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Kollegi Nr. 5 vom August 2008 - Kantonale Mittelschule Uri

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<strong>Kollegi</strong> <strong>Nr</strong>. 5, <strong>August</strong> <strong>2008</strong>, www.kollegi-uri.ch<br />

„Schwarz, Rot, Tot“<br />

Seiten 7–8<br />

Schulleitung<br />

Editorial<br />

Während der Sommerferien<br />

hat sich das <strong>Kollegi</strong> Altdorf<br />

auf den Unterricht mit dem<br />

neuen Fachzimmersystem<br />

vorbereitet.<br />

Livio Sommer und Erich Zwyer<br />

haben für ihre Maturaarbeit<br />

ein Buch von Heidi Hassenmüller<br />

filmisch umgesetzt.<br />

Ein Interview mit<br />

Pascal Hoorn<br />

Seiten 12–13<br />

Pascal Hoorn besuchte das<br />

<strong>Kollegi</strong> Altdorf von 1987 bis<br />

1989. Heute ist er als Vice President<br />

Finance bei der Cilag<br />

AG in Schaffhausen tätig.<br />

Leistung - Der einzige<br />

Massstab für den Wert<br />

des Menschen?<br />

Seiten 13–15<br />

Immer schon haben die Menschen<br />

in den verschiedensten<br />

Bereichen ihres Lebens aus<br />

nichts etwas geschaffen. So sind<br />

beispielsweise die sieben Weltwunder<br />

der Antike entstanden.<br />

Die Schule - eine Transversale.<br />

Blosse Intelligenz reicht allein nicht<br />

aus, um anspruchsvolle Projekte<br />

zu realisieren, hochgesteckte Ziele<br />

zu erreichen und ausserordentliche<br />

Leistungen zu vollbringen.<br />

Wohl sind Begabung und Talent<br />

notwendig, aber wie Herbert Zogg<br />

in seinem Artikel über „Leistung“<br />

darstellt, braucht es, um seinem<br />

„Fixstern am<br />

Himmel“ näher<br />

zu kommen,<br />

„hartes Schuften“<br />

und „jahrelanges<br />

Training“.<br />

Sein breit gefächerter<br />

Artikel<br />

beleuchtet den<br />

Begriff „Leistung“<br />

auf vielfältige<br />

Weise. Zwar wird<br />

Die <strong>Kantonale</strong> <strong>Mittelschule</strong><br />

<strong>Uri</strong> soll Schülerinnen<br />

und Schülern vertiefende<br />

Einblicke in Fachgebiete<br />

vermitteln und zugleich<br />

das Vermögen stärken,<br />

Über-und Quergänge zwischen<br />

den Fachbereichen<br />

zu finden.<br />

von Dr. Ivo Frey, Rektor<br />

periodisch immer wieder Leistung<br />

in Prüfungen gemessen. Nur ist<br />

damit der Erfolg im Leben keineswegs<br />

garantiert. Letztlich müsse<br />

„Leistung“ breiter verstanden<br />

werden, als „Spur“, die „uns<br />

dem Lebenstraum näher bringt“,<br />

wie Zogg sehr schön darlegt.<br />

Unterfüttert werden seine Thesen<br />

durch neuste Untersuchungen aus<br />

der Forschung, die zeigen, dass neben<br />

der (analytischen) Intelligenz<br />

so genannte „soft skills“ den Erfolg<br />

im Beruf und Leben bestimmen.<br />

Gemeint sind damit emotionale<br />

Stabilität, Anstrengung, soziale<br />

Orientierung, Offenheit gegen -<br />

über neuen Erfahrungen, Umgänglichkeit,<br />

und auch - man höre und<br />

staune - Gewissenhaftigkeit. Diese<br />

umfasst solch „alte“ Tugenden wie<br />

Fleiss, Verantwortungsbewusstsein,<br />

Verlässlichkeit sowie vorausschauende<br />

Planung. „Kinder, die<br />

glauben, dass sie ihre Leistung und<br />

Intelligenz durch Anstrengung beeinflussen<br />

können, sind schulisch<br />

wesentlich erfolgreicher als die, die<br />

an blosse Begabung<br />

glauben“,<br />

schreibt die<br />

Fachpsychologin<br />

U. Stedtnitz (vgl.<br />

NZZ am Sonntag,<br />

25.05.<strong>2008</strong>).<br />

Die erwähnten<br />

Erfordernisse<br />

an erfolgreiches<br />

Tun kristallisieren<br />

sich in der<br />

Schule im Projektunterricht und<br />

in der Projektarbeit. Unsere beiden<br />

Jungregisseure, die Schüler<br />

Livio Sommer und Erich Zwyer, die<br />

ein drei Jahre dauerndes Filmprojekt<br />

durchführten, sprechen diese<br />

Eigenschaften an, wenn sie in<br />

ihrem Bericht <strong>vom</strong> Glücksgefühl<br />

nach dem „langen und steinigen<br />

Weg“ schreiben. Durchhaltewillen<br />

braucht es für die Vorbereitung<br />

des „<strong>Kollegi</strong> Theaters“, für die 40-<br />

Std.-Projekte der Absolventinnen<br />

und Absolventen der Fachmittelschule<br />

oder für das Erstellen einer<br />

Maturaarbeit. Einen langen Atem<br />

und das Training vieler Disziplinen<br />

benötigte der Geografielehrer M.<br />

1


Loretz schon als ehemaliger Zehnkämpfer,<br />

später als Bergsteiger.<br />

In all diesen Tätigkeiten und Projekten<br />

scheint auf, was Lernen<br />

idealerweise sein könnte: ein<br />

selbsttätiges Tun, das sich immer<br />

wieder selbst korrigiert und in Frage<br />

stellt, das eher einem „steinigen<br />

Weg“ gleicht als einem Schnelllauf,<br />

eher einer Entdeckungsreise<br />

oder einem Eintauchen in fremde<br />

Wasserwelten, wie es Schüler<br />

im Rahmen des Ergänzungsfaches<br />

Biologie erleben durften, ein Unternehmen,<br />

das die emotionale,<br />

kreative und analytische Intelligenz<br />

zugleich fördert. Solches<br />

Lernen öffnet den Blick für Fremdes,<br />

schafft Weit- und Durchblick.<br />

Im Projektunterricht ist in diesem<br />

Sinne nicht nur Interdisziplinarität<br />

gefragt, sondern auch „Transversalität“.<br />

Die Schülerinnen und<br />

Schüler sollen nicht nur Zusammenhänge<br />

zwischen den Fachgebieten<br />

entdecken, sondern das<br />

Fachgebiet übergreifende Themen,<br />

zu den Fachdisziplinen quer liegende,<br />

eben so genannt „transversale“<br />

Problemstellungen behandeln:<br />

Zum Beispiel können<br />

allgemeine Problemstellungen,<br />

wie Erdöl, Umwelt, Wertewandel<br />

usw. unter biologischen, chemischen,<br />

historischen und weiteren<br />

Blickwinkeln betrachtet werden.<br />

Der Gedanke der „Transversalität“<br />

hat auch das neue Erscheinungsbild<br />

der <strong>Kollegi</strong>-Zeitung und der<br />

Web-Site geprägt: Die <strong>Kantonale</strong><br />

<strong>Mittelschule</strong> <strong>Uri</strong> soll Schülerinnen<br />

und Schülern vertiefende Einblicke<br />

in Fachgebiete vermitteln und zugleich<br />

das Vermögen stärken, Überund<br />

Quergänge zwischen den Fachbereichen<br />

zu finden. Oder lapidar<br />

gesagt: Die Schule schafft den Lernenden<br />

Ein-, Durch- und Ausblicke.<br />

www.kollegi-uri.ch<br />

2<br />

Die Web-Site der <strong>Kantonale</strong>n <strong>Mittelschule</strong><br />

<strong>Uri</strong> entspricht nicht mehr den modernsten<br />

Anforderungen und Bedürfnissen der Kundinnen<br />

und Kunden. Daher wurde sie als<br />

Abschlussarbeit der Mediamatiker-Ausbildung<br />

von Pascal Burri neu programmiert.<br />

Die Neugestaltung der Webseite war denn<br />

auch die Gelegenheit für Michel Gogniat,<br />

ein neues Logo und Erscheinungsbild der<br />

<strong>Kantonale</strong>n <strong>Mittelschule</strong> <strong>Uri</strong> zu entwickeln.<br />

Das schlichte, aber Licht durchlässige Logo<br />

„<strong>Kollegi</strong>“ (siehe Titelseite dieser Ausgabe)<br />

und das nebenstehende Signet knüpfen an<br />

die Tradition an, öffnen aber einen Blick in<br />

die Zukunft. Das Logo spielt mit dem Wort<br />

„Transversale“: Die quer laufende, schräge<br />

Gerade, die eine ebene Figur schneidet.<br />

Der Durchstich durch die Alpen ermöglicht<br />

den Perspektivenwechsel: Der Heimkehrer<br />

kommt mit neuen Erfahrungen und<br />

mit neuem Wissen zurück und wirft einen<br />

erstaunten Blick auf seine Heimat, die ihm<br />

fast fremd geworden ist. Vielleicht könnte<br />

der Bildungsgang am Gymnasium so umschrieben<br />

werden: Im Verlaufe der sechs<br />

Jahre vollziehen die Lernenden manchen<br />

Perspektivenwechsel.


Schülerinnen und Schüler<br />

Ins neue Schuljahr<br />

<strong>2008</strong>/2009 sind insgesamt<br />

523 Schülerinnen und<br />

Schüler gestartet.<br />

Das <strong>Kollegi</strong> im Euroschools-Fieber<br />

von Prorektor Marcel Huwyler<br />

Was ist Euroschools<strong>2008</strong>?<br />

Euroschools<strong>2008</strong> ist das offizielle<br />

Schulprojekt zur UEFA EURO<br />

<strong>2008</strong>. Das Projekt wird getragen<br />

von drei gemeinnützigen Organisationen<br />

aus Deutschland, der<br />

Schweiz und Österreich: streetfootballworld,<br />

der Swiss Academy<br />

for Development und dem Vienna<br />

Institute for Development and<br />

Cooperation. Das Projekt bindet<br />

Schülerinnen und Schüler des 7.<br />

und 8. Schuljahres aus Österreich,<br />

Liechtenstein und der Schweiz<br />

ein in die Vorbereitung der EURO<br />

<strong>2008</strong>: Neben spannenden Fussballspielen<br />

nach den Regeln von „Fair<br />

Play Football“ geht es auch darum,<br />

die Sensibilisierung für Fairplay in<br />

der Gesellschaft und die Vielschichtigkeit<br />

der Kulturen zu fördern. Zu<br />

diesem Zweck wurde jedem Bundesland<br />

und jedem Kanton eine<br />

der 53 UEFA Nationen zugelost.<br />

Als einziger teilnehmenden Schule<br />

aus dem Kanton <strong>Uri</strong> fiel uns dabei<br />

die Botschafterrolle für Malta zu.<br />

3 Module<br />

Schulen, die sich für das Projekt<br />

Euroschools<strong>2008</strong> angemeldet hatten,<br />

verpflichteten sich zu Projektarbeiten<br />

in drei Modulen: Im Modul<br />

„Tor zu Europa“ musste man sich<br />

mit dem zugelosten EURO–Land<br />

auseinandersetzen und die Ergebnisse<br />

in einer Ausstellung zusammentragen.<br />

Im Modul „Fairplay“<br />

galt es, im Unterricht die Methode<br />

„Fair Play Football“ kennenzulernen<br />

und ein Turnier nach dieser<br />

Methode durchzuführen. Im Modul<br />

„Euroschools Cup“ spielen die<br />

Siegermannschaften der einzelnen<br />

Schulen in regionalen Cups<br />

und einem internationalen Turnier<br />

mit- und gegeneinander.<br />

Bern und Innsbruck<br />

Die siegreiche <strong>Kollegi</strong>mannschaft<br />

aus der Klasse 2b spielte zwischen<br />

dem 2. und 4. Juni am regionalen<br />

Cup in Bern und <strong>vom</strong><br />

27. bis zum 29. Juni am internationalen<br />

Finale in Innsbruck.<br />

3


Fair-Play–Football-Regeln<br />

Teams bestehen aus mindestens zwei Mädchen und zwei Jungen.<br />

Es gibt keine Schiedsrichter, sondern Teamer.<br />

In der Dialogzone werden vor dem Spiel Fair-<br />

Play-Regeln (Agreements) ausgehandelt.<br />

Nach dem Spiel werden in der Dialogzone<br />

Fair-Play-Punkte vergeben.<br />

Es muss mindestens ein Tor von einem Mädchen<br />

pro Team erzielt werden.<br />

Gespielt wird ohne Torwart.<br />

Für das Endergebnis zählen Tore und Fair-Play-Punkte<br />

<strong>Kollegi</strong>-Euroschools-Team<br />

Das <strong>Kollegi</strong>-Euroschools<strong>2008</strong>-Team: Peter Fleischmann<br />

und Dieter Schärer (Fair Play Football), Adrian Zgraggen,<br />

Zoë Herzog (Ausstellung Malta), Linda Bissig, Martha<br />

Gisler (Malta kulinarisch), Pascal Burri (Webseite Euroschools<strong>2008</strong>),<br />

