Kollegi Nr. 5 vom August 2008 - Kantonale Mittelschule Uri
Kollegi Nr. 5 vom August 2008 - Kantonale Mittelschule Uri
Kollegi Nr. 5 vom August 2008 - Kantonale Mittelschule Uri
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
<strong>Kollegi</strong> <strong>Nr</strong>. 5, <strong>August</strong> <strong>2008</strong>, www.kollegi-uri.ch<br />
„Schwarz, Rot, Tot“<br />
Seiten 7–8<br />
Schulleitung<br />
Editorial<br />
Während der Sommerferien<br />
hat sich das <strong>Kollegi</strong> Altdorf<br />
auf den Unterricht mit dem<br />
neuen Fachzimmersystem<br />
vorbereitet.<br />
Livio Sommer und Erich Zwyer<br />
haben für ihre Maturaarbeit<br />
ein Buch von Heidi Hassenmüller<br />
filmisch umgesetzt.<br />
Ein Interview mit<br />
Pascal Hoorn<br />
Seiten 12–13<br />
Pascal Hoorn besuchte das<br />
<strong>Kollegi</strong> Altdorf von 1987 bis<br />
1989. Heute ist er als Vice President<br />
Finance bei der Cilag<br />
AG in Schaffhausen tätig.<br />
Leistung - Der einzige<br />
Massstab für den Wert<br />
des Menschen?<br />
Seiten 13–15<br />
Immer schon haben die Menschen<br />
in den verschiedensten<br />
Bereichen ihres Lebens aus<br />
nichts etwas geschaffen. So sind<br />
beispielsweise die sieben Weltwunder<br />
der Antike entstanden.<br />
Die Schule - eine Transversale.<br />
Blosse Intelligenz reicht allein nicht<br />
aus, um anspruchsvolle Projekte<br />
zu realisieren, hochgesteckte Ziele<br />
zu erreichen und ausserordentliche<br />
Leistungen zu vollbringen.<br />
Wohl sind Begabung und Talent<br />
notwendig, aber wie Herbert Zogg<br />
in seinem Artikel über „Leistung“<br />
darstellt, braucht es, um seinem<br />
„Fixstern am<br />
Himmel“ näher<br />
zu kommen,<br />
„hartes Schuften“<br />
und „jahrelanges<br />
Training“.<br />
Sein breit gefächerter<br />
Artikel<br />
beleuchtet den<br />
Begriff „Leistung“<br />
auf vielfältige<br />
Weise. Zwar wird<br />
Die <strong>Kantonale</strong> <strong>Mittelschule</strong><br />
<strong>Uri</strong> soll Schülerinnen<br />
und Schülern vertiefende<br />
Einblicke in Fachgebiete<br />
vermitteln und zugleich<br />
das Vermögen stärken,<br />
Über-und Quergänge zwischen<br />
den Fachbereichen<br />
zu finden.<br />
von Dr. Ivo Frey, Rektor<br />
periodisch immer wieder Leistung<br />
in Prüfungen gemessen. Nur ist<br />
damit der Erfolg im Leben keineswegs<br />
garantiert. Letztlich müsse<br />
„Leistung“ breiter verstanden<br />
werden, als „Spur“, die „uns<br />
dem Lebenstraum näher bringt“,<br />
wie Zogg sehr schön darlegt.<br />
Unterfüttert werden seine Thesen<br />
durch neuste Untersuchungen aus<br />
der Forschung, die zeigen, dass neben<br />
der (analytischen) Intelligenz<br />
so genannte „soft skills“ den Erfolg<br />
im Beruf und Leben bestimmen.<br />
Gemeint sind damit emotionale<br />
Stabilität, Anstrengung, soziale<br />
Orientierung, Offenheit gegen -<br />
über neuen Erfahrungen, Umgänglichkeit,<br />
und auch - man höre und<br />
staune - Gewissenhaftigkeit. Diese<br />
umfasst solch „alte“ Tugenden wie<br />
Fleiss, Verantwortungsbewusstsein,<br />
Verlässlichkeit sowie vorausschauende<br />
Planung. „Kinder, die<br />
glauben, dass sie ihre Leistung und<br />
Intelligenz durch Anstrengung beeinflussen<br />
können, sind schulisch<br />
wesentlich erfolgreicher als die, die<br />
an blosse Begabung<br />
glauben“,<br />
schreibt die<br />
Fachpsychologin<br />
U. Stedtnitz (vgl.<br />
NZZ am Sonntag,<br />
25.05.<strong>2008</strong>).<br />
Die erwähnten<br />
Erfordernisse<br />
an erfolgreiches<br />
Tun kristallisieren<br />
sich in der<br />
Schule im Projektunterricht und<br />
in der Projektarbeit. Unsere beiden<br />
Jungregisseure, die Schüler<br />
Livio Sommer und Erich Zwyer, die<br />
ein drei Jahre dauerndes Filmprojekt<br />
durchführten, sprechen diese<br />
Eigenschaften an, wenn sie in<br />
ihrem Bericht <strong>vom</strong> Glücksgefühl<br />
nach dem „langen und steinigen<br />
Weg“ schreiben. Durchhaltewillen<br />
braucht es für die Vorbereitung<br />
des „<strong>Kollegi</strong> Theaters“, für die 40-<br />
Std.-Projekte der Absolventinnen<br />
und Absolventen der Fachmittelschule<br />
oder für das Erstellen einer<br />
Maturaarbeit. Einen langen Atem<br />
und das Training vieler Disziplinen<br />
benötigte der Geografielehrer M.<br />
1
Loretz schon als ehemaliger Zehnkämpfer,<br />
später als Bergsteiger.<br />
In all diesen Tätigkeiten und Projekten<br />
scheint auf, was Lernen<br />
idealerweise sein könnte: ein<br />
selbsttätiges Tun, das sich immer<br />
wieder selbst korrigiert und in Frage<br />
stellt, das eher einem „steinigen<br />
Weg“ gleicht als einem Schnelllauf,<br />
eher einer Entdeckungsreise<br />
oder einem Eintauchen in fremde<br />
Wasserwelten, wie es Schüler<br />
im Rahmen des Ergänzungsfaches<br />
Biologie erleben durften, ein Unternehmen,<br />
das die emotionale,<br />
kreative und analytische Intelligenz<br />
zugleich fördert. Solches<br />
Lernen öffnet den Blick für Fremdes,<br />
schafft Weit- und Durchblick.<br />
Im Projektunterricht ist in diesem<br />
Sinne nicht nur Interdisziplinarität<br />
gefragt, sondern auch „Transversalität“.<br />
Die Schülerinnen und<br />
Schüler sollen nicht nur Zusammenhänge<br />
zwischen den Fachgebieten<br />
entdecken, sondern das<br />
Fachgebiet übergreifende Themen,<br />
zu den Fachdisziplinen quer liegende,<br />
eben so genannt „transversale“<br />
Problemstellungen behandeln:<br />
Zum Beispiel können<br />
allgemeine Problemstellungen,<br />
wie Erdöl, Umwelt, Wertewandel<br />
usw. unter biologischen, chemischen,<br />
historischen und weiteren<br />
Blickwinkeln betrachtet werden.<br />
Der Gedanke der „Transversalität“<br />
hat auch das neue Erscheinungsbild<br />
der <strong>Kollegi</strong>-Zeitung und der<br />
Web-Site geprägt: Die <strong>Kantonale</strong><br />
<strong>Mittelschule</strong> <strong>Uri</strong> soll Schülerinnen<br />
und Schülern vertiefende Einblicke<br />
in Fachgebiete vermitteln und zugleich<br />
das Vermögen stärken, Überund<br />
Quergänge zwischen den Fachbereichen<br />
zu finden. Oder lapidar<br />
gesagt: Die Schule schafft den Lernenden<br />
Ein-, Durch- und Ausblicke.<br />
www.kollegi-uri.ch<br />
2<br />
Die Web-Site der <strong>Kantonale</strong>n <strong>Mittelschule</strong><br />
<strong>Uri</strong> entspricht nicht mehr den modernsten<br />
Anforderungen und Bedürfnissen der Kundinnen<br />
und Kunden. Daher wurde sie als<br />
Abschlussarbeit der Mediamatiker-Ausbildung<br />
von Pascal Burri neu programmiert.<br />
Die Neugestaltung der Webseite war denn<br />
auch die Gelegenheit für Michel Gogniat,<br />
ein neues Logo und Erscheinungsbild der<br />
<strong>Kantonale</strong>n <strong>Mittelschule</strong> <strong>Uri</strong> zu entwickeln.<br />
Das schlichte, aber Licht durchlässige Logo<br />
„<strong>Kollegi</strong>“ (siehe Titelseite dieser Ausgabe)<br />
und das nebenstehende Signet knüpfen an<br />
die Tradition an, öffnen aber einen Blick in<br />
die Zukunft. Das Logo spielt mit dem Wort<br />
„Transversale“: Die quer laufende, schräge<br />
Gerade, die eine ebene Figur schneidet.<br />
Der Durchstich durch die Alpen ermöglicht<br />
den Perspektivenwechsel: Der Heimkehrer<br />
kommt mit neuen Erfahrungen und<br />
mit neuem Wissen zurück und wirft einen<br />
erstaunten Blick auf seine Heimat, die ihm<br />
fast fremd geworden ist. Vielleicht könnte<br />
der Bildungsgang am Gymnasium so umschrieben<br />
werden: Im Verlaufe der sechs<br />
Jahre vollziehen die Lernenden manchen<br />
Perspektivenwechsel.
