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04 DIE INVASION DER CHIPS 12 FORENSIK – DIE LIEBE ZUM ...

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LEICA MICROSYSTEMS <strong>–</strong> DAS MAGAZIN<br />

re SOLUTION<br />

<strong>04</strong> <strong>DIE</strong> <strong>INVASION</strong> <strong>DER</strong> <strong>CHIPS</strong><br />

Wie Jaques Tatis Vision längst von der Wirklichkeit überholt wurde<br />

<strong>12</strong> <strong>FORENSIK</strong> <strong>–</strong> <strong>DIE</strong> <strong>LIEBE</strong> <strong>ZUM</strong> DETAIL<br />

Kein Verbrechen ohne Spuren<br />

20 3D-MOSAIKLANDSCHAFTEN<br />

Mosaik- und Multifocus zur kompletten „Landschaftsbetrachtung“


INHALT<br />

Foto > gettyimages<br />

VORWORT<br />

Liebe Leserinnen, liebe Leser,<br />

Unser Kundenmagazin reSOLUTION hat sich einen festen Platz<br />

bei unseren Lesern erobert. Das freut uns sehr. In den zurückliegenden<br />

zehn Jahren haben wir versucht, wissenschaftsnahe<br />

Themen aus dem weiten Feld der Mikroskopie auch den Lesern<br />

zu vermitteln, die mit den jeweils behandelten Themen nicht<br />

unmittelbar vertraut sind. Dabei waren uns ein fundierter Inhalt<br />

und ein leserfreundliches Layout immer wichtig.<br />

In den zurückliegenden Jahren haben sich das Leseverhalten und die Gestaltung von<br />

Magazinen verändert. Diesen geänderten Gewohnheiten sind wir auch mit reSOLUTION<br />

gefolgt. Mit der jetzt vorliegenden Ausgabe 01/2002 haben wir zwei Änderungen vorgenommen.<br />

Die erste ist augenfällig: Wir haben das Layout aufgefrischt, haben das Magazin<br />

freundlicher gestaltet und dabei internationale Entwicklungen in der Magazingestaltung<br />

einfließen lassen. Die zweite Änderung fällt erst bei genauerem Hinsehen auf. Da es zudem<br />

unser Ziel ist, eine möglichst große Themenbreite in jeder einzelnen Ausgabe abzudecken,<br />

haben wir nicht nur ein umfassenderes Thema mehr aufgenommen, wir haben im hinteren<br />

Heftteil auch versucht, mehr Themen als bisher zu berücksichtigen.<br />

Wir hoffen, dass Ihnen die neu gestaltete reSOLUTION genauso gut gefällt wie uns und<br />

wünschen Ihnen viel Spaß bei der Lektüre. Gleichzeitig möchte ich mich an dieser Stelle<br />

von Ihnen verabschieden. Nach zwölf Jahren an der Spitze von Leica Microsystems werde<br />

ich zum 1. September den Vorstandsvorsitz an Dr. Gerhard Kleineindam übergeben und<br />

selbst in den Aufsichtsrat des Unternehmens wechseln. Ein Gespräch mit Gerhard<br />

Kleineindam werden Sie in der nächsten Ausgabe von reSOLUTION nachlesen können.<br />

