniveau einnehmen und infolge<br />

ihrer Bewegung eine elektromagneti<br />

sche Strahlung provozieren.<br />

Je nach vorhandenem Gas, Gasge<br />

misch, Gasdruck und angelegter<br />

Spannung entsteht eine Strahlung be<br />

stimmter Wellenlänge, die immer dis<br />

kontinuierlichen Charakter aufweist.<br />

Für farbphotographische Zwecke<br />

sind nur bestimmte Entladungslam<br />

pen verwendbar.<br />

21.3.1. Quecksilber-<br />

Hochdruddampeit<br />

21.3.1.1. Quecksilber-<br />

Hochdruckstrahler<br />

ohne Leuchtstoff<br />

Quecksüber-Hochdruckstrahler sind<br />

Entladungslampen, die nicht primär<br />

für Beleuchtungszwecke gedacht<br />

sind. Die Lampen bestehen aus ei<br />

nem röhrenförmigen Quarzbrenner,<br />

in welchem zwischen zwei Elektro<br />

den eine Entladung in Quecksilber<br />

dampf stattfindet.<br />

Der Betrieb geschieht üblicherweise<br />

an Wechselspannung von 220 V mit<br />

vorgeschalteter Drosselspule. Die<br />

abgegebene Strahlung liegt im Be<br />

reich von Ultraviolett. Je nach Art des<br />

Kolbens kann der sichtbare Anteil<br />

von langwelligem UV absorbiert wer<br />

den.<br />

Diese sogenannten «Violettglasstrah<br />

ler» verwendet man in Wissenschaft<br />

und Unterhaltung (Disco) zur Anre<br />

gung von Fluoreszenzstoffen. Trifft<br />

nämlich UV-Strahlung auf irgendwo<br />

PHÖD<br />

69 KOLLEGIUM<br />

Abbildung 529<br />

Abbildung 530<br />

UN Netzspannung 220 V -<br />

D<br />

Drosselspule<br />

kondensator<br />

Ausführungsformen von<br />

Quecksilberdampflampen<br />

Schaltschema mit Drossel<br />

&<br />

vorhandenen Leuchtstoff, so leuchtet<br />

dieser im sichtbaren Bereich auf.<br />

21.3.1.2. Quecksilber-<br />

Hochdruckstrahler<br />

mit Leuchtstoff<br />

Diese Lampenausführung trägt auf<br />

der Innenseite des Glaskolbens eine<br />

ieuchtstoffschicht, die die UV-Strah<br />

lung in vorwiegend rotes Licht<br />

umwandelt. Die sichtbare Lichtzu<br />

sammensetzung besteht daher aus<br />

dem sichtbaren langwelligen UV und<br />

aus rötlicher Strahlung, was in der<br />

Summe für unser Auge eine weissli-<br />

:he Lichtfarbe ergibt.<br />

Abbildung 531<br />

Spektrale Zusammensetzung<br />

einer Quecksilber-Hoch<br />

drucklampe mit Leuchtstoff.<br />

Gewisse Typen sind zusätzlich innen<br />

verspiegelt.<br />

Das Licht eignet sich für nichtphotographische<br />

Beleuchtungszwecke wie<br />

Gebäudeanstrahlung oder zur Ver<br />

kehrsbeleuchtung.<br />

Je nach Zusammensetzung des<br />

Leuchtstoffes sind aber auch diskon<br />

tinuierliche Abstrahlungen im Be<br />

reich von Grün, Gelb und Rot möglich,<br />

wie das Spektrogramm in Abbildung<br />

531 es zeigt.<br />

21.3.1.3. Queclcsilber-<br />

MischlichHampei<br />

mit Leuchtstoff<br />

Ein dritter Typ von Quecksilberdampf-Hochdruckstrahlern<br />

besitzt ei<br />

nen mit Leuchtstoff beschlämmten<br />

Ellipsoidkolben, in dem ein Quecksil<br />

berdampf-Hochdruckbrenner und<br />

zusätzlich ein Wolframwendel einge<br />

setzt ist. Das entstehende Licht setzt<br />

sich zusammen aus der vom Queck<br />

silberdampf ausgehenden UV-Strah<br />

lung, dem Licht des Wolframwendeis<br />

und demjenigen des fluoreszieren<br />

den Leuchtstoffes. Durch die innige<br />

Mischung dieser verschiedenen<br />

Itrahlungsarten wird eine tageslicht<br />

ähnliche Lichtfarbe erreicht, die vi<br />

suell einen guten Farbeindruck ermit<br />

telt. Photographisch allerdings ist die<br />

ses Licht nur bedingt einsetzbar.<br />

Ein Vorschaltgerät ist bei diesen<br />

Lampen nicht notwendig. Sie können<br />

anstelle normaler Glühlampen einge<br />

setzt werden.<br />

Abbildung 532<br />

Spektrale Zusammensetzung<br />

der Mischlampe<br />

OSRAM HWL.<br />

Da der Lampentyp ähnliche Lichtigenschaften<br />

aufweist wie eine ein-<br />

'ache Fluoreszenzröhre, ist er heute<br />

caum mehr im Einsatz.<br />

93


PHOD<br />

KOLLEGIUM 69 LEKTION<br />

21.3.2. Natriumdampf<br />

lampen<br />

Natriumdampflampen sind Entla<br />

dungslampen, die im allgemeinen an<br />

Wechselspannung 220 V mit vorge<br />

schaltetem Streufeldtrafo und einem<br />

Glühstarter verwendet werden. Bei<br />

hoher Lichtausbeute strahlen Na<br />

triumdampflampen neben etwas UV<br />

das intensive Gelb der Natriumlinie<br />

nahe bei 590 nm aus.<br />

Sie eignen sich für Verkehrsbeleuch<br />

tungen und mit vorgeschaltetem<br />

Orangefilter als hervorragende Dun<br />

kelkammerlampen bei der Verarbei<br />

tung von schwarzweissen Vergrösserungspapieren.<br />

Abbildung 533<br />

Natrumdampflampe und<br />

Vorschaltschema.<br />

Abbildung 534 Spektrale Ausstrahlung der<br />

Natriumdampflampe.<br />

21.3.3. Xenon-Hochdruck<br />

lampen<br />

Xenon-Hochdrucklampen mit Kurz<br />

bogen werden mit Gleichstrom be<br />

trieben und eignen sich infolge des<br />

punktförmigen Lichtbogens hervor<br />

Abbildung 535<br />

94<br />

Xenon-Kurzbogenlampe.<br />

:agend für die Verwendung in opti<br />

schen Stahlengängen (Projektoren).<br />

Die einzelnen Spektrallinien von Xe<br />

non liegen derart nahe beieinander,<br />

dass man die Ausstrahlung als konti<br />

nuierlich bezeichnen kann. Im sicht<br />

baren Bereich entsteht ein Spektrum,<br />

das mittlerem Tageslicht sehr ähnlich<br />

ist.<br />

Abbildung 536<br />

—<br />

E<br />

A-<br />

Spektrale Zusammensetzung<br />

von Xenon-Licht<br />

T<br />

T1<br />

—;—<br />

V,<br />

\ •<br />

300 400 500 600 700 800 900 1000 1100 1200 1300 nm<br />

Die spektrale Energieverteilung<br />

bleibt während der gesamten Le<br />

bensdauer praktisch gleich und ist<br />

weitgehend unabhängig von Span<br />

nungsschwankungen des elektri<br />

schen Netzes. Zum Betrieb sind ein<br />

Stromversorgungsgerät (Gleichrich<br />

ter) und ein Zündgerät (Gasionisie<br />

rung) notwendig.<br />

Neben Kurzbogenlampen existieren<br />

Xenon-Langbogenlampen, die für<br />

den Betrieb mit Wechselspannung<br />

vorgesehen sind. Langbogenlampen<br />

finden häufig in Kopiergeräten für die<br />

Reprotechnik Einsatz sowie für allge<br />

meine Beleuchtungszwecke, wo<br />

grosse Leuchtdichten notwendig<br />

sind (z. B. Sportstadien, Flugplätze).<br />

Abbildung 537 Xenon-Lanbogenlampe<br />

21.3.4. Halogen-Metall-<br />

Primär für Farbfernsehzwecke wur<br />

den Halogen-Metalldampflampen (z. B<br />

OSRAM Metallogen HMI) entwikkelt.<br />

Es handelt sich um eine Kurzbo<br />

genröhre, die zusätzlich zu einem Me<br />

talldampfgemisch der Lanthaniden<br />

(Seltene Erden) Halogenide eingela<br />

gert hat.<br />

Das Entladungsgefäss besteht aus<br />

Quarzglas, in dem stabförmige Wolf<br />

ramelektroden eingelegt sind.<br />

Der Betrieb erfolgt an Wechselstrom<br />

über eine Drosselspule. Die Lichtaus-<br />

Abbildung 538<br />

Metallogenlampe<br />

beute ist hervorragend. So gibt eine<br />

Metallogenröhre mit 2500 Watt etwa<br />

gleichviel Licht ab wie eine konven<br />

tionelle Halogenlampe mit einer Lei<br />

stung von 10000 Watt.<br />

Das Spektrum ist absolut tageslicht<br />

ähnlich.<br />

Von Osram sind Typen erhältlich von<br />

575 bis 4000 Watt mit einem Licht<br />

strom von 49000 bis 410000 Lumen.<br />

Abbildung 539<br />

Metallogen HMI<br />

i<br />

r<br />

Tageslicht<br />

J<br />

•<br />

©<br />

jl-«—l.<br />

®<br />

700 nm 800<br />

Die Lebensdauer liegt bei rund 600<br />

Stunden.<br />

Der kurze Lichtbogen prädestiniert<br />

die Lampe für den Einsatz in Schein<br />

werfern. Es sind aber auch Einsätze in<br />

der Grossdiaprojektion, für Overheadprojektoren<br />

und Episkope be<br />

kannt.<br />

Wie alle Metalldampflampen benöti<br />

gen auch Metallogenlampen nach<br />

der Zündung eine gewisse Zeit, bis<br />

sie den stationären Betriebszustand<br />

erreicht haben. Die erneute Zündung<br />

der heissen Lampe ist erst einige Mi<br />

nuten nach dem Abschalten wieder<br />

möglich.<br />

Bei den leistungsstarken Lampen<br />

sind sehr schwere Drosselspulen not<br />

wendig.


