PHOTOKOLLEGIUM
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PHOTOKOLLEGIUM
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Jost J. Marchesi<br />
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Vorwort<br />
Der dritte Band in der Reihe <strong>PHOTOKOLLEGIUM</strong><br />
enthält die Lektionen 48 bis 72 des photographischen<br />
Grundlagenkurses.<br />
Der Selbstlehrgang vermittelt weitere Kenntnisse opti<br />
scher Grundlagen, erklärt die klassischen optischen<br />
Abbildungsfehler und zeigt die Konstruktionsgeschichte<br />
im Objektivbau auf.<br />
Schliesslich erläutert der Lehrgang Grundlegendes über<br />
die Kameratechnik und zeigt, mit welchen Beleuchtungs<br />
typen und Beleuchtungsgeräten in der modernen Kunstlichtphotographie<br />
gearbeitet wird.<br />
Wie in den bisherigen Teilen des <strong>PHOTOKOLLEGIUM</strong>S<br />
sind auch in den Lektionen des 3. Teils Aufgaben zu fin<br />
den, die es dem Studierenden ermöglichen, das Gelernte<br />
mit praktischen Eigenbeispielen zu konsolidieren und zu<br />
belegen.<br />
Das im Anhang aufgeführte Sachregister bezieht sich auf<br />
den Inhalt des <strong>PHOTOKOLLEGIUM</strong>S 3 und soU dem Stu<br />
dierenden helfen, interessierende Stellen schnell und<br />
einfach wieder aufzufinden.<br />
Ein gesamtes Stichwortverzeichnis für die PHOTO-<br />
KOLLEGIUM-Lektionen 1 bis 100 ist im Anhang des Ban<br />
des 4 zu finden.<br />
Viel Spass beim Studium wünscht Ihnen<br />
JostJ.Marchesi<br />
Titelphoto: S. Kercher
Inhaltsverzeicnms<br />
ichri<br />
Lektion 48<br />
14.4.2. Der Abbildungsmassstab ß'<br />
14.4.3. Dingweite, Büdweite<br />
14.4.4. Abbildungsmassstab, Dingund<br />
Bildweite<br />
14.4.5. Formeln zur Bestimmung der<br />
Ding- und Bildweite sowie<br />
der Brennweite<br />
Lektion 49<br />
14.5. Die Schärfentiefe<br />
14.5.1. Schärfe<br />
14.5.2. Der Zerstreuungskreis<br />
(Unschärfekreis)<br />
14.5.3. Abhängigkeit der Schärfen<br />
tiefe von der Blende<br />
14.5.4. Einfluss von Brennweite f und<br />
Dingweite a<br />
14.5.5. Grundregeln der Schärfen<br />
tiefe<br />
14.5.6. Die hyperfokale Distanz b<br />
14.5.7. Naheinstellung auf °°<br />
Lektion 50<br />
14.5.8. Die beste Einstelldistanz<br />
14.5.9. Bestimmung der notwendigen<br />
Abblendung<br />
14.5.10. Berechnung der Schärfentiefe<br />
14.5.11. Schärfeausgleich nach<br />
Scheimpflug<br />
14.6. Die Teilreflexion<br />
14.6.1. Teilreflexion bei Objektiven<br />
14.6.2. Milderung der Teilreflexion<br />
durch Vergütung<br />
14.6.3. Der Trick mit der Interferenz<br />
Lektion 51<br />
15. Wellenoptik<br />
15.1. Dispersion<br />
15.1.1. Dispersion durch Refraktion<br />
15.1.2. Die Stärke der Dispersion<br />
15.1.3. Dispersion durch Beugung<br />
(Beugungsspektrum)<br />
15.1.4. Spektren verschiedener<br />
Lichtquellen<br />
15.1.5. Emissionsspektren<br />
15.1.6. Absorptionsspektren<br />
15.1.7. Chromatische Aberration<br />
Lektion 52<br />
15.2. Interferenz<br />
15.2.1. Interferenzerscheinungen<br />
15.3. Beugung (Diffraktion)<br />
15.3.1. Theoretische Abbildung<br />
eines Punktes durch eine<br />
Linse<br />
15.3.2. Störung der Kugelwelle<br />
15.3.3. Beugung an optischen Abbil<br />
dungssystemen<br />
15.3.4. Die kritische Blende<br />
Lektion 53<br />
15.4. Streuung<br />
15.4.1. Raleigh-Streuung (an sehr<br />
kleinen Teilchen)<br />
15.4.2. Mie-Streuung an kleinen<br />
kugeligen Teilchen)<br />
15.5. Polarisation<br />
15.5.1. Natürliches Licht<br />
15.5.2. Linear polarisiertes Licht<br />
15.5.3. Elliptisch und zirkulär polari<br />
siertes Licht<br />
15.5.4. Doppelbrechung in<br />
anisotropen Kristallen<br />
15.5.5. Polarisatoren<br />
15.5.6. Polarisation durch Reflexion<br />
und Brechung<br />
15.5.7. Polarisation durch Streuung<br />
Lektion 54<br />
15.5.8. Polarisationsfilter<br />
15.5.8.1. Linear-Polarisationsfilter<br />
15.5.8.2. Zirkular-Polarisationsfilter<br />
15.5.9. Der praktische Einsatz des<br />
Polarisationsfilters<br />
15.5.9.1. Einsatz bei Sachaufnahmen<br />
15.5.9.2. Die Arbeit mit polarisiertem<br />
Licht<br />
15.5.9.3. Anwendung innerhalb der<br />
Reportagephotographie<br />
15.5.9.4. Anisotrope Materialien im<br />
polarisierten Licht<br />
16. Photographische Optik<br />
16.1. Die Glasherstellung<br />
16.1.1. Glaszusammensetzung<br />
16.1.2. HersteUung<br />
16.1.3. Der Zustand «Glas»<br />
16.2. Zusammensetzung der wich<br />
tigsten Gläser<br />
16.2.1. Fensterglas<br />
16.2.2. Optische Gläser<br />
Lektion 55<br />
16.2.2.1. Krongläser<br />
16.2.2.2. Flintgläser<br />
16.2.2.3. Extreme Gläser<br />
16.2.2.4. Zusammenfassung<br />
16.2.3. Optische Kristalle<br />
16.2.4. Optische Kunststoffe<br />
16.3. Linsen<br />
16.3.1. Linsenformen<br />
16.3.1.1. Sphärische Linsen<br />
16.3.1.2. Asphärische Linsen<br />
16.3.2. Vom Rohglas zur Linse<br />
16.3.2.1. Herstellung sphärischer<br />
Linsen<br />
16.3.2.2. Herstellung asphärischer<br />
Linsen<br />
Lektion 56<br />
16.4.<br />
16.4.1.<br />
16.4.2.<br />
16.4.3.<br />
16.5.<br />
16.5.1.<br />
Die Bildlage<br />
Hauptpunkte<br />
Krümmungsradien, Scheitel<br />
punkte, Schnittweite<br />
Die Bildkonstruktion<br />
Die Brechkraft<br />
Vorsatzlinsen<br />
16.5.1.1. Nahvorsatzlinsen<br />
16.5.1.2. Televorsatzlinsen<br />
Lektion 57<br />
16.5.2. Konverter<br />
16.6. Die Lichtstärke eines Objek<br />
tivs<br />
16.6.1. Blenden und Pupillen<br />
16.6.2. Relative Öffnung (Lichtstärke)<br />
16.6.3. Die Blendenzahl k<br />
16.6.4. Der Auszugsverlängerungs<br />
faktor<br />
16.6.4.1. Auszugsverlängerungsfaktor<br />
bei normalen Objektiven<br />
16.6.4.2. Auszugsverlängerungsfaktor<br />
bei stark asymmetrischen<br />
Objektiven<br />
16.6.5. Abbildungsmassstab und<br />
förderliche Blende<br />
Lektion 58<br />
16.7. Bildwinkel<br />
16.7.1. Abhängigkeit der Bildkreisgrösse<br />
vom Auszug<br />
16.7.2. Brennweite und Negativ<br />
format<br />
16.7.3. Perspektive<br />
17. Abbildungsfehler<br />
17.1. Chromatische Aberration<br />
(Farbfehler)<br />
17.1.1. Farblängsfehler<br />
17.1.2. Farbquerfehler<br />
17.1.3. Korrektur der chromatischen<br />
Aberration
17.1.4. Der Achromat<br />
17.1.5. Das sekundäre Spektrum<br />
17.1.6. Der Apochromat<br />
Lektion 59<br />
17.2. Sphärische Aberration<br />
17.2.1. Scharfeinstellung<br />
17.2.2. Korrektur<br />
17.3. Koma (Asymmetriefehler)<br />
17.4. Astigmatismus (Punktlosigkeit)<br />
17.4.1. Korrektur<br />
17.5. Bildfeldwölbung<br />
Lektion 60<br />
17.6. Verzeichnung (Distorsion)<br />
17.6.1. Tonnenförmige Verzeichnung<br />
17.6.2. Kissenförmige Verzeichnung<br />
17.6.3. Korrektur<br />
17.7. Vignettierung (Randhellig<br />
keitsabfall)<br />
17.7.1. Natürliche Vignettierung<br />
17.7.1.1. Berechnung des Helligkeits<br />
abfalls<br />
17.7.1.2. Korrekturmöglichkeit<br />
17.7.2. Künstliche Vignettierung<br />
17.8. Darstellung des Korrektur<br />
zustandes<br />
17.8.1. Von Rohrsche Darstellung<br />
17.8.2. Funktionale Darstellung<br />
17.8.3. Auflösungsvermögen<br />
Lektion 61<br />
17.8.4. Die Modulations-Übertragungs-Funktion<br />
MTF<br />
18. Objektive<br />
18.1. Astigmate<br />
18.1.1. Meniskus<br />
18.1.2. Achromatische Sammellinsen<br />
18.2. Astigmate symmetrischer und<br />
halbsymmetrischer Bauart<br />
18.2.1. Periskop<br />
18.2.2. Aplanat<br />
18.2.3. Antiplanet<br />
18.2.4. Petzval-Objektiv<br />
Lektion 62<br />
18.3. Einfache Anastigmate<br />
18.3.1. Protar<br />
18.4. Doppel-Anastigmate<br />
18.4.1. Doppel-Anastigmate mit ver<br />
kitteten Linsen<br />
18.4.2. Doppel-Anastigmate mit frei<br />
stehenden Linsen<br />
18.5. Triplete<br />
18.6. Weitwinkelobjektive<br />
18.7. Teleobjektive<br />
18.8. Moderne Objektive<br />
18.8.1. Mehrlinsige Triplete<br />
18.8.2. Moderne Gauss-Typen<br />
18.8.2.l.Gauss-Typen mit mittleren<br />
Bildwinkeln<br />
Lektion 63<br />
18.8.2.2. Gauss-Typen mit grossen<br />
Bildwinkeln<br />
18.8.3. Apochromate<br />
18.8.4. Retrofokale Weitwinkel<br />
objektive<br />
18.8.5. Moderne Teleobjektive<br />
18.8.6. Telekonverter<br />
18.9. Vario-Objektive<br />
18.10. Spiegelobjektive<br />
18.10.1. Katoptische Systeme<br />
18.10.2. Katadioptrische Systeme<br />
18.11. Vergrösserungsobjektive<br />
18.12. Floating Elements<br />
Lektion 64<br />
19. Kameratechnik<br />
19.1. Verschlüsse<br />
19.1.1. Zentralverschluss<br />
19.1.1.1. Compound-Verschluss<br />
19.1.1.2. Compur-Verschluss<br />
19.1.2. Schlitzverschluss<br />
19.1.3. Lamellenverschluss<br />
19.1.4. Elektronisch gesteuerte Ver<br />
schlüsse<br />
19.1.5. Elektronische Verschlüsse<br />
19.1.6. Verschlusszeiten<br />
19.2. Die Blende<br />
Lektion 65<br />
19.2.1. Relative Blende<br />
19.2.2. Die internationale Blenden<br />
reihe<br />
19.2.3. Veränderung der Blendenzahl<br />
durch gegebenen Verlänge<br />
rungsfaktor<br />
19.2.4. Die Lichtwertzahlen<br />
19.3. Scharfeinstellung<br />
19.3.1. Die Schärfentiefeskala<br />
19.4. Suchersysteme<br />
19.4.1. Mattscheibe<br />
19.4.1.1.Fresnel-Linse und Feldlinse<br />
19.4.2. Zweiäugige Spiegelreflex<br />
kamera<br />
19.4.3. Einäugige Spiegelreflex<br />
kamera<br />
19.4.4. Spiegelreflexkamera mit<br />
Dachkantenprisma<br />
19.4.5. Sucherkamera<br />
19.4.6. Parallaxe<br />
19.5. Entfernungsmesser<br />
19.5.1. Teilbildentfernungsmesser<br />
19.5.2. Mischbildentfernungsmesser<br />
Lektion 66<br />
19.5.3. Mattscheiben-Einstellung<br />
19.5.3.1. Schnittbüdentfernungsmesser<br />
(Messlupe)<br />
19.5.3.2. Mikroprismen (Messraster)<br />
19.6. Autofokussysteme<br />
19.6.1. Akustische Echoortung<br />
19.6.2. Triangulationssysteme<br />
19.6.2.1. Infrarot-Autofokussiermethode<br />
19.6.2.2. Visitronic-Modul<br />
19.6.2.3. Festkörper-Triangulation<br />
19.6.3. TTL-Fokussysteme<br />
20. Belichtungsmessung<br />
20.1. Lichtempfindliche Zellen<br />
20.1.1. Photoelement (Photozelle)<br />
Lektion 67<br />
20.1.2. Photowiderstand<br />
20.1.3. Photodiode<br />
20.1.4. Phototransistor<br />
20.1.5. Photo-Multiplier<br />
20.1.6. Farbempfindlichkeit verschie<br />
dener Mess-Zellen<br />
20.2. Färb- und Verteilungstempe<br />
ratur-Messer<br />
20.3. TTL-Messung<br />
20.4. Messmethoden<br />
20.4.1. Objekt- und Lichtmessung<br />
20.4.2. Integral-Messung<br />
20.4.3. Selektive Belichtungs<br />
messung.<br />
20.4.3.1. Richtige Wahl der Mess-<br />
SteUe<br />
20.4.3.2. I-Punkt-Messung auf Grau<br />
karte<br />
20.4.3.3. I-Punkt-Messung eines<br />
Ersatz grauwertes<br />
20.4.3.4. I-Punkt-Messung auf hellste<br />
BüdsteUe<br />
Lektion 68<br />
20.4.3.5. Mehrpunktmessung<br />
20.4.3.6.2-Punkt-Kontrast-Messung<br />
20.5. Interpretation der Mess<br />
resultate
20.6.<br />
20.7.<br />
20.8.<br />
Objektumfang<br />
Kontrastbewältigung<br />
Streulicht<br />
Lektion 69<br />
21. Lichtquellen<br />
21.1.<br />
21.1.1.<br />
21.1.2.<br />
21.1.3.<br />
21.2.<br />
21.2.1.<br />
21.2.2.<br />
21.3.<br />
21.3.1.<br />
Glühlampen<br />
Prinzip<br />
Glühlampen-Typen<br />
Spektrale Zusammensetzung<br />
Halogen-Lampen<br />
Prinzip<br />
Halogenlampen-Typen<br />
Entladungslampen<br />
Quecksilber-Hochdruckxampen<br />
21.3.1.1 . Quecksilber-Hochdruckstrah<br />
ler ohne Leuchtstoff<br />
21.3.1.2 . Quecksilber-Hochdruckstrah<br />
ler mit Leuchtstoff<br />
21.3.1.3. Quecksilber-Mischlichtlampen<br />
mit Leuchtstoff<br />
21.3.2. Natriumdampflampen<br />
21.3.3. Xenon-Hochdrucklampen<br />
21.3.4. Halogen-Metalldampflampen<br />
22.5.6. Der Normalreflektor<br />
22.5.7. Der Weichstrahler<br />
22.5.8. Die Viereckleuchte<br />
22.5.9. Die Flächenleuchte<br />
22.5.10. Die Effektleuchte<br />
22.5.11. Der Stufenlinsensch<br />
T^picj AA7flV"ipnfiltPT<br />
22.6*.<br />
J_/Clo<br />
VVClJJCliiiilCl<br />
Kleinblitzgeräte<br />
Lektion 70<br />
21.3.5. Fluoreszenzröhren<br />
21.3.5.1 .Zündung<br />
21.3.5.2. Fluoreszenzröhren als Auf-<br />
21.4.<br />
21.4.1.<br />
21.4.2.<br />
21.4.3.<br />
21.4.4.<br />
21.4.5.<br />
21.5.<br />
nahmelichtquelle<br />
Elektronenblitz<br />
Studioblitz anlagen<br />
Tragbare Blitzgeräte<br />
Blitzdauer<br />
Blitzleistung<br />
Leitzahlen<br />
Blitzpulver<br />
Lektion 71<br />
21.6. Kolbenblitze<br />
22. Beleuchtungsgeräte<br />
22.1.<br />
22.2.<br />
22.3.<br />
22.4.<br />
Die Universalleuchte<br />
Weichstrahler<br />
Stufenlinsenscheinwerfer<br />
Universalkleinleuchten<br />
Lektion 72<br />
22.5.<br />
22.5.1.<br />
22.5.2.<br />
22.5.3.<br />
22.5.4.<br />
22.5.5.<br />
Studioblitzgeräte<br />
Farbtemperatur<br />
Intensitätsregelung<br />
Aufbau der Anlagen<br />
Das Einstellicht<br />
Der Leuchtenkopf
LEKTION<br />
PHOD<br />
48 KOLLEGIUM<br />
14.4.2. Der Abbildungs<br />
massstab /?'<br />
Der Abbildungsmassstab drückt das<br />
Verhältnis der Bildverkleinerung<br />
oder der Büdvergrösserung aus, das<br />
heisst, er sagt, in welchem Verhältnis<br />
ein Gegenstand auf der Filmebene<br />
abgebildet wird.<br />
Definitionsgemäss ist der Abbil<br />
dungsmassstab das Verhältnis zwi<br />
schen der Grosse der Abbildung und<br />
der Grosse des Gegenstandes. Ein<br />
Massstab von 1:1 sagt, das Bild würde<br />
gleich gross abgebildet wie der zu<br />
photographierende Gegenstand. Der<br />
Massstab 1:2 hingegen drückt aus,<br />
dass die Abbildung nur halb so gross<br />
ist wie der Gegenstand, und der<br />
Massstab 2:1 sagt, das Bild sei dop<br />
pelt so gross wie der Gegenstand<br />
dargestellt.<br />
Die Verhältnisse sind genau gleich<br />
wie bei der Massstabsangabe einer<br />
Landkarte. Dort sagt der Massstab<br />
1:50000 auch, das Kartenbild sei ge<br />
nau 50000 mal kleiner als die wirkli<br />
che Landschaft.<br />
Abbildungs- _ Bildgrösse<br />
massstab/7 ~ Dinggrössey<br />
Üblicherweise wird der Abbildungs<br />
massstab in einem Zahlenverhältnis<br />
ausgedrückt, bei dem das kleinere<br />
lied 1 ist: 1:3,1:10, 2,5:1. Zwar weniger<br />
bildhaft, aber für rein rechnerische<br />
Zwecke praktisch und daher erlaubt<br />
ist die Angabe des Abbildungsmass<br />
stabes als Quotient des Verhältnisses<br />
in Form eines Bruchs oder als Dezi<br />
malbruch:<br />
1:3 =<br />
1<br />
= 0,33<br />
1:10 = — = 0,1<br />
10<br />
2,5:1 =<br />
1<br />
Aus Ihrer photographischen Praxis<br />
wissen Sie, dass ein Gegenstand um<br />
so grösser abgebildet wird, je kleiner<br />
die Aufnahmedistanz (Dingweite)<br />
oder - bei gleichbleibender Aufnah<br />
medistanz - je länger die Objektiv-<br />
: 1 f<br />
Abbildung 321<br />
z :<br />
■^1 if ^l^<br />
3f<br />
a<br />
Der Abbildungsmassstab (ß = 1:2)<br />
brennweite ist. Wenn Sie mit Ihrem<br />
Vario-Objektiv bei gleichbleiben<br />
dem Aufnahmestandpunkt ein Ob<br />
jekt «heranholen», machen Sie ja<br />
nichts anderes, als die Brennweite<br />
verlängern und dabei den Abbil<br />
dungsmassstab vergrössern. Weil<br />
der Bildausschnitt Ihrer Kamera da<br />
bei gleich bleibt, erfassen Sie ledig<br />
lich einen Ausschnitt des nunmehr<br />
grösseren Bildes.<br />
Wir folgern daraus: Der Abbildungs<br />
massstab hängt sowohl von der Auf<br />
nahmedistanz als auch der Objektiv<br />
brennweite ab.<br />
Aus Erfahrung und aus den Betrach<br />
tungen in unserer letzten Lektion wis<br />
sen wir, dass der Kameraauszug (die<br />
Bildweite) gleich gross ist wie die<br />
Brennweite, wenn sich der Aufnahme<br />
gegenstand unendlich weit weg be<br />
findet. Die Bildweite wird um so grös<br />
ser, je kleiner die Aufnahmedistanz<br />
(Dingweite) ist.<br />
Daraus folgt unsere neue Erkenntnis:<br />
Der Abbildungsmassstab lässt sich<br />
aus den Variablen Bildgrösse/Dinggrösse<br />
oder Bildweite/Dingweite<br />
oder Brennweite/Dingweite oder<br />
Brennweite/Bildweite errechnen.<br />
Die Verhältnisse lassen sich anhand<br />
der Konstruktion in der Abbildung 321<br />
erkennen. Die dargestellte Linse be<br />
sitzt die Brennweite f/f, die eine fest<br />
bleibende Kenngrösse des Objektivs<br />
darstellt und sich nicht verändert. Der<br />
Raum der ding- und bildseitigen<br />
i<br />
\<br />
/<br />
VAf<br />
z' ;<br />
Brennweite ist daher in der Abbil<br />
dung durch ein Rasterfeld darge<br />
stellt. Veränderlich sind lediglich die<br />
Aufnahmedistanz (Dingweite) a und<br />
die Gegenstandsgrösse (Dinggrösse)<br />
y. Davon abhängig verändern sich<br />
die Bildweite a', die Bildgrösse Y und<br />
der Abbildungsmassstab ß.<br />
Die Abbildung zeigt die Verhältnisse<br />
beim Massstab 1:2.<br />
Der französische Philosoph und Ma<br />
thematiker Descartes (1596-1650) hat<br />
die Verhältnisse, die Sie bitte in Abbil<br />
dung 321 nachprüfen wollen, in einer<br />
Formel zusammengefasst:<br />
Descartes:<br />
— + — = _L<br />
a a' f<br />
Auch Newton hat in seiner Linsenglei<br />
chung die Aussage bestätigt:<br />
- f2<br />
Newton: z • z' = f!<br />
Aus beiden Grundgleichungen geht<br />
ganz deutlich hervor, wie die Grosse<br />
der einzelnen Strecken zusammen<br />
hängt.<br />
Aus den gemachten Erkenntnissen<br />
lassen sich eine ganze Reihe Formeln<br />
zur Massstabsberechnung ableiten,<br />
die gelegentlich auch in der Praxis<br />
dienlich sind:
PHOD<br />
KOLLEGIUM 48 LEKTION<br />
ß' =<br />
ß' =<br />
ß' =<br />
a'<br />
a<br />
f<br />
z<br />
f<br />
a-f<br />
T<br />
Übung<br />
Versuchen Sie - um sich die Bege<br />
benheiten zu vergegenwärtigen - mit<br />
Hilfe der aufgeführten Formeln die<br />
folgenden Aufgaben zu lösen.<br />
Empfehlenswerterweise rechnen Sie<br />
zuerst alle Längenangaben in Zenti<br />
meter um. Sie verhindern dadurch<br />
Stellenfehler.<br />
Aufgabe 1<br />
Eine 1,75 m grosse Person soll so photographiert<br />
werden, dass ihr Bild auf<br />
dem Negativ 5 cm hoch wird. Wie<br />
gross ist der Abbildungsmassstab?<br />
Aufgabe 2<br />
Eine Messung während einer Makro<br />
aufnahme ergibt folgende Werte:<br />
Aufnahmedistanz<br />
(Objektiv-Gegenstand)<br />
= 150 mm<br />
Kameraauszug<br />
(Objektiv-Film) = 60 cm<br />
Wie gross ist der Abbildungsmass<br />
stab?<br />
Aufgabe 3<br />
Wie gross wird das Bild eines 30 cm<br />
hohen Gegenstandes, der mit einem<br />
Objektiv der Brennweite 200 mm aus<br />
1 Meter Distanz photographiert wird?<br />
Aufgabe 4<br />
Eine alte Holzkamera ist mit einem<br />
Objektiv der Brennweite 12 cm be<br />
stückt. Der maximal mögliche Kame<br />
raauszug beträgt 180 mm. Wie gross<br />
wird bei diesem Auszug ein 20 cm<br />
grosser Gegenstand abgebildet?<br />
Aufgabe 5<br />
Ein Gegenstand befindet sich in einer<br />
Distanz, die der ßfachen Brennweite<br />
entspricht, vor dem Mittelpunkt des<br />
Objektivs. Wie gross wird unter die<br />
sen Umständen eine 5 cm lange<br />
Streichholzschachtel abgebildet?<br />
Die Lösungen sind in der nächsten<br />
Lektion aufgeführt.<br />
14.4.3. Dingweite,<br />
Bildweite<br />
Aus bekannter Brennweite und gefor<br />
dertem Abbildungsmassstab lassen<br />
sich natürlich die notwendige Auf<br />
nahmedistanz (Dingweite) und/oder<br />
der Kameraauszug (Bildweite)<br />
errechnen. Sie werden bald sehen,<br />
solche Berechnungen sind nicht nur<br />
dazu da, Studierende zu quälen, nein,<br />
sie haben durchaus ihre praktische<br />
Berechtigung.<br />
Kramen wir aber zuerst unsere alge<br />
braischen Kenntnisse aus dem Schul<br />
sack und versuchen wir aus bereits<br />
Bekanntem eine Formel zur Bestim<br />
mung der Dingweite abzuleiten:<br />
Wie wir wissen ist,<br />
z =a- f i<br />
Isolieren wir in dieser Gleichung a, so<br />
lautet die Umwandlung<br />
a = z + f 2<br />
Da uns normalerweise z nicht be<br />
kannt ist, wollen wir versuchen, diese<br />
brennpunktbezogene Dingweite<br />
durch Brennweite und Abbildungs<br />
massstab zu ersetzen:<br />
Wir wissen, dass<br />
ß' =<br />
z =<br />
z<br />
_L 4<br />
ist. Auf z gelöst, heisst<br />
die Gleichung<br />
Wir können nun z in der Gleichung 2<br />
ersetzen:<br />
a =<br />
f<br />
oder etwas eleganter geschrieben<br />
Versuchen Sie nun selbst die gleiche<br />
Umwandlung für a' vorzunehmen. Sie<br />
erhalten als Resultat<br />
a' = (ß + 1) f<br />
Beide Formeln werden, so wie sie hier<br />
abgeleitet sind, vor allem in der Makrophotographie<br />
sehr dienlich sein.<br />
Nehmen wir an, Sie müssten einen<br />
Gegenstand so photographieren,<br />
dass er auf dem Originaldia haarge<br />
nau im Massstab 1:10 dargestellt ist.<br />
Selbst wenn die Aufnahme mit einer<br />
Grossformatkamera gemacht wird, ist<br />
es praktisch unmöglich, lediglich<br />
durch Probieren und durch Nachmes<br />
sen auf der Mattscheibe die gefor<br />
derte Abbildungsgrösse in nützlicher<br />
Zeit zu realisieren. Wer je eine solche<br />
Aufgabe zu lösen hatte, weiss, was ich<br />
meine.<br />
Mit einer Kleinbildspiegelreflexka<br />
mera ist die Aufgabe mit der gefor<br />
derten Präzision erst recht nicht zu lö<br />
sen.<br />
Mit Hilfe der beiden abgeleiteten<br />
Formeln aber können Sie rasch aus<br />
der Brennweite des Objektivs und<br />
dem geforderten Abbildungsmass<br />
stab die Dingweite a und die Bildwei<br />
te a' ausrechnen.<br />
Beide Strecken zusammenaddiert er<br />
geben die notwendige Distanz zwi<br />
schen dem Gegenstand und der Film<br />
ebene. Da die Filmebene auch auf<br />
Kompaktkameras meist markiert ist,<br />
lässt sich so der jeweilige Kamera<br />
standpunkt schnell finden. Man<br />
braucht jetzt nur noch - ohne die Ka<br />
mera zu verstellen - die Schärfe ein<br />
zustellen und hat genau den gefor<br />
derten Abbildungsmassstab erhal<br />
ten.<br />
Auch wenn man im Nahbereich bei<br />
Kleinbild- und Mittelformatkameras<br />
noch Zwischenringe oder Balgenge<br />
räte einsetzen muss, verändert sich<br />
der Abbildungsmassstab keines<br />
wegs, sofern die Distanz Gegen<br />
stand-Filmebene unverändert bleibt.<br />
Versuchen Sie doch bitte mit Ihrer Ka<br />
mera nach der geschilderten Metho<br />
de einige Aufnahmen nach vorgege<br />
benem Massstab zu realisieren.<br />
Wenn Sie das lediglich übungshalber<br />
machen, brauchen Sie nicht einmal<br />
Filmmaterial zu vergeuden. Auch mit<br />
einer Kleinbildkamera können Sie die<br />
entstehende Bildgrösse genau nach<br />
messen. Öffnen Sie dazu die Kamera<br />
rückwand und kleben Sie mit Tesafilm<br />
ein Stück halbtransparentes Zei<br />
chenpapier auf die Bildbegrenzungs<br />
maske. Bei offenem Verschluss (Stel<br />
lung B oder T) wirkt das Transparent<br />
papier als richtige Mattscheibe, auf<br />
der sich die Bildgrösse mit einem<br />
Massstab nachmessen lässt.<br />
Wenden wir uns jetzt wieder unseren<br />
theoretischen Überlegungen zu. Die<br />
beiden abgeleiteten Formeln sind für<br />
die Berechnung von a und a' ideal. Um
LEKTION<br />
PHÖD<br />
48KOUEGIUM<br />
aber noch zu einer weiteren Erkennt<br />
nis zu gelangen, wandeln wir beide<br />
Formeln wieder in eine etwas kompli<br />
ziertere Form um:<br />
a =<br />
1<br />
a = f+ —<br />
\pf<br />
ß' + 1 f 1<br />
a'=^ + l)f - a' = f + (/T f)<br />
Mit diesen neuen Formeln wollen wir<br />
nun zwei Aufgaben durchrechnen:<br />
Beispiel a)<br />
Brennweite: 15 cm Massstab 1:3<br />
Wie gross sind Ding- und Bildweite?<br />
15<br />
J/3<br />
1<br />
15) = 15 + 45 = 60 cm<br />
a' = 15 + i— • 15j = 15 + 5 = 20 cm<br />
Beispiel b)<br />
Brennweite 15 cm, Massstab 1:5<br />
Wie gross sind Ding- und Bildweite?<br />
a = 15 +<br />
a'=<br />
1<br />
15+f— •<br />
Merken Sie was?<br />
15 =15 + 75 = 90 cm<br />
= 15 + 3=18cm<br />
Beim Masstab 1:3 ist die Dingweite<br />
4mal so gross wie die Brennweite und<br />
die Bildweite lVbmal so gross wie die<br />
Brennweite.<br />
Beim Massstab 1:5 ist die Dingweite<br />
6mal und die Bildweite lVbmal so<br />
gross wie die Brennweite!<br />
Die Abbildung 322 versucht die<br />
f<br />
Streckenverhältnisse für den Abbil<br />
dungsmassstab 1:3 zu visualisieren.<br />
Die Gegenstandsweite entspricht<br />
lmal der Brennweite f plus sovielmal f,<br />
wie der Reziprokwert des Masssta<br />
bes angibt, und die Bildweite ent<br />
spricht lmal der Brennweite plus soviele<br />
Brennweiten, wie der Massstab<br />
angibt.<br />
Die vorher beschriebene Aufgabe, in<br />
der man zur einfachen Kameraein<br />
stellung aus dem Massstab und der<br />
Brennweite die Distanz Gegenstand-<br />
Filmebene ausrechnen musste, wird<br />
dadurch zur Kopfrechnung.<br />
Sofern Ihre Kamera mit einem 50 mm<br />
Objektiv bestückt ist, beträgt beim<br />
Massstab 1:10 die Bildweite lVio von f<br />
= 5,5 cm und die Dingweite llmal f =<br />
55 cm. Stellt man nun die Distanz Ge<br />
genstand-Filmebene auf 60,5 cm ein,<br />
ist der Gegenstand, nach Scharfein<br />
stellung, genau im geforderten Mass<br />
stab abgebildet.<br />
14.4.4. Abbildungs<br />
massstab, Dingund<br />
Bildweite<br />
Verfolgt man die soeben gemachte<br />
Erkenntnis über weitere Massstäbe<br />
auch in den Bereich der Bildvergrösserung,<br />
stellt man fest, dass die<br />
brennpunktbezogene Dingweite z<br />
stets identisch ist mit dem Produkt<br />
aus Reziprokwert des Massstabes<br />
mal Brennweite und die brennpunkt<br />
bezogene Bildweite z' mit dem Pro<br />
dukt aus Massstab mal Brennweite.<br />
Addiert man zu diesen Werten je<br />
weils noch die Brennweite, entsteht<br />
die Gegenstandsweite a beziehungs<br />
weise Büdweite a'.<br />
Überprüfen Sie bitte das Gesagte<br />
noch einmal anhand der ausführli<br />
chen Darstellung in Abbildung 323<br />
und füllen Sie in der Bildlegende die<br />
fehlenden Werte ein.<br />
Sie stellen fest, dass sich die Verhält<br />
nisse bei der Bildvergrösserung um<br />
kehren. Bei Massstäben kleiner als 1:1<br />
ist die Dingweite grösser als die Bild<br />
weite, beim Massstab 1:1 sind beide<br />
gleich gross, und bei grösseren Mass<br />
stäben wird die Bildweite grösser.<br />
Bei Scharfeinstellung auf Unendlich<br />
ist der Auszug genau so gross wie die<br />
Brennweite. Wo aber ist Unendlich?<br />
Machen wir dazu folgende Überle<br />
gung: Jeder Gegenstandspunkt re<br />
flektiert, sofern er von Licht getroffen<br />
wird, ein divergentes Strahlenbündel.<br />
Ist er wirklich unendlich weit entfernt,<br />
wird am Empfangsort dieses Bündel<br />
zu einem Parallelbündel, das durch<br />
das Objektiv genau in der Brenn<br />
ebene wieder zu einem Punkt kon<br />
vergiert wird. Ist das Bündel noch<br />
leicht divergent, entsteht die Abbil<br />
dung etwas weiter hinten. Einstell<br />
technisch aber kann man ein Bündel<br />
als parallel betrachten, wenn die Auf<br />
nahmedistanz nicht kleiner ist als<br />
Abbildung 322 Ding- und Bildweite in Abhängigkeit von Brennweite und Massstab
PHÖD<br />
KOLLEGIUM 48 LEKTION<br />
etwa der 300fache Wert der Brenn<br />
weite.<br />
Abbildung 323 Massstab, Brennweite, Ding- und Bildweite<br />
ß'<br />
1:5<br />
1:4<br />
1:3<br />
1:2<br />
1:1<br />
2:1<br />
3:1<br />
4:1<br />
5:1<br />
10:1<br />
lf + 5f = 6f<br />
lf + lf = 2f<br />
lf + V2 f = lV2f<br />
14.4.5 Formeln zur Bestim<br />
mung der Ding- und<br />
Bildweile sowie der<br />
a = f + z<br />
a =<br />
ä • f<br />
a'-f<br />
a' = f + z'<br />
a' = (ß + 1) • f<br />
1 f + Vsf = l'/sf<br />
lf + 1 f = 2f<br />
lf+ 2f = 3f<br />
a' =<br />
a- f<br />
a-f<br />
f = a - z<br />
f = a' - z'<br />
f =<br />
f =<br />
f =<br />
(ß + 1)<br />
(i + 1<br />
a • a'<br />
a + a'<br />
Übung<br />
In den folgenden Berechnungsaufga<br />
ben ist auch ein Beispiel mit einem<br />
Vergrösserungsgerät<br />
aufgeführt.<br />
Hierbei ist zu beachten, dass das zu<br />
vergrössernde Negativ dem «Ding»<br />
entspricht (y) und das vergrösserte<br />
Projektionsbild auf dem Grundbrett<br />
dem Bild (y7). Sinngemäss ist beim<br />
Vergrösserungsgerät die Dingweite<br />
a die Distanz zwischen Hauptebene<br />
des Vergrösserungsobjektivs und<br />
der Negativbühne, die Bildweite a'<br />
diejenige zwischen Hauptebene und<br />
Grundbrett.<br />
Aufgabe 6<br />
Ein unbekanntes altes Objektiv ohne<br />
Aufschrift erzeugt von einem 36 cm<br />
entfernten Gegenstand ein scharfes<br />
Bild bei einem Kameraauszug von 18<br />
cm. Wie gross ist die Objektivbrenn<br />
weite?<br />
Aufgabe 7<br />
Ein Vergrösserungsgerät ist mit ei<br />
nem Objektiv der Brennweite 100 mm<br />
bestückt. Es erlaubt in seiner höch<br />
sten Stellung eine 8-fache Vergrösserung.<br />
Wie gross ist der Abstand vom<br />
Negativ zur Objektivhauptebene und<br />
derjenige vom Objektiv zum Papier?<br />
Aufgabe 8<br />
Eine Fachkamera, mit einem Objektiv<br />
der Brennweite 24 cm bestückt, hat<br />
einen grösstmöglichen Auszug von<br />
54 cm. Welches ist die kürzeste Ent<br />
fernung, aus der man photographieren<br />
kann?<br />
Aufgabe 9<br />
Ein Gegenstand befindet sich 50 cm<br />
vor dem Objektiv, dessen Brennweite<br />
100 mm beträgt. Wie gross wird der<br />
Kameraauszug?<br />
Aufgabe 10<br />
Welche Brennweite muss ein Objek<br />
tiv aufweisen, um von einem 25 cm<br />
grossen Gegenstand aus einer Auf<br />
nahmedistanz von 1,8 m ein Bild in der<br />
Grosse von 5 cm zu erzeugen?<br />
Aufgabe 11<br />
Eine Stukkatur-Decke ist 5 m lang. Die<br />
ausnutzbare Raumhöhe beträgt 3 m.<br />
Welche Objektivbrennweite ist not<br />
wendig, um die Decke formatfüllend<br />
auf Kleinbildformat aufzunehmen?<br />
10
mm,<br />
LEKTION<br />
PHOD<br />
49 KOLLEGIUM<br />
Lösungen der Aufgaben<br />
Lektion 48<br />
Aufgabe 1<br />
Gegenstandgrösse y =175 cm<br />
Bildgrösse y'<br />
=5 cm<br />
Abbildungsmassstab ß' = 1:35<br />
Aufgabe 2<br />
Aufnahmedistanz a<br />
Kameraauszug a'<br />
Abbildungsmassstab ß'<br />
Aufgabe 3<br />
Gegenstandgrösse y<br />
Brennweite f<br />
Aufnahmedistanz a<br />
Abbüdungsmassstab ß'<br />
Bildgrösse y'<br />
Aufgabe 4<br />
= 15 cm<br />
= 60 cm<br />
= 4:1<br />
= 30 cm<br />
= 20 cm<br />
= 100 cm<br />
= 1:4<br />
= 7,5 cm<br />
Brennweite f<br />
=12 cm<br />
Kameraauszug a' = 18 cm<br />
Abbildungsmassstab ß' =1:2<br />
Gegenstandgrösse y =20 cm<br />
Bildgrösse y; = 10 cm<br />
Aufgabe 5<br />
Aufnahmedistanz = 1 f+5f<br />
Abbildungsmassstab ß' =1:5<br />
Gegenstandgrösse y =5 cm<br />
Bildgrösse y' =1 cm<br />
Aufgabe 6<br />
Gegenstandentfernung a = 36 cm<br />
Kameraauszug a'<br />
=18 cm<br />
Abbildungsmassstab ß' =1:2<br />
Brennweite f<br />
=12 cm<br />
Aufgabe 9<br />
Gegenstandentfernung a = 50 cm<br />
Brennweite f<br />
=10 cm<br />
Abbildungsmassstab ß' =1:4<br />
Kameraauszug a' =12,5 cm<br />
Aufgabe 10<br />
Gegenstandgrösse y = 25 cm<br />
Bildgrösse y' =5 cm<br />
Abbüdungsmassstab ß' =1:5<br />
Gegenstandentfernung a =180 cm<br />
Brennweite f<br />
=30 cm<br />
Aufgabe 11<br />
Gegenstandgrösse y = 500 cm<br />
Bildgrösse y' (KB) = 3,6 cm<br />
Gegenstandentfernung a = 300 cm<br />
Brennweite f =2,1 cm<br />
Haben Sie, lieber Leser, überall die<br />
selben Resultate erhalten? Sollte dies<br />
irgendwo nicht der Fall sein, wäre es<br />
von Vorteil, das entsprechende Ka<br />
pitel der letzten Lektion noch einmal<br />
zu überarbeiten. Sofern Sie mit dem<br />
Elektronenrechner gearbeitet haben,<br />
sind selbstverständlich die Abbil<br />
dungsmassstäbe auch als Dezimal<br />
brüche zu verwenden.<br />
14.5. Die Schärfentiefe<br />
14.5.1. Scharfe<br />
Der Begriff der absoluten Schärfe<br />
würde verlangen, dass ein Punkt von<br />
beispielsweise 1 /um Durchmesser<br />
auch tatsächlich durch einen Punkt<br />
von ebenfalls 1 /um Durchmesser wie<br />
dergegeben würde.<br />
Abbildung 324<br />
Zerstreuungskreis<br />
Der Aufbau der Netzhaut im mensch<br />
lichen Auge bringt es jedoch mit sich,<br />
dass infolge mangelnder Trenn<br />
schärfe eine ganz beträchtlicheScMrfentoleranz<br />
besteht. Unter normalen<br />
Verhältnissen beträgt diese für eine<br />
mittlere Betrachtungsdistanz von<br />
30 cm etwa V10 mm. Das Auge be<br />
trachtet demnach jede «Fläche», die<br />
nicht grösser als V10 mm ist, als abso<br />
lut scharfen Punkt. Mit anderen Wor<br />
ten wird ein nahezu unendlich kleiner<br />
Gegenstandspunkt dann als scharfer<br />
Bildpunkt wiedergegeben, wenn er<br />
auf dem Bild das Ausmass von V10 mm<br />
nicht übersteigt.<br />
Das Auge arbeitet ähnlich wie eine<br />
Kamera: Die Augenlinse entspricht<br />
dem Objektiv, die Netzhaut der Matt<br />
scheibe bzw. Filmebene. Um Gegen<br />
stände auf verschiedene Distanzen<br />
scharf zu sehen, verändert jedoch<br />
das Auge nicht den Auszug, wie dies<br />
bei der Kamera geschieht, es ver<br />
ändert vielmehr durch Muskelzug<br />
den Krümmungsradius der Linse. Das<br />
geht derart rasch vor sich, dass im<br />
Gehirn der Eindruck entsteht, das<br />
Auge sehe auf jede beliebige Distanz<br />
gleichzeitig scharf. Dass dem nicht so<br />
ist, verdeutlicht folgendes Experi<br />
ment:<br />
Strecken Sie den Arm waagrecht aus<br />
und halten Sie den Zeigefinger lot<br />
recht auf. Schauen Sie jetzt einmal auf<br />
die Fingerspitze und dann wieder auf<br />
das dahinter sich befindende Nach<br />
barhaus. Sie können nicht beides mit<br />
einander scharf sehen!<br />
Filmebene<br />
Aufgabe 7<br />
Achtung, Vergrösserungsgerät!<br />
Brennweite f<br />
=10 cm<br />
Abbildungsmassstab ß' = 8 (8:1)<br />
Negativ-Objektiv a =11,25 cm<br />
Objektiv-Papier a' =90 cm<br />
~"""""~"7<br />
.<br />
Aufgabe 8<br />
Brennweite f<br />
=24 cm<br />
Kameraauszug a'<br />
=54 cm<br />
Abbildungsmassstab/?' = 1,25 (:1)<br />
Gegenstandentfernung a = 43,2 cm<br />
/<br />
a' nah<br />
11
PHOD<br />
KOLLEGIUM 49 LEKTION<br />
14.5.2. Der Zerstreuungs<br />
kreis<br />
(Unschärfekreis)<br />
In der Photographie kann streng<br />
genommen ein völlig scharfes Bild<br />
auf der Filmebene nur von einer ein<br />
zigen Gegenstandsebene erzielt<br />
werden. Nur von dieser einzigen Ge<br />
genstandsebene werden sämtliche<br />
Punkte als absolute, gleich grosse<br />
Bildpunkte wiedergegeben. Alle an<br />
deren Punkte, die sich in näher oder<br />
weiter liegenden Ebenen befinden,<br />
erscheinen nicht mehr als Punkte,<br />
sondern als Scheibchen, sogenannte<br />
Zerstreuungs- oder Unschärfekreise.<br />
Formelzeichen für den Durchmesser<br />
eines Unschärfekreises: u'.<br />
Betrachten Sie jetzt bitte die Abbil<br />
dung 324. Dargestellt ist im Gegen<br />
standraum ein Parallelbündel, das,<br />
von einem unendlich weit entfernten<br />
Gegenstand kommend, einen Bild<br />
punkt genau im Brennpunkt des Bild<br />
raumes bildet. Ein näher liegender<br />
Gegenstand sendet ein mehr oder<br />
weniger stark divergentes Bündel<br />
aus, das, wie wir wissen, weiter hinten<br />
unser Auge infolge der Schärfentole<br />
ranz noch als scharf. Dadurch entsteht<br />
der Eindruck, das Bild weise nicht nur<br />
eine Schärfenebe^e, sondern eine<br />
Schärfenzone, eine Schärfentiefe auf.<br />
Die Grenzen dieser Schärfentiefe<br />
nach hinten und nach vorne befinden<br />
sich dort, wo die Unschärfekreise das<br />
Mass von V10 mm überschreiten. Da<br />
die Schärfentoleranz sich mit dem<br />
Abstand, aus welchem man ein Bild<br />
betrachtet, ändert, lässt man sie vom<br />
Bildformat abhängig sein.<br />
Die zulässigen Zerstreuungskreisgrössen<br />
wurden auf Visoo der norma<br />
len Brennweite festgelegt:<br />
für 24 X 36 mm V&o mm<br />
für 6 x 6 cm V20 mm<br />
für 6X9 cm V15 mm<br />
für 4 x 5 inch V10 mm<br />
für 13X18 cm V? mm<br />
für 8 x 10 inch 1/s mm<br />
Mit diesen Werten sind die Schärfen<br />
tiefetabellen und Schärfentiefeska<br />
len an den Einstellfassungen der Ka<br />
meras berechnet. Allerdings sind<br />
dies nur Annäherungswerte, die<br />
überdies bei starken Teilvergrösserungen<br />
nicht mehr stimmen.<br />
Sie können sich dies gut vorstellen:<br />
Vergrössert man ein Kleinbildnegativ<br />
einen Bildpunkt bildet.<br />
dreimal linear, so wird das Bild etwa<br />
Stellen wir unsere Filmebene auf die 9X12 cm gross. Ein Zerstreuungs<br />
sen Punkt ein, wird er absolut scharf kreis, der auf dem Negativ die Grosse<br />
abgebildet. Der Gegenstandpunkt, V30 mm aufwies, hat jetzt einen Durch<br />
der aus Unendlich kommt und daher messer von V10 mm. Damit ist die<br />
näher bei der Linse konvergiert, wird Grenze der Schärfentoleranz er<br />
in dieser Einstellebene bereits als reicht. Vergrössert man das Bild auf<br />
relativ grosser Kreis abgebildet, als das Endformat 50X60 cm, wird da<br />
Unschärfekreis der Grosse u'.<br />
durch der einzelne Bildpunkt zwar er<br />
Solange diese Unschärfekreise nicht heblich grösser, die Schärfentiefe<br />
grösser sind als V10 mm, erachtet sie wirkung hingegen ändert sich nicht.<br />
Denn, nicht wahr, das grössere Büd<br />
wird ja auch aus einer beträchtlich<br />
grösseren Betrachtungsdistanz be<br />
staunt. Macht man allerdings eine<br />
Ausschnittvergrösserung, deren Aus<br />
schnitt einer Grosse von 9X12 cm<br />
entspricht, das ganze Negativ aber<br />
eigentlich auf 50 X 60 cm vergrössert<br />
wurde, stimmen die Verhältnisse<br />
nicht mehr. Jetzt erscheint der aus<br />
genutzte Schärfenraum bedeutend<br />
kleiner geworden zu sein, da das<br />
kleine Bild aus einer für den eigent<br />
lichen Vergrösserungsmassstab viel<br />
zu geringen Distanz betrachtet wird.<br />
Grundsätzlich kann man aber sagen:<br />
Ist die Schärfe eines Negativs für die<br />
Vergrösserung aufs Format 18 x 24 cm<br />
genügend, ist sie es auch für jeden<br />
anderen Vergrösserungsmassstab,<br />
sofern man keine extremen Aus<br />
schnitte herausvergrössert.<br />
14.5.3. Abhängigkeit der<br />
Schärfentiefe von<br />
der Blende<br />
Wiederholen Sie jetzt bitte das kleine<br />
Experiment aus 14.5.1. Strecken Sie<br />
erneut den Arm mit erhobenem Zeige<br />
finger aus und schauen Sie abwech<br />
selnd zur Fingerspitze und zum Nach<br />
barhaus. Halten Sie nun vor Ihr Auge<br />
ein Blatt Papier, in dessen Rand Sie<br />
mit dem Bürolocher ein kreisrundes<br />
Loch gestanzt haben, und schauen<br />
Sie Finger und Nachbarhaus durch<br />
diese kleine «Blende» an. Was stellen<br />
Sie fest?<br />
Abbildung 326 Abhängigkeit der Schärfentiefe von der Blende<br />
Blende<br />
Ist das Loch (die Blende) nur klein<br />
Filmebene<br />
Abbildung 325<br />
Unschärfekreise<br />
12
LEKTION<br />
PHGD<br />
49 KOLLEGIUM<br />
genug, erkennen Sie Finger und<br />
Haus - trotz grossem Distanzunter<br />
schied - gleichzeitig scharf. Gleiches<br />
geschieht in der Photographie. Es<br />
dürfte Ihnen bekannt sein, dass die<br />
Schärfentiefe mit zunehmender Ab<br />
blendung wächst.<br />
Weshalb wohl? Die Erklärung finden<br />
Sie in der Abbildung 326: Konstruiert<br />
sind von zwei verschieden weit ent<br />
fernten Gegenstandpunkten A und B<br />
die entsprechenden Bildpunkte A'<br />
und B'. Scharf eingestellt ist auf Punkt<br />
A. Für den Punkt B bildet sich auf der<br />
Filmebene ein relativ grosser Unschärfekreis.<br />
Blendet man nun ab, verkleinert sich<br />
der Winkel der beiden Strahlenbün<br />
del. Unter sonst gleichen Verhältnis<br />
sen wird in der Filmebene der Ge<br />
genstandspunkt B als bedeutend<br />
kleinerer Unschärfekreis dargestellt.<br />
Ist er nicht grösser als die zulässige<br />
Toleranz (V10 mm auf dem fertigen<br />
Bild), liegt der Gegenstand B inner<br />
halb der Schärfentiefe.<br />
Es ist leicht ersichtlich, dass bei klei<br />
ner Blende der Zerstreuungskreis<br />
kleiner ist als bei grosser und die<br />
Schärfentiefe daher zunimmt.<br />
Abbildung 327<br />
Abhängigkeit von der Brennweite<br />
Abbildung 328 Abhängigkeit von der Dingweite<br />
14.5.4* Einffluss von Brenn<br />
weite f und Ding<br />
weite a<br />
Aus Ihrer Erfahrung wissen Sie: Ein<br />
Objektiv kurzer Brennweite hat bei<br />
gleicher Aufnahmedistanz eine grössere<br />
Schärfentiefe als ein langbrenn<br />
weitiges Objektiv.<br />
Die Abbildung 327 verdeutlicht diese<br />
Behauptung. Gezeichnet sind zwei<br />
Objektive mit «langer» und «kurzer»<br />
Brennweite. In beiden Fällen befin<br />
den sich im Gegenstandraum zwei A' und B' beim Objektiv «kurzer»<br />
gleich weit entfernte Gegenstand Brennweite und legen Sie die Schärfe<br />
punkte A und B. In der oberen Zeich ebenfalls auf den weiter entfernten<br />
nung sind die entsprechenden Bild Punkt A (Filmebene durch A'). Auch<br />
punkte mit Hilfe eines Achsparallelitrahls<br />
und eines Brennstrahls bereits punkt B', sondern ein Unscharfekreis-<br />
in diesem Falle entsteht kein Bild<br />
konstruiert. Die Filmebene wurde auf lein kleiner Grosse, das somit be<br />
den Bildpunkt A', das heisst auf den deutend schärfer wirkt.<br />
weiter entfernten Gegenstand, ge Führen Sie nun die Konstruktion auch<br />
legt. Der Gegenstandpunkt B bildet in Abbildung 328 aus. Hier sind zwei<br />
auf der Filmebene einen Unschärfe Objektive gleicher Brennweite dar<br />
kreis beträchtlicher Grosse.<br />
gestellt, doch befindet sich das<br />
Konstruieren Sie nun selbst im zwei Punktepaar A und B unterschiedlich<br />
ten Teil der Zeichnung die Bildpunkte weit vom Objektiv entfernt. Legen Sie<br />
auch hier Ihre Filmebene auf den<br />
Bildpunkt A' und ermitteln Sie den<br />
Grössenunterschied der sich für B'<br />
bildenden Unscharfekreise u'. Sie<br />
stellen fest, dass bei gleicher Brenn<br />
weite und gleicher Blende die Schär<br />
fentiefe um so grösser wird, je grös<br />
ser die Aufnahmedistanz a ist.<br />
14.5.5. Grundregeln der<br />
Schärfentiefe<br />
Relative Öffnung (Blendenzahl):<br />
Bei gleicher Brennweite und gleicher<br />
Dingweite (Aufnahmedistanz) ist die<br />
13
PHOD<br />
KOLLEGIUM 4? LEKTION<br />
Schärfentiefe bei kleiner relativer<br />
Öffnung (grosse Blendenzahl) grösser<br />
als bei grosser relativer Öffnung<br />
(kleine Blendenzahl).<br />
Brennweite:<br />
Bei gleicher relativer Öffnung und<br />
gleicher Aufnahmedistanz ist die<br />
Schärfentiefe bei kurzer Brennweite<br />
grösser als bei langer Brennweite.<br />
Dingweite (Aufnahmedistanz):<br />
Bei gleicher relativer Öffnung und bei<br />
gleicher Brennweite ist die Schärfen<br />
tiefe bei grosser Aufnahmedistanz<br />
grösser als bei kleiner Aufnahme<br />
distanz.<br />
Ferner ist die Schärfentiefe natürlich<br />
abhängig von der Grosse der zulässi<br />
gen Schärfentoleranz, das heisst von<br />
der Grosse des Unschärfekreises u'.<br />
Aufgabe<br />
Versuchen Sie sich diese Verhält<br />
nisse mit Hilfe einiger einfacher Auf<br />
nahmen zu vergegenwärtigen. Legen<br />
Sie am besten eine grosse Zeitung<br />
auf den Boden und versuchen Sie<br />
durch 6 Aufnahmen die drei Grund<br />
regeln, wie sie in Kapitel 14.5.5. verbalisiert<br />
sind, photographisch nachzuvollziehen.<br />
Zur Verbesserung der<br />
Sichtbarkeit stellen Sie am besten auf<br />
die Zeitung in gleichbleibenden Ab<br />
ständen leere Filmschachteln auf.<br />
Wenn Sie die Kamera in einem Win<br />
kel (vom Boden gemessen) von etwa<br />
15° auf Ihr Arrangement richten, er<br />
zielen Sie die besten Resultate.<br />
14.5.6. Die hyperfokale<br />
Distanz b<br />
Stellt man auf Unendlich scharf ein,<br />
entspricht der Kameraauszug der<br />
Brennweite f. Es ist sicherlich anzu<br />
nehmen, dass dabei nicht nur eine Ge<br />
genstandsebene scharf ist, die sich<br />
wirklich unendlich weit weg befindet.<br />
Infolge der Schärfentoleranz er<br />
streckt sich bei Scharfeinstellung auf<br />
Unendlich der Schärferaum nach hin<br />
ten in eine unendliche Zone und nach<br />
vorn bis zum sogenannten Nahabstandspunkt<br />
Pt,. Es ist dies der Ge<br />
genstandspunkt, der im Bildraum auf<br />
der durch den Brennpunkt F' verlau<br />
fenden Einstellebene einen Unschärfekreis<br />
u' in der Grosse der zu<br />
lässigen Schärfetoleranz (z.B. V10 mm<br />
14<br />
Abb. 329 Die hyperfokale Distanz<br />
Abb. 330 Naheinstellung auf Unendlich<br />
4^'.«^"^-^;. «*£>«* Sj*^"***?»*;<br />
**« ;^*^--'^1^'^T<br />
beim Filmformat 4X5 inch/ 9 x 12 cm)<br />
bildet.<br />
Die Distanz vom Objektiv bis zu die<br />
sem ersten, bereits scharf erschei<br />
nenden Punkt bezeichnet man als<br />
hyperfokale Distanz b. Sie ist ab<br />
hängig von der Objektivbrennweite f,<br />
der zulässigen Unscharfekreisgrösse<br />
u' und der Blendenzahl k:<br />
Aufgabe<br />
Wie gross ist die hyperfokale Distanz<br />
b bei einem 50-mm-Objektiv (für eine<br />
Kleinbildkamera, u' = V30 mm) und<br />
der Blende 11?<br />
14.5.7. Naheinstellung<br />
auf °°<br />
Erstellt man einen Kameraauszug,<br />
der der Brennweite entspricht, stellt<br />
man also auf °° scharf, verschenkt<br />
man dadurch bei gleicher Blende er<br />
heblichen Schärfenraum. Ein Blick auf<br />
die Abbildung 329 verdeutlicht dies.<br />
Selbstverständlich könnte man auf<br />
einen näheren Punkt scharfstellen, so<br />
dass sich bereits für einen Gegen<br />
standspunkt im Unendlichen ein Zer<br />
Filmebene<br />
V10 mm<br />
streuungskreis der Toleranzgrösse<br />
ergeben würde. Dadurch würde auch<br />
ein bedeutend näher zum Objektiv<br />
liegender Gegenstandspunkt noch<br />
als tolerierbarer Unschärfekreis ab<br />
gebildet werden.<br />
Dies ist in der Tat so, wie die Abbil<br />
dung 330 zeigt. Stellt man nämlich<br />
auf den Nahabstandspunkt Pb scharf,<br />
reicht die Schärfe von der halben<br />
hyperfokalen Distanz bis Unendlich.<br />
Auf der Einstellebene Pb' werden<br />
dann die Gegenstandspunkte aus Un<br />
endlich und diejenigen aus der hal<br />
ben hyperfokalen Distanz als gleich<br />
grosse - tolerierbare - Unschärfekreise<br />
abgebildet!<br />
Primitive Fixfocus-Kameras, bei de<br />
nen man die Entfernung nicht einstel<br />
len kann, profitieren von dieser Tat<br />
sache.<br />
Bei ihnen ist der Auszug derart blokkiert,<br />
dass er den Nahabstandspunkt<br />
bei der fest eingebauten Blende auf<br />
der Filmebene scharf abbildet.<br />
Die Schärfentiefe reicht dann - je<br />
nach Brennweite und Blende - von<br />
einem minimalen Aufnahmepunkt bis<br />
Unendlich.