Marcel Huwyler (Koordination)<br />

Weitere Informationen: www.euroschools<strong>2008</strong>.org<br />

4<br />

Euroschools<strong>2008</strong>-Projekttag in Schattdorf<br />

Unser Euroschools-Reporter Sven Ledermann berichtet:<br />

Am Mittwoch, dem 23.4.<strong>2008</strong> um 7:30 Uhr fanden sich die ersten und zweiten Klassen<br />

des <strong>Kollegi</strong>s in der Sportanlage Grundmatt in Schattdorf ein, um zusammen einen<br />

spannenden und erlebnisreichen Tag zu verbringen.<br />

Trotz Regen und Kälte hatten<br />

SchülerInnen und Lehrpersonen<br />

viel Spass und mit Eifer wurde im<br />

Fairplay-Fussball-Turnier um wichtige<br />

Punkte gespielt. Die Spiele<br />

waren mehr als spannend und hin<br />

und wieder gaben einzelne Spieler<br />

Showeinlagen zum Besten und<br />

setzten so spezielle Highlights. In<br />

der kurzen Spielzeit von acht Minuten<br />

„kann man so richtig Power ins<br />

Spiel bringen“, wie ein Spieler erklärte.<br />

Dennoch musste man Rücksicht<br />

zeigen, denn Fairness wurde<br />

an diesem Turnier sehr gross geschrieben.<br />

Nicht nur Tore zählten,<br />

sondern auch Fairness-Punkte.<br />

Diese bekam man <strong>vom</strong> gegnerischen<br />

Team zugesprochen, wenn<br />

man sich an die vor dem Spiel abgemachten<br />

„Agreements“ hielt.<br />

Diese „Agreements“ machten die<br />

Spiele sehr interessant, denn Fouls<br />

und andere Unsportlichkeiten konnte<br />

sich eine Mannschaft schlichtweg<br />

nicht leisten.<br />

Neben dem Turnier, das sowohl am<br />

Morgen als auch am Nachmittag<br />

im Gange war, konnte man auch<br />

eine sorgfältig gestaltete Ausstellung<br />

über unser Euroschools-<br />

Partnerland Malta besuchen, die<br />

Lesestoff, Spiele und einige kulinarische<br />

„Versuächerli“ zu bieten<br />

hatte. Die Appetitanreger waren<br />

von den zweiten Klassen des Untergymnasiums<br />

vorbereitet worden.<br />

„Sehr lecker“, wie man aus den<br />

meisten Mündern hören konnte!<br />

Nach einer stärkenden Mittagspause<br />

erschienen alle wieder auf dem<br />

Platz und nun galt es ernst, denn<br />

die Siegermannschaft dieses Turniers<br />

würde im Juni an den regionalen<br />

Euroschools-Cup in Bern und<br />

das grosse internationale Finale in<br />

Innsbruck reisen könne! Das Wetter<br />

meinte es nun mit den SchülerInnen<br />

auch etwas besser und es<br />

zeigte sich zwischendurch sogar die<br />

Sonne. In einem spannenden Endspiel<br />

standen sich eine Mannschaft<br />

aus der Klasse 1d und eine aus der<br />

Klasse 2b gegenüber. Sieger blieb<br />

schliesslich die Mannschaft der<br />

Klasse 2b mit Tanja Engel, Michael<br />

Arnold, Stephanie Gisler, Marco<br />

Planzer und Salome Stutz.


Präsentation der 40-Stunden-Projekte<br />

der Fachmittelschule <strong>Uri</strong><br />

5<br />

von Benjamin von Deschwanden<br />

Die Schülerinnen und Schüler der Fachmittelschule <strong>Uri</strong> präsentierten am Dienstag,<br />

11. März <strong>2008</strong> im Rahmen der nationalen Aktionswoche <strong>vom</strong> 10.-15. März allen Interessierten<br />

die Resultate ihrer 40-Stunden-Projekte. Die Präsentation der Arbeiten,<br />

welche sehr gut besucht war, fand im ehemaligen Lehrerseminar statt.<br />

Wie der Name schon sagt, haben<br />

die Schülerinnen und Schüler 40<br />

Stunden Zeit, um ein Projekt zu<br />

verwirklichen. Bei den 40-Stunden-Projekten<br />

geht es darum, eine<br />

handwerkliche Arbeit zu gestalten,<br />

zu der sie dann auch eine<br />

schriftliche Arbeit verfassen. Die<br />

Ziele dieser Projekte liegen auf der<br />

Hand: Zum einen müssen die Schülerinnen<br />

und Schüler lernen, mit<br />

der ihnen zur Verfügung stehenden<br />

Zeit umzugehen, zum anderen<br />

werden sie für einmal nicht nur<br />

mit theoretischer Arbeit konfrontiert,<br />

sondern können aus eigener<br />

Initiative entweder alleine oder zu<br />

zweit etwas Kreatives und Praktisches<br />

leisten. Die Projektdauer<br />

ist deshalb auf 40 Stunden angesetzt,<br />

weil diese Zeit ungefähr einer<br />

Arbeitswoche entspricht. Das<br />

Ziel ist es, diese 40 Stunden so gut


wie möglich auszunutzen und dabei<br />

ein vernünftiges Projekt zu wählen,<br />

welches sie in der Lage sind, in<br />

diesem Zeitrahmen zu vollenden.<br />

Es wird darauf geachtet, dass den<br />

Schülerinnen<br />

und Schülern in<br />

der Zeit von den<br />

Weihnachtsferien<br />

bis zu den<br />

Fastnachtsferien<br />

keine Hausaufgaben gegeben werden,<br />

denn sie arbeiten ausschliesslich<br />

in ihrer Freizeit am 40-Stunden-Projekt.<br />

Die Arbeiten müssen<br />

zwingend einen handwerklichen<br />

Fokus haben, denn laut Beatrice<br />

Gross, der Bereichsleiterin der<br />

3.-5. Gymnasialklassen sowie der<br />

FMS, sei es wichtig, für einmal etwas<br />

Kreatives und Praktisches zu<br />

machen. Dies sei vor allem günstig,<br />

weil man dann, im Gegenteil zur<br />

schriftlichen Abschlussarbeit, nicht<br />

an der Theorie scheitern könne.<br />

Die Themen und somit auch die<br />

verschiedenen Projekte, welche<br />

von den Schülerinnen und Schülern<br />

persönlich<br />

vorgestellt<br />

wurden, waren<br />

extrem vielseitig.<br />

So reichte<br />

die Palette von<br />

der Herstellung von Krippenfiguren<br />

oder dem Bau eines Holzregals bis<br />

zum selbstportraitierten Klassenspiegel.<br />

Unter den Arbeiten waren<br />

dieses Jahr auch zwei CD-Projekte<br />

Die Arbeiten müssen zwingend<br />

einen handwerklichen<br />

Fokus haben...<br />

zu finden, bei denen jeweils zwei<br />

Schülerinnen und Schüler selbst<br />

gespielte beziehungsweise gesungene<br />

Musik aufgenommen haben.<br />

Insgesamt präsentierten 16 Schülerinnen<br />

und Schüler der zweiten<br />

FMS 13 verschiedene Arbeiten.<br />

6<br />

Meeresbiologie in Giglio (Italien)<br />

Ergänzungsfach Biologie auf Entdeckungsreise am Mittelmeer<br />

von Damaris Aschwanden<br />

Wir, 15 Schülerinnen und Schüler des Ergänzungsfachs Biologie, waren zusammen<br />

mit den Biologielehrern Thomas Landolt und Urs Wüthrich <strong>vom</strong> 29. März bis am 05.<br />

April <strong>2008</strong> in Giglio. Dort lernten wir die Vegetation der kleinen toskanischen Insel<br />