Schülerinnen und Schüler<br />
Ins neue Schuljahr<br />
<strong>2008</strong>/2009 sind insgesamt<br />
523 Schülerinnen und<br />
Schüler gestartet.<br />
Das <strong>Kollegi</strong> im Euroschools-Fieber<br />
von Prorektor Marcel Huwyler<br />
Was ist Euroschools<strong>2008</strong>?<br />
Euroschools<strong>2008</strong> ist das offizielle<br />
Schulprojekt zur UEFA EURO<br />
<strong>2008</strong>. Das Projekt wird getragen<br />
von drei gemeinnützigen Organisationen<br />
aus Deutschland, der<br />
Schweiz und Österreich: streetfootballworld,<br />
der Swiss Academy<br />
for Development und dem Vienna<br />
Institute for Development and<br />
Cooperation. Das Projekt bindet<br />
Schülerinnen und Schüler des 7.<br />
und 8. Schuljahres aus Österreich,<br />
Liechtenstein und der Schweiz<br />
ein in die Vorbereitung der EURO<br />
<strong>2008</strong>: Neben spannenden Fussballspielen<br />
nach den Regeln von „Fair<br />
Play Football“ geht es auch darum,<br />
die Sensibilisierung für Fairplay in<br />
der Gesellschaft und die Vielschichtigkeit<br />
der Kulturen zu fördern. Zu<br />
diesem Zweck wurde jedem Bundesland<br />
und jedem Kanton eine<br />
der 53 UEFA Nationen zugelost.<br />
Als einziger teilnehmenden Schule<br />
aus dem Kanton <strong>Uri</strong> fiel uns dabei<br />
die Botschafterrolle für Malta zu.<br />
3 Module<br />
Schulen, die sich für das Projekt<br />
Euroschools<strong>2008</strong> angemeldet hatten,<br />
verpflichteten sich zu Projektarbeiten<br />
in drei Modulen: Im Modul<br />
„Tor zu Europa“ musste man sich<br />
mit dem zugelosten EURO–Land<br />
auseinandersetzen und die Ergebnisse<br />
in einer Ausstellung zusammentragen.<br />
Im Modul „Fairplay“<br />
galt es, im Unterricht die Methode<br />
„Fair Play Football“ kennenzulernen<br />
und ein Turnier nach dieser<br />
Methode durchzuführen. Im Modul<br />
„Euroschools Cup“ spielen die<br />
Siegermannschaften der einzelnen<br />
Schulen in regionalen Cups<br />
und einem internationalen Turnier<br />
mit- und gegeneinander.<br />
Bern und Innsbruck<br />
Die siegreiche <strong>Kollegi</strong>mannschaft<br />
aus der Klasse 2b spielte zwischen<br />
dem 2. und 4. Juni am regionalen<br />
Cup in Bern und <strong>vom</strong><br />
27. bis zum 29. Juni am internationalen<br />
Finale in Innsbruck.<br />
3
Fair-Play–Football-Regeln<br />
Teams bestehen aus mindestens zwei Mädchen und zwei Jungen.<br />
Es gibt keine Schiedsrichter, sondern Teamer.<br />
In der Dialogzone werden vor dem Spiel Fair-<br />
Play-Regeln (Agreements) ausgehandelt.<br />
Nach dem Spiel werden in der Dialogzone<br />
Fair-Play-Punkte vergeben.<br />
Es muss mindestens ein Tor von einem Mädchen<br />
pro Team erzielt werden.<br />
Gespielt wird ohne Torwart.<br />
Für das Endergebnis zählen Tore und Fair-Play-Punkte<br />
<strong>Kollegi</strong>-Euroschools-Team<br />
Das <strong>Kollegi</strong>-Euroschools<strong>2008</strong>-Team: Peter Fleischmann<br />
und Dieter Schärer (Fair Play Football), Adrian Zgraggen,<br />
Zoë Herzog (Ausstellung Malta), Linda Bissig, Martha<br />
Gisler (Malta kulinarisch), Pascal Burri (Webseite Euroschools<strong>2008</strong>),<br />
Marcel Huwyler (Koordination)<br />
Weitere Informationen: www.euroschools<strong>2008</strong>.org<br />
4<br />
Euroschools<strong>2008</strong>-Projekttag in Schattdorf<br />
Unser Euroschools-Reporter Sven Ledermann berichtet:<br />
Am Mittwoch, dem 23.4.<strong>2008</strong> um 7:30 Uhr fanden sich die ersten und zweiten Klassen<br />
des <strong>Kollegi</strong>s in der Sportanlage Grundmatt in Schattdorf ein, um zusammen einen<br />
spannenden und erlebnisreichen Tag zu verbringen.<br />
Trotz Regen und Kälte hatten<br />
SchülerInnen und Lehrpersonen<br />
viel Spass und mit Eifer wurde im<br />
Fairplay-Fussball-Turnier um wichtige<br />
Punkte gespielt. Die Spiele<br />
waren mehr als spannend und hin<br />
und wieder gaben einzelne Spieler<br />
Showeinlagen zum Besten und<br />
setzten so spezielle Highlights. In<br />
der kurzen Spielzeit von acht Minuten<br />
„kann man so richtig Power ins<br />
Spiel bringen“, wie ein Spieler erklärte.<br />
Dennoch musste man Rücksicht<br />
zeigen, denn Fairness wurde<br />
an diesem Turnier sehr gross geschrieben.<br />
Nicht nur Tore zählten,<br />
sondern auch Fairness-Punkte.<br />
Diese bekam man <strong>vom</strong> gegnerischen<br />
Team zugesprochen, wenn<br />
man sich an die vor dem Spiel abgemachten<br />
„Agreements“ hielt.<br />
Diese „Agreements“ machten die<br />
Spiele sehr interessant, denn Fouls<br />
und andere Unsportlichkeiten konnte<br />
sich eine Mannschaft schlichtweg<br />
nicht leisten.<br />
Neben dem Turnier, das sowohl am<br />
Morgen als auch am Nachmittag<br />
im Gange war, konnte man auch<br />
eine sorgfältig gestaltete Ausstellung<br />
über unser Euroschools-<br />
Partnerland Malta besuchen, die<br />
Lesestoff, Spiele und einige kulinarische<br />
„Versuächerli“ zu bieten<br />
hatte. Die Appetitanreger waren<br />
von den zweiten Klassen des Untergymnasiums<br />
vorbereitet worden.<br />
„Sehr lecker“, wie man aus den<br />
meisten Mündern hören konnte!<br />
Nach einer stärkenden Mittagspause<br />
erschienen alle wieder auf dem<br />
Platz und nun galt es ernst, denn<br />
die Siegermannschaft dieses Turniers<br />
würde im Juni an den regionalen<br />
Euroschools-Cup in Bern und<br />
das grosse internationale Finale in<br />
Innsbruck reisen könne! Das Wetter<br />
meinte es nun mit den SchülerInnen<br />
auch etwas besser und es<br />
zeigte sich zwischendurch sogar die<br />
Sonne. In einem spannenden Endspiel<br />
standen sich eine Mannschaft<br />
aus der Klasse 1d und eine aus der<br />
Klasse 2b gegenüber. Sieger blieb<br />
schliesslich die Mannschaft der<br />
Klasse 2b mit Tanja Engel, Michael<br />
Arnold, Stephanie Gisler, Marco<br />
Planzer und Salome Stutz.
Präsentation der 40-Stunden-Projekte<br />
der Fachmittelschule <strong>Uri</strong><br />
5<br />
von Benjamin von Deschwanden<br />
Die Schülerinnen und Schüler der Fachmittelschule <strong>Uri</strong> präsentierten am Dienstag,<br />
11. März <strong>2008</strong> im Rahmen der nationalen Aktionswoche <strong>vom</strong> 10.-15. März allen Interessierten<br />
die Resultate ihrer 40-Stunden-Projekte. Die Präsentation der Arbeiten,<br />
welche sehr gut besucht war, fand im ehemaligen Lehrerseminar statt.<br />
Wie der Name schon sagt, haben<br />
die Schülerinnen und Schüler 40<br />
Stunden Zeit, um ein Projekt zu<br />
verwirklichen. Bei den 40-Stunden-Projekten<br />
geht es darum, eine<br />
handwerkliche Arbeit zu gestalten,<br />
zu der sie dann auch eine<br />
schriftliche Arbeit verfassen. Die<br />
Ziele dieser Projekte liegen auf der<br />
Hand: Zum einen müssen die Schülerinnen<br />
und Schüler lernen, mit<br />
der ihnen zur Verfügung stehenden<br />
Zeit umzugehen, zum anderen<br />
werden sie für einmal nicht nur<br />
mit theoretischer Arbeit konfrontiert,<br />
sondern können aus eigener<br />
Initiative entweder alleine oder zu<br />
zweit etwas Kreatives und Praktisches<br />
leisten. Die Projektdauer<br />
ist deshalb auf 40 Stunden angesetzt,<br />
weil diese Zeit ungefähr einer<br />
Arbeitswoche entspricht. Das<br />
Ziel ist es, diese 40 Stunden so gut
wie möglich auszunutzen und dabei<br />
ein vernünftiges Projekt zu wählen,<br />
welches sie in der Lage sind, in<br />
diesem Zeitrahmen zu vollenden.<br />
Es wird darauf geachtet, dass den<br />
Schülerinnen<br />
und Schülern in<br />
der Zeit von den<br />
Weihnachtsferien<br />
bis zu den<br />
Fastnachtsferien<br />
keine Hausaufgaben gegeben werden,<br />
denn sie arbeiten ausschliesslich<br />
in ihrer Freizeit am 40-Stunden-Projekt.<br />
Die Arbeiten müssen<br />
zwingend einen handwerklichen<br />
Fokus haben, denn laut Beatrice<br />
Gross, der Bereichsleiterin der<br />
3.-5. Gymnasialklassen sowie der<br />
FMS, sei es wichtig, für einmal etwas<br />
Kreatives und Praktisches zu<br />
machen. Dies sei vor allem günstig,<br />
weil man dann, im Gegenteil zur<br />
schriftlichen Abschlussarbeit, nicht<br />
an der Theorie scheitern könne.<br />
Die Themen und somit auch die<br />
verschiedenen Projekte, welche<br />
von den Schülerinnen und Schülern<br />
persönlich<br />
vorgestellt<br />
wurden, waren<br />
extrem vielseitig.<br />
So reichte<br />
die Palette von<br />
der Herstellung von Krippenfiguren<br />
oder dem Bau eines Holzregals bis<br />
zum selbstportraitierten Klassenspiegel.<br />
Unter den Arbeiten waren<br />
dieses Jahr auch zwei CD-Projekte<br />
Die Arbeiten müssen zwingend<br />
einen handwerklichen<br />
Fokus haben...<br />
zu finden, bei denen jeweils zwei<br />
Schülerinnen und Schüler selbst<br />
gespielte beziehungsweise gesungene<br />
Musik aufgenommen haben.<br />
Insgesamt präsentierten 16 Schülerinnen<br />
und Schüler der zweiten<br />
FMS 13 verschiedene Arbeiten.<br />
6<br />
Meeresbiologie in Giglio (Italien)<br />
Ergänzungsfach Biologie auf Entdeckungsreise am Mittelmeer<br />
von Damaris Aschwanden<br />
Wir, 15 Schülerinnen und Schüler des Ergänzungsfachs Biologie, waren zusammen<br />
mit den Biologielehrern Thomas Landolt und Urs Wüthrich <strong>vom</strong> 29. März bis am 05.<br />
April <strong>2008</strong> in Giglio. Dort lernten wir die Vegetation der kleinen toskanischen Insel<br />
und vor allem das Mittelmeer und dessen Bewohner näher kennen.<br />
Ein bisschen Überwindung brauchte<br />
es schon, als ich meinen Kopf in<br />
das kalte Meerwasser tauchte. Mit<br />
