Strom aus Geothermie in der Schweiz - Was ist Geothermie
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<strong>Strom</strong> <strong>aus</strong> <strong>Geothermie</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong><br />
<strong>Geothermie</strong> – Erneuerbare Energie <strong>aus</strong> dem Untergrund<br />
Rund 99 % <strong>der</strong> Erdkugel s<strong>in</strong>d heisser als 1‘000°C. Die <strong>in</strong> <strong>der</strong> Erde gespeicherte<br />
thermische Energiemenge <strong>ist</strong> gewaltig und wird durch natürliche Vorgänge im Geste<strong>in</strong><br />
kont<strong>in</strong>uierlich neu produziert. Die Wärme <strong>der</strong> Erde, die <strong>Geothermie</strong>, <strong>ist</strong> geradezu<br />
prädest<strong>in</strong>iert dafür, h<strong>in</strong>sichtlich e<strong>in</strong>er Wärme- und <strong>Strom</strong>produktion genutzt zu werden.<br />
Die Tiefengeothermie kann als umweltfreundliche, nahezu unerschöpfliche, von<br />
äusseren E<strong>in</strong>flüssen unabhängige und immer verfügbare Bandenergie e<strong>in</strong>en<br />
substanziellen Beitrag zur zukünftigen Energieversorgung <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong> le<strong>ist</strong>en.<br />
Das Wissen über das Potenzial <strong>der</strong> untiefen <strong>Geothermie</strong> (
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Je nach Herkunft des <strong>Was</strong>sers werden zwei Arten von Tiefengeothermie-Anlagen<br />
unterschieden:<br />
− Hydrothermale Anlagen nutzen <strong>Was</strong>ser, welches <strong>in</strong> <strong>der</strong> Tiefe von Natur <strong>aus</strong><br />
vorkommen kann, falls offene Hohlräume vorhanden s<strong>in</strong>d.<br />
− Petrothermale Anlagen s<strong>in</strong>d unabhängig von Tiefenwasser und offenen<br />
Hohlräumen im Untergrund. Hier wird <strong>Was</strong>ser über e<strong>in</strong>e Bohrung mit Druck <strong>in</strong> die<br />
tiefen Geste<strong>in</strong>sschichten gepresst. Dies, um dort Mikrorisse zu öffnen bzw. zu<br />
vergrössern und Fliesswege zwischen den beiden Bohrungen zu schaffen<br />
(hydraulische Stimulation). Alternative Bezeichnungen s<strong>in</strong>d Enhanced o<strong>der</strong><br />
Eng<strong>in</strong>eered Geothermal Systems (EGS) sowie auch Hot-Dry-Rock (HDR).<br />
Die beiden Systeme s<strong>in</strong>d nicht strikt vone<strong>in</strong>an<strong>der</strong> zu trennen, son<strong>der</strong>n es handelt sich <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> Praxis oftmals um Mischtypen.<br />
Für e<strong>in</strong>e tiefengeothermische <strong>Strom</strong>produktion muss das Tiefenwasser bzw. das<br />
Tiefengeste<strong>in</strong> m<strong>in</strong>destens 100 °C heiss se<strong>in</strong> und es <strong>ist</strong> notwendig, dass e<strong>in</strong>e genügend<br />
grosse Menge an <strong>Was</strong>ser zwischen den beiden Bohrungen zirkulieren und <strong>in</strong>s Kraftwerk<br />
an <strong>der</strong> Erdoberfläche geför<strong>der</strong>t werden kann. Um die notwendige M<strong>in</strong>desttemperatur<br />
von 100 °C zu erreichen, muss im <strong>Schweiz</strong>er Mittelland rund 3 km tief gebohrt werden.<br />
Mit jedem Kilometer zusätzlicher Bohrtiefe steigt die Temperatur um durchschnittlich<br />
30 °C.<br />
Potenzial <strong>der</strong> Tiefengeothermie <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong><br />
Das theoretische Potenzial <strong>der</strong> Tiefengeothermie <strong>ist</strong> enorm gross und könnte die<br />