LEKTION<br />
PHOD<br />
50 KOLLEGIUM<br />
Lösung der Aufgabe<br />
aus 14.5.6.<br />
Die hyperfokale Distanz b bei einem<br />
50-mm-Objektiv und Blende 11 be<br />
trägt für eine Kleinbildkamera (u1 = V30<br />
mm) 6,87 m. Das heisst, bei Scharfein<br />
stellung auf °° reicht die Schärfe von<br />
6,87 m bis in eine unendliche Zone.<br />
Stellt man auf die hyperfokale Distanz<br />
b = 6,87 m ein, reicht die Schärfe von<br />
der halben hyperfokalen Distanz 3,43<br />
m bis 00.<br />
Abbildung 331<br />
Beste Einstelldistanz.<br />
14.5.8. Die beste Einstelldistcinx<br />
Betrachten Sie doch bitte noch einmal<br />
die fertigen Bilder, die Sie als Schär<br />
fentiefeübung in der Lektion 14.5.5.<br />
hergestellt haben. Sie stellen dabei<br />
fest, dass sich vom eigentlich scharf<br />
eingestellten Punkt die Schärfenzone<br />
gegen den Hintergrund über einen<br />
grösseren Raum ausbreitet als gegen<br />
den Vordergrund hin. Dem ist tatsäch<br />
lich so. Und zwar breitet sich bei Ein<br />
stellung auf eine bestimmte Distanz<br />
die Schärfe nach hinten etwa um.%,<br />
nach vorn aber nur um etwa Vs<br />
aus. Die Ursache für dieses Phäno<br />
men erkennen Sie anhand der Abbil<br />
dung 331.<br />
Die beste Einstellung befindet sich<br />
für einen bestimmten Schärferaum<br />
dort, wo sich im Bildraum die Unschärfekreise<br />
u' für den nächsten scharf<br />
erscheinenden Punkt Pv und den hin<br />
tersten scharf erscheinenden Punkt<br />
Ph genau überdecken. Für den Kame<br />
raauszug a' ist dies genau in der Mitte<br />
zwischen den punktscharfen Abbil<br />
dungen Pv' und Ph'. Konstruiert man<br />
für diesen Punkt P' den entsprechen<br />
den Punkt P im Gegenstandsraum, so<br />
stellt man fest, dass er sich im Verhält<br />
nis 1/3 zu 2/3 zwischen Pv und Ph befin<br />
det.<br />
Will man nun in der Praxis einen be<br />
stimmten Schärferaum abbilden,<br />
muss man etwa auf das erste Drittel<br />
der erforderlichen Schärfeausdeh<br />
nung scharfstellen und dann abblen<br />
den, bis der nächste und der entfern<br />
teste Punkt scharf erscheinen. Diese<br />
1/3-zu-2/3-Einstellung garantiert, dass<br />
beim Abblenden die beiden Scharf<br />
punkte Pv und Ph gleichzeitig und bei<br />
derselben Blendenzahl scharf<br />
erscheinen.<br />
Nehmen wir an, Sie müssten eine Gar<br />
tenanlage photographieren, deren<br />
erster scharf erscheinender Punkt 6<br />
m von der Kamera entfernt ist (av) und<br />
deren hinterster scharf zu werdender<br />
Punkt eine Entfernung von 18 m von<br />
der Kamera her aufweist (ah). Auf<br />
welche Entfernung muss man nun<br />
scharf einstellen?<br />
Die vorher erklärte 1/3-zu-2/3-Faustregel<br />
ergibt als Antwort: Das erste Drit<br />
tel zwischen 6 und 18 m ist 10 m. Bei<br />
Scharfeinstellung auf 10 m müsste der<br />
Punkt Ph und Pv beim Abblenden auf<br />
einen bestimmten Wert gleichzeitig<br />
scharf werden.<br />
Nun muss man allerdings beachten,<br />
dass es sich bei dieser Regel nur um<br />
eine Faustregel handelt, die zwar für<br />
die Praxis genügend, rechnerisch<br />
aber nicht ganz genau ist.<br />
Zur rechnerischen Bestimmung die<br />
ser besten Einstelldistanz existiert<br />
daher eine Berechnungsformel:<br />
Beste Einstelldistanz a =<br />
2 • av • ah<br />
av + ah<br />
Wenn Sie nach dieser Formel das obi<br />
ge Beispiel durchrechnen, erhalten<br />
Sie als Resultat 9 m. Sie sehen also,<br />
die erwähnte Faustregel ist recht ge<br />
nau.<br />
14.5.9. Bestimmung der<br />
notwendigen<br />
Abblendung<br />
Sobald die richtige Einstelldistanz er<br />
mittelt ist, kann man langsam abblen<br />
den und auf der Mattscheibe entwe<br />
der den nächsten oder den entfernte<br />
sten Punkt beobachten. Die richtige<br />
Arbeitsblende ist erreicht, wenn der<br />
beobachtete Punkt scharf erscheint.<br />
Für Mathematiker wird diese Metho<br />
de zu ungenau sein. Bitte, hier die Be<br />
rechnungsformel:<br />
Notwendige Abblendung k =<br />
f2 (ah - av)<br />
2 • u' • ah • av<br />
(Näherungsformel)<br />
Wenn Sie das Beispiel aus 14.5.8. neh<br />
men und als Aufnahmeobjektiv ein<br />
solches mit der Brennweite f von<br />
120 mm für Mittelformat (u' = V20 mm),<br />
erhalten Sie als Resultat 16. Bei Ab<br />
blendung auf 16 und Scharfeinstel<br />
lung auf 9 m müsste der geforderte<br />
Schärferaum zu bewältigen sein.<br />
Solche Berechnungen sind natürlich<br />
nur dann notwendig, wenn keine ent<br />
sprechenden Hilfen wie Schärfen<br />
tiefeskalen am Aufnahmeobjektiv<br />
vorhanden sind. Selbst moderne<br />
Fachkameras (Sinar p und f) besitzen<br />
eine solche Einstellhilfe.<br />
Die Schärfentiefeskala, wie sie an na<br />
hezu allen Objektiven vorhanden ist,<br />
gibt gegenüber der Distanzskala die<br />
15
PHOD<br />
KOLLEGIUM 50 LEKTION<br />
Abbildung 332 Prinzip der Schärfentiefeskala an einem Objektiv.<br />
m 1 1,2 1,5 10<br />
i i in i i i i<br />
22 16 11 8 5,6 4 2,8 4 5,6 8 11 16 22<br />
Schärfenzone für verschiedene Blen<br />
denwerte an.<br />
Man liest dazu einfach auf der Di<br />
stanzskala die Werte ab, die zwi<br />
schen den gleichen Blendenwerten<br />
links und rechts der Einstellmarke lie<br />
gen. Die Angaben beziehen sich<br />
immer auf eine Zerstreuungskreisgrösse<br />
u\ die vom Kameraformat ab<br />
hängig ist.<br />
14.5.10. Berechnung der<br />
Schärfentiefe<br />
In den seltensten Fällen dürfte die<br />
Kenntnis um die Grosse der Schärfen<br />
tiefe in der Praxis wichtig sein. Nor<br />
malerweise genügt es, die beste Ein<br />
stelldistanz und die notwendige<br />
Abblendung zu kennen.<br />
In einzelnen Fällen, vor allem im Nah<br />
bereich, dürfte gelegentlich auch<br />
interessieren, wie gross der gesamte<br />
Schärferaum bei einer bestimmten<br />
Einstelldistanz sowie gegebener<br />
Brennweite und Blendenzahl ist. Der<br />
Vollständigkeit halber seien die ent<br />
sprechenden Formeln hier ebenfalls<br />
aufgeführt.<br />
Für mittlere Aufnahmedistanzen<br />
rechnet man am besten nach folgen<br />
der Formel:<br />
Schärfentiefe at =<br />
2 • a • (a - f) • b<br />
b2-(a-f)2<br />
Vernünftigerweise ist in dieser For<br />
mel die hyperfokale Distanz b enthal<br />
ten, die man vorgängig auszurechnen<br />
hat.<br />
Bei Aufnahmemassstäben von 1:20 bis<br />
1:10 empfiehlt sich folgende Formel,<br />
die sich auf den Abbildungsmassstab<br />
bezieht:<br />
14.5.11. Schärfeausgleich<br />
nach Scheimpflug<br />
Für eine grosse Aufnahmedistanz be<br />
nötigt man einen kleineren Kamera<br />
auszug als für eine geringe Aufnah<br />
meentfernung.<br />
Um einen nahen Büdvordergrund und<br />
einen fernen Bildhintergrund gleich<br />
zeitig scharf abzubilden, müsste da<br />
her für den nahen Bildvordergrund<br />
ein grösserer, für den fernen Bildhin<br />
tergrund aber gleichzeitig ein kleine<br />
rer Kameraauszug erstellt werden.<br />
Die auf den ersten Blick diametrale<br />
Forderung lässt sich mit einer beweg<br />
lichen Fachkamera erfüllen.<br />
Echte Fachkameras sind derart ge<br />
baut, dass auf einer optischen Bank<br />
eine sogenannte Objektivstandarte<br />
und eine Filmstandarte gegeneinan<br />
der verschiebbar sind. Die Standar<br />
ten sind mit einem Balgen verbunden.<br />
Die Standarten selber sind mittels ei<br />
nes genialen Mechanismus schwenk<br />
bar gestaltet; die postulierte Forde-<br />
Abbildung 333<br />
Schärfeausgleich nach Scheimpflug.<br />
rung lässt sich dadurch einfach erfül<br />
len.<br />
Die Schärfe über einer Gegenstands<br />
ebene ist dann bereits bei offener<br />
Blende ausgeglichen, wenn sich die<br />
drei an der Aufnahme beteiligten<br />
Ebenen, nämlich Gegenstandsebe<br />
ne, Objektiv- und Filmebene, in ei<br />
ner gemeinsamen Schnittkante tref<br />
fen.<br />
Dieses nach seinem Erfinder benann<br />
te Scheimpflugsche Gesetz ermög<br />
licht es, in der Sachphotographie<br />
auch kleine Gegenstände vollständig<br />
scharf abzubilden, etwas, was mit<br />
starren Kameras nicht möglich ist.<br />
Bei dreidimensionalen Gegenstän<br />
den oder Arrangements legt man die<br />
Schärfeebene allerdings nicht hori<br />
zontal, sondern, je nach Gegenstand,<br />
von hinten oben bis vorn unten.<br />
Ganz phänomenale Resultate sind<br />
dann erzielbar, wenn man eine schief<br />
liegende Fläche als Einstellebene<br />
benutzen kann. Der Schärfeausgleich<br />
erfolgt dann durch doppelte Schwen<br />
kung um die Vertikal- und die Hori<br />
zontalachse. Solche «doppelte»<br />
Schärfeausgleicharbeiten sind mit<br />
sogenannten «torkelfreien» Kameras<br />
wie den Sinar p und f einfach möglich.<br />
Erfolgt der Schärfeausgleich ledig<br />
lich durch Schwenken der Filmebe<br />
ne, verändert sich die Perspektive<br />
aus Gründen der veränderten Bild-<br />
Der Abbildungsmassstab errechnet<br />
sich bei bekannter Aufnahmedistanz<br />
und Brennweite wie folgt:<br />
r- '<br />
a-f<br />
16
LEKTION<br />
Projektion. Ein Ausgleich allein mit<br />
der Objektivebene lässt keine per<br />
spektivische Veränderung entstehen.<br />
14.6. Die Teilreflexion<br />
Sobald Licht auf eine Grenzfläche<br />
auftritt, kann jeweils nicht der gesam<br />
te Anteil in das andere Medium über<br />
treten, denn ein geringer Teil des auf<br />
fallenden Lichtes wird gesetzmässig<br />
reflektiert. Der Lichtverlust ist ab<br />
hängig vom Einfallswinkel, von der<br />
Differenz der Brechungsindizes bei<br />
der Medien (dem Brechungsverhält<br />
nis) und natürlich auch von der Länge<br />
des Lichtweges in einem bestimmten<br />
Medium.<br />
Weil diese Art der Reflexion nur ei<br />
nen bestimmten Anteil des Lichtes<br />
betrifft, spricht man von Teilreflexion.<br />
Bei senkrechtem Lichteinfall lässt<br />
sich die Teilreflexion nach der Fresnelschen<br />
Reflexionsformel berech<br />
nen:<br />
R<br />
nA ist dabei der mittlere Brechungs<br />
index des niedriger brechenden Me<br />
diums, nß derjenige des höher bre<br />
chenden Mediums.<br />
Für Glas mit dem Brechungsindex 1,5<br />
beträgt demnach die Teilreflexion<br />
aus dem Medium Luft bei senkrech<br />
tem Lichteinfall:<br />
R =<br />
1-1,5<br />
1 + 1,5<br />
Abbildung 334<br />
= 0,04 =<br />
Teilreflexions-Verlust.<br />
PHOD<br />
50KOUEGHJM<br />
Ist der Einfallswinkel grösser als 0°,<br />
so ist auch die Teilreflexion etwas<br />
grösser.<br />
Die Abbildung 334 zeigt die Verhält<br />
nisse der Teilreflexion sowohl beim<br />
Eintritt als auch beim Austritt aus ei<br />
ner Glasplatte.<br />
Vernachlässigt man den Verlust<br />
durch die Glasplattendicke, so be<br />
trägt beim Austritt infolge Teilrefle<br />
xion die Lichtintensität nur noch gute<br />
90%.<br />
14.6.1. Teilreflexion<br />
bei Objektiven<br />
Teilreflexion tritt natürlich auch dann<br />
auf, wenn Lichtstrahlen in den Glas<br />
komplex eines Objektivs eintreten<br />
müssen. Neben einem Lichtverlust<br />
treten hier noch andere Nachteile auf.<br />
Wie die Abbildung 335 verdeutlicht,<br />
lässt die Teilreflexion Nebenbilder<br />
entstehen, die das eigentliche Bild<br />
überlagern. Bereits bei einer ein<br />
fachen Linse resultiert ein Punktbild<br />
vor der eigentlichen Bildebene. Das<br />
Nebenbild ist zwar prozentual<br />
schwach, doch überlagert es un<br />
scharf den eigentlichen Büdpunkt<br />
und führt so zu einem Verlust an Bild<br />
brillanz. Bei mehrlinsigen Objektiven<br />
wird der Effekt immer grösser.<br />
Bei einem unvergüteten Triplet mit 6<br />
Glas-Luft-Flächen und einer Glas-Glas-<br />
Fläche beträgt der Lichtverlust be<br />
reits 27%, das heisst gut eine halbe<br />
Abbildung 335<br />
Nebenbild...<br />
Entstehung von Nebenbildern.<br />
Abbildung 336 Teilreflexion in einem Triplet.<br />
Blendenstufe! Die Kumulation der<br />
gleichzeitig entstehenden Nebenbil<br />
der ist derart gross, dass vor allem im<br />
Spitzlichtbereich deutliche Fehlab<br />
bildungen zu bemerken sind.<br />
Sie kennen den Effekt, der vorwie<br />
gend bei Gegenlichtaufnahmen zur<br />
Wirkung kommt: wenig trennscharfe<br />
Abbildung, mangelnde Bildbrillanz,<br />
Blenden-Phantomgebilde, Überstrah<br />
lungen.<br />
14.6.2. Milderung der<br />
Teilreflexion durch<br />
Vergütung<br />
Nach der Fresnelschen Reflexions<br />
formel ist die Teilreflexion um so grös<br />
ser, je höher das Brechungsverhältnis<br />
zweier Medien ist. Stellen wir uns vor,<br />
wir würden auf beiden Seiten einer<br />
Glasplatte, die durch Teilreflexion ei<br />
nen Transparenzverlust von etwa 896<br />
aufweist, eine durchsichtige Schicht<br />
auftragen, deren Brechungsindex<br />
etwa in der Mitte zwischen demjeni<br />
gen von Glas und dem der Luft liegt.<br />
E s treten nun zwei Teilreflexionen auf,<br />
eine beim Eintritt in diese Schicht, die<br />
zweite bei der Grenzfläche Schicht/<br />
las. Wir brauchen lediglich beide<br />
Teilreflexionen auszurechnen, die Re<br />
sultate zu addieren und erhalten so<br />
die gesamte Teilreflexion. In einem<br />
Berechnungsbeispiel soll der Bre<br />
chungsindex dieser Schicht 1,22 be<br />
tragen, derjenige von Glas 1,5:<br />
17
PHOD<br />
KOLLEGIUM 50 LEKTION<br />
Teilreflexion zwischen Luft und<br />
Schicht<br />
_/l-1,22V<br />
Rl"\i + i,22y<br />
_<br />
"OlO°<br />
Teilreflexion zwischen Schicht und<br />
Glas<br />
LEKTION<br />
PHÖD<br />
51 KOLLEGIUM<br />
15.<br />
Wellenoptik<br />
15.1. Dispersion<br />
15.1 • 1 • Dispersion durch<br />
Refraktion<br />
Im Kapitel 14.3. haben wir von Refrak<br />
tion oder Brechung gesprochen und<br />
als Materialkonstante, die für die Aus<br />
breitung einer Lichtwelle in diesem<br />
betreffenden Material massgeblich<br />
ist, die Brechzahl (Brechungsindex) n<br />
definiert. Wir haben bereits kurz<br />
angedeutet, dass die Grosse dieser<br />
Materialkonstante unter anderem<br />
auch von der Wellenlänge des Lich<br />
tes abhängig ist, und gesagt, man<br />
meine normalerweise den mittleren<br />
Brechungsindex n^, der Gültigkeit<br />
habe für die Natrium-d-Linie, das<br />
heisst für eine Wellenlänge von 587,6<br />
nm.<br />
Daraus lässt sich bereits ableiten,<br />
dass die Grosse des Brechungsinde<br />
xes für andere Wellenlängen im glei<br />
chen durchsichtigen Medium etwas<br />
anders ist. Andere Brechzahlen aber<br />
erzeugen eine abweichende Refrak<br />
tionsstärke, das heisst, die Brechung<br />
beim Eintreten eines Lichtstrahls in<br />
ein optisch dichteres Medium muss<br />
auch von der Wellenlänge abhängig<br />
sein.<br />
Sie kennen das natürlich aus der tägli<br />
chen Praxis; denken Sie nur an einen<br />
Regenbogen! Geht ein weisser Licht<br />
strahl nämlich in ein dichteres Me<br />
dium, wird er nicht nur gebrochen,<br />
sondern auch gleichzeitig in einzelne<br />
Farben zerlegt.<br />
Experimentell zeigt man das norma<br />
lerweise mit Hilfe eines Prismas.<br />
Fängt man den durch ein Prisma ge<br />
brochenen Lichtstrahl mit Hilfe eines<br />
Schirmes oder einer Mattscheibe auf,<br />
erscheint auf dem Schirm ein farbi<br />
ges Band. Man bezeichnet dieses<br />
Band als Spektrum und die einzelnen<br />
entstehenden Farben als Spektralfar<br />
ben.<br />
Tritt der weisse Lichtstrahl ins dichte<br />
re Medium ein, ist die Verringerung<br />
der Lichtgeschwindigkeit abhängig<br />
von der Wellenlänge. Eine kurzwelli<br />
ge Strahlung wird stärker gebremst<br />
und daher stärker gebrochen als eine<br />
längerwellige Strahlung. Mit zuneh<br />
mender Wellenlänge, vom blauen<br />
zum roten Ende des Spektrums,<br />
nimmt der Brechungsindex n ab.<br />
Die einzelnen Spektralfarben lassen<br />
sich nicht weiter zerlegen, sie sind<br />
monochromatisch.<br />
Der Einfachheit halber sind in Abbil<br />
dung 341 lediglich die Spektralhaupt-<br />
Abbildung 341 Dispersion durch ein Prisma<br />
Abbildung 342 Gradsichtprisma nach Amici<br />
iiSIi<br />
Kronglas<br />
^!.H^^^y-^Hl^u'l-iJ'l"ll!'lu Fi..ft».n i ■■ uj..m.jjt-j.il<br />
Abbildung 343 Vereinigung der Spektralfarben zu weiss<br />
färben (in der Farbphotographie be<br />
zeichnen wir sie als additive Grund<br />
farben) BLAU (Summe aller Wellen<br />
längen von 400-500 nm), GRÜN (Sum<br />
me aller Wellenlängen von 500-600<br />
nm) und ROT (Summe aller Wellen<br />
längen von 600-700 nm) eingezeich<br />
net. Bitte kolorieren Sie die Abbil-<br />
19
PHÖD<br />
KOLLEGIUM 51<br />
LEKTION<br />
düng mit den entsprechenden Far<br />
ben.<br />
Durch geniale Anordnung von drei<br />
Prismen, deren Glas unterschiedliche<br />
mittlere Brechungsindizes aufweisen,<br />
entsteht ein sogenanntes Gradsicht<br />
prisma, das eine Zerlegung von weissem<br />
Licht in seine Spektralfarben<br />
ohne Ablenkung der Hauptstrahlrich<br />
tung zulässt.<br />
Vereinigt man alle Spektralfarben,<br />
zum Beispiel mit Hufe einer Sammel<br />
linse, wieder zu einem Punkt, erhält<br />
man Weiss als Summe aller Spektral<br />
farben. Blendet man beispielsweise<br />
aus dem Spektrum den Anteil BLAU<br />
aus und vereinigt man lediglich das<br />
zurückbleibende ROT und GRÜN, so<br />
erhält man nach der Vereinigung<br />
WEISS minus BLAU. Diesen Eindruck<br />
bezeichnen wir als gelb oder photo<br />
graphisch richtiger als yellow.<br />
Dasselbe Spiel lässt sich mit allen<br />
Spektralfarben treiben:<br />
WEISS minus BLAU<br />
WEISS minus GRÜN<br />
WEISS minus ROT<br />
oder anders gesagt:<br />
GRÜN plus ROT<br />
BLAU plus ROT<br />
BLAU plus GRÜN<br />
= yellow<br />
(gelb)<br />
= magenta<br />
(purpur)<br />
= cyan<br />
(blaugrün)<br />
= yellow<br />
= magenta<br />
= cyan<br />
Die sich gegenseitig zu weiss ergän<br />
zenden Farben (BLAU/yellow,<br />
GRÜN/magenta, ROT/cyan) be<br />
zeichnet man als Ergänzungsfarben<br />
oder Komplementärfarben.<br />
15.1.2. Die Starke der<br />
Dispersion<br />
Das Ausmass der Dispersion ist für<br />
die einzelnen Arten der uns hier inter<br />
essierenden optischen Gläser äusserst<br />
unterschiedlich.<br />
Um eine Glasart einfach und kurz zu<br />
charakterisieren, gibt der Glasher<br />
steller die folgenden wichtigsten Ei<br />
genschaften an:<br />
Kennzahl für die Brechung: Haupt<br />
brechzahl ne für die Wellenlänge<br />
546,1 nm (gelbgrün) und die<br />
Kennzahl für die Dispersion: Abbesche<br />
Zahl ve.<br />
20<br />
Daten einiger optischer Gläser<br />
Glasart<br />
BK7<br />
K5<br />
ZKN7<br />
BaK4<br />
SK 15<br />
SK 16<br />
F2<br />
SF2<br />
SF6<br />
SF 10<br />
nF<<br />
1,52283<br />
1,52910<br />
1,51470<br />
1,57648<br />
1,63108<br />
1,62814<br />
1,63310<br />
1,66238<br />
1,82970<br />
1,74805<br />
Die Abbesche Zahl i>e sagt aus, wie<br />
stark ein weisser Lichtstrahl beim Ein<br />
tritt in das betreffende Medium auf<br />
gefächert wird. Sie errechnet sich<br />
nach folgender Formel:<br />
n« - 1<br />
Dabei gelten:<br />
ne = Hauptbrechzahl für die Wel<br />
lenlänge 546,1 nm (gelbgrün)<br />
np = Hauptbrechzahl für die Wel<br />
lenlänge 480,0 nm (blaugrün)<br />
nc = Hauptbrechzahl für die Wel<br />
lenlänge 643,9 nm (rot)<br />
Die Brechzahldifferenz np - nc be<br />
zeichnet man als Hauptdispersion.<br />
Brechzahldifferenzen<br />
zwischen<br />
anderen Spektrallinien werden als<br />
Teildispersion bezeichnet.<br />
Die in der Photographie verwendeten<br />
Glasarten weisen Dispersionskenn<br />
zahlen zwischen etwa 20 und 70 auf.<br />
Je höher die Abbesche Zahl ve, um so<br />
geringer ist die Dispersion.<br />
Die optischen Gläser werden in Grup<br />
pen eingeteilt, die an einem Buchsta<br />
ben-Kurzzeichen erkennbar sind. In<br />
obiger Tabelle bedeuten die Kurzzei<br />
chen BK = Bor-Kron, BaLF = Barit-<br />
Leicht-Flint usw.<br />
Glasarten deren ve grösser als 55 ist,<br />
bezeichnet man als Krongläser. Flint<br />
gläser sind solche, deren ve tiefer als<br />
50 liegt. Dazwischen liegen einige<br />
Übergangsgruppen.<br />
Dem optischen Rechner stehen heute<br />
über 200 Glassorten zur Verfügung,<br />
deren Kenndaten sehr unterschied<br />
lich sind. Für die Berechnung opti<br />
scher Systeme können so sehr ver<br />
schiedene Variablen mitgerechnet<br />
werden. Gläser mit sehr extremen<br />
ne<br />
1,51872<br />
1,52458<br />
1,51045<br />
1,57125<br />
1,62555<br />
1,62286<br />
1,62408<br />
1,65222<br />
1,81265<br />
1,73430<br />
nC'<br />
1,51472<br />
1,52024<br />
1,50633<br />
1,56625<br />
1,62025<br />
1,61777<br />
1,61582<br />
1,64297<br />
1,79750<br />
1,72200<br />
63,96<br />
59,22<br />
60,98<br />
55,85<br />
57,79<br />
60,08<br />
36,11<br />
33,60<br />
25,24<br />
28,19<br />
Daten, wie zum Beispiel hohe Haupt<br />
brechzahl und gleichzeitig grosser<br />
i>e, das heisst niedrige Farbzer<br />
streuung, haben in den letzten Jahren<br />
zur Konstruktion modernster Objekti<br />
ve geführt.<br />
Eine gute Übersicht über die verfüg<br />
baren optischen Gläser ermöglicht<br />
der Lageplan in Abbildung 344. Jedes<br />
Glas ist innerhalb der Koordinaten ne<br />
(Hauptbrechzahl) und i>e durch einen<br />
Punkt dargestellt.<br />
15.1.3. Dispersion durch<br />
Beugung (Beugungs<br />
spektrum)<br />
Schickt man Licht durch einen über<br />
aus engen Spalt oder ein ebensol<br />
ches Gitter, wird es gebeugt, das<br />
heisst infolge Beugung aus seiner Be<br />
wegungsrichtung abgelenkt. Die<br />
Stärke der Ablenkung ist unter ande<br />
rem abhängig von der Massenwir<br />
kung der Lichtquanten.<br />
Die Quantenmasse ist aber nicht für<br />
jede Lichtwelle gleich gross, so ist<br />
zum Beispiel diejenige von roter<br />
Strahlung merklich kleiner als dieje<br />
nige von blauer Strahlung.<br />
Etwas vereinfacht ausgedrückt, könn<br />
te man sagen, das Beharrungsvermö<br />
gen in der geradlinigen Richtung wei<br />
terzufliegen, ist bei einer Störung<br />
durch Beugung um so geringer, je<br />
grösser die Masse des Teilchens ist.<br />
Der Beugungswinkel der masse<br />
reichsten Farbe BLAU ist daher am<br />
kleinsten, derjenige der masseärm<br />
sten Farbe ROT dagegen am grössten.<br />
Daraus folgt, dass die Auffäche<br />
rung von weissem Licht zu einem<br />
Spektrum auch durch Beugung, wie
LEKTION<br />
PHÖD<br />
51 KOLLEGIUM<br />
Abbildung 344<br />
Lageplan der optischen Gläser<br />
zum Beispiel an einem ganz feinen<br />
Gitter, möglich ist.<br />
Im Gegensatz zum Refraktionsspek<br />
trum ist die Auffächerung in die ein<br />
zelnen Farben gleichmässig und völ<br />
lig proportional zur Wellenlänge. Die<br />
Ablenkung der Farben verhält sich<br />
bei dieser Methode zur Analyse des<br />
weissen Lichtes umgekehrt wie bei<br />
Abbildung 345<br />
Das Beugungsspektrum<br />
der Spektrumserzeugung durch Re<br />
fraktion. Wurde dort das kurzwellige<br />
BLAU am stärksten, das langwellige<br />
ROT aber am schwächsten gebro<br />
chen, so ist es beim Beugungsspek<br />
trum gerade umgekehrt: das kurzwel<br />
lige (massereichere) BLAU wird we<br />
niger gebeugt als das langwellige<br />
(masseärmere) ROT.<br />
30<br />
15« 1.4. Spektren verschie<br />
dener Lichtquellen<br />
Die spektrale Zusammensetzung ver<br />
schiedener Lichtquellen ist, wie wir<br />
bereits wissen, äusserst unterschied<br />
lich. Werden feste oder flüssige Kör<br />
per erhitzt, senden sie zuerst langwel<br />
lige und erst allmählich bei Steige<br />
rung der Temperatur auch kurzwelli<br />
ge Strahlung aus (Verteilungstempe<br />
ratur!). Das entstehende kontinuierli<br />
che Spektrum ist daher von der Ver<br />
teilungstemperatur abhängig.<br />
Wie das Spektrum einer bestimmten<br />
Lichtquelle aussieht, erkennt man am<br />
besten, wenn man mit diesem Licht<br />
eine der genannten Zerlegungen<br />
durchführt.<br />
Ein Gerät, das solche Zerlegungen<br />
ausführen kann, bezeichnet man als<br />
Spektroskop. Das einfachste Spektro<br />
skop ist lediglich ein Gradsichtpris<br />
ma, durch das man direkt in die Licht<br />
quelle schaut. Das entstehende Bild<br />
sehen Sie in den Abbildungen 346 bis<br />
349 schematisch dargestellt:<br />
Ein Sonnenlicht besteht ungefähr aus<br />
gleichen Teilen der Spektraldrittel<br />
BLAU, GRÜN und ROT. Von Kunstlicht<br />
(Glühlampen) entsteht ein Spektrum,<br />
das sich von BLAU zu ROT wie etwa<br />
1:3:6 verteilt. Eine elektrische Gasent<br />
ladungslampe gar lässt nur einzelne<br />
ausgeprägte Wellenlängen sichtbar<br />
werden; ein sogenanntes diskonti<br />
nuierliches Spektrum ist entstanden.<br />
Betrachtet man das Licht einer übli<br />
chen Fluoreszenzröhre durch ein<br />
Spektroskop, erkennt man ein konti<br />
nuierliches Spektrum aus dem einzel<br />
ne Spektrallinien oder Spektralban<br />
den herausragen.<br />
15.1.5. Emissionsspektren<br />
Die bisher erwähnten Spektren zei<br />
gen helle farbige Linien oder Flächen<br />
auf schwarzem Grund. Es sind soge<br />
nannte Emissionsspektren. Wir kön<br />
nen uns merken: Glühende feste und<br />
flüssige Körper senden ein kontinu<br />
ierliches, glühende Gase ein Linien-<br />
Emissionsspektrum aus.<br />
Jedes chemische Element emittiert<br />
unter gewissen Bedingungen ganz<br />
bestimmte, nur für dieses Element<br />
charakteristische Linien. Dadurch ist<br />
in der Chemie eine höchst genaue<br />
21
PHÖD<br />
KOLLEGIUM 51<br />
LEKTION<br />
Analyse auch von Spurenelementen<br />
möglich (Spektro-Analyse!).<br />
15.1.6. Absorptionsspektren<br />
Geht weisses Licht durch bestimmte<br />
Medien, die bestimmte Farben absor<br />
bieren, entstehen Absorptionsspek<br />
tren. Die absorbierenden Medien<br />
können farbige feste Stoffe, farbige<br />
Flüssigkeiten oder glühende Dämpfe<br />
oder Gase sein. Das Absorptions<br />
spektrum zeigt dann schwarze Linien<br />
Die wichtigsten Fraunhoferschen Linien und ihre Verursacherelemente<br />
Linie<br />
i<br />
h<br />
g<br />
F'<br />
F<br />
e<br />
d<br />
D<br />
C'<br />
C<br />
r<br />
Wellenlänge in nm<br />
365,01<br />
404,66<br />
435,84<br />
479,99<br />
486,13<br />
546,07<br />
587,56<br />
589,29*<br />
643,85<br />
656,27<br />
706,52<br />
Farbbereich<br />
UV<br />
violett<br />
blau<br />
blau<br />
blau<br />
grün<br />
gelb<br />
gelb<br />
rot<br />
rot<br />
rot<br />
Element<br />
Quecksilber<br />
Quecksilber<br />
Quecksilber<br />
Cadmium<br />
Wasserstoff<br />
Quecksilber<br />
Helium<br />
Natrium<br />
Cadmium<br />
Wasserstoff<br />
Helium<br />
* Mitte der Natrium-Doppellinie<br />
Abbildung 346<br />
1<br />
Spektrum des Sonnenlichtes (kontinuierlich)<br />
l<br />
1<br />
bzw. breite Bänder auf farbigem<br />
Grund des kontinuierlichen Spek<br />
trums.<br />
Glühende Gase und Dämpfe absor<br />
bieren von den Strahlen einer heissen<br />
Lichtquelle genau die Wellenlänge,<br />
die sie als Element selber aussenden.<br />
Man kann dies selber sehr einfach<br />
nachprüfen, indem man zum Beispiel<br />
eine einfache Kohlenbogenlampe<br />
verwendet und die eine Kohle mit<br />
etwas Kochsalz beschichtet. Zerlegt<br />
man das weisse Licht der Kohlenbo<br />
genlampe, erkennt man auf dem<br />
Schirm ein kontinuierliches Spek<br />
trum, das im gelben Bereich einen<br />
dunklen Spalt, vom Element Natrium<br />
aus Kochsalz herrührend, aufweist.<br />
Auch das Sonnenspektrum ist in Tat<br />
und Wahrheit ein Absorptions<br />
spektrum mit vielen schwarzen Li<br />
nien. Diese sogenannten Fraunho<br />
ferschen Linien sind an den gleichen<br />
Stellen wie die entsprechenden<br />
Emissionsspektren glühender Gase<br />
und Dämpfe der Sonnenatmosphäre.<br />
'■<br />
iH<br />
mm >«<br />
400 500 600 700 400 500<br />
Abbildung 347 Spektrum von Kunstlicht (kontinuierlich)<br />
400 500 600 700 400 500 600<br />
Abbildung 348 Gasentladungslampe Abbildung 349 Fluoreszenzröhre<br />
I<br />
I<br />
1<br />
Lr<br />
1<br />
i . ,. ]<br />
'S " '<br />
J - j<br />
600 700<br />
1<br />
I<br />
700<br />
\<br />
4 i<br />
400 500 600 700 400 500 600 700<br />
15.1.7. Chromatische<br />
Aberration<br />
Da eine einfache Linse grundsätzlich<br />
aus lauter Prismen zusammengesetzt<br />
ist, entsteht bei ihr ebenfalls Disper<br />
sion.<br />
Parallel einfallendes weisses Licht<br />
wird nicht als einzelner weisser Bild<br />
punkt abgebildet. Jede Wellenlänge<br />
bildet ihren eigenen Brennpunkt. Als<br />
Folge bei chromatisch nichtkorrigierten<br />
optischen Systemen entsteht da<br />
durch eine Bildunschärfe.<br />
Diese chromatische Aberration oder<br />
Farbfehler kann bei einer Einzel-Lin<br />
se nicht korrigiert werden. Sobald<br />
man aber ein einfaches optisches Sy<br />
stem, bestehend aus einer starken<br />
Sammellinse und einer schwachen<br />
Zerstreuungslinse, wobei beide Lin<br />
sen aus unterschiedlichen Glassorten<br />
bestehen müssen, herstellt, lässt sich<br />
mit diesem einfachsten Objektiv die<br />
chromatische Aberration mildern.<br />
Ein Objektiv, wie es oben geschildert<br />
wurde, bezeichnet man als Achromat<br />
Es bildet für die Wellenlängen von<br />
BLAU bis GELB einen einzigen Brenn<br />
punkt. Langwelliges ROT allerdings<br />
ist dabei immer noch nicht korrigiert.<br />
22
LEKTION<br />
PHOD<br />
52 KOLLEGIUM<br />
15.2 Interferenz<br />
Unter bestimmten Voraussetzungen<br />
können sich Lichtwellen gegenseitig<br />
beeinflussen.<br />
Betrachten wir Licht als elektroma<br />
gnetische Wellenerscheinung, so<br />
stellt ein Wellenberg eine positive<br />
Energie, ein Wellental eine negative,<br />
entgegengesetzte Energie dar. Die<br />
Höhe der Welle, die Amplitude also,<br />
sagt etwas über die Energiegrösse,<br />
die Lichtstärke, aus.<br />
Überlagern sich nun zwei oder mehr<br />
Wellen, tritt je nach Phasendifferenz<br />
eine Vergrösserung oder Verkleine<br />
rung der Amplitude, das heisst eine<br />
Verstärkung, Verminderung oder gar<br />
Auslöschung des Lichtes, ein. Die<br />
ausgezogenen Wellen in Abbildung<br />
350 stellen zwei sich gegenseitig be<br />
einflussende Wellenzüge dar. Beide<br />
Wellen sind gleichphasig, Wellen<br />
berge und Wellentäler stimmen<br />
exakt in ihrer Lage überein, es<br />
herrscht eine Phasendifferenz von 0°.<br />
Die Energie beider gleichphasig lie<br />
genden Wellenzüge addiert sich, und<br />
es entsteht eine neue Welle mit grösserer<br />
Amplitude, in unserer Abbil<br />
dung punktiert dargestellt.<br />
Liegen die beiden Wellenzüge aber<br />
genau um eine halbe Wellenlänge<br />
verschoben, herrscht also eine Pha<br />
sendifferenz von 180°, wie es die Ab<br />
bildung 351 darstellt, so addiert sich<br />
jeweils die positive Energie eines<br />
Wellenberges mit der negativen ei<br />
nes Wellentales. Die beiden Wellen<br />
züge löschen sich gegenseitig aus.<br />
Einen weiteren Grenzfall zeigt Abbil<br />
dung 352. Hier sind zwei Wellenzüge<br />
um 1/4 Wellenlänge verschoben, es<br />
herrscht eine Phasendifferenz von<br />
90°. Auch hier tritt eine gegenseitige<br />
EnergieVerstärkung ein. Die neue,<br />
durch Interferenz gebildete Welle<br />
verschiebt sich allerdings ein wenig.<br />
Ein vierter Fall schliesslich zeigt Ab<br />
bildung 353. Bei der Phasendifferenz<br />
von 150°, einer gegenseitigen Überla<br />
gerung von 5/i2 Wellenlängen also,<br />
tritt eine gegenseitige Abschwä<br />
chung ein.<br />
Zwischen den gezeigten vier Beispie<br />
len sind natürlich sämtliche Varianten<br />
Abbildung 350 Interferenz bei einer Phasendifferenz von 0°<br />
Abbildung 351 Interferenz bei einer Phasendifferenz von 180°<br />
Abbildung 352 Interferenz bei einer Phasendifferenz von 90°<br />
Abbildung 353 Interferenz bei einer Phasendifferenz von 150°<br />
möglich.<br />
Im Gegensatz zu Strahlungsquellen<br />
anderer Art, wie zum Beispiel Schall<br />
wellen oder die Wellen von Radio<br />
sendern, können Wellen von ver<br />
schiedenen Lichtquellen nicht mitein<br />
ander interferieren. Unsere üblichen<br />
Lichtquellen senden nämlich keine<br />
kontinuierlichen Wellenzüge aus,<br />
sondern nur begrenzte Wellenpake<br />
te von etwa 10~8 Sekunden Dauer. Die<br />
Phasenbeziehung zwischen je zwei<br />
aufeinanderfolgenden<br />
Wellenzügen<br />
der gleichen Lichtquelle wechselt<br />
dabei von Mal zu Mal völlig unregelmässig.<br />
Mit Hilfe von Lichtquellen, die<br />
streng kohärente Strahlung aussen<br />
den, wie zum Beispiel Laser, sind<br />
unter ganz bestimmten Vorausset<br />
zungen gegenseitige Beeinflussun<br />
gen von zwei Strahlern möglich.<br />
In unserem täglichen Leben kommen<br />
aber Interferenzerscheinungen nur<br />
vor, wenn sich zwei oder mehr Wellen<br />
derselben Lichtquelle gegenseitig<br />
beeinflussen.<br />
15.2.1. Interferenz<br />
erscheinungen<br />
Optische<br />
Interferenzerscheinungen<br />
23
PHÖD<br />
KOLLEGIUM 52 LEKTION<br />
können im täglichen Leben auf Schritt<br />
und Tritt beobachtet werden.<br />
So entstehen zum Beispiel die schön<br />
schillernden Farben in einer Seifen<br />
blase durch Interferenz. Die Haut der<br />
Seifenblase ist überaus dünn, nicht<br />
überall aber gleich. Trifft nun ein<br />
weisser Lichtstrahl auf die Haut der<br />
Seifenblase auf, tritt an der Oberflä<br />
che eine geringfügige Teilreflexion<br />
auf. Sobald das Licht die Haut der Sei<br />
fenblase durchdrungen hat, entsteht<br />
beim Übertritt des Lichtstrahls von<br />
der Seife in das im Innern der Blase<br />
vorhandene Luftmedium erneut eine<br />
Teilreflexion. Das Licht beider Teilre<br />
flexionen überlagert sich beim Aus<br />
tritt Da die zweite Teilreflexion aber be<br />
dingt durch die Hautdicke etwas spä<br />
ter eintritt, überlagern sich zwei Wel<br />
len zeitlich leicht verzögert. Je nach<br />
der Dicke der Haut tritt eine gegen<br />
seitige Auslöschung unterschiedli<br />
cher Wellenlängen ein.<br />
Nehmen wir an, die Haut hätte an der<br />
Lichteintrittstelle eine Dicke von 120<br />
nm. Eine Interferenz mit der Phasen<br />
verschiebung von 180° tritt daher für<br />
Licht der Wellenlänge von 480 nm ein.<br />
Vom reflektierenden weissen Licht<br />
wird dadurch der Anteil mit der Län<br />
ge 480 nm (blaugrün) ausgelöscht.<br />
Das Reflexlicht erscheint rötlich, denn<br />
weiss minus blaugrün ergibt rot.<br />
Da die Seifenblase an anderer Stelle<br />
eine andere Dicke aufweist, wird eine<br />
andere Wellenlänge durch Interfe<br />
renz ausgelöscht. Die Seifenblase<br />
schillert in allen Farben.<br />
Abbildung 354 Interferenz an einer Seifen<br />
blase<br />
Völlig gleich liegen die Verhältnisse<br />
bei einem auf Wasser schwimmen<br />
den Ölfleck.<br />
Unangenehm machen sich Interfe<br />
renzerscheinungen in der Diaprojek<br />
tion oder beim Vergrössem bemerk<br />
bar. Liegt ein Filmmaterial zwischen<br />
Glas, das nicht absolut plan ist, tritt<br />
durch Teilreflexion an den so entstan<br />
denen dünnen Luftblasen ebenfalls<br />
eine Interferenzerscheinung auf.<br />
Gleiches geschieht, wenn sich das<br />
Filmmaterial durch Wärmeeinwir<br />
kung verzogen hat. Die unangeneh<br />
men farbigen Ringe sind bekannt<br />
unter der Bezeichnung Newtonsche<br />
Ringe.<br />
Interferenzerscheinungen<br />
lassen<br />
sich aber auch gewinnbringend ein<br />
setzen. Denken Sie an die Vergütung<br />
von Objektiven (Lektion 50) oder an<br />
sogenannte Interferenzfilter (dichroitische<br />
Filter), wie sie vorwiegend als<br />
Filter in Farbmischköpfen verwendet<br />
werden.<br />
Interferenzfüter entstehen durch Auf<br />
dampfen von Metallsalzschichten in<br />
der Vakuumkammer auf Glasplatten.<br />
Die gleichmässige dünne Schicht<br />
lässt eine ganz bestimmte Wellenlän<br />
ge oder Wellenlängengruppe durch<br />
Interferenz völlig ausschalten. So<br />
sieht dann beispielsweise ein Gelbfil<br />
ter in der Durchsicht tatsächlich gelb,<br />
in der Aufsicht aber spiegelnd blau<br />
aus. Die Interferenzschicht ist in die<br />
sem Falle so dick, dass blaue Strahlen<br />
am Durchtritt durch die Glasplatte ge<br />
hindert werden. Interferenzfilter ha<br />
ben gegenüber üblichen Absorp<br />
tionsfiltern den Vorteil hoher Licht<br />
echtheit.<br />
einmal die Abbildung eines Punktes<br />
durch eine Linse mit Hufe von Kugel<br />
wellen betrachten.<br />
Wir sind es gewohnt, die Abbildungs<br />
verhältnisse an einer Linse mit Hilfe<br />
vereinfachter, abstrakter Strahlen<br />
darzustellen. Die Abbildung 355 zeigt<br />
diese vereinfachte Darstellung. Der<br />
Gegenstandspunkt links wird als<br />
Konvergenzpunkt im Bildraum darge<br />
stellt.<br />
Etwas ausführlicher ist die Darstel<br />
lung mit Hilfe von Kugelwellen, wie es<br />
Abbildung 356 zeigt.<br />
Vom leuchtenden Gegenstands<br />
punkt gehen allseitig elektromagneti<br />
sche Strahlen aus. Verfolgen wir die<br />
allseitig sich ausbreitenden Wellen,<br />
so bilden die Wellenberge und die<br />
Wellentäler konzentrische Kreise um<br />
den Ausgangspunkt. Es ist eine aus<br />
einanderlaufende, eine divergente<br />
Kugelwelle entstanden. Sie können<br />
sich das ganz einfach vorstellen,<br />
indem Sie sich an einen flachen, ruhi<br />
gen Teich erinnern, in dessen Mitte<br />
Sie einen Stein geworfen haben. Auch<br />
da breiten sich divergente Wellen<br />
aus. In unserem Falle handelt es sich<br />
eben um elektromagnetische Wellen,<br />
die sich dreidimensional, kugelför<br />
mig, ausbreiten.<br />
Abbildung 355 Darstellung mittels Strahlen<br />
Phasendifferenz<br />
von 240 nm löscht<br />
blaugrüne Strahlung<br />
15.3. Beugung<br />
(Diffraktion)<br />
Jede nicht durch Brechung oder Re<br />
flexion bedingte, aber auch nicht als<br />
Streuung (siehe 15.4.) zu bezeichnen<br />
de Abweichung von der geradlinigen<br />
Ausbreitung einer Wellenbewegung<br />
bezeichnet man als Beugung oder<br />
Diffraktion.<br />
Abbildung 356<br />
len<br />
Darstellung mittels Kugelwel<br />
aus.<br />
15.3.1. Theoretische Abbil<br />
dung eines Punktes<br />
durch eine Linse<br />
Um uns das Phänomen der Beugung<br />
näherzubringen, sollten wir zuerst<br />
24
LEKTION<br />
Die Abbildung 356 zeigt nun, wie sich<br />
die Kugelwelle verhält, wenn sie auf<br />
ein ideales optisches System trifft:<br />
Die vom Objekt ausgehende diver<br />
gente Kugelwelle wird durch das<br />
optimale optische System in eine kon<br />
vergente Kugelwelle umgewandelt,<br />
deren Mittelpunkt das Bild des Ge<br />
genstandpunktes ist.<br />
PHOD<br />
52KDUEGNM<br />
Abbildung 357<br />
Beugung an Kanten<br />
15.3.2. Störung der Kugel<br />
welle<br />
Sobald sich einer sich ausbreitenden<br />
Kugelwelle etwas in den Weg stellt,<br />
entstehen an den Kanten des Hinder<br />
nisses Störungen in Form neuer Ku<br />
gelwellen, deren Wellenzüge sich<br />
gegenseitig überlagern und daher<br />
interferieren.<br />
Ersatzweise können Sie sich das wie<br />
der am Gedankenbeispiel des Tei<br />
ches mit seinen sich ausbreitenden<br />
Wellen vorstellen.<br />
Die Abbildung 357 zeigt das Verhal<br />
ten der Kugelwelle an den Kanten ei<br />
nes kleinen Hindernisses und rechts<br />
die vereinfachte Darstellung mit Hilfe<br />
von Lichtstrahlen.<br />
Ein genau gleicher Effekt tritt ein,<br />
wenn Licht durch eine sehr kleine<br />
Öffnung, eine kleine Blende zum Bei<br />
spiel, treten muss. Fängt man das<br />
durch die Blende gelangende Licht<br />
auf einem Schirm auf, erkennt man<br />
nicht einen kreisrunden, hellen Fleck,<br />
wie zu erwarten war, sondern ein so<br />
genanntes Beugungsscheibchen, das<br />
mit kleinerer Blendenöffnung ständig<br />
grösser wird. Infolge gegenseitiger<br />
Interferenz der an denKanten entstan<br />
denen neuen Wellenfronten ist das<br />
Beugungsscheibchen aus hellen und<br />
dunklen konzentrischen Ringen auf<br />
gebaut.<br />
Abbildung 358 Beugung an einer Öffnung<br />
Abbildung 359 Beugung in optischen Abbildungssystemen<br />
15.3.3. Beugung an<br />
optischen<br />
Abbildungs<br />
systemen<br />
In derPhotographie sind Abbildungs<br />
systeme üblich, die aus mehreren Lin<br />
sen mit integrierter Irisblende beste<br />
hen.<br />
Rein theoretisch würden dadurch die<br />
Strahlen eines Gegenstandpunktes P<br />
(Abbildung 359) durch die Linse L^ in<br />
25
PHOD<br />
KOLLEGIUM 52 LEKTION<br />
ein mehr oder weniger paralleles<br />
Bündel umgewandelt. Die Blende B<br />
beschneidet die Randstrahlen und<br />
lässt nur die achsnahen Strahlen auf<br />
die Linse L2 treten, die ihrerseits das<br />
Bündel zum Büdpunkt P' konvergiert.<br />
Infolge der Beugung an der Blenden<br />
umrandung entsteht aber kein idea<br />
les punktförmiges Bild, sondern ein<br />
von der Mitte zum Rand in seiner<br />
Intensität abnehmendes Bildscheibchen,<br />
das von dunklen und hellen Rin<br />
gen umgeben ist.<br />
Der Durchmesser des Bildscheibchens<br />
ist um so grösser, je kleiner die<br />
Blendenöffnung und je grösser die<br />
Wellenlänge der zur Abbildung<br />
benutzten Strahlung ist.<br />
Das führt dazu, dass man besonders<br />
im Aufnahmenahbereich lange nicht<br />
so stark abblenden darf, wie man dies<br />
zum Erreichen der notwendigen<br />
Schärfentiefe eigentlich tun müsste.<br />
Den günstigsten Abblendungskompromiss,<br />
bei dem der Durchmesser<br />
des Beugungsscheibchens gerade<br />
nicht grösser wird als der zulässige<br />
Zerstreuungskreis, bezeichnet man<br />
als Förderliche Blende (kförd).<br />
u<br />
Kförd 1,22 • X • (m + 1)<br />
Für die Wellenlänge des Lichtes setzt<br />
man am besten 550 • 10"6 mm ein. Dies<br />
ergibt (in mm gerechnet):<br />
u- 106<br />
kförd 1,22 • 550 • (m + 1)<br />
Überschlagmässig kann die Förder<br />
liche Blende auch nach folgender<br />
vereinfachter Formel ermittelt wer<br />
den:<br />
kförd<br />
1500 u<br />
m + 1<br />
Bei einer Zerstreuungskreisgrösse<br />
von 0,033 mm (d.h. für das Kleinbildformat)<br />
liegt die Förderliche Blende<br />
für einen Abbildungsmassstab von<br />
1:10 bei 45, für 1:1 bei 22 und für 10:1 bei<br />
4,5!<br />
15.3.4. Die Kritische Blende<br />
Aus dem vorher Gesagten geht her<br />
vor, dass bei zunehmender Abblen<br />
dung - bei der die Schärfentiefe<br />
bekanntlich zunimmt - die eigent-<br />
26<br />
Abbildung 360<br />
Kritische Blende<br />
Beugung<br />
— Abbildungsfehler<br />
OOOOOooo<br />
liehe Abbildungsschärfe, die Punkt<br />
schärfe, infolge Beugung stark<br />
abnimmt. Anderseits wissen wir aber<br />
um die optischen Abbildungsfehler,<br />
von denen ein beträchtlicher Teil<br />
durch stärkeres Abblenden, das<br />
heisst durch Beschneiden der Rand<br />
strahlen, gemildert wird.<br />
Bei der Abbildung durch Linsen<br />
systeme treten daher zwei diametrale<br />
Erscheinungen auf: Einerseits nimmt<br />
die Bildqualität bei zunehmender<br />
Abblendung durch stärker in<br />
Erscheinung tretende Beeinflussung<br />
der Beugung stetig ab, anderseits<br />
verbessert sie sich beim gleichen<br />
Vorgang durch das Wegschneiden<br />
der Bildfehler erzeugenden Rand<br />
strahlen. Die Abbildung 360 zeigt die<br />
Funktion beider Effekte in Abhängig<br />
keit der Blendengrösse.<br />
Dort, wo sich die beiden Funktions<br />
kurven schneiden, dürfte der gün<br />
stigste Kompromiss liegen.<br />
Die Blendenzahl, die den günstigsten<br />
Kompromiss und somit die beste Bild<br />
qualität liefert, bezeichnet man als<br />
Kritische Blende.<br />
Die Kritische Blende liegt bei jedem<br />
Objektivtypus, ja sogar bei jedem<br />
Objektiv, etwas anders. In der Regel<br />
erreicht man die Kritische Blende, je<br />
nach Objektiv, nach ein- bis dreistufi<br />
ger Abblendung. Jede stärkere<br />
Abblendung beeinträchtigt durch<br />
Beugung wieder die Bildqualität,<br />
obwohl die Schärfentiefe dabei<br />
zunimmt.<br />
Aufgabe<br />
Nach der gemachten Erkenntnis<br />
bezüglich Kritischer Blende dürfte es<br />
für Sie interessant sein, das Gesagte<br />
nachzuprüfen und bei all Ihren Auf<br />
nahmeobjektiven die Kritische Blen<br />
de zu bestimmen.<br />
Die Objektivhersteller machen dar<br />
über nämlich kaum verbindliche<br />
Angaben. Als Aufnahmeobjekt be<br />
nötigen Sie Testgitter, wie sie zum<br />
Beispiel in Form eines Siemensster<br />
nes oder der Foucaultschen Miren in<br />
Lektion 4 des <strong>PHOTOKOLLEGIUM</strong>S<br />
abgedruckt sind.<br />
Heften Sie an eine Wand einen dunk<br />
len Halbkarton und kleben Sie die<br />
erwähnten Testmuster darauf.<br />
Beleuchten Sie die Testanordnung<br />
reflexfrei mit zwei Photoleuchten.<br />
Nehmen Sie nun 3-5 m Abstand, je<br />
nach der Brennweite des zu testen<br />
den Objektivs, und stellen Sie Ihre<br />
Kamera auf einem stabilen Stativ auf.<br />
Es ist dabei wichtig, die Kamera<br />
genau parallel zur Wand auszurich<br />
ten.<br />
Verwenden Sie als Aufnahmemate<br />
rial einen niedrigempfindlichen Film,<br />
zum Beispiel einen Agfapan 25 oder<br />
ähnlichen.<br />
Reproduzieren Sie alsdann die Test<br />
vorlagen mit sämtlichen Blendenzah<br />
len, die das Objektiv aufweist.<br />
Die Auswertung der Testbilder mit<br />
guter Lupe oder unter dem Mikro<br />
skop gibt Ihnen über die Kritische<br />
Blende Auskunft.
LEKTION<br />
PHÖD<br />
53 KOLLEGIUM<br />
15.4. Streuung<br />
Im «Photographendeutsch» nennt<br />
man diffus reflektiertes Licht Streu<br />
licht und meint damit in der Regel ei<br />
ne unerwünschte Beeinflussung der<br />
Abbildungsqualität durch irgendwel<br />
che vagabundierenden Strahlen.<br />
Grundsätzlich bezeichnet man aber<br />
jede Ablenkung des Lichtes oder<br />
anderer Strahlung von seiner<br />
ursprünglichen Richtung, die nicht<br />
durch Brechung, Reflexion oder Beu<br />
gung, sondern durch kleine Hinder<br />
nisteile bedingt ist, als Streuung.<br />
Die bekannteste Art von Lichtstreu<br />
ung an kleinen Partikeln kennen wir<br />
von Mattscheiben, Diffusionsfolien,<br />
Leuchttischscheiben und Streuschir<br />
men. Das Licht fällt dabei auf die im<br />
betreffenden Medium eingelagerten<br />
kleinen Partikeln und wird dadurch<br />
gestreut, das heisst in divergente<br />
Bündel umgewandelt.<br />
Infolge der Streuung des Lichtes an<br />
den kleinen Partikeln einer Matt-<br />
Abbildung 361 Prinzip der Streuung<br />
Scheibe lassen sich reelle «Luftbil<br />
der» mit dem Auge in einer willkür<br />
lich gelegten Ebene überhaupt erst<br />
erkennen. Eine Scharfeinstellung<br />
ohne Mattscheibe wäre unserem Au<br />
ge sonst nicht möglich. Die Bildent<br />
stehung auf der Mattscheibe kann<br />
man sich etwa wie folgt vorstellen:<br />
Das Objektiv stellt in der Bildebene<br />
jeden Gegenstandspunkt als einen<br />
Bildpunkt dar. Infolge der Streuung<br />
eines jeden einfallenden Lichtstrahls<br />
auf den Körnchen der Mattscheibe<br />
erscheinen diese als mehr oder weni<br />
ger helle, scheinbar selbstleuchten<br />
de Punkte. Die Summe all dieser<br />
Punkte ergibt das Bild. Die Abbildung<br />
361 versucht dies zu verdeutlichen.<br />
Streuung ist aber auch an viel kleine<br />
ren Partikeln möglich, sofern diese in<br />
sehr grossen Mengen auftreten. Je<br />
Abbildung 362<br />
Prinzip derRayleigh-Streuung<br />
Rot: schwache Streuung<br />
v/VY*Blau: starke Streuung<br />
nach Partikelgrösse wird dabei nicht<br />
der gesamte Wellenlängenbereich<br />
des sichtbaren Lichtes, sondern viel<br />
mehr nur einzelne Wellenlängen<br />
gruppen gestreut. Die theoretische<br />
Optik unterscheidet zwei verschie<br />
dene Arten von Streuung:<br />
15.4.1 • Rayleigh-Streuung<br />
(an sehr kleinen<br />
Teilchen)<br />
Sind die ablenkenden Teilchen - ver<br />
glichen mit der Wellenlänge des<br />
Lichtes - sehr klein, kann man sich an<br />
die Theorie von Rayleigh halten. Der<br />
Forscher hat herausgefunden, dass<br />
Licht beim Durchgang durch eine<br />
grosse Menge Gas, so auch durch rei<br />
ne Luft, eine leichte Ablenkung er<br />
fährt.<br />
Für Luft ist die Stärke der Streuung,<br />
der sogenannte Streukoeffizient bei<br />
kurzwelliger Lichtstrahlung rund 10-<br />
mal grösser als bei langwelliger<br />
Lichtstrahlung.<br />
Das Sonnenlicht, ein Wellenlängen<br />
gemisch von rund 400-700 nm, wird<br />
durch die Luftmoleküle gestreut, wo<br />
durch die Luftmasse ähnlich wie eine<br />
Mattscheibe wirkt und dadurch<br />
selbst sichtbar wird. Weil die<br />
Streuung des blauen Strahlungsan<br />
teils bedeutend grösser ist als bei<br />
den langwelligen Strahlen, erscheint<br />
uns der Himmel blau.<br />
In höheren Luftschichten ist die Zahl<br />
der Luftmoleküle geringer, der Him<br />
mel erscheint deshalb dunkler und<br />
der Weltraum selber, wo ja keine<br />
Atmosphäre vorhanden ist, erscheint<br />
schwarz.<br />
Durchdringt die Sonne dicke Luft<br />
schichten, wie dies beim Sonnenaufoder<br />
-Untergang der Fall ist, wird ein<br />
merklich höherer Anteil an blauer<br />
Strahlung gestreut, die Sonne<br />
erscheint uns sehr gelb (denn weiss<br />
minus blau = gelb).<br />
15.4.2. Mie-Streuung<br />
(an kleinen<br />
kugeligen Teilchen)<br />
Sind die Teilchen grösser sowie ku<br />
gelförmig und weisen sie einen Ra<br />
dius auf, der etwa der Wellenlänge<br />
des Lichtes entspricht, lassen sich bei<br />
einer Ablenkung die Gesetze der Re<br />
flexion, Brechung und Beugung eben<br />
falls nicht anwenden.<br />
Die von Mie im Jahre 1908 aufgestellte<br />
Theorie befasst sich mit diesem<br />
Streuungsphänomen. Die nach ihm<br />
benannte Mie-Streuung hat für Fra<br />
gen der atmosphärischen Optik gros<br />
se Bedeutung erhalten.<br />
Dunst und Nebel beispielsweise be<br />
stehen aus unzähligen kleinen kugel<br />
förmigen Wassertropfen, an denen<br />
ebenfalls Streuung auftritt. Je nach<br />
Tropfengrösse wird dabei vorwie<br />
gend blaue oder bei grösseren Parti<br />
keln auch grüne Strahlung gestreut.<br />
Durch die Mie-Streuung erklärt sich<br />
die orange bis rote Sonne beim Unter<br />
gang über dem Meer, über Industrie<br />
gebieten oder im Dunst.<br />
27
PHÖD<br />
KOLLEGIUM 53 LEKTION<br />
15.5. Polarisation<br />
15.5.1. Natürliches Licht<br />
Wenn wir von Licht sprechen, meinen<br />
wir üblicherweise natürliches Licht<br />
Man versteht darunter eine elektro<br />
magnetische Wellenerscheinung,<br />
deren Amplituden senkrecht zur Aus<br />
breitungsrichtung stehen. Stellt man<br />
sich einen solchen Lichtstrahl senk<br />
recht auf die Erde gerichtet vor, be<br />
steht er aus einer Unzahl von Wellen<br />
ebenen, die senkrecht auf der Aus<br />
breitungsachse stehen, aber bü<br />
schelförmig in alle Himmelsrichtun<br />
gen zeigen.<br />
Man kann sich den Schnitt durch ei<br />
nen Strahl wie ein Rad vorstellen, des<br />
sen Achse die Fortpflanzungsrich<br />
tung darstellt und dessen Speichen<br />
die Lage der Schwingungsebenen<br />
symbolisieren.<br />
Durch Reflexion, Beugung, Streuung<br />
sowie beim Durchgang durch einen<br />
Polarisator können die Schwingungs<br />
ebenen beeinflusst werden.<br />
Sobald die sich ausbreitende Welle<br />
im Schnitt nicht mehr ganz büschel<br />
förmig aussieht, spricht man von pola<br />
risiertem Licht<br />
Je nachdem wie die Schwingungs<br />
ebenen beeinflusst werden, entsteht<br />
linear-, elliptisch- oder zirkularpolari<br />
siertes Licht.<br />
Abbildung 363 Natürliches Licht<br />
Abbildung 364 Linear polarisiertes Licht<br />
Abbildung 365 Zirkular polarisiertes Licht<br />
-HOIOIOIOIOI<br />
15.5.2. Linear polarisiertes<br />
Licht<br />
Unter bestimmten Voraussetzungen<br />
schwingt ein Lichtstrahl nur noch in ei<br />
ner Ebene, so als wäre natürliches<br />
(büschelförmiges) Licht durch eine<br />
Art «Briefkastenschlitz» gezwängt<br />
worden. Der «Briefkastenschlitz» hält<br />
dann alle Schwingungsebenen bis<br />
auf eine zurück.<br />
Licht, das derart nur noch in einer<br />
Ebene schwingt, bezeichnet man als<br />
linear polarisiert.<br />
15.5.3. Elliptisch und zirku<br />
lär polarisiertes<br />
Licht<br />
Unter anderen Voraussetzungen<br />
kann es vorkommen, dass Licht aus<br />
zwei zueinander senkrecht stehen<br />
den Teilwellen besteht. Die Amplitu-<br />
28<br />
den sind dabei ungleich gross und<br />
besitzen gegenseitig eine optische<br />
Phasenverschiebung von einem<br />
Viertel der Wellenlänge.<br />
Das Aussehen am Modell stellt man<br />
sich wie folgt vor: Die erste Halbwelle<br />
steigt bezüglich Ausbreitungsrich<br />
tung nach oben und fällt wieder zum<br />
Nullpunkt zurück. Die nächste Halb<br />
welle beginnt dort nach vorn anzu<br />
steigen und fällt auch wieder zum<br />
Nullpunkt zurück. Beide Halbwellen<br />
stehen in einem Winkel von 90° zu<br />
einander und weisen unterschiedlich<br />
grosse Amplituden auf.<br />
Lässt man den Lichtstrahl wieder auf<br />
sich zukommen, so beschreiben bei<br />
de Wellen im Schnitt eine Ellipse.<br />
Man bezeichnet diesen Spezialfall<br />
der Polarisation daher als elliptisch<br />
polarisiertes Licht. Dabei lässt sich<br />
links und rechts elliptisch polarisier<br />
tes Licht unterscheiden, je nachdem,<br />
ob die horizontale oder die vertikale<br />
Lichtkomponente in der Phase vor<br />
auseilt oder hintennachhinkt.<br />
Die Drehwirkung von elliptisch polari<br />
siertem Licht kann man sich am be<br />
sten so vorstellen, indem man den<br />
Lichtstrahl in Zeitlupe auf sich zukom-
LEKTION<br />
PHOD<br />
53 KOLLEGIUM<br />
men lässt und den «Lichtvektor» be<br />
trachtet, der nun eine elliptisch ge<br />
formte Spirale bildet, wie es die Ab<br />
bildung 365 zu verdeutlichen ver<br />
sucht.<br />
Ein spezieller, dem elliptisch polari<br />
sierten Licht sehr ähnlicher Fall ist zir<br />
kulär polarisiertes Licht<br />
Der Unterschied besteht lediglich<br />
darin, dass hier die beiden Amplitu<br />
den gleich gross sind. Stellt man ei<br />
nen solchen Lichtstrahl direkt auf sich<br />
zukommend vor, so beschreibt die<br />
Spitze des Lichtvektors einen Kreis,<br />
ähnlich einem Zapfenzieher. Man<br />
unterscheidet ebenfalls links und<br />
rechts zirkulär polarisiertes Licht.<br />
Abbildung 366 Doppelbrechung in einem Kalspatkristall<br />
15.5.4. Doppelbrechung in<br />
anisotropen<br />
Kristallen<br />
Schickt man natürliches Licht ausserhalb<br />
der Kristallachse durch einen<br />
Kalkspatkristall (CaCO3) wird ein<br />
Lichtstrahl in zwei verschiedene<br />
Strahlen, den ordentlichen (o) und<br />
den ausserordentlichen (e), aufge<br />
spaltet.<br />
serordentlichen Strahls grösser und<br />
entspricht Brechungsindizes zwi<br />
schen 1,66 und 1,49.<br />
Stoffe, die für unterschiedliche Aus<br />
breitungsrichtungen verschiedene<br />
Brechungsindizes aufweisen, nennt<br />
man anisotrope Stoffe, im Gegensatz<br />
zu isotropen Stoffen.<br />
Gewisse isotrope Medien lassen sich<br />
durch Reckung und daher Ausrich<br />
tung ihrer Moleküle oder durch ande<br />
re Beeinflussung in anisotrope um<br />
wandeln (Spannungsoptik, Kerrzelle<br />
usw.).<br />
Wird zum Beispiel ein doppelbre-<br />
chendes Medium zwischen zwei<br />
parallelen Polarisatoren gedreht, so<br />
zeigt es im weissen Licht Farben, die<br />
bei gekreuzten Filtern in die komple<br />
mentären übergehen (chromatische<br />
Polarisation).<br />
15.5.5. Polarisatoren<br />
Bei bestimmten anisotropen Kristall<br />
materialien, wie zum Beispiel Turmalin,<br />
wird der ordentliche Strahl gleich<br />
zeitig stark absorbiert, während der<br />
ausserordentliche durchgelassen<br />
wird.<br />
Solche Kristallplatten können natürli<br />
ches Licht in linear polarisiertes<br />
umwandeln. Hält man zwei derartige<br />
Platten hintereinander, schalten sie in<br />
gekreuzter Stellung einfallendes<br />
Licht vollständig aus.<br />
Herapath stellte 1852 solche KristaUe<br />
aus einer Jod-Chininsulfat-Verbin<br />
Beide Strahlen sind senkrecht zuein<br />
ander polarisiert und breiten sich<br />
innerhalb des Kristalls mit unter<br />
schiedlichen Geschwindigkeiten aus.<br />
Für den ordentlichen Strahl ist der<br />
Brechungsindex von Kalkspat 1,66.<br />
Die Fortpflanzungsgeschwindigkeit<br />
des ausserordentlichen Strahls ist von<br />
der Richtung abhängig, in der er<br />
durch den Kristall fährt. In der Rich<br />
tung der Hauptachse breiten sich bei<br />
de Strahlen mit derselben Geschwin<br />
digkeit aus; in allen anderen Richtun<br />
dung her, die man «Herapathit» nann<br />
te. Aus ihnen liessen sich die ersten,<br />
gen ist die Geschwindigkeit des aus stark gefärbten Polarisationsfilter<br />
herstellen.<br />
Zeiss gelang es in den 30er Jahren,<br />
brauchbare Polarisationsfilter herzu<br />
stellen, die aus zwei Glasplatten be-<br />
Abbildung 367<br />
Polarisatoren<br />
standen, zwischen denen eine V100<br />
mm dicke Schicht von Herapathit-Kri<br />
stallen lag. Die Filter wiesen eine star<br />
ke gelblich-grüne Färbung auf und<br />
konnten für farbphotographische<br />
Zwecke nicht verwendet werden.<br />
Durch starke mechanische Reckung<br />
lassen sich isotrope Kunststoffe in ani<br />
sotrope umwandeln. Lagert man noch<br />
lichtabsorbierende Farbstoffe ein,<br />
entstehen dadurch die modernen,<br />
neutralgrauen und trübungsfreien Linear-Polarisationsfilter<br />
15.5.6. Polarisation durch<br />
Reflexion und<br />
Brechung<br />
Das menschliche Auge kann polari<br />
siertes Licht nicht von natürlichem<br />
unterscheiden. Dieses Unvermögen<br />
macht den Einsatz eines Polarisators<br />
vor dem Kameraobjektiv nicht gera<br />
de leicht. Sie, liebe Leser, wissen wohl<br />
alle, dass man mit Hilfe von Polarisa<br />
tionsfiltern Reflexe ausschalten kann.<br />
Aber eben, nur unter bestimmten Vor<br />
aussetzungen. Beim Durchgang<br />
durch einen Polarisator wird natürli<br />
ches Licht in linear polarisiertes um-<br />
29
PHOD<br />
KOLLEGIUM 53 LEKTION<br />
gewandelt oder bereits polarisiertes<br />
- bei richtiger Filterstellung - ausge<br />
schaltet. Die Reflexausschaltung<br />
kann also nur funktionieren, wenn das<br />
icht des Reflexes bereits linear pola<br />
risiert ist.<br />
Nun wird tatsächlich natürliches Licht<br />
bei der Reflexion polarisiert, sofern<br />
das entsprechende Medium nicht nur<br />
ine totale Reflexion zulässt, sondern<br />
noch ein gewisser Anteil in das Me<br />
dium eintreten kann. Nehmen wir als<br />
Beispiel eine Glasscheibe. Schräg<br />
auftreffendes Licht wird zum Teil re<br />
flektiert (Teüreflexion). Ein anderer<br />
Teil aber tritt ins Glas ein, und weil<br />
dieses Medium dichter als Luft ist, tritt<br />
darin eine Verringerung der Ausbrei<br />
tungsgeschwindigkeit ein. Durch den<br />
Geschwindigkeitsverlust wird der<br />
Lichtstrahl von seiner geradlinigen<br />
Ausbreitung abgelenkt, es tritt Bre<br />
chung ein.<br />
Nach dem Brewsterschen Gesetz ist<br />
das Licht des reflektierten Strahls<br />
dann vollständig linear polarisiert,<br />
wenn neben dem Reflexionsstrahl<br />
auch noch ein Brechungsstrahl vor<br />
handen ist und wenn zwischen diesen<br />
beiden Strahlen ein Winkel von 90°<br />
herrscht. Die Abbildung 368 veran<br />
schaulicht diese Verhältnisse. Bei<br />
richtiger Drehung des Polarisations<br />
filters wird für den Betrachter daher<br />
der Reflexionsstrahl ausgeschaltet,<br />
der Reflex ist nicht mehr sichtbar.<br />
Der Einfallswinkel, unter dem diese<br />
Forderung eintritt, heisst Polarisa<br />
tionswinkel ep. Weil die Stärke der<br />
Brechung von der optischen Dichte<br />
des Mediums abhängig ist, hängt der<br />
Polarisationswinkel eines Materials<br />
von dessen Brechungsindex ab. Er<br />
lässt sich aus dem arctan des Bre<br />
chungsindexes n berechnen und<br />
schwankt je nach Medium zwischen<br />
50 und 65°:<br />
Wasser n = 1,33 ep = 53°<br />
Glas n = 1,5 ep = 56°<br />
Diamant n = 2,4 ep = 67°<br />
Unter diesen Winkeln - und nur unter<br />
diesen! - lässt sich ein Reflex vollstän<br />
dig ausschalten. Kann der Aufnahme<br />
winkel nicht ganz eingehalten wer<br />
den, ist bei Verwendung des Polarisa<br />
tionsfilters eine Reflexbildung ledig<br />
lich gemildert, wobei die Milderung<br />
30<br />
Abbildung 368<br />
Brewstersches Gesetz<br />
um so geringer ausfällt, je mehr der<br />
Aufnahmewinkel vom Polarisations<br />
winkel abweicht.<br />
Bei glänzendem Metall tritt zwar auch<br />
eine Reflexion ein. Weü sie aber total<br />
ist und daher kein gebrochener Strahl<br />
entsteht, bleibt das Licht natürlich<br />
und kann nicht durch einen Polarisa<br />
tionsfilter ausgelöscht werden.<br />
15.5.7. Polarisation durch<br />
Streuung<br />
Auch durch Streuung kann natürli<br />
ches Licht polarisiert werden, und<br />
zwar tritt eine weitgehende Polarisa<br />
tion in Streurichtungen auf, die senk<br />
recht zum Lichtstrahl stehen.<br />
Photographiert man mit einem Polari<br />
sationsfilter den Himmel so, dass die<br />
Aufnahmeachse im rechten Winkel<br />
zur Sonne steht, wird bei richtiger<br />
Stellung des Filters ein Teil des Streu<br />
lichtes ausgeschaltet und der Him<br />
mel wesentlich dunkler wiedergege<br />
lung ist allerdings nie über das ge<br />
samte Bildfeld möglich, da eine totale<br />
Polarisation nur unter den geschilder<br />
ten Winkelverhältnissen stattfinden<br />
kann.<br />
In der Farbphotographie stellt die<br />
Anwendung des Polarisationsfilters<br />
die einzige Möglichkeit dar, den Him<br />
mel dunkler wiederzugeben und<br />
gleichzeitig die Farben der übrigen<br />
Objekte nicht zu verändern.<br />
Da es sich bei solchen Bildern ja<br />
immer um Landschaftsaufnahmen<br />
handelt, ist zusätzlich zur Abdunke<br />
lung des Himmels noch eine verbes<br />
serte Farbbrillanz der Umgebung bei<br />
Verwendung des Polarisationsfilters<br />
zu beobachten. Das Vegetationsgrün<br />
widerspiegelt nämlich einen nicht zu<br />
unterschätzenden Anteil des blauen<br />
Himmelslichtes. Das Polarisationsfilter<br />
eliminiert gleichzeitig auch einen<br />
merklichen Anteil dieses Reflexlich<br />
tes, was zu einer allgemein grösseren<br />
ben.<br />
Bildbrillanz führt.<br />
Der Effekt gestaltet sich um so inten<br />
siver, je reiner die Luft ist. In Gross<br />
Aufgabe<br />
städten oder in Industriegebieten Um festzustellen, wo der Einsatz ei<br />
kann das Polarisationsfilter kaum eine nes Polarisationsfilters sinnvoll ist,<br />
merkliche Abdunkelung bringen. Auf sollten Sie einmal Ihr Polarisations<br />
dem Land oder gar im Gebirge hin filter vors Auge nehmen und unter<br />
gegen lässt sich der Himmel nahezu<br />
schwarz wiedergeben. Die Abdunke<br />
leichtem Drehen des Filters die Um<br />
gebung genau studieren.