verkrampft zusammengekniffenen<br />
Augen konzentrierte ich mich darauf,<br />
nur durch das Mundstück, das<br />
mit einer Sauerstoffflasche verbunden<br />
war, zu atmen. Meiner Feststellung<br />
zufolge ist es gar nicht mal so<br />
einfach, sich selbst auszutricksen<br />
und nicht durch die Nase zu atmen.<br />
Nach mehrmaligen Versuchen hatte<br />
ich schliesslich den Atmungsreflex<br />
bezwungen, ohne dass meine Nase<br />
dabei mit Salzwasser durchspült<br />
wurde. Nachdem dieser Test für<br />
den Schnuppertauchgang bestanden<br />
war, konnte es losgehen: In<br />
zwei Gruppen entdeckten wir in ca.<br />
5-7m Tiefe die fantastische Unterwasserwelt.<br />
Das war aber nur eine
von unseren vielfältigen und abenteuerlichen<br />
Nachmittagsbeschäftigungen:<br />
Beim Schnorcheln konnten<br />
wir Zylinderrosen, Petermännchen,<br />
Seeigel, Muscheln und Anemonen<br />
bestaunen oder wir lernten auf<br />
unserer Wanderung nach Castello<br />
die Vegetation von Giglio kennen.<br />
Ein absolutes Highlight war<br />
bestimmt das Nachtschnorcheln,<br />
welches uns sogar zu einer Begegnung<br />
mit einem Tintenfisch verhalf!<br />
Vormittags besuchten wir jeweils<br />
von 09:00 Uhr bis 12:30 Uhr einen<br />
Meeresbiologiekurs, der <strong>vom</strong><br />
deutschen Biologen Klaus Valentin<br />
geleitet wurde. Er führte uns in die<br />
verschiedenen marinen Lebensräume<br />
und deren Bewohner ein, die<br />
wir dann auch mittels Mikroskopieren<br />
genauer betrachten konnten.<br />
Schon bald wurden wir über<br />
die unterschiedlichen Verhältnisse<br />
des Pelagials (Lebensraum freies<br />
Wasser) und des Benthals (Lebensraum<br />
Meeresboden) aufgeklärt.<br />
Ende Woche erarbeiteten wir in<br />
kleinen Gruppen ein Spezialthema,<br />
welches wir anschliessend in einem<br />
Vortrag präsentierten, ebenso gab<br />
es eine mündliche Prüfung über<br />
unser Meeresbiologiepraktikum.<br />
Wir meisterten aber auch diese<br />
Herausforderungen mit Bravour,<br />
zumal uns das Lernen und Vorbereiten<br />
durch schönes Wetter und<br />
sommerliche Temperaturen erleichtert<br />
wurde.<br />
Am 5. April traten wir dann nach<br />
einer sehr interessanten, lehr- und<br />
erlebnisreichen Woche mit vielen<br />
neuen Eindrücken und Erfahrungen,<br />
die eine positive Bereicherung<br />
für uns sind, die 16-stündige<br />
Rückreise per Bus, Fähre und Zug<br />
ins heimische Urnerland an.<br />
SCHWARZ, ROT, TOT<br />
Ein Erfahrungsbericht<br />
Erste Arbeiten<br />
Unsere erste Aufgabe bestand darin,<br />
die Filmrechte für das Buch<br />
zu erhalten und wir fragten daher<br />
die Autorin um die Bewillivon<br />
Livio Sommer und<br />
Erich Zwyer<br />
Der Weg war lang und steinig.<br />
Aber mit Leidenschaft und Durchhaltewillen<br />
haben wir nach knapp<br />
drei Jahren unser Ziel erreicht:<br />
Die Verfilmung von Heidi Hassenmüllers<br />
Buch „SCHWARZ, ROT,<br />
TOT“. Ein 90 Minuten dauernder<br />
Spielfilm mit 80 Schauspielerinnen<br />
und Schauspielern sowie<br />
150 Statistinnen und Statisten.<br />
Grobe Idee<br />
Angefangen hat alles im Januar<br />
2006 mit der ersten Idee, als<br />
Maturaarbeit einen Film zu drehen.<br />
Wir machten uns auf die Suche<br />
nach einer geeigneten Story<br />
und stiessen auf den Jugendroman<br />
von Heidi Hassenmüller. In ihrem<br />
Buch wird die Geschichte von Udo<br />
Lehnhof erzählt, der sich mit einem<br />
Rechtsextremen anfreundet und<br />
immer weiter in die rechte Szene<br />
abrutscht, bis er schliesslich nicht<br />
mehr aussteigen kann.<br />
Diese Geschichte schien uns ideal,<br />
denn wir wollten einerseits<br />
ein „Tabuthema“ aufgreifen und<br />
andererseits ein modernes und<br />
aktuelles Thema verfilmen.<br />
gung an. Noch am gleichen Abend<br />
erhielten wir eine positive Antwort.<br />
Die Arbeit konnte beginnen.<br />
Bereits am nächsten Tag machten<br />
wir uns voller Tatendrang ans<br />
Drehbuchschreiben, bis wir nach<br />
zwei Stunden – und gerade mal<br />
zwei Seiten Drehbuch – merkten,<br />
dass dies wohl ein zeitintensiver<br />
Prozess sein wird. In das<br />
am Ende 140 Seiten dicke Drehbuch<br />
investierten wir schlussendlich<br />
mehr als 200 Stunden Arbeit.<br />
Grosser Aufwand auch<br />
während der Woche<br />
Ein weiterer Schritt in der Erstellung<br />
unseres – lange Zeit nur theoretisch<br />
existierenden – Films war<br />
die Suche und Auswahl der Schauspielerinnen<br />
und Schauspieler.<br />
Die meisten Rollen waren schnell<br />
besetzt, aber die geeignete Person<br />
für die Hauptrolle fehlte lange.<br />
So mussten wir den ersten Drehtag<br />
immer weiter hinausschieben<br />
und es wurde Februar 2007, bis<br />
wir die erste Szene – noch immer<br />
ohne besetze Hauptrolle – „im<br />
Kasten“ hatten. Dann stiessen<br />
wir glücklicherweise auf Andreas<br />
Schranz. Er freute sich bis zum<br />
Ende auf jeden Drehtag und spielte<br />
die Rolle überaus authentisch.<br />
Ab März war für uns der Film<br />
allgegenwärtig. Während der<br />
7
dieser Fehler kostete uns manchmal<br />
mehrere Tage für eine kurze<br />
Szene. So verbrachten wir etliche<br />
Stunden vor den Bildschirmen.<br />
Ein Herz und eine Seele?<br />
Natürlich nicht. Kleinere Meinungsverschiedenheiten<br />
gehörten<br />
dazu. Während des Schnitts kam<br />
es manchmal vor, dass wir 20 Minuten<br />
darüber diskutierten, ob<br />
wir den Schnitt eine halbe Sekunde<br />
früher oder später setzten<br />
sollten oder ob die Hintergrundgeräusche<br />
etwas lauter oder leiser<br />
sein sollten. Häufig trafen wir<br />
uns dann in der Mitte und machten<br />
uns an die nächste Szene mit<br />
den nächsten Diskussionen.<br />
8<br />
Woche wurde organisiert, telefoniert,<br />
Drehbewilligungen<br />
eingeholt und Drehbuch geschrieben.<br />
An den Wochenenden<br />
erfolgten Dreh und Schnitt. Überall<br />
sahen wir „Hammer-Einstellungen“<br />
und „geniale Locations“.<br />
Nach einem Tipp unserer<br />
Begleitpersonen wurde<br />
uns bewusst, dass wir<br />
viel Zeit in die Organisation<br />
und den reibungslosen<br />
Ablauf des Drehs investierten,<br />
auf das Filmische<br />
allerdings zu wenig Wert<br />
legten.<br />
Ständiger Lernprozess<br />
Nach den ersten Drehtagen waren<br />
wir glücklich, die ersten Szenen<br />
endlich gefilmt zu haben. Nach<br />
einem Tipp unserer Begleitpersonen<br />
wurde uns aber bewusst,<br />
dass wir viel Zeit in die Organisation<br />
und den reibungslosen<br />
Ablauf<br />
des Drehs<br />
investierten, auf<br />
das Filmische allerdings<br />
zu wenig<br />
Wert legten.<br />
So stellten wir<br />
zum Beispiel<br />
fest, dass es in<br />
unseren Szenen<br />
an sogenannten<br />
Closeups<br />
(Nahaufnahmen) mangelte. Wir<br />
versuchten diese Kritik umzusetzen<br />
und achteten vermehrt auch auf<br />
das Bild. Von nun an drehten wir<br />
immer mehrere Einstellungen: Mindestens<br />
eine Totale (beide Schauspieler),<br />
eine Halbtotale (Oberkörper<br />
eines Schauspielers) und<br />
ein Closeup (nur das Gesicht).<br />
Nach dem Dreh beginnt<br />
die Arbeit<br />
Schon von Anfang an waren wir<br />
uns einig, von den gedrehten Szenen<br />
noch am gleichen Abend oder<br />
Wochenende einen Grobschnitt anzufertigen.<br />
Dadurch hatten wir zum<br />
einen die gedrehten Einstellungen<br />
noch präsent und hätten zum anderen<br />
misslungene Szenen noch<br />
einmal nachdrehen<br />
können.<br />
Nach dem Grobschnitt<br />
fertigten<br />
wir den Feinschnitt<br />
an. In diesem<br />
Arbeitsschritt<br />
wurden uns alle<br />
Fehler beim Dreh<br />
bewusst: Scheinwerfer<br />
im Bild,<br />
unterschiedliche<br />
Positionen in zwei<br />
Einstellungen, Tonfehler. Und in<br />
diesen Momenten wünschte man<br />
sich dann, man hätte während<br />
des Drehs einen zweiten kontrollierenden<br />
Blick auf die Aufnahme<br />
geworfen. Denn die Behebung<br />
Schlussspurt vor der Abgabe<br />
Uns war stets bewusst, dass wir<br />
einen knapp berechneten Zeitplan<br />
einhalten mussten und die Herbstferien<br />
vor der Abgabe stressig werden<br />
könnten. Deshalb erstellten wir<br />
am ersten Tag der Ferien einen genauen<br />
Zeitplan: von 8:00 Uhr morgens<br />
bis 01:00 Uhr nachts, 10 Tage<br />
lang. Und die Ferien – sofern man<br />
diesen Ausdruck noch gebrauchen<br />
kann – wurden tatsächlich „heavy“.<br />
In der ersten Woche drehten wir<br />
die letzten Szenen, in der zweiten<br />
Woche erfolgten die Abmischung<br />
mit der von Florian Arnold eigens<br />
für unseren Film komponierten<br />
Musik und der finale Schnitt.<br />
Herzklopfen vor der Premiere<br />
Bis zum letzten Tag arbeiteten<br />
wir unter Hochdruck: Erneute<br />
Überarbeitung des Films, Organisation<br />
der Premiere, Covererstellung<br />
für die DVD-Produktion.<br />
Für Aufregung blieb keine Zeit.<br />
Erst als am 9. März <strong>2008</strong> etwa<br />
eine Stunde vor der Aufführung<br />
die Leinwand aufgestellt,<br />
der Film getestet und der Soundcheck<br />
erfolgt waren, hatten wir<br />
eine kurze Verschnaufpause. Da<br />
wurden wir nervös. Und diese<br />
Nervosität verflog komischerweise<br />
nicht, als sich das theater(uri)<br />
immer mehr und mehr füllte.<br />
Doch als wir dann endlich den<br />
Film starteten und der Vorspann<br />
auf der Leinwand erschien,<br />
konnten wir durchatmen.<br />
Der Film begann, für uns ging<br />
eine intensive Zeit zu Ende.<br />
Der Applaus des Publikums<br />
war eine fantastische Belohnung<br />
für unsere Arbeit.
