Rosemarie Klein (pdf) - GiWA
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Grundbildung in Wirtschaft und Arbeit – mehrperspektivisch<br />
<strong>GiWA</strong>-Online Nummer 4 Februar 2010 ISBN: 978-3-9812885-3-7<br />
Grundbildung und Beratung –<br />
Berater/innenperspektiven<br />
<strong>Rosemarie</strong> <strong>Klein</strong> (Hrsg.)<br />
Beratung als Handlungsansatz in <strong>GiWA</strong><br />
<strong>Rosemarie</strong> <strong>Klein</strong><br />
Verlag:<br />
Institut für angewandte<br />
Kulturforschung e.V. Göttingen<br />
www.ifak-goettingen.de<br />
Im Forschungs- und Entwicklungsvorhaben <strong>GiWA</strong> hat sich bestätigt, dass Beratung als Handlungsansatz<br />
in den Kontexten arbeitsbezogener Grundbildung notwendig ist, will man Zugänge zu Kontexten<br />
von Wirtschaft und Arbeit bekommen und langfristige Effekte erzielen. Dabei stellt Lernberatung als<br />
persönlichkeitsorientierte Beratungsform einen Zugang dar, mit dem Anschlussfähigkeit an die Biographie,<br />
an Lerninteressen und Bedarfe, an Motive und Motivationen hergestellt werden kann und mit<br />
der Lernprozesse kontinuierlich begleitet werden können.<br />
Die Bedeutung von Lernberatung für die Kursteilnehmenden ist in den Fachdiskursen um Alphabetisierung/Grundbildung<br />
seit vielen Jahren unstrittig (vgl. Bastian2002). Es gibt jedoch bislang wenig öffentlich<br />
zugängliche Dokumente und Diskurse, mit deren Hilfe die konzeptionellen Verständnisse, Ansätze<br />
und Umsetzungspraxen transparent und diskutierbar würden.<br />
Was mit Lernberatungshandeln gemeint ist, wie es sich konkretisiert und welche weiteren Bezugspunkte<br />
von Beratung in den spezifischen Kontexten von arbeits(platz)bezogener Grundbildung sinnvoll<br />
und notwendig werden, ist eine ganz zentrale Forschungs- und Gestaltungsfrage im <strong>GiWA</strong>-<br />
Verbundprojekt. Diese Frage hat sich im Zuge der <strong>GiWA</strong>-Bestandsaufnahmen noch einmal konkretisiert.<br />
Wir sind dort mit Vertreter/inne/n von Unternehmen und anderen kooperierenden Einrichtungen<br />
der <strong>GiWA</strong>-Teilprojekte in Expertengesprächen ihrem Verständnis von Grundbildung sowie Arbeitsplatzanforderungen<br />
und deren Veränderungen nachgegangen. (vgl. Alke/Stanik 2009; Alke 2009) Es<br />
zeigte sich:<br />
Grundbildung an sich ist in betrieblichen Kontexten nicht anschlussfähig. Das hat mehrere Gründe:<br />
Jeder hat irgendeine Vorstellung, meint auch, es gebe ganz unterschiedliche Vorstellungen. Zugleich<br />
können weder die Beschäftigten noch die Unternehmensleitungen etwas mit Grundbildung anfangen,<br />
deren Nutzen und Wert erkennen. Grundbildung scheint insbesondere in Unternehmen mit der Gefahr<br />
von Diskriminierung und Stigmatisierung in Verbindung gebracht zu werden. Und Grundbildung<br />
wird eher als individuelle Bringschuld gesehen und damit in die Verantwortung der Beschäftigten gelegt.<br />
Damit wurden beraterische Herausforderungen deutlich:<br />
• Es braucht kontextbezogene und zu den Strukturen und Kulturen passende Übersetzungsleistungen<br />
darüber, was mit Grundbildung gemeint ist.<br />
• Der individuelle und betriebliche Nutzen von Grundbildung muss identifiziert und transparent<br />
werden.<br />
• Eine einseitige Orientierung auf die Beschäftigten/Lernenden reicht nicht, es braucht auch das<br />
Arbeiten mit und an der Organisation.<br />
R. <strong>Klein</strong> (Hrsg.): Grundbildung und Beratung. <strong>GiWA</strong>-Online Nr. 4; 2/2010; Verlag ifak Göttingen ISBN 978-3-9812885-3-7
Wie durch Beratung Zugänge zu Personen und Organisationen geschaffen werden können, darum<br />
ging es in <strong>GiWA</strong>-Online Nr. 3; dort haben wir aus verschiedenen Kontexten heraus verdeutlicht, dass<br />
Beratung Zugänge eröffnet, insbesondere dann, wenn Beratung als Handlungsansatz alle organisationalen<br />
Akteure und Akteursebenen erreicht.<br />
In dieser Ausgabe von <strong>GiWA</strong>-Online explizieren wir Beratung als Handlungsansatz. Im Mittelpunkt<br />
stehen Perspektiven von Berater/innen auf Herausforderungen in ihren unterschiedlichen Praxen. Wir<br />
haben vier Beispiele aus den Teilprojekten AlphaKU (Marco Pomsel), FAKOM (Karin Behlke), KOM-<br />
BÜSE (Monika Daniel und Esther Roßmann) und Alphabet X2 (Bernadette Lenke Tusch).<br />
Marco Pomsel zeichnet den Weg nach, wie Grundbildung als nützliches und notwendiges betriebliches<br />
Weiterbildungsangebot für sogenannte geringqualifiziert Beschäftigte in einem mittleren Produktionsunternehmen<br />
