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Britta Nonnast Geschichten Von Paulchen

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Literaturagentur druckfertig<br />

<strong>Britta</strong> <strong>Nonnast</strong><br />

<strong>Geschichten</strong> von <strong>Paulchen</strong>


<strong>Paulchen</strong>s Schwimmbad-Abenteuer<br />

Heute geht <strong>Paulchen</strong> mit Oma ins Freibad. Kaum angekommen,<br />

zieht er seine Badehose an und ruft: „Schnell Oma! Meine<br />

Schwimmflügel, ich will sofort ins Wasser.“<br />

Oma hat ihm gerade die Schwimmflügel übergestreift, schon läuft<br />

<strong>Paulchen</strong> Richtung Schwimmbecken. “Warte auf mich! In dem<br />

Gedränge hier, gehst du mir ja verloren!“, sagt Oma. <strong>Paulchen</strong><br />

hopst ungeduldig von einem Bein auf das andere.<br />

Endlich ist Oma soweit. Hand in Hand laufen sie zum<br />

Schwimmbecken und <strong>Paulchen</strong> hüpft ins Wasser. Dann wird<br />

gebadet, gespritzt und geplanscht, bis <strong>Paulchen</strong> vor lauter Kälte<br />

mit den Zähnen klappert.<br />

“Komm raus aus dem Wasser. Du hast ja schon ganz blaue Lippen<br />

vor Kälte“, sagt Oma. „Ich will aber noch schwimmen“, schreit<br />

<strong>Paulchen</strong>. Oma bleibt dabei: Sie zieht <strong>Paulchen</strong> aus dem Wasser<br />

und wickelt ihn bis zum Hals in ein Handtuch.<br />

Eine Minute lässt sich das <strong>Paulchen</strong> gefallen, dann befreit er sich:<br />

„Ich will wieder ins Wasser“. „Momentchen, Momentchen“, sagt<br />

Oma und bückt sich, um das Handtuch glatt zu ziehen. Als sie sich<br />

aufrichtet, ist <strong>Paulchen</strong> verschwunden. Nur noch seine<br />

Schwimmflügel liegen auf der Decke.<br />

2


„<strong>Paulchen</strong>!“, ruft Oma. Doch zwischen den vielen Badegästen<br />

kann sie ihn nirgends sehen. „Herrjemine! Paul!“ Aber <strong>Paulchen</strong><br />

rennt unterdessen zum Schwimmbecken und will ins Wasser<br />

springen. Da fällt ihm in der letzten Sekunde ein: „Upsila! Ich<br />

habe ja gar keine Schwimmflügel an!“<br />

Rasch dreht er sich um und will zu Oma laufen. Doch wo er auch<br />

hinschaut, er sieht nur bunte Sonnenschirme, Handtücher und<br />

fremde Menschen. Er läuft nach rechts und links, aber von Oma<br />

keine Spur.<br />

Schon wollen ihm die ersten Tränen über die Wangen kullern. Da<br />

fällt sein Blick auf den Bademeister-Hochsitz am<br />

Schwimmbeckenrand. Der ist sehr hoch. „<strong>Von</strong> da oben kann ich<br />

Oma bestimmt finden“, denkt <strong>Paulchen</strong>. Er hat seinen Fuß bereits<br />

auf die erste Leitersprosse gesetzt, als er eine tiefe Stimme hinter<br />

sich hört: „Der Hochsitz darf nur vom Bademeister betreten<br />

werden!“<br />

<strong>Paulchen</strong> bekommt erst einen großen Schreck, dann nimmt er<br />

aber seinen ganzen Mut zusammen und erzählt, dass er Oma<br />

nicht mehr finden kann. „Na, dann komm mal mit“, sagt der<br />

Bademeister und steigt mit <strong>Paulchen</strong> auf den Hochsitz. Da oben<br />

gibt es ein Mikrofon und bald hört man im ganzen Schwimmbad:<br />

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„Hallo Oma, hier spricht Paul. Ich finde dich nicht mehr. Bitte<br />

finde mich. Ich sitze auf dem Hochsitz vom Bademeister.“<br />

Als Oma das hört, läuft sie so schnell sie kann an den<br />

Schwimmbeckenrand. Gott sei Dank! Hier steht ihr <strong>Paulchen</strong>. Das<br />

