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Der Reichstag und die Kameruner Meuterei - Golf Dornseif

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<strong>Der</strong> <strong>Reichstag</strong> <strong>und</strong> <strong>die</strong> <strong>Kameruner</strong> <strong>Meuterei</strong><br />

von <strong>Golf</strong> <strong>Dornseif</strong><br />

Dezember 1893 kam es in der deutschen Kolonie Kamerun zu einer <strong>Meuterei</strong> der<br />

farbigen Söldner im Dienst der deutschen Schutztruppe, <strong>die</strong> man später als "Notruf"<br />

interpretierte wegen unmenschlicher Lebensbedingungen als Folge unfähiger<br />

Administration. Die Ereignisse fanden schliesslich Gehör im Deutschen <strong>Reichstag</strong>, der<br />

in seiner 53. Sitzung vom 19. Februar 1894 groteske Misswirtschaft diagnostizierte.<br />

Auszüge der Protokolle ver<strong>die</strong>nen historische Beachtung.<br />

GRAF ARNIM: Ich wende mich nun zu den Vorgängen in Kamerun <strong>und</strong> kann nicht zugeben, dass sie<br />

bedeutungslos seien wie der Herr Reichskanzler behauptet. Eine international angesehene Zeitung hat<br />

kürzlich kommentiert "Die <strong>Meuterei</strong> der Schutztruppe wird auf <strong>die</strong> Entwicklung der Kolonien höchstens<br />

eine vorteilhafte Wirkung haben, da <strong>die</strong> Untersuchung gewiss etwaige Schäden beseitigen dürfte ..."<br />

Wenn man <strong>die</strong> richtigen Konsequenzen daraus ziehen würde, müsste man sich bemühen, schleunigst<br />

<strong>Meuterei</strong>en in unseren Kolonien anzuzetteln, weil anschliessend etwaige Missstände beseitigt würden.<br />

<strong>Der</strong> Herr Reichskanzler sagt: <strong>Meuterei</strong>en sind Ereignisse, <strong>die</strong> überall passieren. Das gehört zu den<br />

wirtschaftlichen Ausgaben, das kann noch h<strong>und</strong>ertmal vorkommen.<br />

Indirekt räumt der Herr Reichskanzler ein, dass er den falschen Mann zum Gouverneur ernannt hat <strong>und</strong>.<br />

eine baldige Abberufung erwägt. Das Eigentümliche bei der ganzen Angelegenheit ist jedoch, dass<br />

inzwischen viele Wochen verstrichen sind, <strong>und</strong> wir nach wie vor keine Detailkenntnisse über <strong>die</strong><br />

Umstände der <strong>Meuterei</strong> erhalten haben. Deutschland unterhält für 140.000 Mark eine Seekabel-<br />

Verbindung mit Kamerun, <strong>und</strong> warum erreichen uns keine dringenden Nachrichten von dort?


<strong>Der</strong> Herr Abgeordnete Bebel hat dem Parlament Peitschen auf den Tisch gelegt, <strong>die</strong> nach seinen<br />

Angaben für Strafaktionen in Kamerun auch bei Frauen benutzt wurden. Es ist bei allen Afrika-Forschern<br />

<strong>und</strong> Kennern fester Gr<strong>und</strong>satz, eingeborene Frauen nicht zu prügeln oder peitschen. Auch schwarze<br />

Männer werden wegen Faulheit nicht geprügelt, nur Fälle von Widersetzlichkeit, Verbrechen <strong>und</strong><br />

Diebstahl werden meist mit Halseisen <strong>und</strong> Kette geahndet ...<br />

Meine Herren, <strong>die</strong> verfehlte Behandlung der Söldner <strong>und</strong> <strong>die</strong> Vorenthaltung des zustehenden Lohns<br />

entsprang vielleicht einem Hang zu falscher Sparsamkeit. Wenn Herr Leist als Vertreter <strong>die</strong>ses<br />

Gouvernements den losgekauften ehemaligen Sklaven anständigen Lohn ausgezahlt hätte, so hätte man<br />

ihnen durch Entziehung des Solds bei Aufsässigkeit Strafen auferlegen können. Statt dessen folgten<br />

Prügel <strong>und</strong> Misshandlungen der Frauen.<br />

<strong>Der</strong> von den Meuterern angerichtete Schaden an den Gebäuden des Gouvernements <strong>und</strong> in der näheren<br />

Umgebung beträgt mindestens 200.000 Mark. Nach dem vorliegenden dürftigen Bericht des Herrn<br />

Kanzlers Leist kam es wegen der Besoldungsfrage unter den Dahomey-Soldaten zum Aufruhr. Führer<br />

<strong>und</strong> Unteroffiziere der Polizeitruppen ahnten das Unheil schon lange vor dem Ausbruch der Revolte.<br />

Zwei sudanesische<br />

Polizeisoldaten als<br />

Wachtposten mit<br />

präsentiertem Gewehr.<br />

Diese Berufssoldaten hatten<br />

den Ruf, absolut zuverlässig<br />

zu sein in allen Situationen<br />

des Gefechts, auf<br />

Expeditionen <strong>und</strong> als<br />

Ordnungsmacht unter<br />

schwierigen Bedingungen ...<br />

REICHSKANZLER GRAF VON CAPRIVI: Ich habe eine Disziplinar-Untersuchung angeordnet <strong>und</strong><br />

Regierungsrat Rose mit dem nächsten Dampfer nach Kamerun geschickt. Es wird mindestens einen<br />

Monat dauern, bis wir neue Post vorliegen haben, <strong>und</strong> alles braucht seine Zeit. Inzwischen sind 120<br />

Mann hinausgeschickt worden, aber <strong>die</strong> <strong>Meuterei</strong> ist längst beendet. Ob Kanzler Leist in der Lage war,<br />

<strong>die</strong> <strong>Meuterei</strong> zu verhindern, lässt sich von hier aus nicht zuverlässig beurteilen ...<br />

ABGEORDNETER DR. HASSE: Wir können uns freuen, dass <strong>die</strong> deutsche Marine-Infanterie bald von<br />

Sudanesen abgelöst wird, um in Kamerun für Ruhe <strong>und</strong> Ordnung zu sorgen ...<br />

ABGEORDNETER BECK: Abgesehen von der diskutierten <strong>Meuterei</strong> sollten wir nicht vergessen, noch<br />

einmal zurück zu kommen auf <strong>die</strong> Ermordung des Premier-Leutnants von Volckamer in Balinga im<br />

Kamerun-Gebiet, <strong>die</strong> bereits im vergangenen Sommer in der Presse grosse Beachtung fand. Man hat mir


im Juli 1893 versichert, dass wegen der grossen Entfernungen <strong>und</strong> primitiven Landesverhältnisse viele<br />

Fragen offen bleiben müssten. <strong>Der</strong> Premier-Leutnant <strong>und</strong> der Zahlmeister Scadock hätten im Gefecht mit<br />

Eingeborenen den Tod erlitten, gemeinsam mit der übrigen Besatzung vor Balinga.<br />

Mir ist aber bei Nachforschungen zu Ohren gekommen, dass <strong>die</strong> beiden Herren keineswegs im Kampf<br />

fielen, sondern in Geiselhaft massakriert worden sind auf extrem bestialische Weise. Einiges hat man<br />

hier offensichtlich höheren Orts vertuscht, sei es in Berlin oder anderswo. Eine amtliche Mitteilung der<br />

Gouvernementsstation Balinga <strong>und</strong> ein Telegramm mit den furchtbaren Einzelheiten verschwand auf<br />

ungeklärte Weise auf dem Dienstweg ...<br />

Die Familienangehörigen haben alsbald eine Denkschrift verfasst mit dem Tenor einer formellen Anklage<br />

(wegen unterlassener Hilfe usw.), <strong>die</strong> von zahlreichen Zeitungen veröffentlicht wurde ... ohne amtliches<br />

Echo. Nach der Darstellung eines Bruders des Ermordeten hat man den tüchtigen Landwirtschafts-<br />

Experten <strong>und</strong> erfahrenen Offizier auf schmähliche Weise im Dschungel zugr<strong>und</strong>e gehen lassen! Im März<br />

1892 übernahm von Volckamer <strong>die</strong> Station Balinga, begleitet von einem Premier-Leutnant Ramsay, der<br />

Richtung Ja<strong>und</strong>e weiter marschierte. Von Volckamer blieb allein <strong>und</strong> ungeschützt in der Station zurück.<br />

Im Tagebuch brachte Volckamer noch zu Papier: "Bei meinem Abmarsch mit meiner W e i b e r- <strong>und</strong><br />

K r ü p p e l g a r d e werde ich, abgesehen von politischen <strong>und</strong> moralischen Gründen, es wohl<br />

unterlassen den Forderungen des Häuptlings Balinga nachzugeben, dessen geplanten Raubzug zu<br />

unterstützen ..."<br />

Die wesentlichen Beamten des Kaiserlichen Gouvernements zu<br />

Kamerun um 1894: Mittlere Reihe, zweiter von links Assessor<br />

Wehlan (ein grausamer Despot <strong>und</strong> Vergewaltiger), daneben<br />

Gouverneur von Zimmerer. Untere Reihe rechts Büchsenmacher<br />

Zimmerer (gefürchtet wegen seiner Brutalität). Wehlan <strong>und</strong> Kanzler<br />

Leist schändeten zahllose schwarze Frauen.<br />

Meine Herren! Er hatte 50 Dahomey-Söldner bei sich sowie 25 Weiber aus Dahomey. Die Ausrüstung<br />

war mangelhaft, personell <strong>und</strong> materiell. Leutnant Ramsay hatte höchstens 300 Patronen zurück<br />

gelassen, also sechs Patronen je Söldner! In drei Monaten sollte Verstärkung folgen, aber sie traf niemals<br />

ein. Man hätte von Volckamer retten können, doch nichts ist unternommen worden aus Gleichgültigkeit<br />

im Gouvernement. Vom Mai 1892 bis Frühjahr 1893 blieb von Volckamer quasi verschollen.


Bereits am 21. Dezember 1891 hatte Premier-Leutnant von Volckamer an einen Kameraden, den<br />

Premier-Leutnant Schulz, geschrieben: "Meine Polizeisoldaten sind als Sklaven, das Stück zu 400 Mark,<br />

teils vom Sklavenhändler Aite in Togo <strong>und</strong> teils vom König in Dahomey erworben worden. Alle waren<br />

schlecht im Futter. Deshalb brachte man <strong>die</strong> schwächsten Männer nachts an Bord, <strong>die</strong> einigermassen<br />

Ges<strong>und</strong>en tagsüber. So schwindelte der Händler trickreich bei Anwerbungen. Ein Arzt kam erst Monate<br />

später zur Inspektion im Auftrag des Auswärtigen Amtes. 300 Männer <strong>und</strong> 100 Weiber gingen nach Edea.<br />

Bald starben fast 50 davon".<br />

Nun, meine Herren, wissen wir mittlerweile, dass eine Firma in Hamburg mit Sklaven handelt <strong>und</strong> mit der<br />

Reichsregierung Geschäfte abschliesst. Die Firma heisst Wölber & Brohm nebenbei gesagt. Für etwa 20<br />

Pf<strong>und</strong> Sterling wurden Sklaven freigekauft <strong>und</strong> zugleich als Söldner der Schutztruppe angeworben, was<br />

man vielleicht eine gute Tat nennen könnte. Allerdings verkauft <strong>die</strong> gleiche Firma auch Sklaven an <strong>die</strong><br />

Kongo-Regierung ...<br />

Premier-Leutnant von Stetten berichtete dem DEUTSCHEN KOLONIALBLATT (1. Juli 1893), dass er <strong>die</strong><br />

Umstände des Todes von Premier-Leutnant von Volckamer folgendermassen zu erklären versuche:<br />

