Belebe uns neu - hoffnung weltweit ev
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Leitartikel<br />
© emmi - FOTOLIA<br />
BELEBE UNS NEU<br />
Die Worte in William Mackays Zionslied »O Gott,<br />
sei gelobt für die Liebe im Sohn« sind zeitlos<br />
schön und inspirierend. Im Englischen lautet<br />
der Titel: R<strong>ev</strong>ive Us Again. <strong>Belebe</strong> <strong>uns</strong> <strong>neu</strong>.<br />
<strong>Belebe</strong> <strong>uns</strong> <strong>neu</strong>, dass in Herz und Gemüt<br />
jenes himmlische Feuer der Liebe erglüht!<br />
Halleluja, sei gepriesen,<br />
Halleluja, amen.<br />
Halleluja, sei gepriesen,<br />
Herr, segne <strong>uns</strong> jetzt!<br />
(Internationales Gesangbuch, Lied 62, Strophe 4,<br />
Abdruck mit freundl. Genehmigung von Karola<br />
Kraenzmer)<br />
Schöne Worte, die wir mit Überzeugung singen können.<br />
Wirklich? Wissen wir, was Neubelebung und<br />
Reformation bedeuten? Können wir das so leicht dahinsingen?<br />
Wollen wir wirklich erweckt werden?<br />
Natürlich ist es <strong>uns</strong> ganz klar: In <strong>uns</strong>erem trägen, unerweckten<br />
Zustand zu verharren, würde keinerlei Sinn<br />
machen. Keiner wird leichtfertig die himmlischen<br />
Geschenke – weißes Kleid, Augensalbe und im Feuer<br />
geläutertes Gold – ablehnen wollen.<br />
Uns ist bewusst, wie sehr wir eine Erweckung nötig<br />
haben. Wozu wir diese Neubelebung brauchen und<br />
wie man sie erlangt, das scheint <strong>uns</strong> jedoch nicht klar<br />
zu sein. Fehlt <strong>uns</strong> denn ein guter Führer, der <strong>uns</strong> zur<br />
Quelle wahrer Neubelebung bringen kann? Jemand,<br />
der <strong>uns</strong> vor den raffinierten falschen Erweckungen<br />
warnt, die ständig auftauchen?<br />
Erweckung ist nichts Neues. Sie gehört schon von der<br />
ersten Sünde Adams an zum Erlösungsplan dazu. Die<br />
ganze Bibel ist voll von Beispielen für Neubelebung und<br />
Reformation, und das zu <strong>uns</strong>erem Segen. Auch die jüngeren<br />
Erweckungsberichte aus der Adventgeschichte<br />
liefern viele lehrreiche Fallbeispiele. Das alles zu übergehen<br />
hieße, <strong>uns</strong>er Seelenheil in Gefahr zu bringen.<br />
Darauf zu achten, kann <strong>uns</strong> für die Ewigkeit retten.<br />
Adam und Eva machten nach ihrem Sündenfall genau<br />
das durch, was wir alle durchmachen. »Nachdem Adam<br />
und Eva von der verbotenen Frucht gekostet hatten,<br />
überwältigten sie Gefühle von Scham und Schrecken.<br />
Zuerst dachten sie nur darüber nach, wie sie ihre Sünde<br />
vor Gott entschuldigen konnten, um dem gefürchteten<br />
Todesurteil zu entgehen. Als der Herr sie wegen ihrer<br />
Sünde zur Rede stellte, antworte Adam so, dass er die<br />
Schuld teils bei Gott teils bei seiner Gefährtin suchte.«<br />
(Testimonies for the Church 5, 637-638; vgl. Zeugnisse für<br />
die Gemeinde 5, 667)<br />
Es ist offensichtlich, dass Adam einer Erweckung bedurfte.<br />
In seiner Barmherzigkeit fand der Herr auch einen<br />
Weg, um Adams Herz <strong>neu</strong> zu beleben. »Das Opfer,<br />
das die Übertretung erforderte, zeigte Adam und Eva,<br />
