14.11.2013 Aufrufe

Erzählvorschlag zu Matthäus 26,17-30 Ein Jünger erzählt - GJW

Erzählvorschlag zu Matthäus 26,17-30 Ein Jünger erzählt - GJW

Erzählvorschlag zu Matthäus 26,17-30 Ein Jünger erzählt - GJW

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

<strong>Erzählvorschlag</strong> <strong>zu</strong> <strong>Matthäus</strong> <strong>26</strong>,<strong>17</strong>-<strong>30</strong><br />

<strong>Ein</strong> <strong>Jünger</strong> <strong>erzählt</strong><br />

(<strong>Ein</strong> Mann betritt den Raum. Er sieht den Kelch, nimmt ihn in die Hand und beginnt <strong>zu</strong> erzählen.)<br />

Ich bin zwar schon ziemlich alt, aber trotzdem kann ich mich noch sehr gut an das letzte Passahmahl<br />

erinnern, das wir damals in großer Runde <strong>zu</strong>sammen mit Jesus gefeiert haben. So etwas vergisst man<br />

einfach nicht! Noch heute denke ich oft daran ...<br />

Ach so, ihr wisst ja gar nicht, wer ich bin. Wie unhöflich von mir, mich nicht <strong>zu</strong>erst vor<strong>zu</strong>stellen! Entschuldigt.<br />

Mein Name ist Andreas. Ich war einer von Jesu Freunden. <strong>Ein</strong> <strong>Jünger</strong> ...<br />

Mann, Mann, Mann, was haben wir nicht alles miteinander erlebt! Wo Jesus war, war immer was los!<br />

Menschenmassen ohne Ende. Alle wollten ihn sehen und hören, was er von Gott <strong>zu</strong> erzählen hatte. Wirklich<br />

spannende Geschichten und große Abenteuer! Er hat einem gewaltigen Sturm befohlen, <strong>zu</strong> verschwinden,<br />

hat über 5.000 Menschen mit nur fünf Broten und zwei Fischen satt bekommen und mein Bruder Petrus ist<br />

sogar ein kleines Stück auf dem Wasser gegangen (allerdings nicht lange, dann ist er doch untergegangen –<br />

typisch Petrus – dieser Draufgänger!).<br />

Wie auch immer, die Zeit mit Jesus war wirklich die beste Zeit meines Lebens! Ich bin für jeden Tag dankbar,<br />

den ich mit ihm verbringen durfte.<br />

Aber eigentlich wollte ich euch ja etwas ganz anderes erzählen. Ich wollte euch von unserem letzten<br />

gemeinsamen Abend berichten. Es war der erste Tag der Passah-Festwoche. Wir waren schon seit einiger<br />

Zeit in der Gegend von Jerusalem unterwegs und wussten allerdings noch nicht, wo wir das Passahmahl<br />

feiern sollten. Also ging ich, begleitet von Thaddäus, <strong>zu</strong> Jesus und fragte ihn: „Herr, wo sollen wir denn nur<br />

das Passahmahl feiern? Hast du eine Idee?“<br />

Natürlich hatte Jesus eine Idee. Er nannte uns den Namen eines Bekannten (ich habe vergessen, wie er hieß<br />

...) und schickte uns <strong>zu</strong> ihm, damit wir in seinem Haus alles für den Abend vorbereiten könnten.<br />

Das ließen wir uns nicht zweimal sagen. Und so zogen wir los in die Stadt, fanden auch sofort die richtige<br />

Adresse und sagten <strong>zu</strong> dem Hausherren: „Wir sollen dir von Jesus ausrichten, dass er heute mit uns<br />

<strong>zu</strong>sammen in deinem Haus das Passahmahl feiern möchte! Dürfen wir bitte eintreten und alles vorbereiten?“<br />

Ihr könnt euch sicher vorstellen, wie verblüfft der Hausherr aussah. Er war so überrascht, dass er <strong>zu</strong>nächst<br />

mal gar nichts antworten konnte – verständlicherweise. Doch er hatte sich erstaunlich schnell wieder<br />

gefangen und ließ uns in sein Haus. Er zeigte uns die Räumlichkeiten und schien sich richtig darüber <strong>zu</strong><br />

freuen, dass wir an diesem Abend bei ihm <strong>zu</strong> Gast sein würden. Tja, so ist das mit Jesus – da gibt es immer<br />

wieder Überraschungen!<br />

Naja, wir haben dann gar nicht mehr lange überlegt und rumgestanden, sondern uns schnell an die Arbeit<br />

gemacht, alles für den festlichen Abend her<strong>zu</strong>richten. Es gab schließlich noch eine Menge <strong>zu</strong> tun: auf- und<br />

umräumen, einkaufen, Essen <strong>zu</strong>bereiten, Tisch decken ... Wie gut, dass uns unser Gastgeber geholfen hat,<br />

sonst wären wir sicher noch nicht fertig gewesen, als Jesus und der Rest unserer „Mannschaft“ am Abend<br />

auf der Matte standen. Aber so hat alles gut geklappt und jeder fand einen Platz am großen Tisch, den wir im<br />