LEKTION<br />
PHÖD<br />
54KOUEGIUM<br />
15.5.8. Polarisationsfilter<br />
15.5.8.1. Linear-<br />
Polarisationsfilter<br />
Linear-Polarisationsfilter bestehen<br />
aus mechanisch gereckten Kunststof<br />
fen mit orientierten stabförmigen Mo<br />
lekülen, die durch einen Farbstoff<br />
angefärbt wurden.<br />
Sie sind für Kamerazwecke glasgefasst<br />
oder existieren für Beleuch<br />
tungszwecke als grossformatige Fo<br />
lien.<br />
Natürliches Licht wandeln diese Filter<br />
in linearpolisiertes um, und bereits<br />
(z.B. durch Reflexion oder Streuung)<br />
polarisiertes löschen sie bei richtiger<br />
Orientierung aus.<br />
Der Verlängerungsfaktor beträgt im<br />
Mittel etwa 3, was aber bei Kameras<br />
mit Belichtungsinnenmessung (TTL-<br />
Messung) belanglos ist. Die oft gehör<br />
te Behauptung, Polarisationsfilter er<br />
zeugen bei Farbaufnahmen einen<br />
mehr oder weniger starken Farbstich,<br />
muss bei Anwendung moderner Fil<br />
ter ins Reich der Phantasie verwiesen<br />
werden. Aber immerhin lohnt sich ge<br />
legentlich ein eigener Versuch,<br />
indem Sie bei guter Beleuchtung eine<br />
Graufelderkarte einmal ohne und<br />
dann mit dem Polarisationsfilter auf<br />
Farbdiafilm photographieren. Sofern<br />
Sie genau senkrecht auf die Karte<br />
photographiert haben, dürften sich<br />
die beiden Dias nicht voneinander<br />
unterscheiden.<br />
Tun sie es trotzdem und weist insbe<br />
sondere das eine einen intensiven<br />
Grün- bis Gelbgrünstich auf, handelt<br />
es sich um ein altes Kristallfilter. Kau<br />
fen Sie sich dann ein neues und legen<br />
Sie das alte Kristallfilter vorsichtig in<br />
Ihr Photomuseum.<br />
15.5.8.2. Zirkular-<br />
Polarisationsfilter<br />
Einige Spiegelreflexkameras mit Be<br />
lichtungsmessung über Spiegel rea<br />
gieren bei der Verwendung von Linear-Polarisationsfiltern<br />
mit Messun<br />
sicherheit. Bei diesen Systemen kann<br />
durch Umlenkung über den Mess<br />
spiegel das Messlicht zusätzlich pola<br />
risiert werden.<br />
Abbildung 369 Prinzip des Zirkular-Polarisationsfilters<br />
Um diesen Effekt zu verhindern, emp<br />
fehlen einige Kamerahersteller die<br />
Verwendung von Zirkular-Polarisa<br />
tionsfiltern. Es handelt sich dabei um<br />
die Kombination eines Linear-Polarisationsfilters<br />
mit einer nachgeschal<br />
teten Viertel-Wellenplatte aus dop<br />
pelbrechendem anisotropem Mate<br />
rial. Diese - als Verzögerungsschicht<br />
wirkende - Platte wandelt linear pola<br />
risiertes Licht in zirkulär polarisiertes<br />
um. Optisch einfache Zirkular-Polari<br />
sationsfilter sind schon einige Zeit be<br />
kannt als Glasabdeckungen, auf<br />
Messinstrumenten, die nicht spiegeln<br />
dürfen. Dort funktioniert das Prinzip,<br />
wie in Abbildung 369 angedeutet.<br />
Das Reflexe erzeugende Licht ge<br />
langt dabei zuerst durch ein Li<br />
near-Polarisationsfilter und wird dort<br />
(in unserem Beispiel) senkrecht pola<br />
risiert. Die nachgeschaltete Viertel-<br />
Wellenplatte wandelt das derart li<br />
near polarisierte Licht in zirkulär pola<br />
risiertes um. Bei der Reflexion wird<br />
das zirkularpolarisierte Licht aber le<br />
diglich in der Drehrichtung gekehrt,<br />
sonst aber nicht beeinflusst.<br />
Gelangt das umgekehrt zirkulieren<br />
de Licht jetzt erneut auf die Viertel-<br />
Wellenplatte, wird es dort in horizon<br />
tal (linear) polarisiertes Licht umge<br />
wandelt, das seinerseits das senk<br />
recht orientierte Linear-Polarisa<br />
tionsfilter nicht mehr passieren kann.<br />
Für das Auge ist der Reflex ausge<br />
löscht.<br />
Verwendet man - in optisch einwand<br />
freier Ausführung - ein solches Zir<br />
kular-Polarisationsfilter vor dem Ka<br />
meraobjektiv, wird wie mit jedem Po<br />
larisationsfilter bereits linear polari<br />
siertes Licht ausgeschaltet, das natür<br />
liche aber zuerst linear und dann zir<br />
kulär polarisiert. Bei der Reflexion<br />
des Messlichtes an irgendwelchen<br />
Spiegelsystemen kann jetzt allerhöchstens<br />
eine Änderung der Dreh<br />
wirkung eintreten, nicht aber eine er<br />
neute Linearpolarisation. Das Mess<br />
system erhält also immer den gesam<br />
ten Lichtanteil, der auch auf das Film<br />
material fällt - gleichgültig, in wel<br />
cher Stellung das Filter steht.<br />
An der Einsatztechnik des Filters<br />
ändert sich gegenüber dem Linear-<br />
Polarisationsfilter nichts, der Benutzer<br />
kann also gleich vorgehen, wie er es<br />
sich von herkömmlichen Fütem her<br />
gewohnt ist.<br />
Für die meisten modernen Spiegel<br />
reflexkameras ist die Anwendung ei<br />
nes Zirkular-Polarisationsfilters not<br />
wendig. Ob für Ihre Kamera ein Zirku<br />
lar-Polarisationsfilter notwendig ist<br />
oder ob der Einsatz eines Linearfil<br />
ters genügt, sagt Ihnen die entspre<br />
chende Kamera-Gebrauchsanleitung.<br />
Selbstverständlich lassen sich<br />
aber Zirkular-Polarisationsfilter ohne<br />
irgendwelche Nachteile auch an je<br />
dem Kamerasystem verwenden, bei<br />
dem der Einsatz eines solchen Spezialfilters<br />
nicht vorgeschrieben ist.<br />
31
PHOO<br />
KOLLEGIUM 54 LEKTION<br />
15.5.9. Der praktische<br />
Einscriz des<br />
Polarisations<br />
filters<br />
Anstelle genau formulierter Aufga<br />
benstellungen möchte ich in dieser<br />
Lektion vielmehr über einige - zum<br />
Teil weniger bekannte - Einsatzmög<br />
lichkeiten des Polarisationsfilters<br />
sprechen.<br />
Abbildung 370<br />
ohne Polarisationsfilter<br />
Abbildung 371<br />
mit Polarisationsfilter<br />
15.5.9.1. Einsatz bei<br />
Sachaufnahmen<br />
Bei Sach- und Katalogaufnahmen<br />
muss man häufig Gegenstände frei<br />
stehend auf durchleuchtetem Auf<br />
nahmetisch photographieren. In vie<br />
len Fällen kann die dadurch entste<br />
hende zusätzliche Reflexlichtaufhel<br />
lung von unten durch die Verwen<br />
dung eines Polarisationsfilters gemil<br />
dert werden.<br />
Überhaupt lohnt es sich, im Studio<br />
einen Blick durch das geniale Filter<br />
zu werfen. Die Bildwirkung kann näm<br />
lich unter Umständen ganz beträcht<br />
lich durch Ausschalten einzelner Re<br />
flexe verändert werden.<br />
Die Abbildungen 370 bis 373 zeigen<br />
die veränderte Büdwirkung bei<br />
immer gleichbleibender Beleuch<br />
tung aber unterschiedlich gedrehtem<br />
Polarisationsfilter.<br />
Besonders glänzende oder halbglän<br />
zende Kunststoffteile sind ein belieb<br />
tes Anwendungsmedium für Polarisa<br />
tionsfilter.<br />
Hochglänzende<br />
Metallgegenstände<br />
lassen sich nicht «polarisieren». Muss<br />
trotzdem einmal ein Reflex unter<br />
drückt werden, kann man den Ge<br />
genstand mit einem unsichtbaren<br />
Glanzspray (z.B. Dulling-Spray) be<br />
handeln. Im optischen Medium Spray<br />
ist dann wieder ein Absorptionsstrahl<br />
vorhanden, der eine lineare Polarisa<br />
tion des Reflexlichtes ermöglichen<br />
kann. Ebenso ist die Anwendung na<br />
türlich möglich, wenn die Metallge<br />
genstände bereits mit Lack oder Far<br />
be oberflächenbehandelt sind.<br />
15.5.9.2. Die Arbeit mit<br />
polarisiertem Licht<br />
Die Aufgabe, ein dick gespachteltes<br />
Ölgemälde zu reproduzieren, stellt<br />
einen vor ziemlich grosse Probleme.<br />
32<br />
Abbildung 372<br />
mit Polarisationsfilter<br />
Verwendet man nämlich ein normales<br />
Reprolicht - links und rechts eine<br />
Leuchte im Winkel von 45° -, können<br />
immer einzelne scharf gespachtelte<br />
Farbpartikel aufglänzen, wie es die<br />
Abbildung 374 zeigt. Ein Polarisa<br />
tionsfilter vor dem Objektiv nützt na<br />
türlich nichts, denn kaum zwei Parti<br />
kel liegen zufällig genau im Polarisa<br />
tionswinkel. Im Handel existieren<br />
aber sogenannte Polarisationsfolien,<br />
die in recht grossen Formaten erhält<br />
lich sind. Es handelt sich dabei um<br />
das Grundmaterial, mit dem soge<br />
nannte Polarisations-Sonnenbrillen<br />
hergestellt werden. (Bezugsquellen<br />
nachweis durch Polaroid-Land AG.)<br />
Solche Folien ermöglichen es, auf ein<br />
fachste Weise bereits polarisiertes<br />
Licht für die Aufnahme zu verwenden.<br />
Für unser Problem setzt man einfach<br />
vor jede Lampe eine solche Polarisa<br />
tionsfolie. Vorsicht, die Folien sind<br />
nicht allzu hitzefest! Bei der Montage<br />
vor der Leuchte muss man lediglich<br />
darauf achten, dass die Molekular<br />
orientierung beider Folien gleich ist,<br />
also bei beiden waagrecht oder senk<br />
recht.<br />
Vor das Kameraobjektiv montiert<br />
man ebenfalls ein Polarisationsfilter.<br />
Durch richtiges Drehen des Aufnah-<br />
Abbildung 373<br />
mit Polarisationsfilter<br />
mefüters lassen sich kompromisslos<br />
sämtliche Reflexe ausschalten, wie<br />
das Arbeitsbeispiel in Abbidlung 375<br />
zeigt.<br />
Wünscht man sich aber einige Refle<br />
xe, dreht man das Aufnahmefilter ein<br />
fach wieder ein wenig zurück, bis auf<br />
der Mattscheibe Reflexe der ge<br />
wünschten Intensität sichtbar wer<br />
den.<br />
Weil das Aufnahmelicht jetzt bereits<br />
linear polarisiert ist, bleibt es auch<br />
das Reflexionslicht, unabhängig vom<br />
Einfallswinkel. Man verwendet zur ei<br />
gentlichen Aufnahme schliesslich nur<br />
den Anteil des Lichtes, der diffus re<br />
flektiert und dadurch wieder depola<br />
risiert worden ist.<br />
Das Verfahren lässt sich natürlich<br />
auch bei metallischen Gegenständen<br />
anwenden, nur ist dort der Anteil der<br />
diffusen Reflexion verschwindend<br />
klein.<br />
15.5.9.3. Anwendung<br />
innerhalb der<br />
Reportagephotographie<br />
Die wohl am meisten geübte Anwen<br />
dung ist die bereits erwähnte Absorp<br />
tion eines Teils des gestreuten Him<br />
melslichtes durch das Polarisations-
LEKTION<br />
PHOD<br />
54KOUKHUM<br />
Abbildung 374 ohne polarisiertes Licht<br />
filter. Das funktioniert immer dann<br />
einwandfrei, wenn der Winkel zwi<br />
schen Aufnahmerichtung und Sonne<br />
90° beträgt. Bei der Verwendung von<br />
Weitwinkelobjektiven, wo ein be<br />
trächtlicher Aufnahmewinkel herr<br />
schen kann, resultiert meist ein Him<br />
mel, der von hell bis dunkel verläuft,<br />
ein Effekt, der sich vielleicht durch<br />
einen Chromofilter noch verstärken<br />
lässt.<br />
In der Natur kommt jede Menge re<br />
flektiertes Licht vor, das teilweise po<br />
larisiert ist. Spannt sich über die Land<br />
schaft ein wolkenloser, intensiv<br />
blauer Himmel, spiegelt sich dieser<br />
im Gras, in den Blättern, in den bunt<br />
angezogenen Menschen usw. Jede<br />
der Originalfarben ist dadurch mehr<br />
oder weniger blau überzogen. Dies<br />
kommt besonders dann stark zur Gel<br />
tung, wenn die Gegenstände nass<br />
sind.<br />
Bei verhältrüsmässig hohen Aufnah<br />
mestandpunkten lässt sich diese<br />
«Blauspiegelung» durch die Verwen<br />
dung eines Polarisationsfilters weit<br />
gehend ausschalten. Farbbilder wer<br />
den dadurch wesentlich klarer und<br />
weisen leuchtendere Farben auf.<br />
Dasselbe gilt, wenn der Himmel mit<br />
einer weissen Wolkendecke überzo<br />
gen ist Durch die Reflexion sind alle<br />
Farben verweisslicht und dadurch<br />
Abbildung 375 mit polarisiertem Licht<br />
nicht besonders leuchtend Sind aber<br />
satte, leuchtende Farben erwünscht,<br />
kann das Polarisationsfilter unter<br />
Umständen eine intensive Verbesse<br />
rung bringen.<br />
Wenn es wünschenswert ist, die Was<br />
seroberfläche eines unbewegten Ge<br />
wässers zu durchdringen, um zum Bei<br />
spiel Wasserpflanzen oder schwim<br />
mende Fische zu photographieren,<br />
dürfen selbstverständlich ebenfalls<br />
keine Oberflächenreflexe vorhanden<br />
sein.<br />
Der Polarisationswinkel von Wasser<br />
beträgt 53°. Wir müssen also darauf<br />
achten, genau in diesem Winkel (vom<br />
Lot her gesehen) zu photographieren.<br />
Bei bewegten Gewässern mit Wellen<br />
funktioniert die Entspiegelung natür<br />
lich nicht, da sich bei gleichem Aufnah<br />
mewinkel das Lot ständig ändert<br />
15.5.9.4. Anisotrope Mate<br />
rialien im<br />
olarisierten Licht<br />
Wahrscheinlich haben Sie schon so<br />
schön farbige Kristallstrukturen abge<br />
bildet gesehen. Auch das ist in polari<br />
siertem Licht realisierbar. Tritt nämlich<br />
polarisiertes Licht auf ein anisotropes<br />
Material, werden zwei zueinander<br />
senkrecht polarisierte Strahlen entste<br />
hen. Betrachtet man das Ganze wieder<br />
um durch ein Polarisationsfilter, ent<br />
stehen, je nach Orientierung des Fil<br />
ters, unterschiedliche Farben. Be<br />
gründet ist diese Tatsache durch die<br />
Phasenverschiebung und die daraus<br />
entstehende Interferenzerscheinung.<br />
Sie können dazu einen eigenen Ver<br />
such machen<br />
Richten Sie das Licht einer Photoleuch<br />
te von unten genau senkrecht auf eine<br />
Glasplatte. Legen Sie auf die Glasplatte<br />
ein Polarisationsfilter oder eine Pola<br />
risationsfolie.<br />
Montieren Sie nun Ihre Kamera so, dass<br />
sie von oben senkrecht auf die Anord<br />
nung schaut und Sie die Schärfenebe<br />
ne auf die Glasplatte legen können.<br />
Montieren Sie vor das Aufnahmeobjek<br />
tiv ein weiteres Polarisationsfilter.<br />
Schauen Sie durch Ihre Kamera und<br />
drehen Sie das Polarisationsfilter, bis<br />
Sie keinLicht mehr sehen. Jetzt sind die<br />
beiden Polarisationsfilter senkrecht zu<br />
einander orientiert<br />
Halten Sie nun irgendeine anisotrope<br />
Substanz, zum Beispiel einen Plexiglas<br />
massstab oder ein zerknittertes Cellophan,<br />
auf die Glasplatte, wird Ihr Sucher<br />
plötzlich wieder hell, und Sie sehen<br />
eine meist farbige Struktur.<br />
Besonders schön sieht die Versuchs<br />
anordnung aus, wenn Sie tatsächlich<br />
echtes Cellophan zerknüllen und so im<br />
polarisierten Licht ansehen oder photo<br />
graphieren. Sie können die wunder<br />
lichsten Farberscheinungen erkennen,<br />
die sich beim Drehen des Polarisa<br />
tionsfilters noch verändern und sich bei<br />
einer Drehung um 180° genau in die<br />
Komplementärfarbe verwandeln. Na<br />
türlich lässt sich der Versuch noch ver<br />
bessern, sofern Sie ein Mikroskop zur<br />
Verfügung haben oder mittels Makrophotographie<br />
in den extremen Nahbe<br />
reich vorstossen können.<br />
Sofem dies der Fall ist, sollten Sie ein<br />
mal verschiedene konzentrierte Salzlö<br />
sungen (z.B. auch Photochemikalien)<br />
herstellen und diese auf ein Glasplättchen<br />
ausgiessen und kristallisieren las<br />
sen. Sie werden die herrlichsten Struk<br />
turen und Farben feststellen können.<br />
Und nun, viel Vergnügen mit Ihren Kri<br />
stallographie-Versuchen!<br />
16. Photographische<br />
Optik<br />
Nach dem Exkurs in die fast spiele-<br />
33
16.1.1.<br />
PHÖD<br />
KOLLEGIUM 54 LEKTION<br />
risch erscheinende Welt der farbigen um farblose Gläser zu ermöglichen.<br />
Kristallographie wollen wir uns wieder Rohstoffgemenge («Satz»):<br />
harter Theorie zuwenden, die aber, Die Rohstoffe werden fein gemahlen<br />
nichtsdestotrotz, alles andere als lang<br />
weilig sein muss. Unsere Optik-Grund<br />
lagen hatten und haben ja den Zweck,<br />
Wesentliches und für die Photographie<br />
und sorgfältig gemischt bevor sie suk<br />
zessive in den heissen Tiegel gegeben<br />
werden<br />
Rauhschmelze und Läuterung:<br />
Ausnutzbares zu erfahren. So befasst Sobald die festen Rohstoffteile ge<br />
sich das folgende Hauptkapitel mit der schmolzen und durch Rühren homoge<br />
Herstellung von Glas, dem hauptsäch nisiert sind - man spricht von der<br />
lichsten Bestandteil, aus dem unsere «Rauhschmelze» - bilden sich nach<br />
Objektive bestehen<br />
weiterer Temperaturerhöhung durch<br />
beigegebene spezielle Läuterungsmittel<br />
16.1. Die Glasher-<br />
wie Arsen- oder Antimonverbindun<br />
selzung<br />
Glas setzt sich im wesentlichen aus<br />
drei Hauptbestandteilen zusammen:<br />
Glasbildner:<br />
Vorwiegend Siliciumdioxyd (SiO2), bei<br />
optischen Gläsern auch Borsäure<br />
(H3BO3) und Phosphorsäure (H3PO4).<br />
Flussmittel:<br />
In ihnen löst sich der Glasbildner be<br />
reits bei Temperaturen auf, die unter<br />
seinem eigentlichen Schmelzpunkt lie<br />
gen<br />
Flussmittel sind normalerweise Alka<br />
lien in Form von Carbonaten, Nitraten<br />
oder Sulfaten (z.B. Calciumcarbonat<br />
CaCO3), Natriumcarbonat Na2CO3).<br />
Stabilisatoren:<br />
machen das Glas chemisch beständig<br />
und verändern seine optischen Eigen<br />
schaften Verwendet werden vor allem<br />
Verbindungen der Erdalkalien, Blei,<br />
Zink, Cadmium, Lanthan usw.<br />
Durch Beifügen von Oxyden bestimm<br />
ter Schwermetalle (Eisen, Kobalt, Nik<br />
kei usw.), von Selen und der seltenen<br />
Erden werden optisch einwandfrei<br />
gefärbte Gläser, z.B. für die Filterher<br />
stellung, erzeugt.<br />
16.1.2. Herstellung<br />
Die Glasherstellung erfolgt durch<br />
Schmelzen der Bestandteile bei Tem<br />
peraturen von 1200-1500°C in Glas<br />
schmelzöfen. Für die Herstellung opti<br />
scher Gläser verwendet man in der<br />
Regel Platintiegel, die induktiv er<br />
wärmt werden.<br />
Die erforderlichen Rohstoffe müssen<br />
natürlich sehr rein und frei von Verun<br />
reinigungen (insbesondere Eisenoxy<br />
den, da grün- oder blaufärbend) sein,<br />
34<br />
gen, Sulfaten usw. grössere Gasmen<br />
gen, die beim Entweichen feine, wäh<br />
rend des Schmelzens entstandene<br />
Gasblasen mitreissen.<br />
Ein anderer, älterer Läuterungsvor<br />
gang ist das «Bülwem».<br />
Dabei wird ein kleiner nasser Hartholz<br />
klotz in die Schmelze gegeben Durch<br />
die Zersetzung des Holzes entstehen<br />
grosse Gasblasen, deren Aufgabe es<br />
ebenfalls ist kleine Blasen beim Ent<br />
weichen mitzureissen Zur weiteren<br />
Homogenisierung wird die Schmelze<br />
nochmals gerührt und schnell um eini<br />
ge hundert Grad abgekühlt<br />
Danach erfolgt das Ausgiessen der fer<br />
tigen Schmelze in spezielle Keramikformen<br />
Kühlung («Tempern»):<br />
Die Glasblöcke werden nach einem<br />
speziellen Kühlschema sehr langsam<br />
auf Zimmertemperatur gekühlt Der<br />
Vorgang kann bis zu vielen Wochen<br />
dauern.<br />
Die langsame Kühlung hat den Zweck,<br />
das Glas spannungsfrei und damit iso<br />
trop zu halten<br />
16.1.3. Der Zustand «Glas»<br />
Gläser sind Stoffe, die beim Abkühlen<br />
stetig vom flüssigen in den festen Zu<br />
stand übergehen, ohne dass ein Zwi<br />
schenzustand durchlaufen wird, in dem<br />
- wie zum Beispiel bei Wasser/Eis -<br />
beide Phasen im thermodynamischen<br />
Gleichgewicht nebeneinander beste<br />
hen<br />
Die molekularen Bausteine von Glas<br />
sind kristalliner Natur, die sich aber unregelmässig<br />
anordnen Man könnte<br />
den glasigen Zustand auch als eine Art<br />
«erstarrte Unordnung» bezeichnen<br />
Glasbildung und Kristallisation sind mit<br />
einander konkurrenzierende Vorgän<br />
ge, von denen sich je nach Zusammen<br />
setzung, Temperatur und Abkühlungs<br />
geschwindigkeit der eine oder andere<br />
durchsetzt<br />
Bei langsamer Abkühlung innerhalb<br />
eines bestimmten viskosen Bereichs<br />
(unter Viskosität versteht man die Zä<br />
higkeit der Schmelze) tritt Kristallisa<br />
tion ein.<br />
Dieser viskose Bereich ist begrenzt<br />
durch den Aggregationspunkt und<br />
den Transformationspunkt. Beide<br />
Punkte liegen für alle Gläser bei recht<br />
verschiedenen Temperaturen; der<br />
Aggregationspunkt oberhalb 1400°C,<br />
der Transformationspunkt zwischen<br />
335°C und 661 °C.<br />
Beim Abkühlen muss der Glasherstel<br />
ler darauf achten, den viskosen Be<br />
reich vergleichsweise schnell zu<br />
durchlaufen, um eine «Entglasung»<br />
durch Kristallisation (Bildung von un<br />
durchsichtiger Glaskeramik) zu ver<br />
meiden<br />
16.2. Zusammensetzung<br />
der wichtigsten<br />
Gläser<br />
16.2.1. Fensterglas (ne = 1,5<br />
Ve = 60)<br />
Siliciumdioxid SiO2 ca. 75%<br />
Calciumcarbonat CaCO3 ca. 15%<br />
Natriumcarbonat Na2CO3 ca.<br />
16.2.2. Optische Gläser<br />
Durch verschiedene Zusätze (wie Ba<br />
riumoxyd BaO, Magnesiumoxyd<br />
MgO, Aluminiumoxyd A12O3, Zink<br />
oxyd ZnO usw.) erreicht man Gläser<br />
mit höchst unterschiedlichen opti<br />
schen Eigenschaften.<br />
Dem Optik-Rechner stehen heute<br />
über 200 verschiedene Glassorten<br />
zur Verfügung, deren höchst unter<br />
schiedliche Eigenschaften die Kon<br />
struktion gut korrigierter Objektive<br />
ermöglichen.<br />
Man teilt die optischen Gläser in zwei<br />
Hauptgruppen, abhängig von ihren<br />
Dispersionseigenschaften<br />
ein:<br />
Krongläser, mit geringerer Disper<br />
sion sind solche, deren ve grösser als<br />
55 ist. Starkbrechende Gläser mit<br />
grosser Dispersion, das heisst sol<br />
che, deren i>e kleiner als 50 ist, be<br />
zeichnet man als Flintgläser.
LEKTION<br />
PHÖD<br />
55 KOLLEGIUM<br />
16.2.2.1. Kronglaser<br />
(i>e grösser als 55)<br />
Baritkron (BaK) enthält bis zu 30% Ba<br />
riumoxyd BaO<br />
Baritleichtkron (BaLK) enthält bis zu<br />
10% Bariumoxyd BaO<br />
Schwerkron (SK) enthält bis zu 50%<br />
Bariumoxyd BaO<br />
Schwerstkron (SSK) enthält neben Ba<br />
riumoxyd Bleioxyd (PbO) und Titan<br />
oxyd (TiO2)<br />
Lanthankron (LaK) enthält grössere<br />
Mengen Lanthanoxyd und andere<br />
seltene Erden<br />
Fluorkron (FK) enthält beträchtliche<br />
Mengen Fluor anstelle von Sauerstoff<br />
Borkron (BK) enthält bis zu 20% Bor<br />
oxyd Ba2O3<br />
Zinkkron (ZK) enthält bis zu 20% Zink<br />
oxyd ZnO<br />
Phosphatkron (PK)<br />
Phosphatschwerkron (PSK)<br />
Phosphatkrongläser enthielten ur<br />
sprünglich Phosphorpentoxyd P2O5.<br />
Wegen der geringen chemischen<br />
Haltbarkeit ist heute bei diesen Glä<br />
sern die Zusammensetzung geän<br />
dert.<br />
16.2.2.2. Flintgläser<br />
(i>e kleiner als 50)<br />
Baritflint (BaF)<br />
enthalten unter<br />
Baritieichtflint<br />
schiedliche<br />
(BaLF)<br />
Mengen Barium<br />
Baritschwerflint oxyd BaO und<br />
(BaSF)<br />
Bleioxyd PbO<br />
Doppelleichtflint Barium oder<br />
(LLF)<br />
Fluor in<br />
Flint (F)<br />
bleihaltigen<br />
Leichtflint (LF)<br />
Gläsern<br />
Kurzüint (KzF)<br />
enthält bis zu<br />
Schwerflint (SF)<br />
Lanthanflint (LaF)<br />
20% Antimon<br />
oxyd Sb2O3<br />
enthält bis zu<br />
70% Bleioxyd<br />
PbO<br />
enthält Lanthan-<br />
Titan- und<br />
Bleioxyd<br />
Der Lageplan der optischen Gläser in<br />
Abbildung 376 zeigt deutlich die<br />
unterschiedlichen Eigenschaften<br />
verschiedener Ausführungen. Die<br />
grafische Darstellung der Lage be<br />
Abbildung 376 Lageplan der optischen Gläser<br />
c<br />
1,751<br />
1,70<br />
1,65<br />
1.60<br />
1.5!<br />
|i,50<br />
FK<br />
PSK<br />
PK<br />
i<br />
A<br />
Quarzglas.<br />
75 70 65<br />
BiL<br />
T<br />
60<br />
N7»<br />
LaK<br />
SK<br />
N12<br />
•5 BssJ<<br />
»fK<br />
TiK<br />
zieht sich auf die Hauptbrechzahl ne<br />
und die Stärke der Dispersion (Abbesche<br />
Zahl ve). Der grösste Teil her<br />
kömmlicher Gläser liegt in diesem<br />
Plan in einer breiten Diagonale, die<br />
von unten links nach oben rechts ver<br />
läuft. Das bedeutet nichts anderes, als<br />
dass mit zunehmendem Brechungs<br />
index auch die Farbzerstreuung zu<br />
nimmt (die Dispersion ist um so gerin<br />
ger, je grösser die Abbesche Zahl ve<br />
ist).<br />
16.2.2.3. Extreme Gläser<br />
Ein weiterer Blick auf den Glaslage<br />
plan zeigt aber sofort, dass auch eher<br />
anormale Ausführungen möglich<br />
sind. Besonders interessant sind Glä<br />
ser, die sich innerhalb des Lage<br />
plans links oben befinden, das heisst<br />
solche, die einen hohen Brechungs<br />
index (um 1,9) und verhältnismässig<br />
niedrige Dispersion (ve 40 bis<br />
60) aufweisen. Solche extreme Glä<br />
ser ermöglichen flachere Linsen<br />
radien. Flachere Linsen aber sind so<br />
wohl besser und einfacher auszukorrigieren<br />
als auch reflexunempfindli<br />
cher.<br />
Normalerweise steigt die Dispersion<br />
sukzessive mit der Höhe des Bre<br />
chungsindexes. Moderne Entwick<br />
SSK<br />
4<br />
•N13<br />
BaLF<br />
KF •9<br />
•N3<br />
•52<br />
• N2<br />
LaF<br />
BaSF<br />
TiF<br />
KBr<br />
35 30<br />
lungen versuchen daher den Bre<br />
chungsindex zu erhöhen, ohne die<br />
Dispersion merklich zu vergrössern.<br />
Um die vergrösserteFarbzerstreuung<br />
- was zum sogenannten «sekundären<br />
Spektrum» führt, ein bisher nichtkomgierter<br />
chromatischer Restfehler - bei<br />
hochbrechenden Gläsern zu mildern,<br />
entwickelte Leitz Gläser mit anorma<br />
ler Teildispersion. Es handelt sich da<br />
bei, wie der Name ausdrückt, um<br />
Glassorten, die die unterschiedlichen<br />
Wellenlängen des Lichtes extrem<br />
unterschiedlich brechen. Anders ge<br />
sagt erzeugen solche Gläser - je<br />
nach Zusammensetzung - ein stark<br />
asymmetrisches Spektrum. Durch ge<br />
schickte Kombination derartiger Glä<br />
ser lässt sich ein Objektiv chroma<br />
tisch praktisch hundertprozentig kor<br />
rigieren.<br />
Besonders bei der Konstruktion lang<br />
brennweitiger Objektive hat der Ein<br />
satz von Gläsern mit anormaler Teil<br />
dispersion zu einer bedeutend ver<br />
besserten Farbbrülanz geführt.<br />
Ursprünglich wurden dazu Fluorkri<br />
stalle verwendet (Fluorit-Objektive),<br />
die aber sehr anfällig auf Feuchtig<br />
keitseinwirkungen und mechanische<br />
Beanspruchungen reagierten.<br />
35
PHGD<br />
KOLLEGIUM 55 LEKTION<br />
Die heute in langbrennweitigen Ob<br />
jektiven verwendeten Gläser mit Zu<br />
satz von Fluorphosphat hingegen<br />
reagieren nicht anfällig auf solche<br />
Umwelteinflüsse.<br />
16.2.2.4. Zusammenfassung<br />
Kronglas: Preisgünstiges Glas, be<br />
steht hauptsächlich aus Kieselsäure<br />
(Siliziumdioxyd SiO2). Krongläser be<br />
sitzen einen relativ niedrigen Bre<br />
chungsindex und eine mittlere<br />
Dispersion.<br />
Flintglas: Wird durch Zusatz von bis<br />
zu 75% Bleioxyd PbO erzeugt («Blei<br />
kristallglas»). Flintgläser sind schwer<br />
und relativ schlagempfindlich. Sie be<br />
sitzen hohe Brechungsindizes bei<br />
grosser Dispersion. Durch Zusatz von<br />
Barium oder Zink anstelle von Blei<br />
oxyd wird ein Brechungsindex von 1,6<br />
und eine geringere Dispersion er<br />
reicht. Solche Gläser sind leichter<br />
und widerstandsfähiger.<br />
Geschickter Zusatz von seltenen Er<br />
den (Lanthan oder auch Titan) anstel<br />
le von Barium oder Zink kann den Bre<br />
chungsindex bis 1,9 erhöhen, ohne<br />
dass sich die Dispersion merklich<br />
ändert.<br />
16.2.3. Optische Kristalle<br />
Für wissenschaftliche Zwecke wer<br />
den im Objektivbau neben optischen<br />
Gläsern auch isotrope Kristalle ver<br />
wendet.<br />
Für viele Zwecke in der UV- und IR-<br />
Optische Knstalle<br />
Photographie ist nämlich der wellenlängenmässige<br />
Durchlassbereich von<br />
optischen Gläsern in der notwendi<br />
gen Dicke zu gering und/oder die<br />
Dispersion zu hoch.<br />
Als Material für optische Kristalle fin<br />
den synthetisch hergestellte, aus der<br />
Schmelze gezüchtete Einkristalle<br />
Verwendung.<br />
Für die allgemeine photographische<br />
Verwendung sind optische Kristalle<br />
nicht geeignet, da sie sehr teuer und<br />
nicht besonders haltbar sind.<br />
16.2.4. Optische<br />
Kunststoffe<br />
Einige Kunststoffe - sogenanntes «or<br />
ganisches Glas» - eignen sich zur<br />
Herstellung abbildender Bauelemen<br />
te:<br />
Polystrol ne 1,59 ve 31<br />
(ähnlich Flintglas)<br />
Polymethylmethacrylat<br />
ne 1,49 ve 58<br />
(ähnlich Kronglas)<br />
kurz PMMA («Acrylglas, Plexiglas»)<br />
Für den optischen Rechner ist die<br />
Auswahl viel zu gering. Auch wegen<br />
der geringen Härte und dem hohen<br />
Wärmeausdehnungskoeffizienten<br />
eignen sich Kunststoffe nur für billig<br />
ste Gebrauchsobjektive, für Brillen,<br />
Kontaktlinsen, Lupen, Sucherlinsen,<br />
Kondensorlinsen, Okulare usw. We<br />
gen der guten thermoplastischen<br />
Verformbarkeit setzt man die opti<br />
schen Kunststoffe auch für die Her-<br />
Kristallart Durchlässigkeit Anwendungs- Eigenschaften<br />
nm bereich nm<br />
Stellung von Fresnellinsen und asphä<br />
rische Linsen ein.<br />
16.3. Linsen<br />
Optische Gläser allein machen natür<br />
lich noch keine Objektive. Dazu müs<br />
sen zuerst entsprechende Glieder,<br />
sogenannte Linsen, hergestellt wer<br />
den.<br />
16.3.1. Linsenformen<br />
16.3.1.1. Sphärische Linsen<br />
Die überwiegende Mehrzahl aller<br />
verwendeten optischen Linsen sind<br />
sphärischen Ursprungs, das heisst, es<br />
sind Körper, die durch zwei Kugelflä<br />
chen oder eine Kugelfläche und eine<br />
Ebene begrenzt sind. Die Verbin-<br />
Abbildung 377<br />
bikonvex<br />
bikonkav<br />
Sphärische Linsen<br />
Natriumchlorid NaCl<br />
Kaliumbromid KBr<br />
Lithiumfluorid LiF<br />
Calciumfluorid CaF2<br />
Thalliumbromjodid<br />
(KRS5)<br />
Caesiumjodid CsJ<br />
200-16 500 5 500-15 000<br />
210-27 000 18 000-26 000<br />
160- 6500 160- 5500<br />
130- 9500<br />
560-40000<br />
130- 9500<br />
560-38000<br />
300-56 000 35 000-55 000<br />
hohe Dispersion,<br />
wasserlöslich<br />
hohe Dispersion,<br />
sehr wasserlöslich<br />
geringe Dipersion,<br />
wenig wasserlöslich<br />
ähnlich LiF<br />
hohe Dispersion,<br />
nicht wasserlöslich<br />
hohe IR-Durchlässigkeit,<br />
sehr wasser<br />
löslich<br />
plankonkav<br />
zum Vergleich:<br />
Optische Gläser 350- 2 500<br />
Quarzglas (SiO2reich) 200- 3500<br />
36<br />
350- 2 500<br />
200- 3500<br />
plankonvex
LEKTION<br />
PHÖD<br />
55KOUEGIUM<br />
dung der entsprechenden Kugelmit<br />
telpunkte nennt man optische Achse.<br />
Eine Linsenfläche, die nach aussen<br />
gewölbt ist, bezeichnet man als kon<br />
vex, eine solche, die nach innen ge<br />
wölbt ist, als konkav.<br />
Linsen mit sammelndem Charakter<br />
sind am Rand dünner als in der Mitte.<br />
Sie werden als Sammellinsen, positi<br />
ve Linsen oder Konvexlinsen be<br />
zeichnet. Je nach ihrer Form unter<br />
scheidet man bikonvexe, plankonve<br />
xe oder konkavkonvexe Linsen. Der<br />
deutsche Name der letztgenannten<br />
Linsenform ist positiver Meniskus.<br />
Linsen, die am Rand dicker sind als in<br />
der Mitte, besitzen zerstreuenden<br />
Charakter. Es sind Zerstreuungslin<br />
sen, negative Linsen oder Konkavlin<br />
sen. Auch hier unterscheidet man zwi<br />
schen bikonkaven, plankonkaven und<br />
konvexkonkaven Formen. Konvex<br />
konkave Formen bezeichnet man<br />
auch als negative Menisken.<br />
Abbildung 378 Konvexlinsen<br />
bikonvex plankonvex konkavkonvex<br />
Abbildung 379 Konkavlinsen<br />
V7<br />
16.3.1.2. Asphärische<br />
Linsen<br />
Um noch mehr Parameter für den op<br />
tischen Rechner zu schaffen, ist die<br />
Industrie bestrebt, auch nichtkugeli<br />
ge, das heisst nichtsphärische Lin<br />
senformen herzustellen.<br />
Mit parabolförmigen Linsenschnitten<br />
lassen sich insbesondere sphärische<br />
Abbildungsfehler besser meistern<br />
und Objektive mit höheren Lichtstär<br />
ken herstellen. (Siehe dazu auch<br />
14.2.2.1. Verhältnisse am Hohlspiegel,<br />
Lektion 44.)<br />
Abbildung 380<br />
Asphärische Linse<br />
bikonkav plankonkav konvexkonkav<br />
Die präzise Fertigung hochwertiger<br />
asphärischer Linsen aus Glas ist<br />
allerdings sehr aufwendig, kompli<br />
ziert und teuer.<br />
16.3.2. Vom Rohglas<br />
zur Linse<br />
16.3.2.1. Herstellung<br />
sphärischer Linsen<br />
Sphärische Linsen besitzen Kugelra<br />
dien. Ihre Herstellung ist dadurch ver<br />
gleichsweise einfach und in grosser<br />
Masse möglich. In groben Zügen<br />
sieht die Herstellung wie folgt aus:<br />
Schnittlinge:<br />
Der kontrollierte Rohglasblock wird<br />
mit Trennschleifmaschinen in Schei<br />
ben zersägt, deren Dicke etwas über<br />
der späteren Linsendicke liegt. Die<br />
erhaltenen Platten teilt man in Qua<br />
drate auf, die wiederum leicht grösser<br />
sind als die späteren Linsen<br />
durchmesser.<br />
Linsenrohlinge:<br />
Die so zugerichteten quadratischen<br />
Glasteile bringt man mit der Bröckel<br />
zange in eine achteckige Form und<br />
kittet sie mit Siegellack zu einer Säule<br />
zusammen.<br />
In der Rundiermaschine wird die ge<br />
samte Linsenstange kreisrund gefräst.<br />
Die einzelnen Glasscheibchen ge<br />
langen danach zum Vorschleifen auf<br />
einen halbkugeligen Tragkörper, wo<br />
sie festgekittet werden. In der Ra<br />
dienfräsmaschine erhalten sie ihre<br />
Rohform. Entstanden sind die soge<br />
nannten Rohlinge.<br />
Presslinge:<br />
Eine andere Methode zur Herstellung<br />
der Rohlinse stellt das Pressverfahren<br />
dar.<br />
Dabei werden die runden Glasschei<br />
ben in beheizten Öfen bis zur Ver<br />
formbarkeit erhitzt und zu Linsenroh<br />
lingen gepresst<br />
Diese Methode verlangt allerdings<br />
anschliessend ein langsames und<br />
sorgfältiges Abkühlen, um Spannun<br />
gen im Glas zu vermeiden.<br />
Feinschliff:<br />
Auf halbkugeligen Tragkörpern mon<br />
tiert (bereits einseitig geschliffene<br />
Linsen werden auf sogenannte Kitt<br />
körper montiert), erfolgt der Fein<br />
schliff mit gebundenem Diamantkorn<br />
in entsprechenden Schleifschalen.<br />
Von Arbeitsgang zu Arbeitsgang<br />
37
PHÖD<br />
KOLLEGIUM 55 LEKTION<br />
wird das Diamantkorn zunehmend<br />
feiner gewählt.<br />
Polieren:<br />
Nach dem Feinschliff ist die Linse<br />
noch undurchsichtig. Ihre durchsich<br />
tigen Flächen entstehen erst beim Po<br />
lieren. Die Politur erfolgt in einer mit<br />
einem weichen Material (Polierpech)<br />
ausgekleideten Schale wiederum mit<br />
Hilfe des Tragkörpers oder des Kitt<br />
körpers.<br />
Als Poliermittel dient mit Wasser ver<br />
mischtes Polierrot (Eisenoxyd) oder<br />
Ceroxyd.<br />
Kontrolle:<br />
Die Krümmungskontrolle der Linsen<br />
fläche erfolgt entweder im Probeglas<br />
oder mit Hufe eines Laserabtasters.<br />
Das Probeglas ist eine genau gear<br />
beitete Vergleichsfläche aus Quarz<br />
mit entgegengesetzter Krümmung.<br />
Durch Auflegen des Probeglases auf<br />
das Werkstück lassen sich mit Hilfe<br />
der allenfalls entstehenden Interfe<br />
renzen kleinste Abweichungen von<br />
blossem Auge erkennen.<br />
Zentrierung:<br />
Eine Linse ist für den hochwertigen<br />
Objektivbau nur dann brauchbar,<br />
wenn die optische Achse genau den<br />
Krümmungsmittelpunkt<br />
durchstösst.<br />
Die notwendige Zentrierung jeder<br />
Linse erfolgt in laserkontrollierten<br />
Fräsmaschinen, in denen die Linse<br />
gleichzeitig ihren endgültigen Durch<br />
messer erhält.<br />
Reinigung:<br />
Die polierten und zentrierten Linsen<br />
werden anschliessend in Spezialbädern<br />
unter Ultraschalleinfluss von den<br />
letzten Glas- und Schleifrückständen<br />
befreit.<br />
Vergütung:<br />
Der hauchdünne Auftrag bestimmter<br />
Metallsalzverbindungen im Hochva<br />
kuum als Einfach- oder Mehrfach<br />
schichten vermindert die Teilrefle<br />
xion an den Linsengrenzflächen auf<br />
weniger als 0,196.<br />
16.3.2.2. Herstellung<br />
asphärischer<br />
Linsen<br />
Bedingt durch die flächenhafte Be<br />
rührung zwischen Werkzeug und<br />
38<br />
Werkstück, können sphärische Glas<br />
flächen ohne grossen technischen<br />
Aufwand mit ungeheurer Präzision<br />
gefertigt werden. Die maximale<br />
Abweichung beträgt nur 0,075 //m,<br />
was etwa dem tausendsten Teil eines<br />
Haardurchmessers entspricht.<br />
Anders sieht dies bei asphärischen<br />
Schliffen aus. Hier ist eine flächige<br />
Bearbeitung nicht möglich, was den<br />
technischen Aufwand für Präzisions<br />
schliffe enorm erhöht.<br />
In der Praxis haben sich zwei Ferti<br />
gungsarten herauskristallisiert:<br />
Schwenkarm-Schleifprinzip<br />
Hier wird eine aufwendige Apparatur<br />
eingesetzt, die gleichzeitig Bearbeitungs-<br />
und Messmaschine ist.<br />
Ein Schwenkarm trägt neben dem<br />
Bearbeitungswerkzeug aus Diamant<br />
einen Messtaster. Die mitlaufende<br />
Messeinrichtung gibt ihre Resultate<br />
ständig einem Computer weiter, der<br />
sie auswertet und die Führung des<br />
Werkzeuges entsprechend beeinflusst.<br />
Bei einem anderen Hersteller werden<br />
spezielle<br />
Asphären-Schleifmasclünen<br />
synchron gesteuert, indem an ei<br />
nem zentralen Platz eine genaue<br />
Stahlform abgetastet wird. Von dort<br />
werden viele Schleifmaschinen robo<br />
terähnlich gleichzeitig angesteuert.<br />
In beiden Fällen können die Asphä<br />
ren pro Maschine nur stückweise her<br />
gestellt werden, was den hohen Preis<br />
qualitativ hochwertiger Asphären<br />
erklärt.<br />
Abbildung 381<br />
Schwenkarm-Schleifprinzip<br />
\t<br />
1 Werkstückachse 6 Längsführung<br />
2 Werkstück 7 Lage-Regelungssystem<br />
3 Schwenkachse 8 Messtaster<br />
4 Schwenkarm 9 Winkelschrittgeber<br />
5 Werkzeug<br />
Giesskopierverfahren<br />
Zeiss hat zur Produktion von asphäri<br />
schen Linsen ein ganz besonders<br />
interessantes Verfahren entwickelt.<br />
Bei diesem sogenannten Giessko<br />
pierverfahren wird die Linse zuerst<br />
sphärisch geschliffen. Dann aber<br />
wird auf das sphärische Bauelement<br />
eine Lamelle aus Epoxidharz gegos<br />
sen und mit Hilfe einer Matrize in<br />
asphärischer Form zur Aushärtung<br />
gebracht. Durch diese verhältnismässig<br />
einfache Methode ist eine bedeu<br />
tend grössere Ausstossquote<br />
erreichbar.<br />
Epoxidharz allerdings ist verletzli<br />
cher als Glas und kann ganz wenig<br />
Wasser (0,2796) aufnehmen. Mit dem<br />
Giesskopierverfahren<br />
hergestellte<br />
Asphären können daher nur als Ob<br />
jektiv-Innenglieder, nicht aber als<br />
Frontlinsen Verwendung finden.<br />
Da die optischen Eigenschaften des<br />
Epoxidharzes etwas anders sind als<br />
diejenigen des verwendeten opti<br />
schen Glases, lassen sich als ange<br />
nehme Nebenerscheinung zusätzli<br />
che Parameter schaffen, die dem<br />
optischen Rechner äusserst ange<br />
nehm sind.<br />
Ändere Herstellungstechniken<br />
Auf der Suche nach neuen Technolo<br />
gien zur preisgünstigeren Herstel<br />
lung asphärischer Linsen sind zum<br />
Beispiel im Philips-Forschungslabor<br />
Versuche im Gang, asphärische Lin<br />
sen aus erhitzten Glasstäben auf<br />
Drehbänken zu drehen.<br />
Ein gänzlich anderer Weg wird zur<br />
Zeit in den Vereinigten Staaten mit<br />
der Unterstützung von Kodak ge<br />
sucht. Hier hat man Versuche ange<br />
stellt mit einer Glasfaser, deren<br />
Brechkraft von innen nach aussen<br />
abnimmt. Gelingt es, aus einer sol<br />
chen Gradientenfaser eine ebene<br />
Scheibe herauszuschneiden, würde<br />
diese bereits ohne Krümmung die<br />
Wirkung einer sphärischen Linse auf<br />
weisen. Gelingt es weiter, einen sol<br />
chen Schnitt einer Scheibe sphärisch<br />
zu schleifen, hätte diese Linse - be<br />
dingt durch den nach aussen verlau<br />
fenden Brechungsindex - die Eigen<br />
schaften einer asphärisch geschliffe<br />
nen Linse.
LEKTION<br />
PHÖD<br />
56 KOLLEGIUM<br />
16.4. Die Bildlage<br />
Unsere bisherigen Betrachtungen,<br />
insbesondere diejenigen der Kon<br />
struktion der Bildlage in der Lektion<br />
47, basierten auf der vereinfachten<br />
Annahme, Linsen seien unendlich<br />
dünn. In Tat und Wahrheit gibt es<br />
natürlich keine derartigen Systeme.<br />
Jede abbildende Linse und erst recht<br />
jedes Objektiv besitzt eine<br />
bestimmte Dickendimension.<br />
Für überschlagsmässige Berechnun<br />
gen, wie wir dies in Lektion 47<br />
gemacht haben und wie dies für die<br />
praktische Photographie absolut<br />
genügend ist, reicht die gemachte<br />
Vereinfachung aus.<br />
Für kompliziertere optische Über<br />
legungen und erst recht für die<br />
Berechnung ganzer optischer<br />
Systeme muss die Theorie natürlich<br />
verbessert werden.<br />
Wir wollen wohl kaum eigene Objek<br />
tive berechnen. Trotzdem ist eine<br />
Kenntnis näherer Begebenheiten not<br />
wendig, um optische Konstruktionen<br />
besser verstehen zu können. Wir<br />
beschränken uns aber auf den Auf<br />
bau der absolut notwendigen Grund<br />
lagen.<br />
Abbildung 382 Haupt- und Brennpunkte bei Konvex- und Konkavlinsen<br />
F'<br />
Abbildung 383 Hauptpunktlage bei verschiedenen Linsenformen<br />
H' H«<br />
16.4.1. Hauptpunkte<br />
Schickt man ein paralleles Bündel<br />
Licht auf eine Linse, so lässt sich der<br />
gegenstandseitige und der bildseitige<br />
Brennpunkt leicht bestimmen.<br />
Trägt man nun bei einer beliebig<br />
dicken Linse auf der Achse die<br />
Brennweite f vom gegenstandseitigen<br />
Brennpunkt F gegen die Linse ab,<br />
gelangt man in der Regel nicht in die<br />
Mitte der Linse, sondern zu einem<br />
Punkt H, dem gegenstandseitigen<br />
Hauptpunkt.<br />
Gleiches geschieht im Bildraum.<br />
Trägt man vom bildseitigen Brenn<br />
punkt F' die Brennweite f' gegen die<br />
Linse ab, entsteht der Hauptpunkt H.<br />
Die Lage beider Hauptpunkte ist vom<br />
Krümmungsradius, von der Dicke und<br />
dem Brechungsindex der Linse sowie<br />
dem Brechungsindex des benach<br />
barten Mediums abhängig.<br />
Die durch die Hauptpunkte senk<br />
recht zur Achse laufenden Ebenen<br />
Abbildung 384 Hauptpunktlage bei optischen Systemen<br />
39
PHOD<br />
KOLLEGIUM 56 LEKTION<br />
heissen sinngemäss Hauptebenen. In<br />
ihnen bilden sich (theoretisch) dort<br />
befindliche Gegenstände gegensei<br />
tig gleichgross und aufrechtstehend<br />
ab.<br />
Bei Konvex- und Konkavlinsen liegen<br />
die Haupt- und Brennpunkte unter<br />
schiedlich, wie es die Abbildung 382<br />
verdeutlicht.<br />
Die Reihenfolge dieser optischen<br />
Kardinalspunkte ist - vom Gegen<br />
stand- zum Bildraum gesehen - stets:<br />
für Sammellinsen: FHH'F'<br />
für Zerstreuungslinsen: F'HH'F<br />
Befinden sich beide Linsenflächen im<br />
gleichen Medium (z.B. in Luft), so gilt<br />
die Vereinfachung, nach der wir bis<br />
her gerechnet haben:<br />
FH = HT' oder f = f.<br />
Die Hauptpunktlage ist selbstver<br />
ständlich auch von der Linsenform<br />
abhängig, wie es die Abbildung 383<br />
für einige wichtige Formen zeigt.<br />
Hauptpunkte lassen sich aber nicht<br />
nur für einzelne Linsen bestimmen.<br />
Auch bei optischen Systemen rech<br />
net man mit Hauptebenen, die für das<br />
Gesamtsystem Gültigkeit haben.<br />
Bei gewissen optischen Systemen<br />
kann - wie zum Beispiel bei Zer<br />
streuungslinsen - H' links von H, unter<br />
Umständen sogar ausserhalb des<br />
optischen Systems, liegen.<br />
Ein typisches Beispiel dazu stellt das<br />
Prinzip des Teleobjektivs dar, dessen<br />
Aufbau dadurch einen gedrungenen<br />
Bau des Auszugsmechanismus mög<br />
lich macht.<br />
16.4.2. Krümmungs<br />
radien, Scheitel<br />
punkte, Schnittweite<br />
Zur Brennweitenberechnung müssen<br />
noch einige weitere Daten bekannt<br />
sein:<br />
Als Scheitelpunkt bezeichnet man<br />
die jeweiligen Flächenscheitel der<br />
Linse auf der optischen Achse.<br />
Die Distanz zwischen einem Scheitel<br />
punkt und der dazugehörigen<br />
Gegenstandsebene bzw. Bildebene<br />
bezeichnet man als Schnittweite<br />
(gegenstandseitige Schnittweite s,<br />
bildseitige Schnittweite s').<br />
Aus Krümmungsradien beider Lin<br />
senflächen, Scheitelabstand und Bre-<br />
40<br />
Abbildung 385 Krümmungsradien, Scheitelpunkte, Schnittweite<br />
Krümmungsmittelpunkt der Linsenfläche 1<br />
Krümmungsmittelpunkt der Linsenfläche 2<br />
Radius der Linsenfläche 1<br />
Radius der Linsenfläche 2<br />
Erster Linsenscheitel<br />
Zweiter<br />
Linsenscheitel<br />
Scheitelabstand<br />
chungsindex lässt sich die Brenn<br />
weite einer einfachen Linse im<br />
Medium Luft nach folgender Formel<br />
berechnen:<br />
1 n • r, • r2<br />
n-1 (n-l)d +<br />
Für «dünne Linsen» mit der Dicke<br />
d « I r2-r! I lässt sich folgende<br />
Näherungsformel verwenden:<br />
f' =<br />
Abbildung 386<br />
1 rrr2<br />
n-1<br />
Die Bildkonstruktion<br />
Auf ähnliche Weise sind auch die<br />
Abstände der Hauptpunkte von den<br />
Scheitelpunkten und derjenige der<br />
Hauptpunkte voneinander errechen<br />
bar.<br />
16.4.3- Die Bild<br />
konstruktion<br />
In der Lektion 47 haben wir bereits<br />
mit drei charakteristischen Strahlen<br />
ein Bild konstruiert. Die dort<br />
gemachte Vereinfachung mit der<br />
Annahme einer unendlich dünnen<br />
Linse bedingt nun ebenfalls eine Kor<br />
rektur.<br />
Eine Linse wird durch die Haupt<br />
punkte H und H' sowie die Brenn-
PHOD<br />
56<br />
LEKTION<br />
punkte F und F definiert. Die Kennt<br />
nis der Stellung dieser Kardinals<br />
punkte auf der optischen Achse<br />
genügt für die geometrische Kon<br />
struktion der Bildlage:<br />
Parallelstrahl<br />
Jeder parallel zur Achse einfallende<br />
Strahl setzt seinen Weg bis zur Ebene<br />
H' ohne Richtungsänderung fort.<br />
Danach verläuft er durch F'.<br />
Brennstrahl<br />
Jeder durch F einfallende Strahl ver<br />
läuft nach Auftreffen auf die Ebene H<br />
parallel zur Achse.<br />
Hauptstrahl<br />
Jeder durch den Hauptpunkt H ein<br />
fallende Strahl tritt aus H' parallel zur<br />
Einfallsrichtung aus.<br />
16.5. Die Brechkraft<br />
Wie wir gesehen haben, lässt sich die<br />
Brennweite einer einfachen Linse im<br />
Medium Luft aus Krümmungsradius,<br />
Scheitelabstand und Brechungsindex<br />
leicht berechnen.<br />
Sobald aber ein optisches System aus<br />
mehr als einer Linse besteht, ist eine<br />
relativ aufwendige Durchrechnung<br />
aller Linsenflächenfolgen erforder<br />
lich.<br />
In vielen praktischen Fällen wird ein<br />
bestehendes optisches System durch<br />
einfaches Vorsetzen einer Einzel<br />
linse brennweitenmässig verändert<br />
(Vorsatzlinsen, Brillen).<br />
Die Durchrechnung und Ermittlung<br />
der neuen Gesamtbrennweite eines<br />
derart veränderten Systems verein<br />
fachen sich, wenn statt der Brenn<br />
weite eine Angabe über die Brech<br />
kraft gemacht wird.<br />
Unter Brechkraft eines optischen<br />
Systems oder einer Einzellinse ver<br />
steht man den reziproken Wert der<br />
Brennweite (in Metern). Die Massein<br />
heit ist die Dioptrie (dpt).<br />
dpt =<br />
1<br />
Hm)<br />
Beispiele<br />
f = 100 cm<br />
f = 50 cm<br />
f = 25 cm<br />
f = 5 cm<br />
f = - 25 cm<br />
+ 3 dpt<br />
- 2 dpt<br />
dpt =<br />
dpt =<br />
dpt =<br />
dpt =<br />
dpt =<br />
f =<br />
f =<br />
f<br />
1<br />
f<br />
1<br />
f<br />
1<br />
f<br />
1<br />
f<br />
1<br />
dpt<br />
1<br />
1<br />
1<br />
0,5<br />
1<br />
0,25<br />
1<br />
0,05<br />
1<br />
-0,25<br />
1<br />
3<br />
1<br />
dpt -2<br />
um eine Sammellinse (+) oder um<br />
eine Zerstreuungslinse(-) handelt.<br />
Da es sich um den Kehrwert der<br />
Brennweite handelt, ist die Brechkraft<br />
um so grösser (stärker), je kürzer die<br />
Brennweite ist.<br />
16.5.1. Vorsatzlinsen<br />
Unter Vorsatzlinsen versteht man<br />
sammelnde oder zerstreuende<br />
Menisken, die sich vor ein bestehen<br />
des Objektiv schrauben lassen und<br />
dadurch dessen Gesamtbrennweite<br />
verändern.<br />
Positive Vorsatzlinsen verkürzen die<br />
Brennweite des Gesamtsystems,<br />
negative Vorsatzlinsen verlängern<br />
die Brennweite des Gesamtsystems.<br />
Beispiel:<br />
Objektivbrennweite: 50 mm<br />
Vorsatzlinse: + 5 dpt<br />
Brechkraft des Objektivs: f = 50 mm =<br />
Vorsatzlinse:<br />
Brechkraft des Gesamtsystems:<br />
Das entspricht einer Brennweite von<br />
Brechkraft der<br />
Vorsatzlinse<br />
= + 1 dpt<br />
= + 2 dpt<br />
= + 4 dpt<br />
= + 20 dpt<br />
= - 4 dpt<br />
= 0,33 m<br />
= - 0,5 m<br />
Art der Linse<br />
Sammellinse<br />
Sammellinse<br />
Sammellinse<br />
Sammellinse<br />
Zerstreuungslinse<br />
Sammellinse<br />
Zerstreuungslinse<br />
16.5.1.1. Nahversalzlinsen<br />
Ein sammelnder Meniskus vor ein<br />
bestehendes Objektiv geschaltet,<br />
verkürzt dessen Brennweite und<br />
erhöht gleichzeitig dessen Licht<br />
stärke. Letzteres ist darum der Fall,<br />
weil die Lichtstärke eine Verhältnis<br />
zahl zwischen wirksamem Blenden<br />
durchmesser und Brennweite dar<br />
stellt. Wird bei gleicher Öffnung<br />
durch Vorschalten einer Nahvorsatz<br />
linse die Brennweite verkürzt, erhöht<br />
sich automatisch die Lichtstärke.<br />
Die Brechkraft von Vorsatzlinsen ist<br />
jeweils in Dioptrien angegeben.<br />
Dadurch lässt sich die neue Gesamt<br />
brennweite einfach berechnen.<br />
(siehe Beispiel)<br />
0,05<br />
25<br />
= + 20 dpt<br />
+ 5 dpt<br />
+ 25 dpt<br />
m = 0,04 m = 40 mm<br />
Entfernungseinstellung an der Kamera (m)<br />
oo 5 3 2 1,5 1<br />
Hm)<br />
dpt<br />
Durch ein positives oder negatives<br />
Vorzeichen deutet man an, ob es sich<br />
+ 1 dpt<br />
+ 2 dpt<br />
+ 3 dpt<br />
+ 4 dpt<br />
+ 5 dpt<br />
100 83<br />
50 45<br />
33 31<br />
25 24<br />
20 19<br />
75<br />
43<br />
30<br />
23<br />
19<br />
67<br />
40<br />
29<br />
22<br />
18<br />
60<br />
37<br />
27<br />
21<br />
17<br />
50<br />
33<br />
25<br />
20<br />
16<br />
Erreichbare<br />
Aufnahme<br />
entfernungen<br />
in cm mit<br />
Vorsatzlinse<br />
41
PHÖD<br />
KOLLEGIUM 56 LEKTION<br />
Abbildung 387 Verhältnisse mit Nahvorsatzlinsen<br />
Bei gleichbleibendem Kameraaus<br />
zug ermöglicht nun die kürzere<br />
Brennweite des Gesamtsystems eine<br />
kürzere Aufnahmeentfernung und<br />
daher einen grösseren Abbildungs<br />
massstab.<br />
Der Kameraauszug, der gleichgeblie<br />
ben ist, wird bezüglich der kürzer<br />
gewordenen Brennweite gleichsam<br />
grösser. Trotzdem muss man keinen<br />
Nahverlängerungsfaktor<br />
berechnen,<br />
denn im gleichen Masse wie der<br />
Abbildungsmassstab grösser gewor<br />
den ist, hat auch die Lichtstärke des<br />
Gesamtsystems zugenommen.<br />
Beim Einsatz von Nahvorsatzlinsen<br />
müssen deshalb - im Gegensatz zu<br />
Nahaufnahmen mittels Zwischenrin<br />
gen oder Balgengerät - keine Verlän<br />
gerungsfaktoren in Kauf genommen<br />
werden!<br />
Übrigens lassen sich die Möglichkei<br />
ten von Nahvorsatzlinsen durch eine<br />
einfache Faustregel gut merken:<br />
Steht die Entfernungseinstellung der<br />
42<br />
Kamera auf °° (d. h. der Kameraaus<br />
zug entspricht der Objektivbrenn<br />
weite ohne vorgesetzte Nahlinse), so<br />
Abbildung 388<br />
Wirkung einer Televorsatzlinse<br />
Objektiv<br />
lässt dies beim Vorschalten einer<br />
Nahlinse folgende Aufnahmedistan<br />
zen zu:<br />
+ 1 dpt eine neue Aufnahmedistanz<br />
von 100 cm<br />
+ 2 dpt eine neue Aufnahmedistanz<br />
von 50 cm<br />
+ 3 dpt eine neue Aufnahmedistanz<br />
usw.<br />
von 33,3 cm<br />
Warum dem so ist, begreifen wir,<br />
wenn wir die Abbildung 387 betrach<br />
ten.<br />
Ist die Aufnahmeentfernung auf °°<br />
eingestellt, werden Parallelstrahlen,<br />
die von einem unendlich weit entfern<br />
ten Gegenstandspunkt P herkom<br />
men, durch das Objektiv im Brenn<br />
punkt F' konvergiert. Setzen wir nun<br />
eine Vorsatzlinse mit der Brechkraft<br />
von + 1 dpt vor das System, kann der<br />
Gegenstandspunkt P bis 100 cm her<br />
anrücken. Bei 2 dpt kann der Gegen<br />
standspunkt P 50 cm an das System<br />
heranrücken usw. Das von ihm aus<br />
gehende divergente Strahlenbündel<br />
wird durch die Vorsatzlinse in ein<br />
Parallelbündel umgewandelt, das sei-<br />
nerseits so auf das Hauptobjektiv fällt,<br />
als wäre es ein von Unendlich herrüh<br />
rendes Bündel.<br />
Nahvorsatzlinsen sind von verschie<br />
denen Herstellern mit folgenden<br />
Brechkräften erhältlich: +0,5 +1,0<br />
+ 2,0 +3,0 +5,0 +10,0 +20,0 dpt.<br />
Mehrere Nahvorsatzlinsen sind kom<br />
binierbar. Die Brechkräfte der Einzel<br />
linsen sind dabei zu addieren.<br />
Mit vergüteten Nahvorsatzlinsen sind<br />
annehmbare Qualitäten zu erreichen,<br />
sofern die Brechkraft der Vorsatz<br />
linse weniger als 20% der Brechkraft<br />
des Grundobjektivs beträgt und man<br />
mindestens auf 8 bis 11 abblendet.<br />
Achromatische Nahvorsätze sind<br />
positive Vorsatzsysteme mit min<br />
destens zwei verkitteten Linsen. Sie<br />
ergeben merklich verbesserte Abbil<br />
dungsqualitäten gegenüber Nahauf<br />
nahmen mit Einzel-Vorsatzlinsen.<br />
16.5.1.2. Televorsafzlinsen<br />
Setzt man einen zerstreuenden, nega<br />
tiven Meniskus direkt vor das Objek<br />
tiv, wird die Brechkraft des Gesamt<br />
systems kleiner, die Brennweite<br />
daher länger. Solche Televorsatzlinsen<br />
oder Telenegative haben die<br />
gleiche Wirkung wie etwa die Brille<br />
eines Kurzsichtigen.<br />
Anwendbar ist diese Art der Brennweitenvergrösserung<br />
nur bei Kame<br />
ras, die eine relativ grosse Auszugs<br />
veränderung zulassen. Die alten Bal<br />
gen-Klappkameras mit doppeltem<br />
Laufboden, wie sie zu Beginn unseres<br />
Jahrhunderts sehr verbreitet waren,<br />
eigneten sich besonders gut.<br />
Zeiss hat negative Menisken unter<br />
der Bezeichnung Distar-Linse mit<br />
unterschiedlichen Dioptrien her<br />
gestellt.<br />
Distar-Linsen haben die Abbildungs<br />
leistung der Objektive noch weiter<br />
verschlechtert, sie konnten aber bei<br />
starker Abblendung für relativ weich<br />
gehaltene Porträtaufnahmen gut ver<br />
wendet werden.<br />
Weil Televorsatzlinsen bei gleich<br />
bleibender Öffnung die Brennweite<br />
verlängern, sinkt die Lichtstärke.<br />
Beim Einsatz von Televorsatzlinsen<br />
muss deshalb ein Verlängerungsfak<br />
tor berücksichtigt werden.
