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Transnationalität benachteiligter Jugendlicher als Mittel gegen den ...

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Leonida - transnationale Zusatzqualifikation für Berliner<br />

Jugendliche aus Bau- und HoGa-Berufen<br />

Dokumentation<br />

des 5. transnationalen Erfahrungsaustauschs für Arbeitsmarktexpertinnen und<br />

Arbeitsmarktexperten in Berlin 22./ 23. Februar 2012 in der Senatsverwaltung für Wirtschaft,<br />

Technologie und Forschung, Martin Luther Straße 105, 10825 Berlin<br />

<strong>Transnationalität</strong> <strong>benachteiligter</strong> <strong>Jugendlicher</strong><br />

<strong>als</strong> <strong>Mittel</strong> <strong>gegen</strong> <strong>den</strong> Fachkräftemangel<br />

Ergebnisse und Erfahrungen aus dem IdA Projekt Leonida<br />

Das Projekt "Leonida - transnationale Zusatzqualifikation für Berliner Jugendliche aus Bau- und<br />

HoGa-Berufen“ wird aus dem ESF-Programm "IdA – Integration durch Austausch" durch das<br />

Bundesministerium für Arbeit und Soziales gefördert.


Zielsetzung des Workshops<br />

• Erfahrungsaustausch zwischen Berliner und transnationalen Arbeitsmarktexpert/innen<br />

• Austausch zum Thema „<strong>Transnationalität</strong> <strong>benachteiligter</strong> <strong>Jugendlicher</strong> <strong>als</strong> <strong>Mittel</strong> <strong>gegen</strong> <strong>den</strong><br />

Fachkräftemangel - Ergebnisse und Erfahrungen aus dem IdA-Projekt Leonida<br />

• Auswertung des gesamten Projektverlaufes<br />

• Leonida aus der Perspektive der Teilnehmerinnen und Teilnehmer<br />

• Formulierung von Empfehlungen für zukünftige Projekte<br />

Teilnehmer/innen<br />

Bildungs- und Arbeitsmarktexpert/innen und operative Partner/innen aus Berlin, Polen und der Türkei.<br />

Vertreter/innen der JobCenter, Bildungsträger, Bezirksämter und der Kammern sowie der<br />

Senatsverwaltung.<br />

(Vgl. Teilnehmer/innenliste, Anlage 1)<br />

Ablauf<br />

MITTWOCH 22.02.2012 – TAG 1<br />

• Begrüßung der Teilnehmen<strong>den</strong> (Dr. Hilde Hansen, Geschäftsführerin der BGZ)<br />

• Grußwort „Die Bedeutung des Fachkräftemangels für die wirtschaftliche Entwicklung Berlins“<br />

(Christoph von Knobelsdorff, Staatssekretär für Wirtschaft, Technologie und Forschung)<br />

• Impulsvortrag „Ausbildungs- und Arbeitsmarktchancen junger Benachteiligter beim Übergang<br />

in die berufliche Integration“ (Prof. Dr. Michael Heister, Bundesinstitut für Berufsbildung, Leiter<br />

der Abteilung Förderung und Gestaltung der Berufsbildung)<br />

• Vorstellung der Projektergebnisse durch <strong>den</strong> Projektverbund<br />

• Diskussion: Welche Auswirkungen hat <strong>Transnationalität</strong> auf die Persönlichkeit und welche<br />

Relevanz hat dies für <strong>den</strong> Arbeitsmarkt?<br />

DONNERSTAG 23.02.2012 – TAG 2<br />

• Vortrag „Berliner Strategien <strong>gegen</strong> Fachkräftemangel“ (Margrit Zauner, Senatsverwaltung für<br />

Arbeit, Integration und Frauen, Leiterin des Referats Berufliche Qualifizierung)<br />

• Vortrag „Die Berliner Vereinbarung zur Nachwuchskräftesicherung für Unternehmen durch<br />

Ausbildung“ (Gregor Schoening, Leiter des BIZWA der Handwerkskammer Berlin)<br />

• Diskussion zu folgen<strong>den</strong> Fragen: Ist <strong>Transnationalität</strong> ein geeignetes <strong>Mittel</strong> <strong>gegen</strong> <strong>den</strong><br />

Fachkräftemangel? Ist die Zielgruppe für das Projekt richtig? Wie relevant ist transnat.<br />

Mobilität für die Förderung der Zielgruppe benachteiligte Jugendliche?<br />

(Vgl. Tagesordnung, Anlage 2)<br />

MITTWOCH, 22.02.2012 – TAG 1<br />

Begrüßung<br />

Den zweitägigen transnationalen Workshop eröffnete Dr. Hilde Hansen im Namen der BGZ und ging<br />

auf die Zielsetzung des diesjährig in Berlin stattfin<strong>den</strong><strong>den</strong> Workshops ein. Bei dem Workshop soll es<br />

darum gehen, Ergebnisse zu präsentieren, Erfahrungen auszutauschen und gemeinsam Strategien<br />

zu entwickeln die eine nachhaltige Sicherung der Ergebnisse ermöglichen. Für die BGZ stand, bei<br />

der Konzeption und der Durchführung des Projekts „Leonida“, der unmittelbare Bezug zur Berliner<br />

Wirtschaft im Vordergrund. Frau Dr. Hansen machte deutlich, dass es das Ziel der BGZ war, die<br />

Qualifizierung, das Auslandspraktikum und das anschließende Coaching so zu gestalten, dass<br />

arbeitslose Jugendliche und junge Erwachsene im Anschluss an das Projekt in Beschäftigung oder in<br />

ein Ausbildungsverhältnis überführt wer<strong>den</strong>.<br />

(Vgl. Begrüßung, Anlage 3)<br />

2


Grußwort<br />

„Die Bedeutung des Fachkräftemangels für die wirtschaftliche Entwicklung Berlins“<br />