Ramsay begleitete zunächst Volckamer <strong>und</strong> liess 48 Söldner auf Station Balinga zurück. Ramsay habe<br />

mehrfach König Balinga abgewiesen, der Begleitschutz für seine Raubzüge gegen andere Stämme<br />

wünschte. Auch Volckamer lehnte ab so etwas mitzumachen, musste aber schliesslich nachgeben, weil<br />

er auf das Wohlwollen des Häuptlings wegen Lebensmittel-Versorgung angewiesen war <strong>und</strong> erpresst<br />

wurde.<br />

King Balinga hatte 400 Krieger zur Verfügung <strong>und</strong> beklagte, dass er ebenfalls unter Proviant-Knappheit<br />

leide, weil ihn der Barrongo Stamm arg bedränge <strong>und</strong> ständig Vieh stehle. Premier-Leutnant von Stetten,<br />

der eine Expedition nach Balinga führte, beschloss <strong>die</strong> Station aufzugeben, weil sie inmitten kriegerischer<br />

Stämme lag <strong>und</strong> zu schwach besetzt war. So sah es dort im Mai 1893 aus.<br />

Mit 50 unterernährten Dahomey-Söldnern liess sich keine Verteidigung aufbauen in der Wildnis. Von<br />

Volckamer ist wahrscheinlich im September 1892 umgekommen, vielleicht auch früher oder später. Die<br />

letzte Eintragung im Tagebuch von Volckamers vermerkt (30. April 1892) zahlreiche fusskranke Söldner<br />

mit Geschwüren, verursacht durch Sandflöhe <strong>und</strong> Guinea-Würmer. Unter <strong>die</strong>sen Umständen war von<br />

Volckamer in seiner Isolation dem Tod preisgegeben.<br />

Ein wahrer Hohn ist <strong>die</strong> Behauptung: <strong>die</strong> Dahomey Leute sind freigekauft worden auf Kosten des Reichs<br />

<strong>und</strong> sollen nach sieben Jahren in ihre Heimat zurück geschickt werden. Wo ist <strong>die</strong>se Heimat? Bei König<br />

Behanzin, wo sie nach Menschenfresserart verspeist werden dürfen? Von Volckamer war hoffnungslos<br />

verloren ... Ersparen Sie mir Details über seine letzten Qualen. Es war eine Herzenssache für <strong>die</strong><br />

Hinterbliebenen, dass <strong>die</strong>s alles im <strong>Reichstag</strong> zur Sprache kommen sollte <strong>und</strong> es war nun eine<br />

Gewissensfrage für mich, den Fall gewissenhaft vorzutragen.<br />

ABGEORDNETER BEBEL: Ich komme auf Graf Arnim zurück, der unter anderem meinte: aus der<br />

Tatsache, dass <strong>die</strong> Sozialdemokratie in der Lage war, auf den Tisch des Hohen Hauses einige<br />

Exemplare der viel gerühmten Nilpferd-Peitschen zu legen, scheine hervorzugehen, dass <strong>die</strong> linke Partei<br />

inzwischen auch in Afrika Fuss gefasst habe. Ich kann ihm <strong>die</strong>s gern bestätigen. Jene Nilpferd-Peitschen<br />

sind allerdings durch Parteigenossen aus Kamerun nach Europa gebracht worden. Es waren ebenfalls<br />

Parteigenossen, <strong>die</strong> erste Informationen über den Sklavenhandel jener Hamburger Firma beibrachten<br />

<strong>und</strong> <strong>die</strong> Kaiserliche Regierung darauf hinwiesen bzw. zum Einschreiten veranlassten.<br />

Wir wollten den Parlamentariern einmal <strong>die</strong> Kulturwerkzeuge vorführen, mit denen <strong>die</strong> christliche Kultur in<br />

Afrika verbreitet wird. Keine Sensationshascherei liegt uns nahe, denn mit Nilpferd-Peitschen macht man<br />

keine üblen Scherze ...<br />

(Heiterkeit. Sehr gut! links)


Dr.Semler, Abgeordneter des<br />

Deutschen <strong>Reichstag</strong>s,<br />

fotografierte <strong>die</strong>se Kettensträflinge<br />

während einer Inspektionsreise<br />

nach Kamerun <strong>und</strong> veröffentlichte<br />

sie in einem Buch über <strong>die</strong><br />

kritikwürdigen Zustände in der<br />

Kolonie. Seine "Enthüllungen"<br />

erregten großes Aufsehen in<br />

Berlin, ohne dass sich irgendetwas<br />

änderte zugunsten der<br />

Eingeborenen.<br />

Wenn <strong>die</strong>se aus getrockneter Nilpferdhaut gedrehten Peitschen, mit der Kraft eines rüstigen Mannes<br />

gehandhabt, auf den nackten Körper eines Menschen treffen, muss als Folge der scharfen Kanten<br />

sogleich das Blut spritzen. Das sind also <strong>die</strong> Erziehungswerkzeuge, mit denen der Stellvertretende<br />

Gouverneur Leist in Kamerun <strong>die</strong> Frauen der Dahomey Söldner traktierte. Übrigens werden solche<br />

Peitschen auch auf deutschen Handelsschiffen gegen Farbige benutzt ...<br />

(Hört! Hört! links)<br />

500 Dahomey Leute hat <strong>die</strong> Hamburger Firma durch ihren Agenten Richter vom König Behanzin<br />

angekauft, genauer gesagt <strong>die</strong> Firma Wölber & Brohm. Die Schwarzen wurden an <strong>die</strong> Kongo Gesellschaft<br />

als angebliche "freie Arbeiter" verkauft. Natürlich bestreitet das Hamburger Unternehmen, Sklavenhandel<br />

zu betreiben <strong>und</strong> verweist auf <strong>die</strong> Arbeitsvermittlung im allseitigen Interesse. In den Verträgen ist jeweils<br />

"von ges<strong>und</strong>er Ware frei Lieferort" <strong>die</strong> Rede, aber nicht von ges<strong>und</strong>en Arbeitern.<br />

(Hört! Hört! links)<br />

Es ist nachweisbar, dass tatsächlich "schlechte Ware" an der Station Boma zurückgewiesen wurde nach<br />

ärztlicher Untersuchung. Drei Männer mussten zum Anbieter König Behanzin zurückkehren <strong>und</strong> gegen<br />

kräftige Burschen umgetauscht werden. Ist das kein Sklavenhandel, meine Herren?<br />

(Sehr richtig! links)


Nun, meine Herren, sind, wie offiziell eingeräumt wird, auch bei der <strong>Kameruner</strong> Schutztruppe teilweise<br />

Dahomey Söldner <strong>und</strong> zwar in Folge eines Handelsgeschäftes, das, wie der Herr Geheime Legationsrat<br />

Kayser uns erläuterte, ohne Wissen <strong>und</strong> Willen der Reichsregierung der verstorbene Herr von<br />

Gravenreuth mit dem König Behanzin abgeschlossen hatte. Jene Dahomey Leute provozierten <strong>die</strong><br />

bekannte <strong>Meuterei</strong> in der Schutztruppe zu Kamerun.<br />

Die Löhnung der Polizeisoldaten in Kamerun konnte den Dahomey Leuten nur in Raten ausgezahlt<br />

werden, weil das Reich einen hohen Preis für den Freikauf aus der Sklaverei entrichten musste. Die<br />

ehemaligen Sklaven wurden also gezwungen, das Kaufgeld abzuver<strong>die</strong>nen, das für sie bezahlt worden<br />

war, indem man ihnen <strong>die</strong> fällige Löhnung vorenthielt!<br />

Die Besoldung der als Polizeisoldaten angeworbenen "echten freien Neger" war für <strong>die</strong> übertölpelten<br />

Dahomey Leute ein ständiger Anlass zum Futterneid. Ihr Zorn steigerte sich weiter dadurch, dass <strong>die</strong><br />

echten freien Schwarzen dank ihrer guten Löhnung zwar häufiger Geldstrafen wegen Disziplinlosigkeit<br />

usw. bezahlen mussten, aber kaum mit Prügelstrafe zu rechnen hatten (im Gegensatz zu den Dahomey<br />

Männern).<br />

In einem offiziellen Bericht ist <strong>die</strong> Rede davon, dass <strong>die</strong> Frauen der Dahomey Leute zur <strong>Meuterei</strong><br />

aufgehetzt hätten, was aber nicht einwandfrei bewiesen werden konnte. Eine rohe, barbarische <strong>und</strong><br />

brutale Misshandlung der Frauen kam nun auf das Konto des Vize-Gouverneurs Leist. Er liess <strong>die</strong> Frauen<br />

nackt über Fässer legen <strong>und</strong> mit Nilpferd-Peitschen traktieren, während ihre Männer in strammer Haltung<br />

zuschauen mussten! Leist liess sich das Schauspiel nicht entgehen. Kein W<strong>und</strong>er, dass <strong>die</strong>s das Maß<br />

zum Überlaufen brachte <strong>und</strong> <strong>die</strong> Revolte auslöste ...<br />

(Sehr wahr! bei den Sozialdemokraten)<br />

Karikatur der satirischen Zeitschrift<br />

JUGEND. Unterzeile: "Unsre<br />

Kolonien, aus Sicht der<br />

Konservativen (wohlgenährt) <strong>und</strong><br />

Sozialdemokraten Bebels<br />

(klapperdürr <strong>und</strong> erbärmlich) ..."


Und ich sage weiter: Herr Leist hätte ver<strong>die</strong>nt, dass er an Stelle des allem Anschein nach unschuldigen<br />

Assessors Ribow, der erschossen wurde, gefallen wäre!<br />

Schreckensherrschaft des Kanzlers Leist<br />

Im Dezember 1893, genauer gesagt am 23. Dezember gegen 21 Uhr, erreichten Kaiser Wilhelm II. in<br />

Berlin beunruhigende Telegramme aus Deutsch-Kamerun, <strong>die</strong> ihm gründlich <strong>die</strong> gute Laune während<br />

einer fröhlichen Abendgesellschaft verdarben. Er diktierte seinem <strong>die</strong>nsthabenden Flügeladjutanten<br />

sogleich folgende Eilnachricht für das Auswärtige Amt: "Seine Majestät erhalten soeben Depeschen aus<br />

Kamerun, aus denen hervorgeht, dass Jossplatte zurück erobert ist. Da darüber hier nichts bekannt,<br />

lassen Seine Majestät nachfragen, was das alles zu bedeuten hat".<br />

Im Auswärtigen Amt gerieten <strong>die</strong> Herren Geheimräte in peinliche Verlegenheit, weil sie von nichts eine<br />

Ahnung hatten <strong>und</strong> Majestät auf keinen Fall verärgern durften. Immerhin erreichte das Amt am 25.<br />

Dezember ein Kabel des Direktors der AFRICAN DIRECT TELEGRAPH COMPANY mit der rätselhaften<br />

Information, dass eingeborene Söldner der Polizeitruppe <strong>die</strong> Gouvernementsgebäude in Duala<br />

angegriffen hätten, allerdings schliesslich erfolglos.<br />

Während <strong>die</strong> Informationsquellen des Reichs arg zu wünschen übrig liessen, registrierte in Hamburg<br />

Adolf Woermann, der einflussreiche Reeder <strong>und</strong> Import-Export-Grosshandelskaufmann für Kamerun,<br />

ebenfalls am 25. Dezember den Eingang einer Depesche seines <strong>Kameruner</strong> Niederlassungsleiters:<br />

"Jossplatte gestürmt, Wohnhaus Woermann jetzt Hospital". <strong>Der</strong> Reeder erk<strong>und</strong>igte sich dann am 27.<br />

Dezember beim Auswärtigen Amt "nach näheren Einzelheiten" <strong>und</strong> erhielt zur Antwort "man bitte<br />

dringendst um Diskretion <strong>und</strong> Verschwiegenheit zur Sache ..." Die Bürokraten fürchteten blamable<br />

Presse-Reaktionen in der Heimat.<br />

Das Regierungsgebäude für <strong>die</strong> Kolonie Kamerun in Duala gestattete<br />

während der <strong>Meuterei</strong> eine Verteidigung in mehreren Stockwerken. Kanzler<br />

Leist versteckte sich unter dem Dach mit einigen Beamten, während <strong>die</strong><br />

Polizeisoldaten das Erdgeschoss zu stürmen suchten. In letzter Minute<br />

konnte Leist auf ein Schiff flüchten ...


