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Lesen - Golf Dornseif

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Weiter ging die Fahrt per Bahn bis Cotonou in ein Lager, dann auf dem Schienenweg nach Bohikou<br />

und schließlich in Fußmärschen nach Abomey, wo Lehmhütten die Unglücklichen erwarteten. Misshandlungen,<br />

körperliche Schwerarbeit, mangelhafte Verpflegung und sogar Folter mit Daumenschrauben<br />

bei Verstößen gegen die Lagerordnung waren alltäglich. Straßenbau, Rodungsarbeiten und Häuserbau<br />

zählten zu den Pflichten der entkräfteten Häftlinge. Kommandant Major Beraud verhielt sich<br />

gleichgültig gegenüber sämtlichen Protesten. Sein Adjutant und die Unteroffiziere prügelten wahllos<br />

auf die Deutschen ein.<br />

Nachdem in Deutschland bekannt geworden war, wie die Kolonialfranzosen sich gegenüber Kriegsgefangenen<br />

und Internierten in Afrika verhielten, ergriff die deutsche Regierung Gegenmaßnahmen<br />

und schickte französische Kriegsgefangene zu Schwerarbeit in Moorgebiete zur Torfgewinnung. Das<br />

brachte die Folterer endlich zur Vernunft, und die Verhältnisse besserten sich deutlich.<br />

Vom März bis Mai 1915 erreichten 15 Deutsche, die bei den Kämpfen um Nola gefangen genommen<br />

wurden, sowie 80 Togo-Deutsche aus inzwischen aufgelösten Camps das Lager Abomey. Dort lebten<br />

mittlerweile etwa 300 Deutsche unter qualvollen Bedingungen. Nur wenige Kamerun-Deutsche hatten<br />

das Glück, an der (relativ gesunden) Küste eingesperrt zu werden.<br />

Nach dem Fall von Garua überstellten die Briten neun Offiziere und Unteroffiziere den Franzosen. Auf<br />

Umwegen schickte man sie schließlich nach Marokko mit anderen Gefangenen, wo in einem Steinbruch<br />

geschuftet werden musste. Während des harten Winters 1915/1916 besaßen die Gefangenen<br />

nur ihre dünne Tropenkleidung. Die vom Reichskolonialamt gelieferte Wintergarderobe rückten die<br />

Franzosen erst im April 1916 heraus!<br />

Viele Kolonialdeutsche waren gesundheitlich schwer geschädigt und wurden über die Schweiz und<br />

das Durchgangslager Konstanz bereits vor Kriegsende in die Heimat entlassen oder ausgetauscht bis<br />

zum Frühjahr 1920. Es verstarben in französischer Gefangenschaft in Dahomey fünf, in Casablanca<br />

drei und in Bordeaux ein Gefangener.<br />

Britischer Umgang mit Deutschen<br />

Die Kamerun-Deutschen, die Ende September 1914 in Duala in britische Gefangenschaft gerieten,<br />

wurden mit Transporten über Lagos (Nigeria) nach England verschifft und dort in Camps untergebracht,<br />

die bereits teilweise belegt waren, beispielsweise Donington Hall. Es handelte sich vielfach um<br />

Eine „Feldpostkarte“ der Mutter eines deutschen Offiziers, die in Stuttgart lebte. Sie schrieb ihrem<br />

Sohn nach Fernando Poo, wo er mit seinen Kameraden interniert war. Stempel vom 3. Juli 1918 ab<br />

Stuttgart, außerdem zwei britische Zensurstempel mit Leitvermerk England.

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