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Siebold-Gedächtnisfeier in Nagasaki am 18. Oktober 1941.

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NAOSITE: <strong>Nagasaki</strong> University's Ac<br />

Title<br />

<strong>Siebold</strong>-<strong>Gedächtnisfeier</strong> <strong>in</strong> <strong>Nagasaki</strong><br />

Author(s)<br />

Freiherrn, Rolf<br />

Citation Acta Medica <strong>Nagasaki</strong>ensia. 1942, 3,<br />

Issue Date 1942<br />

URL<br />

http://hdl.handle.net/10069/17405<br />

Right<br />

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http://naosite.lb.nagasaki-u.ac.jp


<strong>Siebold</strong>-<strong>Gedächtnisfeier</strong> <strong>in</strong> <strong>Nagasaki</strong><br />

<strong>am</strong> <strong>18.</strong> <strong>Oktober</strong> <strong>1941.</strong><br />

Von<br />

Rolf Freiherrn von Ungern-Sternberg,<br />

Lektor an der Mediz<strong>in</strong>ischen Fakultät und an der Handelshochschule zu <strong>Nagasaki</strong>.<br />

Am <strong>18.</strong> <strong>Oktober</strong> 1941 jährte sich zum 75. Male der Todestag des deutschen<br />

Arztes Philipp Franz von <strong>Siebold</strong>, der durch se<strong>in</strong>e zahlreichen Veröffentlichungen über<br />

Japan die wissenschaftliche Erschließung dieses d<strong>am</strong>als fast unbekannten Landes <strong>in</strong><br />

die Wege leitete, und der abgesehen von dem Antrieb, den die Forschung durch<br />

ihn <strong>in</strong> Deutschland und im übrigen Europa erhielt, hier im entlegenen östlichen<br />

Inselreich e<strong>in</strong>e Generation von Schülern heranbildete, ,-.1"er mit se<strong>in</strong>em glühenden<br />

Geist zu beseelen wußte. Die Verknüpfung der japanischen Kultur mit der des<br />

Abendlandes ist hauptsächlich se<strong>in</strong>er Leistung zu verdanken, und se<strong>in</strong> Verdienst als<br />

Bahnbrecher kann nicht hoch genug e<strong>in</strong>geschätzt werden. „ Orient und Occident<br />

s<strong>in</strong>d nicht mehr zu trennen " — der bekannte Spruch Goethes („ Zum Divan "), der<br />

1826 geschrieben wurde, bezieht sich ja gerade auf Japan, da zwischen Ch<strong>in</strong>a und<br />

Europa schon längst Beziehungen bestanden hatten, Japan aber erst d<strong>am</strong>als, zum<br />

großen Teil dank <strong>Siebold</strong>, <strong>in</strong>s europäische Gesichtsfeld gerückt worden war.<br />

Der 75. Jahrestag se<strong>in</strong>es Todes durfte daher <strong>in</strong> <strong>Nagasaki</strong>, der Stadt von <strong>Siebold</strong>s<br />

langjährigem Wirken, nicht unbemerkt vorübergehen. Dies umsoweniger, als die<br />

schon seit Jahrzehnren bestehenden <strong>in</strong>nigen kulturellen Beziehungen zwischen Japan<br />

und Deutschland sich neuerd<strong>in</strong>gs durch den Abschluß e<strong>in</strong>es weittragenden politischen<br />

Bündnisses noch weiter vertieft haben.<br />

So war denn zu diesem Tage als Vertreter des Deutschen Botschafters <strong>in</strong> Tokio<br />

der Kulturreferent der Botschaft, Herr Obergebietsführer Re<strong>in</strong>hold Schulze, eigens<br />

nach <strong>Nagasaki</strong> entsandt worden, um im N<strong>am</strong>en Se<strong>in</strong>er Exzellenz Eugen Ott e<strong>in</strong>en<br />

Kranz <strong>am</strong> Denkmal <strong>Siebold</strong>s niederzulegen, unweit der Stätte, wo e<strong>in</strong>st se<strong>in</strong> Wohnhaus<br />

gestanden hatte. Von diesem Gebäude erkennt man noch die Grundmauern ;<br />

anstelle des Gartens dehnt sich jetzt e<strong>in</strong>e freie Rasenfläche aus, an die sich die<br />