und vor allem das Mittelmeer und dessen Bewohner näher kennen.<br />

Ein bisschen Überwindung brauchte<br />

es schon, als ich meinen Kopf in<br />

das kalte Meerwasser tauchte. Mit<br />

verkrampft zusammengekniffenen<br />

Augen konzentrierte ich mich darauf,<br />

nur durch das Mundstück, das<br />

mit einer Sauerstoffflasche verbunden<br />

war, zu atmen. Meiner Feststellung<br />

zufolge ist es gar nicht mal so<br />

einfach, sich selbst auszutricksen<br />

und nicht durch die Nase zu atmen.<br />

Nach mehrmaligen Versuchen hatte<br />

ich schliesslich den Atmungsreflex<br />

bezwungen, ohne dass meine Nase<br />

dabei mit Salzwasser durchspült<br />

wurde. Nachdem dieser Test für<br />

den Schnuppertauchgang bestanden<br />

war, konnte es losgehen: In<br />

zwei Gruppen entdeckten wir in ca.<br />

5-7m Tiefe die fantastische Unterwasserwelt.<br />

Das war aber nur eine


von unseren vielfältigen und abenteuerlichen<br />

Nachmittagsbeschäftigungen:<br />

Beim Schnorcheln konnten<br />

wir Zylinderrosen, Petermännchen,<br />

Seeigel, Muscheln und Anemonen<br />

bestaunen oder wir lernten auf<br />

unserer Wanderung nach Castello<br />

die Vegetation von Giglio kennen.<br />

Ein absolutes Highlight war<br />

bestimmt das Nachtschnorcheln,<br />

welches uns sogar zu einer Begegnung<br />

mit einem Tintenfisch verhalf!<br />

Vormittags besuchten wir jeweils<br />

von 09:00 Uhr bis 12:30 Uhr einen<br />

Meeresbiologiekurs, der <strong>vom</strong><br />

deutschen Biologen Klaus Valentin<br />

geleitet wurde. Er führte uns in die<br />

verschiedenen marinen Lebensräume<br />

und deren Bewohner ein, die<br />

wir dann auch mittels Mikroskopieren<br />

genauer betrachten konnten.<br />

Schon bald wurden wir über<br />

die unterschiedlichen Verhältnisse<br />

des Pelagials (Lebensraum freies<br />

Wasser) und des Benthals (Lebensraum<br />

Meeresboden) aufgeklärt.<br />

Ende Woche erarbeiteten wir in<br />

kleinen Gruppen ein Spezialthema,<br />

welches wir anschliessend in einem<br />

Vortrag präsentierten, ebenso gab<br />

es eine mündliche Prüfung über<br />

unser Meeresbiologiepraktikum.<br />

Wir meisterten aber auch diese<br />

Herausforderungen mit Bravour,<br />

zumal uns das Lernen und Vorbereiten<br />

durch schönes Wetter und<br />

sommerliche Temperaturen erleichtert<br />

wurde.<br />

Am 5. April traten wir dann nach<br />

einer sehr interessanten, lehr- und<br />

erlebnisreichen Woche mit vielen<br />

neuen Eindrücken und Erfahrungen,<br />

die eine positive Bereicherung<br />

für uns sind, die 16-stündige<br />

Rückreise per Bus, Fähre und Zug<br />

ins heimische Urnerland an.<br />

SCHWARZ, ROT, TOT<br />

Ein Erfahrungsbericht<br />

Erste Arbeiten<br />

Unsere erste Aufgabe bestand darin,<br />

die Filmrechte für das Buch<br />

zu erhalten und wir fragten daher<br />

die Autorin um die Bewillivon<br />

Livio Sommer und<br />

Erich Zwyer<br />

Der Weg war lang und steinig.<br />

Aber mit Leidenschaft und Durchhaltewillen<br />

haben wir nach knapp<br />

drei Jahren unser Ziel erreicht:<br />

Die Verfilmung von Heidi Hassenmüllers<br />

Buch „SCHWARZ, ROT,<br />

TOT“. Ein 90 Minuten dauernder<br />

Spielfilm mit 80 Schauspielerinnen<br />

und Schauspielern sowie<br />

150 Statistinnen und Statisten.<br />

Grobe Idee<br />

Angefangen hat alles im Januar<br />

2006 mit der ersten Idee, als<br />

Maturaarbeit einen Film zu drehen.<br />

Wir machten uns auf die Suche<br />

nach einer geeigneten Story<br />

und stiessen auf den Jugendroman<br />

von Heidi Hassenmüller. In ihrem<br />

Buch wird die Geschichte von Udo<br />

Lehnhof erzählt, der sich mit einem<br />

Rechtsextremen anfreundet und<br />

immer weiter in die rechte Szene<br />

abrutscht, bis er schliesslich nicht<br />

mehr aussteigen kann.<br />

Diese Geschichte schien uns ideal,<br />

denn wir wollten einerseits<br />

ein „Tabuthema“ aufgreifen und<br />

andererseits ein modernes und<br />

aktuelles Thema verfilmen.<br />

gung an. Noch am gleichen Abend<br />

erhielten wir eine positive Antwort.<br />

Die Arbeit konnte beginnen.<br />

Bereits am nächsten Tag machten<br />

wir uns voller Tatendrang ans<br />

Drehbuchschreiben, bis wir nach<br />

zwei Stunden – und gerade mal<br />

zwei Seiten Drehbuch – merkten,<br />

dass dies wohl ein zeitintensiver<br />

Prozess sein wird. In das<br />

am Ende 140 Seiten dicke Drehbuch<br />

investierten wir schlussendlich<br />

mehr als 200 Stunden Arbeit.<br />

Grosser Aufwand auch<br />

während der Woche<br />

Ein weiterer Schritt in der Erstellung<br />

unseres – lange Zeit nur theoretisch<br />

existierenden – Films war<br />

die Suche und Auswahl der Schauspielerinnen<br />

und Schauspieler.<br />

Die meisten Rollen waren schnell<br />

besetzt, aber die geeignete Person<br />

für die Hauptrolle fehlte lange.<br />

So mussten wir den ersten Drehtag<br />

immer weiter hinausschieben<br />

und es wurde Februar 2007, bis<br />

wir die erste Szene – noch immer<br />

ohne besetze Hauptrolle – „im<br />

Kasten“ hatten. Dann stiessen<br />

wir glücklicherweise auf Andreas<br />

Schranz. Er freute sich bis zum<br />

Ende auf jeden Drehtag und spielte<br />

die Rolle überaus authentisch.<br />

Ab März war für uns der Film<br />

allgegenwärtig. Während der<br />

7


dieser Fehler kostete uns manchmal<br />

mehrere Tage für eine kurze<br />

Szene. So verbrachten wir etliche<br />

Stunden vor den Bildschirmen.<br />

Ein Herz und eine Seele?<br />

Natürlich nicht. Kleinere Meinungsverschiedenheiten<br />

gehörten<br />

dazu. Während des Schnitts kam<br />

es manchmal vor, dass wir 20 Minuten<br />

darüber diskutierten, ob<br />

wir den Schnitt eine halbe Sekunde<br />

früher oder später setzten<br />

sollten oder ob die Hintergrundgeräusche<br />

etwas lauter oder leiser<br />

sein sollten. Häufig trafen wir<br />

uns dann in der Mitte und machten<br />

uns an die nächste Szene mit<br />

den nächsten Diskussionen.<br />

8<br />

Woche wurde organisiert, telefoniert,<br />

Drehbewilligungen<br />

eingeholt und Drehbuch geschrieben.<br />

An den Wochenenden<br />

erfolgten Dreh und Schnitt. Überall<br />

sahen wir „Hammer-Einstellungen“<br />

und „geniale Locations“.<br />

Nach einem Tipp unserer<br />

Begleitpersonen wurde<br />

uns bewusst, dass wir<br />

viel Zeit in die Organisation<br />

und den reibungslosen<br />

Ablauf des Drehs investierten,<br />

auf das Filmische<br />

allerdings zu wenig Wert<br />

legten.<br />

Ständiger Lernprozess<br />

Nach den ersten Drehtagen waren<br />

wir glücklich, die ersten Szenen<br />

endlich gefilmt zu haben. Nach<br />

einem Tipp unserer Begleitpersonen<br />

wurde uns aber bewusst,<br />

dass wir viel Zeit in die Organisation<br />

und den reibungslosen<br />

Ablauf<br />

des Drehs<br />

investierten, auf<br />

das Filmische allerdings<br />

zu wenig<br />

Wert legten.<br />

So stellten wir<br />

zum Beispiel<br />

fest, dass es in<br />

unseren Szenen<br />

an sogenannten<br />

Closeups<br />

(Nahaufnahmen) mangelte. Wir<br />

versuchten diese Kritik umzusetzen<br />

und achteten vermehrt auch auf<br />

das Bild. Von nun an drehten wir<br />

immer mehrere Einstellungen: Mindestens<br />

eine Totale (beide Schauspieler),<br />

eine Halbtotale (Oberkörper<br />

eines Schauspielers) und<br />

ein Closeup (nur das Gesicht).<br />

Nach dem Dreh beginnt<br />

die Arbeit<br />

Schon von Anfang an waren wir<br />

uns einig, von den gedrehten Szenen<br />

noch am gleichen Abend oder<br />

Wochenende einen Grobschnitt anzufertigen.<br />

Dadurch hatten wir zum<br />

einen die gedrehten Einstellungen<br />

noch präsent und hätten zum anderen<br />

misslungene Szenen noch<br />

einmal nachdrehen<br />

können.<br />

Nach dem Grobschnitt<br />

fertigten<br />

wir den Feinschnitt<br />

an. In diesem<br />

Arbeitsschritt<br />

wurden uns alle<br />

Fehler beim Dreh<br />

bewusst: Scheinwerfer<br />

im Bild,<br />

unterschiedliche<br />

Positionen in zwei<br />

Einstellungen, Tonfehler. Und in<br />

diesen Momenten wünschte man<br />

sich dann, man hätte während<br />

des Drehs einen zweiten kontrollierenden<br />

Blick auf die Aufnahme<br />

geworfen. Denn die Behebung<br />

Schlussspurt vor der Abgabe<br />

Uns war stets bewusst, dass wir<br />

einen knapp berechneten Zeitplan<br />

einhalten mussten und die Herbstferien<br />

vor der Abgabe stressig werden<br />

könnten. Deshalb erstellten wir<br />

am ersten Tag der Ferien einen genauen<br />

Zeitplan: von 8:00 Uhr morgens<br />

bis 01:00 Uhr nachts, 10 Tage<br />

lang. Und die Ferien – sofern man<br />

diesen Ausdruck noch gebrauchen<br />

kann – wurden tatsächlich „heavy“.<br />

In der ersten Woche drehten wir<br />

die letzten Szenen, in der zweiten<br />

Woche erfolgten die Abmischung<br />

mit der von Florian Arnold eigens<br />

für unseren Film komponierten<br />

Musik und der finale Schnitt.<br />

Herzklopfen vor der Premiere<br />

Bis zum letzten Tag arbeiteten<br />

wir unter Hochdruck: Erneute<br />

Überarbeitung des Films, Organisation<br />

der Premiere, Covererstellung<br />

für die DVD-Produktion.<br />

Für Aufregung blieb keine Zeit.<br />

Erst als am 9. März <strong>2008</strong> etwa<br />

eine Stunde vor der Aufführung<br />

die Leinwand aufgestellt,<br />

der Film getestet und der Soundcheck<br />

erfolgt waren, hatten wir<br />

eine kurze Verschnaufpause. Da<br />

wurden wir nervös. Und diese<br />

Nervosität verflog komischerweise<br />

nicht, als sich das theater(uri)<br />

immer mehr und mehr füllte.<br />

Doch als wir dann endlich den<br />

Film starteten und der Vorspann<br />

auf der Leinwand erschien,<br />

konnten wir durchatmen.<br />

Der Film begann, für uns ging<br />

eine intensive Zeit zu Ende.<br />

Der Applaus des Publikums<br />

war eine fantastische Belohnung<br />

für unsere Arbeit.