<strong>Kollegi</strong>theater<br />
Eine lohnenswerte Zeitinvestition<br />
von Anna-Catharina Truschner, Nives Gal, Sarah Weber und Florian Arnold<br />
Das <strong>Kollegi</strong>theater führte dieses Jahr „Die Physiker“<br />
von Friedrich Dürrenmatt auf. Die Leitung der Produktion<br />
hatte Tanja Hager. Zwei TechnikerInnen und<br />
vier SchauspielerInnen machen dieses Jahr Matura<br />
und verlassen das Theaterensemble. Sie berichten<br />
über die diesjährige Produktion und ihre Erfahrungen<br />
der letzten Jahre.<br />
Die Physiker<br />
Das <strong>Kollegi</strong>theater hat sich dieses<br />
Jahr mit Friedrich Dürrenmatts<br />
„Die Physiker“ wieder an tiefgreifende<br />
Materie herangewagt.<br />
Die Irrenärztin Fräulein Doktor von<br />
Zahnd führt das berühmte Sanatorium<br />
„Les Cerisiers“, in dem auch<br />
die drei Physiker Newton, Einstein<br />
und Möbius wohnen. Newton und<br />
Einstein haben bereits eine Krankenschwester<br />
erdrosselt, der dritte<br />
Mord erfolgt während des Stücks.<br />
Möbius ist aber in Wirklichkeit gar<br />
nicht krank. Er versucht mit seinem<br />
irren Verhalten zu vertuschen, dass<br />
er die Weltformel entdeckt hat.<br />
Die anderen beiden Physiker sind<br />
Agenten, die Möbius verfolgen, um<br />
an seine Erkenntnisse zu gelangen.<br />
Zum Schluss stellt sich heraus,<br />
dass Fräulein Dr. von Zahnd gar<br />
keine Ärztin ist, sondern auch nur<br />
eine machtgierige Irre, die hinter<br />
Möbius’ Formel her ist. Sie hat ihr<br />
Ziel erreicht, indem sie alle seine<br />
Aufzeichnungen kopierte. Die<br />
Zukunft sieht düster aus. Während<br />
die Ärztin die Macht der Welt<br />
an sich reisst, bleiben die Physiker<br />
hilflos im Irrenhaus eingesperrt.<br />
Das Stück wurde in den 60er Jahren<br />
in Zürich uraufgeführt und<br />
stellt ein komplexes Drama dar.<br />
Dürrenmatt äussert mit dem Stück<br />
Kritik an der Veröffentlichung wissenschaftlicher<br />
Erkenntnisse und<br />
ist daher heute aktueller denn je.<br />
Die Probenzeit<br />
Seit Herbst 2007 trafen sich die<br />
Schauspieler jeden Mittwochnachmittag<br />
ab 15.20-19.00 zu den<br />
Theaterproben. Mit viel Eifer<br />
und Durchhaltevermögen wurden<br />
der Text und anschliessend<br />
die Dramaturgie unter der Leitung<br />
von Tanja Hager einstudiert.<br />
Nach zahlreichen Proben im Prüfungssaal<br />
des <strong>Kollegi</strong>s zogen wir<br />
schliesslich in die Aula Bürglen um.<br />
Im Vorfeld wurden die Kulissen und<br />
Requisiten <strong>vom</strong> Bühnenbildteam,<br />
geleitet von Fredy Burkart, bereitgestellt<br />
und schliesslich die Technik<br />
installiert. Nun konnten die Intensivproben<br />
endlich beginnen. An<br />
Wochenendproben und drei Spezialtagen,<br />
die von der Schulleitung<br />
freundlicherweise genehmigt wurden,<br />
feilte man nun noch an Details<br />
wie Mimik und Applausregie.<br />
Die Aufführungen<br />
Am 14. März <strong>2008</strong> feierten wir<br />
Premiere. Zum Schock aller Involvierten<br />
brannte kurz vor Beginn<br />
eine Sicherung durch. Dank<br />
eines Elektrikers konnte der<br />
Schaden rechtzeitig behoben<br />
werden. Die Premiere war ein<br />
voller Erfolg und auch die weiteren<br />
fünf Aufführungen verliefen<br />
ohne nennenswerte Zwischenfälle.<br />
Die „Derniere“ (letzte Aufführung)<br />
wurde anschliessend<br />
mit einem Fest abgerundet.<br />
Die Theaterreise<br />
Als Belohnung für die geglückten<br />
Aufführungen gingen wir auf Theaterreise.<br />
Dieses Jahr nach Berlin!<br />
Auf diesen Teil des Theaters freut<br />
man sich schon das ganze Jahr<br />
über. Auf den Reisen erlebt man<br />
immer sehr viel, verschiedene Sehenswürdigkeiten<br />
werden begutachtet<br />
und natürlich steht auch jedes<br />
Mal ein Besuch im Theater an.<br />
Das Theaterfestival<br />
Dieses Jahr ist nach der Reise<br />
nicht Schluss, hat doch das <strong>Kollegi</strong>theater<br />
die Ehre, sich ein weiteres<br />
Mal zu beweisen, nämlich<br />
am Theaterfestival des „Jungen<br />
Schauspielhauses Zürich“. Das<br />
<strong>Kollegi</strong>theater wurde unter vielen<br />
anderen ausgewählt, um an diesem<br />
Festival teilzunehmen. Dieses<br />
beinhaltet vor allem die Chance,<br />
sich mit anderen Theatergrup-<br />
9
pen auszutauschen, an verschieden<br />
Workshops teilzunehmen und<br />
schliesslich natürlich unser Stück<br />
ein weiteres Mal aufzuführen.<br />
Die Erfahrungen<br />
Das Theaterspielen macht unheimlich<br />
viel Spass. Man lernt durch<br />
angemessene Kritik sich weiterzuentwickeln.<br />
Es braucht Zeit, sich<br />
in eine Rolle hineinzufühlen, sich<br />
mit deren Charakter vertraut zu<br />
machen, der bisweilen nicht immer<br />
dem eigenen entspricht. Durch<br />
das Hineinschlüpfen in andere<br />
Rollen lernt man sich selbst besser<br />
kennen. Man erfährt die Grenzen<br />
und freut sich über jede neue<br />
Leistung, die man erbracht hat.<br />
Zum Schluss muss alles stimmen:<br />
Mimik, Gestik und Auftreten.<br />
Man verwandelt sich<br />
dadurch in eine andere Persönlichkeit<br />
und erzählt dem Publikum<br />
deren Geschichte. Es macht<br />
Freude, sich zu präsentieren und<br />
den Zuschauer in eine andere<br />
Welt zu führen, die sich allein<br />
auf der Bühne abspielt.<br />
Für diejenigen, die sich gerne im<br />
Rampenlicht präsentieren, kann<br />
man das Theaterspielen nur empfehlen.<br />
Die Erfahrungen, die man<br />
auf der Bühne macht, eben vor<br />
Publikum zu sprechen, bringen einen<br />
auch im Alltagsleben weiter.<br />
Das Theaterspielen hat sehr viel<br />
Positives mit sich gebracht. Innerhalb<br />
der letzten Jahre haben<br />
wir uns schauspielerisch weiterentwickelt<br />
und viele neue Leute<br />
getroffen, die wir nach unserem<br />
letzten Jahr am <strong>Kollegi</strong> sicher<br />
sehr vermissen werden. Die intensiven<br />
Proben schweissten die<br />
<strong>Kollegi</strong>theaterleute zusammen, vor<br />
allem auch klassenübergreifend.<br />
Es lohnt sich, an dieser Schule<br />
gemeinsam an einem Strick zu<br />
ziehen und ein grosses Projekt zu<br />
verwirklichen. Das <strong>Kollegi</strong>theater<br />
ist ein grosser Beitrag an die<br />
Schulkultur, die sehr wichtig ist.<br />
Wir werden das <strong>Kollegi</strong>theater wohl<br />
für immer in Erinnerung behalten!<br />
Poetry-Slam am <strong>Kollegi</strong><br />
von Fabian Aschwanden<br />
10<br />
Am Mittwochnachmittag des 9. Aprils <strong>2008</strong> kamen die <strong>Kollegi</strong>schülerInnen der 4.<br />
und 5. Klassen sowie der 2. und 3. FMS in den Genuss einer Poetry-Slam-Einführung.<br />
Simon Libsig, ein Star in der Poetry-Slam-Szene, und Remo Rickenbacher reisten<br />
extra aus Baden beziehungsweise Thun an, um den Schülern einen Einblick in<br />
die noch kleine, von aussen etwas speziell anmutende Welt des Poetry Slam zu geben.
Zu Beginn des Nachmittags konnte<br />
sich kaum ein Schüler etwas<br />
unter dem Wort Poetry Slam vorstellen.<br />
Wenig erstaunlich war es<br />
dann auch, dass sich auf die Frage<br />
Simon Libsigs, wer denn schon mal<br />
einen Poetry Slam besucht habe,<br />
niemand meldete. Die zu Beginn<br />
etwas gedämpfte Stimmung in der<br />
Kapelle des <strong>Kollegi</strong>ums lockerte<br />
sich jedoch sehr schnell, als Simon<br />
Libsig das Publikum mit seinem<br />
Text über Fernsehwerbespots -<br />
eine gelungene, humorvolle Aneinanderreihung<br />
von verschiedenen<br />
bekannten Werbesprüchen aus dem<br />
Fernsehen - zum Lachen brachte.<br />
Simon Libsig und Remo Rickenbacher<br />
konkurrenzierten sich abwechselnd<br />
mit ihren Texten. Zwischen<br />
den Texten wurden jeweils einige<br />
Grundelemente des Poetry Slam<br />
erklärt und Fragen der neugierigen<br />
Schüler- und Lehrerschaft beantwortet.<br />
Am Ende des spannenden<br />
und aufschlussreichen Nachmittags<br />
wurde der Sieger unter den beiden<br />
Slammern ausgemacht. Simon<br />
Libsig gewann mit einem kleinen<br />
Vorsprung vor Remo Rickenbacher.<br />
Poetry Slam<br />
Poetry Slam, zu Deutsch Dichterwettstreit, ist ein literarischer Vortragswettbewerb, in welchem<br />
selbstgeschriebene Texte innerhalb einer bestimmten Zeit einem Publikum vorgetragen werden. Teil<br />
der Grundidee des Poetry Slam ist es, die Texte nicht einfach nur vorzulesen, sondern sie zu performen:<br />
beispielweise zu schreien, zu flüstern, zu jaulen oder zu keuchen. Hauptsache dem Text wird<br />
Leben eingehaucht, welches ihm bei einer traditionellen Vorlesung oft fehlt.<br />
Je nach Slamveranstaltung beträgt die zur Verfügung<br />
stehende Zeit zwischen 5 und 8 Minuten. Kostüme oder andere Requisiten sind genauso wenig erlaubt<br />
wie nicht selbst geschriebene Texte. Vorgetragen werden Texte sämtlicher Stilrichtungen. Es<br />
gilt einzig und allein, das Publikum mit dem eigenen Text und der Stimme zu begeistern und für sich<br />
zu gewinnen. Die Ermittlung des Siegers erfolgt über die Intensität und die Dauer des Applauses für<br />
den jeweiligen Slammer. Die Siegerprämie ist traditionell eine gute Flasche Whiskey, aus welcher<br />
dem Sieger der erste Schluck gebührt. Vielmehr jedoch als der Sieg stehen an einem Poetry-Slam-<br />
Event das gemütliche Zusammensein der Slammer und die Unterhaltung des Publikums im Vordergrund.<br />
Der Poetry Slam ist ein relativ junger literarischer Wettbewerb, welcher seinen Ursprung in den USA,<br />
genauer in Chicago, hat. Als Erfinder gilt der amerikanische Performance-Poet Marc Kelly-Smith. Da<br />
er traditionelle Lesungen mit Tisch und Wasserglas für überholt und langweilig befand, begann er<br />
1984 Literatur anders zu vermitteln. Er entwickelte Poetry Slam als Teil einer wöchentlichen Literaturshow.<br />
Der erste Poetry Slam fand am 20. Juli 1986 statt.<br />