Ihr<br />

Horst Wegener,<br />

CEO Leica Microsystems


Fotos > Hunter College, N.Y.<br />

Fotos „Tatort“ > B. Euring<br />

Foto > J. Scott Applewhite/AP<br />

Die Invasion der Chips<br />

Forensik <strong>–</strong> die Liebe zum Detail<br />

<strong>04</strong><br />

<strong>12</strong><br />

Leica QClean <strong>–</strong> Herausragende Bildanalysesoftware<br />

für die Qualitätssicherung bei<br />

der Fertigung mikromechanischer Komponenten<br />

29<br />

PRAXIS REPORT > Kein Verbrechen ohne<br />

Spuren <strong>–</strong> Mit Klebestreifen auf Fusselsuche<br />

15<br />

Leica DC180 <strong>–</strong> Digitales Bildaufnahmesystem<br />

für die professionelle Mikroskopie<br />

29<br />

PRAXIS REPORT > Die wahre Aufgabe<br />

der Forensik ist die Enthüllung der Wahrheit<br />

19<br />

Leica MZ16 und MZ16 A <strong>–</strong> Hightech Stereomikroskope<br />

mit höchster Auflösung<br />

30<br />

Dreidimensionale Mosaik-Landschaften<br />

von Mikrostrukturen<br />

PRAXIS REPORT > Diesel in der Luxusklasse<br />

<strong>–</strong> Leica Microsystems entwickelt mit<br />

Bosch Bildanalysesystem für Qualitätssicherung<br />

20<br />

24<br />

LEICA WELT<br />

Präsident Bush: Pittsburgh ist Hochburg<br />

im Kampf gegen Bioterrorismus<br />

33 bislang unveröffentlichte digitale<br />

Photomikrographien im Hunter College, N.Y.<br />

31<br />

31<br />

32<br />

NEUE PRODUKTE<br />

Filterlose Freiheit <strong>–</strong> Ein programmierbarer<br />

optischer Strahlteiler revolutioniert<br />

die Fluoreszenzmikroskopie<br />

26<br />

26<br />

Leica würdigt herausragende Forschung auf<br />

dem Gebiet der Pathologie<br />

Hervorragende Biologielehrer in Montreal<br />

ausgezeichnet<br />

33<br />

33<br />

Leica DSC2 <strong>–</strong> Leica Microsystems ergänzt<br />

seine Mikrotomlinie<br />

Leica S8 APO und Leica S6 D <strong>–</strong><br />

Voll apochromatische Mikroskope<br />

mit Fotoausgang in der StereoZoom-Linie<br />

27<br />

27<br />

<strong>12</strong>5. Geburtstag in Wien<br />

„Wunderwelt im Wassertropfen“ und<br />

„Wat is´n Wattwurm?“ <strong>–</strong> Kinder erforschen die<br />

mikroskopisch kleine Lebenswelt in einer<br />

Großstadt und am Urlaubsort eines Großstädters<br />

34<br />

35<br />

Leica FW4000 <strong>–</strong> Innovative, modulare<br />

Fluoreszenz-Bildgebungslösung<br />

28<br />

Leica ICM1000 an der Ruhr-Universität Bochum <strong>–</strong><br />

Der Physik ein Schnippchen geschlagen?<br />

39<br />

Leica CW4000 <strong>–</strong> Hochauflösende<br />

Bildgebungslösung für die Zytogenetik<br />

28<br />

IMPRESSUM<br />

39


<strong>INVASION</strong> <strong>DER</strong> <strong>CHIPS</strong><br />

Foto > akg-images, Berlin<br />

Einst Zukunftsvision <strong>–</strong> heute Realität: In den 70er Jahren<br />

beschrieb Jacques Tati in seinem Film „Mon Oncle“<br />

eine Alltagsumgebung, in der fast jeder Gegenstand mit<br />

den Menschen kommunizieren konnte.<br />

Möglicherweise erwacht eine künstliche Intelligenz,<br />

ohne dass wir es merken, während wir zu lange diskutieren.<br />

Während unser Hirn nämlich in einer engen Knochenschale<br />

sitzt, lassen sich Chips in riesigem Umfang<br />

miteinander vernetzen.<br />

4 re SOLUTION


Die Invasion<br />

der Chips<br />

Reinhard Bergmann war schon wach, als der Wecker<br />

summte. Die Lichtquellen im Zimmer hatten kurz<br />

zuvor automatisch eine sanfte Beleuchtung eingestellt.<br />

„Computer, du kannst es ruhig heller machen.“ Die<br />

Lampen leuchteten deutlich stärker. Reinhard freute<br />

sich auf das Treffen mit seiner Arbeitskollegin.<br />

Sie hatte heute Geburtstag. Deshalb machten ihm<br />

auch die drei Bier nicht zu schaffen, die er am Abend<br />

zuvor bei Nachbarn getrunken hatte. „Deine Leberwerte<br />

sind etwas hoch heute“, meinte allerdings<br />

der Hauscomputer, der mit einem Sensor in der<br />

Toilette dazu beitrug, frühzeitig die Entwicklung von<br />

Krankheiten zu entdecken. „Ist schon gut, Meldung<br />

an den Medicomputer nicht notwendig“, erwiderte<br />

Reinhard. Ein gutes Frühstück und interessante Meldungen<br />

in der Zeitungsfolie, die automatisch halbstündlich<br />

aktualisiert wurde, weckten weitere<br />

Lebensgeister in Reinhard. Fast war es nicht<br />

notwendig, sich halbautomatisch mit dem Fahrzeug<br />

ins Büro leiten zu lassen. Das ewige Gejammer des<br />

Autocomputers, das sich auf Echtzeitauswertung der<br />

von Kameras erfassten Verkehrszeichen stützte, ging<br />

ihm auf die Nerven: „Sie fahren mehr als zehn<br />

Prozent schneller als die erlaubte Höchstgeschwindigkeit...“<br />

Ein ziemlich plötzliches Bremsen<br />

zeigte ihm, dass Automatiken wirklich helfen: Ein<br />

Hund rannte plötzlich auf die Straße, und das Sensorsystem<br />

bremste automatisch.<br />

Bevor Reinhard das Firmengebäude betrat, stattete<br />

er noch einem auf dem Weg liegenden Geschäft<br />

einen Kurzbesuch ab. „Guten Tag, Herr Bergmann,<br />

freut mich, dass Sie uns besuchen. Viel Erfolg bei<br />

Ihrem Einkauf. Besonders günstig sind heute Pralinen<br />

und spanische Erdbeeren.“ Wie praktisch, dachte<br />

Reinhard, nahm sich eine Packung und verließ das<br />

Geschäft. Ein Chip in seiner Hand, der dem Geschäft<br />

zuvor schon seine Identität mitgeteilt hatte, buchte<br />

automatisch den Betrag von seinem Konto ab, übermittelt<br />

von dem unsichtbaren Etikett der Pralinenschachtel.<br />

„Guten Tag, Herr Bergmann, wir wünschen<br />

Ihnen viel Erfolg heute“, leierte aufgrund der<br />

überall vorhandenen, unsichtbaren Computertechnik<br />

dann auch der Firmencomputer am Eingang. Wenigstens<br />

freute sich seine Kollegin Karin über das<br />

Geburtstagsgeschenk „richtig echt“. Gerade wollte<br />

Sie ihm um den Hals fallen, da unterbrach <strong>–</strong> wieder<br />

einmal <strong>–</strong> eine Computerstimme: „Die prädikative Diagnostik<br />

der Kühlwasserpumpe 3 prognostiziert einen<br />

Ausfall in drei bis sieben Tagen. Es ist dringend<br />

erforderlich, die Lager zu wechseln.“<br />

re SOLUTION<br />

5


<strong>INVASION</strong> <strong>DER</strong> <strong>CHIPS</strong><br />

Fortschritte in der Chip- und Mikrosystemtechnik<br />

lassen erwarten, dass<br />

dies erst der Anfang der Kommunikation<br />

des Menschen mit den Gegenständen<br />

seiner Umgebung sein wird.<br />

Diese kleine Geschichte ist zwar Zukunftsmusik, hat<br />

aber gute Chancen, Wirklichkeit zu werden. In den<br />

70er Jahren beschrieb Jacques Tati in seinem Film<br />

„Mon Oncle“ eine Alltagsumgebung, in der fast jeder<br />

Gegenstand mit den Menschen kommunizieren<br />

konnte. Während damals gerade mal Wasserkessel,<br />

Türklingel und Telefon auf sich aufmerksam machten,<br />

sind wir heute der Vision schon ein gutes Stück näher<br />

gekommen. Navigationssysteme in modernen Autos<br />

erzählen dem Fahrer, welchen Weg er zum Ziel<br />

nehmen soll. Fortschritte in der Chip- und Mikrosystemtechnik<br />

lassen erwarten, dass dies erst der<br />

Anfang der Kommunikation des Menschen mit den<br />

Gegenständen seiner Umgebung sein wird. Die Frage<br />

wird nicht sein: Kann das Gerät sich melden, sondern:<br />

Soll es dies?<br />

Eine Grundlage für diese Einschätzung ist die prognostizierte<br />

Entwicklung der Chiptechnik. In der<br />

neuesten ITRS (International Technology Roadmap<br />

for Semiconductors, ITRS 2001), die von führenden<br />

Chipherstellern aus aller Welt zusammengestellt<br />

wird, geht man davon aus, dass sich die Chipstrukturen<br />

bis zum Jahre 2007 auf 65 Nanometer, bis zum<br />

Jahre 2016 gar auf nur 22 Nanometer verfeinern<br />

lassen. Das soll dann zu Chips führen, die über etwa<br />

sechs Milliarden Transistoren verfügen und mit knappen<br />

30 Gigahertz getaktet werden.<br />

Leicas Metrologiesysteme<br />

auf ITRS-Kurs<br />

Um die ehrgeizigen Ziele der ITRS-Roadmap zu<br />

erreichen, braucht man entsprechend hochwertige<br />

Photomasken für den Waferherstellungsprozess.<br />

Die Passgenauigkeit von Masken untereinander<br />

bei aktuellen Strukturgrößen muss sehr<br />

hoch sein. Übertragen auf die Abmessungen der<br />

Stadt Dresden hieße eine entsprechende Genauigkeit,<br />

dass alle Häuser auf 2,5 Zentimeter exakt zu<br />

platzieren sind! Um diese und andere wichtige<br />

Maskeneigenschaften zu prüfen, findet das Masken<br />

Metrologie System LMS IPRO Anwendung<br />

in allen Maskenhäusern weltweit. Das Nachfolgesystem<br />

LMS IPRO 2 stellt die konsequente Weiterentwicklung<br />

der IPRO Systeme dar, die nur in enger<br />

Zusammenarbeit mit den Anwendern erfolgen<br />

konnte. Zur Qualitätsüberwachung setzen diese<br />

auch das CD Messsystem LWM250 DUV ein. Es<br />

kann Strukturen in der Größenordnung von<br />

0,2 Mikrometern (das entpricht 1/300 der Breite<br />

eines menschlichen Haares) visualisieren und<br />

messen. Als dritte Generation von Strukturbreiten-<br />

Messsystemen setzt das LWM250 DUV erneut<br />

den Standard zur lichtoptischen Vermessung in<br />

der Herstellung von Photomasken. Die ständig<br />

verbesserten technischen Eigenschaften und die<br />

bewährte Kundenunterstützung von Leica machen<br />

die LMS- und LWM-Systeme erneut zu Marktführern.<br />

Die ITRS-Studie verschweigt nicht, dass bis dahin<br />

eine Menge Probleme zu lösen sind. Das betrifft<br />

Chipdesign ebenso wie Reinstraumentwicklungen,<br />

Herstellungsprozesse und -kontrolle sowie Chiptests<br />

und -verpackungen. Notwendige Kostenoptimierungen<br />

sollen dazu führen, dass ab 2013 Wafer mit einem<br />

Durchmesser von 450 Millimetern Standard sind <strong>–</strong> zur<br />

Zeit sind 300 Millimeter-Wafer state of the art.<br />

Kleiner und leistungsfähiger:<br />

Neue Werkstoffe sollen noch leistungsfähigere<br />

Chips ermöglichen.<br />

Foto > gettyimages<br />

6<br />

re SOLUTION


<strong>INVASION</strong> <strong>DER</strong> <strong>CHIPS</strong><br />

Foto > dpa<br />

Advanced Reticle Center (ARC)<br />

für die 100 nm Masken Technologie<br />

Die langjährigen Erfahrungen auf dem Gebiet der<br />

Schreibverfahren mit Elektronen und die Fortschritte<br />

auf dem Gebiet der neuen Maskentechnologien<br />

führten zum Aufbau des Advanced<br />

Reticle Centers (ARC) <strong>–</strong> eines Kompetenzzentrums<br />

für zukünftige Maskentechnologien.<br />

Auf Initiative von Leica Microsystems wurde am<br />

Institut für Mikroelektronik des ARC in Stuttgart<br />

die technologische Basis geschaffen, um die in<br />

der ITRS-Roadmap aufgezeigten Herausforderungen<br />

auf dem Gebiet der Maskentechnologie zu<br />

meistern. An dem vom Bundesministerium für Bildung<br />

und Forschung geförderten Projekt arbeiten<br />

namhafte Geräte-, Material-, Masken- und Halbleiterhersteller<br />

sowie Institutionen zusammen. Von<br />

strategischer Bedeutung ist dabei der Elektronenstrahlschreiber<br />

LEICA SB350 MW für die 100 nm<br />

Technologie.<br />

Sowohl für die Maskenherstellung einschließlich<br />

der Masken für die nächsten Technologie-Generationen<br />

wie Extreme UV Lithographie (EUV) als<br />

auch für die Wafer Lithographie besteht damit die<br />

Möglichkeit des Einstiegs in Bereiche der Nanotechnologien.<br />

Beispiele technischer Chipoptimierungen<br />

Lösungsansätze für etliche Probleme sind jedoch<br />

sichtbar. So verbessern aktuelle Forschungen die<br />

Isolationsfähigkeiten feiner Chipstrukturen. Größe<br />

und Leistungsmerkmale der Chiptransistoren hängen<br />

wesentlich von sehr dünnen elektrisch isolierenden<br />

Schichten ab. Wenn die Schicht eine Dicke von nur<br />

noch wenigen Atomlagen hat, verliert sie ihre<br />

isolierenden Eigenschaften; die Transistoren schalten<br />

nicht mehr präzise.<br />

Neue Werkstoffe isolierender Materialien sollen das<br />

Problem lösen. Die Europäische Union fördert<br />

entsprechende Entwicklungen unter dem INVEST-<br />

Projekt (Integration of very high-k dielectrics with silicon<br />

CMOS technology), an dem neun europäische<br />

Forschungsinstitute und Unternehmen beteiligt sind.<br />

Der Prototyp eines „tragbaren“ PC´s. Der<br />

kleinste und leichteste Computer arbeitet<br />

mit Windows 98 und verfügt über einen<br />

MMX Pentium 233 MHz-Prozessor.<br />

Speicherbausteine sollen möglich<br />

sein, die 1000-mal kleiner und<br />

1000-mal schneller sind als heutige<br />

Elemente und dabei 1000-mal<br />

weniger Energie benötigen.<br />

re SOLUTION 7


<strong>INVASION</strong> <strong>DER</strong> <strong>CHIPS</strong><br />

Zwei Brücken im Vergleich:<br />

Die 400 Meter lange Bay-Bridge in<br />

San Francisco und die „kleinste Brücke der<br />

Welt“: 360 Nanometer lang, 20 Nanometer<br />

breit und zwölf Nanometer dick.<br />

Die Wissenschaftler von INVEST gehen davon aus,<br />

dass neue Metalloxide die seitliche Ausdehnung der<br />

Transistoren von gegenwärtig 130 bis auf 50 <strong>–</strong> 100<br />

Nanometer reduzieren. Simulationen zeigen, dass herkömmliche<br />

Transistordarstellungen auf Chips generell<br />

bis zu Strukturabmessungen von 20 Nanometern<br />

funktionieren sollten.<br />

Bochumer Forscher um Prof. Ulrich Kunze entwickeln<br />

neue Chip-Produktionsmethoden. Sie nutzen dafür<br />

die Elektronenstrahl-Lithographie. Mit dem fokussierten<br />

Elektronenstrahl kann entlang vorgegebener<br />

Bestimmte Stichwörter veranlassen<br />

die Wearables zur Datenlieferung<br />

auf Displays, die beispielsweise auf<br />

Ärmeln kleben oder in Brillen<br />

integriert sind.<br />

Foto > PhotoDisc<br />

Dielektrika berührungslos vermessen<br />

Mit dem neuen Leica APECS 3000 Schichtdickenmesssystem<br />

lassen sich Dielektrika berührungslos<br />

und zerstörungsfrei vermessen. Das traditionelle<br />

Gateoxid ist bis zu wenigen Atomlagen<br />

Dicke kontrollierbar. Auch neuesten Halbleiterentwicklungen<br />

entlockt das Leica APECS 3000<br />

ihre Geheimnisse: Die moderneren Mischschichten<br />

aus Oxid und Nitrid (Oxinitride) mit ihren<br />

verbesserten isolierenden Eigenschaften lassen<br />

sich mit höchster Genauigkeit charakterisieren.<br />

In Atomlagendicke zeigen Untersuchungen an<br />

neuartigen high-k Materialien wie zum Beispiel<br />

Zirkonoxid oder Hafniumoxid ähnlich exzellente<br />

Ergebnisse.<br />

Linien und Flächen über eine Probe geschrieben<br />

werden, die zuvor mit einem Polymerfilm von einigen<br />

zehn Nanometern Dicke beschichtet wurde. Die<br />

auftreffenden Elektronen zerschlagen die Molekülketten<br />

des Polymers in kleine Bruchstücke. Nachdem<br />

diese in einem Entwicklerbad herausgelöst wurden,<br />

liegt der Halbleiter dort bloß und kann durch Ätzen<br />

in einer wässrigen Lösung angegriffen werden. Dabei<br />

entsteht unter den Linien ein Graben, dessen Abmessungen<br />

durch die Form der Öffnungen im Polymerfilm<br />

sowie von der Reaktivität der Ätzlösung und der<br />

Ätzdauer bestimmt wird. Die minimale Strukturbreite<br />

dieses Verfahrens liegt bei etwa 20 Nanometern.<br />

Durch eine Verfeinerung des Verfahrens erzeugten<br />

die Bochumer Forscher eine frei tragende Struktur<br />

aus Silizium, die „kleinste Brücke der Welt“: 20 Nanometer<br />

breit, zwölf Nanometer dick und 360 Nanometer<br />

lang.<br />

Bei Transistorstrukturen unterhalb von 20 Nanometern<br />

herrschen Quanteneffekte. Hier muss man<br />

anders denken, andere Lösungen finden. Dazu zählen<br />

Single Electron Tunnelling Elemente (SET). Derartige<br />

Ein-Elektronen-Schaltungen, die u.a. in europäischen<br />

Forschungsprojekten entwickelt werden, können mit<br />

einzelnen Elektronen rechnen bzw. Informationen<br />

speichern; heutige Bauelemente benötigen im besten<br />

Fall einige zehntausend Elektronen. Hauptproblem<br />

bei der Verwirklichung ist die hohe Empfindlichkeit<br />

gegenüber fremden elektrischen Ladungen, die etwa<br />

durch die kosmische Strahlung in die Bauelemente<br />

eingebracht werden, ebenso wie die extrem niedrige<br />

Arbeitstemperatur. Berechnungen von SETs zeigen<br />

jedoch faszinierende Aussichten. Mit ihnen sollen<br />

Speicherbausteine möglich sein, die 1000-mal kleiner<br />

und 1000-mal schneller sind als heutige Elemente und<br />

dabei 1000-mal weniger Energie benötigen. Gerade<br />

letztgenannter Punkt ist heute auch noch ein Problem:<br />

Die flächenspezifische Heizleistung hoch integrierter<br />

Chips ist nämlich oft höher als die eines<br />

Bügeleisens, was auch ihre Alterung beschleunigt.<br />

Neuartige, hoch Wärme leitende Diamantbeschichtungen<br />

der Chipoberflächen versprechen hier Abhilfe.<br />

Offenbar beschleunigt das Zusammenwirken verschiedener<br />

Lösungen die Entwicklung. Die ITRS<br />

bemerkt, dass in der Vorgängerstudie von 1999 noch<br />

das Erreichen der 100-Nanometer-Stukturgrenze<br />

als „red brick wall“ galt, als ein Ziel, für dessen Verwirklichung<br />

noch kein klarer Weg erkennbar war.<br />

Jetzt sei sicher, dass dieses Ziel bereits 2003 erreicht<br />

werden könne. Gerade die Synergie zwischen unterschiedlichen<br />

technischen Entwicklungen wird auch<br />

dazu führen, dass Chips in unsere Alltagsumgebung<br />

einziehen, ohne dass die elektronischen Helfer noch<br />

von uns wahrgenommen werden. Computer werden<br />

uns in vielfältiger Weise umgeben <strong>–</strong> unsichtbar. Die<br />

geschilderte Chipentwicklung bedeutet ja nicht nur,<br />

8<br />

re SOLUTION


<strong>INVASION</strong> <strong>DER</strong> <strong>CHIPS</strong><br />

dass die Fortschreibung der Vorstellung herkömmlicher<br />

PC-Technik zu unglaublich leistungsfähigen<br />

Geräten führen wird, sondern vielmehr auch, dass<br />

winzige Chips, zusammen mit ebenso winzigen Sensoren<br />

und Aktoren in etlichen Konsumgütern und<br />

Gegenständen unserer Alltagsumgebung zu finden<br />

sein werden. Und nicht nur das: Sie werden billig<br />

sein, Wegwerfprodukte, und sie werden kaum Energie<br />