LEKTION<br />

PHOD<br />

70 KOLLEGIUM<br />

21.3.5. Fluoreszenzröhren<br />

Die Fluoreszenz- oder Leuchtstoffröh<br />

re besteht aus einem rohrförmigen<br />

Glaskolben, der mit Quecksilber<br />

dampf gefüllt ist (Niederdruck). An<br />

beiden Enden sind gasdichte Sockel<br />

mit Anschlussstiften und - gegen das<br />

Rohrinnere gerichtet - Elektroden<br />

aus mehrfach gewendeltem Wolf<br />

ramdraht mit einer Emitterschicht<br />

angebracht. Um Schwärzungen an<br />

den Enden des Glasrohres zu vermei<br />

den, umgeben Metallringe die Elek<br />

troden.<br />

Bei der Zündung der Röhre fliessen<br />

Elektronen von einer Elektrode zur<br />

andern. Dabei treffen sie auf die im<br />

Entladungsrohr enthaltenen Quecksilberatome.<br />

Der Zusammenprall ist<br />

derart heftig, dass Elektronen, die<br />

den Atomkern umkreisen, aus ihrer<br />

Bahn geworfen werden. Durch die<br />

Anziehungskraft des Atomkerns fal<br />

len sie alsbald wieder in den Grund<br />

zustand zurück und geben die<br />

beim Zusammenprall aufgenommene<br />

Energie in Form einer elektromagne<br />

tischen Strahlung wieder ab.<br />

Der Hauptanteil der Strahlung ist<br />

kurzwellig und liegt im Bereich von<br />

unsichtbarem Ultraviolett. Nur ein ge<br />

ringer Anteil ist sichtbares Licht in<br />

Form einiger diskontinuierlicher<br />

Spektralbanden.<br />

Eine solche Röhre ist natürlich nur<br />

äusserst beschränkt einsetzbar, etwa<br />

- versehen mit einem Schwarzfilter -<br />

als UV-Röhre.<br />

Für Beleuchtungszwecke sind die<br />

Glasrohrinnenwandungen mit einem<br />

puderartigen Stoff versehen, der eine<br />

Fluoreszenz bewirkt. Dieser Fluores-<br />

Abbildung 540<br />

Spektrum Leuchtstoffröhre<br />

ohne Leuchtstoff<br />

zenzstoff leuchtet im sichtbaren Be<br />

reich auf, solange er durch die ultra<br />

violette Strahlung der Gasentladung<br />

angeregt wird.<br />

Je nach chemischer Zusammenset<br />

zung des Fluoreszenzstoffes ist die<br />

Erzeugung verschiedener Lichtfar<br />

ben mit sehr unterschiedlichen Farb<br />

temperaturen möglich.<br />

Das ausgestrahlte Spektrum ist ge<br />

mischt und besteht aus einzelnen dis<br />

kontinuierlichen Banden, die durch<br />

ein kontinuierliches Spektrum unter<br />

legt sind.<br />

Abbildung 541 Aufbau einer Fluoreszenz<br />

röhre (Abb. PHILIPS)<br />

Abbildung 542<br />

armweisse Röhre<br />

'ageslichtröhre<br />

Spektrale Energieverteilung<br />

typischer Fluoreszenzröhren<br />

21.3.5.1. Zündung<br />

Zum Zünden einer Fluoreszenzröhre<br />

müssen die Elektroden vorgeheiz<br />

werden. Zudem ist eine Zündspan<br />

nung notwendig, die höher liegt als<br />

die Netzspannung. Um dies zu erfül<br />

len, ist ein parallel zur Röhre geschal<br />

teter Starter notwendig. Es handel<br />

sich dabei um ein gasgefülltes Entla<br />

dungsröhrchen mit zwei aus Bimetall<br />

streifen bestehenden Elektroden<br />

Beim Einschalten des Netzstromes<br />

erzeugt die Spannung im Entladungsröhrchen<br />

eine Glimmentladung. Da<br />

bei entsteht eine gewisse Erwär<br />

mung, die die Bimetallstreifen<br />

krümmt, bis sich die beiden Elek<br />

troden kurzschliessen; die Glimment<br />

ladung wird dadurch unterbrochen.<br />

Im gleichen Moment beginnt der<br />

Strom über die Elektroden der Fluo<br />

reszenzröhre zu fliessen und erwärmt<br />

diese. Weil im Starter nunmehr keine<br />

Glimmentladung mehr stattfindet,<br />

kühlen sich die Starterelektroden ab,<br />

wodurch der Kurzschluss zwischen<br />

ihnen unterbrochen wird, was in Ver<br />

bindung mit einer zusätzlichen Dros<br />

selspule zu einem schlagartigen<br />

Spannungsanstieg an den Röhrenilektroden<br />

zur Folge hat. Diese Span<br />

nungsspitze bewirkt zusammen mit<br />

der Erwärmung der Elektroden die<br />

""■ündung der Fluoreszenzröhre.<br />

Der nunmehr zwischen den Röhren-<br />

Elektroden hin und her fliessende<br />

Elektronenstrom bombardiert aussenliegende<br />

Elektronen der Queck<br />

silberatome, die dadurch aus ihrer<br />

Bahn geworfen werden. Der Aufprall<br />

kann so heftig sein, dass viele der aus<br />

der Bahn geworfenen Elektronen<br />

nicht mehr auf ihre ursprüngliche<br />

Bahn zurückfinden. Sie stellen dann<br />

quasi freie Elektronen dar, die eben<br />

falls von Elektrode zu Elektrode<br />

schwingen und auf ihrem Weg<br />

weitere Quecksilberelektronen «be<br />

freien». Der Elektronenstrom würde<br />

sich dadurch lawinenartig vergrössern<br />

und damit der Strom unzulässig<br />

hohe Werte annehmen.<br />

Um diesen Effekt zu verhindern, muss<br />

in die Schaltung eine sogenannte<br />

Drosselspule eingefügt werden, die<br />

95


PHÖD<br />

KOLLEGIUM 70 LEKTION<br />

nur den für den Betrieb notwendigen<br />

Strom durchlässt und somit die Span<br />

nung zwischen den beiden Elektro<br />

den konstant begrenzt bleibt.<br />

21.3.5.2. Fluoreszenzröhren<br />

als Aufnahme<br />

lichtquelle<br />

Ein Blick auf die spektrale Energie<br />

verteilung einer Fluoreszenzröhre<br />

lässt neben einem kontinuierlichen<br />

Spektrum etliche Vorsprünge bei ein<br />

zelnen Wellenlängen oder Wellen<br />

längengruppen erkennen. Es ist ganz<br />

klar, dass Licht mit nicht vollständig<br />

kontinuierlichem Spektrum bestimm<br />

te Mängel aufweist. Farbbeurteilun<br />

gen können wir nämlich nur vorneh<br />

men, wenn im ausgesandten Licht<br />

alle Spektralfarben in ausreichen<br />

dem Masse vorhanden sind, einschliesslich<br />

derer, die an der Grenze<br />

des sichtbaren Bereichs liegen und<br />

für die unser Auge nur eine geringe<br />

Empfindlichkeit aufweist. Der Farb<br />

eindruck kann auch beim Photographieren<br />

nur dann richtig sein, wenn<br />

das verwendete Aufnahmelicht aus<br />

nahmslos alle Spektralanteile aussen<br />

det und dieses erst noch mit der Sensibilisierung<br />

des Filmmaterials über<br />

einstimmt. Das Licht einer Fluores<br />

zenzröhre ist ein Gemisch zwischen<br />

einzelnen diskontinuierlichen Spek<br />

tralbanden und einem unterlegten<br />

kontinuierlichen Spektrum.<br />

Je grösser der relative Anteil des kon<br />

tinuierlichen Spektrums im Vergleich<br />

zu den diskontinuierlichen Banden ist,<br />

um so besser eignet sich das Licht zur<br />

Beurteilung von Farbwerten und da<br />

mit auch zur Verwendung als Aufnah<br />

melicht innerhalb der Farbphotogra<br />

phie.<br />

Leider ist die Gesamthelligkeit von<br />

Röhren, bei denen die letztere Ten<br />

denz weitgehend erfüllt ist, bedeu<br />

tend kleiner als bei den anderen. Und<br />

so kommt es nicht von ungefähr,<br />

wenn in Fabrikhallen, wo es in erster<br />

Linie um Helligkeit geht und nicht um<br />

Farbqualität, weitgehend Röhrenty<br />

pen vertreten sind, die sich zum Photographieren<br />

nur schlecht eignen.<br />

Die Röhrenhersteller geben zwar in<br />

ihren Datenblättern Farbtemperaturen<br />

nach KELVIN an, was den Photogra-<br />

96<br />

phen verleiten könnte, in MIRED-<br />

Werte umzurechnen und zu ermitteln,<br />

welcher Konversionsfilter für eine<br />

farbneutrale Wiedergabe benötigt<br />

wird.<br />

Doch geht dies leider nicht. Bei Farb<br />

temperaturangaben von Mischspek<br />

tren handelt es sich lediglich um<br />

Angaben, die aussagen, welchem<br />

Farbeindruck das Röhrenlicht visuell<br />

entspricht. Zudem lässt sich Licht<br />

mit nichtkontinuierlichem Spektrum<br />

nicht oder nur rein zufällig mit rötli<br />

chen oder bläulichen Filtern ausglei<br />

chen.<br />

Die herkömmliche Art der Filterbe<br />

stimmung mit Hufe von Farbkorrek<br />

turfiltern (CC-Füter) beruht auf visuel<br />

ler Anpassung auf Grund eines ohne<br />

Filter hergestellten Farbdias. Man<br />

Abbildung 543 Filterangaben (Kodak CC-Filt er)<br />

Hersteller<br />

DURO-TEST<br />

OSRAM<br />

PHILIPS<br />

SYLVANIA<br />

Typ<br />

BTC<br />

L39<br />

L30<br />

L32<br />

L25<br />

L20<br />

L22<br />

L36<br />

L 10<br />

Lllln<br />

L21 In<br />

TL27<br />

TL29<br />

TL32<br />

TL25<br />

TL33<br />

TL34<br />

TL37<br />

TL47<br />

TL55<br />

TL57<br />

TL83<br />

TL84<br />

TL-H86<br />

FWW<br />

FWWX<br />

FW<br />

FUW<br />

FCW<br />

FCWX<br />

Lichtfarbe<br />

True-Lite<br />

Interna<br />

Warmton<br />

Warmton de Luxe<br />

Universalweiss<br />

Hellweiss<br />

Weiss de Luxe<br />

geht dabei wie folgt vor: Machen Sie<br />

ohne die Verwendung eines Korrekturfüters<br />

beim entsprechenden Fluo<br />

reszenzlicht Testaufnahmen einer<br />

Grau- und Farbtafel auf Farbdiaposi<br />

tiv-Material. Nach der Verarbeitung<br />

legt man das sicher farbstichige Dia<br />

auf ein gutes Leuchtpult und legt so<br />

lange CC-Filter in der Komplementär<br />

farbe des Farbstiches auf das Dia, bis<br />

der Stich weg ist. Für die Korrektur<br />

aufnahme werden die Filter aber nur<br />

in einer Dichte, die % der visuell<br />

ermittelten entspricht, eingesetzt.<br />

Dieses Prozedere funktioniert nahezu<br />

perfekt, sofern es sich um Fluores<br />

zenzröhren mit beachtlichem konti<br />

nuierlichem Spektralanteil handelt.<br />

Überwiegt der diskontinuierliche<br />

Anteil, kann es sein, dass der Färb<br />

Natura<br />

Tageslicht<br />

Lumilux-Tageslicht<br />

Lumilux-Weiss<br />

Confort de Luxe<br />

Warmweiss<br />

Warmweiss de Luxe<br />

Weiss Universal<br />

Weiss<br />

Weiss de Luxe<br />

Weiss brillant de Luxe<br />

Weiss 5000 K<br />

Tageslicht<br />

Tageslicht de Luxe<br />

Warmweiss de Luxe<br />

Weiss de Luxe<br />

Tageslicht de Luxe<br />

Warm-White<br />

Warm-White de Luxe<br />

White<br />

Universal-White<br />

Cool-White<br />

Cool-White de Luxe<br />

Filterung<br />

05M<br />

20C<br />

05M + 30B<br />

30Y<br />

05M+10B<br />

20M<br />

20C<br />

20Y+05G<br />

20R<br />

25M<br />

25M<br />

05C+10G<br />

20C+30B<br />

20Y<br />

15C+15B<br />

20M<br />

30C<br />

30C+10B<br />

30C<br />

05M<br />

00<br />

10M+20B<br />

30M+05B<br />

30M+10R<br />

20B<br />

10C+20B<br />

20M+10B<br />

15M<br />

15M<br />

05M+20C<br />

Filmtyp<br />

Day<br />

TypB<br />

Day<br />

TypB<br />

Day<br />

Day<br />

Day<br />

TypB<br />

Day<br />

Day<br />

Day<br />

TypB<br />

Day<br />

TypB<br />

Day<br />

Day<br />

Day<br />

Day<br />

Day<br />

Day<br />

Day<br />

Day<br />

Day<br />

Day<br />

Day<br />

Day<br />

Day<br />

Day<br />

Day<br />

Day


LEKTION<br />

stich nicht wegzubringen ist, ja es<br />

lässt sich manchmal sogar ein leich<br />

tes Kippen bemerken. In solchen Fäl<br />

len hilft nur eine Kompromissfilte<br />

rung, die unter den gegebenen<br />

Umständen zu einem einigermassen<br />

