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Gender, Queer und Medien – Gegenwärtige Ansätze und ...

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Tagungsbericht<br />

„<strong>Gender</strong>, <strong>Queer</strong> <strong>und</strong> <strong>Medien</strong> <strong>–</strong> <strong>Gegenwärtige</strong> <strong>Ansätze</strong> <strong>und</strong> Perspektiven“<br />

Tagung der Fachgruppe <strong>Medien</strong>, Öffentlichkeit <strong>und</strong> Geschlecht (DGPuK) in Kooperation mit<br />

dem RCMC (Research Centre for Media and Communication) der Universität Hamburg<br />

vom 5. bis 7. November 2009 in Hamburg (www.gender-queer-medien.de)<br />

Besprochen von: Elke Grittmann (Universität Lüneburg) / Caroline Keller (Universität<br />

Hamburg)<br />

Die deutschsprachige <strong>Gender</strong>forschung der <strong>Medien</strong>- wie auch der Kommunikationswissenschaft<br />

hat im vergangenen Jahrzehnt nicht nur durch poststrukturalistische Theorien<br />

<strong>und</strong> die <strong>Queer</strong> Theory entscheidende Impulse erfahren; darüber hinaus rückte die Frage<br />

nach dem Zusammenhang von <strong>Gender</strong> mit anderen Differenzierungslinien sozialer<br />

Ungleichheit, die sich etwa anhand von Kategorien wie Ethnie, Klassenzugehörigkeit oder<br />

Nationalität verfolgen lässt, in den Vordergr<strong>und</strong>. Die Tagung „<strong>Gender</strong>, <strong>Queer</strong> <strong>und</strong> <strong>Medien</strong> <strong>–</strong><br />

<strong>Gegenwärtige</strong> <strong>Ansätze</strong> <strong>und</strong> Perspektiven“, veranstaltet von der Fachgruppe „<strong>Medien</strong>,<br />

Öffentlichkeit <strong>und</strong> Geschlecht“ der Deutschen Gesellschaft für Publizistik <strong>und</strong><br />

Kommunikationswissenschaft <strong>und</strong> dem Research Centre for Media and Communication der<br />

Universität Hamburg, hatte sich zum Ziel gesetzt, die gegenwärtigen Theorien <strong>und</strong><br />

Forschungen im Bereich <strong>Gender</strong> Studies <strong>und</strong> <strong>Queer</strong> Studies zur Diskussion zu stellen <strong>und</strong><br />

gleichzeitig den Austausch zwischen Kommunikations- <strong>und</strong> <strong>Medien</strong>wissenschaft zu<br />

forcieren.<br />

Strukturiert wurde die Tagung durch thematische Panels, die jeweils eine Einführung zum<br />

Thema, ein bis drei Vorträge, einen Kommentar sowie eine abschließende Diskussion<br />

beinhalteten.<br />

Die Kommunikationswissenschaftlerinnen Elisabeth Klaus (Universität Salzburg) <strong>und</strong><br />

Margreth Lünenborg (FU Berlin) eröffneten den Workshop mit einem programmatischen<br />

Beitrag mit dem Titel „Stand theoretischer Diskurse in <strong>Gender</strong>-/<strong>Queer</strong>-Studies <strong>und</strong> ihre<br />

gesellschaftliche Relevanz“. In acht Thesen skizzierten die beiden Rednerinnen die<br />

Entwicklung der Forschung als „widerspenstiges Projekt“ in der <strong>Medien</strong>- <strong>und</strong> der<br />

Kommunikationswissenschaft <strong>und</strong> formulierten den Auftrag an ein widerständiges Handeln.<br />

Damit eröffneten sie auch gleichzeitig den politischen Rahmen der Tagung. Nach dem<br />

Gleichheitsansatz würden nun dekonstruktivistische bzw. poststrukturalistische<br />

Differenztheorien die <strong>Ansätze</strong> wie auch die empirische Forschung bestimmen. Klaus <strong>und</strong><br />

Lünenborg verdeutlichten deren Standortbezogenheit <strong>und</strong> die Impulse der<br />

Geschlechterforschung für Felder wie Gewalt, Genres, Öffentlichkeit, Unterhaltung <strong>und</strong> die<br />

Journalismusforschung. Allerdings zeichneten sich aktuell drei zentrale Probleme ab:<br />