LEKTION<br />
PHOD<br />
57 KOLLEGIUM<br />
16.5.2. Konverter<br />
Ein normales Objektiv erzeugt ein re<br />
elles Bild, das sich bei Einstellung auf<br />
Unendlich in der Brennebene befin<br />
det. Setzt man vor den bildseitigen<br />
Brennpunkt (in Abbildung 391 F'o)<br />
des Objektivs eine Zerstreuungslin<br />
se, verhindert diese die Bildung eines<br />
Konvergenzpunktes im Brennpunkt,<br />
macht statt dessen die Strahlen weni<br />
ger konvergierend und bildet ihrer<br />
seits ein reelles Bild, das vergrössert<br />
ist.<br />
Die Abbildung 391 zeigt, wie das von<br />
einem unendlich weit entfernten, auf<br />
der optischen Achse liegenden Ge<br />
genstandspunkt kommende Parallel<br />
bündel seinen Konvergenzpunkt<br />
durch die Zerstreuungslinse nach hin<br />
ten verschiebt (F'o + k)-<br />
Ein zweiter Gegenstandspunkt, der<br />
ausserhalb der optischen Achse liegt,<br />
wird in dieser neuen Brennebene<br />
weiter von der Achse entfernt abge<br />
bildet, als dies in der alten Brennebe<br />
ne der Fall war. Somit muss die Abbil<br />
dung eines Gegenstandes grösser<br />
werden.<br />
Für das Gesamtsystem verschiebt<br />
sich die ursprüngliche Hauptebene<br />
(Ho) vor d^ Objektiv (Ho + k)- Die<br />
Gesamtbrennweite (f") ist in unserem<br />
Beispiel doppelt so lang geworden, ob<br />
wohl sich die Brennebene um einen<br />
viel kleineren Betrag nach hinten ver<br />
schoben hat. Die Abbildung 391 ver<br />
deutlicht diese Verhältnisse. Die Wir<br />
kung ist dieselbe wie bei einem Te<br />
leobjektiv: Vergrösserung der Brenn<br />
weite um einen Betrag, der merklich<br />
grösser ist als die Verlängerung der<br />
Schnittweite s durch Vorverschieben<br />
der Hauptebene vor das optische Sy<br />
stem. Der Grad der Büdvergrösserung<br />
ist von der Länge des Kame<br />
raauszuges im Verhältnis zur Brenn<br />
weite der negativen Linse abhängig.<br />
Durch Veränderung des Abstandes<br />
Abbildung 391 Brennweitenverlängerung durch einen Konverter<br />
HO + K<br />
Konverter (K)<br />
f<br />
f" (= 2f)<br />
Abbildung 392 Der Konverter sitzt zwischen Grundobjektiv und Kameragehäuse<br />
jektive arbeiten nach diesem Grund<br />
prinzip.<br />
Zur Brennweitenverlängerung eines<br />
bestehenden Objektivs verwendet<br />
man heute sogenannte Konverter. Es<br />
handelt sich dabei um ein negatives<br />
Linsensystem aus mehreren Linsen in<br />
einem entsprechenden Tubus, der<br />
gleichzeitig die Auszugsverlänge<br />
rung sicherstellt.<br />
Ein Konverter sitzt zwischen dem<br />
Grundobjektiv und dem Kamerage<br />
häuse. Er verlängert die Gesamt<br />
brennweite auf den zwei- oder dreifa<br />
F'O + K<br />
vom sammelnden Objektivteil zur ne<br />
gativen Linse lässt sich das Mass der<br />
Bildvergrösserung verändern. Man<br />
verfügt mit einer solchen Konstruk<br />
tion tatsächlich über ein Objektiv mit<br />
veränderlicher Brennweite. Vario-Ob-<br />
chen Wert (2-fach-Konverter, 3-fach-<br />
Konverter).<br />
Sofern ein Konverter optisch auf das<br />
Grundobjektiv abgestimmt und spe<br />
ziell dazu gerechnet ist, verschlech<br />
tert er die Abbildungsleistung nur<br />
sehr minimal. Da die effektive Blen<br />
denöffnung aber gleich bleibt, wäh<br />
rend die Brennweite sich verlängert,<br />
nimmt die Lichtstärke des Objektivs<br />
ab:<br />
2-fach-Konverter: ursprüngliche Blen<br />
denzahl mal 2 (Verlängerungsfaktor<br />
4), 3-fach-Konverter: ursprüngliche<br />
43
PHOD<br />
KOLLEGIUM 57 LEKTION<br />
Blendenzahl mal 3 (Verlängerungs<br />
faktor 8).<br />
Abbildung 393 Lichtstärke eines Objektivs<br />
16.6. Die Lichtstärke eines<br />
Objektivs<br />
Von zwei Linsen, die sich bei gleicher<br />
Brennweite in ihrem Linsendurch<br />
messer unterscheiden, nimmt dieje<br />
nige mit dem grösseren Durchmes<br />
ser mehr Licht auf als diejenige mit<br />
dem kleineren Durchmesser.<br />
Die grössere Linse ist daher lichtstär<br />
ker.<br />
Verhalten sich die Durchmesser<br />
zweier Linsen wie 1:2, so fällt auf die<br />
doppelt so grosse Linse viermal mehr<br />
Licht, die Belichtungszeit braucht da<br />
her unter sonst gleichen Verhältnis<br />
sen nur den vierten Teil zu betragen.<br />
Der Durchmesser allein aber sagt<br />
noch nichts über die Lichtstärke aus,<br />
er muss noch in Beziehung mit der<br />
Brennweite gebracht werden.<br />
Hätte nämlich die doppelt so grosse<br />
Linse auch die doppelte Brennweite,<br />
so würde sie linear doppelt so grosse<br />
Bilder, das heisst Bilder mit der vierfa<br />
chen Fläche, liefern. Die durch den<br />
doppelten Durchmesser bedingte<br />
vierfache Lichtmenge würde sich<br />
dann auf eine viermal so grosse Flä<br />
che verteilen. Die Lichtleistung und<br />
damit die Belichtungszeit würden bei<br />
beiden Linsen gleich bleiben.<br />
Den Winkel, der das konvergierende<br />
Bündel zwischen Brennpunkt und Lin<br />
senfläche begrenzt («')» bezeichnet<br />
man als Öffnungswinkel. Seine Grösse<br />
ist abhängig vom Linsendurch<br />
messer und von der Brennweite f. Er<br />
lässt sich aus Linsendurchmesser d'<br />
und Brennweite f als Winkelfunktion<br />
berechnen:<br />
cc = 2 • arctan<br />
0,5 d'<br />
Da der Öffnungswinkel eine direkte<br />
Funktion aus Linsendurchmesser und<br />
Abbildung 394<br />
d' =<br />
40 mm<br />
Fläche:<br />
(r2 *) 9<br />
5026 mm<br />
Lichtstärkenverhältnis<br />
a' = Öffnungswinkel<br />
0,5 d'<br />
tan d' = —7—<br />
d' =<br />
20 mm<br />
1256 mm2<br />
Abbildung 395 Objektive mit demselben Öffnungswinkel haben die gleiche Lichtstärke<br />
16.6.1. Blenden und<br />
Pupillen<br />
Bei einem Objektiv ist der eigentliche<br />
Linsendurchmesser nicht für die<br />
Lichtstärke verantwortlich. Neben<br />
Fassungsteilen ist in einem Objektiv<br />
normalerweise eine Blende einge<br />
baut.<br />
Blenden sind strahlenbegrenzende<br />
Brennweite darstellt, kann man sagen, Teile, senkrecht auf der optischen<br />
die Lichtstärke eines Objektivs sei Achse stehend. Sie erlauben die<br />
proportional zum Öffnungswinkel. Grosse des einfallenden Lichtstrahl<br />
Linsen mit demselben Öffnungswin bündels zu begrenzen und damit die<br />
kel besitzen unabhängig von ihrer Bildhelligkeit in bestimmten Grenzen<br />
Brennweite dieselbe Lichtstärke.<br />
zu regulieren.<br />
44<br />
In der Optik bezeichnet man eine sol<br />
che Blende als Öffnungsblende oder<br />
Aperturblende. Ihre Grosse und ihre<br />
Lage bestimmen die wirksame Öff<br />
nung des optischen Systems.<br />
Normalerweise befindet sich die<br />
Blende innerhalb des optischen Sy<br />
stems. Vorder- und Hinterglieder des<br />
Objektivs entwerfen von der Blende<br />
je ein scheinbares Bild, das nach<br />
Abbe Pupille genannt wird. Die Blendengrösse,<br />
die man visuell sieht,<br />
stimmt nicht mit der effektiven Blendengrösse<br />
überein.<br />
Blickt man von vorne in ein Objektiv,
LEKTION<br />
PHOO<br />
57 KOLLEGIUM<br />
Abbildung 396<br />
Blenden und Pupillen<br />
Zwischen der numerischen Apertur,<br />
der wirksamen Objektivöffnung und<br />
der Brennweite besteht ungefähr fol<br />
gende Beziehung:<br />
d'<br />
~2Ä<br />
d. Linsendurchmesse*-<br />
d wirksame Blendenöffnung<br />
erkennt man das vom Vorderglied<br />
des Objektivs entworfene Blenden<br />
bild, die sogenannte Eintrittspupille.<br />
Die Eintrittspupille stellt gleichzeitig<br />
die wirksame Öffnung eines Objek<br />
tivs dar.<br />
Das vom Hinterglied entworfene Bild<br />
der Blende heisst Austrittspupille. Die<br />
Austrittspupille bildet die Grundflä<br />
che des aus dem Objektiv austreten<br />
den Lichtbündels mit dem Konver<br />
genzpunkt im Bildpunkt. Je nach Auf<br />
bau von Vorder- und Hinterglied kann<br />
die Grosse von Eintritts- und Austritts<br />
pupille sehr unterschiedlich sein. Ein<br />
tritts- und Austrittspupille sind nur<br />
dann gleich gross, wenn es sich um<br />
ein vollkommen symmetrisch aufge<br />
bautes Objektiv handelt.<br />
dD<br />
D<br />
EP<br />
16.6.2. Relative Öffnung<br />
(Lichtstärke)<br />
Bei einem photographischen Objek<br />
tiv wird die Lichtstärke, die proportio<br />
nal zum Öffnungswinkel ist, als relati<br />
ve Öffnung ausgedrückt. Unter relati<br />
ver Öffnung versteht man das Ver<br />
hältnis des Durchmessers des gegenstandseitig<br />
achsenparallel in das<br />
Objektiv eintretenden und von ihm<br />
gerade noch durchgelassenen Strah<br />
lenbündels (Durchmesser der wirk<br />
samen Blendenöffnung bzw. Eintritts<br />
pupille) zu seiner Brennweite:<br />
Relative Durchmesser EP<br />
Öffnung =<br />
(Lichtstärke)<br />
Blendendurchmesser<br />
d'<br />
Eintrittspupille<br />
AP<br />
a1<br />
Austrittspupille<br />
Oeffnungswinkel<br />
Die relative Öffnung, auch Öffnungs<br />
verhältnis genannt, ist eine der wich<br />
tigsten Hauptkenngrössen eines Ob<br />
jektivs.<br />
Beispiel<br />
Durchmesser<br />
Eintrittspupüle d' = 25 mm<br />
Brennweite f =50 mm<br />
Relative Öffnung =<br />
d' _ 25 mm _ 1<br />
f 50 mm 2<br />
Die relative Öffnung wird immer als<br />
Verhältnis zwischen Eintrittspupüle<br />
und Brennweite angegeben.<br />
16.6.2.1. Numerische<br />
Apertur<br />
Für optische Systeme, bei denen ein<br />
Objekt in geringer und wenig verän<br />
derlicher Gegenstandsentfernung<br />
angeordnet ist, wie zum Beispiel bei<br />
einem Mikroskopqbjektiv, gibt man<br />
statt der relativen Öffnung normaler<br />
weise die numerische Apertur A an:<br />
A = n • sin —<br />
Dabei ist —— der halbe Öffnungswinwinkel<br />
und n der Brechungsindex des<br />
Raumes zwischen Gegenstand und<br />
Objektiv (meist Luft = 1).<br />
Die Helligkeit des mikroskopischen<br />
Bildes ist dem Quadrat der numeri<br />
schen Apertur direkt und dem Qua<br />
drat der Vergrösserung umgekehrt<br />
proportional.<br />
16.6.3. Die Blendenzahl k<br />
Die Blendenzahl k (auch f-Blende, f-<br />
Zahl oder f-stop genannt) ist der Kehr<br />
wert der relativen Öffnung. Sie dient<br />
als Masszahl zur Bezeichnung der<br />
geometrischen Grosse des Licht<br />
durchlasses des Objektivs. Sie ist ei<br />
ne rein mechanische Verhältnisgrösse<br />
und stellt eigentlich lediglich eine<br />
Kommunikationsvereinfachung dar.<br />
Wir sagen, wir hätten eine Aufnahme<br />
mit «Blende 11 gemacht», und meinen<br />
damit, dass sich das Verhältnis zwi<br />
schen Lichteinfallöffnung (Eintritts<br />
pupüle) und Brennweite wie 1:11 ver<br />
halten habe.<br />
Relative Öffnung sei 1:2<br />
Blendenzahl k =2<br />
k =<br />
f<br />
d'<br />
Je grösser die Blendenzahl, um so<br />
kleiner ist die relative Öffnung.<br />
Der Vollständigkeit halber sei noch<br />
die effektive Blendenzahl (= transmis<br />
sionsgerechte Blendenzahl, T-Blende,<br />
T-stop) erwähnt. Im Gegensatz zur<br />
Blendenzahl k entspricht sie dem<br />
wahren Lichtdurchlass unter Berück<br />
sichtigung der Absorptions-, Refle<br />
xions- und Streuverluste.<br />
Der Zahlenwert berücksichtigt auch<br />
die spektrale Transmission der Ob<br />
jektive. Die T-Zahl entsteht aus der Di<br />
vision der geometrischen Blenden<br />
zahl k durch die Quadratwurzel aus<br />
dem spektralen Transmissionsgrad<br />
des Objektivs für die Wellenlänge<br />
von 546 nm.<br />
16.6.4. Der Auszugsver<br />
längerungsfaktor<br />
Die Lichtstärke eines Objektivs ist ef<br />
fektiv abhängig vom Öffnungswinkel.<br />
Bei gleicher Brennweite und gleicher<br />
Eintrittspupüle (das heisst bei glei-<br />
45
PHOD<br />
KOLLEGIUM 57 LEKTION<br />
eher relativer Öffnung) verkleinert<br />
sich aber der Öffnungswinkel mit zu<br />
nehmendem Abbildungsmassstab,<br />
denn dabei wird der Auszug bekannt<br />
lich grösser.<br />
Gemäss DIN-Normen sind relative<br />
Öffnungen und Blendenzahlen bezo<br />
gen auf ein AchsenparaUel-Bündel,<br />
d.h. auf grosse Aufnahmedistanzen<br />
bzw. auf einen Auszug, der der Brenn<br />
weite entspricht.<br />
Ist der Auszug grösser als die Brenn<br />
weite, ändert sich das Öffnungsver<br />
hältnis, die Lichtstärke wird geringer.<br />
Misst man die Belichtung nicht in der<br />
Filmebene, muss diese Tatsache in<br />
der Praxis bei Nahaufnahmen ab etwa<br />
Massstab 1:5 berücksichtigt werden.<br />
16.6.4.1. Auszugsverlänge<br />
rungsfaktor bei<br />
normalen<br />
Objektiven<br />
Unter normalen Objektiven verste<br />
hen wir solche, deren Hauptebenen<br />
nahe beieinander innerhalb des opti<br />
schen Systems liegen und deren<br />
Schnittweiten etwas kürzer als die<br />
Brennweiten sind. Es handelt sich da<br />
bei um mehr oder weniger symme<br />
trisch gebaute Objektive.<br />
Bei Nahaufnahmen entspricht die ef<br />
fektive Blendenzahl (keff) nicht mehr<br />
der auf dem Objektiv eingravierten<br />
Zahl(knom).<br />
Bei symmetrischen Objektiven, wo<br />
die Eintritts- und Austrittspupillen<br />
gleich gross sind, errechnet sich die<br />
effektive Blende wie folgt (auch wich<br />
tig bei der Berechnung der Schärfen<br />
tiefe!):<br />
keff = — oder<br />
keff = knom • (ß + 1)<br />
16.6.4.2. Auszugsverlän<br />
gerungsfaktor<br />
bei stark asym<br />
metrischen<br />
Objektiven<br />
Gewisse Objektive (Weitwinkel-, Te<br />
leobjektive oder besonders lichtstar<br />
ke Objektive) weisen Schnittweiten<br />
auf, die beträchtlich von der Brenn<br />
weite abweichen und deren Haupt<br />
ebenen teilweise ausserhalb des Sy<br />
stems liegen. Durch ihre asymmetri<br />
sche Bauart ist die Grosse der Ein<br />
tritts- und Austrittspupille teilweise<br />
sehr unterschiedlich.<br />
Im Nahbereich ist zur Berechnung<br />
der effektiven Blendenzahl oder des<br />
Auszugsverlängerungsfaktors<br />
das<br />
Grössenverhältnis der Pupillen (Pu<br />
pillenmassstab ß'p) einzubeziehen.<br />
Es gut folgende Beziehung:<br />
Pupillen<br />
massstab<br />
Austrittspupille AP<br />
Eintrittspupille EP<br />
Die Grosse von Austritts- und Eintritts<br />
pupille entnimmt man am besten dem<br />
technischen Datenblatt des betref<br />
fenden Objektivs. Steht ein solches<br />
nicht zur Verfügung, misst man durch<br />
einäugiges Visieren mit Hilfe einer<br />
Schublehre oder eines Massstabes<br />
das scheinbare Blendenbild sowohl<br />
von der Frontseite (= EP) als auch von<br />
der Rückseite (= AP) des Objektivs.<br />
Der Pupülenmassstab hat Einfluss auf<br />
den Abbüdungsmassstab, die Belich<br />
tungszeitverlängerung und die<br />
Schärfentiefe.<br />
Aufgaben<br />
Versuchen Sie nun mit Hufe der ge<br />
machten Erkenntnisse folgende Be<br />
rechnungsaufgaben zu lösen. Die<br />
richtige Lösung wird Ihnen in der<br />
nächsten Lektion präsentiert.<br />
1. Wie gross ist der Verlängerungs<br />
faktor für einen Aufnahmemass<br />
stab 1:1 beim Zeiss Planar 1:1,4/50<br />
mm? EP = 36,2 mm, AP = 49,7 mm.<br />
2. Berechnen Sie sowohl für Normal<br />
ais auch für Retrostellung den Ver<br />
längerungsfaktor, die effektive<br />
Blendenzahl und die Schärfentiefe<br />
für einen Aufnahmemassstab von<br />
2:1 beim Zeiss Tele-Tessar 1:3,5/<br />
200 mm. Die eingestellte nominale<br />
Blendenzahl ist 8. EP = 54 mm, AP =<br />
33,1 mm.<br />
16.6.5. Abbildungsntassstab<br />
und foFderiicne<br />
Blende<br />
Im photographischen Makrobereich<br />
gelangt man schnell auf sehr kleine<br />
effektive Blendenwerte, das heisst<br />
grosse Blendenzahlen.<br />
Bei derart starker Abblendung treten<br />
aber bekanntlich Beugungserschei<br />
nungen auf. Die Grosse eines entste<br />
henden Beugungsscheibchens sollte<br />
nicht grösser werden als der zulässi<br />
ge Unschärfekreisdurchmesser u'<br />
(siehe auch Lektion 49 bis 52).<br />
Die für einen bestimmten Abbil<br />
dungsmassstab optimale Abblen<br />
dung, die förderliche Blende, ist dann<br />
erreicht, wenn Unschärfekreise und<br />
Beugungsscheibchen gleiche Grösse<br />
haben. In diesem Fall ist der beste<br />
Kompromiss zwischen allgemeiner<br />
Punktschärfe und Schärfentiefe er<br />
reicht.<br />
Die förderliche Blende errechnet sich<br />
überschlagsmässig wie folgt:<br />
kopt =<br />
1500 u'<br />
Das Resultat stellt die am Objektiv<br />
einzustellende flominaieBlendenzahl<br />
dar (u' in mm, z.B. Vao für KB).<br />
a' = Kameraauszug (Bildweite)<br />
ß' = Abbildungsmassstab<br />
Bestimmt man die Belichtung lieber<br />
anhand der eingravierten Blenden<br />
zahl knom. errechnet sich der Belichtungs-Verlängerungsfaktor<br />
V wie<br />
folgt:<br />
Normalstellung<br />
keff = knOm f( 1 + -^— ß' \)<br />
\ P p /<br />
Retrostellung<br />
keff = knom ( ~^~+ß)<br />
\p p /<br />
V = ( ^— j oderV = (/?' + l)2<br />
46
LEKTION<br />
PHOD<br />
58 KOLLEGIUM<br />
Lösung der Aufgaben aus<br />
Lektion 57<br />
. „, AP 49,7 mm , nr,<br />
EP 36,2 mm<br />
v = fl+fcW1+ 1<br />
1,37<br />
= 2,99<br />
Der Verlängerungsfaktor beträgt nur<br />
etwa 3 im Gegensatz zu einem sym<br />
metrischen Objektiv, wo er bei glei<br />
chem Abbildungsmassstab die Grösse<br />
4 aufweist.<br />
2. a) Normalstellung:<br />
R, _ AP _ 33,lmm_Q61 g<br />
b) Retrosteilung:<br />
V<br />
t = 2- k<br />
54 mm<br />
+ 2) = 29<br />
16.7. Bildwinkel<br />
Ein Objektiv entwirft ein rundes Bild,<br />
das einen gewissen Ausschnitt der<br />
Gegenstandsebene darstellt.<br />
Bringt man das Objektiv an einer<br />
grösseren Kamera als vorgesehen an<br />
und stellt auf °° scharf, so zeichnet<br />
sich auf der Mattscheibe ein kreisrun<br />
des Bild ab, das zum Rand hin un<br />
schärfer und lichtschwächer wird.<br />
Den Winkel über dem gesamten Bild<br />
kreis (a) - vom Mittelpunkt des Ob<br />
jektivs aus gesehen - bezeichnet<br />
man als gesamten Bildwinkel Inner<br />
halb des gesamten Bildwinkels befin<br />
det sich ein etwas kleinerer Bereich,<br />
der eine für die Praxis noch genügen<br />
de Abbildungsqualität liefert. Er ist<br />
der brauchbare Bildwinkel oder kurz<br />
Bildwinkel (ö). Seine Grosse ist in den<br />
technischen Datenblättern der Gross<br />
format-Objektiv-Hersteller angege<br />
ben und hängt unter anderem davon<br />
Abbildung 397<br />
Abbildung 398<br />
Der Bildkreis<br />
Der Bildwinkel<br />
ab, welche Anforderung man an die<br />
Abbildungsqualität stellen muss.<br />
Beim Abblenden des Objektivs wird<br />
der brauchbare Bildwinkel, und damit<br />
der Bildkreis, durch Milderung der<br />
optischen Randfehler in der Regel et<br />
was grösser.<br />
Den für ein bestimmtes Negativfor<br />
mat schliesslich ausgenutzten Bild<br />
winkel bezeichnet man als Format<br />
winkel (y). Er wird über die Format<br />
diagonale gemessen und in den Kata<br />
logen der Objektiv-Hersteller ange<br />
geben, die Objektive für starre Kleinund<br />
Mittelformatkameras anbieten.<br />
Der Bildwinkel ist - im Gegensatz<br />
zum Formatwinkel - nicht etwa von<br />
der Brennweite, sondern allein und<br />
einzig von der Konstruktionsart des<br />
Objektivs (Objektivtypus) abhängig.<br />
Das bedeutet nichts anderes, als dass<br />
ein bestimmter Objektivtypus einen<br />
ganz bestimmten Bildwinkel besitzt,<br />
der typisch für seine Konstruktionsart<br />
ist.<br />
Für starre Kameras (Kleinbüd- und<br />
Mittelformatkameras) sind Objektive<br />
mit folgenden Bildwinkeln üblich:<br />
Teleobjektive: 15-25°<br />
Langbrennweitige<br />
Objektive: 30-40°<br />
Normalobjektive: 60-70°<br />
Weitwinkel<br />
objektive: 80-135°<br />
Extreme Weit<br />
winkelobjektive: bis über 180°<br />
Um einen bestimmten Objektivtypus<br />
für ein bestimmtes Aufnahmeformat<br />
verwenden zu können, muss dieser<br />
einen Objektivwinkel besitzen, der<br />
mindestens gleich gross ist wie der<br />
vom eigentlichen Aufnahmeformat<br />
ausgenutzte Formatwinkel.<br />
Im Gegensatz zu starren Kleinfor<br />
matkameras benutzen bewegliche<br />
Grossformatkameras Objektive, die<br />
möglichst grosse Bildwinkel besitzen,<br />
damit Formatverschiebungen inner<br />
halb des Bildkreises möglich werden.<br />
Dort werden folgende drei Grund<br />
typen verwendet:<br />
Reproobjektive: ca. 50°<br />
Normalobjektive: ca. 70°<br />
Weitwinkel<br />
objektive: , ca. 100-105°<br />
Zusammenfassung<br />
Der Bildwinkel ist der Winkel, den ein<br />
Objektiv scharf auszeichnet. Er ist ab<br />
hängig vom Objektivtypus.<br />
Der Formatwinkel entspricht dem<br />
Aufnahmewinkel, der für ein be<br />
stimmtes Negativformat tatsächlich<br />
verwendet wird. Er wird über die For<br />
matdiagonale gemessen und ist ab<br />
hängig von Brennweite und Negativ<br />
format.<br />
16.7.1. Abhängigkeit der<br />
Bildkreisgrösse<br />
vom Auszug<br />
Bei gleichbleibendem Bildwinkel vergrössert<br />
sich der Büdkreis mit zuneh<br />
mendem Kameraauszug. Das bedeu<br />
tet, dass bei gleichem Objektivtypus<br />
der Büdkreis bei längerer Brennweite<br />
entsprechend grösser wird, ebenso<br />
natürlich bei zunehmendem Abbil<br />
dungsmassstab, denn dann wird ja<br />
der Kameraauszug ebenfalls länger.<br />
47
PHOD<br />
KOLLEGIUM 58<br />
LEKTION<br />
Abbildung 399<br />
Bildkreisgrösse/Bildweite<br />
mindestens so lang sind wie die dop<br />
pelte längere Formatseite.<br />
Beispiel<br />
Format 24X36 mm<br />
35 mm = kurz<br />
50 mm = normal<br />
90 mm = lang<br />
Format 4X5 inch<br />
90 mm = kurz<br />
150 mm = normal<br />
240 mm = lang<br />
Diese Überlegungen sind vor allem in<br />
der Grossformatphotographie von<br />
Bedeutung. Verwendet man nämlich<br />
ein Objektiv der Brennweite 180 mm,<br />
so ist bei normalkonstruierten Objek<br />
tiven der Bildkreis bei Scharfeinstel<br />
lung auf00 gerade so gross, dass das<br />
Negativformat 13X18 cm ausgezeich<br />
net wird. Irgendwelche Verschiebun<br />
gen der optischen Achse - Verschie<br />
bungen der Objektivebene gegen<br />
über der Bildebene, eine Technik, die<br />
für vielerlei Zwecke in der Berufsphotographie<br />
notwendig ist - sind dann<br />
nicht mehr möglich. Im Aufnahmenah<br />
bereich dagegen verlängert sich der<br />
Kameraauszug a', und der Bildkreis<br />
wird entsprechend grösser. In die<br />
sem Falle lässt sich das Negativfor<br />
mat innerhalb des grösser geworde<br />
nen Bildkreises wieder etwas ver<br />
schieben.<br />
In den technischen Datenblättern be<br />
ziehen sich angegebene Bildkreis<br />
durchmesser in der Regel auf Unend<br />
licheinstellung und auf Abblendung<br />
22.<br />
Der effektive Bildkreisdurchmesser<br />
lässt sich indessen leicht errechnen:<br />
In der Amateurphotographie ist die<br />
ser Tatsache ebenfalls eine gewisse<br />
Bedeutung zuzuordnen: Beim Vergrössern<br />
arbeitet man üblicherweise<br />
mit normalkonstruierten Objektiven,<br />
die einen Bildwinkel von rund 50° auf<br />
weisen. Um damit das Negativformat<br />
genügend auszuzeichnen, sind be<br />
stimmte Minimalbrennweiten erfor<br />
48<br />
derlich:<br />
24X36 mm f = 50 mm<br />
6X6 cm f= 80 mm<br />
6X9 cm f = 105 mm<br />
4X5 inch f = 150 mm<br />
usw.<br />
Will man nun einmal ein 6X9 cm grosles<br />
Negativ statt vergrössern um ei<br />
nen bestimmten Faktor verkleinern,<br />
so wird der Auszug an dem Vergrösserungsgerät<br />
entsprechend länger,<br />
manchmal so lang, dass eine Scharf<br />
einstellung, konstruktiv bedingt, nicht<br />
mehr möglich ist. Man kann in solchen<br />
Fällen auf das kürzerbrennweitige<br />
Objektiv 80 mm oder gar 50 mm aus<br />
weichen, obwohl das Negativformat<br />
6X9 cm beträgt. Denn bei dem not<br />
wendigen längeren Objektivauszug<br />
wird (bei gleichbleibendem Bildwin<br />
kel) der Bildkreis grösser. Je nach Ab<br />
bildungsmassstab zeichnet er jetzt<br />
das bedeutend grössere Negativfor<br />
mat ohne Schärfeabfall und Vignettierungen<br />
aus.<br />
16.7.2. Brennweite und<br />
Negativformat<br />
Die Bezeichnungen «kurze», «nor<br />
male» oder «lange» Brennweite sind<br />
relativ und beziehen sich allein auf<br />
das Negativformat. Langbrennweitige<br />
Objektive erzeugen grössere Bilder<br />
als kurzbrennweitige. Bei gleichblei<br />
bendem Negativformat entsprechen<br />
die durch langbrennweitige Objek<br />
tive erzeugten Bilder einem entspre<br />
chend grösseren Ausschnitt.<br />
Als «normal» bezeichnet man eine<br />
Brennweite, die etwa der Formatdia<br />
gonale entspricht. Als «kurze» Brenn<br />
weite gilt die Länge der grösseren<br />
Formatseite oder kürzer, und als<br />
«lang» bezeichnet man solche, die<br />
Diese Beispiele demonstrieren fol<br />
gende Zusammenhänge: Bildet man<br />
einen Gegenstand mit der Objektiv<br />
brennweite 50 mm auf das Kleinbild<br />
format 24X36 mm formatfüllend ab,<br />
wird er es aus derselben Aufnahme<br />
distanz auch auf das Format 4X5 inch,<br />
sofern man dort ein Objektiv der<br />
Brennweite 150 mm verwendet.<br />
Zwischen Brennweite und Formatwin<br />
kel besteht etwa folgender Zusam<br />
menhang:<br />
Brennweite gleich Formatwinkel<br />
kurze Formatseite: ~ 80°<br />
lange Formatseite: ~ 64°<br />
Formatdiagonale: ~ 53°<br />
doppelte kurze Formatseite: ~ 45°<br />
doppelte lange Formatseite: ~ 35°<br />
16.7.3. Perspektive<br />
Die Perspektive ist absolut unabhän<br />
gig von der Brennweite! Wenn vom<br />
gleichen Standort aus Aufnahmen mit<br />
verschiedenen Brennweiten ge<br />
macht werden, so zeigen alle Aufnah<br />
men dieselbe Perspektive. Unter<br />
schiedlich ist dabei lediglich der For<br />
matwinkel und dadurch der Bildaus<br />
schnitt.<br />
Die Perspektive ist allein und einzig<br />
vom Aufnahmestandort abhängig!<br />
Kurze Aufnahmestandorte führen zu<br />
starker Konvergenz der Fluchtlinien,<br />
was eine übertriebene Perspektive<br />
ergeben kann. Lange Aufnahmedi<br />
stanzen dagegen erzeugen eine fla<br />
chere Perspektive.<br />
Verfolgen Sie dazu bitte auch die<br />
Ausführungen in den Lektionen 8-10<br />
der Photographischen Bildgestaltung<br />
im Anhang von <strong>PHOTOKOLLEGIUM</strong><br />
Teil 1 und führen Sie die dort gestell<br />
ten Aufgaben durch, sofern dies noch<br />
nicht geschehen ist.
LEKTION<br />
PHOD<br />
58 KOUEGIUM<br />
17. Abbildungsfehler<br />
Bei der Bilderzeugung durch Linsen<br />
oder Objektive treten eine ganze<br />
Reihe verschiedenartiger Fehler auf,<br />
deren Summe die Abbildungstreue<br />
eines optischen Systems bestimmt.<br />
Durch sinnvolle Anordnung verschie<br />
dener Linsen aus unterschiedlichsten<br />
Glassorten lassen sich diese opti<br />
schen Abbildungsfehler auf ein er<br />
trägliches Mass reduzieren, so dass<br />
beim Gebrauch eines Objektivs<br />
kaum mehr ein einzelner Abbildungs<br />
fehler deutlich als solcher zu Tage<br />
tritt.<br />
Um den Korrekturzustand moderner<br />
Objektive beurteilen zu können, ist es<br />
aber notwendig, die bekannten soge<br />
nannten Seideischen Abbildungsfeh<br />
ler einfacher Linsen und Systeme als<br />
solche zu kennen.<br />
Abbildung 400 Dispersion durch Refraktion Abbildung 401 Chromatische Längs<br />
aberration an einer<br />
Sammellinse<br />
Abbildung 403<br />
Färb querfehl er<br />
iFokus- i^_<br />
1 differenz<br />
B G R<br />
17.1. Chromatische<br />
Aberration<br />
(Farbfehler)<br />
Da der Brechungsindex eines durch<br />
sichtigen Mediums von der Wellen<br />
länge des Lichtes abhängig ist, tritt<br />
beim Durchgang von weissem Licht<br />
Dispersion ein (siehe auch 15.1. Lek<br />
tion 51).<br />
Dabei werden kurzwellige Strahlen<br />
(blau) stärker gebrochen als langwel<br />
lige (rot).<br />
17.1.1. Farblängsfehler<br />
Bei der Brechung von Licht durch Lin<br />
sen tritt ein gleicher Effekt ein, denn<br />
eine Linse lässt sich ja als Körper in<br />
Abbildung 402<br />
Chromatische Längs<br />
aberration an einer<br />
Zerstreuungslinse<br />
terpretieren, der aus lauter Prismen<br />
aufgebaut ist. Sendet man daher ein<br />
Parallelbündel weissen Lichtes durch<br />
eine einfache Linse, entsteht nicht ein<br />
einziger Brennpunkt. Vielmehr be<br />
sitzt jede Farbe, das heisst sogar jede<br />
Wellenlänge der gebrochenen Strah<br />
lung, eine andere Schnittweite, wie es<br />
die Abbildung 401 für die additiven<br />
Grundfarben Blau, Grün und Rot zeigt.<br />
Je nach Glassorte liegt der Unter<br />
schied zwischen den Brennpunkten<br />
für blaue und rote Strahlung im Be<br />
ses Bild, auf das man eingestellt hat,<br />
bezeichnete man früher als «opti<br />
sches Bild». Photographische Aufnah<br />
mematerialien weisen aber eine<br />
grösste Empfindlichkeit im Bereich<br />
von blau auf (was man früher sinngemäss<br />
als «chemisches Büd» bezeich<br />
nete). Eine scharfe Abbildung mit ei<br />
nem Objektiv, das mit chromatischer<br />
Aberration behaftet ist, wäre nur mit<br />
streng monochromatischem Aufnah<br />
melicht möglich.<br />
Ein chromatisch nicht korrigiertes op<br />
tisches System bildet zudem Gegen<br />
reich von 2 bis 5% der Durchschnitts<br />
brennweite. Die Differenz zwischen standsflächen nicht für alle Wellen<br />
diesen Brennpunkten bezeichnetman längen gleich gross ab, es entstehen<br />
als Fokusdifferenz; sie stellt den ei Farbsäume. Bei ungleich grossen Flä<br />
gentlichen Farblängsfehler dar.<br />
chenabbildungen spricht man von<br />
Gleichgültig, auf welche Wellenlän Farbvergrösserungsfehlern.<br />
ge man die Schärfe einstellt, die pho<br />
tographische Abbildung erscheint 17.1.2. Farbquerfehler<br />
unscharf. Bestückt man zum Beispiel Chromatische Aberration tritt aber<br />
eine Mattscheibenkamera mit einem nicht nur auf der optischen Achse auf,<br />
aus nur einer positiven Linse beste sondern auch auf dem Hauptstrahl.<br />
hendem Objektiv und stellt von Auge Diesen Farbfehler des Hauptstrahls<br />
scharf, so steht die Mattscheibe ir bezeichnet man als Farbquerfehler.<br />
gendwo zwischen der Schnittweite Er beeinträchtigt besonders bei gros<br />
für grüne und für rote Strahlung, da sen Bildwinkeln die Bildqualität merk<br />
unser Auge seine grösste Empfind lich und muss bei hochwertigen Ob<br />
lichkeit im Bereich von gelb hat. Die jektiven korrigiert werden.<br />
49
PHÖD<br />
KOLLEOHJM58 LEKTION<br />
17.1 -3. Korrektur der<br />
chromatischen<br />
DCfniiioii<br />
Das Ausmass der chromatischen<br />
Aberration ist von der Glassorte ab<br />
hängig (Abbesche Zahl ve, siehe<br />
15.1.2.). Durch Kombination von<br />
schwach (Krongläsern) und stark<br />
(Flintgläsern) zerstreuenden Glassor<br />
ten mit unterschiedlichen mittleren<br />
Brechungsindizes lässt sich die chro<br />
matische Aberration verringern, wie<br />
es in der Abbildung 402 vereinfacht<br />
anhand von Prismen gezeigt wird<br />
(Achromasie).<br />
.bbildung 404 Prinzip der Achromasie<br />
Flintglas<br />
Flintglas Kronglas Kronglas<br />
Abbildung 405 Der Achromat<br />
17.1.4. Der Achromat<br />
Betrachten Sie bitte noch einmal die<br />
Abbildungen 401 und 402. Sie stellen<br />
dabei fest, dass sich Sammel- und<br />
Zerstreuungslinse chromatisch gera<br />
de umgekehrt verhalten. Bei der Sam<br />
mellinse werden blaue Strahlen stär<br />
ker konvergiert als rote. Bei der Zer<br />
streuungslinse hingegen werden die<br />
blauen Strahlen - weil sie einer stär<br />
keren Brechung unterworfen sind -<br />
stärker zerstreut als die langwelligen<br />
roten Strahlen. Man spricht bei der<br />
Sammellinse von einer chromati<br />
schen Unterkorrektur, bei der Zer<br />
streuungslinse von einer chromati<br />
schen Überkorrektur.<br />
Die Stärke des Fehlers ist übrigens<br />
nicht abhängig von der Form der Lin<br />
se (ihrer Durchbiegung), sondern le<br />
diglich von Glasart und Brennweite<br />
sowie von der Stellung der entspre<br />
chenden Linse ün optischen Strahlen<br />
gang.<br />
Es liegt nun auf der Hand, dass sich<br />
die chromatische Aberration durch<br />
Kombination zweier entgegenge<br />
setzt brechender Linsen mildern<br />
lässt.<br />
Die Kombination einer stärkeren<br />
Sammellinse aus Kronglas mit einer<br />
schwächeren Zerstreuungslinse aus<br />
Flintglas führt die Brennpunkte von<br />
zwei Spektrallinien (F' = 480,0 nm =<br />
blaugrün und C = 643,9 nm = rot) zu<br />
sammen. Es ist das einfachste farbkorrigierte<br />
Objektiv entstanden, der<br />
Achromat<br />
17.1.5. Das sekundäre<br />
Spektrum<br />
Die nunmehr noch übrigbleibenden<br />
50<br />
Restfehler des Farborts für die restli<br />
chen Wellenlängen bezeichnet man<br />
als «sekundäres Spektrum». Im mo<br />
dernen photographischen Jargon hat<br />
es sich eingebürgert, auch dann noch<br />
von einem sekundären Spektrum zu<br />
sprechen, wenn durch optische Kom<br />
binationen zwar mehr als nur zwei<br />
Wellenlängen zum gleichen Farbort<br />
zusammengelegt wurden, trotzdem<br />
aber noch ein unkorrigierter Restfeh<br />
ler zurückbleibt, der sich bei man<br />
chen Aufnahmen - zum Beispiel bei<br />
Fernaufnahmen mit langbrennweiti<br />
gen Objektiven durch mangelnde<br />
Farbsättigung - nachteilig bemerk<br />
bar macht.<br />
Erst die Verwendung von optischen<br />
Gläsern mit anormaler Teildispersion<br />
(z.B. unter Einsatz von Fluorphospha<br />
ten) haben es dem Objektivrechner<br />
ermöglicht, das sekundäre Spektrum<br />
weitgehend einzudämmen.<br />
17.1.6. Der Apochromat<br />
Komplizierter aufgebaute Objektive<br />
aus mindestens drei, meist aber einer<br />
480 + 644 nm<br />
rote Strahlen<br />
blaue Strahlen<br />
grösseren Anzahl von Einzellinsen<br />
(4-6) aus verschiedenen Glassorten<br />
ermöglichen gleiche Brennweiten für<br />
mindestens drei wichtige Wellenlän<br />
gen:<br />
F' = 480,0 nm = blaugrün<br />
C = 643,9 nm = rot<br />
e = 546,1 nm = gelbgrün<br />
Üblicherweise bezeichnet man sol<br />
che Objektivtypen als Äpochromaten.<br />
Der Korrekturzustand ist dadurch<br />
über den gesamten Bereich der pho<br />
tographisch aktinischen (schichtwirk<br />
samen) Wellenlängen genügend ge<br />
währleistet, das heisst, im Bereich von<br />
400 bis 700 nm treten nur sehr gering<br />
fügige Brennweitenunterschiede auf,<br />
die sich in der praktischen Photographie<br />
kaum bemerkbar machen.<br />
Der Begriff «Apochromat» ist aber<br />
nicht so haargenau definiert oder ge<br />
normt, als dass man allein nur aus der<br />
Namensbezeichnung «apo-» eines<br />
Objektivtyps direkt auf seinen Kor<br />
rekturzustand schliessen kann.
LEKTION<br />
PHOO<br />
59 KOLLEGIUM<br />
17.2. Sphärische Aberration<br />
Unsere bisherigen Betrachtungen,<br />
nach denen ein parallel zur optischen<br />
Achse einfallendes Bündel durch ei<br />
ne Linse auf einen einzelnen Punkt<br />
den Brennpunkt, gebrochen wird, la<br />
gen starke Vereinfachungen zugrun<br />
de. In Tat und Wahrheit ist eine Linse<br />
nichts anderes als ein aus lauter Pris<br />
men aufgebauter Brechkörper (siehe<br />
Lektion 47, 14.3.7.)- Die äusseren Lin<br />
senzonen entsprechen aber einem<br />
bedeutend stärker brechenden Pris<br />
menwinkel als die Linsenmitte, wie<br />
dies die Abbildung 406 verdeutlicht.<br />
Achsferne Randstrahlen werden aus<br />
diesem Grunde stärker gebrochen<br />
und zu einem Brennpunkt näher der<br />
Linse konvergiert, als dies für achsna<br />
he Strahlen der Fall ist. Die Brennwei<br />
te der Linsenrandzone ist daher klei<br />
ner als diejenige der Linsenmitte, und<br />
somit entstehen je nach Linsenzone<br />
unterschiedlich grosse Bilder. Ein<br />
unendlich weit entfernter Gegen<br />
standspunkt - der ja bekanntlich ein<br />
divergentes Strahlenbündel aussen<br />
det, das in unendlicher Entfernung als<br />
Parallelbündel angesehen werden<br />
Abbildung 406 Unterschiedliche Prismen<br />
winkel bei sphärischen Linsen<br />
kann - wird bildseitig nicht als Bild<br />
punkt (Brennpunkt) dargestellt. Statt<br />
eines Brennpunktes entsteht ein<br />
Brennkörper mit einer mehr oder we<br />
niger ungenau ausmachbaren grössten<br />
Einschnürung.<br />
Die im Bildraum die gebrochenen<br />
Strahlen umfassende «Hülle» be<br />
zeichnet man als Kaustik<br />
Stellt man mit einer derartigen Linse<br />
bei geöffneter Blende scharf ein, so<br />
stellt das Auge die Mattscheibe auto<br />
matisch auf den Ort der grössten<br />
Allgemeinschärfe, das ist dort, wo die<br />
Kaustik ihre grösste Einschnürung<br />
aufweist.<br />
Blendet man nach der bei offener<br />
Blende erfolgten Scharfeinstellung<br />
ab, werden durch die Blende die<br />
Randstrahlen beschnitten, und das<br />
Bild wird nur noch durch die achsna<br />
Abbildung 407 Sphärische Aberration und ihre Auswirkung<br />
hen Strahlen gebildet. Die beste Ein<br />
stellebene wandert dabei nach hin<br />
ten, wie es die Abbildung 407 zeigt.<br />
Den Auszugsunterschied zwischen<br />
Scharfeinstellung bei offener und ge<br />
schlossener Blende bezeichnet man<br />
als Blendendifferenz.<br />
17.2.1. Scharfeinsteljung<br />
Für normale Zwecke muss ein Objek<br />
tiv sphärisch korrigiert sein. Es gibt<br />
aber bestimmte Zwecke, die den Ein<br />
satz eines sphärisch nicht korrigier<br />
ten Objektivs rechtfertigen: Die sphä<br />
rische Aberration (auch Kugelge<br />
staltsfehler oder Öffnungsfehler be<br />
nannt) führt je nach Einstelltechnik zu<br />
einer phantastischen Weichzeich<br />
nung. Echte Weichzeichnerobjektive<br />
(z.B. das Imagon von Rodenstock)<br />
sind mit sphärischer Aberration be-<br />
Beste Einstellebene<br />
bei offener Blende<br />
Beste Einstellebene<br />
abgeblendet<br />
51
PHOD<br />
KOLLEGIUM 59 LEKTION<br />
Abbildung 408<br />
Rodenstock-Imagon mit Sieb<br />
blende und Graufilter<br />
Abbildung 409 Bildresultat eines Objektivs<br />
mit sphärischer Aberration<br />
haftet und erzeugen Bilder mit schar<br />
fem Büdkern, aber überlagerten<br />
«weichen» Lichtern. Die Resultate<br />
von echten Weichzeichnern sind in<br />
keiner Weise zu vergleichen oder zu<br />
verwechseln mit den recht faden Bil<br />
dern, die mit Hilfe sogenannter «Soft-<br />
Vorsätze» erreicht werden.<br />
Das erwähnte Imagon von Roden<br />
stock ist ein Achromat, bei dem die<br />
sphärische Aberration unterkomgiert<br />
ist. Um den Weichzeichnereffekt zu<br />
steuern, ist das Objektiv mit verän<br />
derlicher Siebblende ausgerüstet,<br />
die es erlaubt -je nach gewünschter<br />
Weichheit - mehr oder weniger<br />
Randstrahlen für den Bildaufbau mitzuverwenden.<br />
Die Scharfeinstellung bei sphärisch<br />
nicht oder ungenügend korrigierten<br />
Objektiven hat je nach dem ge<br />
wünschten Effekt unterschiedlich zu<br />
erfolgen:<br />
Für ein möglichst scharfes Bild stell<br />
52<br />
man mit der für die Aufnahme vorge<br />
sehenen Blende auf grösste Allge<br />
meinschärfe ein (Einstellung auf die<br />
mgste Einschnürung der Kaustik).<br />
Um ein weichgezeichnetes Bild zu<br />
erhalten, stellt man bei offener Blende<br />
auf schärfsten Bildkern ein und blen<br />
det danach je nach dem gewünsch<br />
ten «Softgrad» ab.<br />
17.2.2. Korrektur<br />
Die vollständige Korrektur der sphäri<br />
schen Aberration bei einer Einzellin<br />
se ist nur mit nicht nichtsphärischen<br />
Linsenformen möglich. Eine Paraboloid-Form,<br />
bei der die prismatische<br />
Randzone verhältnismässig spitz<br />
winklig ist, könnte den Öffnungsfeh<br />
ler korrigieren. Die Herstellung<br />
asphärischer Linsen ist allerdings<br />
noch sehr teuer, so dass man in der<br />
Praxis normalerweise mit sphäri<br />
schen Linsenformen arbeitet. Beim<br />
Einsatz einer Einzellinse ist es gün<br />
stig, wenn die Fläche mit dem kleine<br />
ren Krümmungsradius zur Seite mit<br />
der grösseren Schnittweite zeigt.<br />
Noch günstigere Resultate entstehen,<br />
wenn die Einzellinse in zwei plankon<br />
vexe Linsen aufgeteilt wird, deren<br />
konvexe Seiten zueinander zeigen.<br />
Im Falle von Kondensoren zur Licht<br />
bündelung findet diese Kombination<br />
häufig Verwendung.<br />
Normalerweise kombiniert man eine<br />
Sammellinse und eine Zerstreuungs<br />
linse, deren Durchbiegungen derart<br />
unterschiedlich sind, dass die Kugel<br />
gestaltsfehler beider Linsen einan<br />
der entgegengesetzt wirken. Die Kor<br />
rektur der sphärischen Aberration ist<br />
um so schwieriger, je lichtstärker ein<br />
Objektiv und je länger seine Brenn<br />
weite ist. Gewisse Restzonen bleiben<br />
in der Regel unkorrigiert, man spricht<br />
dann von Zonenfehlern.<br />
Durch die zusätzliche Verwendung<br />
asphärischer Linsen und den Einsatz<br />
moderner hochbrechender Gläser ist<br />
eine weitgehende Korrektur auch bei<br />
hochlichtstarken Objektiven reali<br />
sierbar geworden.<br />
17.3. K<br />
(Asymmetriefehler)<br />
Liegt ein Gegenstandspunkt ausserhalb<br />
der optischen Achse, treten die<br />
jinfallenden Strahlen nicht parallel<br />
der Achse, sondern als schiefes Bün<br />
del ein. Der Bildpunkt wird am Bild<br />
rand abgebildet. Bei solchen schiefen<br />
Bündeln aber wirkt sich die sphäri<br />
sche Aberration asymmetrisch und<br />
dadurch noch viel stärker aus. Achs<br />
ferne Gegenstandspunkte werden<br />
am Bildrand als oval verzerrte, kome<br />
tenähnliche Gebilde dargestellt.<br />
Wie die Abbildung 410 zeigt, werden<br />
je nach Lage der Strahlenbegren<br />
zung (Blendenlage) für dasselbe<br />
Strahlenpaar auf der einen Linsensei<br />
te weiter aussen liegende Abschnitte<br />
benützt, was eine asymmetrische ver<br />
zerrte Kaustik entstehen lässt, die<br />
sich im Bildpunkt als kometenartig<br />
verlaufende Begrenzung bemerkbar<br />
macht.<br />
Selbst wenn die sphärische Aberra<br />
tion für achsparallele Bündel beho<br />
ben ist, kann bei grossen Linsenöff<br />
nungen noch Koma auftreten.<br />
Koma hängt stark mit der Blendenla<br />
ge zusammen. Werden bei bestimm<br />
ter Lage gerade die Strahlen durch<br />
gelassen, die eine relativ symmetri<br />
sche Strahlenvereinigung ergeben,<br />
so verschwindet die Koma. Eine Kor<br />
rektur erfolgt denn auch durch sym<br />
metrisch angeordnete Linsengrup<br />
pen mit einer zentralen Mittelblende.<br />
Komaerscheinungen sind auch bei<br />
modernen hochlichtstarken Objekti<br />
ven noch gelegentlich zu beobach<br />
ten, wenn mit ganz geöffneter Blende<br />
und hohen Kontrasten gearbeitet<br />
wird.<br />
Ob Ihr Objektiv unter diesen Umstän<br />
den noch Koma aufweist, können Sie<br />
durch folgende Methode leicht fest<br />
stellen: Photographieren Sie bei<br />
Nacht auf Stativ mit ganz geöffneter<br />
Blende Leuchtreklamen und Strassenlampen.<br />
Stellen Sie dabei den<br />
Bildausschnitt so ein, dass kleine<br />
Lichterscheinungen an den Bildrand<br />
zu liegen kommen. Sind auf dem Bild<br />
diese Lichtquellen nicht als runde,<br />
kleine Punkte, sondern als Kometen<br />
dargestellt, so liegt Koma vor. Sie kön<br />
nen bei dieser Gelegenheit gerade<br />
noch feststellen, bei welcher Abblen<br />
dung der Fehler bei Ihrem Testobjek<br />
tiv verschwindet.
LEKTION<br />
PHÖD<br />
59 KOLLEGIUM<br />
Abbildung 410<br />
Koma (Asymmetriefehler)<br />
17.4. Astigmatismus<br />
(Punktlosigkeit)<br />
Fällt von einem Gegenstandspunkt<br />
ausserhalb der optischen Achse ein<br />
Strahlenbündel auf eine Linsenfläche,<br />
so erfolgt in der senkrechten Ebene<br />
eine andere Brechung als in der<br />
waagrechten.<br />
Der Grund dieses Fehlers ist einfach<br />
zu begreifen: Ein auf der Linsenachse<br />
liegender Punkt erzeugt ein dreidi<br />
mensionales divergentes Bündel, das<br />
auf der Linse einen kreisförmigen<br />
Ausschnitt bildet. Nicht so das Bündel<br />
eines achsfernen Punktes. Dieses er<br />
zeugt - wie es die Abbildung 411 dar<br />
stellt - auf der Linse einen ellipti-<br />
Abb. 411 Elliptischer Schnitt schiefer Bündel<br />
Einstellebene<br />
sehen Schnitt. Es ist nun leicht einzu<br />
sehen, dass die Strahlen der senk<br />
rechten, längeren Schnittebene einer<br />
stärkeren sphärischen Aberration<br />
unterworfen sind als diejenigen der<br />
waagrechten, kürzeren.<br />
Selbst wenn in einem optischen Sy<br />
stem die sphärische Aberration korri<br />
giert ist, tritt für schiefe Bündel immer<br />
noch Astigmatismus auf. Um die Aus<br />
wirkungen zu verstehen, betrachten<br />
wir ein solches schiefes Bündel (Ab<br />
bildung 412) und schalten in Gedan<br />
ken alle Strahlen aus, ausgenommen<br />
diejenigen, die in senkrechter und<br />
waagrechter Ebene liegen.<br />
Die senkrechten, mehdionalen Strah<br />
len werden stärker gebrochen und<br />
erzeugen das Bild (P'm) näher bei der<br />
Linse als die waagrechten, sagittalen<br />
Strahlen (P's).<br />
Anstelle einer punktförmigen Abbil<br />
dung des Gegenstandspunktes<br />
entstehen in der Bildebene zwei,<br />
zueinander senkrecht stehende Li<br />
nien in zwei unterschiedlichen Ebe<br />
nen.<br />
Da in Tat und Wahrheit für den Bild<br />
aufbau natürlich das gesamte Bündel<br />
verwendet wird, und nicht nur unsere<br />
gedanklich ausgewählten meridionalen<br />
und sagittalen Schnitte, entstehen<br />
in der Praxis entsprechende Unschärfengebilde.<br />
Bei einer einfachen Linse, die mit<br />
Astigmatismus behaftet ist, wirkt sich<br />
der Fehler bei der Scharfeinstellung<br />
verheerend aus: Bei Scharfeinstel<br />
lung auf vertikal liegende Strukturen<br />
ist der Kameraauszug kürzer als bei<br />
Einstellung auf waagrecht liegende<br />
Linien.<br />
Astigmatismus kommt übrigens auch<br />
beim menschlichen Auge vor. Meist<br />
durch Hornhautverkrümmung kön<br />
nen Sehschwächen entstehen, bei<br />
denen der Patient vertikale und hori<br />
zontale Strukturen nicht gleichzeitig<br />
scharf sehen kann.<br />
17.4.1. Korrektur<br />
Astigmatismus kann - infolge zuneh<br />
mender Schärfentiefe - durch<br />
Abblenden zwar gemildert, jedoch<br />
nicht beseitigt werden.<br />
Soll der Fehler gleichzeitig mit sphä<br />
rischer und chromatischer Aberration<br />
beseitigt werden, so muss man wie<br />
derum eine Kombination aus Sammelund<br />
Zerstreuungslinsen einsetzen.<br />
Die Zerstreuungslinse muss dabei ei<br />
nen kleineren Brechungsindex auf<br />
weisen als die Sammellinse, das Glas<br />
mit dem kleineren Brechungsindex<br />
gleichzeitig aber grössere Disper<br />
sion besitzen.<br />
Die Herstellung derartiger Gläser ge<br />
lang erstmals im Jahre 1886 der Glas<br />
hütte Schott in Jena. Erst von diesem<br />
Zeitpunkt an wurde es möglich, Ob<br />
jektive herzustellen, die frei von<br />
Astigmatismus sind. Solche Objekti<br />
ve bezeichnet man als Anastigmate.<br />
53
PHOD<br />
KOLLEGIUM 59<br />
LEKTION<br />
.bbildung 412 Astigmatismus<br />
Abbildung 414<br />
Meridionale<br />
und sagittale Bildschale<br />
Abbildung 415<br />
Bildfeld<br />
Petzvalschale und geebnetes<br />
Sagittalschnitt<br />
Petzvalschale<br />
Geebnetes Bildfeld<br />
17.5. Bildfeldwölbung<br />
Verfolgt man die Abbildung sämtli<br />
cher Punkte eines plan liegenden G e-<br />
genstandes, so stellt man fest, dass<br />
die achsfernen Punkte näher bei der<br />
Hauptebene abgebildet werden als<br />
die achsnahen. Das entstehende Bild<br />
ist nicht plan, sondern schalenförmig.<br />
Da sich der Astigmatismus in der Nä<br />
he der optischen Achse kaum, nach<br />
den Bildrändern hin aber sehr stark<br />
auswirkt, entstehen sogar zwei Bild<br />
schalen:<br />
Abbildung 413<br />
Astigmatismus<br />
Eine meridionale Bildschale als Sum<br />
me aller Bildpunkte, die sich aus dem<br />
Meridionalschnitt ergeben, und eine<br />
sagittale Bildschale als Summe aller<br />
Bildpunkte aus dem Sagittalschnitt.<br />
Beide Bildschalen berühren sich auf<br />
der optischen Achse.<br />
Durch die Korrektur des Astigmatis<br />
mus fallen beide Bildschalen zu einer<br />
gemeinsamen, der Petzvalschale, zu<br />
sammen.<br />
Da wir plane Filme benützen, genügt<br />
es nicht, die beiden astigmatischen<br />
Bildschalen zu vereinigen. Vielmehr<br />
müssen sie zu einem Bildfeld, einer<br />
Bildebene geebnet werden.<br />
Bei einem modernen Anastigmat ist<br />
der Astigmatismus und die Bildfeld<br />
wölbung für ein grösseres Feld besei<br />
tigt. Bei Einzellinsen oder einfachen<br />
Objektiven ist eine Ebnung des Bild<br />
feldes nicht möglich. Die Korrektur<br />
gelingt auch bei modernen Objekti<br />
ven nicht über den gesamten Bild<br />
kreis vollkommen, was sich zum Bei<br />
spiel in der Fachphotographie bei<br />
sehr starken Verschiebungen an den<br />
Fachkameras noch auswirken kann.<br />
Stellt man an einem Objektiv, das zur<br />
Reproduktion planer Vorlagen einge<br />
setzt wird, noch einen Rest von Bild<br />
wölbung fest, so empfiehlt es sich, die<br />
Scharfeinstellung zwischen Bildzen<br />
trum und Bildrand vorzunehmen, um<br />
mit Sicherheit bei Arbeitsblende eine<br />
absolute Bildschärfe zu erzielen.<br />
Unter bestimmten Voraussetzungen<br />
kann ein ungeebnetes Objektiv sogar<br />
noch Vorteile bringen. Bei Grossfor<br />
mat-Fachkameras zum Beispiel wäre<br />
ein ungeebnetes Objektiv bei star<br />
ken Verschwenkungen der Objektiv<br />
ebene gar ein Vorteil.<br />
54
LEKTION<br />
PHOD<br />
60 KOLLEGIUM<br />
17.6. Verzeichnung<br />
(Distorsion)<br />
Von Verzeichnung spricht man, wenn<br />
ein Gegenstand nicht über das ge<br />
samte Bildfeld geometrisch gleich,<br />
sondern an den Bildrändern ver<br />
zogen wiedergegeben wird.<br />
Ein einfaches optisches System weist<br />
nicht über das gesamte Bildfeld den<br />
selben Abbildungsmassstab auf. Die<br />
dadurch entstehende Verzeichnung<br />
ist durch die sphärische Aberration<br />
zusammen mit der Anordnung der<br />
Blende bedingt.<br />
Die Blende spielt in der photographi<br />
schen Abbildung eine grosse Rolle,<br />
sind doch die einzelnen, das Bild auf<br />
bauenden Punkte nichts anderes als<br />
kleine Bilder der Blende.<br />
Selbst wenn die sphärische Aberra<br />
tion behoben ist - was vollständig nur<br />
für bestimmte, meist grosse Auf<br />
nahmedistanzen möglich ist -, so ist<br />
der Fehler für sehr nahe Objekte, wie<br />
die Blende, noch vorhanden. Die<br />
Blende wird durch innere und äussere<br />
Linsenzonen aber in recht ver<br />
schiedenen Entfernungen abge<br />
bildet.<br />
Abbildung 416 Blende vor dem<br />
Linsensystem<br />
17.6.1 • Tonnenförmige<br />
Verzeichnung<br />
Steht die Blende vor dem Objektiv,<br />
entsteht tonnenförmige Verzeich<br />
nung. Bei dieser Blendenstellung ge<br />
langen von den Randpartien des<br />
Gegenstandes vorwiegend die steil<br />
einfallenden Strahlen zur Abbildung,<br />
deren Brennweite kürzer ist als die<br />
jenige der flacher einfallenden Strah<br />
len der Gegenstandsmitte (sphä<br />
rische Aberration!). Die Gegen<br />
standsrandpartie wird aus diesem<br />
Grunde kleiner abgebildet als die<br />
Gegenstandsmitte, was zu einer mehr<br />
oder weniger starken tonnenförmigen<br />
Verzeichnung führt.<br />
17.6.2. Kissenförmige<br />
Verzeichnung<br />
Steht die Blende hinter dem Objektiv,<br />
entsteht kissenförmige Verzeich<br />
nung, das heisst, die Gegenstands<br />
randpartie wird grösser abgebildet<br />
als die Mitte.<br />
Hier werden von den Randpartien<br />
des Gegenstandes vorwiegend die<br />
flach einfallenden Strahlen ver<br />
wendet, deren Brennweite länger ist<br />
Abbildung 418 Blende hinter dem<br />
Linsensystem<br />
als diejenige der vergleichsweise<br />
steil einfallenden Strahlen der<br />
G egenstandsmitte.<br />
17.6.3. Korrektur<br />
Die Korrektur der Verzeichnung<br />
erfolgt naheliegenderweise durch<br />
symmetrischen Aufbau zweier Lin<br />
sensysteme zu einer Mittelblende.<br />
Die Blende wirkt dabei für das eine<br />
System als Hinterblende (was eine<br />
kissenförmige Verzeichnung zur<br />
Folge hätte), für das andere aber als<br />
Vorderblende (mit der entsprechen<br />
den tonnenförmigen Verzeichnung)<br />
Beide Verzeichnungseffekte heben<br />
sich dadurch gegenseitig auf. Bei<br />
unsymmetrischen Objektiven wird<br />
die Verzeichnung zusammen mit der<br />
sphärischen Aberration auf einen be<br />
stimmten<br />
Abbüdungsmassstab<br />
(meist für Einstellung auf Unendlich)<br />
genügend korrigiert. Lichtstarke Auf<br />
nahmeobjektive weisen aber bei Auf<br />
nahmen im Nahbereich auch heute<br />
noch merkliche Verzeichnung auf,<br />
ebensosehr asymmetrisch gebaute<br />
Systeme wie Teleobjektive, Fisheye-<br />
Objektive und ähnliche.<br />
Verzeichnung kann durch Abblen<br />
den weder behoben noch gemildert<br />
werden.<br />
Reproduktionsobjektive und Vergrösserungsobjektive<br />
müssen -<br />
ihrem Zweck entsprechend - auf Ver<br />
zeichnung hervorragend korrigiert<br />
sein.<br />
Abbildung 417 Tonnenförmige Verzeichnung<br />
Abbildung 419<br />
Kissenförmige Verzeichnung<br />
17.7. Vignettierung<br />
(Randhelliglceitsabfall)<br />
Die Lichtstärke eines Objektivs ist<br />
als rein geometrisches Öffnungsver<br />
hältnis angegeben. Wieviel Licht<br />
aber tatsächlich auf den Film fällt, ist<br />
unter anderem auch davon abhängig,<br />
in welchem Winkel ein Lichtbündel<br />
auf das Objektiv fällt.<br />
17.7.1. Natürliche<br />
Vignettierung<br />
Das geometrische Öffnungsverhält<br />
nis hat nur Gültigkeit für die Bildmitte.<br />
Am Objektrand liegende Gegen<br />
standspunkte senden ein Licht-<br />
55
PHOD<br />
KOLLEGIUM 60 LEKTION<br />
Abbildung 420<br />
Natürliche Vignettierung<br />
Beispiel 2<br />
Objektiv 65 mm an 4 X 5"-Kamera<br />
Formatwinkel 100°<br />
Beleuchtungsstärke in der Bildmitte:<br />
100 Ix<br />
Beleuchtungsstärke am Bildrand?<br />
Helligkeitsabfall in Blendenwerten?<br />
Eö = 100 (cos 50°)4 = 17 Ix<br />
Helligkeitsabfall zürn Bildrand ~ 21/2<br />
Blendenwerte.<br />
Abbildung 422<br />
Künstliche Vignettierung<br />
d, = Durchmesser des<br />
Achsenparallelbündels<br />
d2 = Durchmesser eines<br />
schiefen Bündels<br />
bündel aus, das den Glaskomplex<br />
des Objektivs schräg passiert. Aus<br />
rein geometrischen Gründen ist der<br />
Durchmesser eines solchen schiefen<br />
Bündels geringer und vom einfallen<br />
den Winkel abhängig. Dadurch kann<br />
ein Gegenstandspunkt am Bildrand<br />
merklich weniger Licht durch den<br />
Komplex senden als ein gleich heller<br />
Punkt in der Bildmitte.<br />
17.7.1.1. Berechnung des<br />
Helligkeitsabfalls<br />
Dieser Randhelligkeitsabfall lässt<br />
sich als Funktion des Einfallswinkels<br />
und aus dem ausgenutzten Format<br />
winkel des Objektivs berechnen<br />
nach dem sogenannten Cosinushoch-vier-Gesetz:<br />
Eö = Eo • (cos
LEKTION<br />
PHOD<br />
60KOUEGIUM<br />
Abbildung 423<br />
Abbildung 424<br />
Abbildung 425<br />
Achsenparallelbündel<br />
bei offener Blende<br />
Schiefes Bündel<br />
bei offener Blende<br />
Schiefes Bündel<br />
bei geschlossener Blende<br />
Daraus folgt, dass bei offener Blende<br />
am Bildrand ein zusätzlicher Hellig<br />
keitsabfall (zusätzlich zur natürlichen<br />
Vignettierung) festzustellen ist, der<br />
mit zunehmender Abblendung aber<br />
geringer wird und früher oder später<br />
auf Null absinkt.<br />
Es liegt in der Kunst des Objektiv<br />
bauers, die künstliche Vignettierung<br />
schon möglichst nach geringfügiger<br />
Abblendung zu beheben. Baut man<br />
die Vorder- und die Hinterlinse grösser<br />
als für den Durchtritt des Achs<br />
parallelbündels notwendig wäre,<br />
werden die zu den Bildecken hin<br />
zielenden Strahlen bedeutend weni<br />
ger<br />
beschnitten.<br />
17.8. Darstellung des<br />
Korrekturzustandes<br />
Es gelingt dem Objektivbauer nicht,<br />
Objektive zu errechnen, die unter<br />
allen Umständen und für jeden Ver<br />
wendungszweck gleich optimale Lei<br />
stungen erbringen. Er muss in jedem<br />
Fall Kompromisse eingehen und den<br />
Korrekturzustand seiner Erzeugnisse<br />
ganz bestimmten Anwendungsfällen<br />
anpassen.<br />
In Abhandlungen und in guten Katalo<br />
gen der Objektivhersteller wird des<br />
halb der Korrekturzustand eines<br />
Objektivs graphisch dargestellt. Drei<br />
dieser unterschiedlichen Dar<br />
stellungsarten wollen wir uns ge<br />
nauer ansehen.<br />
Abbildung 426<br />
nm X<br />
800-,<br />
700-<br />
600-<br />
500-<br />
-F'<br />
X<br />
\<br />
• c \<br />
- e \<br />
A<br />
Abbildung 427<br />
Abbildung 428<br />
Chromatische Aberration<br />
\<br />
nm X<br />
800-<br />
700-<br />
600-<br />
500-<br />
Sphärische Aberration<br />
Astigmatismus<br />
r30° mer.<br />
B<br />
h /<br />
l<br />
j30osag<br />
420°<br />
Jio°<br />
1<br />
Die künstliche Vignettierung ist bei<br />
grösster Blendenöffnung am stärk<br />
sten. Mit zunehmender Abblendung<br />
wird sie geringer, bis sie schliesslich<br />
überhaupt nicht mehr zur Geltung<br />
kommt.<br />
17.8.1. Von Rohrsche<br />
Darstellung<br />
Vorwiegend in älteren Publikationen<br />
findet man den Korrekturzustand<br />
nach von Rohr dargestellt. Es handelt<br />
sich dabei um eine Kurvendarstel<br />
lung, die jeweils angibt, um welchen<br />
Wert das Objektiv von der theoreti<br />
schen Idealleistung abweicht. Norma<br />
lerweise sind die Darstellungen<br />
direkt auf ganz bestimmte optische<br />
Abbildungsfehler bezogen.<br />
Die Abbildung 426 zeigt eine von<br />
Rohrsche Darstellung für die chroma<br />
tische Aberration. Kurve A bezieht<br />
sich auf eine unkorrigierte Einzellinse<br />
und Kurve B auf einen Apochromaten.<br />
In der Darstellung wird die Abwei<br />
chung in Prozent der Brennweite für<br />
jede Wellenlänge des Aufnahmelich<br />
tes dargestellt.<br />
In der Abbildung 427 wird die Stärke<br />
der sphärischen Aberration gezeigt.<br />
A für eine unkorrigierte Einzellinse, B<br />
für ein übliches Aufnahmeobjektiv.<br />
Die Darstellung gilt für einen ganz be<br />
stimmten Abbildungsmassstab. Die<br />
Ordinate entspricht dabei der zuneh<br />
menden Bildhöhe (vom Bildzentrum<br />
aus gerechnet), und die Abszisse<br />
zeigt die Abweichung in Prozent der<br />
Brennweite.<br />
Ist in einer solchen Darstellung noch<br />
eine zweite gestrichelte Linie vorhan<br />
den, stellt diese die sogenannte<br />
Sinusbedingung dar. Die Abbesche<br />
Sinusbedingung verlangt für alle Bild<br />
höhen denselben Abbildungsmass<br />
stab. Bei einem gut korrigierten<br />
Objektiv sollte deshalb die Kurve der<br />
57
I<br />
PHOD<br />
KOLLEGIUM 60 LEKTION<br />
Abbildung 429<br />
uu<br />
flO<br />
60<br />
40<br />
20<br />
n<br />
/<br />
/<br />
Abbildung 430<br />
g> 0,4<br />
! |<br />
\<br />
\<br />
\<br />
Abbildung 431<br />
0,8r<br />
—S<br />
Abbildung 432<br />
-° 100<br />
i<br />
so<br />
Transmission<br />
=====<br />
Wellenlänge in nm<br />
Farblängsfehler<br />
.—1<br />
500 600<br />
Wellenlänge in nm<br />
Verzeichnung<br />
— —<br />
1 : oc<br />
1 : 6<br />
■i<br />
y<br />
5 10 15 20 25 30 35<br />
— — ■<br />
—-<br />
Halber Bildwinkel in Grad<br />
Vignettierung<br />
1—.<br />
\<br />
s<br />
s<br />
,6<br />
k = 2 2<br />
S<br />
s<br />
\<br />
0 5 10 15 20 25 30 35<br />
Kurve A zeigt eine unkorrigierte Ein<br />
zellinse und Kurve B ein Objektiv, bei<br />
dem sowohl Astigmatismus als auch<br />
Bildfeldwölbung leidlich gut korri<br />
giert sind.<br />
In der Darstellung bildet der Ordinatenwert<br />
den Einfallswinkel des unter<br />
suchten Lichtstrahls, und die Ab<br />
szisse gibt die Abweichung in Pro<br />
zent der Brennweite an. Eine Kurve<br />
gilt für die meridionalen, die andere<br />
für die sagittalen Strahlen.<br />
17-8.2. Funktionale<br />
Darstellung<br />
Eine etwas modernere Darstellung<br />
einzelner Objektivdaten stellt die<br />
hier gezeigte dar. Es handelt sich<br />
ebenfalls um die grafische Darstel<br />
lung einer Funktion, diesmal aber<br />
innerhalb eines einzelnen Quadran<br />
ten aufgezeichnet.<br />
Die Transmissionsdarstellung (Abbil<br />
dung 429) zeigt die generelle Licht<br />
durchlässigkeit des gesamten Glas<br />
komplexes für die einzelnen Wellen<br />
längen.<br />
Die chromatische Längsaberration<br />
(Abbildung 430) zeigt den Auszugs<br />
unterschied in Millimetern für die ein<br />
zelnen Wellenlängen bei Scharfein<br />
stellung auf Unendlich.<br />
Die Stärke der Verzeichnung (Abbil<br />
dung 431) wird für zwei verschiedene<br />
Abbildungsmassstäbe<br />
angegeben.<br />
Die Kurve stellt die Funktion<br />
zwischen Bildhöhe (angegeben als<br />
halber Bildwinkel) und dem Bildgrössenunterschied<br />
in Prozent dar.<br />
Die Vignettierung schliesslich (Abbil<br />
dung 432) ist für zwei Blendenwerte<br />
angegeben und beinhaltet dadurch<br />
auch die Stärke der künstlichen<br />
Vignettierung. Die Funktion zieht<br />
Vergleiche zwischen Bildhöhe (als<br />
halber Bildwinkel angegeben) und<br />
der generellen Helligkeitsverteilung<br />
in Prozent.<br />
deren Aufgabe es ist, ein Musikstück<br />
möglichst verlustarm zu verstärken<br />
und zum Ohr des Hörers zu über<br />
tragen.<br />
Ein Objektiv schafft bekanntlich<br />
diese Übertragung nicht hundertpro<br />
zentig, da es mit einer Reihe von<br />
Abbildungsfehlern behaftet ist. Bei<br />
modernen Objektiven ist es kaum<br />
mehr möglich und auch nicht beson<br />
ders sinnvoll, einzelne optische Feh<br />
ler in der Übertragung festzustellen<br />
oder ein bestimmtes Abbildungs<br />
phänomen einem bestimmten opti<br />
schen Fehler zuzuordnen.<br />
Weil der Begriff «Schärfe» für die<br />
meisten Anwender absolute Priorität<br />
aufweist, hat man während langer<br />
Jahre vom sogenannten Auflösungs<br />
vermögen gesprochen. Der Wert<br />
sagt aus, wie viele schwarze Linien<br />
pro Millimeter eines Originals noch<br />
abgebildet werden. Testvorlagen zur<br />
Ermittlung dieses Auflösungsver<br />
mögens in Linienpaaren pro Milli<br />
meter sind unter anderen Siemens<br />
stern, Schuhmannsches Sechseck,<br />
Balkenmiren usw.<br />
Solche Tests entsprechen aber nicht<br />
der Praxis bildnerischer Photographie,<br />
wo kaum derart hohe Kontraste<br />
photographiert werden. Die meisten<br />
Betrachter beurteilen das Bildresultat<br />
Abbildung 433<br />
Siemensstern<br />
m~ Halber Bildwinkel in Grad<br />
Sinusbedingung möglichst gleich<br />
verlaufen wie die Korrekturkurve,<br />
und beide sollten nah an der Nullinie<br />
liegen.<br />
Die Darstellung in der Abbildung 428<br />
schliesslich gibt Aufschluss über<br />
Astigmatismus und Bildfeldwölbung.<br />
58<br />
17.8.3. Auflösungsvermögen<br />
Die Aufgabe eines Objektivs liegt in<br />
der möglichst optimalen Übertra<br />
gung der Grauwertunterschiede<br />
eines Originals in diejenigen eines<br />
Bildes. Es ist in dieser Beziehung mit<br />
einer Hi-Fi-Anlage vergleichbar,<br />
eines Objektivs, das zwar viele<br />
schwarze Linien abbilden kann,<br />
diese aber kontrastarm wiedergibt,<br />
schlechter als die Resultate eines<br />
Objektivs, das zwar weniger Linien<br />
paare auflöst, diese aber ohne Kon<br />
trastverlust wiedergibt.
