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Bericht NMUN <strong>2003</strong><br />

Juni <strong>2003</strong><br />

N ATIONAL MODEL UNITED NATIONS<br />

C ONFERENCE <strong>2003</strong><br />

INHALT<br />

NMUN 2<br />

Unsere Förderer 2<br />

CoH bei der NMUN 2<br />

Erwartungen an die<br />

NMUN<br />

Lisa Schöllhammer & Kai<br />

Müller-Berner<br />

Marcel Wiedmann & Sven<br />

Röhl<br />

Cornelius Huppertz 5<br />

Die Vorbereitung 5<br />

Julia Sauer &<br />

Jens Bergstein<br />

Marcel Wiedmann & Sven<br />

Röhl<br />

Ursula Vogel &<br />

Daniel Geiger<br />

3<br />

4<br />

4<br />

6<br />

7<br />

7<br />

IN DIENSTEN DES SULTANS VON<br />

B RUNEI DARUSSALAM<br />

Vom 15. bis zum 20 April <strong>2003</strong><br />

nahm die zweite Delegation des<br />

<strong>Club</strong> <strong>of</strong> Hohenheim an der National<br />

Model United Nations Conference<br />

teil. 19 Studierende der<br />

Universitäten Hohenheim und<br />

Stuttgart vertraten das Sultanat<br />

Brunei Darussalam und die junge<br />

pazifische Inselrepublik Palau.<br />

Der Delegation gehörten Studierende<br />

mehrerer Studienrichtungen<br />

an: der Wirtschaftswissenschaften,<br />

Kommunikationswissenschaften<br />

und Politikwissenschaften.<br />

Cornelius Huppertz 8<br />

UN Study Programme 8<br />

Die Konferenz 9<br />

Julia Sauer &<br />

Jens Bergstein<br />

Lisa Schöllhammer & Kai<br />

Müller-Berner<br />

10<br />

11<br />

Melanie Motzer 12<br />

Beurteilung des<br />

Projekts<br />

Lisa Schöllhammer &<br />

Kai Müller-Berner<br />

13<br />

13<br />

Melanie Motzer 13<br />

Julia Sauer &<br />

Jens Bergstein<br />

Ursula Vogel &<br />

Daniel Geiger<br />

13<br />

14<br />

Cornelius Huppertz 15<br />

Michael Zehender 15<br />

Joo-Seuk Maing & Bernd<br />

Herrmann 15<br />

Artikel:<br />

Waibl. Kreiszeitung<br />

Artikel:<br />

Stutt. Nachrichten<br />

Die Schwedische<br />

Delegation<br />

16<br />

17<br />

18<br />

Die Teilnehmer hatten in diesem<br />

Jahr auch die Gelegenheit an einem<br />

eigens für ihre Delegation<br />

organisierten UN Study Programme<br />

im Headquarters der Vereinten<br />

Nationen in New York teilzunehmen.<br />

Im Vorfeld der NMUN<br />

Konferenz wurden sie von Referenten<br />

aus dem Sekretariat der<br />

VN zu bestimmten politischen und<br />

wirtschaftlichen Themen gebrieft.<br />

Den Delegates wird besonders das Gespräch<br />

mit der Referentin der UNICEF,<br />

Ms. Kimberly Gamble-Payne, im Gedächtnis<br />

bleiben. Sie brachte uns Leidenschaftlich<br />

die Wichtigkeit, aber auch die Grenzen<br />

der UNICEF näher und nahm sich sogar<br />

die Zeit, in den folgenden Tagen einigen<br />

Teilnehmern bei der Vorbereitung auf<br />

ihre Rolle bei der NMUN zu helfen. Auch<br />

der Deputy High Commissioner for Human<br />

Rights, Dr. Bertrand Ramchara,<br />

konnte den Hohenheimer und Stuttgarter<br />

Studierenden die Rolle der Vereinten Nationen<br />

in der Menschenrechtsproblematik<br />

näher bringen.<br />

Durch die einzigartige Gelegenheit am UN<br />

Study Programme teilzunehmen, durch<br />

den Besuch in der Ständigen Vertretung<br />

der Bundesrepublik Deutschland und<br />

dem Tagen an in der General Assemby<br />

Hall der Vereinten Nationen, wurde der<br />

Reichtum an pr<strong>of</strong>essionellen Erfahrungen<br />

und vielversprechenden persönlichen<br />

Kontakten für die Teilnehmer noch gesteigert.<br />

Die überwältigende positive Bewertung<br />

des Projektes durch die Teilnehmer, die<br />

steigende Unterstützung durch unsere<br />

Förderer, sowie das hohe Interesse der<br />

Studierenden der Stuttgarter Hochschulen,<br />

haben den <strong>Club</strong> <strong>of</strong> Hohenheim in seiner<br />

Absicht bekräftigt, das Projekt National<br />

Model United Nations als feste Institution<br />

im universitären Studienangebot zu<br />

etablieren.


Seite 2<br />

Bericht NMUN <strong>2003</strong><br />

DIE NATIONAL MODEL UNITED NATIONS<br />

CONFERENCE<br />

Das National Model United Nations (NMUN) wurde 1946<br />

als Nachfolger des 1923 gegründeten Model League <strong>of</strong><br />

Nations ins Leben gerufen. Diese<br />

Programme wandten sich zunächst<br />

an Universitätsstudenten mit dem<br />

Ziel, durch eine möglichst authentische<br />

Simulation des Völkerbundes<br />

bzw. nunmehr der Vereinten Nationen<br />

den Studierenden die Arbeit<br />

und Funktionsweisen der Inter<strong>national</strong>en<br />

Organisationen näher zu<br />

bringen. Die Popularität der Model<br />

United Nations-Programme ist über<br />

die Jahre kontinuierlich gestiegen.<br />

Inzwischen werden Planspiele dieser<br />

Art auch an Schulen abgehalten,<br />

allein in den Vereinigten Staaten<br />

nehmen heute jährlich mehr<br />

als 60.000 Schüler und Studenten an UN-Simulationen<br />

teil. Diese Entwicklung ist aber nicht auf die Vereinigten<br />

Staaten begrenzt: in mehr als 25 Staaten dieser Welt<br />

werden heute Simulationen veranstaltet.<br />

Das National Model United Nations in New York ist die<br />

größte Simulation der Vereinten Nationen der Welt. Jährlich<br />

nehmen rund 2.700 Studierende aus Nordamerika,<br />

Kanada und Asien, aber auch aus Europa an der sechstägigen<br />

Konferenz teil. Veranstalter des NMUN ist die 1946<br />

gegründete National Collegiate Conference Association,<br />

Inc., die eng mit den Vereinten Nationen zusammenarbeitet<br />

und seit 1995 als Nongovernmental Organization anerkannt<br />

ist. Das Board <strong>of</strong> Directors koordiniert und überwacht<br />

die Simulationen. Die eigentliche Vorbereitung der<br />

Konferenz übernimmt ein studentisches Organisationskomitee,<br />

das jeweils für ein Jahr gewählt wird. An der Spitze<br />

dieses Organisationskomitees steht der NMUN-Secretary<br />

General, unterstützt von einem Director-General und einem<br />

Chief <strong>of</strong> Staff.<br />

General Assembly Hall<br />

Jede teilnehmende Hochschule vertritt auf der Konferenz<br />

einen zuvor ausgewählten Mitgliedstaat der Vereinten<br />

Nationen. Angelehnt an die Realität<br />

sind die Mitgliedstaaten in<br />

unterschiedlichen Gremien der Vereinten<br />

Nationen und Sonderorganisationen<br />

vertreten. Im Vorfeld der<br />

Konferenz besteht die Aufgabe der<br />

zukünftigen Delegierten darin, sich<br />

detailliert in die Politik und Geschichte<br />

„ihres“ Landes einzuarbeiten,<br />

um möglichst wirklichkeitsgetreu<br />

während der Konferenz auftreten<br />

zu können. Darüber hinaus ist<br />

die intensive Erarbeitung der „<br />

eigenen“ Position zu den in den<br />

Committees jeweils behandelten<br />

Themen notwendig. Hilfreich erweist<br />

sich diesbezüglich die enge Zusammenarbeit mit<br />

der Botschaft und der Ständigen Vertretung (Permanent<br />

Mission to the United Nations) des vertretenen Staates<br />

in New York, der den Studenten Gelegenheit gibt, weitere<br />

Hintergrundinformationen von ranghohen Diplomaten<br />

zu erhalten.<br />

Während der fünftägigen NMUN-Konferenz wird in den<br />

einzelnen Committees um die Ausarbeitung von Resolutionen<br />

und Berichten gerungen. Hierbei wird deutlich, daß<br />

die Vorbereitung sich nicht nur auf das eigene vertretene<br />

Land beziehen darf, sondern es müssen auch Informationen<br />

über „Freunde und Feinde“ zusammengetragen<br />

werden, um bei den Verhandlungen die richtigen Partner<br />

für Gespräche gewinnen zu können. Die Delegierten werden<br />

als aktive Diplomaten gefordert, die ihre Position<br />

darstellen und durchzusetzen versuchen, und natürlich<br />

auch Kompromissen zugänglich sein müssen, stets unter<br />

Wahrung der besonderen Interessen des vertretenen<br />

Staates. Nicht zuletzt wird hier der größte Reiz der<br />

FÖRDERER DER HOHENHEIMER DELEGATION<br />

Wir bedanken uns bei den folgenden Personen, Unternehmen und Institutionen für ihre finanzielle und/oder ideelle Unterstützung<br />

unserer Teilnahme am National Model United Nations <strong>2003</strong>:<br />

Robert-Bosch-Stiftung, Stuttgart<br />

Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst des Landes Baden-Württemberg<br />

DaimlerChrysler AG, Stuttgart<br />

Universitätsbund Hohenheim e.V., Stuttgart<br />

Deutscher Akademischer Austauschdienst, München<br />

Pr<strong>of</strong>. Dr. Ansgar Belke, Universität Hohenheim<br />

Pr<strong>of</strong>. Dr. Harald Hagemann, Universität Hohenheim<br />

Pr<strong>of</strong>. Dr. Klaus Herdzina, Universität Hohenheim<br />

Landeshauptstadt Stuttgart<br />

Alexander Kreher, Koordinator Inter<strong>national</strong>e Angelegenheiten der Landeshauptstadt Stuttgart<br />