Zum Auftakt des Workshops begrüßte Christoph von Knobelsdorff, Staatssekretär für Wirtschaft,<br />

Technologie und Forschung die Teilnehmerinnen und Teilnehmer. In seiner Ansprache machte<br />

Staatssekretär von Knobelsdorff deutlich, dass eine Problematik hinsichtlich der ausreichen<strong>den</strong><br />

Besetzung von beruflichen Ausbildungsstellen bestehe. Ein Mangel ließe sich bereits heute schon<br />

verzeichnen und führe zu der Annahme, dass es auch zukünftig zu einem nicht ausgleichbaren<br />

Defizit an beruflich ausgebildeten Facharbeitern komme. Obwohl das Land Berlin, im Vergleich zu<br />

anderen Bundesländern, bisher noch nicht sonderlich von diesem Problem betroffen war, gilt es laut<br />

Staatssekretär von Knobelsdorff auf diese Herausforderung zu reagieren.<br />

Christoph von Knobelsdorff, Staatssekretär für Wirtschaft,<br />

Technologie und Forschung:<br />

„Es ist eine gemeinsame Aufgabe von Politik und Wirtschaft dafür zu<br />

sorgen, dass diejenigen, die bislang durch ein Rost gefallen sind und<br />

keine Stelle bekommen haben, eine Ausbildung absolvieren können.<br />

Hierfür muss Ausbildungsreife hergestellt wer<strong>den</strong> und dazu dienen<br />

sinnvolle Projekte.“<br />

Der Mangel an Facharbeitern resultiere unmittelbar aus dem Rückgang der Anzahl von Jugendlichen,<br />

die mit einem Re<strong>als</strong>chulabschluss ihre schulische Laufbahn been<strong>den</strong>. Dieser Umstand führe direkt<br />

zu Schwierigkeiten in der qualifizierten Besetzung von Ausbildungsplätzen und stelle eine<br />

unmittelbare Konsequenz aus der demografischen Entwicklung dar. In der Vergangenheit forderten<br />

Vertreter der beruflichen Bildung die Unternehmen auf, mehr Ausbildungsplätze zu schaffen. Diese<br />

Forderung sei jedoch heute aufgrund der neu eingetretenen Umstände nicht mehr haltbar, da das<br />

Problem nun in der Besetzung jener Plätze bestehe. Ein Lösungsansatz bestehe in der verstärkten<br />

Kooperation von Politik und Wirtschaft, die durch verschie<strong>den</strong>e Projekte zu einer verbesserten<br />

Ausbildungsreife von Jugendlichen beitragen können. Auslandspraktika stellen hierbei auch ein<br />

geeignetes <strong>Mittel</strong> zur Verbesserung der Ausbildungsreife, insbesondere von benachteiligten<br />

Jugendlichen, dar. Des Weiteren ließe sich mit einer frühzeitigen Berufsorientierung, unter<br />

Einbeziehung der Unternehmen <strong>als</strong> Partner, eine Verbesserung des Übergangs von der Schule in<br />

<strong>den</strong> Beruf erzielen. Staatssekretär von Knobelsdorff verwies in diesem Zusammenhang darauf, dass<br />

Unternehmen im Allgemeinen keinem Zwang unterlägen beruflich auszubil<strong>den</strong>, dass es jedoch<br />

letztendlich in ihrem Interesse sei, die Verantwortung für ihre Nachwuchsausbildung zu übernehmen.<br />

Gerade weil Unternehmen nicht mehr, wie vor einiger Zeit noch, aus einer Vielzahl von<br />

Bewerberinnen und Bewerbern die geeignetsten auswählen könnten, müsse umgedacht wer<strong>den</strong>. Die<br />

Förderung der Verbundausbildung, bei der einzelne Betriebe in der Ausbildung zusammenarbeiten,<br />

sei eine weitere Möglichkeit die Ausbildungskapazität von kleineren und mittelständischen<br />

Unternehmen zu erhöhen. Staatssekretär von Knobelsdorff schloss seinen Vortrag mit einem Verweis<br />

auf die Einzigartigkeit des dualen Ausbildungssystems in Deutschland ab, welche zu einer<br />

vergleichsweise niedrigen Jugendarbeitslosigkeit und exzellent ausgebildeten Facharbeitern führe.<br />

(Vgl. Grußwort, Anlage 4)<br />

Nach diesem Einstieg in die Thematik des Workshops führte Grazyna Wittgen von der BGZ und<br />

Moderatorin des Workshops in Ziel und Ablauf des Workshops ein, welcher dazu anregen soll neue<br />

Lösungsansätze und Strategien zu entwickeln, um der Problematik des Fachkräftemangels<br />

3


ent<strong>gegen</strong>zuwirken und zu diskutieren, inwieweit <strong>Transnationalität</strong> <strong>als</strong> <strong>Mittel</strong> <strong>gegen</strong> <strong>den</strong><br />

Fachkräftemangel eingesetzte wer<strong>den</strong> kann. Anschließend leitete sie zu Herrn Prof. Dr. Heister über,<br />

der im Rahmen seiner vorherigen Funktion, <strong>als</strong> Referatsleiter beim Bundesministerium für Arbeit und<br />

Soziales (BMAS), für die Förderprogramme XENOS und EQUAL verantwortlich war und maßgeblich<br />

an der Entstehung des Programms "IdA-Integration durch Austausch" beteiligt gewesen ist, in dessen<br />

Rahmen Leonida durchgeführt wird.<br />

Impulsvortrag<br />

„Ausbildungs- und Arbeitsmarktchancen junger Benachteiligter beim Übergang in die<br />

berufliche Integration“<br />

Prof. Dr. Michael Heister vom Bundesinstitut für Berufsbildung und Leiter der Abteilung<br />

Förderung und Gestaltung der Berufsbildung hielt einen Impulsvortrag zum Thema „ Ausbildungsund<br />