Das zuerst erwähnte Telegramm (in den Händen des Kaisers) stammte vom <strong>Kameruner</strong> Gouvernements-<br />

Kanzler Karl Theodor Heinrich Leist, dem Stellvertreter des abwesenden Gouverneurs, <strong>und</strong> hatte<br />

folgenden Wortlaut: "Jossplatte durch Hyäne, Gouvernement <strong>und</strong> deutsche Kaufleute zurück erobert.<br />

Fünf Verw<strong>und</strong>ete".<br />

(Anmerkung zum besseren Verständnis: "Jossplatte" war <strong>die</strong> geographische Bezeichnung des Ortes, wo<br />

das Gebäude des Gouvernements stand in Duala. "Hyäne" war ein Kanonenboot der Reichskriegsmarine<br />

im ständigen Einsatz an der westafrikanischen Küste zum Schutz Togos <strong>und</strong> Kameruns bei Aufständen<br />

von Eingeborenen).<br />

Am 24. Dezember äusserte sich Reichskanzler von Caprivi ausweichend <strong>und</strong> verlegen gegenüber Kaiser<br />

Wilhelm II zur Beschwichtigung: "Wahrscheinlich handelt es sich um einen bereits unterdrückten Aufstand<br />

der Eingeborenen ..." Auch Kolonialdirektor Kayser meinte am 25. Dezember, es dürfte wohl eine<br />

<strong>Meuterei</strong> der eingeborenen Polizeisoldaten (aus unbekannten Gründen) gewesen sein während das<br />

Kanonenboot HYÄNE gerade eine kurze Erholungsreise zugunsten der Besatzung nach St. Thomé<br />

unternahm <strong>und</strong> erst verspätet eingreifen konnte.<br />

Am 29. Dezember veröffentlichten <strong>die</strong> Neue Preussische Kreuz Zeitung, <strong>die</strong> Vossische Zeitung sowie <strong>die</strong><br />

Kölnische Zeitung erste Berichte zur <strong>Kameruner</strong> <strong>Meuterei</strong>, gestützt auf verschwommene Kommuniques<br />

des Auswärtigen Amts. Allerdings liess sich <strong>die</strong> Vossische Zeitung in schärferem Ton folgendermassen<br />

vernehmen: "Dass am Regierungssitz ein Aufstand ausbrechen, dass das Gouvernementsgebäude von<br />

den eigenen Polizeitruppen erstürmt <strong>und</strong> geplündert werden könnte, davon konnte niemand träumen!<br />

Dies ist in allen europäischen Kolonien der erste Fall, <strong>und</strong> es müssen geradezu haarsträubende<br />

Vorkommnisse gewesen sein, <strong>die</strong> eine solche <strong>Meuterei</strong> zuwege bringen konnten ..."<br />

Abmarsch einer Expedition von der Station Ja<strong>und</strong>e mit Polizeisoldaten<br />

<strong>und</strong> Trägern, hoch bepackt. Diese Expeditionen waren häufig mit<br />

Strafaktionen verb<strong>und</strong>en gegenüber widerspenstigen Häuptlingen im<br />

Hinterland, <strong>die</strong> auf ihren Privilegien als Zwischenhändler beharrten.<br />

Das Berliner Tageblatt versuchte zu bagatellisieren: " Dem Vorfall ist keine grössere Bedeutung<br />

beizumessen, weil <strong>die</strong> meuternden Polizeisoldaten Schwarze sind, welche bei Trunkenheit <strong>und</strong>iszipliniert<br />

reagieren ... Solche kleinen Kolonialputsche sind deshalb Faktoren, mit denen jeder Kolonialstaat<br />

rechnen muss. Bei den Engländern gab es schon viele solcher Fälle ... "


Reichskanzler von Caprivi hatte vermutlich als Einziger klar erkannt, dass solche Aufstände wie<br />

Buschfeuer überall in den Schutzgebieten aller Nationen ausbrechen konnten mit verheerenden<br />

moralischen Auswirkungen in den Heimatländern der Mächte. So beauftragte er kurz entschlossen am 4.<br />

Januar 1894 den Kaiserlichen Kommissar Regierungsrat Rose nach Afrika zu reisen, vor Ort eine<br />

gründliche Untersuchung mit Zeugenvernehmungen in <strong>die</strong> Wege zu leiten. Die erschütternden<br />

Ergebnisse sind bis in <strong>die</strong> Gegenwart erhalten geblieben im B<strong>und</strong>esarchiv (früher Reichskolonialamt) zu<br />

Potsdam.<br />

<strong>Der</strong> Etat der deutschen Kolonie Kamerun berücksichtigte 1889/90 erstmals <strong>die</strong> Beschäftigung von 12<br />

eingeborenen Polizei<strong>die</strong>nern (als eine Art von Hilfspolizisten bei Expeditionen <strong>und</strong> Strafaktionen). Zuvor<br />

musste man in Notfällen auf Marine-Infanteristen (Seesoldaten genannt) zurückgreifen, weil <strong>die</strong> Kasse<br />

(noch) leer war <strong>und</strong> Berlin knauserte. Erst am 16. Oktober 1891 bequemte sich der Deutsche <strong>Reichstag</strong><br />

zögernd, eine <strong>Kameruner</strong> Polizeitruppe (aus Schwarzen) finanziell auszustatten, doch sollten <strong>die</strong><br />

benötigten Söldner "von weit her" rekrutiert werden, weil man den Einheimischen nicht über den Weg<br />

traute.<br />

Hauptmann Freiherr von Gravenreuth erhielt den Auftrag, als "Einkäufer" der deutschen Reichsregierung<br />

vom König Behanzin in Dahomey 370 Sklaven beiderlei Geschlechts zu besorgen. Kopfpreis je Mann 320<br />

Mark, je Frau 280 Mark. <strong>Der</strong> Hauptmann liess 199 Sklaven einen "Arbeitsvertrag" (mit zugehörigem<br />

Freikauf) unterzeichnen, der vier Paragraphen umfasste:<br />

§ 1 - Die Unterzeichneten erklären sich bereit, nach Kamerun zu gehen <strong>und</strong> dort jedwede Arbeit als<br />

Träger, Soldaten, Farmarbeiter usw. zu verrichten wie es der Arbeitgeber für passend <strong>und</strong> gut befinden<br />

wird.<br />

§ 2 - Dieser Kontrakt läuft über fünf Jahre mit freier Beköstigung <strong>und</strong> Kleidung sowie freier Passage nach<br />

Kamerun, während der gezahlte Vorschuss von 320 Mark oder 280 Mark für <strong>die</strong>se Zeit als Lohn<br />

anzusehen ist.<br />

§ 3 - Den auf Stationen beschäftigten Arbeitern soll ein Stück Land zur eigenen Nutzung zugewiesen<br />

werden.<br />

§ 4 - Sämtliche Unterzeichneten verpflichten sich, auch nach Ablauf von fünf Jahren im deutschen<br />

Kolonialgebiet <strong>und</strong> Dienst zu verbleiben. Es sollen dann weitere Lohnabmachungen nach Fähigkeit <strong>und</strong><br />

Massgabe der Verhältnisse vereinbart werden.<br />

Karikatur aus dem SIMPLICISSIMUS 1904 zur Verspottung des preussischen Drills<br />

in den Kolonien: Krokodile bekommen einen Maulkorb für Wohlverhalten, <strong>und</strong> <strong>die</strong><br />

Giraffen lernen folgsam den schneidigen Paradeschritt in Reih <strong>und</strong> Glied ...


Dieser Kontrakt wurde den Unterzeichneten vom Dolmetscher David im Beisein des Vertreters des<br />

hiesigen deutschen Konsulats übersetzt.<br />

Das Einverständnis wurde durch Handzeichen versichert. (XXX vor allem).<br />

Weidah, am 18. August 1891, gezeichnet C. v. Gravenreuth (sowie Vertreter des Konsuls <strong>und</strong><br />

Dolmetscher).<br />

"Arbeitskontrakte" gleichen Inhalts hat man Ende August 1891 mit weiteren 45 "Freigekauften" in Weidah<br />

<strong>und</strong> am 1. September mit 89 "freigekauften" Männern <strong>und</strong> 37 "freigekauften" Frauen im Ort Klein-Popo<br />

(Küste) geschlossen. Gravenreuth überführte <strong>die</strong> 370 als Sklaven erworbenen Dahomey-Eingeborenen<br />

nach Kamerun, wo sie "heruntergekommen in fast tierischem Zustand" (Zeugenaussage Leist) eintrafen.<br />

Die deutschen Kolonialbehörden taten nichts, um ihre "menschliche Ware" ges<strong>und</strong>en zu lassen, muteten<br />

allen schwere körperliche Arbeit zu <strong>und</strong> hatten nach drei Monaten ein Drittel Tote zu registrieren, zumeist<br />

Opfer der Pocken <strong>und</strong> Auszehrung (Unterernährung). Ende 1893 musste man feststellen, dass<br />

inzwischen zwei Drittel der Dahomey-Leute ihr Leben eingebüsst hatten.<br />

Sklaven als Söldner oder umgekehrt?<br />

Gravenreuth griff sich <strong>die</strong> kräftigsten Dahomey-Männer, um sie als Träger <strong>und</strong> Söldner einzusetzen für<br />

eine Expedition zum Tschad-See. Viele kamen während der gescheiterten Tour um, andere mussten <strong>die</strong><br />

junge Polizeitruppe auffüllen. Dezember 1893 zählte <strong>die</strong> <strong>Kameruner</strong> Söldnerschar 100 Mann, davon 55<br />

ehemalige Sklaven des Königs Behanzin von Dahomey. Die übrigen (nicht versklavten) Polizei-Söldner<br />

stammten aus Sierra Leone, Togo, Liberia <strong>und</strong> Gabun.<br />

Die (ehemaligen) Sklaven bildeten das Rückgrat der Polizeitruppe, weil sie über <strong>die</strong> umfangreichste<br />

militärische Praxis verfügten nach Einsätzen gegen aufrührerische Stämme der Kolonie. Sie lernten nicht<br />

nur treffsicher schießen, sondern auch geschickten Umgang mit den Kanonen. Ihre Ausbeutung<br />

charakterisierte Kanzler Leist in einer Vernehmung durch den entsandten Berliner Untersuchungs-<br />

Kommissar: "Weil uns <strong>die</strong> billigen Dahomey Söldner zur Verfügung standen, denen keine Löhnung<br />

ausgezahlt wurde, konnte <strong>die</strong> Truppe wesentlich vergrössert werden über <strong>die</strong> ursprünglich vom<br />

Deutschen <strong>Reichstag</strong> finanzierten 50 Mann ..."<br />

Auf <strong>die</strong>se Weise braute sich das kommende Unheil langsam zusammen. Während der Rekrutenzeit<br />

bekamen Söldner monatlich 20 Mark "Taschengeld", nach Abschluss der Ausbildung 30 Mark. Für <strong>die</strong><br />

Ex-Sklaven aus Dahomey galten andere "Geschäftsbedingungen" unter Kanzler Leist <strong>und</strong> Hauptmann<br />

Gravenreuth: Sie mussten jetzt <strong>die</strong> vom Reich gezahlten Freikaufbeträge "abver<strong>die</strong>nen", also auf Sold<br />

verzichten. Zeugenaussagen der Söldner Akapo <strong>und</strong> Soba: "Wir durften bei den Expeditionen zwar<br />

plündern, mussten aber <strong>die</strong> Beute stets an Kanzler Leist abliefern, der alles für sich allein behielt ..."<br />

Dieses Verhalten empörte <strong>die</strong> Dahomey-Leute, weil <strong>die</strong> "echten Söldner" viel besser behandelt wurden in<br />

<strong>die</strong>ser Zwei-Klassen-Kämpferschar.<br />

Am 1. Januar 1894 berichtete Kanzler Leist freimütig dem Reichskommissar unter anderem: "Die<br />

Dahomey Männer erhalten zwar keinen Sold, aber zu Weihnachten, an des Kaisers Geburtstag <strong>und</strong><br />

sonstigen Feiertagen kostenlos Weiber zugeteilt, <strong>die</strong> pro forma mit ihnen verehelicht wurden,<br />

sogenannte Gouvernementsweiber. Das sonst übliche Heiratsgeld, das dem Gouvernement zufloss, blieb<br />

ihnen erspart. Da mussten sie sich doch wie im Himmel auf Erden fühlen ..."<br />

In Wirklichkeit lag hier ein sexueller Konkurrenzkampf vor, da ein "Söldner Erster Klasse" monatlich 20<br />

Mark für geschlechtliche Annehmlichkeiten zu zahlen hatte (an <strong>die</strong> Einheimischen). Ein verheirateter<br />

Dahomey-Quasi-Söldner (ohne Sold) konnte sich unter <strong>die</strong>sen Umständen (aus europäischer Sicht) wie<br />

ein Zuhälter betätigen <strong>und</strong> seine Ehefrau an frauenlose Kameraden gegen Gebühren "ausleihen", um<br />

sich Taschengeld zu verschaffen!


