Verminderung der Windgeräusche unter Motorradhelmen - GEERS ...
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1988<br />
<strong>Vermin<strong>der</strong>ung</strong> <strong>der</strong> <strong>Windgeräusche</strong> <strong>unter</strong> <strong>Motorradhelmen</strong><br />
Versuchsanordnung zur Geräuschmessung <strong>unter</strong> <strong>Motorradhelmen</strong><br />
Auf einem Motorrad saß die Versuchsperson mit <strong>unter</strong> dem Helm angebrachten<br />
Mikrofon; <strong>der</strong> Sozius bediente die Messinstrumente und las die Pegelwerte direkt ab.<br />
Die <strong>Windgeräusche</strong> wurden zusätzlich auf einem digitalen Recor<strong>der</strong> (Casio DAT)<br />
gespeichert zur späteren Frequenzanalyse. Ein 1/4" Bruël & Kjaer Condensator-<br />
Mikrofon war in dem linken Gehörgang <strong>der</strong> Versuchsperson befestigt. Darüber wurde<br />
<strong>der</strong> Helm gestülpt. Das <strong>unter</strong> <strong>der</strong> Jacke herausgeführte Kabel war nirgends dem<br />
Fahrtwind ausgesetzt und mündete in das Bruël & Kjaer Pegelmeßgerät zum<br />
direkten Ablesen <strong>der</strong> Geräuschpegel. An den Ausgang des Pegelmessgerätes war<br />
<strong>der</strong> DAT-Recor<strong>der</strong> zur Aufzeichnung angeschlossen.<br />
Sämtliche Versuchsfahrten fanden bei 100 km/h bei Windstille auf einer geraden<br />
Fahrbahn statt. Es wurde stets <strong>der</strong> größte Gang des Motorrades (Yamaha Enduro<br />
600 cc) gefahren. Subjektiv waren bei dieser Geschwindigkeit Motorgeräusche <strong>unter</strong><br />
dem Windlärm nicht mehr festzustellen.<br />
Vor <strong>der</strong> Messung war die Kalibrierung des DATRecor<strong>der</strong>s mittels Pistofon erfolgt. Die<br />
maximale Aussteuerung wurde bei 124 dB erreicht. Wegen <strong>der</strong> großen Dynamik des<br />
DAT-Recor<strong>der</strong>s konnten somit auch leise Geräusche <strong>unter</strong> 80 dB aufgezeichnet<br />
werden, ohne im Bandrauschen <strong>unter</strong>zugehen. Eine Bandseite wurde für die<br />
Aufzeichnungen des Messmikrofons reserviert; an die an<strong>der</strong>e Bandseite mündete ein<br />
kleines Handmikrofon, das im Helm des Sozius befestigt war. Hierein wurden die<br />
Versuchsinformationen gesprochen, ebenso wie die vom Pegelmessgerät<br />
abgelesenen Lärmpegel während <strong>der</strong> Messfahrten. Zur optimalen Trennung bei<strong>der</strong><br />
Kanäle war das Handmikrofon in den Mikrofoneingang des Gerätes, <strong>der</strong><br />
Pegelmessgerät-Ausgang in den „line in“-Eingang des DAT-Recor<strong>der</strong>s eingekoppelt.<br />
Helmmodifikationen zur Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Strömung<br />
Es wurden fünf Versuchsfahrten durchgeführt. Die erste erfolgte mit einem normalen<br />
Helm als Ausgangsbasis; bei den anschließenden Fahrten wurden die vorher<br />
angebrachten Spoiler sukzessive entfernt, um ihren Einfluss auf die Windströmung<br />
und damit auf die Lärmentwicklung zu testen.<br />
Die Frequenzanalyse erfolgte mit dem digital frequency analyser Type 2131, Bruël &<br />
Kjaer; <strong>der</strong> typische Verlauf war schrägabfallend vom Infraschall zu den hohen<br />
Frequenzen; <strong>unter</strong>halb <strong>der</strong> aufgezeichneten 25 dB-Grenzfrequenz waren bei <strong>der</strong><br />
Analyse im Infraschall keine höheren Pegel aufgezeichnet worden. Die Analyse<br />
erfolgte mit 1/3 Oktavfiltern; in die Kurve wurden die den einzelnen Frequenzen<br />
zugeordneten Schallpegel eingeschrieben; über dem Summenzeichen sind die<br />
Gesamtpegel aufgeführt (<strong>der</strong> erste Wert entspricht dem impulsbewerteten<br />
Gesamtpegel; <strong>der</strong> zweite Wert <strong>der</strong> langsamen Bewertung).
Beurteilung<br />
Ziel <strong>der</strong> Versuchsfahrten war, einen aufgrund <strong>der</strong> Strömungs<strong>unter</strong>suchungen<br />
modifizierten Helm in praktischen Fahrversuchen auf seine lärmmin<strong>der</strong>nde Wirkung<br />
zu erproben. In den Strömungsversuchen zeigte sich eine erhebliche<br />
einwärtsgerichtete Wirbelbildung an den <strong>unter</strong>en Helmkanten. Eine Windabreißkante,<br />
die bis hinter die Ohren hochgezogen wurde, sollte ein späteres Ablösen <strong>der</strong><br />
laminaren Strömung ermöglichen und hierdurch eine Abnahme <strong>der</strong> im Ohrbereich<br />
auftreffenden Windwirbel erzeugen. Hierdurch war eine <strong>Vermin<strong>der</strong>ung</strong> <strong>der</strong><br />
fahrtwindabhängigen Geräusche am Ohr des Motorradfahrers zu erwarten.<br />
Während subjektiv im Vergleich zum normalen Helm <strong>der</strong> Versuchshelm mit den<br />
Abrißkanten leiser erschien, bestätigte sich dieser Eindruck in den Messungen nicht.<br />
We<strong>der</strong> <strong>der</strong> Gesamtpegel noch die Frequenzanalyse in linear o<strong>der</strong> dB(A) bewerteter<br />
Schaltung zeigten eine Verringerung <strong>der</strong> Pegel durch die Spoiler. Auch eine<br />
Teilentfernung <strong>der</strong> Spoiler vorne im Kinnbereich, so dass nur am Ohr eine<br />
Dämmwirkung zu erwarten war, zeigte keine Pegelmin<strong>der</strong>ung. Obgleich offen bleiben<br />
muss, ob die Formgebung <strong>der</strong> Windspoiler nicht optimal war, scheint <strong>der</strong> erste<br />
Eindruck einen wesentlichen Einfluss auf die Fahrtwindgeräusche durch<br />
Windabweiser am Helm und an <strong>der</strong> Helm<strong>unter</strong>kante nicht zu bestätigen.<br />
Projektleiter<br />
Dr. med. Jürgen Lindemann, Erkrath<br />
Mitarbeiter<br />
Dr. K.-B. Hüttenbrink, Münster<br />
Geför<strong>der</strong>t<br />
Oktober 1988