brauchbaren Dia führen kann.<br />

Die Tabelle in Abbildung 543 macht<br />

Angaben über die notwendige Filte<br />

rung beim Einsatz der gebräuchlich<br />

sten Röhrentypen. Die Filterbestim<br />

mung wurde allerdings mit fabrik<br />

neuen Röhren vorgenommen. Mit zu<br />

nehmender Betriebsdauer können -<br />

oft tolerierbare - Änderungen mög<br />

lich sein. Jedenfalls stellen diese<br />

Angaben einen vernünftigen Kompromiss<br />

dar, wenn es im Einzelfall ein<br />

mal nicht möglich sein sollte, Testauf<br />

nahmen zu machen.<br />

Echte Farbtemperaturmesser, z. B.<br />

der Colormeter II von Minolta, mes<br />

sen bei richtigem Einsatz das Blau-<br />

Rot-Gleichgewicht von Fluoreszenz<br />

licht und integrieren diesen Ver<br />

gleich mit einer Messung im Grün-Be<br />

reich. Das Gerät gibt eine Korrektur<br />

filterung an, die aus einem Konver<br />

sionsfilter, kombiniert mit einer CC-<br />

Filterung, besteht. Auch das ist ein<br />

recht akzeptabler Kompromiss, der in<br />

den meisten Fällen zu brauchbaren<br />

Farbdias führt.<br />

Fluoreszenzlampen werden während<br />

der ersten 10 Minuten nach der Zün<br />

dung ständig heller und verändern<br />

zudem die Farbe. Es ist daher unum<br />

gänglich, die Röhren mindestens 10<br />

Minuten vor der Aufnahme einzu<br />

schalten, und dies sowohl bei allfälli<br />

gen Testaufnahmen wie auch bei der<br />

späteren endgültigen Arbeit.<br />

Fluoreszenzlicht ist während jeder<br />

Wechselstromphase in bezug auf<br />

Helligkeit und Farbzusammenset<br />

zung starken Schwankungen unter<br />

worfen. Bei Belichtungszeiten kürzer<br />

als !/5o Sekunde wären die Resultate<br />

eines jeden einzelnen Bildes äusserst<br />

zufällig. Günstig erweisen sichBelichtungszeiten<br />

von Vao Sekunde oder<br />

länger.<br />

21.4. Elektronenblitz<br />

Unter einem Elektronenblitz versteht<br />

man die kurzfristige Lichtabstrahlung<br />

oner Gasentladungslampe. Um ein<br />

PHOD<br />

70 KOLLEGIUM<br />

Spektrum zu erhalten, das möglichst<br />

nah an reines Tageslicht heranreicht,<br />

verwendet man Blitzröhren, die mit<br />

dem Edelgas Xenon gefüllt sind.<br />

Zwar entsteht dadurch auch ein<br />

Linienspektrum, doch sind die einzel<br />

nen Linien derart nah beieinander,<br />

dass der Eindruck eines kontinuierli<br />

chen Spektrums entsteht.<br />

In die stab-, ring- oder wendelförmige<br />

Blitzröhre aus Quarzglas sind an bei<br />

den Enden Elektroden aus Wolfram<br />

oder Molybdän eingeschmolzen.<br />

Legt man an die beiden Elektroden<br />

die Anschlüsse eines Kondensators,<br />

dessen eine Seite einen Elektronenüberschuss,<br />

die andere einen Elek<br />

tronenmangel aufweist, kann sich die<br />

ser Spannungsunterschied nicht<br />

ausgleichen, da das Edelgas im<br />

Innern der Entladungsröhre elek<br />

trisch nicht leitend ist.<br />

Legt man aber an oder um die Röhre<br />

eine Zündelektrode in Form eines<br />

Drahtes und gibt man an diese Elek<br />

trode einen Hochspannungsimpuls<br />

von über 10 000 Volt, wird dadurch die<br />

Gasstrecke ionisiert und somit elek<br />

trisch kurzfristig leitend. Die La<br />

dungsdifferenz beider Seiten des<br />

angelegten Kondensators kann sich<br />

über das Xenon-Gas in der Röhre<br />

entladen.<br />

Währen dieser Entladung wird das<br />

Xenon in der Röhre angeregt und zur<br />

Lichtemission gezwungen. Das Licht<br />

entspricht in seiner Zusammenset<br />

zung der Farbtemperatur von mittle<br />

rem Tageslicht mit rund 5600 K. Da<br />

der Anteil von nahem UV noch relativ<br />

gross ist, versehen die meisten Blitz<br />

röhrenhersteller ihre Produkte mit ei<br />

nem golden schimmernden Filterbe<br />

lag, den sie dann «Goldvergütung»<br />

nennen. Weitentwickelte Studioblitz<br />

anlagen lösen das leidige UV-Prob<br />

lem allerdings eleganter auf elektro<br />

nisch gesteuertem Weg.<br />

21.4.1. Studioblitzanlagen<br />

Bei Studioblitzanlagen wird im soge<br />

nannten Generator der Netzstrom<br />

mittels Trenntrafo und Spannungsver<br />

doppelung bzw. einer direkten Kas<br />

kadenschaltung auf etwa 500 Volt um<br />

gewandelt, gleichgerichtet und einer<br />

ganzen Batterie parallel geschalteter<br />

Elektrolyt- oder Metallpapierkonden<br />

satoren zugeführt.<br />

Bei sogenannter Leistungsverände<br />

rung wird die Betriebsspannung an<br />

den Kondensatoren geändert.<br />

Die Blitzröhre ist in der Regel zusam<br />

men mit einem Zündkreis in einer<br />

Blitzlampe mit unterschiedlichen Re<br />

flektoren getrennt vom Generator<br />

untergebracht.<br />

Allzu kurze Blitzzeiten führen schnell<br />

zu Farbverschiebungen infolge des<br />

Ultrakurzzeiteneffektes. Bei Studioan<br />

lagen arbeitet man deshalb oft mit ei<br />

ner relativ geringen Betriebsspan<br />

nung, um optimale Leuchtzeiten zwi<br />

schen V125 und 1/2ooo S zu erhalten. Al<br />

lerdings muss man dabei beachten,<br />

dass beim Anschluss mehrerer<br />

Leuchten an daselbe Blitzaggregat<br />

die Blitzzeit entsprechend verkürzt<br />

wird.<br />

Die Ionisierung des Xenon-Gases in<br />

der Blitzröhre und damit die Blitzaus<br />

lösung erfolgt über einen Zündkreis,<br />

der vom Kamera-Synchrokontakt aus<br />

gesteuert wird.<br />

Abbildung 544 Prinzipschaltung einer<br />

Studioblitzanlage<br />

21.4.2. Tragbare Blitzgeräte<br />

Bei netzunabhängigen, tragbaren<br />

Elektronenblitzgeräten erfolgt die<br />

Stromaufbereitung von einer Gleich<br />

strombatterie aus.<br />

Der niedergespannte Gleichstrom<br />

wird über einen Transistorzerhacker<br />

in eine Wechselspannung hoher Fre<br />

quenz umgewandelt, die ihrerseits<br />

auf die notwendige Betriebsspan<br />

nung transformiert werden kann.<br />

Die meisten modernen Kleingeräte<br />

sind sogenannte «Computer-Blitzge<br />

räte». Bei solchen Geräten ist zwi<br />

schen Kondensator und Blitzröhre ein<br />

97


I<br />

PHÖ<br />

KOLLEGIUM 70 LEKTION<br />

Abbildung 545 Prinzipschaltung eines<br />

Kleinblitzgerätes<br />

Abbildung 546 Definition der Blitzleuchtdauer (t = 0,5, t = 0,1)<br />

Intensität<br />

6V<br />

Thyristor als Schalter eingesetzt.<br />

Unmittelbar nach der Blitzauslösung<br />

misst ein Sensor die vom Objekt re<br />

flektierte Strahlung und löscht beim<br />

Erreichen der vorgegebenen Grenze<br />

den Thyristor.<br />

Die Blitzstrahlung hört damit auf, und<br />

die restliche, nicht verbrauchte Ener<br />

gie verbleibt im Kondensator.<br />

21.4.3. Blitzdauer<br />

Bei der Definition der Blitzdauer un<br />

terscheidet man zwischen effektiver<br />

Blitzdauer t 0,5 und totaler Blitzdauer<br />

t 0,1. Einzelheiten können der Abbil<br />

dung 546 entnommen werden.<br />

21.4.4. Blitzleistung<br />

Die Leistung (streng genommen ist<br />

es die Arbeit, doch im photographi<br />

schen Jargon heisst es eben «Lei<br />

stung», da ist nichts daran zu rütteln)<br />

eines Blitzgerätes wird normalerwei<br />

se mit dem elektrischen Wert der<br />

Arbeit Wattsekunde (Ws) oder<br />

(kaum üblich) mit der neueren Einheit<br />

Joule (J) angegeben.<br />

Allerdings handelt es sich dabei le<br />

diglich um die elektrische Arbeit, die<br />

noch nicht unbedingt etwas über die<br />

abgestrahlte Lichtmenge aussagt.<br />

U2-C<br />

Ws =<br />

U = Kondensatorspannung in kV<br />

C = Kapazität der Kondensatoren in F<br />

Bei gleichem Gerätehersteller kann<br />

man mit grösster Wahrscheinlichkeit<br />

annehmen, dass ein Gerät mit der Lei<br />

stung von 1500 Ws einen doppelt so<br />

grossen Lichtstrom abgibt wie ein<br />

Gerät mit 750 Ws (entspricht bei<br />

98<br />

Definition der Blitzleuchtdauer<br />

sonst gleichen Voraussetzungen 1<br />

Blendenstufe).<br />

Handelt es sich aber um verschiede<br />

ne Hersteller, lässt sich die Licht<br />

stromleistung nicht direkt an der<br />

angegebenen elektrischen Arbeit<br />

erkennen.<br />

21.4.5. Leitzahlen<br />

Leitzahlen sind ein Hilfsmittel zur Be<br />

stimmung der notwendigen Arbeits<br />

blende beim Einsatz tragbarer Elek<br />

tronenblitzgeräte ohne Thyristor-<br />

Schaltung. Sie sind vom Geräteher<br />

steller für verschiedene Filmemp<br />

findlichkeiten angegeben. Allerdings<br />

handelt es sich nur um Richtwerte, die<br />

abhängig sind von der Reflexionsfä<br />

higkeit des Aufnahmeraumes und zu<br />

dem im Blitznahbereich sehr unzuver<br />

lässig werden.<br />

Folgende kleine Formelsammlung<br />

genügt für die Praxis:<br />

Bestimmung der Arbeitsblende k:<br />

Leitzahl<br />

k =<br />

Blitzdistanz in m<br />

Bestimmung der Blitzentfernung:<br />

Leitzahl<br />

m =<br />

Arbeitsblende<br />

Bestimmung der neuen Leitzahl bei<br />

Änderung der Filmempfindlichkeit:<br />

doppelte Filmempf. = Leitzahl • t/2"<br />

Leitzahl<br />

halbe Filmempf. = —-j=—<br />

Bestimmung der Gesamtleitzahl<br />

beim Einsatz mehrerer Blitz gerate:<br />

Gesamtleitzahl =<br />

Bestimmung der Anzahl<br />

Blitzauslösungen bei Mehrfachblitzen:<br />

/Blitzdistanz (m) • Arbeitsblende kV<br />

V<br />

Leitzahl<br />

21.5. Blitzpulver<br />

Wenn wir innerhalb dieses Lehrgan<br />

ges noch von Blitzpulver sprechen,<br />

dann nur der Vollständigkeit halber.<br />

Blitzpulver erfreut sich zum Beispiel<br />

bei der Verkehrspolizei noch grosser<br />

Beliebtheit, gibt es doch zum Ausleuch<br />

ten grossräumiger Szenerien bis jetzt<br />

kaum eine bessere Beleuchtungsart.<br />

Blitzpulver ist allerdings nicht mehr zu<br />

kaufen, man muss es im Bedarfsfalle<br />

(unter grösster Vorsicht) selbst zu<br />

sammenmischen. Es handelt sich da<br />

bei grundsätzlich um das schnelle<br />

Verbrennen von gewissen Metallen<br />

wie Magnesium oder Aluminium<br />

unter extremer Sauerstoffzufuhr. Zum<br />

Zünden eignet sich ein Magnesiumbändchen,<br />

das in die - in offener<br />

Schale angeschüttete - Chemika<br />

lienmischung gesteckt und angezün<br />

det wird. Vorsicht: Blitzpulver nur<br />

unter grösster Vorsicht im Freien ver<br />

wenden, es herrscht extreme Brandund<br />

Hautverbrennungsgefahr.<br />

Folgende Mischungen sind denkbar:<br />

A: Aluminiumpulver (feinst gepul<br />

vert) zu gleichen Teilen mit Kaliumpermanganat<br />

(fein gepulvert) ver<br />

mischt.<br />

B: 4 Teile Magnesiumpulver mit 3<br />

Teilen Kaliumpermanganat (fein ge<br />

pulvert) vermischt.<br />

C: Gleiche Gewichtsteile Aluminium<br />

pulver und Kaliumperchlorat ge<br />

mischt.<br />

Die Mischungen A und B entwickeln<br />

beim Abbrennen ziemlich Rauch, und<br />

das entstehende Kaliumoxyd reizt<br />

zum Husten. Die Mischung C brennt<br />

ziemlich rauchlos ab.