Die Dahomey-Söldner waren mit ihren Frauen - getrennt von den übrigen "normalen" Polizeisoldaten - in<br />

Quartieren nahe dem Gouvernementsgebäude untergebracht, um Reibereien zu vermeiden. Zu ihren<br />

Verpflegungssätzen liegende folgende Angaben vor:<br />

TÄGLICH 600 Gramm Reis, 200 Gramm Fleisch <strong>und</strong> 62 Gramm Hartbrot.<br />

WÖCHENTLICH 50 Gramm Zucker, 20 Gramm Tee, eine Portion Tabak, ein Stück Seife für jeweils drei<br />

Mann sowie an jedem Dienstag, Donnerstag <strong>und</strong> Samstag eine Flasche Rum für jeweils drei Mann.<br />

Premier-Leutnant Häring, Anführer der <strong>Kameruner</strong> Polizeisoldaten ab Oktober 1893, durfte ohne<br />

vorherige Genehmigung des Kanzlers Leist "Disziplinarstrafen verhängen, <strong>die</strong> den Betrag eines<br />

Monatslohns, 50 Stockhiebe oder eine Woche Arrest nicht überschreiten" sollten. Weil <strong>die</strong> Dahomey-<br />

Söldner jedoch überhaupt keine Bezahlung für ihre Dienste erhielten, konnte man sie auch nicht durch<br />

Soldabzug bestrafen. Statt dessen drohte ihnen Kürzung der Lebensmittel-Rationen oder Entzug jeder<br />

Nahrung auf bestimmte Zeit bzw. <strong>die</strong> Prügelstrafe ersatzweise. Männer mussten vollkommen nackt über<br />

einer Tonne liegen <strong>und</strong> Schläge mit der gefürchteten Nilpferdpeitsche erdulden mit häufigen<br />

Verletzungen ernster Natur. Dabei Fesselung an Händen <strong>und</strong> Füssen. Manchmal wurden Delinquenten<br />

auch an den Händen aufgehängt, sodass nur noch <strong>die</strong> Fussspitzen den Boden berührten.<br />

Alle von Kommissar Rose vernommenen Kolonialbeamten bestätigten, dass Misshandlungen der<br />

Polizeisoldaten an der Tagesordnung waren auf Befehl des Kanzlers. Weisse (deutsche) Unteroffiziere<br />

erwiesen sich als brutal <strong>und</strong> rücksichtslos, vor allem Sergeant Lewonig <strong>und</strong> Gefreiter Steinecke.<br />

Afrikanische Gefreite mussten bei der Quälerei mitmachen. Vernehmung des Zeugen Steinecke: "Oft<br />

floss den Männern das Blut aus den Nasen bei der Bestrafung, sonst hätten sie nicht gehorcht ..."<br />

Im Herbst 1892 leitete Assessor Wehlan <strong>die</strong><br />

<strong>Kameruner</strong> Polizeitruppe, während der<br />

willensschwache Gouverneur Eugen von<br />

Zimmerer nur seine Ruhe haben wollte <strong>und</strong><br />

alle Zügel schleifen ließ.<br />

Bei Kriegsausbruch 1914 bestand <strong>die</strong>se<br />

Polizeitruppe aus 30 deutschen<br />

Polizeimeister-Planstellen, meist ehemaligen<br />

Unteroffizieren der Schutztruppe, <strong>und</strong> 1650<br />

farbigen Kräften in 49 Abteilungen bzw.<br />

Posten.<br />

Die Männer verfügten über 17 MG, zumeist<br />

mit der Jägerbüchse ausgestattet neben dem<br />

Gewehr 98. <strong>Der</strong> militärische Wert der Truppe<br />

war wegen mangelhafter Bewaffnung <strong>und</strong><br />

Ausbildung gering einzuschätzen.


Kanzler Leist trieb es am schlimmsten<br />

Frau Ndogussi, Ehefrau des Söldners Ottonjo, <strong>die</strong> zu den wenigen Überlebenden der Duala <strong>Meuterei</strong><br />

zählte <strong>und</strong> zu Zwangsarbeit verurteilt wurde, erklärte während ihrer Vernehmung durch Kommissar Rose<br />

am 9. Februar 1894: "Leist wurde von den Soldaten am meisten gehasst wegen seiner tückischen<br />

Übergriffe. Saßen <strong>die</strong> Männer friedlich beim Essen zusammen, verbot er ihnen weiter zu speisen <strong>und</strong><br />

jagte sie durch <strong>die</strong> Gegend, um sich zu vergnügen ..."<br />

Jene Söldner, <strong>die</strong> sich im Einsatz durch Grausamkeiten hervortaten gegenüber anderen Eingeborenen,<br />

durften mit Beförderung rechnen. Ingenieur Drees als Zeuge: "Ich entsinne mich, wie Assessor Wehlan<br />

einmal in der Beamten-Messe von der großen Geschicklichkeit erzählte, mit der ein Angehöriger der<br />

Polizeitruppe, er hiess Gefreiter Commande, es verstanden habe, gegnerischen Eingeborenen <strong>die</strong> Haut<br />

vom Kopf zu ziehen. Er mache Messerschnitte vom M<strong>und</strong> zum Ohr, fasse dann mit seinen Zähnen zu<br />

<strong>und</strong> ziehe so <strong>die</strong> Haut in einem Stück vom Gesicht ..."<br />

Die Dahomey Frauen waren zumeist ehemalige Sklavinnen des Königs von Dahomey, angekauft wie <strong>die</strong><br />

Männer von Hauptmann Gravenreuth <strong>und</strong> danach nach Kamerun überführt. Einige berichteten sie seien<br />

im Verlauf deutscher Expeditionen unterwegs entführt <strong>und</strong> an <strong>die</strong> Küste verschleppt worden. Die<br />

Gouvernementsbehörden überliessen <strong>die</strong>se Frauen "grosszügig" den neuen Söldnern zum beliebigen<br />

Gebrauch. Da <strong>die</strong> Söldner kein Geld besassen, um <strong>die</strong> Verpflegung solcher Konkubinen zu finanzieren,<br />

mussten sie für das Gouvernement Zwangsarbeit verrichten. Das heisst: <strong>die</strong> Frauen mussten für ihre<br />

Männer kochen <strong>und</strong> haushalten, Kinder hüten <strong>und</strong> obendrein zum Beispiel Gartenarbeiten erledigen im<br />

Gouvernementspark.<br />

Notzuchtverbrechen des Kanzlers Leist gegenüber den eingeborenen Frauen steigerten sich täglich <strong>und</strong><br />

vor allem nachts. Er liess im Schutz der Dunkelheit Soldatenfrauen abführen <strong>und</strong> in sein Zimmer bringen,<br />

wo er sich allein oder mit Fre<strong>und</strong>en an ihnen verging. Diener Paul Waterly musste "Nachschub" herbei<br />

schaffen. Zeuge Söldner Weihnu zu Kommissar Rose: "Von meinen beiden Ehefrauen hat Kanzler Leist<br />

mein Weib Taifo fünf- oder sechsmal nachts holen lassen, um mit ihr zu schlafen". - Frau Adiodbi als<br />

Zeugin: "Ich bin viermal nachts abgeschleppt worden. <strong>Der</strong> Diener drohte, mich bei einer Weigerung ins<br />

Gefängnis werfen zu lassen ..." Frau Adjufunke als Zeugin: "Mir ist es genau so ergangen". Weitere<br />

Soldatenfrauen berichteten Ähnliches mit geringen Abweichungen.<br />

Zahllose Versprechungen der Obrigkeit, demnächst endlich Sold zu zahlen, blieben unerfüllt über Jahre<br />

hinaus. Protestschreiben, Petitionen, mündliche Bitten nutzten nichts. 1893 berieten <strong>die</strong> Dahomey Leute<br />

in geheimen Treffen über Gewaltakte, um nun ihre berechtigten Forderungen durchzusetzen. Zur<br />

Formulierung eines allerletzten Bittbriefs in deutscher Sprache gewannen <strong>die</strong> künftigen Meuterer Alfred<br />

Bell, einen Sohn des hoch angesehenen Duala Häuptlings King Bell. Es wurde am 6. März 1893 dem<br />

Assessor Wehlan überreicht:<br />

An Seine Hochwohlgeboren , den Kaiserlichen Kanzler des Schutzgebietes von Kamerun.<br />

Euer Hochwohlgeboren.<br />

Wie Euer Hochwohlgeboren selbst wohlweist, wir alle Dammeleute sind Ihrer Eigentum. Wir haben keine<br />

Eltern <strong>und</strong> keine Verwandten hier, <strong>und</strong> wir sind seit zwei Jahren hier <strong>und</strong> haben bis jetzt niemals<br />

Taschengeld bekommen. So bitten wir alle Euer Hochwohlgeboren aufrichtig zu sagen, dass wir sind<br />

Ihrer Eigentum, <strong>und</strong> deshalb bitten wir Ihnen ganz gehorsamst, ob Sie uns nicht mitleiden können <strong>und</strong><br />

uns etwas Taschengeld geben.<br />

Da wir aber auch etwas Vergnügen gern mitmachen möchten, wir aber können es nicht, weil wir kein<br />

Taschengeld haben, wir sind ebenso brauchbar wie <strong>die</strong> anderen Gouvernement Soldaten <strong>und</strong> wir haben<br />

ebenso gut unseren Herzen <strong>und</strong> Hände für deutsches Vaterland ergeben wie jeder deutsche Soldat so<br />

bitten wir Ihnen gehorsamst uns auch etwas Taschengeld zu geben. Herrn Kanzler Wehlan hat uns alle<br />

Damme (Dahomey Leute) einmal 60 Mark geschenkt. Das ist alles was wir bis jetzt bekommen haben.<br />

Euer Hochwohlgeboren gehorsamster Dammeheadmann (Sprecher der Dahomey Soldaten), gezeichnet<br />

MAMADU.