wäre ja nicht auszudenken gewesen. Paul ohne Schwimmflügel<br />

im Wasser! Erleichtert drückt sie Paul ganz fest an sich. „Oma, ich<br />

laufe nie mehr weg!“, sagt <strong>Paulchen</strong> und schaut ganz<br />

schuldbewusst aus. „Das hoffe ich! Ohne Schwimmflügel einfach<br />

zum Wasser laufen!“, seufzend schüttelt Oma den Kopf.<br />

„Mach ich nicht mehr!“, flüstert <strong>Paulchen</strong>. Oma seufzt noch<br />

einmal. „Auf den Schreck brauche ich erst einmal ein großes Eis<br />

mit Sahne.“ „Das schadet nie“, schmunzelt der Bademeister.<br />

„Vielen Dank für ihre Hilfe.“ Oma schaut den Bademeister<br />

dankbar an. „Dafür bin ich da“, lacht der und winkt ab. „Darf ich<br />

auch ein Eis haben?“, fragt Paul. „Ein Eis? Dafür dass du mir<br />

weggerannt bist?“, Oma schaut Paul nachdenklich an. „Mal<br />

schauen!“, sagt sie, nimmt ihn bei der Hand und läuft Richtung<br />

Kiosk.<br />

4


<strong>Paulchen</strong> als Rettungssanitäter<br />

<strong>Paulchen</strong> ist heute mit seinem besten Freund Nico verabredet.<br />

Nico wohnt fünf Häuser weiter. „Ungefähr 50 Meter ist Nicos<br />

Haus von unserem entfernt“, hat Papa <strong>Paulchen</strong> erklärt. Seit Paul<br />

fünf geworden ist, darf er den Weg zu Nico alleine laufen.<br />

„Du redest nicht mit fremden Menschen, du bleibst weg von der<br />

Straße und du bummelst nicht!“, wiederholt Mama zum zweiten<br />

Mal, während sich Paul seine Jacke anzieht. „Das weiß ich doch<br />

alles“, sagt <strong>Paulchen</strong> und ist schon aus der Tür. „Und wenn du<br />

angekommen bist, soll Nicos Mama mich bitte anrufen“, sagt<br />

Mama. „Wie immer“, ruft Paul und ist schon zur Haustür raus.<br />

„Da ist ja Frau Blumenstock“, denkt er wenig später. <strong>Von</strong> weitem<br />

hat er die alte Frau, die in dem kleinen Häuschen neben ihm<br />

wohnt, erkannt. Sie ist sehr alt. Bestimmt schon hundert Jahre,<br />

denkt Paul immer. Sie ist sehr klein und dünn ist sie auch. Ganz<br />

zerbrechlich sieht sie aus. Neben ihr fühlt sich Paul groß und breit<br />

und stark, obwohl er natürlich ein ganzes Stück kleiner ist. Da<br />

kommt sie auf ihn zu gewackelt. Gerade will <strong>Paulchen</strong> „Hallo Frau<br />

Blumenstock“ rufen, da passiert das Unerwartete, das Schlimme.<br />

Ein Radfahrer fährt sehr schnell und viel zu nah an der alten Frau<br />

vorbei. „Klingelingeling“, tönt seine Fahrradklingel. Aufgeschreckt<br />

dreht sich Frau Blumenstock nach dem Radfahrer um. Da passiert<br />

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es. Die alte Frau bleibt am Lenker hängen und gerät ins<br />

Schwanken. Der Radler befreit sein Fahrrad und ohne sich zu<br />

kümmern fährt er einfach weiter. Frau Blumenstock kann ihr<br />

Gleichgewicht nicht halten und fällt auf den Gehsteig.<br />

„Oh jemine!“, ruft Paul und rennt auf die alte Frau zu. Frau<br />

Blumenstock wimmert: „Ach <strong>Paulchen</strong>, mein Bein, mein Bein. Ich<br />

kann gar nicht aufstehen“. Frau Blumenstocks Gesicht sieht ganz<br />

blass aus. Und ein bisschen weint sie auch. „Du brauchst schnell<br />

einen Krankenwagen“, weiß er plötzlich. Wenn man so alt ist und<br />

weint, dann muss es ganz schlimm wehtun.<br />

Nach Hause und zu Nico ist es nicht weit, aber Paul kann sich<br />

nicht entscheiden, wohin er laufen soll. Deshalb bleibt er einfach<br />

bei Oma Blumenstock sitzen und schreit so laut er kann: „Hilfe,<br />

Hilfe, wir brauchen einen Krankenwagen“.<br />

Tatsächlich eilt ein junger Mann herbei und zieht ein Handy aus<br />

der Tasche: „Ich rufe einen Notarztwagen. Allerdings kann ich<br />

nicht warten, bis der Krankenwagen für deine Oma kommt. Ich<br />

habe es sehr eilig“. Kaum hat der Mann zu Ende telefoniert, läuft<br />

er auch schon weiter.<br />

„Eigentlich wartet Nico auf mich“, denkt <strong>Paulchen</strong>. Aber dann<br />