verbrauchen. Die neue Art der Computernutzung<br />

zeichnet sich nach Expertenmeinung dadurch aus,<br />

dass der Computer in Gestalt von „Smart Objects“ mit<br />

den Gegenständen des Alltags verknüpft ist und an<br />

jedem Ort zu jeder Zeit den Menschen zur Verfügung<br />

steht. Dies bezeichnet man auch als „ubiquitous<br />

computing“.<br />

Foto > gettyimages<br />

Ubiquitous Computing<br />

Schon heute trägt man eine erhebliche Computerleistung<br />

mit sich: Personal digital assistants (PDA)<br />

zählen dazu ebenso wie Mobiltelefone oder MP3-<br />

Spieler. In Zukunft steckt dies alles unsichtbar in der<br />

Kleidung. Derartige „Wearables“ wissen, ob man den<br />

Nutzer stören kann; Beschleunigungssensoren geben<br />

Bescheid über seine aktuelle Handlungssituation.<br />

Bestimmte Stichworte veranlassen die Wearables zur<br />

Datenlieferung auf Displays, die beispielsweise auf<br />

Ärmeln kleben oder in Brillen integriert sind. Die Komponenten<br />

der Cyberkleidung konfigurieren sich selbst,<br />

kommunizieren drahtlos mit solchen Geräten bei anderen<br />

Trägern oder mit dem Träger selbst. Ansätze für<br />

das Problem der Stromversorgung reichen vom Generator<br />

im Turnschuh bis zur Entnahme von „Biostrom“<br />

aus dem Körper. Als logische Weiterentwicklung<br />

sehen Experten den in den Körper implantierten Rechner.<br />

Es sind Sensoren im Gespräch, die beispielsweise<br />

biometrische Daten an einen zentralen Rechner<br />

und von dort aus weiter zu einer medizinischen Überwachungsstelle<br />

leiten können. Im nächsten Schritt<br />

könnte eine direkte Informationsübertragung von<br />

Nervenfasern auf elektronische Sensoren stattfinden,<br />

um behinderten Menschen zu helfen.<br />

Als reines Eldorado für den Einsatz von Mikrochips<br />

hat sich schon das Auto erwiesen. Die Transistorzündung<br />

hat den Anfang gemacht, ABS und andere<br />

Stabilitätssysteme sind heute nahezu Standard,<br />

Diebstahlsysteme, Regensensoren, Rückspiegel mit<br />

automatischem Blendschutz sowie automatische<br />

Abblendsysteme kommen hinzu. Die Zunahme der<br />

elektrischen Verbraucher und Steuerungseinheiten<br />

im Auto bringt als Spitzenwert Kabelbäume von drei<br />

Kilometern Länge hervor. Abhilfe schaffen Datenleitungen,<br />

die die einzelnen Sensoren und Motoren<br />

verbinden; dabei reicht physisch ein Kabel aus Kupfer<br />

oder aus einer optischen Faser aus, um alle Schaltersignale<br />

und sonstigen Informationen zwischen den<br />

Geräten und Bedienelementen im Auto zu übertragen.<br />

Als logische Weiterentwicklung<br />

sehen Experten den in den Körper<br />

implantierten Rechner.<br />

Fahrassistenz-Systeme werden auch immer intelligenter,<br />

profitieren von immer leistungsfähigeren<br />

Chips. Heute schon leiten Navigationssysteme mit<br />

DVD quer durch Europa, führen durch Auswertung<br />

der Radio-Verkehrshinweise um aktuelle Staus herum.<br />

Bald ist das Auto online mit Informationsdiensten<br />

Chips im menschlichen Körper <strong>–</strong><br />

eine Vielzahl von Daten, etwa biometrische,<br />

lassen sich so zu zentralen Rechnern<br />

übertragen.<br />

re SOLUTION 9


<strong>INVASION</strong> <strong>DER</strong> <strong>CHIPS</strong><br />

Intelligente Etiketten und Identifikations-Tags<br />

in Verpackungen machen<br />

jede Tüte, jedes T-Shirt schlau.<br />

meter dick. Mit neuen Verarbeitungstechniken lassen<br />

sich so biegsame Chips in Kunststofffolien laminieren,<br />

in Papier einbetten oder übereinander stapeln,<br />

zusätzlich mit polymerbasierter Elektronik verbinden.<br />

Eine Klebefolie kann beispielsweise neben einem<br />

Chip auch eine Antenne, Sensoren, eine Anzeige<br />

und eine Batterie enthalten.<br />

Foto > Infineon<br />

Jacke mit eingebautem MP3-Player. Im<br />

Ärmel befindet sich das Tastenfeld, im<br />

Kragen die Kopfhörer, Akku und Speicherkarte<br />

sind in den Stoff eingenäht.<br />

verbunden <strong>–</strong> veralternde DVDs ade. Zu erwarten<br />

sind Systeme, die Kollisionssituationen erkennen und<br />

davor bewahren sowie Assistenzsysteme für halbautomatisches<br />

Fahren. Sie überprüfen beispielsweise<br />

die Spurtreue anhand der Fahrbahnbegrenzungen<br />

oder lesen die Verkehrsschilder. „Sie fahren zu<br />

schnell“, kann es dann automatisch tönen.<br />

Ähnlich chipdurchsetzt wird man Wohnungen und<br />

Häuser vorfinden. Licht leuchtet dann nur da, wo es<br />

auch jemand sieht <strong>–</strong> weil der Hauscomputer weiß, wo<br />

sich gerade Menschen aufhalten. Überall kann man<br />

zu dem elektronischen Hausverwalter sprechen, um<br />

die Umgebung nach seinen Wünschen zu konfigurieren.<br />

In Japan untersucht Prof. Isao Karube von der<br />

Universität Tokio seit Mitte der 90er Jahre, wie Sensoren<br />

in Toiletten die Ausscheidungen von Menschen<br />

prüfen und bei pathologischen Werten automatisch<br />

Alarm geben können. Beispielsweise weist ein zu<br />

hoher Glucosegehalt auf Diabetes hin, Harnsäurewerte<br />

lassen Rückschlüsse auf die Nierenfunktion zu.<br />

Chips wird man in alle vorstellbaren Dinge des<br />

täglichen Lebens integrieren. Etikettenartige Chips<br />

ermöglichen, dass sich der Aufenthaltsort eines<br />

verloren gegangenen Anzugs in der chemischen<br />

Reinigung über das Internet ebenso verfolgen lässt<br />

wie der Weg einer Postsendung. Auch versehentlich<br />

verlegte Gegenstände wie Brillen, Schlüsselbunde,<br />

Bücher usw. kann man dank der integrierten Mikrorechner<br />

leicht wieder finden.<br />

Polytronic: Milliarden billiger Chips<br />

aus Plastik<br />

Intelligente Etiketten und Identifikations-Tags in Verpackungen<br />

machen jede Tüte, jedes T-Shirt schlau.<br />

Die Zeitung wird aus einer flexiblen Folie (electronic<br />

paper) bestehen, die als Bildschirm fungiert. Auf<br />

Anforderung aktualisiert sich der Inhalt, thematisch<br />

nach persönlichem Wunsch zusammengestellt. Entscheidend<br />

für die Massenverwendung intelligenter<br />

Etiketten und Verpackungen ist der Preis, aber auch<br />

die Massenverfügbarkeit. Der Weltmarkt an Etiketten<br />

beläuft sich immerhin auf über 500 Milliarden Stück<br />

pro Jahr, eine Menge, an der die bisherige Halbleiterfertigung<br />

scheitert. Preislich durchsetzen dürften sie<br />

sich nach Einschätzung von Dr. Karlheinz Bock,<br />

Abteilungsleiter am IZM in München, wenn sie<br />

Bruchteile von einem Eurocent kosten. Der Weg<br />

dahin besteht aus Fertigungsverfahren der Drucktechnik,<br />

nicht aus Beschichtungs- und Ätztechniken<br />

in Reinräumen. Und weil sich die meisten Polymere<br />

gut in Lösung bringen lassen, kann man die Schaltungen<br />

drucken, und zwar mit Strukturbreiten im Submikrometerbereich.<br />

In Zukunft heißt es also: Waren<br />

in den Einkaufskorb und ab durch die Ladentür. Die<br />

Ware wird dort automatisch erfasst, der Wert vom<br />

Konto abgebucht. Auch wenn die elektronischen<br />

Etiketten derzeit noch mehr als einen Cent kosten:<br />

Die Marktforscher von Frost & Sullivan gehen davon<br />

aus, dass der Markt für Radio Frequency Identification<br />

Scanner (RFID-Geräte) in Europa jährlich<br />

um 18 Prozent bis 2005 auf 1,7 Milliarden US-Dollar<br />

wachsen wird. Das Weltmarktvolumen soll nach<br />

Angaben eines anderen Marktforschungsunternehmens,<br />

der Venture Development Corporation, 2005 bei<br />

2,7 Milliarden US-Dollar liegen, bei Wachstumsraten<br />

von bis zu 24 Prozent jährlich.<br />

Einen Eckpfeiler des ubiquitous computing wird die<br />

Polytronic bilden. Damit sind elektronische Komponenten,<br />

Bauteile und Systeme gemeint, die organische<br />

Kunststoffe zur Basis haben. Zwar sind die<br />

Ladungsträger in elektrisch leitenden Kunststoffen<br />

weniger beweglich als in Silizium; vergleichbare<br />

Bauteile sind daher mehr als 100-mal langsamer. Es<br />

gibt jedoch eine Vielzahl von Anwendungen, wo es<br />

auf den Preis und nicht so sehr auf die Leistung<br />

ankommt, und da wird die Polytronic unschlagbar<br />

sein. Zudem sind Hybridlösungen beider Technologien<br />

denkbar. Das Fraunhofer-Institut für Zuverlässigkeit<br />

und Mikrointegration (IZM) hat superdünne<br />

Siliziumwafer hergestellt, weniger als zehn Mikro-<br />

Transistoren pro Person<br />

1000<br />

900<br />

800<br />

700<br />

600<br />

500<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

0<br />

96 97 98 99 00 01 02 03 <strong>04</strong> 05 06 07 08<br />

Quelle: Semi<br />

10 re SOLUTION


<strong>INVASION</strong> <strong>DER</strong> <strong>CHIPS</strong><br />

Mit immer mehr, immer billigeren Chips lassen sich<br />

auch ganz neue Lebenszyklen- und Marketingmöglichkeiten<br />

eröffnen. Zunächst werden intelligente<br />

Bauteile in Flugzeugen, Autos, aber auch in Industrieanlagen<br />

den Grad ihrer Abnutzung melden und so<br />

ein Ausfallen der Technik vermeiden. Professor Elgar<br />

Fleisch von der Universität St. Gallen prognostiziert<br />

aber auch Heimwerker-Bohrmaschinen, die den<br />

Herstellern Art und Umfang der Nutzung vermitteln.<br />

Damit schaffe man den Übergang vom Kauf eines<br />

solchen Gerätes zu einem Leasing, bei dem man<br />

genau wisse, was mit der Maschine gemacht wurde.<br />

Chips im Menschen<br />

Chips werden aber bald nicht nur den Menschen<br />

umgeben, sondern auch in ihm sein. So arbeiten<br />

seit 1995 zwei vom Bundesministerium für Bildung<br />

und Forschung geförderte Forschungsgruppen in<br />

Deutschland an Chips für die Netzhaut, die Kontakt<br />

zu den Nervenleitungen zum Gehirn finden. Kameras<br />

liefern diesen Chips Bilder, die zusammen mit der<br />

nötigen Energie drahtlos zu dem auf der Netzhautoberfläche<br />

befestigten Implantat gesendet werden.<br />

Die Forscher warnen zwar vor allzu schnellen, allzu<br />

hohen Erwartungen. Erste entsprechend behandelte<br />

Patienten in den nächsten Jahren dürften nicht mehr<br />

als ein grobes Lichtblitzmuster erkennen, das sie<br />

interpretieren lernen müssen. Dennoch beflügeln<br />

derartige Projekte die Phantasie. Dazu zählen zum<br />

Beispiel auch Arbeiten am Heidelberger European<br />

Media Laboratory (EML), einer Einrichtung der Klaus<br />

Tschira Stiftung, einem der Gründer von SAP. Dort<br />

untersucht man Teilaspekte eines „personal memory“,<br />

das über entsprechende Sensoren alles aufzeichnet,<br />

was man in seinem Leben hört und sieht. Der zu<br />

erwartende Speicherbedarf von über 100 Petabyte<br />

(10 hoch 17 Byte) schränkt die Forschungen allerdings<br />

auch bei viel leistungsfähigeren Chips noch<br />

auf Teilbereiche ein, etwa automatische Sitzungsprotokolle.<br />

Ende Januar 2002 stellte das EML den DigiCoach vor:<br />

einen elektronischen Schwimmtrainer im Walkman-<br />

Format, der helfen soll, die Leistung von Spitzensportlern<br />

zu optimieren. Der DigiCoach ist ein erstes<br />

Zwischenergebnis von Forschungsarbeiten, die zum<br />

Ziel haben, einen elektronischen Fitness-Assistenten<br />

zu entwickeln. Er soll physikalische und physiologische<br />

Daten aufnehmen, auswerten und dem Nutzer<br />

zur Verfügung stellen.<br />

Staubkorncomputer überall<br />

Noch Science Fiction sind die Überlegungen von Prof.<br />

Randay H. Katz von der Fakultät für Computerwissenschaft<br />

und Elektrotechnik der Universität von Kalifornien<br />

in Berkeley: Er ist davon überzeugt, dass Computer<br />

schließlich nur noch sandkorngroß sein werden.<br />

Der „intelligente Staub“ soll dabei selbstorganisierend<br />

und lernfähig sein. Wie ein unsichtbarer Schleier könnte<br />

er sich um die Welt legen, als Omninet das Internet<br />

ablösen. Denkt man daran, dass seit der Erfindung<br />

des Computers durch Konrad Zuse erst wenig mehr als<br />

50 Jahre vergangen sind und sieht die auch in diesem<br />

Artikel aufgezählten Entwicklungen und Synergien,<br />

kommt man vielleicht zu einem ähnlichen Ergebnis wie<br />

das Pentagon. Es hat die Bedeutung der Forschungsarbeiten<br />

von Katz erkannt und fördert das Projekt<br />

„Endeavour Expedition“ mit eineinhalb Millionen Euro.<br />

Technologisch eher an der Gegenwart orientiert ist<br />

das Oxygen-Projekt am MIT in Boston unter Leitung<br />

von Prof. Michael Dertouzos. Er beschreibt das Projekt:<br />

„In the future, computation will be freely available<br />

everywhere, like batteries and power sockets, or<br />

oxygen in the air we breathe. The goal of the Oxygen<br />

project is to create a system that fits this vision.“ Das<br />

Projekt befasst sich mit der Interaktion elektronischer<br />

Produkte und Komponenten, mit Protokollen und Interfaces.<br />

Es wird von einer Reihe von Firmen im insgesamt<br />

nahezu dreistelligen Euromillionenbereich gefördert,<br />

unter anderem von Philips, Nokia, Acer, der japanischen<br />

Telefongesellschaft NTT und Hewlett Packard.<br />

Bei so viel Chip-Gegenwärtigkeit drängen sich<br />

Fragen abseits der Technik auf, solche nach Sinn,<br />

Nutzen, Gefahren, Rechtseinordnung. Wie kann man<br />

beispielsweise die Datenübertragungen zwischen<br />

den Chips <strong>–</strong> etwa mit Informationen über die Gesundheit<br />

<strong>–</strong> sicher machen? Wer ist schuld, wenn ein<br />

Fahrassistenzsystem unnötig eine Notbremsung herbeiführt?<br />

Kann man gezwungen werden, mit solchen<br />

Technologien in Kontakt zu treten? Diese wenigen<br />

Fragen reichen schon aus, um auch das Potential<br />

an gesellschaftlichem Sprengstoff zu sehen, das in<br />

dem ubiquitous computing steckt. Man denke an<br />

den Wegfall von Arbeitsplätzen, an die Verlagerung<br />

von Verantwortungen. Möglicherweise erwacht eine<br />

künstliche Intelligenz, ohne dass wir es merken,<br />

während wir zu lange darüber diskutieren. Während<br />

unser Gehirn nämlich in einer engen Knochenschale<br />

sitzt, lassen sich Chips in riesigem Umfang miteinander<br />

vernetzen. > Rolf Kickuth<br />

Chips an den Nervenzellen.<br />

Seit 1995 arbeiten Forschungsgruppen<br />

in Deutschland an Chips für<br />

die Netzhaut, die Kontakt zu den<br />

Nervenleitungen zum Gehirn finden.<br />

DigiCoach, der elektronische<br />

Schwimmtrainer, soll helfen, die Leistung<br />

von Sportlern zu optimieren<br />

re SOLUTION 11


COVER STORY<br />

Forensik<br />

Die Liebe zum Detail<br />

Fotos „Tatort“ > Bernd Euring<br />

Eine Vision: Spuren lassen endlich<br />

eindeutige und nicht widerlegbare<br />

Rückschlüsse auf den Tathergang<br />

und die Beteiligten zu.<br />

<strong>12</strong> re SOLUTION


<strong>FORENSIK</strong><br />

Eine fast gewöhnliche Schlägerei. Und als der<br />

34-jährige Dialysepatient nach der Auseinandersetzung<br />

mit seinem Bruder einige Stunden später stirbt,<br />

glaubt niemand an einen Zusammenhang; selbst der<br />

mit der Leichenschau beauftragte Arzt attestiert<br />

einen natürlichen Tod durch Nierenversagen. Erst die<br />

Anzeige einer Krankenschwester, die Zeugin der<br />

Schlägerei war, führt zu einer Sektion, die dann<br />

die inneren Verletzungen des Mannes offenkundig<br />

macht: Körperverletzung mit Todesfolge, ein Fall für<br />

die Kriminalisten.<br />

Eine Zufallsentdeckung. Doch sie lässt vermuten,<br />

dass auch eine ganze Reihe nicht-natürlicher Tode<br />

unerkannt und damit juristisch folgenlos bleibt, wie<br />

der Rechtsmediziner Bernd Brinkmann aus Münster<br />

behauptet. Gemeinsam mit anderen Kollegen konnte<br />

er belegen, dass vielen Opfern von Mord und<br />

Totschlag, Drogenmissbrauch, Kunstfehlern und Unfällen<br />

sowie Selbstmördern bedenklich häufig eine<br />

natürliche Todesursache bescheinigt wird: Tatsächlich<br />

aber seien in Deutschland unter jährlich etwa<br />

810.000 „natürlichen“ Todesfällen fast ein Viertel als<br />

nicht-natürliche Tode zu verbuchen, darunter fast<br />

2.000 Tötungsdelikte sowie 2.000 bis 4.000 Todesfälle<br />

„im Zusammenhang mit medizinischen Maßnahmen”.<br />

Und dies ist nur eine ungefähre Einschätzung, wie der<br />

Rechtsmediziner Alfred Du Chesne feststellt: Realistisch<br />

sei es, die Zahlen nach oben zu korrigieren.<br />

Eine Vision: Nicht länger bleiben Täter unerkannt,<br />

nicht länger bleiben Verbrechen ungesühnt. Beweise<br />

sind endlich objektiv, Spuren lassen endlich eindeutige<br />

und nicht widerlegbare Rückschlüsse auf den<br />

Tathergang und die Beteiligten zu. Die Identität von<br />

Opfern lässt sich aufklären, Fehlurteile der Rechtsmediziner<br />

können vollständig vermieden werden.<br />

Aber wirklich nur eine Vision? Hilfe kommt vielleicht<br />

von der Forensik.<br />

Klassische Verfahren<br />

Ohne Forensik ist die kriminalistische Ermittlungsarbeit<br />

kaum mehr denkbar, denn die forensische Arbeit<br />

hat mit allem zu tun, was für die Aufklärung der<br />

näheren Umstände eines Verbrechens von Interesse<br />

ist, was mithin zur Vorbereitung und Durchführung<br />

eines Gerichtsverfahrens relevant wird. Die Verfahren<br />

sind dabei so unterschiedlich wie die Einsatzfelder.<br />

Nach wie vor geht es um die klassische Daktyloskopie<br />

(Fingerabdrücke), um Photographie, Psychologie oder<br />

um Zahnmedizin. Es zeugt aber ebenfalls von forensischer<br />

Arbeit, den Boden umzugraben, um die Reste<br />

einer vergrabenen Leiche aufzufinden und sie dem<br />

Gerichtsmediziner zuzuführen. Hinzu kommt alles,<br />

was den Umgang mit Zeugen und Tätern betrifft, was<br />

Befragung, Einvernahme, Verhör oder Festnahme<br />

anbelangt. Auch der Umgang mit unterschiedlichen<br />

Waffen und den durch sie verursachten Resultaten<br />

und Spuren betrifft die Forensik: Ein weites Feld,<br />

wenn man bedenkt, dass mit fast jedem Objekt ein<br />

Verbrechen begangen werden kann. Sogar Insekten<br />

schaffen auf diese Weise den Weg zum Arzt, wenn<br />

es <strong>–</strong> so im Rahmen der forensischen Entomologie <strong>–</strong><br />