Dampfer NACHTIGAL war ein<br />

jachtähnliches<br />

"Kompositionsschiff" des<br />

Gouverneurs von 34 Meter<br />

Länge <strong>und</strong> sechs Meter Breite<br />

sowie drei Meter Tiefgang.<br />

180 PS Antrieb, 11 Knoten<br />

Geschwindigkeit.<br />

Zwei Revolverkanonen <strong>die</strong>nten<br />

der Verteidigung in Notfällen.<br />

Leist liess Mamadu <strong>und</strong> den Übersetzer zu sich rufen, um sie zu verwarnen. Vor allem Bell dürfe sich<br />

nicht in <strong>die</strong> Angelegenheiten des Gouvernements einmischen als Fürsprecher der Dahomey Soldaten.<br />

Weiter passierte nichts während der Unterredung, doch bald danach ließ Leist <strong>die</strong> Rationen kürzen. Die<br />

Männer reagierten mit passivem Widerstand, vernachlässigten ihre Pflichten <strong>und</strong> Ausrüstungen, <strong>die</strong><br />

Waffenpflege. Premier-Leutnant Häring <strong>und</strong> seine deutschen Unteroffiziere ahnten allmählich drohendes<br />

Unheil, <strong>und</strong> der Offizier empfahl Kanzler Leist einige Zugeständnisse wegen des Soldes zu machen mit<br />

Monatslohn zwischen drei <strong>und</strong> fünf Mark rückwirkend ab Oktober 1893, als der Leutnant das Kommando<br />

übernahm. Leist lehnte schroff ab <strong>und</strong> genehmigte - wie zum Hohn - nur minimale Beträge pro Kopf, <strong>die</strong><br />

von den Dahomey Leuten zornig eingesammelt <strong>und</strong> zurückgebracht wurden.<br />

Leist im Originalton: "Die knappen finanziellen Mittel des Schutzgebietes gestatten nicht, dass so viele<br />

Söldner auf einmal drei bis fünf Mark ausgezahlt bekommen sollen. Ich bin aber bereit, dass ein<br />

Dahomey Mann mit fünf Mark, drei Dahomey Leute mit drei Mark <strong>und</strong> 10 Dahomey Leute mit einer Mark<br />

Löhnung neu engagiert werden zur Aufstockung der Truppe ..." - Es war klar erkennbar, dass durch<br />

solche Tricks <strong>die</strong> Männer gegeneinander aufgehetzt <strong>und</strong> innerhalb ihrer Einheiten gespalten werden<br />

sollten.<br />

Geheime Versammlungen der Söldner mehrten sich in den folgenden Wochen, <strong>und</strong> freimütige<br />

Aussprachen mit den Vorgesetzten, sogenannte "chop palaver", zeigten keinerlei Wirkung. Premier-<br />

Leutnant (Oberleutnant) Häring, sonst halbwegs vernünftig im Umgang mit den Schwarzen, verschloss<br />

seine Ohren aus Furcht vor dem jähzornigen Kanzler.<br />

Was geschah am 15. Dezember 1893 ?<br />

An jenem Tag weigerten sich <strong>die</strong> Ehefrauen der Dahomey Männer, wiederum harte Zwangsarbeit in den<br />

Kaffee-Plantagen zu leisten ohne jede Entlohnung. Leist liess sie einfangen <strong>und</strong> zur Arbeitsstelle zerren.<br />

Bald darauf entfernten sich mehrere Frauen aus den Plantagen, nachdem <strong>die</strong> Aufpasser abgezogen<br />

waren. Gegen 16 Uhr tauchte Leist, begleitet von Ingenieur Drees <strong>und</strong> Büchsenmacher Zimmermann<br />

(einem Waffenmeister), bei den Zwangsarbeiterinnen auf <strong>und</strong> entdeckte nur etwa 10 beim Arbeiten. Das<br />

reiche nicht aus, tobte Leist, denn er hätte viel mehr Kräfte zu den Plantagen befohlen.


Im privaten Erinnerungsalbum eines Angehörigen der Schutztruppe fand man<br />

<strong>die</strong>se Fotografie. Ob der Vollzug der Prügelstrafe hier vorgetäuscht oder "echt"<br />

ist, lässt sich nicht klar erkennen. Von Januar 1903 bis März 1914 sind in<br />

DSWA 49.506 Fälle von Auspeitschungen aktenk<strong>und</strong>ig (Gerichtsurteile<br />

<strong>und</strong>/oder sogenannte Verwaltungsakte).<br />

Nachdem der Dolmetscher mehrere Frauen aufgespürt hatte, fiel der Kanzler mit Stockschlägen über sie<br />

her <strong>und</strong> kündigte weitere Strafen an. Die Vorarbeiterin, Frau Sagodi, erwiderte, dass <strong>die</strong> zum Bereiten der<br />

Mahlzeiten eingeteilten acht Frauen nicht alles bewältigen könnten <strong>und</strong> Verstärkung zum Kochen<br />

benötigten. Erneut hagelte es Stockhiebe. Wer nicht tüchtig arbeiten wolle - so Leist - werde in den Busch<br />

gejagt. Ingenieur Drees gab zu bedenken, dass man Frauen besser nicht prügeln sollte, abgesehen von<br />

einzelnen Stockhieben. Leist wischte den Einwand weg <strong>und</strong> befahl Zimmermann jede widersetzliche<br />

Eingeborene unverzüglich mit 10 Stockschlägen zu reglementieren.<br />

Die Plantagen-Arbeiterinnen mussten von Aufsehern zum Drillplatz getrieben werden, wo täglich<br />

zwischen 17 <strong>und</strong> 18 Uhr Exerzier-Übungen für <strong>die</strong> Männer angesetzt waren. Die unbewaffneten Söldner<br />

hatten in Reih <strong>und</strong> Glied anzutreten <strong>und</strong> aufzupassen, dass <strong>die</strong> Frauen in <strong>die</strong>ser Situation nicht flüchteten<br />

(unter Zimmermanns Kommando).<br />

<strong>Der</strong> farbige Gefreite John Cold übernahm von Leist eine Flusspferd-Peitsche (heutzutage auch als<br />

Tjambok in der Burensprache bekannt <strong>und</strong> gefürchtet) <strong>und</strong> hatte unverzüglich <strong>die</strong> Strafaktion zu<br />

vollziehen. "Runter mit dem Zeug!" befahl der Kanzler, um sich am "Schauspiel" der nackten Frauen zu<br />

ergötzen. Zimmermann ordnete an, <strong>die</strong> Delinquentinnen mit dem Bauch über leere eiserne Zementfässer<br />

zu legen <strong>und</strong> an Händen <strong>und</strong> Füssen zu fesseln auf eine Weise, dass sie unbeweglich gegen <strong>die</strong> Tonnen<br />

gepresst wurden. Nun schlug John Cold mit seiner Peitsche zu, immer wieder, bis <strong>die</strong> Opfer<br />

blutüberströmt nur noch wimmerten. Unterdessen mussten <strong>die</strong> Ehemänner stramm stehend zuschauen,<br />

wie der Tjambok jeweils etwa 15 mal sich ins nackte Fleisch grub. Insgesamt waren etwa 25 Frauen<br />

betroffen nach Zeugenaussagen.<br />

Spätere Aussage Leist: "Es war nur eine massvolle Züchtigung, <strong>die</strong> dem Herrn gegenüber seinem<br />

Gesinde in der Regel zusteht ..." (Akte 4021 Reichskolonialamt, Blatt 23).


Gegen 18 Uhr kehrten <strong>die</strong> Polizeisoldaten schweigend in Marschkolonne zur Unterkunft zurück <strong>und</strong>.<br />

besprachen erneut <strong>die</strong> unerträgliche Lage aller Betroffenen. Zuletzt beschlossen <strong>die</strong> erbitterten Männer in<br />

ihrer ausweglosen Gewissensnot Kanzler Leist zu töten, andere Deutsche jedoch zu schonen. <strong>Der</strong><br />

Beschluss endete einstimmig. Darüber hinaus empfahl der Anführer Mamadu "das Munitionshaus zu<br />

knacken, damit <strong>die</strong> Weissen ohne Waffen <strong>und</strong> Patronen fortgetrieben werden können ..." Alle Frauen<br />

waren einverstanden.<br />

Um 18.30 Uhr schlichen sich <strong>die</strong> Rebellen zum Munitionslager, brachen <strong>die</strong> Türen auf, holten <strong>die</strong><br />

Kanonen heraus <strong>und</strong> alles andere, was man zum Angriff benötigte. Im Gouverneursgarten zogen<br />

Beobachter auf. Dolmetscher Hardesty weigerte sich, eine Delegation der Männer zu begleiten, um Leist<br />

zur Rede zu stellen. Im Europäer-Lazarett fiel der Lärm auf, <strong>und</strong> ein kranker Deutscher stellte sich<br />

(Steineke). "Gehen Sie zurück ins Bett, sonst müssen wir schießen! Wir wollen nur den Kanzler Leist<br />

umbringen, sonst niemand. Abmarsch zurück!" Steineke, gleichfalls ein Leuteschinder, verdrückte sich<br />

eilig.<br />

Um 19 Uhr fielen <strong>die</strong> ersten Schüsse: Mamadu <strong>und</strong> Aly zielten wohl überlegt auf den in der Ersten Messe<br />

(Kantine) für Beamte am Kopfende sitzenden Deutschen, weil <strong>die</strong> Dahomey Leute erfahrungsgemäss<br />

wussten, dass dort stets Kanzler Leist speiste. Zufällig hatte Leist zu <strong>die</strong>ser St<strong>und</strong>e irgendetwas anderes<br />

zu tun, <strong>und</strong> auf dem Stuhl des Kanzlers sass Assessor Riebow. Er wurde tödlich getroffen, <strong>und</strong> <strong>die</strong><br />

übrigen Beamten liefen in Panik davon, ohne sich um den Sterbenden zu kümmern.<br />

Kurze Zeit danach erschienen Leist, Haering, Maschinist Schulz <strong>und</strong> Zimmermann am Drillplatz, begleitet<br />

vom farbigen Gefreiten Sassu, dessen Kameraden Commande, Coffee <strong>und</strong> Kume (alles Gefreite).<br />

Niemand ahnte etwas von den Attacken im Speisesaal. Als man das Tor vom Gouvernementspark<br />

erreichte, standen sie plötzlich vor zahlreichen Dahomey Männern, <strong>die</strong> ihre Gewehre auf <strong>die</strong><br />

Ahnungslosen richteten.<br />

Leist hatte Angst weiter zu gehen <strong>und</strong> schickte Sassu voraus mit dem Auftrag, <strong>die</strong> Rebellen zur<br />

Kapitulation zu überreden. Aber mit den Söldnern war keine Diskussion mehr möglich, denn sie<br />

eröffneten das Feuer. Die Gruppe löste sich im Handumdrehen auf <strong>und</strong> suchte Zuflucht im Gebäude des<br />

Gouvernements. Kume <strong>und</strong> Coffee fanden ihr Heil im Busch <strong>und</strong> kehrten erst zwei Tage später zurück,<br />

als Verräter an ihren Kameraden gebrandmarkt.<br />

Mittlerweile befahl Leist, das Gebäude mit Mobiliar zu verbarrika<strong>die</strong>ren, Türen <strong>und</strong> Fenster zu sichern <strong>und</strong><br />

Munition zu verteilen an alle Beamten. Schwarze Diener sollten sich zu den Faktoreien schleichen <strong>und</strong><br />

Hilfe herbei holen. Man rechnete obendrein bald mit der Unterstützung von einem deutschen<br />

Vermessungskommando, das an Bord der Hulk (abgetakeltes Schiff) CYCLOP untergebracht war.<br />

Leutnant zu See Deimling rückte mit sieben Matrosen aus <strong>und</strong> informierte das Gouvernementsschiff<br />

NACHTIGAL mit Feuerbefehl. Unversehrt erreichten <strong>die</strong> Helfer in der Not das belagerte Haus des<br />

Gouvernements, wo Leist, Haering, Deimling <strong>und</strong> zwei Matrosen im Obergeschoss Posten bezogen<br />

hatten.<br />

Im Erdgeschoss waren fünf Wey-Soldaten (Söldner) zur Verteidigung eingeteilt, ergänzt durch vier<br />

deutsche Faktoristen, einen Engländer aus Händlerkreisen <strong>und</strong> eine deutsche Krankenschwester. Das<br />

stellte <strong>die</strong> gesamte deutsche Streitmacht dar zwei St<strong>und</strong>en nach Ausbruch der <strong>Meuterei</strong>. <strong>Der</strong><br />

Munitionsvorrat umfasste knapp 300 Patronen. Kanonenboot HYÄNE war zufällig "beurlaubt" auf<br />

Erholungsreise Kurs St. Thomé <strong>und</strong> zwischen dem 25. November <strong>und</strong> 20. Dezember unerreichbar. Das<br />