<strong>Kollegi</strong>theater<br />

Eine lohnenswerte Zeitinvestition<br />

von Anna-Catharina Truschner, Nives Gal, Sarah Weber und Florian Arnold<br />

Das <strong>Kollegi</strong>theater führte dieses Jahr „Die Physiker“<br />

von Friedrich Dürrenmatt auf. Die Leitung der Produktion<br />

hatte Tanja Hager. Zwei TechnikerInnen und<br />

vier SchauspielerInnen machen dieses Jahr Matura<br />

und verlassen das Theaterensemble. Sie berichten<br />

über die diesjährige Produktion und ihre Erfahrungen<br />

der letzten Jahre.<br />

Die Physiker<br />

Das <strong>Kollegi</strong>theater hat sich dieses<br />

Jahr mit Friedrich Dürrenmatts<br />

„Die Physiker“ wieder an tiefgreifende<br />

Materie herangewagt.<br />

Die Irrenärztin Fräulein Doktor von<br />

Zahnd führt das berühmte Sanatorium<br />

„Les Cerisiers“, in dem auch<br />

die drei Physiker Newton, Einstein<br />

und Möbius wohnen. Newton und<br />

Einstein haben bereits eine Krankenschwester<br />

erdrosselt, der dritte<br />

Mord erfolgt während des Stücks.<br />

Möbius ist aber in Wirklichkeit gar<br />

nicht krank. Er versucht mit seinem<br />

irren Verhalten zu vertuschen, dass<br />

er die Weltformel entdeckt hat.<br />

Die anderen beiden Physiker sind<br />

Agenten, die Möbius verfolgen, um<br />

an seine Erkenntnisse zu gelangen.<br />

Zum Schluss stellt sich heraus,<br />

dass Fräulein Dr. von Zahnd gar<br />

keine Ärztin ist, sondern auch nur<br />

eine machtgierige Irre, die hinter<br />

Möbius’ Formel her ist. Sie hat ihr<br />

Ziel erreicht, indem sie alle seine<br />

Aufzeichnungen kopierte. Die<br />

Zukunft sieht düster aus. Während<br />

die Ärztin die Macht der Welt<br />

an sich reisst, bleiben die Physiker<br />

hilflos im Irrenhaus eingesperrt.<br />

Das Stück wurde in den 60er Jahren<br />

in Zürich uraufgeführt und<br />

stellt ein komplexes Drama dar.<br />

Dürrenmatt äussert mit dem Stück<br />

Kritik an der Veröffentlichung wissenschaftlicher<br />

Erkenntnisse und<br />

ist daher heute aktueller denn je.<br />

Die Probenzeit<br />

Seit Herbst 2007 trafen sich die<br />

Schauspieler jeden Mittwochnachmittag<br />

ab 15.20-19.00 zu den<br />

Theaterproben. Mit viel Eifer<br />

und Durchhaltevermögen wurden<br />

der Text und anschliessend<br />

die Dramaturgie unter der Leitung<br />

von Tanja Hager einstudiert.<br />

Nach zahlreichen Proben im Prüfungssaal<br />

des <strong>Kollegi</strong>s zogen wir<br />

schliesslich in die Aula Bürglen um.<br />

Im Vorfeld wurden die Kulissen und<br />

Requisiten <strong>vom</strong> Bühnenbildteam,<br />

geleitet von Fredy Burkart, bereitgestellt<br />

und schliesslich die Technik<br />

installiert. Nun konnten die Intensivproben<br />

endlich beginnen. An<br />

Wochenendproben und drei Spezialtagen,<br />

die von der Schulleitung<br />

freundlicherweise genehmigt wurden,<br />

feilte man nun noch an Details<br />

wie Mimik und Applausregie.<br />

Die Aufführungen<br />

Am 14. März <strong>2008</strong> feierten wir<br />

Premiere. Zum Schock aller Involvierten<br />

brannte kurz vor Beginn<br />

eine Sicherung durch. Dank<br />

eines Elektrikers konnte der<br />

Schaden rechtzeitig behoben<br />

werden. Die Premiere war ein<br />

voller Erfolg und auch die weiteren<br />

fünf Aufführungen verliefen<br />

ohne nennenswerte Zwischenfälle.<br />

Die „Derniere“ (letzte Aufführung)<br />

wurde anschliessend<br />

mit einem Fest abgerundet.<br />

Die Theaterreise<br />

Als Belohnung für die geglückten<br />

Aufführungen gingen wir auf Theaterreise.<br />

Dieses Jahr nach Berlin!<br />

Auf diesen Teil des Theaters freut<br />

man sich schon das ganze Jahr<br />

über. Auf den Reisen erlebt man<br />

immer sehr viel, verschiedene Sehenswürdigkeiten<br />

werden begutachtet<br />

und natürlich steht auch jedes<br />

Mal ein Besuch im Theater an.<br />

Das Theaterfestival<br />

Dieses Jahr ist nach der Reise<br />

nicht Schluss, hat doch das <strong>Kollegi</strong>theater<br />

die Ehre, sich ein weiteres<br />

Mal zu beweisen, nämlich<br />

am Theaterfestival des „Jungen<br />

Schauspielhauses Zürich“. Das<br />

<strong>Kollegi</strong>theater wurde unter vielen<br />

anderen ausgewählt, um an diesem<br />

Festival teilzunehmen. Dieses<br />

beinhaltet vor allem die Chance,<br />

sich mit anderen Theatergrup-<br />

9


pen auszutauschen, an verschieden<br />

Workshops teilzunehmen und<br />

schliesslich natürlich unser Stück<br />

ein weiteres Mal aufzuführen.<br />

Die Erfahrungen<br />

Das Theaterspielen macht unheimlich<br />

viel Spass. Man lernt durch<br />

angemessene Kritik sich weiterzuentwickeln.<br />

Es braucht Zeit, sich<br />

in eine Rolle hineinzufühlen, sich<br />

mit deren Charakter vertraut zu<br />

machen, der bisweilen nicht immer<br />

dem eigenen entspricht. Durch<br />

das Hineinschlüpfen in andere<br />

Rollen lernt man sich selbst besser<br />

kennen. Man erfährt die Grenzen<br />

und freut sich über jede neue<br />

Leistung, die man erbracht hat.<br />

Zum Schluss muss alles stimmen:<br />

Mimik, Gestik und Auftreten.<br />

Man verwandelt sich<br />

dadurch in eine andere Persönlichkeit<br />

und erzählt dem Publikum<br />

deren Geschichte. Es macht<br />

Freude, sich zu präsentieren und<br />

den Zuschauer in eine andere<br />

Welt zu führen, die sich allein<br />

auf der Bühne abspielt.<br />

Für diejenigen, die sich gerne im<br />

Rampenlicht präsentieren, kann<br />

man das Theaterspielen nur empfehlen.<br />

Die Erfahrungen, die man<br />

auf der Bühne macht, eben vor<br />

Publikum zu sprechen, bringen einen<br />

auch im Alltagsleben weiter.<br />

Das Theaterspielen hat sehr viel<br />

Positives mit sich gebracht. Innerhalb<br />

der letzten Jahre haben<br />

wir uns schauspielerisch weiterentwickelt<br />

und viele neue Leute<br />

getroffen, die wir nach unserem<br />

letzten Jahr am <strong>Kollegi</strong> sicher<br />

sehr vermissen werden. Die intensiven<br />

Proben schweissten die<br />

<strong>Kollegi</strong>theaterleute zusammen, vor<br />

allem auch klassenübergreifend.<br />

Es lohnt sich, an dieser Schule<br />

gemeinsam an einem Strick zu<br />

ziehen und ein grosses Projekt zu<br />

verwirklichen. Das <strong>Kollegi</strong>theater<br />

ist ein grosser Beitrag an die<br />

Schulkultur, die sehr wichtig ist.<br />

Wir werden das <strong>Kollegi</strong>theater wohl<br />

für immer in Erinnerung behalten!<br />

Poetry-Slam am <strong>Kollegi</strong><br />

von Fabian Aschwanden<br />

10<br />

Am Mittwochnachmittag des 9. Aprils <strong>2008</strong> kamen die <strong>Kollegi</strong>schülerInnen der 4.<br />

und 5. Klassen sowie der 2. und 3. FMS in den Genuss einer Poetry-Slam-Einführung.<br />

Simon Libsig, ein Star in der Poetry-Slam-Szene, und Remo Rickenbacher reisten<br />

extra aus Baden beziehungsweise Thun an, um den Schülern einen Einblick in<br />

die noch kleine, von aussen etwas speziell anmutende Welt des Poetry Slam zu geben.


Zu Beginn des Nachmittags konnte<br />

sich kaum ein Schüler etwas<br />

unter dem Wort Poetry Slam vorstellen.<br />

Wenig erstaunlich war es<br />

dann auch, dass sich auf die Frage<br />

Simon Libsigs, wer denn schon mal<br />

einen Poetry Slam besucht habe,<br />

niemand meldete. Die zu Beginn<br />

etwas gedämpfte Stimmung in der<br />

Kapelle des <strong>Kollegi</strong>ums lockerte<br />

sich jedoch sehr schnell, als Simon<br />

Libsig das Publikum mit seinem<br />

Text über Fernsehwerbespots -<br />

eine gelungene, humorvolle Aneinanderreihung<br />

von verschiedenen<br />

bekannten Werbesprüchen aus dem<br />

Fernsehen - zum Lachen brachte.<br />

Simon Libsig und Remo Rickenbacher<br />

konkurrenzierten sich abwechselnd<br />

mit ihren Texten. Zwischen<br />

den Texten wurden jeweils einige<br />

Grundelemente des Poetry Slam<br />

erklärt und Fragen der neugierigen<br />

Schüler- und Lehrerschaft beantwortet.<br />

Am Ende des spannenden<br />

und aufschlussreichen Nachmittags<br />

wurde der Sieger unter den beiden<br />

Slammern ausgemacht. Simon<br />

Libsig gewann mit einem kleinen<br />

Vorsprung vor Remo Rickenbacher.<br />

Poetry Slam<br />

Poetry Slam, zu Deutsch Dichterwettstreit, ist ein literarischer Vortragswettbewerb, in welchem<br />

selbstgeschriebene Texte innerhalb einer bestimmten Zeit einem Publikum vorgetragen werden. Teil<br />

der Grundidee des Poetry Slam ist es, die Texte nicht einfach nur vorzulesen, sondern sie zu performen:<br />

beispielweise zu schreien, zu flüstern, zu jaulen oder zu keuchen. Hauptsache dem Text wird<br />

Leben eingehaucht, welches ihm bei einer traditionellen Vorlesung oft fehlt.<br />

Je nach Slamveranstaltung beträgt die zur Verfügung<br />

stehende Zeit zwischen 5 und 8 Minuten. Kostüme oder andere Requisiten sind genauso wenig erlaubt<br />

wie nicht selbst geschriebene Texte. Vorgetragen werden Texte sämtlicher Stilrichtungen. Es<br />

gilt einzig und allein, das Publikum mit dem eigenen Text und der Stimme zu begeistern und für sich<br />

zu gewinnen. Die Ermittlung des Siegers erfolgt über die Intensität und die Dauer des Applauses für<br />

den jeweiligen Slammer. Die Siegerprämie ist traditionell eine gute Flasche Whiskey, aus welcher<br />

dem Sieger der erste Schluck gebührt. Vielmehr jedoch als der Sieg stehen an einem Poetry-Slam-<br />

Event das gemütliche Zusammensein der Slammer und die Unterhaltung des Publikums im Vordergrund.<br />

Der Poetry Slam ist ein relativ junger literarischer Wettbewerb, welcher seinen Ursprung in den USA,<br />

genauer in Chicago, hat. Als Erfinder gilt der amerikanische Performance-Poet Marc Kelly-Smith. Da<br />

er traditionelle Lesungen mit Tisch und Wasserglas für überholt und langweilig befand, begann er<br />

1984 Literatur anders zu vermitteln. Er entwickelte Poetry Slam als Teil einer wöchentlichen Literaturshow.<br />

Der erste Poetry Slam fand am 20. Juli 1986 statt.<br />

Den Weg in die Schweiz fand der Poetry Slam erst 1999.<br />

Seither nimmt die Zahl der Slammer in der Schweiz stetig zu. Dass die Schweizer Slammer eine<br />

wichtige Rolle im deutschsprachigen Poetry-Slam-Zirkus eingenommen haben ist wohl mit ein Grund,<br />

dass die diesjährige deutschsprachige Poetry-Slam-Meisterschaft <strong>vom</strong> 19. bis 22. November in Zürich<br />

stattfinden wird. Falls Ihr Interesse geweckt wurde und / oder Sie selbst an einem Poetry Slam<br />

teilnehmen möchten, finden Sie sämtliche Informationen und Daten unter: www.poetryslam.ch<br />

11<br />

www.kollegi-uri.ch<br />

www.kollegi-uri.ch<br />

www.kollegi-uri.ch<br />

www.kollegi-uri.ch<br />

www.kollegi-uri.ch


Eltern und Ehemalige<br />

Der Elternverein EVKU<br />

veranstaltet zwei Mal im<br />

Jahr einen Elternhock.<br />

„Vernetzung des Wissens ist enorm wichtig“<br />

Adrian Zurfluh im Gespräch mit Pascal Hoorn<br />

Es entspricht einer Tradition, dass in jeder Ausgabe des „<strong>Kollegi</strong>“ eine Person porträtiert<br />

wird, die einmal im <strong>Kollegi</strong> zur Schule gegangen ist. Pascal Hoorn hat die<br />