LEKTION<br />

PHÖD<br />

71 KOLLEGIUM<br />

21.6. Kolbenblitze<br />

Das sogenannte «Blitzlämpchen» ist<br />

ein sauerstoffgefüllter Glaskolben,<br />

der eine schnellbrennende Füllung<br />

aus Magnesium-Aluminium-Wolle<br />

oder Zirkoniumdraht enthält.<br />

Abbildung 547<br />

Kolbenblitzlampe<br />

1 Sockel 2 Kolben<br />

3 Zuleitungsdrähte 4 Heizdraht<br />

5 2 Zündpastenpunkte 6 Metallfüllung<br />

7 Doppelte Lackschicht 8 Glasperle mit<br />

Indikatorpunkt<br />

Bei der normalen Lampenausführung<br />

wird durch Batteriestrom - in der<br />

Regel über einen kleinen Kondensa<br />

tor - ein Heizdraht zum Glühen ge<br />

bracht. Der glühende Draht entzündet<br />

eine Zündpaste, die sofort im Lampeninnern<br />

allseitig verschleudert<br />

wird und ihrerseits die Metallfüllung<br />

überall gleichzeitig zur Verbrennung<br />

bringt.<br />

Um bei der entstehenden enormen<br />

Hitze von rund 3800 K ein Platzen des<br />

Glaskolbens zu verhüten, ist der Kol<br />

benblitz mit einer doppelten, zähen<br />

Lackschicht versehen. Diese blauge<br />

färbte Lackschicht wirkt gleichzeitig<br />

als Konversionsfilter und gibt dem<br />

abgestrahlten Licht eine Verteilungs<br />

temperatur von 5500 K.<br />

Bis vor wenigen Jahren existierten<br />

noch Blitzlampen mit klarer Lack<br />

schicht. Die abgestrahlte Verteilungs<br />

temperatur betrug bei diesen Typen<br />

rund 3800 K. Diese Lampen waren<br />

vorwiegend für schwarzweisse Auf<br />

nahmearbeiten gedacht. Bei Farbauf<br />

nahmen musste man einen entspre<br />

chenden bläulichen Konversionsfilter<br />

vor oder hinter dem Aufnahmeobjek<br />

tiv verwenden.<br />

Bis Mitte der 70er Jahre wurden auch<br />

grosse Kolbenblitzlampen (PF 60 und<br />

PF 100) hergestellt, Lampen, die mit<br />

einem Edison-27-Fassungsgewinde<br />

versehen waren. Besonders die soge<br />

nannten «blauen» Blitzlampen (mit<br />

blauer Konversionslackschicht) wa<br />

ren in dieser Grosse bei vielen Indu<br />

striephotographen zu Ausleuchtung<br />

grosser Hallen sehr beliebt. Der Pho<br />

tograph konnte diese Lampentypen<br />

in übliche und vorhandene Lampen<br />

reflektoren schrauben und durch Se<br />

rieschaltung miteinander verbinden.<br />

Die Zündung erfolgte dann bei geöff<br />

netem Verschluss über ein spezielles<br />

Zündgerät (mit dem die Lampen auch<br />

auf Durchgang geprüft werden konn<br />

ten) oder direkt über einen Schützen<br />

mit Netzstrom. Um Belichtungsvarian<br />

ten vorzunehmen, hat man mehrere<br />

Kameras aufgestellt, die mit unter<br />

schiedlichen Blendenöffnungen not<br />

wendige Belichtungsvarianten bei<br />

nur einer Blitzauslösung gewährlei<br />

steten.<br />

Je nach Lampentyp beträgt die ei<br />

gentliche Blitzleuchtdauer bei einem<br />

Kolbenblitz V20 bis Vfco Sekunde. Die<br />

Synchronisierung mit der Kamera<br />

erfolgt über den X-Kontakt bei Belich<br />

tungszeiten von V30 Sekunde und län<br />

ger. Muss man infolge eines schnel<br />

len Bewegungsablaufes eine kürzere<br />

Verschlusszeit wählen, verwendet<br />

man den M-Kontakt, sofern dieser an<br />

der Kamera noch vorhanden ist. Bei<br />

M-Synchronisierung wird mit der Aus<br />

lösung zuerst das Lämpchen gezün<br />

det, und nach einer Verzögerungszeit<br />

von etwa Vbo Sekunde beginnt erst<br />

der Verschluss abzulaufen. Durch<br />

diese Synchronisierungsart erreicht<br />

man eine günstigere Ausnutzung der<br />

Blitzleuchtkurve. Ein Kolbenblitz näm<br />

lich leuchtet relativ langsam auf, wird<br />

immer heller und erlöscht dann wie<br />

der. Die gesamte Leuchtdauer liegt<br />

bei etwa V20 Sekunde. Nutzt man infol<br />

ge kurzer Verschlusszeit (V125, V250)<br />

schon nicht die gesamte Leuchtkurve<br />

aus, so ist es sinnvoll, die eigentliche<br />

Verschlussbelichtung in die Kurven<br />

spitzenwerte zu legen. Die M-Synchronisation<br />

hat allerdings heute<br />

kaum mehr Bedeutung, denn schnel<br />

le Bewegungsabläufe werden wohl<br />

ausnahmslos mit Hilfe von Elektronenblitzanlagen<br />

beleuchtet.<br />

Die Zündung aller Normal-Kolben<br />

blitzlampen erfolgt mit Hilfe einer Bat<br />

terie über einen Zündkondensator<br />

oder bei einigen Kameras piezoelek<br />

trisch.<br />

Für den Einsatz in Massenkameras -<br />

wo die Kolbenblitze noch ein wichti<br />

ges Einsatzgebiet bewältigen - exi<br />

stieren kleine Blitzlämpchen, die in<br />

Gruppen zusammengefasst sind und<br />

ein praktisches und sicheres Arbei<br />

ten gewährleisten: Blitzwürfel, Blitz<br />

bar usw. Seit 1970 existieren Blitzwür<br />

fel (X-Würfel), die ohne Batterie sel<br />

ber mit einer Schlagzündung verse<br />

hen sind. Für deren Einsatz muss die<br />

Kamera allerdings vorgesehen und<br />

entsprechend ausgerüstet sein. Der<br />

X-Würfel enthält für jedes Blitzlämp<br />

chen einen kleinen, gespannten<br />

Schlagbolzen, der bei der Auslösung<br />

von der Kamera durch ein mechani<br />

sches System gelöst wird. Der Schlag<br />

bolzen schlägt dabei kräftig auf den<br />

Blitzlampenanschluss, der als kleine<br />

Sprengkapsel ausgeführt ist. Bei der<br />

Schlagzündung versprüht die<br />

Sprengkapsel bzw. die angelagerte<br />

Zündpaste ihre glühenden Bestand<br />

teile im Lampeninnern und entzündet<br />

dadurch den Metallfüllstoff.<br />

Bei allen Lampentypen ist auf der<br />

Glaskolben-Innenseite ein Indikator<br />

farbpunkt aufgetragen, der normaler<br />

weise blau gefärbt ist. Sobald eine<br />

Kolbenblitzlampe undicht ist und da<br />

durch Luft einströmt, verfärbt sich der<br />

blaue Indikatorfarbstoff gegen rot<br />

oder rosa und zeigt dadurch eine<br />

unbrauchbare Lampe an. Lampen mit<br />

verfärbten Indikatoren sollte man<br />

nicht verwenden, da bei der Zündung<br />

eine gewisse Explosionsgefahr be<br />

steht und trotz Lackschutzschicht ge<br />

legentlich einmal Glassplitter frei<br />

werden können.<br />

99


PHÖD<br />

KOLLEGIUM 71 LEKTION<br />

22. Beleuchtungsgeräte<br />

Photographieren heisst bekanntlich<br />

^Zeichnen mit Licht». Das ist auch der<br />

Grund, weshalb wir uns im letzten Ka<br />

pitel recht ausführlich mit Lichtquel<br />

len beschäftigt haben. Lichtquellen<br />

als solche aber genügen noch nicht,<br />

sie benötigen vielmehr noch Fassun<br />

gen und Reflektoren, um das Licht<br />

zielbewusst zum Objekt zu bringen.<br />

Das vorliegende Kapitel befasst sich<br />

mit den wichtigsten, in der Photographie<br />

üblichen Beleuchtungsgeräten.<br />

22.1 • Die Universalleuchte<br />

Der Name verrät es, eine Universal<br />

leuchte soll universell eingesetzt wer<br />

den können. Diese Beleuchtungsge<br />

räte können unterschiedlich starke<br />

Uühlampen aufnehmen und das<br />

Licht nach Belieben breiter oder<br />

schmaler bündeln.<br />

Als Beispiel diene uns die Fachleuch<br />

Abbildung 548<br />

FOBA Universalleuchte F1000<br />

nettanschluss zum Ankuppeln an<br />

den Fassungsteü.<br />

Für den Transport mehrerer Leuchten<br />

lassen sich die Reflektoren vom<br />

Grundteil wegnehmen und platz<br />

sparend ineinander stapeln.<br />

Der Fassungsteü selber besitzt an ei<br />

nem Kugelgelenk einen Klemmhal<br />

ter, der die Befestigung nahezu über<br />

all erlaubt. Ein als Zubehör erhältli<br />

cher Handgriff macht es möglich, die<br />

nach langem Einsatz heiss geworde<br />

ne Leuchte ohne Gefahr zu verstellen.<br />

Streuschirmhalter in unterschiedlijhen<br />

Formaten zum Bespannen mit<br />

Kalkpapier komplettieren das Ange<br />

bot und unterstreichen den universel<br />

len Charakter dieser Leuchte.<br />

Die FOBA-Leuchte F 1000 kann übli<br />

che Photolampen mit E-27-Anschluss<br />

bis zur Stärke von 1000 Watt aufneh<br />

men.<br />

Diese Glühbirnen mit grosser mattier<br />

ter Oberfläche erzeugen eine diffus<br />

divergente direkte Strahlung. Das auf<br />

den Reflektor fallende Licht wird von<br />

diesem je nach Stellung des Fokus als<br />

breiteres oder schmäleres Bündel re<br />

flektiert. Ist die Lampe durch den<br />

Spindeltrieb ganz nach hinten ge<br />

te F 1000 von FOBA.<br />

Die Leuchte besitzt einen Fassungs<br />

teil, in dem die E-27-Lampenfassung<br />

auf einer Spindel befestigt ist. Ein<br />

Drehrad ermöglicht es, die Spindel<br />

nach vorn oder hinten zu verschieben<br />

und so den Fokus bezüglich des Re schoben, ist das Bündel recht schmal,<br />

flektors nach Wunsch einzustellen. die Lichtwirkung daher härter; befin<br />

Der parabolförmige Reflektor au det sich die Lampe in vorderster Stel<br />

Aluminium weist eine lichte Öffnung<br />

von 31 cm auf und besitzt einen Bajolung,<br />

ist die Strahlung breiter und da<br />

her weicher.<br />

Abbildung 549 Universalleuchte mit Weich<br />

strahl-Reflektor<br />

Wünscht man bei gleichem Leuch<br />

tenabstand eine noch grössere Flä<br />

che auszuleuchten, als dies bei vor<br />

derster Fokusstellung möglich ist,<br />

ersetzt man den Normalreflektor<br />

durch einen, dessen Austrittsöffnung<br />

50 cm beträgt. Dadurch ist neben ei<br />

nem breiteren Lichtkegel auch eine<br />

bedeutend weichere Strahlung zu<br />

erzeugen.<br />

22.2. Weichstrahler<br />

Als Hauptsonne bei Sach- oder Por<br />

trätaufnahmen möchte man häufig ein<br />

starkes, aber ungemein weiches<br />

Allgemeinlicht einsetzen. Geeignet<br />