LEKTION<br />
PHOD<br />
61 KOLLEGIUM<br />
17.8.4. Die Modulations-<br />
Ubertragungs-<br />
Funktion MTF<br />
Als heute allgemein gültiges Schärfemass<br />
für ein Objektiv verkoppelt man<br />
die beiden Werte Linienpaare pro<br />
Millimeter und Kontrastübertragung<br />
miteinander.<br />
Als Testobjekte verwendet man da<br />
bei fein und präzis geätzte Strichgit<br />
ter. Pro Millimeter sind darauf eine<br />
Anzahl schwarzer Balken neben<br />
gleich breiten, völlig durchsichtigen<br />
Stellen angeordnet. Das Testobjekt<br />
wird von hinten mit diffusem Licht be<br />
strahlt, so dass an den dunklen Stellen<br />
kein Licht, an den durchsichtigen da<br />
gegen alles Licht durchtreten kann.<br />
Im Abbildungsbereich misst man<br />
dann die Helligkeitsunterschiede mit<br />
Hilfe eines Mikrodensitometers und<br />
stellt die Helligkeitsunterschiede der<br />
Abbildung in Form einer Kurve dar.<br />
Im ersten Moment erwartet man die<br />
Entstehung einer reinen Rechteck<br />
kurve. In Tat und Wahrheit entsteht<br />
aber eine Sinuskurve, das heisst, in<br />
den durchsichtigen Strichgitterstel<br />
len steigt die Lichtintensität konti<br />
nuierlich auf ein Maximum an und fällt<br />
gegen den dunklen Streifen hin ab,<br />
bis sie in der Mitte des Streifens ein<br />
Minimum erreicht. Begründet ist die<br />
se sinusförmige Helligkeitsvertei<br />
lung, die auch unmittelbar hinter dem<br />
Gitter gemessen werden kann, durch<br />
die Beugung, die infolge der Wellen<br />
natur des Lichtes an einer Kante ent<br />
steht.<br />
Die Abbildung 434 zeigt stark vergrössert<br />
die sinusförmige Helligkeits<br />
verteilung unmittelbar hinter einem<br />
Strichgitter, das pro Millimeter 5<br />
Linienpaare enthält. Die Anzahl<br />
Linienpaare pro Millimeter bezeich<br />
net man als Ortsfrequenz R.<br />
Die generelle Abbildungsqualität ei<br />
nes optisch abbildenden Mediums<br />
lässt sich jetzt wie folgt ermitteln: Man<br />
misst die Helligkeitsverteilung ein<br />
mal unmittelbar hinter dem Testgitter,<br />
ein zweites Mal im Abbildungs<br />
bereich des zu testenden Objektivs.<br />
Beide Male entsteht eine entspre<br />
chende Sinuskurve der Helligkeits-<br />
Abbildung 434<br />
Sinusförmige Helligkeitsverteilung<br />
MINI<br />
Abbildung 435<br />
Objektiv kurve<br />
Bildkurve<br />
Modulations-Übertragung<br />
100%<br />
Verteilung. Ist die Abbildungsleistung<br />
hervorragend, so gleichen sich die<br />
beiden Kurven sehr, das heisst, ihre<br />
Amplituden sind gleich gross. Den<br />
Vergleich der Amplitudenhöhe bei<br />
tudenhöhe y' der Bildkurve durch die<br />
Amplitudenhöhe y der Objektkurve.<br />
Die Abbildung 435 zeigt schematisch<br />
R = Ortsfrequenz 5 Linienpaare pro mm<br />
1 mm<br />
Abbildung 436<br />
Objektivkurve<br />
Bildkurve<br />
A<br />
Modulations-Übertragung<br />
50%<br />
A<br />
beide Kurven bei der sehr geringen<br />
Ortsfrequenz von 5 Linienpaaren pro<br />
der Kurven bezeichnet man als Modulations-Übertragungs-Faktor.<br />
Er<br />
entsteht durch die Division der Ampli<br />
Millimeter. Im angenommenen Fall<br />
sind beide Amplituden gleich gross,<br />
der Modulations-Übertragungs-Faktor<br />
y':y beträgt 1 oder 100%.<br />
Je kleiner die Ortsfrequenz, um so hö<br />
her ist die Chance, dass beide Sinus<br />
kurven ähnliche Amplituden aufwei<br />
sen.<br />
Je mehr Linienpaare pro Millimeter<br />
59
PHÖD<br />
KOLLEGIUM 61<br />
LEKTION<br />
Abbildung 437<br />
Modulations-Übertragungs-Funktion<br />
Abbildung 438 Tangentiale und sagittale<br />
Gitteranordnung<br />
Abbildung 439 MTF-Kurve für ein Kleinbild<br />
objektiv<br />
ein Testobjekt aufweist, um so gerin<br />
ger wird die Amplitude der Bildkurve.<br />
Im Beispiel der Abbildung 436 (bei<br />
angenommenen 50 Linienpaaren pro<br />
Millimeter) ist die Amplitudenhöhe<br />
y' der Bildkurve nur noch halb so<br />
gross wie diejenige der Objektkurve.<br />
Der Modulations-Übertragungs-Faktor<br />
beträgt nur noch 0,5 oder 50%.<br />
Eine Funktionskurve, gezeichnet in<br />
ein Achsenkreuz als Modulations-<br />
Übertragungs-Faktor und Ortsfre<br />
quenz, bezeichnet man als Modulations-Übertragungs-Funktion.<br />
Sie gibt<br />
für ein Objektiv die Modulations-<br />
Übertragung für eine ganze Reihe<br />
von Ortsfrequenzen an.<br />
In der Regel wiederholt man die Mes<br />
sung für verschiedene Anordnungen<br />
des Testobjekts. Ist das Testobjekt so<br />
angebracht, dass sich die Balken<br />
parallel zum Objektivachsradius be<br />
finden, so spricht man von sagittaler<br />
Anordnung. Liegen die Balken senk<br />
recht zum Radius, bezeichnet man<br />
die Anordnung als tangential<br />
Natürlich ist die Übertragungslei<br />
stung eines Objektivs nicht über das<br />
gesamte Bildfeld gleich gut. Norma<br />
lerweise nimmt die Leistung zum Bild<br />
rand hin beträchtlich ab. Aus prakti<br />
schen Gründen sieht daher die funk<br />
tionale Darstellung der Modulations-<br />
Übertragungs-Funktion in Veröffentli<br />
chungen meist etwas anders aus als<br />
in Abbildung 437 dargestellt.<br />
Man wählt nur die Ortsfrequenzen aus,<br />
die auch praktisch etwas über die<br />
sichtbare Qualität aussagen. Norma<br />
lerweise sind dies die Ortsfrequenzen<br />
10,20 und 40 Linienpaare pro Millime<br />
ter. Höhere Ortsfrequenzen haben<br />
kaum einen Sinn, denn wir betrachten<br />
ein Büd ja mit unseren Augen, und<br />
diese besitzen bei normalem Be<br />
trachtungsabstand eine Auflösung<br />
von nur 5 Linienpaaren pro Millimeter.<br />
Eine Ortsfrequenz von 40 setzt daher<br />
schon eine achtfache lineare Vergrösserung<br />
voraus. Bei noch grösseren<br />
Vergrösserungen ist ja bekannt<br />
lich auch der notwendige Betrach<br />
tungsabstand grösser, wodurch sich<br />
das Auflösungsvermögen des Auges<br />
entsprechend verschlechtert.<br />
Bei Veröffentlichungen beschränkt<br />
man sich auf die Darstellung der er<br />
wähnten Kurvenpaare, je eine Kurve<br />
für die tangentiale und eine für die<br />
sagittale Objektanordnung. Die Ab<br />
szisse der Kurvendarstellung wird<br />
dadurch frei für die sogenannte Bild<br />
höhe, die angibt, in welchem Teil des<br />
Bildkreises die Messung durchge<br />
führt wurde. Einer Büdhöhe von 0 ent<br />
spricht die Bildmitte, einer solchen<br />
von 20 mm (bei Kleinbild) die Bild<br />
ecke. Bei Fachobjektiven gibt man<br />
die Bildhöhe als halben Bildwinkel in<br />
Grad an.<br />
Selbstyerständlch ist die Modula<br />
tions-Übertragung auch noch von der<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
10<br />
Blende 5,6/8<br />
"40 V^^<br />
10 15 20mm<br />
Abbildung 440 MTF-Kurve für ein Grossfor<br />
matobjektiv<br />
Blende k = 5,6<br />
.2<br />
10J<br />
20<br />
-<br />
—•<br />
— -<br />
s s s<br />
s<br />
\'<br />
s ^ \<br />
\<br />
0 5 10 15 20 25 30 35<br />
Blende k = 22<br />
* 60<br />
10<br />
?n<br />
40<br />
.<br />
—-<br />
* -^<br />
"-*<br />
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V<br />
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s<br />
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ig<br />
\<br />
\<br />
\\<br />
10 15 20 25 30 35<br />
—► Halber Bildwinkel in Grad<br />
60
LEKTION<br />
PHOD<br />
61 KOLLEGIUM<br />
Lichtstärke bzw. der Blendenöffnung<br />
abhängig. Aus diesem Grunde ist je<br />
weils auch eine Angabe der Blenden<br />
öffnung notwendig.<br />
Von einem Spitzenobjektiv muss man<br />
erwarten, dass es bei einer Orts<br />
frequenz von 40 Linienpaaren in der<br />
Bildmitte einen Kontrastübertra<br />
gungsfaktor von mindestens 0,5 =<br />
50% erreicht.<br />
18. Objektive<br />
Um den Bau moderner Objektive zu<br />
verstehen, sollte man ihre Entwick<br />
lung im Laufe der letzten 150 Jahre<br />
kennen. Innerhalb unseres Lehrgan<br />
ges nehmen wir dazu eine Zweitei<br />
lung vor. Der erste Teil handelt von<br />
Objektiven, die infolge ihres Astig<br />
matismus nur noch historischen Wert<br />
aufweisen. Grob gesagt sind das die<br />
Objektiventwicklungen bis knapp vor<br />
1900. Der zweite Teil handelt von den<br />
«modernen» Objektiven, bei denen<br />
Astigmatismus behoben oder zumin<br />
dest gemildert ist. Wir beschränken<br />
uns in beiden Fällen auf die Darstel<br />
lung grundlegender Typen, die die<br />
spätere Entwicklung massgeblich<br />
beeinflusst haben. Sie werden sehen,<br />
dass selbst hypermoderne Typen<br />
meist klar und eindeutig einem<br />
Grundtyp aus der frühen optischen<br />
Entwicklungsgeschichte zugeordnet<br />
werden können. Wie bisher üblich<br />
stellt in den Abbildungen der Raum<br />
links der Blende den sogenannten<br />
Gegenstandsraum und der Raum<br />
rechts der Blende den Bildraum dar.<br />
18.1. Astigmate<br />
Unter der historischen Gruppe der<br />
Astigmate versteht man Objektive,<br />
die noch gänzlich mit Astigmatismus<br />
behaftet sind und die aus diesem<br />
Grunde heute kaum mehr eingesetzt<br />
werden.<br />
18.1.1. Meniskus<br />
Der Meniskus ist eine einfache Sam<br />
mellinse, die mit sämtlichen opti<br />
schen Linsenfehlern behaftet ist.<br />
Die einzige Möglichkeit, mit einem<br />
Meniskus einigermassen brauchbare<br />
Abbildungen herzustellen, besteht in<br />
der entsprechend günstigen Wahl<br />
von Dicke und Krümmung der Linse.<br />
Abbildung 441<br />
Meniskus<br />
Die besten Resultate zeigt ein positi<br />
ver Meniskus (eine konkav-konvexe<br />
Linse), der mit seiner konkaven Flä<br />
che dem Gegenstandsraum zuge<br />
kehrt ist und der mit einer Vorder<br />
blende versehen ist.<br />
Einigermassen erkennbare Bildresul<br />
tate bringt der Meniskus etwa ab<br />
Blende 11 bei Vorverlegung der Bild<br />
ebene um rund 296 der Brennweite<br />
(Fokusdifferenz-Korrektur der chro<br />
matischen Aberration). In einfachen<br />
Vorkriegs-Box-Kameras war diese<br />
Objektivart noch zu finden.<br />
18.1.2. Achromatische<br />
Sammellinsen<br />
Eine erste Verbesserung der Bildlei<br />
stung wurde durch Minderung der<br />
chromatischen Aberration mit Hilfe<br />
einer achromatischen Linsenkombi<br />
nation möglich.<br />
Die Kombination einer Sammellinse<br />
aus Kronglas mit einer Zerstreuungs<br />
linse aus Flintglas lässt für blaues bis<br />
gelbes Licht einen gemeinsamen<br />
Brennpunkt entstehen.<br />
Mit Ausnahme der chromatischen<br />
Aberration wiesen diese sogenann<br />
ten Landschaftslinsen noch sämtliche<br />
Abbildungsfehler auf.<br />
Mit Lichtstärken von 1:14 bis 1:18 lies-<br />
Abbildung 442<br />
Altachromat<br />
sen sie sich aber vor allem in der<br />
Landschaftsphotographie mit gewis<br />
sem Erfolg verwenden. Der Astigma<br />
tismus konnte durch Anordnung mit<br />
Vorderblende und durch eine spe<br />
ziell gebogene Linsenform in erträgli<br />
chen Grenzen gehalten werden.<br />
Im Jahre 1857 konnte der erwähnte<br />
Altachromat verbessert werden, in<br />
dem man die Reihenfolge der Linsen<br />
vertauschte. Auf einen positiven Me<br />
niskus aus Kronglas folgte ein negati<br />
ver Meniskus aus Flintglas.<br />
Der so entstandene Neuachromat<br />
wies eine wesentliche Verbesserung<br />
der sphärischen Abweichung auf und<br />
konnte auch durch geringere Ver<br />
Abbildung 443<br />
Neuachromat<br />
Zeichnung brillieren. Die Lichtstärke<br />
betrug in der Regel etwa 1:12,5.<br />
Unter der Bezeichnung Frontar<br />
brachte die Firma Goerz den ersten<br />
Achromaten mit Hinterblende und ei<br />
ner Lichtstärke von 1:9 auf den Markt.<br />
Durch günstige Wahl der Radien und<br />
der Glasart Hessen sich die chromati<br />
sche Aberration fast gänzlich beseiti<br />
gen, sphärische Aberration, Ver<br />
zeichnung und Astigmatismus merk<br />
lich mindern.<br />
Objektive vom Typ des Frontars fin<br />
den sich heute noch inPrimitiv-Kameras.<br />
61
PHOD<br />
KOLLEGIUM 61<br />
LEKTION<br />
18.2. Asffigmate symmetri<br />
scher und halbsymme<br />
trischer Bauart<br />
Koma, Verzeichnung und Farbvergrösserungsdifferenz<br />
lassen sich<br />
durch symmetrischen Aufbau zweier<br />
gleichwertiger Linsen oder Linsen<br />
gruppen mit einer Mittelblende<br />
beeinflussen.<br />
18.2.1. Periskop<br />
Steinheil brachte im Jahre 1865 sein<br />
symmetrisches Periskop mit der<br />
Lichtstärke von 1:12 auf den Markt.<br />
Als symmetrisches Objektiv wies es<br />
für den Abbildungsmassstab 1:1 eine<br />
absolute Korrektur der Verzeichnung<br />
Abbildung 445<br />
Periskop<br />
und der Koma auf. Selbst für grössere<br />
Aufnahmedistanzen blieben diese<br />
beiden Fehler unbedeutend Astig<br />
matismus und Bildfeldwölbung waren<br />
verhältnismässig gering. Hingegen<br />
konnte weder die chromatische noch<br />
die sphärische Aberration verbessert<br />
werden.<br />
18.2.2. Aplanat<br />
Ersetzt man die Menisken des Peri<br />
skops durch Achromaten, entsteht<br />
ein System, dessen Vorderglied aus<br />
einem Achromaten mit Hinterblende,<br />
dessen Hinterglied hingegen aus ei-<br />
62<br />
Abbildung 446<br />
Aplanat<br />
nem Achromaten mit Vorderblende<br />
besteht.<br />
Solche Objektive, die aus zwei ge<br />
trennten achromatischen Linsen be<br />
stehen, deren Einzellinsen jeweils<br />
miteinander verkittet sind, bezeich<br />
net man als Äplanate.<br />
Neben chromatischer und sphäri<br />
scher Abberration sind bei Aplanaten<br />
auch Koma und Verzeichnung stark<br />
gemildert bis korrigiert. Lediglich<br />
Büdfeldwölbung und Astigmatismus<br />
bleiben bestehen.<br />
Der erste Aplanat mit der Lichtstärke<br />
1:8 und einem Bildwinkel von rund<br />
20° brachte Steinheil 1866 auf den<br />
Markt.<br />
Die Objektivhälften eines Aplanaten<br />
können auch einzeln Verwendung<br />
finden. Die Brennweite verdoppelt<br />
sich dann. Allerdings verringert sich<br />
die Lichtstärke entsprechend, und<br />
die Abbildungsqualität wird mangel<br />
haft.<br />
18.2.3. Antiplanet<br />
Durch den Einsatz unterschiedlicher<br />
Glassorten in Vorder- und Hinterglied<br />
versuchte man ab 1881 die Bildquali<br />
tät weiter zu verbessern. Ein soge<br />
nannter Porträt-Anüplanet von Stein<br />
heil erreichte dadurch immerhin die<br />
Lichtstärke 1:4.<br />
Beim später dazukommenden Gruppen-Äntiplaneten<br />
mit der Lichtstärke<br />
1:6 bestehen Vorder- und Hinterglied<br />
aus je einer Sammel- und Zer<br />
streuungslinse, das Hinterglied ist<br />
aber, verglichen mit dem Vorder<br />
glied, ungewöhnlich dick und der<br />
Gruppen-Antiplanet dadurch wieder<br />
asymmetrisch gebaut.<br />
18.2.4. Petxval-Objektiv<br />
Das wohl älteste recht brauchbare<br />
Photoobjektiv ist um das Jahr 1840<br />
vom Wiener Mathematiker Josef Petz -<br />
val errechnete und von Voigtländer<br />
gebaute Petzval-Objektiv.<br />
Es handelt sich um einen unsymme<br />
trisch gebauten Vierlinser mit der für<br />
die damalige Zeit phänomenalen<br />
Lichtstärke 1:3,4! Es ist zudem das<br />
erste Objektiv, zu dessen Konstruk<br />
tion mathematische Berechnungen<br />
durchgeführt wurden. Das verkittete<br />
Vorderglied besteht aus einem<br />
Abbildung 447<br />
Abbildung 448<br />
Gruppen-Antiplanet<br />
Petzval-Objektiv<br />
Achromaten, dem als Hinterglied<br />
nach langem Luftabstand ein unverkitteter<br />
Achromat folgt. Ursprünglich<br />
war die Reihenfolge der Glasarten<br />
(v. 1. n. r.): Kron/Flint/Flint/Kron. Zur<br />
Verbesserung der sphärischen Aber<br />
ration änderte später Petzval die Rei<br />
henfolge der Glasart beim Hinter<br />
glied.<br />
Der lange Bau des Objektivs bewirkt<br />
eine Art Streckung der astigmatischen<br />
Bildflächen, so dass für die Auf<br />
gaben der Porträtphotographie eine<br />
brauchbare Korrektur entstand. Der<br />
ausnutzbare Bildwinkel betrug aller<br />
dings nur 20°.<br />
Sphärisch ist das Objektiv sehr gut<br />
korrigiert. Durch praktische Beseiti<br />
gung der Koma ist die Schärfe und<br />
die Bildbrillanz in der Bildmitte aus<br />
gezeichnet und in den angrenzenden<br />
Zonen brauchbar.<br />
Bereits bei der zweiten Bauvariante<br />
waren die chromatische Aberration<br />
und die Verzeichnung genügend kor<br />
rigiert. Astigmatismus und Bildfeld<br />
wölbung sind jedoch nur gemildert,<br />
so dass die Schärfe am Bildrand als<br />
mangelhaft bezeichnet werden muss.<br />
Heute sind Petzval-Abwandlungen<br />
noch als hochlichtstarke Projektions<br />
objektive im Einsatz. In der Regel<br />
sind dabei die Linsen des Hinterglie<br />
des aber auch verkittet.
LEKTION<br />
PHOD<br />
62 KOLLEGIUM<br />
18.3. Einfache Anastigmate<br />
Bei den bisher besprochenen Objek<br />
tiven war die Korrektur des Astigma<br />
tismus und der Bildfeldwölbung man<br />
gelhaft.<br />
Lediglich bei nicht zu starker Ausnut<br />
zung des Bildwinkels konnten einigermassen<br />
befriedigende Resultate<br />
erzielt werden.<br />
Der zur Milderung der chromatischen<br />
Aberration notwendigen Verkittung<br />
zweier Linsen aus Krön- und Flintglas<br />
stand eine Verbesserung der anastigmatischen<br />
Leistung entgegen.<br />
Die Forderung, ohne Verschlechte<br />
rung der Achromagie auch eine Ver<br />
besserung der astigmatischen Fehler<br />
zu erzielen, verlangte nach einem be<br />
sonders hochbrechenden Glas für<br />
die Sammellinse.<br />
Den Jenaer Glaswerken Schott und<br />
Genossen gelang es im Jahre 1886,<br />
Gläser zu erschmelzen, die bis anhin<br />
unerreichte Brechzahlen und Abbesche<br />
Zahlen aufwiesen.<br />
Für den Bau von Achromaten bedeu<br />
tete das, dass man als Sammellinse<br />
eine aus den neuen Glasarten mit hö<br />
herem Brechungsindex, gleichzeitig<br />
aber verhältnismässig geringer Farb<br />
zerstreuung auswählte. Trotz guter<br />
chromatischer Korrektur wurden da<br />
durch auch gewaltige Verbesserun<br />
gen bezüglich Astigmatismus und<br />
Bildfeldwölbung möglich. Erst eine<br />
Zeit später erkannte man, dass zurBeseitigung<br />
des Astigmatismus und der<br />
Bildfeldwölbung auch noch andere<br />
Mittel zur Verfügung stehen.<br />
18.3.1. Protar<br />
Ab 1890 brachte Zeiss erste anastigmatische<br />
Objektive auf den Markt.<br />
Ein erster Typ war das von P.Rudolph<br />
gerechnete Protar.<br />
Das Objektiv war aus einem her<br />
kömmlichen und einem der neuarti<br />
gen Achromaten zusammengesetzt.<br />
Es handelte sich um leicht asymmetri<br />
sche Objektive mit einer Mittelblen<br />
de. Je nach Verwendungszweck exi<br />
stierten auch Typen mit 5 Linsen. Die<br />
lichtstärkeren Ausführungen 1:4,5 bis<br />
1:8 waren als Fünflinser, die licht-<br />
Äbbildung 449<br />
Protar<br />
schwächeren als Vierlinser aufge<br />
baut.<br />
18.4. Doppel-Anastigmate<br />
Sobald es gelang, das Objektiv nicht<br />
nur in seiner Gesamtheit, sondern<br />
auch in jedem seiner Einzelglieder<br />
anastigmatisch zu korrigieren, bür<br />
gerte sich der Name Doppel-Anastigmat<br />
ein. Es handelte sich in erster Li<br />
nie um völlig symmetrisch gebaute<br />
Objektive, die die Verwendung eines<br />
Einzelgliedes mit rund der doppelten<br />
Brennweite zuliessen.<br />
18.4.1 • Doppel-Anastigmate<br />
mit verkitteten<br />
Linsen<br />
Der Objektivbauer Goerz brachte um<br />
1900 einen ersten Doppel-Anastigmaten<br />
mit verkitteten Linsen unter<br />
dem Namen Dagor auf den Markt.<br />
Das vollständig symmetrisch gebaute<br />
Objektiv bestand aus zwei Hälften<br />
nach der Art der Rudolphschen Anastigmatlinse.<br />
Der jeweils innen lie<br />
gende positive Meniskus weist eine<br />
niedrige, der äussere eine höhere<br />
Brechzahl auf als die von ihnen einge<br />
schlossene Zerstreuungslinse.<br />
Das Dagor gab es mit Lichtstärken<br />
von 1:6,8 und mit einem Bildwinkel<br />
Abbildung 451<br />
Satzobjektiv Busch<br />
von 70°, der sich durch Abblenden<br />
bis auf 90 oder 100° steigern liess. Mit<br />
nur vier Glas/Luft-Flächen trat keine<br />
nennenswerte Teilreflexion auf, was<br />
dem Dagor zu einer guten Brillanz<br />
verhalf.<br />
Doppel-Anastigmate existierten auch<br />
als Satz-Objektive. Es handelte sich<br />
dabei um einen ganzen Satz einzel<br />
ner, meist dreilinsiger Objektivglie<br />
der mit unterschiedlichen Brennwei<br />
ten und einem Objektivkörper mit<br />
der Blende. Die Einzelglieder liessen<br />
sich nach freier Wahl in den Objektiv<br />
körper einschrauben, und so entstan<br />
den Gesamtobjektive mit sehr unter<br />
schiedlichen Brennweiten.<br />
Satzobjektive waren jahrzehntelang<br />
die meistverwendeten Typen der Be<br />
rufsphotographen.<br />
Ein Satzobjektiv bestand häufig aus<br />
4 Einzelgliedern, wodurch nach der<br />
Formel<br />
n<br />
= Anzahl Kombinationsmöglich<br />
keiten<br />
a = Anzahl Einzelglieder<br />
bereits 10 verschiedene Kombina<br />
tionsmöglichkeiten und dadurch 10<br />
verschiedene Brennweiten zur Ver<br />
fügung standen. Bei 6 Einzelgliedern<br />
erhöht sich die Kombinationsmög<br />
lichkeit auf 21.<br />
18.4.2. Doppel-Anasti<br />
mit freistehen<br />
mate<br />
en<br />
Linsen<br />
Ersetzt man bei einem Doppel-Anastigmaten<br />
jeweils eine Linse durch<br />
iuft mit dem Brechungsindex 1,<br />
entsteht ebenfalls ein Objektiv mit<br />
ähnlich guten Eigenschaften. Man<br />
63
PHÖD<br />
KOLLEGIUM 62 LEKTION<br />
.bbildung 452 Dialyt (Goerz Celor)<br />
durch positive und negative Menis<br />
ken, entsteht ein symmetrisches oder<br />
halbsymmetrisches Objektiv mit wei<br />
ter verbesserten Eigenschaften. We<br />
gen seiner Ähnlichkeit mit dem vom<br />
berühmten Mathematiker Gauss<br />
errechneten Fernrohr bezeichnet<br />
man diese Abart des Dialyten als<br />
Gauss-Typ.<br />
Mit Ausnahme der Koma liessen sich<br />
damit alle anderen Bildfehler auch<br />
bei sehr grossem Bildwinkel prak<br />
tisch beheben.<br />
Der Gauss-Typ ist eine der beiden<br />
Grundformen moderner Anastigmaten.<br />
In modifizierter Form findet er<br />
sich heute in zahlreichen Fachobjek<br />
tiven und in Objektiven mit hohen<br />
Lichtstärken.<br />
.bbildung 454 Cooke-Lens<br />
Abbildung 455 Tessar<br />
n<br />
kann sich diesen Objektivtypus auch<br />
als aus einem Aplanaten entstanden<br />
denken, bei dem man lediglich die<br />
Kittfläche aufgespalten und eine<br />
«Luftlinse» integriert hat.<br />
Objektive dieser Bauart weisen eine<br />
sehr gute Bildfeldebnung auf, sind<br />
weitgehend verzeichnungsfrei und<br />
chromatisch gut korrigiert. Dagegen<br />
leidet der Urtyp an beträchtlicher Ko<br />
ma, denn die Korrektur dieses Feh<br />
lers ist durch freistehende Linsen<br />
praktisch nicht möglich. Den Grund<br />
typ des Doppelobjektivs mit vier frei<br />
stehenden Linsen bezeichnet man als<br />
Dialyt.<br />
Erste Dialyten brachte die Firma<br />
Goerz im Jahre 1901 auf den Markt,<br />
das Celor mit der Lichtstärke 1:4,5<br />
und das Syntor mit der Lichtstärke<br />
1:6,3. Später kam noch das Dogmar<br />
mit Lichtstärken von 1:4,5 bis 1:6,3<br />
dazu.<br />
Der Konstrukteur des Dogmar wich<br />
von der Symmetrie ab und erreichte<br />
durch günstige Kompromisswahl ei<br />
ne bedeutende Qualitätsverbesse<br />
rung. Es war mit dem Dogmar sogar<br />
möglich, bei kleinen Öffnungen die<br />
verschieden langen Objektivhälften<br />
einzeln zu verwenden.<br />
Ersetzt man bei einem Dialyt-Typ die<br />
bikonvexen und bikonkaven Linsen<br />
18.5. Tnplete<br />
Eine zweite Grundform moderner<br />
anastigmatischer Objektive bilden<br />
die unsymmetrisch aufgebauten Triplete.<br />
Der Urtyp des Triplets, die Cooke-<br />
Lens, wurde 1894 von H. Dennis Tay<br />
lor, dem wissenschaftlichen Leiter<br />
der englischen Optikerwerkstätte<br />
T. Cooke & Sons, errechnet.<br />
Das einfach aufgebaute Objektiv ist<br />
für die wesentlichsten Abbildungs<br />
fehler, selbst für Koma, bis zu mittle<br />
ren Öffnungen recht gut korrigiert.<br />
Bereits kurze Zeit nach dem Erschei<br />
nen der Cooke-Lens entstanden<br />
erste Verbesserungen durch Auf<br />
spalten der Hintergliedlinse in zwei<br />
Kittglieder. Einer der berühmtesten<br />
Vertreter dieser vierlinsigen Triplete<br />
war und ist der Tessar-Typ von Zeiss.<br />
Mit Tripleten besteht die Möglichkeit,<br />
bei Kameras mit festem Auszug eine<br />
Frontlinsen-Einstellung vorzuneh<br />
men, das heisst, man kann die Schnitt<br />
länge bei jeder Aufnahmedistanz<br />
gleich belassen und die Scharfein<br />
stellung durch Abstandsänderung<br />
der Frontlinse verwirklichen.<br />
18.6. Weitwinkelobjektive<br />
Bei normalen Objektiven entsprich<br />
die Brennweite etwa der Bilddiago<br />
nale. Der Bildwinkel solcher Objekti<br />
ve liegt daher zwischen 40 und 60°.<br />
Wird die Brennweite kürzer, rückt bei<br />
Abbildung 456<br />
Hypergon<br />
Scharfeinstellung die Bildebene nä<br />
her an das Objektiv heran. Der zur<br />
Auszeichnung des Bildformates not<br />
wendige Bildwinkel muss daher grösser<br />
werden.<br />
Objektive mit gesteigertem Bildwin<br />
kel bezeichnet man als «Weitwinkel<br />
objektive».<br />
Verzichtet man auf grössere Licht<br />
stärken, so lassen sich die meisten<br />
der bisher besprochenen Objektiv-<br />
Grundtypen als Weitwinkelobjektive<br />
einsetzen.<br />
Werden aber Bildwinkel verlangt, die<br />
100° übersteigen, müssen andere<br />
Konstruktionen gefunden werden,<br />
die besonders gedrungen gebaut<br />
sind und deren Frontlinsen in der Re<br />
gel starke Krümmungen aufweisen.<br />
Ab 1900 baute Goerz und später Zeiss<br />
ein spezielles Weitwinkelobjektiv<br />
64
LEKTION<br />
PHOD<br />
62 KOLLEGIUM<br />
unter der Bezeichnung Hypergon.<br />
Der lediglich aus zwei Menisken aus<br />
schwerstem Barytkron bestehende<br />
Weitwinkeltyp besass einen ausnutz<br />
baren Bildwinkel von 140°.<br />
Das Bildfeld des Hypergon war in<br />
seiner ganzen Ausdehnung geebnet,<br />
aber noch mit sphärischer und chro<br />
matischer Aberration behaftet. Da<br />
man das Objektiv aber meist mit ei<br />
ner Abblendung von 1:32 einsetzte,<br />
erbrachte es brauchbare Resultate.<br />
Um den immensen natürlichen Licht<br />
abfall zu beheben, war das Hypergon<br />
mit einer rotierenden Sternblende<br />
ausgerüstet, die während eines Teils<br />
der Belichtungszeit dem Objektiv<br />
vorgeschaltet wurde.<br />
Abbildung 457<br />
Vergleich Normalkonstruktion - Telekonstruktion<br />
H'<br />
Telekonstruktion<br />
Filmebene<br />
Abbildung 458 Prinzip des Teleobjektivs<br />
18.7. Teleobjektive<br />
Zur Abbildung weit entfernter Objek<br />
te benötigt man Objektive mit langer<br />
Brennweite. Langbrennweitige Ob<br />
jektive verlangen aber nach entspre<br />
chend langen Kameraauszügen und<br />
machen die ganze Apparatur un<br />
handlich.<br />
Aus diesen Gründen hat man soge<br />
nannte Telesysteme konstruiert. Es<br />
handelt sich dabei um Objektive, de<br />
ren Schnittlänge bedeutend kürzer<br />
(in der Regel ein Drittel) als die Brenn<br />
weite ist.<br />
Erreicht wird die Forderung nach ver<br />
kürzter Schnittweite und gleichzeitig<br />
vergrösserter Brennweite durch ein<br />
im hinteren Teil des Objektivs ange<br />
brachtes Zerstreuungsglied. Dieses<br />
Zerstreuungsglied bewirkt zweierlei:<br />
Einmal wird durch die zerstreuende<br />
Wirkung der Brennpunkt weiter nach<br />
rechts verlagert, und zum andern ist<br />
die Hauptebene - bei Normalkonstruktionen<br />
mehr oder weniger inmit<br />
ten des Objektivs - nach links vor das<br />
Objektiv verschoben. Da die Brenn<br />
weite definiert ist als Distanz zwi<br />
schen büdseitiger Hauptebene H'<br />
und Brennpunkt F', wird so, trotz kur<br />
zer Bauart, die Brennweite beträcht<br />
lich grösser.<br />
Für einen Bildwinkel von 20-30°<br />
erhält man dadurch den gewünsch<br />
ten grossen Abbildungsmassstab mit<br />
nur wenig mehr als dem halben Ka<br />
meraauszug.<br />
H' H/<br />
sammelndes Vorderglied<br />
negatives Glied<br />
LA<br />
s/ = Schnittweite des sammelnden Gliedes s' = Schnittweite des gesamten Telesystems<br />
Erste Telekonstruktionen tauchten<br />
bereits 1851 auf. Das Vorderglied war<br />
gegenüber dem Hinterglied ver<br />
schiebbar, was bereits veränderliche<br />
Brennweiten (!) möglich machte.<br />
Die gegenüber Normalkonstruktio<br />
nen stark abfallende Qualitätslei<br />
stung und die geringe Lichtstärke sol<br />
cher Konstruktionen Hessen die Her<br />
steller aber bald wieder Teleobjekti<br />
ve ohne veränderliche Brennweite<br />
bauen.<br />
Eines der ersten Teleobjektive mit<br />
verbesserten Eigenschaften war das<br />
Bis-Telar der Firma Busch um 1901 mit<br />
der Lichtstärke von 1:9. Bei einer<br />
Brennweite von 240 mm und einem<br />
f/<br />
Auszug von 140 mm zeichnete es das<br />
Format 9X12 cm aus.<br />
Sphärische Aberration und Koma Hes<br />
sen sich durch günstige Krümmungs<br />
verhältnisse und Glaswahl leicht be<br />
seitigen. Bedeutend schwieriger war<br />
die Korrektur des Astigmatismus, der<br />
Bildfeldwölbung und der Verzeich<br />
nung. Für diese Fehler Hess sich aber<br />
ein günstiger Kompromiss finden, so<br />
dass die ersten verbesserten Tele<br />
objektive leistungsmässig mit Aplanaten<br />
konkurrieren konnten.<br />
18.8. Moderne Objektive<br />
Bei den bisher besprochenen Objek<br />
tiv-Typen handelt es sich um klassi-<br />
65
PHÖD<br />
KOU£GIUM62 LEKTION<br />
Abbildung 459<br />
Bis-Telar<br />
Abbildung 460 Sonnar 1:2/50 mm<br />
Abbildung 462<br />
Planar<br />
Abbildung 461 Sonnar 1:4/150 mm<br />
Abbildung 463<br />
Summilux<br />
sehe Grundtypen. Nahezu jedes mo<br />
derne Objektiv ist mehr oder weniger<br />
klar auf einen dieser Grundtypen zu<br />
rückzuführen.<br />
18.8.1. Mehrlinsige Triplete<br />
Nach dem Auftauchen der ersten Tri<br />
plete wurde diese Grundform ständig<br />
weiter ausgebaut und unter Zuhilfe<br />
nahme neuer Glassorten unaufhörlich<br />
verbessert.<br />
Das erste brauchbare Triplet, das<br />
vierlinsige Tessar, war bereits mit ei<br />
nem verkitteten Hinterglied verse<br />
hen. Nahezu alle optischen Werke ha<br />
ben diesen Typus mit kleinen Varia<br />
tionen in ihr Fertigungsprogramm<br />
aufgenommen.<br />
Etwas später entstanden dann Tripletvariationen,<br />
bei denen neben<br />
dem verkitteten Hinterglied auch die<br />
Vorderglieder aus mehreren Einzel<br />
linsen verkittet wurden. Besonders<br />
die Firma Voigtländer leistete mit<br />
ihrem Heliar (1902) und dem Color-<br />
Heliar Pionierarbeit.<br />
Der grosse Durchbruch in der Ent<br />
wicklung leistungsstarker Tripletvarianten<br />
für Kleinbild- und Mittelfor<br />
matkameras gelang der Firma Zeiss<br />
mit der Entwicklung des Sonnars ab<br />
1920.<br />
Bereits bei ihrem Erscheinen entstan<br />
den Objektive in der Brennweite 50<br />
mm mit den phänomenalen Lichtstär<br />
ken von 1:1,5 und 1:2.<br />
Durch ständige Überarbeitung wur<br />
den die Sonnare laufend verbessert<br />
und nehmen bis zum heutigen Tag als<br />
Hochleistungsobjektive<br />
vorwiegend<br />
für Mittelformatkameras eine wich<br />
tige Stellung ein.<br />
Die Sonnare weisen je nachLichtstär-<br />
66<br />
ke und Bildwinkel vier bis sieben Lin<br />
sen auf, die stets in drei Gliedern zusammengefasst<br />
sind. Ihre Haupt<br />
eigenschaften sind neben guter<br />
Schärfe ubd Brillanz bei höchster<br />
Lichtstärke ausgezeichnete Bildfeldausleuchtung<br />
schon bei voller<br />
Öffnung und günstige Korrektur aller<br />
Abbildungsfehler.<br />
Infolge des kurzen Abstandes zwi<br />
schen Hinterlinse und Filmebene<br />
können sie in den Normalbrennwei<br />
ten nicht in Spiegelreflexkameras<br />
verwendet werden. Man findet sie<br />
heute aus diesem Grunde vorwie<br />
gend in längeren Brennweiten ausge<br />
führt.<br />
Viele Objektive im Brennweitenbe<br />
reich von 100 bis 250 mm der unter<br />
schiedlichsten Herstellerfirmen sind<br />
Typen, die der Sonnar-Konstruktion<br />
sehr ähnlich sind.<br />
Gauss-Typen<br />
Eine ungeheure Entwicklung machte<br />
auch das erstmals von Clark errech<br />
nete vierlinsige Doppelobjektiv<br />
durch, das sich aus zwei gleichen, sei<br />
nerzeit von Gauss angegebenen<br />
zweilinsigen Fernrohrobjektiven auf<br />
baut. Durch Einführung von Kittflä-<br />
chen, anfänglich in den positiven,<br />
später auch in den negativen Glie<br />
dern, und durch Verlassen des streng<br />
symmetrischen Aufbaus der Grund<br />
form entstanden Objektive, die man<br />
heute verallgemeinernd als Gauss-<br />
Typen bezeichnet.<br />
18.8.2.1 • Gauss-Typen mit<br />
mittleren Bild<br />
winkeln<br />
Für die Klein- und Mittelformatphotographie<br />
entstanden aus den<br />
ursprünglichen Gauss-Typen extrem<br />
leistungsfähige Objektive mit hoher<br />
Lichtstärke und bisher nicht gekann<br />
ter Abbildungsqualität wie etwa das<br />
Planar von Zeiss oder das Summilux<br />
von Leitz.<br />
Auch hier gilt Gleiches, was bereits<br />
bei den modernen Tripleten gesagt<br />
wurde: Unzählige Objektive von Her<br />
stellern aus allen Ländern gleichen in<br />
ihrem Aufbau dem Planar oder dem<br />
Summilux.<br />
Alle heute in der Kleinbüd- undMittelphotographie<br />
üblichen Objektive<br />
normaler Brennweite und mittlerer<br />
bis kleiner Bildwinkelleistung sind<br />
entweder Abkömmlinge der Triplete<br />
(Sonnar-Typ) oder Weiterentwicklun<br />
gen des Gauss-Typs (Planar-Typ).
LEKTION<br />
PHOD<br />
63 KOLLEGIUM<br />
18.8.2.2. Gauss-Typen mit<br />
grossen Bild<br />
winkeln<br />
Auch die wichtigsten Objektive für<br />
die Grossformatphotographie, be:<br />
denen nicht in erster Linie die grosse<br />
Lichtstärke, sondern vielmehr ein<br />
grosser ausnutzbarer Bildwinkel<br />
zählt, sind nach dem Prinzip des<br />
Gauss-Doppelanastigmaten aufge<br />
baut.<br />
Die wichtigsten Vertreter mit Bildwin<br />
keln von 70° sind das Symmar (Symmar-S)<br />
von Schneider und das Sironar<br />
von Rodenstock.<br />
Es handelt sich dabei um Objektive<br />
mit Brennweiten zwischen etwa 135<br />
und 360 mm, die auf mittlere und gros<br />
se Aufnahmedistanzen hervorragend<br />
korrigiert sind und dank dem grossen<br />
Bildfeld teils starke Verschiebungen<br />
und Verschwenkungen der Kamera<br />
standarten zulassen.<br />
Mit grossen Front- und Rücklinsen so<br />
wie guter Korrektur der sphärischen<br />
Restaberration ausgestattet sind die<br />
Gauss-Doppelobjektive mit Bildwin<br />
keln über 100°, wie zum Beispiel das<br />
Super-Angulon von Schneider und<br />
das Grandagon von Rodenstock.<br />
Es handelt sich dabei um eigentliche<br />
Abbildung 464 Symmar-S 1: 5,6<br />
Weitwinkelobjektive für die Grossfor<br />
matphotographie in Brennweiten zwi<br />
schen etwa 47 und 210 mm.<br />
18.8.3. Apochromate<br />
Objektive, die weitestgehend auf<br />
chromatische Aberration korrigiert<br />
sind, bezeichnet man als Apochromaten.<br />
Normalerweise sind sie speziell für<br />
den Einsatz im Nahbereich gerech<br />
net und finden als Repro- oder Vergrösserungsobjektive<br />
im Abbil<br />
dungsmassstab nahe 1:1 Verwen<br />
dung.<br />
Der Bildwinkel beträgt rund 50°. In<br />
langbrennweitiger Ausführung (min<br />
destens 300 mm für das Format 4X5<br />
inch) werden Apochromate auch in<br />
der Grossformatphotographie zum<br />
Beispiel für Sachaufnahmen ein<br />
gesetzt.<br />
Infolge einer geringen sphärischen<br />
Restaberration zeigen Apochromate<br />
ihre beste Leistung erst bei einer<br />
Abblendung auf etwa Blende 22.<br />
Verwendung finden in erster Linie<br />
Abwandlungen des Dialyt-Typs so<br />
wie Triplete.<br />
Die verschiedenen optischen Glas<br />
sorten weisen in den einzelnen Spek-<br />
Abbildung 466<br />
Apo-Ronar (Dialyt-Typ)<br />
tralbereichen unterschiedliche Dis<br />
persionen auf. Es bleibt deshalb bei<br />
der Korrektur der chromatischen<br />
Aberration ein kleiner Rest von Färb<br />
Zerstreuung übrig, das sogenannte<br />
sekundäre Spektrum. Seit 1974 stel<br />
len die Glashersteller Gläser aus ge<br />
züchteten Kalzium-Fluorid-Kristallen<br />
her, die eine Korrektur der chromati<br />
sehen Aberration bis in den Infrarot<br />
bereich zulassen und auch das se<br />
kundäre Spektrum zuverlässig aus<br />
schalten.<br />
Objektive aus Kalzium-Fluoriden (z.B<br />
Zeiss Superachromat 1:5,6/250 mm<br />
für die Hasselblad) sind allerdings<br />
meist nur für wissenschaftliche Zwekke<br />
im Einsatz, da das Kristallmaterial<br />
sehr stoss- und feuchtigkeitsemp<br />
findlich ist.<br />
1975 gelang es dem Glaslabor der<br />
Firma Leitz, neue, hochbrechende<br />
Gläser mit ausgesprochen niedriger<br />
Dispersion herzustellen, die bei weit<br />
aus kleineren Herstellungskosten<br />
nahezu ähnliche Eigenschaften auf<br />
weisen.<br />
Diese modernen Gläser werden von<br />
den Objektivherstellern vor allem für<br />
den Bau von langbrennweitigen Fern<br />
objektiven (Apo-Telyt, ED-Nikkor)<br />
eingesetzt, bei denen das dadurch<br />
behobene sekundäre Spektrum zu ei<br />
ner stark verbesserten Büdbrillanz<br />
und zu grösserer Farbsättigung führt.<br />
Abbildung 465 Super-Angulon 1: 8<br />
Abbildung 467<br />
Apo-Skopar (Triplet-Typ)<br />
18.8.4. Retroffokale Weit<br />
winkelobjektive<br />
Die für Weitwinkelobjektive übliche<br />
Forderung nach kurzer Brennweite<br />
und möglichst geringer künstlicher<br />
Vignettierung genügt beim Einsatz in<br />
Spiegelreflexkameras nicht.<br />
Man musste mit der Einführung der<br />
Spiegelreflexkameras daher nach ei<br />
ner neuen Konstruktionsart suchen,<br />
bei der die Schnittweite grösser als<br />
die Brennweite ist, um dem Schwing<br />
spiegel genügend Platz zu belassen.<br />
Die Vergrösserung der Schnittweite<br />
erreichte man durch streuende Vor<br />
derglieder und sammelnde Hinter<br />
glieder. Der Typus dieser Retrofokus-<br />
Konstruktion stellt dadurch die<br />
Umkehrung eines Telesystems dar.<br />
67
PHOO<br />
KOLLEGIUM 63 LEKTION<br />
Abbildung 468<br />
Retrofokus-Konstruktion<br />
Abbildung 470 Leitz Telyt 1:4 / 200 mm<br />
Abbildung 471 Leitz Elmar-R 1: 4/ 180 mm<br />
Frontlinsen aus Menisken mit halb<br />
kugeligen Innenflächen gestatten die<br />
Konstruktion von Fisheye-Objektiven<br />
mit Bildwinkeln von 180° und mehr.<br />
Die negative Frontlinse entwirft dabei<br />
ein virtuelles Bild, das durch die da<br />
hinterstehende Objektivkonstruktion<br />
in ein auffangbares, reelles Bild<br />
umgewandelt wird.<br />
Die Verzeichnung nimmt bei derarti<br />
gen Objektiven extreme Werte an.<br />
Auf eine Korrektur verzichtet man da<br />
her.<br />
Übliche Fisheye-Objektive sind für<br />
äquidistante Projektion konstruiert,<br />
das heisst, die Abbüdungsgrösse ist<br />
abhängig von der achsialen Auf<br />
nahmedistanz, wie dies bei jedem<br />
anderen Objektiv auch der Fall ist.<br />
Vereinzelte Spezialobjektive (z.B.<br />
Nikkor Fisheye OP 1:5,6/10 mm)<br />
arbeiten nach den Grundsätzen der<br />
orthographischen Projektion. Die<br />
Abbildung solcher Fix-Fokus-Objek<br />
tive erfolgt in der Bildmitte gross und<br />
nimmt zu den Büdrändern hin immer<br />
mehr an Grosse ab. Diese Konstruk<br />
tionsart wurde erst mit dem Einsatz<br />
einer asphärischen Frontlinse mög<br />
lich. Eine der Eigenheiten solcher<br />
Objektive ist die Tatsache, dass Punk-<br />
Abbildung 469<br />
68<br />
Fisheye-Objektiv<br />
te gleicher Helligkeit stets mit glei<br />
cher Dichte im Bild wiedergegeben<br />
werden, ohne Rücksicht auf ihre Lage<br />
im Bildfeld. Lichtabfall ist daher nicht<br />
feststellbar.<br />
Mit etwas längeren Brennweiten (um<br />
15 mm) sind retrofokale Weitwinkel<br />
objektive mit einem Bildwinkel von<br />
gegen 180° möglich, die das ganze<br />
Kleinbildformat auszeichnen. Wenn<br />
dabei die extreme Verzeichnung<br />
nicht korrigiert oder gemildert ist, be<br />
sitzen diese Typen ebenfalls eine<br />
Fisheye-Charakteristik.<br />
Daneben existieren Superweitwinkelobjektive<br />
mit Brennweiten ab 13<br />
mm (Bildwinkel etwa 120°), bei denen<br />
die Verzeichnung weitgehend korri<br />
giert ist und die dadurch keine Fish<br />
eye-Charakteristik aufweisen.<br />
18.8.5. Moderne<br />
Teleobjektive<br />
Moderne Teleobjektive basieren<br />
entweder auf Triplet-Konstruktionen<br />
mit einem nach relativ langem Luft<br />
abstand angeordneten Telenegativ,<br />
oder es sind sogenannte Gauss-Tele-<br />
Typen.<br />
Beim Gauss-Tele-Typ ähnelt der vor<br />
der Blende angeordnete Systemteil in<br />
seinem Aufbau der vorderen Hälfte<br />
eines modifizierten Gauss-Doppelanastigmaten,<br />
während das Hinter<br />
glied eine zerstreuende Kombination<br />
ist, die ihrerseits auch weitgehend<br />
farbkorrigiert ist.<br />
Die hintere Zerstreuungseinheit, das<br />
«Telenegativ», bewirkt eine Verklei<br />
nerung der Schnittlänge, so dass<br />
Teleobjektive gegenüber Normal<br />
konstruktionen gleicher Brennweite<br />
um rund einen Drittel kürzer gebaut<br />
werden können. (Siehe dazu auch<br />
18.7. Lektion 62.)<br />
18.8.6. Telekonverter<br />
Konverter sind mehrlinsige korrigier<br />
te «Telenegative», die, einem Normal<br />
objektiv hintergesetzt, dessen Brenn<br />
weite vergrössern. Bekannt sind vor<br />
wiegend Zweifachkonverter, die die<br />
Brennweite verdoppeln, gleichzeitig<br />
aber die Lichtstärke entsprechend<br />
verringern. Sofern ein Konverter für<br />
ein bestimmtes Objektiv oder einen<br />
bestimmten Objektivtypus gerech<br />
net ist, lassen sich damit leidlich<br />
brauchbare Resultate erzielen.<br />
18.9. Vario-Objektive<br />
Bei den ersten Telekonstruktionen<br />
des letzten Jahrhunderts liess sich<br />
das Vorderglied gegenüber dem<br />
Abbildung 472<br />
Telekonverter
LEKTION<br />
Hinterglied verschieben, was eine<br />
veränderte Brennweite zur Folge<br />
hatte.<br />
Allerdings war die dadurch erziel<br />
bare Bildqualität mehr als nur be<br />
scheiden. Zudem veränderte sich bei<br />
Brennweitenänderung auch die<br />
Scharfeinstellung und die relative<br />
Blendenöffnung.<br />
Bei modernen Vario-Objektiven wird<br />
die stufenlose Veränderung der<br />
Brennweite innerhalb gewisser Gren<br />
zen ohne Auswanderung der Schärfe<br />
und ohne Änderung der relativen<br />
Blendenöffnung möglich.<br />
Während zur Änderung der Brenn<br />
weite Mittelglieder verschoben wer<br />
den, bewegen sich andere Linsen<br />
glieder automatisch zur Erhaltung<br />
der eingestellten Schärfe und der<br />
Blende über den gesamten Brennwei<br />
tenbereich.<br />
Abbildung 473<br />
Vario-Objektiv<br />
18.10. Spiegelobjektive<br />
Bildentstehungen sind bekanntlich<br />
nicht nur durch Brechung in Linsen,<br />
sondern auch durch Reflexion an ge<br />
krümmten Spiegeln möglich.<br />
18.10.1. Kaioptische<br />
Systeme<br />
Die ersten Vorschläge, wie man das<br />
Auge des Betrachters - oder in der<br />
Photographie den Film - in die Brenn<br />
ebene eines Spiegels bringen kann,<br />
gehen auf die Angaben zu einem<br />
Spiegelteleskop von Newton und<br />
Gregory zurück. In beiden Fällen wird<br />
das Bild durch einen Primärspiegel<br />
(PS) erzeugt und durch einen Sekun<br />
därspiegel (SS) aus dem Tubus des<br />
Teleskops ausgelenkt.<br />
Zwar verdeckt ein solcher Sekundär<br />
spiegel das Zentrum des Primärspie<br />
gels, der Lichtverlust, der dadurch<br />
PHOD<br />
63KOUEGIUM<br />
Abbildung 474 Katoptisches System nach<br />
Newton<br />
Abbildung 475 Katoptisches System nach<br />
Gregory<br />
entsteht, aber ist tragbar. Der Bildauf<br />
baupunkt ist bei Spiegelobjektiven -<br />
vergrössert gesehen - nicht ein Kreis<br />
wie bei Linsenobjektiven, sondern<br />
ein Ring.<br />
Spiegel besitzen bekanntlich keine<br />
chromatische Aberration, wodurch<br />
ein wesentlicher optischer Abbil<br />
dungsfehler bei Spiegelobjektiven<br />
gar nicht erst auftreten kann. Auch die<br />
sphärische Aberration hält sich -<br />
selbst bei sphärischen Spiegeln - in<br />
Grenzen, da man nur mit relativ<br />
achsnahen Strahlen arbeitet.<br />
Trotzdem baute man - um die<br />
empfindlichen Spiegel zu schützen -<br />
wenigbrechende Frontlinsen, so<br />
genannte Feldlinsen (FL), ein. Die<br />
schwach brechende Wirkung schützt<br />
zudem das System noch vor dem kon<br />
trastmildernden Einfluss von Streu<br />
licht. Um chromatische Abweichun<br />
gen durch die Linse zu vermeiden,<br />
baute man die Feldlinse später auch<br />
als Achromat.<br />
Objektive, die wie ein Teleskop nur<br />
mit Spiegeln arbeiten oder höchstens<br />
noch eine schützende Feldlinse be<br />
sitzen, bezeichnet man als katopti<br />
sche Spiegelobjektive.<br />
18.10.2. Katadioptrische<br />
Systeme<br />
ogenannte Spiegellinsen-Objektive,<br />
das heisst solche, die neben den<br />
abbildenden und umlenkenden Spie<br />
geln noch brechende Linsen besit<br />
zen, bezeichnet man als katadioptri<br />
sehe Systeme.<br />
In der Regel befindet sich der Sekun<br />
därspiegel - der konvex gekrümm<br />
wie das Telenegativ eines Teleobjek<br />
tivs wirkt - hinter einer Linsengruppe<br />
der sogenannten Barlow-Linse (BW).<br />
Unter Barlow-Linse versteht man in<br />
der Optik Systeme, die das primäre<br />
Bild nachträglich noch weiter vergrössern.<br />
Weü sich dabei die konvexe Silber<br />
fläche hinter Glas geschützt befindet,<br />
kann man zur Verspiegelung das<br />
hochreflektierende Silber verwen<br />
den. Bei vielen Typen befindet sich<br />
auch die Spiegelschicht des Primär<br />
spiegels hinter einer hochtransparen<br />
ten und mehrschichtvergüteten Glas<br />
schicht, um auch hier die guten Re<br />
flexeigenschaften des empfindlichen<br />
Silbers zu nutzen.<br />
Die Scharfeinstellung erfolgt in der<br />
Regel durch Verschieben des Sekun<br />
därspiegels mitsamt der Barlow- und<br />
Feld-Linse gegenüber dem Haupt<br />
spiegel.<br />
Infolge der Krümmung des Sekundär<br />
spiegels beträgt die Brennweite des<br />
Primärspiegels nur rund die Hälfte<br />
des Gesamtsystems. Der notwendige<br />
Weg für Nah- und Ferneinstellung ist<br />
daher äusserst gering.<br />
Abbildung 476 Katadioptrisches Spiegellinsen-Teleobj<br />
ektiv<br />
Abbildung 477 Katadioptrische Telekonstruktion<br />
von Vivitar<br />
69
PHOD<br />
KOLLEGIUM 63 LEKTION<br />
Besonders kompakte und kurze Spie<br />
gellinsen-Teleobjektive sind nach ei<br />
nem Grundsystem möglich, das Vivitar<br />
erstmals auf den Markt gebracht<br />
hatte.<br />
Das Objektiv besteht aus einem<br />
Glasblock (GB), dessen Hinterseite<br />
den Primärspiegel trägt. Die Licht<br />
strahlen passieren nach der Reflexion<br />
den Glasblock ein zweites Mal und<br />
gelangen durch Korrekturlinsen (KL)<br />
auf den Sekundärspiegel und von<br />
dort, nach nochmaligem Passieren<br />
der Korrekturlinsen, durch die Barlow-Linse<br />
zum Film.<br />
Infolge des mehrfachen Durchgangs<br />
der Lichtstrahlen durch die Glaslin<br />
sen ist die Distanz zwischen den bei<br />
den Spiegeln sehr kurz, der Objektiv<br />
bau daher gedrängt.<br />
Abbildung 478 Dreilinsiges Triplet als<br />
Vergrösserungsobj ektiv<br />
Abbildung 479 Vierlinsiges Triplet als<br />
Vergrösserungsobj ektiv<br />
nur auf ganz bestimmte Aufnahme<br />
distanzen bzw. Abbildungsmass<br />
stäbe. Man konstruiert ein Objektiv<br />
daher so, dass die Korrektur für die<br />
meist benötigte Aufnahmedistanz<br />
optimal ist und für die daran angren-<br />
:enden völlig brauchbar.<br />
Ganz besonders kompliziert wird es<br />
bei Retrofokuskonstruktionen licht<br />
starker Weitwinkelobjektive. Hier<br />
tritt, sofern das Objektiv auf Unend<br />
lich korrigiert ist, im relativen Nah<br />
bereich beträchtliche Bildfeldwöl<br />
bung auf, die zu unscharfer Abbil<br />
dung der Bildränder führt. Selbst<br />
durch äusserst aufwendige Korrek<br />
turmittel ist diesem Phänomen nicht<br />
Herr zu werden.<br />
Lösbar ist das Problem aber mit so<br />
genannten «Floating Elements». Es<br />
ist darunter eine Konstruktion zu ver<br />
18.11. Vergrösserungsobjektive<br />
Vergrösserungsobjektive sind für<br />
den speziellen photographischen<br />
Makrobereich (kurze Gegenstands<br />
entfernung a = im Vergrösserungsgerät<br />
die Distanz zwischen Negativ<br />
und Objektiv; lange Bildentfernung a'<br />
= in diesem Fall die Distanz zwischen<br />
Objektiv und Grundbrett) gerechnet.<br />
Gleichzeitig muss aber das Objektiv<br />
so in die Fassung eingebaut sein,<br />
dass die Frontlinse - im Gegensatz zu<br />
normalen Makroobjektiven - gegen<br />
die relativ lange Bildentfernung ge<br />
richtet ist.<br />
Im wesentlichen werden drei Objek<br />
tivtypen eingesetzt, die wir bereits<br />
von der Aufnahmetechnik her ken<br />
nen. Für geringe Qualitätsansprüche<br />
und für Vergrösserungsmassstäbe<br />
bis 4:1 genügen dreilinsige Triplete<br />
wie zum Beispiel das Schneider Componar<br />
oder das Rodenstock Rogonar.<br />
Bei etwas grösseren Qualitätsansprü<br />
chen und bei Vergrösserungsmassstäben<br />
bis etwa 10:1 setzt man mit<br />
Vorteil vierlinsige Triplete ein. Typi<br />
sche Vertreter sind zum Beispiel das<br />
RogonarS von Rodenstock, das Comparon<br />
von Schneider oder das EL-<br />
Nikkor 1:4/50 mm von Nikon. Grösstmögliche<br />
Spitzenleistungen erbrin<br />
gen aber auch bei Vergrösserungsobjektiven<br />
sechslinsige Gauss-<br />
70<br />
Abbildung 480 Gauss-Typ als<br />
V ergrö sserungsobj ektiv<br />
LJ<br />
Typen, wie dies zum Beispiel die EL-<br />
Nikkore (ausser 1:4/50 mm), das Rodagon<br />
von Rodenstock oder das<br />
Componon-S von Schneider darstel<br />
len.<br />
Mit gutem Erfolg sind bei kleinen Vergrösserungsmassstäbenund<br />
grossen<br />
Negativformaten auch symmetrisch<br />
gebaute Apochromate im Einsatz.<br />
18.12. Floating<br />
Elements<br />
Die Korrektur optischer Abbildungs<br />
fehler stellt praktisch immer eine<br />
Kompromisslösung dar. Vor allem die<br />
Auswirkungen der Verzeichnung, der<br />
sphärischen Aberration und der Bild<br />
feldwölbung gelingt bei gleichzeitig<br />
lichtstarken Objektiven in der Rege<br />
Abbildung 481<br />
Floating Elements<br />
stehen, bei der durch die Scharfein<br />
stellung nicht nur der Auszug ver<br />
ändert wird, sondern innerhalb des<br />
Objektivs auch gleichzeitig bestimm<br />
te optische Glieder gegeneinander<br />
verschoben werden, um so für jede<br />
Aufnahmedistanz den günstigsten<br />
Kompromiss zu erzielen.<br />
Die Abbildung 481 zeigt den Schnitt<br />
durch ein Nikkor 1:2,8/24 mm, bei<br />
dem derartige bewegliche Glieder<br />
verwirklicht sind. Bei der Scharfein<br />
stellung in einem Bereich von Unend<br />
lich bis 30 Zentimeter verschiebt sich<br />
das gesamte Objektiv um 1,6 Milli<br />
meter nach vorn, gleichzeitig aber<br />
verschiebt sich die hinterste Linsen<br />
gruppe separat um 2,3 Millimeter ge<br />
genüber dem übrigen Glaskomplex.
LEKTION<br />
PHOD<br />
64 KOLLEGIUM<br />
19. Kameratechnik<br />
Im 3. thematischen Abschnitt des<br />
<strong>PHOTOKOLLEGIUM</strong>S woUen wir uns<br />
in erster Linie mit gerätetechnischen<br />
Grundlagen befassen. Wir beschrän<br />
ken uns dabei auf die wirklichen<br />
Grundlagen und verzichten darauf,<br />
auf markenspezifische Eigenheiten<br />
einzugehen.<br />
19.1. Verschlüsse<br />
Die Aufgabe des Verschlusses ist<br />
höchst banal: er regelt die Belich<br />
tungszeit und sorgt im übrigen für<br />
lichtdichten Abschluss zwischen<br />
dem lichtempfindlichen Material und<br />
der Aussenwelt. Im wesentlichen ha<br />
ben sich bei hochwertigen Photo<br />
kameras bis jetzt nur Zentral- und<br />
Schlitzverschluss durchgesetzt.<br />
19.1.1 • Zentralverschluss<br />
Bei diesem Verschlussprinzip dekken<br />
mehrere dünne Stahllamellen die<br />
Verschlussöffnung ab. Die Lamellen<br />
werden bei der Belichtung um feste<br />
Drehpunkte geschwenkt, so dass die<br />
gesamte Öffnung, in der Mitte begin<br />
nend, für eine bestimmte Zeit frei<br />
gegeben wird.<br />
schluss SINAR/COPAL, lassen mit ge<br />
nügender Genauigkeit gar nur mini<br />
male Belichtungszeiten von 1/6o Se<br />
kunde zu.<br />
Die Mechanik eines Zentralver<br />
schlusses stellt eine hochpräzise Uhr<br />
macherarbeit dar, muss doch beim<br />
Öffnen und beim ScWiessen eine<br />
enorme Beschleunigung möglich<br />
sein, um garantiert auch bei der kür<br />
zesten Belichtungszeit eine gleichmassige<br />
Belichtung vom Bildzentrum<br />
bis zum Bildrand zu erreichen.<br />
Ist der Verschluss gänzlich geöffnet,<br />
wird die gesamte Bildfläche gleich<br />
zeitig belichtet, wodurch mit Zentral<br />
verschlüssen die Verwendung von<br />
Elektronenblitzgeräten bei allen Ver<br />
schlusszeiten möglich ist.<br />
Der Vorgang der Lamellenöffnung<br />
bzw. der -Schliessung geschieht<br />
durch eine Feder, die vor der Ver<br />
schlussauslösung gespannt sein<br />
muss.<br />
Jeder Verschluss besitzt, abhängig<br />
von seiner Grosse und Konstruktions<br />
art, eine ganz bestimmte Grundzeit,<br />
die der kürzesten einstellbaren Zeit<br />
entspricht (z.B. Vboo Sekunde). Län<br />
gere Belichtungszeiten entstehen<br />
durch ein Hemmwerk, das den Ver<br />
schlussablauf verzögert. Als wesent<br />
lichster Vorteil der Zentralver<br />
schlüsse ist das Echtzeitverhalten<br />
hervorzuheben. Der Verschluss ist<br />
tatsächlich (mit geringen Toleranzen)<br />
so lange geöffnet, wie es die Zeitein<br />
stellung aussagt. Die Blitzsynchroni<br />
sation ist unter allen Umständen über<br />
alle vorhandenen Zeiten gewähr<br />
leistet.<br />
Der günstigste Einbauort liegt etwa<br />
im optischen Mittelpunkt des Objek<br />
tivs, denn hier kann der Durchmesser<br />
der Belichtungsöffnung verhältnismässig<br />
klein gehalten werden.<br />
Da, bedingt durch die Konstruktions<br />
art, die Öffnungszeit im Zentrum et<br />
was grösser ist als am Rande, lassen<br />
sich bei kleinen Zentralverschlüssen<br />
kaum kürzere Belichtungszeiten als<br />
Vboo Sekunde realisieren.<br />
Grossformatige Zentralverschlüsse, Daneben bestehen aber auch be<br />
wie zum Beispiel der hinter dem Ob trächtliche Nachteile, wie keine ex<br />
jektiv montierte Hinterlinsenver- trem kurzen Belichtungszeiten und<br />
nicht ganz identische Belichtung von<br />
Bildmitte und Bildrand. In der Ausfüh<br />
rung als Zwischenlinsenverschluss ist<br />
zudem für jedes Objektiv ein separa<br />
ter Verschluss nötig.<br />
19.1•1•1• Compound-<br />
Verschluss<br />
Bei den ältesten Zentralverschlüssen,<br />
den Compound-Verschlüssen, wurde<br />
die Ablaufhemmung durch eine Luft<br />
druckbremse verwirklicht. Wichtig<br />
stes Erkennungsmerkmal dieser Ver<br />
schlüsse ist ein zylindrisches Rohr, in<br />
dem - je nach eingestellter Ver<br />
schlusszeit - mechanisch ein mehr<br />
oder weniger grosser Luftdruck er<br />
zeugt wird.<br />
19.1.1.2. Compur-<br />
Verschluss<br />
Genauer arbeiten die etwas jüngeren<br />
Mechanik-Verschlüsse, bei denen<br />
das Hemmwerk durch ein Zahnrad-<br />
System geregelt wird. Auch die heute<br />
bekannteren Prontor- und Copal-Verschlüsse<br />
arbeiten nach diesem Prin<br />
zip.<br />
Aufgabe<br />
Sofern Sie eine Kamera mit Zentral<br />
verschluss besitzen, sollten Sie ein<br />
mal prüfen, ob Ihr Verschluss über<br />
alle vorhandenen Zeiten eine ge<br />
nügend gleichmässige Belichtung<br />
von Bildzentrum und Bildecken er<br />
möglicht.<br />
Leuchten Sie dazu ein weisses Blatt<br />
Papier völlig gleichmässig aus und<br />
versuchen Sie einmal bei offener<br />
Blende, dann bei ein- und zweistufi<br />
ger Abblendung die kürzesten drei<br />
Zeiten aus (Vfcoo, Vfeso und 1/125 Se<br />
kunde). Zur Anpassung der Licht<br />
menge verändern Sie den Leuchten-<br />
Abbildung 482 Prinzip Zentralverschluss<br />
71
PHOD<br />
KOLLEGIUM 64 LEKTION<br />
Abbildung 483 Prinzip Schlitzverschluss<br />
abstand oder verwenden entspre<br />
chende Graufilter.<br />
Untersuchen Sie dann die entwickel<br />
ten Filme auf allfällige Helligkeitsab<br />
fälle.<br />
Was können Sie feststellen?<br />
19.1.2. Schlitzverschluss<br />
Im Gegensatz zum Zentralverschluss<br />
ist der Schlitzverschluss fest im Ka<br />
meragehäuse eingebaut. Man spricht<br />
daher auch von einem Gehäuseverschluss.<br />
Der Schlitzverschluss besteht haupt<br />
sächlich aus zwei Rollos aus Gummi<br />
tuch, Kunststoff- oder Titaniumfolie<br />
oder gelenkig verbundenen Metall<br />
streifen. Das erste Rollo gibt das Bild<br />
fenster frei, das zweite deckt es wie<br />
der ab.<br />
Beide Rollos laufen dicht vor der Bild<br />
ebene ab.<br />
Die Belichtungszeit wird nicht durch<br />
die Ablaufgeschwindigkeit des Ver<br />
schlusses bestimmt, sondern durch<br />
den zeitlichen Abstand, mit dem der<br />
zweite Vorhang auf den ersten folgt.<br />
Bei kurzen Belichtungszeiten wird da<br />
durch das Bildfeld nicht mehr voll<br />
ständig freigegeben. Der Start des<br />
zweiten Vorhanges erfolgt vielmehr<br />
bereits, bevor der erste Vorhang<br />
seine Ablaufbewegung abgeschlos<br />
sen hat. Beide Vorhänge bilden da<br />
durch einen Schlitz variabler Breite,<br />
der über das Bildfeld wandert und es<br />
sukzessive belichtet.<br />
Durch dieses System werden effek<br />
tive Belichtungszeiten bis zu etwa<br />
V4000 Sekunde möglich bei absolut<br />
gleichmässiger Belichtung des ge<br />
samten Bildfeldes.<br />
Bei kurzen Belichtungszeiten ent<br />
spricht aber nicht die Gesamtzeit des<br />
72<br />
Verschlussablaufes der Belichtungs<br />
zeit. Die V1000 Sekunde beispiels<br />
weise belichtet zwar tatsächlich je<br />
den Punkt des Filmes mit dieser Zeit.<br />
Die Gesamtdauer des Verschluss<br />
ablaufs jedoch ist bedeutend länger.<br />
So benötigen moderne Verschlüsse<br />
dazu etwa 1/i 25 Sekunde, ältere gar Veo<br />
oder V30 Sekunde.<br />
Und das dürfte wohl der wesentlich<br />
ste Nachteil derartiger Gehäusever<br />
schlüsse sein. Je nach Verschluss<br />
ablaufrichtung werden dadurch<br />
schnell bewegte Objekte entspre<br />
chend verzerrt wiedergegeben. Den<br />
ken Sie nur an die Aufnahme eines<br />
schnell fahrenden Fahrzeuges:<br />
Läuft der Verschluss in Fahrtrichtung<br />
ab, wird das Fahrzeug gedehnt wie<br />
dergegeben oder aber gestaucht,<br />
wenn der Verschluss entgegen der<br />
Fahrtrichtung abläuft. Schlimmer ist in<br />
diesem Fall ein vertikal ablaufender<br />
Schlitzverschluss. Hier wird das Fahr<br />
zeug gar zur Raute und die Räder zum<br />
Oval verzerrt.<br />
So gesehen, bringen die kurzen Be<br />
lichtungszeiten eines Schlitzver<br />
schlusses gar nichts. Bei schnell<br />
ablaufenden Bewegungen muss<br />
trotzdem - wie bei einer Zentralver<br />
schlusskamera - «mitgezogen» wer<br />
den.<br />
Da bei kurzen Belichtungszeiten nie<br />
das gesamte Bildfeld gleichzeitig<br />
freigegeben wird, entstehen auch<br />
Komplikationen beim Arbeiten mit<br />
Elektronenblitz. Hier dürfen nur die<br />
relativ langen Zeiten verwendet wer<br />
den, bei denen der erste Vorhang ein<br />
mal ganz geöffnet ist, bevor der<br />
zweite den Schliessvorgang einleitet.<br />
Je nach Verschlusskonstruktion ist<br />
dies bei Belichtungszeiten von V125<br />
oder Veo Sekunde und länger der Fall.<br />
Schlitzverschlüsse besitzen aber<br />
natürlich auch einige Vorteile. So ist<br />
immer eine absolut gleichmässige<br />
Belichtung von Bildrand zu Bildrand<br />
gewährleistet. Die simple Konstruk<br />
tion eines Schlitzverschlusses macht<br />
diesen auch frei von Störungsanfällig<br />
keit. Wichtigstes Argument für einen<br />
Schlitzverschluss ist aber seine Ei<br />
genschaft als Gehäuseverschluss bei<br />
Kameras mit Wechselobjektiven.<br />
Trotz vielen Objektiven ist pro Ka<br />
mera nur ein Verschluss notwendig.<br />
Und besitzt dieser Verschluss ge<br />
wisse Toleranzen, so bleiben diese<br />
bei Verwendung aller Objektive im<br />
mer gleich, wodurch sie sich berück<br />
sichtigen lassen.<br />
19.1.3. Lamellenverschluss<br />
Die Probleme unterschiedlicher Be<br />
lichtung von Bildzentrum und Bild<br />
rand mit unterschiedlichen Blenden<br />
bei Zentralverschlüssen hat zur Kon<br />
zeption eines Lamellenverschlusses<br />
Abbildung 484 Prinzip SINAR-DIGITAL-<br />
Verschluss
LEKTION<br />
geführt, wie er im SINAR-DIGITAL-<br />
Verschluss verwirklicht ist.<br />
Die Verschlussmechanik beruht auf<br />
zwei Lamellen. Jede dieser Lamellen<br />
besteht aus einem Kreissegment und<br />
einem darauf abgestimmten Gegen<br />
gewichtsarm. Die Lamellen sind in<br />
Kugellagern um eine gemeinsame<br />
Zentralachse drehbar angeordnet.<br />
Vor Beginn der Verschlussauslösung<br />
deckt eine Lamelle die Verschluss<br />
öffnung ab. Im Moment der Auslö<br />
sung wird die Lamelle während 10<br />
Millisekunden um einen Winkel von<br />
15 Grad beschleunigt. Danach rast sie<br />
mit gleichbleibender Geschwindig<br />
keit in ihre Anschlagstellung. Im rich<br />
tigen Moment beschleunigt die<br />
zweite Lamelle und deckt die Ver<br />
schlussöffnung wieder ab.<br />
Durch diese Methode sind selbst bei<br />
diesem Grossformat-Hinterlinsenverschluss<br />
reale Belichtungszeiten bis zu<br />
V500 Sekunde möglich. Dabei bleiben<br />
die effektiven Belichtungszeiten ab<br />
solut identisch, gleichgültig wie gross<br />
das Objektiv und die eingestellte<br />
Blende ist.<br />
19.1.4. Elektronisch<br />
gesteuerte<br />
Verschlösse<br />
Bedeutend genauer als mit mechani<br />
schen Hemmwerken lassen sich Ver<br />
schlüsse elektronisch ansteuern.<br />
Im Prinzip werden dabei nach wie vor<br />
mechanische Hebelwerke statt von<br />
Hand über kleine Elektromagnete<br />
ausgelöst.<br />
Die Zeitsteuerung erfolgt entweder<br />
durch RC-Glieder, die die Aufgabe<br />
haben, bei einer bestimmten Ladung<br />
des Kondensators einen möglichst<br />
steilen Schaltvorgang auszulösen<br />
oder durch entsprechende Zeitglie<br />
der als ICs sowie über den kamera<br />
eigenen Mikroprozessor.<br />
Das Grundprinzip ist am Beispiel des<br />
Compur electronic ersichtlich.<br />
Bei modernen Kleinbildkameras wird<br />
ein stromsparender Kombinations<br />
magnet verwendet, der über unbe<br />
schränkte Zeit ohne Stromverbrauch<br />
angezogen bleibt und einen Teil<br />
der Kameramechanik in gespanntem<br />
ablaufbereitem Zustand halten kann.<br />
Der Kombinationsmagnet besteht aus<br />
PHOO<br />
64KOUEGIUM<br />
Abbildung 485 Prinzip Compur electronic<br />
Abbildung 486 Prinzip Kombinationsmagnet<br />
Permanent<br />
magnet "<br />
LMJ<br />
Schalter ]<br />
ausgeschaltet N*<br />
a) gespannt und gehalten b) ausgelöst<br />
Widerstand<br />
Spule<br />
-Polschuh<br />
Batterie -==-<br />
.Energiespeicher-<br />
Kondensator<br />
einem immer wirkenden Permanent<br />
magneten, der als Joch über einem<br />
mit einer Spule versehenen hufeisen<br />
förmigen Magneteisen liegt.<br />
Durch diesen Magneten und den Ei<br />
senpolschuh ist der magnetische<br />
Fluss gewährleistet: der Kombina<br />
tionsmagnet bleibt auch dann ange<br />
zogen, wenn er durch eine mechani<br />
sche Aufzugsbewegung in die<br />
Spannstellung geführt wird.<br />
Erst im Moment der Auslösung wird<br />
durch einen sehr kurzen Stromimpuls,<br />
der vorher in einem Kondensator ge<br />
speichert wurde, das Joch durch ein<br />
dem Permanentmagneten entgegen<br />
gesetztes Feld plötzlich abgestossen<br />
und sogar noch beschleunigt.<br />
Bei Schlitzverschlüssen ist dieses Sy<br />
stem ebenfalls möglich. Dabei wird<br />
jeder Vorhang durch einen eigenen<br />
kurzer Strom- f<br />
impuls \<br />
geschlossener/<br />
Schalter'<br />
Permanentmagneten gestartet. Die<br />
Zeitspanne zwischen dem Start des<br />
ersten und des zweiten Rollos wird<br />
durch ein Zeitglied oder den Kamera<br />
prozessor gesteuert.<br />
19.1.5. Elektronische<br />
Verschlüsse<br />
Urris gleich vorwegzunehmen, trotz<br />
allsolcherBezeichnungeninKameraprospekten<br />
ist der eigentliche elek<br />
tronische Verschluss noch nirgends<br />
verwirklicht. Es existieren lediglich<br />
elektronisch gesteuerte Verschlüsse,<br />
wie im vorherigen Abschnitt dar<br />
gestellt.<br />
Unter einem elektronischen Ver<br />
schluss müsste man sich ein Ver<br />
schlusssystem ohne bewegliche me<br />
chanische Teile vorstellen.<br />
Solche Systeme sind freilich in der Zu-<br />
73
PHÖD<br />
KOLLEGIUM 64 LEKTION<br />
kuirft denkbar. Etliche Patente exi<br />
stieren auch bereits.<br />
Erfolgversprechend könnte ein rein<br />
elektronischer Verschluss sein, der<br />
auf einer Flüssigkristallplatte basiert.<br />
Gelingt es, Flüssigkristalle derart an<br />
zulegen, das sie absolut lichtdicht<br />
schliessen, so wäre auf diese Art<br />
sicher ein Verschluss realisierbar.<br />
Andere Überlegungen gehen in Rich<br />
tung derKerr-Zelle. Eine Kerr-Zeile ist<br />
im Prinzip eine Küvette, die eine<br />
durchsichtige, isotrope Substanz ent<br />
hält. Durch Anlegen einer hohen<br />
Spannung von etwa 50 kV ist es mög<br />
lich, diese Substanz in eine aniso<br />
trope mit doppelbrechenden Ei<br />
genschaften umzuwandeln (siehe<br />
<strong>PHOTOKOLLEGIUM</strong> 53).<br />
Setzt man nun vor und hinter eine sol<br />
che Kerr-Zelle zwei Polarisationsfilter<br />
in gekreuztem Zustand, so ist im iso<br />
tropen Zustand der Zellensubstanz<br />
der Lichtdurchgang gesperrt. Ändert<br />
man aber die Zelle in den anisotropen<br />
Zustand, wird durch die eintretende<br />
Doppelbrechung wieder eine ge<br />
wisse Durchlässigkeit erzeugt. Pro<br />
bleme ergeben natürlich die notwen<br />
dige hohe Spannung und der Eigen<br />
filterfaktor der Polarisatoren.<br />
19.1.6. Verschlusszeiten<br />
Auf der Zeitenskala der Verschlüsse<br />
sind folgende Zahlen aufgeführt: 1, 2,<br />
4, 8, 15, 30, 60, 125, 250, 500, 1000 usw.<br />
Es handelt sich dabei um die Nenner<br />
des Sekundenbruchteils. 125 bedeu<br />
tet eine Belichtungszeit von 1/125 Se<br />
kunde. Elektronisch gesteuerte Ver<br />
schlüsse ermöglichen auch die<br />
(meist automatische) Einstellung von<br />
Zwischenzeiten.<br />
Für Langzeitbelichtungen stehen je<br />
nach Verschluss auch die mecha<br />
nisch funktionierenden Zeitbelich<br />
tungen B und T zur Verfügung. B<br />
besitzt praktisch jeder Verschluss.<br />
Bei dieser Einstellung bleibt der Ver<br />
schluss so lange geöffnet, wie der<br />
Auslöser gedrückt ist. Einzelne Ver<br />
schlüsse besitzen zusätzlich die Ein<br />
stellung T. Hier öffnet sich der Ver<br />
schluss beim ersten Druck auf den<br />
Auslöser und schliesst sich erst wie<br />
der, wenn der Auslöser erneut betä<br />
tigt wird.<br />
74<br />
19-1.7. Blifx-<br />
Synchronisation<br />
Synchronisieren in diesem Zusam<br />
menhang bedeutet Blitz- und Ver<br />
schlussauslösung aufeinander ab<br />
stimmen. Üblicherweise besitzen mo<br />
derne Verschlüsse eine X-Synchronisation.<br />
Dies bedeutet, dass der ent<br />
sprechende Kontakt dann geschlos<br />
sen wird, wenn der Verschluss voll<br />
ständig geöffnet ist. Oder anders ge<br />
sagt, sobald der Verschluss vollstän<br />
dig geöffnet ist, wird der Kontakt des<br />
Synchronippels niederohmig und löst<br />
dadurch den Blitz aus.<br />
Verwendet wird diese Synchronisa<br />
tionsart grundsätzlich immer beim<br />
Einsatz von Elektronenblitz.<br />
Bei Schlitzverschlüssen ist darauf zu<br />
achten, dass eine Zeit gewählt wird,<br />
bei der das Rollo einmal ganz geöff<br />
net ist. Normalerweise ist diese Ver<br />
schlusszeit auf der Zeitskala rot mar<br />
kiert oder durch das Symbol eines<br />
Blitzes gekennzeichnet. Die Verwen<br />
dung längerer Zeiten ist selbstver<br />
ständlich möglich. Hingegen würde<br />
die Verwendung kürzerer Zeiten zu<br />
einem Resultat führen, das nicht über<br />
die gesamte Bildbreite belichtet<br />
wäre.<br />
Die auf den Verschlüssen von Repor<br />
tagekameras angegebenen Grenz<br />
belichtungszeiten für Aufnahmen mit<br />
Elektronenblitz beziehen sich übri<br />
gens nur auf kleine tragbare Blitz<br />
geräte, deren Leuchtdauer Viooo Se<br />
kunde oder kürzer beträgt. Setzt man<br />
hingegen grosse Studioblitzanlagen<br />
ein, muss man mit längeren Zeiten<br />
operieren. Studioblitzanlagen sind<br />
zum grössten Teil Langsamblitzer mit<br />
einer Blitzleuchtdauer von rund V200<br />
Sekunde (je nach LeistungsVertei<br />
lung). Die wenigsten Anwender wissen,<br />
dass bei der Kombination von Schlitz -<br />
verschluss und langblitzenden Stu<br />
dioblitzanlagen als kürzeste Grenz<br />
belichtungszeit V30 Sekunde gewählt<br />
werden muss!<br />
Bei manchen Verschlüssen ist noch<br />
ein zweiter, mit M bezeichneter Synchrokontakt<br />
oder eine entsprechen<br />
de Einstellung möglich. Es handelt<br />
sich dabei um eine Vorsynchronisa<br />
tion. Das heisst, der Synchronippel<br />
wird 1/eo Sekunde vor dem gänzlichen<br />
Öffnen des Verschlusses nieder<br />
ohmig. Verwendet wird diese Einstel<br />
lung nur beim Einsatz von langsam<br />
brennenden Blitzlämpchen, die eine<br />
Gesamtbrenndauer von V30 Sekunde<br />
besitzen. Wünscht man in diesem Fall<br />
trotzdem eine kürzere Belichtungs<br />
zeit (z.B. bei Zentralverschlüssen), so<br />
ist es natürlich nicht sinnvoll, die Auf<br />
flammphase des Blitzlämpchens aus<br />
zunutzen. Besser ist die Ausnutzung<br />
des Scheitelwertes. Bei M-Kontakt<br />
beginnt das Blitzlämpchen aufzu<br />
leuchten, und der Verschluss öffnet<br />
sich erst, wenn die Spitz enleuchtleistung<br />
des Lämpchens erreicht ist.<br />
Vorsicht aber bei Elektronenblitz: Mit<br />
M-Kontakt wäre der kurzblitzende<br />
Elektronenblitz bereits wieder er<br />
loschen, wenn der Verschluss sich<br />
öffnet! Beim Einsatz von Blitzlämp<br />
chen und Belichtungszeiten von V30<br />
Sekunde oder länger ist der X-Kontakt<br />
zu verwenden.<br />
Ältere Schlitzverschlüsse besitzen<br />
statt eines M-Kontaktes häufig einen<br />
solchen mit der Bezeichnung FP. Die<br />
ser Kontakt ist für den Einsatz speziel<br />
ler FP-Blitzlämpchen gedacht, die<br />
eine lang anhaltende Spitzenleistung<br />
besitzen und so auch bei dieser Ver<br />
schlussart Belichtungszeiten von<br />
weniger als Vao Sekunde ermög<br />
lichen.<br />
19.2. Die Blende<br />
Die Blende dient zur Regulierung der<br />
Lichtmenge, die durch das Objektiv<br />
fällt.<br />
Die Ansteuerung des gewählten<br />
Blendenwertes kann je nach Automa<br />
tionsgrad sehr unterschiedlich erfol<br />
gen. Man unterscheidet:<br />
Rastblende: Diese rastet bei den<br />
üblichen Blendenwerten ein.<br />
Vorwahlblende: Der Blendenwert<br />
wird vorgewählt. Die Blende selbst<br />
aber bleibt offen, bis man manuell ei<br />
nen Blendenmitnehmer betätigt.<br />
Vorwahlspringblende: Die Blende<br />
springt beim Auslösen selbsttätig auf<br />
den vorgewählten Wert und öffnet<br />
sich erst wieder beim Filmtransport.<br />
Automatische Vorwahlspringblende:<br />
Diese moderne Blendensteuerung<br />
funktioniert gleich wie die Vorwahl<br />
springblende; sie öffnet sich jedoch<br />
nach der Auslösung automatisch.