Erstens die Gefahr, an feministische Alltagsdiskurse nicht mehr anschlussfähig zu sein. Das<br />

erfordere einen stärkeren Transfer. Zweitens eine ideologische Verflechtung mit dem<br />

Neoliberalismus, <strong>und</strong> drittens eine nach wie vor beobachtbare fehlende strukturelle<br />

Absicherung der <strong>Gender</strong>forschung in beiden Fächern.<br />

Mit ihrem Vortrag zu „ Genre <strong>–</strong> <strong>Gender</strong> <strong>–</strong> Performativität <strong>–</strong> Reality TV“ eröffnete Isabelle Terkl<br />

(Klagenfurt) das Panel „Performativität“: Entgegen essentialistischer <strong>Ansätze</strong> ließen sich<br />

nicht nur <strong>Gender</strong>, sondern auch Genres als diskursive Prozesse fassen. Am Beispiel<br />

ausgewählter Reality-TV-Angebote zeigte Terkl, wie sich Butlers Performativitätstheorie für<br />

fiktionale wie nicht-fiktionale Fernsehangebote nutzen lässt, um deren mediale, formale <strong>und</strong><br />

inhaltliche sowie <strong>Gender</strong>-Performativitäten zu analysieren.<br />

1


Martina Schuegraf (Universität Siegen) entwickelte im zweiten Beitrag anhand des aus der<br />

Theaterwissenschaft stammenden Inszenierungs- <strong>und</strong> Performanzbegriffs einen<br />

theoretischen wie analytischen Zugang, um Prozesse des „Degendering“ (Lorber) <strong>und</strong> des<br />

„Undoing <strong>Gender</strong>“ (Butler) im Sinne performativer Akte in popkulturellen Angeboten begreifen<br />

zu können. Im Vergleich des Musikvideos „What it feels like for a girl“ (2001) von<br />

Madonna mit Peaches Clip „Kick it” (2003, mit Iggy Pop) zeigte Schuegraf die<br />

unterschiedlichen Dekonstruktionsprozesse, die bei Madonna zu Bedeutungsverschiebungen<br />

<strong>und</strong> -brechungen im heteronormativen Rahmen, bei Peaches zu einem<br />

Degendering durch die Kombination <strong>und</strong> Überschreitung von Zuschreibungen führen.<br />

In der Anschlussdiskussion wurde vor allem die inhaltliche Kategorisierung der Reality-TV-<br />

Formate (Terkl) kritisch diskutiert; insbesondere die Frage, wie Performativität von Serialität<br />

zu differenzieren sei, wurde von der Kommentatorin, Tanja Maier (FU Berlin) aufgeworfen.<br />

Zum Thema „<strong>Queer</strong> Studies“ waren drei Vorträge zu hören. Zunächst stellte Annette Silvia<br />

Gille (Goethe-Universität Frankfurt a. M.) dar, wie sich das Verhältnis der Jugendzeitschrift<br />

Bravo zu homosexuellem Begehren über die Jahre verändert hat. Gille konnte hierzu<br />

interessante Ergebnisse präsentieren. Beispielsweise wird Homosexualität, die die Bravo<br />

noch 1968 als eine krankhafte Störung, die geheilt werden könne, darstellte, in den beliebten<br />

Fotoromanen der Zeitschrift heutzutage fast selbstverständlich thematisiert. Der Beitrag bot<br />

allerdings wenig Anknüpfungspunkte zur Theoriedebatte.<br />

Katrin Horn (Universität Erlangen-Nürnberg) stellte danach Postfeministic Camp als eine<br />

lohnenswerte Lesart von Inhalten, beispielsweise Fernsehserien, vor. Camp ist die (gewollte)<br />

Übertreibung von (weiblichen) Geschlechtsstereotypen, die aus der Schwulenszene stammt.<br />

Diese können durch Überspitzung die Konstruktion von Geschlecht enthüllen. So gelesen<br />

können sich hinter der heterosexuellen <strong>und</strong> ungebrochenen Oberfläche Brüche <strong>und</strong> queere<br />

