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Bebaute Grundstücke - § 74 ff BewG

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<strong>Bebaute</strong> <strong>Grundstücke</strong> - <strong>§</strong> <strong>74</strong> <strong>ff</strong> <strong>BewG</strong><br />

Begri<strong>ff</strong><br />

Bewertungsverfahren<br />

1


Die wirtschaftliche Einheit - bebautes Grundstück<br />

<strong>§</strong> <strong>74</strong> <strong>BewG</strong><br />

Über <strong>§</strong> 68 <strong>BewG</strong> Abgrenzung der wirtschaftlichen Einheit<br />

zum Grundvermögen = Grundstück <strong>§</strong> 70 <strong>BewG</strong><br />

Umfang der wiE bebautes Grundstück<br />

› entspr. der tats. Verhältnisse zum Feststellungszeitpunkt<br />

› Bewertungsgrundsatz: Gesamtbewertung (<strong>§</strong> 2 (1) 2 <strong>BewG</strong>)<br />

˜ Grund und Boden<br />

˜ Gebäude<br />

˜ sonstigen Bestandteile (z.B. Außenanlagen; Wegerecht)<br />

˜ Zubehör (= bewegl. WG, die dem Grstk dienen: z.B. Mülltonne)<br />

˜ ggf. Erbbaurecht<br />

˜ ggf. Wohnungseigentum und Teileigentum<br />

˜ nicht: Betriebsvorrichtungen (Maschinen und sonstige Vorrichtungen<br />

aller Art, die zu einer Betriebsanlage gehören)<br />

Bewertungsmaßstab<br />

› gemeiner Wert gem. <strong>§</strong> 9 <strong>BewG</strong> (= Einzelveräußerungspreis)<br />

˜ unter Beachtung der Wertverhältnisse 1.1.1964<br />

2


Gebäudebegri<strong>ff</strong> (siehe A 1 (2) BewRGr)<br />

....ein Bauwerk als Gebäude anzusehen, wenn es<br />

› Menschen oder Sachen durch räumliche Umschließung Schutz<br />

gegen Witterungseinflüsse gewährt,<br />

› den Aufenthalt von Menschen gestattet,<br />

› fest mit dem Grund und Boden verbunden,<br />

› von einiger Beständigkeit und<br />

› ausreichend standfest ist (BFH v.13.06.1969, BStBl II S. 517 ).<br />

Die Abgrenzung von Gebäude und Betriebsvorrichtung kann nicht<br />

unter Heranziehung einer in bezug auf das gesamte Bauwerk<br />

bestehenden Verkehrsau<strong>ff</strong>assung erfolgen. Bestehen jedoch<br />

Zweifel, ob ein bestimmtes Merkmal des Gebäudebegri<strong>ff</strong>s vorliegt,<br />

ist die Entscheidung über das Vorliegen dieses Merkmals in<br />

bezug auf das Bauwerk nach der Verkehrsau<strong>ff</strong>assung zu tre<strong>ff</strong>en<br />

[BStBl 1992 I 342]<br />

3


Abgrenzung unbebautes/ bebautes Grundstück<br />

Stichwort: „benutzbare (bezugsfertige) Gebäude“<br />

› ab dem Zeitpunkt der Bezugsfertigkeit Wandel von unbebautem zu<br />

bebautem Grundstück; A 6 BewRGr<br />

› Bezugsfertigkeit liegt vor, wenn<br />

˜ es zukünftigen Bewohnern/ Benutzern zugemutet werden kann, die<br />

Wohnungen/ Räume zu nutzen (<strong>§</strong> 72 (1) S. 3 <strong>BewG</strong>)<br />

˜ die wesentlichen Bauarbeiten (z.B. Einbau Türen) abgeschlossen wurden<br />

˜ unerheblich: wann Wohnungen/ Räume tats. bezogen wurden; Zeitpunkt<br />

der Abnahme durch die Baubehörde; wenn noch geringfügige Restarbeiten<br />

ausstehen (z.B. Teppichboden teilweise noch nicht verlegt)<br />

› maßgeblich gesamtes Gebäude<br />

nicht einzelne Wohnungen/ Räume<br />

˜ Ausnahme sog. Bauabschnitte - <strong>§</strong> <strong>74</strong> Satz 2 <strong>BewG</strong>:<br />