Arbeitsmarktchancen junger Benachteiligter beim Übergang in die berufliche Integration“, die er<br />

in drei Teile gliederte:<br />

1. Die Entstehung des Programms IdA<br />

2. Der Übergangsbereich<br />

3. Evaluation von IdA<br />

Zunächst erläuterte Prof. Dr. Heister die Entstehungsphase des Programms IdA-Integration durch<br />

Austausch. Besonders der Wunsch der Europäischen Kommission, eine transnationale Komponente<br />

in das Program einzubauen, habe alle Beteiligten vor eine neue Herausforderung gestellt. Schließlich<br />

wurde eine Zielgruppe ausgewählt, die unter normalen Umstän<strong>den</strong> weniger Chancen hat ins Ausland<br />

zu gelangen: Benachteiligten Jugendlichen sollte der Berufseinstieg durch die Vermittlung von<br />

Auslandspraktika erleichtert wer<strong>den</strong>.<br />

Bei der Ausarbeitung von IDA wurde das Team mit unvorhersehbaren Schwierigkeiten konfrontiert,<br />

die sich erst bei der genaueren Betrachtung der Zielgruppe herausstellten. Ursprünglich war geplant,<br />

das Programm für ALG I & ALG II Empfänger/innen auszurichten. Jedoch besagen die<br />

Verfügbarkeitsregeln, dass die Agentur für Arbeit die Möglichkeit haben muss, ständig auf die<br />

Bezieher/innen von ALG I zurückgreifen zu können, sobald eine Chance auf eine Arbeitsstelle<br />

besteht. Diese Regelung hatte zur Folge, dass ALG I Bezieher/innen nicht mehr für eine mögliche<br />

Teilnahme an <strong>den</strong> Auslandspraktika in Betracht gezogen wer<strong>den</strong> konnten. Prof. Dr. Heister<br />

appellierte stark für eine Änderung dieser Regelung, damit auch zukünftig ALG I Empfänger/innen<br />

miteinbezogen wer<strong>den</strong> können.<br />

Prof. Dr. Michael Heister, Bundesinstitut für Berufsbildung:<br />

„Für die Zielgruppe der sozial benachteiligten und langzeitarbeitslosen<br />

Jugendlichen und jungen Erwachsenen können Auslandspraktika ein<br />

guter Weg zur Integration in <strong>den</strong> Arbeitsmarkt sein Die wichtigen<br />

Ansätze, die bei IDA erprobt wor<strong>den</strong> sind, sollten auch in <strong>den</strong> nächsten<br />

Jahren fortgeführt wer<strong>den</strong>. Allerdings muss dringend etwas bezüglich<br />

der Verfügbarkeitsregeln geschehen.“<br />

4


Bezüglich der Evaluation von Auslandspraktika könne man festhalten, dass die Ergebnisse nach <strong>den</strong><br />

Auslandspraktika bezüglich der Vermittelbarkeit überaus positiv zu bewerten sind. Ein großes<br />

Problem der IDA-Studie bestehe aber darin, dass sie keinen direkten Vergleich zu anderen<br />

Maßnahmen hat. Das heißt, es kann Ihnen keiner sagen, ob es ohne Auslandspraktika schlechter<br />

gewesen wäre. Auch habe man vergessen, die Unternehmen zu befragen. Eine nicht repräsentative<br />

Umfrage unter <strong>den</strong> Unternehmen habe aber ergeben, dass <strong>Transnationalität</strong> eher im Bereich<br />

Tourismus geortet werde. Und hier gäbe es ein großes Vermittlungsproblem bei <strong>den</strong> Unternehmen.<br />

Man dürfe nicht weitere fünf Jahre warten, bis der demographische Druck stärker werde und sich<br />

dadurch das „Beuteschema“ der Unternehmen ändere, bis man ihnen klar mache, dass solche<br />

Maßnahmen dringend notwendig seien.<br />

(Vgl. Impulsvortrag, Anlage 5)<br />

Im Anschluss entwickelte sich eine Diskussion. Es wurde angemerkt, dass es nicht nur reiche, die<br />

Jugendlichen ins Ausland zu schicken und die Betreuung nach der Rückkehr abzubrechen. Die<br />

Betreuung müsse solange fortgeführt wer<strong>den</strong> bis die Jugendlichen eine Arbeitsstelle vorweisen<br />

können. Weitere Arbeitsmarktexpertinnen und Arbeitsmarktexperten forderten, dass bei zukünftigen<br />

Projekten Verbleibstudien angefertigt wer<strong>den</strong> sollen. Zudem müssten die Betriebe stärker in ihrer<br />

Funktion <strong>als</strong> Ausbilder unterstützt wer<strong>den</strong>. Nur so ließe sich eine langjährige Vertrauens- und<br />

Kooperationsbasis schaffen, die die Vermittelbarkeit der Jugendlichen an die Betriebe erleichtern soll.<br />

Vorstellung der Projektergebnisse durch <strong>den</strong> Projektverbund<br />

Der Erwerb von beruflichen und sozialen Kompetenzen durch <strong>Transnationalität</strong> - Ergebnisse<br />

und Erfahrungen aus dem IdA-Projekt Leonida<br />

Nach einer kurzen Pause stellte der Projektverbund die Projektergebnisse vor. Joan Picard von der<br />

BGZ präsentierte Erfahrungen und Ergebnisse aus Sicht der Projektkoordination. Bei dem Projekt<br />

Leonida ging es vorrangig darum, eine Erhöhung der Beschäftigungsfähigkeit herzustellen und eine<br />

Vermittlung in <strong>den</strong> ersten Arbeitsmarkt zu ermöglichen. Die Kombination aus Weiterbildungsmodulen<br />

in Berlin mit hochwertigen Betriebspraktika im Ausland diente dazu, die Teilnehmen<strong>den</strong> zusätzlich zu<br />

qualifizieren und ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu erhöhen und so einen Beitrag <strong>gegen</strong> <strong>den</strong><br />

