BSP einfach selbst abbinden - Holzkurier 15.03.2012 - bei Timbory!

Holzbau > Reportage
Timbory/Mafell
BSP einfach selbst abbinden
20 Zimmermeister haben Spaß mit Brettsperrholz
Timbory und Mafell veranstalteten gemeinsam ein Seminar zum handwerklichen
BSP-Abbund. Die teilnehmenden Zimmerer bauten innerhalb eines Tages ein Haus.
Vom erworbenen Know-how profitieren alle.
Im 28 °-Winkel schneidet hier die Mafell-MKS 130 Ec und macht damit aus
einer Timbory-BSP-Rohplatte ein millimetergenau passendes Dachelement
Der Massivholzbau mit BSP boomt. Doch der
handwerkliche Abbund der Platten wurde
sträflich vernachlässigt. Es scheint, die Branche
hat sich nur auf den Zuschnitt in CNC-Anlagen
konzentriert. Die Holzbaubetriebe bekommen die
fertigen Elemente geliefert und brauchen sie nur
mehr zusammensetzen. Das klingt auf den ersten
Blick gut, saugt aber Wertschöpfung aus den Zimmereien
ab. Dabei ist der handwerkliche Abbund
von BSP keine Hexerei. Das wurde am 5. und 6.
März im Produktionswerk Holzindustrie Chanovice/CZ
(Teil der Haas-Gruppe, Falkenberg/DE) bewiesen.
Gemeinsam mit dem Werkzeughersteller
Mafell, Oberndorf am Neckar/DE, schulte man
zehn süddeutsche Zimmermeister und zehn Mitarbeiter
aus dem Werk in Chanovice im händischen
Abbund. Der Holzkurier begleitete die Veranstaltung.
Die Vorfreude war spürbar, als Mafell-Anwendungstechniker
Helmut Pfau seine Maschinen
auspackte. Zimmerei-Handkreissägen und -Kettensägen,
kräftige Bohrmaschinen
mit Führungsein-
richtungen, Kettenstemmer und Kervenfräsen
waren dabei. Das sind allesamt Geräte, welche
die Zimmerleute bestens kennen. Entsprechend
beherzt wurde zugegriffen, als es galt, an einem
Tag aus BSP-Rohplatten der Marke „Timbory by
Haas“ ein Häuschen zu bauen. Vorbereitet wurde
das Seminar vom Timbory-Anwendungstechniker
Anton Sax. Das Programm enthielt klassische
BSP-Abbundaufgaben, wie Fensterausschnitte,
Anschlüsse oder eine runde Durchreiche. Mit
dem neuen Timbory-XL-Wood (vertikal verleimtes
BSH) und Steico-Gefachdämmung wurde sogar
eine Dämmschicht angefertigt. „XL-Wood ist bei
Außenwänden ein geniales System“, erklärte Xaver
Alexander Haas, Geschäftsleiter Technik der
Haas Group. Die schlanken, aber dimensionsstabilen
Elemente (s. Bilder re. Seite) bildeten die Fächer,
welche die Dämmung aufnahmen.
Wie man diese Aufgaben richtig erledigt, erklärte
DI Robert Jöbstl am ersten Seminartag.
Der Österreicher ist nach zehn Jahren beim BSP-
Professor Gerhard Schickhofer in Graz ein ausgewiesener
Experte. Erst im November wechselte
er zur Haas Group. Dort ist er für Forschung und
Entwicklung zuständig. „BSP-Massivholzbau ist im
Prinzip viel einfacher als ein Holzriegelbau“, war er
von der Holzmassivbauweise
überzeugt. Die großformatigen
Platten erlauben
einen schnellen
Baufortschritt. Die Objekte
haben weniger
Einzelteile und damit
weniger Fugen. Der klare Schichtaufbau führt
zu einer bauphysikalisch sauberen Konstruktion
mit einwandfreien Verbindungen. Timbory-Brettsperrholz
wird zudem mit formaldehydfreiem
PUR-Klebstoff verpresst. Seit Anfang Dezember
besitzt es die europäisch-technische Zulassung.