Inhalte zeigen.<br />

Susanne Lummerding (Universität Wien) schließlich stellte ihre „Argumente für eine<br />

identitätskritische Reartikulation des Medialen“ vor <strong>und</strong> versuchte unter anderem an dem Fall<br />

der <strong>Medien</strong>berichterstattung über die Läuferin Caster Semenya zu zeigen, wie Geschlecht,<br />

gesellschaftliche Normierung <strong>und</strong> damit verb<strong>und</strong>ene Grenzziehungen medial erst gesetzt<br />

werden.<br />

Die Kommentatorin Johanna Schaffer (Kunstuniversität Linz) stellte ihr eigenes Verständnis<br />

von <strong>Queer</strong>ness, Sichtbarkeit <strong>und</strong> Anerkennung in den Vordergr<strong>und</strong>. Die Erwartungen an das<br />

darauf folgende Panel „Intersektionalität“ waren angesichts des interdisziplinären<br />

Tagungsanspruchs hoch <strong>und</strong> führten dementsprechend zu einer besonders kritischen<br />

Diskussion: Susanne Kirchhoff, Ricarda Drüeke <strong>und</strong> Elisabeth Klaus (alle Universität<br />

Salzburg) befassten sich mit der Herstellung <strong>und</strong> Veränderung, aber auch Verwerfung von<br />

Identitäten <strong>und</strong> Bedeutungen anhand von Bildern verschleierter Frauen in der Presse.<br />

<strong>Medien</strong> werden in ihrem Ansatz als soziale Räume konzipiert, in denen sich<br />

Differenzkategorien wie Körper, <strong>Gender</strong>, Nationalität oder Klassenzugehörigkeit fassen<br />

lassen. An einzelnen Beispielen verdeutlichten die Referentinnen deren Verschränkungen,<br />

warfen aber auch das Problem der Fülle möglicher relevanter Kategorien <strong>und</strong> deren<br />

Dependenz auf.<br />

Der Vortrag von Martina Thiele (Universität Salzburg) schloss an diese Frage an. Sie<br />

analysierte die Anknüpfungspunkte des Intersektionalitätskonzeptes an die<br />

Stereotypenforschung, machte aber gleichzeitig die Probleme des Konzeptes deutlich. Es<br />

bietet durch seine Offenheit zahlreiche Anschlussmöglichkeiten; daher stellte Thiele den<br />

Mehrebenenansatz von Gabriele Winker <strong>und</strong> Nina Degele als einen Weg vor, der eine<br />

Verbindung beider <strong>Ansätze</strong> empirisch ermögliche.<br />

2


Abgeschlossen wurde das Panel mit einem Beitrag von Daniela Gronold (Universität<br />

Klagenfurt) über die Bedeutung von Nationalität als Diskurs in Konkurrenz zu anderen<br />

„Faktoren“ für die Subjektpositionierung am Beispiel slowenischer junger Erwachsener. Dem<br />

Beitrag fehlte jedoch der <strong>Medien</strong>bezug.<br />

Das dazu parallel laufende Panel „Doing <strong>Gender</strong> <strong>–</strong> Doing Difference“ thematisierte die<br />

mögliche Erweiterung der <strong>Gender</strong>forschung auf andere Weise.<br />

Elahe Hashemi (HU Berlin) fasste in ihrem Kommentar die aktuelle Theorieentwicklung zur<br />

Intersektionalität zusammen <strong>und</strong> stellte zur Diskussion, ob Repräsentationsstudien zur<br />

Überwindung von Ungleichheit beitragen könnten, da sie Bedingungen <strong>und</strong> Hintergründe<br />

nicht hinterfragen. Nach der ausführlichen Einordnung der Beiträge schloss sich eine heftige<br />

Diskussion an. So wurde Drüeke, Kirchhoff <strong>und</strong> Klaus vor allem eine verkürzte Bildanalyse<br />

<strong>und</strong> mangelnde Offenheit im Forschungsdesign vorgehalten, während am Beitrag von<br />

Martina Thiele die Verwendung von einzelnen Differenzierungskategorien, z.B. die im<br />

amerikanischen gebräuchliche Bezeichnung „race“, stark kritisiert wurde.<br />

„Doing <strong>Gender</strong>“ ist zum Schlagwort für die aktive Herstellung von Geschlecht in der<br />

<strong>Medien</strong>produktion <strong>und</strong> -rezeption geworden, das häufig als performativ charakterisiert wird.<br />