ins Leben gerufen wurde. Der Autor identifiziert die erfahrungsbasierten Erfolgsbedingungen<br />
und leitet Konsequenzen beraterischen Handelns in der Gestaltung und Aushandlung entsprechender<br />
Bildungsvorhaben ab.<br />
Der Beitrag von Karin Behlke skizziert in Form von Strukturelementen, wie Grundbildung in Wirtschaft<br />
und Arbeit so angelegt werden kann, dass in einem systemischen Verständnis alle relevanten Akteure<br />
eines Unternehmens aktiv am Grundbildungsvorhaben beteiligt sind. Die Autorin zeichnet am Beispiel<br />
der betrieblichen Weiterbildungsmaßnahme ‚Business-Deutsch in der Altenhilfe’ Schnittstellen<br />
und Spannungsfelder zwischen Unternehmens- und Beschäftigtenerwartungen nach und zeigt die<br />
Herausforderungen an Beratungshandeln auf, die zugleich als Begründung für das Erfordernis von<br />
Beratung als Handlungsansatz gelesen werden können.<br />
Monika Daniel und Esther Roßmann analysieren auf der Grundlage ihrer Projektpraxis die ‚Chancen<br />
und Risiken’ des Arbeitsortes als Lernort in Bezug auf die konzeptionelle Gestaltung, die sie entwickelt<br />
und in zwei Einrichtungen erprobt haben. Anhand der Strukturmerkmale ihrer Konzeption ‚Verknüpfung<br />
von Grundbildung mit Fachlichkeit’, ‚Nutzen betrieblicher Räume als Lernräume’, ‚Praxisbegleitung<br />
der Lernenden durch Vorgesetzte’ und ‚Vernetzung der betrieblichen Akteure durch Dozentenkonferenzen<br />
und -schulungen’ werden Ambivalenzen herausgearbeitet, die Ausdruck reflexiver<br />
und professioneller Selbstvergewisserung als Teil von Beratungshandeln sind. Die Autorinnen schließen<br />
ihre selbstevaluative Reflexion mit offenen Fragen als Herausforderungen an ihr Beratungshandeln<br />
ab.<br />
Zusammen mit Bernadette Lenke Tusch kommen im abschließenden Beitrag dieser <strong>GiWA</strong>-Online-<br />
Ausgabe muttersprachliche Lernbegleiter/innen (Malika Bouzid, Saman Shuani, Badel Safi und Leonija<br />
Wegener) mit Arbeiten aus ihrem Portfolio zu Wort, das während ihrer Schulung zum Lernbegleiter<br />
als reflexives Verfahren des Lernprozesses diente. Die Autorin umrahmt die Arbeiten der muttersprachlichen<br />
Lernbegleiter/innen mit Hinweisen auf die Komplexität und den notwendigen hohen Individualisierungsgrad<br />
in deren Beratungspraxen. Bernadette Lenke Tusch expliziert, dass es sich dabei<br />
um einen Bereich besonderer Beratungspraxis handelt, die in den Feldern von Sprach- und Kulturvermittlung,<br />
in der Vermittlung von Wissen, Lerntechniken und Strukturen, im Coaching und in der<br />
interkulturellen Persönlichkeitsentwicklung angesiedelt sind.<br />
Im Namen der Autor/inn/en wünsche ich unseren Online-Leser/inne/n Genuss und Zugewinn beim<br />
Lesen der Texte.<br />
<strong>Rosemarie</strong> <strong>Klein</strong><br />
Herausgeberin<br />
R. <strong>Klein</strong> (Hrsg.): Grundbildung und Beratung. <strong>GiWA</strong>-Online Nr. 4; 2/2010; Verlag ifak Göttingen ISBN 978-3-9812885-3-7
Literatur:<br />
Alke, Matthias 2009: Arbeitsplatzanforderungen als Orientierung für Grundbildung? In: <strong>Klein</strong>, <strong>Rosemarie</strong><br />
(Hrsg.): „Lesen und Schreiben sollten sie schon können“ <strong>GiWA</strong>-Schriftenreihe Nr. 1, Göttingen, S. 113-124<br />
Alke, Matthias / Stanik, Tim 2009: Der Grundbildungsbegriff aus Sicht betrieblicher Akteure. In: <strong>Klein</strong>, <strong>Rosemarie</strong><br />
(Hrsg.): „Lesen und Schreiben sollten sie schon können“ <strong>GiWA</strong>-Schriftenreihe Nr. 1, Göttingen, S.<br />
11-25<br />
Bastian, Hannelore 2002: Vorbemerkungen. In: Tröster, Monika: Berufsorientierte Grundbildung. Bielefeld,<br />
S. 5-9<br />
Autorin:<br />
<strong>Rosemarie</strong> <strong>Klein</strong>, Dipl.-Päd., Geschäftsführerin des bbb Büro für berufliche Bildungsplanung<br />
Dortmund, Organisations- und Lernberaterin, Leitung/Koordination des<br />
Verbundprojektes <strong>GiWA</strong> Grundbildung in Wirtschaft und Arbeit – mehrperspektivisch;<br />
Vorstandstätigkeit bei VOLD Verband organisierter Lernberater/innen in Deutschland;<br />
klein@bbbklein.de; www.bbb-dortmund.de<br />
Das diesem Bericht zugrunde liegende Vorhaben wird mit Mitteln des Bundesministeriums für Bildung<br />
und Forschung unter den Förderkennzeichen 01AB072101 (<strong>GiWA</strong> Grundbildung in Wirtschaft und<br />
Arbeit – mehrperspektivisch) gefördert. Die Verantwortung für den Inhalt dieser Veröffentlichung liegt<br />
bei der Autorin. (S. BNBest-BMBF 98, 6.4)<br />
R. <strong>Klein</strong> (Hrsg.): Grundbildung und Beratung. <strong>GiWA</strong>-Online Nr. 4; 2/2010; Verlag ifak Göttingen ISBN 978-3-9812885-3-7