dazu sind sogenannte Weichstrahler,<br />

das heisst grossflächige Reflektoren<br />

mit einem Durchmesser von über 60<br />

cm. Solche Leuchten können in der<br />

Regel Lampen bis zu 2500 Watt auf<br />

nehmen. Da sich der Lampenfokus<br />

ebenfalls verstellen lässt, ist die Brei<br />

te des Bündels variabel. Um mög<br />

lichst nur mit dem reflektierten Licht<br />

zu arbeiten, besitzen echte Weich<br />

strahler vor der Lampe eine Abdekkung.<br />

Zudem besteht die Möglichkeit,<br />

vor der Reflektoröffnung einen<br />

streuenden Cellonschirm zu befesti<br />

gen, der den weichen Charakter des<br />

Lichtes weiter diffundiert und das<br />

wunderschöne Licht eines leicht be<br />

deckten Himmels simuliert. Weich<br />

strahler, die auch sehr starke Lampen<br />

Abbildung 550<br />

Weichstrahler<br />

100


LEKTION<br />

PHOD<br />

71 KOLLEGIUM<br />

aufnehmen können, besitzen oft E-40<br />

Fassungen.<br />

Je nach eingesetzter Lampe ist der<br />

Leuchteffekt etwas unterschiedlich.<br />

Verwendet man beispielsweise statt<br />

einer Kolbenlampe eine röhrenförmi<br />

ge Halogenlampe in entsprechender<br />

Fassung, wird direktes Licht prak<br />

tisch völlig zurückgehalten. Durch die<br />

extremere Punktförmigkeit der Licht<br />

quelle erzielt man eine grössere Bild<br />

brillanz, ohne die Schattenbüdung<br />

merklich zu verändern.<br />

quelle werden dadurch in sich selber<br />

zurückreflektiert und gelangen zu<br />

sammen mit den direkt nach vorn<br />

strahlenden als divergentes Bündel<br />

Abbildung 552 Prinzip des Stufenlinsenscheinwerfers<br />

22.4. Universal<br />

kleinleuchten<br />

Zur Verwendung kleiner, einseitig gesockelter<br />

Halogenlampen sind vor<br />

wiegend für den Einsatz im gehobe<br />

nen Amateurbereich oder für den mo<br />

bilen Einsatz Universalkleinleuchten<br />

mit Gebläsekühlung entstanden. Von<br />

verschiedenen Herstellern existieren<br />

ähnlich aufgebaute Halogenklein<br />

leuchten mit hoher Leuchtdichte<br />

Abbildung 553<br />

Halogen-Kleinleuchte<br />

22.3. Stufenlinsenscheinwerfer<br />

Höchst profimässig sehen die eigent<br />

lichen Scheinwerfer aus, die ein eng<br />

begrenzbares Lichtbündel ermögli<br />

chen und vorwiegend zum subtilen<br />

Setzen von Effektlichtern Verwen<br />

dung finden. Das doppelwandige<br />

Abbildung 551<br />

Stufenlinsenscheinwerfer<br />

Blechgehäuse mit guter Entlüftung<br />

enthält in seinem Innern einen Spin<br />

deltrieb mit vertikal aufgesetzter<br />

ampenfassung.<br />

Normalerweise verwendet man eine<br />

kugelige Episkoplampe. Hinter der<br />

iampenfassung befindet sich ein<br />

sphärischer Hohlspiegel. Der Lam<br />

penwendel der Episkoplampe befin<br />

det sich genau im Krümmungsmittel<br />

punkt dieses Spiegels. Die nach hin<br />

ten fallenden Lichtstrahlen der Licht<br />

auf eine Fresnellinse, die bei richtiger<br />

Brennweite die divergente Strahlung<br />

in eine Parallelstrahlung umwandelt.<br />

Manche Scheinwerfer besitzen kei<br />

nen eingebauten Hohlspiegel. Dort<br />

verwendet man Episkoplampen, de<br />

ren Hinterkopf selber verspiegelt ist.<br />

Auf dem Spindeltrieb lässt sich die<br />

Lichtquelle samt dem Spiegel nach<br />

hinten und vorn verstellen. Damit wird<br />

der Abstand zur Fresnellinse unter<br />

schiedlich gross. Das austretende<br />

Lichtbündel kann dadurch ziemlich<br />

parallel bis leicht divergent sein und<br />

ist den gegebenen Verhältnissen<br />

leicht anzupassen.<br />

Episkoplampen mit der Verteilungs<br />

temperatur von 3200 K sind inLeistun<br />

gen von 250 bis 5000 Watt erhältlich.<br />

Anstelle von Episkoplampen sind<br />

auch Halogenlampen mit ähnlichem<br />

Wendel einsetzbar.<br />

Grosse Stufenlinsenscheinwerfer mit<br />

einer Leistung von mehreren tausend<br />

Watt werden in Photo- und Filmstu<br />

dios als «Sonnenersatz» eingesetzt.<br />

Richtet man sie aus grösserer Distanz<br />

auf ein Objekt, erzeugt die einigermassen<br />

parallele Strahlung ein der<br />

Sonne täuschend ähnliches Licht mit<br />

harter Schattenbüdung.<br />

Anstelle der Fresnellmse (Stufenlin<br />

se) kann man einen sogenannten<br />

Punktlichtvorsatz einsetzen. Es han<br />

delt sich dabei um ein Projektionsob<br />

jektiv, mit dem scharfe Lichtkreise<br />

projiziert werden können, wie man<br />

dies zum Beispiel vom Theater her<br />

kennt. Mit einem solchen Projektions<br />

zusatz entsteht aus dem Stufenlinsen<br />

scheinwerfer ein Spotlight.<br />

Stellvertretend für alle soll hier die<br />

Leuchte von FOBA vorgestellt wer<br />

den.<br />

Die Leuchte besteht aus einem leich<br />

ten und schlagfesten Gehäuse mit<br />

angesetztem Schwenkfuss und Trag<br />

griff. Sie ist mit einem Gebläse ausge<br />

stattet, das seinen Betrieb aufnimmt,<br />

sobald man die Leuchte mit dem Netz<br />

verbindet.<br />

Ein fokussierbarer Schlitten enthält<br />

zwei nebeneinanderliegende Lam<br />

pensockel, in die maximal zwei 1000-<br />

Watt-Lampen eingesteckt werden<br />

können. Jede Lampe ist durch eine<br />

Feinsicherung separat abgesichert<br />

und einzeln durch je einen Schalter<br />

zuschaltbar. Ein gehämmerter Re<br />

flektor vervollständigt das System.<br />

Als Benutzer sollte man bei all diesen<br />

euchten die Gebrauchsanleitung<br />

genau studieren. Die Lichtmenge,<br />

aber auch die ausgestrahlte Hitze<br />

sind bei Vollast sehr gross. Die Leuch<br />

te sollte dann nicht näher als 60 cm an<br />

101


KOLLEGIUM 71<br />

LEKTION<br />

brennbare Materialien angenähert<br />

werden.<br />

Wichtig ist auch, die vorgeschriebe<br />

nen Ersatzsicherungen am Lager zu<br />

halten. Beim altersbedingten Durch<br />

brennen einer Halogenlampe kann<br />

die Sicherung schmelzen und muss<br />

dann mit der Lampe gewechselt wer<br />

den. Verwendet werden muss unbe<br />

dingt die vorgeschriebene Siche<br />

rung. Eine zu träge Sicherung könnte<br />

unter unglücklichen Umständen zum<br />

splitternden Platzen der Lampe füh<br />

ren. Dies dürfte auch der Grund sein,<br />

wenn einige Hersteller derartiger<br />

Leuchten bei der Lichtaustrittsöff<br />

nung Schutzscheiben montiert haben.<br />

Beim Kauf einer Halogenkleinleuchte<br />

sollte man sich vergewissern, ob<br />

beim gleichzeitigen Betrieb beider<br />

Halogenlampen nicht etwa ein Dop<br />

pelschatten entsteht, wie dies leider<br />

bei einigen Billigfabrikaten der Fall<br />

ist.<br />

Einige wenige Zubehöre ermögli<br />

chen es, mit solchenLeuchten nahezu<br />

jeden Grundtyp der klassischen<br />

Leuchten - mit Ausnahme des Stufenlinsenscheinwerfers<br />

- zu simulieren.<br />

Der direkte Einsatz der Lampe ent<br />

spricht einem Licht, wie man es von<br />

der klassischen Urüversal-Leuchte<br />

her kennt.<br />

Eine aufgesetzte Vierklappenblende<br />

erlaubt das Licht asymmetrisch zu<br />

verteilen. Wie das Bildbeispiel zeigt,<br />

Abbildung 554 Halogenleuchte mit Vier<br />

klappenblende<br />

102<br />

Abbildung 555<br />

Hintergrundverlauf mit Hilfe<br />

der Vierklappenblende<br />

sind sogar klassische Hintergrund<br />

verläufe möglich.<br />

Ein ebenfalls leicht ansetzbarer Re<br />

flexionsschirm macht aus der Leuch<br />

te einen Weichstrahler. Das Bespann<br />

material des Schirmes ist in der Regel<br />

abnehmbar. Spannt man es so auf,<br />

Abbildung 556 Leuchte mit weissem Reflex<br />

schirm<br />

dass die weisse Fläche als Reflektor<br />

dient, ist das Licht weicher, verwen<br />

det man die metallisierte Seite,<br />

entsteht ein härteres Licht.<br />

Dem hübschen Licht eines alten<br />

Nordlichtateliers entspricht der Licht<br />

effekt dann, wenn man statt eines Re<br />

flexschirmes einen weissen Diffusor<br />

vorspannt. Dank der maximalen Lei<br />

Abbildung 557 Leuchte mit metallisiertem<br />

Reflexschirm<br />

stungsaufnahme von 2000 Watt ist<br />

auch in diesem Fall die Beleuchtungs<br />

stärke oft genügend.<br />

Mit zwei oder drei solcher Halogen<br />

leuchten - komplettiert durch Vier<br />

klappenblenden und einige Schirme<br />

- ist man für vielerlei Aufgaben ge<br />

wappnet.<br />

Selbst sogenannte Mischlichtaufnah<br />

men, bei denen man vorhandenes Ta<br />

geslicht mit künstlischem mischen<br />

muss, sind durch die besprochenen<br />

Universalleuchten problemlos zu be<br />

wältigen. Allerdings muss die Vertei<br />

lungstemperatur der Halogenleuch<br />

ten durch einen Blau-Konversionsfil<br />

ter dem Tageslicht angepasst werden.<br />

Zur beschriebenen Halogenleuchte<br />

existiert daher als Zusatz ein Tages<br />

lichtfilter, das, auf die Leuchte aufge<br />

setzt, eine Verteilungstemperatur von<br />

rund 6000 K garantiert. Es handelt<br />

sich um ein hochhitzefestes Interfe<br />

renzfilter, das das gelbliche Kunst<br />

licht in ein bläuliches Tageslicht<br />

umwandelt. Weü hier die Filterwir<br />

kung nicht durch Absorption, sondern<br />

durch Interferenz bewerkstelligt<br />

wird, bleicht dieses Filter auch nach<br />

langem Gebrauch nicht aus.<br />

Die ersten Halogenlampen waren<br />

zweiseitig gesockelte Röhren. Auch<br />

dazu existieren Reflektorgehäuse,<br />

die dem Charakter von Breitstrahlern<br />

entsprechen und die sich vorwie<br />

gend für eine gleichmässige Hintergrundausleuchtung<br />

eignen.