In ihrem Beitrag zum „Doing oder Performance“ unterzogen Elke Grittmann (Universität<br />

Lüneburg) <strong>und</strong> Caroline Keller (Universität Hamburg) die Vermischung des Doing-<strong>Gender</strong>-<br />

Ansatzes <strong>und</strong> der Performativitätstheorie von Judith Butler einer kritischen Prüfung, indem<br />

sie die gr<strong>und</strong>legenden Prämissen <strong>und</strong> Thesen beider <strong>Ansätze</strong> verglichen <strong>und</strong> die<br />

Anwendungsmöglichkeiten <strong>und</strong> Grenzen für die kommunikations- <strong>und</strong><br />

medienwissenschaftliche <strong>Gender</strong>- <strong>und</strong> <strong>Queer</strong>forschung herausarbeiteten. Die entscheidende<br />

Differenz liegt vor allem darin, dass der „Doing-<strong>Gender</strong>“-Ansatz im Gegensatz zu Butlers<br />

Theorie die Konstruktionsprozesse im Produktionskontext nicht adäquat erfasst.<br />

Wiebke Schoon (Universität Hamburg) wiederum entwickelte auf der Basis von Bourdieus<br />

Sozialtheorie eine kultursoziologische Analyseperspektive für eine gendersensible<br />

Journalismusforschung. Die theoretischen Konzepte des Habitus, des Feldes <strong>und</strong> des<br />

Kapitals sowie insbesondere der symbolischen Macht ermöglichen eine Reinterpretation von<br />

Ausschlussmechanismen, z.B. in Form einer wahrgenommene Abweichung von männlichen<br />

Standards oder die Analyse von Dominanzverhältnissen durch die Untersuchung der<br />

Kapitalstruktur. Monika Pater (Universität Hamburg) wies bei beiden Vorträgen auf das<br />

Problem des Transfers von Theorien auf die <strong>Medien</strong> oder medialen Produkte hin; so stelle<br />

sich zum Beispiel die Frage, ob Bourdieus „Habitus“ im journalistischen Feld als männlich<br />

definiert werden könne.<br />

Die von Klaus <strong>und</strong> Lünenborg eingangs gestellte Forderung, die <strong>Gender</strong>forschung stärker an<br />

Alltagsdiskurse anzuschließen, wurde schließlich als Leitfrage der abschließenden<br />

Podiumsdiskussion des ersten Tages wieder aufgenommen. Margreth Lünenborg diskutierte<br />

mit der Filmkuratorin Karin Michalski (Berlin) <strong>und</strong> den Wissenschaftlerinnen Jutta Röser<br />

(Universität Lüneburg), Ulla Wischermann (Goethe-Universität Frankfurt a. M.) <strong>und</strong> Franziska<br />

Rauchut (Berlin) über Erfahrungen <strong>und</strong> Strategien der Theorievermittlung in die<br />

<strong>Medien</strong>praxis. Tendenzen der Rebiologisierung <strong>und</strong> Renaturalisierung auf der Praxisseite,<br />

die Abwertung von populärkultureller Forschung im Wissenschaftssystem sowie der<br />

strukturelle Wandel des Journalismus wurden als zentrale Bedingungen festgehalten, die<br />

einen Transfer erschwerten. Die Diskrepanz zwischen wissenschaftlichem Anspruch <strong>und</strong><br />

Bedarf der <strong>Medien</strong> nach eindeutigen Erkenntnissen könne nur durch ein gezieltes Anknüpfen<br />

an die Erfordernisse der Praxis überw<strong>und</strong>en werden.<br />

Der zweite Tag begann mit einem Panel zur „Diskursanalyse“: Simone Schofer-Markert<br />

(Worms) sprach über die Rezeption von „Foucaults Werkzeugkiste“ in den <strong>Gender</strong> Studies<br />

<strong>und</strong> den <strong>Medien</strong>wissenschaften. Anhand der Begriffe „Subjekte“, „Macht <strong>und</strong> Diskurs“ sowie<br />

3


„Körper <strong>und</strong> Sex“ systematisierte die Referentin die unterschiedlichen Rezeptionsweisen von<br />

Foucault, die in den <strong>Gender</strong> Studies von radikaler Kritik bis zur Fortentwicklung seiner<br />