wie heilig Gottes Gesetz ist. Sie erkannten zum ers-<br />
4<br />
FUNDAMENT<br />
für ein befreites Leben<br />
Nr. 5 2007
ten Mal, welche Schuld und schreckliche Folgen die<br />
Sünde mit sich brachte. In ihrer Gewissensnot und<br />
ihrer Angst baten sie inständig darum, dass die Strafe<br />
nicht den Einen treffe, dessen Liebe hinter allen ihren<br />
Freuden stand. Dann wollten sie lieber selbst mit ihren<br />
Nachkommen die Strafe erleiden.<br />
Sie erfuhren, dass nicht einmal das Leben eines Engels<br />
als Opfer für ihre Übertretung angenommen werden<br />
könne. Denn das Gesetz des Herrn ist die Grundlage<br />
seiner Regierung im Himmel und auf Erden. Kein einziger<br />
Paragraph kann abgeschafft oder verändert werden,<br />
um dem Menschen in seiner gefallenen Natur<br />
entgegenzukommen. Der Sohn Gottes aber, der den<br />
Menschen geschaffen hat, kann eine Versöhnung<br />
für ihn erwirken.« (Patriarchs and Prophets, 66; vgl.<br />
Patriarchen und Propheten, 44)<br />
Gott belebte Adams entfremdetes Herz <strong>neu</strong>. Was zu<br />
diesem Segen geführt hatte, sollte er im Herzen behalten.<br />
Gottes Gesetz ist unveränderlich. Aber es gibt einen,<br />
der <strong>uns</strong> so sehr liebt, dass er sein Leben opfert, damit<br />
der Mensch wieder daheim leben kann, dort, wo er<br />
noch <strong>uns</strong>chuldig war.<br />
Diese einfachen Wahrheiten wurden Adam immer wieder<br />
vor Augen geführt, wenn er <strong>uns</strong>chuldige Tiere opferte.<br />
»Gott ordnete den Opferdienst an. Denn der Mensch<br />
sollte dadurch ständig an den verheißenen Erlöser erinnert<br />
werden. Er sollte seine Sünde reumütig bekennen<br />
und sein Vertrauen auf seinen Heiland zum Ausdruck<br />
bringen. Die Opfer sollten der gefallenen Menschheit<br />
die ernste Wahrheit vor Augen führen, dass die Sünde<br />
den Tod bringt. Das erste Opfer war für Adam eine<br />
äußerst schmerzliche Zeremonie. Mit eigener Hand<br />
musste er Leben nehmen, das nur Gott schenken<br />
konnte. Zum ersten Mal erlebte er, was Tod bedeutet.<br />
Ihm wurde klar: Wenn ich Gott gehorcht hätte, gäbe<br />
es keinen Tod für Mensch und Tier. Als er das <strong>uns</strong>chuldige<br />
Opfer ermordete, zitterte er bei dem Gedanken,<br />
dass es seine Sünde war, die das Blut des fleckenlosen<br />
Gotteslammes forderte. Durch diese Erfahrung bekam<br />
seine eigene Übertretung <strong>neu</strong>e Dimensionen und<br />
<strong>neu</strong>e Lebendigkeit. Allein der Tod von Gottes teurem<br />
Sohn konnte sie sühnen. Adam staunte über die unendliche<br />
Güte, die solch ein Lösegeld zur Rettung des<br />
Schuldigen zahlt.« (Ibid., 68; vgl. ebd., 46)<br />
Hiermit könnten wir eigentlich schließen. Denn die<br />
Geschichte der Erweckung und Reformation ist damit<br />
im Prinzip zu Ende. Dennoch wurde sie zahllose Male<br />
wiederholt. Das Wesentliche bleibt immer gleich: Man<br />
hört nicht auf Gottes Wort und sündigt, die Sünde<br />
führt zum Tod und die einzige Hoffnung des Sünders<br />
liegt darin, dass sein Heiland für ihn lebt und stirbt.<br />
Der Schuldige erkennt seine Verlorenheit und was er<br />
Gott schuldet. Ihm wird bis zu einem gewissen Grad<br />