darum geht, die Liegezeit einer Leiche zu bestimmen;<br />

ein nicht immer appetitliches Thema.<br />

In der Vergangenheit landeten diese oftmals einzigen<br />

Zeugen eines Verbrechens häufig im Abfluss eines<br />

Obduktionssaals, weil sich kaum ein Gerichtsmediziner<br />

oder Kriminalist für die Maden und die ausgewachsenen<br />

Gliedertiere, die sich den „Lebensraum“<br />

Leiche erobert hatten, interessierte. Man übersah,<br />

dass sie besonders in schwierigen Mordfällen<br />

wichtige Informationen über das Verbrechen liefern<br />

können: Gerade weil Insekten als erfolgreichste Tiergruppe<br />

praktisch jeden Lebensraum besiedeln, sind<br />

sie oft auch die Ersten am Tatort. So beginnen bereits<br />

fünfzehn Minuten nach dem Ablegen der Leiche im<br />

Freien Schmeißfliegen mit der Eiablage. Anhand der<br />

Entwicklungsstadien der Larven lässt sich so auch<br />

Vielen Opfern von Mord und Totschlag<br />

wird bedenklich häufig eine natürliche<br />

Todesursache bescheinigt.<br />

der Todeszeitpunkt oder der Zeitpunkt berechnen, an<br />

dem der tote Körper abgelegt wurde. Schon nach<br />

wenigen Tagen entwickeln sich aus Eiern die ersten<br />

Larven, die sich schnell verpuppen. Bevor dann nach<br />

zwei Wochen die geschlüpften Fliegen erneut Eier<br />

ablegen, wird die Leiche meist schon gefunden.<br />

Allerdings ist der Verwesungsgrad dann schon so<br />

weit fortgeschritten, dass sich mit herkömmlichen<br />

Methoden nur schwer ein genauer Todeszeitpunkt<br />

bestimmen lässt. Diese Information ist aber in einem<br />

Mordfall wichtig, um beispielsweise das Alibi eines<br />

Verdächtigen zu überprüfen.<br />

Von Mikroskopen und Insekten<br />

Hier hilft zumeist die klassische mikroskopische<br />

Untersuchung. So auch im Fall von Pastor Geyer, der<br />

in Deutschland vor einigen Jahren als spektakulärer<br />

Indizienprozess eine große öffentliche Resonanz hervorgerufen<br />

hat. Der 57-jährige Pastor war dringend<br />

verdächtig, im Juli 1997 seine Frau umgebracht zu<br />

haben; eine Überführung des Täters sollte schließlich<br />

nur anhand von Indizien gelingen. Um das Alibi des<br />

Verdächtigen zu überprüfen, war zunächst ein<br />

genauer Hinweis auf die Liegezeit der Leiche<br />

Insektenlarven im Labor: Mit Hilfe der<br />

forensischen Entomologie lässt sich die<br />

Liegezeit von Leichen bestimmen.<br />

Foto > PhotoDisc<br />

re SOLUTION 13


<strong>FORENSIK</strong><br />

lichkeit, zufällig zu diesem Zeitpunkt auf eine solche<br />

Ameise getreten zu sein, ist äußerst gering. Damit<br />

war durch die forensische Entomologie eine deutliche<br />

Beweislage gegeben, und der Pfarrer wurde<br />

aufgrund der erdrückenden Indizien zu acht Jahren<br />

Haft verurteilt.<br />

notwendig. Dies geschah, indem der forensische<br />

Zoologe Mark Benecke dem Leichnam Maden entnahm,<br />

sie mikropäpativ darstellte und schließlich<br />

unter dem Binokular bestimmte. Damit war eine klare<br />

Revolver oder Gewehre hinterlassen<br />

ganz individuelle Spuren auf<br />

den abgefeuerten Kugeln und den<br />

ausgestoßenen Patronenhülsen.<br />

Beschädigte Zuhalteplättchen am<br />

Türschloss eines Personenwagens<br />

Mikroskope werden in vielfältiger Form zur Spurensicherung<br />

und -analyse eingesetzt; jeder kennt aus<br />

Krimis die Verfahren, wenn Ballistiker die Tatwaffe<br />

bestimmen. Denn Revolver oder Gewehre hinterlassen<br />

ganz individuelle Spuren auf den abgefeuerten<br />

Kugeln und den ausgestoßenen Patronenhülsen. Bei<br />

Geschossen sind dies feine Rillen oder Schrammen,<br />

die von den erhabenen Teilen des Laufinneren auf die<br />

Geschossoberfläche übertragen werden. Bei Hülsen<br />

lassen sich eingeprägte Spuren des Schlagbolzens<br />

oder des Auswerfermechanismus finden. Diese individuellen<br />

Prägungen von Geschoss und Hülse können<br />

unter einem Vergleichsmikroskop mit den Spuren an<br />

Projektilen und Hülsen verglichen werden, die aus<br />

einer bekannten Waffe abgefeuert wurden. So lässt<br />

sich nicht nur der verwendete Waffentyp feststellen,<br />

sondern oft auch die individuelle Waffe, wenn sie für<br />

Vergleichsexperimente vorliegt.<br />

Gerade bei der Entwicklung des dafür notwendigen<br />

Handwerkszeugs der Ballistiker war und ist Leica<br />

maßgeblich beteiligt. Schon 1931, nur sechs Jahre<br />

nach dem ersten direkten optischen Vergleich<br />

von Geschossen, entwickelte das Optikunternehmen<br />

Ernst Leitz zusammen mit forensischen Wissenschaftlern<br />

den ersten Vergleichsapparat für<br />

Geschossuntersuchungen, der bei vielen Aufsehen<br />

erregenden Kriminalfällen zur Aufklärung der Verbrechen<br />

geführt hat. Durch langjährige, enge<br />

Verbindungen von Spezialisten der Forensischen<br />

Institutionen vieler Länder (darunter BKA, LKAs, FBI,<br />

ATF, Scotland Yard und viele andere) und Leica<br />

Microsystems wurden sowohl die Technologie der<br />

Geräte als auch die Verfahren der Wissenschaftler<br />

immer mehr perfektioniert. Bald wurden nicht nur<br />

Geschosse, sondern sogar charakteristische Werkzeugspuren<br />

wie die Abdrücke einer Zange auf einem<br />

Schließzylinder unter dem Mikroskop verglichen <strong>–</strong><br />

ein Verfahren, das besondere Herausforderungen an<br />

die Flexibilität der Gerätetechnik stellt.<br />

Der starke Anstieg der Schusswaffenkriminalität und<br />

der Internationalisierung des Verbrechens konfrontiert<br />

viele forensische Labors mit immer prekärer<br />

werdenden Kapazitätsproblemen. Eine Entlastung<br />

versprechen seit kurzem computergestützte Screeningsysteme,<br />

die Geschosse und deren Hülsen automatisch<br />

klassifizieren und dem Spezialisten anhand<br />

einer Datenbank eine Vorauswahl potenziell übereinstimmender<br />

Geschosse aus anderen Straftaten<br />

liefern. Mit dieser Information kann dann nicht nur<br />

Foto > Michael Mustermann<br />

14<br />

Aussage über das Entwicklungsstadium der Madenkörper<br />

möglich und auch <strong>–</strong> unter Berücksichtigung<br />

von meteorologischen Daten <strong>–</strong> zum Tatzeitraum. Als<br />

Nächstes war nun die Frage zu klären, ob sich der<br />

Pfarrer möglicherweise auch am Tatort befunden<br />

hatte. Vergleichende Bodenproben, die am Tatort und<br />

an den Stiefeln des Verdächtigen asserviert worden<br />

waren, ließen zwar eigentlich diesen Schluss zu,<br />

aber zur Sicherheit sollte noch ein myrmecologisches<br />

Gutachten erstellt werden: Gehörten die an<br />

der Toten entnommenen Ameisen und die in der<br />

Stiefelanhaftung eingebettete Ameise zur gleichen<br />

Art? Beide Proben wurden mittels eines Hochleistungs-Stereomikroskops<br />

untersucht. Das Ergebnis<br />

der lichtoptischen Analyse ergab, dass die Insekten<br />

zu einer identischen Spezies und Untergattung<br />

gehörten, die in Europa selten ist; die Wahrscheinre<br />

SOLUTION


PRAXIS REPORT<br />

schnell und effektiv eine weitere Untersuchung<br />

am Vergleichsmikroskop durchgeführt werden, es<br />

werden auch Querverbindungen zu anderen Verbrechen<br />

offensichtlich, die ohne den Einsatz digitaler<br />

Technologien oft im Dunkeln bleiben würden.<br />

Aber die Entwicklung geht auch auf anderen Gebieten<br />

weiter. Das Institut für Rechtsmedizin in Mainz<br />

setzt seit kurzem statt traditioneller optischer Mikroskope<br />

ein Rasterelektronenmikroskop zur Schussweitenbestimmung<br />

ein; auf Proben mit einer Fläche<br />

von zehn mal zehn Millimetern lassen sich durch die<br />

Kombination mit morphologischen und mikroanalytischen<br />

Untersuchungen Schmauchpartikel in einer<br />

Größe von 0,00001 Millimetern identifizieren. Denn<br />

wird eine Pistole abgefeuert, kommt es zu einem<br />

„Schmauchspurengewitter“ rund um die Waffe: Ruß<br />

und unsichtbares Blei, Barium und Antimon werden<br />

durch undichte Stellen aus Verschlussspalt oder<br />

Trommelspalt gepresst. Der Schmauch setzt sich an<br />

der Hand des Schützen fest, lagert sich in dessen<br />

Kleidung ab, und sogar im Gesicht des Abdrückenden<br />

sind die Schmauchelemente nachweisbar.<br />

Verräterische Fasern<br />

Insgesamt sind Mikroelement-Analysen aus der<br />

Forensik nicht mehr fortzudenken. Ihr Vorteil liegt<br />

auch in dem immer häufiger notwendigen Nachweis<br />

artifizieller Substanzen im Bereich der Prothetik:<br />

Zusammensetzungen von Zahnfüllungen (sowohl aus<br />

Kunststoff als auch aus Metall) können untersucht<br />

werden, die Aufschlüsse über den Fabrikationsort<br />

bzw. die Firma geben und so zur Identifizierung von<br />

Personen beitragen. Ähnliches geschieht mit Legierungen<br />

von Prothesenschäften, deren Zusammensetzung<br />

für die Identifizierung von z.B. Brandopfern<br />

wichtig ist. Aber auch kleinste Textilfasern können<br />

dabei helfen, eine Tat zu rekonstruieren. Sie bleiben<br />

nämlich an allen Gegenständen haften, die mit der<br />

Kleidung berührt werden. Ihr Nachweis liefert häufig<br />

auch Beweise für einen Kontakt zwischen Tätern<br />

und Opfern. Bei der Untersuchung der Fasern, die am<br />

Tatort mit speziellen transparenten und farbneutralen<br />

Klebebändern gesichert werden, ist ein mehrfach<br />

gestuftes Vorgehen möglich; immer aber werden in<br />

einem ersten Schritt die Fasern unter dem Lichtmikroskop<br />

verglichen.<br />

Da die auszuwertende Fasermenge immens sein<br />

kann, unterstützen vor allem bildanalytische Verfahren<br />

die Auswertung. Dies entlastet nicht nur von<br />

Routineaufgaben, sondern garantiert ein höheres<br />

Maß an Präzision. Die Spurenanalytiker müssen nicht<br />

mehr in wochenlanger Arbeit die Faserstückchen von<br />

Täter und Opfer unter dem Mikroskop vergleichen<br />

und übereinstimmende Fasern ermitteln, sondern<br />

speziell für die Untersuchung von Fasern entwickelte<br />

Kein Verbrechen ohne Spuren<br />

Mit Klebestreifen<br />

auf Fusselsuche<br />

Ein Taxi steht auf dem Trottoir. Unmittelbar dahinter<br />

liegt ein toter Mann in Seitenlage. Die Scheibe der<br />

Fahrertür ist zerborsten, auf dem Asphalt liegen<br />

Glassplitter, verstreute Münzen und ein deformiertes<br />

Projektil. Im Fahrzeug befinden sich ein Paar Handschuhe<br />

und zwei Patronenhülsen, die Geldbörse<br />

fehlt. Polizisten sperren den Leichenfundort ab. Blitzlicht<br />

zuckt. Spezialisten in weißen Overalls suchen<br />

nach Sachbeweisen; verpacken kleine und kleinste<br />

Partikel in Tüten, sichern Blutspritzer, gießen Fußabdrücke<br />

aus. Die Lage des Spurenmaterials wird<br />

akribisch genau markiert, nummeriert, skizziert,<br />

fotografiert. Mit Spurensicherungsband werden der<br />

Ermordete und die Umgebung Millimeter für Millimeter<br />

„abgeklebt”, denn unter all den Mikrospuren<br />

können sich Faseranhaftungen von der Kleidung oder<br />

Haare des Täters befinden. Bei Gewalteinwirkungen<br />

kommt es immer zu wechselseitigen Materialübertragungen<br />

und die meisten ahnen nicht, wie viele<br />

mikroskopische Spuren sie hinterlassen. Aus scheinbar<br />

unscheinbaren Spuren ermitteln die kriminaltechnischen<br />

Spezialisten im Wissenschaftlichen Dienst<br />

(WD) der Stadtpolizei Zürich objektive Beweise.<br />

Kriminaltechnik <strong>–</strong> Akribie, Motivation<br />

und Wissenschaft<br />

Flammeninferno im Gotthardtunnel, 14 Tote bei Amoklauf<br />

im Kantonsparlament von Zug, Absturz der Crossair-Maschine<br />

Flug LX 3597 <strong>–</strong> im Jahr 2001 haben die<br />

Spezialisten des Wissenschaftlichen Dienstes in rund<br />

3000 Fällen die spurenkundlichen Detailuntersuchungen<br />

und Auswertungen durchgeführt. Ihre Ausbildung<br />

ist anspruchsvoll bis hin zum naturwissenschaftlichen<br />

Hochschulabschluss in Chemie, Biologie und<br />

Ingenieurwissenschaften sowie Spezialisierung in<br />

der Kriminaltechnik. Weitere Voraussetzungen sind<br />

höchste Einsatzbereitschaft (auch nachts) und<br />

äußerste Genauigkeit bei der oft langwierigen Kleinarbeit,<br />

denn die Resultate ihrer Untersuchungen, Vergleiche,<br />

Analysen und Gutachten tragen wesentlich<br />

zur Wahrheitsfindung bei <strong>–</strong> beweisen Schuld oder<br />

Unschuld.<br />

Kommissare mit dem Mikroskop<br />

Das Kriminaltechnische Labor im WD: Leica Stereomikroskope<br />

<strong>–</strong> Auflicht, Polarisation, Fluoreszenz,<br />

Für die Forensik-Experten des weißrussischen<br />

Sicherheitsdienstes in Minsk ist das<br />

Fluoreszenz-Stereomikroskop Leica MZ FLIII<br />

mit Digitalkamera und Leica IM1000 Software<br />

das ideale Werkzeug bei der kriminalistischen<br />

Spurenanalyse.<br />

re SOLUTION 15


PRAXIS REPORT<br />

Fasern und Haare haben einen hohen<br />

Beweiswert. Hier ein Tierhaar mit<br />

blutverdächtigen Anhaftungen.<br />

Multi-Diskussions-Einrichtungen <strong>–</strong> Leica Lichtmikroskope,<br />

Polarisation-, Fluoreszenz- und Interferenzkontrast,<br />

z.T. mit integrierter Digitalkamera. An der Wand<br />

der Leitsatz: „Wenn du das Mikroskop gebrauchst, lege<br />

alle Vorurteile ab und gib keiner vorgefassten Meinung<br />

Raum. Die Einbildung führt trügerisch in die Irre und<br />

macht dich glauben zu sehen, was du gerne sehen<br />

möchtest. Bedenke, dass du die Wahrheit suchst.<br />

Wenn du geirrt hast, soll dich die Eitelkeit nicht verführen,<br />

auf deinem Irrtum zu beharren.”<br />

Fasern und Haare besitzen in der Gesamtheit an<br />

materiellen Beweisen einen hohen Wert. So gehören<br />

Faseruntersuchungen unter dem Mikroskop selbstverständlich<br />

zum Repertoire der Kriminaltechniker<br />

im WD. In einem ersten Schritt werden die Spurensicherungsbänder<br />

mit den am Tatort eingebrachten<br />

Mikrospuren unter dem Stereomikroskop abgesucht.<br />

Die fraglichen Pflanzen-, Tier- oder Chemiefasern<br />

lassen sich im Infrarot-, UV- und Fluoreszenzspektrum<br />

aus der Vielfalt an Fasermaterial herauspräparieren.<br />

Dann werden die inkriminierten Fasern auf Objektträger<br />

überführt und unter den genannten Mikroskopen<br />

bei hoher Vergrößerung überprüft und fotografisch<br />

dokumentiert. Aufgrund von Farbe, Material<br />

oder weiteren typischen Merkmalen wie Querschnitt,<br />

Oberflächenstruktur, Mattierungen und Lufteinschlüssen<br />

kann festgestellt werden, ob ein Zusammenhang<br />

zu bestimmten Kleidungsstücken des<br />

Tatverdächtigten besteht oder aber ausgeschlossen<br />

werden kann. Mehrfache Faserüberkreuzungen<br />

zwischen den Kleidern des Tatverdächtigten und<br />

denjenigen des Opfers zu entdecken gleicht einem<br />

Volltreffer.<br />

Qualitätskontrolle durch Crosscheck<br />

Um sich nicht nur auf die Augen und das Urteil des<br />

Beobachters zu verlassen, wird zur abschließenden<br />

Überprüfung der Fasern Hochtechnologie wie<br />

die Mikrospektralfotometrie, Fourier-transformierte<br />

Infrarotspektroskopie (FTIR), Chromatographie und<br />

Rasterelektronenmikroskopie (REM) eingesetzt.<br />

Danach müssen die Laborergebnisse allerdings noch<br />

gewertet werden, auch wenn sich die fraglichen<br />

Fasern bei allen Überprüfungsschritten lückenlos<br />

bestimmten Kleidungsstücken zuordnen lassen. Erst<br />

aufgrund der Wertung gilt die Herkunft als bewiesen.<br />

Anhand der Befunde wird das Gutachten entworfen,<br />

vom Untersuchungsleiter und von den beteiligten<br />

Sachbearbeitern diskutiert und bereinigt und im<br />

Crosscheck vom Leiter des WD oder einem Fachbereichsleiter<br />

überprüft. Am Schluss steht das unterzeichnete<br />

Gutachten, in dem alle Untersuchungen<br />

von Anfang an festgehalten und fotografisch dokumentiert<br />

sind und das nun ein belastendes ebenso<br />

wie ein entlastendes Untersuchungsergebnis enthalten<br />

kann.<br />

„SOKO Taxi”<br />

Zu erwähnen bleibt noch, dass dem findigen Team<br />

selbstverständlich auch die Aufklärung des eingangs<br />

geschilderten Tötungsdeliktes an einem Taxifahrer<br />

gelang. Anhand der Schusswaffenauswertung,<br />

Schmauchbestimmung, vergleichenden Textilfaseranalyse<br />

und Glasauswertung konnte spurenkundlich<br />

belegt werden, wo die beiden Tatverdächtigen im<br />

Taxi gesessen und wer die tödlichen Schüsse<br />

abgegeben hat. Der Täter wurde zu 18 Jahren<br />

Zuchthaus verurteilt.<br />

P.S.<br />

Stadtpolizei Zürich, gewissenhaft in jeder Beziehung:<br />

Als wir das Kriminalamt verließen, war unser Auto fein<br />

säuberlich mit einem Strafzettel bestückt. 40 CHF sind<br />

nicht zu viel für einen so interessanten Nachmittag.<br />