Fachkräftemangel leisten. Der Fokus lag hierbei auf Branchen die bereits einen Fachkräftemangel<br />

verzeichnen konnten und die sich durch gute Beschäftigungschancen auszeichneten. An dem Projekt<br />

Leonida haben insgesamt über neun Partnerinstitutionen (vier in Berlin, fünf transnationale Partner)<br />

direkt zusammengearbeitet. Die BGZ hat in diesem Rahmen das Projektmanagement, die<br />

Federführung für <strong>den</strong> Austausch der Arbeitsmarktexpert/innen und die Koordination der<br />

Öffentlichkeitsarbeit übernommen. In <strong>den</strong> Jahren 2010 und 2011 haben insgesamt 41 Jugendliche<br />

am Projekt teilgenommen und es wur<strong>den</strong> fünf transnationale Workshops für Arbeitsmarktexpertinnen<br />

und Arbeitsmarktexperten durchgeführt, welche einen europäischen Erfahrungsaustausch sowie<br />

einen Ausbau des Netzwerkes für IdA zur Folge hatte.<br />

(Vgl. Präsentation BGZ, Anlage 6)<br />

Anschließend präsentierte René Rennhack vom Bildungs- und Innovationszentrum Waldfrie<strong>den</strong><br />

(BIZWA) der Handwerkskammer Berlin die Erfahrungen im Teilprojekt Bau. Im Zeitraum von<br />

2010-2011 haben in insgesamt 3 Durchgängen 20 Teilnehmerinnen und Teilnehmer teilgenommen.<br />

Zielländer waren Belgien (St.Vith), Österreich (Wien) und Polen (Posen). Als erfolgreich empfand<br />

Herr Rennhack die enge Zusammenarbeit mit <strong>den</strong> operativen Partner/innen in Berlin und <strong>den</strong><br />

transnationalen Partner/innen sowie mit <strong>den</strong> Innungen. Als problematisch erachtete er hin<strong>gegen</strong> die<br />

langsame Weitergabe von Projektinformationen innerhalb verschie<strong>den</strong>er Institutionen. Zudem habe<br />

sich die Akquise sehr schwierig gestaltet, da sie mit einem enormen Aufwand einherging. Des<br />

Weiteren bemängelte Herr Rennhack die geringe Resonanz von Seiten verschie<strong>den</strong>er<br />

Jugendeinrichtungen, JobCenter und Agenturen. Besonders positiv sei das Interesse bei vielen<br />

Beteiligten (u.a. die Teilnehmer selbst) gewesen. Insgesamt konnten von <strong>den</strong> 20 Teilnehmerinnen<br />

und Teilnehmern, fünf durch Unterstützungsarbeit erfolgreich in <strong>den</strong> ersten Arbeits- bzw.<br />

Ausbildungsmarkt vermittelt wer<strong>den</strong>. Zwei weitere Teilnehmer/innen befin<strong>den</strong> sich noch im<br />

Vermittlungsprozess.<br />

(Vgl. Präsentation HWK, Anlage 7)<br />

5


Im Anschluss an Herrn Rennhack übernahm Birgit Domröse von der Akademie Berlin-<br />

Schmöckwitz das Wort und berichtete von <strong>den</strong> Erfahrungen und Ergebnissen des Teilprojekts<br />

HoGa. Es fan<strong>den</strong> Auslandspraktika in der Türkei, Polen und Österreich statt (Ankara, Warschau,<br />

Wien). Das Auslandspraktikum unterlag der Funktion die Jugendlichen zur Aufnahme eines<br />

gastgewerblichen Berufs zu motivieren. Frau Dömrose erachtet <strong>den</strong> Auslandsaufenthalt <strong>als</strong><br />

besonders gewinnbringend für die Jugendlichen. Nach dem Aufenthalt seien sich die Jugendlichen<br />

klarer über ihre Berufsvorstellungen gewesen und zudem Stolz auf ihre erbrachte Leitung im<br />

Ausland. Mit dem neu gewonnen Selbstbewusstsein sei auch eine neue Arbeitshaltung verknüpft. Die<br />

ABS hat die Durchführung der fachlichen, sprachlichen und interkulturellen Qualifizierung in Berlin<br />

übernommen, sowie eine individuelle sozialpädagogische Betreuung der Teilnehmerinnen und<br />

Teilnehmer. Zudem wurde die Betreuung während des Auslandspraktikums, <strong>als</strong> auch die<br />

Nachbetreuung gewährleistet. 82% der Teilnehmen<strong>den</strong>, die das Projekt erfolgreich abgeschlossen<br />

haben, haben nun eine neue berufliche Perspektive und 55% sind erfolgreich in <strong>den</strong> ersten Arbeitsbzw.<br />

Ausbildungsstellenmarkt eingemündet. Im Vergleich zu anderen Maßnahmen der<br />

Berufsförderung sei das ein sehr gutes Ergebnis. Frau Domröse betonte ausdrücklich, dass die<br />

intensive persönliche Betreuung über einen langen Zeitraum hinweg maßgeblich zu dem Erfolg des<br />

Projektes geführt habe. Diese Betreuung sei bei anderen Maßnahmen in dieser Form nicht möglich.<br />

(Vgl. Präsentation ABS, Anlage 8)<br />

Birgit Domröse, Akademie Berllin-Schmöckwitz:<br />

„Intensive persönliche Betreuung über einen langen<br />

Zeitraum hinweg, konstante Bezugspersonen und<br />

Anerkennung durch praktische Arbeit sind<br />

Komponenten des Erfolges gewesen.“<br />

Christina Grahn, JobCenter Berlin Tempelhof-Schöneberg:<br />

Die Eignungsfeststellung und Kenntnisvermittlung sowie das<br />

Sprachtraining in der Vorbereitungsphase und die sozialpädagogische<br />

Begleitung während des Auslandsaufenthaltes konnten sinnvoll in die<br />

Eingliederungskette integriert wer<strong>den</strong>.<br />

Von Seiten des JobCenter Berlin Tempelhof-Schöneberg berichtete Christina Grahn, dass das<br />