LEKTION<br />

72KOUEGHJM<br />

22.5. Studioblitzgeräte<br />

Professionelle Photostudios verwen<br />

den fast ausschliesslich Elektronen<br />

blitz als künstliche Lichtquelle. Diese<br />

Tatsache mag dem Gelegenheits<br />

photographen unerklärlich erschei<br />

nen, gut doch im Volksmund Blitzlicht<br />

als hartes Licht. Diese falsche Mei<br />

nung stammt aber daher, dass man -<br />

kommt die Sprache auf Blitzlicht -<br />

meist den kleinen Blitzer meint, der<br />

mittels Mittenkontakt direkt auf der<br />

Kamera sitzt und, von dort eingesetzt,<br />

natürlich ausgesprochen ungünstig<br />

wirkt. Studioblitzgeräte sind selbst<br />

verständlich mit einem Einstell-<br />

Dauerlicht versehen, damit man die<br />

spätere Lichtwirkung auch beurteilen<br />

kann. Es handelt sich dabei um<br />

Leuchten, die wie das beschriebene<br />

Kunstlicht auf Stativen, getrennt von<br />

der Kamera, eingesetzt werden und<br />

die zusammen mit der Blitzröhre ein<br />

helles Einstellicht besitzen. Es han<br />

delt sich um stationäre Anlagen, die<br />

einen Stromanschluss erheischen.<br />

Die Arbeitsweise mit Studioblitzanla<br />

gen ist genau gleich wie mit dauer<br />

strahlendem Kunstlicht, mit der Aus<br />

nahme, dass zur eigentlichen Auf<br />

nahme das tageslichtähnliche Licht<br />

der Xenonröhre verwendet wird.<br />

ladungsröhre versteckt, im Blitz<br />

aggregat abblitzen. Eine weit ver<br />

breitete Methode ist auch der mit<br />

Titandioxid beschichtete Reflektor,<br />

der zumindest das durch den Reflek<br />

tor zurückgeworfene UV absorbiert.<br />

Die immer gleichbleibende Farbtem<br />

peratur, die die Verwendung unkriti<br />

scher Tageslichtfilme ermöglicht,<br />

und die vergleichsweise kurze Blitz<br />

leuchtdauer in einem unkritischen<br />

Bereich, in dem keine Reziprozitäts<br />

fehler auftreten, machen den Elek<br />

tronenblitz zu der geeigneten Licht<br />

quelle moderner Studios.<br />

Moderne Geräte sind so gesteuert,<br />

dass die Blitzauslösung nur erfolgen<br />

kann, wenn die Kondensatoren voll<br />

ständig auf immer gleichbleibende<br />

Spannung aufgeladen sind. Der aus<br />

tretende Lichtstrom ist daher immer<br />

gleich gross.<br />

Das Spektrum der Xenon-Röhre ist<br />

streng genommen ein Linienspek<br />

trum. Doch liegen die einzelnen<br />

Spektrallinien derart nah beieinan<br />

der, dass man damit wie mit dem kon<br />

tinuierlichen Spektrum eines Tempe<br />

raturstrahlers arbeiten kann.<br />

« 5*2« Intensitätsregelung<br />

Ein weiterer Vorteil von Elektronenblitzanlagen<br />

besteht in der Leistungs<br />

regelung ohne Veränderung der<br />

Farbtemperatur. Die meisten Geräte<br />

lassen eine stufenweise oder konti<br />

nuierliche Verringerung der Blitzlei<br />

stung bis zu einem Achtel der Maxi<br />

malenergie zu. Täte man zum Beispiel<br />

über einen Dimmer dasselbe bei<br />

Temperaturstrahlern, würde sich<br />

22.5.1 • Farbtemperatur<br />

Die ausgestrahlten Spektren aller<br />

üblicherweise verwendeten Blitzröh<br />

en sind praktisch gleich. Auffallend<br />

ist eine relativ ergiebige UV-Strah<br />

lung, die insofern zu Problemen füh<br />

ren kann, als fluoreszierende Farb<br />

toffe eines zu photographierenden<br />

Gegenstandes dabei in einer ande<br />

ständig auch die farbliche Zusam<br />

ren Farbe aufleuchten können. Der<br />

mensetzung des Lichtes ändern.<br />

ünsatz eines UV-Sperrfilters vor dem<br />

JCameraobjektiv nützt dabei nichts. 22.5.3. Aufbau<br />

Die Hersteller von Blitzanlagen ver<br />

der Anlagen<br />

achten diesen schädlichen UV-Anauf<br />

Leistungsstarke Elektronenblitzanla-<br />

unterschiedliche Art. Die mei- gen arbeiten immer mit einem sepa<br />

;ten verwenden sogenannte «goldrergütete»<br />

raten Generator, der eine oder<br />

Röhren, das heisst Blitz mehrere Lampenanschlüsse besitzt.<br />

öhren, die einen eigenen UV-Schutzülter<br />

Beim Einsatz mehrerer Generatoren<br />

aufgedampft haben,<br />

ändere lassen den UV-Anteil elegant<br />

braucht nur einer mit der Kamera syn<br />

chronisiert zu sein, die anderen lösen<br />

iurch einen elektronischen Trick, gevissermassen<br />

über Photozelle, Infrarot oder Funk<br />

in einer speziellen Ent automatisch<br />

aus.<br />

Für geringe Leistungen bis etw<<br />

700 Ws existieren auch sogenannte<br />

Kompaktgeräte, bei denen der Gene<br />

rator direkt im Leuchtengehäuse<br />

untergebracht ist. Beim gleichen Her<br />

steller ist dann der Leuchtenkopj<br />

möglichst gleich gestaltet wie bei sei<br />

nen Leuchten für den Anschluss an<br />

separatem Generator. Man kann so<br />

Reflektoren und Zusatzteile für beid<br />

Anlagen verwenden.<br />

22.5.4. Das Einstellicht<br />

Das dauerstrahlende Einstellicht ist -<br />

wie der Name sagt - lediglich für die<br />

Einstellarbeit zu benutzen. Es sollte<br />

dazu möglichst hell sein, sich gleich<br />

zeitig aber und automatisch mit der<br />

Leistungseinstellung der Blitzanlage<br />

in der Helligkeit verstellen lassen. So<br />

lässt sich beim Einsatz mehrerer Ge<br />

räte durch das proportional zur Blitz<br />

leistung geschaltete Einstellicht die<br />

spätere Lichtwirkung sehr genau<br />

beobachten.<br />

Um dem Verlangen nach hellem Ein<br />

stellicht gerecht zu werden, verwen<br />

den die meisten Hersteller kleine<br />

Halogenlämpchen, die sich im Lam<br />

penkopf innerhalb der ringförmigen<br />

Blitzröhre befinden.<br />

Optimal ist die Arbeitsweise dann,<br />

wenn zu jeder Leuchte auch ein eige<br />

ner Generator verwendet wird. Die<br />

Arbeitsweise ist dann praktisch iden<br />

tisch mit derjenigen mit Dauerlicht<br />

quellen: Beim Anschluss einer neuen<br />

Leuchte kommt mehr Licht dazu.<br />

Steckt man nämlich mehrere Leuch<br />

ten an einen Generator, wird natürlich<br />

die Gesamtkapazität nicht vergrössert.<br />

Vielmehr verteilt sich die Ge<br />

samtleistung einfach auf mehrere<br />

Leuchten.<br />

Bei der vorerwähnten Arbeitsweise<br />

erhält man beim zusätzlichen Einsatz<br />

einer neuen Leuchte samt Generator<br />

auch tatsächlich mehr Licht. Wenn jedör<br />

Generator zudem stufenlos in sei<br />

ner Leistung regulierbar ist, wobei<br />

das eingeschaltete Einstellicht schön<br />

proportional zur Blitzleistung reagie<br />

ren sollte, wird die Lichtwirkung haar<br />

genau beurteilbar.<br />

103


PHOD<br />

KOLLEGIUM 72 LEKTION<br />

22.5.5. Der Leuchtenkopf<br />

Bei nahezu allen Anlagen ist die<br />

^euchte im Baukastensystem aufge<br />

baut. Grundeinheit bildet der Leuch<br />

tenkopf, der bei allen Leuchten<br />

varianten praktisch gleich bleibt. Ver<br />

ändert wird jeweils nur der Reflektor<br />

aufsatz.<br />

Im Leuchtenkopf unseres Beispiels<br />

erkennt man als Einstellicht eine<br />

schlanke Halogenlampe mit Schraub<br />

sockel.<br />

Ihre Helligkeit wird genau proportio<br />

nal zur eingestellten Blitzleistung ein<br />

geregelt. Dabei wird natürlich die<br />

Verteilungstemperatur kleiner, was<br />

aber keine Rolle spielt, da mit diesem<br />

Licht nur eingestellt wird. Die Blitz<br />

röhre, die sich ringförmig über die<br />

Einstellampe schiebt, ist unter einer<br />

Mit dem üblichen Reflektor erhält<br />

man eine sogenannte Normalleuchte.<br />

Als Variante ist ein etwas längerer Re<br />

flektor mit engerem Strahlwinkel<br />

möglich, der Engstrahler.<br />

Bei einigen Blitzanlagen lässt sich<br />

innerhalb des Lampenkopfes die<br />

Abbildung 560<br />

Normalreflektor<br />

Abbildung 561<br />

Die Viereckleuchte<br />

Abbildung 558<br />

Abbildung 559<br />

Leuchtenkopf mit Einstellicht<br />

Blitzröhre mitsamt der Einstellampe<br />

nach vorn und nach hinten verstellen.<br />

Dadurch ändert sich bei gleichem<br />

Reflektor der Ausstrahlwinkel des<br />

Lichtes.<br />

22.5.7. Der Weichstrahler<br />

Ersetzt man auf demselben Leuch<br />

tenkopf den Normalreflektor durch<br />

einen solchen mit weitem Winkel und<br />

grösserem Durchmesser, bei dem<br />

das direkte Licht durch einen Deckel<br />

zurückgehalten wird, entsteht ein<br />

Weichstrahler mit seinem breiter ge<br />

streuten Lichtkegel.<br />

22.5.9. Die Flächenleuchte<br />

Die grossformatige Flächenleuchte<br />

ist ebenfalls nichts anderes als ein<br />

Reflektor zum normalen Leuchten<br />

kopf. Die Glasfaserwanne mit auf<br />

gespanntem Diffusor erzeugt ein<br />

wunderschönes Licht, das einem be<br />

wölkten Himmel gleicht.<br />

Einen ganz ähnlichen Effekt ergibt<br />

die faltbare Leuchte, die preisgünstig<br />

und leicht ist. Für den Transport lässt<br />

sich dieser «Reflektor» ganz klein zu<br />

sammenlegen und in Minuten am Auf<br />

nahmeort wieder aufbauen.<br />

Abbildung 562 Die starre Flächenleuchte<br />

Schutzglocke montiert und wird ein<br />

fach durch einen Steckkontakt in den<br />

Leuchtenkopf eingesteckt.<br />

22.5.6. Der Normal<br />

reflektor<br />

Mit einem einfachen Anschluss<br />

system kann jetzt der Reflektor auf<br />

den Leuchtenkopf aufgesetzt wer<br />

den.<br />

22.5.8. Die Viereckleuchte<br />

Ein Zwischending zwischen dem Nor<br />

malreflektor und dem Weichstrahler<br />

stellt die Viereckleuchte dar. Sie<br />

strahlt relativ breit, kombiniert aber<br />

das Reflexionslicht mit dem direkt<br />

strahlenden Lichtanteil und wirkt da<br />

durch etwas härter als ein Weich<br />

strahler. Häufig wird die Viereck<br />

leuchte als «Breitstrahler» bezeich<br />

net.<br />

104


LEKTION<br />

PHOD<br />

72KOUEGIUM<br />

Abbildung 563<br />

Die zerlegbare<br />

Flächenleuchte<br />

Abbildung 564<br />

Die Effektleuchte<br />

Abbildung 566<br />

Das Wabenfilter<br />

7<br />

Grossformatige Flächenleuchten ge<br />

ben zwar ein weiches Licht, bringen<br />

aber in der Farbphotographie be<br />

deutend besser gesättigte Farben,<br />

als dies bei grossen Reflexschirmen<br />

der Fall ist. Die faltbare Stoffleuchte<br />

weist im Gegensatz zu einer guten<br />

starren Flächenleuchte einen massi<br />

gen Lichtabfall gegen die Ecken auf.<br />

22.5.10. Die Effeinleuchte<br />

Für besondere Effekte wie Licht<br />

kleckse mit verhältnismässig kleinem<br />

Durchmesser oder zum Setzen von<br />

Spitz- und Akzentlichtern dient die<br />

Effektleuchte. Es handelt sich dabei<br />

um einen schwarzen, in der Länge<br />

verstellbaren Tubus, der vorwiegend<br />

das direkte Licht der Blitzröhre aus<br />

treten lässt.<br />

22.5.11. Der Stufenlinsenscheinwerfer<br />

Diesen harten Lichtstrahler kennen<br />

wir bereits. Einige Hersteller von<br />

Elektronenblitz-Anlagen liefern kom<br />

plette Leuchten mit Hohlspiegel und<br />

Fresnellinse. Es handelt sich dabei<br />

allerdings nicht um einen Vorsatz<br />

zum normalen Leuchtenkopf.<br />

Probleme gibt es bei allen Leuchten<br />

mit zusätzlichen optischen Elemen<br />

ten bei der Übereinstimmung von<br />

Einstell- und Blitzlampe. Es gibt mei<br />

nes Wissens keinen einzigen Stufenlinsenscheinwerfer,<br />

bei dem die Wir-<br />

Abbildung 565<br />

Der Stufenlinsenscheinwerfer<br />

kung des Blitzes hundertprozentig<br />

mit derjenigen des Einstellichtes<br />

übereinstimmt. Der hier gezeigte<br />

Scheinwerfer von B + S - der noch mit<br />

einer Vierklappenblende weiter aus<br />

gebaut werden kann - stellt aller<br />

dings einen sehr guten Kompromiss<br />

dar. Mit etwas Übung kann man die<br />

nur leicht abweichende Übereinstim<br />

mung beurteilen und den Scheinwer<br />

fer in den Griff bekommen.<br />

22.5.12. Das Wabenfilter<br />

Zu vielen Reflektoren, in unserem Bei<br />

spiel an der Viereckleuchte gezeigt,<br />