– jeder in einem Bauabschnitt beendete Gebäudeteil gilt als<br />

bezugsfertiges Gebäude (z.B einzelne Stockwerke/ Wohnungen)<br />

– Bauabschnitte, wenn zunächst ein Teil des Geb. und i.d.R. > 2 Jahre<br />

später der Rest (aus)gebaut wird (z.B. finanzielle Gründe)<br />

– keine Bauabschnitte, wenn Bauphase kurzzeitig unterbrochen wird,<br />

da Fortführung vorübergehend technisch nicht möglich<br />

– Wert + Art des Grstks bestimmen sich bei der Fortschreibung nach<br />

dem bezugsfertigem Teil<br />

4


Beispiele<br />

Bau eines ZFH in1999/2000. Einzug in EG-Wohnung im Dezember<br />

2000. Zu diesem Zeitpunkt sind die einzelnen Stockwerke im<br />

gemeinsamen Treppenhaus nur über eine Leiter miteinander<br />

verbunden. Im April 2001 stehen lediglich noch die Malerarbeiten<br />

imTreppenhaus aus. Im Januar 2002 erfolgt die baupolizeiliche<br />

Abnahme.<br />

› Bezugsfertigkeit? Maßgeblicher Fortschreibungszeitpunkt?<br />

› Bezugsfertigkeit im April 2001: AF/WF deshalb einheitlich zum 01.01.2002.<br />

Eheleute bauen ein ZFH auf dem Grundstück des Ehemannes. Im<br />

Oktober 1998 ist das EG bezugsfertig. Nachdem sich die Ehefrau 1999<br />

vom Grundstückseigentümer getrennt hat, gerät dieser in finanzielle<br />

Nöte. 2001 heiratet er die reiche Freundin der Exfrau und baut weiter,<br />

so dass im Februar 2002 das OG bezugsfertig ist.<br />

› Welche Fortschreibungen sind wann durchzuführen?<br />

› 1.1.99 WF/AF zum EFH;<br />

1.1.03 WF/AF zum ZFH<br />

5


Die Bewertung bebauter <strong>Grundstücke</strong>, <strong>§</strong><strong>§</strong> <strong>74</strong> <strong>ff</strong> <strong>BewG</strong><br />

Grundstücksarten, <strong>§</strong> 75<br />

Von der Einordnung in die richtige Grundstücksart hängt ab<br />

› Bewertungsmethode<br />

˜ (Sachwert- oder Ertragswertverfahren)<br />

› Höhe des Vervielfältigers im Ertragswertverfahren<br />

› Höhe der Steuermesszahl für die Grundsteuer <strong>§</strong> 15 GrStG<br />

Deshalb bei bebauten <strong>Grundstücke</strong>n immer zuerst Feststellungen zur<br />