Group Programme Unit der PR-Stelle der Vereinten Nationen, New York


National Model United Nations<br />

Seite 3<br />

NMUN-Konferenz deutlich: der einzelne<br />

Delegierte muss sich und die Interessen „<br />

seines“ Landes in die Debatte einbringen<br />

und erfährt durch die Reaktion der anderen<br />

Delegierten s<strong>of</strong>ort das Resultat seiner<br />

Bemühungen. Die zuvor erarbeiteten<br />

Kenntnisse werden umgesetzt und der<br />

Lerneffekt sichtbar gemacht. Den<br />

Abschluß der Konferenz bilden die Abstimmungen<br />

der Generalversammlung<br />

bzw. des Wirtschafts- und Sozialrates ü-<br />

ber ausgewählte Resolutionen, die im<br />

Gebäude der Vereinten Nationen stattfinden.<br />

Die angenommenen Resolutionen<br />

werden anschließend dem Generalsekretär<br />

der Vereinten Nationen, K<strong>of</strong>i Annan,<br />

als Ergebnis der National Model United<br />

Nations Conference überreicht.<br />

DER CLUB OF HOHENHEIM BEI<br />

DER NMUN <strong>2003</strong><br />

Die Delegation des <strong>Club</strong> <strong>of</strong> Hohenheim<br />

nahm in diesem Jahr zum zweiten mal an<br />

der National Model United Nations Conference<br />

teil. Dieses Projekt des <strong>Club</strong> <strong>of</strong> Hohenheim<br />

wurde schnell über die Universitätsgrenzen<br />

bekannt und das Interesse<br />

an einer Teilnahme im nächsten Jahr war<br />

überwältigend.<br />

Im Sommer 2002 ermittelten wir in einem<br />

anspruchsvollen Auswahlverfahren<br />

die 20 Teilnehmer der diesjährigen Delegation.<br />

Neben einem Lebenslauf und einem<br />

Motivationsschreiben, mussten die<br />

Kandidaten auch einen Essay über das<br />

Thema „Globalization“ auf Englisch verfassen.<br />

Die Bewerbungen waren alle sehr<br />

gut und es war ersichtlich, dass sich die<br />

Kandidaten sehr viel Mühe gaben, um bei<br />

der nächsten Delegation dabei zu sein.<br />

Schließlich entschied sich das Auswahlkomitee<br />

für 20 Teilnehmer. Darunter waren<br />

5 „Veteranen“, die schon im Jahr<br />

2002 bei der Konferenz waren und die<br />

Mit der zweiten Teilnahme des <strong>Club</strong> <strong>of</strong><br />

Hohenheim am National Model United<br />

Nations waren sowohl die Erwartungen<br />

an die Konferenz, als auch an die Teilnehmer<br />

konkreter als im Jahr zuvor. Damals<br />

wurde noch ein Großteil der Zeit<br />

darauf verwendet, Fördergelder zu beschaffen<br />

und den Verein zu gründen. Im<br />

Jahr 2002 konnten die Organisatoren<br />

sich viel intensiver auf die Vorbereitung<br />

der Gruppe konzentrieren.<br />

Den Teilnehmern wurden weniger organisatorische<br />

Aufgaben übertragen, als im<br />

letzen Jahr. Dadurch konnte von ihnen<br />

ein größerer Beitrag zur Gruppenarbeit<br />

und eigenständige Komiteearbeit erwar-<br />

Ihre Erfahrungen in die neue Gruppe einbringen<br />

konnten. Die anderen 15 Teilnehmer<br />

wurden aus den Bewerbern ermittelt.<br />

Besonders erfreulich war, dass die neue<br />

Delegation viel heterogener zusammengesetzt<br />

war, als noch im vorigen Jahr. Neben<br />

dreizehn Studierenden der Wirtschaftswissenschaften<br />

waren nun auch<br />

vier Studierende der Kommunikationswissenschaften<br />

und drei Studierende der<br />

Politikwissenschaften aus der Universität<br />

Stuttgart vertreten. Die Zusammenarbeit<br />

von Studierenden verschiedener Studienrichtungen<br />

stellte sich für die Gruppe als<br />

sehr vorteilhaft heraus. Neben der inhaltlichen<br />

Bereicherung der Vorbereitung,<br />

wurden auch Freundschaften über die<br />

Fakultätsgrenzen hinweg geschlossen.<br />

Schließlich bekam auch der <strong>Club</strong> <strong>of</strong> Hohenheim<br />

viele neue und engagierte Mitglieder,<br />

die eigene Projekten, wie den Debating<br />

<strong>Club</strong>, in den Verein einbrachten.<br />

E RWARTUNGEN AN DIE NMUN<br />

tet werden.<br />

Als ‚Lohn‘ für ihr Engagement konnten<br />

sie eine inter<strong>national</strong>e Konferenz unter<br />

authentischen Bedingungen erleben. Sie<br />

sollten die Chance bekommen, ihre<br />

sprachlichen Fähigkeiten zu verbessern<br />

und den interkulturellen Umgang zu ü-<br />

ben. Wo sonst bekommen Studierende<br />

die Gelegenheit vor einem Publikum von<br />

300 Menschen aus 14 Nationen eine<br />

improvisierte Rede zu halten? In den Komitees<br />

konnten sie ihr Wissen aus dem<br />

Studium an einzelnen Themen pratkisch<br />

anwenden und nach Lösungen und Kompromissen<br />

suchen.<br />

Die Repräsentation der beiden Länder<br />

Den Abschluss der<br />

Konferenz bilden die<br />

Abstimmungen der<br />

Generalversammlung<br />

bzw. des Wirtschafts--<br />

und Sozialrates über<br />

ausgewählte<br />

Resolutionen, die im<br />

Gebäude der Vereinten<br />

Nationen stattfinden.


Seite 4<br />

Bericht NMUN <strong>2003</strong><br />

Brunei Darussalam und Palau sollte den<br />

Delegates Verständnis für die Kultur und<br />

Politik bisher unbekannter Regionen näher<br />

bringen. Das authentische Vertreten<br />

der Politik der beiden Länder, auch gegen<br />

die eigenen Überzeugungen und Wertvorstellungen,<br />

sollte eine besondere Probe<br />

für das spätere Berufsleben darstellen<br />

und die Fähigkeiten der Teilnehmer zum<br />

Argumentieren und Verhandeln stärken.<br />

Schließlich konnten sie einen tiefen Einblick<br />

in die Aufgaben und Funktionsweise<br />

der Vereinten Nationen gewinnen und<br />

hinter die Kulissen der aktuellen Weltpolitik<br />

schauen. Leider können Studierende<br />

solche Erfahrungen während ihres Studiums<br />

nur selten machen. Das Projekt National<br />

Model United Nations des <strong>Club</strong> <strong>of</strong><br />

Hohenheim macht es möglich!<br />

ERWARTUNGEN:<br />

L ISA SCHÖLLHAMMER & KAI MÜLLER- B ERNER<br />

„Endlich bekamen wir<br />

die Gelegenheit, im<br />

Studium erworbene<br />

Kenntnisse<br />

wirtschaftlicher und<br />

politischer Art, in<br />

einem inter<strong>national</strong>en<br />

Rahmen umzusetzen.“<br />

Weil man allgemein schon viel über<br />

NMUN gehört hatte und durch die Vorbereitung<br />

noch viel dazu lernte, hatten wir<br />

folgende Erwartungen<br />

an die Konferenz und<br />

unseren Aufenthalt in<br />

New York, der ja außer<br />

der Konferenz auch<br />

noch das UN Study Programme<br />

und ein Besuch<br />

der Deutschen<br />

Botschaft umfasste:<br />

Erweiterung und Vertiefung<br />

des Wissens über<br />

die UNO;<br />

Auf „praktische und<br />

spielerische“ Weise die<br />

inter<strong>national</strong>e Politik<br />

kennen lernen;<br />

Das zu repräsentierende<br />

Land studieren und<br />

in die Rolle eines Botschafter<br />

dieses Landes<br />

schlüpfen;<br />

sich einmal selbst an<br />

(potentiellen) Lösungen<br />

Kai Müller-Berner<br />

der großen und kleinen Weltprobleme<br />

versuchen;<br />

sprachliche und rhetorische Fähigkeiten<br />

trainieren und ausbauen<br />

durch formelle<br />

und informelle Diskussionen<br />

(kleine Referate,<br />

Reden-halten,<br />

Verhandlungen) und<br />

durch das Schreiben<br />

von „Position Papers“<br />

und „Resolutionen“ –<br />

natürlich alles auf<br />

Englisch;<br />

Zusammenarbeit in<br />

der Vorbereitung mit<br />

den anderen Delegationsmitgliedern<br />

und<br />

während der Konferenz<br />

mit anderen Delegierten<br />

aus aller<br />

Welt;<br />

erste Erfahrungen auf<br />

dem „diplomatischen<br />

Parkett“ machen.<br />

E RWARTUNGEN:<br />

M ARCEL WIEDMANN & SVEN RÖHL<br />

Die Gelegenheit zu bekommen, am Projekt<br />

NMUN teilzunehmen, hat uns von<br />

Anfang an in Spannung versetzt. Endlich<br />

bekamen wir die Gelegenheit, im Studium<br />

erworbene Kenntnisse wirtschaftlicher<br />

und politischer Art, in einem inter<strong>national</strong>en<br />

Rahmen umzusetzen. Durch frühere<br />

Praktika in New York hatten wir bereits<br />

vor der Konferenz Kontakt mit Mitarbeitern<br />

der Vereinten Nationen und konnten<br />

dabei erste Einblicke in deren Arbeit bekommen.<br />

Die NMUN schien daher eine<br />

ideale Möglichkeit, selbst einmal hautnah<br />

erste Erfahrungen auf dem diplomatischen<br />

Parkett zu sammeln. Ein zusätzlicher<br />

Anreiz für uns war, wieder etwas<br />

Neues auszuprobieren. Neben der bloßen<br />

Tätigkeit war es auch ein großer Anreiz,<br />

Studenten aus der gesamten Welt zu treffen<br />

und mit ihnen die verschiedenen<br />

Blickwinkel, sowohl die gestellten Themen<br />

als auch aktuelle weltpolitische Geschehnisse,<br />

zu diskutieren. Ein zusätzlicher<br />

Ansporn bestand darin, die bereits<br />

erworbenen Englischkenntnisse in einem<br />

diplomatischen Umfeld zu vertiefen.