> Hck/Dr. Walter Brüschweiler, Stadtpolizei Zürich<br />

Es wurde deutlich, dass der Fälscher<br />

Konrad Kujau ein Papier verwendet<br />

hatte, das in den 40er Jahren noch<br />

nicht hergestellt wurde.<br />

Bildanalysesysteme (wie z.B. Leica Q550fifi Quantimet<br />

fibre finder) sichten die auf einem computergesteuerten<br />

Probentisch fixierten Faserproben des<br />

Opfers automatisch und vergleichen sie mit den Referenzfasern<br />

des Täters. Findet das Analysesystem<br />

eine Faser mit ausreichender Übereinstimmung,<br />

speichert es die Position dieser Faser und analysiert<br />

sodann das nächste Bild.<br />

Aber auch Fluoreszenzmikroskope zeigen hier ihre<br />

Stärke. Denn selbst wenn sich die untersuchten<br />

Fasern anhand ihrer Farbe, Dicke, Mattierung und<br />

Webart im Hellfeld-Lichtmikroskop noch gleichen,<br />

leuchten sie je nach chemischer Zusammensetzung<br />

im Fluoreszenzlicht unterschiedlich. Leica Microsystems<br />

hat hier mit der Entwicklung eines Fluoreszenz-<br />

Vergleichsmikroskops und eines Fluoreszenz-Stereomikroskops<br />

den Faservergleich revolutioniert. Erstmals<br />

war es möglich, mehrere Arbeitsschritte<br />

zeit- und ressourcensparend an einem Gerät aus-<br />

16 re SOLUTION


<strong>FORENSIK</strong><br />

zuführen. Die zusätzlich eingesetzte Spektralanalyse<br />

zeigt abschließend, wie viel Licht einer bestimmten<br />

Wellenlänge von der Faser absorbiert wird. Diese<br />

Methode erhöht noch einmal die Aussagesicherheit,<br />

denn sie ist vom menschlichen Auge <strong>–</strong> und damit<br />

von der subjektiven Einschätzung des Beobachters <strong>–</strong><br />

unabhängig.<br />

Kein X für ein U<br />

Forensik ist ein mühsames Geschäft, das die Liebe<br />

zum Detail voraussetzt: Spuren müssen oftmals erst<br />

sichtbar und messbar gemacht werden, und großen<br />

Verbrechern müssen eben jene kleinen Fehler<br />

nachgewiesen werden, die ihnen dann zum Verhängnis<br />

werden. So entlarvten erst kleine Abweichungen<br />

in den Buchstaben „G“ und „R“ Wertpapiere als<br />

Fälschungen, die im Sommer 1995 in Österreich mit<br />

einem Gesamtnominalwert von 870 Millionen Schilling<br />

(ca. 63,2 Mio. €) auftauchten, und die als Sicherstellung<br />

für Kredite eingesetzt waren. In allen Fällen<br />

stellte sich allerdings heraus, dass die angegebenen<br />

Millionenbeträge nie in der ausstellenden Bank<br />

vorhanden gewesen sind. Da die Papiere aber augenscheinlich<br />

echt waren, analysierte die Kriminaltechnische<br />

Zentralstelle im Wiener Innenministerium<br />

die Wertpapiere Buchstabe für Buchstabe. Mit Hilfe<br />

eines Bildanalysegeräts wurden die Buchstaben auf<br />

den Papieren mit Originalen verglichen: Die winzigen<br />

Abweichungen wurden deutlich, der verantwortliche<br />

Banker zu acht Jahren Haft verurteilt.<br />

Vor allem der Beweis der Echtheit von Dokumenten<br />

und Ausweisen stellt die Forensiker vor immer neue<br />

Anforderungen, die eingesetzten Geräte vor immer<br />

neue technologische Herausforderungen. Die Arbeit<br />

im Mikrobereich nimmt zu, und sie konzentriert sich<br />

z.B. nun darauf, winzige Krater und Täler, Ausprägungen<br />

der Schriftränder und versprengte Tonerpartikel<br />

zu ermitteln. Die Erfolge sind durch Fleiß- und Detailarbeit<br />

erkauft, und nicht immer sind die Entlarvungen<br />

so spektakulär wie im Fall der „Hitlertagebücher“ in<br />

den frühen 80er Jahren, denen drei Experten die<br />

Echtheit bescheinigt hatten. Erst später wurde deutlich,<br />

dass der Fälscher Konrad Kujau ein Papier verwendet<br />

hatte, das in den 40er Jahren noch nicht<br />

hergestellt wurde.<br />

Schriftexperten verlassen sich deshalb nicht nur<br />

auf ihr erfahrenes Auge. Auch das Stereomikroskop<br />

ist zwar immer noch das wichtigste Instrument zur<br />

Prüfung einer Handschrift, denn die wird bestimmt<br />

durch Druck, Richtung, Gliederung, Bewegungsführung,<br />

Geschwindigkeitsgrad und anderes mehr.<br />

Doch oft reicht auch das nicht aus. Um Fälschungen<br />

aufzudecken, werden deshalb zusätzlich materialtechnische<br />

Untersuchungen eingesetzt: Chromatographische<br />

Methoden trennen die Komponenten der<br />

Tinte auf, um ihre Herkunft zu identifizieren; das<br />

Rasterelektronenmikroskop weist bei überlagerten<br />

Tinten nach, welche zuerst auf dem Papier war;<br />

Lichtquellen im UV- oder Infrarotbereich bringen<br />

Radierungen und Korrekturen zum Vorschein; ein<br />

elektrostatisches Verfahren macht Schreibdruckspuren<br />

wieder sichtbar, die unter dem Schräglicht<br />

nicht mehr identifiziert werden können.<br />

Die Geheimnisse des Nanobereichs<br />

Die Analyse spiegelt die Welt im Kleinen: die verborgenen<br />

Strukturen, die Geheimnisse unter der Oberfläche.<br />

Materialkundliche Untersuchungen sind integraler<br />

Bestandteil der forensischen Welt geworden.<br />

Oft soll die Analyse im Nanobereich erweisen, warum<br />

die Großprojekte der Zivilisation scheiterten. So<br />

gehört es zu den ungelösten Rätseln, warum im<br />

September 1994 die estnische Fähre „Estonia“ ihr<br />

55 Tonnen schweres Bugvisier verlor, kenterte und<br />

852 Menschen in die Tiefe riss. Schon bald kursierten<br />

Gerüchte, die von einer Sprengung und damit vom<br />

größten Verbrechen in der Seefahrtsgeschichte spra-<br />

Sorgfältig werden am Tatort die Spuren<br />

gesichert, die später über Schuld oder<br />

Unschuld entscheiden.<br />

Die Estonia vor dem tragischen Ereignis.<br />

Weshalb verlor sie ihr Bugvisier?<br />

re SOLUTION 17


<strong>FORENSIK</strong><br />

die Wissenschaftler zuvor gesehen hatten. Was so viel<br />

Aufsehen erregt hatte, waren also in Wahrheit nicht<br />

Spuren einer Explosion, sondern die gewöhnlichen<br />

Ergebnisse der normalen Rostschutzbehandlung <strong>–</strong><br />

die Beweiskraft der vorherigen Gutachten war dahin.<br />

DNA-Analyse <strong>–</strong> Forensik im Kleinsten<br />

Häufig genügt eine einzige Zelle,<br />

um den genetischen Fingerabdruck<br />

einer Person zu erhalten.<br />

Dreidimensionelles Modell von einer<br />

DNA-Doppelhelixstruktur<br />

chen. Erhärtet wurde dieser Verdacht, als Gefügeveränderungen<br />

im Metall aus dem Bug der „Estonia“<br />

festgestellt wurden: Gefügeveränderungen, die bei<br />

1000-facher Vergrößerung keine Korngrenzen der<br />

Eisenkristalle mehr erkennen ließen. Auch das amtliche<br />

Gutachten ging deshalb davon aus, dass durch<br />

die plastischen Veränderungen im Mikrobereich von<br />

einer extrem schlagenden Beanspruchung ausgegangen<br />

werden müsse, wie sie bei einer Beeinflussung<br />

durch detonative Stoffe erfolge. Zudem fanden sich an<br />

mehreren Stellen des Metalls parallele, mikroskopisch<br />

kleine Linien <strong>–</strong> die so genannten Neumannschen<br />

Bänder <strong>–</strong> im Ferrit: auch dies ein deutlicher Hinweis<br />

auf eine hohe Verformungsgeschwindigkeit, wie<br />

sie mechanisch nicht zu erreichen ist. Damit sprach<br />

die materialkundliche Analyse für die Explosion.<br />

Doch was die Fantasien anregte, zerstörte sie nur<br />

wenig später. Denn eine weitere materialkundliche<br />

Untersuchung zeigte nun, dass die Gründe für die<br />

Gefügeveränderungen weitaus profaner waren: Denn<br />

wenn die Meyer-Werft <strong>–</strong> der Hersteller der „Estonia“ <strong>–</strong><br />

ihre Bleche reinigt, bevor die Rostschutzfarbe aufgetragen<br />

wird, schleudert eine Turbine Tausende etwa<br />

einen Millimeter große Stahlkugeln mit bis zu 80<br />

Metern pro Sekunde auf den Stahl. Dieser Beschuss<br />

aus weniger als einem Meter Entfernung, so stellten<br />

Experten fest, erfolgt mit einer solchen Wucht, dass<br />

sich z.B. jene Neumannschen Bänder bilden, welche<br />

Fotos „Tatort“ > B. Euring<br />

Doch es gibt auch noch andere Verfahren: So hatte<br />

Charles Fain fast 17 Jahre wegen Mordes im Hochsicherheitsgefängnis<br />

von Idaho verbracht, obgleich<br />

er immer wieder beteuert hatte, das Mädchen<br />

Daralyn Johnson nicht getötet zu haben. Er war zwar<br />

davon überzeugt, dass sich seine Unschuld irgendwann<br />

herausstellen würde, doch es sollte ein Viertel<br />

seines Lebens dauern, bis er durch die Möglichkeiten<br />

der DNA-Analyse endlich vom Verdacht befreit<br />

wurde. Denn die Schamhaare, die man in der Kleidung<br />

der Toten gefunden hatte, stammten nach der<br />

DNA-Revision des Falles eindeutig nicht von Fain. Ein<br />

Glück für ihn <strong>–</strong> eine neue Aufgabe für die Kriminalisten.<br />

Vielleicht hilft auch hier die DNA-Analyse.<br />

Die Hoffnung ist nicht unberechtigt, denn die Verfahren<br />

der forensischen Genetik werden immer<br />

präziser; häufig genügt eine einzige Zelle, um die<br />

Herkunft einer Spur festzulegen, um den genetischen<br />

Fingerabdruck einer Person zu erhalten. Mit Hilfe<br />

komplizierter Verfahren wie z.B. der Polymerase-<br />

Kettenreaktion (PCR) können selbst geringe Mengen<br />

des genetischen Materials im Reagenzglas so weit<br />

vervielfältigt werden, bis sie durch herkömmliche<br />

Methoden nachweisbar sind. Damit offenbaren dann<br />

am Tatort vorgefundene Blutstropfen, Speichelreste,<br />

Hautfetzen oder Haare die genetische Struktur des<br />

vermeintlichen Täters. Möglich ist all dies, weil jedem<br />

Lebewesen der Bauplan seiner Zellen und ihrer Funktionsstruktur<br />

in die jeweilige Desoxyribonukleinsäure<br />

(DNA) eingeschrieben ist.<br />

Licht in alte Fälle?<br />

Doch trotz aller Probleme: Kaum eine andere kriminalistische<br />

Beweistechnik hat eine ähnliche Resonanz<br />

in der Öffentlichkeit verbreitet wie der genetische<br />

Fingerabdruck. Dies mag auch darin begründet<br />

liegen, dass selbst die vor 20 Jahren am Tatort<br />

zurückgelassenen Bierflaschen oder Zigarettenkippen<br />

zum Fluch der bösen Tat werden können.<br />

Weltweit entfaltet die Polizei deshalb einen zunehmenden<br />

Ehrgeiz, ungelöste Kriminalfälle wieder aus<br />

den Aktengräbern zu heben: Dank immer besserer<br />

DNA-Analysen und entsprechender Datenbanken<br />

ergeben sich hier vielleicht neue Perspektiven und<br />

bringen Licht in bislang nicht aufgeklärte Morde.<br />

> Michael Huesmann<br />

18<br />

re SOLUTION


PRAXIS REPORT<br />

Die wahre Aufgabe der Forensik<br />

ist die Enthüllung der Wahrheit<br />

Was haben die amerikanischen Topfernsehserien<br />

„Crime Scene Investigation”, „Crossing Jordan” und<br />

„New Detectives” gemeinsam? Diese Programme,<br />

die ihren Platz in der Hauptsendezeit haben, beschäftigen<br />

sich alle mit forensischer Wissenschaft und<br />

ihren Akteuren. Jede Serie beleuchtet einen positiven<br />

Aspekt der Forensik und konzentriert sich auf die<br />

Jagd auf böse Buben.<br />

Skip Palenik, Gründer von Microtrace Inc. in Elgin,<br />

Illinois, sagt: „Diese Serien stellen die Forensik zwar<br />

positiv dar, aber sie konzentrieren sich viel zu sehr<br />

auf den Aspekt der Strafverfolgung.” Weiter: „Die<br />

wahre Aufgabe der Forensik ist die Enthüllung der<br />

Wahrheit. Die Belastung eines Verdächtigten durch<br />

das Beweismaterial ist ebenso wichtig wie die Entlastung<br />

eines zu Unrecht Verdächtigten. Forensische<br />

Beweisführung soll den Geschworenen eine Grundlage<br />

zur Entscheidungsfindung geben.”<br />

Den Umgang mit Mikroskopen erlernte Skip im Alter<br />

von acht Jahren, und seine berufliche Karriere auf<br />

dem Gebiet der Mikroskopie begann vor mehr als 25<br />

Jahren am McCrone Forschungsinstitut in Chicago.<br />

Nach jahrelanger Erfahrung in der Mikroskopie gründete<br />

er Microtrace Inc., eines der wenigen privaten<br />

Labors, das sich auf Spurennachweisuntersuchung<br />

konzentriert. Er beschäftigte sich mit zahlreichen aufsehenerregenden<br />

Fällen wie dem Bombenanschlag<br />

auf das World Trade Center 1993 und dem Wayne<br />

Williams-Entführungsfall in Georgia, USA. Weil Microtrace<br />

ein privates Labor ist, ist Skips Rechtsraum die<br />

gesamte Welt, und er kann sowohl für die Anklage als<br />

auch die Verteidiger auftreten.<br />

In einem der letzten Fälle handelte es sich nicht<br />

um einen kriminellen Akt. Ein Geschäftsmann hatte<br />

den großen Baseballspieler Joe DiMaggio dazu<br />

gebracht, eine limitierte Anzahl (1000 Stück) von<br />

Sporttrikots zu signieren, wie sie die New York Yankees<br />

tragen. Zunächst wurde eine kleine Menge (250)<br />

als Test auf den Markt gebracht. Nachdem diese<br />

erfolgreich abgesetzt worden waren, wurde eine<br />

zweite Partie von Hemden signiert. Bei diesen fing die<br />

Unterschrift nach wenigen Wochen jedoch zu verlaufen<br />

an. Die erste Partie war nach wie vor in Ordnung.<br />

Es gab jedoch noch ein größeres Problem. DiMaggio<br />

war mittlerweile verstorben. Und es gab keine Möglichkeit,<br />

an weitere Unterschriften zu kommen.<br />

Skip wurde gerufen, um den Grund für die verlaufenden<br />

Unterschriften herauszufinden. Unter Zuhilfenahme<br />

verschiedener Techniken wie polarisierter<br />

Lichtmikroskopie, SM und Spektrophotometrie stellte<br />

Skip fest, dass zwar bei beiden Hemdenpartien<br />

das verwendete Material identisch war, sich aber<br />

die abschließende Behandlung unterschied. Diese<br />

Behandlung bestimmt Griffigkeit, Glanz und manchmal<br />

die Weichheit des Materials. Die zweite Partie<br />

war mit einer fettigen estersäurebasierten Lösung<br />

behandelt worden, die die verwendete Tinte auflöste.<br />

Ein hieraus möglicherweise resultierender finanzieller<br />

Verlust des Unternehmers wird derzeit von den<br />

amerikanischen Gerichten untersucht.<br />

Nach Skips Meinung steht die forensische Spurennachweisanalyse<br />

vor zwei Herausforderungen. Die<br />

eine ist die zunehmende Abhängigkeit von der DNA-<br />

Analyse und die damit verbundene finanzielle Förderung<br />

der forensischen Labore. Einige Labore können<br />

heute gar keine Spurennachweisanalyse mehr<br />

anfertigen. DNA-Analyse beruht darauf, gesammelte<br />

Daten mit einer vorliegenden Probe zu vergleichen. In<br />

vielen Fällen gibt es jedoch keine DNA-Proben. Und<br />

falls DNA-haltiges Material vorliegt, kann es unter<br />

Umständen vom Opfer stammen und somit nicht zur<br />

Aufklärung des Verbrechens beitragen. Vergleichsmikroskopie<br />

ist daher ein wertvolles Hilfsmittel in der<br />

Forensik, hat aber ihre Grenzen.<br />

Laut Skip besteht das zweite Problem darin, dass<br />

„das Überleben und die Weiterentwicklung der<br />

Spurennachweisanalyse, die weitgehend von Mikroskopen<br />

und mikroskopischen Methoden abhängt,<br />

nur durch Labormitarbeiter gesichert werden kann,<br />

die analytisch ausgebildet sind und nicht nur einfache<br />

Vergleichsarbeit durchführen.” Dies, so Skip,<br />

„soll keinesfalls die Bedeutung der Vergleichsarbeit<br />

schmälern, sie ist wichtig und hat ihre Daseinsberechtigung”.<br />

Skip nennt sich selber lieber „Mikroskopist” statt<br />

Spurenbeweisexperte. Er ist glücklich darüber, dass<br />

er seine frühe Liebe und Begeisterung für Mikroskope<br />

zu seinem Beruf machen konnte. > WB<br />

Skip Palenik, Gründer von Microtrace Inc.<br />

Sein Labor hat sich auf Spurennachweisuntersuchungen<br />

konzentriert.<br />

Foto > John Houde, Calico Press<br />

re SOLUTION 19


MOSAIKLANDSCHAFTEN<br />

Foto > Nadine Wack<br />

3D-Mosaiklandschaften<br />

von Mikrostrukturen<br />

Traumhafte Landschaftspanoramen sieht<br />

man nicht jeden Tag. Die Schönheit einer Landschaft<br />

erschließt sich aber nicht nur durch das<br />

Betrachten einer einzelnen Szene oder eines<br />

einzelnen Bildes. Unbewusst schaut man sich um<br />

und betrachtet die Umgebung aus verschiedenen<br />

Blickwinkeln. Erst im menschlichen Gehirn<br />

wird dann die Information dieser verschiedenen<br />

visuell gewonnenen Informationen zu einem<br />

Gesamteindruck zusammengesetzt.<br />

Doch nicht nur der Blick in verschiedene Richtungen<br />

ermöglicht es, die vorliegenden Informationen in<br />

einem Gesamtbild zu erfassen. Wir schauen uns<br />

unsere Umgebung auch in verschiedenen „Schichten“<br />

an. Wir betrachten im Allgemeinen sowohl die<br />

nächste Umgebung, also Blumen, Pflanzen, Bodenbeschaffenheit<br />

oder andere Details, als auch die<br />

weiter entfernt liegenden Bereiche, bis schlussendlich<br />

unser Auge <strong>–</strong> auf „unendlich“ fokussiert <strong>–</strong><br />

