Das Lied von den Wäldern Moisei Boroda - DTKV Gelsenkirchen ...

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Das Lied von den Wäldern – Nein, selbstverständlich nicht, Genosse Stalin, selbstverständlich, – entgegnete Schostakowitsch in etwas aufgeregter Stimme und atmete leise auf. Allmählich wurde ihm klar, dass wenn er auch abgeholt werden sollte, dann bestimmt nicht jetzt. ``Und doch sollte ich das zweite `selbst¬verständlich´ lieber weggelassen haben´´, dachte er, ``nach `Genosse Stalin´ sollte man den Punkt setzen´´. – Aber jetzt wollte ich mich über Ihr Wohlbefinden erkundigen, – setzte Stalin fort. – Also: wie fühlt sich Genosse Schostakowitsch? – Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit und Ihre Sorge, Genosse Stalin, – sagte Schostakowitsch und spürte, wie ihm der Kalte Schweiß übers Gesicht lief. – Ich fühle mich… ich fühle mich gut, insbesondere nach der gerechten Kritik seitens der Partei… Allerdings im Moment habe ich… – da zögerte und stockte seine Stimme, weil er nicht wusste, ob er die Aufmerksamkeit des Vaters und Lehrers der Völker mit solch einer Kleinigkeit missbrauchen dürfe. – Also, Genosse Schostakowitsch, was haben Sie da? – fragte Stalin in einem ruhigen, jedoch mit einem Hauch besorgter Ungeduld versehenen Ton. – Magenverstimmung, – antwortete Schostakowitsch leise und etwas flüchtig. – Magenverstimmung, – sagte Stalin und wiederholte nachdenklich: „Magenverstimmung…“. Seine Stimme war jetzt voller väterlicher Besorgnis. 2
Moisei Boroda – Magenverstimmung – das ist nicht gut, sagte er langsam. – Warum sollte der Komponist Schostakowitsch, den man im ganzen Lande so liebt, an einer Magenverstimmung leiden? Das ist nicht korrekt! Wir schicken Ihnen einen guten Arzt… Lawrentij, wie heißt der Arzt, welcher den Genossen Kujbyshew und andere verantwortliche Genossen behandelte? – Marinskij? Majnowskij? Ach ja, Majranowskij!.. …Also Genosse Schostakowitsch, wir schicken Ihnen einen recht guten Arzt, den Genossen Majranowskij. Er ist ein erfahrener, ein sehr zuverlässiger Genosse 3 , und… – Genosse Stalin, – unterbrauch Schostakowitsch in absolutem pianissimo – zu mehr Lautstärke war seine Stimme in diesem Augenblick nicht fähig. – Genosse Stalin, aber... ich fühle mich schon besser… viel besser sogar. Ich fühle mich… völlig geheilt. Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit von ganzen Herzen, aber… bei Gott, ich brauche keinen Arzt! – Bei Gott? Sind Sie ein gläubiger Mensch? – fragte Stalin mit merklichem Interesse. – Nein, nein, Genosse Stalin, wie kann ich? Das ist nur so, eine Gewohnheit vielleicht. Oder einfach nur eine Sprachfloskel, und... – Aber wieso sind Sie in diesem Punkt so schüchtern, so scheu, Genosse Schostakowitsch? – unterbrach ihn Stalin. – Wir haben doch in unserem Lande einige Menschen, einzelne Individuen, die an Gott glauben. Wir bekämpfen diese Überbleibsel der Vergangenheit nicht. Wozu 3
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