Böschung e<strong>in</strong>es ziemlich steilen, bewaldeten Abhangs anschließt. Das Denkmal<br />

selber, e<strong>in</strong>e Bronze-Büste <strong>Siebold</strong>s, erhebt sich, malerisch von Gebüsch umgeben, auf<br />

der l<strong>in</strong>ken Seite des Grundstücks, unweit des „ rauschenden Wasserfalles ", nach<br />

dem der ganze Stadtteil „ Narutaki " benannt ist. Die Gegend ist ungeme<strong>in</strong> friedevoll<br />

und lieblich. Der Platz mits<strong>am</strong>t dem Monument gehört zu den als geschichtlich<br />

bedeutungsvoll bezeichneten Stätten, die von der Stadverwaltung unter Denkmalschutz<br />

gestellt s<strong>in</strong>d. E<strong>in</strong>e unlängst angebrachte Tafel weist dem fremden Besucher den<br />

sonst nicht leicht zu f<strong>in</strong>denden Weg durch e<strong>in</strong>e Talr<strong>in</strong>ne <strong>in</strong> die vorstädtische, ja<br />

ländliche Stille, <strong>in</strong> der <strong>Siebold</strong>, fern vom Lärm der geschäftigen Hafenstadt, ungestört<br />

se<strong>in</strong>en Forschungen nachgehen konnte.<br />

Es war e<strong>in</strong>e schlichte, aber würdige und e<strong>in</strong>drucksvolle Feier, zu der sich gegen


<strong>Siebold</strong>-<strong>Gedächtnisfeier</strong> <strong>in</strong> <strong>Nagasaki</strong><br />

<strong>am</strong> <strong>18.</strong> <strong>Oktober</strong> <strong>1941.</strong><br />

Von<br />

Rolf Freiherrn von Ungern-Sternberg,<br />

Lektor an der Mediz<strong>in</strong>ischen Fakultät und an der Handelshochschule zu <strong>Nagasaki</strong>.<br />

Am <strong>18.</strong> <strong>Oktober</strong> 1941 jährte sich zum 75. Male der Todestag des deutschen<br />

Arztes Philipp Franz von <strong>Siebold</strong>, der durch se<strong>in</strong>e zahlreichen Veröffentlichungen über<br />

Japan die wissenschaftliche Erschließung dieses d<strong>am</strong>als fast unbekannten Landes <strong>in</strong><br />

die Wege leitete, und der abgesehen von dem Antrieb, den die Forschung durch<br />

ihn <strong>in</strong> Deutschland und im übrigen Europa erhielt, hier im entlegenen östlichen<br />

Inselreich e<strong>in</strong>e Generation von Schülern heranbildete, ,-.1"er mit se<strong>in</strong>em glühenden<br />

Geist zu beseelen wußte. Die Verknüpfung der japanischen Kultur mit der des<br />

Abendlandes ist hauptsächlich se<strong>in</strong>er Leistung zu verdanken, und se<strong>in</strong> Verdienst als<br />

Bahnbrecher kann nicht hoch genug e<strong>in</strong>geschätzt werden. „ Orient und Occident<br />

s<strong>in</strong>d nicht mehr zu trennen " — der bekannte Spruch Goethes („ Zum Divan "), der<br />

1826 geschrieben wurde, bezieht sich ja gerade auf Japan, da zwischen Ch<strong>in</strong>a und<br />

Europa schon längst Beziehungen bestanden hatten, Japan aber erst d<strong>am</strong>als, zum<br />

großen Teil dank <strong>Siebold</strong>, <strong>in</strong>s europäische Gesichtsfeld gerückt worden war.<br />

Der 75. Jahrestag se<strong>in</strong>es Todes durfte daher <strong>in</strong> <strong>Nagasaki</strong>, der Stadt von <strong>Siebold</strong>s<br />

langjährigem Wirken, nicht unbemerkt vorübergehen. Dies umsoweniger, als die<br />

schon seit Jahrzehnren bestehenden <strong>in</strong>nigen kulturellen Beziehungen zwischen Japan<br />

und Deutschland sich neuerd<strong>in</strong>gs durch den Abschluß e<strong>in</strong>es weittragenden politischen<br />

Bündnisses noch weiter vertieft haben.<br />

So war denn zu diesem Tage als Vertreter des Deutschen Botschafters <strong>in</strong> Tokio<br />

der Kulturreferent der Botschaft, Herr Obergebietsführer Re<strong>in</strong>hold Schulze, eigens<br />

nach <strong>Nagasaki</strong> entsandt worden, um im N<strong>am</strong>en Se<strong>in</strong>er Exzellenz Eugen Ott e<strong>in</strong>en<br />