gesamte <strong>Schweiz</strong>er <strong>Strom</strong>versorgung abdecken. Technisch nutzbar <strong>ist</strong> <strong>aus</strong> heutiger Sicht<br />
jedoch nur e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er Anteil. Welchen Anteil die Tiefengeothermie zur <strong>Strom</strong>versorgung<br />
langfr<strong>ist</strong>ig beitragen kann, hängt davon ab, wie gut die heute zur Verfügung stehenden<br />
Technologien weiterentwickelt und an die Untergrundverhältnisse <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong><br />
angepasst werden können.<br />
Mit dem heutigen Standard von zwei bis drei Bohrungen <strong>ist</strong> mit e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>zigen<br />
geothermischen Anlage e<strong>in</strong>e elektrische Le<strong>ist</strong>ung von etwa 3–6 MW el zu erreichen. Rund<br />
4 MW el genügen, um den <strong>Strom</strong>bedarf e<strong>in</strong>er Kle<strong>in</strong>stadt mit ungefähr 10‘000 E<strong>in</strong>wohnern<br />
zu decken. Das Bundesamt für Energie (BFE) geht <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er jüngsten Schätzung davon<br />
<strong>aus</strong>, dass <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong> bis 2050 jährlich bis zu 4‘400 GWh <strong>Strom</strong> mittels<br />
Tiefengeothermie erzeugt werden können. Dies entspricht rund 7.5 Prozent des heutigen<br />
<strong>Strom</strong>verbrauchs <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong>. Gegenwärtig liegen die <strong>Strom</strong>gestehungskosten für<br />
hydrothermale Anlagen bei ca. 40 Rp./kWh. Das Kostensenkungspotenzial <strong>ist</strong> gross. Für<br />
die Zukunft prognostiziert das BFE daher deutlich niedrigere <strong>Strom</strong>gestehungskosten von<br />
rund 12 Rp./kWh. Im Vergleich mit an<strong>der</strong>en erneuerbaren Energien gehört die<br />
<strong>Geothermie</strong> damit zu den günstigsten Energiequellen <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong>.<br />
Perspektiven<br />
Um das theoretisch riesige Potenzial <strong>der</strong> Tiefengeothermie gew<strong>in</strong>nbar zu machen,<br />
müssen zwei Her<strong>aus</strong>for<strong>der</strong>ungen angegangen werden. Tiefenwasser (hydrothermale<br />
Systeme) und geeignete Geste<strong>in</strong>e für die Schaffung e<strong>in</strong>es künstlichen Wärmet<strong>aus</strong>chers<br />
(petrothermale Systeme) müssen zum e<strong>in</strong>en besser vor<strong>aus</strong>gesagt werden können. Dazu<br />
s<strong>in</strong>d die Kenntnisse über den Untergrund markant zu verbessern. Zum an<strong>der</strong>en müssen<br />
die Verfahren zur Erhöhung <strong>der</strong> natürlichen <strong>Was</strong>ser-Fliessraten bzw. zur Schaffung<br />
effizienter Wärmet<strong>aus</strong>cher optimiert werden. Beides kann nur mittels Pilotanlagen
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umgesetzt werden, da nur Bohrungen Aufschluss über die wahren<br />
Untergrundverhältnisse geben und nur bei realen Untergrundbed<strong>in</strong>gungen die Verfahren<br />
e<strong>in</strong>gesetzt, getestet und verbessert werden können.<br />
Werden die Her<strong>aus</strong>for<strong>der</strong>ungen angegangen und gelöst, kann sich die Tiefengeothermie<br />
zu e<strong>in</strong>er Energiequelle <strong>der</strong> Zukunft entwickeln und wird e<strong>in</strong>en bedeutenden Beitrag zur<br />
zukünftigen Versorgung mit e<strong>in</strong>heimischem Bandlast-fähigem <strong>Strom</strong> le<strong>ist</strong>en.