weiß er plötzlich, dass er Frau Blumenstock jetzt nicht alleine<br />

lassen kann. Sie sieht jetzt fast schneeweiß aus im Gesicht. Er<br />

6


tätschelt ihren Arm: „Dein Krankenwagen kommt gleich, Frau<br />

Blumenstock. Der Doktor macht dir ein Pflaster auf dein Bein.<br />

Dann tut es gleich nicht mehr so weh. Bis du heiratest ist alles<br />

wieder gut“.<br />

<strong>Paulchen</strong> redet und redet, bis er endlich das „Tatütata“ des<br />

Rettungswagens hört. Der Notarzt springt aus dem Wagen. Auch<br />

<strong>Paulchen</strong>s Mama kommt atemlos angerannt: „Paul, ist dir was<br />

passiert?“ <strong>Von</strong> der anderen Seite kommen auch Nico und seine<br />

Mama angelaufen.<br />

„Mir geht es gut. Aber Frau Blumenstock hat ein schlimmes Bein“,<br />

antwortet <strong>Paulchen</strong>. Dann steht der Arzt plötzlich neben ihm: „Ich<br />

denke, dass das Bein nur geprellt ist, aber Genaues können wir<br />

erst im Krankenhaus sagen“. Oma Blumenstock liegt inzwischen<br />

auf der Trage im Krankenwagen und lächelt tapfer. „Deine Oma<br />

bekommt jetzt erst einmal eine Spritze gegen die Schmerzen.“<br />

Der Arzt klopft Paul anerkennend auf die Schulter. „So einen<br />

jungen Rettungssanitäter hatte ich noch nie.“<br />

Paul ist erleichtert. Die arme, alte, kleine Frau. Wie sie so am<br />

Boden lag! Wie ein Häufchen Elend! Wenigstens liegt sie jetzt<br />

bequem in dem großen Krankenwagen. “Kann ich mit Frau<br />

Blumenstock ins Krankenhaus fahren?“, fragt <strong>Paulchen</strong> seine<br />

Mama treuherzig. „Wir können sie doch nicht alleine lassen.“<br />

Mama schaut den Notarzt ratlos an. „Das wäre kein Problem“,<br />

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sagt der. „Nico, wir können doch auch Morgen spielen, oder?“<br />

„Klar“, sagt Nico. „Du musst mir dann aber genau erzählen, wie es<br />

im Krankenhaus war.“ „Auf jeden Fall“, sagt <strong>Paulchen</strong> und steigt<br />

er in den Krankenwagen.<br />

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<strong>Paulchen</strong> und das Geheimniszimmer<br />

„Heute kommt das Christkind“, jubelt <strong>Paulchen</strong> und öffnet das<br />

letzte Päckchen seines Adventskalenders.<br />

Mit einem Riesensprung hüpft er aus seinem Bett und rennt ins<br />

Schlafzimmer. „Aufstehen. Das Christkind kommt“, schreit<br />

<strong>Paulchen</strong> und zieht Papa die Decke weg. „Das Christkind schläft<br />

noch“, murmelt Papa verschlafen.<br />

Wie kann man am Weihnachtsmorgen so lange im Bett liegen?<br />

Paul kann das nicht verstehen. Er lässt nicht locker. Tatsächlich<br />

schafft er es. Bald sitzt er mit Mama und Papa beim Frühstück.<br />

„Kommt jetzt das Christkind?“, fragt <strong>Paulchen</strong>. „Erst heute<br />

Abend“, antwortet Papa.<br />

“Darf ich heute in das Geheimniszimmer?“, will <strong>Paulchen</strong> wissen.<br />

„Nein, nur die Helfer vom Christkind dürfen da rein“, grinst Papa.<br />

„Wer sind denn die Helfer vom Christkind?“, will <strong>Paulchen</strong> wissen.<br />

„Papa und ich, zum Beispiel“. Mama sieht Paul ernst an. „Das<br />

Christkind kommt nur, wenn es nicht beobachtet wird. Und es<br />

kommt auch nur dann, wenn die Helfer im Geheimniszimmer<br />

alles vorbereiten“.<br />

Damit gibt sich <strong>Paulchen</strong> vorerst zufrieden. Aber trotzdem ist er<br />

ganz aufgeregt und ungeduldig. Opa kommt und geht mit<br />

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<strong>Paulchen</strong> Enten füttern, damit Papa und Mama in Ruhe den<br />

