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Erddruck und Wandbewegungen an zwei hohen Flügelwänden eines

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Peter von Beclcer<br />

Erddruclc- <strong>und</strong> W<strong>an</strong>dhewegungsmessungen <strong>an</strong> <strong>zwei</strong> <strong>hohen</strong> <strong>Flügelwänden</strong> <strong>eines</strong> Brüclcenwiderlagers<br />

Bei einem Vergleidl der <strong>Erddruck</strong>belastung nadl Absmluß der<br />

Untersumungen mit der nadl beendigter Hinterfüllung (Bild 14)<br />

ergibt sidl eine übereinstimmung nur in den gemessenen Vertikaldrücken,<br />

während die horizontalen Erddrücke eine sehr untersdliedlime<br />

Verteilung aufweisen. Bei W<strong>an</strong>dteil C hat sidl im unteren<br />

W<strong>an</strong>dbereim der <strong>Erddruck</strong> größenordnungsmäßig nimt verändert,<br />

während in der oberen W<strong>an</strong>dhäIfte eine starke Zunahme des<br />

<strong>Erddruck</strong>es festzustellen ist. Diese Druckerhöhung wurde audl bei<br />

W<strong>an</strong>dteil B beobamtet, obwohl sidl dessen Neigung in den drei<br />

Jahren zwismen Hinterfüllungsende <strong>und</strong> dem Absmluß der Untersumungen<br />

nur unwesentlidl veränderte.<br />

Vergleimt m<strong>an</strong> die <strong>Erddruck</strong>verteilung hinter beiden W<strong>an</strong>dteileIl<br />

mitein<strong>an</strong>der, so fällt auf, daß in den jeweils zur Talseite hin gelegenen<br />

Meßquersmnitten die geringeren Drücke gemessen wurden,<br />

Diese Ausbildung des <strong>Erddruck</strong>es könnte auf ein untersmiedlimes<br />

Formänderungsverhalten der einzelnen W<strong>an</strong>dquersmnitte <strong>und</strong> damit<br />

auf eine Verwindung der W<strong>an</strong>dsmeiben hinweisen. Eine soldle<br />

wäre audl denkbar, denn entgegengerimtete W<strong>an</strong>dverdrehungswinkel,<br />

wie sie zu diesem Zeitpunkt mit den in W<strong>an</strong>dmitte installierten<br />

Neigungsmeßgeräten registriert wurden, müssen zw<strong>an</strong>gsläufig<br />

zu einer Verwindung der beiden W<strong>an</strong>dteile führen, wenn<br />

diese <strong>an</strong> der Trennflädle zusammengehalten werden. Demnadl<br />

smeint die elastisme Kopplung der W<strong>an</strong>dteile B<strong>und</strong> C am Mauerkopf<br />

audl drei Jahre nadl Fertigstellung des Bauwerkes nodl vorh<strong>an</strong>den<br />

gewesen zu sein.<br />

4. Zusammenfassung <strong>und</strong> Smlußfolgerungen<br />

Die Ergebnisse der <strong>Erddruck</strong>- <strong>und</strong> W<strong>an</strong>dbewegungsmessungen <strong>an</strong><br />

den beiden etwa 16 m<strong>und</strong> 13 m <strong>hohen</strong> W<strong>an</strong>dteilen des nördlimen<br />