National Model United Nations<br />

Seite 5<br />

E RWARTUNGEN:<br />

C ORNELIUS HUPPERTZ<br />

Die Erwartungen an die Veranstaltungen<br />

waren groß. Die Reputation der Veranstaltung,<br />

die Verhandlungen an Originalschauplätzen<br />

ließen einiges erwarten. Die<br />

Hauptmotivation am NMUN <strong>2003</strong> teilzunehmen<br />

war, das Funktionieren und den<br />

Geist der Vereinten Nationen hautnah<br />

mitzubekommen. Zusätzliche Motivation<br />

war das Treffen mit Gleichgesinnten.<br />

Auch konnte man die inhaltliche Auseinandersetzung<br />

mit den großen Themen,<br />

die die Menschheit bewegen, erwarten.<br />

Cornelius Huppertz im Gespräch mit den Teilnehmern der Bundeswehruniversität Hamburg und am Rednerpult<br />

in der General Assembly Hall<br />

V ORBEREITUNG AUF DIE NMUN<br />

In diesem Jahr stand uns Lisa McDonald<br />

leider nicht mehr als Coach zur Seite. Die<br />

Vorbereitung übernahmen somit zwei<br />

Studenten, die schon zwei bzw. drei mal<br />

bei der NMUN dabei waren: Nils Hendrik<br />

Hertz und Sascha<br />

Markovic.<br />

In diesem Jahr stand<br />

uns deutlich mehr<br />

Zeit für die Vorbereitung<br />

zur Verfügung.<br />

Im August wurden die<br />

neuen Delegates ausgewählt<br />

und Anfang<br />

Oktober fand das erste<br />

Treffen statt, bei<br />

dem die Präferenzen<br />

für die Länder abgegeben<br />

wurden, die wir<br />

gerne vertreten hätten.<br />

Brunei Darussalam und Palau gehörten<br />

nicht gerade zu unseren Wunschkandidaten,<br />

aber wie einer unserer Delegates<br />

sagte: Es gibt keine uninteressanten<br />

Länder!<br />

Die Vorbereitung begann mit dem Semesteranfang.<br />

Die Treffen fanden jede Zweite<br />

Woche statt. Zu beginn wurden die Teilnehmer<br />

mit dem System und der Funkti-<br />

Saskia Bosch während der Konferenz.<br />

onsweise der Vereinten Nationen vertraut<br />

gemacht. Als im November die uns zugewiesenen<br />

Länder feststanden, wurden<br />

die Komitees innerhalb der Gruppe verteilt.<br />

An einigen Komitees gab es mehr<br />

Interesse als an anderen,<br />

sodass über die<br />

Besetzung der begehrten<br />

Komitees anhand<br />

der Bewerbungsreden<br />

der Aspiranten<br />

entschieden<br />

wurde.<br />

Mit der Vereilung der<br />

Komitees begann<br />

auch der eigentliche<br />

Teil der Arbeit. Die<br />

Delegates mussten<br />

sich mit den jeweils<br />

drei vorgegebenen<br />

Themen der Komitees vertraut machen<br />

und die Positionen der jeweiligen Länder<br />

erkunden. Resultat dieser Arbeit stellten<br />

die Position Papers dar. Sie beinhalteten<br />

die Positionen der Länder zu den einzelnen<br />

Themen der Komitees und stellten<br />

somit einen Leitfaden für die Verhandlungen<br />

bei der NMUN dar.<br />

Neben Recherche in den Komitees wurden<br />

auch die Verfahrensregeln, die Rules<br />

Brunei Darussalam<br />

und Palau gehörten<br />

nicht gerade zu unseren<br />

Wunschkandidaten,<br />

aber wie einer unserer<br />

Delegates sagte: Es gibt<br />

keine uninteressanten<br />

Länder!


Seite 6<br />

Bericht NMUN <strong>2003</strong><br />

<strong>of</strong> Procedure, eingehen geübt. Bei mehreren<br />

Übungssimulationen und bei unserer<br />

Teilnahme am Tübingen Model United<br />

Nations lernten die Delegates die Regeln<br />

nach denen die Debatten bei der NMUN<br />

ablaufen sollten. Auch das Halten von<br />

Reden und das Verhandeln und verfassen<br />

von Resolutionen wurden intensiv<br />

geübt.Neben der Inhaltlichen Vorbereitung<br />

war auch viel Organisatorisches zu<br />

erledigen. Die Suche nach Fördergeldern<br />

gestaltete sich in diesem Jahr einfacher,<br />

da wir schon die Ergebnisse aus dem letzten<br />

Jahr vorweisen konnten.<br />

Zusätzlich zur Konferenz wurde auch das<br />

UN Study Programme für die Hohenheimer<br />

Delegation organisiert. Die Öffentlichkeitsabteilung<br />

der Vereinten Nationen<br />

war sehr zuvorkommend und hatte für<br />

uns eine exzellente Vortragsreihe zusammengestellt.<br />

„In Protokollen der<br />

UN glänzte der<br />

Vertreter von Palau<br />

allerdings nicht sehr:<br />

Palau was absent the<br />

whole time- und daran<br />

wollten wir uns kein<br />

Beispiel nehmen!“<br />

In der General Assembly Hall: Bernd Herrmann, Saskia Bosch, Sascha Markovic, Tillmann<br />

Schlegel und Jan Lachenmayer<br />

V ORBEREITUNG:<br />

J ULIA SAUER & JENS BERGSTEIN<br />

Die Vergabe der Komitees und die Verteilung<br />

unserer Delegierten auf die beiden<br />

Länder Brunei und Palau gestaltete<br />

sich als sehr konstruktiv. Jeder Delegierte<br />

begründete seine Präferenz von<br />

Land und Komitee in einer Rede, welche<br />

selbstverständlich auf englisch<br />

gehalten werden musste. Letzten Endes<br />

konnte jeder das Land vertreten,<br />

auf das er sich (intern) beworben hatte...<br />

Die Vorbereitungen auf die Themen der<br />

General Assembly Plenary gestalteten<br />

sich durchwegs nicht einfach. Zunächst<br />

galt es sich auf das jeweilige Land im<br />

Allgemeinen vorzubereiten, d.h. die politische,<br />

wirtschaftliche und soziale Lage<br />

und Problemstellungen der Länder<br />

zu analysieren. Tagelange (Internet-)<br />

Recherche gehörte genauso zu den<br />

Vorbereitungen wie der Austausch mit<br />

den anderen Teilnehmern unserer<br />

Gruppe, die dasselbe Land in einem<br />

anderen Komitee vertraten. Es stellte<br />

sich die Herausforderung die Interessen<br />

seines Landes möglichst realitätsgetreu<br />

zu vertreten. In Protokollen der<br />

UN glänzte der Vertreter von Palau allerdings<br />

nicht sehr: Palau was absent<br />

the whole time- und daran wollten wir<br />

uns kein Beispiel nehmen!


