Entsprechend - Bilharzschule
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Grundschultag 2011 in Bitz Wie aus Kindern tüchtige Erwachsene werden können<br />
• leiten daraus ab, dass im kommunikativen Prozess mit Schülern von den gleichen<br />
Voraussetzungen ausgegangen werden kann, wie in der Kommunikation mit Erwachsenen<br />
– das heißt die Kommunikation läuft vor allem auf einer rationalen Ebene ab, auf der man<br />
mit Appellen an Einsicht und „Vernunft“ operiert. Das liegt vielleicht daran, dass Lehrer in<br />
besonderer Weise „Kinder der Aufklärung“ sind.<br />
• Es ist wichtig, dass sich der Lehrer über seine eigene Position innerhalb der Stufen klar<br />
wird. Er muss sich z.B. darüber im Klaren sein, dass er sich niemals auf die gleiche Stufe<br />
stellen sollte wie seine Schüler, etwa im Sinne von: Ich will zu euch gehören und deshalb<br />
richte ich mich nach den in eurer Gruppe geltenden Regeln („good-boy/nice-girl“), weil die<br />
Schüler den Lehrer aus entwicklungspsychologischen Gründen nicht als ihresgleichen<br />
akzeptieren können/wollen.<br />
• Eine Bewusstheit darüber, welche Werte miteinander an den Nahtstellen der Stufen in<br />
Konflikt geraten, wird es dem Erzieher erleichtern, souverän zu bleiben und sich nicht selbst<br />
in die sich daraus ergebenen Widersprüche zu verheddern.<br />
• Durch geduldiges Ringen im Gespräch über Dilemma-Situationen schließlich kann der<br />
Erzieher die Entwicklung unterstützen und Impulse geben, die im Kind weiterwirken und mit<br />
der Zeit den Blickwinkel weiten und schließlich das Kind auf die nächst höhere Ebene<br />
führen.<br />
• Wichtig ist, sich darüber im Klaren zu sein, dass es a) unterschiedliche Stufen gibt und b)<br />
dass jede Stufe ihre eigene "Weltsicht" hat (gerecht ist...)<br />
• Besteht diese Klarheit nicht, so ist man sich über die eigene Position im Stufengefüge<br />
hinsichtlich verschiedener moralischer Fragestellungen nicht im Klaren.<br />
• Besonders Berufsanfänger neigen zur "good-boy/nice-girl"-Position, weil sie im neuen<br />
System Schule nach Sicherheiten suchen.<br />
• Ein eindimensionales Verständnis von Gerechtigkeit (der Lehrer muss "gerecht" sein)<br />
erschwert ein souveränes Umgehen mit den unterschiedlichen Reifestufen der Kinder.<br />
Diskussionsimpulse zum Stufenkonzept<br />
1. Es sind Zwischen- oder Übergangsphasen zu beobachten (Phasen des Zweifels an den<br />
gerade erreichten Formen des Denkens)<br />
2. Vor dem aktiven Erreichen einer neuen Stufe steht ein mehr oder weniger diffus<br />
empfundenes Verständnis für die nächste Stufe.<br />
3. Beim Stufenwechsel geht es nicht um die Veränderung von Meinungen oder Einstellungen,<br />
sondern um eine strukturelle Transformation des Denkens insgesamt.<br />
4. Jeder Mensch muss sich die Urteilsstrukturen Schritt für Schritt erarbeiten, kein Schritt bzw.<br />
keine Stufe kann übersprungen werden.<br />
5. Strukturelle Fortschritte der Urteilskompetenz sind irreversibel. Kohlberg zufolge gibt es<br />
keine strukturelle Regression.<br />
6. Die meisten Erwachsenen, die Kohlberg getestet hat, befanden sich auf den Stufen 3 und 4<br />
des moralischen Urteilens.<br />
7. Die moralische Entwicklung von Erwachsenen und Jugendlichen kann auf niedrigen Stufen<br />
fixiert bleiben. Der Grund hierfür ist in unzureichenden kognitiven Fähigkeiten und/ oder<br />
Gelegenheiten der aktiven Auseinandersetzung mit der sozialen Umwelt zu sehen.<br />
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