bewusst, wie erstaunlich die Liebe seines Heilands zu<br />
ihm ist. Er bekennt seine Sünde und kehrt um. Jetzt<br />
richtet er sich noch gewissenhafter nach Gottes Wort.<br />
Dazu verleiht die göttliche Gnade ihm die Kraft. Das ist<br />
Erweckung und Reformation. Alles andere ist nichts als<br />
Täuschung und führt zur Selbstzerstörung.<br />
Klingt das zu einfach? Vielleicht nicht tiefgründig<br />
genug? Aber es ist das biblische Verständnis von<br />
Erweckung und Neubelebung, eine Wahrheit, die wir<br />
als Gemeinde dringend brauchen. Ellen White hielt es<br />
für angebracht, dies mehrfach zu betonen.<br />
»Eine Neubelebung echter Frömmigkeit unter <strong>uns</strong> ist<br />
das größte und dringendste <strong>uns</strong>erer Bedürfnisse. Sie<br />
sollte <strong>uns</strong>er oberstes Ziel sein.« (Last Day Events, 189;<br />
vgl. Christus kommt bald, 135)<br />
»Gottes Volk wird die Prüfung nur bestehen, wenn<br />
Erweckung und Reformation geschieht. Der Herr wird<br />
in die Wohnung, die er für die Gerechten vorbereitet,<br />
niemanden hineinlassen, der auf sich selbst baut.«<br />
(Testimonies for the Church 7, 285; vgl. Zeugnisse für die<br />
Gemeinde 7, 267)<br />
»Gott fordert <strong>uns</strong> zu geistlicher Neubelebung und<br />
Reformation auf. Wenn das nicht geschieht, werden<br />
die Lauwarmen dem Herrn immer mehr zuwider sein,<br />
bis er sie schließlich nicht einmal mehr als seine Kinder<br />
bezeichnen möchte.<br />
Erweckung und Reformation geschehen durch<br />
das Wirken des Heiligen Geistes. Erweckung und<br />
Reformation sind zwei verschiedene Dinge. Erweckung<br />
heißt Er<strong>neu</strong>erung des geistlichen Lebens, Belebung<br />
der Verstandes- und Seelenkräfte, Auferstehung<br />
vom geistlichen Tod. Reformation dagegen bedeutet<br />
Umorganisation, Änderung der Ideen und Theorien,<br />
Gewohnheiten und Verhaltensweisen. Reformation<br />
bringt jedoch erst dann gute und gerechte Frucht,<br />
wenn sie mit einer Neubelebung des Geistes verbunden<br />
ist. Deshalb möchte Gott, dass Erweckung und<br />
Reformation Hand in Hand wirken.« (Last Day Events,<br />
189; vgl. Christus kommt bald, 135)<br />
Aber wie …?<br />
Wie kann das geschehen? Wie kann <strong>uns</strong>er Herz <strong>neu</strong> belebt<br />
werden, <strong>uns</strong>ere Gemeinden und die Welt? Es lässt<br />
sich nicht leugnen: Keine Reformation hat Gottes Werk<br />
bisher zum Abschluss bringen können. Besteht darauf<br />
denn in Zukunft Hoffnung?<br />
Natürlich. Kein Siebenten-Tags-Adventist könnte auch<br />
nur einen Moment daran zweifeln, dass Gott sein verbürgtes<br />
Wort brechen könnte. Sein Werk wird Frucht<br />
bringen. »B<strong>ev</strong>or Gottes Gerichte die Erde zum letzten<br />
Mal heimsuchen, wird es unter Gottes Volk eine<br />
Erweckung ursprünglicher Frömmigkeit geben wie nie<br />
zuvor seit apostolischer Zeit. Gottes Geist und Kraft<br />
werden dann auf seine Kinder ausgegossen.« (The<br />
Great Controversy, 464; vgl. Der große Kampf, 463)<br />
Erweckung und Reformation werden kommen, aber nur<br />
so, wie es das inspirierte Wort vorhergesagt hat. Sollten<br />
wir <strong>uns</strong> daher nicht eingehender damit beschäftigen?<br />