Projekt seitens der Arbeitsvermittlerinnen und Arbeitsvermittler und der Geschäftsführung positiv<br />

aufgenommen wor<strong>den</strong> sei. Die Reaktionen waren positiv, weil es mal was Neues, Innovatives und<br />

etwas Anderes <strong>als</strong> sonst gewesen sei. Gerade wegen des Auslandspraktikum und der<br />

durchgehen<strong>den</strong> Finanzierung durch ALG II während dieses Zeitraumes. Die Geschäftsführung habe<br />

6


dieses Projekt unterstützt, u.a. durch die Einstellung des Projekts auf der Homepage des JobCenters<br />

(was keinesfalls <strong>als</strong> selbstverständlich angesehen wer<strong>den</strong> kann). Die Eignungsfeststellung und<br />

Kenntnisvermittlung sowie das Sprachtraining in der Vorbereitungsphase und die sozialpädagogische<br />

Begleitung während des Auslandsaufenthaltes habe man sinnvoll in die Eingliederungskette<br />

integrieren können. Die jungen Erwachsenen bekämen die Möglichkeit sich - mit finanzieller<br />

Unterstützung – für einen begrenzten Zeitraum im Ausland sprachlich und berufsadäquat weiter zu<br />

qualifizieren. Zugleich werde die Entwicklung sozialer, fachlicher und persönlicher Kompetenzen der<br />

jungen Erwachsenen gefördert. Jedoch sei die Einschränkung auf Teilnehmerinnen und Teilnehmer<br />

aus dem SGB II Bereich und die Einschränkung auf die Berufsgruppen Bau und HoGa hinderlich<br />

gewesen. Ebenso müsse in Zukunft der sozialpädagogische Anteil, der zwar schon sehr hoch sei,<br />

erheblich aufgestockt wer<strong>den</strong>. Außerdem sei eine verstärkte Zusammenarbeit mit <strong>den</strong><br />

Integrationsfachkräften der JobCenter sinnvoll.<br />

(Vgl. Präsentation JCTS, Anlage 9)<br />

Iwona Kostecka, ATJ Lingwista, Warschau:<br />

„Die Jugendlichen hatten eine einmalige Chance hochwertige Praktika<br />

in sehr renommierten Warschauer Hotels zu absolvieren. Die drei<br />

Monate, die sie bei uns verbracht haben, waren aber sehr kurz. Optimal<br />

wäre ein halbes Jahr gewesen.“<br />

Nach dem Vortrag von Frau Domröse berichtete Iwona Kostecka vom LINGWISTA Language<br />

Centre Warschau von ihrer Erfahrung bei der Projektdurchführung im HoGa-Bereich. Alle<br />

Praktikanten hätten gemäß ihrem Berufswunsch <strong>als</strong> Koch in sehr renommierten Warschauer Hotels<br />

untergebracht wer<strong>den</strong> können. Dadurch hatten die teilnehmen<strong>den</strong> Jugendlichen eine einmalige<br />

Chance, ein hochwertiges Praktikum zu absolvieren, welches sie optimal für ihre weitere<br />

Berufslaufbahn vorbereitete. Ebenso haben alle Jugendlichen einen Polnisch- und Englischkurs<br />

absolviert und dafür ein Zertifikat erhalten.<br />

Anna Borowiak von der Handwerkskammer Posen schilderte ebenfalls ihre Erfahrungen. Sie lobte<br />

die Praktikanten für ihre Selbstständigkeit und vorbildhaftes Verhalten. Zudem habe die<br />

Zusammenarbeit mit der BGZ und der Handwerkskammer Berlin reibungslos geklappt. Frau Borowiak<br />

bemängelte jedoch die geringe Teilnehmerzahl, da es ausreichend Kapazitäten gegeben habe um<br />

noch weitere Praktikanten aufzunehmen. Frau Borowiak zufolge hätte in Berlin stärker für das Projekt<br />

geworben wer<strong>den</strong> sollen.<br />

Leonida aus Sicht der Teilnehmerinnen und Teilnehmer – Die Erfahrungen der<br />

Jugendlichen<br />

Nach dem Mittagessen berichten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Projekts Leonida von<br />

ihren Erfahrungen. Als erste stellte die 21-jährige Sibel Yilmaz ihre Eindrücke und Erfahrungen vor.<br />

Frau Yilmaz hat das dreimonatige Praktikum in einem Vier-Sterne Hotel in Ankara erfolgreich<br />

absolviert und befindet sich derzeit in einer Ausbildung zur Hotelfachfrau in einem Drei-Sterne Hotel<br />

in Berlin. Den Ausbildungsplatz in Berlin habe sie der Teilnahme an Leonida zu verdanken. So sei es<br />

ihr möglich gewesen, ihren Lebenslauf aufzuwerten und sich von anderen Bewerbern abzusetzen.<br />

7


Das Praktikum habe ihr Selbstvertrauen geschenkt, ihre Kompetenzen erweitert und zu ihrer<br />

Berufsorientierung beigetragen. Die Unterkunft in der Hotelfachschule in Ankara sei sehr geeignet<br />

gewesen, da sie so andere Jugendliche kennen lernen konnte. Rückblickend hätte sich Frau Yilmaz<br />

mehr gemeinsame Freizeitaktivitäten mit anderen Teilnehmer/innen gewünscht.<br />