Wohnzimmer aufgestellt hatten.<br />

Zunächst einmal plauderten wir über den vergangenen Tag. Bartholomäus ging es nicht besonders gut – er<br />

klagte über Magenschmerzen. Philippus hatte einen Brief von seinen Verwandten erhalten und war glücklich.<br />

Und so unterhielten wir uns miteinander und aßen dabei das ungesäuerte Brot, das für das Passahmahl<br />

typisch war.


Während wir gemütlich beisammen saßen, sagte Jesus plötzlich wie aus heiterem Himmel: „Ich weiß genau,<br />

dass einer von euch mich verraten wird!“<br />

Plötzlich war es mucksmäuschenstill. Keiner von uns sagte einen Ton. Vor Entsetzten waren wir wie<br />

versteinert. <strong>Ein</strong>er von UNS sollte UNSEREN Herrn verraten!? Das war doch nicht möglich. Wir waren doch die<br />

engsten Vertrauten von Jesus. Seine Freunde. „Herr, das kann nicht sein. Wir würden dich nie verraten!“,<br />

sagte Bartholomäus bestürzt. Und auch Jakobus war der gleichen Meinung: „Du weißt doch, Herr, wir stehen<br />

<strong>zu</strong> dir, was auch immer kommen wird.“ Aber Jesus ließ sich nicht beirren: <strong>Ein</strong>er von uns würde ihn verraten!<br />

Von einem Moment auf den anderen herrschte eine bedrückte Stimmung. Nach und nach fragte jeder von<br />

uns vorsichtig: „Meinst du etwa mich, Herr!“ Anstatt direkt darauf <strong>zu</strong> antworten, sagte Jesus: „Der, der eben<br />

das Brot mit mir in die Schüssel getaucht hat, der wird mich verraten.“ Alle zogen erschrocken ihre Hände<br />

<strong>zu</strong>rück. Jesus war ziemlich angespannt und sprach weiter: „Ich werde zwar sterben, so wie es in den heiligen<br />

Schriften vorausgesagt ist. Aber wehe dem Menschen, der mich verrät! Er wäre besser nie geboren worden!“<br />

So enttäuscht hatte ich Jesus noch nie erlebt. Und ich glaube, den anderen ging es genauso.<br />

Plötzlich ergriff Judas das Wort und fragte gerade heraus: „Du meinst doch nicht etwa mich?“ Jesus<br />

antwortete ohne Umschweife klar und deutlich: „Doch! Dich!“<br />

Jetzt war es raus. Es herrschte eine beklemmende Stille. Das musste erst einmal verdaut werden. Da war<br />

nicht mehr an Essen <strong>zu</strong> denken. Aber nach einer gewissen Zeit nahm Jesus das Brot, sprach ein Dankgebet,<br />

teilte es und gab jedem von uns ein Stück davon. Auch Judas vergaß er nicht. Und Jesus sagte: „Nehmt und<br />

esst! Das ist mein Leib.“<br />

Danach nahm er einen Becher Wein, dankte Gott und reichte ihn uns mit den Worten: „Trinkt alle daraus.<br />

Seht es als mein Blut an, mit dem der neue Bund zwischen Gott und den Menschen besiegelt wird. Es wird<br />

<strong>zu</strong>r Vergebung ihrer Sünden vergossen. Ich sage euch: Von jetzt an werde ich keinen Wein mehr trinken, bis<br />

ich ihn wieder in der neuen Welt meines Vaters mit euch trinken werde.“ Anschließend gingen wir alle<br />

<strong>zu</strong>sammen hinaus <strong>zu</strong>m Ölberg.<br />

Unfassbar, oder!? Da wusste Jesus genau, dass Judas ihn verraten würde und teilte trotzdem mit ihm Brot<br />

und Wein. Ich weiß nicht, ob ich das könnte! Trotz dieser großen Enttäuschung noch an einem Tisch sitzen?<br />

Tja, aber so war Jesus. An seinem Tisch hatte einfach jeder Platz. Zu jeder Zeit. Irgendwie bewundernswert<br />

... Jetzt versteht ihr sicher, warum mir dieser Abend mit Jesus einfach nicht mehr aus dem Kopf geht. Er<br />

bleibt unvergessen.<br />

Anne Naujoks

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!