assen sich sogenannte Wabenfilter<br />

montieren. Es ist ein schwarzes Profil<br />

gitter, das eine Streuung des Lichtes<br />

nach aussen verhindert. Der Charak<br />

ter des Lichtes verändert sich dabei<br />

kontrastmässig fast nicht. Das gleiche<br />

Licht wird lediglich, je nach Dicke des<br />

Profils, auf eine kleinere Fläche ge<br />

richtet.<br />

Zwei Dinge sind dadurch möglich:<br />

Erstens lassen sich auf diesem Weg,<br />

wenn man mit der Randpartie des<br />

Leuchtfeldes operiert, starke Hinter<br />

grundverläufe erzielen, die ohne wei<br />

teres innerhalb des Bildfeldes von<br />

Weiss bis Schwarz verlaufen, und<br />

zweitens ist die Lichtführung günsti<br />

ger zu steuern. Da das Wabenfilter<br />

ein unkontrolliertes Umherstreuen<br />

des Lichtes im Studio verhindert, fällt<br />

auf das zu beleuchtende Objekt tat-<br />

Jächlich nur das Licht, das der Photo<br />

graph auch wirklich einsetzen will.<br />

Unkontrolliertes Streulicht, das an<br />

den Wänden oder an der Decke<br />

reflektieren kann, tritt dabei nicht auf.<br />

Das Wabenfilter kommt der moder<br />

nen Beleuchtungstechnik vieler Pho<br />

tographen entgegen, die nun wieder<br />

«ihr» eigenes, charakteristisches<br />

Licht machen möchten und die das<br />

weiche Licht der Flächenleuchte nur<br />

noch dort einsetzen, wo die Verwen<br />

dung auch tatsächlich sinnvoll ist.<br />

22.6. Kleinblitzgeräte<br />

.uch mit Kleinblitzgeräten lässt sich<br />

105


PHOD<br />

KOLLEGIUM 72 LEKTION<br />

mit etwas Aufwand «schönes» Licht<br />

machen. Unbrauchbar sind sie nur<br />

dann, wenn man sie - nach dem<br />

Willen der Kamerahersteller - direkt<br />

auf den Sucherschuh aufsetzt. Dort<br />

sind sie fehl am Platz. Die frontale Be<br />

leuchtung mit dem extrem scharfen<br />

Lichtabfall nach hinten ist für das<br />

schlechte Image der Kleinblitzgeräte<br />

verantwortlich. Sobald man sich aber<br />

ein Synchroverlängerungskabel oder<br />

ein langes Kabel für einen exter<br />

nen Sensor angeschafft hat, sieht die<br />

ganze Sache schon bedeutend bes<br />

ser aus. In beiden Fällen besteht die<br />

Möglichkeit, das Blitzgerät getrennt<br />

von der Kamera einzusetzen.<br />

Sogenannte Computerblitzgeräte mit<br />

externem Sensor, den man auf dem<br />

Sucherschuh der Kamera einsetzt<br />

und der mit längerem Kabel mit dem<br />

eigentlichen Blitz er verbunden ist, er<br />

möglichen auch bei entfesseltem<br />

Blitzgerät nach vorgewählter Blende<br />

eine automatisch richtige Belichtung<br />

durch vorzeitiges Ausschalten des<br />

Blitzes.<br />

Wichtig - um nicht auf eine zweite<br />

Person angewiesen zu sein - ist die<br />

Möglichkeit, das Blitzgerät auf einem<br />

kleinen Lampenstativ befestigen zu<br />

können.<br />

Auch auf nahezu professionelle Licht<br />

führmethoden braucht man als Ama<br />

teurphotograph nicht zu verzichten.<br />

Es gibt im Handel eine ganze Menge<br />

verschiedenartiger Reflexschirme<br />

aller Grossen, die einen weitgehend<br />

gesteuerten Lichteinsatz verwirk<br />

lichen lassen. Es existieren weisse<br />

Transparentschirme, durch die man<br />

blitzt und die ein sehr weiches Licht<br />

entstehen lassen, oder man verwen<br />

det innenmetallisierte Schirme, die<br />

bei etwas härterer Strahlung eine<br />

bessere Lichtausbeute garantieren.<br />

Silberfarbene Beschickungen er<br />

geben in der Farbphotographie ein<br />

«kälteres», goldfarbene ein «wärme<br />

res» Licht.<br />

Schirme sind in quadratischer oder<br />

runder Form von einigen Lieferanten<br />

erhältlich.<br />

Von Hama gibt es den Blitzreflektor<br />

6050. Es handelt sich um eine Art Bal<br />

lon, der zusammengelegt nur wenig<br />

Platz beansprucht und nahezu nichts<br />

wiegt, den man aber über ein Ventil<br />

aufblasen kann. Das kissenartige Ge<br />

bilde ist auf der Ventilseite aussen<br />

schwarz und innen weiss, die gegen<br />

überliegende Seite ist transparent.<br />

Mit Hilfe von Gummi-Strapsen be<br />

festigt man das Kissen - mit der<br />

transparenten Seite gegen das Blitz<br />

gerät - am Handblitzer. Man erhält<br />

damit eine relativ breit und weich<br />

strahlende Reflexfläche mit absolut<br />

günstiger Lichtwirkung.<br />

Der Handel bietet Synchroverzwei-<br />

gungsstecker oder Sklaven-Blitz-Zel<br />

len an, die beide den gleichzeitigen<br />

Einsatz von zwei oder mehr Kleinblitz<br />

geräten ermöglichen.<br />

Hier wird es allerdings schon etwas<br />

schwieriger, die Lichtwirkung zu<br />

beurteilen. Mit etwas Übung kann<br />

man aber durch eine Probeauslösung<br />

die spätere Lichtwirkung ganz gut<br />

beurteilen.<br />

Die Bestimmung der Arbeitsblende<br />

geschieht in solchen Fällen am ein<br />

fachsten mit einem Blitzbelichtungs<br />

messer.<br />

Lässt sich ein Gerät mit externem Sen<br />

sor auf der Kamera betreiben und das<br />

andere mit minimaler Festleistung als<br />

Aufheller einsetzen, kann man ohne<br />

weiteres auch im «Computerbetrieb»<br />

arbeiten.<br />

Ein Blitzhersteller (Vivitar) liefert zu<br />

seinen grösseren Geräten ein Blech<br />

gestell, das einen weissen Reflex<br />

karton aufnehmen kann. Der Karton<br />

bildet dadurch unmittelbar am Leuch<br />

tenkopf eine genau definierte und<br />

immer gleichbleibende Reflexions<br />

fläche.<br />

Das entstehende relativ weiche Licht<br />

braucht man nicht unbedingt für<br />

Gegenstandsaufnahmen zu reservie<br />

ren. Auch die Blitzerei für das Fami<br />

lienalbum profitiert von der weichen<br />

Lichtführung.<br />

Abbildung 567<br />

Der weisse<br />

Durchsichtsschirm<br />

Abbildung 568<br />

Der quadratische<br />

Reflexschirm<br />

Abbildung 569<br />

Reflexionsballon<br />

106


Stichwortverzeichnis<br />

<strong>PHOTOKOLLEGIUM</strong> Teil 3<br />

AbbescheZahl 15.1.2.<br />

Abbildungsfehler 17.<br />

Abbildungsmassstab 14.4.2.<br />

14.4.4. 16.6.5.<br />

Abbildungsschärfe 15.3.4.<br />

Abblendung 14.5.9.<br />

Absorptionsspektrum 15.1.6.<br />

Achromasie 17.1.3.<br />

Achromat 15.1.7. 17.1.4. 18.1.2.<br />

Achromatische Sammellinse<br />

18.1.2.<br />

Achromatischer Nahvorsatz<br />

16.5.1.1.<br />

Acrylglas 16.2.4.<br />

Aggregationspunkt 16.1.3.<br />

Akustische Echoortung 19.6.1.<br />

Altachromat 18.1.2.<br />

Amplitude 15.2.<br />

Anastigmat 17.4.1. 18.3.<br />

Anisotrop 15.5.4.<br />

Anisotrope Kristalle 15.5.4.<br />

Anormale Teildispersion<br />

16.2.2.3.<br />

Antiplanet 18.2.3.<br />

Apertur 16.6.2.1.<br />

Aperturblende 16.6.1.<br />

Aplanat 18.2.2.<br />

Apo-Ronar 18.8.3.<br />

Apo-Skopar 18.8.3.<br />

Apo-Telyt 18.8.3.<br />

Apochromat 17.1.6. 18.8.3.<br />

Äquidistante Projektion 18.8.4.<br />

Asphärische Linsen 16.3.1.2.<br />

16.3.2.2.<br />

Astigmat 18.1. 18.2.<br />

Astigmatismus 17.4.<br />

Asymmetriefehler 17.3.<br />

Auflösungsvermögen 17.8.3.<br />

Aufnahmedistanz 14.4.3.<br />

Ausserordentlicher Strahl 15.5.4.<br />

Auszug 14.4.3. 16.7.1.<br />

Auszugsverlängerungsfaktor<br />

16.6.4. 16.6.4.1. 16.6.4.2.<br />

Autofokus-Systeme 19.6.<br />

B<br />

Barlow-Linse 18.10.2.<br />

Beleuchtungsgeräte 22.<br />

Belichtungsmessmethoden 20.4.<br />

Belichtungsmessung 20.<br />

Belichtungsumfang 20.7.<br />

Beugung 15.3.<br />

Beugungsscheibchen 15.3.2.<br />

Beugungsspektrum 15.1.3.<br />

Beugungswinkel 15.1.3.<br />

Bildebene 17.5.<br />

Bildfeld 17.5.<br />

Bildfeldwölbung 17.5.<br />

Bildhöhe 17.8.4.<br />

Bildkonstruktion 16.4.3.<br />

Bildkreis 16.7.<br />

Bildkreisgrösse 16.7.1.<br />

Bildlage 16.4.<br />

Bildschale 17.5.<br />

Bildscheibchen 15.3.3.<br />

Bildweite 14.4.3. 14.4.4.<br />

Bildwinkel 16.7.<br />

Bis-Telar 18.7.<br />

Blende 14.5.3. 16.6.1. 19.2.<br />

Blendendifferenz 17.2.1.<br />

Blendenreihe 19.2.2.<br />

Blendenzahl 14.5.5. 16.6.3.<br />

Blitzbar 21.6.<br />

Blitzdauer 21.4.3.<br />

Blitzleistung 21.4.4.<br />

Blitzlämpchen 21.6.<br />

Blitzpulver 21.5.<br />

Blitzröhre 21.4.<br />

Blitzsynchronisation 19.1.7.<br />

Blitzwürfel 21.6.<br />

Brechkraft 16.5.<br />

Breitstrahler 22.5.8.<br />

Brennweite 14.5.4. 16.7.2.<br />

Brennweitenberechnung 16.4.2.<br />

Brewstersches Gesetz 15.5.6.<br />

Bülwern 16.1.2.<br />

Kadmium-Sulfid 20.1.2.<br />

CdS-Widerstand 20.1.2.<br />

Celor 18.4.2.<br />

Chromatische Aberration 15.1.7.<br />

17.1.<br />

Chromatische Längsaberration<br />

17.1.1.<br />

Chromatische Polarisation<br />

15.5.4.<br />

Chromatische Queraberration<br />

17.1.2.<br />

Chromatische Unterkorrektur<br />

17.1.4.<br />

Chromatische Überkorrektur<br />

17.1.4.<br />

Color-Heliar 18.8.1.<br />

Comparon 18.11.<br />

Componar 18.11.<br />

tomponon 18.11.<br />

/Ompound-VerscMuss 19.1.1.1.<br />

Compur electronic 19.1.4.<br />

~!ompur-Verschluss 19.1.1.2.<br />

Computer-Blitzgeräte 21.4.2<br />

22.6.<br />

Cooke-lens 18.5.<br />

Copal-Verschluss 19.1.1.2.<br />

Cosinus-hoch-vier-Gesetz<br />

17.7.1.1.<br />

Dachkantenpentaprisma 19.4.4.<br />

Dachkantenprisma 19.4.4.<br />

Dagor 18.4.1.<br />

Descartes 14.4.2.<br />

Dialyt 18.4.2. 18.8.3.<br />

Dichroitische Filter 15.2.1.<br />

Diffraktion 15.3.<br />

Dingweite 14.4.3. 14.4.4. 14.5.4.<br />

Dioptrie 16.5.<br />

Diskontinuierliches Spektrum<br />

15.1.4.<br />

Dispersion 15.1.<br />

Dispersionskennzahl 15.1.2.<br />

Distar-Linse 16.5.1.2.<br />

Distorsion 17.6.<br />

Dogmar 18.4.2.<br />

Doppel-Anastigmat 18.4.<br />

Doppelbrechung 15.5.4.<br />

ED-Nikkor 18.8.3.<br />

Effektive Blendenzahl 16.6.3.<br />

Effektleuchte 22.5.10.<br />

Ein-Punkt-Messung auf Grau<br />

karte 20.4.3.2.<br />

Ein-Punkt-Messung auf hellste<br />

Bildstelle 20.4.3.4.<br />

Ein-Punkt-Messung eines<br />

Ersatzgrauwertes 20.4.3.3.<br />

Einstell-Licht 22.5. 22.5.4.<br />

Einstelldistanz 14.5.8.<br />

Eintrittspupille 16.6.1. 19.2.1.<br />

Einäugige Spiegelreflexkamera<br />

19.4.3.<br />

EL-Nikkor 18.11.<br />

Elektronenblitz 21.4.<br />

Elektronische Verschluss<br />

steuerung 19.1.4.<br />

Elektronische Verschlüsse<br />

19.1.5.<br />

Elliptisch polarisiertes Licht<br />

15.5.3.<br />

Elmar-R 18.8.5.<br />

Emissionsspektrum 15.1.5.<br />

Engstrahler 22.5.6.<br />

Entfernungsmesser 19.5.<br />

Entladungslampen 21.3.<br />

Episkoplampe 22.3.<br />

Ergänzungsfarbe 15.1.1.<br />

EV 19.2.4.<br />

Externer Sensor 22.6.<br />

Extreme Gläser 16.2.2.3.<br />

f-Blende 16.6.3.<br />

f-Stop 16.6.3.<br />

Farbfehler 15.1.7. 17.1.<br />

Farblängsfehler 17.1.1.<br />

Farbquerfehler 17.1.2.<br />

Farbtemperatur-Messer 20.2.<br />

21.3.5.2.<br />

Farbvergrösserungsfehler<br />

17.1.1.<br />

Farbzerstreuung 15.1.2.<br />

Feinschliff 16.3.2.1.<br />

Feldeffekt-Transistor 20.1.4.<br />

Feldlinse 18.10.1. 19.4.1.1.<br />

Fensterglas 16.2.1.<br />

Festkörpertriangulation 19.6.<br />

19.6.2.3.<br />

Fisheye-Objektiv 18.8.4.<br />

Flintglas 15.1.2. 16.2.2. 16.2.2.2.<br />

Floating Elements 18.12.<br />

Fluoreszenzröhren 21.3.5.<br />

Fluoreszenzröhren als Auf<br />

nahmelichtquelle 21.3.5.2.<br />

Fluoreszenzstoff 21.3.5.<br />

Flussmittel 16.1.1.<br />

Flächenleuchte 22.5.9.<br />

Flüssigkristallplatte 19.1.5.<br />

Fokusdifferenz 17.1.1.<br />

Formatwinkel 16.7.<br />

Formeln 14.4.5.<br />

Fraunhofersehe Linien 15.1.6.<br />

Fresnel-Linse 19.4.1.1. 22.3.<br />

Fresnelsche Reflexionsformel<br />

14.6.<br />

Frontar 18.1.2.<br />

Funktionale Korrektur<br />

darstellung 17.8.2.<br />

Förderliche Blende 16.6.5.<br />

lauss-Doppelanastigmat<br />

18.8.2.2.<br />

lauss-Tele-Typen 18.8.5.<br />

auss-Typ 18.4.2. 18.8.2. 18.8.2.2.<br />

egenlichtblende 20.8.<br />

Gehäuseverschluss 19.1.2.<br />

liesskopier-Verfahren 16.3.2.2.<br />