den Horizont erreicht. Auch dieses Durchfokussieren<br />

des Blicks durch das Betrachtungsfeld trägt zu einer<br />

vollständigen Abbildung und damit Erfassung unserer<br />

Erlebniswelt wesentlich bei.<br />

Das Gewinnen und Verarbeiten derartiger Bildinformationen<br />

ist dem Menschen durch dessen physiologische<br />

Voraussetzungen praktisch in die Wiege<br />

gelegt <strong>–</strong> unterstützt durch den besten Computer,<br />

das menschliche Gehirn. Es ist wie kein anderes existierendes<br />

datenverarbeitendes System in der Lage,<br />

20 re SOLUTION


MOSAIKLANDSCHAFTEN<br />

aus einer Fülle von Einzelbildern und -informationen<br />

mit Hilfe paralleler Datenverarbeitung umfassende<br />

Gesamteindrücke zu erzeugen.<br />

Was ist aber, wenn diese Information nun kommuniziert<br />

und anderen die Begeisterung über das Gesehene<br />

mitgeteilt werden sollen? Ein einzelnes Foto<br />

reicht dazu normalerweise nicht aus. Trickreiche<br />

Fotografen entwickeln oft im Urlaub die Idee, den<br />

Daheimgebliebenen eine Rundumsicht von einem<br />

schönen Aussichtspunkt zu ermöglichen, indem sie<br />

eine Reihe von Fotos vom linken bis zum rechten<br />

Rand des Gesichtsfeldes machen. Zu Hause stellen<br />

sie dann fest, dass das Zusammensetzen gar nicht<br />

so einfach ist, denn Perspektiven und Bildränder<br />

müssen genau zusammenpassen, um ein Panoramabild<br />

zu erzeugen. Dafür enthält dies dann eine<br />

Fülle von Informationen, die weit über die eines<br />

stellten Objektivvergrößerung die einzelnen Bildfelder<br />

lückenlos und ohne Überlappung zusammengesetzt<br />

werden. Bei entsprechender Ausleuchtungskorrektur<br />

und guter Justierung der Videokamera<br />

lassen sich so sehr schnell bei 5- oder 10-facher<br />

Objektivvergrößerung Hunderte von Bildern zu<br />

einem Übersichtsbild zusammenfassen und innerhalb<br />

weniger Minuten quadratzentimetergroße Proben<br />

komplett abbilden.<br />

Bei Bedarf kann auch noch die bei automatisierten<br />

Systemen meist vorhandene Autofokuseinrichtung<br />

nach Belieben aktiviert werden. Dadurch wird<br />

sichergestellt, dass die gesamte Probe auch in allen<br />

Bereichen scharf abgebildet wird.<br />

Das Resultat sind hervorragend ausgeleuchtete Makrodarstellungen<br />

großer Probenoberflächen in einer Qualität und einer Detaildarstellung,<br />

wie sie mit normaler Makrofotografie nicht zu erreichen sind.<br />

Einzelbildes hinausgehen, und es schafft einen Eindruck<br />

„vom Ganzen“. Allerdings bleibt der Zugang<br />

zur Räumlichkeit der Szene weiterhin verschlossen.<br />

Die oben beschriebenen Phänomene gelten auch<br />

für den Mikroskopbenutzer, der ein Bildfeld einer<br />

bestimmten Vergrößerung betrachtet. In der Arbeitspraxis<br />

<strong>–</strong> unabhängig davon, ob es sich um Pathologen,<br />

Forscher oder Mitarbeiter in der Qualitätssicherung<br />

handelt <strong>–</strong> wird nicht nur ein Bild bei<br />

konstanter Vergrößerung betrachtet. Der erfahrene<br />

Mikroskopiker wechselt das abbildende Objektiv, er<br />

verfährt die Probe, und <strong>–</strong> speziell bei nicht komplett<br />

ebenen oder transparenten Objekten <strong>–</strong> spielt er mit<br />

der Fokuseinstellung, um zusätzliche Informationen<br />

zu erhalten. Wie im oben beschriebenen Fall der<br />

Landschaftsbetrachtung wird auch hier die Information<br />

vieler Bilder verwendet, um die gewünschte<br />

Aussage machen zu können. Allerdings ist die<br />

Kommunikation dieser Aussage mit der Aufnahme<br />

und dem Versand nur eines Bildes nicht möglich.<br />

Hunderte von Bildern in wenigen Minuten<br />

Mit Hilfe automatisierter Lichtmikroskopie und Bildanalyse<br />

lassen sich große Probenbereiche automatisch<br />

abfahren und zu einem Gesamtbild niedriger<br />

Vergrößerung zusammensetzen. Benötigt wird hierfür<br />

ein motorisierter Probentisch am Mikroskop, der über<br />

das Bildverarbeitungssystem in x- und y-Richtung<br />

so gesteuert wird, dass entsprechend der einge-<br />

Sollte kein automatisiertes Mikroskop zur Verfügung<br />

stehen, lassen sich die Einzelbilder auch manuell zusammensetzen.<br />

Dabei sollte aber ein gewisser Überlappungsbereich<br />

zwischen den einzelnen Bildern<br />

berücksichtigt werden. Dieser Bereich wird von einer<br />

speziellen Software benötigt, die die einzelnen Bilder<br />

automatisch durch Verschieben und Drehen zusammensetzt<br />

und dabei gleichzeitig auch etwaige Helligkeitsdifferenzen<br />

zwischen den Einzelbildern korrigiert.<br />

Das Resultat sind hervorragend ausgeleuchtete<br />

Makrodarstellungen großer Probenoberflächen in<br />

einer Qualität und einer Detaildarstellung, wie sie mit<br />

normaler Makrofotografie nicht zu erreichen sind.<br />

Diese Makrobilder lassen sich dann mit ihrer aktuellen<br />

Vergrößerung abspeichern, bildanalytisch verarbeiten<br />

und messen. Bei automatisierter Mikroskopie<br />

genügt ein Mausklick auf die gewünschte<br />

Probenstelle im Bild, und sie wird direkt zur Betrachtung<br />

mit höherer Vergrößerung vom System angefahren.<br />

Diese Funktion ist besonders dann sehr<br />

wichtig, wenn es um die Interpretation gemessener<br />

Innenverzahnung in der Übersicht.<br />

Detailaufnahme einer ausgebrochenen<br />

Zahnschlanke<br />

re SOLUTION<br />

21


MOSAIKLANDSCHAFTEN<br />

Die Lösung für dieses Problem ist ein sogenanntes<br />

„wanderndes Mosaik“. Es setzt mehrere Bilder<br />

mit hoher Auflösung zusammen und misst damit<br />

große und kleine Ereignisse innerhalb dieses<br />

Bereiches gleichzeitig und zuverlässig.<br />

Das „wandernde Mosaik“<br />

Eine spezielle Unterart dieser Mosaikfunktion kann<br />

auch dazu verwendet werden, eine prinzipielle<br />

Schwäche der mikroskopischen Bildanalyse zu korrigieren.<br />

Normalerweise findet das Abbilden und<br />

Messen einer Mikrostruktur bei einer Vergrößerung<br />

statt, bei der die kleinsten zu messenden Ereignisse<br />

oder Partikel noch in einer Auflösung abgebildet<br />

werden, die eine ausreichend genaue Beschreibung<br />

von Größe und Form zulässt. Um die Fehlmessung von<br />

Partikeln zu vermeiden, die den Bildrand schneiden<br />

und damit nur teilweise dargestellt werden, wird<br />

normalerweise ein Schutzrahmen um das Messfeld<br />

definiert. Damit wird sichergestellt, dass nur die<br />

Ereignisse gemessen werden, die sich vollständig<br />

innerhalb der abgebildeten Fläche befinden.<br />

Detailreiche, dreidimensionale Abbildung<br />

eines Flohs mit der Extended Focus Technik<br />

bildanalytischer Daten geht. Hier erhält man die Information<br />

über die Gleichmäßigkeit oder Homogenität<br />

einer Probe, die sich oft in den über die gesamte<br />

Probe gemittelten Messwerten nicht ausdrückt.<br />

In der Qualitätssicherung und der quantitativen<br />

Metallographie wird mehr und mehr gefordert, neben<br />

den bildanalytischen Messergebnissen und typischen<br />

Probenstellen (aufgenommen bei der zur Messung<br />

verwendeten Vergrößerung) auch die entsprechenden<br />

Übersichtsaufnahmen zu dokumentieren bzw.<br />

den entsprechenden Prüf- oder Laborberichten beizufügen.<br />

Beispiele aus der Praxis sind Übersichten<br />

über Schweißnähte, Verteilung der Mikrostrukturen<br />

und Porosität in Gusslegierungen, Übersicht über<br />

die Verteilung der nichtmetallischen Einschlüsse in<br />

Stählen bis hin zur Anordnung von Gummischichten<br />

und Verstärkungsdrähten in Anschnitten von Autoreifen.<br />

Auch für Anwendungen in der Pathologie ist<br />

es sehr interessant, nicht nur lokale Gewebestrukturen<br />

zu betrachten, sondern auch Gewebeveränderungen<br />

über größere Bereiche hinweg zu analysieren<br />

und darzustellen. Das ist erst der Anfang: Die Einsatzgebiete<br />

dieser Technologie werden wachsen, da sich<br />

die Anwendung erst im Anfangsstadium befindet.<br />

Foto > PhotoDisc<br />

Dieses Verfahren funktioniert recht gut, wenn sich die<br />

zu messenden Partikel nicht zu sehr in ihrer Größe<br />

unterscheiden. Bei metallographischen Proben mit<br />

so genanntem sekundären Kornwachstum <strong>–</strong> wenn<br />

also gleichzeitig sehr große und sehr kleine Körner<br />

vorhanden sind <strong>–</strong> oder beim Messen der Kontamination<br />

von Filtern (siehe auch Beitrag „Diesel in der<br />

Luxusklasse“ in dieser Ausgabe) mit Partikeln im<br />

µm-Bereich und beim zuverlässigen Vermessen<br />

makroskopischer Fasern im mm-Bereich versagt<br />

diese Methode: Entweder muss eine Vergrößerung<br />

gewählt werden, bei der die großen Fasern korrekt<br />

gemessen werden können und die kleinen Partikel<br />

zwangsläufig verloren gehen, oder es werden die<br />

Kleinen bei höherer Vergrößerung korrekt vermessen.<br />

Das führt dann aber dazu, dass sich die Fasern über<br />

mehrere Messfelder erstrecken und damit nur in<br />

Segmenten und nicht korrekt und folglich vollständig<br />

gemessen werden können.<br />

Die Lösung für dieses Problem ist ein so genanntes<br />

„wanderndes Mosaik“. Es setzt mehrere Bilder mit<br />

hoher Auflösung zusammen und misst damit große<br />

und kleine Ereignisse innerhalb dieses Bereiches<br />

gleichzeitig und zuverlässig. Durch eine Abrasterung<br />

der gesamten Probe mit dieser lokalen Mosaikfunktion<br />

anstatt mit einzelnen Bildfeldern gelingt es hier,<br />

die gestellte Aufgabe schnell und sicher zu lösen.<br />

Leichte Überlappung der Schärfeebene<br />

für mehr Informationen<br />

Ein spezielles Charakteristikum der Lichtmikroskopie<br />

ist die begrenzte Schärfentiefe der Abbildung. Je<br />

nach nummerischer Apertur des verwendeten Objektives<br />

wird nur eine dünne Schicht des betrachteten<br />

Objektes abgebildet. Alle Bereiche, die oberhalb oder<br />

unterhalb dieser Schärfenebene liegen, erscheinen<br />

nur unscharf oder gar nicht im mikroskopischen Bild.<br />

Die Dicke dieser abgebildeten Schicht beträgt bei<br />

22 re SOLUTION


MOSAIKLANDSCHAFTEN<br />

hoch vergrößernden Objektiven mit großer nummerischer<br />

Apertur etwa 0,5 µm, bei Objektiven niedriger<br />

Vergrößerung einige µm bis 10 µm.<br />

Bei der Abbildung planer Oberflächen oder dünner<br />

Schnitte bereitet dieses Phänomen keine Probleme.<br />

Anders ist dies bei Oberflächen wie Bruchflächen,<br />

bearbeiteten Oberflächen, Untersuchungen von Verschleißspuren<br />

oder Korrosionsprozessen, bei denen<br />

im Allgemeinen keine plane, sondern eine dreidimensionale<br />

Struktur vorliegt. Hier gelingt es mit der Lichtmikroskopie<br />

nur, die Teile der Oberfläche abzubilden,<br />

die im Bereich der Schärfentiefe liegen. Der Rest ist<br />

unscharf oder nicht sichtbar.<br />

Doch auch hier können durch das Aufnehmen<br />

mehrerer Einzelbilder und das anschließende Zusammenfügen<br />

in einem Bildanalysesystem zu einem<br />

einzigen Resultatbild <strong>–</strong> wie bei der Mosaikfunktion <strong>–</strong><br />

die physikalischen Grenzen des Lichtmikroskops<br />

überlistet werden. Anstatt mehrerer Bilder in x- und<br />

y-Richtung wie beim Mosaik wird eine Serie von<br />

Bildern in z-Richtung aufgenommen. Auch hier ist<br />

es von Vorteil, mit automatisierter Mikroskopie zu<br />

arbeiten, die das Durchfokussieren durch die verschiedenen<br />

Ebenen in äquidistanten Schritten selbsttätig<br />

und genau durchführt. Bei der Wahl des Abstandes<br />

zwischen den einzelnen Schritten ist darauf<br />

zu achten, dass die Probe möglichst „lückenlos“<br />

abgebildet wird, d.h., dass während des Durchfokussierens<br />

auch alle verfügbaren Informationen<br />

berücksichtigt werden. Eine leichte Überlappung der<br />

einzelnen Schärfenebenen ist hier wünschenswert.<br />

Die so gewonnenen Einzelbilder werden als z-Stapel<br />

im Rechner gespeichert und anschließend verarbeitet.<br />

Während der Bildverarbeitung wird nun für jeden<br />

einzelnen Bildpunkt (Pixel) bestimmt, in welchem<br />

Stapel er am „schärfsten“ war. Dazu wird die Frequenz<br />

der Grauwertmodulation in der Umgebung des<br />

Bildpunktes gemessen und definiert. Je höher diese<br />

Frequenz ist, desto näher am Fokus ist der Bildpunkt<br />

des jeweiligen Bildes im Stapel. Der so gefundene<br />

schärfste Bildpunkt wird dann in das Resultatbild kopiert,<br />

und ein scharfes Bild der gesamten Oberfläche<br />

entsteht. Die Bildaufnahme kann sowohl schwarzweiß<br />

als auch in Farbe erfolgen. Liegt bei automatisierter<br />

Mikroskopie auch noch die Information der<br />

Fokusposition des Bildes vor, aus dem der Bildpunkt<br />

selektiert wurde, kann ein weiterer Datensatz angelegt<br />

werden, in dem zu jedem Pixel auch noch seine<br />

z-Koordinate enthalten ist. Damit sind dann quantitative<br />

Höhendarstellungen oder Messungen möglich.<br />

Eingesetzt wird diese Technologie bei der visuellen<br />

Darstellung von Proben, die aufgrund ihrer Mikrostruktur<br />

nicht eben zu präparieren sind. Dies gilt<br />

neben den genannten Beispielen sowohl für<br />

Anstatt mehrerer Bilder in x- und y-Richtung<br />

wie beim Mosaik wird eine Serie von Bildern in<br />

z-Richtung aufgenommen.<br />

Keramiken, die zu Ausbrüchen neigen, als auch für<br />

Verbundwerkstoffe, die an den Materialübergängen<br />

oft Stufen nach der Präparation aufweisen. Für die<br />

Charakterisierung von Korrosions-, Verschleiß- und<br />

Bruchoberflächen ist es natürlich auch von großem<br />

Interesse, quantitative Parameter wie etwa Höhenunterschiede,<br />

Rauhigkeitswerte oder Volumina von<br />

Löchern zu ermitteln, was durch die Verfügbarkeit der<br />

z-Information ermöglicht wird. Prinzipiell ähnelt diese<br />

Methode sehr stark der Methode der konfokalen<br />

Laserrastermikroskopie für die Oberflächenrekonstruktion.<br />

Sie hat aber einige spezifische Unterschiede,<br />

wie die folgende Tabelle veranschaulicht:<br />

Beleuchtung<br />

Ausgabe<br />

Auflösung lateral<br />

Auflösung vertikal<br />

Aufnahmemodus<br />

LM mit Extended Focus<br />

(LEICA DMLM)<br />

Sichtbares Licht<br />

Farbbild<br />

Höhenkarte (grau, farbig)<br />

Tabellenkalkulation<br />

Bis 1 µm<br />

Bis 1 µm<br />

Erfassung eines Bildes<br />

(764 x 574 Pixel)<br />

Mosaiktechnik<br />

Werden nun diese beiden Funktionen miteinander<br />

kombiniert, entsteht das komplette Bild der dreidimensionalen<br />

Mikrolandschaft <strong>–</strong> ganz so, wie in<br />

der Einleitung im Makroskopischen beschrieben.<br />

Alle Informationen <strong>–</strong> im Detail, aber auch in der Übersicht<br />