Grundstücksart tre<strong>ff</strong>en.<br />

Die Einordnung richtet sich nach der tatsächlichen Nutzung am<br />

Bewertungsstichtag<br />

› Nutzungsänderungen lösen also ggf. eine Artfortschreibung zu<br />

einer anderen Grundstücksart aus, was wiederum Auswirkungen<br />

auf den Wert haben kann (z.B.: VV), so dass die Artfortschreibung<br />

i.d.R. auch die Prüfung einer Wertfortschreibung veranlasst<br />

6


Vermögensarten / wiE / Grundstücksarten<br />

Vermögensarten<br />

Grundvermögen<br />

oder<br />

luF Vermögen<br />

wirtschaftl. Einh.<br />

Grundstück<br />

Grundstücksarten<br />

LuF-Betrieb<br />

oder<br />

LuF-Betrieb<br />

Stückländerei<br />

unbebautes Grundstück<br />

bebautes Grundstück<br />

Grundstück im Zustand der Bebauung<br />

Gebäude auf fremdem Grund u. Boden<br />

Erbbaurecht<br />

Wohnungs- u. Teileigentum<br />

Mietwohngrundstück<br />

Geschäftsgrundstück<br />

gemischt genutztes<br />

Grundstück<br />

Einfamilienhaus<br />

Zweifamilienhaus<br />

Sonst. beb. Grundstück<br />

7


Prüfungsschema - <strong>§</strong> 75 <strong>BewG</strong><br />

Beb. Grundstück<br />

1. Geschäftsgrundst.<br />

eigen- od. fremdgewerbliche<br />

Nutzung zu mehr als 80 %<br />

bezogen auf die Jahresrohmiete<br />

(<strong>§</strong> 75 (3) <strong>BewG</strong>)<br />

2. Wohngrundst.<br />

dient zu 20 % oder<br />

mehr (bezogen auf<br />

die Jahresrohmiete)<br />

Wohnzwecken<br />

3. Sonst. beb. Grundstück<br />

übrige <strong>Grundstücke</strong> z.B. Garagengrundstück,<br />

Vereinshaus<br />

(Abschn 15 (6) BewRGr;<br />

<strong>§</strong> 75 (7) <strong>BewG</strong>)<br />

Einfamilienhaus (<strong>§</strong> 75 (5) <strong>BewG</strong>)<br />

Wohngrundstück mit nur 1 Wohnung<br />

u. ggf. unschädlicher Mitbenutzung<br />

Zweifamilienhaus (<strong>§</strong> 75 (6) <strong>BewG</strong>)<br />

Wohngrundstück mit nur 2 Wohnungen<br />

und ggf. undschädlicher Mitbenutzung<br />

wenn nein<br />

Mietwohngrundstück<br />

dient zu mehr als 80 % (bezogen auf<br />

die Jahresrohmiete) Wohnzwecken<br />

(<strong>§</strong> 75 (2) <strong>BewG</strong>)<br />

Gemischt genutztes Grundstück<br />

dient zu 20% - 80 % (bezogen auf die<br />

Jahresrohmiete) Wohnzwecken (<strong>§</strong> 75<br />

(4) <strong>BewG</strong>)<br />

8


Grundstücksartenabgrenzung<br />

Bei den Grundstücksarten<br />

˜ Mietwohngrundstück (> 80% der JRM wohnlich)<br />

˜ Geschäftsgrundstück (> 80% der JRM gewerblich) und<br />

˜ gemischt genutztes Grundstück (20- 80% der JRM wohnlich)<br />

› ist Abgrenzungskriterium das Verhältnis der Jahresrohmieten<br />

für die jeweiligen Zwecke und zwar<br />

˜ Wohnzwecke: Wohnungen einschl. Zubehörraum wie Garagen,<br />

Schuppen, Stallgebäude, Keller<br />

˜ gewerbl. Zwecke: eigen- od. fremdgewerbl. oder freiberufl. (<strong>§</strong> 96 <strong>BewG</strong>)<br />

keine gewerblichen Zwecke: Gewerbetreibender nutzt Wohnzimmer auch als<br />

Arbeitszimmer mit;<br />

aber: eigenes Arbeitszimmer eines Gewerbetreibenden in seiner Wohnung: dient<br />

gewerbl. Zwecken<br />

˜ ö<strong>ff</strong>entl. Zwecke: Gebäude bzw. Gebäudeteil wird von Körperschaft des<br />