5
Leitartikel<br />
»Nur wenn Gottes Gesetz wieder an seinen rechtmäßigen<br />
Platz gerückt wird, kann eine Neubelebung ursprünglichen<br />
Glaubens und urzeitlicher Frömmigkeit unter seinem<br />
erklärten Volk geschehen. ›So spricht der Herr: Tretet hin<br />
an die Wege und schaut und fragt nach den Pfaden der<br />
Vorzeit, welches der gute Weg ist, und wandelt darauf,<br />
so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen!‹ (Jeremia<br />
6,16)« (Ibid., 478; vgl. ebd., 478; Hervorhebung hinzugefügt)<br />
Das Wort Gottes versichert <strong>uns</strong>, dass Erweckung und<br />
Reformation kommen. Sein Wort verspricht auch, dass<br />
dies erst geschehen wird, wenn Gottes Gesetz wieder seinen<br />
rechtmäßigen Platz erhält. Einfache Logik macht <strong>uns</strong><br />
schmerzlich bewusst, dass wir für die Rehabilitation von<br />
Gottes Gesetz sorgen und sie beschleunigen sollten.<br />
Mit diesem Hintergrund wenden wir <strong>uns</strong> jetzt einem<br />
äußerst bemerkenswerten Beispiel von Erweckung<br />
und Reformation in der Adventgeschichte zu.<br />
Laodizea 1856<br />
Die sabbathaltenden Adventisten damals glaubten<br />
offiziell daran, dass die Gemeinde Philadelphia eine<br />
symbolische Beschreibung für die Adventgläubigen<br />
darstelle. Erst James White stellte diese Auffassung in<br />
einem Geleitwort im R<strong>ev</strong>iew and Herald vom 9. Oktober<br />
1856 in Frage. Das löste keine kleine Diskussion aus.<br />
Ende November aber kam die Mehrheit »der kleinen<br />
Herde« (die Gemeinde der Siebenten-Tags-Adventisten<br />
wurde ja erst 1863 gegründet) zu dem Schluss, dass die<br />
<strong>uns</strong>chmeichelhaften Worte der Laodizeabotschaft sich<br />
tatsächlich an sie richteten.<br />
»Während der 14 Monate von November 1856 bis<br />
Ende 1857 erschienen im R<strong>ev</strong>iew 348 Texte über die<br />
Laodizeabotschaft. Davon waren 16 Geleitworte<br />
von James White oder anderen Autoren, 70 Artikel<br />
von Predigern und die anderen 262 Artikel oder<br />
Leserbriefe von Laien. Angesichts der kleinen Anzahl<br />
von Sabbathaltern damals, ist das eine beachtliche<br />
Reaktion.« (Felix A. Lorenz, The Only Hope, Southern<br />
Publishing Association, (1976), 38)<br />
Das Kommunikationsbüro des R<strong>ev</strong>iew wurde buchstäblich<br />
mit Briefen überschwemmt, die von der Wirkung<br />
der Botschaft Zeugnis ablegten. Erwartungsgemäß<br />
gab es etwas Widerstand gegen solch eine negative<br />
Anwendung. Doch die meisten Briefe sprachen davon,<br />
dass die Botschaft angenommen worden war und Segen<br />
gebracht hatte. Die folgenden Auszüge aus einem Brief<br />
von Dexter Daniels aus New Boston, Massachusetts<br />
mögen beispielhaft hierfür zitiert werden:<br />
»Ich bin völlig davon überzeugt, dass die Ermahnung<br />
Laodizeas <strong>uns</strong> gilt. Ich muss bekennen: Die Botschaft<br />
hat mich in genau diesem Zustand angetroffen. Zuerst<br />
war ich fast nicht bereit zu glauben, dass sie mir galt.<br />
Doch bei genauerem Hinsehen in mein eigenes Herz<br />
musste ich feststellen: Ja, so ist es …<br />
Ich glaube, dass der Spätregen bald kommt und dass<br />