Kranz <strong>am</strong> Denkmal <strong>Siebold</strong>s niederzulegen, unweit der Stätte, wo e<strong>in</strong>st se<strong>in</strong> Wohnhaus<br />

gestanden hatte. Von diesem Gebäude erkennt man noch die Grundmauern ;<br />

anstelle des Gartens dehnt sich jetzt e<strong>in</strong>e freie Rasenfläche aus, an die sich die<br />

Böschung e<strong>in</strong>es ziemlich steilen, bewaldeten Abhangs anschließt. Das Denkmal<br />

selber, e<strong>in</strong>e Bronze-Büste <strong>Siebold</strong>s, erhebt sich, malerisch von Gebüsch umgeben, auf<br />

der l<strong>in</strong>ken Seite des Grundstücks, unweit des „ rauschenden Wasserfalles ", nach<br />

dem der ganze Stadtteil „ Narutaki " benannt ist. Die Gegend ist ungeme<strong>in</strong> friedevoll<br />

und lieblich. Der Platz mits<strong>am</strong>t dem Monument gehört zu den als geschichtlich<br />

bedeutungsvoll bezeichneten Stätten, die von der Stadverwaltung unter Denkmalschutz<br />

gestellt s<strong>in</strong>d. E<strong>in</strong>e unlängst angebrachte Tafel weist dem fremden Besucher den<br />

sonst nicht leicht zu f<strong>in</strong>denden Weg durch e<strong>in</strong>e Talr<strong>in</strong>ne <strong>in</strong> die vorstädtische, ja<br />

ländliche Stille, <strong>in</strong> der <strong>Siebold</strong>, fern vom Lärm der geschäftigen Hafenstadt, ungestört<br />

se<strong>in</strong>en Forschungen nachgehen konnte.<br />

Es war e<strong>in</strong>e schlichte, aber würdige und e<strong>in</strong>drucksvolle Feier, zu der sich gegen


<strong>Siebold</strong>-<strong>Gedächtnisfeier</strong> <strong>in</strong> <strong>Nagasaki</strong><br />

<strong>am</strong> <strong>18.</strong> <strong>Oktober</strong> <strong>1941.</strong><br />

Von<br />

Rolf Freiherrn von Ungern-Sternberg,<br />

Lektor an der Mediz<strong>in</strong>ischen Fakultät und an der Handelshochschule zu <strong>Nagasaki</strong>.<br />

Am <strong>18.</strong> <strong>Oktober</strong> 1941 jährte sich zum 75. Male der Todestag des deutschen<br />

Arztes Philipp Franz von <strong>Siebold</strong>, der durch se<strong>in</strong>e zahlreichen Veröffentlichungen über<br />

Japan die wissenschaftliche Erschließung dieses d<strong>am</strong>als fast unbekannten Landes <strong>in</strong><br />

die Wege leitete, und der abgesehen von dem Antrieb, den die Forschung durch<br />

ihn <strong>in</strong> Deutschland und im übrigen Europa erhielt, hier im entlegenen östlichen<br />

Inselreich e<strong>in</strong>e Generation von Schülern heranbildete, ,-.1"er mit se<strong>in</strong>em glühenden<br />

Geist zu beseelen wußte. Die Verknüpfung der japanischen Kultur mit der des<br />

Abendlandes ist hauptsächlich se<strong>in</strong>er Leistung zu verdanken, und se<strong>in</strong> Verdienst als<br />

Bahnbrecher kann nicht hoch genug e<strong>in</strong>geschätzt werden. „ Orient und Occident<br />

s<strong>in</strong>d nicht mehr zu trennen " — der bekannte Spruch Goethes („ Zum Divan "), der<br />

1826 geschrieben wurde, bezieht sich ja gerade auf Japan, da zwischen Ch<strong>in</strong>a und<br />

Europa schon längst Beziehungen bestanden hatten, Japan aber erst d<strong>am</strong>als, zum<br />

großen Teil dank <strong>Siebold</strong>, <strong>in</strong>s europäische Gesichtsfeld gerückt worden war.<br />