Vorteile der Schmalseitenverklebung
Das Timbory-Werk in Böhmen beeindruckt mit
seiner Verarbeitungstiefe. Der integrierte Standort
erzeugt aus 500.000 fm/J KVH, BSH, Nagelplattenbinder
sowie Massivholzplatten (s. Holzkurier
23/11, S. 26–27). Einschichtige Platten sind die
Ausgangsprodukte für die BSP-Produktion. Sie
werden in einer Fankhauser-Vakuumpresse hergestellt.
Diese Methode bringt dem Anwender eine
Reihe von Vorteilen, die Vertriebsleiter Matthias
Link aufzählt:
››
Durch die verleimten Schmalseiten ist schon die
dreischichtige 9 cm-Platte luftdicht. Das verhindert
Konvektion und Kondensation in der Wand.
››
Der Schallschutz ist besser, da keine Schallnebenwege
vorhanden sind.
Im Brandfall treten keine Kamineffekte auf
››
Durch das Verpressen geschliffener Einschichtplatten
sind die Dickentoleranzen gering.
››
Timbory-BSP gibt es bis 3,8 mal 18 m. Die maximale
Stärke beträgt 40 cm.
Am besten selber Hand anlegen
Zurück zu den Zimmerleuten: Die hatten mit der
Bearbeitung des unkomplizierten Materials eine
sichtbare Freude. Das lag auch an den Profigeräten,
die Mafell zur Verfügung gestellt hatte. Allesamt
waren sie mit leistungsfähigen Cuprex-Elektromotoren
ausgestattet. Das stärkste Gerät – die
Zimmerei-Kettensäge ZSX-Twin Ec – besitzt sogar
zwei Lichtstrommotoren mit je 3 kW. Damit sind
Schnitttiefen bis zu 40 cm kein Problem.
Die vertikale Zimmerei-Kettensäge gehöre, gemeinsam
mit dem Kettenstemmer, zu den bedeutendsten
Geräten des händischen BSP-Abbunds,
meinte Pfau. „Das Eckenschneiden war eine der
wichtigsten Lektionen, da man es bei Fenster- und
Türausschnitten benötigt“, erklärte der Mafell-Profi.
Beim Fensterausschnitt wird zunächst die Führungsschiene
angebracht. Dann beginnt man, an
einer Ecke mit dem Kettenstemmer (LS 103 mit
Mafell-Anwendungstechniker Helmut Pfau (3. v. li.) erklärte den Seminarteilnehmern
die Aufgaben und, mit welchen Geräte man sie am besten löst
Bildquelle: Haas Holzprodukte (2), Plackner
Aufgabe Abplattung: Die Kervenfräse schnitt zwei Mal 3 cm tief durch das
BSP-Element – das kleine Bild zeigt das Ergebnis nach dem ersten Schnitt
20 Holzkurier 11 • 15. 03. 2012

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Synergieeffekt: Die Zimmerer informierten sich bei Verkaufsleiter Matthias
Link (li.) über alle Timbory-Produkte, etwa das vertikal verleimte BSH „XL-Wood“
Schlitzgestell SG 230 und Schlitzgarnitur 21 mm),
der auf einem Führungsgestell sitzt, ein 28 mm
breites und 20 cm langes Loch zu fräsen. Darin findet
die vertikale Kettensäge ZSK Ec Platz. Dank der
dünneren Schnittfuge hat sie leichtes Spiel und
frisst sich rasch durch das feinjährige Fichtenholz.
Das wird bei den anderen drei Seiten des Fensterausschnittes
wiederholt. Gute zehn Minuten
brauchten die Seminarteilnehmer für ein Fenster.
Geübte schaffen es wohl noch ein wenig schneller.
Die Deckenelemente des Timbory-Häuschens
wurden auf zwei Arten verbunden: mit einem
Querkraftanschluss mittels Stufenfalzes und
einem Momentenstoß mittels zweier außen liegender
Laschen. Der Stufenfalz wurde mit der
Handkreissäge Mafell KSP 85Fc angefertigt. Mit
85 mm Schnitttiefe eignete sie sich perfekt, um
die 150 und 170 mm starken Decken bis zur Hälfte
einzuschneiden. Der 2250 W starke Motor sorgte
auch bei der vollen Arbeitstiefe für zügiges Arbeiten.