Telegraphenbüro in Bonny (Nigeria) hatte täglich nur zwischen neun <strong>und</strong> 18 Uhr Geschäftszeit. Die<br />

Seekabel-Verbindung litt unter Störungen technischer Natur . Europa blieb vorläufig unerreichbar.<br />

Gute Bewaffnung als Startkapital<br />

Die Ausgangslage der <strong>Meuterei</strong> schien zunächst günstig, denn <strong>die</strong> Dahomey Town lag fünf Minuten von<br />

den übrigen Söldner-Unterkünften entfernt bzw. von den Quartieren der Unteroffiziere. <strong>Der</strong> Schuppen


voller Munition befand sich jedoch in unmittelbarer Nachbarschaft der Rebellen-Standorte, abgesehen<br />

von den dort abgestellten Kanonen: Zwei Schnell-Ladegeschütze 3,7 cm, zwei Maxim-Geschütze Modell<br />

71 <strong>und</strong> 88, dazu 600 Jäger-Büchsen Modell 71 <strong>und</strong> 46 Infanterie-Gewehre Modell 71/84. Weiterhin 20<br />

Karabiner Modell 71, obendrein 87 Remington Gewehre usw. Allerdings hatte <strong>die</strong> verfügbare Munition<br />

einige qualitative Mängel <strong>und</strong> beeinträchtigte vielfach zielsicheres Schiessen trotz guter Ausbildung.<br />

Zur gleichen Zeit sah es in Kamerun für das Deutsche Reich keineswegs rosig aus. Hauptmann<br />

Gravenreuths Expedition scheiterte, er büsste sein Leben ein im Gefecht gegen den Buea-Stamm. Im<br />

Norden Kameruns mussten viele Stationen (militärische Stützpunkte) aufgegeben werden mangels<br />

ausreichender Besetzung inmitten feindseliger Eingeborener.<br />

An der <strong>Meuterei</strong> der Dahomey Leute beteiligten sich von 55 Söldnern 47 Männer, dazu 43 Frauen (als<br />

Munitions-Zuträgerinnen). Sechs Dahomey Soldaten flohen beim Ausbruch der Schiesserei in den Busch,<br />

zwei stellten sich auf <strong>die</strong> Seite der Obrigkeit. Die übrigen 45 Angehörigen der Polizeitruppe reagierten<br />

"neutral" als Zuschauer.<br />

Manga Bell, Sohn des einflussreichen Duala-Häuptlings King Bell, war den Aufrührern wohl gesonnen,<br />

wollte aber nicht in Auseinandersetzungen mit dem Gouvernement verwickelt werden. Auch der alte King<br />

Bell mochte sich aus allem heraushalten <strong>und</strong> zeigte den Dahomey Leuten <strong>die</strong> kalte Schulter, weil er zu<br />

viel zu verlieren hatte <strong>und</strong> jedes Risiko scheute. Trommel-Botschaften informierten <strong>die</strong> übrigen Chiefs der<br />

Region über den Aufstand (ohne Erfolg). Schliesslich kämpften kurze Zeit 70 Männer <strong>und</strong> 40 Frauen<br />

gegen Kanzler Leist <strong>und</strong> seine "Folterknechte" ...<br />

Parade des Landungskorps (Marine-Infanterie) nach der Niederschlagung der <strong>Meuterei</strong><br />

in Duala. Die sogenannten Seesoldaten hatten leichtes Spiel mit den Eingeborenen nach<br />

ihrem Verzweiflungsausbruch, der am Galgen endete.<br />

Gegen 20 Uhr am Abend des 15. Dezember gelang es den Rebellen, bis zur Umzäunung des<br />

Gouvernement-Sitzes vorzudringen <strong>und</strong> <strong>die</strong> Belagerten mit Gewehrfeuer <strong>und</strong> Kanonenschüssen<br />

einzuschüchtern. Drinnen wurde <strong>die</strong> Munition allmählich knapp. Mittlerweile stießen noch einige Wey-<br />

Söldner zu den Europäern um Kanzler Leist. Um 23 Uhr fiel ein afrikanischer Söldner, der auf der Seite<br />

der Deutschen kämpfte, andere wurden verw<strong>und</strong>et. Leist überredete zwei Kru-Farbige, gegen hohe<br />

Belohnung vom Gouvernementsschiff SODEN Munition zu holen, <strong>und</strong> sie beschafften nach einer St<strong>und</strong>e


tatsächlich 1200 Patronen für <strong>die</strong> Belagerten.<br />

Unterdessen beschoss das zweite Gouvernementsschiff NACHTIGAL <strong>die</strong> Dahomey Leute mit den<br />

Bordkanonen als Ablenkungsmanöver. Einige Feuerpausen <strong>und</strong> Angriffe folgten ohne nennenswerte<br />

Veränderungen auf dem unübersichtlichen Schauplatz. Zwischendurch wollte Kanzler Leist eine<br />

Depesche mit einem Hilferuf für <strong>die</strong> HYÄNE loswerden, doch <strong>die</strong> eingeborenen Telegraphisten lehnten es<br />

ab zu gehorchen. Zuletzt sandte er gegen neun Uhr früh den deutschen Postsekretär mit einigen<br />

Soldaten zum Telegraphenbüro im Verwaltungsgebäude, das sie unbehelligt erreichten. Man kabelte eine<br />

Depesche nach Sao Thomé, <strong>die</strong> nie ihr Ziel fand, sah sich plötzlich umzingelt <strong>und</strong> floh auf <strong>die</strong><br />

NACHTIGAL.<br />

Allmählich ging den Männern um Leist erneut <strong>die</strong> Munition aus, <strong>und</strong> es gab jetzt lediglich einen letzten<br />

Fluchtweg Richtung Ufer. Die Belagerten rannten zur Bootsanlegestelle, fanden dort zwei Landungsboote<br />

vor <strong>und</strong> wurden von einer Dampf-Pinasse ins Schlepptau genommen Richtung NACHTIGAL. Gegen 11<br />

Uhr glückte <strong>die</strong> jämmerliche Flucht auf offene See hinaus.<br />

Nun war das Verwaltungsgebäude in der Hand der Aufständischen, <strong>die</strong> sogleich das Telegraphenkabel<br />

kappten. Die zweite Phase des Aufstands vom 16. bis 22. Dezember hatte begonnen. Nur das Büro des<br />

Kanzlers wurde zerstört, sonst aber kein anderer Raum mit Einrichtungen. Es gab keine Plünderungen<br />

oder Brandstiftungen aus Rachedurst. Lediglich Lebensmittel gingen in <strong>die</strong> Hände der Männer über.<br />

Niemand wurde belästigt im Kreis der Händler, Faktoreien <strong>und</strong> übrigen Eingeborenen.<br />

Am 19. Dezember nahte bescheidener Entsatz: eine Woermann-Pinasse brachte zwei deutsche Beamte ,<br />

Waffen sowie 12 Wey-Söldner. Schliesslich erschien auch <strong>die</strong> HYÄNE am Horizont, riskierte aber keinen<br />

unüberlegten Sturmangriff ohne gründliche Vorbereitung. Am 21. <strong>und</strong> 22. Dezember kreuzten <strong>die</strong> beiden<br />

Gouvernementsschiffe mit der HYÄNE vor der Küste <strong>und</strong> eröffneten eine Kanonade, <strong>die</strong> kaum<br />

irgendeinen Nutzen brachte.<br />

Am 23. Dezember gegen vier Uhr früh brachte <strong>die</strong> NACHTIGAL 18 Europäer, 48 afrikanische<br />

Polizeisoldaten, 22 Wey-Söldner <strong>und</strong> 20 Munitionsträger an Land zum Vormarsch durch Aquadorf <strong>und</strong><br />

Belldorf Richtung Jossplatte. Eine St<strong>und</strong>e später schiffte HYÄNE eine Truppe Marine-Infanteristen aus<br />

<strong>und</strong> <strong>die</strong> Rebellen hatten alle Chancen verspielt. Die <strong>Meuterei</strong> dauerte sieben Tage bis zur letzten Flucht<br />

in den Busch. Jetzt folgten neue Greueltaten Leists, furchtbare Strafaktionen.<br />

Am 30. Dezember ging im Auswärtigen Amt ein ergänzendes Telegramm von Kanzler Leist ein mit dem<br />

Ersuchen um militärische Verstärkung für Kamerun: "Dahomeys in den Busch mit Munition geflohen.<br />

Ständiger Wacht<strong>die</strong>nst erforderlich. Rückkehr nicht ausgeschlossen. Trotz erwarteten SPERBERS halte<br />

ich bis Neurekrutierung <strong>und</strong> Ausbildung der Schutztruppe sofortige Entsendung eines weiteren<br />

Kriegsschiffs mit starkem Landungskorps <strong>und</strong> Geschützen für notwendig. Bitte Kommandeur Stetten<br />

heraussenden <strong>und</strong> mit Anwerbung vom 100 Haussas oder Wey Boys für Schutztruppe beauftragen.<br />

HYÄNE zur Sicherung der Kolonie nicht mehr ausreichend".<br />

Kaiser Wilhelm II. entschied in den Mittagsst<strong>und</strong>en des 30. Dezember missmutig: "Wegen der etwa 50<br />

überlebenden Neger jetzt von hier aus ein grösseres Kriegsschiff in Dienst zu stellen <strong>und</strong> abzuschicken<br />

ist ausgeschlossen! Es ist kein Personal vorhanden. Eine In<strong>die</strong>nststellung würde den Etat überziehen <strong>und</strong><br />

eine Mobilmachung ernsthaft gefährden. Eine bewegliche Kompanie Marine-Infanterie auf einem<br />

Hamburger oder Bremer Schnelldampfer entspricht der Lage der Dinge ebenso wie der Aufgabe <strong>die</strong>ser<br />

Truppe. Die Beamten in Kamerun sind wegen ihrer Unfähigkeit vor ein Kriegsgericht zu stellen!"<br />

Die letzte Order war nie ernst gemeint <strong>und</strong> beruhte auf einem Wutanfall Seiner Majestät "wegen <strong>die</strong>ser<br />

Schlappschwänze von Bürokraten ..." Reichskanzler von Caprivi kümmerte sich augenblicklich um <strong>die</strong><br />

Wünsche des Obersten Kriegsherrn: vier Offiziere, ein Arzt <strong>und</strong> 120 Seesoldaten (Marine-Infanteristen)<br />

schifften sich nach Kamerun ein <strong>und</strong> kamen am 28. Januar dort an. Erst am 20. März konnten sie<br />

heimkehren, nachdem alle Aufständischen gehängt oder inhaftiert worden waren (in Ketten).<br />

Leist liess Eingeborenendörfer "abfackeln", um freies Schussfeld bei denkbaren neuen Rebellionen zu<br />

haben (wie er behauptete). Tokotodorf, Jossdorf, Mintokodorf <strong>und</strong> das Dahomey-Dorf gingen in Flammen<br />

auf (aus Rachedurst ohne praktischen Nutzen). King Bell <strong>und</strong> Manga Bell traf der Bannstrahl genau so<br />

wie das gemeine Volk. Kopfgeld-Prämien lockten für <strong>die</strong> Ergreifung des Anführers Mamadu (100 Mark),


jeweils 50 Mark für einfache Aufständische <strong>und</strong> 20 Mark für jedes zugehörige Weib.<br />

Diese Fotografie verrät (links aussen), dass zu den Besatzungen der deutschen<br />

Kanonenboote im Kolonial<strong>die</strong>nst auch schwarze Matrosen zählten, wenn sie zwischen<br />

Togo <strong>und</strong> Kamerun patrouillierten (mit Tellermützen statt mit Tropenhelmen). – SMS<br />

PANTHER 1907 bis 1911.<br />

Die eingefangenen Männer baumelten am Galgen ohne Verfahren, <strong>die</strong> Frauen mit Kleinkindern hatten<br />

lebenslängliche Zwangsarbeit vor sich. Leist nannte das zynisch "Begnadigung" . Einer der Beamten<br />

veröffentliche im BERLINER TAGEBLATT vom 5. Februar 1894 seine Tagebuch-Notizen. Zitat:<br />