Der 75. Jahrestag se<strong>in</strong>es Todes durfte daher <strong>in</strong> <strong>Nagasaki</strong>, der Stadt von <strong>Siebold</strong>s<br />

langjährigem Wirken, nicht unbemerkt vorübergehen. Dies umsoweniger, als die<br />

schon seit Jahrzehnren bestehenden <strong>in</strong>nigen kulturellen Beziehungen zwischen Japan<br />

und Deutschland sich neuerd<strong>in</strong>gs durch den Abschluß e<strong>in</strong>es weittragenden politischen<br />

Bündnisses noch weiter vertieft haben.<br />

So war denn zu diesem Tage als Vertreter des Deutschen Botschafters <strong>in</strong> Tokio<br />

der Kulturreferent der Botschaft, Herr Obergebietsführer Re<strong>in</strong>hold Schulze, eigens<br />

nach <strong>Nagasaki</strong> entsandt worden, um im N<strong>am</strong>en Se<strong>in</strong>er Exzellenz Eugen Ott e<strong>in</strong>en<br />

Kranz <strong>am</strong> Denkmal <strong>Siebold</strong>s niederzulegen, unweit der Stätte, wo e<strong>in</strong>st se<strong>in</strong> Wohnhaus<br />

gestanden hatte. Von diesem Gebäude erkennt man noch die Grundmauern ;<br />

anstelle des Gartens dehnt sich jetzt e<strong>in</strong>e freie Rasenfläche aus, an die sich die<br />

Böschung e<strong>in</strong>es ziemlich steilen, bewaldeten Abhangs anschließt. Das Denkmal<br />

selber, e<strong>in</strong>e Bronze-Büste <strong>Siebold</strong>s, erhebt sich, malerisch von Gebüsch umgeben, auf<br />

der l<strong>in</strong>ken Seite des Grundstücks, unweit des „ rauschenden Wasserfalles ", nach<br />

dem der ganze Stadtteil „ Narutaki " benannt ist. Die Gegend ist ungeme<strong>in</strong> friedevoll<br />

und lieblich. Der Platz mits<strong>am</strong>t dem Monument gehört zu den als geschichtlich<br />

bedeutungsvoll bezeichneten Stätten, die von der Stadverwaltung unter Denkmalschutz<br />

gestellt s<strong>in</strong>d. E<strong>in</strong>e unlängst angebrachte Tafel weist dem fremden Besucher den<br />

sonst nicht leicht zu f<strong>in</strong>denden Weg durch e<strong>in</strong>e Talr<strong>in</strong>ne <strong>in</strong> die vorstädtische, ja<br />

ländliche Stille, <strong>in</strong> der <strong>Siebold</strong>, fern vom Lärm der geschäftigen Hafenstadt, ungestört<br />

se<strong>in</strong>en Forschungen nachgehen konnte.<br />

Es war e<strong>in</strong>e schlichte, aber würdige und e<strong>in</strong>drucksvolle Feier, zu der sich gegen


<strong>Siebold</strong>-<strong>Gedächtnisfeier</strong> <strong>in</strong> <strong>Nagasaki</strong><br />

<strong>am</strong> <strong>18.</strong> <strong>Oktober</strong> <strong>1941.</strong><br />

Von<br />

Rolf Freiherrn von Ungern-Sternberg,<br />

Lektor an der Mediz<strong>in</strong>ischen Fakultät und an der Handelshochschule zu <strong>Nagasaki</strong>.<br />

Am <strong>18.</strong> <strong>Oktober</strong> 1941 jährte sich zum 75. Male der Todestag des deutschen<br />

Arztes Philipp Franz von <strong>Siebold</strong>, der durch se<strong>in</strong>e zahlreichen Veröffentlichungen über<br />

Japan die wissenschaftliche Erschließung dieses d<strong>am</strong>als fast unbekannten Landes <strong>in</strong><br />

die Wege leitete, und der abgesehen von dem Antrieb, den die Forschung durch<br />

ihn <strong>in</strong> Deutschland und im übrigen Europa erhielt, hier im entlegenen östlichen<br />

Inselreich e<strong>in</strong>e Generation von Schülern heranbildete, ,-.1"er mit se<strong>in</strong>em glühenden<br />

Geist zu beseelen wußte. Die Verknüpfung der japanischen Kultur mit der des<br />

Abendlandes ist hauptsächlich se<strong>in</strong>er Leistung zu verdanken, und se<strong>in</strong> Verdienst als<br />