(Vgl. Präsentation Frau Yilmaz, Anlage 10)<br />

Sibel Yilmaz, Leonida-Teilnehmerin in<br />

Ankara:<br />

„Das Praktikum hat mir Selbstvertrauen<br />

geschenkt.“<br />

Der 22-jährige Lothar Necke war seit dem Abschluss seiner Ausbildung zum Koch arbeitssuchend<br />

und entschied sich auf Empfehlung seiner Betreuerin im Jobcenter für die Teilnahme am Projekt<br />

Leonida. Die Möglichkeit nach Wien gehen zu können, wurde von Herrn Necke sehr begrüßt. Da<br />

Österreich ein deutschsprachiges Land ist, habe er weniger Hemmungen gehabt ins Ausland zu<br />

gehen. Die Betreuung vor Ort sowie die Vor und Nachbereitung auf <strong>den</strong> Aufenthalt habe Herr Necke<br />

<strong>als</strong> sehr gut befun<strong>den</strong>. Die Erfahrung des Praktikums habe nicht nur zu weniger Angst vor<br />

Unbekanntem geführt, sondern auch zu einer höheren Bereitschaft an einem anderen Ort zu<br />

arbeiten. Necke:<br />

(Vgl. Präsentation Herr Necke, Anlage 11)<br />

Lothar Necke, Leonida-Teilnehmer in Wien:<br />

„Es ist derselbe Bo<strong>den</strong>, bloß woanders.“<br />

Der 23-jährige Alexander Astaschewitsch hat ein dreimonatiges Auslandspraktikum in St. Vith<br />

(Belgien) absolviert. Herr Astaschewitsch absolvierte sein Praktikum im Architektenbüro Sonkes in<br />

Belgien. Die Betreuung im Ausland erfolgte durch das ZAWM St. Vith. Herr Astaschewitsch hatte<br />

bereits eine Berufsausbildung zum Technischen Assistenten im Bauwesen erfolgreich abgeschlossen<br />

und erhoffte sich vom Auslandspraktikum eine Verbesserung seiner beruflichen Chancen.<br />

Besonders gut habe Herrn Astaschewitsch die Betreuung im Architektenbüro gefallen. Zudem habe<br />

er sein Vorwissen aus der Vorbereitungsphase zu energieeffizientem Bauen sehr gut in die<br />

Teamarbeit einbringen können. Seminare und Zertifikate seien hilfreich für eine weitere Qualifizierung<br />

8


und Erhöhung seiner Berufschancen gewesen. Die Teilnahme am Praktikum habe seine praktischen<br />

Fähigkeiten gestärkt und ihn dazu ermutigt, im Anschluss ein Studium oder eine Ausbildung zu<br />

beginnen. Derzeit hat Herr Astaschewitsch eine Ausbildung <strong>als</strong> Kaufmann im Groß- und<br />

Außenhandel begonnen.<br />

(Vgl. Präsentation Herr Astaschewitsch, Anlage 12)<br />

Alexander Astaschewitsch, Leonida-<br />

Teilnehmer in St. Vith:<br />

„Durch die Unterstützung im Projekt Leonida, habe<br />

ich meine praktischen Fähigkeiten gestärkt und<br />

mein Ziel war danach ein Studium oder eine neue<br />

Ausbildung zu beginnen.“<br />

Anschließend präsentierte der 27-jährige Bauzeichner Steven Wenk seine Erfahrungen und<br />

Schlussfolgerungen aus der Teilnahme am Projekt vor. Herr Wenk absolvierte in einem<br />

Architekturbüro in Posen sein dreimonatiges Auslandspraktikum. Besonders gut habe ihm die<br />

Betreuung des Betriebes während des Praktikums gefallen. Zudem habe er eine Menge an<br />

wertvollen Erfahrungen gemacht und einiges an Erkenntnissen für seine berufliche Laufbahn<br />

mitgenommen. Das Einarbeiten in eine andere Kultur und Arbeitsweise falle ihm nun leichter.<br />

(Vgl. Präsentation Herr Wenk, Anlage 13)<br />

Steven Wenk, Leonida-Teilnehmer in Posen:<br />

„Ich wollte ein Praktikum im Ausland<br />

absolvieren, um meine Chancen <strong>als</strong><br />

Berufsanfänger zu verbessern und neue<br />

Lebens- und Berufserfahrungen machen.“<br />

Die 25-jährige Malerin Doreen Kußfeld hat ein dreimonatiges Praktikum bei der größten Malerfirma<br />

in Wien absolviert. Die verschie<strong>den</strong>en, abwechslungsreichen Tätigkeiten im Praktikum haben ihr<br />

Freude bereitet und sie darin bestärkt weiterhin nach einer Stelle <strong>als</strong> Malerin zu suchen. Außerdem<br />

habe ihr das Bewerbungscoaching dabei geholfen sich zu bewerben. Die gemeinsame Überarbeitung<br />

ihrer Bewerbungsunterlagen empfand Frau Kußfeld <strong>als</strong> besonders hilfreich, da diese nun die ideale<br />

Grundlage für weitere Bewerbungen darstellen.<br />

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Frau Kußfeld spricht sich stark für eine Fortführung des Projekts aus, obwohl sie nach der Teilnahme<br />

am Praktikum keine Arbeitsstelle gefun<strong>den</strong> hat, habe ihr das Praktikum das nötige Selbstvertrauen<br />

geschenkt und sie motiviert sich weiterhin zu bewerben.<br />

(Vgl. Präsentation Frau Kußfeld, Anlage 14)<br />

Doreen Kußfeld, Leonida-Teilnehmerin in Wien:<br />

„Das Praktikum hat mir zusätzliche berufliche<br />

Erfahrungen ermöglicht.“<br />

Diskussion: Welche Auswirkungen hat <strong>Transnationalität</strong> auf die Persönlichkeit und welche<br />