Den Weg in die Schweiz fand der Poetry Slam erst 1999.<br />
Seither nimmt die Zahl der Slammer in der Schweiz stetig zu. Dass die Schweizer Slammer eine<br />
wichtige Rolle im deutschsprachigen Poetry-Slam-Zirkus eingenommen haben ist wohl mit ein Grund,<br />
dass die diesjährige deutschsprachige Poetry-Slam-Meisterschaft <strong>vom</strong> 19. bis 22. November in Zürich<br />
stattfinden wird. Falls Ihr Interesse geweckt wurde und / oder Sie selbst an einem Poetry Slam<br />
teilnehmen möchten, finden Sie sämtliche Informationen und Daten unter: www.poetryslam.ch<br />
11<br />
www.kollegi-uri.ch<br />
www.kollegi-uri.ch<br />
www.kollegi-uri.ch<br />
www.kollegi-uri.ch<br />
www.kollegi-uri.ch
Eltern und Ehemalige<br />
Der Elternverein EVKU<br />
veranstaltet zwei Mal im<br />
Jahr einen Elternhock.<br />
„Vernetzung des Wissens ist enorm wichtig“<br />
Adrian Zurfluh im Gespräch mit Pascal Hoorn<br />
Es entspricht einer Tradition, dass in jeder Ausgabe des „<strong>Kollegi</strong>“ eine Person porträtiert<br />
wird, die einmal im <strong>Kollegi</strong> zur Schule gegangen ist. Pascal Hoorn hat die<br />
<strong>Kantonale</strong> <strong>Mittelschule</strong> <strong>Uri</strong> von 1987 bis 1989 besucht. Wir haben ihm einige Fragen<br />
gestellt. Zu Gefühlen, mit denen er auf die <strong>Kollegi</strong>zeit zurückdenkt, aber auch zu<br />
Dingen, die er nicht im <strong>Kollegi</strong> gelernt hat.<br />
12<br />
Pascal Hoorn, mit welchen<br />
Gefühlen denken Sie<br />
ans <strong>Kollegi</strong> zurück?<br />
Ich denke grundsätzlich gerne an<br />
meine Schulzeit zurück, aber das<br />
ist wohl eine allgemeine Erscheinung.<br />
Solange man in der Schule<br />
ist, denkt man immer, dass es<br />
wohl kaum etwas<br />
Schlimmeres gibt<br />
und sobald man<br />
die Schule abgeschlossen<br />
hat,<br />
vermisst man sie<br />
schon. Die Erinnerungen<br />
an unsere<br />
Klasse, die mit all<br />
den starken Persönlichkeiten<br />
unterschiedlich<br />
aber<br />
auch sehr bereichernd<br />
war, sind<br />
jedoch grossartig.<br />
Wir erlebten viele<br />
unvergessliche<br />
Momente.<br />
Rückblickend muss ich jedoch sagen,<br />
dass zu viele Themen isoliert<br />
vermittelt, gelernt und geprüft<br />
wurden. Die vernetze Denkweise<br />
wurde und wird immer noch in vielen<br />
Schulfächern überhaupt nicht<br />
berücksichtigt und dementsprechend<br />
geprüft. Aus meiner Sicht<br />
sind jedoch die Vernetzung des<br />
zum eidg. dipl. Treuhandexperten<br />
weitergebildet. Beruflich habe ich<br />
10 Jahre bei PricewaterhouseCoopers<br />
in Zürich in den Bereichen<br />
Beratung, Wirtschaftsprüfung und<br />
Steuern gearbeitet. Anfangs 2000<br />
wechselte ich von Pricewaterhouse-<br />
Coopers zu Cilag GmbH International,<br />
einer Tochtergesellschaft von<br />
Johnson & Johnson<br />
in Zug, und leitete<br />
den Bereich Finance<br />
& Treasury. Danach<br />
erfolgte ein Auslandeinsatz<br />
für rund<br />
2 Jahre in Antwerpen,<br />
Belgien, wo ich<br />
als Controller für<br />
die weltweite Logistik<br />
und Produktion<br />
des Pharmabereichs<br />
von Johnson<br />
& Johnson tätig war.<br />
Welches ist<br />
Ihre heutige<br />
Tätigkeit?<br />
Das Thema<br />
unserer gegenwärtigen<br />
Ausgabe des<br />
Hefts „<strong>Kollegi</strong>“ ist „Leistung,<br />
Weg, Karriere“.<br />
Leistungen werden oft<br />
durch Prüfungen bewertet.<br />
Welches sind Ihre Erfahrungen<br />
mit Prüfungen?<br />
Prüfungen sind ein notwendiges<br />
Mittel um eine Standortbestimmung<br />
des Gelernten zu machen.<br />
Wissens und die Kombination des<br />
Gelernten enorm wichtig und bedeuten<br />
erst dann „Wissen“.<br />
Können Sie uns ihre Laufbahn<br />
beschreiben, die Sie<br />
nach der <strong>Kollegi</strong>zeit zurücklegten?<br />
Fachlich habe ich mich nach der<br />
<strong>Kollegi</strong>zeit im Bereich Finanzen zuerst<br />
zum dipl. Buchhalter und dann<br />
Seit 2006 arbeite<br />
ich als Vice President Finance in<br />
Schaffhausen bei der Cilag AG, einer<br />
strategischen Pharmaproduktionsstätte<br />
von Johnson & Johnson.<br />
In dieser Funktion bin ich auch für<br />
die Cilag GmbH International und<br />
die anderen Johnson & Johnson<br />
Gesellschaften in Zug zuständig.<br />
Meine heutige Tätigkeit umfasst im<br />
Wesentlichen die finanzielle Führung<br />
dieser Gesellschaften in den<br />
Bereichen Controlling, Compliance,<br />
Buchhaltung, direkte und indirekte
Steuern und Treasury. Daneben<br />
bin ich bei vielen europäischen<br />
und weltweiten Projekten beteiligt,<br />
da die schweizerischen Gesellschaften<br />
innerhalb von Johnson<br />
& Johnson eine wichtige Stellung<br />
einnehmen (Weitere Information<br />
zu Cilag AG: http://www.cilag.ch).<br />
Der Kanton <strong>Uri</strong> ist im<br />
Aufschwung. Haben Sie<br />
schon mal daran gedacht,<br />
wieder in diesen Kanton<br />
zurückzukommen oder zumindest<br />
hier tätig zu sein?<br />
richtig in Schwung kommt. Im Moment<br />
stellt sich für mich die Frage<br />
betreffend Rückkehr oder Tätigkeit<br />
im Kanton <strong>Uri</strong> nicht. Diese Entscheidung<br />
ist mit Sicherheit von<br />
weiteren beruflichen Möglichkeiten<br />
abhängig. Punkto Lebensqualität<br />
steht der Kanton <strong>Uri</strong> sowieso<br />
weit vorne in meiner Rangliste.<br />
Pascal Hoorn, wir danken Ihnen<br />
für dieses Gespräch!<br />
Es freut mich zu sehen, wie sich<br />
der Kanton <strong>Uri</strong> entwickelt und so<br />
Lehrerinnen und Lehrer<br />
13<br />
Die <strong>Kantonale</strong> <strong>Mittelschule</strong> <strong>Uri</strong><br />
verfügt nun über insgesamt<br />
45 Fachzimmer.<br />
Leistung - Der einzige Massstab für<br />
den Wert des Menschen?<br />
von Herbert Zogg<br />
Der Ausdruck „Leistung“: ein Reizwort. Die Meinungen dazu gehen weit auseinander.<br />
Bei einigen löst der Begriff Abscheu aus, andere fühlen sich erst recht angespornt.<br />
Weshalb diese Unterschiede?<br />
Viele Menschen verstehen unter<br />
Glück, alles zu haben und nichts zu<br />
tun. Sie träumen von einem unbeschwerten<br />
Dasein; einem trägen<br />
Leben in der Hängematte. Sie streben<br />
nach Lust ohne Anstrengung.<br />
Ihr Lebensmotte: „easy going“, nur<br />
keinen Stress, Spass statt Einsatz,<br />
wenn nicht heute,<br />
dann morgen,<br />
ich muss<br />
nicht, der andere<br />
tut’s, bequemen<br />
statt bemühen,<br />
ich will nicht, die<br />
anderen sollen<br />
usw. Bringt diese Einstellung das<br />
wahre Lebensglück? Ist ein Leben<br />
ohne eigene Anstrengung tatsächlich<br />
erfüllend? Ist es nicht vorteilhafter,<br />
selber etwas zu tun, als zu<br />
In unserer Leistungsgesellschaft<br />
ist die Gier nach<br />
Topleistungen in jeglichen<br />
Bereichen des Lebens unersättlich.<br />
erwarten, dass es die Eltern, die<br />
Lehrer, die Kollegen, Freunde, die<br />
Arbeitgeber für einen erledigen?<br />
Dem entgegengesetzt steht: Nur<br />
wer aktiv ist, sich anstrengt für<br />
seine Ziele und etwas dafür leistet,<br />
wird mit Erfolg und Triumph belohnt.<br />
Wer nichts leistet, ist nichts<br />
wert. Ein Volltreffer<br />
oder ein<br />
Sieg muss hart<br />
erarbeitet werden.<br />
Ohne Fleiss<br />
kein Preis: Genug<br />
ist zu wenig.<br />
Geh voran! Setz<br />
dich ein! Gewinne! Der Stillstand<br />
ist der Tod. Von Natur aus ist der<br />
Mensch gewissermassen auf Leistung<br />
programmiert. Unsere modernen<br />
Gladiatoren predigen mit<br />
ihren universellen Sportlerweisheiten<br />
solche imperativen Bekenntnisse<br />
zur Leistung in unzähligen<br />
Interviews. In unserer Leistungsgesellschaft<br />
ist die Gier nach Topleistungen<br />
in jeglichen Bereichen<br />
des Lebens unersättlich. Weshalb?<br />
Der Einsatz lohnt sich:<br />
„Halleluja“<br />
Hinsichtlich der Menschheitsgeschichte<br />
lässt sich nachweisen,<br />
dass es sich bei den eben erwähnten<br />
Leistungsaufforderungen<br />
um eine Art Grundkonstante im<br />
menschlichen Verhalten handelt,<br />
und zwar über Jahrmillionen<br />
hinweg. Immer schon haben die<br />
Menschen in den verschiedensten<br />
Bereichen ihres Lebens aus nichts
14<br />
etwas geschaffen. So sind beispielsweise<br />
die sieben Weltwunder<br />
der Antike entstanden. So haben<br />
sich Hochkulturen entwickelt.<br />
So kommen immer wieder Weltrekorde<br />
zustande. Und so schuf<br />
Händel sein „Halleluja“. An dieser<br />
Stelle sei der Hinweis erlaubt, dass<br />
Georg Friedrich Händels Messias<br />
(Halleluja) in einer Phase geschaffen<br />
wurde, als der Komponist sich<br />
in äusserst prekärer finanzieller<br />
Lage befand. Er war über beide<br />
Ohren verschuldet, es mangelte<br />
ihm an allem und er hauste in einer<br />
erbärmlichen Kammer. In dieser<br />
komponierte er eines seiner berühmtesten<br />
Werke. Er war gezwungen,<br />
dornige und unwegsame Wege<br />
zu gehen, um ein wunderbares und<br />
unvergessliches Werk zu schaffen.<br />
Allein die Bereitschaft, etwas zu<br />
vollbringen, kreativ zu sein, erfolgreich<br />
zu sein, zu gewinnen, etwas<br />
Neues zu schaffen, die Welt<br />
zu verändern und in ihr etwas zu<br />
vollbringen sitzt ganz tief im Menschen.<br />
Wir alle haben von Natur<br />
aus Lust auf Leistung, können<br />
dieses Potential aber nur abrufen,<br />
wenn wir uns fordern lassen.<br />
Die Anstrengungen Händels wurden<br />
belohnt. Er wählte einen beschwerlichen<br />
Weg; er ging ans Äusserste<br />
und verlangte von sich selber harte<br />
Arbeit, eiserne Disziplin und Entbehrung.<br />
Der Psychologie, die sich<br />
mit dieser speziellen Einstellung zur<br />
Leistung, die Händel von sich<br />
abverlangte, beschäftigt,<br />
gelingt es nicht, eine<br />
klare Definition davon<br />