LEKTION<br />
PHÖD<br />
65 KOLLEGIUM<br />
. Relative Blende<br />
Wenn man sprachlich den Ausdruck<br />
«Blende» verwendet, ist streng ge<br />
nommen nur der mechanische Licht<br />
begrenzer gemeint. Im photographi<br />
schen Jargon spricht man auch von<br />
Blende 11, Blende 5,6 usw. Es handelt<br />
sich dabei aber lediglich um eine<br />
d' = wirksamer Durchmesser der<br />
Blende<br />
f = Brennweite des Objektivs<br />
k = Blendenzahl<br />
Die Blendenzahl k gibt demzufolge<br />
an, wievielmal der Durchmesser der<br />
wirksamen Blendenöffnung kleiner<br />
ist als die Brennweite:<br />
Durchmesser der Blendenöffnung auf<br />
die Hälfte reduziert, so fällt nur noch<br />
ein Viertel der Lichtmenge durch da:<br />
Objektiv, da ja ein Kreis mit halbier<br />
tem Durchmesser einer viermal klei<br />
neren Fläche entspricht.<br />
19.2.2. Die internationale<br />
Kommunikationsvereinfachung. Mit<br />
Blendenreihe<br />
dem Ausdruck «Blende 11» meint Die verwendeten Blendenzahlen sind<br />
man nichts anderes, als dass man mit nicht willkürlich gewählt, sondern in<br />
einer relativen Öffnung gearbeitet ternational genormt. Die internatio<br />
habe, deren Durchmesser sich zur nale Blendenreihe beginnt bei 1 und<br />
Brennweite des verwendeten Objek<br />
tives wie 1 zu 11 verhalten habe. Man<br />
vergrössert sich von Zahl zu Zahl um<br />
den Faktor i/2~^ 1,411,4 2 2,8 4 5,6 811<br />
meint in diesem Fall die sogenannte 16 22 32 45 64 90 128 180 usw. Öffnet<br />
relative Blende, denn bei unter oder schliesst man die Blende um ei<br />
schiedlichen Brennweiten ist der nen Wert, so verdoppelt oder halbiert<br />
Durchmesser derselben «Blende 11» sich die Menge des durchgelassenen<br />
sehr verschieden, wie Sie unschwer Lichtes.<br />
durch einen Vergleich an ihren Selbstverständlich sind bei Berech<br />
Objektiven feststellen können.<br />
nungen als Resultat auch andere Zah<br />
Die relative Blende ist die Relation len als solche aus der internationalen<br />
zwischen Blendendurchmesser und Blendenreihe möglich. Ergibt zum<br />
Brennweite:<br />
Beispiel eine Berechnung die Blen<br />
denzahl 9,5, so handelt es sich eben<br />
d': f = 1 : k<br />
um den Mittelwert zwischen den<br />
Blendenzahlen 8 und 11.<br />
Bevor die Blendenreihe international<br />
genormt wurde, existierten eine ganze<br />
Anzahl unterschiedlicher Systeme, die<br />
aber allesamt zum gleichen Zahlen<br />
system gehören. Findet man auf ei<br />
nem alten Objektiv die Blendenzahl<br />
nicht in der internationalen Reihe,<br />
kann man mit folgender Formel einen<br />
Vergleichsfaktor finden:<br />
19.2.3. Veränderung der<br />
Blendenzahl durch<br />
gegebenen Verlangerungsfaktor<br />
Häufig kann man einen Verlänge<br />
rungsfaktor infolge Nahaufnahme, Fil<br />
ter usw. nicht durch Verlängerung der<br />
Belichtungszeit kompensieren. Beim<br />
Arbeiten mit Elektronenblitz zum Bei<br />
spiel muss die Kompensation durch<br />
Öffnen der Blende erfolgen. Handelt<br />
es sich um übliche Blendenzahlwerte<br />
und kleinere Verlängerungsfaktoren,<br />
so dürfte die Ermittlung der nunmehr<br />
notwendigen Arbeitsblendenzahl<br />
nicht schwierig sein. Sind die Zahlen<br />
werte aber relativ gross, empfiehlt<br />
sich die Verwendung folgender For<br />
mel:<br />
Beispiel:<br />
Arbeitsblendenzahl =<br />
gemessene Blende<br />
-j/Verlängerungsfaktor<br />
Gemessene<br />
Blendenzahl: 32<br />
Faktor Filter: 2<br />
Faktor Auszug: 8<br />
Gesamt-<br />
verlängerungs-<br />
faktor: ? 2 mal 8 = 16<br />
Arbeits<br />
blendenzahl: ? 32 32<br />
-/16<br />
Oder volkstümlich ausgedrückt: Die<br />
Blendenzahl k ist die hintere Zahl (der<br />
Nenner) der als Verhältnis angege<br />
benen relativen Blende.<br />
Die Lichtstärke eines Objektivs ist die<br />
relative Blende in ganz geöffnetem<br />
Zustand. Sie ist bei jedem Objektiv<br />
zusammen mit der Brennweite ange<br />
geben, zum Beispiel: Planar 1:1,4/<br />
50 mm.<br />
Die Lichtstärke, und damit natürlich<br />
auch die relative Blende, nimmt im<br />
Quadrat mit dem Durchmesser der<br />
Eintrittspupille zu oder ab. Wird der<br />
Verlängerungsfaktor =<br />
grosse Blendenzahl x 2<br />
kleine Blendenzahl<br />
Beispiel: Der Belichtungsmesser gibt<br />
bei Blendenzahl 5,6 eine Belichtungs<br />
zeit von Vfeo Sekunde an. Wie lange<br />
müsste man bei Blendenzahl 25 (Blen<br />
denzahl aus der alten deutschen<br />
Blendenreihe) belichten?<br />
25\2<br />
— ) = 20 = Verlängerungsfaktor<br />
5,6/<br />
1 20 1<br />
— mal 20 = — = - = V3 Sekunde<br />
19.2.4. Die Lichtwerlzahlen<br />
Für die Belichtung (= Produkt aus<br />
Lichtintensität mal Belichtungszeit)<br />
besteht zwischen der Verschlusszeit<br />
und der Blendenreihe eine direkte<br />
Beziehung.<br />
Folgende Zeit-/Blenden-Paare er<br />
geben zum Beispiel dieselbe Belich<br />
tung:<br />
Blende 22 16 11 8 5,6 4 2,8 2<br />
ZeitSek. 1 1/2 Va Vq V15 V30 Veo V125<br />
Belichtungsmesserfabrikanten und<br />
Kamerahersteller haben zur Verein<br />
fachung der Belichtungswertübertra<br />
gung auf Verschluss und Blenden<br />
mechanismus die sogenannten Licht<br />
wertzahlen (LW oder EV) eingeführt.<br />
75
PHOD<br />
KOLLEGIUM 65 LEKTION<br />
Gewisse Objektive, zum Beispiel äl<br />
tere Zeiss-Objektive zur Hasselblad,<br />
besitzen eine Lichtwerteinstellskala.<br />
Man braucht somit am Handbelich<br />
tungsmesser lediglich den Lichtwert<br />
abzulesen und auf das Objektiv zu<br />
übertragen. Die Zeit-/Blenden-Paare<br />
sind dadurch bereits miteinander ge<br />
kuppelt. Wählt der Photograph nun<br />
eine Belichtungszeit, so ist die dazu<br />
gehörige Blende bereits eingekup<br />
pelt, und umgekehrt.<br />
Für den Benutzer haben die Licht<br />
wertzahlen heute im Zeitalter der Be<br />
lichtungsautomatik keine vorder<br />
gründige Bedeutung mehr. Doch ba<br />
sieren natürlich auch die Steuerun<br />
gen automatischer Belichtungsmes<br />
sungen auf den Lichtwertzahlen,<br />
wenn dies auch nach aussen gar nicht<br />
mehr sichtbar wird.<br />
Ein bestimmter Lichtwert entspricht<br />
einer Belichtung gleichwertiger Zeit-/<br />
Blenden-Paare. Als Basis wurde 1 Se<br />
kunde bei Blende 1 = Lichtwert 0 ge<br />
wählt. Jede gleichwertige Paarung<br />
(z.B.2SekundenbeiBlende I,4oder4<br />
Sekunden bei Blende 2 usw.) besitzt<br />
ebenfalls Lichtwert 0. Unser obiges<br />
Beispiel (1 Sekunde bei Blende 22)<br />
weist Lichtwert 9 auf, denn Blende 22<br />
ist um 9 Stufen kleiner als Blende 1(1/<br />
1,4/2/2,8/4/5,6/8/11/ 16/22).<br />
19.3. Scharfeinstellung<br />
Die Scharfeinstellung erfolgt durch<br />
Veränderung der bildseitigen<br />
Schnittlänge, und zwar bei Fach<br />
kameras durch Auszugsveränderung<br />
des Balgens und bei starren Kameras<br />
durch eine Tubusschnecke am Ob<br />
jektiv. Bei starren Kameras sind die<br />
Einstelldistanzen in der Regel am<br />
Objektivtubus eingraviert. Bei euro<br />
päischen Kameras sind die Distanz<br />
angaben in Meter, bei amerikani<br />
schen in Feet und bei japanischen in<br />
Feet und Meter.<br />
Eine liegende Acht (°°) bedeutet<br />
Unendlich, das heisst, der Ka<br />
meraauszug a' entspricht der Brenn<br />
weite.<br />
Die Unendlicheinstellung bei Pho<br />
toapparaten beginnt schon bei etwa<br />
1500facher Brennweite, da der be:<br />
dieser Aufnahmedistanz notwendige<br />
Kameraauszug nahezu der Bildweite<br />
76<br />
Abbildung 487 Prinzip einer Schärfentiefeskala<br />
m 1 1.2 1,5 4 5 8 10 20 oo<br />
i—i—i i i i iai i i i i—i r<br />
22 16 11 8 5.64 2.8 4 5.6 8 11 16 22<br />
Abbildung 488 Schärfentiefeskala auf dem<br />
Objektivtubus<br />
Abbildung 489 Schärfentiefeskala der Fach<br />
kamera Sinar<br />
a' entspricht, das heisst, der dabei<br />
entstehende Zerstreuungskreis liegt<br />
innerhalb der Toleranz.<br />
19.3.1. Die Schärfentiefe-<br />
Skala<br />
Über das Wesen der Schärfentiefe<br />
haben wir in den Lektionen 49 und 50<br />
ausgiebig gesprochen.<br />
Die Schärfentiefeskala ist eine bild<br />
gestalterisch äusserst wichtige Ein<br />
stellhilfe. Sie gibt auf der Distanzskala<br />
die Schärfenzone für verschiedene<br />
Blendenwerte an.<br />
Bei den weitaus meisten photographi<br />
schen Aufnahmen stellt man nicht<br />
Abbildung 490 Prinzip der Mattscheibe<br />
primär auf eine bestimmte Einstell<br />
distanz ein. Aufgrund des zu bewälti<br />
genden Schärferaumes wird viel<br />
mehr die Einstellung mit Hilfe der<br />
Schärfentiefeskala<br />
vorgenommen.<br />
Nehmen wir an, der scharf zu erfas<br />
sende Gegenstand weise eine Aus<br />
dehnung auf, die einen Schärferaum<br />
von 1,40 bis 3,50 m nötig macht, so<br />
müssten wir bei dem Objektiv, des<br />
sen Schärfentiefeskala in Abbildung<br />
487 dargestellt ist, auf 2 Meter scharf<br />
stellen und auf die Blendenzahl 16 ab<br />
blenden.<br />
Eine Schärfentiefeskala zur Bestim<br />
mung der notwendigen Blendenzahl<br />
und der besten Einstelldistanz exi<br />
stiert auch an der Bildstandarte der<br />
Fachkamera Sinar, wie es Abbildung<br />
489 zeigt. Der Skalenring ist je nach<br />
verwendetem Aufnahmeformat (un<br />
terschiedliche Schärfentoleranz) aus<br />
wechselbar.<br />
19.4. Suchersysteme<br />
19.4.1. Mattscheibe<br />
Das durch ein Objektiv entworfene<br />
«Luftbild» ist durch unser Auge kaum<br />
zu orten, das heisst, wir sehen -<br />
gleichgültig, ob scharf eingestellt ist<br />
oder nicht - hinter dem Objektiv<br />
immer ein brillantes, scharfes, kopf<br />
stehendes Bild. Das Auge sucht sich<br />
nämlich immer das scharfe Bild,<br />
gleichgültig, ob dies näher oder wei<br />
ter vom Objekt entfernt liegt.<br />
Um den Bildausschnitt und die kor<br />
rekt eingestellte Büdentfernung zu<br />
kontrollieren, benötigt man zum Bei<br />
spiel bei der Fachkamera eine Matt-
LEKTION<br />
Scheibe. Die Mattscheibe ist eine auf<br />
gerauhte, planparallele Glasplatte.<br />
Auftreffende Lichtstrahlen werden<br />
durch die Körnchen der Mattscheibe<br />
gestreut, wodurch diese hell auf<br />
leuchten und ein fein gerastertes Bild<br />
entstehen lassen.<br />
Bei der Mattscheibe der Grossformat-<br />
Fachkamera ist das Mattscheibenbild<br />
kopfstehend und von der Betrachter<br />
seite her gesehen seitenrichtig. Bei<br />
richtiger Scharfeinstellung entsteht<br />
das Mattscheibenbild genau auf der<br />
mattierten Seite der Mattscheibe.<br />
Mattscheibe und Bildformat sind da<br />
her identisch; die Filmebene muss<br />
genau in der Ebene der mattierten<br />
Seite der Mattscheibe liegen.<br />
Wegen dem Streuungsprinzip der<br />
Mattscheibe gelangt nur ein sehr klei<br />
ner Teil der Strahlen ins Auge des Be<br />
trachters, wie dies Abbildung 490<br />
deutlich zeigt. Vorwiegend die Bild<br />
ränder erscheinen sehr dunkel, und<br />
der Photograph muss, um das ganze<br />
Bild beurteilen zu können, den Blick<br />
punkt seines Auges ständig ver<br />
ändern.<br />
19.4.1.1. Fresnel-Linse und<br />
Feldlinse<br />
Der starke Lichtabfall zum Rand der<br />
Mattscheibe rührt daher, weil die<br />
Abbildung 491<br />
Abbildung 492<br />
Feldlinse<br />
Fresnel-Linse<br />
PHÖD<br />
65 KOLLEGIUM<br />
Randstrahlen am Auge vorbeilaufen.<br />
Eine bedeutende Verbesserung der<br />
Mattscheibenhelligkeit erfolgt durch<br />
den Einsatz einer Feldlinse oder ei<br />
ner Fresnel-Linse, deren Planflächen<br />
mattiert sind oder die zusätzlich zur<br />
Mattscheibe aufgesetzt werden. Die<br />
Feldlinse ist eine plankonvexe Sam<br />
mellinse, während die Fresnel-Linse<br />
eine flache Stufenlinse darstellt, die<br />
über viele kleine Prismenringe ver<br />
fügt und dadurch ebenso sammelnde<br />
Eigenschaften aufweist. Beide Lin<br />
senarten besitzen eine bestimmte<br />
Brennweite und konvergieren da<br />
durch alle Strahlen zum Auge. Somit<br />
ist es möglich, die gesamte Matt<br />
scheibe bis zum Rand hin gleich hell<br />
zu sehen.<br />
Feldlinsen sind in der Regel auf den<br />
Mattscheibchen starrer Reportage<br />
kameras aufgesetzt, während bei<br />
grossformatigen Fachkameras Fresnel-Linsen<br />
Verwendung finden. Die<br />
Fresnel-Linsen bei Fachkameras sind<br />
aus Kunststoff gefertigt und normaler<br />
weise in einem Halterähmchen gefasst,<br />
was ein leichtes Einsetzen oder<br />
Entfernen der Linse ermöglicht.<br />
19.4.2. ZweiäugigeSpiegelreflexkamera<br />
Bei zweiäugigen Spiegelreflexkame<br />
ras sind Aufnahme- und Sucherteil mit<br />
je einem Objektiv ausgestattet. Das<br />
Sucherbild wirft über einen starren<br />
Spiegel das Bild auf eine Matt<br />
scheibe, die mit einer Feldlinse oder<br />
einer Fresnel-Linse versehen sein<br />
kann.<br />
Bei der Scharfeinstellung wird die ge<br />
samte Frontplatte mit beiden Objekti<br />
ven bewegt.<br />
Die Parallaxe ist im normalen Einstell<br />
bereich durch mechanische Masken<br />
ausgeglichen.<br />
Das Mattscheibenbild ist aufrecht<br />
stehend, aber seitenverkehrt.<br />
Abbildung 493<br />
Abbildung 494<br />
Abbildung 495<br />
Zweiäugige Spiegelreflex<br />
kamera<br />
Einäugige Spiegelreflex<br />
kamera<br />
Pffffffx* :*:*:*::j^<br />
Spiegelreflexkamera mit<br />
Dachkantenprisma<br />
19.4.3- Einäugige Spiegel<br />
reflexkamera<br />
Die einäugige Spiegelreflexkamera<br />
ist mit einem Klappspiegel ausge<br />
rüstet. Während dem Einstellvor<br />
gang gelangt das Licht durch das<br />
Aufnahmeobjektiv über den Spiegel<br />
zur Mattscheibe.<br />
Unmittelbar vor der Aufnahme klappt<br />
der Spiegel hoch und gibt den Weg<br />
zum Film frei.<br />
Der Parallaxenausgleich ist selbst<br />
verständlich in jedem Fall gewähr<br />
leistet.<br />
77
PHÖD<br />
KOLLEGIUM 65 LEKTION<br />
19.4.4. Spiegelreflex<br />
kamera mit Dach<br />
kantenprisma<br />
Dieser Kameratyp hebt durch das<br />
Dachkanten-Pentaprisma die Seiten<br />
verkehrtheit des Mattscheibenbildes<br />
auf und liefert durch das Okular ein<br />
aufrechtstehendes und seitenrichti<br />
ges Sucherbild. Auch hier ist natürlich<br />
der Parallaxenausgleich ohne Ein<br />
schränkung gewährleistet.<br />
19.4.5. Sucherkamera<br />
Kameras ohne Mattscheiben- oder<br />
Spiegelreflexeinrichtung,<br />
sogenann<br />
te Sucherkameras, benötigen zur<br />
Bildkontrolle einen optischen Sucher.<br />
Ausgesprochen bewährt hat sich zu<br />
diesem Zweck der Leuchtrahmen<br />
sucher. Hauptbestandteil dieses Su<br />
cher-Prinzips ist ein teildurchlässiger<br />
Hohlspiegel, vor dem sich - genau in<br />
dessen Brennebene - eine dunkle<br />
Rahmenplatte mit einer rechteckigen<br />
Öffnung befindet. Auf der Rahmen<br />
platte ist ein heller Rand, der «Leucht<br />
rahmen», aufgebracht.<br />
Das Auge des Betrachters liegt dop<br />
pelt soweit entfernt im Krümmungs<br />
mittelpunkt des Hohlspiegels.<br />
Da sich die Rahmenplatte im Brenn<br />
punkt des Hohlspiegels befindet,<br />
liegt das Spiegelbild im Unendlichen.<br />
Das Auge sieht durch den teildurch<br />
lässigen Hohlspiegel das weit ent<br />
fernt liegende Objekt und das Spie<br />
gelbild des Leuchtrahmens gleich<br />
zeitig scharf.<br />
19.4.6. Parallaxe<br />
Bei Sucherkameras befindet sich der<br />
Achspunkt des Aufnahmeobjektivs<br />
Abbildung 496 Prinzip des Teilbild<br />
78<br />
entfernungsmessers<br />
und derjenige des Suchers an un<br />
terschiedlichen Orten. Bei Auf<br />
nahmeentfernungen unter 3 Meter<br />
macht sich dadurch ein Parallaxen<br />
fehler unangenehm bemerkbar.<br />
Automatische Masken oder zumin<br />
dest Markierlinien im Sucher für den<br />
Aufnahmenahbereich können die<br />
unangenehmen Folgen für den übli<br />
chen Schärfebereich etwas mildern.<br />
Im Makrobereich sind solche Kame<br />
ras allerdings - trotz allerlei Hilfsmit<br />
teln - praktisch kaum zu gebrauchen.<br />
19.5. Entfernungsmesser<br />
19.5.1. Teilbildentfernungs<br />
messer<br />
Quer durch das Sucherbild verläuft<br />
eine feine Trennungslinie, die das<br />
Büd in zwei Hälften zerlegt. Beim Be<br />
tätigen der Scharfeinstellung ver<br />
schiebt sich eine Bildhälfte, die an<br />
dere bleibt stehen.<br />
Diese Art von Entfernungsmesser ist<br />
in der Regel direkt in eine Sucher<br />
kamera eingebaut und mit der Tubus<br />
schnecke des Objektivs gekuppelt.<br />
Unmittelbar hinter dem Okular befin<br />
den sich zwei im Winkel von 90 Grad<br />
zueinander angeordnete, übereinanderstehende<br />
Spiegel. Der eine<br />
Spiegel erfasst den von links kom<br />
menden unteren Bildteil, während der<br />
andere den von rechts kommenden<br />
oberen Bildteil reflektiert. Die Ka-<br />
Abbildung 497 Prinzip des Mischbild<br />
entfernungsmessers<br />
/ teildurchlässiger<br />
Spiegel<br />
Schwenkspiegel<br />
mera besitzt zwei Eintrittsfenster, hin<br />
ter denen ebenfalls Umlenkspiegel<br />
angeordnet sind. Der linke Spiegel ist<br />
fest montiert, während der rechte<br />
schwenkbar und mit dem Mechanis<br />
mus der Tubusschnecke gekuppelt<br />
ist. Bei richtiger Spiegelstellung und<br />
daher richtiger Scharfeinstellung<br />
sind die beiden entstehenden Teilbilder<br />
übereinanderstehend. Bei fal<br />
scher Einstellung hingegen sind die<br />
Teilbilder gegeneinander verscho<br />
ben.<br />
19.5.2. Mischbild<br />
entfernungsmesser<br />
Beim<br />
Mischbüdentfernungsmesser<br />
oder Telemeter liegen im Sucher<br />
zwei Bilder gemischt übereinander,<br />
die bei Scharfeinstellung überein<br />
stimmen. Das Gerät besitzt ebenfalls<br />
zwei Messfenster, zwischen denen<br />
die Messbasis als Referenzstrecke<br />
liegt. Beim Okulareinblick schaut das<br />
Auge durch einen teildurchlässigen<br />
Spiegel direkt auf das Objekt. Das<br />
vom Objekt reflektierte Licht gelangt<br />
aber auch durch das zweite Messfen<br />
ster auf einen schwenkbaren Spiegel<br />
und gelangt von dort über den Teil<br />
spiegel ebenfalls zum Auge.<br />
Ist der Schwenkspiegel so einge<br />
stellt, dass die beiden vom Auge<br />
empfangenen Strahlen parallel lie<br />
gen, erkennt man Objekte, die unend<br />
lich weit entfernt sind, als Einzelbild<br />
absolut scharf.<br />
Betrachtet man aber ein näherliegen<br />
des Objekt, fällt der Strahl für den<br />
Schwenkspiegel nicht mehr parallel<br />
zum direkten Strahl ein, und es ent<br />
stehen vom selben Gegenstand ge<br />
geneinander verschobene Bilder.<br />
Durch Drehen des Schwenkspiegels<br />
um den halben Betrag des Winkels a<br />
können die beiden Teübilder wieder<br />
zur Deckung gebracht werden. Die<br />
Schwenkwinkelgrösse ist eine di<br />
rekte Funktion der Entfernung zum<br />
Objekt und der Messbasis. Die Mikrotriebanzeige<br />
des Schwenkspiegels<br />
lässt sich in Meter eichen.<br />
In der Messsucherkamera wird der<br />
Telemeter mit dem Schneckengang<br />
des Objektivs gekuppelt. Dadurch<br />
überträgt sich die gemessene Entfer<br />
nung mechanisch.
LEKTION<br />
PHÖD<br />
66 KOLLEGIUM<br />
19.5.3. Mattscheiben-<br />
Einstellung<br />
Die beschriebenen, eigentlichen<br />
Entfernungsmesser sind in der einen<br />
oder anderen Variante nur noch in<br />
wenigen Kameramodellen, den soge<br />
nannten Messsucherkameras, einge<br />
baut.<br />
Bei allen Spiegelreflexkameras ist ei<br />
ne eigentliche Entfernungsmessung<br />
unnötig, da dort die Scharfeinstellung<br />
über eine Mattscheibe erfolgt. Aller<br />
dings ist in vielen Fällen die Einstell<br />
möglichkeit auf der Mattscheibe be<br />
schränkt, dies vor allem bei schlech<br />
ten Lichtverhältnissen oder licht<br />
schwachen Objektiven. Man hat aus<br />
diesem Grund zusätzliche Einstellhil<br />
fen geschaffen.<br />
Die am weitesten verbreiteten Ein<br />
stellhilfen sind der Messkeil (oder<br />
Schnittbildentfernungsmesser) und<br />
die Mikroprismenraster. Beides sind<br />
keine eigentlichen Entfernungsmes<br />
ser. Vielmehr vereinfachen sie die<br />
Scharfeinstellung auf der Mattschei<br />
be auch unter ungünstigen Voraus<br />
setzungen.<br />
19.5.3.1. Schnittbildentfernungsmesser<br />
(Messlupe)<br />
Die Messlupe stellt ein besonders<br />
verfeinertes Prinzip der Mattschei<br />
beneinstellung dar. Unter Messlupe<br />
versteht man zwei mit höchster Präzi<br />
sion gegeneinander versetzte, halb-<br />
Abbildung 498 Prismenkeile der Messlupe<br />
Abbildung 499 Wirkungsprinzip der Messlupe<br />
unscharf (Konvergenzpunkt vor der Mattscheibenebene)<br />
Objektiv Mattscheibe mit Messlupe Sucherbild<br />
kreisförmigen Glasprismen, die zum<br />
Teil über die Mattscheibenebene<br />
hinausragen, teilweise aber unterhalb<br />
dieser Ebene liegen.<br />
Ist die Schärfe nicht richtig einge<br />
stellt, das heisst, das vom Objektiv<br />
entworfene Bild liegt vor oder hinter<br />
der Messlupenebene, lenkt der eine<br />
Keil das Bild so ab, dass es nach links<br />
verschoben wird, während der ande<br />
re Keil das Büd nach rechts ver<br />
schiebt. Bei falscher Entfernungsein<br />
stellung entsteht innerhalb des Mess<br />
feldes ein auseinandergeschnittenes<br />
Bild.<br />
Sobald aber das vom Objektiv<br />
entworfene Bild ganz genau auf der<br />
Mattscheibenebene liegt - und somit<br />
die Scharfeinstellung richtig ist -,<br />
:önnen die Keile das Bild nicht mehr<br />
ablenken.<br />
Bei richtiger Scharfeinstellung liegen<br />
die durch die Strahlenkonvergenz<br />
gebildeten Bildpunkt genau auf der<br />
Mattscheibenebene. Die auf der<br />
Schnittkante beider Messkeile auf<br />
treffenden Strahlen werden durch die<br />
prismatische Form der Keüe so abge<br />
scharf (Konvergenzpunkt auf der Mattscheibenebene)<br />
lenkt, dass sie praktisch auf der opti<br />
schen Achse weiterlaufen und somit<br />
an dieser Stelle ein unzerschnittenes<br />
Bild gesehen werden kann. Liegt<br />
aber der Bildpunkt bei unscharfer<br />
Einstellung vor (oder auch hinter) der<br />
Mattscheibe, so kreuzen sich die<br />
Strahlen und treffen auf den breiteren<br />
Aussenkanten der prismatischen Kei<br />
le auf. Dort werden sie derart abge<br />
lenkt, dass sie parallel der optischen<br />
Achse einzeln weiterlaufen und somit<br />
ein in der Mitte zerschnittenes Bild<br />
gesehen wird.<br />
Eine optimale Scharfeinstellung mit<br />
der Hilfe der Messlupe ist aber nur<br />
möglich, wenn das Aufnahmeobjekt<br />
entsprechend gerade Linien auf<br />
Abbildung 500<br />
Kreuz-Schnittbildindikator von<br />
Canon<br />
79
PHÖD<br />
KOUEGHIM 66 LEKTION<br />
weist. Um nicht auf genau vertikal<br />
oder horizontal verlaufende Gegen<br />
standslinien angewiesen zu sein, ha<br />
ben manche Kamerahersteller die<br />
Messlupe so eingebaut, dass die<br />
Schnittkante diagonal verläuft.<br />
Schnittbüdindikatoren haben aber<br />
auch Nachteile. Bei geringen Licht<br />
stärken oder langen Brennweiten<br />
(bzw. nicht der Objektivbrennweite<br />
angepassten Brechkraft der Prismen<br />
keile) erscheint die eine Hälfte des<br />
Indikatorkreises manchmal schwarz<br />
und verunmöglicht dadurch eine kor<br />
rekte Messung.<br />
Canon hat aus diesem Grund einen<br />
neuen Schnittbildindikator ent<br />
wickelt, der das Abdunklungsproblem<br />
bei allen Objektiven löst.<br />
Diese Messlupe besteht - im Gegen<br />
satz zu herkömmlichen Indikatoren -<br />
aus einer ganzen Reihe einzelner,<br />
leicht versetzter Keile.<br />
Neben Schnittbüdindikatoren kon<br />
ventioneller Bauart existiert eben<br />
falls von Canon ein Kreuz-Schnittbild<br />
indikator, der das Objekt sowohl ho<br />
rizontal als auch vertikal in vier Teile<br />
teilt. Die Scharfeinstellung ist be<br />
endet, wenn das Kreuz vollständig<br />
wiederhergestellt ist. Der Kreuz-<br />
Schnittbüdindikator eignet sich aber<br />
nicht für lichtschwache Objektive.<br />
19.5.3.2. Mikroprismen<br />
(Messraster)<br />
Anstelle des Schnittbildindikators<br />
kann auch eine Fläche mit rasterförmig<br />
aufgebauten Mikroprismen tre<br />
ten. Da solche Prismen mit geordne<br />
ter Struktur unscharf fokussierte<br />
Lichtstrahlen bedeutend stärker<br />
streuen, als es zum Beispiel die unregelmässig<br />
grossen Teilchen der<br />
Mattscheibe tun, erscheint ein falsch<br />
eingestelltes Bild innerhalb der<br />
Messfläche durch einen Moir6-Effekt<br />
flimmernd. Sobald die Entfernung<br />
richtig eingestellt ist, wird das Bild<br />
klar.<br />
Das Arbeitsprinzip ist im wesent<br />
lichen gleich wie bei der Messlupe.<br />
Mikroprismen sind nämlich nichts<br />
anderes als ein rasterförmig ange<br />
ordnetes System von kleinsten Mess<br />
lupen, von denen pro mm rund 200<br />
Stück angeordnet sind.<br />
Der Mikroprismenraster verlangt<br />
nach einer strukturierten Vorlage.<br />
Völlig glatte Objekte lassen sich<br />
schlecht einstellen. Viele Kameraher<br />
steller haben deshalb die beiden<br />
Messhilfen Messlupe und Mikropris<br />
men kombiniert, indem sie im Zen<br />
trum eine Messlupe anordnen und<br />
darum herum kreisförmig eine Fläche<br />
mit Mikroprismen gestalten.<br />
19.6. Autofokussysteme<br />
Um Entfernungen automatisch zu<br />
messen, sind unterschiedliche Sy<br />
steme entwickelt worden. Ging es<br />
anfänglich nur darum, Autofokus-<br />
Sucherkameras zu machen, musste<br />
diese Tendenz in den letzten Jahren<br />
auch auf Spiegelreflexkameras aus<br />
gedehnt werden, wo nun Phasen-Detektionssysteme<br />
Einsatz finden.<br />
Bei allen Systemen wird durch eine<br />
bestimmte Methode die Entfernung<br />
ermittelt und durch einen Stellmotor<br />
das Objektiv richtig eingestellt.<br />
Abbildung 502 Sonar-Autofokussystem von Polaroid<br />
19.6. !• Akustische<br />
Echoortung<br />
Das Sonar-Autofokussystem von Pola<br />
roid arbeitet mit akustischer Echoor<br />
tung: Ein elektronischer Wandler sen<br />
det vier Ultraschallfrequenzen (60,57,<br />
53, 50 kHz) von 1 ms Dauer aus.<br />
Gleichzeitig mit Beginn der Aussen<br />
dung beginnt eine Oszillatoruhr zu<br />
zählen. Sie gibt die Taktimpulse für<br />
die Entfernungsmessung ab und<br />
schickt sie in regelmässigen Abstän<br />
den in den Akkumulator eines Mikro<br />
prozessors.<br />
Die Taktsignale füllen nacheinander<br />
128 Leerstellen im Akkumulator. Die<br />
se 128 Stellen entsprechen 128 mögli<br />
chen Entfernungseinstellzonen. Nach<br />
dem Aussenden der Impulse stellt<br />
sich der Wandler auf den Empfang<br />
des Echosignals um. Sofort nach Ein<br />
treffen des Echos stoppt die Oszilla<br />
toruhr, der Mikroprozessor gibt die<br />
Anzahl der bis zu diesem Zeitpunkt<br />
gefüllten Leerstellen im Akkumulator<br />
an den Objektivstellmotor weiter,<br />
und dieser bringt das Objektiv in die<br />
richtige Stellung. Je nach Entfernung<br />
vergeht vom Moment der Auslösung<br />
bis zum Ablaufen des Verschlusses<br />
eine Zeitspanne von etwa 150 ms.<br />
19.6.2. Triangulations<br />
systeme<br />
Bei diesen Systemen errechnet die<br />
Kameraelektronik unter Zuhilfenah<br />
me trigonometrischer Formeln den<br />
Abbildung 501 Mikroprismenraster (starke<br />
Vergrösserung)<br />
80
LEKTION<br />
PHOD<br />
66 KOUEGIUM<br />
korrekten Aufnahmeabstand auf<br />
Grund von Winkelmessungen.<br />
Man unterscheidet zwei Methoden:<br />
Aktive Triangulationsmethode<br />
Bei der aktiven Methode geht von der<br />
Kamera ein Stimulus aus (z. B. Infrarot<br />
oder Lichtstrahl). Gemessen wird die<br />
darauffolgende Reaktion.<br />
Passive Triangulationsmethode<br />
Bei der passiven Methode bedient<br />
sich die Kamera der in der Umwelt<br />
vorherrschenden Information, tritt<br />
also selber nicht aktiv in Erscheinung.<br />
Abbildung 504 Prinzip des Visitronic-Moduls<br />
Fester Spiegel<br />
|Nk Linsensystem<br />
Integrierter<br />
Umlenk-_<br />
Schaltkreis<br />
prisma<br />
Beweglicher Spiegel<br />
Übereinstimmungs-Signal<br />
Integrierter<br />
Schaltkreis<br />
7<br />
f<br />
Modul-Ausgang<br />
19.6.2.1. Infrarot-Autofolcussiermethode<br />
Bei derartigen Systemen sendet eine<br />
sich bewegende Infrarot-Leuchtdi<br />
ode Infrarotstrahlen in verschiedenen<br />
Winkeln aus. Ein Sensor misst den<br />
Winkel, unter dem der vom Aufnah<br />
megegenstand am stärksten reflek<br />
tierte Strahl zurückgeworfen wird.<br />
Sobald der Winkel bekannt ist, kann<br />
der Kamera-Computer mittels trigo<br />
nometrischen Formeln den Aufnah<br />
meabstand bestimmen und das Ka<br />
meraobjektiv über einen Stellmotor in<br />
die berechnete Position bringen. Es<br />
handelt sich hier um ein aktives Trian<br />
gulationssystem.<br />
19.6.2.2. Visitronic-Modul<br />
Das Modul von Honeywell, das nach<br />
passiver Triangulationsmethode ar<br />
beitet, basiert auf dem Prinzip des Telemeters.<br />
Über einen feststehenden<br />
Abbildung 503 Aktive Triangulation mittels<br />
IR-LED<br />
Spiegel wird das Hauptobjektiv anvi<br />
siert und das eintreffende Bild über<br />
ein Prisma im Modul auf eine licht<br />
empfindliche Detektorfläche gewor<br />
fen. Hinter einem zweiten Messfen<br />
ster befindet sich ein drehbarer Spie<br />
gel, der sein Bild auf einen zweiten<br />
Detektor wirft.<br />
Im Moment der Auslösung dreht sich<br />
der bewegliche Spiegel um seine<br />
Achse. Im integrierten Schaltkreis<br />
des Moduls werden dabei die Bilder<br />
auf beiden Detektoren ständig ver<br />
glichen.<br />
Sobald der Spiegel eine ganze<br />
Schwenkung vollführt hat, dreht er<br />
wieder zurück und bleibt dort stehen,<br />
wo die Speicherelektronik vorher die<br />
beste Bildübereinstimmung auf bei<br />
den Detektoren festgestellt hat. In<br />
Abhängigkeit der Spiegelstellung<br />
steuert der Stellmotor die Objektiv<br />
einstellung.<br />
19.6.2.3. Festkörper,<br />
triangulation<br />
Auch ein Festkörpertriangulations<br />
system von Canon arbeitet nach dem<br />
Prinzip des Telemeters. Allerdings<br />
stehen hier beide Spiegel fest. Dafür<br />
errechnet die Elektronik auf Grund<br />
des Abstandes von Haupt- und Refe<br />
renzbild auf einem speziellen licht<br />
empfindlichen Gitter (CCD-Gitter)<br />
blitzschnell die Aufnahmeentfernung<br />
und gibt diese Information an den Obektivsstellmotor<br />
weiter.<br />
Abbildung 505<br />
Festkörpertriangulation<br />
dem CCO-Gitler<br />
Entfernungseinstellung für mehrere<br />
Objektivbrennweiten einwandfrei<br />
funktionieren können.<br />
Die bisher vorgestellten Systeme<br />
messen auf elektronischem Weg die<br />
Schärfe des Bildes, indem ein Teil der<br />
durch das Objektiv einfallenden<br />
Lichtstrahlen hinter dem - an dieser<br />
Stelle teildurchlässigen -Primärspie<br />
gel über einen Sekundärspiegel auf<br />
dem Kameraboden umgelenkt wird.<br />
Dort befindet sich ein lichtemp<br />
findlicher Sensor, der in der Lage ist,<br />
den Kontrast des Bildes zu messen.<br />
Da der Kontrast bei Scharfeinstellung<br />
Abbildung 506 Prinzip der TTL-<br />
Autofokusmethode<br />
, Mattscheibe<br />
19.6.3. TTL-Fokussysteme<br />
Auf eine andere Art müssen Autofo<br />
kussysteme bei Spiegelreflexkame<br />
ras arbeiten, denn hier muss die<br />
81
PHOD<br />
KOLLEGIUM 66 LEKTION<br />
Abbildung 507 Prinzip der Phasendetektion<br />
Datenausgabe<br />
Sensor-<br />
derte Stromstärke. Ein empfindliches<br />
Amperemeter kann dann in Licht<br />
werten geeicht werden und zeigt da<br />
durch direkte Belichtungshinweise<br />
Scharfeingestellt<br />
Schärfepunkt zu weit vorn<br />
Schärfepunkt zu weit hinten<br />
am grössten ist, lässt sich mit dieser<br />
Methode die Schärfe mit recht grosser<br />
Präzision einstellen.<br />
Die Prinzipien, nach denen der Kon<br />
trast gemessen wird, sind je nach<br />
Hersteller unterschiedlich.<br />
Alle modernen Methoden arbeiten<br />
jedoch nach dem Prinzip der Phasen<br />
detektion. Dabei bilden unter dem Se<br />
kundärspiegel angebrachte Zwil<br />
lingslinsen zwei Teilbilder des Auto<br />
fokus-Zielfeldes im Sucher auf einem<br />
Halbleiter-Bildwandler ab, der z.B.<br />
aus 128 oder mehr einzelnen Elemen<br />
ten besteht. Den integrierten CCD-<br />
Halbleiter kann man sich dabei ähn<br />
lich vorstellen wie den bildempfan<br />
genden CCD-Chip einer Video-Ka<br />
mera.<br />
Je nach Schärfenlage ist der Abstand<br />
zwischen den beiden auf den Chip<br />
projizierten Teilbildern verschieden.<br />
Ob er richtig ist und damit das Bild<br />
scharf, erkennt der Autofokus-Pro<br />
zessor durch den Vergleich eines ein<br />
programmierten Signals mit demjeni<br />
gen, das vom Bildhalbleiter kommt.<br />
Stimmen die Signale nicht überein, er<br />
rechnet der Zentral-Computer inner-<br />
J<br />
JL<br />
'K/h<br />
lwl<br />
Geringerer Abstand der<br />
beiden<br />
Referenzbildabstand für scharfeingestelltes<br />
Motiv<br />
(immer gleichbleibend)<br />
gegenüber<br />
Vergleichsbilder<br />
korrekter<br />
Scharfeinstellung<br />
Größere Abstand der<br />
beiden Vergleichsbilder<br />
gegenüber korrekter<br />
Scharfeinstellung<br />
halb von Millisekunden den erforder<br />
lichen Fokussierweg für die richtige<br />
Scharfeinstellung und steuert mit di<br />
gitalen Impulsen den Fokussiermotor.<br />
Unterschiede zwischen den ver<br />
schiedenen Herstellern sind in unter<br />
schiedlichen CCD-Elementen zu fin<br />
den und insbesondere in der Art der<br />
Signalübertragung und Verstärkung.<br />
Gelesen werden die Signale der ein<br />
zelnen CCD-Elemente seriell (ent<br />
weder durch Schaltung oder durch<br />
Ladungsübertragung) und vorherige<br />
oder nachträgliche Verstärkung.<br />
20. Belichtui ingsmessung<br />
Lichtempfindliche<br />
Zellen<br />
Elektrische Belichtungsmesser kön<br />
nen unterschiedliche Arten von<br />
Messzellen eingebaut haben. Die<br />
wichtigsten sind in Abbildung 508<br />
aufgeführt. Alle haben gemeinsam,<br />
dass sie durch Lichteinwirkung in<br />
irgendeiner Art ihre elektrischen<br />
Eigenschaften verändern. Gemessen<br />
wird schliesslich die durch die Licht<br />
einwirkung entstandene oder verän<br />
I<br />
an.<br />
20.1.1. Photoelement<br />
(Photozelle)<br />
Eine frühe Photozelle stellt die fast<br />
ausnahmslos in alten Belichtungs<br />
messern verwendete Selenzelle dar.<br />
Der verwendete frühe Halbleiterbau<br />
stein bestand aus dünnster Gold<br />
oder Platinfolie in engem Kontakt mit<br />
einer aufgedampften Selenschicht.<br />
Das Metall hat dabei die Funktion<br />
eines n-leitenden Materials. Selen da<br />
gegen ist p-leitend.<br />
Treten Photonen auf die dünne Gold<br />
folie auf, schlagen sie Valenz elektronen<br />
der Goldatome mit Wucht in die<br />
Selenschicht, wo sie nur in eine fol<br />
gende Eisenschicht geleitet werden<br />
können.<br />
Verbindet man diese Eisenschicht<br />
mit einem sehr empfindlichen Galva<br />
nometer, lässt der fliessende Elektro<br />
nenstrom einen Ausschlag im Mess<br />
gerät entstehen.<br />
Der entstehende Strom ist etwa<br />
50000mal schwächer als derjenige,<br />
der eine Taschenlampe zum Leuch<br />
ten bringt.<br />
Selen-Belichtungsmesser<br />
arbeiten<br />
ohne Batterie.<br />
Mit der Zeit ist die Goldfolie «durch<br />
schossen». Bei ständigem Gebrauch<br />
ist dies nach einer Zeitdauer von etwa<br />
10 Jahren der Fall. Dann muss die Zel<br />
le ersetzt werden.<br />
Abbildung 509 Prinzip der Selenzelle<br />
Gold (n-leitend)<br />
Selen (p-leitend)<br />
Eisen<br />
82
LEKTION<br />
PHOD<br />
67 KOLLEGIUM<br />
20.1.2. Photowiderstand<br />
Bestimmte Materialien, wie zum Bei<br />
spiel Cadmium-Sulfid (CdS) ändern<br />
ihren elektrischen Widerstand in<br />
Abhängigkeit der Lichteinstrahlung.<br />
In Dunkelheit ist der Widerstand sehr<br />
gross, bei zunehmender Beleuchtung<br />
nimmt er ab.<br />
Die Lichtempfindlichkeit eines CdS-<br />
Widerstandes ist rund 250mal höher<br />
als diejenige einer Selenzelle.<br />
Zum Betrieb in einem Belichtungs<br />
messer ist eine Batterie notwendig.<br />
Um den elektronischen Aufwand zur<br />
Stabilisierung der Betriebsspannung<br />
gering zu halten, verwendet man in<br />
der Regel eine Quecksüberoxyd-<br />
Knopfzelle, die über die gesamte Le<br />
bensdauer eine konstante Spannung<br />
abgibt.<br />
Abbildung 509<br />
Belichtungsmesser mit<br />
CdS-Zelle.<br />
Legt man den p-dotierten Bereich ei<br />
ner Diode an den Minuspol und den n-<br />
dotierten an den Pluspol einer Batte<br />
rie, fliesst kein Strom, denn die Diode<br />
ist in Sperr-Richtung betrieben.<br />
Bei der Silizium-Photodiode ist die<br />
Sperrwirkung aber lichtabhängig. Bei<br />
Lichteinfall wird die Sperrwirkung<br />
mehr oder weniger abgebaut, so dass<br />
sich die Photodiode ebenfalls als<br />
Messzelle in Belichtungsmessern<br />
eignet.<br />
Photodioden werden dabei mit Vor<br />
spannung in Sperr-Richtung betrie<br />
ben (ohne Vorspannung arbeiten sie<br />
in Durchlass-Richtung als Photoele<br />
ment).<br />
Abbildung 510<br />
Belichtungsmesser mit<br />
Photodiode<br />
20.1.4. Phototransistor<br />
Beim Phototransistor wirkt Licht auf<br />
die Basiszone wie ein Basisstrom, der<br />
die Basis-Emitter-Strecke und damit<br />
den Kollektorstrom ansteuert. Pho<br />
totransistoren sind empfindlicher als<br />
Photodioden, reagieren aber etwas<br />
träger auf Lichtstärkenänderungen.<br />
Phototransistoren sind vorwiegend in<br />
Blitzbelichtungsmessern eingebaut.<br />
Diese Geräte sind derart konstruiert,<br />
Abbildung 511<br />
Photo<br />
transistor<br />
Blitzbelichtungsmesser<br />
mit Phototransistor<br />
Eiektr.<br />
Schalter i<br />
Schaltwippe<br />
dS-Widerstände besitzen ein «Ge<br />
dächtnis», das heisst, nach Messung<br />
sehr heller oder sehr dunkler Gegen<br />
stände kann die folgende Messung<br />
ungenau sein.<br />
Ebenso ist die Widerstandswirkung<br />
merklich temperaturabhängig und<br />
die Ansprechgeschwindigkeit ge<br />
ring, und zudem weisen CdS-Widerstände<br />
eine gewisse Überempfind<br />
lichkeit auf langwellige Strahlung auf.<br />
"dS-Photowiderstände waren in den<br />
sechziger Jahren unseres Jahrhun<br />
derts in nahezu allen Belichtungs<br />
messeinrichtungen eingebaut.<br />
20.1.3. Photodiode<br />
Bei der Photodiode handelt es sich<br />
meistens um ein Silizium-Halbleiter-<br />
Bauelement mit der Wirkungsweise<br />
einer Diode.<br />
Die Silizium-Photodiode spricht<br />
schlagartig auf Lichtänderungen an<br />
und erzeugt eine über Transistoren<br />
verstärkte Stromstärkenänderung,<br />
die ein Milliamperemeter anzeigen<br />
kann.<br />
Als Stromquelle in derartigen Belich<br />
tungsmessern verwendet man heute<br />
meist einfache Chloridzellen, deren<br />
Spannung über eine elektronische<br />
Schaltung stabilisiert wird.<br />
Wird vor die Silizium-Photodiode ein<br />
bläulicher Interferenzfilter ange<br />
bracht, erreicht man eine Spektralmpfindlichkeit,<br />
die derjenigen des<br />
menschlichen Auges entspricht. Die<br />
Belichtungsmesser-Hersteller spre<br />
chen dann von einer SBC-Zelle (Sili<br />
con blue cell).<br />
Seit etwa 1975 sind praktisch alle Be<br />
lichtungsmesser mit Photodioden be<br />
stückt. Als Bauvariante finden auch<br />
GaUium-Arsenid-Photodioden<br />
wendung.<br />
Ver<br />
dass sie speziell auf kurze Lichtimpul<br />
se hoher Intensität reagieren, gleich<br />
zeitig aber auch Dauerlichtmessun<br />
gen innerhalb einer bestimmten «Tor<br />
zeit» mitmessen. Der Phototransistor<br />
bleibt nach dem Einschalten des<br />
Blitzbelichtungsmessers eine be<br />
stimmte Zeit lang messbereit.<br />
Während der eigentlichen Messzeit<br />
integrierten der mit Filtern farbkorrigierte<br />
Phototransistor und die spe<br />
zielle Integrierschaltung der Elektro<br />
nik sowohl Blitz- wie auch Umge<br />
bungslicht. Das Messresultat wird ei<br />
nige Zeit gespeichert und von einem<br />
Milliamperemeter angezeigt oder di<br />
rekt in Blendenwerte umgerechnet in<br />
inem Display digital dargestellt.<br />
Abwandlungen der Phototransistoren<br />
stellen der Photo-Feldeffekt-Transi<br />
stor und der sogenannte Photo-Dar<br />
lington dar.<br />
Der Feldeffekt-Transistor (FET) kann<br />
leistungslos gesteuert werden, das<br />
heisst, es braucht kein Eingangs<br />
strom mehr zu fliessen, es ist lediglich<br />
eine elektrische Ladung, eine Steuer<br />
spannung, notwendig. Beim Photo-<br />
83
PHOD<br />
KOLLEGIUM 67 LEKTION<br />
FET wird das Gate (entsprechend<br />
der Basis bei einem normalen Transi<br />
stor) lediglich durch die Lichteinwir<br />
kung beeinflusst.<br />
Als Photo-Darlington wird eine Kom<br />
bination aus einem Phototransistor mit<br />
iinem weiteren Transistorsystem,<br />
das direkt in Darlington-Schaltung<br />
verbunden ist, bezeichnet.<br />
20.1.5. Photo-Multiplier<br />
Unter einem Photo-Multiplier versteht<br />
man einen Sekundär-Elektronenvervielfacher.<br />
Es handelt sich dabei um<br />
eine komplizierte Anordnung, bei der<br />
durch Lichteinwirkung aus einer Pho<br />
tokathode Elektronen ausgelöst wer<br />
den, die durch elektromagnetische<br />
Felder beschleunigt und auf eine Sekundäremissionsfolie<br />
gelenkt wer<br />
den. Dort werden durch das Elektro<br />
nenbombardement weitere Elektro<br />
nen - und zwar in verstärktem Masse<br />
- herausgelöst. Beim Multiplier sind<br />
mehrere derartige Systeme hinterein<br />
ander geschaltet, so dass man eine<br />
Kaskadenverstärkung bis zum milliardenfachen<br />
Wert der Primärstrahlung<br />
erhalten kann. Photomultiplier sind in<br />
erster Linie zur Restlichtverstärkung<br />
eingesetzt, finden aber auch in der<br />
Messtechnik Anwendung.<br />
So sind Photomultiplier zum Beispiel<br />
in professionellen Farb-Analyzern<br />
eingebaut, denn in diesem Anwen<br />
dungsgebiet herrschen derart kleine<br />
Lichtintensitäten, dass mit üblichen<br />
photoelektrischen Messzellen keine<br />
genügende Messgenauigkeit er<br />
reicht werden kann.<br />
Photomultiplier sind relativ teuer und<br />
infolge der notwendigen Betriebs<br />
spannung meist nur stationär einsetz<br />
bar.<br />
20.1.6. Farbempfindlichkeit<br />
verschiedener<br />
Mess-Zellen<br />
Für Belichtungsmesszwecke lässt<br />
sich ein lichtempfindliches Bauteil na<br />
türlich nur verwenden, wenn seine<br />
Farbempfindlichkeit einigermassen<br />
mit der Spektralempfindlichkeit des<br />
Aufnahmematerials übereinstimmt.<br />
Mit Hilfe von Filtern lässt sich die<br />
Spektralempfindlichkeit der Mess<br />
84<br />
zellen beeinflussen. Es stellt sich<br />
aber sogleich die Frage, an welches<br />
photographische Material die Farb<br />
empfindlichkeit angepasst werden<br />
muss.<br />
Sinnvollerweise versucht man die<br />
farbliche Empfindlichkeit von Mess<br />
zellen an diejenige des menschli-<br />
:hen Auges anzupassen, denn bei<br />
der Sensibilierung von Filmmateria<br />
lien besteht ja ebenfalls diese Ten<br />
denz. Abbildung 512 zeigt die spek<br />
trale Empfindlichkeit der beiden für<br />
Belichtungsmesser heute noch am<br />
meisten verwendeten Mess-Zellen,<br />
:dS-Widerstand und mit blauem<br />
Interferenzfilter versehener Silizium-<br />
Photodiode (SBC) im Vergleich mit<br />
der Empfindlichkeit des menschli<br />
chen Auges (Augenkurve).<br />
Abbildung 512<br />
Farbempfindlichkeit<br />
üblicher Mess-Zellen<br />
20.2. Färb- und<br />
Verteilungs<br />
temperatur-Messer<br />
Zur Ermittlung einer bestimmten<br />
Färb- oder Verteilungstemperatur so<br />
wie der notwendigen Konversions<br />
oder Korrekturfilterung bei Farbauf<br />
nahmen sind solche Geräte heute mit<br />
drei Silizium-Photodioden ausgerü<br />
stet, die durch strenge Selektionsfil<br />
ter jeweils nur einen Spektraldrittel<br />
Blau, Grün und Rot messen.<br />
Beim Drücken der Messtaste messen<br />
diese Photodioden durch einen mi<br />
schenden Diffusor gleichzeitig das<br />
Blau/Rot- und das Grün/RoWerhältrüs.<br />
Das Gerät gibt die Verteilungs- oder<br />
Farbtemperatur in Kelvin an und zeigt<br />
gleichzeitig an, mit welchem Konver<br />
sions- oder/und Korrekturfilter für ei<br />
ne bestimmte Farbfilmsensibilisierung<br />
ein farbstichfreies Resultat er<br />
zielt wird.<br />
Solche nicht ganz billige eigentliche<br />
Farbtemperaturmesser können auch<br />
bei Mischspektren (z. B. bei Fluores-<br />
;enzröhren-Licht) die richtige Filte<br />
rung recht genau ermitteln.<br />
Einfache Geräte messen nur das<br />
Biau/Rof-Verhältnis und können da<br />
her nur für die Verteilungstempera<br />
turmessung von kontinuierlichen<br />
Spektren der Temperaturstrahler<br />
Verwendung finden.<br />
Alle Messgeräte dieser Art sind mit<br />
einem grossen Diffusor ausgestattet,<br />
der das einfallende Licht auf die<br />
Messzellen verteilt. Die Messung<br />
erfolgt ähnlich wie eine sogenannte<br />
Lichtmessung bei der Belichtungs<br />
messung.<br />
20.3. TTL-Messung<br />
Bei Spiegelreflex-Kameras erfolgt<br />
die Belichtungsmessung in der Regel<br />
durch das Aufnahmeobjektiv (durch<br />
die Linse, trough the lens, TTL). Die<br />
Messzelle befindet sich - je nach<br />
Bauart - entweder seitlich des Sucherokulars<br />
oder im Dachkantenpris<br />
ma. Bei einigen Systemen wird im<br />
Umlenkspiegel oder in der Feldlinse<br />
ein Teü des Sucherlichtes abge<br />
zweigt und speziell angeordneten<br />
Messzellen zugeführt.<br />
Von einer TTL-Messung spricht man<br />
auch bei Verwendung einer Mess-<br />
Sonde in der Bildebene einer Fach<br />
kamera, wie dies in optimaler Weise<br />
beim Gossen-PROFIselect TTL und<br />
beim SINAR digital sowie dem Boo<br />
ster von SINAR verwirklicht ist.<br />
20.4. Messmethoden<br />
20.4.1. Objekt-und<br />
Lichtmessung<br />
Die Belichtungsangabe (Zeit/Blen<br />
den-Kombination), die uns ein Be<br />
lichtungsmesser liefert, hängt von<br />
der Stärke des Lichteinfalls auf die<br />
Messzelle ab. Der Belichtungsmes<br />
ser interpretiert diesen so, dass die<br />
angezeigte Belichtung richtig ist für
PHOD<br />
KOLLEGIUM 67 LEKTION<br />
möglichst nah bei der Dichte 0.70<br />
liegt.<br />
Misst man am Objekt eine zu helle<br />
oder eine zu dunkle Stelle, entsteht<br />
zwar an diesem Ort auf dem Büd ein<br />
mittlerer Grauwert, die übrigen Hel<br />
ligkeitswerte aber werden entspre<br />
chend verschoben wiedergegeben.<br />
Das Resultat ist Unter- oder Überbe<br />
lichtung.<br />
Der nachfolgende kleine Lehrgang<br />
der selektiven Messmethodik soll<br />
zeigen, wie man die etwas schwieri<br />
gere, aber bedeutend genauere<br />
Messtechnik beherrschen lernt.<br />
20.4.3.2. I-Punkt-Messung<br />
auf Graukarte<br />
Die Messung einer beim Gegenstand<br />
aufgestellten Neutralgraukarte der<br />
Abbildung 515<br />
zur Winkelhalbierenden zwischen<br />
Aufnahmerichtung und Hauptlicht<br />
richtung plazieren. Leicht abkip<br />
pen, um Reflexe in Kamerarichtung<br />
zu vermeiden.<br />
Die Messung des reflektierten<br />
Lichtes erfolgt genau auf der<br />
Achse der Aufnahmerichtung.<br />
Bei gesamthaft sehr heUen Gegen<br />
ständen die angezeigte Belichtung<br />
um 1 Lichtwert verringern.<br />
• Bei gesamthaft sehr dunklen Ge<br />
genständen die angezeigte Belich<br />
tung um den obenerwähnten Wert<br />
erhöhen.<br />
- Ist der Gegenstand einseitig sehr<br />
hell oder sehr dunkel, eignet sich<br />
diese Messmethode nicht. In die<br />
sem Fall ist besser die Mehrpunkt-<br />
Messung anzuwenden.<br />
20.4.3.3. I-Punkt-Messung<br />
eines Ersatz<br />
Abbildung 516<br />
grauwertes<br />
20.4.3.4. I-Punkt-Messung<br />
auf hellste<br />
Bildstelle<br />
st am Gegenstand kein geeigneter<br />
rauwert auszumachen (z. B. Schnee-<br />
Abbildung 517<br />
Dichte 0.70 (Kodak-Graukarte) ergib<br />
auf einfachste Weise die richtige Be<br />
lichtung.<br />
Dabei ist allerdings folgendes zu<br />
beachten:<br />
- Graukarte möglichst nahe am Ge<br />
genstand plazieren.<br />
- Lichtreflexe auf der Graukarte in<br />
Richtung Kamera vermeiden.<br />
- Bei zweidimensionalen Gegen<br />
ständen (Reproduktion) die Grau<br />
karte parallel zum Gegenstand<br />
plazieren (am besten daraufle<br />
gen).<br />
- Bei dreidimensionalen Gegenstän<br />
den die Graukarte etwa senkrech<br />
Nicht immer ist es möglich, die Grau<br />
karte zu plazieren. In solchen Fällen<br />
sucht man sich am Gegenstand selbs<br />
eine Stelle mittlerer Helligkeit und<br />
misst diese.<br />
Zum Suchen einer mittleren Helligkeit<br />
schliesst man mit Vorteil ein Auge<br />
und kneift das andere etwas zu; da<br />
durch erkennt man die Tonwerte bes<br />
ser.<br />
Auch ein starkes Graufilter, wie es di<<br />
Filmschaffenden oft verwenden, lei<br />
stet hier gute Dienste.<br />
landschaften, Fernsichten, Strichvor<br />
lagen auf weissem Grund usw.) oder<br />
ist die Beleuchtung ausserordentlich<br />
schwach, misst man die hellste Ge<br />
genstandsstelle, die noch Zeichnung<br />
aufweisen soll (nicht die Spitzlich<br />
ter!), und zieht vom Ergebnis zwei<br />
Lichtwerte ab.<br />
Als Ersatzgegenstand lässt sich auch<br />
mit gleicher Belichtungskorrektur die<br />
weisse Seite der Kodak-Graukarte<br />
(Rückseite) verwenden. Die I-Punkt-<br />
Messung auf hellste Bildstelle eignet<br />
sich ebenfalls zur Nachprüfung einer<br />
Mittelwertmessung, wenn man bei<br />
dieser etwas unsicher war.<br />
Zwischen der selektiven Messung<br />
der grauen und der weissen Seite der<br />
Kodak-Graukarte sollte bei gleicher<br />
Beleuchtung ein Unterschied von 2V3<br />
Lichtwerten entstehen. Vorausge<br />
setzt allerdings ist eine noch unver<br />
schmutzte Graukarte.<br />
Es ist naheliegend, dass die I-Punkt<br />
Messung, da nur auf einer Messung<br />
beruhend, toleranzbehaftet ist und<br />
individueller Korrektur bedarf.<br />
Aus diesem Grunde wird bei schwie<br />
rigen Objekten oder Beleuchtungs<br />
verhältnissen vorzugsweise die<br />
Mehrpunktmessung angewendet.<br />
86
LEKTION<br />
PHÖD<br />
68 KOLLEGIUM<br />
20.4.3.5. Mehrpunkt<br />
Abbildung 518<br />
messung<br />
Abbildung 519<br />
Durch Befolgen dieser Empfehlung<br />
schützt man sich gegen eventuellen<br />
Verlust in der Lichterzeichnung (bei<br />
Dias) bzw. Schattenzeichnung (bei<br />
Negativen).<br />
Statt die entsprechende Korrektur<br />
nach der Belichtungsmessung vorzu<br />
nehmen, kann man natürlich auch die<br />
Empfindlichkeitseinstellung entspre<br />
chend korrigieren:<br />
- bei Negativen 2 ISO0 weniger;<br />
- bei Dias 1 ISO° mehr.<br />
Die I-Punkt-Messung ist naheliegen<br />
derweise etwas toleranzbehaftet. Im<br />
Zweifelsfall misst man mehrere als<br />
Mittelwert interpretierte Gegen<br />
standsstellen und verwendet als Basis<br />
zur Belichtungsbestimmung das Mit<br />
tel der jeweils angezeigten Licht<br />
werte.<br />
Dies erscheint zwar aufwendiger als<br />
die I-Punkt-Messung, doch beinhal<br />
tet diese Methode vor allem für<br />
Ungeübte eine weitaus höhere<br />
Sicherheit und damit Trefferquote.<br />
20.4.3.6. 2-Punkff-<br />
Kontrast-<br />
Messung<br />
Besitzt ein Gegenstand keine gut<br />
interpretierbaren Mittelwertstellen,<br />
dafür aber neben hellen auch dunkle<br />
Werte, lässt sich durch nacheinanderfolgende<br />
Messungen der hellsten<br />
und dunkelsten noch zeichnenden<br />
Stelle ein sehr präziser Belichtungs<br />
wert ermitteln. Es ist dabei wichtig, als<br />
Messstelle nicht ein Weiss der höch<br />
sten Spitzenlichter oder eine SchattensteUe,<br />
die völlig schwarz werden<br />
soll, zu verwenden. Als hellste Bild<br />
stelle soll eine gewählt werden, die<br />
noch ganz geringfügige Zeichnung<br />
aufweist, und als dunkelste eine sol<br />
che, die im fertigen Bild nicht gänzlich<br />
schwarz erscheinen soll.<br />
Bei jeder der beiden Messungen<br />
merkt man sich den angezeigten Be<br />
lichtungswert und verwendet zur Be<br />
lichtungsbestimmung das Mittel die<br />
ser beiden Angaben.<br />
Neben der richtigen Belichtung<br />
macht diese Messart auch Angaben<br />
über den herrschenden Kontrast oder<br />
Objektumfang.<br />
20.5« Interpretation<br />
der Messresultate<br />
Jeder Aufnahmegegenstand setzt<br />
sich aus verschiedenen Helligkeits<br />
werten zusammen. Die Aufgabe des<br />
Photographen ist es, diese Hellig<br />
keitswerte durch genaue Belichtung<br />
möglichst exakt in die richtigen Ton<br />
werte des Bildes umzusetzen.<br />
Für die Bestimmung der richtigen Be<br />
lichtung gemäss der eigenen Bildvor<br />
stellung erbringt die beherrschte<br />
selektive Belichtungsmessung meist<br />
einfach und gut interpretierbare<br />
Werte.<br />
Für die Praxis gilt indessen folgen<br />
de Empfehlung:<br />
-Negative (färb und s/w) sollten<br />
grundsätzlich % Belichtungswert<br />
stufen reichlicher;<br />
-Dias und Direktpositive dagegen<br />
1/3 Belichtungswert knapper belich<br />
tet werden.<br />
Übungsaufgaben<br />
Sofern Sie im Besitze eines für die<br />
selektive Messung geeigneten Be<br />
lichtungsmessers sind, sollten Sie ein<br />
mal folgende Aufgaben auf Farbdia<br />
material lösen. Diesem Lehrgang bei<br />
geheftet erhalten Sie so eigene Bei<br />
spiele, die Ihnen Vor- und Nachteile<br />
der verschiedenen Messmethoden<br />
deutlich vorführen.<br />
1. Aufgabe: I-Punkt-Messung<br />
auf Graukarte<br />
A<br />
Arrangieren Sie ein Motiv mit unter<br />
schiedlichen Helligkeitswerten. Pla<br />
zieren Sie die Graukarte richtig, wie<br />
im Einführungstext beschrieben. Se<br />
lektive Belichtungsmessung auf die<br />
Graukarte und direkte Übernahme<br />
des Messwertes für die Belichtung.<br />
Arrangieren Sie ein ähnliches Motiv<br />
wie in Aufgabe A, aber verwenden<br />
Sie nur helle Gegenstände.<br />
Selektive Belichtungsmessung auf<br />
die Graukarte. Belichtung um 1 Be<br />
lichtungswert verringern.<br />
Arrangieren Sie ein ähnliches Motiv<br />
wie in Aufgabe A, aber verwenden<br />
Sie nur dunkle Gegenstände.<br />
Selektive Belichtungsmessung auf<br />
die Graukarte. Belichtung um 1 Be<br />
lichtungswert erhöhen.<br />
Die angegebenen Korrekturen bei<br />
Aufgabe B und C gelten natürlich<br />
nicht für bewusste High-key-(Bildstimmung<br />
hell in hell) oder Low-key-<br />
87
PHOD<br />
KOLLEGIUM 68 LEKTION<br />
(Bildstimmung dunkel in dunkel)<br />
Wiedergaben bei Belichtung auf<br />
Direktpositivmaterialien (Dias oder<br />
Sofortbildmaterial).<br />
2. Aufgabe: 1 -Punkt-Messung<br />
eines mittleren<br />