National Model United Nations<br />

Seite 7<br />

V ORBEREITUNG:<br />

M ARCEL WIEDMANN & SVEN RÖHL<br />

Noch bevor die Länder an die verschiedenen<br />

Universitäten vergeben wurden, hatten<br />

wir damit begonnen, uns in zweiwöchentlichen<br />

Treffen mit den Grundstrukturen<br />

der Vereinten Nationen und<br />

den zugehörigen<br />

Unterorganisationen<br />

vertraut zu<br />

machen. Nachdem<br />

wir unsere<br />

beiden Länder –<br />

Brunei Darussalam<br />

und Palau –<br />

zugeteilt bekamen,<br />

konnten<br />

wir damit beginnen<br />

die einzelnen<br />

Komitees<br />

zu bilden. Unser<br />

nächster Schritt<br />

in der Vorbereitung<br />

auf die Simulation<br />

bestand<br />

in erster Linie darin, sich mit den<br />

von der NMUN-Organisation zur Verfügung<br />

gestellten Background Guides auseinander<br />

zu setzen. Von da an wurden<br />

die Treffen der Gruppe hauptsächlich dazu<br />

genutzt, die einzelnen Problemekreise<br />

der Komitees den anderen Delegierten<br />

Da Palau als kleines Land im Pazifik nicht<br />

unbedingt täglich in den Schlagzeilen<br />

steht, habe ich mich zunächst – vor allem<br />

im Internet, da es kaum Bücher gibt - ü-<br />

ber das Land informiert. Daraufhin habe<br />

ich bei den Gruppentreffen die Möglichkeit<br />

genutzt mit den anderen Repräsentanten<br />

Palaus über „<br />

unser“ Land zu diskutieren.<br />

Dies war sehr<br />

interessant, da es unterschiedliche<br />

Informationsquellen<br />

und –<br />

inhalte gab. Der Informationsaustausch<br />

sollte<br />

zu einer einheitlichen<br />

Darstellung des<br />

Landes führen. Dabei<br />

wurde auch besprochen,<br />

welche Themen<br />

vorzustellen und die Position der vertretenen<br />

Länder zu diskutieren. Darüber hinaus<br />

wurden auch die so genannten „rules<br />

<strong>of</strong> procedure“, also quasi die Ge schäftsordnung<br />

der Vereinten Nationen, detailliert<br />

einstudiert<br />

und diskutiert.<br />

Dabei konnte<br />

auch eine weitere<br />

wichtige Voraussetzung<br />

für<br />

den Erfolg des<br />

Projekts geübt<br />

werden - das<br />

Sprechen vor<br />

Menschen über<br />

die an sich unbekannten<br />

Themen<br />

und He r-<br />

a u s-<br />

forderungen.<br />

Dies war vor<br />

allem deshalb<br />

sehr hilfreich, weil man sich in unserem<br />

kleinen Personenkreis und der damit beschränkten<br />

Rednerzahl in der Argumentation<br />

für den jeweiligen Standpunkt üben<br />

musste, was für die späteren Debatten<br />

im „großen Rahmen“ sehr wichtig war.<br />

Marcel Wiedmann und Sven Röhl<br />

V ORBEREITUNG:<br />

U RSULA VOGEL & DANIEL GEIGER<br />

wir auf keinen Fall behandeln wollten.<br />

Als Highlight der Vorbereitungszeit empfand<br />

ich die Teilnahme an einer UN-<br />

Simulation in Tübingen. Hierfür war es<br />

sehr hilfreich, dass wir „Stuttgarter“ die „<br />

Rules <strong>of</strong> Procedures“ zuvor bei einer internen<br />

Simulation einstudiert hatten. Bei<br />

der Simulation in<br />

Tübingen war auch<br />

schon etwas Inter<strong>national</strong>ität<br />

geboten,<br />

da einige Austauschstudenten<br />

an<br />

dem Treffen teilnahmen.<br />

Es hat<br />

Spaß gemacht, die<br />

Meinung des zugeteilten<br />

Landes zu<br />

vertreten und mit<br />

den anderen zu diskutieren.<br />

Ursula Vogel und Daniel Geiger beim „Caucusing“<br />

„Die Vorbereitung<br />

unsere NMUN-<br />

Gruppe wurde von<br />

den „alten Hasen“, die<br />

bereits NMUN-<br />

Erfahrung hatten,<br />

vorgenommen. Dadurch<br />

wurde uns ein sehr<br />

authentisches Bild<br />

dessen vermittelt, was<br />

uns in New York<br />

erwarten sollte.“


Seite 8<br />

Bericht NMUN <strong>2003</strong><br />

V ORBEREITUNG:<br />

C ORNELIUS HUPPERTZ<br />

Die Vorbereitung unsere NMUN-Gruppe<br />

wurde von den „alten Hasen“, die bereits<br />

NMUN-Erfahrung hatten, vorgenommen.<br />

Dadurch wurde uns ein sehr authentisches<br />

Bild dessen vermittelt, was uns in<br />

New York erwarten sollte. 14-tägig trafen<br />

wir uns, um uns inhaltlich und rhetorisch<br />

auf das Event vorzubereiten. Zunächst<br />

ging es allgemein um die VN, dann um<br />

die Regeln und schließlich um inhaltliche<br />

Aspekte, die einzelnen Komitees betreffen.<br />

Neben der allgemeinen Vorbereitung<br />

war jedes Komitee damit beschäftigt, seine<br />

Themenkomplex zu erarbeiten, die<br />

Position seines Landes zu studieren und<br />

für die Verhandlungen zu fixieren.<br />

Vergleichsweise schwierig gestaltete sich<br />

die Recherche über die Inselrepublik Palau<br />

und ihre Haltung im der UNCTAD. Aufgrund<br />

des Assoziierungsabkommen mit<br />

den Vereinigten Staaten und des Status<br />

als „Small Island State“ wurde eine Position<br />

formuliert, die zwischen der Supermacht<br />

auf der einen Seite und den besonderen<br />

Bedürfnissen eines Zwergstaates<br />

auf der anderen Seite Rechnung<br />

trägt. Das war besonders im Bereich der<br />

Agrarpolitik nicht leicht und ließ für die<br />

Verhandlungen eine diplomatische<br />

Grandwanderung erwarten.<br />

DAS UN STUDY PROGRAMME<br />

„Zum Thema<br />

Menschenrechte wurden<br />

wir von keinem<br />

geringeren als dem<br />

Deputy High<br />

Cimmissioner for<br />

Human Rights Dr.<br />

Bertrand Ramcharan<br />

unterrichtet.“<br />

Vor der eigentlichen Konferenz nahm die<br />

Hohenheimer Delegation am 10. Und 11.<br />

April an einem UN Study Programme teil.<br />

Die Öffentlichkeitsabteilung der Vereinten<br />

Nationen bietet für interessierte<br />

Gruppen ein maßgeschneidertes Briefing-<br />

Programm an, das wir uns nicht entgehen<br />

lassen wollten. Entsprechend unserer<br />

Komitees wurden wir zu den Themen<br />

Inter<strong>national</strong>er Handel, Abrüstung, Armut,<br />

UNICEF,<br />

Menschenrechte<br />

und Umweltschutz<br />

gebrieft.<br />

Nach einer Führung<br />

durch das<br />

Gebäude der<br />

Vereinten Nationen<br />

wurden wir<br />

von Mr. Ringfang<br />

Wong, einem<br />

Senior Economic<br />

Affairs Officer<br />

aus dem Department<br />

for Economic<br />

and Social<br />

Affairs (DESA),<br />

über das Thema Inter<strong>national</strong>er Handel<br />

und die Aktivitäten der Vereinten Nationen<br />

auf diesem Feld unterrichten. Ms.<br />

Shannon O‘Brian aus dem Departement<br />

<strong>of</strong> Political Affairs (DPA) des UN-<br />

Sekretariats erläuterte die neuesten Entwicklungen<br />

auf dem Gebiet der Abrüstung<br />

und ging, zu unserer Überraschung,<br />

auch ausführlich und <strong>of</strong>fen auf den aktuellen<br />

Krieg im Irak ein.<br />

Ms. Felice Llamas aus dem Department<br />

for Social and Economc Affairs (DESA)<br />

des UN-Sekretariats brachte uns die<br />

wichtige und <strong>of</strong>t unterschätzte Rolle der<br />

Vereinten Nationen bei der Armutsbekämpfung<br />

näher. Genauso lernten wir<br />

von Mr. Jim Sniffen vom United Nations<br />

Environment Programme (UNEP) viel über<br />

die aktuellen<br />

Stand der Inter<strong>national</strong>en<br />

Umweltpolitik<br />

und<br />

über die großen<br />

Probleme, denen<br />

sich die Vereinten<br />

Nationen<br />

bei der Durchsetzung<br />

der ausgehandel<br />

ten<br />

Abkommen gegenübersehen.<br />

Den Größten<br />

Eindruck auf die<br />

Nils Hertz (rechts) beim Verhandeln einer Resolution.<br />

Teilnehmer hinterlies<br />

das Gespräch<br />

mit Ms. Kimberly Gamble-Payne<br />

vom UNICEF. Sie schaffte es, bei diesem<br />

emotionalen Thema, sehr leidenschaftlich<br />

die Arbeit ihrer Organisation zu schildern.<br />

Die wichtige Arbeit der Unterorganisationen<br />

geht in der aktuellen Diskussion<br />

um die Ineffizienz des Sicherheitsrates<br />

häufig unter. Ms. Kimberly Gamble-Payne


National Model United Nations<br />

Seite 9<br />

machte jedoch deutlich, dass die Vereinten Nationen<br />

nicht nur aus dem Sicherheitsrat bestehen und bei allen<br />

Mängeln die die Organisation besitzt, ihre Arbeit überlebensnotwendig<br />

für Millionen von Menschen ist.<br />

Schließlich wurden wir zum Thema Menschenrechte von<br />

keinem geringeren als dem Deputy High Cimmissioner<br />

for Human Rights Dr. Bertrand Ramcharan unterrichtet.<br />

Zur Zeit übt Dr. Ramcharan das Amt des Hohen Kommissars<br />

für Menschenrechte der Vereinten Nationen aus,<br />

nachdem sein Vorgesetzter zum Sonderbeauftragten der<br />

VN im Irak ernannt wurde. Dr. Ramcharan konnte uns<br />

aus der ersten Hand von den schwierigen Beziehungen<br />

innerhalb der Kommission für Menschenrechte der VN<br />

berichten. Neu für die Teilnehmer war auch die hohe Rolle,<br />

die die Promotion der Menschenrechte im System der<br />

VN genießt. Neben der Wahrung des Friedens und der<br />

Entwicklungsarbeit gehört die Verteidigung und Promotion<br />

der Menschenrechte zu den Hauptaufgaben der Vereinten<br />

Nationen.<br />

Tillmann Schlegel und Sascha Markovic<br />

DIE KONFERENZ IN NEW YORK<br />

Die National Model United Nations Conferenz 2002 fand<br />

vom 15. bis 19. April <strong>2003</strong> im Hilton New York Hotel<br />

statt. Die Abschlussveranstaltung der Konferenz fand im<br />

Hauptquartier der Vereinten Nationen am East River<br />

statt. Die Sitzungen während der Konferenz wurden in<br />

den weitläufigen Tagungsräumen des Hilton Hotels ab-<br />

gehalten. Wichtig für die informellen Gespräche unter<br />

den Delegierten war es auch, dass alle Delegationen im<br />

Hilton New York untergebracht waren, was die Arbeit an<br />

Resolutionen auf den Gängen und Zimmern bis tief in<br />

die Nacht begünstigte.<br />

Tuesday, 15. April<br />

6:00 pm – 7:00 pm Opening Ceremony<br />

800 pm – 11:00 pm Committee Sessions<br />

11:00 pm Head Delegates Meeting<br />

Wednesday, 16. April<br />

9:00 am – 2:00 pm Mission Briefings<br />

2:00 pm – 11:00 pm Committee Sessions<br />

11:00 pm Head Delegates Meeting<br />

Thursday, 17. April<br />

8:00 am – 11:00 pm Committee Sessions<br />

11:00 pm Head Delegates Meeting<br />

Friday, 18. April<br />

8:00 am – 6:00 pm Committee Sessions<br />

Saturday, 19. April<br />

9:00 am – 4:30 pm General Assembly<br />

5:00 pm – 6:15 pm Closing Ceremony


Seite 10<br />

Bericht NMUN <strong>2003</strong><br />

Der Verlauf der Konferenz gestaltete sich<br />

für die Teilnehmer unterschiedlich, abhängig<br />

vom Thema, der eigenen Vorbereitung<br />

und der Vorbereitung der anderen<br />

Delegierten, der Größe und Zusammensetzung<br />

der Komitees und schließlich<br />

vom eigenen Engagement. Grundsätzlich<br />

lässt sich sagen dass die Delegierten aus<br />

kleineren Komitees bessere Erfahrungen<br />

machten, da sie sich dort viel leichter zurechtgefunden,<br />

aber auch viel intensiver<br />

Ihre Rolle erlebt haben. Spät nachts, am<br />

Ende der Verhandlungen, fanden sich<br />

stets die Delegationen Grenadas und Libanons<br />

zusammen, um ihre Erfahrungen<br />

über den vergangenen Tag auszutauschen<br />

und mögliche Kurskorrekturen in<br />

den Verhandlungsstrategien vorzunehmen.<br />

K ONFERNEZ:<br />

J ULIA SAUER & JENS BERGSTEIN<br />

„Die Interessen von<br />

191 Staaten der Welt,<br />

die <strong>of</strong>t gegenläufig,<br />

widersprüchlich und<br />

konfliktträchtig sind,<br />

müssen in Einklang<br />

oder zu mindestens auf<br />

den kleinsten<br />

gemeinsamen Nenner<br />

gebracht werden.“<br />

Neben dem Blick über <strong>national</strong>e Politik<br />

hinaus erfahren wir die Realität, die wir<br />

sonst nur durch die Medien wahrnehmen<br />

durch den Einblick in die Funktionsweisen<br />

ihrer wichtigsten Organe. Wir leben<br />

Politik am Ort ihres Geschehens, spielen<br />

sie nach, werden mit Problemen konfrontiert,<br />

die uns im „normalen“ universitären<br />

Leben nicht begegnen.<br />

Die General Assembly<br />

Plenary setzt sich aus<br />

Vertretern aller Mitgliedsstaaten<br />

zusammen.<br />

Mit 191 Mitgliedern<br />

ist sie eines der<br />

größten Organe der Vereinten<br />

Nationen. Die<br />

Problematik, die hierbei<br />

gleich erkennbar wird:<br />

die Interessen von 191<br />

Staaten der Welt, die <strong>of</strong>t<br />

gegenläufig, widersprüchlich<br />

und konfliktträchtig<br />

sind, müssen in<br />

Einklang oder zu mindestens<br />

auf den kleinsten<br />

gemeinsamen Nenner<br />

gebracht werden.<br />

Dass dieser Nenner nicht<br />

selten wirklich klein ist, lassen einige von<br />

den Vereinten Nationen verabschiedete<br />

Resolutionen erkennen.<br />

Die erste Sitzung der General Assembly<br />

Plenary gestaltete sich sehr dynamisch.<br />

Thema Nummer eins auf der Agenda war<br />

die Festlegung der Reihenfolge der Themen,<br />

über die diskutiert werden sollte.<br />

Nach der Aufstellung einer Rednerliste<br />

begann die Diskussion über das Für und<br />

Wider der präferierten Agendas. Nach<br />

anfänglichen Diskrepanzen und Szenen<br />

wie an der Wallstreet zeichnete sich zumindest<br />

der Konsens ab dem Thema E-<br />

Government die dritte Priorität zuzuwei-<br />

sen. Nach einem langen Tag, welcher geprägt<br />

war von der Überredungskunst der<br />

Erfahrenen und einer schließlich sehr<br />

knappen Abstimmung entschied die<br />

Mehrheit der Staaten für das setting <strong>of</strong><br />

the agenda in the following order: 1,2,3,<br />

was bedeutete, dass am zweiten Sitzungstag<br />

die Diskussion über das Thema<br />

“Preventing and Combating<br />

the Inter<strong>national</strong><br />

Flow <strong>of</strong> Illicit Funds<br />

within the Inter<strong>national</strong><br />

Business and Trade Regime”<br />

eröffnet war.<br />

Während der zahlreichen<br />

Verhandlungs- und<br />

Diskussionsrunden bildeten<br />

sich zunächst viele<br />

kleinere Staatengruppen.<br />

Palau schloss sich<br />

zunächst mit weiteren<br />

Pazifischen Inseln zusammen.<br />

Zur Gruppe<br />

der kleinen Inselstaaten<br />

stießen im Laufe der<br />

Zeit noch die Karibischen<br />

Inseln hinzu. In<br />

Julia Sauer<br />

kleinem Kreise, der<br />

letzten Ende doch rund<br />

15 Staaten umfasste, wurde eine Resolution<br />

entwickelt, welche speziell die Belange<br />

kleiner Inselstaaten, d.h. auf die Unterstützung<br />

durch hochentwickelte Länder,<br />

die Herausstellung der Interessen von<br />

Inselstaaten im Bereich des Umweltschutz<br />

u.a. fokussierte. Palau, als Protektorat<br />

der Vereinigten Staaten und somit<br />

an deren Interessen orientiert, konnte<br />

eigene Interessen und Vorschläge in die<br />

Resolution mit einbringen, die z.T. auch<br />

denen der Vereinigten Staaten zuwider<br />

liefen, hauptsächlich im Bereich der Umweltpolitik,<br />

denn Palau ist Befürworter<br />

des Kyoto- Protokolls.