Für den Stufenfalz wurde zuerst senkrecht zur
Oberfläche eingeschnitten, dann senkrecht zur
Schmalseite. Letzteres ist bei einer Abplattung
für die Laschen des Momentenstoßes nicht nötig:
Die Kervenfräse ZK 115 Ec schafft (je nach Werkzeug)
bis zu 70 mm tiefe Abplattungen. Nach zwei
Schnitten war die Ausnehmung für die Laschen
fertig und weiter ging‘s zur nächsten Aufgabe.
Knifflig war der runde Durchbruch. Zunächst
wurde der Umkreis aufgezeichnet. Über eine Zirkelschablone
kam wieder der Kettenstemmer ins
Spiel. Da sein Schwert nur 5 cm breit fräst, kann
damit leicht eine Kurve geschnitten werden.
Das resultierende Loch brauchte zwar ein bisschen
Bandschleif-Kosmetik, erfüllte aber seinen
Zweck voll und ganz.
Die Timbory-BSP-Platten waren 9, 15 oder 17 cm
stark. Für die Formatierung dieser mächtigen
Elemente brachte der Mafell-Techniker seine
stärkste Handkreissäge mit: die MKS 185 Ec. Deren
Schnitttiefe erreicht bis zu 185 mm. Das Sägeblatt
kann, wie bei allen anderen Handkreissägen, um
bis zu 60° geneigt werden. Ob die Mafell-Sägen
trotzdem mit wenig Widerstand arbeiten, probierte
Link am Modell MKS 130 Ec aus. Nachdem
der Timbory-Verkaufsleiter eine dreischichtige
9 cm-Platte im Handumdrehen zugeschnitten
hatte, musste er sich zunächst mittels Druckluft
von den Sägespänen freiblasen. Dann konstatierte
er: „Das sind richtige Profimaschinen.
Da macht die Bearbeitung von Timbory-Brettsperrholz
ja noch mehr Spaß.“ Neben den erwähnten
Geräten waren noch Bohrmaschinen, Oberfräsen
und Führungsschienen von Mafell im Einsatz.
Zimmerleute sind zusätzlich qualifiziert
Das Praxisseminar in Chanovice wurde von den
Teilnehmern sehr gut aufgenommen. Das Interesse
am handwerklichen Abbund ist so groß, dass
Timbory gemeinsam mit Mafell eine Roadshow
etablieren will. Im deutschsprachigen Raum wird
man die Seminare anbieten. Davon profitieren alle
Beteiligten:
››
Den „handwerklich entmündigten Zimmerleuten“
(Jöbstl) wird durch den Know-how-Transfer
ermöglicht, auch bei BSP die Abbund-Wertschöpfung
im Betrieb zu halten.
››
Die Teilnehmer wissen nun, was mit BSP möglich
ist, setzen den Baustoff vermehrt ein und
werden durch ihre Fähigkeiten auch kreativer
(„… das könnte ich ja ebenfalls aus Holz realisieren“).
Alle Aufgaben erfüllt: So sieht das fertige Häuschen aus Timbory-BSP aus –
die Zimmerleute lernten beim Bau den richtigen handwerklichen Abbund
››
Mafell und Timbory stärken ihre Reputation als
Ausstatter beziehungsweise Lieferanten für die
BSP-Verarbeiter. „Wenn einer zwei Tage lang mit
Timbory-BSP gearbeitet hat und genau weiß,
was er damit machen kann, wird er es auch wieder
bei uns bestellen“, war Haas optimistisch.
Im Zuge des Seminars wurden die Zimmerer
über das umfassende konstruktive Timbory-Sortiment
informiert. Man stellte sich als Systemlieferant
mit einem kompletten Leimholz-Portfolio
dar. „Auf Wunsch wird das BSP gleich mit hochwertigen
Ein- und Dreischichtplatten belegt“, betonte
Link exemplarisch zum Abschluss. hp ‹
Rasch gedämmt: Das XL-Wood eignet sich perfekt
für die Holzfaser-Dämmschicht
Aufgabe Fensterausschnitt: Der Kettenstemmer LS 103 (re.) fräst einen
28 mm-Schlitz, in den die Zimmerer-Kettensäge eingeführt wird
Aufgabe Stufenfalz: Die zwei Holzbauprofis überprüfen, ob die Schnitttiefe
der KSP 85 Fc mit dem Sollmaß übereinstimmt – erst dann erfolgt der Schnitt
Holzkurier 11 • 15. 03. 201221