Gott seiner Gemeinde diese Ermahnung schickt, um<br />
sie darauf vorzubereiten. Wir können nicht mit dem<br />
Spätregen rechnen, b<strong>ev</strong>or wir bereit sind. Deshalb<br />
fordert er <strong>uns</strong> auf, eifrig Buße zu tun und <strong>uns</strong> auf die<br />
Feuertaufe oder den Heiligen Geist vorzubereiten. Um<br />
bereit zu sein, brauchen wir Reinheit an Leib und Seele<br />
… Die Reinigung ist notwendig, denn »jeder, der diese<br />
Hoffnung auf Ihn hat, reinigt sich, gleichwie auch Er<br />
rein ist« (1. Johannes 3,3). Die Bundeslade war innen<br />
und außen völlig vergoldet. In ihr lag Gottes heiliges<br />
Gesetz. Wenn es in <strong>uns</strong>ere Herzen geschrieben werden<br />
soll, müssen auch wir innen und außen rein sein.<br />
Ich freue mich, dass Gott diese Warnungsbotschaft<br />
gesandt hat, um mich auf den Spätregen vorzubereiten;<br />
denn nur wer rein ist, auf den wird der Geist fallen.<br />
Bereiten wir <strong>uns</strong>eren Tempel darauf vor, denn er wird<br />
kommen und das Abendmahl mit <strong>uns</strong> halten und wir<br />
mit ihm …<br />
Abschließend möchte ich sagen! Seien wir eifrig und<br />
tun Buße, kaufen wir das im Feuer geläuterte Gold<br />
und das weiße Kleid, damit wir angekleidet dastehen<br />
und die Schande <strong>uns</strong>erer Blöße nicht offenbar werde.<br />
Salben wir <strong>uns</strong>ere Augen mit der Augensalbe, damit<br />
wir sehen. Wahrscheinlich ist das der letzte Aufruf zur<br />
Vorbereitung an diese Gemeinde. Wenn wir ihm nicht<br />
nachkommen, werden wir bald hinausgefegt.« (R<strong>ev</strong>iew<br />
and Herald, 5. Februar 1857, 110)<br />
Bemerkenswerterweise kamen die beeindruckendsten<br />
Bekenntnisbriefe von Predigern. (Vgl. M. E. Cornells<br />
»Confession«, Ibid., 109 und »Communication from<br />
Bro. Hutchins«, Ibid., 9. April 1857, 184) Die Reaktion der<br />
Prediger, die den Erweckungsaufruf von James White<br />
unterstützten, muss einen großen Eindruck auf die verstreute<br />
Herde gemacht haben.<br />
Die Botschaft verklingt<br />
Einen großen Eindruck schon. Aber auch einen bleibenden?<br />
Leider nein. Nach einigen Monaten war die<br />
Laodizeabotschaft langsam verklungen. Ellen White<br />
kann <strong>uns</strong> über diese unglückliche Entwicklung einiges<br />
berichten.<br />
Das Zeugnis für die Gemeinde Nummer 4 (heute in<br />
Testimonies Band 1, Seite 154-184) kam gegen Ende<br />
1857 heraus. Auf den letzten Seiten findet sich ein<br />
Bericht von Gottes Plan mit der Laodizeabotschaft.<br />
Der Titel lautet »Die Sichtung«. Wie erwartet, wollte<br />
Gott diese Erweckung in der Wiederkunft Jesu gipfeln<br />
lassen.<br />
Als Ellen White ihr nächstes Zeugnis veröffentlichte<br />
(1859), trug das erste Kapitel die Überschrift »Die<br />
Gemeinde Laodizea«. (Heute zu finden in Testimonies<br />
for the Church 1, 185-195; vgl. Zeugnisse für die Gemeinde<br />
1, 205-215). Dieses Kapitel verdient es, sorgfältig gelesen<br />
zu werden. Ellen White bestätigt darin, dass »fast<br />
6<br />
FUNDAMENT<br />
für ein befreites Leben<br />
Nr. 5 2007
alle glaubten, dass diese Botschaft in den lauten Ruf<br />