National Model United Nations Seite 11<br />

K ONFERENZ:<br />

L ISA SCHÖLLHAMMER & KAI MÜLLER- B ERNER<br />

Die OIC wurde bei der NMUN <strong>2003</strong> das<br />

erste Mal simuliert. Im Vergleich zu anderen<br />

Komitees waren wir ein kleines Komitee.<br />

Ungefähr 70 Delegierte drängten<br />

sich in unserem kleinen Konferenzraum<br />

im Hilton-Hotel. Dies ermöglichte eine<br />

hohe Produktivität. Wir waren am Ende<br />

eines der wenigen Komitees, das zwei<br />

Themen bearbeitet hatte. Eine interessante<br />

Nebenbemerkung zur Zusammensetzung<br />

des Komitees: Ich hatte das Gefühl,<br />

dass außergewöhnlich viele Delegierte<br />

„ich echt“ arabischer Herkunft waren.<br />

Vielleicht hat das zur Qualität des<br />

Komitees beigetragen. Auf jeden Fall war<br />

es eine atmosphärische Bereicherung,<br />

dass einige Delegierte ihre Reden zum<br />

Teil auf Arabisch gehalten haben.<br />

Die Agenda wurde nach vierstündigen<br />

Verhandlungen in genau der oben beschriebenen<br />

Reihenfolge festgelegt.<br />

Ursprünglich war unser Plan, vor allem<br />

beim zweiten Thema (Wirtschaft) mit den<br />

anderen ASEAN-<br />

S t a a t e n<br />

(Association <strong>of</strong><br />

the South-East-<br />

Asian Nations)<br />

zusammenzuarbeiten.<br />

Doch<br />

zum ersten Thema<br />

hat Brunei<br />

keine starke eigene<br />

Meinung.<br />

Wir beschränkten<br />

uns anfangs<br />

darauf unsere<br />

moderate Position<br />

innerhalb der<br />

islamischen Gemeinschaft<br />

darzustellen,<br />

haben aber dann später eine<br />

aktive Rolle bei der Vereinigung einer eigenen<br />

Resolution mit mehreren anderen<br />

gespielt. Wichtige Empfehlungen unserer<br />

ursprünglichen Resolution, wie z.B. den<br />

stufenweisen Rückzug der israelischen<br />

Besatzungsarmee aus den Besetzten Gebieten<br />

und die Beteiligung des Quartetts<br />

(EU, USA, UNO, Russland) an den Friedensverhandlungen,<br />

konnte nach zähmen<br />

Ringen erhalten bleiben. Insgesamt<br />

waren die Verhandlungen über das erste<br />

Thema aber von einem breiten Konsens<br />

geprägt. Die Eskalation des Konflikts zwischen<br />

Israel und den Palästinenser wurde<br />

immer wieder mit Besorgnis festgestellt,<br />

die israelische Besatzungsmacht<br />

Eva Mayerhöffer und Lisa Schöllhammer<br />

verurteilt, Solidarität mit den Palästinensern<br />

bekundet und Zugang zu allen heiligen<br />

Stätten gefordert. Es konnten vier<br />

Resolutionen verabschiedet werden, die<br />

jeweils einen anderer Schwerpunkt des<br />

Themas beleuchteten: Wirtschaftshilfe für<br />

Palästina, Lösung der Flüchtlingsfrage,<br />

Bildung eines Staates Palästina in den<br />

Grenzen von 1967 und mindestens einen<br />

inter<strong>national</strong>en Status für Ost-Jerusalem.<br />

Wichtigster und viel gefragter Ansprechpartner<br />

in allen Gespräch waren natürlich<br />

die Vertreter von Palästina, die in der OIC<br />

vollwertigen Mitgliedsstatus genießen, im<br />

Gegensatz zu der gesamten UNO.<br />

Für das zweite Thema haben wir beschlossen,<br />

dass Brunei sich auf das islamische<br />

Bankensystem konzentrieren<br />

wird, da der Sultan von Brunei „in echt“ in<br />

seinem Land eine große islamische Bank<br />

errichten ließ und das System bewirbt.<br />

Gemeinsam mit Bangladesh und Thailand<br />

haben wir als treibende Kraft eine<br />

Resolution verfasst,<br />

die den<br />

Ausbau und die<br />

Diskussion des<br />

islami schen<br />

Bankensystems<br />

als Alternative<br />

zum westlichen<br />

Modell in der<br />

islamischen<br />

Welt anregt. Wir<br />

konnten Unerstützung<br />

und<br />

Wohlwollen für<br />

die Resolution<br />

finden und sie<br />

wurde mit überwältigender<br />

Mehrheit angenommen. Brunei hat außerdem<br />

eine Resolution begrüßt, die eine<br />

Zusammenarbeit zwischen den ölproduzierenden<br />

Ländern enthält. Weitere Resolutionen<br />

beschäftigten sich mit der Schaffung<br />

eines „Islamic Common Market“,<br />

vergleichbar mit der Europäischen Union<br />

und allgemein mit der Bildung von Freihandelszonen<br />

zwischen islamischen Ländern.<br />

Außerdem wurde die Entwicklungshilfe<br />

thematisiert und in diesem Zusammenhang<br />

Gedanken zur Reform der WTO<br />

und des IWF formuliert.<br />

Insgesamt kann man von einer durchaus<br />

fruchtbaren Zusammenarbeit in diesem<br />

Komitee sprechen. Als etwas seltsam<br />

empfanden wir die allgemein politische<br />

„Gemeinsam mit<br />

Bangladesh und<br />

Thailand haben wir als<br />

treibende Kraft eine<br />

Resolution verfasst, die<br />

den Ausbau und die<br />

Diskussion des<br />

islamischen<br />

Bankensystems als<br />

Alternative zum<br />

westlichen Modell in<br />

der islamischen Welt<br />

anregt. „


Seite 12<br />

Bericht NMUN <strong>2003</strong><br />

Ausrichtung des Komitees. Von der Vereinigung<br />

der islamischen Länder allgemein<br />

und von einigen Ländern im Speziellen<br />

haben wir bei einigen Punkten eine etwas<br />

extremere Haltung erwartet. Wir als die<br />

Vertreter des moderaten Brunei hatten<br />

uns darauf eingestellt mit den fundamentalistischen<br />

Positionen der radikal islamischen<br />

Länder konfrontiert zu werden und<br />

sahen uns vor der Aufgabe eine beschwichtigende<br />

Stimme zu erheben. Doch<br />

die grundsätzliche Haltung war sehr moderat.<br />

Wir waren der Meinung, dass hier<br />

einige Delegierte „out <strong>of</strong> character“ gehandelt<br />

haben und wohl eher ihren eigenen<br />

(hauptsächlich in der westlichen Welt<br />

verankerten) Standpunkt vertreten haben.<br />

Auch wurde die Gruppenbildung und<br />

Suche nach Koalitionspartner im Komitee<br />

<strong>of</strong>tmals sicher nicht nach politischen Rollenmustern<br />

entschieden, sondern eher<br />

nach zufälligen Sympathien der Teilnehmer.<br />

So kam z.B. trotz mehrfacher Nachfrage<br />

unsererseits keine Zusammenarbeit<br />

mit dem natürlichen Gesprächpartner<br />

Malaysia zustande, obwohl Malaysia<br />

und Brunei sich doch immerhin die gleiche<br />

Insel als Lebensraum teilen. Doch die<br />

gleichsam eigentlich „realitätsnahe“ Zusammenarbeit<br />

der ASEAN-Staaten ereichte<br />

nicht das gewünscht Maß.<br />

K ONFERENZ:<br />

M ELANIE MOTZER<br />

„Insgesamt war ich so<br />

begeistert, dass ich auf<br />

jeden Fall in den<br />

nächsten Jahren wieder<br />

teilnehmen will.“<br />

Im Kongress angekommen suchte ich<br />

zunächst potentielle Gesprächspartner.<br />

Dies stellte sich als recht einfach heraus.<br />

Bereits während der ersten Sitzung hatte<br />

sich die Gruppe der kleinen Inselstaaten<br />

formiert. Somit arbeitete ich die folgenden<br />

Tage mit Vertretern aus Solomon Islands,<br />

Marshall Islands, Malaysia und<br />

Nauru an gemeinsamen Ideen. Wir disku-<br />

tierten viel, waren uns aber in den Grundzügen<br />

zumeist einig. Natürlich haben wir<br />

auch mit anderen Ländern diskutiert. Dabei<br />

mussten wir sehr schnell feststellen,<br />

dass diese uns <strong>of</strong>tmals zu Maßnahmen ín<br />

unseren Staaten bewegen wollten, die wir<br />

weder unterstützen noch finanzieren<br />

konnten...<br />

B EURTEILUNG DES PROJEKTS<br />

Die Vorbereitung und Durchführung des<br />

Projektes NMUN gestaltete sich in diesem<br />

Jahr viel einfacher und zu einer größeren<br />

Zufriedenheit der Teilnehmer.<br />

Durch die schon routinierte organisatorische<br />

Vorbereitung konnte mehr Zeit für<br />

die inhaltliche Vorbereitung aufgewendet<br />

werden. Insgesamt wird das Projekt positiv<br />

von den Teilnehmern bewertet. Ein<br />

zentraler Verbesserungsvorschlag richtet<br />

sich an den Rahmen des Projekts. Viele<br />

Teilnehmer erachten es für sinnvoll, wenn<br />

das Projekt in die Lehrpläne der Universität<br />