Widerlagers der Rahmedetalbrücke können wie folgt zusammengefaßt<br />

werden:<br />

1. Die ungünstigen Gründungsverhältnisse für das Stützbauwerk<br />

haben zu unerwarteten <strong>W<strong>an</strong>dbewegungen</strong> geführt. Während sim<br />

beide W<strong>an</strong>dteile vom Beginn der Hinterfüllung zunädist nam<br />

innen <strong>und</strong> mit steigender Smütthöhe auswärts drehen, bildet<br />

sim nam dem Ende der Smüttarbeiten, wahrsmeinlid. von Be.<br />

wegungen einzelner Sdiollen des Gebirges verursadit, eine Gegenläufigkeit<br />

in der Neigungsrimtung der beiden W<strong>an</strong>dteile aus.<br />

Gleidizeitig führen Setzungsuntersmiede in Längsriditung des<br />

Widerlagerflügels zu einer überdrückung der Fugeneinlage zwismen<br />

beiden W<strong>an</strong>dteilen. Beides beeinflußt deren Formänderungsverhalten,<br />

so daß die gemessenen Biegelinien der Stützwände<br />

nimt mehr mit denen <strong>eines</strong> einseitig eingesp<strong>an</strong>nten<br />

Balkens zu vergleichen sind. Unmittelbar nam Beendigung der<br />

Hinterfüllung wurde die zur Erzeugung des Coulombsdien <strong>Erddruck</strong>es<br />

für erforderlim gehaltene Mindestw<strong>an</strong>dbewegung: von<br />

1/5000. II bei W<strong>an</strong>dteil B nimt erreimt, bei dem böheren W<strong>an</strong>dteil<br />

C jedom leicht überschritten.<br />

2. Größe <strong>und</strong> Verteilung der Erddrücke in den vier Meßquerschnitten<br />

haben sich im Untersumungszeitraum von drei Jahren ständig<br />

verändert. Die unmittelbar nam beendigter Hinterfüllung<br />

gemessene dreiecksförmige Druckverteilung stellt Dur ein Zwismenstadium<br />

dar. Zu diesem Zeitpunkt ergibt sim ein <strong>Erddruck</strong>beiwert<br />

AB = 0,344 beziehungsweise Ac = 0,333, bezogen auf di"<br />

geneigten W<strong>an</strong>dflächen, welmer zu einer um 250/0 bis 30% geringeren<br />

Belastung führt, als sie für die Bemessung der aufgehenden<br />

W<strong>an</strong>d <strong>an</strong>genommen wu~de. Trotzdem liegt der gemessene<br />

<strong>Erddruck</strong> in der Nähe des Erdruhedruckes, wenn der<br />

Beremnungs<strong>an</strong>satz von Jak y lo = I -sin e zum Vergleim her<strong>an</strong>gezogen<br />

wird. Die im ,,-eiteren Verlauf festgestellten Veränderungen<br />

der Druckverteilung sind auf die wechselnden Bewegungsvorgänge<br />

im Untergr<strong>und</strong> <strong>und</strong> auf die davon beeinflußten Form.<br />

änderungen der aufgehenden W<strong>an</strong>d zu erklären. D<strong>an</strong>eben köunen<br />

sie audl eine Folge von Sp<strong>an</strong>nungsumlagerungen innerhalb<br />

des Hinterfüllungsmaterials sein.<br />

3. Ein Vergleich mit den bei einigen Versumen [13], [14] <strong>an</strong> biegsamen<br />

Modellwänden gef<strong>und</strong>enen Zusammenhängen zwischen<br />

W<strong>an</strong>dbewegung <strong>und</strong> sim ausbildendem <strong>Erddruck</strong> wird dadurdl<br />

erschwert, daß bei diesen die Bewegungsmöglichkeiten, wie sie<br />

in dem untersuchten Fall vorh<strong>an</strong>den waren, fehlten. So weist<br />

Neu rn eu er [15] schon darauf hin, daß lotrechte Bewegungen<br />

des Stiitzbauwerkes zusätzlich zu den horizontalen infolge<br />

Verdrehung <strong>und</strong> W<strong>an</strong>dverformung das Auftreten von Gleit-<br />

ßädien im Hinterfüllungsmaterial begünstigen, <strong>und</strong> deshalb geringere<br />

