18.11.2013 Aufrufe

Wie wissenswert sind die Erkenntnisse von 1900 ... - Rhz-biberttal.com

Wie wissenswert sind die Erkenntnisse von 1900 ... - Rhz-biberttal.com

Wie wissenswert sind die Erkenntnisse von 1900 ... - Rhz-biberttal.com

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

<strong>Wie</strong> <strong>wissenswert</strong> <strong>sind</strong> <strong>die</strong> <strong>Erkenntnisse</strong> <strong>von</strong> <strong>1900</strong> für <strong>die</strong><br />

Hundeausbildung <strong>von</strong> heute?<br />

Durch Zufall habe ich einen Text über Sanitätshundeausbildung <strong>von</strong> 1903 auf<br />

einer Sardog Seite vom Dezember 2010 gefunden.<br />

Da ich eine große Neugierde in Bezug altes Wissen habe, begann ich mich intensiv<br />

damit zu beschäftigen.<br />

Bereits 1890 gründete der Tiermaler und Hundeausbilder Jean Bungartz den<br />

"Deutschen Verein für Sanitätshunde". Diese Hunde sollten beim Auffinden <strong>von</strong><br />

verwundeten Soldaten helfen. Dabei wurden <strong>die</strong> Hunde meist <strong>von</strong> freiwilligen, zivilen<br />

Menschen, ausgebildet und eher selten vom Militär Die Kosten wurden jedoch häufig<br />

<strong>von</strong> der Armee getragen.<br />

Im Anhang werde ich das Werk zum Nachschlagen anhängen. Die Auszüge <strong>sind</strong> an<br />

der Schreibschrift zu erkennen.<br />

Meine Intension ist, einen Vergleich <strong>von</strong> damals zu heute herzustellen. <strong>Wie</strong> wurde<br />

damals ausgebildet und wo liegt heute der Schwerpunkt.<br />

Als ich <strong>die</strong> Anleitung zur Dressur und Verwendung zum Sanitätshund <strong>von</strong> A. Berdez<br />

gelesen hatte, wurde mir bewusst, was wir bisher in der Ausbildung sträflich<br />

vernachlässigt haben.<br />

Ein Freund erzählte mir, was ihn ein Neuseeländer gesagt hatte: "Ihr Deutschen habt<br />

mit jeder Generation etwas <strong>von</strong> eurem Wissen verloren." Es wäre einfach schade,<br />

<strong>die</strong> <strong>Erkenntnisse</strong> <strong>von</strong> 1903 in den Wind zu schlagen.<br />

Sicherlich hat sich in <strong>die</strong>sem Zeitraum einiges geändert, aber der Grundsatz der<br />

Hundeausbildung war auch vor hundert Jahren nicht viel anders.<br />

Für sämtliche Einsatzgebiete <strong>die</strong> mit Hunden machbar waren oder noch <strong>sind</strong>, wurde<br />

<strong>von</strong> Idealisten extra ein Hundetype heraus gezüchtet, der speziell für <strong>die</strong> eine


Aufgabe geschaffen wurde. Die Zucht <strong>von</strong> Sanitätshunden war ein sehr guter<br />

Ansatz, der leider in den Wirren der Kriege verloren ging und wir im Moment noch<br />

immer mit Zufallsprodukten unsere Rettungshundeausbildung tätigen.<br />

Die einzigen Rassen, <strong>die</strong> bewusst zum Mantrailing und für <strong>die</strong> Wasserrettung<br />

Verwendung finden, <strong>sind</strong> der Bluthund, der Neufundländer und der Landseer. Wir<br />

benötigen aber auch für <strong>die</strong> Ausbildung der Flächensuche und für <strong>die</strong><br />

Verschüttenden suchen, Hunde <strong>die</strong> über Generationen eine gewisse Zuchtauslese<br />

ihre Verwendung findet.<br />

Bekanntlich vererben sich beim Züchten <strong>von</strong> Rassehunden nicht nur <strong>die</strong> äußerlichen Formen,<br />

sondern auch <strong>die</strong> geistigen Fähigkeiten und Anlagen. Deshalb kann man bei einem jungen<br />

Rassenhunde beinahe sicher sein, dass er <strong>die</strong> Eigenschaften seiner Eltern besitzt und sie auch<br />

wieder auf seine Nachkommen übertragen wird. Es ist infolgedessen durchaus geboten, nur r e i n<br />

r a s s i g e Hunde zu wählen.<br />

Die in Deutschland unter der Leitung des Herrn J. Bungartz gezüchteten und dressierten<br />

Sanitätshunde <strong>sind</strong> schottische Schäferhunde (Collies), aber nicht solche, wie wir sie gewöhnlich<br />

bei uns zu sehen bekommen, sondern er hat sie direkt aus Schottland bezogen. Es <strong>sind</strong> <strong>die</strong>s<br />

Hunde, <strong>die</strong> etwas weniger schön <strong>sind</strong>, deren Eltern aber durch viele Generationen im Dienste als<br />

Schäferhunde gestanden haben. Diese Hunde haben alle ihre körperlichen und geistigen Vorzüge<br />

beibehalten, während <strong>die</strong>se bei Hunden, <strong>die</strong> durch mehrere Generationen nur auf Schönheit und zu<br />

Ausstellungszwecken gezüchtet wurden, sehr zurückgegangen <strong>sind</strong>.<br />

Dies <strong>sind</strong> <strong>Erkenntnisse</strong> <strong>von</strong> 1903 und was tun wir im 20. Jahrhundert? Aus jedem<br />