Relevanz hat dies für <strong>den</strong> Arbeitsmarkt?<br />

Im Anschluss an die Präsentationen der Leonida-Teilnehmerinnen und Teilnehmer diskutierten die<br />

Arbeitsmarktexpertinnen und Arbeitsmarktexperten zu der oben genannten Fragestellung. Sie<br />

fan<strong>den</strong> relativ schnell einen Konsens bezüglich der Vorteile eines Auslandspraktikums.<br />

Wettbewerbsnachteile ließen sich mit einem Praktikum im Ausland ausgleichen und ermöglichen <strong>den</strong><br />

Praktikantinnen und Praktikanten sogar Kontakte auf dem ausländischen Arbeitsmarkt zu knüpfen.<br />

Zudem könnten bereits vorhan<strong>den</strong> Sprachkenntnisse vertieft und ausgebaut wer<strong>den</strong>. Die erworbenen<br />

Kompetenzen im Ausland könnten zu einem neunen Selbstbewusstsein verhelfen und <strong>den</strong><br />

Praktikantinnen und Praktikanten einen Motivationsschub verleihen. Zudem erweitere die im Ausland<br />

gemachten Erfahrungen <strong>den</strong> persönlichen Horizont enorm. Jedoch äußerten sich auch einige<br />

Arbeitsmarktexpertinnen und Arbeitsmarktexperten kritisch zu dem Thema Auslandspraktikum. Fehle<br />

es an gewissen weichen Kriterien habe der Aufenthalt im Ausland nicht nur positive Wirkungen,<br />

sondern könne sich sogar nachtteilig auf nicht sorgfältig ausgewählte Teilnehmerinnen und<br />

Teilnehmer auswirken. Bei fehlen<strong>den</strong> bzw. geringen Sprachkenntnissen oder einer zu großen Angst<br />

vor einem zeitweiligen Standortwechsel, sollte von einem Auslandsaufenthalt unbedingt abgeraten<br />

wer<strong>den</strong>. Ein Abbruch des Projektes könne die Teilnehmen<strong>den</strong> stark verunsichern und demotivieren.<br />

DONNERSTAG, 23.02.2012 – TAG 2<br />

Am nächsten Tag begrüßte Grazyna Wittgen von der BGZ die Teilnehmerinnen und Teilnehmer<br />

erneut in der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Technologie und Forschung und präsentierte die<br />

Ergebnisse des Vortages.<br />

Vortrag<br />

„Berliner Strategien <strong>gegen</strong> Fachkräftemangel“<br />

Anschließend hielt Margrit Zauner von der Senatsverwaltung für Arbeit, Integration und Frauen,<br />

Leiterin des Referats für berufliche Qualifizierung einen Vortrag zum Thema „ Berliner Strategien<br />

<strong>gegen</strong> Fachkräftemangel“. Hierbei stellte sie das Konzept „Berliner Masterplan Qualifizierung“ vor,<br />

das von Berliner Akteurinnen und Akteuren aus Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Gewerkschaften<br />

entwickelt wurde um dem aufkommen<strong>den</strong> Fachkräftemangel in Berlin und Bran<strong>den</strong>burg begegnen zu<br />

können. Der „Berliner Masterplan Qualifizierung“ beinhaltet Verbesserungsvorschläge für die<br />

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erufliche Bildung und ist darauf ausgerichtet <strong>den</strong> zukünftigen Fachkräftebedarf zu sichern. Das<br />

Themenfeld Integration stellt eine weitere besondere Herausforderung dar. Veränderte<br />

Zuwanderungsmuster und die Nutzung der Bildungspotenziale mit Migrationshintergrund stehen im<br />

Vordergrund. Insgesamt sollen die Potenziale Berlins besser genutzt wer<strong>den</strong> und mehr Menschen<br />

<strong>den</strong> Zugang zu beruflicher Bildung und Beschäftigung erhalten. Zudem gilt es auch einem<br />

„Mismatch“, einer Unverhältnismäßigkeit, bei der sich eine hohe Arbeitslosenanzahl und offene<br />

Stellen zeitgleich <strong>gegen</strong>überstehen, vorzubeugen.<br />

Die duale Ausbildung soll marktbenachteiligten Berliner Jugendlichen näher gebracht und<br />

gefördert wer<strong>den</strong>, insbesondere die Verbundausbildung. Der Berliner Masterplan Qualifizierung<br />

soll zentrale Empfehlungen zur beruflichen Bildung der Gemeinsamen Fachkräftestudie Berlin –<br />

Bran<strong>den</strong>burg umsetzen, einen Orientierungsrahmen für die handeln<strong>den</strong> Akteurinnen und<br />

Akteure in der Wirtschaft und auf dem Weiterbildungsmarkt bieten. Zudem sollen die Aktivitäten<br />

gebündelt wer<strong>den</strong>, um so ein transparentes zielorientiertes Vorgehen zu ermöglichen.<br />

(vgl. Masterplan Qualifizierung, Anlage 15)<br />

Frau Dr. Hansen warf ein, dass nicht nur benachteiligte Jugendliche im Fokus stehen sollten, sondern<br />

dass auch Weiterbildungsmöglichkeiten für Langzeitarbeitlose (50+) bereitgestellt wer<strong>den</strong> sollten. Die<br />

Idee wurde von <strong>den</strong> Teilnehmern und auch von Frau Zauner begrüßt, wobei Frau Zauner betonte,<br />

dass benachteiligte Jugendliche eine wesentliche Zielgruppe darstellen, jedoch nicht die einzige sind.<br />

Die allgemeine Berufsorientierung richte sich an alle Jugendlichen in Berlin und Bran<strong>den</strong>burg.<br />