<strong>–</strong> sind nun vorhanden und können dokumentiert,<br />

kommuniziert und natürlich auch quantitativ ausgewertet<br />

werden. Beschrieben wurde dies bereits in<br />

reSOLUTION 01/2001 in dem Artikel von Dipl.-Ing. Till<br />

Merkel zur Analyse von Korrosionsvorgängen in<br />

Wasserrohren. Diese Anwendung befindet sich noch<br />

teilweise im Entwicklungsstadium. Es ist aber abzusehen,<br />

dass sie neue Möglichkeiten für die Anwendung<br />

der Lichtmikroskopie in der Materialforschung<br />

und Qualitätssicherung erschließt. Speziell für die<br />

Quantifizierung und Parametrisierung der dreidimensionalen<br />

Daten gibt es zur Zeit in verschiedenen<br />

Institutionen Forschungsarbeiten und Ansätze zur<br />

Steigerung und Interpretationsmöglichkeit dieser neu<br />

verfügbaren Daten. > JP<br />

CLSM (LEICA ICM 1000)<br />

Monochromatisches Laserlicht<br />

(635 nm)<br />

Höhenkarte (grau, farbig)<br />

3D-Rekonstruktion<br />

Tabellenkalkulation<br />

635 nm<br />

100 nm<br />

Punktweise Abtastung eines Bildes<br />

(640 x 500 Pixel)<br />

Vergleich Extended Focus Technik mit konfokaler Laserrastermikroskopie, Till Merkel, Metallographietagung 2001.<br />

Mosaik und Multifokus <strong>–</strong> die komplette<br />

„Landschaftsbetrachtung“<br />

re SOLUTION<br />

23


PRAXIS REPORT<br />

Foto > Bosch<br />

Moderne Dieselmotoren mit<br />

Hochdruckeinspritzung<strong>–</strong><br />

viel Dynamik, geringer Verbrauch und<br />

umweltfreundlich<br />

Leica Microsystems entwickelt mit Bosch Bildanalysesystem für Qualitätssicherung<br />

Diesel in der Luxusklasse<br />

Der Einsatz von Dieselmotoren in Luxuslimousinen<br />

war in der Vergangenheit fast undenkbar, wird aber<br />

immer attraktiver. Die Tatsache, dass in Europa ein<br />

erheblicher Anteil der neuen S-Klasse von Mercedes<br />

mit diesen neuen Triebwerken bestellt wird, spricht<br />

für sich <strong>–</strong> und verwundert auch nicht: V8-Zylinder<br />

Diesel Motor mit Common-Rail Direkteinspritzung und<br />

Turboaufladung, Leistung 184 KW (250PS), 560 Nm<br />

Drehmoment schon bei niedrigen 1700 U/min, Beschleunigung<br />

0<strong>–</strong>100 km/h in 7,8 sec, Höchstgeschwindigkeit<br />

(elektronisch abgeriegelt) 250 km/h <strong>–</strong> und das<br />

bei Fahrzeugen mit bei einer Wagenlänge von über<br />

fünf Metern und einem Leergewicht von knapp zwei<br />

Tonnen. Werte also, die so manchem Sportwagen gut<br />

zu Gesicht stehen würden.<br />

Aber auch in den Automobilklassen, in denen nicht<br />

ein prall gefüllter Geldbeutel gefragt ist, erfreut sich<br />

der Diesel-Direkteinspritzer zunehmender Beliebtheit.<br />

Die Zulassungszahlen wachsen hier bei praktisch<br />

24 re SOLUTION


PRAXIS REPORT<br />

allen Herstellern im zweistelligen Bereich, während<br />

der Anteil an benzinbetriebenen Fahrzeugen zurückgeht.<br />

So kann beim neuen VW Lupo der 74 kW TDI<br />

als Topmotorisierung betrachtet werden. Er schneidet<br />

von den Fahrleistungen her geringfügig besser<br />

ab als sein 74-kW-Benziner-Kollege, verbraucht<br />

aber deutlich weniger billigeren Diesel-Kraftstoff<br />

(5 l/100 km gegen 7 l/100 km).<br />

Woher kommt dieser erstaunliche Wandel des<br />

Dieselmotors im PKW vom alten, lahmen und lauten,<br />

stinkenden Taxi-Triebling, der eigentlich nur die<br />

Vorteile des geringen Verbrauchs und der langen<br />

Lebensdauer hatte, zum selbst in der automobilen<br />

Oberklasse attraktiven und kultivierten Kraftpaket?<br />

Die klassischen Dieselmotoren mit Vorkammerzündung,<br />

bei denen der Verbrennungsablauf des Kraftstoffs<br />

nur unzureichend kontrolliert werden konnte,<br />

gehören der Vergangenheit an. Die heutigen Motoren<br />

ermöglichen mit elektronisch geregelter Hochdruckeinspritzung<br />

und Common-Rail- oder Pumpe-Düse-<br />

Technologie eine sehr exakte und optimierbare Einflussnahme<br />

auf den Verbrennungsablauf im Motor.<br />

Zusammen mit Turboladern mit variabler Flügelgeometrie<br />

lassen sich Drehmoment- und Leistungskurven<br />

erzielen, die von Benzinmotoren nur schwer<br />

oder gar nicht erreicht werden.<br />

Die geregelte Hochdruckeinspritzung bietet folgende<br />

Vorteile: Feine Zerstäubung des Kraftstoffs durch<br />

kleinste Düsenöffnungen für effiziente Verbrennung<br />

und niedrige Ruß- und Abgasemissionen, geringe<br />

Geräuschentwicklung durch Voreinspritzung und<br />

niedriger Verbrauch durch das Direkteinspritzer-<br />

Prinzip.<br />

Maßgeblich entwickelt wurde diese Technologie von<br />

der Firma Bosch, führend auf dem Gebiet der High-<br />

Tech-Komponenten im Automobilbau. Dies erfolgte<br />

natürlich in enger Zusammenarbeit mit wichtigen<br />

Automobilherstellern, um die motortechnischen Anforderungen<br />

an Hochdruckeinspritz- und Regelsysteme<br />

von Beginn an zu optimieren. Ist die Entwicklung<br />

derartiger hochtechnologischer Komponenten<br />

bereits eine sehr anspruchsvolle Aufgabe, so ist es<br />

noch weitaus komplexer, die Fertigung derartiger,<br />

teilweise mikromechanischer Bauteile auch in der<br />

Großserienproduktion zu realisieren. Bei Fertigungstoleranzen<br />

im Bereich von Tausendsteln von Millimetern<br />

sind nicht nur für die Fertigung, sondern<br />

auch für die Qualitätssicherung höchste Ansprüche<br />

gefragt <strong>–</strong> ein Bereich, in dem Bosch weltweit eine<br />

Führungsrolle übernommen hat.<br />

Einspritzsysteme der neuesten Technologie arbeiten<br />

mit Drücken von bis zu 1600 bar. Vor diesem Hintergrund<br />

wird verständlich, dass nicht nur für die Maßgenauigkeit,<br />

sondern auch für die Sauberkeit dieser<br />

Komponenten nach der Fertigung neue Maßstäbe<br />

angelegt werden mussten: Bereits ein Schmutzpartikel<br />

der falschen Größe kann derartige Bauteile<br />

vorzeitig versagen lassen oder ihre Lebensdauer<br />

wesentlich verkürzen.<br />

Um dies zu vermeiden, werden Bauteile in verschiedenen<br />

Fertigungsstufen aus dem Produktionsablauf<br />

entnommen und gereinigt. Die Reinigungsflüssigkeit<br />

wird anschließend in von Bosch eigens dafür entwickelten<br />

Filterpräparationsanlagen filtriert. Diese<br />

Filter werden nach der Trocknung im Ofen mit Hilfe<br />

automatischer Bildanalyse-Systeme von Leica Microsystems<br />

auf Kontamination mit Schmutzpartikeln<br />

untersucht und die erhaltenen Ergebnisse mit Sollwerten<br />

verglichen. Werden die Sollwerte überschritten,<br />

werden entsprechende Prozessparameter in der<br />

Produktion verändert. Dies erfolgt rund um die Uhr<br />

im Tag- und Nachtschichtbetrieb.<br />

Entwickelt wurde dieses Bildanalyse-System über<br />

eine Zeit von mehr als vier Jahren von Leica Microsystems,<br />

Imaging Solutions in Cambridge (UK) in<br />

enger Zusammenarbeit mit der deutschen Vertriebsorganisation<br />

in Bensheim sowie mit Bosch in<br />

Bamberg (Deutschland). Eine große Anzahl von<br />

Neuentwicklungen und Modifikationen von Leica-<br />

Produkten war erforderlich, um die hohen Erwartungen<br />

von Bosch im Hinblick auf Genauigkeit und<br />

Reproduzierbarkeit der Messergebnisse zu erfüllen.<br />

Dies beinhaltete spezielle, stabilisierte Lampenstromversorgung<br />

für das Mikroskop, spezielle Optikkonfigurationen<br />

sowie Softwareentwicklungen, die<br />

die Messung großer und kleiner Partikel mit der<br />

selben Mikroskopvergrößerung sowie weitgehend<br />

bedienerunabhängige Erkennung der Schutzpartikel<br />

umfasste. Ferner mussten natürlich auch die speziellen<br />

Anforderungen an solch ein System im harten<br />

Schichtbetrieb und der Schutz gegen unbefugte<br />

Benutzung berücksichtigt werden.<br />

Die mehrjährige Entwicklungsarbeit war ein beidseitiger<br />

Lernprozess, gleichzeitig aber auch ein sehr<br />

gutes Beispiel dafür, wie durch ständigen Informationsaustausch<br />

zwischen Endanwender und Entwicklung<br />

ein System entwickelt werden konnte, das für<br />

sein Einsatzgebiet Maßstäbe setzt. Inzwischen ist<br />

eine große Anzahl dieser Systeme von Leica Microsystems,<br />

die aus einem automatisierten Lichtmikroskop<br />

mit entsprechender Bildverarbeitungs- und<br />

Analyseeinheit und einer speziellen Messsoftware<br />

bestehen, weltweit im Einsatz. Durch regelmäßige<br />

Workshops mit den Endanwendern bei Bosch in aller<br />

Welt wird sichergestellt, dass der Kontakt zwischen<br />

Produktentwicklung und den QS-Spezialisten kontinuierlich<br />

erhalten bleibt und auch künftige Entwicklungen<br />

kundenorientiert erfolgen. > JP<br />

Immer mehr Fahrzeuge in der Luxusklasse<br />

werden mit modernen Dieselmotoren ausgestattet.<br />

Oben: Filterwechsel an Leica DM RE<br />

Unten: Messfeldübersicht<br />

re SOLUTION 25


NEUE PRODUKTE<br />

Filterlose Freiheit<br />

Ein programmierbarer optischer Strahlteiler revolutioniert die Fluoreszenzmikroskopie<br />

Funktionsprinzip des AOBS ® : Nur Licht<br />

einer definierbaren Wellenlänge wird vom<br />

AOBS Kristall mittels einer Ultraschallwelle<br />

abgelenkt. Für alle anderen Lichtwellenlängen<br />

ist der Kristall durchsichtig.<br />

Die Hauptanwendung eines optischen Filters <strong>–</strong><br />

genauer: eines optischen Strahlteilers <strong>–</strong> in der<br />

Mikroskopie liegt darin, dass er Licht unterschiedlicher<br />

Wellenlänge voneinander trennen kann. Dies<br />

ist insbesondere in der Fluoreszenzmikroskopie von<br />

Bedeutung, da das sehr intensive Anregungslicht<br />

sonst das schwache Fluoreszenzlicht vollständig<br />

überdeckt. Erst durch die räumliche Trennung der<br />

beiden Lichtkomponenten wird es möglich, das<br />

schwache Fluoreszenzlicht sichtbar zu machen.<br />

Herkömmliche optische Strahlteiler müssen für jeden<br />

Anwendungsfall speziell entwickelt und hergestellt<br />

werden. Dabei werden die optischen Eigenschaften<br />

durch den physikalischen Aufbau des Filters für alle<br />

Zeiten unabänderlich festgelegt. Doch nicht nur das:<br />

Je größer die Zahl der voneinander zu trennenden<br />

Wellenlängen ist, desto schlechter funktioniert der<br />

Strahlteiler als optische Weiche und desto mehr<br />

vom nachzuweisenden Licht wird gefiltert und verschluckt.<br />

Ein weiterer Nachteil des konventionellen<br />

Strahlteilers ist die ungenügende Trennung des kurzwelligen<br />

Ausgangslichts vom längerwelligen<br />

Emissionslicht eines konventionellen Strahlteilers.<br />

Leica Microsystems hat jetzt den akusto-optischen<br />

Strahlteiler AOBS ® <strong>–</strong> AOBS steht für Acousto Optical<br />

Beam Splitter <strong>–</strong> entwickelt. Er zeichnet sich dadurch<br />

aus, dass seine optischen Eigenschaften flexibel<br />

sind, Parameter vordefiniert und innerhalb einer<br />

Millionstel Sekunde umgeschaltet werden können.<br />

Das tatsächliche spektrale Verhalten von Farbstoffen<br />

kann damit erstmalig in der Konfokalmikroskopie<br />

mit höchster Empfindlichkeit beobachtet werden. Des<br />

Weiteren zeichnet sich der AOBS ® durch eine extrem<br />

hohe optische Effizienz aus, die zudem auch über die<br />

gesamte Bandbreite konstant bleibt.<br />

Die Wellenlänge zur Fluoreszenzanregung kann mit<br />

einer Bandbreite von nur 2 nm sehr selektiv ausgewählt<br />

werden.<br />

Physikalisch besteht der AOBS ® aus einem optischen<br />

Kristall. Das Licht, das in den Kristall eintritt,<br />

wird durch Ultraschall in die optische Achse des<br />

Mikroskops gelenkt. Dabei bestimmt die Wellenlänge<br />

des Ultraschalls, welches Licht jeweils auf die<br />

Probe gelenkt werden soll. Licht anderer Wellenlängen<br />

wird von der Ultraschallwelle nicht beeinflusst<br />

und durchdringt den Kristall ohne Störung.<br />

Die ersten Anwendungsergebnisse sind absolut<br />

überzeugend <strong>–</strong> sowohl hinsichtlich der hohen Trennfähigkeit<br />

selbst sehr ähnlicher Farbstoffe als auch<br />

bezüglich der hohen Lichtausbeute des AOBS ® .<br />

Mit dem Leica TCS SP2 mit AOBS ® steht zum ersten Mal<br />

in der Geschichte der Konfokal- und der Fluoreszenzmikroskopie<br />

ein kommerzielles Mikroskopiersystem zur<br />

Verfügung, das auf sämtliche konventionellen optischen<br />

Filter verzichtet und ganz neue Maßstäbe in der Fluoreszenzmikroskopie<br />

setzt. > RK<br />

Anwendungsergebnis des AOBS ® : Simultanaufnahme Neuronen<br />

von C. Elegans, Vierfachmarkierung CFP-GFP-YFP-DSRed (Dr. Harald Hutter,<br />

Max-Planck-Institut für Medizinische Forschung, Heidelberg)<br />

26 re SOLUTION


NEUE PRODUKTE<br />

Leica DSC2<br />

Leica Microsystems ergänzt seine Mikrotomlinie<br />

um ein weiteres Gerät aus der DSC-Familie<br />

Die Leica DSC-Familie besteht aus den so genannten<br />

Disc Mikrotomen. Diese Mikrotome riefen bei<br />

der Produkteinführung im Jahre 1999 hohe Aufmerksamkeit<br />

in der histopathologischen Laborwelt<br />

hervor, denn sie arbeiten mit einem in der Mikrotomie<br />

bis dahin völlig neuen Bewegungsablauf, einer<br />

kreisförmigen Bewegung der Probe zum Messer hin.<br />

Streckung gewonnen. Damit ist das Leica DSC2<br />

Disc Microtome ideal für Kunden, die besonderen<br />

Wert auf Arbeitssicherheit legen, die einen Beitrag<br />

zur Vermeidung bzw. Reduzierung von kumulativen<br />

Trauma-Erscheinungen bei Anwendern von Mikrotomen<br />

leisten wollen und die zudem neuen Wegen<br />

in der Histopathologie offen gegenüberstehen. > SS<br />

Bei dem neuen Leica DSC2 wurde im technischen<br />

Designprozess besonderer Wert auf die leichte Verständlichkeit<br />

der wesentlichen Mikrotomfunktionen<br />

gelegt. Im ständigen Dialog mit Anwendern wurde<br />

das Gerät so konzipiert, daß seine Bedienung <strong>–</strong> auch<br />

für wenig geübte Anwender <strong>–</strong> leicht erlernbar und<br />

denkbar einfach ist.<br />

Leica DSC2 <strong>–</strong><br />

Arbeitssicherheit<br />

als Motor für die<br />

Neuentwicklung<br />

Drei wesentliche Vorzüge zeichnen das neue Gerät<br />

aus: Beim Trimmen werden Probengut und Paraffin<br />

sicher in eine großzügig bemessene Abfallwanne<br />

geleitet, die Verletzungsgefahr an der Schneide ist<br />

durch das sichere Hantieren mit der Probe in größtmöglicher<br />

Entfernung zum Messer nahezu eliminiert,<br />

und die Schnittbänder werden in sehr guter<br />

Neu in der StereoZoom-Linie:<br />

Das voll apochromatische Leica S8 APO<br />

und das Leica S6 D mit Fotoausgang<br />

Das einzigartige Leica S8 APO ist das erste Stereomikroskop mit vollständig<br />