zu liefern. Man<br />
spricht deshalb<br />
oft nur von<br />
einer Art Mysterium.<br />
Gewisse<br />
Publika-<br />
tionen umschreiben dieses Mysterium<br />
bzw. diese Haltung als ein<br />
aussergewöhnliches Phänomen.<br />
Die meisten Autoren helfen sich<br />
gegenwärtig mit dem englischen<br />
Ausdruck: „flow“. Damit versuchen<br />
sie das beharrliche Engagement<br />
und die Lust zur Leistung irgendwie<br />
in Worte zu fassen. Sie sind<br />
sich auch darüber einig, dass wir<br />
alle dieses „flow“ erleben wollen,<br />
und wir uns also gerne Herausforderungen<br />
stellen und Anerkennung<br />
erfahren wollen. Bestätigt<br />
wird dieser Befund durch das in<br />
unserer Zeit hoch gepriesene Lebensmotto:<br />
Aktivität statt Apathie,<br />
Abenteuer statt Langeweile,<br />
lustvoller Einsatz und Leistung<br />
statt Schonen und Tatenlosigkeit.<br />
Es drängt sich nun die Frage auf:<br />
Wer ist der glücklichere Mensch?<br />
Sind es die Menschen, die gefordert<br />
werden und ihre Leistung<br />
gerne und mit Lust erbringen und<br />
die mit Engagement etwas Neues<br />
schaffen wollen? Oder sind es<br />
die, die lieber einem Leben ohne<br />
Anstrengung frönen und andere<br />
für sich arbeiten lassen?<br />
Vieles spricht dafür, dass beide<br />
Lebenskonzepte glücklich machen<br />
können. Hierbei muss man sich<br />
selber fragen: Welche der beiden<br />
Lebensentwürfe entspricht einem?<br />
Weshalb entscheidet man sich<br />
für das Nichtstun und nicht für<br />
das Aktivsein bzw. für keine<br />
Leistung oder für Leistung?<br />
Wozu soll man etwas leisten,<br />
wenn es auch<br />
ohne viel Aufwand<br />
und<br />
mühsamer Arbeit geht? Kann<br />
man sowohl die eine wie die andere<br />
Lebenseinstellung sinnvoll<br />
umsetzen? Ist eine Balance beider<br />
Positionen gar möglich?<br />
Gibt es eine sinnvolle<br />
Karriere?<br />
Leistung setzen wir derzeit auch<br />
mit Karriere in Verbindung. Ein Begriff,<br />
mit dem jeder in seinem Leben<br />
schon früh konfrontiert wird.<br />
Bereits in den ersten Jahren der<br />
Schule müssen wir klären, welche<br />
berufliche Karriere sinnvoll ist.<br />
Will beispielsweise „XY“ etwas aus<br />
sich machen oder strebt er gar einen<br />
ganz bestimmten Beruf an, so<br />
hängt das allein von seiner Bereitschaft<br />
ab, etwas dafür zu tun.<br />
Jeder erfolgreiche Künstler, Manager,<br />
Sportler, Wissenschaftler, Musiker<br />
antwortet auf die Frage, wie<br />
er seinen Lebenstraum, sein Ziel<br />
oder die Spitzenleistung erreicht<br />
habe, damit, dass er beharrlich dafür<br />
gearbeitet habe, stundenlang<br />
trainiert, nächtelang gelernt, tagelang<br />
geübt, jahrelang geforscht;<br />
kurz: hart geschuftet. Jeder, der<br />
im Leben ein ganz bestimmtes Ziel<br />
erreichen will, kann ohne enormen<br />
Einsatz eigentlich „einpacken“. Um<br />
seinen Traum zu verwirklichen,<br />
muss er – wie Händel – bereit<br />
sein, alles zu geben. Er<br />
darf seinen „Fixstern am<br />
Himmel“ – seinen individuellen<br />
Lebenstraum<br />
– nie aufgeben und<br />
der Ziellosigkeit<br />
sowie der Tatenlosigkeit<br />
opfern.<br />
Nur<br />
wer
eine Perspektive für sein Leben<br />
hat, ist bereit, sich dafür einzusetzen<br />
und nicht in Apathie und Lustlosigkeit<br />
zu versinken. Er bleibt auf<br />
keinen Fall stehen, sondern geht<br />
kühn und lebensbejahend seinen<br />
eingeschlagenen Kurs. Das Credo<br />
lautet: Vorwärtskommen. Genau<br />
in diesem Sinne eiferte Händel<br />
seinem Lebenstraum nach: er<br />
komponierte ein ausserordentliches<br />
Oeuvre. Obwohl die Umstände<br />
dagegen sprachen, konnte<br />
ihn nichts davon abbringen, seinen<br />
Weg konsequent weiter zu gehen.<br />
Er gab nie auf und hoffte stets,<br />
dass der hohe Einsatz sich irgendwann<br />
lohne und er sein hochgestecktes<br />
Ziel erreiche. Hätte er bei<br />
der ersten Gelegenheit kapituliert,<br />
wären wir um eines der schönsten<br />
musikalischen Werke ärmer.<br />
Wie werden Träume<br />
wahr?<br />
In prähistorischen Zeiten waren<br />
die Anforderungen an das Leben<br />
eine erhebliche Spur elementarer<br />
als diejenigen, die Händel zu bewältigen<br />
hatte. Für die Menschen<br />
jener Zeit waren die Lebensanforderungen<br />
klar definiert: Nahrung<br />
beschaffen und überleben.<br />
Die Aufklärung hatte zum Ziel,<br />
die Menschen aus ihrer Unmündigkeit<br />
zu befreien. Wohlstand,<br />
Familie, beruflicher Erfolg und<br />
politische Unabhängigkeit galten<br />
dem Bürgertum als Ideale.<br />
Welche Träume oder Ziele verfolgen<br />
wir? Wer hat heutzutage noch<br />
ein Ideal, das er ausdauernd und<br />
beständig verfolgt? Nach welchem<br />
rhythmischen Trommelschlag marschieren<br />
wir? Welche Inhalte oder<br />
Lebenskonzepte beeinflussen uns?<br />
Viele Stimmen und Kräfte drängen<br />
uns, den Weg des geringsten<br />
Widerstands zu wählen.<br />
Wir ziehen die allgemeine<br />
Meinung „take it easy“<br />
der unpopulären Ansicht<br />
„ohne Fleiss<br />
kein Preis“ vor.<br />
Weshalb<br />
machen<br />
wir<br />
das?<br />
Ist es, weil wir die Konsequenzen<br />
scheuen und weil wir zu feige sind,<br />
uns für den unbequemen Weg<br />
– Einsatz und Leistung – zu entscheiden?<br />
Welchen Weg oder welche<br />
Route schlagen wir also ein?<br />
Den Weg der Bequemlichkeit oder<br />
den Weg der Leistung? Wählen wir<br />
den Weg, der Einsatz fordert oder<br />
den Weg, der nichts abverlangt?<br />
Sind wir bereit, uns für unsere<br />
Überzeugungen einzusetzen? Wollen<br />
wir tatsächlich unsere Behaglichkeit<br />
opfern? Georg Friedrich<br />
Händel zeigte uns eine Variante,<br />
wie man sich verhalten könnte.<br />
Reichen durchschnittliche<br />
Leistungen heute noch?<br />
Ein Ziel oder ein Traum im Leben zu<br />
haben genügt jedoch nicht immer.<br />
Um seinen Lebenstraum zu erreichen,<br />
muss zum Teil zäh dafür gearbeitet<br />
werden. Je höher die Vorsätze,<br />
desto intensiver der Einsatz.<br />
Heute weiss jeder, dass bereits<br />
in jungen Jahren aussergewöhnliche<br />
Fertigkeiten intensiv geschult<br />
und angeeignet werden müssen,<br />
wenn man in irgendeinem Bereich<br />
– wie zum Beispiel in der Musik<br />
oder im Sport oder auch in einem<br />
Wissensgebiet – brillant sein will.<br />
Albert Einstein war in der Physik<br />
genial. Der Grund ist offensichtlich:<br />
Er eignete sich grundlegende<br />
Kenntnisse in dieser Wissenschaft<br />
an. Damit allein war es jedoch nicht<br />
getan. Die Relativitätstheorie ist<br />
das Resultat einer langjährigen<br />
sowie unermüdlichen Forschungsarbeit,<br />
die unzählige schlaflose<br />
Nächte mit sich brachte und ein<br />
enorm hohes Mass an Einsatz und<br />
Engagement erforderte. Anlässe,<br />
um mit seiner Forschung aufzuhören,<br />
gab es etliche. Einstein blieb<br />
beharrlich und hinterliess uns seine<br />
bahnbrechenden Einsichten.<br />
Sein Geigenspiel allerdings blieb<br />
durchschnittlich. Warum? Er liebte<br />
es zwar, der Violine Melodien zu<br />
Was hat „Leistung“ mit Fuss oder Spur zu tun?<br />
entlocken, widmete sich aber immer<br />
wieder gerne seinem Hauptfach:<br />
der Physik. Die Musik war<br />
sein Hobby. Seine Leistungen darin<br />
genügten kaum, um sich an einem<br />
Konservatorium zu empfehlen.<br />
Ohne ausreichende Anstrengungen<br />
erreichte er nur durchschnittliche<br />
Leistungen beim Musizieren. Da es<br />
nie sein Ziel war, sich mit seinem<br />
Geigenspiel an einem Konservatorium<br />
zu bewerben, reichten ihm<br />
seine durchschnittlichen musikalischen<br />
Fertigkeiten bei weitem.<br />
Will man jedoch in der Musik etwas<br />
erreichen, so braucht es Disziplin<br />
und Einsatz. Nicht Einsteins<br />
Geigenspiel darf man sich dabei<br />
als Massstab nehmen. Vielmehr<br />
sollte Einsteins Haltung,<br />
die er in der Physik an den Tag<br />
legte, richtungweisend sein.<br />
Wenn ich abschliessend sage, dass<br />
durchschnittliche Leistungen heute<br />
in keinem Beruf mehr ausreichen,<br />
verbreite ich sicher keine Unwahrheit.<br />
Es spielt auch keine Rolle, in<br />
welchem Bereich man tätig ist;<br />
man muss leisten wollen, um beruflich<br />
erfolgreich zu sein. Um als Musiker<br />
bestehen zu können, gilt es:<br />
üben und noch einmal üben. Um<br />
als Sportler Topleistungen zu erbringen,<br />
heisst es: hart trainieren.<br />
Das kürzlich gelesene Interview<br />
von Ronaldinho, dem weltbesten<br />
Fussballer 2006, bestätigt, dass<br />
ein erhoffter Erfolg ohne Bemühen<br />
nicht einfach eintrifft. Er gesteht<br />
ausserdem, dass er für seine Tricks<br />
monatelang übte und immer wieder<br />
daran feilte, bis sie ihm auf dem<br />
Spielfeld gelangen, und er so die<br />
Herzen der Fussballfans zu begeistern<br />
wusste. Er sagt auch, dass<br />
sein Talent allein nicht ausreichte.<br />
Um weltbester Fussballer zu sein,<br />
brauchte es jahrelanges Training.<br />
Wenn er seine Fussballschuhe bei<br />
der ersten Niederlage oder bei der<br />
ersten Enttäuschung an den Nagel<br />
gehängt hätte, wäre sein Lebenstraum<br />
nie in Erfüllung gegangen.<br />
Was bedeutet das Wort „leisten“ etymologisch betrachtet?<br />
Es kommt von dem Wort „Leist(en)“ und heisst soviel<br />
wie „Fuss“ oder „Spur“. Diese Bedeutung hat das Wort<br />
„Leisten“ streng genommen nicht ganz eingebüsst. Denn<br />
wer etwas leistet, muss einen Weg zurücklegen und eine<br />
genaue Route planen, d.h. einer klar definierten Spur folgen.<br />
Das Ziel darf er dabei nicht aus den Augen verlieren.<br />
Er muss auf seinem Kurs selbstverständlich auch trittfest<br />
sein und sich auf keinen Fall von seinem Weg abbringen<br />
lassen.<br />
15<br />
Quelle: Kluge. Etymologisches Wörterbuch der deutschen<br />
Sprache. Berlin, 2002.