<strong>Kantonale</strong> <strong>Mittelschule</strong> <strong>Uri</strong> von 1987 bis 1989 besucht. Wir haben ihm einige Fragen<br />

gestellt. Zu Gefühlen, mit denen er auf die <strong>Kollegi</strong>zeit zurückdenkt, aber auch zu<br />

Dingen, die er nicht im <strong>Kollegi</strong> gelernt hat.<br />

12<br />

Pascal Hoorn, mit welchen<br />

Gefühlen denken Sie<br />

ans <strong>Kollegi</strong> zurück?<br />

Ich denke grundsätzlich gerne an<br />

meine Schulzeit zurück, aber das<br />

ist wohl eine allgemeine Erscheinung.<br />

Solange man in der Schule<br />

ist, denkt man immer, dass es<br />

wohl kaum etwas<br />

Schlimmeres gibt<br />

und sobald man<br />

die Schule abgeschlossen<br />

hat,<br />

vermisst man sie<br />

schon. Die Erinnerungen<br />

an unsere<br />

Klasse, die mit all<br />

den starken Persönlichkeiten<br />

unterschiedlich<br />

aber<br />

auch sehr bereichernd<br />

war, sind<br />

jedoch grossartig.<br />

Wir erlebten viele<br />

unvergessliche<br />

Momente.<br />

Rückblickend muss ich jedoch sagen,<br />

dass zu viele Themen isoliert<br />

vermittelt, gelernt und geprüft<br />

wurden. Die vernetze Denkweise<br />

wurde und wird immer noch in vielen<br />

Schulfächern überhaupt nicht<br />

berücksichtigt und dementsprechend<br />

geprüft. Aus meiner Sicht<br />

sind jedoch die Vernetzung des<br />

zum eidg. dipl. Treuhandexperten<br />

weitergebildet. Beruflich habe ich<br />

10 Jahre bei PricewaterhouseCoopers<br />

in Zürich in den Bereichen<br />

Beratung, Wirtschaftsprüfung und<br />

Steuern gearbeitet. Anfangs 2000<br />

wechselte ich von Pricewaterhouse-<br />

Coopers zu Cilag GmbH International,<br />

einer Tochtergesellschaft von<br />

Johnson & Johnson<br />

in Zug, und leitete<br />

den Bereich Finance<br />

& Treasury. Danach<br />

erfolgte ein Auslandeinsatz<br />

für rund<br />

2 Jahre in Antwerpen,<br />

Belgien, wo ich<br />

als Controller für<br />

die weltweite Logistik<br />

und Produktion<br />

des Pharmabereichs<br />

von Johnson<br />

& Johnson tätig war.<br />

Welches ist<br />

Ihre heutige<br />

Tätigkeit?<br />

Das Thema<br />

unserer gegenwärtigen<br />

Ausgabe des<br />

Hefts „<strong>Kollegi</strong>“ ist „Leistung,<br />

Weg, Karriere“.<br />

Leistungen werden oft<br />

durch Prüfungen bewertet.<br />

Welches sind Ihre Erfahrungen<br />

mit Prüfungen?<br />

Prüfungen sind ein notwendiges<br />

Mittel um eine Standortbestimmung<br />

des Gelernten zu machen.<br />

Wissens und die Kombination des<br />

Gelernten enorm wichtig und bedeuten<br />

erst dann „Wissen“.<br />

Können Sie uns ihre Laufbahn<br />

beschreiben, die Sie<br />

nach der <strong>Kollegi</strong>zeit zurücklegten?<br />

Fachlich habe ich mich nach der<br />

<strong>Kollegi</strong>zeit im Bereich Finanzen zuerst<br />

zum dipl. Buchhalter und dann<br />

Seit 2006 arbeite<br />

ich als Vice President Finance in<br />

Schaffhausen bei der Cilag AG, einer<br />

strategischen Pharmaproduktionsstätte<br />

von Johnson & Johnson.<br />

In dieser Funktion bin ich auch für<br />

die Cilag GmbH International und<br />

die anderen Johnson & Johnson<br />

Gesellschaften in Zug zuständig.<br />

Meine heutige Tätigkeit umfasst im<br />

Wesentlichen die finanzielle Führung<br />

dieser Gesellschaften in den<br />

Bereichen Controlling, Compliance,<br />

Buchhaltung, direkte und indirekte


Steuern und Treasury. Daneben<br />

bin ich bei vielen europäischen<br />

und weltweiten Projekten beteiligt,<br />

da die schweizerischen Gesellschaften<br />

innerhalb von Johnson<br />

& Johnson eine wichtige Stellung<br />

einnehmen (Weitere Information<br />

zu Cilag AG: http://www.cilag.ch).<br />

Der Kanton <strong>Uri</strong> ist im<br />

Aufschwung. Haben Sie<br />

schon mal daran gedacht,<br />

wieder in diesen Kanton<br />

zurückzukommen oder zumindest<br />

hier tätig zu sein?<br />

richtig in Schwung kommt. Im Moment<br />

stellt sich für mich die Frage<br />

betreffend Rückkehr oder Tätigkeit<br />

im Kanton <strong>Uri</strong> nicht. Diese Entscheidung<br />

ist mit Sicherheit von<br />

weiteren beruflichen Möglichkeiten<br />

abhängig. Punkto Lebensqualität<br />

steht der Kanton <strong>Uri</strong> sowieso<br />

weit vorne in meiner Rangliste.<br />

Pascal Hoorn, wir danken Ihnen<br />

für dieses Gespräch!<br />

Es freut mich zu sehen, wie sich<br />

der Kanton <strong>Uri</strong> entwickelt und so<br />

Lehrerinnen und Lehrer<br />

13<br />

Die <strong>Kantonale</strong> <strong>Mittelschule</strong> <strong>Uri</strong><br />

verfügt nun über insgesamt<br />

45 Fachzimmer.<br />

Leistung - Der einzige Massstab für<br />

den Wert des Menschen?<br />

von Herbert Zogg<br />

Der Ausdruck „Leistung“: ein Reizwort. Die Meinungen dazu gehen weit auseinander.<br />

Bei einigen löst der Begriff Abscheu aus, andere fühlen sich erst recht angespornt.<br />