Theorien reicht. Vor allem die Frage der Subjektkonstitution sowie der mögliche Bezug auf<br />

das Internet wurde anschließend diskutiert.<br />

Im letzten Panel der Veranstaltung wurden „Pop-Kulturen“ verhandelt. Doris Guth (Akademie<br />

der bildenden Künste, Wien) beschäftigte sich in ihrem Vortrag mit der Darstellung von<br />

Liebespaaren in Lifestyle-Zeitschriften. Dabei kam sie zu dem Ergebnis, dass in den eher<br />

dem Mainstream zuzuordnenden Zeitschriften bis auf wenige Ausnahmen nur weiße,<br />

ges<strong>und</strong>e, heterosexuelle Paare zu sehen sind. So betrachtete sie in der weiteren<br />

Untersuchung nur noch die aus diesen Kategorien herausfallenden Paare. Durch die<br />

Analyse der ikonographischen Bildtradition, der Kontextualisierung <strong>und</strong> der Darstellung der<br />

Geschlechterrollen lassen sich visuelle Strategien der Normalisierung beobachten.<br />

Melanie Trommer (Ruhr Universität Bochum) befasste sich im engeren Sinne mit Popkultur.<br />

Sie widmete sich in ihrem Beitrag dem Missy Magazine <strong>und</strong> dessen Verhältnis zum<br />

Feminismus im Zusammenhang mit Popkultur <strong>und</strong> Politik. Dabei kam sie zu der<br />

Schlussfolgerung, dass auch das Missy Magazine Ausschlüsse produziert, da es nur „junge,<br />

kinderlose Frauen ohne Migrationshintergr<strong>und</strong>, aber mit höherem Bildungsniveau, für die<br />

Musik <strong>und</strong> <strong>Medien</strong> eine wichtige Rolle spielen“, anspricht.<br />

Nicht zuletzt durch den pointierten Kommentar von Elisabeth Prommer wurde anhand von<br />

Guths Beitrag diskutiert, welche theoretischen Begriffe, Doing oder Performing, für eine<br />

Analyse geeigneter seien. Kritisiert wurde vor allem die Gleichsetzung des Begriffs der<br />

„Emotion“ mit „Liebe“ ,während sich anhand des Missy Magazine auch noch einmal die<br />

Diskussion über die anvisierten Teilöffentlichkeiten <strong>und</strong> damit verb<strong>und</strong>enen „Brüchigkeiten“<br />

in den Heften entwickelte.<br />

Neben einzelnen Kritikpunkten an Begrifflichkeiten oder Methoden zeichneten sich in den<br />

Kommentaren <strong>und</strong> Diskussionen zu den einzelnen Vorträgen auch darüber hinausgehende,<br />

allgemeinere Punkte ab, die sich an den unterschiedlichen Ansprüchen der hier aufeinander<br />

treffenden Disziplinen <strong>und</strong> den Erwartungen an die Reflexion neuer Forschungsperspektiven<br />

wie die <strong>Queer</strong>-Theorie <strong>und</strong> die Intersektionalitätsforschung entzündeten. Dies wurde in der<br />

Abschlussdiskussion wieder aufgegriffen, die deutlich machte, dass die Tagung hier<br />

zunächst vor allem Fragen aufgeworfen hatte. So wurde durch den Fokus des<br />

Eröffnungsbeitrags als auch der Abschlussdiskussion auf die<br />

(kommunikationswissenschaftliche) <strong>Gender</strong>forschung zum Beispiel noch einmal sichtbar,<br />

dass sich die Theorien <strong>und</strong> Ideen der <strong>Queer</strong>-Studies zumindest hier noch nicht<br />

manifestieren. In der Abschlussdiskussion wurden die Tagungsbeiträge außerdem in einen<br />

größeren gesellschaftlichen Kontext gestellt. Sowohl auf der institutionellen,<br />

wissenschaftlichen Ebene als auch in Bezug auf den Gegenstand der Forschung wurde die<br />

Frage nach neoliberalen Zwängen <strong>und</strong> Ideologisierungen, nach Identitäten <strong>und</strong> politischen<br />

Handlungsmöglichkeiten als zentrale Themen aufgeworfen.<br />

http://www.zfmedienwissenschaft.de<br />

März 2010<br />

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