Glas 16.1.3.<br />

Uas-Stabilisator 16.1.1.<br />

107


Glasbildner 16.1.1.<br />

Glasherstellung 16.1.<br />

Glaszusammensetzung 16.1.1.<br />

16.2.<br />

Glühlampen 21.1.<br />

Goldvergütung 21.4.<br />

Gradsichtprisma 15.1.1.<br />

Grandagon 18.8.2.2.<br />

Halogen-Lampen 21.2.<br />

Halogen-Metalldampflampen<br />

21.3.4.<br />

Halogenid-Kreislauf 21.2.1.<br />

Hauptbrechzahl 15.1.2.<br />

Hauptdispersion 15.1.2.<br />

Hauptebene 16.4.1.<br />

Hauptpunkte 16.4.1.<br />

Hauptpunktlage 16.4.1.<br />

Haushalt-Glühlmapen 21.1.2.<br />

Heliar 18.8.1.<br />

Herapath 15.5.5.<br />

Herapathit 15.5.5.<br />

Hyperfokale Distanz 14.5.6.<br />

Hypergon 18.6.<br />

I<br />

J<br />

Imagon 17.2.1.<br />

Infrarot-Autofokusmethode 19.6.<br />

19.6.2.1.<br />

Integral-Messung 20.4.2.<br />

Integrale Belichtungsmessung<br />

20.4.1.<br />

Interferenz 15.2.<br />

Interferenz-Erscheinungen 15.2.<br />

Interferenzfilter 15.2.1.<br />

Interferenz schicht 15.2.1.<br />

Internationale Blendenreihe<br />

19.2.2.<br />

Isotrop 15.5.4.<br />

Joule 21.4.4.<br />

Kalkspat 15.5.4.<br />

Kalzium-Fluorid-Kristalle 18.8.3.<br />

Kameraauszug 14.4.3.<br />

Kameratechnik 19.<br />

Katadioptrische Systeme<br />

18.10.2.<br />

Katoptische Systeme 18.10.1.<br />

Kaustik 17.2.<br />

Kerr-Zelle 19.1.5.<br />

108<br />

Kissenförmige Verzeichnung<br />

17.6.2.<br />

Kleinblitzgeräte 21.4.2. 22.6.<br />

Kolbenblitz 21.6.<br />

Koma 17.3.<br />

Kompendium 20.8.<br />

Kompendiummaske 20.8.<br />

Komplementärfarbe 15.1.1.<br />

Kontinuierliches Spektrum<br />

15.1.4.<br />

Kontrast 20.4.3.6.<br />

Kontrast-Bewältigung 20.7.<br />

Kontrastumfang 20.6.<br />

Konverter 16.5.2. 18.8.6.<br />

Konzentrischer Verlauffilter<br />

17.7.1.2.<br />

Kopierumfang 20.7.<br />

Korrekturzustand 17.8.<br />

Kreuz-Schnittbildindikator<br />

19.5.3.1.<br />

Kristalle 16.2.3.<br />

Kristallographie 15.5.9.4.<br />

Kritische Blende 15.3.4.<br />

Kronglas 15.1.2. 16.2.2. 16.2.2.1.<br />

Krypton-Lampen 21.1.2.<br />

Krümmungsradius 16.4.2.<br />

Kugelgestaltsfehler 17.2. 17.2.1.<br />

Kugelwellen 15.3.1.<br />

Kunststoffe 16.2.4.<br />

Kühlung 16.1.2.<br />

Künstliche Vignettierung 17.7.2.<br />

Lageplan optischer Gläser<br />

15.1.3. 16.2.2.2.<br />

Lamellenverschluss 19.1.3.<br />

Landschaftslinse 18.1.2.<br />

Läuterung 16.1.2.<br />

Leitzahlen 21.4.5.<br />

Leuchtenkopf 22.5.5.<br />

Leuchtrahmensucher 19.4.5.<br />

Leuchtstoffröhren 21.3.5.<br />

Lichtempfindliche Zellen 20.1.<br />

Lichtmessung 20.4.1.<br />

Lichtquellen 21.<br />

Lichtstreuung 15.4.<br />

Lichtstärke 16.6. 16.6.2. 19.2.1.<br />

Lichtwertzahlen 19.2.4.<br />

Linear polarisiertes Licht 15.5.2.<br />

Linear-Polarisationsfilter 15.5.5.<br />

15.5.8.1.<br />

Linsen 16.3.<br />

Linsenformen 16.3.1.<br />

Linsenherstellung 16.3.2.1.<br />

16.3.2.2.<br />

Linsenkontrolle 16.3.2.1.<br />

Linsenpresslinge 16.3.2.1.<br />

Linsenreinigung 16.3.2.1.<br />

Linsenrohlinge 16.3.2.1.<br />

Linsenzentrierung 16.3.2.1.<br />

LW 19.2.4.<br />

M<br />

Makrophoto graphie 14.4.3.<br />

Massstabsberechnung 14.4.2.<br />

Mattscheibe 19.4.1.<br />

Mattscheiben-Einstellung 19.5.3.<br />

Mehrfachbeschichtung 14.6.3.<br />

Mehrfachvergütung 14.6.3.<br />

Mehrpunktmessung 20.4.3.5.<br />

Meniskus 16.3.1.1. 18.1.1.<br />

Meridionale Strahlen 17.4.<br />

Meridionalschnitt 17.4.<br />

Messkeil 19.5.3.<br />

Mess-Sonde 20.4.3.<br />

Mess-Stelle 20.4.3.1.<br />

Messlupe 19.5.3.1.<br />

Messraster 19.5.3.2.<br />

Metallogen-Lampen 21.3.4.<br />

Mie-Streuung 15.4.2.<br />

Mikroprismen 19.5.3.2.<br />

Mikroprismenraster 19.5.3.<br />

Mischbildentfernungsmesser<br />

19.5.2.<br />

Mischmessung 20.4.1.<br />

Modulations-Übertragungs-<br />

Faktor 17.8A<br />

Modulations-Übertragungs-<br />

Funktion 17.8.4.<br />

Moire-Effekt 19.5.3.2.<br />

MTF 17.8.4.<br />

Multicoated 14.6.3.<br />

Multiplier 20.1.5.<br />

N<br />

Nahabstandspunkt 14.5.6.<br />

Naheinstellung auf Unendlich<br />

14.5.7.<br />

Nahvorsatzlinsen 16.5.1.1.<br />

Natriumdampflampen 21.3.2.<br />

Natürliche Vignettierung 17.7.1.<br />

Natürliches Licht 15.5.1.<br />

Nebenbilder 14.6.1.<br />

Negativformat 16.7.2.<br />

Neuachromat 18.1.2.<br />

Newton 14.4.2.<br />

Niederspannungslampen 21.1.2.<br />

Normal-Reflektor 22.5.6.<br />

Numerische Apertur 16.6.2.1.<br />

O<br />

Objektive 18.<br />

Objektmessung 20.4.1.<br />

Objektumfang 20.4.3.6. 20.6.<br />

Öffnungsblende 16.6.1.<br />

Öffnungsfehler 17.2. 17.2.1.<br />

Öffnungsverhältnis 16.6.2.<br />

Öffnungswinkel 16.6.<br />

Optische Fehler 17.<br />

Optische Gläser 16.2.2.<br />

Optische Kristalle 16.2.3.<br />

Optische Kunststoffe 16.2.4.<br />

Ordentlicher Strahl 15.5.4.<br />

Organisches Glas 16.2.4.<br />

Orthographische Projektion<br />

18.8.4.<br />

Ortsfrequenz 17.8.4.<br />

P<br />

Parallaxe 19.4.3. 19.4.6.<br />

Parallaxenausgleich 19.4.3.<br />

Parallaxenfehler 19.4.6.<br />

Periskop 18.2.1.<br />

Perspektive 16.7.3.<br />

Petzval-Objektiv 18.2.4.<br />

Petzvalschale 17.5.<br />

Phasendifferenz 15.2.<br />

Photo-Darlington 20.1.4.<br />

Photo-Feldeffekt-Transistor<br />

20.1.4.<br />

Photo-FET 20.1.4.<br />

Photo-Multiplier 20.1.5.<br />

Photodiode 20.1.3.<br />

Photoelement 20.1.1.<br />

Photo graphische Optik 16.<br />

Photolampen Typ B 21.1.2.<br />

Photolampen Typ S 21.1.2.<br />

Photo transistor 20.1.4.<br />

Photowiderstand 20.1.2.<br />

Photozelle 20.1.1.<br />

Piezoelektrische Zündung 21.6.<br />

Planar 18.8.2.1.<br />

Plexiglas 16.2.4.<br />

PMMA 16.2.4.<br />

Polarisation 15.5. 15.5.7.<br />

Polarisationsfilter 15.5.5. 15.5.8.<br />

Polarisationswinkel 15.5.6.<br />

Polarisator 15.5.1. 15.5.5.<br />

Polarisiertes Licht 15.5.1.<br />

15.5.8.2.<br />

Politur 16.3.2.1.<br />

Polymethylmethacrylat 16.2.4.<br />

Polystrol 16.2.4.<br />

Presslinge 16.3.2.1.


Primärspiegel 18.10.1.<br />

Probeglas 16.3.2.1.<br />

Profi-Select TTL 20.3.<br />

Prontor-Verschluss 19.1.1.2.<br />

Protar 18.3.1.<br />

Punktlichtvorsatz 22.3.<br />

Punktlosigkeit 17.4.<br />

Punktschärfe 15.3.4.<br />

Pupille 16.6.1.<br />

Pupillenmassstab 16.6.4.2.<br />

Quantenmasse 15.1.3.<br />

Quecksilber-Hochdrucklampen<br />

21.3.1.<br />

Randhelligkeitsabfall 17.7.<br />

Rastblende 19.2.<br />

Rauhschmelze 16.1.2.<br />

Rayleigh-Streuung 15.4.1.<br />

Reflexionsformel 14.6.<br />

Refraktionsspektrum 15.1.1.<br />

15.1.3.<br />

Relative Blende 19.2.1.<br />

Relative Öffnung 14.5.5. 16.6.2.<br />

Restlichtverstärkung 20.1.5.<br />

Retrofokale Weitwinkelobjek<br />

tive 18.8.4.<br />

Retrofokus-Konstruktion 18.8.4.<br />

Rodagon 18.11.<br />

Rogonar 18.11.<br />

Rogonar-S 18.11.<br />

Rohlinge 16.3.2.1.<br />

Rohstoffgemenge 16.1.2.<br />

Sagittale Strahlen 17.4.<br />

Sagittalschnitt 17.4.<br />

Satz-Objektiv 18.4.1.<br />

sbc-Zelle 20.1.3.<br />

Scharfeinstellung 19.3.<br />

Scharfeinstellung auf Unendlich<br />

14.4.4.<br />

Schärfe 14.5.1. 15.3.4.<br />

Schärfeausgleich 14.5.11.<br />

Schärfenebene 14.5.2.<br />

Schärfentiefe 14.5. 14.5.5.<br />

14.5.10.<br />

Schärfentiefeskala 14.5.2. 14.5.9.<br />

19.3.1.<br />

Schärfentiefetabelle 14.5.2.<br />

Schärfentoleranz 14.5.1. 14.5.5.<br />

Schärferaum 14.5.6.<br />

Scheimpflug 14.5.11.<br />

Scheimpflugsches Gesetz<br />

14.5.11.<br />

Scheitelpunkt 16.4.2.<br />

Schlagzündung 21.6.<br />

Schlitzverschluss 19.1.2.<br />

Schnittbildentfernungsmesser<br />

19.5.3.1.<br />

Schnittbildindikator 19.5.3.1.<br />

Schnittlinge 16.3.2.1.<br />

Schnittweite 16.4.2.<br />

Schwenkarm-Schleifprinzip<br />

16.3.2.2.<br />

Seideische Abbildungsfehler<br />

17.<br />

Sekundär-Elektronen-Vervielfacher<br />

20.1.5.<br />

Sekundäres Spektrum 16.2.2.3.<br />

17.1.5. 18.8.3.<br />

Sekundärspiegel 18.10.1.<br />

Selektive Belichtungsmessung<br />

20.4.1. 20.4.3.<br />

Selenzelle 20.1.1.<br />

Siebblende 17.2.1.<br />

Silicon-blue-cell 20.1.3.<br />

Silizium-Photodiode 20.1.3.<br />

Sinar-digital-Verschluss 19.1.3.<br />

Sinarsix-digital 20.3.<br />

Sironar 18.8.2.2.<br />

Sklaven-Blitz-Zelle 22.6.<br />

Sonar-System 19.6. 19.6.1.<br />

Sonnar 18.8.1.<br />

Spektralfarben 15.1.1.<br />

Spektro-Analyse 15.1.5.<br />

Spektroskop 15.1.4.<br />

Spektrum 15.1.1.<br />

Sphärische Aberration 17.2.<br />

Sphärische Linsen 16.3.1.1.<br />

16.3.2.1.<br />

Spiegelobj ektive 18.10.<br />

Spiegelreflexkamera 19.4.2.<br />

19.4.3.<br />

Spotlight 22.3.<br />

Spotmessung 20.4.1.<br />

Spotmeter 20.4.3.<br />

Sternblende 18.6.<br />

Streukoeffizient 15.4.1.<br />

Streulicht 15.4. 20.8.<br />

Streulichtschutz 20.8.<br />

Streuung 15.4.<br />

Sudioblitzanlagen 21.4.1.<br />

Studioblitzgeräte 22.5.<br />

Stufenlinse 22.3.<br />

Stufenlinsenscheinwerfer 22.3.<br />

22.5.11.<br />

Sucherkamera 19.4.5.<br />

Suchersysteme 19.4.<br />

Summilux 18.8.2.1.<br />

Super-Ängulon 18.8.2.2.<br />

Superachromat 18.8.3.<br />

Symmar 18.8.2.2.<br />

Synchronisation 19.1.7.<br />

Synchroverlängerungskabel<br />

22.6.<br />

Synchroverzweigungs-Stecker<br />

22.6.<br />

Syntor 18.4.2.<br />

T-Blende 16.6.3.<br />

Tageslichtfilter 22.4.<br />

Teilbildentfernungsmesser<br />

19.5.1.<br />

Teildispersion 15.1.2. 16.2.2.3.<br />

Teilreflexion 14.6. 15.2.1.<br />

Telekonverter 18.8.6.<br />

Telemeter 19.5.2.<br />

Telenegativ 16.5.1.2.<br />

Teleobjektive 18.7. 18.8.5.<br />

Televorsatzlinsen 16.5.1.2.<br />

Telyt 18.8.5.<br />

Tempern 16.1.2.<br />

Tessar 18.5. 18.8.1.<br />

Titandioxid-Beschichtung 22.5.1.<br />

Tonnenförmige Verzeichnung<br />

17.6.1.<br />

Transformationspunkt 16.1.3.<br />

Transmissionsgerechte Blen<br />

denzahl 16.6.3.<br />

Transparenzverlust 14.6.2.<br />

Trennschärfe 14.5.1.<br />

Triangulationssysteme 19.6.2.<br />

Triplet 18.5. 18.8.1. 18.8.3.<br />

TTL-Fokussysteme 19.6.3.<br />

TTL-Messung 20.3.<br />

Turmalin 15.5.5.<br />

Universal-Kleinleuchte 22.4.<br />

Universalleuchte 22.1.<br />

Unscharfekreis 14.5.2.<br />

Vario-Objektive 18.9.<br />

Vergrösserungslampen 21.1.2.<br />

Vergrösserungsobj ektive 18.11.<br />

Vergütung 16.3.2.1. 14.6.2.<br />

Vergütungsschicht 14.6.2.<br />

Verlauffilter 17.7.1.2.<br />

Verlängerungsfaktor 16.6.4.<br />

16.6.4.1. 16.6.4.2. 19.2.3.<br />

Verschlusszeiten 19.1.6.<br />

Verschlüsse 19.1.<br />

Verteilungstemperatur 15.1.4.<br />

Verteilungstemperatur-Messer<br />

20.2.<br />

Verzeichnung 17.6.<br />

Viereckleuchte 22.5.8.<br />

Viertel-Wellenplatte 15.5.8.2.<br />

Vignettierung 17.7.<br />

Violettglasstrahler 21.3.1.1.<br />

Visitronic-Modul 19.6. 19.6.2.2.<br />

Von Rohrsche Korrekturdarstel<br />

lung 17.8.1.<br />

Vorsatzlinsen 16.5.1.<br />

Vorsynchronisation 19.1.7.<br />

Vorwahlblende 19.2.<br />

Vorwahlspringblende 19.2.<br />

W<br />

Wabenfilter 22.5.12.<br />

Wattsekunde 21.4.4.<br />

Weichstrahler 22.2. 22.5.7.<br />

Weichzeichnerobjektiv 17.2.1.<br />

Weichzeichnung 17.2.1.<br />

Weitwinkelobjektive 18.6. 18.8.4.<br />

Wellenoptik 15.<br />

Wirksame Öffnung 16.6.1.<br />

X-Würfel 21.6.<br />

Xenon-Hochdrucklampen 21.3.3.<br />

Zentralverschluss 19.1.1.<br />

Zentrierung 16.3.2.1.<br />

Zerstreuungskreis 14.5.2.<br />

Zirkular polarisiertes Licht<br />

15.5.3.<br />

Zirkular-Polarisationsfilter<br />

15.5.8.2.<br />

Zonenfehler 17.2.2.<br />

Zwei-Punkt-Kontrast-Messung<br />

20.4.3.6.<br />

Zweiäugige Spiegelreflex<br />

kamera 19.4.2.<br />

Zündkreis 21.4.1.<br />

109


ISBN 3-7231-2800-9<br />

© 1983 by VERLAG 'PHOTOGRAPHIE1 AG, CH-8201 Schaffhausen.<br />

1989 3. Auflage 21.-26. Tausend.<br />

Alle Rechte jeglicher Verbreitung und Wiedergabe vorbehalten.


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