"Allmählich werden <strong>die</strong> in den Busch geflohenen Dahomey Leute wieder sichtbar, vom Hunger getrieben.<br />

Wer kommt, der wird gehängt. 31. Dezember Sylvester <strong>und</strong> Weihnachtsfeier. 1. Januar 1894 - Heute 6.30<br />

Uhr werden wieder acht Dahomey Leute aufgeknüpft. Netter Anfang zum Neuen Jahr ..."<br />

Ebenso makaber war der Wunsch des Urlauber-Gouverneurs in der Heimat, man möge doch mit den<br />

Hinrichtungen bitte bis zu seiner Rückkehr nach Kamerun warten, damit er selbst mitwirken könne. Herr<br />

von Zimmerer wandte sich mit <strong>die</strong>sem Ansinnen an Kolonialdirektor Dr. Kayser in Berlin per Telegramm.<br />

Allerdings schob <strong>die</strong> Kolonialabteilung im Auswärtigen Amt ihre Antwort auf <strong>die</strong> lange Bank, um Leist<br />

genügend Zeit zum kompletten Rachefeldzug einzuräumen. Angeblich wollte Zimmerer "nachweisen,<br />

dass er am Aufstand <strong>und</strong> dessen Vorgeschichte vollkommen unschuldig sei ..."<br />

Drei Monate nach Beginn des Aufstands ergaben sich <strong>die</strong> letzten in den Busch geflohenen Dahomey<br />

Söldner, 15 Männer mit fünf Frauen. Gouverneur von Zimmerer liess vernehmen, er wolle ihr Leben<br />

schonen, was nicht zutraf. Auch sie mussten am Galgen enden. Den Frauen verordnete man je 10 Jahre<br />

Zwangsarbeit.<br />

In Berlin hatten <strong>die</strong> Bürokraten genug von allem wegen der mitleidigen Presseberichte. Die Galgen-<br />

Aktionen mussten gestoppt <strong>und</strong> durch Zwangsarbeit ersetzt werden. Die fraglichen Frauen sollten jetzt<br />

fünf Jahre büssen. Gouverneur von Zimmerer schlug dem Reichskanzler vor am 30. April, etwas gegen<br />

<strong>die</strong> drohende "Märtyrer-Verehrung" in Kamerun zu tun <strong>und</strong> alle überlebenden Dahomey-Leute nach<br />

Lagos zu deportieren, um Legenden-Bildung zu verhindern. <strong>Der</strong> Vorschlag fand Zustimmung in Berlin.<br />

Am 13. März 1896 erklärte der Abgeordnete August Bebel im Deutschen <strong>Reichstag</strong> im Namen der<br />

Sozialdemokratischen Partei Deutschlands: "<strong>Der</strong> Herr Direktor der Kolonialabteilung hat geäussert, der<br />

Fall Leist sei abgetan. Er mag für ihn abgetan sein, für mich nicht, auch draussen für <strong>die</strong> Welt nicht ...<br />

Wenn Ihre Kolonialpolitik solche Folgen gebiert, dann haben Sie alle Ursache, so rasch wie möglich mit<br />

derselben aufzuräumen, dem ganzen Afrika den Rücken zu kehren <strong>und</strong> Ihre Zivilisations- <strong>und</strong> Kulturarbeit<br />

hier in Deutschland zu vollenden ..."


<strong>Reichstag</strong>s-Abgeordnete inspizieren Kamerun<br />

Ungefähr zehn Jahre nach der farbigen Söldner-<strong>Meuterei</strong> in Duala reiste eine Delegation von<br />

Abgeordneten des Deutschen <strong>Reichstag</strong>s per Schiff nach Togo <strong>und</strong> Kamerun, um sich mit den dortigen<br />

Verhältnissen kritisch vertraut zu machen (wie es offiziell hiess). Die Herren fanden fast alles in schöner<br />

Ordnung <strong>und</strong> kümmerten sich nicht im geringsten um <strong>die</strong> Nöte der eingeborenen Bevölkerung, auf Schritt<br />

<strong>und</strong> Tritt von liebenswürdigen Beamten <strong>und</strong>. Offizieren hofiert.<br />

Zwei von insgesamt zehn Abgeordneten erreichten nicht ihr Ziel: einer starb bei der Ankunft mangels<br />

Tropentauglichkeit bereits in Togo, der andere musste auf ärztliches Anraten mit dem nächsten Dampfer<br />

schleunigst umkehren. Niemand hatte bei der Reiseplanung daran gedacht, zuvor <strong>die</strong> Tropentauglichkeit<br />

der Volksvertreter zu begutachten.<br />

Rechtsanwalt Dr. Semler von den National-Liberalen gab 1905 seine Erinnerungen in einem Buch zu<br />

Protokoll: "Eindrücke <strong>und</strong> Momentaufnahmen eines deutschen Abgeordneten in Togo <strong>und</strong> Kamerun"<br />

(Leipzig 1905). Zu seinen Reisegefährten zählten unter anderen der Rittergutsbesitzer von Böhlendorff-<br />

Kölpin, ein Konservativer (Sitz Usedom), sowie Legationsrat Freiherr von Richthofen (National-Liberaler)<br />

<strong>und</strong> Dr. Arendt von der Reichspartei.<br />

Immerhin stiess Dr. Semler mehr oder weniger zufällig auch auf Zustände, <strong>die</strong> ihn sehr nachdenklich<br />

stimmen mussten. Er notierte: "Was aber <strong>die</strong>se Zwangsarbeiter betrifft, so sollte ihre Zahl bald verringert<br />

werden. Es sind Schwarze, <strong>die</strong> zur Buße von den Häuptlingen bereitgestellt werden müssen, nachdem<br />

<strong>die</strong> Häuptlinge sich unbotmässig verhielten. Und es gibt darunter auch Kriegsgefangene. Kein W<strong>und</strong>er,<br />

dass <strong>die</strong> so gestraften Chiefs nur schwache <strong>und</strong> arbeitsunwillige Menschen abliefern, meist Sklaven.<br />

Wir waren keine Untersuchungskommission <strong>und</strong> haben keine Schritte unternommen, sind aber zu dem<br />

Schluss gekommen, dass man kranke <strong>und</strong> erbarmungswürdige Menschen nicht zur Plantagenarbeit<br />

zwingen darf. Die Schwarzen sollten als Fernziel ihre eigenen Plantagen in eigener Verantwortung hegen<br />

<strong>und</strong> pflegen, aber sie haben offensichtlich kein Interesse. So wie das deutsche Vaterland zum mindesten<br />

ein Jahr Militär<strong>die</strong>nst verlangt, wird man für <strong>die</strong> Kolonien auch ein Jahr Arbeits<strong>die</strong>nst von den<br />

Eingeborenen fordern können. Die Zukunft unserer Kolonie Kamerun liegt in der Negerplantage!<br />

Maßlos übertriebenes Motiv aus dem Berliner Panorama (Panoptikum) mit<br />

Darstellung: "Seesoldaten besiegen <strong>die</strong> <strong>Kameruner</strong> Meuterer im<br />

Sturmangriff". Es ist von Joss- <strong>und</strong> Hickory-Negern <strong>die</strong> Rede.


Lebenslauf eines hochrangigen Kolonial-Sadisten<br />

Karl Theodor Heinrich Leist, geboren am 1. Mai 1853 in Metzendorf bei Magdeburg als Sohn<br />

eines Geistlichen, besuchte das Gymnasium <strong>und</strong> absolvierte im November 1882 das<br />

Referendar-Examen. Es folgten Beschäftigungen juristischer Natur bei den Preussischen<br />

Staatsbahnen <strong>und</strong> im Auswärtigen Amt. Im Sommer 1890 schickte man ihn in <strong>die</strong> neue<br />

Kolonie Kamerun als kommissarischer Kanzler mit 10.800 Mark Jahresgehalt, später sogar<br />

12.000 Mark Diensteinkommen. Anspruch auf eine jährliche Alterspension von 3600 Mark<br />

inbegriffen.<br />

Leist war evangelisch <strong>und</strong> ledig. Im Mai 1883 ernannte ihn das Militär zum Seconde-<br />

Lieutenant der Reserve (Fürst Leopold von Anhalt Dessau, Infanterie Regiment Nr. 26 zu<br />

Magdeburg). Weihnachten 1892 zeichnete Seine Königliche Hoheit Grossherzog von<br />

Sachsen den Kanzler Leist mit einem "Ritterkreuz Zweiter Klasse des Ordens der<br />

Wachsamkeit <strong>und</strong> des Weissen Falken" aus.<br />

Nachdem <strong>die</strong> Taten des Kanzlers Leist bekannt geworden waren, folgte eine Disziplinar-<br />

Untersuchung der Kaiserlichen Disziplinar-Kammer Potsdam in öffentlicher Sitzung am 16.<br />

Oktober 1894, wonach "für Recht erkannt wurde, dass der Angeschuldigte des<br />

Dienstvergehens schuldig <strong>und</strong> deshalb mit Versetzung in ein anderes Amt von gleichem<br />

Rang, jedoch mit Verminderung des Diensteinkommens um ein Fünftel zu bestrafen sei <strong>und</strong><br />

<strong>die</strong> Barauslagen des Verfahrens ihm zur Last zu legen sind ..."<br />

Das milde Urteil löste einen Sturm der Empörung im <strong>Reichstag</strong> <strong>und</strong> in der Presse aus, weil es<br />

praktisch einem Freispruch gleichzusetzen war. Die Reichsregierung hatte keine andere<br />

Wahl als in zweiter Instanz den Reichsdisziplinarhof zu bemühen, der Leist am 6. April 1896<br />

zur Dienstentlassung <strong>und</strong> Zahlung aller Verfahrenskosten verurteilte mit dem Hinweis, dass<br />

"<strong>die</strong> Beamten in Afrika ihr Verhalten gemäss deutschen Sittlichkeitsanschauungen<br />

einzurichten hätten ..." Assessor Wehlan, intimer Komplize Leists in Notzuchtfällen, kam mit<br />

500 Mark Geldbusse glimpflich davon. Auch Zimmerer musste gehen. Ex-Kanzler Leist<br />

wanderte alsbald nach Nordamerika aus, liess sich in Chicago als Rechtsanwalt nieder <strong>und</strong><br />

erreichte einen beträchtlichen Wohlstand in der neuen Heimat. Er starb an den Folgen eines<br />

Auto-Unfalls.<br />

Nur widerwillig erträgt der preussische Offizier <strong>und</strong> Soldat <strong>die</strong> höchste Spitze in Gestalt einer Zivilperson.<br />

Einen Gouverneur für Kamerun kann <strong>und</strong> soll man aber nicht wählen nach der Frage, ob er Soldat oder<br />

Zivilist ist. So bleibt nur eine Möglichkeit: <strong>die</strong> Militärgewalt muss, sei es als Schutz- oder Polizeitruppe,<br />

dem jeweiligen Gouverneur unterstellt werden. <strong>Der</strong> Gouverneur darf nicht nur der widerwillig<br />

hingenommene Vorgesetzte sein, dem man rein äusserlich <strong>die</strong> Honneurs erweist, sondern er muss auch<br />

in der Kolonie für <strong>die</strong> Schutztruppe der Stellvertreter Seiner Majestät des Kaisers sein! Dies ist zur Zeit<br />

nach meinen Beobachtungen zwar der Fall, zumindest nach aussen hin, ob innerlich obendrein erscheint<br />

mir zweifelhaft. Ich fürchte, das Feuer ist von geschickten Händen vorläufig unter Asche verborgen ...<br />

Natürlich ist der Wille des Gouverneurs eingeschränkt durch <strong>die</strong> Tatsache, dass der <strong>Reichstag</strong> bisher<br />

wenig Entgegenkommen gegenüber kolonialen Forderungen erkennen liess zumal das Berliner<br />

Hauptinteresse neuerdings in Deutsch-Ostafrika zu finden ist. Die Verwaltung ist in Kamerun , wie es<br />

scheint, oft dem Zufall überlassen: In Edea, einem Platz mit grosser Zukunft für den Handel, sind<br />

während der letzten zwei Jahre acht verschiedene Bezirksamtmänner tätig gewesen, <strong>und</strong> in Kribi waren<br />

es in den letzten fünf Jahren sieben unterschiedliche Verwaltungsbeamte! Einige erklärten uns freimütig,<br />

dass sie den Posten als Teil ihrer Durchgangskarriere betrachteten. Einer empfing uns in Lackstiefeln<br />

<strong>und</strong> mit Monokel im Auge zwischen den Wilden!