eingegliedert werden könnte und stärkere<br />

akademische Unterstützung erfahren<br />

würde. Der <strong>Club</strong> <strong>of</strong> Hohenheim wird<br />

versuchen eine stärkere Kooperation mit<br />

der Universität zu erreichen und das Projekt<br />

vielleicht zu einer <strong>of</strong>fiziellen Veranstaltung<br />

zu machen.<br />

B EURTEILUNG:<br />

L ISA SCHÖLLHAMMER & KAI MÜLLER- B ERNER<br />

Rückblickend kann ich sagen, dass meine<br />

Erwartungen voll bestätigt, wenn nicht<br />

sogar übertr<strong>of</strong>fen worden. Insgesamt war<br />

ich so begeistert, dass ich auf jeden Fall<br />

in den nächsten Jahren wieder teilnehmen<br />

will. Ich sehe noch einiges Potential.<br />

Nach diesen ersten Erfahrungen kann ich<br />

mir vorstellen dieses Potential durch eine<br />

noch bessere Vorbereitung und durch<br />

Zuweisung eines bedeutenderen Landes<br />

abzuschöpfen.<br />

Durch NMUN <strong>2003</strong> meine ich das Wesen<br />

der Vereinten Nationen verstanden zu<br />

haben: dass die UNO das ist, was die Mitgliedesstaaten<br />

daraus machen. Nicht<br />

mehr und nicht weniger. Keine Weltregierung,<br />

aber auch nicht unbedeutend und


National Model United Nations<br />

Seite 13<br />

zwecklos. Dass die Weltöffentlichkeit<br />

zwar hauptsächlich die Entscheidungen<br />

des Sicherheitsrates beachtet, aber tatsächlich<br />

auf anderen Ebenen viel wichtige<br />

Arbeit geleistet wird. Auch die Reformbedürftigkeit<br />

des UN-System als Relikt<br />

des Kalten Krieges wurde deutlich.<br />

Das wichtigste Erlebnis für mich war die<br />

inter<strong>national</strong>e Atmosphäre zu spüren und<br />

in New York bei solch einer Veranstaltung<br />

mit jungen Menschen aus vielen verschiedenen<br />

Ländern zusammenzutreffen<br />

und auf diplomatische Art über die großen<br />

und kleinen Probleme unserer Zeit<br />

zu diskutieren. Es war definitiv ein unvergessliches<br />

und lehrreiches Erlebnis.<br />

B EURTEILUNG:<br />

M ELANIE MOTZER<br />

Die Teilnahme am NMUN hat Arbeit mit<br />

sich gebracht, die sich meiner Meinung<br />

nach gelohnt haben. Ich habe viel über<br />

die Vereinten Nationen gelernt. Vor allem<br />

das Nachspielen einer Konferenz ermöglichte<br />

es mir zu verstehen und auch nach<br />

zu empfinden, wie zeitintensiv es ist, be-<br />

stimmte Resolutionen verabschiedet zu<br />

bekommen. Zudem wurde auch am allgemeinen<br />

Verhalten deutlich, wie wichtig<br />

eine gewisse Sprachgewandtheit und<br />

Höflichkeit ist. Im Bereich Sprache konnte<br />

ich einige neue Wörter in mein Vokabular<br />

aufnehmen und natürlich viel üben.<br />

Ursula Vogel, Daniel Geiger, Melanie Motzer, Joo-Seuk Maing,<br />

Cornelius Huppertz und Julia Sauer<br />

B EURTEILUNG:<br />

J ULIA SAUER & JENS BERGSTEIN<br />

„Durch NMUN <strong>2003</strong><br />

meine ich das Wesen<br />

der Vereinten<br />

Nationen verstanden<br />

zu haben: dass die<br />

UNO das ist, was die<br />

Mitgliedesstaaten<br />

daraus machen. Nicht<br />

mehr und nicht<br />

weniger.“<br />

Dass sich Menschen verschiedener Nationalitäten<br />

unterschiedliche Sitten, Verhaltensweisen<br />

und Kulturen zu eigen gemacht<br />

haben und diese leben, haben wir<br />

auch in New York gespürt. Schließlich waren<br />

Studierende aus 14 verschiedenen<br />

Nationen vertreten, die gemeinsam in<br />

Gruppen auf die selben Ziele hin arbeiteten.<br />

Da galt es sich zu arrangieren, sich<br />

aufeinander einzustellen und von vorneherein<br />

erst einmal den anderen einfach<br />

zu akzeptieren. Da musste zugehört werden<br />

und man geduldete sich, wenn sein<br />

Gegenüber eben im Englischen langsamer<br />

war. Des Öfteren war dies nicht der<br />

Fall und zu Wort kam man schwer. Sowohl<br />

sprachliche als auch kulturelle Barrieren<br />

müssen „spielend“ überwunden<br />

bzw. gehandled werden. Wir, als Diplomaten<br />

auf höchster Ebene, müssen uns<br />

auch als solche verhalten. Sei es im Prozess<br />

der Gruppenbildung, der nicht zu<br />

selten in eine Börse von Marktschreiern<br />

ausartete, oder während der informellen<br />

Gespräche außerhalb des Models in unserer<br />

Freizeit, während der noch die letz-


Seite 14<br />

Bericht NMUN <strong>2003</strong><br />

„In New York haben<br />

wir als Gruppe, aber<br />

auch jeder einzelne<br />

einzigartige<br />

Erfahrungen gemacht<br />

und auch jeder für sich<br />

selbst und über sich<br />

selbst einiges gelernt.“<br />

ten Änderungen der Resolutionen diskutiert<br />

wird und nochmals mit Nachdruck<br />

für die eigenen<br />

Ideen und Belange<br />

geworben wird<br />

(siehe Palau: „<br />

Denkt an uns kleine<br />

Inseln!“ oder „<br />

Kleine Inseln vereinigt<br />

euch!“).<br />

Die Ausgangssituationen<br />

der einzelnen<br />

Teilnehmer<br />

waren zudem<br />

sehr verschiedenen.<br />

Die meisten<br />

der amerikanischen<br />

Gruppen<br />

waren im Rahmen<br />

ihres Studiums<br />

mit ihren Pr<strong>of</strong>essoren<br />

angereist<br />

und standen unter<br />

„ständiger Beobachtung“.<br />

Bei<br />

den meisten zählte<br />

die Teilnahme<br />

am NMUN als eine<br />

Seminarnote.<br />

Aus diesem Grund<br />

Wie hat es uns denn nun gefallen und<br />

was hat die NMUN gebracht? Wohl jeder<br />

Teilnehmer eines solchen Projekts stellt<br />

sich am Ende diese Frage. Das Urteil muß<br />

unserer Meinung nach eindeutig positiv<br />

ausfallen! Wo hat man sonst die Chance<br />

mit 3000 Studenten aus der ganzen Welt<br />

über globale Probleme zu diskutieren,<br />

Lösungsvorschläge zu erarbeiten, dabei<br />

die Position eines vorher unbekannten<br />

Landes einzunehmen und dies alles mit<br />

der Englischen Sprache als Lingua Franca?<br />

Schon während der Vorbereitungszeit haben<br />

wir viele Dinge gelernt und praktiziert,<br />

die an der Uni normalerweise zu<br />

kurz kommen. Sei es die Gruppenarbeit,<br />

die Internet Recherchen oder die auf Englisch<br />

abgehaltenen Diskussionen und Reden<br />

während der Konferenzsimulationen.<br />

Auch wenn es in New York dann teilweise<br />

schwierig war, als Nicht-Native Speaker<br />

gegen die Übermacht der Muttersprachler<br />

anzukommen, und sich Vertreter einiger<br />

entwickelte das NMUN zum Teil eine starke<br />

Eigendynamik und wurde zum Wettbewerb<br />

zwischen<br />

den Universitäten.<br />

Zusammenfassend<br />

kann<br />

man nur sagen:<br />

Politik und<br />

auch die der<br />

Vereinten Nationen<br />

begeistert.<br />

In New<br />

York haben wir<br />

als Gruppe,<br />

aber auch jeder<br />

einzelne<br />

ein zigartige<br />

E r fahrungen<br />

gemacht und<br />

auch jeder für<br />

sich selbst und<br />

über sich<br />

selbst einiges<br />

gelernt. Die<br />

Teilnahme am<br />

nächsten National<br />

Model U-<br />

nited Nations<br />

ist hiermit<br />

schon gebucht.<br />

Julia Sauer und Jens Bergstein<br />

B EURTEILUNG:<br />

U RSULA VOGEL & DANIEL GEIGER<br />

Staaten versuchten durch langatmige<br />

Konflikte über Kleinigkeiten in Szene zu<br />

setzen, konnten wir beide einen großen<br />

Gewinn aus der NMUN schlagen. So war<br />

es beispielsweise ein zunächst beängstigendes<br />

Erlebnis vor den ca. 70 Anwesenden<br />

eine kurzfristig vorbereitete Rede auf<br />

Englisch über die Standpunkte Palaus zu<br />

halten, wohl ein einmaliges Erlebnis während<br />

der Unizeit. Vor allem während der<br />

informellen Verhandlungen, welche einen<br />

Großteil der Zeit einnahmen, war es<br />

möglich mit den anderen Delegierten zu<br />

verhandeln und die Standpunkte Palaus<br />

darzulegen. Während dieser informellen<br />

Verhandlungen konnten wir auch die anderen<br />

Teilnehmer aus der ganzen Welt<br />

kennen zu lernen, und somit über unseren<br />

eigenen Tellerrand hinausschauen.