Grauwertes<br />
Wählen Sie ein entsprechendes Mo<br />
tiv. Suchen Sie am Objekt eine Stelle<br />
mittlerer Helligkeit und messen Sie<br />
diese.<br />
3. Aufgabe:I-Punkt-Messung<br />
auf hellste Bild<br />
stelle<br />
Wählen Sie ein Motiv, das keine<br />
brauchbaren mittleren Helligkeits<br />
stellen aufweist. Suchen Sie die hell<br />
ste Gegenstandsstelle, die noch<br />
Zeichnung aufweisen soll (keine<br />
Spitzlichter), und nehmen Sie an die<br />
ser Stelle eine selektive Messung vor.<br />
Ziehen Sie vom Messergebnis 2 Be<br />
lichtungswerte ab und belichten Sie<br />
nach der sich daraus ergebenden<br />
Zeit/Blenden-Kombination.<br />
4. Aufgabe: Mehrpunkt<br />
messung<br />
Wählen Sie ein Motiv mit vielen mitt<br />
leren Helligkeiten. Suchen Sie im<br />
Motiv mehrere Stellen, die als mittlere<br />
Helligkeit interpretiert werden kön<br />
nen. Messen Sie diese Stellen aus und<br />
verwenden Sie zur Belichtung den<br />
Mittelwert der erhaltenen Messwerte.<br />
5. Aufgabe: 2-Punkt-Kontrast-<br />
Messung<br />
Wählen Sie ein Motiv mit hellen und<br />
dunklen Objekten, das wenige oder<br />
nicht zur Messung geeignete mittlere<br />
Helligkeitswerte enthält.<br />
Nehmen Sie eine selektive Messung<br />
der hellsten und danach der dunkel<br />
sten Stelle, die noch Zeichnung auf<br />
weisen sollen, vor. Verwenden Sie zur<br />
Belichtungsbestimmung das Mittel<br />
beider Belichtungsangaben.<br />
Betrachten Sie in nächster Zeit Ihre<br />
Umgebung aus der Sicht des Mess<br />
technikers und überlegen Sie sich je<br />
weils, welche der selektiven Mess<br />
methoden sich für das soeben<br />
erblickte Motiv eignen würde. Sie<br />
88<br />
schaffen sich dadurch bald eine grosse<br />
Sicherheit im messtechnischen<br />
Beherrschen verschiedenster, auch<br />
:omplizierter Beleuchtungsverhält<br />
nisse.<br />
20.6. Objektumfang<br />
Aus den sensitometrischen Überle<br />
gungen zu Beginn dieses Lehrgan<br />
ges wissen wir, dass man unter Ob<br />
jektumfang das numerische Verhält<br />
nis der hellsten und dunkelsten Stelle<br />
eines Gegenstandes versteht.<br />
Mittels der 2-Punkt-Messung auf hell<br />
ste und dunkelste Gegenstandsstel<br />
le, die noch Zeichnung aufweist,<br />
erhält man nicht nur einen sehr ge<br />
nauen Belichtungswert, sondern<br />
gleichzeitig auch eine Angabe des<br />
Objektumfanges.<br />
Aus der Differenz lässt sich der herr<br />
schende Objektumfang ermitteln:<br />
Unter Objektumfang versteht man<br />
streng genommen das Helligkeitsver<br />
hältnis zwischen hellster und dunkel<br />
ster Stelle des diffus beleuchteten<br />
Aufnahmegegenstandes. Mit Hilfe<br />
der Beleuchtung lässt sich der Ob-<br />
dem Film zu messende Kontrastum<br />
fang weicht daher von diesen Tabel<br />
lenwerten ab. Die zu erwartenden<br />
realen Werte erhält man, indem man<br />
die Tabellenwerte mit dem durch-<br />
Belichtungswert-<br />
Differenx<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
6<br />
7<br />
8<br />
usw.<br />
Objekt-<br />
1:2<br />
1:4<br />
1:8<br />
1:16<br />
1:32<br />
1:64<br />
1:125<br />
1:250<br />
usw.<br />
jektumfang in gewissen Grenzen<br />
beeinflussen.<br />
Unter Kontrastumfang versteht man<br />
die Dichtedifferenz zwischen dunkel<br />
ster und hellster büdwirksamer Stelle<br />
auf dem fertig entwickelten Film. Der<br />
Kontrastumfang lässt sich mit Hilfe ei<br />
nes Densitometers auf dem Film mes<br />
sen.<br />
Der in der Tabelle angegebene resul<br />
tierende Kontrastumfang stimmt nur,<br />
wenn das Filmmaterial eine Grada-<br />
'tion von Gamma 1 aufweist. Negativ<br />
materialien verarbeitet man aber in<br />
der Regel zu einem Gamma von etwa<br />
0,65. Farbdias weisen eine Gradation<br />
von Gamma 1,5 auf. Der wirklich auf<br />
csumcreiiiicr iwnn<br />
(Dichtedifferenz auf<br />
0,30<br />
0,60<br />
0,90<br />
1,20<br />
1,50<br />
1,80<br />
2,10<br />
2,40<br />
usw.<br />
Film)<br />
schnittlichen Gamma des verwen<br />
deten Aufnahmematerials multipli<br />
ziert.<br />
20.7. Kontrast<br />
bewältigung<br />
Zählt man zu den Werten des Ob<br />
jektumfanges den Belichtungsspiel<br />
raum, den ein bestimmtes Aufnahme<br />
material noch aufweisen soll, dazu,<br />
so erhält man den gesamten Belichtungsumfang,<br />
den ein Aufnahme<br />
material verkraften kann.<br />
Der Belichtungsumfang beträgt je<br />
nach Aufnahmematerial etwa:
LEKTION<br />
- Schwarzweiss-Negativmaterial et<br />
wa 1:1000 (z. B. Objektumfang 1:64<br />
plus/minus Belichtungsspielraum<br />
von 2 Lichtwerten = totaler Belichtungsumfang<br />
1:1000);<br />
-Farbmaterial etwa 1:200 (z.B. Ob<br />
Abbildung 521<br />
Abbildung 522<br />
jektumfang 1:64 plus/minus Belich<br />
tungsspielraum von % Lichtwerten<br />
= totaler Belichtungsumfang 1:200).<br />
Ist der Objektumfang bei der Aufnah<br />
me grösser als 1:64, so verkleinert<br />
man zwangsläufig den Belichtungs<br />
pielraum bzw. vergrössert man die<br />
Ausschussquote an Fehlbelichtun<br />
PHOD<br />
68 KOLLEGIUM<br />
gen.<br />
Ähnlich wie Aufnahmematerialien, jedoch<br />
in weit engerem Bereich, unter<br />
liegt auch das Vergrösserungspapier<br />
einer Grenze der Wiedergabefähig<br />
keit. Der sogenannte Kopierumfang<br />
eines weichen Vergrösserungspapiers<br />
liegt maximal bei etwa 1:40. (Un<br />
Abbildung 523<br />
Abbildung 524<br />
Aufnahmesituation bei<br />
freistehenden Aufnahmen<br />
ter Kopierumfang versteht man bei<br />
Verarbeitungspapieren etwa dassel<br />
be wie unter Belichtungsumfang bei<br />
Aufnahmematerialien).<br />
Bei der Arbeit mit Sofortbildmateria<br />
lien sind die Grenzen der Wiederga<br />
befähigkeit des Aufsichtbildes be<br />
reits bei der Aufnahme (max. 1:32!) zu<br />
berücksichtigen!<br />
Was nützt es also, wenn unsere Auf<br />
nahme einen grösseren Kontrastum<br />
fang aufweist? Wir bringen diesen ja<br />
doch nicht «zu Papier» und verursa<br />
chen uns und anderen nur Schwierig<br />
keiten beim Belichten, Kopieren bzw.<br />
Vergrössern (Zeitaufwand, Aus<br />
schuss!).<br />
Die Druckverfahren vermögen im<br />
allgemeinen sogar nur geringere<br />
Kontrastumfänge wiederzugeben.<br />
In der Berufsphotographie ist es des<br />
halb üblich (und notwendig), den Ob<br />
jektumfang bei jeder Aufnahme zu<br />
kontrollieren. Durch genaue Kontrast<br />
steuerung erzielt man eine verbes<br />
serte Endqualität, weniger Missver<br />
ständnisse bei der Weiterverarbei<br />
tung sowie weniger Fehlresultate.<br />
Folgende Objektumfänge können in<br />
der Regel problemlos weiterverar<br />
beitet werden;<br />
- Schwarzweiss-Negativmaterial:<br />
bis 1:125;<br />
- Farbdias für Projektionszwecke:<br />
bis 1:64<br />
-Farbdias, die zum Direktpositiv<br />
oder zum Vierfarbendruck weiter<br />
verarbeitet werden: bis 1:32.<br />
Stellt man bei der Kontrastkontrolle<br />
einen zu grossen Objektumfang fest,<br />
muss mit Hilfe der Beleuchtung oder<br />
mittels Aufhellwänden (z. B. aus weissem<br />
Styropor, das garantiert keine<br />
optischen Aufheller enthält) mehr<br />
Licht auf die Schattenstellen ge<br />
bracht werden.<br />
Dazu stellt man zuerst mittels der 2-<br />
Punkt-Messung fest, um wie viele<br />
Blendenstufen die Aufhellung zu er<br />
folgen hat. Dann misst man noch ein<br />
mal die dunkelste Bildstelle und kon<br />
trolliert den Ausschlag des Mess<br />
werkzeigers, während man (oder ein<br />
Assistent) durch zusätzliches Licht<br />
oder durch Aufhellwände die Schat<br />
ten aufhellt.<br />
Dieser kontinuierliche Steuervorgang<br />
zum Erzielen des gewünschten Objektumfanges<br />
lässt sich nur bei<br />
Dauerlicht realisieren. Beim Einsatz<br />
einer Studioblitzanlage kontrolliert<br />
man auf dieselbe Art das proportional<br />
zur Blitzleistung geschaltete Einstell<br />
licht.<br />
Nach erfolgter Aufhellung ist die 2-<br />
Punkt-Messung zwecks genauer Belichtungsfindung<br />
zu wiederholen.<br />
89
PHOD<br />
KOLLEGIUM 68 LEKTION<br />
:n manchen Fällen ist es nicht mög<br />
lich, den geforderten Objektumfang<br />
zu erzielen (z. B. bei gewissen Aussenaufnahmen).<br />
Dann kann man<br />
durch Verschieben des gemessenen<br />
Belichtungswertes eine gewisse<br />
Anpassung erreichen wie folgende<br />
Zusammenstellung zeigt;<br />
-Dias: Vi bis 1 Lichtwert weniger<br />
belichten als gemessen und aus<br />
gleichen durch entsprechende<br />
Verlängerung der Erstentwick<br />
lungszeit (Spezialentwicklung im<br />
Professional-Labor);<br />
- Negative: 1-2 Lichtwerte mehr be<br />
lichten als gemessen und Aus<br />
gleich durch entsprechend kürzere<br />
Negativentwicklung.<br />
Infolge der Anpassungsfähigkeit des<br />
menschlichen Auges ist es uns in den<br />
seltensten Fällen möglich, herrschen<br />
de Objektumfänge zu schätzen. Es<br />
bleibt daher nichts anderes übrig, als<br />
bei jeder Aufnahme diesen Umfang<br />
messtechnisch zu ermitteln und ge<br />
gebenenfalls - womöglich - durch<br />
Aufhellung anzupassen.<br />
In der Sachphotographie kommt es<br />
recht häufig vor, dass ein G egenstand<br />
freigestellt vor völlig weissem oder<br />
völlig schwarzem Hintergrund darge<br />
stellt werden soll.<br />
Die 2-Punkt-Kontrastmessung eignet<br />
sich auch dazu. Denn durch be<br />
herrschte Messung kann man fest<br />
stellen, wann der Hintergrund hell ge<br />
nug ist, um gegenüber dem Gegen<br />
stand weiss zu erscheinen, ohne dass<br />
unnötiges Streulicht in Kauf genom<br />
men werden muss. Ebenso kann man<br />
durch Messung eines weit entfernten,<br />
unscharfen Hintergrundes feststel<br />
len, in welchen Tonwerten - im Ver<br />
gleich zu den Helligkeiten des Hauptobjekts<br />
- er auf dem fertigen Bild<br />
erscheinen wird.<br />
Soll der Hintergrund völlig weiss<br />
erscheinen, muss seine Helligkeit um<br />
1 Lichtwert heller sein als die hellste<br />
Stelle des Hauptobjekts. Stärkere<br />
Unterschiede führen zu einer Über<br />
strahlung durch Streulicht. Soll der<br />
Hintergrund gänzlich schwarz<br />
erscheinen, muss seine Helligkeit um<br />
1 Lichtwert geringer sein als die dun<br />
kelste Stelle des Hauptobjekts. Gegegebenenfalls<br />
muss durch «Abne-<br />
90<br />
gern» vermieden werden, dass Auf<br />
nahmelicht auf den Hintergrund fällt.<br />
(«Neger» sind in der Beleuchtungs<br />
technik schwarze Kartons.)<br />
Soll der Hintergrund in einem Ton<br />
wert erscheinen, der im Hauptobjekt<br />
jbenfalls vorkommt, lässt sich das<br />
durch eine vergleichende selektive<br />
Messung einfach und genau steuern.<br />
Die Aufnahmen der Abbildungen 521<br />
bis 523 sind durch Berücksichtigung<br />
dieser Vorschriften entstanden. Die<br />
Gegenstände sind dazu auf einer<br />
Glasplatte arrangiert und der Hinter<br />
grund in Form eines gewölbten Hin<br />
tergrundpapiers dahinter/ darunter<br />
angebracht. Diese Anordnung<br />
ermöglicht ein separates Ausleuch<br />
ten des Hauptobjekts und des Hinter<br />
grundes, so dass die Gegenstände<br />
völlig freistehend dargestellt werden.<br />
Zur Eliminierung einer möglicherwei<br />
se vorkommenden Spiegelung auf<br />
der Glasplatte kann ein Polarisations<br />
filter Verwendung finden.<br />
Bei Aufnahmen vor völlig weissem<br />
Hintergrund wird dieser häufig in<br />
Unkenntnis der Lage viel zu oft zu hell<br />
angestrahlt. Hier ist es ausserordentlich<br />
wichtig, die Helligkeit des Hinter<br />
grundes bewusst nur um 1 Lichtwert<br />
heller zu halten als die hellste Stelle<br />
des Aufnahmeobjekts. Wird diese<br />
Regel nicht eingehalten, entsteht zu<br />
viel Streulicht, was nicht nur zu einer<br />
Überstrahlung, sondern auch zu einer<br />
unschönen Verweisslichung der Far<br />
ben führen muss. Selbst bei Einhal<br />
tung der bewährten Formel sollte<br />
man all das Weiss des Hintergrundes<br />
das nicht mehr auf dem Bild erscheint<br />
sorgfältig mit schwarzem Karton<br />
abdecken. Die zusätzliche Arbeit<br />
muss man unbedingt im Interesse ei<br />
ner optimalen Aufnahme in Kauf neh<br />
men.<br />
2O.8. Streulicht<br />
Streulicht ist vagabundierendes<br />
Licht. Es entsteht durch Reflexe des<br />
Lichtes auf Körpern, Wasser und Luft.<br />
Selbstverständlich beeinflusst es die<br />
Abbildung. Streulicht reduziert den<br />
Bildkontrast vorwiegend durch Auf<br />
hellung der Schatten. Farben - vo:<br />
allem die satten - werden verweiss<br />
licht. In krassen Fällen von G egenlichi<br />
treten oft auch Blendenreflexe auf.<br />
Erfahrene Fachleute verwenden des<br />
halb für beste Tonwertwiedergabe<br />
einen hochwirksamen Gegenlichtund<br />
Streulichtschutz wie zum Bei<br />
spiel eine optimale Gegenlichtblen<br />
de oder - noch besser - ein einstell<br />
bares Kompendium. Je nach Aufnah<br />
mesituation und Form des Gegen<br />
standes lohnt es sich auch, die Kom<br />
pendiumöffnung mit Hilfe einer Kom<br />
pendiummaske abzudecken und<br />
dem Büdausschnitt anzupassen.<br />
Reflexe können zum Beispiel wie<br />
folgt entstehen:<br />
Im Objektiv: Sie werden durch die<br />
Antireflexbeläge der optischen Glä<br />
ser stark vermindert.<br />
Vor dem Objektiv: Zu ihrer Behebung<br />
dient die allgemein bekannte Gegen<br />
lichtblende, in ihrer wirksamsten<br />
Form als verstellbares Kompendium<br />
bekannt.<br />
Hinter dem Objektiv: Zu ihrer Vermei<br />
dung ist das Kameragehäuse<br />
schwarz matt lackiert und oft mit<br />
Lichtschikanen versehen.<br />
Zur Vermeidung von Kamera- und<br />
Stativreflexen im Gegenstand klebt<br />
man einfach einen grossen Abdeck<br />
karton auf die vordere Öffnung der<br />
Gegenlichtblende oder des Kompen<br />
diums. Der Karton deckt so alles ausser<br />
der Objektivfrontöffnung ab (der<br />
Öffnungsausschnitt muss natürlich<br />
ausgeschnitten sein). Man wählt je<br />
nachdem einen weissen Karton bei<br />
der Aufnahme von weissen Gegen<br />
ständen, schwarz für dunkle Gegen<br />
stände, grau für graue Gegenstände<br />
bzw. entsprechende Farben.<br />
Unerwünschte Reflexe entstehen<br />
auch gerne an Linsenfassungen, Fil<br />
terringen, Filtern, usw. Hier schafft<br />
wiederum das Kompendium Abhilfe.<br />
Auch schmutzige Objektive sind<br />
Streulichtträger.<br />
Während die Vermeidung von Refle<br />
xen vor allem ein Qualitätsmerkmal<br />
der guten Tonwertwiedergabe ist<br />
kann der bewusste Einbezug von<br />
Streulicht in der Bildkomposition bild<br />
gestalterisch reizvoll sein. Es kann so<br />
u.a. einHigh-key-artiger-Effekt erziel<br />
werden.
LEKTION<br />
PHOD<br />
69 KOLLEGIUM<br />
21. Lichtquellen<br />
Photographie bedeutet «Zeichnen<br />
mit Licht». Ebenso wichtig wie die Ka<br />
meratechnik oder beispielsweise die<br />
Kenntnis über photochemische Vor<br />
gänge sind grundlegende Kenntnis<br />
se über die in der Photographie ver<br />
wendeten künstlichen Lichtquellen.<br />
In unserem Lehrgang werden die<br />
wichtigsten Lichtquellen gestreift<br />
und in Beziehung zur praktischen<br />
Photographie gebracht.<br />
21.1- Glühlampen<br />
21.1.1. Prinzip<br />
Die Glühlampe stellt nach dem Licht<br />
bogen der Kohlenbogenlampe die<br />
früheste Art einer elektrisch betrie<br />
benen Lichtquelle dar. Generationen<br />
von Photographen haben sie als ein<br />
zige künstliche Lichtquelle gekannt.<br />
Als Leuchtkörper dient ein Wendel<br />
aus schwerschmelzbarem Material<br />
wie zum Beispiel Wolfram. Der Wen<br />
del wird von elektrischem Strom<br />
durchflössen und dadurch über dem<br />
Umweg von Wärme zum Glühen ge<br />
bracht. Um das Verbrennen des Wen<br />
deis zu verhindern, muss der Inhalt<br />
des Glaskolbens sauerstoffrei sein.<br />
Man erreicht dies durch Evakuieren<br />
und nachheriges Füllen mit einem<br />
Edelgas oder mit Stickstoff.<br />
Um schädliche Sauerstoffrückstände<br />
Abbildung 525<br />
Leuchtwendel<br />
Haltedraht<br />
Kolben<br />
Linse<br />
Elektrode<br />
Stab<br />
Einschmelzdraht<br />
Pumploch<br />
Tellerrohr<br />
Sockelleitung<br />
(Sicherung)<br />
Tellerrand<br />
Pumprohr<br />
Isolator<br />
Bodenkontakt<br />
Aufbau einer Glühlampe<br />
Hülse<br />
zu binden, wird ein sogenannter Getter<br />
aufgebracht. Es handelt sich da<br />
bei um aufgedampfte Alkalimetalle<br />
oder Thorium-Aluminium-Silberlegie<br />
rungen, die durch Adsorption, Lösung<br />
oder chemische Reaktion Luft und<br />
Wasserdampf-Rückstände binden. Je<br />
höher die Betriebstemperatur der<br />
Leuchtwendeis ist, um so sorgfältiger<br />
müssen die Glaskolben evakuiert<br />
und von Sauerstoffresten befreit wer<br />
den.<br />
Bei Glühlampen wird nur etwa 4-896<br />
der zugeführten Energie in Licht<br />
umgewandelt, der Rest wird als Wär<br />
me frei.<br />
21.1.2 Glühlampen-Typen<br />
Normale Haushalt-Glühlampen<br />
sind evakuiert oder Stickstoff gefüllt.<br />
Bei Kleinkolben verwendet man als<br />
Füllgas das Edelgas Krypton (Kryp<br />
ton-Lampen). Die Verteilungstempe<br />
ratur liegt bei etwa 2800 K. Die Brenn<br />
dauer liegt bei 1000 Stunden.<br />
Photolampen Typ B<br />
Diese Lampen, mit Leistungen von<br />
250, 500 und 1000 W brennen mit<br />
etwas Überspannung, so dass eine<br />
Verteilungstemperatur von 3200 K<br />
entsteht. Die Lampenkolben sind mit<br />
Stickstoff gefüllt, was man häufig<br />
auch an dem Typennamen erkennen<br />
kann (z. B. Nitraphot). Die Brenndauer<br />
liegt bei 50 bis 100 Stunden.<br />
Photolampen Typ S<br />
Vorwiegend für die Belange der<br />
Amateur-Filmtechnik wurden auch<br />
Glühlampen konstruiert, die eine Ver<br />
teilungstemperatur von 3400 K abge<br />
ben. Bezogen auf den Wendel, bren<br />
nen derartige Lampen mit starker<br />
Überspannung, was eine Edelgasfül<br />
lung notwendig macht. Die Brenn<br />
dauer liegt bei 2-15 Stunden. Photo<br />
lampen Typ S existieren auch mit ei<br />
nem blauen Überzug, der als Konver<br />
sionsfilter funktioniert und so die<br />
Abstrahlung von mittlerem Tageslicht<br />
mit 5500 K ermöglicht.<br />
Vergrösserungslampen<br />
^ergrösserungslampen sind Typ B -<br />
Lampen mit einer Verteilungstempeatur<br />
von 3200 K. Sie besitzen einen<br />
etwas flächigeren Wendel, und der<br />
Glaskolben ist stärker opalisiert als<br />
bei normalen Lampen. Auch ihre Le<br />
bensdauer beträgt - je nach Schalt<br />
häufigkeit - 50 bis 100 Stunden.<br />
Niederspannungslampen<br />
Niederspannungslampen für Be<br />
triebsspannungen von 6, 12 und 24 V<br />
werden fast ausschliesslich für Pro<br />
jektionszwecke verwendet. Ihr Auf<br />
bau entspricht in etwa demjenigen<br />
der Normalspannungslampen.<br />
21 • 1.3. Spektrale Zusam<br />
mensetzung<br />
Grob gesagt besteht Glühlampen<br />
licht aus etwa 1 Teil Blau, 2 Teilen Grün<br />
und 3 Teilen Rot. Als Temperaturstrah<br />
ler erzeugen Glühlampen völlig konti<br />
nuierliche Spektren, sie sind aus die<br />
sem Grund für farbphotographische<br />
Zwecke absolut brauchbar. Nicht<br />
übereinstimmende Verteilungstem<br />
peraturen können mit Hilfe von Kon<br />
versionsfiltern an die Sensibilisierung<br />
der Farbfilme angepasst werden.<br />
Leider stimmt die Verteilungstempe<br />
ratur einer Glühlampe nur, wenn sie<br />
Abbildung 526 Spektrale Zusammensetzung<br />
von Glühlicht.<br />
noch völlig neu ist. Denn trotz Verwen<br />
dung des schwerschmelzenden<br />
Wolframs als Wendelmaterial ver<br />
dampft bei den hohen Betriebstem<br />
peraturen von über 3000°C immer ein<br />
wenig des Wendelmaterials.<br />
Am kühleren Glaskolben schlägt sich<br />
dieses Metall während der Betriebs<br />
zeit als schwärzlicher Belag ab, und<br />
gleichzeitig wird der Wendel ständig<br />
dünner, wodurch der elektrische Wi<br />
derstand zunimmt.<br />
Aus diesen Gründen strahlt eine<br />
-lühlainpe mit zunehmender Be-<br />
91
PHOD<br />
KOLLEGIUM 69 LEKTION<br />
triebsdauer schwächer und in ihrer<br />
'arbverteüung rötlicher. Das heisst,<br />
die ursprüngliche Verteüungstemperatur<br />
von 3200 K einer Photolampe<br />
sinkt bis gegen 2600 K zusammen.<br />
Dieser unangenehme Effekt macht<br />
die Glühlampe in der Farbphotogra<br />
phie etwas unsicher, und Glühlicht-<br />
Photographen kommen nicht darum<br />
herum, zumindest mit einem Vertei<br />
lungstemperaturmesser öfters die<br />
Zusammensetzung des vorhandenen<br />
Kunstlichtes zu messen und den Blau<br />
verlust mit zunehmend stärkerer Kon<br />
versionsfilterung auszugleichen.<br />
21.2. Halogen-Lampen<br />
21.2.1 »Prinzip<br />
Diesbezüglich bedeutend günstiger<br />
verhalten sich sogenannte Halogen<br />
lampen. In diesen Typen ist zusätz<br />
lich zum Füll-Gas ein Halogen-Ele<br />
ment eingelagert (meist Jod-Quarz).<br />
Zwar verdampft auch hier das Wolf<br />
ram des Wendeis, doch verbinden<br />
sich die frei werdenden Wolframtei<br />
le mit dem vorhandenen Halogen<br />
element zu Wolframhalogenid, einer<br />
Verbindung, die am kühleren Glas<br />
kolben nicht kristallisieren kann.<br />
Die verbundenen Partikel gelangen<br />
dann wieder an den heissen Wen<br />
del, wo sie durch die immense Hit<br />
ze wieder zerlegt werden und sich<br />
das freigewordene Wolframpartikel<br />
erneut am Wendel anlagern kann.<br />
Durch diesen Halogenid-Kreislauf<br />
entsteht nicht nur keine Lampen<br />
schwärzung, auch der Wolfram<br />
wendel bleibt während der gesam<br />
ten Lebensdauer der Lampe unge<br />
fähr gleich dick. Halogenlampen<br />
strahlen deshalb während ihrer ge<br />
samten Betriebszeit einen praktisch<br />
gleichbleibenden Lichtstrom mit<br />
konstanter<br />
Verteilungstemperatur<br />
ab.<br />
Um den Kreislauf aufrechtzuerhal<br />
ten, ist eine relativ hohe Umge<br />
bungstemperatur notwendig. Dies<br />
ist dann gewährleistet, wenn die<br />
Lampe klein gehalten wird.<br />
Auch beim Ausschalten der Halo<br />
genlampe sollte die Hitze möglichst<br />
noch einen Moment lang anhalten,<br />
um den Halogenid-Kreislauf zu be<br />
schliessen. Es ist daher bei Halo<br />
92<br />
genlampen nicht angezeigt, nach<br />
dem Ausschalten durch einen Venti<br />
lator noch nachzukühlen. Wenn<br />
trotzdem einige Hersteller von Re<br />
flektoren, die mit Halogenlampen<br />
bestückt sind, die Ventilation so<br />
schalten, dass nach Ausschalten der<br />
_.ampe die Kühlung noch weiter<br />
läuft, so wird dies lediglich im In<br />
teresse der Leuchtenkühlung ge<br />
macht, dem Halogenid-Kreislauf ist<br />
diese Schaltung nicht förderlich.<br />
21.2.2. Halogenlampen-<br />
Typen<br />
Normalspannung 220 V<br />
Für den normalen Netzbetrieb exi<br />
stieren Halogenlampen in Röhren<br />
form, als Kolbenlampen oder als U-<br />
Form-Lampen. Bei den röhrenförmi<br />
gen Halogenlampen ist die Brennla<br />
ge normalerweise waagrecht. Je nach<br />
Ausführung leisten sie 500 bis 10000<br />
Watt und besitzen eine Lebensdauer<br />
von 100 bis 2000 Stunden. Die Vertei<br />
lungstemperatur liegt je nach Typ<br />
zwischen etwa 3000 bis 3400 K.<br />
Kolbenlampen sind einseitig gesokkelt<br />
und besitzen manchmal einen<br />
verstärkten Wendel. Die Brenndauer<br />
liegt in der Regel bei 15 Stunden, und<br />
die Verteilungstemperatur beträgt je<br />
nach Typ 3200 oder 3400 K. Für Klein<br />
scheinwerfer werden normalerweise<br />
Abbildung 527<br />
Ausführungsformen von<br />
Normalspannungs-Halogenlampen.<br />
einseitig gesockelte U-Form-Lampen<br />
erwendet.<br />
Niederspannungslampen<br />
Niederspannungslampen mit Vertei<br />
lungstemperaturen von 3200 bis 3400<br />
K sind einseitig gesockelt und finden<br />
meist Verwendung in Projektoren. Es<br />
gibt Typen mit Betriebsspannungen<br />
von 6 bis 24 Volt. Die Brenndauer liegt<br />
zwischen 25 und 100 Stunden.<br />
Eine Variante der Niederspannungs-<br />
Halogenlampe ist die sogenannte<br />
Kaltspiegellampe, bei der die eigent<br />
liche Lampe in einen parabolförmigen<br />
Hohlspiegel integriert ist. Der<br />
Spiegel hat die Eigenschaft, nur sicht<br />
bares Licht zu reflektieren, für die<br />
Wärmestrahlung aber durchlässig zu<br />
sein. Der dadurch hinter dem Spiegel<br />
entstehende Hitzestau kann durch ei<br />
nen Ventilator weggestossen wer<br />
den. Kaltspiegellampen finden Ein<br />
satz in Schmalfümprojektoren und in<br />
modernen Vergrösserungsgeräten.<br />
Abbildung 528<br />
Ausführungsformen von<br />
Niederspannungs-Halogenlampen.<br />
Halogenlampen sollten nach dem<br />
Ausschalten<br />
erschütterungsfrei<br />
abgekühlt werden, da sonst ihre Le<br />
bensdauer stark eingeschränkt ist.<br />
Leuchtgeräte mit Halogenlampen<br />
sind aus Sicherheitsgründen mit su<br />
perflinken Gerätesicherungen aus<br />
gerüstet. Beim Durchbrennen des<br />
Wendeis kann es nämlich vorkom
LEKTION<br />
men, dass Wendelbruchstücke Kurzschluss<br />
machen. Wenn dies ge<br />
schieht, kann die Lampe platzen und<br />
Glasstücke geschossartig versprü<br />
hen.<br />
21.3. Entladungslampen<br />
Im Gegensatz zu Glüh- und Halogen<br />
lampen - die als Temperaturstrahler<br />
mit völlig kontinuierlichem Spektrum<br />
wirken - ist die Lichtentstehung auch<br />
über das Prinzip der Gasentladung<br />
möglich. Man schickt dabei in einem<br />
Entladungskörper einen Strom von<br />
Elektronen von einer Elektrode zur<br />
andern. Die Elektronen prallen dabei<br />
auf Gasatome, deren Valenzelektronen<br />
dadurch kurzfristig ein höheres<br />
Energiniveau einnehmen und infolge<br />
ihrer Bewegung eine elektromagneti<br />
sche Strahlung provozieren.<br />
Je nach vorhandenem Gas, Gasge<br />
misch, Gasdruck und angelegter<br />
Spannung entsteht eine Strahlung be<br />
stimmter Wellenlänge, die immer dis<br />
kontinuierlichen Charakter aufweist.<br />
Für farbphotographische Zwecke<br />
sind nur bestimmte Entladungslam<br />
pen verwendbar.<br />
21.3.1. Quecksilber-<br />
Hochdruddampeit<br />
21.3.1.1. Quecksilber-<br />
Hochdruckstrahler<br />
ohne Leuchtstoff<br />
Quecksüber-Hochdruckstrahler sind<br />
Entladungslampen, die nicht primär<br />
für Beleuchtungszwecke gedacht<br />
sind. Die Lampen bestehen aus ei<br />
nem röhrenförmigen Quarzbrenner,<br />
in welchem zwischen zwei Elektro<br />
den eine Entladung in Quecksilber<br />
dampf stattfindet.<br />
Der Betrieb geschieht üblicherweise<br />
an Wechselspannung von 220 V mit<br />
vorgeschalteter Drosselspule. Die<br />
abgegebene Strahlung liegt im Be<br />
reich von Ultraviolett. Je nach Art des<br />
Kolbens kann der sichtbare Anteil<br />
von langwelligem UV absorbiert wer<br />
den.<br />
Diese sogenannten «Violettglasstrah<br />
ler» verwendet man in Wissenschaft<br />
und Unterhaltung (Disco) zur Anre<br />
gung von Fluoreszenzstoffen. Trifft<br />
nämlich UV-Strahlung auf irgendwo<br />
PHÖD<br />
69 KOLLEGIUM<br />
Abbildung 529<br />
Abbildung 530<br />
UN Netzspannung 220 V -<br />
D<br />
Drosselspule<br />
kondensator<br />
Ausführungsformen von<br />
Quecksilberdampflampen<br />
Schaltschema mit Drossel<br />
&<br />
vorhandenen Leuchtstoff, so leuchtet<br />
dieser im sichtbaren Bereich auf.<br />
21.3.1.2. Quecksilber-<br />
Hochdruckstrahler<br />
mit Leuchtstoff<br />
Diese Lampenausführung trägt auf<br />
der Innenseite des Glaskolbens eine<br />
ieuchtstoffschicht, die die UV-Strah<br />
lung in vorwiegend rotes Licht<br />
umwandelt. Die sichtbare Lichtzu<br />
sammensetzung besteht daher aus<br />
dem sichtbaren langwelligen UV und<br />
aus rötlicher Strahlung, was in der<br />
Summe für unser Auge eine weissli-<br />
:he Lichtfarbe ergibt.<br />
Abbildung 531<br />
Spektrale Zusammensetzung<br />
einer Quecksilber-Hoch<br />
drucklampe mit Leuchtstoff.<br />
Gewisse Typen sind zusätzlich innen<br />
verspiegelt.<br />
Das Licht eignet sich für nichtphotographische<br />
Beleuchtungszwecke wie<br />
Gebäudeanstrahlung oder zur Ver<br />
kehrsbeleuchtung.<br />
Je nach Zusammensetzung des<br />
Leuchtstoffes sind aber auch diskon<br />
tinuierliche Abstrahlungen im Be<br />
reich von Grün, Gelb und Rot möglich,<br />
wie das Spektrogramm in Abbildung<br />
531 es zeigt.<br />
21.3.1.3. Queclcsilber-<br />
MischlichHampei<br />
mit Leuchtstoff<br />
Ein dritter Typ von Quecksilberdampf-Hochdruckstrahlern<br />
besitzt ei<br />
nen mit Leuchtstoff beschlämmten<br />
Ellipsoidkolben, in dem ein Quecksil<br />
berdampf-Hochdruckbrenner und<br />
zusätzlich ein Wolframwendel einge<br />
setzt ist. Das entstehende Licht setzt<br />
sich zusammen aus der vom Queck<br />
silberdampf ausgehenden UV-Strah<br />
lung, dem Licht des Wolframwendeis<br />
und demjenigen des fluoreszieren<br />
den Leuchtstoffes. Durch die innige<br />
Mischung dieser verschiedenen<br />
Itrahlungsarten wird eine tageslicht<br />
ähnliche Lichtfarbe erreicht, die vi<br />
suell einen guten Farbeindruck ermit<br />
telt. Photographisch allerdings ist die<br />
ses Licht nur bedingt einsetzbar.<br />
Ein Vorschaltgerät ist bei diesen<br />
Lampen nicht notwendig. Sie können<br />
anstelle normaler Glühlampen einge<br />
setzt werden.<br />
Abbildung 532<br />
Spektrale Zusammensetzung<br />
der Mischlampe<br />
OSRAM HWL.<br />
Da der Lampentyp ähnliche Lichtigenschaften<br />
aufweist wie eine ein-<br />
'ache Fluoreszenzröhre, ist er heute<br />
caum mehr im Einsatz.<br />
93
PHOD<br />
KOLLEGIUM 69 LEKTION<br />
21.3.2. Natriumdampf<br />
lampen<br />
Natriumdampflampen sind Entla<br />
dungslampen, die im allgemeinen an<br />
Wechselspannung 220 V mit vorge<br />
schaltetem Streufeldtrafo und einem<br />
Glühstarter verwendet werden. Bei<br />
hoher Lichtausbeute strahlen Na<br />
triumdampflampen neben etwas UV<br />
das intensive Gelb der Natriumlinie<br />
nahe bei 590 nm aus.<br />
Sie eignen sich für Verkehrsbeleuch<br />
tungen und mit vorgeschaltetem<br />
Orangefilter als hervorragende Dun<br />
kelkammerlampen bei der Verarbei<br />
tung von schwarzweissen Vergrösserungspapieren.<br />
Abbildung 533<br />
Natrumdampflampe und<br />
Vorschaltschema.<br />
Abbildung 534 Spektrale Ausstrahlung der<br />
Natriumdampflampe.<br />
21.3.3. Xenon-Hochdruck<br />
lampen<br />
Xenon-Hochdrucklampen mit Kurz<br />
bogen werden mit Gleichstrom be<br />
trieben und eignen sich infolge des<br />
punktförmigen Lichtbogens hervor<br />
Abbildung 535<br />
94<br />
Xenon-Kurzbogenlampe.<br />
:agend für die Verwendung in opti<br />
schen Stahlengängen (Projektoren).<br />
Die einzelnen Spektrallinien von Xe<br />
non liegen derart nahe beieinander,<br />
dass man die Ausstrahlung als konti<br />
nuierlich bezeichnen kann. Im sicht<br />
baren Bereich entsteht ein Spektrum,<br />
das mittlerem Tageslicht sehr ähnlich<br />
ist.<br />
Abbildung 536<br />
—<br />
E<br />
A-<br />
Spektrale Zusammensetzung<br />
von Xenon-Licht<br />
T<br />
T1<br />
—;—<br />
V,<br />
\ •<br />
300 400 500 600 700 800 900 1000 1100 1200 1300 nm<br />
Die spektrale Energieverteilung<br />
bleibt während der gesamten Le<br />
bensdauer praktisch gleich und ist<br />
weitgehend unabhängig von Span<br />
nungsschwankungen des elektri<br />
schen Netzes. Zum Betrieb sind ein<br />
Stromversorgungsgerät (Gleichrich<br />
ter) und ein Zündgerät (Gasionisie<br />
rung) notwendig.<br />
Neben Kurzbogenlampen existieren<br />
Xenon-Langbogenlampen, die für<br />
den Betrieb mit Wechselspannung<br />
vorgesehen sind. Langbogenlampen<br />
finden häufig in Kopiergeräten für die<br />
Reprotechnik Einsatz sowie für allge<br />
meine Beleuchtungszwecke, wo<br />
grosse Leuchtdichten notwendig<br />
sind (z. B. Sportstadien, Flugplätze).<br />
Abbildung 537 Xenon-Lanbogenlampe<br />
21.3.4. Halogen-Metall-<br />
Primär für Farbfernsehzwecke wur<br />
den Halogen-Metalldampflampen (z. B<br />
OSRAM Metallogen HMI) entwikkelt.<br />
Es handelt sich um eine Kurzbo<br />
genröhre, die zusätzlich zu einem Me<br />
talldampfgemisch der Lanthaniden<br />
(Seltene Erden) Halogenide eingela<br />
gert hat.<br />
Das Entladungsgefäss besteht aus<br />
Quarzglas, in dem stabförmige Wolf<br />
ramelektroden eingelegt sind.<br />
Der Betrieb erfolgt an Wechselstrom<br />
über eine Drosselspule. Die Lichtaus-<br />
Abbildung 538<br />
Metallogenlampe<br />
beute ist hervorragend. So gibt eine<br />
Metallogenröhre mit 2500 Watt etwa<br />
gleichviel Licht ab wie eine konven<br />
tionelle Halogenlampe mit einer Lei<br />
stung von 10000 Watt.<br />
Das Spektrum ist absolut tageslicht<br />
ähnlich.<br />
Von Osram sind Typen erhältlich von<br />
575 bis 4000 Watt mit einem Licht<br />
strom von 49000 bis 410000 Lumen.<br />
Abbildung 539<br />
Metallogen HMI<br />
i<br />
r<br />
Tageslicht<br />
J<br />
•<br />
©<br />
jl-«—l.<br />
®<br />
700 nm 800<br />
Die Lebensdauer liegt bei rund 600<br />
Stunden.<br />
Der kurze Lichtbogen prädestiniert<br />
die Lampe für den Einsatz in Schein<br />
werfern. Es sind aber auch Einsätze in<br />
der Grossdiaprojektion, für Overheadprojektoren<br />
und Episkope be<br />
kannt.<br />
Wie alle Metalldampflampen benöti<br />
gen auch Metallogenlampen nach<br />
der Zündung eine gewisse Zeit, bis<br />
sie den stationären Betriebszustand<br />
erreicht haben. Die erneute Zündung<br />
der heissen Lampe ist erst einige Mi<br />
nuten nach dem Abschalten wieder<br />
möglich.<br />
Bei den leistungsstarken Lampen<br />
sind sehr schwere Drosselspulen not<br />
wendig.
LEKTION<br />
PHOD<br />
70 KOLLEGIUM<br />
21.3.5. Fluoreszenzröhren<br />
Die Fluoreszenz- oder Leuchtstoffröh<br />
re besteht aus einem rohrförmigen<br />
Glaskolben, der mit Quecksilber<br />
dampf gefüllt ist (Niederdruck). An<br />
beiden Enden sind gasdichte Sockel<br />
mit Anschlussstiften und - gegen das<br />
Rohrinnere gerichtet - Elektroden<br />
aus mehrfach gewendeltem Wolf<br />
ramdraht mit einer Emitterschicht<br />
angebracht. Um Schwärzungen an<br />
den Enden des Glasrohres zu vermei<br />
den, umgeben Metallringe die Elek<br />
troden.<br />
Bei der Zündung der Röhre fliessen<br />
Elektronen von einer Elektrode zur<br />
andern. Dabei treffen sie auf die im<br />
Entladungsrohr enthaltenen Quecksilberatome.<br />
Der Zusammenprall ist<br />
derart heftig, dass Elektronen, die<br />
den Atomkern umkreisen, aus ihrer<br />
Bahn geworfen werden. Durch die<br />
Anziehungskraft des Atomkerns fal<br />
len sie alsbald wieder in den Grund<br />
zustand zurück und geben die<br />
beim Zusammenprall aufgenommene<br />
Energie in Form einer elektromagne<br />
tischen Strahlung wieder ab.<br />
Der Hauptanteil der Strahlung ist<br />
kurzwellig und liegt im Bereich von<br />
unsichtbarem Ultraviolett. Nur ein ge<br />
ringer Anteil ist sichtbares Licht in<br />
Form einiger diskontinuierlicher<br />
Spektralbanden.<br />
Eine solche Röhre ist natürlich nur<br />
äusserst beschränkt einsetzbar, etwa<br />
- versehen mit einem Schwarzfilter -<br />
als UV-Röhre.<br />
Für Beleuchtungszwecke sind die<br />
Glasrohrinnenwandungen mit einem<br />
puderartigen Stoff versehen, der eine<br />
Fluoreszenz bewirkt. Dieser Fluores-<br />
Abbildung 540<br />
Spektrum Leuchtstoffröhre<br />
ohne Leuchtstoff<br />
zenzstoff leuchtet im sichtbaren Be<br />
reich auf, solange er durch die ultra<br />
violette Strahlung der Gasentladung<br />
angeregt wird.<br />
Je nach chemischer Zusammenset<br />
zung des Fluoreszenzstoffes ist die<br />
Erzeugung verschiedener Lichtfar<br />
ben mit sehr unterschiedlichen Farb<br />
temperaturen möglich.<br />
Das ausgestrahlte Spektrum ist ge<br />
mischt und besteht aus einzelnen dis<br />
kontinuierlichen Banden, die durch<br />
ein kontinuierliches Spektrum unter<br />
legt sind.<br />
Abbildung 541 Aufbau einer Fluoreszenz<br />
röhre (Abb. PHILIPS)<br />
Abbildung 542<br />
armweisse Röhre<br />
'ageslichtröhre<br />
Spektrale Energieverteilung<br />
typischer Fluoreszenzröhren<br />
21.3.5.1. Zündung<br />
Zum Zünden einer Fluoreszenzröhre<br />
müssen die Elektroden vorgeheiz<br />
werden. Zudem ist eine Zündspan<br />
nung notwendig, die höher liegt als<br />
die Netzspannung. Um dies zu erfül<br />
len, ist ein parallel zur Röhre geschal<br />
teter Starter notwendig. Es handel<br />
sich dabei um ein gasgefülltes Entla<br />
dungsröhrchen mit zwei aus Bimetall<br />
streifen bestehenden Elektroden<br />
Beim Einschalten des Netzstromes<br />
erzeugt die Spannung im Entladungsröhrchen<br />
eine Glimmentladung. Da<br />
bei entsteht eine gewisse Erwär<br />
mung, die die Bimetallstreifen<br />
krümmt, bis sich die beiden Elek<br />
troden kurzschliessen; die Glimment<br />
ladung wird dadurch unterbrochen.<br />
Im gleichen Moment beginnt der<br />
Strom über die Elektroden der Fluo<br />
reszenzröhre zu fliessen und erwärmt<br />
diese. Weil im Starter nunmehr keine<br />
Glimmentladung mehr stattfindet,<br />
kühlen sich die Starterelektroden ab,<br />
wodurch der Kurzschluss zwischen<br />
ihnen unterbrochen wird, was in Ver<br />
bindung mit einer zusätzlichen Dros<br />
selspule zu einem schlagartigen<br />
Spannungsanstieg an den Röhrenilektroden<br />
zur Folge hat. Diese Span<br />
nungsspitze bewirkt zusammen mit<br />
der Erwärmung der Elektroden die<br />
""■ündung der Fluoreszenzröhre.<br />
Der nunmehr zwischen den Röhren-<br />
Elektroden hin und her fliessende<br />
Elektronenstrom bombardiert aussenliegende<br />
Elektronen der Queck<br />
silberatome, die dadurch aus ihrer<br />
Bahn geworfen werden. Der Aufprall<br />
kann so heftig sein, dass viele der aus<br />
der Bahn geworfenen Elektronen<br />
nicht mehr auf ihre ursprüngliche<br />
Bahn zurückfinden. Sie stellen dann<br />
quasi freie Elektronen dar, die eben<br />
falls von Elektrode zu Elektrode<br />
schwingen und auf ihrem Weg<br />
weitere Quecksilberelektronen «be<br />
freien». Der Elektronenstrom würde<br />
sich dadurch lawinenartig vergrössern<br />
und damit der Strom unzulässig<br />
hohe Werte annehmen.<br />
Um diesen Effekt zu verhindern, muss<br />
in die Schaltung eine sogenannte<br />
Drosselspule eingefügt werden, die<br />
95
PHÖD<br />
KOLLEGIUM 70 LEKTION<br />
nur den für den Betrieb notwendigen<br />
Strom durchlässt und somit die Span<br />
nung zwischen den beiden Elektro<br />
den konstant begrenzt bleibt.<br />
21.3.5.2. Fluoreszenzröhren<br />
als Aufnahme<br />
lichtquelle<br />
Ein Blick auf die spektrale Energie<br />
verteilung einer Fluoreszenzröhre<br />
lässt neben einem kontinuierlichen<br />
Spektrum etliche Vorsprünge bei ein<br />
zelnen Wellenlängen oder Wellen<br />
längengruppen erkennen. Es ist ganz<br />
klar, dass Licht mit nicht vollständig<br />
kontinuierlichem Spektrum bestimm<br />
te Mängel aufweist. Farbbeurteilun<br />
gen können wir nämlich nur vorneh<br />
men, wenn im ausgesandten Licht<br />
alle Spektralfarben in ausreichen<br />
dem Masse vorhanden sind, einschliesslich<br />
derer, die an der Grenze<br />
des sichtbaren Bereichs liegen und<br />
für die unser Auge nur eine geringe<br />
Empfindlichkeit aufweist. Der Farb<br />
eindruck kann auch beim Photographieren<br />
nur dann richtig sein, wenn<br />
das verwendete Aufnahmelicht aus<br />
nahmslos alle Spektralanteile aussen<br />
det und dieses erst noch mit der Sensibilisierung<br />
des Filmmaterials über<br />
einstimmt. Das Licht einer Fluores<br />
zenzröhre ist ein Gemisch zwischen<br />
einzelnen diskontinuierlichen Spek<br />
tralbanden und einem unterlegten<br />
kontinuierlichen Spektrum.<br />
Je grösser der relative Anteil des kon<br />
tinuierlichen Spektrums im Vergleich<br />
zu den diskontinuierlichen Banden ist,<br />
um so besser eignet sich das Licht zur<br />
Beurteilung von Farbwerten und da<br />
mit auch zur Verwendung als Aufnah<br />
melicht innerhalb der Farbphotogra<br />
phie.<br />
Leider ist die Gesamthelligkeit von<br />
Röhren, bei denen die letztere Ten<br />
denz weitgehend erfüllt ist, bedeu<br />
tend kleiner als bei den anderen. Und<br />
so kommt es nicht von ungefähr,<br />
wenn in Fabrikhallen, wo es in erster<br />
Linie um Helligkeit geht und nicht um<br />
Farbqualität, weitgehend Röhrenty<br />
pen vertreten sind, die sich zum Photographieren<br />
nur schlecht eignen.<br />
Die Röhrenhersteller geben zwar in<br />
ihren Datenblättern Farbtemperaturen<br />
nach KELVIN an, was den Photogra-<br />
96<br />
phen verleiten könnte, in MIRED-<br />
Werte umzurechnen und zu ermitteln,<br />
welcher Konversionsfilter für eine<br />
farbneutrale Wiedergabe benötigt<br />
wird.<br />
Doch geht dies leider nicht. Bei Farb<br />
temperaturangaben von Mischspek<br />
tren handelt es sich lediglich um<br />
Angaben, die aussagen, welchem<br />
Farbeindruck das Röhrenlicht visuell<br />
entspricht. Zudem lässt sich Licht<br />
mit nichtkontinuierlichem Spektrum<br />
nicht oder nur rein zufällig mit rötli<br />
chen oder bläulichen Filtern ausglei<br />
chen.<br />
Die herkömmliche Art der Filterbe<br />
stimmung mit Hufe von Farbkorrek<br />
turfiltern (CC-Füter) beruht auf visuel<br />
ler Anpassung auf Grund eines ohne<br />
Filter hergestellten Farbdias. Man<br />
Abbildung 543 Filterangaben (Kodak CC-Filt er)<br />
Hersteller<br />
DURO-TEST<br />
OSRAM<br />
PHILIPS<br />
SYLVANIA<br />
Typ<br />
BTC<br />
L39<br />
L30<br />
L32<br />
L25<br />
L20<br />
L22<br />
L36<br />
L 10<br />
Lllln<br />
L21 In<br />
TL27<br />
TL29<br />
TL32<br />
TL25<br />
TL33<br />
TL34<br />
TL37<br />
TL47<br />
TL55<br />
TL57<br />
TL83<br />
TL84<br />
TL-H86<br />
FWW<br />
FWWX<br />
FW<br />
FUW<br />
FCW<br />
FCWX<br />
Lichtfarbe<br />
True-Lite<br />
Interna<br />
Warmton<br />
Warmton de Luxe<br />
Universalweiss<br />
Hellweiss<br />
Weiss de Luxe<br />
geht dabei wie folgt vor: Machen Sie<br />
ohne die Verwendung eines Korrekturfüters<br />
beim entsprechenden Fluo<br />
reszenzlicht Testaufnahmen einer<br />
Grau- und Farbtafel auf Farbdiaposi<br />
tiv-Material. Nach der Verarbeitung<br />
legt man das sicher farbstichige Dia<br />
auf ein gutes Leuchtpult und legt so<br />
lange CC-Filter in der Komplementär<br />
farbe des Farbstiches auf das Dia, bis<br />
der Stich weg ist. Für die Korrektur<br />
aufnahme werden die Filter aber nur<br />
in einer Dichte, die % der visuell<br />
ermittelten entspricht, eingesetzt.<br />
Dieses Prozedere funktioniert nahezu<br />
perfekt, sofern es sich um Fluores<br />
zenzröhren mit beachtlichem konti<br />
nuierlichem Spektralanteil handelt.<br />
Überwiegt der diskontinuierliche<br />
Anteil, kann es sein, dass der Färb<br />
Natura<br />
Tageslicht<br />
Lumilux-Tageslicht<br />
Lumilux-Weiss<br />
Confort de Luxe<br />
Warmweiss<br />
Warmweiss de Luxe<br />
Weiss Universal<br />
Weiss<br />
Weiss de Luxe<br />
Weiss brillant de Luxe<br />
Weiss 5000 K<br />
Tageslicht<br />
Tageslicht de Luxe<br />
Warmweiss de Luxe<br />
Weiss de Luxe<br />
Tageslicht de Luxe<br />
Warm-White<br />
Warm-White de Luxe<br />
White<br />
Universal-White<br />
Cool-White<br />
Cool-White de Luxe<br />
Filterung<br />
05M<br />
20C<br />
05M + 30B<br />
30Y<br />
05M+10B<br />
20M<br />
20C<br />
20Y+05G<br />
20R<br />
25M<br />
25M<br />
05C+10G<br />
20C+30B<br />
20Y<br />
15C+15B<br />
20M<br />
30C<br />
30C+10B<br />
30C<br />
05M<br />
00<br />
10M+20B<br />
30M+05B<br />
30M+10R<br />
20B<br />
10C+20B<br />
20M+10B<br />
15M<br />
15M<br />
05M+20C<br />
Filmtyp<br />
Day<br />
TypB<br />
Day<br />
TypB<br />
Day<br />
Day<br />
Day<br />
TypB<br />
Day<br />
Day<br />
Day<br />
TypB<br />
Day<br />
TypB<br />
Day<br />
Day<br />
Day<br />
Day<br />
Day<br />
Day<br />
Day<br />
Day<br />
Day<br />
Day<br />
Day<br />
Day<br />
Day<br />
Day<br />
Day<br />
Day
LEKTION<br />
stich nicht wegzubringen ist, ja es<br />
lässt sich manchmal sogar ein leich<br />
tes Kippen bemerken. In solchen Fäl<br />
len hilft nur eine Kompromissfilte<br />
rung, die unter den gegebenen<br />
Umständen zu einem einigermassen<br />
brauchbaren Dia führen kann.<br />
Die Tabelle in Abbildung 543 macht<br />
Angaben über die notwendige Filte<br />
rung beim Einsatz der gebräuchlich<br />
sten Röhrentypen. Die Filterbestim<br />
mung wurde allerdings mit fabrik<br />
neuen Röhren vorgenommen. Mit zu<br />
nehmender Betriebsdauer können -<br />
oft tolerierbare - Änderungen mög<br />
lich sein. Jedenfalls stellen diese<br />
Angaben einen vernünftigen Kompromiss<br />
dar, wenn es im Einzelfall ein<br />
mal nicht möglich sein sollte, Testauf<br />
nahmen zu machen.<br />
Echte Farbtemperaturmesser, z. B.<br />
der Colormeter II von Minolta, mes<br />
sen bei richtigem Einsatz das Blau-<br />
Rot-Gleichgewicht von Fluoreszenz<br />
licht und integrieren diesen Ver<br />
gleich mit einer Messung im Grün-Be<br />
reich. Das Gerät gibt eine Korrektur<br />
filterung an, die aus einem Konver<br />
sionsfilter, kombiniert mit einer CC-<br />
Filterung, besteht. Auch das ist ein<br />
recht akzeptabler Kompromiss, der in<br />
den meisten Fällen zu brauchbaren<br />
Farbdias führt.<br />
Fluoreszenzlampen werden während<br />
der ersten 10 Minuten nach der Zün<br />
dung ständig heller und verändern<br />
zudem die Farbe. Es ist daher unum<br />
gänglich, die Röhren mindestens 10<br />
Minuten vor der Aufnahme einzu<br />
schalten, und dies sowohl bei allfälli<br />
gen Testaufnahmen wie auch bei der<br />
späteren endgültigen Arbeit.<br />
Fluoreszenzlicht ist während jeder<br />
Wechselstromphase in bezug auf<br />
Helligkeit und Farbzusammenset<br />
zung starken Schwankungen unter<br />
worfen. Bei Belichtungszeiten kürzer<br />
als !/5o Sekunde wären die Resultate<br />
eines jeden einzelnen Bildes äusserst<br />
zufällig. Günstig erweisen sichBelichtungszeiten<br />
von Vao Sekunde oder<br />
länger.<br />
21.4. Elektronenblitz<br />
Unter einem Elektronenblitz versteht<br />
man die kurzfristige Lichtabstrahlung<br />
oner Gasentladungslampe. Um ein<br />
PHOD<br />
70 KOLLEGIUM<br />
Spektrum zu erhalten, das möglichst<br />
nah an reines Tageslicht heranreicht,<br />
verwendet man Blitzröhren, die mit<br />
dem Edelgas Xenon gefüllt sind.<br />
Zwar entsteht dadurch auch ein<br />
Linienspektrum, doch sind die einzel<br />
nen Linien derart nah beieinander,<br />
dass der Eindruck eines kontinuierli<br />
chen Spektrums entsteht.<br />
In die stab-, ring- oder wendelförmige<br />
Blitzröhre aus Quarzglas sind an bei<br />
den Enden Elektroden aus Wolfram<br />
oder Molybdän eingeschmolzen.<br />
Legt man an die beiden Elektroden<br />
die Anschlüsse eines Kondensators,<br />
dessen eine Seite einen Elektronenüberschuss,<br />
die andere einen Elek<br />
tronenmangel aufweist, kann sich die<br />
ser Spannungsunterschied nicht<br />
ausgleichen, da das Edelgas im<br />
Innern der Entladungsröhre elek<br />
trisch nicht leitend ist.<br />
Legt man aber an oder um die Röhre<br />
eine Zündelektrode in Form eines<br />
Drahtes und gibt man an diese Elek<br />
trode einen Hochspannungsimpuls<br />
von über 10 000 Volt, wird dadurch die<br />
Gasstrecke ionisiert und somit elek<br />
trisch kurzfristig leitend. Die La<br />
dungsdifferenz beider Seiten des<br />
angelegten Kondensators kann sich<br />
über das Xenon-Gas in der Röhre<br />
entladen.<br />
Währen dieser Entladung wird das<br />
Xenon in der Röhre angeregt und zur<br />
Lichtemission gezwungen. Das Licht<br />
entspricht in seiner Zusammenset<br />
zung der Farbtemperatur von mittle<br />
rem Tageslicht mit rund 5600 K. Da<br />
der Anteil von nahem UV noch relativ<br />
gross ist, versehen die meisten Blitz<br />
röhrenhersteller ihre Produkte mit ei<br />
nem golden schimmernden Filterbe<br />
lag, den sie dann «Goldvergütung»<br />
nennen. Weitentwickelte Studioblitz<br />
anlagen lösen das leidige UV-Prob<br />
lem allerdings eleganter auf elektro<br />
nisch gesteuertem Weg.<br />
21.4.1. Studioblitzanlagen<br />
Bei Studioblitzanlagen wird im soge<br />
nannten Generator der Netzstrom<br />
mittels Trenntrafo und Spannungsver<br />
doppelung bzw. einer direkten Kas<br />
kadenschaltung auf etwa 500 Volt um<br />
gewandelt, gleichgerichtet und einer<br />
ganzen Batterie parallel geschalteter<br />
Elektrolyt- oder Metallpapierkonden<br />
satoren zugeführt.<br />
Bei sogenannter Leistungsverände<br />
rung wird die Betriebsspannung an<br />
den Kondensatoren geändert.<br />
Die Blitzröhre ist in der Regel zusam<br />
men mit einem Zündkreis in einer<br />
Blitzlampe mit unterschiedlichen Re<br />
flektoren getrennt vom Generator<br />
untergebracht.<br />
Allzu kurze Blitzzeiten führen schnell<br />
zu Farbverschiebungen infolge des<br />
Ultrakurzzeiteneffektes. Bei Studioan<br />
lagen arbeitet man deshalb oft mit ei<br />
ner relativ geringen Betriebsspan<br />
nung, um optimale Leuchtzeiten zwi<br />
schen V125 und 1/2ooo S zu erhalten. Al<br />
lerdings muss man dabei beachten,<br />
dass beim Anschluss mehrerer<br />
Leuchten an daselbe Blitzaggregat<br />
die Blitzzeit entsprechend verkürzt<br />
wird.<br />
Die Ionisierung des Xenon-Gases in<br />
der Blitzröhre und damit die Blitzaus<br />
lösung erfolgt über einen Zündkreis,<br />
der vom Kamera-Synchrokontakt aus<br />
gesteuert wird.<br />
Abbildung 544 Prinzipschaltung einer<br />
Studioblitzanlage<br />
21.4.2. Tragbare Blitzgeräte<br />
Bei netzunabhängigen, tragbaren<br />
Elektronenblitzgeräten erfolgt die<br />
Stromaufbereitung von einer Gleich<br />
strombatterie aus.<br />
Der niedergespannte Gleichstrom<br />
wird über einen Transistorzerhacker<br />
in eine Wechselspannung hoher Fre<br />
quenz umgewandelt, die ihrerseits<br />
auf die notwendige Betriebsspan<br />
nung transformiert werden kann.<br />
Die meisten modernen Kleingeräte<br />
sind sogenannte «Computer-Blitzge<br />
räte». Bei solchen Geräten ist zwi<br />
schen Kondensator und Blitzröhre ein<br />
97
I<br />
PHÖ<br />
KOLLEGIUM 70 LEKTION<br />
Abbildung 545 Prinzipschaltung eines<br />
Kleinblitzgerätes<br />
Abbildung 546 Definition der Blitzleuchtdauer (t = 0,5, t = 0,1)<br />
Intensität<br />
6V<br />
Thyristor als Schalter eingesetzt.<br />
Unmittelbar nach der Blitzauslösung<br />
misst ein Sensor die vom Objekt re<br />
flektierte Strahlung und löscht beim<br />
Erreichen der vorgegebenen Grenze<br />
den Thyristor.<br />
Die Blitzstrahlung hört damit auf, und<br />
die restliche, nicht verbrauchte Ener<br />
gie verbleibt im Kondensator.<br />
21.4.3. Blitzdauer<br />
Bei der Definition der Blitzdauer un<br />
terscheidet man zwischen effektiver<br />
Blitzdauer t 0,5 und totaler Blitzdauer<br />
t 0,1. Einzelheiten können der Abbil<br />
dung 546 entnommen werden.<br />
21.4.4. Blitzleistung<br />
Die Leistung (streng genommen ist<br />
es die Arbeit, doch im photographi<br />
schen Jargon heisst es eben «Lei<br />
stung», da ist nichts daran zu rütteln)<br />
eines Blitzgerätes wird normalerwei<br />
se mit dem elektrischen Wert der<br />
Arbeit Wattsekunde (Ws) oder<br />
(kaum üblich) mit der neueren Einheit<br />
Joule (J) angegeben.<br />
Allerdings handelt es sich dabei le<br />
diglich um die elektrische Arbeit, die<br />
noch nicht unbedingt etwas über die<br />
abgestrahlte Lichtmenge aussagt.<br />
U2-C<br />
Ws =<br />
U = Kondensatorspannung in kV<br />
C = Kapazität der Kondensatoren in F<br />
Bei gleichem Gerätehersteller kann<br />
man mit grösster Wahrscheinlichkeit<br />
annehmen, dass ein Gerät mit der Lei<br />
stung von 1500 Ws einen doppelt so<br />
grossen Lichtstrom abgibt wie ein<br />
Gerät mit 750 Ws (entspricht bei<br />
98<br />
Definition der Blitzleuchtdauer<br />
sonst gleichen Voraussetzungen 1<br />
Blendenstufe).<br />
Handelt es sich aber um verschiede<br />
ne Hersteller, lässt sich die Licht<br />
stromleistung nicht direkt an der<br />
angegebenen elektrischen Arbeit<br />
erkennen.<br />
21.4.5. Leitzahlen<br />
Leitzahlen sind ein Hilfsmittel zur Be<br />
stimmung der notwendigen Arbeits<br />
blende beim Einsatz tragbarer Elek<br />
tronenblitzgeräte ohne Thyristor-<br />
Schaltung. Sie sind vom Geräteher<br />
steller für verschiedene Filmemp<br />
findlichkeiten angegeben. Allerdings<br />
handelt es sich nur um Richtwerte, die<br />
abhängig sind von der Reflexionsfä<br />
higkeit des Aufnahmeraumes und zu<br />
dem im Blitznahbereich sehr unzuver<br />
lässig werden.<br />
Folgende kleine Formelsammlung<br />
genügt für die Praxis:<br />
Bestimmung der Arbeitsblende k:<br />
Leitzahl<br />
k =<br />
Blitzdistanz in m<br />
Bestimmung der Blitzentfernung:<br />
Leitzahl<br />
m =<br />
Arbeitsblende<br />
Bestimmung der neuen Leitzahl bei<br />
Änderung der Filmempfindlichkeit:<br />
doppelte Filmempf. = Leitzahl • t/2"<br />
Leitzahl<br />
halbe Filmempf. = —-j=—<br />
Bestimmung der Gesamtleitzahl<br />
beim Einsatz mehrerer Blitz gerate:<br />
Gesamtleitzahl =<br />
Bestimmung der Anzahl<br />
Blitzauslösungen bei Mehrfachblitzen:<br />
/Blitzdistanz (m) • Arbeitsblende kV<br />
V<br />
Leitzahl<br />
21.5. Blitzpulver<br />
Wenn wir innerhalb dieses Lehrgan<br />
ges noch von Blitzpulver sprechen,<br />
dann nur der Vollständigkeit halber.<br />
Blitzpulver erfreut sich zum Beispiel<br />
bei der Verkehrspolizei noch grosser<br />
Beliebtheit, gibt es doch zum Ausleuch<br />
ten grossräumiger Szenerien bis jetzt<br />
kaum eine bessere Beleuchtungsart.<br />
Blitzpulver ist allerdings nicht mehr zu<br />
kaufen, man muss es im Bedarfsfalle<br />
(unter grösster Vorsicht) selbst zu<br />
sammenmischen. Es handelt sich da<br />
bei grundsätzlich um das schnelle<br />
Verbrennen von gewissen Metallen<br />
wie Magnesium oder Aluminium<br />
unter extremer Sauerstoffzufuhr. Zum<br />
Zünden eignet sich ein Magnesiumbändchen,<br />
das in die - in offener<br />
Schale angeschüttete - Chemika<br />
lienmischung gesteckt und angezün<br />
det wird. Vorsicht: Blitzpulver nur<br />
unter grösster Vorsicht im Freien ver<br />
wenden, es herrscht extreme Brandund<br />
Hautverbrennungsgefahr.<br />
Folgende Mischungen sind denkbar:<br />
A: Aluminiumpulver (feinst gepul<br />
vert) zu gleichen Teilen mit Kaliumpermanganat<br />
(fein gepulvert) ver<br />
mischt.<br />
B: 4 Teile Magnesiumpulver mit 3<br />
Teilen Kaliumpermanganat (fein ge<br />
pulvert) vermischt.<br />
C: Gleiche Gewichtsteile Aluminium<br />
pulver und Kaliumperchlorat ge<br />
mischt.<br />
Die Mischungen A und B entwickeln<br />
beim Abbrennen ziemlich Rauch, und<br />
das entstehende Kaliumoxyd reizt<br />
zum Husten. Die Mischung C brennt<br />
ziemlich rauchlos ab.