<strong>W<strong>an</strong>dbewegungen</strong> genügen, um den Coulombsdien <strong>Erddruck</strong><br />

zu erzeugen.<br />

4. Die bescllriebenen Meßverfahren haben sidi bis zum AbsdiluC<br />

der Untersucllungen voll bewährt. Der Einbau der <strong>Erddruck</strong>geber<br />

mit einem geringen W<strong>an</strong>dabst<strong>an</strong>d war zweckmäßig <strong>und</strong><br />

vermied die bek<strong>an</strong>nten Sdiwierigkeiten bei einem Einbau soldier<br />

Meßgeräte in der Grenzsdtidit von Beton <strong>und</strong> Boden. Die Reproduzierbarkeit<br />

der mit den Glötzl.Gebern gemessenen Werte<br />

zeigte sidi bei aJl~n Messungen <strong>und</strong> am deutlicllsten in der fast<br />

~nveränderten Vcrtikaldruckverteilung zu Beginn <strong>und</strong> zum Eude<br />

der Untersudtungen. Aus diesem Gr<strong>und</strong> k<strong>an</strong>n aucll den sidi ständig<br />

verändernden Horizontaldruckmeßwerten ein relativ großer<br />

Aussagewert beigemessen werden. Durdi die Anordnung von insgesamt<br />

36 <strong>Erddruck</strong>gebern, vou denen bis zum Abscllluß der<br />

Messungen keiner ausfiel, konnte neben der Verteilung des <strong>Erddruck</strong>es<br />

in vier beziehungsweise fünf versdtiedenen Höhenpunkten<br />

aucll dessen räumlidie Ausbildung 1111 jeweils <strong>zwei</strong> Me!.1-<br />

quersclmitten pro W<strong>an</strong>dteil erfaßt werden.<br />

Mit dem entwickelten verfahrbaren Neigungsmesser zur direkten<br />

Messung der Biegelinien steht ein V erf ahren zur Verfügung,<br />

weldies mit geringen Änderungen in der Anwendungstedinik<br />

bei weiteren Untersudtungen <strong>an</strong> <strong>hohen</strong> Stützbauwerken eingesetzt<br />

werden k<strong>an</strong>n.<br />

5. Die vorliegenden Untersucllungsergebnisse lassen keine allgemeingültigen<br />

Sdilußfolgerungen für die Bemessung von <strong>hohen</strong><br />

Stützbauwerken zu, da einige Probleme wegen der ungewöhnlidien<br />

Reaktion der W<strong>an</strong>dteile auf die nidit erwarteten Untergr<strong>und</strong>bewegungen<br />

ungelöst bleiben mußten. Bei dem hier vorgef<strong>und</strong>enen<br />

wenig st<strong>an</strong>dfesten Fels reicllte die Verformbarkeit<br />

des Untergr<strong>und</strong>es <strong>und</strong> der Stützw<strong>an</strong>d, welche nach Zust<strong>an</strong>d I<br />

bemessen ist, offensichtlich nicht aus, den Ruhedruck auf den<br />

Coulombschen <strong>Erddruck</strong> abzubauen. Hier tritt ein gegenüber<br />

diesem Grenzwert erhöhter <strong>Erddruck</strong> <strong>an</strong>f. Um welches Ausmaß<br />

der <strong>Erddruck</strong> zu erhöhen ist, hängt niclrt nur von der Festigkeit<br />

des Felsgesteins, sondern aucll von der Morphologie <strong>und</strong> den<br />

Verformungseigensdiaften des Gebirges ab. Wenn es sidl um<br />

einen st<strong>an</strong>dfesten Fels oder um einen Untergr<strong>und</strong> h<strong>an</strong>delt, dessen<br />

Verformbarkeit nidlt sicher vorherbestimmt werden k<strong>an</strong>n, wird<br />

empfohlen, hohe Stützwände mit dem Erdruhedruckbeiwert<br />

lo = 1 -sin (! nadi J a k y zu beredinen.<br />

Li,era'ur<br />

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DIE BAUTECHNIK 9!19iO<br />

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