Weshalb diese Unterschiede?<br />

Viele Menschen verstehen unter<br />

Glück, alles zu haben und nichts zu<br />

tun. Sie träumen von einem unbeschwerten<br />

Dasein; einem trägen<br />

Leben in der Hängematte. Sie streben<br />

nach Lust ohne Anstrengung.<br />

Ihr Lebensmotte: „easy going“, nur<br />

keinen Stress, Spass statt Einsatz,<br />

wenn nicht heute,<br />

dann morgen,<br />

ich muss<br />

nicht, der andere<br />

tut’s, bequemen<br />

statt bemühen,<br />

ich will nicht, die<br />

anderen sollen<br />

usw. Bringt diese Einstellung das<br />

wahre Lebensglück? Ist ein Leben<br />

ohne eigene Anstrengung tatsächlich<br />

erfüllend? Ist es nicht vorteilhafter,<br />

selber etwas zu tun, als zu<br />

In unserer Leistungsgesellschaft<br />

ist die Gier nach<br />

Topleistungen in jeglichen<br />

Bereichen des Lebens unersättlich.<br />

erwarten, dass es die Eltern, die<br />

Lehrer, die Kollegen, Freunde, die<br />

Arbeitgeber für einen erledigen?<br />

Dem entgegengesetzt steht: Nur<br />

wer aktiv ist, sich anstrengt für<br />

seine Ziele und etwas dafür leistet,<br />

wird mit Erfolg und Triumph belohnt.<br />

Wer nichts leistet, ist nichts<br />

wert. Ein Volltreffer<br />

oder ein<br />

Sieg muss hart<br />

erarbeitet werden.<br />

Ohne Fleiss<br />

kein Preis: Genug<br />

ist zu wenig.<br />

Geh voran! Setz<br />

dich ein! Gewinne! Der Stillstand<br />

ist der Tod. Von Natur aus ist der<br />

Mensch gewissermassen auf Leistung<br />

programmiert. Unsere modernen<br />

Gladiatoren predigen mit<br />

ihren universellen Sportlerweisheiten<br />

solche imperativen Bekenntnisse<br />

zur Leistung in unzähligen<br />

Interviews. In unserer Leistungsgesellschaft<br />

ist die Gier nach Topleistungen<br />

in jeglichen Bereichen<br />

des Lebens unersättlich. Weshalb?<br />

Der Einsatz lohnt sich:<br />

„Halleluja“<br />

Hinsichtlich der Menschheitsgeschichte<br />

lässt sich nachweisen,<br />

dass es sich bei den eben erwähnten<br />

Leistungsaufforderungen<br />

um eine Art Grundkonstante im<br />

menschlichen Verhalten handelt,<br />

und zwar über Jahrmillionen<br />

hinweg. Immer schon haben die<br />

Menschen in den verschiedensten<br />

Bereichen ihres Lebens aus nichts


14<br />

etwas geschaffen. So sind beispielsweise<br />

die sieben Weltwunder<br />

der Antike entstanden. So haben<br />

sich Hochkulturen entwickelt.<br />

So kommen immer wieder Weltrekorde<br />

zustande. Und so schuf<br />

Händel sein „Halleluja“. An dieser<br />

Stelle sei der Hinweis erlaubt, dass<br />

Georg Friedrich Händels Messias<br />

(Halleluja) in einer Phase geschaffen<br />

wurde, als der Komponist sich<br />

in äusserst prekärer finanzieller<br />

Lage befand. Er war über beide<br />

Ohren verschuldet, es mangelte<br />

ihm an allem und er hauste in einer<br />

erbärmlichen Kammer. In dieser<br />

komponierte er eines seiner berühmtesten<br />

Werke. Er war gezwungen,<br />

dornige und unwegsame Wege<br />

zu gehen, um ein wunderbares und<br />

unvergessliches Werk zu schaffen.<br />

Allein die Bereitschaft, etwas zu<br />

vollbringen, kreativ zu sein, erfolgreich<br />

zu sein, zu gewinnen, etwas<br />

Neues zu schaffen, die Welt<br />

zu verändern und in ihr etwas zu<br />

vollbringen sitzt ganz tief im Menschen.<br />

Wir alle haben von Natur<br />

aus Lust auf Leistung, können<br />

dieses Potential aber nur abrufen,<br />

wenn wir uns fordern lassen.<br />

Die Anstrengungen Händels wurden<br />

belohnt. Er wählte einen beschwerlichen<br />

Weg; er ging ans Äusserste<br />

und verlangte von sich selber harte<br />

Arbeit, eiserne Disziplin und Entbehrung.<br />

Der Psychologie, die sich<br />

mit dieser speziellen Einstellung zur<br />

Leistung, die Händel von sich<br />

abverlangte, beschäftigt,<br />

gelingt es nicht, eine<br />

klare Definition davon<br />

zu liefern. Man<br />

spricht deshalb<br />

oft nur von<br />

einer Art Mysterium.<br />

Gewisse<br />

Publika-<br />

tionen umschreiben dieses Mysterium<br />

bzw. diese Haltung als ein<br />

aussergewöhnliches Phänomen.<br />

Die meisten Autoren helfen sich<br />

gegenwärtig mit dem englischen<br />

Ausdruck: „flow“. Damit versuchen<br />

sie das beharrliche Engagement<br />

und die Lust zur Leistung irgendwie<br />

in Worte zu fassen. Sie sind<br />

sich auch darüber einig, dass wir<br />

alle dieses „flow“ erleben wollen,<br />

und wir uns also gerne Herausforderungen<br />

stellen und Anerkennung<br />

erfahren wollen. Bestätigt<br />

wird dieser Befund durch das in<br />

unserer Zeit hoch gepriesene Lebensmotto:<br />

Aktivität statt Apathie,<br />

Abenteuer statt Langeweile,<br />

lustvoller Einsatz und Leistung<br />

statt Schonen und Tatenlosigkeit.<br />

Es drängt sich nun die Frage auf:<br />

Wer ist der glücklichere Mensch?<br />

Sind es die Menschen, die gefordert<br />

werden und ihre Leistung<br />

gerne und mit Lust erbringen und<br />

die mit Engagement etwas Neues<br />

schaffen wollen? Oder sind es<br />

die, die lieber einem Leben ohne<br />

Anstrengung frönen und andere<br />

für sich arbeiten lassen?<br />

Vieles spricht dafür, dass beide<br />

Lebenskonzepte glücklich machen<br />

können. Hierbei muss man sich<br />

selber fragen: Welche der beiden<br />

Lebensentwürfe entspricht einem?<br />

Weshalb entscheidet man sich<br />

für das Nichtstun und nicht für<br />

das Aktivsein bzw. für keine<br />

Leistung oder für Leistung?<br />

Wozu soll man etwas leisten,<br />

wenn es auch<br />

ohne viel Aufwand<br />

und<br />

mühsamer Arbeit geht? Kann<br />

man sowohl die eine wie die andere<br />

Lebenseinstellung sinnvoll<br />

umsetzen? Ist eine Balance beider<br />

Positionen gar möglich?<br />

Gibt es eine sinnvolle<br />

Karriere?<br />

Leistung setzen wir derzeit auch<br />

mit Karriere in Verbindung. Ein Begriff,<br />

mit dem jeder in seinem Leben<br />

schon früh konfrontiert wird.<br />

Bereits in den ersten Jahren der<br />

Schule müssen wir klären, welche<br />

berufliche Karriere sinnvoll ist.<br />

Will beispielsweise „XY“ etwas aus<br />

sich machen oder strebt er gar einen<br />

ganz bestimmten Beruf an, so<br />

hängt das allein von seiner Bereitschaft<br />

ab, etwas dafür zu tun.<br />

Jeder erfolgreiche Künstler, Manager,<br />

Sportler, Wissenschaftler, Musiker<br />

antwortet auf die Frage, wie<br />

er seinen Lebenstraum, sein Ziel<br />

oder die Spitzenleistung erreicht<br />

habe, damit, dass er beharrlich dafür<br />

gearbeitet habe, stundenlang<br />

trainiert, nächtelang gelernt, tagelang<br />

geübt, jahrelang geforscht;<br />

kurz: hart geschuftet. Jeder, der<br />

im Leben ein ganz bestimmtes Ziel<br />

erreichen will, kann ohne enormen<br />

Einsatz eigentlich „einpacken“. Um<br />

seinen Traum zu verwirklichen,<br />

muss er – wie Händel – bereit<br />

sein, alles zu geben. Er<br />

darf seinen „Fixstern am<br />

Himmel“ – seinen individuellen<br />

Lebenstraum<br />

– nie aufgeben und<br />

der Ziellosigkeit<br />

sowie der Tatenlosigkeit<br />

opfern.<br />

Nur<br />

wer


eine Perspektive für sein Leben<br />

hat, ist bereit, sich dafür einzusetzen<br />

und nicht in Apathie und Lustlosigkeit<br />

zu versinken. Er bleibt auf<br />

keinen Fall stehen, sondern geht<br />

kühn und lebensbejahend seinen<br />

eingeschlagenen Kurs. Das Credo<br />

lautet: Vorwärtskommen. Genau<br />

in diesem Sinne eiferte Händel<br />

seinem Lebenstraum nach: er<br />

komponierte ein ausserordentliches<br />

Oeuvre. Obwohl die Umstände<br />

dagegen sprachen, konnte<br />

ihn nichts davon abbringen, seinen<br />

Weg konsequent weiter zu gehen.<br />

Er gab nie auf und hoffte stets,<br />

dass der hohe Einsatz sich irgendwann<br />

lohne und er sein hochgestecktes<br />

Ziel erreiche. Hätte er bei<br />

der ersten Gelegenheit kapituliert,<br />

wären wir um eines der schönsten<br />

musikalischen Werke ärmer.<br />

Wie werden Träume<br />

wahr?<br />

In prähistorischen Zeiten waren<br />

die Anforderungen an das Leben<br />

eine erhebliche Spur elementarer<br />

als diejenigen, die Händel zu bewältigen<br />

hatte. Für die Menschen<br />

jener Zeit waren die Lebensanforderungen<br />

klar definiert: Nahrung<br />

beschaffen und überleben.<br />

Die Aufklärung hatte zum Ziel,<br />

die Menschen aus ihrer Unmündigkeit<br />

zu befreien. Wohlstand,<br />

Familie, beruflicher Erfolg und<br />

politische Unabhängigkeit galten<br />

dem Bürgertum als Ideale.<br />

Welche Träume oder Ziele verfolgen<br />

wir? Wer hat heutzutage noch<br />

ein Ideal, das er ausdauernd und<br />

beständig verfolgt? Nach welchem<br />

rhythmischen Trommelschlag marschieren<br />

wir? Welche Inhalte oder<br />

Lebenskonzepte beeinflussen uns?<br />

Viele Stimmen und Kräfte drängen<br />

uns, den Weg des geringsten<br />

Widerstands zu wählen.<br />

Wir ziehen die allgemeine<br />

Meinung „take it easy“<br />

der unpopulären Ansicht<br />

„ohne Fleiss<br />

kein Preis“ vor.<br />

Weshalb<br />

machen<br />

wir<br />

das?<br />

Ist es, weil wir die Konsequenzen<br />

scheuen und weil wir zu feige sind,<br />

uns für den unbequemen Weg<br />

– Einsatz und Leistung – zu entscheiden?<br />

Welchen Weg oder welche<br />

Route schlagen wir also ein?<br />

Den Weg der Bequemlichkeit oder<br />

den Weg der Leistung? Wählen wir<br />

den Weg, der Einsatz fordert oder<br />

den Weg, der nichts abverlangt?<br />

Sind wir bereit, uns für unsere<br />

Überzeugungen einzusetzen? Wollen<br />

wir tatsächlich unsere Behaglichkeit<br />

opfern? Georg Friedrich<br />

Händel zeigte uns eine Variante,<br />

wie man sich verhalten könnte.<br />

Reichen durchschnittliche<br />

Leistungen heute noch?<br />

Ein Ziel oder ein Traum im Leben zu<br />

haben genügt jedoch nicht immer.<br />

Um seinen Lebenstraum zu erreichen,<br />

muss zum Teil zäh dafür gearbeitet<br />

werden. Je höher die Vorsätze,<br />

desto intensiver der Einsatz.<br />

Heute weiss jeder, dass bereits<br />

in jungen Jahren aussergewöhnliche<br />

Fertigkeiten intensiv geschult<br />

und angeeignet werden müssen,<br />

wenn man in irgendeinem Bereich<br />

– wie zum Beispiel in der Musik<br />

oder im Sport oder auch in einem<br />

Wissensgebiet – brillant sein will.<br />

Albert Einstein war in der Physik<br />

genial. Der Grund ist offensichtlich:<br />

Er eignete sich grundlegende<br />

Kenntnisse in dieser Wissenschaft<br />

an. Damit allein war es jedoch nicht<br />

getan. Die Relativitätstheorie ist<br />

das Resultat einer langjährigen<br />

sowie unermüdlichen Forschungsarbeit,<br />

die unzählige schlaflose<br />

Nächte mit sich brachte und ein<br />

enorm hohes Mass an Einsatz und<br />

Engagement erforderte. Anlässe,<br />

um mit seiner Forschung aufzuhören,<br />

gab es etliche. Einstein blieb<br />

beharrlich und hinterliess uns seine<br />

bahnbrechenden Einsichten.<br />

Sein Geigenspiel allerdings blieb<br />

durchschnittlich. Warum? Er liebte<br />

es zwar, der Violine Melodien zu<br />

Was hat „Leistung“ mit Fuss oder Spur zu tun?<br />

entlocken, widmete sich aber immer<br />

wieder gerne seinem Hauptfach:<br />

der Physik. Die Musik war<br />

sein Hobby. Seine Leistungen darin<br />

genügten kaum, um sich an einem<br />

Konservatorium zu empfehlen.<br />

Ohne ausreichende Anstrengungen<br />

erreichte er nur durchschnittliche<br />

Leistungen beim Musizieren. Da es<br />

nie sein Ziel war, sich mit seinem<br />

Geigenspiel an einem Konservatorium<br />

zu bewerben, reichten ihm<br />

seine durchschnittlichen musikalischen<br />

Fertigkeiten bei weitem.<br />

Will man jedoch in der Musik etwas<br />

erreichen, so braucht es Disziplin<br />

und Einsatz. Nicht Einsteins<br />

Geigenspiel darf man sich dabei<br />

als Massstab nehmen. Vielmehr<br />

sollte Einsteins Haltung,<br />

die er in der Physik an den Tag<br />

legte, richtungweisend sein.<br />

Wenn ich abschliessend sage, dass<br />

durchschnittliche Leistungen heute<br />

in keinem Beruf mehr ausreichen,<br />

verbreite ich sicher keine Unwahrheit.<br />

Es spielt auch keine Rolle, in<br />

welchem Bereich man tätig ist;<br />

man muss leisten wollen, um beruflich<br />

erfolgreich zu sein. Um als Musiker<br />

bestehen zu können, gilt es:<br />

üben und noch einmal üben. Um<br />

als Sportler Topleistungen zu erbringen,<br />

heisst es: hart trainieren.<br />

Das kürzlich gelesene Interview<br />

von Ronaldinho, dem weltbesten<br />

Fussballer 2006, bestätigt, dass<br />

ein erhoffter Erfolg ohne Bemühen<br />

nicht einfach eintrifft. Er gesteht<br />

ausserdem, dass er für seine Tricks<br />

monatelang übte und immer wieder<br />

daran feilte, bis sie ihm auf dem<br />

Spielfeld gelangen, und er so die<br />

Herzen der Fussballfans zu begeistern<br />

wusste. Er sagt auch, dass<br />

sein Talent allein nicht ausreichte.<br />

Um weltbester Fussballer zu sein,<br />

brauchte es jahrelanges Training.<br />

Wenn er seine Fussballschuhe bei<br />

der ersten Niederlage oder bei der<br />

ersten Enttäuschung an den Nagel<br />

gehängt hätte, wäre sein Lebenstraum<br />

nie in Erfüllung gegangen.<br />

Was bedeutet das Wort „leisten“ etymologisch betrachtet?<br />

Es kommt von dem Wort „Leist(en)“ und heisst soviel<br />

wie „Fuss“ oder „Spur“. Diese Bedeutung hat das Wort<br />

„Leisten“ streng genommen nicht ganz eingebüsst. Denn<br />

wer etwas leistet, muss einen Weg zurücklegen und eine<br />

genaue Route planen, d.h. einer klar definierten Spur folgen.<br />

Das Ziel darf er dabei nicht aus den Augen verlieren.<br />

Er muss auf seinem Kurs selbstverständlich auch trittfest<br />

sein und sich auf keinen Fall von seinem Weg abbringen<br />

lassen.<br />

15<br />

Quelle: Kluge. Etymologisches Wörterbuch der deutschen<br />

Sprache. Berlin, 2002.