LEKTION<br />
PHÖD<br />
71 KOLLEGIUM<br />
21.6. Kolbenblitze<br />
Das sogenannte «Blitzlämpchen» ist<br />
ein sauerstoffgefüllter Glaskolben,<br />
der eine schnellbrennende Füllung<br />
aus Magnesium-Aluminium-Wolle<br />
oder Zirkoniumdraht enthält.<br />
Abbildung 547<br />
Kolbenblitzlampe<br />
1 Sockel 2 Kolben<br />
3 Zuleitungsdrähte 4 Heizdraht<br />
5 2 Zündpastenpunkte 6 Metallfüllung<br />
7 Doppelte Lackschicht 8 Glasperle mit<br />
Indikatorpunkt<br />
Bei der normalen Lampenausführung<br />
wird durch Batteriestrom - in der<br />
Regel über einen kleinen Kondensa<br />
tor - ein Heizdraht zum Glühen ge<br />
bracht. Der glühende Draht entzündet<br />
eine Zündpaste, die sofort im Lampeninnern<br />
allseitig verschleudert<br />
wird und ihrerseits die Metallfüllung<br />
überall gleichzeitig zur Verbrennung<br />
bringt.<br />
Um bei der entstehenden enormen<br />
Hitze von rund 3800 K ein Platzen des<br />
Glaskolbens zu verhüten, ist der Kol<br />
benblitz mit einer doppelten, zähen<br />
Lackschicht versehen. Diese blauge<br />
färbte Lackschicht wirkt gleichzeitig<br />
als Konversionsfilter und gibt dem<br />
abgestrahlten Licht eine Verteilungs<br />
temperatur von 5500 K.<br />
Bis vor wenigen Jahren existierten<br />
noch Blitzlampen mit klarer Lack<br />
schicht. Die abgestrahlte Verteilungs<br />
temperatur betrug bei diesen Typen<br />
rund 3800 K. Diese Lampen waren<br />
vorwiegend für schwarzweisse Auf<br />
nahmearbeiten gedacht. Bei Farbauf<br />
nahmen musste man einen entspre<br />
chenden bläulichen Konversionsfilter<br />
vor oder hinter dem Aufnahmeobjek<br />
tiv verwenden.<br />
Bis Mitte der 70er Jahre wurden auch<br />
grosse Kolbenblitzlampen (PF 60 und<br />
PF 100) hergestellt, Lampen, die mit<br />
einem Edison-27-Fassungsgewinde<br />
versehen waren. Besonders die soge<br />
nannten «blauen» Blitzlampen (mit<br />
blauer Konversionslackschicht) wa<br />
ren in dieser Grosse bei vielen Indu<br />
striephotographen zu Ausleuchtung<br />
grosser Hallen sehr beliebt. Der Pho<br />
tograph konnte diese Lampentypen<br />
in übliche und vorhandene Lampen<br />
reflektoren schrauben und durch Se<br />
rieschaltung miteinander verbinden.<br />
Die Zündung erfolgte dann bei geöff<br />
netem Verschluss über ein spezielles<br />
Zündgerät (mit dem die Lampen auch<br />
auf Durchgang geprüft werden konn<br />
ten) oder direkt über einen Schützen<br />
mit Netzstrom. Um Belichtungsvarian<br />
ten vorzunehmen, hat man mehrere<br />
Kameras aufgestellt, die mit unter<br />
schiedlichen Blendenöffnungen not<br />
wendige Belichtungsvarianten bei<br />
nur einer Blitzauslösung gewährlei<br />
steten.<br />
Je nach Lampentyp beträgt die ei<br />
gentliche Blitzleuchtdauer bei einem<br />
Kolbenblitz V20 bis Vfco Sekunde. Die<br />
Synchronisierung mit der Kamera<br />
erfolgt über den X-Kontakt bei Belich<br />
tungszeiten von V30 Sekunde und län<br />
ger. Muss man infolge eines schnel<br />
len Bewegungsablaufes eine kürzere<br />
Verschlusszeit wählen, verwendet<br />
man den M-Kontakt, sofern dieser an<br />
der Kamera noch vorhanden ist. Bei<br />
M-Synchronisierung wird mit der Aus<br />
lösung zuerst das Lämpchen gezün<br />
det, und nach einer Verzögerungszeit<br />
von etwa Vbo Sekunde beginnt erst<br />
der Verschluss abzulaufen. Durch<br />
diese Synchronisierungsart erreicht<br />
man eine günstigere Ausnutzung der<br />
Blitzleuchtkurve. Ein Kolbenblitz näm<br />
lich leuchtet relativ langsam auf, wird<br />
immer heller und erlöscht dann wie<br />
der. Die gesamte Leuchtdauer liegt<br />
bei etwa V20 Sekunde. Nutzt man infol<br />
ge kurzer Verschlusszeit (V125, V250)<br />
schon nicht die gesamte Leuchtkurve<br />
aus, so ist es sinnvoll, die eigentliche<br />
Verschlussbelichtung in die Kurven<br />
spitzenwerte zu legen. Die M-Synchronisation<br />
hat allerdings heute<br />
kaum mehr Bedeutung, denn schnel<br />
le Bewegungsabläufe werden wohl<br />
ausnahmslos mit Hilfe von Elektronenblitzanlagen<br />
beleuchtet.<br />
Die Zündung aller Normal-Kolben<br />
blitzlampen erfolgt mit Hilfe einer Bat<br />
terie über einen Zündkondensator<br />
oder bei einigen Kameras piezoelek<br />
trisch.<br />
Für den Einsatz in Massenkameras -<br />
wo die Kolbenblitze noch ein wichti<br />
ges Einsatzgebiet bewältigen - exi<br />
stieren kleine Blitzlämpchen, die in<br />
Gruppen zusammengefasst sind und<br />
ein praktisches und sicheres Arbei<br />
ten gewährleisten: Blitzwürfel, Blitz<br />
bar usw. Seit 1970 existieren Blitzwür<br />
fel (X-Würfel), die ohne Batterie sel<br />
ber mit einer Schlagzündung verse<br />
hen sind. Für deren Einsatz muss die<br />
Kamera allerdings vorgesehen und<br />
entsprechend ausgerüstet sein. Der<br />
X-Würfel enthält für jedes Blitzlämp<br />
chen einen kleinen, gespannten<br />
Schlagbolzen, der bei der Auslösung<br />
von der Kamera durch ein mechani<br />
sches System gelöst wird. Der Schlag<br />
bolzen schlägt dabei kräftig auf den<br />
Blitzlampenanschluss, der als kleine<br />
Sprengkapsel ausgeführt ist. Bei der<br />
Schlagzündung versprüht die<br />
Sprengkapsel bzw. die angelagerte<br />
Zündpaste ihre glühenden Bestand<br />
teile im Lampeninnern und entzündet<br />
dadurch den Metallfüllstoff.<br />
Bei allen Lampentypen ist auf der<br />
Glaskolben-Innenseite ein Indikator<br />
farbpunkt aufgetragen, der normaler<br />
weise blau gefärbt ist. Sobald eine<br />
Kolbenblitzlampe undicht ist und da<br />
durch Luft einströmt, verfärbt sich der<br />
blaue Indikatorfarbstoff gegen rot<br />
oder rosa und zeigt dadurch eine<br />
unbrauchbare Lampe an. Lampen mit<br />
verfärbten Indikatoren sollte man<br />
nicht verwenden, da bei der Zündung<br />
eine gewisse Explosionsgefahr be<br />
steht und trotz Lackschutzschicht ge<br />
legentlich einmal Glassplitter frei<br />
werden können.<br />
99
PHÖD<br />
KOLLEGIUM 71 LEKTION<br />
22. Beleuchtungsgeräte<br />
Photographieren heisst bekanntlich<br />
^Zeichnen mit Licht». Das ist auch der<br />
Grund, weshalb wir uns im letzten Ka<br />
pitel recht ausführlich mit Lichtquel<br />
len beschäftigt haben. Lichtquellen<br />
als solche aber genügen noch nicht,<br />
sie benötigen vielmehr noch Fassun<br />
gen und Reflektoren, um das Licht<br />
zielbewusst zum Objekt zu bringen.<br />
Das vorliegende Kapitel befasst sich<br />
mit den wichtigsten, in der Photographie<br />
üblichen Beleuchtungsgeräten.<br />
22.1 • Die Universalleuchte<br />
Der Name verrät es, eine Universal<br />
leuchte soll universell eingesetzt wer<br />
den können. Diese Beleuchtungsge<br />
räte können unterschiedlich starke<br />
Uühlampen aufnehmen und das<br />
Licht nach Belieben breiter oder<br />
schmaler bündeln.<br />
Als Beispiel diene uns die Fachleuch<br />
Abbildung 548<br />
FOBA Universalleuchte F1000<br />
nettanschluss zum Ankuppeln an<br />
den Fassungsteü.<br />
Für den Transport mehrerer Leuchten<br />
lassen sich die Reflektoren vom<br />
Grundteil wegnehmen und platz<br />
sparend ineinander stapeln.<br />
Der Fassungsteü selber besitzt an ei<br />
nem Kugelgelenk einen Klemmhal<br />
ter, der die Befestigung nahezu über<br />
all erlaubt. Ein als Zubehör erhältli<br />
cher Handgriff macht es möglich, die<br />
nach langem Einsatz heiss geworde<br />
ne Leuchte ohne Gefahr zu verstellen.<br />
Streuschirmhalter in unterschiedlijhen<br />
Formaten zum Bespannen mit<br />
Kalkpapier komplettieren das Ange<br />
bot und unterstreichen den universel<br />
len Charakter dieser Leuchte.<br />
Die FOBA-Leuchte F 1000 kann übli<br />
che Photolampen mit E-27-Anschluss<br />
bis zur Stärke von 1000 Watt aufneh<br />
men.<br />
Diese Glühbirnen mit grosser mattier<br />
ter Oberfläche erzeugen eine diffus<br />
divergente direkte Strahlung. Das auf<br />
den Reflektor fallende Licht wird von<br />
diesem je nach Stellung des Fokus als<br />
breiteres oder schmäleres Bündel re<br />
flektiert. Ist die Lampe durch den<br />
Spindeltrieb ganz nach hinten ge<br />
te F 1000 von FOBA.<br />
Die Leuchte besitzt einen Fassungs<br />
teil, in dem die E-27-Lampenfassung<br />
auf einer Spindel befestigt ist. Ein<br />
Drehrad ermöglicht es, die Spindel<br />
nach vorn oder hinten zu verschieben<br />
und so den Fokus bezüglich des Re schoben, ist das Bündel recht schmal,<br />
flektors nach Wunsch einzustellen. die Lichtwirkung daher härter; befin<br />
Der parabolförmige Reflektor au det sich die Lampe in vorderster Stel<br />
Aluminium weist eine lichte Öffnung<br />
von 31 cm auf und besitzt einen Bajolung,<br />
ist die Strahlung breiter und da<br />
her weicher.<br />
Abbildung 549 Universalleuchte mit Weich<br />
strahl-Reflektor<br />
Wünscht man bei gleichem Leuch<br />
tenabstand eine noch grössere Flä<br />
che auszuleuchten, als dies bei vor<br />
derster Fokusstellung möglich ist,<br />
ersetzt man den Normalreflektor<br />
durch einen, dessen Austrittsöffnung<br />
50 cm beträgt. Dadurch ist neben ei<br />
nem breiteren Lichtkegel auch eine<br />
bedeutend weichere Strahlung zu<br />
erzeugen.<br />
22.2. Weichstrahler<br />
Als Hauptsonne bei Sach- oder Por<br />
trätaufnahmen möchte man häufig ein<br />
starkes, aber ungemein weiches<br />
Allgemeinlicht einsetzen. Geeignet<br />
dazu sind sogenannte Weichstrahler,<br />
das heisst grossflächige Reflektoren<br />
mit einem Durchmesser von über 60<br />
cm. Solche Leuchten können in der<br />
Regel Lampen bis zu 2500 Watt auf<br />
nehmen. Da sich der Lampenfokus<br />
ebenfalls verstellen lässt, ist die Brei<br />
te des Bündels variabel. Um mög<br />
lichst nur mit dem reflektierten Licht<br />
zu arbeiten, besitzen echte Weich<br />
strahler vor der Lampe eine Abdekkung.<br />
Zudem besteht die Möglichkeit,<br />
vor der Reflektoröffnung einen<br />
streuenden Cellonschirm zu befesti<br />
gen, der den weichen Charakter des<br />
Lichtes weiter diffundiert und das<br />
wunderschöne Licht eines leicht be<br />
deckten Himmels simuliert. Weich<br />
strahler, die auch sehr starke Lampen<br />
Abbildung 550<br />
Weichstrahler<br />
100
LEKTION<br />
PHOD<br />
71 KOLLEGIUM<br />
aufnehmen können, besitzen oft E-40<br />
Fassungen.<br />
Je nach eingesetzter Lampe ist der<br />
Leuchteffekt etwas unterschiedlich.<br />
Verwendet man beispielsweise statt<br />
einer Kolbenlampe eine röhrenförmi<br />
ge Halogenlampe in entsprechender<br />
Fassung, wird direktes Licht prak<br />
tisch völlig zurückgehalten. Durch die<br />
extremere Punktförmigkeit der Licht<br />
quelle erzielt man eine grössere Bild<br />
brillanz, ohne die Schattenbüdung<br />
merklich zu verändern.<br />
quelle werden dadurch in sich selber<br />
zurückreflektiert und gelangen zu<br />
sammen mit den direkt nach vorn<br />
strahlenden als divergentes Bündel<br />
Abbildung 552 Prinzip des Stufenlinsenscheinwerfers<br />
22.4. Universal<br />
kleinleuchten<br />
Zur Verwendung kleiner, einseitig gesockelter<br />
Halogenlampen sind vor<br />
wiegend für den Einsatz im gehobe<br />
nen Amateurbereich oder für den mo<br />
bilen Einsatz Universalkleinleuchten<br />
mit Gebläsekühlung entstanden. Von<br />
verschiedenen Herstellern existieren<br />
ähnlich aufgebaute Halogenklein<br />
leuchten mit hoher Leuchtdichte<br />
Abbildung 553<br />
Halogen-Kleinleuchte<br />
22.3. Stufenlinsenscheinwerfer<br />
Höchst profimässig sehen die eigent<br />
lichen Scheinwerfer aus, die ein eng<br />
begrenzbares Lichtbündel ermögli<br />
chen und vorwiegend zum subtilen<br />
Setzen von Effektlichtern Verwen<br />
dung finden. Das doppelwandige<br />
Abbildung 551<br />
Stufenlinsenscheinwerfer<br />
Blechgehäuse mit guter Entlüftung<br />
enthält in seinem Innern einen Spin<br />
deltrieb mit vertikal aufgesetzter<br />
ampenfassung.<br />
Normalerweise verwendet man eine<br />
kugelige Episkoplampe. Hinter der<br />
iampenfassung befindet sich ein<br />
sphärischer Hohlspiegel. Der Lam<br />
penwendel der Episkoplampe befin<br />
det sich genau im Krümmungsmittel<br />
punkt dieses Spiegels. Die nach hin<br />
ten fallenden Lichtstrahlen der Licht<br />
auf eine Fresnellinse, die bei richtiger<br />
Brennweite die divergente Strahlung<br />
in eine Parallelstrahlung umwandelt.<br />
Manche Scheinwerfer besitzen kei<br />
nen eingebauten Hohlspiegel. Dort<br />
verwendet man Episkoplampen, de<br />
ren Hinterkopf selber verspiegelt ist.<br />
Auf dem Spindeltrieb lässt sich die<br />
Lichtquelle samt dem Spiegel nach<br />
hinten und vorn verstellen. Damit wird<br />
der Abstand zur Fresnellinse unter<br />
schiedlich gross. Das austretende<br />
Lichtbündel kann dadurch ziemlich<br />
parallel bis leicht divergent sein und<br />
ist den gegebenen Verhältnissen<br />
leicht anzupassen.<br />
Episkoplampen mit der Verteilungs<br />
temperatur von 3200 K sind inLeistun<br />
gen von 250 bis 5000 Watt erhältlich.<br />
Anstelle von Episkoplampen sind<br />
auch Halogenlampen mit ähnlichem<br />
Wendel einsetzbar.<br />
Grosse Stufenlinsenscheinwerfer mit<br />
einer Leistung von mehreren tausend<br />
Watt werden in Photo- und Filmstu<br />
dios als «Sonnenersatz» eingesetzt.<br />
Richtet man sie aus grösserer Distanz<br />
auf ein Objekt, erzeugt die einigermassen<br />
parallele Strahlung ein der<br />
Sonne täuschend ähnliches Licht mit<br />
harter Schattenbüdung.<br />
Anstelle der Fresnellmse (Stufenlin<br />
se) kann man einen sogenannten<br />
Punktlichtvorsatz einsetzen. Es han<br />
delt sich dabei um ein Projektionsob<br />
jektiv, mit dem scharfe Lichtkreise<br />
projiziert werden können, wie man<br />
dies zum Beispiel vom Theater her<br />
kennt. Mit einem solchen Projektions<br />
zusatz entsteht aus dem Stufenlinsen<br />
scheinwerfer ein Spotlight.<br />
Stellvertretend für alle soll hier die<br />
Leuchte von FOBA vorgestellt wer<br />
den.<br />
Die Leuchte besteht aus einem leich<br />
ten und schlagfesten Gehäuse mit<br />
angesetztem Schwenkfuss und Trag<br />
griff. Sie ist mit einem Gebläse ausge<br />
stattet, das seinen Betrieb aufnimmt,<br />
sobald man die Leuchte mit dem Netz<br />
verbindet.<br />
Ein fokussierbarer Schlitten enthält<br />
zwei nebeneinanderliegende Lam<br />
pensockel, in die maximal zwei 1000-<br />
Watt-Lampen eingesteckt werden<br />
können. Jede Lampe ist durch eine<br />
Feinsicherung separat abgesichert<br />
und einzeln durch je einen Schalter<br />
zuschaltbar. Ein gehämmerter Re<br />
flektor vervollständigt das System.<br />
Als Benutzer sollte man bei all diesen<br />
euchten die Gebrauchsanleitung<br />
genau studieren. Die Lichtmenge,<br />
aber auch die ausgestrahlte Hitze<br />
sind bei Vollast sehr gross. Die Leuch<br />
te sollte dann nicht näher als 60 cm an<br />
101
KOLLEGIUM 71<br />
LEKTION<br />
brennbare Materialien angenähert<br />
werden.<br />
Wichtig ist auch, die vorgeschriebe<br />
nen Ersatzsicherungen am Lager zu<br />
halten. Beim altersbedingten Durch<br />
brennen einer Halogenlampe kann<br />
die Sicherung schmelzen und muss<br />
dann mit der Lampe gewechselt wer<br />
den. Verwendet werden muss unbe<br />
dingt die vorgeschriebene Siche<br />
rung. Eine zu träge Sicherung könnte<br />
unter unglücklichen Umständen zum<br />
splitternden Platzen der Lampe füh<br />
ren. Dies dürfte auch der Grund sein,<br />
wenn einige Hersteller derartiger<br />
Leuchten bei der Lichtaustrittsöff<br />
nung Schutzscheiben montiert haben.<br />
Beim Kauf einer Halogenkleinleuchte<br />
sollte man sich vergewissern, ob<br />
beim gleichzeitigen Betrieb beider<br />
Halogenlampen nicht etwa ein Dop<br />
pelschatten entsteht, wie dies leider<br />
bei einigen Billigfabrikaten der Fall<br />
ist.<br />
Einige wenige Zubehöre ermögli<br />
chen es, mit solchenLeuchten nahezu<br />
jeden Grundtyp der klassischen<br />
Leuchten - mit Ausnahme des Stufenlinsenscheinwerfers<br />
- zu simulieren.<br />
Der direkte Einsatz der Lampe ent<br />
spricht einem Licht, wie man es von<br />
der klassischen Urüversal-Leuchte<br />
her kennt.<br />
Eine aufgesetzte Vierklappenblende<br />
erlaubt das Licht asymmetrisch zu<br />
verteilen. Wie das Bildbeispiel zeigt,<br />
Abbildung 554 Halogenleuchte mit Vier<br />
klappenblende<br />
102<br />
Abbildung 555<br />
Hintergrundverlauf mit Hilfe<br />
der Vierklappenblende<br />
sind sogar klassische Hintergrund<br />
verläufe möglich.<br />
Ein ebenfalls leicht ansetzbarer Re<br />
flexionsschirm macht aus der Leuch<br />
te einen Weichstrahler. Das Bespann<br />
material des Schirmes ist in der Regel<br />
abnehmbar. Spannt man es so auf,<br />
Abbildung 556 Leuchte mit weissem Reflex<br />
schirm<br />
dass die weisse Fläche als Reflektor<br />
dient, ist das Licht weicher, verwen<br />
det man die metallisierte Seite,<br />
entsteht ein härteres Licht.<br />
Dem hübschen Licht eines alten<br />
Nordlichtateliers entspricht der Licht<br />
effekt dann, wenn man statt eines Re<br />
flexschirmes einen weissen Diffusor<br />
vorspannt. Dank der maximalen Lei<br />
Abbildung 557 Leuchte mit metallisiertem<br />
Reflexschirm<br />
stungsaufnahme von 2000 Watt ist<br />
auch in diesem Fall die Beleuchtungs<br />
stärke oft genügend.<br />
Mit zwei oder drei solcher Halogen<br />
leuchten - komplettiert durch Vier<br />
klappenblenden und einige Schirme<br />
- ist man für vielerlei Aufgaben ge<br />
wappnet.<br />
Selbst sogenannte Mischlichtaufnah<br />
men, bei denen man vorhandenes Ta<br />
geslicht mit künstlischem mischen<br />
muss, sind durch die besprochenen<br />
Universalleuchten problemlos zu be<br />
wältigen. Allerdings muss die Vertei<br />
lungstemperatur der Halogenleuch<br />
ten durch einen Blau-Konversionsfil<br />
ter dem Tageslicht angepasst werden.<br />
Zur beschriebenen Halogenleuchte<br />
existiert daher als Zusatz ein Tages<br />
lichtfilter, das, auf die Leuchte aufge<br />
setzt, eine Verteilungstemperatur von<br />
rund 6000 K garantiert. Es handelt<br />
sich um ein hochhitzefestes Interfe<br />
renzfilter, das das gelbliche Kunst<br />
licht in ein bläuliches Tageslicht<br />
umwandelt. Weü hier die Filterwir<br />
kung nicht durch Absorption, sondern<br />
durch Interferenz bewerkstelligt<br />
wird, bleicht dieses Filter auch nach<br />
langem Gebrauch nicht aus.<br />
Die ersten Halogenlampen waren<br />
zweiseitig gesockelte Röhren. Auch<br />
dazu existieren Reflektorgehäuse,<br />
die dem Charakter von Breitstrahlern<br />
entsprechen und die sich vorwie<br />
gend für eine gleichmässige Hintergrundausleuchtung<br />
eignen.
LEKTION<br />
72KOUEGHJM<br />
22.5. Studioblitzgeräte<br />
Professionelle Photostudios verwen<br />
den fast ausschliesslich Elektronen<br />
blitz als künstliche Lichtquelle. Diese<br />
Tatsache mag dem Gelegenheits<br />
photographen unerklärlich erschei<br />
nen, gut doch im Volksmund Blitzlicht<br />
als hartes Licht. Diese falsche Mei<br />
nung stammt aber daher, dass man -<br />
kommt die Sprache auf Blitzlicht -<br />
meist den kleinen Blitzer meint, der<br />
mittels Mittenkontakt direkt auf der<br />
Kamera sitzt und, von dort eingesetzt,<br />
natürlich ausgesprochen ungünstig<br />
wirkt. Studioblitzgeräte sind selbst<br />
verständlich mit einem Einstell-<br />
Dauerlicht versehen, damit man die<br />
spätere Lichtwirkung auch beurteilen<br />
kann. Es handelt sich dabei um<br />
Leuchten, die wie das beschriebene<br />
Kunstlicht auf Stativen, getrennt von<br />
der Kamera, eingesetzt werden und<br />
die zusammen mit der Blitzröhre ein<br />
helles Einstellicht besitzen. Es han<br />
delt sich um stationäre Anlagen, die<br />
einen Stromanschluss erheischen.<br />
Die Arbeitsweise mit Studioblitzanla<br />
gen ist genau gleich wie mit dauer<br />
strahlendem Kunstlicht, mit der Aus<br />
nahme, dass zur eigentlichen Auf<br />
nahme das tageslichtähnliche Licht<br />
der Xenonröhre verwendet wird.<br />
ladungsröhre versteckt, im Blitz<br />
aggregat abblitzen. Eine weit ver<br />
breitete Methode ist auch der mit<br />
Titandioxid beschichtete Reflektor,<br />
der zumindest das durch den Reflek<br />
tor zurückgeworfene UV absorbiert.<br />
Die immer gleichbleibende Farbtem<br />
peratur, die die Verwendung unkriti<br />
scher Tageslichtfilme ermöglicht,<br />
und die vergleichsweise kurze Blitz<br />
leuchtdauer in einem unkritischen<br />
Bereich, in dem keine Reziprozitäts<br />
fehler auftreten, machen den Elek<br />
tronenblitz zu der geeigneten Licht<br />
quelle moderner Studios.<br />
Moderne Geräte sind so gesteuert,<br />
dass die Blitzauslösung nur erfolgen<br />
kann, wenn die Kondensatoren voll<br />
ständig auf immer gleichbleibende<br />
Spannung aufgeladen sind. Der aus<br />
tretende Lichtstrom ist daher immer<br />
gleich gross.<br />
Das Spektrum der Xenon-Röhre ist<br />
streng genommen ein Linienspek<br />
trum. Doch liegen die einzelnen<br />
Spektrallinien derart nah beieinan<br />
der, dass man damit wie mit dem kon<br />
tinuierlichen Spektrum eines Tempe<br />
raturstrahlers arbeiten kann.<br />
« 5*2« Intensitätsregelung<br />
Ein weiterer Vorteil von Elektronenblitzanlagen<br />
besteht in der Leistungs<br />
regelung ohne Veränderung der<br />
Farbtemperatur. Die meisten Geräte<br />
lassen eine stufenweise oder konti<br />
nuierliche Verringerung der Blitzlei<br />
stung bis zu einem Achtel der Maxi<br />
malenergie zu. Täte man zum Beispiel<br />
über einen Dimmer dasselbe bei<br />
Temperaturstrahlern, würde sich<br />
22.5.1 • Farbtemperatur<br />
Die ausgestrahlten Spektren aller<br />
üblicherweise verwendeten Blitzröh<br />
en sind praktisch gleich. Auffallend<br />
ist eine relativ ergiebige UV-Strah<br />
lung, die insofern zu Problemen füh<br />
ren kann, als fluoreszierende Farb<br />
toffe eines zu photographierenden<br />
Gegenstandes dabei in einer ande<br />
ständig auch die farbliche Zusam<br />
ren Farbe aufleuchten können. Der<br />
mensetzung des Lichtes ändern.<br />
ünsatz eines UV-Sperrfilters vor dem<br />
JCameraobjektiv nützt dabei nichts. 22.5.3. Aufbau<br />
Die Hersteller von Blitzanlagen ver<br />
der Anlagen<br />
achten diesen schädlichen UV-Anauf<br />
Leistungsstarke Elektronenblitzanla-<br />
unterschiedliche Art. Die mei- gen arbeiten immer mit einem sepa<br />
;ten verwenden sogenannte «goldrergütete»<br />
raten Generator, der eine oder<br />
Röhren, das heisst Blitz mehrere Lampenanschlüsse besitzt.<br />
öhren, die einen eigenen UV-Schutzülter<br />
Beim Einsatz mehrerer Generatoren<br />
aufgedampft haben,<br />
ändere lassen den UV-Anteil elegant<br />
braucht nur einer mit der Kamera syn<br />
chronisiert zu sein, die anderen lösen<br />
iurch einen elektronischen Trick, gevissermassen<br />
über Photozelle, Infrarot oder Funk<br />
in einer speziellen Ent automatisch<br />
aus.<br />
Für geringe Leistungen bis etw<<br />
700 Ws existieren auch sogenannte<br />
Kompaktgeräte, bei denen der Gene<br />
rator direkt im Leuchtengehäuse<br />
untergebracht ist. Beim gleichen Her<br />
steller ist dann der Leuchtenkopj<br />
möglichst gleich gestaltet wie bei sei<br />
nen Leuchten für den Anschluss an<br />
separatem Generator. Man kann so<br />
Reflektoren und Zusatzteile für beid<br />
Anlagen verwenden.<br />
22.5.4. Das Einstellicht<br />
Das dauerstrahlende Einstellicht ist -<br />
wie der Name sagt - lediglich für die<br />
Einstellarbeit zu benutzen. Es sollte<br />
dazu möglichst hell sein, sich gleich<br />
zeitig aber und automatisch mit der<br />
Leistungseinstellung der Blitzanlage<br />
in der Helligkeit verstellen lassen. So<br />
lässt sich beim Einsatz mehrerer Ge<br />
räte durch das proportional zur Blitz<br />
leistung geschaltete Einstellicht die<br />
spätere Lichtwirkung sehr genau<br />
beobachten.<br />
Um dem Verlangen nach hellem Ein<br />
stellicht gerecht zu werden, verwen<br />
den die meisten Hersteller kleine<br />
Halogenlämpchen, die sich im Lam<br />
penkopf innerhalb der ringförmigen<br />
Blitzröhre befinden.<br />
Optimal ist die Arbeitsweise dann,<br />
wenn zu jeder Leuchte auch ein eige<br />
ner Generator verwendet wird. Die<br />
Arbeitsweise ist dann praktisch iden<br />
tisch mit derjenigen mit Dauerlicht<br />
quellen: Beim Anschluss einer neuen<br />
Leuchte kommt mehr Licht dazu.<br />
Steckt man nämlich mehrere Leuch<br />
ten an einen Generator, wird natürlich<br />
die Gesamtkapazität nicht vergrössert.<br />
Vielmehr verteilt sich die Ge<br />
samtleistung einfach auf mehrere<br />
Leuchten.<br />
Bei der vorerwähnten Arbeitsweise<br />
erhält man beim zusätzlichen Einsatz<br />
einer neuen Leuchte samt Generator<br />
auch tatsächlich mehr Licht. Wenn jedör<br />
Generator zudem stufenlos in sei<br />
ner Leistung regulierbar ist, wobei<br />
das eingeschaltete Einstellicht schön<br />
proportional zur Blitzleistung reagie<br />
ren sollte, wird die Lichtwirkung haar<br />
genau beurteilbar.<br />
103
PHOD<br />
KOLLEGIUM 72 LEKTION<br />
22.5.5. Der Leuchtenkopf<br />
Bei nahezu allen Anlagen ist die<br />
^euchte im Baukastensystem aufge<br />
baut. Grundeinheit bildet der Leuch<br />
tenkopf, der bei allen Leuchten<br />
varianten praktisch gleich bleibt. Ver<br />
ändert wird jeweils nur der Reflektor<br />
aufsatz.<br />
Im Leuchtenkopf unseres Beispiels<br />
erkennt man als Einstellicht eine<br />
schlanke Halogenlampe mit Schraub<br />
sockel.<br />
Ihre Helligkeit wird genau proportio<br />
nal zur eingestellten Blitzleistung ein<br />
geregelt. Dabei wird natürlich die<br />
Verteilungstemperatur kleiner, was<br />
aber keine Rolle spielt, da mit diesem<br />
Licht nur eingestellt wird. Die Blitz<br />
röhre, die sich ringförmig über die<br />
Einstellampe schiebt, ist unter einer<br />
Mit dem üblichen Reflektor erhält<br />
man eine sogenannte Normalleuchte.<br />
Als Variante ist ein etwas längerer Re<br />
flektor mit engerem Strahlwinkel<br />
möglich, der Engstrahler.<br />
Bei einigen Blitzanlagen lässt sich<br />
innerhalb des Lampenkopfes die<br />
Abbildung 560<br />
Normalreflektor<br />
Abbildung 561<br />
Die Viereckleuchte<br />
Abbildung 558<br />
Abbildung 559<br />
Leuchtenkopf mit Einstellicht<br />
Blitzröhre mitsamt der Einstellampe<br />
nach vorn und nach hinten verstellen.<br />
Dadurch ändert sich bei gleichem<br />
Reflektor der Ausstrahlwinkel des<br />
Lichtes.<br />
22.5.7. Der Weichstrahler<br />
Ersetzt man auf demselben Leuch<br />
tenkopf den Normalreflektor durch<br />
einen solchen mit weitem Winkel und<br />
grösserem Durchmesser, bei dem<br />
das direkte Licht durch einen Deckel<br />
zurückgehalten wird, entsteht ein<br />
Weichstrahler mit seinem breiter ge<br />
streuten Lichtkegel.<br />
22.5.9. Die Flächenleuchte<br />
Die grossformatige Flächenleuchte<br />
ist ebenfalls nichts anderes als ein<br />
Reflektor zum normalen Leuchten<br />
kopf. Die Glasfaserwanne mit auf<br />
gespanntem Diffusor erzeugt ein<br />
wunderschönes Licht, das einem be<br />
wölkten Himmel gleicht.<br />
Einen ganz ähnlichen Effekt ergibt<br />
die faltbare Leuchte, die preisgünstig<br />
und leicht ist. Für den Transport lässt<br />
sich dieser «Reflektor» ganz klein zu<br />
sammenlegen und in Minuten am Auf<br />
nahmeort wieder aufbauen.<br />
Abbildung 562 Die starre Flächenleuchte<br />
Schutzglocke montiert und wird ein<br />
fach durch einen Steckkontakt in den<br />
Leuchtenkopf eingesteckt.<br />
22.5.6. Der Normal<br />
reflektor<br />
Mit einem einfachen Anschluss<br />
system kann jetzt der Reflektor auf<br />
den Leuchtenkopf aufgesetzt wer<br />
den.<br />
22.5.8. Die Viereckleuchte<br />
Ein Zwischending zwischen dem Nor<br />
malreflektor und dem Weichstrahler<br />
stellt die Viereckleuchte dar. Sie<br />
strahlt relativ breit, kombiniert aber<br />
das Reflexionslicht mit dem direkt<br />
strahlenden Lichtanteil und wirkt da<br />
durch etwas härter als ein Weich<br />
strahler. Häufig wird die Viereck<br />
leuchte als «Breitstrahler» bezeich<br />
net.<br />
104
LEKTION<br />
PHOD<br />
72KOUEGIUM<br />
Abbildung 563<br />
Die zerlegbare<br />
Flächenleuchte<br />
Abbildung 564<br />
Die Effektleuchte<br />
Abbildung 566<br />
Das Wabenfilter<br />
7<br />
Grossformatige Flächenleuchten ge<br />
ben zwar ein weiches Licht, bringen<br />
aber in der Farbphotographie be<br />
deutend besser gesättigte Farben,<br />
als dies bei grossen Reflexschirmen<br />
der Fall ist. Die faltbare Stoffleuchte<br />
weist im Gegensatz zu einer guten<br />
starren Flächenleuchte einen massi<br />
gen Lichtabfall gegen die Ecken auf.<br />
22.5.10. Die Effeinleuchte<br />
Für besondere Effekte wie Licht<br />
kleckse mit verhältnismässig kleinem<br />
Durchmesser oder zum Setzen von<br />
Spitz- und Akzentlichtern dient die<br />
Effektleuchte. Es handelt sich dabei<br />
um einen schwarzen, in der Länge<br />
verstellbaren Tubus, der vorwiegend<br />
das direkte Licht der Blitzröhre aus<br />
treten lässt.<br />
22.5.11. Der Stufenlinsenscheinwerfer<br />
Diesen harten Lichtstrahler kennen<br />
wir bereits. Einige Hersteller von<br />
Elektronenblitz-Anlagen liefern kom<br />
plette Leuchten mit Hohlspiegel und<br />
Fresnellinse. Es handelt sich dabei<br />
allerdings nicht um einen Vorsatz<br />
zum normalen Leuchtenkopf.<br />
Probleme gibt es bei allen Leuchten<br />
mit zusätzlichen optischen Elemen<br />
ten bei der Übereinstimmung von<br />
Einstell- und Blitzlampe. Es gibt mei<br />
nes Wissens keinen einzigen Stufenlinsenscheinwerfer,<br />
bei dem die Wir-<br />
Abbildung 565<br />
Der Stufenlinsenscheinwerfer<br />
kung des Blitzes hundertprozentig<br />
mit derjenigen des Einstellichtes<br />
übereinstimmt. Der hier gezeigte<br />
Scheinwerfer von B + S - der noch mit<br />
einer Vierklappenblende weiter aus<br />
gebaut werden kann - stellt aller<br />
dings einen sehr guten Kompromiss<br />
dar. Mit etwas Übung kann man die<br />
nur leicht abweichende Übereinstim<br />
mung beurteilen und den Scheinwer<br />
fer in den Griff bekommen.<br />
22.5.12. Das Wabenfilter<br />
Zu vielen Reflektoren, in unserem Bei<br />
spiel an der Viereckleuchte gezeigt,<br />
assen sich sogenannte Wabenfilter<br />
montieren. Es ist ein schwarzes Profil<br />
gitter, das eine Streuung des Lichtes<br />
nach aussen verhindert. Der Charak<br />
ter des Lichtes verändert sich dabei<br />
kontrastmässig fast nicht. Das gleiche<br />
Licht wird lediglich, je nach Dicke des<br />
Profils, auf eine kleinere Fläche ge<br />
richtet.<br />
Zwei Dinge sind dadurch möglich:<br />
Erstens lassen sich auf diesem Weg,<br />
wenn man mit der Randpartie des<br />
Leuchtfeldes operiert, starke Hinter<br />
grundverläufe erzielen, die ohne wei<br />
teres innerhalb des Bildfeldes von<br />
Weiss bis Schwarz verlaufen, und<br />
zweitens ist die Lichtführung günsti<br />
ger zu steuern. Da das Wabenfilter<br />
ein unkontrolliertes Umherstreuen<br />
des Lichtes im Studio verhindert, fällt<br />
auf das zu beleuchtende Objekt tat-<br />
Jächlich nur das Licht, das der Photo<br />
graph auch wirklich einsetzen will.<br />
Unkontrolliertes Streulicht, das an<br />
den Wänden oder an der Decke<br />
reflektieren kann, tritt dabei nicht auf.<br />
Das Wabenfilter kommt der moder<br />
nen Beleuchtungstechnik vieler Pho<br />
tographen entgegen, die nun wieder<br />
«ihr» eigenes, charakteristisches<br />
Licht machen möchten und die das<br />
weiche Licht der Flächenleuchte nur<br />
noch dort einsetzen, wo die Verwen<br />
dung auch tatsächlich sinnvoll ist.<br />
22.6. Kleinblitzgeräte<br />
.uch mit Kleinblitzgeräten lässt sich<br />
105
PHOD<br />
KOLLEGIUM 72 LEKTION<br />
mit etwas Aufwand «schönes» Licht<br />
machen. Unbrauchbar sind sie nur<br />
dann, wenn man sie - nach dem<br />
Willen der Kamerahersteller - direkt<br />
auf den Sucherschuh aufsetzt. Dort<br />
sind sie fehl am Platz. Die frontale Be<br />
leuchtung mit dem extrem scharfen<br />
Lichtabfall nach hinten ist für das<br />
schlechte Image der Kleinblitzgeräte<br />
verantwortlich. Sobald man sich aber<br />
ein Synchroverlängerungskabel oder<br />
ein langes Kabel für einen exter<br />
nen Sensor angeschafft hat, sieht die<br />
ganze Sache schon bedeutend bes<br />
ser aus. In beiden Fällen besteht die<br />
Möglichkeit, das Blitzgerät getrennt<br />
von der Kamera einzusetzen.<br />
Sogenannte Computerblitzgeräte mit<br />
externem Sensor, den man auf dem<br />
Sucherschuh der Kamera einsetzt<br />
und der mit längerem Kabel mit dem<br />
eigentlichen Blitz er verbunden ist, er<br />
möglichen auch bei entfesseltem<br />
Blitzgerät nach vorgewählter Blende<br />
eine automatisch richtige Belichtung<br />
durch vorzeitiges Ausschalten des<br />
Blitzes.<br />
Wichtig - um nicht auf eine zweite<br />
Person angewiesen zu sein - ist die<br />
Möglichkeit, das Blitzgerät auf einem<br />
kleinen Lampenstativ befestigen zu<br />
können.<br />
Auch auf nahezu professionelle Licht<br />
führmethoden braucht man als Ama<br />
teurphotograph nicht zu verzichten.<br />
Es gibt im Handel eine ganze Menge<br />
verschiedenartiger Reflexschirme<br />
aller Grossen, die einen weitgehend<br />
gesteuerten Lichteinsatz verwirk<br />
lichen lassen. Es existieren weisse<br />
Transparentschirme, durch die man<br />
blitzt und die ein sehr weiches Licht<br />
entstehen lassen, oder man verwen<br />
det innenmetallisierte Schirme, die<br />
bei etwas härterer Strahlung eine<br />
bessere Lichtausbeute garantieren.<br />
Silberfarbene Beschickungen er<br />
geben in der Farbphotographie ein<br />
«kälteres», goldfarbene ein «wärme<br />
res» Licht.<br />
Schirme sind in quadratischer oder<br />
runder Form von einigen Lieferanten<br />
erhältlich.<br />
Von Hama gibt es den Blitzreflektor<br />
6050. Es handelt sich um eine Art Bal<br />
lon, der zusammengelegt nur wenig<br />
Platz beansprucht und nahezu nichts<br />
wiegt, den man aber über ein Ventil<br />
aufblasen kann. Das kissenartige Ge<br />
bilde ist auf der Ventilseite aussen<br />
schwarz und innen weiss, die gegen<br />
überliegende Seite ist transparent.<br />
Mit Hilfe von Gummi-Strapsen be<br />
festigt man das Kissen - mit der<br />
transparenten Seite gegen das Blitz<br />
gerät - am Handblitzer. Man erhält<br />
damit eine relativ breit und weich<br />
strahlende Reflexfläche mit absolut<br />
günstiger Lichtwirkung.<br />
Der Handel bietet Synchroverzwei-<br />
gungsstecker oder Sklaven-Blitz-Zel<br />
len an, die beide den gleichzeitigen<br />
Einsatz von zwei oder mehr Kleinblitz<br />
geräten ermöglichen.<br />
Hier wird es allerdings schon etwas<br />
schwieriger, die Lichtwirkung zu<br />
beurteilen. Mit etwas Übung kann<br />
man aber durch eine Probeauslösung<br />
die spätere Lichtwirkung ganz gut<br />
beurteilen.<br />
Die Bestimmung der Arbeitsblende<br />
geschieht in solchen Fällen am ein<br />
fachsten mit einem Blitzbelichtungs<br />
messer.<br />
Lässt sich ein Gerät mit externem Sen<br />
sor auf der Kamera betreiben und das<br />
andere mit minimaler Festleistung als<br />
Aufheller einsetzen, kann man ohne<br />
weiteres auch im «Computerbetrieb»<br />
arbeiten.<br />
Ein Blitzhersteller (Vivitar) liefert zu<br />
seinen grösseren Geräten ein Blech<br />
gestell, das einen weissen Reflex<br />
karton aufnehmen kann. Der Karton<br />
bildet dadurch unmittelbar am Leuch<br />
tenkopf eine genau definierte und<br />
immer gleichbleibende Reflexions<br />
fläche.<br />
Das entstehende relativ weiche Licht<br />
braucht man nicht unbedingt für<br />
Gegenstandsaufnahmen zu reservie<br />
ren. Auch die Blitzerei für das Fami<br />
lienalbum profitiert von der weichen<br />
Lichtführung.<br />
Abbildung 567<br />
Der weisse<br />
Durchsichtsschirm<br />
Abbildung 568<br />
Der quadratische<br />
Reflexschirm<br />
Abbildung 569<br />
Reflexionsballon<br />
106
Stichwortverzeichnis<br />
<strong>PHOTOKOLLEGIUM</strong> Teil 3<br />
AbbescheZahl 15.1.2.<br />
Abbildungsfehler 17.<br />
Abbildungsmassstab 14.4.2.<br />
14.4.4. 16.6.5.<br />
Abbildungsschärfe 15.3.4.<br />
Abblendung 14.5.9.<br />
Absorptionsspektrum 15.1.6.<br />
Achromasie 17.1.3.<br />
Achromat 15.1.7. 17.1.4. 18.1.2.<br />
Achromatische Sammellinse<br />
18.1.2.<br />
Achromatischer Nahvorsatz<br />
16.5.1.1.<br />
Acrylglas 16.2.4.<br />
Aggregationspunkt 16.1.3.<br />
Akustische Echoortung 19.6.1.<br />
Altachromat 18.1.2.<br />
Amplitude 15.2.<br />
Anastigmat 17.4.1. 18.3.<br />
Anisotrop 15.5.4.<br />
Anisotrope Kristalle 15.5.4.<br />
Anormale Teildispersion<br />
16.2.2.3.<br />
Antiplanet 18.2.3.<br />
Apertur 16.6.2.1.<br />
Aperturblende 16.6.1.<br />
Aplanat 18.2.2.<br />
Apo-Ronar 18.8.3.<br />
Apo-Skopar 18.8.3.<br />
Apo-Telyt 18.8.3.<br />
Apochromat 17.1.6. 18.8.3.<br />
Äquidistante Projektion 18.8.4.<br />
Asphärische Linsen 16.3.1.2.<br />
16.3.2.2.<br />
Astigmat 18.1. 18.2.<br />
Astigmatismus 17.4.<br />
Asymmetriefehler 17.3.<br />
Auflösungsvermögen 17.8.3.<br />
Aufnahmedistanz 14.4.3.<br />
Ausserordentlicher Strahl 15.5.4.<br />
Auszug 14.4.3. 16.7.1.<br />
Auszugsverlängerungsfaktor<br />
16.6.4. 16.6.4.1. 16.6.4.2.<br />
Autofokus-Systeme 19.6.<br />
B<br />
Barlow-Linse 18.10.2.<br />
Beleuchtungsgeräte 22.<br />
Belichtungsmessmethoden 20.4.<br />
Belichtungsmessung 20.<br />
Belichtungsumfang 20.7.<br />
Beugung 15.3.<br />
Beugungsscheibchen 15.3.2.<br />
Beugungsspektrum 15.1.3.<br />
Beugungswinkel 15.1.3.<br />
Bildebene 17.5.<br />
Bildfeld 17.5.<br />
Bildfeldwölbung 17.5.<br />
Bildhöhe 17.8.4.<br />
Bildkonstruktion 16.4.3.<br />
Bildkreis 16.7.<br />
Bildkreisgrösse 16.7.1.<br />
Bildlage 16.4.<br />
Bildschale 17.5.<br />
Bildscheibchen 15.3.3.<br />
Bildweite 14.4.3. 14.4.4.<br />
Bildwinkel 16.7.<br />
Bis-Telar 18.7.<br />
Blende 14.5.3. 16.6.1. 19.2.<br />
Blendendifferenz 17.2.1.<br />
Blendenreihe 19.2.2.<br />
Blendenzahl 14.5.5. 16.6.3.<br />
Blitzbar 21.6.<br />
Blitzdauer 21.4.3.<br />
Blitzleistung 21.4.4.<br />
Blitzlämpchen 21.6.<br />
Blitzpulver 21.5.<br />
Blitzröhre 21.4.<br />
Blitzsynchronisation 19.1.7.<br />
Blitzwürfel 21.6.<br />
Brechkraft 16.5.<br />
Breitstrahler 22.5.8.<br />
Brennweite 14.5.4. 16.7.2.<br />
Brennweitenberechnung 16.4.2.<br />
Brewstersches Gesetz 15.5.6.<br />
Bülwern 16.1.2.<br />
Kadmium-Sulfid 20.1.2.<br />
CdS-Widerstand 20.1.2.<br />
Celor 18.4.2.<br />
Chromatische Aberration 15.1.7.<br />
17.1.<br />
Chromatische Längsaberration<br />
17.1.1.<br />
Chromatische Polarisation<br />
15.5.4.<br />
Chromatische Queraberration<br />
17.1.2.<br />
Chromatische Unterkorrektur<br />
17.1.4.<br />
Chromatische Überkorrektur<br />
17.1.4.<br />
Color-Heliar 18.8.1.<br />
Comparon 18.11.<br />
Componar 18.11.<br />
tomponon 18.11.<br />
/Ompound-VerscMuss 19.1.1.1.<br />
Compur electronic 19.1.4.<br />
~!ompur-Verschluss 19.1.1.2.<br />
Computer-Blitzgeräte 21.4.2<br />
22.6.<br />
Cooke-lens 18.5.<br />
Copal-Verschluss 19.1.1.2.<br />
Cosinus-hoch-vier-Gesetz<br />
17.7.1.1.<br />
Dachkantenpentaprisma 19.4.4.<br />
Dachkantenprisma 19.4.4.<br />
Dagor 18.4.1.<br />
Descartes 14.4.2.<br />
Dialyt 18.4.2. 18.8.3.<br />
Dichroitische Filter 15.2.1.<br />
Diffraktion 15.3.<br />
Dingweite 14.4.3. 14.4.4. 14.5.4.<br />
Dioptrie 16.5.<br />
Diskontinuierliches Spektrum<br />
15.1.4.<br />
Dispersion 15.1.<br />
Dispersionskennzahl 15.1.2.<br />
Distar-Linse 16.5.1.2.<br />
Distorsion 17.6.<br />
Dogmar 18.4.2.<br />
Doppel-Anastigmat 18.4.<br />
Doppelbrechung 15.5.4.<br />
ED-Nikkor 18.8.3.<br />
Effektive Blendenzahl 16.6.3.<br />
Effektleuchte 22.5.10.<br />
Ein-Punkt-Messung auf Grau<br />
karte 20.4.3.2.<br />
Ein-Punkt-Messung auf hellste<br />
Bildstelle 20.4.3.4.<br />
Ein-Punkt-Messung eines<br />
Ersatzgrauwertes 20.4.3.3.<br />
Einstell-Licht 22.5. 22.5.4.<br />
Einstelldistanz 14.5.8.<br />
Eintrittspupille 16.6.1. 19.2.1.<br />
Einäugige Spiegelreflexkamera<br />
19.4.3.<br />
EL-Nikkor 18.11.<br />
Elektronenblitz 21.4.<br />
Elektronische Verschluss<br />
steuerung 19.1.4.<br />
Elektronische Verschlüsse<br />
19.1.5.<br />
Elliptisch polarisiertes Licht<br />
15.5.3.<br />
Elmar-R 18.8.5.<br />
Emissionsspektrum 15.1.5.<br />
Engstrahler 22.5.6.<br />
Entfernungsmesser 19.5.<br />
Entladungslampen 21.3.<br />
Episkoplampe 22.3.<br />
Ergänzungsfarbe 15.1.1.<br />
EV 19.2.4.<br />
Externer Sensor 22.6.<br />
Extreme Gläser 16.2.2.3.<br />
f-Blende 16.6.3.<br />
f-Stop 16.6.3.<br />
Farbfehler 15.1.7. 17.1.<br />
Farblängsfehler 17.1.1.<br />
Farbquerfehler 17.1.2.<br />
Farbtemperatur-Messer 20.2.<br />
21.3.5.2.<br />
Farbvergrösserungsfehler<br />
17.1.1.<br />
Farbzerstreuung 15.1.2.<br />
Feinschliff 16.3.2.1.<br />
Feldeffekt-Transistor 20.1.4.<br />
Feldlinse 18.10.1. 19.4.1.1.<br />
Fensterglas 16.2.1.<br />
Festkörpertriangulation 19.6.<br />
19.6.2.3.<br />
Fisheye-Objektiv 18.8.4.<br />
Flintglas 15.1.2. 16.2.2. 16.2.2.2.<br />
Floating Elements 18.12.<br />
Fluoreszenzröhren 21.3.5.<br />
Fluoreszenzröhren als Auf<br />
nahmelichtquelle 21.3.5.2.<br />
Fluoreszenzstoff 21.3.5.<br />
Flussmittel 16.1.1.<br />
Flächenleuchte 22.5.9.<br />
Flüssigkristallplatte 19.1.5.<br />
Fokusdifferenz 17.1.1.<br />
Formatwinkel 16.7.<br />
Formeln 14.4.5.<br />
Fraunhofersehe Linien 15.1.6.<br />
Fresnel-Linse 19.4.1.1. 22.3.<br />
Fresnelsche Reflexionsformel<br />
14.6.<br />
Frontar 18.1.2.<br />
Funktionale Korrektur<br />
darstellung 17.8.2.<br />
Förderliche Blende 16.6.5.<br />
lauss-Doppelanastigmat<br />
18.8.2.2.<br />
lauss-Tele-Typen 18.8.5.<br />
auss-Typ 18.4.2. 18.8.2. 18.8.2.2.<br />
egenlichtblende 20.8.<br />
Gehäuseverschluss 19.1.2.<br />
liesskopier-Verfahren 16.3.2.2.<br />
Glas 16.1.3.<br />
Uas-Stabilisator 16.1.1.<br />
107
Glasbildner 16.1.1.<br />
Glasherstellung 16.1.<br />
Glaszusammensetzung 16.1.1.<br />
16.2.<br />
Glühlampen 21.1.<br />
Goldvergütung 21.4.<br />
Gradsichtprisma 15.1.1.<br />
Grandagon 18.8.2.2.<br />
Halogen-Lampen 21.2.<br />
Halogen-Metalldampflampen<br />
21.3.4.<br />
Halogenid-Kreislauf 21.2.1.<br />
Hauptbrechzahl 15.1.2.<br />
Hauptdispersion 15.1.2.<br />
Hauptebene 16.4.1.<br />
Hauptpunkte 16.4.1.<br />
Hauptpunktlage 16.4.1.<br />
Haushalt-Glühlmapen 21.1.2.<br />
Heliar 18.8.1.<br />
Herapath 15.5.5.<br />
Herapathit 15.5.5.<br />
Hyperfokale Distanz 14.5.6.<br />
Hypergon 18.6.<br />
I<br />
J<br />
Imagon 17.2.1.<br />
Infrarot-Autofokusmethode 19.6.<br />
19.6.2.1.<br />
Integral-Messung 20.4.2.<br />
Integrale Belichtungsmessung<br />
20.4.1.<br />
Interferenz 15.2.<br />
Interferenz-Erscheinungen 15.2.<br />
Interferenzfilter 15.2.1.<br />
Interferenz schicht 15.2.1.<br />
Internationale Blendenreihe<br />
19.2.2.<br />
Isotrop 15.5.4.<br />
Joule 21.4.4.<br />
Kalkspat 15.5.4.<br />
Kalzium-Fluorid-Kristalle 18.8.3.<br />
Kameraauszug 14.4.3.<br />
Kameratechnik 19.<br />
Katadioptrische Systeme<br />
18.10.2.<br />
Katoptische Systeme 18.10.1.<br />
Kaustik 17.2.<br />
Kerr-Zelle 19.1.5.<br />
108<br />
Kissenförmige Verzeichnung<br />
17.6.2.<br />
Kleinblitzgeräte 21.4.2. 22.6.<br />
Kolbenblitz 21.6.<br />
Koma 17.3.<br />
Kompendium 20.8.<br />
Kompendiummaske 20.8.<br />
Komplementärfarbe 15.1.1.<br />
Kontinuierliches Spektrum<br />
15.1.4.<br />
Kontrast 20.4.3.6.<br />
Kontrast-Bewältigung 20.7.<br />
Kontrastumfang 20.6.<br />
Konverter 16.5.2. 18.8.6.<br />
Konzentrischer Verlauffilter<br />
17.7.1.2.<br />
Kopierumfang 20.7.<br />
Korrekturzustand 17.8.<br />
Kreuz-Schnittbildindikator<br />
19.5.3.1.<br />
Kristalle 16.2.3.<br />
Kristallographie 15.5.9.4.<br />
Kritische Blende 15.3.4.<br />
Kronglas 15.1.2. 16.2.2. 16.2.2.1.<br />
Krypton-Lampen 21.1.2.<br />
Krümmungsradius 16.4.2.<br />
Kugelgestaltsfehler 17.2. 17.2.1.<br />
Kugelwellen 15.3.1.<br />
Kunststoffe 16.2.4.<br />
Kühlung 16.1.2.<br />
Künstliche Vignettierung 17.7.2.<br />
Lageplan optischer Gläser<br />
15.1.3. 16.2.2.2.<br />
Lamellenverschluss 19.1.3.<br />
Landschaftslinse 18.1.2.<br />
Läuterung 16.1.2.<br />
Leitzahlen 21.4.5.<br />
Leuchtenkopf 22.5.5.<br />
Leuchtrahmensucher 19.4.5.<br />
Leuchtstoffröhren 21.3.5.<br />
Lichtempfindliche Zellen 20.1.<br />
Lichtmessung 20.4.1.<br />
Lichtquellen 21.<br />
Lichtstreuung 15.4.<br />
Lichtstärke 16.6. 16.6.2. 19.2.1.<br />
Lichtwertzahlen 19.2.4.<br />
Linear polarisiertes Licht 15.5.2.<br />
Linear-Polarisationsfilter 15.5.5.<br />
15.5.8.1.<br />
Linsen 16.3.<br />
Linsenformen 16.3.1.<br />
Linsenherstellung 16.3.2.1.<br />
16.3.2.2.<br />
Linsenkontrolle 16.3.2.1.<br />
Linsenpresslinge 16.3.2.1.<br />
Linsenreinigung 16.3.2.1.<br />
Linsenrohlinge 16.3.2.1.<br />
Linsenzentrierung 16.3.2.1.<br />
LW 19.2.4.<br />
M<br />
Makrophoto graphie 14.4.3.<br />
Massstabsberechnung 14.4.2.<br />
Mattscheibe 19.4.1.<br />
Mattscheiben-Einstellung 19.5.3.<br />
Mehrfachbeschichtung 14.6.3.<br />
Mehrfachvergütung 14.6.3.<br />
Mehrpunktmessung 20.4.3.5.<br />
Meniskus 16.3.1.1. 18.1.1.<br />
Meridionale Strahlen 17.4.<br />
Meridionalschnitt 17.4.<br />
Messkeil 19.5.3.<br />
Mess-Sonde 20.4.3.<br />
Mess-Stelle 20.4.3.1.<br />
Messlupe 19.5.3.1.<br />
Messraster 19.5.3.2.<br />
Metallogen-Lampen 21.3.4.<br />
Mie-Streuung 15.4.2.<br />
Mikroprismen 19.5.3.2.<br />
Mikroprismenraster 19.5.3.<br />
Mischbildentfernungsmesser<br />
19.5.2.<br />
Mischmessung 20.4.1.<br />
Modulations-Übertragungs-<br />
Faktor 17.8A<br />
Modulations-Übertragungs-<br />
Funktion 17.8.4.<br />
Moire-Effekt 19.5.3.2.<br />
MTF 17.8.4.<br />
Multicoated 14.6.3.<br />
Multiplier 20.1.5.<br />
N<br />
Nahabstandspunkt 14.5.6.<br />
Naheinstellung auf Unendlich<br />
14.5.7.<br />
Nahvorsatzlinsen 16.5.1.1.<br />
Natriumdampflampen 21.3.2.<br />
Natürliche Vignettierung 17.7.1.<br />
Natürliches Licht 15.5.1.<br />
Nebenbilder 14.6.1.<br />
Negativformat 16.7.2.<br />
Neuachromat 18.1.2.<br />
Newton 14.4.2.<br />
Niederspannungslampen 21.1.2.<br />
Normal-Reflektor 22.5.6.<br />
Numerische Apertur 16.6.2.1.<br />
O<br />
Objektive 18.<br />
Objektmessung 20.4.1.<br />
Objektumfang 20.4.3.6. 20.6.<br />
Öffnungsblende 16.6.1.<br />
Öffnungsfehler 17.2. 17.2.1.<br />
Öffnungsverhältnis 16.6.2.<br />
Öffnungswinkel 16.6.<br />
Optische Fehler 17.<br />
Optische Gläser 16.2.2.<br />
Optische Kristalle 16.2.3.<br />
Optische Kunststoffe 16.2.4.<br />
Ordentlicher Strahl 15.5.4.<br />
Organisches Glas 16.2.4.<br />
Orthographische Projektion<br />
18.8.4.<br />
Ortsfrequenz 17.8.4.<br />
P<br />
Parallaxe 19.4.3. 19.4.6.<br />
Parallaxenausgleich 19.4.3.<br />
Parallaxenfehler 19.4.6.<br />
Periskop 18.2.1.<br />
Perspektive 16.7.3.<br />
Petzval-Objektiv 18.2.4.<br />
Petzvalschale 17.5.<br />
Phasendifferenz 15.2.<br />
Photo-Darlington 20.1.4.<br />
Photo-Feldeffekt-Transistor<br />
20.1.4.<br />
Photo-FET 20.1.4.<br />
Photo-Multiplier 20.1.5.<br />
Photodiode 20.1.3.<br />
Photoelement 20.1.1.<br />
Photo graphische Optik 16.<br />
Photolampen Typ B 21.1.2.<br />
Photolampen Typ S 21.1.2.<br />
Photo transistor 20.1.4.<br />
Photowiderstand 20.1.2.<br />
Photozelle 20.1.1.<br />
Piezoelektrische Zündung 21.6.<br />
Planar 18.8.2.1.<br />
Plexiglas 16.2.4.<br />
PMMA 16.2.4.<br />
Polarisation 15.5. 15.5.7.<br />
Polarisationsfilter 15.5.5. 15.5.8.<br />
Polarisationswinkel 15.5.6.<br />
Polarisator 15.5.1. 15.5.5.<br />
Polarisiertes Licht 15.5.1.<br />
15.5.8.2.<br />
Politur 16.3.2.1.<br />
Polymethylmethacrylat 16.2.4.<br />
Polystrol 16.2.4.<br />
Presslinge 16.3.2.1.
Primärspiegel 18.10.1.<br />
Probeglas 16.3.2.1.<br />
Profi-Select TTL 20.3.<br />
Prontor-Verschluss 19.1.1.2.<br />
Protar 18.3.1.<br />
Punktlichtvorsatz 22.3.<br />
Punktlosigkeit 17.4.<br />
Punktschärfe 15.3.4.<br />
Pupille 16.6.1.<br />
Pupillenmassstab 16.6.4.2.<br />
Quantenmasse 15.1.3.<br />
Quecksilber-Hochdrucklampen<br />
21.3.1.<br />
Randhelligkeitsabfall 17.7.<br />
Rastblende 19.2.<br />
Rauhschmelze 16.1.2.<br />
Rayleigh-Streuung 15.4.1.<br />
Reflexionsformel 14.6.<br />
Refraktionsspektrum 15.1.1.<br />
15.1.3.<br />
Relative Blende 19.2.1.<br />
Relative Öffnung 14.5.5. 16.6.2.<br />
Restlichtverstärkung 20.1.5.<br />
Retrofokale Weitwinkelobjek<br />
tive 18.8.4.<br />
Retrofokus-Konstruktion 18.8.4.<br />
Rodagon 18.11.<br />
Rogonar 18.11.<br />
Rogonar-S 18.11.<br />
Rohlinge 16.3.2.1.<br />
Rohstoffgemenge 16.1.2.<br />
Sagittale Strahlen 17.4.<br />
Sagittalschnitt 17.4.<br />
Satz-Objektiv 18.4.1.<br />
sbc-Zelle 20.1.3.<br />
Scharfeinstellung 19.3.<br />
Scharfeinstellung auf Unendlich<br />
14.4.4.<br />
Schärfe 14.5.1. 15.3.4.<br />
Schärfeausgleich 14.5.11.<br />
Schärfenebene 14.5.2.<br />
Schärfentiefe 14.5. 14.5.5.<br />
14.5.10.<br />
Schärfentiefeskala 14.5.2. 14.5.9.<br />
19.3.1.<br />
Schärfentiefetabelle 14.5.2.<br />
Schärfentoleranz 14.5.1. 14.5.5.<br />
Schärferaum 14.5.6.<br />
Scheimpflug 14.5.11.<br />
Scheimpflugsches Gesetz<br />
14.5.11.<br />
Scheitelpunkt 16.4.2.<br />
Schlagzündung 21.6.<br />
Schlitzverschluss 19.1.2.<br />
Schnittbildentfernungsmesser<br />
19.5.3.1.<br />
Schnittbildindikator 19.5.3.1.<br />
Schnittlinge 16.3.2.1.<br />
Schnittweite 16.4.2.<br />
Schwenkarm-Schleifprinzip<br />
16.3.2.2.<br />
Seideische Abbildungsfehler<br />
17.<br />
Sekundär-Elektronen-Vervielfacher<br />
20.1.5.<br />
Sekundäres Spektrum 16.2.2.3.<br />
17.1.5. 18.8.3.<br />
Sekundärspiegel 18.10.1.<br />
Selektive Belichtungsmessung<br />
20.4.1. 20.4.3.<br />
Selenzelle 20.1.1.<br />
Siebblende 17.2.1.<br />
Silicon-blue-cell 20.1.3.<br />
Silizium-Photodiode 20.1.3.<br />
Sinar-digital-Verschluss 19.1.3.<br />
Sinarsix-digital 20.3.<br />
Sironar 18.8.2.2.<br />
Sklaven-Blitz-Zelle 22.6.<br />
Sonar-System 19.6. 19.6.1.<br />
Sonnar 18.8.1.<br />
Spektralfarben 15.1.1.<br />
Spektro-Analyse 15.1.5.<br />
Spektroskop 15.1.4.<br />
Spektrum 15.1.1.<br />
Sphärische Aberration 17.2.<br />
Sphärische Linsen 16.3.1.1.<br />
16.3.2.1.<br />
Spiegelobj ektive 18.10.<br />
Spiegelreflexkamera 19.4.2.<br />
19.4.3.<br />
Spotlight 22.3.<br />
Spotmessung 20.4.1.<br />
Spotmeter 20.4.3.<br />
Sternblende 18.6.<br />
Streukoeffizient 15.4.1.<br />
Streulicht 15.4. 20.8.<br />
Streulichtschutz 20.8.<br />
Streuung 15.4.<br />
Sudioblitzanlagen 21.4.1.<br />
Studioblitzgeräte 22.5.<br />
Stufenlinse 22.3.<br />
Stufenlinsenscheinwerfer 22.3.<br />
22.5.11.<br />
Sucherkamera 19.4.5.<br />
Suchersysteme 19.4.<br />
Summilux 18.8.2.1.<br />
Super-Ängulon 18.8.2.2.<br />
Superachromat 18.8.3.<br />
Symmar 18.8.2.2.<br />
Synchronisation 19.1.7.<br />
Synchroverlängerungskabel<br />
22.6.<br />
Synchroverzweigungs-Stecker<br />
22.6.<br />
Syntor 18.4.2.<br />
T-Blende 16.6.3.<br />
Tageslichtfilter 22.4.<br />
Teilbildentfernungsmesser<br />
19.5.1.<br />
Teildispersion 15.1.2. 16.2.2.3.<br />
Teilreflexion 14.6. 15.2.1.<br />
Telekonverter 18.8.6.<br />
Telemeter 19.5.2.<br />
Telenegativ 16.5.1.2.<br />
Teleobjektive 18.7. 18.8.5.<br />
Televorsatzlinsen 16.5.1.2.<br />
Telyt 18.8.5.<br />
Tempern 16.1.2.<br />
Tessar 18.5. 18.8.1.<br />
Titandioxid-Beschichtung 22.5.1.<br />
Tonnenförmige Verzeichnung<br />
17.6.1.<br />
Transformationspunkt 16.1.3.<br />
Transmissionsgerechte Blen<br />
denzahl 16.6.3.<br />
Transparenzverlust 14.6.2.<br />
Trennschärfe 14.5.1.<br />
Triangulationssysteme 19.6.2.<br />
Triplet 18.5. 18.8.1. 18.8.3.<br />
TTL-Fokussysteme 19.6.3.<br />
TTL-Messung 20.3.<br />
Turmalin 15.5.5.<br />
Universal-Kleinleuchte 22.4.<br />
Universalleuchte 22.1.<br />
Unscharfekreis 14.5.2.<br />
Vario-Objektive 18.9.<br />
Vergrösserungslampen 21.1.2.<br />
Vergrösserungsobj ektive 18.11.<br />
Vergütung 16.3.2.1. 14.6.2.<br />
Vergütungsschicht 14.6.2.<br />
Verlauffilter 17.7.1.2.<br />
Verlängerungsfaktor 16.6.4.<br />
16.6.4.1. 16.6.4.2. 19.2.3.<br />
Verschlusszeiten 19.1.6.<br />
Verschlüsse 19.1.<br />
Verteilungstemperatur 15.1.4.<br />
Verteilungstemperatur-Messer<br />
20.2.<br />
Verzeichnung 17.6.<br />
Viereckleuchte 22.5.8.<br />
Viertel-Wellenplatte 15.5.8.2.<br />
Vignettierung 17.7.<br />
Violettglasstrahler 21.3.1.1.<br />
Visitronic-Modul 19.6. 19.6.2.2.<br />
Von Rohrsche Korrekturdarstel<br />
lung 17.8.1.<br />
Vorsatzlinsen 16.5.1.<br />
Vorsynchronisation 19.1.7.<br />
Vorwahlblende 19.2.<br />
Vorwahlspringblende 19.2.<br />
W<br />
Wabenfilter 22.5.12.<br />
Wattsekunde 21.4.4.<br />
Weichstrahler 22.2. 22.5.7.<br />
Weichzeichnerobjektiv 17.2.1.<br />
Weichzeichnung 17.2.1.<br />
Weitwinkelobjektive 18.6. 18.8.4.<br />
Wellenoptik 15.<br />
Wirksame Öffnung 16.6.1.<br />
X-Würfel 21.6.<br />
Xenon-Hochdrucklampen 21.3.3.<br />
Zentralverschluss 19.1.1.<br />
Zentrierung 16.3.2.1.<br />
Zerstreuungskreis 14.5.2.<br />
Zirkular polarisiertes Licht<br />
15.5.3.<br />
Zirkular-Polarisationsfilter<br />
15.5.8.2.<br />
Zonenfehler 17.2.2.<br />
Zwei-Punkt-Kontrast-Messung<br />
20.4.3.6.<br />
Zweiäugige Spiegelreflex<br />
kamera 19.4.2.<br />
Zündkreis 21.4.1.<br />
109
ISBN 3-7231-2800-9<br />
© 1983 by VERLAG 'PHOTOGRAPHIE1 AG, CH-8201 Schaffhausen.<br />
1989 3. Auflage 21.-26. Tausend.<br />
Alle Rechte jeglicher Verbreitung und Wiedergabe vorbehalten.
Profis machen weder bei ihrer Kamera noch beim Filmmaterial Kompromisse. Sie haben sich längst für KODAK entschieden.<br />
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Porträtaufnahmen. Und wenn bei Vergrösserungen grosse Schärfe verlangt wird.<br />
Aber auch unter extremen Bedingungen, wie bei diesem Bild «Villa am Gardasee»<br />
von Harald Monte, leistet der KODACHROME 64 Hervorragendes.<br />
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