ö<strong>ff</strong>. Rechts für ö<strong>ff</strong>entl. Dienst oder Gebrauch genutzt<br />

z.B.: an Gemeinde, Post, Gericht, Behörde etc. vermietete Räume<br />

˜ sonstige Zwecke: z.B. Wochenendhaus; Ferienwohnheim<br />

9


Einfamilienhaus und Zweifamilienhaus<br />

Wohngrundstück<br />

› mit einer Wohnung: EFH,<br />

› mit zwei Wohnungen: ZFH<br />

› Wohnungsbegri<strong>ff</strong>:<br />

˜ Bauliche Trennung von anderen Wohnungen - Abgeschlossenheit<br />

– die Abtrennung muß von gewisser Dauerhaftigkeit und von Bestand<br />

sein: Hartfaserplatte oder Tür reicht nicht<br />

– Beisp.: Im EG Flur, von dem alle Räume des EG erreicht werden und<br />

von dem Treppe hoch geht in Dachgeschoß-"Wohnung":<br />

› kein ZFH; Flur gehört zum Wohnbereich des EG<br />

˜ getrennter Zugang<br />

– keine eigene Wohnung, wenn Zugang nur über Nebenräume<br />

– jede Wohnung hat eigenen Zugang (Windfang, Flur, Treppenhaus etc.)<br />

– Wohnbereich der anderen Wohnung darf nicht berührt werden<br />

› unbeachtlich:<br />

˜ Wohnungen des Hauspersonals<br />

10


Abgrenzung Einfamilienhaus/ Zweifamilienhaus<br />

Mindestgröße<br />

› > 23 qm je Wohnung<br />

› 20 qm in Wohnheimen (BFH, BStBl. 199o, 705)<br />

Ausstattung<br />

› Küche, (wenigstens Anschluß für Küchengeräte)<br />

› sanitäre Anlagen (Bad/Dusche/WC)<br />

tatsächliche Nutzung<br />

› Die zu einer Wohnung zusammengefassten Räume müssen tatsächlich<br />

Wohnzwecken dienen.<br />

˜ Bsp.: In einem Haus mit 2 "Wohnungen" wird das Erdgeschoß als Praxis,<br />

das Obergeschoß als Wohnung genutzt = nur eine Wohnung!<br />

˜ Folge: EFH kann nur dann vorliegen, wenn die Wohnung tatsächlich<br />

Wohnzwecken dient, ZFH nur dann, wenn beide Wohnungen dies tun. Eine<br />

"Wohnung" oder ein EFH oder ZFH, die gewerblich oder freiberuflich<br />

genutzt werden, ist keine Wohnung.<br />

˜ Die Nutzung eines Raumes innerhalb einer Wohnung als Arbeitszimmer für<br />

berufl. / gewerbl. Zwecke dient Wohnzwecken<br />

˜ Ein Haus mit 2 Wohnungen, die beide z.B. als Arztpraxen genutzt werden,<br />

ist ein Geschäftsgrundstück.<br />

11


Gewerbliche oder freiberufliche Mitbenutzung des Ein-/<br />

Zweifamilienhauses (<strong>§</strong> 75 (5) 4, <strong>§</strong> 75 (6) S. 2 <strong>BewG</strong>)<br />

Besonderheit: Gebäude mit nur einer (zwei) Wohnung(en)<br />

bleibt EFH (ZFH), wenn<br />

› nach der Verkehrsau<strong>ff</strong>assung durch die gewerblich/ freiberufliche/<br />

ö<strong>ff</strong>entliche Mitbenutzung die Eigenart als Einfamilienhaus nicht<br />

wesentlich beeinträchtigt wird.<br />

Beeinträchtigung der Eigenart EFH/ ZFH<br />

› durch das äußere Erscheinungsbild:<br />

˜ unwesentliche Beeinträchtigung i.d.R. bei freiberuflicher Mitbenutzung,<br />

˜ wesentliche Beeinträchtigung bei einer gewerblichen Mitbenutzung<br />

dagegen eher denkbar (z.B.: durch Schaufenster/ Werkstattanbau)<br />

› durch gleich umfangreiche oder überwiegende berufliche Nutzung<br />

˜ Wesentliche Beeinträchtigung d. Charakters, wenn für die berufliche oder<br />

ö<strong>ff</strong>. Nutzung genauso viel oder mehr Fläche als für die wohnliche<br />