Matthias Loretz – ein Porträt<br />
von Ulrich Köchli<br />
Seit 25 Jahren unterrichtet Matthias Loretz am <strong>Kollegi</strong>um die Fächer Geographie<br />
und Mathematik. Als ehemaliger erfolgreicher Zehnkämpfer und Trainer waren für<br />
ihn die Begriffe Leistung, Weg, Karriere nicht fremd.<br />
16<br />
Erstaunliche 1.85 m war die Messlatte<br />
im Turnunterricht, die der<br />
„Zweitgymeler“ Matthias Loretz im<br />
Jahre 1973 beim Hochsprung zu<br />
überspringen vermochte und womit<br />
er das wohlwollende Interesse<br />
von Pater Alfons Lindenberger, bei<br />
den Schülern als „Fusi“ bekannt,<br />
weckte. Fusi, immer bereit, sportliche<br />
Talente unter den <strong>Kollegi</strong>-<br />
Schülern zu fördern, sorgte dafür,<br />
dass Matthias Loretz mit einem<br />
Schlüssel zur Turnhalle ausgestattet<br />
wurde. Wobei die Bezeichnung<br />
„Turnhalle“ für jenen Raum, der bis<br />
weit in die 1980er Jahre hinein am<br />
<strong>Kollegi</strong>um Karl Borromäus für das<br />
Fach Turnen zur Verfügung stand,<br />
ein gehöriger Euphemismus darstellt.<br />
Denn Matthias Loretz erinnert<br />
sich noch gut, wie der Platz<br />
gerade so gereicht habe für Matte,<br />
Latte und Anlaufweg. Und er muss<br />
schmunzeln, wenn er erzählt, wie<br />
oftmals gleichzeitig die Theatergruppe<br />
unter der Leitung von Peter<br />
Mattli auf der Bühne desselben<br />
Raums bei intensiver Probearbeit<br />
gewesen sei, derweil er und andere<br />
an der Verbesserung ihrer sportlichen<br />
Leistungen schliffen. Viel<br />
Zeit verbrachte er in diesen Jahren<br />
beim Training und schaffte es<br />
schliesslich auf zwei Meter. Beinahe<br />
automatisch sei er in diesen Jahren<br />
zum Zehnkampf gekommen. Anfang<br />
1980er Jahre<br />
erreichte er<br />
an den Schweizer<br />
Meisterschaften<br />
schliesslich einen<br />
sechsten Rang,<br />
in den gleichen<br />
Jahren kamen<br />
Siege an drei regionalen<br />
Turnfesten<br />
hinzu.<br />
Ob er Sport als<br />
Lebensschule verstehe, will ich<br />
schliesslich wissen. Nach kurzem<br />
Zögern kommt er wieder zum<br />
Zehnkampf zurück: Es sei eben gerade<br />
am Zehnkampf schön, dass<br />
nicht nur die drei ersten Plätze<br />
Ausrutscher oder<br />
schwache Disziplinen können<br />
ausgeglichen werden.<br />
In seinen Spezialdisziplinen<br />
kann man brillieren<br />
und viele Punkte holen,<br />
in den eher schwächeren<br />
muss man darauf achten,<br />
das Optimum rauszuholen.<br />
zählten, sondern das Punktetotal<br />
der Einzeldisziplinen. Erst am<br />
Ende, nach allen zehn Disziplinen,<br />
wird abgerechnet und die Rangliste<br />
erstellt. Ähnlich sei es doch<br />
eigentlich auch in der Schule, hält<br />
Matthias Loretz fest. Ausrutscher<br />
oder schwache Disziplinen können<br />
ausgeglichen<br />
werden. In seinen<br />
Spezialdisziplinen<br />
kann<br />
man brillieren<br />
und viele Punkte<br />
holen, in den<br />
eher schwächeren<br />
muss<br />
man darauf achten,<br />
das Optimum<br />
rauszuholen.<br />
Aber wie<br />
im Sport sei auch am Gymnasium<br />
Talent unabdingbar. Ohne dieses<br />
geht es nicht. Talent alleine reiche<br />
freilich auch nicht; daran müsse<br />
gearbeitet werden, zuweilen<br />
auch hart und diszipliniert. Was im<br />
Zehnkampf die Wettkämpfe waren,<br />
sind in der Schule die Prüfungen.<br />
Hier gelte es, sich zu überwinden.<br />
Und wie im Sport Talente gefördert<br />
werden müssen, sei es an<br />
den Lehrpersonen, die Talente der<br />
Schüler zu fördern – was freilich<br />
auch fordern heisse. „Ans Gymi<br />
zu gehen, ist ein Privileg“, betont<br />
Matthias Loretz. Wer hierher<br />
komme, müsse auch bereit sein,<br />
überdurchschnittliche Leistung zu<br />
erbringen und an seinen Talenten<br />
zu arbeiten. Für eine fünf oder<br />
sogar sechs, muss man Leistung<br />
einfordern können, so Loretz. Der<br />
grosse Teil der Schüler und Schülerinnen<br />
sei sich dessen jedoch<br />
bewusst. Und die Schüler selber<br />
merkten am besten, ob die Noten<br />
angemessen seien oder nicht.<br />
Am Zehnkampf habe er aber noch<br />
mehr gelernt: Da die Wettkämpfe<br />
stets zwei Tage dauerten, komme<br />
man seinen sportlichen Gegnern<br />
näher als bei Einzelwettkämpfen.<br />
Dabei lerne man, Rücksicht aufei-
nander zu nehmen, obwohl man in<br />
einem Konkurrenzverhältnis zueinander<br />
stehe. Der Gegner werde<br />
dadurch auch eher akzeptiert und<br />
man lerne zuzugestehen, dass ein<br />
anderer auch besser sein kann.<br />
Nachdem er seine aktive Karriere<br />
beendet hatte, beschloss Matthias<br />
Loretz, seine Erfahrungen auch<br />
dem Urner Nachwuchs zur Verfügung<br />
zu stellen. „Als Trainer konnte<br />
ich schliesslich die grösseren<br />
Erfolge feiern, als ich als aktiver<br />
Sportler errungen hatte“, so Mattias<br />
Loretz im Rückblick auf die<br />
intensiven Jahre. Philipp Huber,<br />
selber Schüler am <strong>Kollegi</strong>, erreichte<br />
schliesslich den 5. Rang an der Junioren-WM<br />
in Seoul im Jahre 1992.<br />
Damals arbeitete Matthias Loretz<br />
bereits seit neun Jahren als Lehrer<br />
am Kolllegium Karl Borromäus. Neben<br />
seinen sportlichen Aktivitäten<br />
hatte er nämlich im Jahre 1983 an<br />
der Universität Zürich seine Ausbildung<br />
abgeschlossen. Zwei Jahre<br />
später heiratete er seine Frau<br />
Monica. Die Familie wuchs später<br />
um Tochter Carla, welche eben die<br />
Ausbildung zur Primarlehrerin beendet<br />
hat, und Sohn Marco, der<br />
gegenwärtig das <strong>Kollegi</strong> besucht.<br />
Vor allem das geographische Interesse<br />
an vulkanischen Gebirgsformationen<br />
und den angrenzenden<br />
Vegetationszonen war es<br />
schliesslich, das ihn immer stärker<br />
zu interessieren begann. „Es war<br />
die vollkommene Form mit Schönheitsfehlern<br />
des Cotopaxi-Vulkans<br />
in Ecuador, die mich zum Träumen<br />
brachte“, erinnert sich Matthias<br />
Loretz zurück ins Jahr 2001.<br />
Als er damals nämlich erstmals<br />
eine Photografie dieses eindrucksvollen<br />
Berges, der mit seinen 5897<br />
m zu den höchsten aktiven Vulkanen<br />
der Erde zählt, gesehen habe,<br />
sei für ihn festgestanden, dass er<br />
diesen Gipfel unbedingt erklimmen<br />
musste. 2002 schliesslich<br />
erfolgte zusammen mit Ehefrau<br />
Monica die Reise nach Südamerika<br />
und die Besteigung des Vulkans<br />
– für ihn auch heute noch<br />
ein unvergessliches Erlebnis.<br />
Im Jahre 2003 folgte dann mit der<br />
Besteigung des Kilimandscharos in<br />
Tansania, des höchsten Berges des<br />
afrikanischen Kontinents, ein weiterer<br />
Vulkan. Viermal hat Matthias<br />
Loretz diesen Berg mittlerweile<br />
bestiegen, also beinahe jedes Jahr<br />
einmal, und wenn er <strong>vom</strong> Aufstieg<br />
auf das „Dach Afrikas“ berichtet,<br />
wird klar, dass dieser Berg eine<br />
ganz besondere Magie ausstrahlen<br />
muss. Innerhalb relativ kurzer<br />
Dauer durchwandere man dort<br />
– statt <strong>vom</strong> Äquator nach Norden<br />
sich haltend – in der Vertikalen im<br />
Grunde alle Vegetationsstufen, beginnend<br />
<strong>vom</strong> tropischen Regenwald<br />
bis hin zum ewigen Eis auf dem<br />
Gipfel des Vulkans. „Es war eine<br />
neue Erfahrung nach den schnellen<br />
Disziplinen im Leistungssport,<br />
plötzlich etwas langsam machen zu<br />
müssen“, so Matthias Loretz. Denn<br />
die Annäherung an solche Höhenwerte<br />
müsse natürlich in gemächlichem<br />
Tempo vonstatten gehen,<br />
was einem freilich die Zeit und<br />
Musse gebe, der stetig wechselnden<br />
Pflanzen- und Tierwelt volle<br />
Aufmerksamkeit zu schenken. „Der<br />
Aufstieg zum Kilimandscharo hat<br />
daher einen ausgeprägt meditativen<br />
Charakter.“ Das Gefühl zu<br />
beschreiben, welches man nach<br />
einer Woche harten Aufstiegs beim<br />
Erreichen des Gipfels empfinde, sei<br />
kaum möglich. Da sei zum einen<br />
das Gefühl, auf einem gewaltigen<br />
schlafenden Vulkan zu stehen; zum<br />
anderen jedoch liege einem die unendliche<br />
Weite Afrikas zu Füssen.<br />
Am faszinierendsten jedoch sei,<br />
dass man die Wölbung der Erdkugel<br />
am Horizont erkennen könne.<br />
Die letzten Touren auf den Kilimandscharo<br />
hat Matthias Loretz<br />
übrigens als Leiter geführt. Da<br />
fühle er sich durchaus auch an<br />
schulische Situationen erinnert: Im<br />
Laufe des mehrtägigen Marsches<br />
käme es auch immer wieder zu<br />
Situationen, in denen man die Teilnehmer<br />
motivieren müsse; der<br />
Schule gemeinsam ist zudem, dass<br />
man einem Ziel, welches man dabei<br />
stets im Auge habe, entgegengehe.<br />
Das Wort „Höhenrausch“ fiel sodann<br />
im Gespräch und Matthias<br />
Loretz bestätigt, dass die Höhenerfahrung<br />
durchaus süchtig<br />
machen könne. Dass es ihn nach<br />
Südamerika und Afrika nunmehr in<br />
die Gebirge Asiens zieht, scheint<br />
die logische Folge. Es kommt ihm<br />