Ebenso betonten alle Anwesen<strong>den</strong>, dass es sehr wichtig sei, die Internationalisierung Berlins voran<br />

zu treiben, da die Wachstumscluster dieser Stadt Internationalisierung brauchen. So wurde appelliert,<br />

die internationale Entwicklung Berlins nicht zu unterschätzen. Von daher seien Projekte wie Leonida<br />

notwendig und gut, da sie die Jugendlichen mit Internationalität in Wachstumsbranche bringe.<br />

Margrit Zauner, Senatsverwaltung für Arbeit,<br />

Integration und Frauen:<br />

„Wer Fachkräfte will, muß auch etwas dafür tun.“<br />

Vortrag<br />

„Die Berliner Vereinbarung zur Nachwuchskräftesicherung für Unternehmen durch<br />

Ausbildung“<br />

Gregor Schöning von der Handwerkskammer Berlin stellte die „Berliner Vereinbarung zur<br />

Nachwuchskräftesicherung durch Ausbildung“ vor. Sie richtet <strong>den</strong> Fokus auf drei zentrale Felder:<br />

Eine allgemeine Verbesserung der Berufsorientierung, eine Erhöhung der Anzahl an betrieblichen<br />

Ausbildungsplätzen und eine Qualifizierung von arbeitslosen Jugendlichen unter fünfundzwanzig<br />

Jahren. Herr Schöning stellte die ausgearbeiteten Maßnahmen zu <strong>den</strong> einzelnen Teilbereichen vor.<br />

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Gregor Schöning, Handwerkskammer Berlin:<br />

„Wir müssen uns Ausbildung auch anders <strong>den</strong>ken.“<br />

Die partnerschaftliche Zusammenarbeit zwischen Schulen und Vertretern der Wirtschaft solle weiter<br />

ausgebaut wer<strong>den</strong>. Im Bereich der Berufsvorbereitung bzw. der Übergangsphase von der Schule bis<br />

hin zur Ausbildung/Beruf sollen Jugendliche an der Schnittstelle gezielt qualifiziert wer<strong>den</strong>. Dazu<br />

gehört auch die Herstellung eines transparenten Angebotspektrums und der Fördermöglichkeiten am<br />

Übergang von der Schule zum Beruf. Gewisse Einstiegsqualifizierungen, welche nicht gegeben sind<br />

sollen über die Vermittlung von Praktika hergestellt wer<strong>den</strong>. Zudem gelte es, die Verbundausbildung<br />

stärker zu forcieren, indem beispielsweise Kooperationsverträge mit Betrieben abgeschlossen<br />

wer<strong>den</strong>. Desweiteren sollen auch Ausbildungsbetriebe im Ehrenamt stärker unterstützt wer<strong>den</strong>.<br />

Betriebe übernehmen so Verantwortung und hätten gleichzeitig die Möglichkeit, bestimmte Bereiche<br />

die sie aus Kapazitätsgrün<strong>den</strong> nicht übernehmen können, <strong>als</strong> einen Dienst anzufragen.<br />

Bei dem Projekt Leonida stufte Herr Schöning die soziale Betreuung der Jugendlichen <strong>als</strong><br />

entschei<strong>den</strong><strong>den</strong> Erfolgsfaktor ein. Es brauche mehr, <strong>als</strong> eine Unterstützung, die aus dem<br />

Ausbildungsvertrag hervor ginge. Nur durch <strong>den</strong> Ausbau von sozialer Arbeit und einer gesteigerten<br />

Betreuungsintensivierung ließen sich Erfolge erzielen. Das Engagement von Sozialpädagogen sei<br />

besonders gefragt, da eine begleitende, mentale Unterstützung die Abbruchgefahr der Jugendlichen<br />

stark minimiere.<br />

(Vgl. Vereinbarung Nachwuchskräftesicherung, Anlage 16)<br />

Arbeitsgruppenbildung: Arbeitsmarktexperten diskutieren zu folgen<strong>den</strong><br />

Fragestellungen:<br />

1. Ist <strong>Transnationalität</strong> ein geeignetes <strong>Mittel</strong> <strong>gegen</strong> <strong>den</strong> Fachkräftemangel?<br />

2. Ist die Zielgruppe für das Projekt richtig?<br />

3. Wie relevant ist transnationale Mobilität für die Förderung der Zielgruppe<br />

benachteiligte Jugendliche?<br />

Die Arbeitsmarktexperten diskutieren zu <strong>den</strong> oben genannten Fragestellungen in jeweils drei<br />

Gruppen und präsentierten ihre Ergebnisse im Anschluss. Zusammenfassend sind folgende<br />

Aussagen hervorzuheben:<br />

Zu 1.<br />

<strong>Transnationalität</strong> ist ein geeignetes <strong>Mittel</strong> <strong>gegen</strong> Fachkräftemangel da<br />

• transnationaler Austausch zu einem Innovationstransfer führt<br />

• ein Zuwachs persönlicher und fachlicher Kompetenzen erfolgt<br />

• Softskills (interkulturelle Kompetenz) erworben wer<strong>den</strong><br />

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• Fremdsprachenkenntnisse erworben wer<strong>den</strong><br />

Zu 2.<br />

• Für das Projekt müsse die passende Zielgruppe gefun<strong>den</strong> wer<strong>den</strong><br />

• Es gäbe Schwierigkeiten bei der Lokalisierung von Benachteiligten<br />

• Anregung: Auslandspraktika sollen in <strong>den</strong> allgemeinen Ausbildungsplan integriert wer<strong>den</strong><br />

• Mobilitätsmaßnahme wirkt indirekt <strong>als</strong> Anti-Rassismus Kampagne > Vorurteile <strong>gegen</strong>über<br />

dem Gastland wer<strong>den</strong> abgebaut und Toleranz gefördert<br />

Zu 3.<br />

• Jugendliche erfahren einen Selbstbewusstseinsschub<br />

• Knüpfung von Kontakten auf dem ausländischen Arbeitsmarkt<br />

• Erwerb von fachlichen Kompetenzen<br />

Anlagen<br />

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