Bahnbrecher kann nicht hoch genug e<strong>in</strong>geschätzt werden. „ Orient und Occident<br />

s<strong>in</strong>d nicht mehr zu trennen " — der bekannte Spruch Goethes („ Zum Divan "), der<br />

1826 geschrieben wurde, bezieht sich ja gerade auf Japan, da zwischen Ch<strong>in</strong>a und<br />

Europa schon längst Beziehungen bestanden hatten, Japan aber erst d<strong>am</strong>als, zum<br />

großen Teil dank <strong>Siebold</strong>, <strong>in</strong>s europäische Gesichtsfeld gerückt worden war.<br />

Der 75. Jahrestag se<strong>in</strong>es Todes durfte daher <strong>in</strong> <strong>Nagasaki</strong>, der Stadt von <strong>Siebold</strong>s<br />

langjährigem Wirken, nicht unbemerkt vorübergehen. Dies umsoweniger, als die<br />

schon seit Jahrzehnren bestehenden <strong>in</strong>nigen kulturellen Beziehungen zwischen Japan<br />

und Deutschland sich neuerd<strong>in</strong>gs durch den Abschluß e<strong>in</strong>es weittragenden politischen<br />

Bündnisses noch weiter vertieft haben.<br />

So war denn zu diesem Tage als Vertreter des Deutschen Botschafters <strong>in</strong> Tokio<br />

der Kulturreferent der Botschaft, Herr Obergebietsführer Re<strong>in</strong>hold Schulze, eigens<br />

nach <strong>Nagasaki</strong> entsandt worden, um im N<strong>am</strong>en Se<strong>in</strong>er Exzellenz Eugen Ott e<strong>in</strong>en<br />

Kranz <strong>am</strong> Denkmal <strong>Siebold</strong>s niederzulegen, unweit der Stätte, wo e<strong>in</strong>st se<strong>in</strong> Wohnhaus<br />

gestanden hatte. Von diesem Gebäude erkennt man noch die Grundmauern ;<br />

anstelle des Gartens dehnt sich jetzt e<strong>in</strong>e freie Rasenfläche aus, an die sich die<br />

Böschung e<strong>in</strong>es ziemlich steilen, bewaldeten Abhangs anschließt. Das Denkmal<br />

selber, e<strong>in</strong>e Bronze-Büste <strong>Siebold</strong>s, erhebt sich, malerisch von Gebüsch umgeben, auf<br />

der l<strong>in</strong>ken Seite des Grundstücks, unweit des „ rauschenden Wasserfalles ", nach<br />

dem der ganze Stadtteil „ Narutaki " benannt ist. Die Gegend ist ungeme<strong>in</strong> friedevoll<br />

und lieblich. Der Platz mits<strong>am</strong>t dem Monument gehört zu den als geschichtlich<br />

bedeutungsvoll bezeichneten Stätten, die von der Stadverwaltung unter Denkmalschutz<br />

gestellt s<strong>in</strong>d. E<strong>in</strong>e unlängst angebrachte Tafel weist dem fremden Besucher den<br />

sonst nicht leicht zu f<strong>in</strong>denden Weg durch e<strong>in</strong>e Talr<strong>in</strong>ne <strong>in</strong> die vorstädtische, ja<br />

ländliche Stille, <strong>in</strong> der <strong>Siebold</strong>, fern vom Lärm der geschäftigen Hafenstadt, ungestört<br />

se<strong>in</strong>en Forschungen nachgehen konnte.<br />

Es war e<strong>in</strong>e schlichte, aber würdige und e<strong>in</strong>drucksvolle Feier, zu der sich gegen


<strong>Siebold</strong>-<strong>Gedächtnisfeier</strong> <strong>in</strong> <strong>Nagasaki</strong><br />

<strong>am</strong> <strong>18.</strong> <strong>Oktober</strong> <strong>1941.</strong><br />

Von<br />

Rolf Freiherrn von Ungern-Sternberg,<br />

Lektor an der Mediz<strong>in</strong>ischen Fakultät und an der Handelshochschule zu <strong>Nagasaki</strong>.<br />

Am <strong>18.</strong> <strong>Oktober</strong> 1941 jährte sich zum 75. Male der Todestag des deutschen<br />

Arztes Philipp Franz von <strong>Siebold</strong>, der durch se<strong>in</strong>e zahlreichen Veröffentlichungen über<br />