Hund muss ein Rettungshund gemacht werden, koste es was es wolle. Nur, wer ist<br />

dafür bereit, seine Zeit dafür zu opfern und wer entscheidet über das was und wie?<br />

Seit Jahren beschäftige ich mich mit <strong>die</strong>sem Thema. Ich kam bis jetzt auf keine<br />

Hunde, <strong>die</strong> für <strong>die</strong>se Arbeit besonders geeignet erscheinen. In den Anfängen hatte<br />

ich den Eindruck, dass vielleicht <strong>die</strong> Hütehunde, welche auch noch an der Herde<br />

arbeiten (F1), <strong>die</strong> erste Wahl wären. Dann setzte ich mich mit den Schweiß- und<br />

Stöberhunden intensiver auseinander. Vom Naturell muss ich zugeben <strong>sind</strong> <strong>die</strong><br />

Hunde aus den jagdlichen Bereich besser geeignet, nur deren Ausbildung muss sehr<br />

früh beginnen und auch konsequent durchgeführt werden. Am wenigsten eignen sich<br />

Hunde <strong>die</strong> über Generationen nur auf Schönheit gezüchtet wurden. Es <strong>sind</strong> Hunde<br />

<strong>die</strong> im Wesentlichen nur zum Spaß und für soziale Zwecke gehalten werden, sie<br />

würden keine brauchbaren Arbeitshunde werden.


Ich habe das Gefühl, dass hier <strong>die</strong> Zuchtbestimmungen durch den VDH sehr<br />

aufgeweicht wurden und viele Tiere nicht mehr unter dem Wort "Hund" zu führen<br />

wären.<br />

Welche Voraussetzung so ein Hund besitzen musste war auch den Gründern sehr<br />

wohl bekannt. Es <strong>sind</strong> <strong>die</strong>se, nach denen wir sie auch heute noch auswählen sollten.<br />

Die Beschreibungen der Auswahlkriterien in unserer Zeit unterscheiden sich im<br />

Inhaltlichen nicht sehr viel mehr, als jene, <strong>die</strong> Bungartz beschreibt. Unsere Kriterien<br />

<strong>sind</strong> vielleicht etwas detaillierter und anders formuliert.<br />

Bei der Wahl des zum Sanitätshunde bestimmten Tieres <strong>sind</strong> folgende Punkte zu berücksichtigen:<br />

Der Hund muss:<br />

1) intelligent sein,<br />

2) ein gutes Gehör und<br />

3) eine gute Nase haben,<br />

4) eine große Schnelligkeit besitzen, ferner ist<br />

5) reges Temperament und<br />

6) viel Ausdauer unentbehrlich.<br />

Die Hunde wurden durch das Apportieren zum Suchen gebracht, ähnlich wie wir es<br />

mit der Beute (Beiswurst, Mostie, Fezie) tun.<br />

Mit Futter hatte <strong>die</strong>se gesamte Ausbildung nichts am Hut, im Gegenteil:<br />

Der Hund soll aus fremder Hand nichts annehmen, auch nichts am Boden auflesen; daran Ist er<br />

durch das Kommando «Pfui» zu verhindern und daran zu gewöhnen. Wenn alle Warnung durch<br />

«Pfui» nichts nützt, so kann ein Gehilfe ihm ein Stück Fleisch bieten, in welchem Pfeffer oder<br />

etwas anderes Schlechtes versteckt ist, nur darf es kein Stoff sein, der sich schon durch seinen<br />

Geruch bemerkbar macht. Auch kann er, wenn er zugreifen will, durch einen Hieb mit der Peitsche<br />

vom Gehilfen dazu gebracht werden, der Mahnung seines Herrn Folge zu leisten.<br />

Genauso sehe ich es bei der Ausbildung <strong>von</strong> Verschütteten Suchhunden, denn<br />

Futter wird ihr größter Feind werden.


<strong>Wie</strong> sinnvoll ist das Apportieren für einen Rettungshund?<br />

<strong>Wie</strong> ich <strong>von</strong> der Gebrauchshundearbeit zu der Rettungshundeausbildung wechselte,<br />

war das Apportieren kein Thema. Es gibt auch Prüfungsordnungen <strong>die</strong> das<br />

Apportieren beinhalten. Früher habe ich mich mehr oder weniger abfällig dazu<br />

geäußert, nun ist auch mir bewusst, wie wichtig das sein kann und wie nützlich das<br />

bei der Ausbildung zum Rettungshund ist.<br />

Das Apportieren ist eine Übung, <strong>die</strong> in hohem Masse geeignet ist, <strong>die</strong> geistigen Eigenschaften des<br />

Hundes und auch seine Arbeitsfreudigkeit auszubilden. Sobald ein Hund das Apportieren<br />

begriffen hat, führt er es gerne aus, ja es kann beinahe zu einer Leidenschaft werden. Über<strong>die</strong>s<br />

<strong>die</strong>nt es als Vorübung für verschiedene andere Übungen. Bis der Hund alle Stufen <strong>die</strong>ser Übung<br />

sicher beherrscht, darf nur das Apportierholz oder der Apportierbock benützt werden, erst nachher<br />

kommen Gegenstände aus dem Besitze des Lehrers in Anwendung.<br />

Wir würden gut daran tun, uns wieder auf das Wesentliche in unserer Tätigkeit zu<br />

besinnen und unsere Hunde auch Hunde sein zu lassen und sie nicht zu<br />

vermenschlichen, was ihnen gar nicht bekommt.<br />

Walter Fretschner

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!