des dritten Engels münden würde«. Leider »haben<br />
viele die Wirkung der Botschaft verloren, als sie nicht<br />
erkennen konnten, dass sich ihr machtvolles Wirken in<br />
kurzer Zeit erfüllen würde.«<br />
Warum? »Weil ihre Herzen hart waren.« Weil sie »sich<br />
von Gefühlen, nicht von Grundsätzen und Vertrauen leiten<br />
ließen«. Weil sich die Botschaft »direkt gegen einen<br />
persönlich gehegten Götzen richtete«. Weil sie »sich<br />
selbst nicht eingehend überprüfen wollten«. Wegen<br />
ihres »Stolzes«, ihrer »Liebe zu den Gewohnheiten der<br />
Welt«, ihrer »eitlen und leeren Worte« und wegen ihrer<br />
»Selbstsucht«.<br />
Kurzum, die Erweckung scheiterte, weil die damit<br />
einhergehende Reformation in ihren Augen zu viel<br />
von ihnen verlangte. »Nur wenn Gottes Gesetz wieder<br />
an seinen rechtmäßigen Platz gerückt wird, kann eine<br />
Neubelebung ursprünglichen Glaubens und urzeitlicher<br />
Frömmigkeit unter seinem erklärten Volk geschehen.«<br />
(The Great Controversy, 478; vgl. Der große Kampf, 478;<br />
Hervorhebung hinzugefügt)<br />
Hat Gott sein Volk verworfen? Einige Personen sicherlich.<br />
Doch <strong>uns</strong> wird versichert: »B<strong>ev</strong>or Gottes<br />
Gerichte die Erde zum letzten Mal heimsuchen, wird<br />
es unter Gottes Volk eine Erweckung ursprünglicher<br />
Frömmigkeit geben, wie nie zuvor seit apostolischer<br />
Zeit. Gottes Geist und Kraft werden dann auf seine<br />
Kinder ausgegossen.« (Ibid., 464; vgl. ebd., 463)<br />
Dennoch müssen wir zugeben, dass diese Erweckung<br />
längst überfällig ist. Es gab tatsächlich seit 1859 weitere<br />
bedeutende Erweckungen. 1888 in Minneapolis.<br />
In den 20er und 30er Jahren des 20. Jahrhunderts<br />
und auch Anfang der 70er Jahre (vgl. Annual Council<br />
1973/1974 Appeals). Immer wieder sucht der Herr nach<br />
Wegen, um die eigenwilligen Herzen seines Volks zu<br />
erreichen. Er trägt also sicher keine Schuld an <strong>uns</strong>erem<br />
Zustand. Was können wir ganz praktisch tun, um den<br />
Weg für solch eine Neubelebung und Reformation zu<br />
ebnen, wie sie unter Gottes Kindern bis jetzt noch nie<br />
zu sehen war?<br />
›So spricht der Herr: Tretet hin an die Wege und schaut<br />
und fragt nach den Pfaden der Vorzeit, welches der<br />
gute Weg ist, und wandelt darauf, so werdet ihr Ruhe<br />
finden für eure Seelen!« (Jeremia 6,16)<br />
Die Antwort auf <strong>uns</strong>er Dilemma liegt in den alten<br />
Wahrheiten Erweckung und Reformation, in der<br />
Rehabilitation von Gottes Gesetz. Nicht als Heilsmittel,<br />
denn es kann den Sünder nicht retten, sondern als<br />
Maßstab, an der die Wirksamkeit der Gnade Jesu im<br />
Leben seiner Kinder gemessen werden kann. Entspricht<br />
<strong>uns</strong>er Leben diesem inspirierten Maßstab? Wenn nicht,<br />
dann haben wir die Gnade <strong>uns</strong>eres Heilandes nicht genug<br />
in Anspruch genommen.<br />
Die Bedeutung der Prediger<br />
Wollen wir Erweckung in der Gemeinde fördern? Dann<br />
lasst <strong>uns</strong> bei den Predigern Erweckung fördern. Heute<br />
wie damals, 1857, ist der Einfluss der Prediger auf<br />
die Gemeinde groß zum Guten oder zum Bösen. Die<br />
