Boden des Jahres 2013 - Plaggenesch - Geologischer Dienst NRW
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wurden dort flache Stücke <strong>des</strong> humushaltigen Oberbodens einschließlich der darauf wachsenden<br />
Vegetation und der Pflanzenwurzeln gewonnen. Nach einer - meist viel zu kurzen - Regenerationsphase<br />
von oft nur 10 bis 20 Jahren wurden auf den Flächen erneut Plaggen gestochen.<br />
Die Plaggengewinnung war Schwerstarbeit, eine "Plackerei", die in der Landwirtschaft einen wesentlichen<br />
Anteil der Arbeitszeit einnahm. Oberhausen-Königshardt und auch Augustdorf in der<br />
Senne haben der Plaggenwirtschaft ein Denkmal gesetzt, indem sie Plaggenhacken in ihre Ortswappen<br />
aufnahmen.<br />
6 Der Abtransport der Plaggen in die Ställe erfolgte mit dem Pferdefuhrwerk (Senne,<br />
Ostwestfalen)<br />
Mit Pferdefuhrwerken brachte man die Plaggen in die Ställe, wo sie als Einstreu für das Vieh<br />
dienten. Danach wurde das mit dem Kot und Urin der Tiere, teils auch mit häuslichen Abfällen und<br />
Kompost vermischte Plaggenmaterial auf den Ackerflächen verteilt. Die <strong>Boden</strong>verbesserung bestand<br />
zum einen in der Zufuhr von Nährstoffen aus dem Tierdung und in der Nährstofffreisetzung<br />
bei der langsamen Zersetzung <strong>des</strong> Humus (organische Substanz), zum anderen auch in dem<br />
durch den Humus leicht erhöhten Wasserspeichervermögen <strong>des</strong> Plaggenmaterials.<br />
Die Plaggenwirtschaft schuf die Voraussetzung dafür, dass auf den kleinen, plaggengedüngten<br />
Ackerflächen dauerhafter, "ewiger" Roggenbau betrieben werden konnte. Denn durch das Plaggen<br />
wurden die Nährstoffe <strong>des</strong> umliegenden Ödlands auf die wenigen kleinen Flächen für den Getreideanbau<br />
kontinuierlich konzentriert.<br />
7 Die Plaggenentnahme-Flächen verarmten und verheideten, der Sand wurde vom Wind<br />
erodiert<br />
Durch wiederholtes Plaggenstechen entzog man den Entnahmegebieten nachhaltig die Nährstoffe,<br />
insbesondere Stickstoff. Die Böden verarmten dort vollständig und versauerten sehr stark. Häufig<br />
entwickelten sich Podsole, säuregebleichte Sandböden. Heidevegetation breitete sich aus und die<br />
Flächen wurden nur noch als Schafweiden genutzt, was auch die Entwicklung von Wald dauerhaft<br />
verhinderte. Da bei der Plaggenentnahme die schützende Vegetationsdecke entfernt wurde, war<br />
der sandige Mineralboden der Winderosion ausgeliefert. Noch bis in das 19. Jahrhundert wurde in<br />
einigen Teilen Nordrhein-Westfalens Sand zu mehrere Meter hohen Dünen aufgeweht, zum Beispiel<br />
im westlichen Münsterland bei Rhede, in der Senne und am Niederrhein bei Wesel.<br />
8 Die <strong>Boden</strong>karte zeigt <strong>Plaggenesch</strong>e verstärkt in Ortsnähe, hier zum Beispiel bei<br />
Metelen (Münsterland)<br />
Die <strong>Boden</strong>karte 1 : 50 000 <strong>des</strong> Geologischen <strong>Dienst</strong>es weist auf 3,5 % der Lan<strong>des</strong>fläche Nordrhein-Westfalens<br />
<strong>Plaggenesch</strong>e aus. Schwerpunkte der Verbreitung sind die flachen Bereiche <strong>des</strong><br />
Münsterlan<strong>des</strong> und Ostwestfalens. Lokal können die <strong>Plaggenesch</strong>e weit größere Anteile erreichen,<br />
insbesondere in der engeren Umgebung von Siedlungen, teils auch rund um einzelne Bauernhöfe.<br />
Heute werden die <strong>Plaggenesch</strong>e überwiegend ackerbaulich genutzt. Durch die übliche Mineraldüngung<br />
sind sie - wie alle Ackerböden - in bodenchemischer Sicht deutlich verändert und das<br />
Befahren mit schweren landwirtschaftlichen Maschinen birgt die Gefahr der <strong>Boden</strong>verdichtung. Da<br />
<strong>Plaggenesch</strong>e häufig in Ortsnähe liegen, sind sie durch den Flächenverbrauch für Neubaugebiete,<br />
Industrie- und Verkehrsflächen besonders bedroht. Kleinere <strong>Plaggenesch</strong>-Flächen wurden nach<br />
Beendigung der landwirtschaftlichen Nutzung aufgeforstet; sie sind damit konserviert.<br />
Da die <strong>Plaggenesch</strong>e durch eine Agrarnutzung geprägt wurden, die lange zurück liegt, bilden sie<br />
heute Archive der kulturhistorischen Entwicklung unserer Landschaft. Aus diesem Grund sind sie<br />
besonders schutzwürdig.<br />
Kontakt:<br />
<strong>Geologischer</strong> <strong>Dienst</strong> Nordrhein-Westfalen - Lan<strong>des</strong>betrieb<br />
De-Greiff-Str. 195 * D-47803 Krefeld<br />
Fon +49 (0) 2151 897-0 * Fax +49 (0) 2151 897-505<br />
E-Mail poststelle@gd.nrw.de * www.gd.nrw.de