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Der Württembergische Hoffaktor Joseph <strong>Süß</strong> Oppenheimer<br />
(1698/99-1738) ist eine äußerst ambivalente<br />
Persönlichkeit der deutsch-jüdischen Geschichte.<br />
Die Figur »<strong>Jud</strong> <strong>Süß</strong>«, die ihre antisemitische<br />
Prägung vor allem durch Veit Harlans Film<br />
<strong>Jud</strong> <strong>Süß</strong> (1940) erhielt bietet bis heute immer<br />
wieder Anlass für Auseinandersetzungen.<br />
»<strong>Jud</strong> <strong>Süß</strong>« entfaltet nach wie vor seine Wirkungsmacht<br />
- die historische Person, auf die die Figur<br />
Ausschnitt aus dem<br />
Kupferstich „Iud Ioseph<br />
Süss Oppenheimer,<br />
Gewester Finanzien<br />
Rath […]“ [um 1738],<br />
Württembergische<br />
Landesbibliothek<br />
Stuttgart<br />
zurückgeht, ist jedoch nahezu unbekannt.<br />
In der Ausstellung »<strong>Jud</strong> <strong>Süß</strong>« - Geschichte(n)<br />
einer Figur« wird die Funktionsweise der Tradierung<br />
von Stereotypen am Beispiel Joseph <strong>Süß</strong><br />
Oppenheimers aufgezeigt. Dem Besucher soll<br />
die Wirkungsmacht dieser antisemitischen Figur<br />
präsent und nachvollziehbar gemacht werden.<br />
Eröffnung der Ausstellung<br />
Sonntag | 1. März 2009 | 17.00 Uhr<br />
Gemeinderäume der<br />
Liberalen Jüdischen Gemeinde e. V.<br />
Hannover, Fuhsestraße 6, 30419 Hannover<br />
Einführung in die Ausstellung:<br />
Miriam Hesse, Göttingen<br />
anschließend Empfang<br />
Führung in russischer Sprache<br />
am 08.03.2009 um 17.30 Uhr<br />
Begleitprogramm<br />
Donnerstag | 12. März 2009 | 19 Uhr<br />
Szenische Lesung<br />
Aus Romanen und Quellen zu <strong>Jud</strong> <strong>Süß</strong> mit<br />
Peter Japtok<br />
Hadassah Stichnothe<br />
Michael Stier<br />
Musikalische Begleitung:<br />
Alexander Kostovetzky, Klavier<br />
Ferdinand Marian<br />
als Joseph <strong>Süß</strong><br />
Oppenheimer in<br />
dem Film „<strong>Jud</strong> <strong>Süß</strong>“<br />
(Regie Veit Harlan,<br />
1940)<br />
Mittwoch | 18. März 2009 | 19 Uhr<br />
JUSTIZMORD AN JOSEPH SÜSS OPPENHEIMER<br />
Vortrag und Bilder<br />
Hellmut G. Haasis, Publizist , Historiker und<br />
Theologe, Reutlingen<br />
Im Jahr 1738 ließ das Stuttgarter Kriminalgericht den Heidelberger<br />
Händler und Finanzberater Joseph <strong>Süß</strong> (1698-1738)<br />
nach einem skandalösen geheimen Gerichtsverfahren<br />
aufhängen.<br />
Warum? der Grund wurde bis heute nicht bekannt gegeben.<br />
Die Richter schwiegen sich aus, ebenso die involvierten<br />
evan gelischen Kirchenräte. <strong>Süß</strong>’ Vermögen, das er testamentarisch<br />
den deutschen jüdischen Gemeinden und seiner<br />
Familie vermacht hatte, wurde gestohlen. Die Richter rissen<br />
sich auch seine wertvolle Bildersammlung unter den Nagel,<br />
in der jedes Porträt mit sündhaft teuren Juwelen besetzt war.<br />
Bis heute geistert dieser ermordete <strong>Jud</strong>e durch Literatur und<br />
Film als ein Scheusal, das Württemberg ausgeplündert und<br />
das Recht zerstört habe. Am schlimmsten wütete der Nazifilm<br />
von Veit Harlan „<strong>Jud</strong> <strong>Süß</strong>“ (1940).<br />
In Wirklichkeit handelt es sich bei Joseph <strong>Süß</strong> um eine<br />
der bedeutendsten Gestalten des deutschen <strong>Jud</strong>entums,<br />
eine der modernsten und erfolgreichsten Wirtschaftspersonen<br />
vor der Industrialisierung. Seitdem ist er zur Ikone<br />
der deutschen Antisemiten verkommen – und heute noch<br />
missbraucht. Als erster Autor arbeitete sich der Württemberger<br />
Hellmut G. Haasis durch die sieben Meter langen<br />
Gerichtsakten. Zeitaufwand: Sieben Jahre. Er konnte als<br />
erster beweisen, dass der Prozess von Anfang an als Justizmord<br />
geplant war. Geboten wird an diesem Abend eine freie<br />
Erzählung, mit Kostproben der modernen Erzählung und<br />
kurzen Einblicken in alte Quellentexte, mit einer Präsentation<br />
alter Kupferstiche und neuer Zeichnungen des jüdischen<br />
Künstlers Jona Mach (Jerusalem) und der Bildhauerin Angela<br />
Laich (Berlin). - die ersten künstlerischen Gestaltungen<br />
dieses Schicksals überhaupt.<br />
Grundlage des Abends:<br />
Haasis, Hellmut G.: Joseph <strong>Süß</strong> Oppenheimer genannt <strong>Jud</strong><br />
<strong>Süß</strong>. Finanzier, Freidenker, Justizopfer (1998).<br />
Die moderne Erzählung von Haasis: Die Rache des Joseph<br />
<strong>Süß</strong> Oppenheimer (1995).<br />
Höhepunkt: Die vom Autor gefundene hebräische Gedenkschrift<br />
der illegalen Stuttgarter jüdischen Gemeinde, Salomon<br />
Schächter: Relation vom Tod des Joseph <strong>Süß</strong> (1738).