Nutzung in Anspruch genommen wird,<br />

˜ unschädliche Mitbenutzung bei < 50% Flächenanteil der anderen als<br />

wohnlichen Nutzung<br />

12


1. Geschäftsgrundstück ?<br />

nein, da gewerbl. Nutzung<br />

nicht > 80 % der JRM<br />

2. Wohngrundstück ?<br />

ja, da wohnliche Nutzung<br />

> 20 % der JRM<br />

2a. EFH? 1 Whg im Gebäude 2b. ZFH? 2 Whgen im Gebäude<br />

Prüfschema bei<br />

gewerbl./<br />

ö<strong>ff</strong>entl.<br />

Mitbenutzung<br />

Äußeres Erscheinungsbild gestört?<br />

nein<br />

Flächenverhältnis wohnl./ gewerbl. Nutzung<br />

ja: gem.gen. Grstk, MWG<br />

oder sonst. beb. Grstk<br />

gewerbliche Nutz. < 50 % der Gesamtfl.?<br />

ja = EFH bzw. ZFH<br />

nein:<br />

gem.gen. Grstk oder<br />

sonst. beb. Grstk<br />

13


Beispiele<br />

OG-Wohnung<br />

100 qm; JRM 5 TDM<br />

Grundstücksart?<br />

Lösung:<br />

Treppen<br />

haus<br />

Rechtsanwaltspraxis<br />

80 qm; JRM 5 TDM<br />

Wie wäre bei einer Bäckerei<br />

im EG zu entscheiden?<br />

OG-Wohnung<br />

120 qm; JRM 3.700 DM<br />

Grundstücksart?<br />

Lösung:<br />

Rechtsanwaltspraxis<br />

120 qm; JRM 7.500 DM<br />

Bew-Stelle des FA<br />

120 qm; JRM 7.500 DM<br />

14


Sonstige bebaute <strong>Grundstücke</strong><br />

Grundstück gehört zu keiner der anderen Grundstücksarten<br />

› Bsp.:<br />

˜ Clubhäuser, Turnhallen, Jagdhütten, Kindererholungsheim,(wenn kein<br />

Gewerbebetrieb), selbständige Garagengrundstücke (nicht in räumlicher<br />

Nähe mit einem Wohngrundstück stehen), Wochenendhaus (wenn nicht<br />

ganzjährig bewohnbar, wenn Wohnungsbegri<strong>ff</strong> erfüllt: Einfamilienhaus)<br />

› Problem: Zusammentre<strong>ff</strong>en sonstiger Zwecke mit gewerbl. etc.<br />

˜ Fall: Ein Clubhaus enthält eine kleine Hausmeisterwohnung<br />

– Wenn weniger als 8o % der Nutzfläche sonstigen Zwecken dienen,<br />

ist das Grundstück ein gemischt genutztes<br />

˜ Fall: Ein Grundstück wird zu 45 % gewerbl., zu 4o % für sonstige<br />

Zwecke und zu 15 % für Wohnzwecke genutzt:<br />

– Hier wird gewerbl. Nutzung und die für sonstige Zwecke zusammengerechnet,<br />

da die sonstigen Zwecken den gewerbl. am nächsten<br />

stehen, hier also mehr als 8o % = Geschäftsgrundstück. (Siehe A 15<br />

VII BewRGr mit Beispielen)<br />

15


Bewertungen im Ertragswertverfahren<br />

<strong>§</strong><strong>§</strong> 79 - 82 <strong>BewG</strong><br />

Anwendungsbereich <strong>§</strong> 76 (1) <strong>BewG</strong><br />

› Grundsatz:<br />

bei allen Grundstücksarten außer sonstigen bebauten <strong>Grundstücke</strong>n<br />

Abgrenzung zum Sachwertverfahren: <strong>§</strong> 76 (3) <strong>BewG</strong><br />