Matthias Loretz – ein Porträt<br />

von Ulrich Köchli<br />

Seit 25 Jahren unterrichtet Matthias Loretz am <strong>Kollegi</strong>um die Fächer Geographie<br />

und Mathematik. Als ehemaliger erfolgreicher Zehnkämpfer und Trainer waren für<br />

ihn die Begriffe Leistung, Weg, Karriere nicht fremd.<br />

16<br />

Erstaunliche 1.85 m war die Messlatte<br />

im Turnunterricht, die der<br />

„Zweitgymeler“ Matthias Loretz im<br />

Jahre 1973 beim Hochsprung zu<br />

überspringen vermochte und womit<br />

er das wohlwollende Interesse<br />

von Pater Alfons Lindenberger, bei<br />

den Schülern als „Fusi“ bekannt,<br />

weckte. Fusi, immer bereit, sportliche<br />

Talente unter den <strong>Kollegi</strong>-<br />

Schülern zu fördern, sorgte dafür,<br />

dass Matthias Loretz mit einem<br />

Schlüssel zur Turnhalle ausgestattet<br />

wurde. Wobei die Bezeichnung<br />

„Turnhalle“ für jenen Raum, der bis<br />

weit in die 1980er Jahre hinein am<br />

<strong>Kollegi</strong>um Karl Borromäus für das<br />

Fach Turnen zur Verfügung stand,<br />

ein gehöriger Euphemismus darstellt.<br />

Denn Matthias Loretz erinnert<br />

sich noch gut, wie der Platz<br />

gerade so gereicht habe für Matte,<br />

Latte und Anlaufweg. Und er muss<br />

schmunzeln, wenn er erzählt, wie<br />

oftmals gleichzeitig die Theatergruppe<br />

unter der Leitung von Peter<br />

Mattli auf der Bühne desselben<br />

Raums bei intensiver Probearbeit<br />

gewesen sei, derweil er und andere<br />

an der Verbesserung ihrer sportlichen<br />

Leistungen schliffen. Viel<br />

Zeit verbrachte er in diesen Jahren<br />

beim Training und schaffte es<br />

schliesslich auf zwei Meter. Beinahe<br />

automatisch sei er in diesen Jahren<br />

zum Zehnkampf gekommen. Anfang<br />

1980er Jahre<br />

erreichte er<br />

an den Schweizer<br />

Meisterschaften<br />

schliesslich einen<br />

sechsten Rang,<br />

in den gleichen<br />

Jahren kamen<br />

Siege an drei regionalen<br />

Turnfesten<br />

hinzu.<br />

Ob er Sport als<br />

Lebensschule verstehe, will ich<br />

schliesslich wissen. Nach kurzem<br />

Zögern kommt er wieder zum<br />

Zehnkampf zurück: Es sei eben gerade<br />

am Zehnkampf schön, dass<br />

nicht nur die drei ersten Plätze<br />

Ausrutscher oder<br />

schwache Disziplinen können<br />

ausgeglichen werden.<br />

In seinen Spezialdisziplinen<br />

kann man brillieren<br />

und viele Punkte holen,<br />

in den eher schwächeren<br />

muss man darauf achten,<br />

das Optimum rauszuholen.<br />

zählten, sondern das Punktetotal<br />

der Einzeldisziplinen. Erst am<br />

Ende, nach allen zehn Disziplinen,<br />

wird abgerechnet und die Rangliste<br />

erstellt. Ähnlich sei es doch<br />

eigentlich auch in der Schule, hält<br />

Matthias Loretz fest. Ausrutscher<br />

oder schwache Disziplinen können<br />

ausgeglichen<br />

werden. In seinen<br />

Spezialdisziplinen<br />

kann<br />

man brillieren<br />

und viele Punkte<br />

holen, in den<br />

eher schwächeren<br />

muss<br />

man darauf achten,<br />

das Optimum<br />

rauszuholen.<br />

Aber wie<br />

im Sport sei auch am Gymnasium<br />

Talent unabdingbar. Ohne dieses<br />

geht es nicht. Talent alleine reiche<br />

freilich auch nicht; daran müsse<br />

gearbeitet werden, zuweilen<br />

auch hart und diszipliniert. Was im<br />

Zehnkampf die Wettkämpfe waren,<br />

sind in der Schule die Prüfungen.<br />

Hier gelte es, sich zu überwinden.<br />

Und wie im Sport Talente gefördert<br />

werden müssen, sei es an<br />

den Lehrpersonen, die Talente der<br />

Schüler zu fördern – was freilich<br />

auch fordern heisse. „Ans Gymi<br />

zu gehen, ist ein Privileg“, betont<br />

Matthias Loretz. Wer hierher<br />

komme, müsse auch bereit sein,<br />

überdurchschnittliche Leistung zu<br />

erbringen und an seinen Talenten<br />

zu arbeiten. Für eine fünf oder<br />

sogar sechs, muss man Leistung<br />

einfordern können, so Loretz. Der<br />

grosse Teil der Schüler und Schülerinnen<br />

sei sich dessen jedoch<br />

bewusst. Und die Schüler selber<br />

merkten am besten, ob die Noten<br />

angemessen seien oder nicht.<br />

Am Zehnkampf habe er aber noch<br />

mehr gelernt: Da die Wettkämpfe<br />

stets zwei Tage dauerten, komme<br />

man seinen sportlichen Gegnern<br />

näher als bei Einzelwettkämpfen.<br />

Dabei lerne man, Rücksicht aufei-


nander zu nehmen, obwohl man in<br />

einem Konkurrenzverhältnis zueinander<br />

stehe. Der Gegner werde<br />

dadurch auch eher akzeptiert und<br />

man lerne zuzugestehen, dass ein<br />

anderer auch besser sein kann.<br />

Nachdem er seine aktive Karriere<br />

beendet hatte, beschloss Matthias<br />

Loretz, seine Erfahrungen auch<br />

dem Urner Nachwuchs zur Verfügung<br />

zu stellen. „Als Trainer konnte<br />

ich schliesslich die grösseren<br />

Erfolge feiern, als ich als aktiver<br />

Sportler errungen hatte“, so Mattias<br />

Loretz im Rückblick auf die<br />

intensiven Jahre. Philipp Huber,<br />

selber Schüler am <strong>Kollegi</strong>, erreichte<br />

schliesslich den 5. Rang an der Junioren-WM<br />

in Seoul im Jahre 1992.<br />

Damals arbeitete Matthias Loretz<br />

bereits seit neun Jahren als Lehrer<br />

am Kolllegium Karl Borromäus. Neben<br />

seinen sportlichen Aktivitäten<br />

hatte er nämlich im Jahre 1983 an<br />

der Universität Zürich seine Ausbildung<br />

abgeschlossen. Zwei Jahre<br />

später heiratete er seine Frau<br />

Monica. Die Familie wuchs später<br />

um Tochter Carla, welche eben die<br />

Ausbildung zur Primarlehrerin beendet<br />

hat, und Sohn Marco, der<br />

gegenwärtig das <strong>Kollegi</strong> besucht.<br />

Vor allem das geographische Interesse<br />

an vulkanischen Gebirgsformationen<br />

und den angrenzenden<br />

Vegetationszonen war es<br />

schliesslich, das ihn immer stärker<br />

zu interessieren begann. „Es war<br />

die vollkommene Form mit Schönheitsfehlern<br />

des Cotopaxi-Vulkans<br />

in Ecuador, die mich zum Träumen<br />

brachte“, erinnert sich Matthias<br />

Loretz zurück ins Jahr 2001.<br />

Als er damals nämlich erstmals<br />

eine Photografie dieses eindrucksvollen<br />

Berges, der mit seinen 5897<br />

m zu den höchsten aktiven Vulkanen<br />

der Erde zählt, gesehen habe,<br />

sei für ihn festgestanden, dass er<br />

diesen Gipfel unbedingt erklimmen<br />

musste. 2002 schliesslich<br />

erfolgte zusammen mit Ehefrau<br />

Monica die Reise nach Südamerika<br />

und die Besteigung des Vulkans<br />

– für ihn auch heute noch<br />

ein unvergessliches Erlebnis.<br />

Im Jahre 2003 folgte dann mit der<br />

Besteigung des Kilimandscharos in<br />

Tansania, des höchsten Berges des<br />

afrikanischen Kontinents, ein weiterer<br />

Vulkan. Viermal hat Matthias<br />

Loretz diesen Berg mittlerweile<br />

bestiegen, also beinahe jedes Jahr<br />

einmal, und wenn er <strong>vom</strong> Aufstieg<br />

auf das „Dach Afrikas“ berichtet,<br />

wird klar, dass dieser Berg eine<br />

ganz besondere Magie ausstrahlen<br />

muss. Innerhalb relativ kurzer<br />

Dauer durchwandere man dort<br />

– statt <strong>vom</strong> Äquator nach Norden<br />

sich haltend – in der Vertikalen im<br />

Grunde alle Vegetationsstufen, beginnend<br />

<strong>vom</strong> tropischen Regenwald<br />

bis hin zum ewigen Eis auf dem<br />

Gipfel des Vulkans. „Es war eine<br />

neue Erfahrung nach den schnellen<br />

Disziplinen im Leistungssport,<br />

plötzlich etwas langsam machen zu<br />

müssen“, so Matthias Loretz. Denn<br />

die Annäherung an solche Höhenwerte<br />

müsse natürlich in gemächlichem<br />

Tempo vonstatten gehen,<br />

was einem freilich die Zeit und<br />

Musse gebe, der stetig wechselnden<br />

Pflanzen- und Tierwelt volle<br />

Aufmerksamkeit zu schenken. „Der<br />

Aufstieg zum Kilimandscharo hat<br />

daher einen ausgeprägt meditativen<br />

Charakter.“ Das Gefühl zu<br />

beschreiben, welches man nach<br />

einer Woche harten Aufstiegs beim<br />

Erreichen des Gipfels empfinde, sei<br />

kaum möglich. Da sei zum einen<br />

das Gefühl, auf einem gewaltigen<br />

schlafenden Vulkan zu stehen; zum<br />

anderen jedoch liege einem die unendliche<br />

Weite Afrikas zu Füssen.<br />

Am faszinierendsten jedoch sei,<br />

dass man die Wölbung der Erdkugel<br />

am Horizont erkennen könne.<br />

Die letzten Touren auf den Kilimandscharo<br />

hat Matthias Loretz<br />

übrigens als Leiter geführt. Da<br />

fühle er sich durchaus auch an<br />

schulische Situationen erinnert: Im<br />

Laufe des mehrtägigen Marsches<br />

käme es auch immer wieder zu<br />

Situationen, in denen man die Teilnehmer<br />

motivieren müsse; der<br />

Schule gemeinsam ist zudem, dass<br />

man einem Ziel, welches man dabei<br />

stets im Auge habe, entgegengehe.<br />

Das Wort „Höhenrausch“ fiel sodann<br />

im Gespräch und Matthias<br />

Loretz bestätigt, dass die Höhenerfahrung<br />

durchaus süchtig<br />

machen könne. Dass es ihn nach<br />

Südamerika und Afrika nunmehr in<br />

die Gebirge Asiens zieht, scheint<br />

die logische Folge. Es kommt ihm<br />

dabei zugute, dass er in diesem<br />