Weihnachtsbaum schmücken können. Dann wird es langsam<br />

Abend. Papa zieht sich im Geheimniszimmer zurück. <strong>Paulchen</strong><br />

stürzt hinterher und klemmt sich in die Tür: “Ich will auch da<br />

rein“. „Das geht nicht“. Papa schiebt <strong>Paulchen</strong> sachte aus dem<br />

Türrahmen.<br />

„Immer darf ich da nicht rein“, <strong>Paulchen</strong> ist enttäuscht. „Komm,<br />

wir spielen etwas“, Opa zieht <strong>Paulchen</strong> hinter sich ins<br />

Kinderzimmer. Doch trotz Puzzeln und Piraten spielen, <strong>Paulchen</strong><br />

ist nicht bei der Sache. Er muss die ganze Zeit an das Christkind<br />

denken.<br />

Plötzlich hört er, wie sich die Tür des Geheimniszimmers öffnet.<br />

„Ich muss mal Pipi“, ruft er hastig und rennt raus. Papa<br />

verschwindet gerade in die Küche. Schwups, schon ist er drin im<br />

Geheimniszimmer. Auf dem Schreibtisch liegen Tüten und<br />

Geschenkpapier. Mehr kann <strong>Paulchen</strong> nicht erkennen, denn Papa<br />

kommt zurück. Schnell steigt er in den Kleiderschrank. Da ist<br />

kaum Platz zwischen den Mänteln, Röcken und den<br />

Schuhkartons.<br />

Die Schranktür ist einen schmalen Spalt geöffnet. <strong>Paulchen</strong> sieht<br />

nur ein winzig kleines Stück von Papas Rücken. Er hört, wie das<br />

Geschenkpapier raschelt. Es ist stickig im Schrank. Am liebsten<br />

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würde <strong>Paulchen</strong> aus dem Schrank klettern. Das geht aber nicht.<br />

Papa würde ihn entdecken.<br />

Plötzlich steht Papa auf und läuft hinaus. <strong>Paulchen</strong> holt tief Luft<br />

und will gerade vorsichtig aus dem Schrank klettern, da hört er<br />

wie Papa von außen die Tür abschließt: „Sicher ist sicher, sonst<br />

kommt <strong>Paulchen</strong> noch auf dumme Ideen“.<br />

Jetzt hört er Mama rufen: „<strong>Paulchen</strong>, wo steckst du?“. Er würde<br />

ja gerne, aber er kann nicht antworten. Am Ende kommt das<br />

Christkind nicht, denkt er verzweifelt. „Hast du <strong>Paulchen</strong><br />

gesehen?“, fragt Mama Opa. Die Wohnungstür wird geöffnet und<br />

Papa ruft laut in den Gang hinaus.<br />

Die Schritte entfernen sich auf dem Gang. <strong>Paulchen</strong> hört, wie<br />

Mama erneut nach ihm ruft. „Paul, wo bist Du?“. Papa sucht jetzt<br />

auch nach ihm. „Das gibt es doch nicht“, Mama öffnet wieder die<br />

Haustür und ruft nach draußen. „<strong>Paulchen</strong> kann doch nicht<br />

einfach plötzlich so verschwinden.“ Mama läuft die Treppe nach<br />

unten. Paul hört, wie sie bei den Nachbarn klingelt.<br />

„Ich bin doch hier drin“, schluchzt <strong>Paulchen</strong> leise. Er ist<br />

inzwischen aus dem Schrank geklettert und hat seinen Kopf an<br />

die Tür gelegt. Die Augen fest zugedrückt, damit er vom<br />

Christkind-Geheimnis ja nichts sieht. Plötzlich öffnet sich die Tür.<br />

„Da bist du also“, flüstert Opa und zwinkert <strong>Paulchen</strong> zu.<br />

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„<strong>Paulchen</strong> ist hier bei mir. Er war unter dem Sofa“, ruft Opa ganz<br />

laut und zieht Paul schnell aus dem Zimmer. „Kommt das<br />

Christkind jetzt nicht zu mir?“, fragt Paul und schaut Opa<br />

treuherzig an. „Das werden wir noch heute Abend erfahren“,<br />

grinst Opa und schiebt Paul zurück ins Kinderzimmer.<br />

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