Der Weinmarkt in der Welt
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GJAE 59 (2010), Supplement<br />
„Die landwirtschaftlichen Märkte an <strong>der</strong> Jahreswende 2009/10“<br />
Insgesamt zeigt sich <strong>der</strong> <strong>in</strong>ternationale <strong>We<strong>in</strong>markt</strong><br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er eher aufgeregten und vor tiefgreifenden<br />
Umbrüchen stehenden Phase. Die restriktiven Auswirkungen<br />
<strong>der</strong> Wirtschaftskrise stehen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em krassen<br />
Wi<strong>der</strong>spruch zu den euphorischen Expansionsperspektiven<br />
<strong>der</strong> neuen We<strong>in</strong>erzeugerlän<strong>der</strong> <strong>in</strong> Übersee<br />
und erzw<strong>in</strong>gen kurzfristige Korrekturen.<br />
2. <strong>Der</strong> <strong>We<strong>in</strong>markt</strong> <strong>in</strong> Europa<br />
Nach Jahren relativer Ruhe, <strong>in</strong> <strong>der</strong> auch die Konturen<br />
und wesentlichen Eckpfeiler <strong>der</strong> neuen <strong>We<strong>in</strong>markt</strong>ordnung<br />
und We<strong>in</strong>politik entwickelt wurden, haben<br />
sich im Jahr 2009 die Verhältnisse geän<strong>der</strong>t. Es werden<br />
aus vielen Regionen – vor allem denen mit auf<br />
Massenproduktion orientierten Genossenschaften <strong>in</strong><br />
Süditalien, Südfrankreich und Spanien – schon wie<strong>der</strong><br />
Krisendestillationen mit europäischer Subvention und<br />
z.T. nationalen Ergänzungen gefor<strong>der</strong>t. Die <strong>in</strong> den<br />
letzten 12 Monaten stark gefallenen Erzeugerpreise<br />
auf Grund <strong>der</strong> zurückhaltenden E<strong>in</strong>käufe <strong>der</strong> großen<br />
Abfüller und Händler – vor allem <strong>in</strong> den volumenstarken<br />
Importlän<strong>der</strong>n wie Deutschland, Großbritannien<br />
und USA, aber auch Russland und Japan – setzen die<br />
wichtigsten europäischen We<strong>in</strong>produzenten zunehmend<br />
unter Druck. Vor allem <strong>der</strong> parallel verlaufende<br />
Rückgang des Konsumvolumens nicht nur hochwertiger,<br />
son<strong>der</strong>n auch e<strong>in</strong>facher Tisch- und Tafelwe<strong>in</strong>e <strong>in</strong><br />
Frankreich und Italien führen <strong>in</strong> Europa zu e<strong>in</strong>em<br />
Rückgang des gesamten Verbrauchsvolumens, weil<br />
die <strong>in</strong> früheren Jahren kompensierende Expansion des<br />
We<strong>in</strong>konsums <strong>in</strong> England, Deutschland und Skand<strong>in</strong>avien<br />
gegenwärtig nicht zum Ausgleich <strong>der</strong><br />
Rückgänge <strong>in</strong> Südeuropa ausreicht. Wenn auch das<br />
Geschäft <strong>in</strong> den wichtigsten Län<strong>der</strong>n mengenmäßig<br />
überwiegend auf Vorjahresniveau verläuft, ist <strong>der</strong><br />
Rückgang des Absatzes hochwertiger We<strong>in</strong>e und die<br />
zurückhaltende E<strong>in</strong>kaufspolitik <strong>der</strong> großen Abfüller<br />
für die Preissenkungen und den Preisdruck auf den<br />
Fasswe<strong>in</strong>märkten verantwortlich.<br />
Aus Sicht <strong>der</strong> großen Abfüller ist die Gefahr <strong>der</strong><br />
Lagerbestandsabwertung <strong>in</strong> <strong>der</strong> gegenwärtigen Marktlage<br />
auf Grund <strong>der</strong> großen Unsicherheiten durch die<br />
allgeme<strong>in</strong>e Wirtschaftskrise nachvollziehbar, denn<br />
ihre Margen reichen nicht aus, um 20- o<strong>der</strong> 30prozentige<br />
Lagerbestandsabwertungen auszugleichen.<br />
Die Erfahrung früherer Jahre, durch überteuerte<br />
Lagerbestände Liquidität und Existenzfähigkeit zu<br />
verlieren, haben die großen Importeure – ob Sekto<strong>der</strong><br />
We<strong>in</strong>kellereien – zu e<strong>in</strong>er immer kurzfristigeren<br />
E<strong>in</strong>kaufs- und Lagerhaltungspolitik geführt. Aus Sicht<br />
<strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen Unternehmen ist diese Strategie nachvollziehbar<br />
und s<strong>in</strong>nvoll, während sie im Gesamtmarkt<br />
gleichzeitig weiteren Druck auf die Fasswe<strong>in</strong>preise<br />
auslöst.<br />
Aus den oben genannten Gründen wird <strong>der</strong><br />
im Jahr 2008/2009 wie<strong>der</strong> entstandene Überschuss<br />
zwischen We<strong>in</strong>erzeugung und Gesamtverbrauch erklärbar.<br />
Gleichzeitig wurde <strong>in</strong> den letzten Jahren die<br />
Marktentlastungsdestillation mit Hilfe von F<strong>in</strong>anzmitteln<br />
<strong>der</strong> EU zurückgefahren und damit die Differenz<br />
zwischen Tr<strong>in</strong>kwe<strong>in</strong>verbrauch und Gesamtverbrauch<br />
verr<strong>in</strong>gert (Abb. 4).<br />
Abbildung 4. We<strong>in</strong>erzeugung und We<strong>in</strong>verbrauch <strong>in</strong> <strong>der</strong> EU-15 (27)<br />
Mio. hl<br />
220<br />
200<br />
180<br />
We<strong>in</strong>erzeugung EU-15<br />
EU-27<br />
160<br />
140<br />
120<br />
Tr<strong>in</strong>kwe<strong>in</strong>verbrauch EU-15<br />
Gesamtverbrauch 1)<br />
(Tr<strong>in</strong>kwe<strong>in</strong> u. <strong>in</strong>dustrielle Verwertung)<br />
2) EU-27<br />
100<br />
* bis 94/95 EU-12, ** Schätzungen, 1) die <strong>in</strong>dustrielle Verwertung besteht u. a. aus (grobe Schätzung): ca. 5 Mio. hl für Cognac,<br />
1,5 Mio. hl für We<strong>in</strong>essig, 8-12 Mio. hl Brandy, 5 Mio. hl RTK ; 2) Erweiterung von 15 auf 27 Mitgliedstaaten<br />
Quelle: KOMMISSION DER EUROPÄISCHEN UNION<br />
Copyright: www.gjae-onl<strong>in</strong>e.de<br />
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