› Sachwertverfahren bei Ein- und Zweifamilienhäusern<br />

˜ mehr als 220 qm je Wohnung<br />

– Flächenberechnung ohne Schwimmbäder, Terrassen, Balkonen, Dachgärten<br />

˜ Schwimmbecken 40 qm / Schwimmhalle immer schädlich<br />

˜ Grundstücksgröße > 2.400 m²<br />

› Bestimmte Gruppen von Geschäftsgrundstücken;<br />

Katalogfälle des A 16 (6)-(7) BewRGrV<br />

˜ z.B.: Fabriken, Banken, Hotels, Kaufhäuser, Einkaufszentren<br />

16


Ertragswertverfahren<br />

<strong>§</strong> 76 (1) <strong>BewG</strong>: Der Wert (= gemeiner Wert als Bewertungsmaßstab)<br />

des Grundstücks ist ... im Wege des<br />

Ertragswertverfahrens (<strong>§</strong><strong>§</strong> 78 bis 82 <strong>BewG</strong>) zu ermitteln.<br />

Verfahren: Jahresrohmiete (JRM) x Vervielfältiger ltiger gem. <strong>§</strong> 8o <strong>BewG</strong><br />

› Berücksichtigung von Korrekturen nach <strong>§</strong><strong>§</strong> 81 und 82 und <strong>§</strong> 77 <strong>BewG</strong><br />

Dieser Ertragswert umfasst:<br />

Bodenwert, Gebäudewert und Wert der Außenanlagen, <strong>§</strong> 78 <strong>BewG</strong><br />

› und zwar einschließlich aller wesentlichen Bestandteile und des Zubehörs<br />

› Achtung: Mindestwert beachten = 50% Wert des unbeb. Grundstücks<br />

˜ Bsp.: a) 4.000 DM JRM x VV 10 = 40.000 DM Grundstückswert<br />

b) Wert des Grundstücks, wenn es unbebaut wäre:<br />

1.000 qm x 90,- DM/qm = 90.000 DM<br />

˜ Mindestwert <strong>§</strong> 77 <strong>BewG</strong>: 1/2 von 90.000 DM = 45.000 DM<br />

Der so ermittelte Grundstückswert ist gem. <strong>§</strong> 30 <strong>BewG</strong> auf volle<br />

100,- DM abzurunden und auf volle EURO umzurechnen.<br />

17


Ermittlung der JRM <strong>§</strong> 79 <strong>BewG</strong><br />

„erzielbare Januarmiete zum 1.1.1964“<br />

Ertragswertverfahren<br />

JRM x Vervielfältiger<br />

Bestimmung des VV <strong>§</strong> 80 <strong>BewG</strong><br />

= vorläufiger Grundstückswert<br />

Zuschläge/ Abschläge nach <strong>§</strong><strong>§</strong> 81, 82 <strong>BewG</strong><br />

Grundstückswert, <strong>§</strong> 78 <strong>BewG</strong><br />

Mindestwert prüfen,<br />

<strong>§</strong> 77 <strong>BewG</strong><br />

Abrundung<br />

<strong>§</strong> 30 Nr. 1 <strong>BewG</strong><br />

DM-Wert<br />

Umrechnung<br />

in € = EW18


Zum Vergleich - Sachwertverfahren <strong>§</strong><strong>§</strong> 83-90 <strong>BewG</strong><br />

Fläche x<br />

Qm-Preis 1.1.64<br />

-<br />

Wertmindung<br />

wegen Alters und<br />

baulicher Schäden<br />

Gebäudenormalherstellungswert<br />

Normalherstellungswert<br />

der Außenanlagen<br />

-<br />

Wertmindung<br />

wegen Alters und<br />

baulicher Schäden<br />

= Bodenwert<br />

<strong>§</strong> 84 <strong>BewG</strong><br />

= Gebäudesachwert<br />

- / +<br />

Ermäßigungen/<br />

Erhöhungen<br />

= Gebäudewert<br />

<strong>§</strong> 85 <strong>BewG</strong><br />

= Ausgangswert<br />

= Sachwert der Außenanlagen<br />

- / +<br />

Ermäßigungen/<br />

Erhöhungen<br />

= Wert d. Außenanlagen<br />

<strong>§</strong> 89 <strong>BewG</strong><br />

Angleichung an den gemeinen Wert <strong>§</strong> 84 <strong>BewG</strong><br />