Asssessorentum <strong>und</strong> Regierungsdünkel sind Totengräber der kolonialen Entwicklung. Fort mit dem<br />

Bürokratismus, je schneller desto besser. Die deutsche Jurisprudenz ist in den Kolonien einfach<br />

lächerlich, mag sie in der Heimat auch als beste Administration der Welt gelten. Die deutsche<br />

Rechtsgelehrsamkeit passt so wenig nach Kamerun wie Lackstiefel <strong>und</strong> Monokel . Erfahrene Praktiker<br />

wie Landwirte oder Mediziner sind aber auf verantwortlichen Positionen nicht erwünscht. Das vorbildliche<br />

britische Kolonialregime, etwa in Lagos (Nigeria) i funktioniert ausgezeichnet mit jüngeren, wendigen <strong>und</strong><br />

ordentlich bezahlten Beamten, denen man freie Hand lässt mitsamt ihren qualifizierten Stellvertretern .<br />

Unsere Bürokraten sollten sich dort einmal umschauen <strong>und</strong> etwas dazu lernen! Aber <strong>die</strong> Wilhelmstrasse<br />

ist unendlich fern ...<br />

Als ich den Häuptling Manga Bell besuchte, erwähnte er einen seiner "Lieblings-Großsöhne" <strong>und</strong> fragte<br />

nach meiner Ansicht, ob er ihn in London einmal Jura stu<strong>die</strong>ren lassen solle. Meine Empfehlung ging in<br />

eine andere Richtung: Technik, vor allem Brückenbau, könnte der junge Mann nutzbringend in<br />

Deutschland als bessere Wahl stu<strong>die</strong>ren <strong>und</strong> danach in seiner Heimat Kamerun erfolgreich wirken. <strong>Der</strong><br />

gute Rat gefiel dem alten Herrn, <strong>und</strong> ich werde mich weiter um den Studiosus kümmern in Berlin.<br />

In der Missionsschule sangen <strong>die</strong> Kinder den Besuchern zur Ehre:<br />

"Heil Dir im Siegerkranz / Auch wir in Kamerun / Sind Deine Kinder nun / Heil Kaiser Dir" in<br />

abgewandelter Form ..."<br />

Farbige in Kameruns Schutztruppe<br />

Zur Gliederung <strong>und</strong> Ergänzung der Schutztruppe in Kamerun sind folgende Einzelheiten wissenswert:<br />

Einmal wurde <strong>die</strong>se deutsche Truppe gebildet aus Offizieren, Sanitätsoffizieren, Beamten <strong>und</strong><br />

Unteroffizieren des deutschen Reichsheeres sowie der Kaiserlichen Marine, zum anderen aus<br />

angeworbenen Farbigen. Die Ergänzung der Schutztruppe mit Offizieren <strong>und</strong> Unteroffizieren kam durch<br />

freiwillige Meldungen, zweijährige Verpflichtungen oder freiwillig oft länger Dienende (Kapitulanten)<br />

zustande. Kein Bewerber durfte älter als 40 Jahre sein, jeder musste tropentauglich, kernges<strong>und</strong> <strong>und</strong><br />

geistig hellwach erscheinen während der überaus kritischen Musterung. Ausserdem wurden


Führungseigenschaften, überdurchschnittliche militärische Leistungen (Schiessen, Feld<strong>die</strong>nst) erwartet<br />

neben Charakterfestigkeit, Anpassungsfähigkeit <strong>und</strong> taktvollem Benehmen gegenüber Vorgesetzten. Als<br />

Mannschaften hat man Europäer in Friedenszeiten in Kamerun nicht eingestellt.<br />

Die farbigen Rekruten verpflichteten sich in der Regel als Söldner für drei Jahre im Anschluss an eine<br />

Probezeit von sechs Wochen, konnten jedoch später ihre Verträge verlängern. Manche blieben 12 oder<br />

18 Jahre mit der Schutztruppe verb<strong>und</strong>en <strong>und</strong> hatten Gelegenheit zuletzt in der Verwaltung beschäftigt zu<br />

werden mit Pensionsanspruch. Farbige rückten bis zum Dienstgrad Feldwebel auf bei Eignung, <strong>und</strong> <strong>die</strong><br />

alten Soldaten bemühten sich so lange wie irgend möglich "dazu zu gehören" als Männer von Ehre.<br />

<strong>Der</strong> Abgeordnete August<br />

Bebel (SPD) wettert im<br />

Deutschen <strong>Reichstag</strong><br />

gegen eine grausame<br />

Kolonialpolitik <strong>und</strong> fordert<br />

energisch zivilisierten<br />

Umgang mit den<br />

Eingeborenen in<br />

sämtlichen<br />

Schutzgebieten.<br />

Im Verlauf der ersten 10 Jahre nach Einrichtung der Schutztruppe sammelten sich zunächst landfremde<br />

Farbige in ihren Reihen aus Liberia, Sierra-Leone, Sudan <strong>und</strong> Dahomey als Folge von Werbe-Aktionen.<br />

Ab etwa 1900 meldeten sich mehr <strong>und</strong> mehr einheimische Farbige zum Nachrücken. Die Beziehungen<br />

zwischen den deutschen Unteroffizieren <strong>und</strong> den Farbigen sämtlicher Dienstgrade blieben indessen stets<br />

distanziert, also nicht etwa kameradschaftlich. Bei Kriegsausbruch 1914 zählte man 13 Prozent nichtweisse<br />

"Ausländer" in der Truppe.<br />

Die <strong>Kameruner</strong> Bevölkerung stellte häufig freiwillige Söldner folgender Stämme: Bantu, Fang, Ja<strong>und</strong>e,<br />

Wute, Bule. Ihr Diensteifer war vorzüglich, ihre Auffassungsgabe schnell <strong>und</strong> zuverlässig. Die schwarze<br />

Bevölkerung der Küstenregion hielt nichts von militärischen Tugenden (Duala, Malimba, Batanga) <strong>und</strong><br />

blieb der Truppe fern. Allerdings stellten <strong>die</strong> Duala oft (als Naturtalente) <strong>die</strong> Spielleute <strong>und</strong> Musiksoldaten<br />

der Schutztruppe voller Eifer.<br />

Die farbigen Dienstgrade genossen durchweg hohes Ansehen bei ihren Stämmen als gut bezahlte <strong>und</strong><br />

imposant uniformierte "Aufsteiger". Söhne von Häuptlinge sahen es als Ehre an, als Askari <strong>die</strong>nen zu<br />

dürfen. Viele Söldner waren verheiratet <strong>und</strong>. wohnten auf den Stationen (Vorposten) mit ihren Familien<br />

zusammen. Zur Be<strong>die</strong>nung hielten sie sich Boys. Im März 1914 verfügte der Gouverneur, dass <strong>die</strong><br />

Soldaten bei Dienstreisen, Versetzungen <strong>und</strong> Expeditionen ihre Frauen mitnehmen durften (oder einen<br />

Boy als Diener) mit "Reisespesen" auf Kosten des Gouvernements. Dies verstärkte <strong>die</strong> Treue gegenüber<br />

dem deutschen Militär.<br />

Über ständige "Träger-Stämme" verfügten nur <strong>die</strong> erste, vierte, zehnte <strong>und</strong> elfte Kompanie. Die übrigen<br />

Einheiten der Schutztruppe waren bei Expeditionen <strong>und</strong> längeren Märschen auf Anwerbe-Massnahmen<br />

angewiesen. Zusammengefasst betrug <strong>die</strong> Sollstärke der Schutztruppe im Kalenderjahr 1914 im<br />

einzelnen: 205 europäische Offiziere <strong>und</strong> Unteroffiziere sowie 1650 farbige Unteroffiziere <strong>und</strong><br />

Mannschaften. Etwa ein Drittel der Deutschen befand sich bei Kriegsausbruch auf Heimaturlaub.


Wie <strong>die</strong> Hessen ihre Schwarzen einfingen<br />

Das Stamm-Regiment des Füselier-Regiment von Gersdorf (kurhessisches) Nummer 80, also<br />

<strong>die</strong> Hessen-Kasseler Erste Garde, besaß unter der Regierung des Landgrafen Friedrich II.<br />

(1700 bis 1785) ein Tambourkorps aus Afrikanern. Als <strong>die</strong> "gemieteten" Truppen des<br />

Landesherrn von Hessen-Kassel unter britischem Kommando (wie Söldner) im Jahr 1776 in<br />

Nordamerika landeten, lernten sie bald aus eigener Anschauung <strong>die</strong> Auswirkungen der<br />

Sklaverei kennen. Hessische Offiziere registrierten <strong>die</strong>se Beobachtungen wiederholt in ihren<br />

Tagebüchern, <strong>die</strong> überliefert sind.<br />

Das Entsetzen über solche Menschenschinderei war allerdings nur von kurzer Dauer. Bereits<br />

wenige Wochen nach der Landung erließ der Korps-Kommadeur, Generalleutnant von<br />

Heister, einen Befehl, mehr oder weniger gewaltsam Schwarze zu "rekrutieren" <strong>und</strong> in <strong>die</strong><br />

Frontlinien als Kanonenfutter vorzuschicken. Man vermutet, dass <strong>die</strong> Hessen sogar<br />

Negersklaven "einkauften" von amerikanischen Händlern. Jedenfalls wurden Entlaufene <strong>und</strong><br />

Freigelassene "eingefangen" auf unterschiedliche Weise durch List <strong>und</strong> falsche<br />

Versprechungen.<br />

Nach der Heimkehr der hessischen Söldner-Einheiten tauchten zahlreiche Schwarze im<br />

Gefolge auf (als Verschleppte) <strong>und</strong> mussten in der Ersten Garde Militär<strong>die</strong>nst leisten,<br />

umgeschult jetzt als Tamboure. Das nasskalte Klima fern der Heimat wirkte tödlich:<br />

Lungenschwindsucht setzte ihrem Leben bald ein Ende.


Quellen<br />

Stenographische Berichte des Deutschen <strong>Reichstag</strong>s<br />

Deutsche Kolonialzeitung 1912 u.a.m.<br />

B<strong>und</strong>esarchiv Potsdam (Reichskolonialamt Nachfolge)<br />

<strong>Der</strong> Schwarze als Vorgesetzter (Afrika Post/ DKZ 1912)<br />

Austen R.: Cameroon and Cameroonians in Wilhelmian Innenpolitik<br />

(Yao<strong>und</strong>e 1986)<br />

Eckert A.: Die Duala <strong>und</strong> <strong>die</strong> Kolonialmächte<br />

(Hamburg 1991)<br />

Rüger A.: <strong>Der</strong> Aufstand der Polizeisoldaten<br />

(Berlin 1960)<br />

Oloukpona-Yinnon A.P.: La Revolte des Esclaves Mercenaires Doula 1893<br />

(Bayreuth 1987)<br />

Gann L. & Duignan P.: The Rulers of German Africa 1884 - 1914<br />

(Stanford 1977)<br />

Semler, J.: Abgeordneter des <strong>Reichstag</strong>s 1905: Togo <strong>und</strong> Kamerun Reisebericht<br />

(Leipzig 1905)<br />

Langheld, W.: 20 Jahre in deutschen Kolonien<br />

(Berlin 1909)<br />

Nuhn W,: Kamerun unter dem Kaiseradler<br />

(Köln 2000)<br />

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