Japan die wissenschaftliche Erschließung dieses d<strong>am</strong>als fast unbekannten Landes <strong>in</strong><br />

die Wege leitete, und der abgesehen von dem Antrieb, den die Forschung durch<br />

ihn <strong>in</strong> Deutschland und im übrigen Europa erhielt, hier im entlegenen östlichen<br />

Inselreich e<strong>in</strong>e Generation von Schülern heranbildete, ,-.1"er mit se<strong>in</strong>em glühenden<br />

Geist zu beseelen wußte. Die Verknüpfung der japanischen Kultur mit der des<br />

Abendlandes ist hauptsächlich se<strong>in</strong>er Leistung zu verdanken, und se<strong>in</strong> Verdienst als<br />

Bahnbrecher kann nicht hoch genug e<strong>in</strong>geschätzt werden. „ Orient und Occident<br />

s<strong>in</strong>d nicht mehr zu trennen " — der bekannte Spruch Goethes („ Zum Divan "), der<br />

1826 geschrieben wurde, bezieht sich ja gerade auf Japan, da zwischen Ch<strong>in</strong>a und<br />

Europa schon längst Beziehungen bestanden hatten, Japan aber erst d<strong>am</strong>als, zum<br />

großen Teil dank <strong>Siebold</strong>, <strong>in</strong>s europäische Gesichtsfeld gerückt worden war.<br />

Der 75. Jahrestag se<strong>in</strong>es Todes durfte daher <strong>in</strong> <strong>Nagasaki</strong>, der Stadt von <strong>Siebold</strong>s<br />

langjährigem Wirken, nicht unbemerkt vorübergehen. Dies umsoweniger, als die<br />

schon seit Jahrzehnren bestehenden <strong>in</strong>nigen kulturellen Beziehungen zwischen Japan<br />

und Deutschland sich neuerd<strong>in</strong>gs durch den Abschluß e<strong>in</strong>es weittragenden politischen<br />

Bündnisses noch weiter vertieft haben.<br />

So war denn zu diesem Tage als Vertreter des Deutschen Botschafters <strong>in</strong> Tokio<br />

der Kulturreferent der Botschaft, Herr Obergebietsführer Re<strong>in</strong>hold Schulze, eigens<br />

nach <strong>Nagasaki</strong> entsandt worden, um im N<strong>am</strong>en Se<strong>in</strong>er Exzellenz Eugen Ott e<strong>in</strong>en<br />

Kranz <strong>am</strong> Denkmal <strong>Siebold</strong>s niederzulegen, unweit der Stätte, wo e<strong>in</strong>st se<strong>in</strong> Wohnhaus<br />

gestanden hatte. Von diesem Gebäude erkennt man noch die Grundmauern ;<br />

anstelle des Gartens dehnt sich jetzt e<strong>in</strong>e freie Rasenfläche aus, an die sich die<br />

Böschung e<strong>in</strong>es ziemlich steilen, bewaldeten Abhangs anschließt. Das Denkmal<br />

selber, e<strong>in</strong>e Bronze-Büste <strong>Siebold</strong>s, erhebt sich, malerisch von Gebüsch umgeben, auf<br />

der l<strong>in</strong>ken Seite des Grundstücks, unweit des „ rauschenden Wasserfalles ", nach<br />

dem der ganze Stadtteil „ Narutaki " benannt ist. Die Gegend ist ungeme<strong>in</strong> friedevoll<br />

und lieblich. Der Platz mits<strong>am</strong>t dem Monument gehört zu den als geschichtlich<br />

bedeutungsvoll bezeichneten Stätten, die von der Stadverwaltung unter Denkmalschutz<br />

gestellt s<strong>in</strong>d. E<strong>in</strong>e unlängst angebrachte Tafel weist dem fremden Besucher den<br />

sonst nicht leicht zu f<strong>in</strong>denden Weg durch e<strong>in</strong>e Talr<strong>in</strong>ne <strong>in</strong> die vorstädtische, ja<br />

ländliche Stille, <strong>in</strong> der <strong>Siebold</strong>, fern vom Lärm der geschäftigen Hafenstadt, ungestört<br />

se<strong>in</strong>en Forschungen nachgehen konnte.<br />

Es war e<strong>in</strong>e schlichte, aber würdige und e<strong>in</strong>drucksvolle Feier, zu der sich gegen

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