Grundstückswert, <strong>§</strong> 83 <strong>BewG</strong><br />

19


Ertragswertverfahren - Vervielfältiger<br />

<strong>§</strong> 80 <strong>BewG</strong>, Anlagen 3 - 8 <strong>BewG</strong><br />

als Kapitalisierungsfaktor berücksichtigt er die Kosten<br />

(» Werbungskosten) wie (Grundsteuer, AfA usw.) und ist<br />

deshalb abhängig von<br />

› Grundstücksart, Bauart, Bauausführung, Baujahr, Einwohnerzahl 1.1.64<br />

Besonderheiten<br />

› bei wesentlicher Verlängerung (infolge umfassender baulicher<br />

Maßnahmen) oder Verkürzung der restlichen Lebensdauer des<br />

Gebäudes (aufgrund nicht behebbarer Baumängel/ -schäden),<br />

<strong>§</strong> 80 (3) <strong>BewG</strong>, A 27 BewRGr<br />

˜ Ermittlung eines fiktiven Baujahres<br />

Bsp.: EFH aus dem Jahre 1880 wird grundlegend renoviert,<br />

so dass sich Lebensdauer um 40 Jahre verlängert<br />

˜ <strong>§</strong> 80 (3) <strong>BewG</strong>: Faktor nach fiktivem Baujahr:<br />

ursprüngliches Baujahr + Lebenszeitverlängerung:<br />

1880 + 40 Jahre = fiktives Baujahr 1920<br />

20


Beispiele<br />

Stadt X: Einwohnerzahl 1.1.1964 40.000<br />

Einwohnerzahl 1.1.2000 80.000<br />

Stadtteil Y: Einwohnerzahl 1.1.1964 5.000<br />

Einwohnerzahl 1.1.2000 9.000<br />

Das zu bewertende EFH befindet sich im Stadtteil Y. Dieser Stadtteil<br />

wurde 1976 in Stadt X eingemeindet.<br />

Auf welcher Grundlage ist der VV zu ermitteln?<br />

Für ein gemischt genutzes Grundstück (Baujahr 1970; Holzfachwerk mit<br />

Ziegelsteinausmauerung; Gemeindegröße 1.1.1964 26.000) ist eine JRM<br />

von 13.480,-- DM anzusetzen. Davon entfallen 6.000 DM auf gewerbliche<br />

Nutzung (Bekleidungsgeschäft). Wie hoch ist der EW?<br />

21


Vervielfältiger bei Gebäuden und -teilen verschiedener<br />

Bauart oder verschiedenen Alters<br />

<strong>§</strong> 80 (4) <strong>BewG</strong>, A 28 BewRGr<br />

Voraussetzung:<br />

Gebäude oder Gebäudeteile haben gewisse Selbständigkeit<br />

› getrennte Vervielfältiger für jedes Teilgebäude bei<br />

˜ unterschiedlichem Baujahr<br />

– Massivbau (Wohnhaus) 1920; Anbau (Schreinerei) 1970<br />

˜ verschiedener Bauausführung<br />

– z.B. bei Massivbau mit Anbau aus Holzfachwerk.<br />

› jedes Gebäude/ jeder Gebäudeteil ist als eigener Bauteil<br />

zu berechnen (=> Summe der einzelnen BT-Werte = Grundstückswert)<br />

Regel:<br />

› An- und Umbauten teilen regelmäßig den Vervielfältiger mit dem<br />

Hautgebäude<br />

˜ insbesondere bei Aufstockungen<br />

˜ Wenn allerdings insgesamt Verlängerung der Lebensdauer, dann<br />

neuer Faktor nach fiktivem Baujahr.<br />

22


Ermäßigung / Erhöhung<br />

<strong>§</strong> 82 <strong>BewG</strong> A 31-33 BewRGr<br />

Korrektur des Ertragswerts gem. <strong>§</strong> 82 <strong>BewG</strong>, wenn<br />