dabei zugute, dass er in diesem<br />
Jahr aus Anlass seines 25-jährigen<br />
Arbeitsjubiläums am <strong>Kollegi</strong><br />
in den Genuss eines Dienstalterurlaubs<br />
kommt. Dieses wird<br />
er daher dazu nutzen, zusammen<br />
mit seiner Frau die geografischen<br />
Kenntnisse über das Gebiet des<br />
Himalaya im Rahmen einer ausgedehnten<br />
Trekkingtour zu vertiefen.<br />
17<br />
Behörden<br />
Die Schule fördert die<br />
intellektuelle Neugier und<br />
vermittelt solide Grundkenntnisse,<br />
welche die Sozial-,<br />
Selbst- und Sachkompetenz<br />
aufbauen.<br />
Neat-InfoCenter in Erstfeld<br />
Attraktiver Ort für Besuche in <strong>Uri</strong><br />
von Adrian Zurfluh<br />
Seit Mitte März <strong>2008</strong> ist das Neat-<br />
InfoCenter in Erstfeld offen. Auf<br />
einer Fläche von über 400 Quadratmetern<br />
zeigen Modelle, Originalobjekte<br />
und audiovisuelle<br />
Medien, wie tief unter dem Gotthardmassiv<br />
der längste Tunnel der<br />
Welt entsteht. Der Bau der neuen<br />
Gotthardbahn wird dank moderner<br />
audiovisuellen Präsentationsmedien<br />
zum Erlebnis für Jung<br />
und Alt. Besondere Aufmerksamkeit<br />
richten die Besucherinnen<br />
und Besucher auf den Führerstand<br />
einer Original-Herrenknecht-Tunnelbohrmaschine.<br />
Dort können sie<br />
erleben, wie es im Herzstück der<br />
„Fabrik im Tunnel“ zu- und her-
18<br />
geht. Innerhalb der Ausstellung präsentiert sich auch<br />
der Kanton <strong>Uri</strong> mit einem eigenen, attraktiven Auftritt.<br />
Fotos mit Wilhelm Tell erinnern an den Besuch in <strong>Uri</strong><br />
und diverse Kurzfilme über den Kanton zeigen Schönheiten<br />
und Vielfalt des Gotthardkantons. <strong>Uri</strong> präsentiert<br />
sich als Tourismus-, Wirtschafts- und Wohnregion.<br />
Diese Ausstellung wird durch eine vollzeitangestellte<br />
Fachperson vor Ort begleitet. Inhaltliche Schwerpunkte<br />
bilden der Tourismus und die Wirtschaft im<br />
Kanton <strong>Uri</strong>. Der Gast soll beim Besuch des Neat-InfoCenters<br />
realisieren, dass er in <strong>Uri</strong> ist. <strong>Uri</strong> zeigt sich<br />
modern und überraschend unter dem Motto des Leitgedankens<br />
„<strong>Uri</strong> – Die Versuchung seit 1291“. Auch<br />
wenn der Besucher wegen des Jahrhundertbauwerks<br />
kommt, soll er zusätzlich <strong>vom</strong> Standortkanton des<br />
Bauwerks ein prägendes Bild mit nach Hause nehmen.<br />
Öffnungszeiten: Di - So 09.00 - 17.00 Uhr<br />
an folgenden Feiertagen bleibt das<br />
Infocenter geschlossen:<br />
- Allerheiligen, 1. bis 3.November <strong>2008</strong><br />
- Weihnachten, 22. Dezember <strong>2008</strong><br />
bis am 12.Januar 2009<br />
Anreise ÖV<br />
Das Besucherzentrum befindet sich direkt<br />
bei der Bushaltestelle Lindenried (ab Bahnhof<br />
Erstfeld Bus Auto AG Richtung Altdorf). Zu<br />
Fuss ab Bahnhof Erstfeld ca 30 Minuten.<br />
Anreise Auto<br />
Autobahnausfahrt Erstfeld Nord<br />
Kontakt<br />
Touristische Informationen<br />
TOURIST INFO URI<br />
Tel +41 (0) 41 884 72 93<br />
Fax +41(0) 41 884 72 92<br />
infocenter@uri.info<br />
Ein Bild mit Wilhelm Tell erinnert die Besucherinnen und Besucher an den Besuch im Kanton<br />
<strong>Uri</strong>. Die Bildergalerie ist im Internet unter http://besucherzentrum-uri.magix.net/ abrufbar.<br />
Baustellenführungen / Fragen zu<br />
Alptransit<br />
Alp Transit Gotthard AG<br />
Tel +41 (0) 41 884 72 90<br />
Fax +41 (0) 41 884 72 92<br />
infocenter@alptransit.ch
Verschiedenes<br />
Besuchen Sie unsere neue<br />
Webseite unter<br />
www.kollegi-uri.ch.<br />
Preisträgerinnen und Preisträger<br />
Maturaarbeiten<br />
Gesellschaftswissenschaften<br />
Hauptpreis<br />
Bissig Jeanine: „Märchen in der Psychologie“<br />
Anerkennungspreise<br />
Schuler Tabea: „ADS bei Kindern -<br />
Welche Belastungen entstehen durch ein ADS-Kind für die Familie?“<br />
Truschner Anna-Catharina: „Euthanasie - und die Würde des Menschen“<br />
Naturwissenschaften<br />
Hauptpreis<br />
Zurfluh Raphael: „Strahler im Kanton <strong>Uri</strong> -<br />
Was macht einen Kristallsucher erfolgreich?“<br />
19<br />
Anerkennungspreise<br />
Gisler Aurelia und Ludwig Christine: „Wenn Sehen und Hören<br />
geschädigt sind: Das Usher-Syndrom“<br />
Kieliger Nicole: „Wie soll ein Einkaufszentrum für Jugendliche aussehen?“<br />
Gestalten<br />
Hauptpreis<br />
Sommer Livio und Zwyer Erich: „Schwarz, Rot, Tot - Filmische Umsetzung<br />
des gleichnamigen Buches von Heidi Hassenmüller“<br />
Anerkennungspreise<br />
Arnold Florian, Altdorf: „Filmmusik - Musikalische Umrahmung<br />
<strong>vom</strong> Maturaarbeit-Film „Schwarz, Rot, Tot“<br />
Scheidegger Nathalie: „Monopoly - Das berühmte Gesellschaftsspiel<br />
für Sehende und Sehgeschädigte - Wie verändere ich ein bereits<br />
vorhandenes Spiel, damit es für Sehgeschädigte spielbar ist?“<br />
Sport / Gesundheit<br />
Hauptpreis<br />
Arnold Tobias: „Das Handy unter Jugendlichen - Welches<br />
sind die positiven Aspekte und worin bestehen die Gefahren<br />
des Handygebrauchs bei Jugendlichen?“<br />
Anerkennungspreise<br />
Gisler Dominic und Planzer Michael: „Jugendalkoholismus im Kanton <strong>Uri</strong>“<br />
Studhalter Sandra und von Rotz Petra: „Mit Kneipp zum gesünderen<br />
Leben! - Was kann Kneippen auf das Leben<br />
des Menschen von heute bewirken?“
Kommentar zum Titelbild<br />
Wahrheitsmesser<br />
Frühmorgendlicher<br />
Dialog zwischen Vater<br />
und Sohn:<br />
“Ich kan n heute nicht zur Schule.”<br />
„Warum nicht?“ „Mir geht’s nicht<br />
so gut.“ „Habt ihr heute keine Prüfung?“<br />
„Nein, ich glaube nicht.“<br />
„Bist du sicher?“ „Ich bin krank.“<br />
„Wie krank?“ „So äh, nicht gut.<br />
Ich bleibe besser zu Hause.“ „Du<br />
kannst aber nicht einfach zu Hause<br />
bleiben.“ „Doch. Ich verpasse eh<br />
nichts.“ „Das weisst du gar nicht.“<br />
„Doch.“ „Hast du nicht einfach zu<br />
wenig geschlafen?“ „Ich kann nicht<br />
früher schlafen, ich bin krank.“<br />
„Hast du Fieber?“ „Ich weiss nicht.“<br />
„Lass mich mal schauen.“ „Du hast<br />
warme Hände.“ „Ich weiss. Ich<br />
glaube, du hast kein Fieber.“ „Weiss<br />
nicht.“ „Wir können ja messen.“<br />
„Ok.“ „Was zeigt das Thermometer?“<br />
„Schau selbst.“ Du hast kein<br />
Fieber.“ „Das Thermometer lügt!“ …<br />
20<br />
Am 16. <strong>August</strong> <strong>2008</strong> feierten die Tellspiele in Altdorf Premiere.<br />
Bis am 18. Oktober <strong>2008</strong> wird „Wilhelm Tell von gegen 90 Laiendarstellerinnen<br />
und -darstellern auf der Bühne im Tellspielhaus<br />
gespielt. Regie führt der <strong>vom</strong> Einsiedler Welttheater her<br />
bekannte Volker Hesse. Er will die Macht von Schillers Worten<br />
in der Neuinszenierung eindrücklich zeigen. Volker Hesse: „Es<br />
geht uns darum, das Spielerensemble ‚hochzuqualifizieren’, indem<br />
wir den körperlichen Ausdruck, die Sprache, Gesang und<br />
Spiel weiterbringen.“ Schliesslich soll das Spielerkollektiv von<br />
der Klage und <strong>vom</strong> Schmerz eines unterdrückten Volkes erzählen.<br />
Im eigens für die Tellspiele umgestalteten Theaterraum<br />
des Tellspielhauses wird das Publikum diese Stimmung sehr<br />
nahe erfahren. Volker Hesse kümmert sich nicht um Tell-Klischees,<br />
sondern es geht ihm darum, mit den diesjährigen Tellspielen<br />
eine „lebendige Frische mit den Menschen von hier und<br />
jetzt“ auf die Bühne zu bringen. Dabei können durchaus aktuelle<br />
Parallelen entstehen, nicht zuletzt weil Freiheit und Freiheitsverlust<br />
- beispielsweise in Tibet - auch heute noch ständig<br />
in den Schlagzeilen sind und sein werden. Volker Hesse ist sicher,<br />
dass die Inszenierung <strong>2008</strong> dank der Zusammensetzung<br />
des künstlerischen Leitungsteams und der Mitwirkenden unverwechselbar<br />
wird. Übrigens bieten die Tellspiele <strong>2008</strong> auch<br />
Gelegenheit, diverse Personen mit „<strong>Kollegi</strong>-Geschichte“ auf<br />
der Bühne wiederzusehen. Ein Besuch lohnt sich bestimmt.<br />
Der Ticketverkauf läuft unter www.tellspiele-altdorf.ch<br />
Impressum<br />
<strong>Kollegi</strong><br />
Auflage 1300<br />
Erscheint 2-mal jährlich<br />
Herausgeber<br />
Verein der Ehemaligen<br />
und Freunde der<br />
<strong>Kantonale</strong>n <strong>Mittelschule</strong> <strong>Uri</strong><br />
<strong>Kantonale</strong> <strong>Mittelschule</strong> <strong>Uri</strong><br />
Gotthardstrasse 59<br />
6460 Altdorf<br />
Redaktion<br />
Verein der Ehemaligen<br />
Adrian Zurfluh<br />
<strong>Kantonale</strong> <strong>Mittelschule</strong> <strong>Uri</strong><br />
Dr. Ivo Frey, Rektor<br />
Marcel Huwyler, Prorektor<br />
Ulrich Köchli, Lehrer<br />
Anja Dahinden, Bibliothekarin<br />
Sekretariat<br />
Margrith Schranz<br />
margrith.schranz@ur.ch<br />
Tel. 041 874 77 00<br />
Layout und Gestaltung<br />
Anja Dahinden<br />
Gestaltungskonzept<br />
Michel Gogniat<br />
Druck<br />
Gamma Druck AG<br />
6460 Altdorf