National Model United Nations<br />

Seite 15<br />

B EURTEILUNG:<br />

C ORNELIUS HUPPERTZ<br />

Insgesamt war der NMUN <strong>2003</strong> Trip ein<br />

großer Erfolg. Großes Lob gilt den Organisatoren<br />

des CoH, die sich immer voll engagierten<br />

und die schwierige Aufgabe<br />

meisterten, eine sehr heterogene Gruppe<br />

zusammenzuhalten. Die Erwartungen<br />

sind zum allergrößten Teil erfüllt worden.<br />

Zu bemängeln sind insgesamt zwei Punkte:<br />

Der erste betrifft den Gang der Verhandlungen.<br />

Zu lange zu und zu viel informelle<br />

Verhandlungen ließen die Plenumsdebatte<br />

zu Teil bedeutungslos werden,<br />

was ich persönlich schade fand. Der zweite<br />

Punkt betrifft Charakter der Gruppe. Es<br />

zeigte sich, dass die Vorbereitung sehr<br />

viel Ernsthaftigkeit und Engagement der<br />

Beteiligten verlangt. Diese sind, bei den<br />

sonstigen zahlreichen Verpflichtungen<br />

aller beteiligten an der Uni manchmal zu<br />

kurz gekommen. Leider zeigte sich keine<br />

Fakultät bzw. Abteilung der beiden Stuttgarter<br />

Universitäten gewillt, die Gruppe zu<br />

betreuen. Ein solcher formeller Rahmen<br />

hätte die Qualität der Ergebnisse der<br />

Stuttgarter Gruppe noch verbessern können.<br />

Als allgemeines Fazit beleibt aber festzuhalten,<br />

dass unter gegebenen Umständen<br />

das beste aus der NMUN-<br />

Veranstaltung <strong>2003</strong> gemacht wurde, und<br />

dass zum Einen sehr viel gelernt und erlebt<br />

wurde und dass Vorbereitung und<br />

Simulation großen Spaß gemacht haben.<br />

B EURTEILUNG:<br />

M ICHAEL ZEHENDER<br />

Meine Erwartungen wurden diesesmal<br />

wesentlich besser erfüllt, als es das letztemal<br />

der Fall war. Zwar gibt es immernoch<br />

sehr viele Verbesserungen meinerseits<br />

zur Vorbereitung und Abstimmung,<br />

aber im großen und ganzen möchte ich<br />

behaupten, dass es ein Erfolg war und ich<br />

sehr viel dazu gelernt habe.<br />

Das Problem der Sprache bleibt aber<br />

noch. Zu <strong>of</strong>t hätte ich gerne mehr gesagt,<br />

mich mehr und besser eingebracht, doch<br />

aufgrund der sprachlichen Barrieren<br />

konnte ich nicht immer das tun, was ich<br />

wollte.<br />

B EURTEILUNG:<br />

J OO- S EUK MAING & BERND HERRMANN<br />

Die Erfahrungen, die wir während dieser<br />

Konferenz sammeln konnten, waren einzigartig.<br />

3.000 politisch interessierte Studenten<br />

kamen in einer der Metropolen<br />

der Welt zusammen, um sich für das weitere<br />

Leben außeruniversitär zu qualifizieren.<br />

Die diesjährige NMUN hat ihr Ziel,<br />

den Teilnehmern ein Bild über die Arbeits-<br />

und Handlungsweise der Vereinten<br />

Nationen zu vermitteln in jedem Fall erreicht.<br />

Die Konferenz war eine ausgezeichnete<br />

Gelegenheit uns mit der Bedeu-<br />

Michael Zehender<br />

tung, dem Potential und Stärken sowie<br />

auch den Schwächen und Problemen der<br />

Vereinten Nationen bekannt zu machen.<br />

In jedem Fall sind wir alle mit der Bewusstheit<br />

von der Konferenz abgereist,<br />

dass ereignisreiche und lehrreiche Tage<br />

hinter uns lagen, sowohl auf formeller als<br />

auch informeller Basis.<br />

„Wo hat man sonst die<br />

Chance mit 3000<br />

Studenten aus der<br />

ganzen Welt über<br />

globale Probleme zu<br />

diskutieren,<br />

Lösungsvorschläge zu<br />

erarbeiten, dabei die<br />

Position eines vorher<br />

unbekannten Landes<br />

einzunehmen und dies<br />

alles mit der Englischen<br />

Sprache als Lingua<br />

Franca? „


Seite 16<br />

Bericht NMUN <strong>2003</strong><br />

W AIBLINGER KREISZEITUNG (01.03.03):<br />

A LS „ D IPLOMAT DES SULTANS VON BRUNEI“<br />

ZUR UNO<br />

„Kaum drei Semester<br />

studiert, schon geht’s ab<br />

in den diplomatischen<br />

Dienst zur UNO das<br />

klingt nach rasanter<br />

Karriere, ist für Kai<br />

Müller-Berner aber ein<br />

eher leichtes (Rollen-)<br />

Spiel.“<br />

Im Rahmen eines Rollenspiels der Vereinten<br />

Nationen übt sich ein Waiblinger<br />

Student auf inter<strong>national</strong>em Parkett<br />

Von unserem Redaktionsmitglied Andreas<br />

Kölbl<br />

Kaum drei Semester studiert, schon geht’s<br />

ab in den diplomatischen Dienst zur UNO<br />

das klingt nach rasanter Karriere, ist für<br />

Kai Müller-Berner aber ein eher leichtes<br />

(Rollen-)Spiel: Für fünf Tage übt sich der<br />

23-Jährige als „Vertreter des Sultanats<br />

Brunei“ und verhandelt in New York mit<br />

2500 anderen „Diplomaten“ aus aller Welt<br />

über inter<strong>national</strong>e Beziehungen.<br />

Eine Regel des diplomatischen Spiels, des<br />

simulierten wie des echten, hat Kai Müller-<br />

Berner schon gelernt: „Der ganze Tag ist<br />

mit Konferenzen und Verhandlungen ausgefüllt.<br />

Aber die wirklich wichtigen Ergebnisse<br />

werden immer am Abend beim lockeren<br />

Gespräch in den Gängen oder der<br />

Lobby des Hotels erzielt.“ Und darauf ist<br />

der „Als ob“-Diplomat besonders gespannt.<br />

Das UNO-DiplomatenRollenspiel, bei dem<br />

der Student aus Waiblingen mitmacht, ist<br />

mehr als Jux und Dollerei, kein modisch<br />

aufgepeppter Mummenschanz: Schon seit<br />

1946 bietet das „National Model United<br />

Nations“-Programm (NMUN) Studenten<br />

aus allen Ländern der Erde die Möglichkeit,<br />

nach dem Motto „learning by<br />

doing“ (Lernen durch Praxis) diplomatische<br />

Gepflogenheiten einzuüben. Schon beim<br />

Völkerbund, dem Vorläufer der Vereinten<br />

Nationen, gab’s eine solche Diplomatie-<br />

Simulation. Im vergangenen Jahr trafen<br />

sich 2500 junge Leute zur fünftägigen<br />

Konferenz in New York. Bei der Abschlussversammlung<br />

war der Hauptredner kein<br />

Geringerer als Generalsekretär K<strong>of</strong>i Annan.<br />

Der 23-jährige Kai Müller-Berner, ehemaliger<br />

Abiturient des Salier-Gymnasiums, studiert<br />

im dritten Semester Kommunikationswissenschaft<br />

in Hohenheim. Dort hat<br />

er sich beim „<strong>Club</strong> <strong>of</strong> Hohenheim“ beworben,<br />