› wertmindernde bzw. werterhöhende Umstände vorliegen,<br />

› die in der JRM/ VV noch nicht berücksichtigt sind<br />

Beispielhafte Aufzählung in <strong>§</strong> 82 (1) <strong>BewG</strong>:<br />

› Ungewöhnlich starke Beeinträchtigung durch Lärm, Rauch oder<br />

Gerüche (Einflugschneise, Autobahn, chemische Fabrik)<br />

˜ Diese Immissionen können aber bereits in JRM berücksichtigt sein<br />

(Autobahn bereits 1.1.64 vorhanden)<br />

› behebbare Baumängel und Bauschäden<br />

˜ nicht behebbare Baumängel Berücksichtigung durch VV / Baujahr (s.o.)<br />

› Notwendigkeit baldigen Abbruchs <strong>§</strong> 82 (1) Nr. 3 <strong>BewG</strong><br />

Höchstmaß des Abschlags: <strong>§</strong> 82 (3) <strong>BewG</strong>: max. 3o %<br />

˜ Höhe: Einzelfallentscheidung; siehe auch Bew-Kartei/ ggf. Auftrag an BSV<br />

˜ Ausnahme: wg baldigen Abbruchs (<strong>§</strong> 82 (1) Nr. 3 <strong>BewG</strong> ist in <strong>§</strong> 82 (3) <strong>BewG</strong><br />

nicht aufgeführt)<br />

23


Erhöhung des Grundstückswerts<br />

übergroße Grundstücksfläche, A 32 (2) BewRGr<br />

› bei EFH und ZFH: mehr als 1.500 qm<br />

› bei anderen Grundstücksarten: unbebaute Fläche > Fün<strong>ff</strong>aches der<br />

bebauten Fläche, wenn kein Hochhaus<br />

Berechnung des Zuschlags A 32 (3) BewRGr:<br />

› Ermittlung des Werts des unbebauten Grundstücks<br />

./. Wert für (zulässige) 1500 qm bei EFH und ZFH bzw.<br />

bei anderen Grstksarten der Wert der (zuläss.) 5-fachen Fläche<br />

= Wert der übergroßen Fläche<br />

Dieser Betrag wird dem Ertragswert hinzugerechnet, max. aber 30 %<br />

› Beispiel: Grstksfläche 1600 qm davon 250 qm bebaut; qm-Preis<br />

1.1.1964 30,-- DM<br />

Frage: Wert der übergroßen Fläche a) beim ZFH b) beim MWG?<br />

ZFH: (1600 qm x 30 DM) 48000 ./. (1500 qm x 30 DM) 45000 = 3.000 DM<br />

MWG: 48000 DM (s.o.) ./. (5 x 250 qm x 30 DM) 37.500 DM = 10.500 DM<br />

nachhaltige Ausnutzung des Grundstücks für Reklame<br />

A 32 (5) BewRGr<br />

24


Mindestwert <strong>§</strong> 77 <strong>BewG</strong><br />

Wert bebautes Grstk > 50% Wert fiktiv unbebautes Grstk,<br />

sonst Ansatz der 50 % des Werts des unbeb. Grundstücks<br />

Voraussetzung: GruBo + Gebäude = 1 wirtsch. Einheit<br />

› also nicht bei Gebäuden auf fremdem GruBo<br />

gilt unabhänig vom Bewertungsverfahren!<br />

› Ertragswertverfahren<br />

˜ geringer Wert des Gebäudes aber hoher qm-Preis bei der<br />

Vergleichsberechnung (Stadtgebiete)<br />

› Sachwertverfahren<br />

˜ geringe Wertzahl (dementsprechend hohe Angleichung), geringer<br />

Gebäudewert und geringer Wert der Außenanlagen aber hoher qm-<br />

Preis bei der Vergleichsberechnung<br />

Beispiel siehe Seite 17 („Überschrift Ertragswertverfahren“) dieses<br />

Themenkomplexes<br />

25

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