Prediger spielen eine besondere Rolle, wenn es darum<br />
geht, die Botschaft an Laodizea anzunehmen. Ihnen<br />
– dem Engel der Gemeinde – gilt die Botschaft (vgl.<br />
Offenbarung 1,20 und Gospel Workers, 13-14; Diener des<br />
Evangeliums, 8).<br />
»Das Volk braucht eine Reformation, doch zuerst sollte<br />
sie ihr reinigendes Werk bei den Predigern beginnen.«<br />
(Testimonies for the Church 1, 469; vgl. Zeugnisse für die<br />
Gemeinde 1, 494)<br />
»Wenn die Prediger erkennen, wie nötig sie selbst<br />
eine Reformation haben, wenn sie spüren, dass sie<br />
zu Höherem berufen sind, wird ihr Einfluss auch die<br />
Gemeinden erheben und veredeln.« (Testimonies to<br />
Ministers, 145; vgl. Zeugnisse für Prediger, 121)<br />
Selbstverständlich werden die Prediger damit nicht verurteilt,<br />
sondern nur der Einfluss betont, den sie haben.<br />
Manch einer mag einwenden: »Mein Prediger ist kein<br />
gottesfürchtiger Mann, wie soll dann die Reformation<br />
meine Gemeinde erreichen?«<br />
Eine völlig tadellose Predigerschaft hat es jedoch nie<br />
gegeben. Selbst zu Ellen Whites Zeiten musste sie bekennen:<br />
»Unter den Predigern befinden sich Sünder.«<br />
(Ibid.; vgl. ebd., 122) Doch fassen wir Mut, der Herr hat<br />
einen Ausweg aus jeder Situation. »Wir neigen zu der<br />
Annahme: Wo keine treuen Prediger sind, gibt es auch<br />
keine treuen Christen. Doch das ist falsch. Gott hat verheißen,<br />
dass er die Führung seiner Herde übernimmt,<br />
wo die Hirten nicht aufrichtig sind. Gott hat die Herde<br />
nie völlig von menschlichen Werkzeugen abhängig gemacht.«<br />
(Testimonies for the Church 5, 80; vgl. Zeugnisse<br />
für die Gemeinde 5, 87)<br />
Der Herr »hat gesagt: ›Ich habe vor dir eine geöffnete<br />
Tür gegeben, und niemand kann sie schließen.‹<br />
(Offenbarung 3,8) Selbst wenn alle <strong>uns</strong>ere<br />
Führungskräfte das Licht und die Wahrheit ablehnen<br />
sollten, wird diese Tür immer noch offen bleiben. Der<br />
Herr wird Menschen berufen, die dem Volk die Botschaft<br />
für diese letzte Zeit geben werden.« (Testimonies to<br />
Ministers, 107; vgl. Zeugnisse für Prediger, 88)<br />
Fassen wir also Mut. Gott ist gut. Er nimmt zwar nicht<br />
<strong>uns</strong>eren falschen Gottesdienst an, aber er gibt <strong>uns</strong><br />
dafür die Kraft, in Einklang mit seinem Gesetz zu leben.<br />
Setzen wir <strong>uns</strong> also mit ganzem Herzen für eine<br />
Erweckung und Reformation ein, wissend um die<br />
Kosten! Aber achten wir diese Kosten wie ein Stäubchen<br />
in der Waagschale (Jes 40,15) verglichen mit dem fantastischen<br />
Vorrecht, ihm zu dienen. Singen wir mit<br />
William Mackay: Herr, belebe <strong>uns</strong> <strong>neu</strong>! •<br />
Aus: Dave Fiedler, Hindsight, S<strong>ev</strong>enth-day Adventist History in<br />
Essays and Extracts, Harrah, Oklahoma: Academy Enterprises<br />
(1996), Seite 37-42. Mit freundlicher Genehmigung des<br />
Autors. Für $ 5.00 plus Porto kann das gesamte englische<br />
Buch von 288 Seiten bei ihm persönlich bestellt werden:<br />
dafiedler@gmail.com<br />
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