einem „Verein für inter<strong>national</strong>e Politik<br />

und Wirtschaft“, der Vorträge, Konferenzen,<br />

Projekte und Praktika rund ums<br />

Thema Globalisierung organisiert (www.<br />

club- <strong>of</strong>hohenheim.de). Eine Jury wählte<br />

Müller-Berner als eins von 20 Delegationsmitgliedern<br />

aus, um im April zur NMUN-<br />

Konferenz nach New York zu fliegen.<br />

Jede Hochschule, die Studenten dorthin<br />

entsendet, vertritt einen bestimmten Mitgliedsstaat<br />

der Vereinten Nationen. Die<br />

Stuttgarter repräsentieren gleich zwei<br />

Länder: Brunei und Palau. Keine einfache<br />

Wahl, denn: „Ehrlich gesagt, keiner von<br />

uns wusste etwas über Palau.“ Doch erste<br />

Pflicht eines NMUN-Diplomaten ist es,<br />

sich über „sein“ Land sowie dessen Kultur<br />

und Geschichte kundig zu machen.<br />

Der Waiblinger wird als Vertreter des Sultanats<br />

Brunei nach New York fliegen und<br />

kratzt dieser Tage alle Informationen über<br />

den 322000-Einwohner-Staat auf Borneo<br />

zusammen, die er bekommen kann. Was<br />

sich schwierig gestaltet: Literatur ist nicht<br />

viel zu bekommen, Zeitungsmeldungen<br />

über aktuelle Entwicklungen sind rar. Als<br />

Quelle hält deshalb vor allem das Internet<br />

her. Die Kommilitonen, die sich für die<br />

Interessen Palaus einzusetzen haben, tun<br />

sich sicher nicht leichter. Der Vollständigkeit<br />

halber: Die Inselrepublik im Pazifik<br />

zählt 19000 Einwohner. Für ihre Verteidigung<br />

und Außenpolitik sind die USA zuständig.<br />

In New York steht für die Hohenheimer<br />

unter anderem ein Empfang beim echten<br />

Botschafter von Brunei auf dem Terminplan.<br />

Für die eigentlichen Konferenzen<br />

werden die Studenten in mehrere Kommittees<br />

eingeteilt, die sich auf Resolutionen<br />

einigen sollen. Kai Müller-Berner wird<br />

in der Organization Islamic Conference<br />

(OIC) mit anderen islamischen Diplomaten<br />

über den Nahost-Konflikt und die Weiterentwicklung<br />

eines islamischen Bankensystems<br />

debattieren. Streng nach Geschäftsordnung<br />

der UNO inklusive vorab<br />

zu fertigender Positionspapiere und auszuhandelnder<br />

Redezeiten versteht sich.<br />

Bei all dem geht’s nicht etwa darum, die<br />

eigene Meinung in der Welt zu verbreiten.<br />

„Von der eigenen Person und eigenen<br />

Meinung sollte man dabei möglichst absehen.“<br />

So authentisch wie möglich, so verlangen’s<br />

die Spielregeln. Das kann zu<br />

Konflikten führen: Bei einer Probekonferenz<br />

in Tübingen etwa spielte Kai Müller-<br />

Berner kürzlich den Vertreter Israels. Der<br />

Irak nutzte die Gelegenheit und warf ihm<br />

vor, gemeinsam mit den Vereinigten Staaten<br />

einen Krieg vom Zaun brechen zu wollen.<br />

„Da musste ich natürlich dagegen<br />

argumentieren.“


National Model United Nations<br />

Seite 17<br />

S TUTTGARTER NACHRICHTEN (18.03.<strong>2003</strong>):<br />

I N DIPLOMATISCHEN DIENSTEN DES<br />

S ULTIANS VON BRUNEI<br />

Der Hohenheimer Student Sascha Markovic<br />

reist mit Kommilitonen zu einem<br />

Uno-Rollenspiel nach New York<br />

Wenn es nach den Drohungen der US-<br />

Regierung geht, könnten Uno und Sicherheitsrat<br />

schon bald "irrelevant" sein. Der<br />

Hohenheimer Student Sascha Markovic<br />

sieht das anders. Mit 19 Kommilitonen<br />

nimmt er in New York an einem Diplomaten-Rollenspiel<br />

teil, bei dem 2700 Studenten<br />

aus aller Welt die Arbeit der Uno<br />

realitätsnah simulieren.<br />

VON KLAUS EICHMÜLLER<br />

Als Diplomat hat der 26-jährige Sascha<br />

Markovic, der in Hohenheim im neunten<br />

Semester Wirtschaftswissenschaften studiert,<br />

spielerisch schon einigen Ländern<br />

gedient. Vor zwei Jahren vertrat er während<br />

eines Austauschjahrs an der State<br />

University <strong>of</strong> San Francisco mit den dortigen<br />

Kommilitonen Panama. Damals eröffnete<br />

Uno-Generalsekretär K<strong>of</strong>i Annan persönlich<br />

die Studenten-Konferenz. Zwölf<br />

Monate später war Markovic mit der Hohenheimer<br />

Delegation für Libanon und<br />

Grenada zuständig.<br />

Bei dieser Gelegenheit lernte Markovic<br />

sogar den echten Botschafter des karibischen<br />

Inselstaats kennen, einen jovialen<br />

Zahnarzt. Er habe <strong>of</strong>fen erzählt, wie nach<br />

der Grenada-Invasion der Amerikaner sein<br />

Abstimmungsverhalten geregelt war. "Er<br />

musste immer dann die Hand heben,<br />

wenn der US-Botschafter seine hob", sagt<br />

Markovic.<br />

In diesem Jahr bemühte sich der <strong>Club</strong> <strong>of</strong><br />

Hohenheim, der im Herbst 2001 von Studenten<br />

gegründete Verein für inter<strong>national</strong>e<br />

Politik und Wirtschaft, beim Veranstalter<br />

des Uno-Rollenspiels, dem "National Model<br />

United Nations"-Programm (NMUN),<br />

um die diplomatische Vertretung relevanterer<br />

Staaten. Auf der Wunschliste standen<br />

Länder wie Frankreich, Südafrika und<br />

Türkei.<br />

Zugeteilt wurden ihnen aber Brunei und<br />

Palau. Pillepalle Palau? "Ehrlich gesagt, ich<br />

wusste nicht einmal, wo Palau liegt", gesteht<br />

Markovic. Inzwischen weiß er mehr.<br />

Palau ist eine Inselrepublik im Pazifik mit<br />

19 000 Einwohnern; für Verteidigung und<br />

Außenpolitik der ehemaligen deutschen<br />

Kolonie sind die USA zuständig. Über das<br />

Abstimmungsverhalten bei der Uno lässt<br />

sich wenig sagen. "Palau kann sich nicht<br />

einmal einen ständigen Botschafter leisten",<br />

weiß Markovic. Kein Wunder, dass<br />

er sich als altgedienter Studenten-<br />

Diplomat in der Sitzungswoche vom 13.<br />

bis 19. April in New York lieber für Brunei<br />

engagiert. Nicht nur "weil wir auf die Einladung<br />

des Botschafters zu einem Abendessen<br />

spekulieren".<br />

Leisten könnte sich das Brunei allemal.<br />

Der Sultan des ölreichen Staates im Norden<br />

Borneos gilt als einer der reichsten<br />

Männer der Welt, sein Palast hat 1400<br />

Zimmer, seine 320 000 Untertanen zahlen<br />

keine Steuern.<br />

Markovic und die gesamte Brunei-<br />

Delegation stellen sich auf eine schwierige<br />

Konferenz ein. Steht doch neben dem<br />

Problem E-Government und dem Komplex<br />

Geldwäsche und Terrorismus das Thema<br />

Bürgerrechte auf der Tagesordnung im<br />

Uno-Hauptquartier und im Hilton New Y-<br />

ork.<br />

"Dieses Thema wird für uns eine harte<br />

Nuss", erwartet Markovic. Hat doch der<br />

Sultan in Brunei seit 1962 die Bürge r-<br />

rechte außer Kraft gesetzt und die Verfassung<br />

teilweise kassiert. "Wir h<strong>of</strong>fen, dass<br />

sich die Vollversammlung lange mit den<br />

beiden anderen Tagesordnungspunkten<br />

beschäftigt", setzt Markovic auf diplomatische<br />

Verzögerungstaktik. Und wenn es<br />

doch Kritik an Brunei gibt? "Dann werden<br />

wir auf unsere Souveränität pochen", sagt<br />

Markovic, "auch wenn das diplomatisch<br />

nicht der eleganteste Ausweg ist." Möglicherweise<br />

aber ist bis Anfang April bereits<br />

die gesamte Tagesordnung der Studenten-Uno<br />

vom Tisch gefegt. "Vielleicht müssen<br />

wir dann den Krieg im Irak diskutieren",<br />

sagt Markovic. Wen interessieren<br />

dann schon die Bürgerrechte im islamischen<br />

Sultanat Brunei?<br />

Für Markovic ist das Uno-Rollenspiel wesentlich<br />

mehr als bloße Spielerei, bei der<br />

er sein Englisch und sein Verhandlungsgeschick<br />

schulen kann. Nach dem Diplom<br />

will er sich Anfang kommenden Jahres in<br />

New York tatsächlich aufs diplomatische<br />

Parkett wagen. "Ich bewerbe mich gerade<br />

für ein halbjähriges Praktikum bei der<br />

Uno", sagt Markovic. Müsste eigentlich<br />

klappen für einen, der mit den Botschaftern<br />

von Grenada und Brunei zu speisen<br />

pflegt.<br />

"Wir h<strong>of</strong>fen, dass sich<br />

die Vollversammlung<br />

lange mit den beiden<br />

anderen<br />

Tagesordnungspunkten<br />

beschäftigt", setzt<br />

Markovic auf<br />

diplomatische<br />

Verzögerungstaktik. „


Seite 18<br />

Bericht NMUN <strong>2003</strong><br />

DIE NMUN- DELEGATION DER<br />

J ÖNKÖPPING BUSINESS SCHOOL<br />

Von Schweden hinaus in die Welt<br />

Als Austauschstudent in Jönköping traf ich<br />

mich im September 2002 nach einer Vorlesung<br />

in Makroökonomik mit zwei schwedischen<br />

Kommilitoninnen auf einen Kaffee.<br />

Wir waren alle gerade erst nach Jönköping<br />

gekommen. Für mich war es das<br />

erste Mal, für meine Kommilitoninnen die<br />

Rückkehr von einem Jahr Auslandsstudium.<br />

„Wir konnten nicht<br />

nur die Unterstützung<br />

der Jönköping<br />

Inter<strong>national</strong> Business<br />

School (JIBS), sondern<br />

auch des schwedischen<br />

Königs sicherstellen.“<br />

Nun war also ich der ”Fremde”, der vom<br />

Hohenheimer Model United Nations Projekt<br />

2002 berichtete. Und wer hätte gedacht,<br />

dass eben dieses auf so viel Begeisterung<br />

stoßen würde? Mit frischer Energie<br />

zu Begin des Studienjahres ausgerüstet<br />

machten wir uns daran, eine Delegation<br />

für die NMUN-Konferenz <strong>2003</strong> aufzubauen.<br />

Gleichzeitig galt es, ein Netzwerk von<br />

möglichen ideellen und finanziellen Unterstützern<br />

aufzubauen – mit Erfolg! Wir<br />

konnten nicht nur die Unterstützung der<br />

Jönköping Inter<strong>national</strong> Business School<br />

(JIBS), sondern auch des schwedischen<br />

Königs sicherstellen. Wir waren schließlich<br />

die erste schwedische Delegation, die jemals<br />

an einer NMUN-Konferenz teilnahm.<br />

Ein anderer erfreulicher Zufall, der zum<br />

Erfolg unseres Projektes beitrug, war der<br />

Umzug der letztjährigen Trainerin der Hohenheimer<br />

NMUN-Delegation Lisa McDonald<br />

nach Göteborg. Sie konnte uns auf<br />

einigen Wochenendseminaren mit Ihrer<br />

achtjährigen NMUN-Erfahrung wertvolle<br />

Tipps und Tricks mit auf den Weg geben.<br />

”Neben” den Wochenendseminaren bereiteten<br />

wir uns in wöchentlichen Treffen auf<br />

die Konferenz vor und trainierten unsere<br />

Kompetenzen.<br />

So waren Redetraining,<br />

Debatten,<br />

Regeltraining,<br />

Mini-<br />

Simulationen<br />

und Seminare<br />

über die Vereinten<br />

Nationen<br />

Teil unserer Vorbereitung.<br />

Die<br />

Suche nach<br />

Sponsoren und<br />

Stipendien begleitete<br />

uns ü-<br />

ber die gesamte Zeit bis zum Beginn der<br />

Konferenz im April <strong>2003</strong> und war mitunter<br />

Benjamin Knödler mit Nane Annan<br />

steinig. Nach siebenmonatiger Vorbereitung<br />

brach unsere neunköpfige Delegation<br />

schließlich nach New York auf, um Kuwait<br />

auf der <strong>2003</strong> National Model United<br />

Nations Konferenz zu vertreten. Meine<br />

Rolle auf der Konferenz war ein wenig anders<br />

als die der restlichen Delegation, da<br />

ich nicht einem Komitee zugewiesen, sondern<br />

als ”Head Delegate” und ”Faculty<br />

Advisor” tätig war.<br />

Die erste schwedische Delegation zu sein,<br />

brachte auch Annehmlichkeiten mit sich.<br />

So hatten wir die Gelegenheit, uns mit<br />

Nane Annan, der (schwedischen) Ehefrau<br />

des UN Generalsekretärs, zu treffen. Doch<br />

nicht genug, es gab noch mehr Schweden<br />

in New York. Der vormalige Waffenchefinspektor<br />

der UN, Hans Blix, nahm sich für<br />

uns zwei Stunden Zeit und gab uns wertvolle<br />

Einsicht in die zu dieser Zeit hochbrisante<br />

Lage im Irak. Und was mussten wir<br />

von Hans Blix hören? ”Ihr seid aus Jönköping?<br />

Da habe doch einen alten Freund,<br />

Bo Södersten.”- einer unserer Pr<strong>of</strong>essoren<br />

in Volkswirtschaftslehre und vormaliger<br />

Abgeordneter im schwedischen<br />

Reichstag.<br />

Abschließend<br />

möchte ich noch<br />

eines sagen.<br />

Wenn Ihr zum<br />

Studieren ins<br />

Ausland geht,<br />

dann startet Eure<br />

eigene NMUN-<br />

Gruppe! Ihr lernt<br />

nicht nur, eine<br />

Delegation auf<br />

eine große Konferenz<br />

Schwedische Delegation mit Hans Blix.<br />

vorzube-<br />

reiten. Auf diesem Weg findet Ihr auch<br />

Freunde fürs Leben.


National Model United Nations Seite 19


club <strong>of</strong> hohenheim<br />

verein für inter<strong>national</strong>e politik & wirtschaft<br />

www.club<strong>of</strong>hohenheim.de ° Postfach 070 ° D-70593 Stuttgart<br />

Unser Ziel ist es Studierenden und anderen Interessierten ein Forum zur Diskussion aktueller inter<strong>national</strong>er, politischer<br />

und wirtschaftlicher Themen zu geben. Wir wollen Studierende mit den Aufgaben, Herausforderungen und der<br />

Arbeitsweise der Vereinten Nationen und anderer Inter<strong>national</strong>er Organisationen bekannt machen und ihnen einen Einblick<br />

in die Welt der Diplomatie ermöglichen.<br />

DIE HOHENHEIMER DELEGATION <strong>2003</strong><br />

Brunei Darussalam<br />

General Assembly and the Security Council<br />

General Assembly Plenary<br />

(Jens Bergstein)<br />

General Assembly First Committee<br />

(Tillmann Schlegel)<br />

United Nations Conference on Trade and Development<br />

(UNCTAD)<br />

(Marcel Wiedmann, Sven Röhl)<br />

Economic and Social Council<br />

Economic and Social Commission for Asia and the Pacific<br />

(ESCAP)<br />

(Saskia Bosch, Jan Lachenmayer)<br />

Crime Congress (CC)<br />

(Bernd Herrmann))<br />

Inter-Governmental Organizations<br />

Group <strong>of</strong> 77 (G-77)<br />

(Eva Mayerhöffer, Nils Hertz)<br />

Organisation <strong>of</strong> Islamic Conference (OIC)<br />

(Lisa Schöllhammer, Kai Müller-Berner)<br />

Palau<br />

General Assembly and the Security Council<br />

General Assembly Plenary<br />

(Julia Sauer)<br />

General Assembly First Committee<br />

(Michael Zehender)<br />

United Nations Conference on Trade and Development<br />

(UNCTAD)<br />

(Cornelius Huppertz)<br />

Economic and Social Council<br />

Economic and Social Commission for Asia and the Pacific<br />

(ESCAP)<br />

(Ursula Vogel, Daniel Geiger)<br />

Crime Congress (CC)<br />

(Joo-Seuk Maing)<br />

Specialized Agencies and Other Related Bodies<br />

United Nations Special Session on Children (SSC)<br />

(Melanie Motzer)<br />

Faculty Advisor<br />

(Sascha Markovic)

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