Jahr aus Anlass seines 25-jährigen<br />

Arbeitsjubiläums am <strong>Kollegi</strong><br />

in den Genuss eines Dienstalterurlaubs<br />

kommt. Dieses wird<br />

er daher dazu nutzen, zusammen<br />

mit seiner Frau die geografischen<br />

Kenntnisse über das Gebiet des<br />

Himalaya im Rahmen einer ausgedehnten<br />

Trekkingtour zu vertiefen.<br />

17<br />

Behörden<br />

Die Schule fördert die<br />

intellektuelle Neugier und<br />

vermittelt solide Grundkenntnisse,<br />

welche die Sozial-,<br />

Selbst- und Sachkompetenz<br />

aufbauen.<br />

Neat-InfoCenter in Erstfeld<br />

Attraktiver Ort für Besuche in <strong>Uri</strong><br />

von Adrian Zurfluh<br />

Seit Mitte März <strong>2008</strong> ist das Neat-<br />

InfoCenter in Erstfeld offen. Auf<br />

einer Fläche von über 400 Quadratmetern<br />

zeigen Modelle, Originalobjekte<br />

und audiovisuelle<br />

Medien, wie tief unter dem Gotthardmassiv<br />

der längste Tunnel der<br />

Welt entsteht. Der Bau der neuen<br />

Gotthardbahn wird dank moderner<br />

audiovisuellen Präsentationsmedien<br />

zum Erlebnis für Jung<br />

und Alt. Besondere Aufmerksamkeit<br />

richten die Besucherinnen<br />

und Besucher auf den Führerstand<br />

einer Original-Herrenknecht-Tunnelbohrmaschine.<br />

Dort können sie<br />

erleben, wie es im Herzstück der<br />

„Fabrik im Tunnel“ zu- und her-


18<br />

geht. Innerhalb der Ausstellung präsentiert sich auch<br />

der Kanton <strong>Uri</strong> mit einem eigenen, attraktiven Auftritt.<br />

Fotos mit Wilhelm Tell erinnern an den Besuch in <strong>Uri</strong><br />

und diverse Kurzfilme über den Kanton zeigen Schönheiten<br />

und Vielfalt des Gotthardkantons. <strong>Uri</strong> präsentiert<br />

sich als Tourismus-, Wirtschafts- und Wohnregion.<br />

Diese Ausstellung wird durch eine vollzeitangestellte<br />

Fachperson vor Ort begleitet. Inhaltliche Schwerpunkte<br />

bilden der Tourismus und die Wirtschaft im<br />

Kanton <strong>Uri</strong>. Der Gast soll beim Besuch des Neat-InfoCenters<br />

realisieren, dass er in <strong>Uri</strong> ist. <strong>Uri</strong> zeigt sich<br />

modern und überraschend unter dem Motto des Leitgedankens<br />

„<strong>Uri</strong> – Die Versuchung seit 1291“. Auch<br />

wenn der Besucher wegen des Jahrhundertbauwerks<br />

kommt, soll er zusätzlich <strong>vom</strong> Standortkanton des<br />

Bauwerks ein prägendes Bild mit nach Hause nehmen.<br />

Öffnungszeiten: Di - So 09.00 - 17.00 Uhr<br />

an folgenden Feiertagen bleibt das<br />

Infocenter geschlossen:<br />

- Allerheiligen, 1. bis 3.November <strong>2008</strong><br />

- Weihnachten, 22. Dezember <strong>2008</strong><br />

bis am 12.Januar 2009<br />

Anreise ÖV<br />

Das Besucherzentrum befindet sich direkt<br />

bei der Bushaltestelle Lindenried (ab Bahnhof<br />

Erstfeld Bus Auto AG Richtung Altdorf). Zu<br />

Fuss ab Bahnhof Erstfeld ca 30 Minuten.<br />

Anreise Auto<br />

Autobahnausfahrt Erstfeld Nord<br />

Kontakt<br />

Touristische Informationen<br />

TOURIST INFO URI<br />

Tel +41 (0) 41 884 72 93<br />

Fax +41(0) 41 884 72 92<br />

infocenter@uri.info<br />

Ein Bild mit Wilhelm Tell erinnert die Besucherinnen und Besucher an den Besuch im Kanton<br />

<strong>Uri</strong>. Die Bildergalerie ist im Internet unter http://besucherzentrum-uri.magix.net/ abrufbar.<br />

Baustellenführungen / Fragen zu<br />

Alptransit<br />

Alp Transit Gotthard AG<br />

Tel +41 (0) 41 884 72 90<br />

Fax +41 (0) 41 884 72 92<br />

infocenter@alptransit.ch


Verschiedenes<br />

Besuchen Sie unsere neue<br />

Webseite unter<br />

www.kollegi-uri.ch.<br />

Preisträgerinnen und Preisträger<br />

Maturaarbeiten<br />

Gesellschaftswissenschaften<br />

Hauptpreis<br />

Bissig Jeanine: „Märchen in der Psychologie“<br />

Anerkennungspreise<br />

Schuler Tabea: „ADS bei Kindern -<br />

Welche Belastungen entstehen durch ein ADS-Kind für die Familie?“<br />

Truschner Anna-Catharina: „Euthanasie - und die Würde des Menschen“<br />

Naturwissenschaften<br />

Hauptpreis<br />

Zurfluh Raphael: „Strahler im Kanton <strong>Uri</strong> -<br />

Was macht einen Kristallsucher erfolgreich?“<br />

19<br />

Anerkennungspreise<br />

Gisler Aurelia und Ludwig Christine: „Wenn Sehen und Hören<br />

geschädigt sind: Das Usher-Syndrom“<br />

Kieliger Nicole: „Wie soll ein Einkaufszentrum für Jugendliche aussehen?“<br />

Gestalten<br />

Hauptpreis<br />

Sommer Livio und Zwyer Erich: „Schwarz, Rot, Tot - Filmische Umsetzung<br />

des gleichnamigen Buches von Heidi Hassenmüller“<br />

Anerkennungspreise<br />

Arnold Florian, Altdorf: „Filmmusik - Musikalische Umrahmung<br />

<strong>vom</strong> Maturaarbeit-Film „Schwarz, Rot, Tot“<br />

Scheidegger Nathalie: „Monopoly - Das berühmte Gesellschaftsspiel<br />

für Sehende und Sehgeschädigte - Wie verändere ich ein bereits<br />

vorhandenes Spiel, damit es für Sehgeschädigte spielbar ist?“<br />

Sport / Gesundheit<br />

Hauptpreis<br />

Arnold Tobias: „Das Handy unter Jugendlichen - Welches<br />

sind die positiven Aspekte und worin bestehen die Gefahren<br />

des Handygebrauchs bei Jugendlichen?“<br />

Anerkennungspreise<br />

Gisler Dominic und Planzer Michael: „Jugendalkoholismus im Kanton <strong>Uri</strong>“<br />

Studhalter Sandra und von Rotz Petra: „Mit Kneipp zum gesünderen<br />

Leben! - Was kann Kneippen auf das Leben<br />

des Menschen von heute bewirken?“


Kommentar zum Titelbild<br />

Wahrheitsmesser<br />

Frühmorgendlicher<br />

Dialog zwischen Vater<br />

und Sohn:<br />

“Ich kan n heute nicht zur Schule.”<br />

„Warum nicht?“ „Mir geht’s nicht<br />

so gut.“ „Habt ihr heute keine Prüfung?“<br />

„Nein, ich glaube nicht.“<br />

„Bist du sicher?“ „Ich bin krank.“<br />

„Wie krank?“ „So äh, nicht gut.<br />

Ich bleibe besser zu Hause.“ „Du<br />

kannst aber nicht einfach zu Hause<br />

bleiben.“ „Doch. Ich verpasse eh<br />

nichts.“ „Das weisst du gar nicht.“<br />

„Doch.“ „Hast du nicht einfach zu<br />

wenig geschlafen?“ „Ich kann nicht<br />

früher schlafen, ich bin krank.“<br />

„Hast du Fieber?“ „Ich weiss nicht.“<br />

„Lass mich mal schauen.“ „Du hast<br />

warme Hände.“ „Ich weiss. Ich<br />

glaube, du hast kein Fieber.“ „Weiss<br />

nicht.“ „Wir können ja messen.“<br />

„Ok.“ „Was zeigt das Thermometer?“<br />

„Schau selbst.“ Du hast kein<br />

Fieber.“ „Das Thermometer lügt!“ …<br />

20<br />

Am 16. <strong>August</strong> <strong>2008</strong> feierten die Tellspiele in Altdorf Premiere.<br />

Bis am 18. Oktober <strong>2008</strong> wird „Wilhelm Tell von gegen 90 Laiendarstellerinnen<br />

und -darstellern auf der Bühne im Tellspielhaus<br />

gespielt. Regie führt der <strong>vom</strong> Einsiedler Welttheater her<br />

bekannte Volker Hesse. Er will die Macht von Schillers Worten<br />

in der Neuinszenierung eindrücklich zeigen. Volker Hesse: „Es<br />

geht uns darum, das Spielerensemble ‚hochzuqualifizieren’, indem<br />

wir den körperlichen Ausdruck, die Sprache, Gesang und<br />

Spiel weiterbringen.“ Schliesslich soll das Spielerkollektiv von<br />

der Klage und <strong>vom</strong> Schmerz eines unterdrückten Volkes erzählen.<br />

Im eigens für die Tellspiele umgestalteten Theaterraum<br />

des Tellspielhauses wird das Publikum diese Stimmung sehr<br />

nahe erfahren. Volker Hesse kümmert sich nicht um Tell-Klischees,<br />

sondern es geht ihm darum, mit den diesjährigen Tellspielen<br />

eine „lebendige Frische mit den Menschen von hier und<br />

jetzt“ auf die Bühne zu bringen. Dabei können durchaus aktuelle<br />

Parallelen entstehen, nicht zuletzt weil Freiheit und Freiheitsverlust<br />

- beispielsweise in Tibet - auch heute noch ständig<br />

in den Schlagzeilen sind und sein werden. Volker Hesse ist sicher,<br />

dass die Inszenierung <strong>2008</strong> dank der Zusammensetzung<br />

des künstlerischen Leitungsteams und der Mitwirkenden unverwechselbar<br />

wird. Übrigens bieten die Tellspiele <strong>2008</strong> auch<br />

Gelegenheit, diverse Personen mit „<strong>Kollegi</strong>-Geschichte“ auf<br />

der Bühne wiederzusehen. Ein Besuch lohnt sich bestimmt.<br />

Der Ticketverkauf läuft unter www.tellspiele-altdorf.ch<br />

Impressum<br />

<strong>Kollegi</strong><br />

Auflage 1300<br />

Erscheint 2-mal jährlich<br />

Herausgeber<br />

Verein der Ehemaligen<br />

und Freunde der<br />

<strong>Kantonale</strong>n <strong>Mittelschule</strong> <strong>Uri</strong><br />

<strong>Kantonale</strong> <strong>Mittelschule</strong> <strong>Uri</strong><br />

Gotthardstrasse 59<br />

6460 Altdorf<br />

Redaktion<br />

Verein der Ehemaligen<br />

Adrian Zurfluh<br />

<strong>Kantonale</strong> <strong>Mittelschule</strong> <strong>Uri</strong><br />

Dr. Ivo Frey, Rektor<br />

Marcel Huwyler, Prorektor<br />

Ulrich Köchli, Lehrer<br />

Anja Dahinden, Bibliothekarin<br />

Sekretariat<br />

Margrith Schranz<br />

margrith.schranz@ur.ch<br />

Tel. 041 874 77 00<br />

Layout und Gestaltung<br />

Anja Dahinden<br />

Gestaltungskonzept<br />

Michel Gogniat<br />

Druck<br />

Gamma Druck AG<br />

6460 Altdorf

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