aprochromatisch korrigiertem Greenoughsystem, apochromatischem<br />

Zoom 8:1, apochromatischen Objektiven und Video-/Fotoausgang.<br />

Dank der hohen Auflösung von 600 lp/mm (ca. 1 Mikrometer) und<br />

einer maximalen Vergrößerung von 640x werden feinste Strukturen<br />

sichtbar. Mit dem Leica S8 APO steht zum ersten Mal ein preisgünstiges<br />

Hochleistungsinstrument für Qualitäts-, Forschungs- und Entwicklungsaufgaben<br />

sowie für digitale Dokumentationen und Analysen in der<br />

Industrie, Naturwissenschaft und Ausbildung zur Verfügung. Das Leica<br />

S8 APO und das neue StereoZoom Leica S6 D mit integriertem Video-/<br />

Fototubus erlauben die Nutzung digitaler Bildaufnahmesysteme sowie<br />

herkömmlicher Film- oder Analog-Videokameras. Weitere Informationen<br />

gibt es im Internet unter www.stereozoom.com. > Hck<br />

re SOLUTION<br />

27


NEUE PRODUKTE<br />

Leica FW4000: Innovative, modulare<br />

Fluoreszenz-Bildgebungslösung<br />

Mit großer Freude stellt Leica Microsystems das<br />

System Leica FW4000 vor, eine komplette digitale<br />

Bildanalyselösung für die Fluoreszenzmikroskopie,<br />

die die Kompetenz von Leica in der Mikroskopie, der<br />

Bildgebung und der digitalen Kameratechnologie in<br />

sich vereint. Leica FW4000 bietet Funktionen zur<br />

Durchführung von Zeitsprung-, Z-Stapel-, 3D- und<br />

Dekonvolutionsversuchen und kann dank seines<br />

modularen Aufbaus entsprechend der spezifischen<br />

Benutzeranforderungen konfiguriert werden. Leica<br />

FW4000 ist ab sofort über den Leica Vertrieb und<br />

autorisierte Vertreter verfügbar.<br />

Modularer Ansatz für budgetund<br />

bedarfsgerechte Lösungen<br />

Leica FW4000 wurde als benutzerfreundliche, modulare<br />

Fluoreszenz-Bildgebungslösung konzipiert. Dank<br />

seines modularen Aufbaus kann das System sowohl<br />

für einfache Standardlösungen als auch für hoch<br />

komplexe und anspruchsvolle Bildgebungslösungen<br />

eingesetzt werden. Leica FW400 besticht vor allem<br />

durch folgende Merkmale und Funktionen:<br />

Benutzerfreundlich <strong>–</strong> Die am realen Arbeitsablauf<br />

orientierte Benutzeroberfläche führt den Benutzer<br />

durch den Bildgebungsprozess, der damit bei erhöhter<br />

Genauigkeit deutlich vereinfacht wird.<br />

Benutzerkonfigurierbar <strong>–</strong> Die verschiedenen Module<br />

können entsprechend der jeweiligen Anforderungen<br />

des Benutzers budget- und bedarfsgerecht ausgewählt<br />

werden. Zukünftige Erweiterungen zur Abdeckung<br />

weiterer Anforderungen wurden bereits in<br />

der Entwicklung berücksichtigt.<br />

Die umfassende Lösung von Leica Microsystems <strong>–</strong><br />

Mit dieser Komplettlösung aus einer Hand verfügt<br />

der Benutzer über ein umfassendes System, das aus<br />

einer Reihe hochwertiger Komponenten besteht und<br />

dadurch die maximale Funktionalität bietet.. > BC<br />

Hochauflösende Bildgebungslösung für<br />

die Zytogenetik mit dem neuen System Leica CW4000<br />

Mit Leica CW4000 stellt Leica Microsystems eine<br />

Bildanalyselösung für hochauflösende Bilder aus<br />

der Zytogenetik vor, die die Kompetenz von Leica in<br />

der Mikroskopie, der Bildgebung und der digitalen<br />

Kameratechnologie in sich vereint. Leica CW4000<br />

umfasst Module für die Karyotypisierung, die FISH-,<br />

CGH- und die MFISH-Analyse, die entsprechend der<br />

spezifischen Anforderungen des Benutzers konfiguriert<br />

werden können. Diese Lösung ist ab sofort<br />

über den Leica Vertrieb und autorisierte Vertreter<br />

verfügbar.<br />

Geschwindigkeit, Präzision, Qualität<br />

Leica CW4000 bietet Geschwindigkeit, Präzision,<br />

hochwertige Bilder und Zuverlässigkeit <strong>–</strong> also genau<br />

die Merkmale, die bei der Bildanalyse für den<br />

Zytogenetiker von größter Wichtigkeit sind. Leica<br />

CW4000 überzeugt insbesondere durch folgende<br />

Merkmale und Funktionen:<br />

Die Geschwindigkeit bei der Karyotypisierung wird<br />

durch herausragende Segmentierungs-Tools (keine<br />

kontinuierliche Objektauswahl mehr erforderlich)<br />

sowie durch die Verwendung neuronaler Netze zur<br />

Chromosomenklassifizierung gesteigert, dadurch<br />

wird die Anzahl der erforderlichen Korrekturen pro<br />

Karyotyp reduziert.<br />

Die Genauigkeit der Analyse basiert auf der Verwendung<br />

hochmoderner neuronaler Netze zur Klassifizierung,<br />

die eine unerreichte Präzision in der<br />

Karyotypisierung sowie Zeitersparnis und Durchsatzsteigerungen<br />

ermöglichen.<br />

Die optimale Bildqualität wird dadurch sichergestellt,<br />

dass der Hintergrund bei der Schwellwertbildung<br />

eines Bildes nicht permanent gelöscht wird; daneben<br />

besteht die Möglichkeit, Teleomere und Chromosomensatelliten<br />

zu entfernen. Die digitalen Kameras<br />

von Leica ermöglichen die Erzeugung hochauflösender<br />

Bilder für die Zytogenetik sowie eine klarere<br />

Bandauflösung. > BC<br />

28<br />

re SOLUTION


NEUE PRODUKTE<br />

Leica QClean<br />

Herausragende Bildanalysesoftware<br />

für die Qualitätssicherung bei der Fertigung<br />

mikro-mechanischer Komponenten<br />

Mit Leica QClean stellt Leica Microsystems ein<br />

neues Softwareprogramm zur Qualitätssicherung<br />

vor, das auf der vielfach bewährten Leica Materials<br />

Workstation Bildanalyse-Plattform aufgebaut ist. In<br />

enger Zusammenarbeit mit führenden Unternehmen<br />

der Kraftfahrzeugzulieferindustrie entwickelt, bietet<br />

Leica QClean ein automatisiertes System für die<br />

Partikelmessung und -klassifizierung auf Filtern oder<br />

anderen kreisförmigen Proben.<br />

Vollständige Kontrolle und hohe Präzision<br />

Lebensdauer und Funktionalität technischer Komponenten,<br />

insbesondere in der Automobil- und Flugzeugindustrie,<br />

hängen oft von deren Sauberkeit nach<br />

dem Produktionsprozess ab. Leica QClean ist dazu<br />

konzipiert, ein vorzeitiges Versagen von Bauteilkomponenten<br />

durch quantitative Qualitätssicherung zu<br />

vermeiden, indem deren Kontamination mit kleinsten<br />

Schmutzpartikeln schon während des Produktionsprozesses<br />

bestimmt wird. Benutzerfreundliche Prompt-<br />

Screens führen schnell und effizient durch den<br />

Messablauf. Leica QClean ist auf die Bedürfnisse<br />

aller Benutzer innerhalb der Qualitätssicherung in der<br />

Fertigungslinie abgestimmt und bietet:<br />

> Eine Komplettlösung einschließlich Kamera, automatisiertem<br />

Mikroskop und Bildanalysesystem<br />

> Ein getestetes System in der Qualitätssicherung<br />

für die schnelle und präzise Messung von Partikeln<br />

auf kreisförmigen Substraten<br />

> Eine hochflexible Anwendung, die an viele individuelle<br />

Anforderungen anpassbar ist<br />

> Einen einzigartigen Autodetektionsmodus zur Vermeidung<br />

von Bedienereinflüssen auf die Partikelerkennung<br />

> Eine spezielle Messlogik für das Messen von großen<br />

und kleinen Partikeln mit der gleichen Vergrößerung<br />

> BC<br />

Leica DC180 <strong>–</strong> Digitales<br />

Bildaufnahmesystem für die<br />

professionelle Mikroskopie<br />

Die neue Digitalkamera Leica DC180 (Standardauflösung 0.45 Mpixel bzw.<br />

0.9 Mpixel im hochauflösenden Modus) ist die ideale Universalkamera<br />

für den Dauereinsatz in der Qualitätssicherung und im Labor sowie<br />

für anspruchsvolle Forschungs- und Analyseaufgaben in der Medizin,<br />

Naturwissenschaft, Forschung und Industrie. Besondere Merkmale: sehr<br />

schnelles, scharfes, rauschfreies Livebild und lange Integrationszeit, die<br />

auch noch bei schwacher Lichtintensität wie z.B. in der Fluoreszenzmikroskopie<br />

ein ausreichendes Signal generiert. Farbwiedergabe, Bildgeometrie<br />

und Abmessungen sind absolut korrekt und gewährleisten<br />

präzise Resultate bei Bildanalyse, Messung und Bildverarbeitung. Die<br />

Leica DC180 ist mit Grafikprogrammen, Bildmanagement- und Analysesystemen<br />

(Leica Image Manager, Leica QWin) kompatibel. > Hck<br />

re SOLUTION 29


NEUE PRODUKTE<br />

Neu: Hightech-Stereomikroskope<br />

Leica MZ16 und MZ16 A<br />

Weltneuheiten in der Stereomikroskopie: höchste Auflösung 840 Lp/mm,<br />

höchste Vergrößerung 230x, Motorzoom, automatische Funktionen<br />

(Messen), Digitalanzeige. Nie zuvor konnten dreidimensionale Objekte<br />

mit einem Stereomikroskop so hoch aufgelöst beobachtet werden wie<br />

mit den neuen Stereomikroskopen Leica MZ16 und MZ16 A von Leica<br />

Microsystems. Zum ersten Mal sind mit einem Stereomikroskop 0,6<br />

Mikron feine Strukturen sichtbar. Mit Objektivrevolver können Objekte in<br />

einem Vergrößerungsbereich von 7,1x bis 230x mit einer Auflösung bis<br />

840 Lp/mm in kürzester Zeit durchgemustert werden. Laborversuche<br />

haben bewiesen: Das bisher extrem zeitraubende Vorsortieren,<br />

Auslesen, Charakterisieren, Auswerten wird um das Fünffache verkürzt.<br />

Das neue Leica MZ16 A ist das erste Stereomikroskop mit motorischem<br />

Zoom, das sich ebenso wie der optionale Motorfokus bequem, sehr<br />

schnell und sehr genau steuern lässt <strong>–</strong> mit feinen, leichten<br />

Fingerbewegungen, mit den Füßen oder computergesteuert. Der<br />

Anwender spart viel Zeit und Kraft und ist produktiv wie noch nie. Bei<br />

jedem Zoomwechsel zeigt das Leica MZ16 A sofort die aktuelle<br />

Vergrößerung und die Messwerte in mm, Inch oder tausendstel Inch an.<br />

Überzeugend ist, wie viel Zeit für die wirklich wichtigen Dinge gewonnen<br />

werden können.<br />

Auch für digitale Informationsspeicherung und globalen Informationsaustausch<br />

sind die neuen Stereomikroskope Leica MZ16 und MZ16 A zu<br />

nutzen. Das Sortiment von Leica Microsystems reicht von der digitalen<br />

Standardkamera bis zur Highend-Kamera und zu Bildmanagement- und<br />

Bildanalyseprogrammen für Weiterverarbeitung und Nutzung hochwertiger<br />

Daten. > Hck<br />

Die mutierte männliche Schwanzpartie des<br />

Fadenwurms C. Elegans in 230-facher<br />

Vergrößerung.<br />

30<br />

re SOLUTION


LEICA WELT<br />

Präsident Bush:<br />

Pittsburgh ist Hochburg im<br />

Kampf gegen Bioterrorismus<br />

Pittsburgh. „Die derzeit in West-Pennsylvania betriebene<br />

wissenschaftliche und medizinische Forschung<br />

macht diese Region zu einer Hochburg im Kampf<br />

gegen den Bioterrorismus“, erklärte US-Präsident<br />

George W. Bush am 5. Februar 2002 in Pittsburgh,<br />

Pennsylvania.<br />

Ein Besuch im Mikrobiologielabor der Universität gab<br />

Bush die Gelegenheit, mit Hilfe eines Leica DM LS<br />

Phasenkontrastmikroskops und einer Leica DC 150<br />

Kamera Anthrax-Bakterien unter die Lupe zu nehmen.<br />

Bush verglich die Bedeutung Pittsburghs für die<br />

nationale Sicherheit heutzutage mit den Gemeinden,<br />

die in früheren Zeiten nach feindlichen Flugzeugen<br />

Ausschau gehalten hatten.<br />

Durch seine Stahlindustrie von jeher als „Stahlstadt“<br />

bekannt, soll Pittsburgh nun auch „Stadt des<br />

Wissens“ genannt werden, sagte der Präsident vor<br />

einer Versammlung von Universitätsmitarbeitern und<br />

lokaler Politprominenz. Der Besuch des Präsidenten<br />

an der Universität auf dem Höhepunkt der Epidemiekontrolle<br />

diente dazu, Unterstützung für sein<br />

Vorhaben zu gewinnen, die Ausgaben für nationale<br />

Sicherheit von $ 19,5 Mrd. in diesem Jahr auf<br />

$ 38 Mrd. im Jahre 2003 zu erhöhen.<br />

Der Leiter des Fachbereichs Mikrobiologie, Dr. William<br />

Pasquale, hatte sich tags zuvor bei Chick Passione<br />

von Nushbaum Inc. gemeldet, um von ihm eine<br />

Kamera für den hohen Besuch zur Verfügung gestellt<br />

zu bekommen. Während des vergangenen Jahres<br />

hatte das Mikrobiologielabor damit begonnen, seine<br />

alten Mikroskope gegen Leica DM LS Mikroskope,<br />

die Leica Ergotubes benutzen, auszutauschen. Kurz<br />

nach den Ereignissen in New York am 11. September<br />

erwarb Dr. Pasquale das hier abgebildete Phasenkontrastmikroskop<br />

Leica DM LS. Chick Passione<br />

stellte Dr. Pasquale die Leica DC 150 Digitalkamera<br />

zur Verfügung, um Bilder von Anthrax-Sporen für die<br />

Pressemappen zum Präsidentenbesuch anzufertigen,<br />

die auch an lokale und nationale Medien weitergegeben<br />

wurden. Dr. Pasquale war von der Qualität<br />

so beeindruckt, dass er sich sofort zum Kauf der<br />

Kamera entschloss. > CP<br />

Der Besuch des Präsidenten diente dazu, Unterstützung für sein<br />

Vorhaben zu gewinnen, die Ausgaben für nationale Sicherheit von<br />

$ 19,5 Mrd. in diesem Jahr auf $ 38 Mrd. im Jahre 2003 zu erhöhen.<br />

Foto > J. Scott Applewhite/AP<br />

re SOLUTION<br />

31


LEICA WELT<br />

33 bislang unveröffentlichte digitale<br />

Photomikrographien im Hunter College, N.Y.<br />

Der Leiter der Anthropologischen Abteilung<br />

des Hunter College, Dr. Gregory A. Johnson,<br />

betrachtet photomikrographiertes Gewebe.<br />

Menschliche Schenkelknochen (Foto oben<br />

rechts) oder Schuppen von Fischen, die in<br />

unterschiedlicher Entfernung von<br />

Tschernobyl leben (Foto unten) <strong>–</strong> die digitale<br />

Photomikrographie kann sie zum Augenschmaus<br />

machen. Kurator Timothy Bromage<br />

(unten rechts) führt seinen australischen<br />

Besucher Dr. John G. Clement.<br />

„Das Mikroskop und das Skelett: Digitale Photomikrographie<br />

von Knorpelgewebe“ war das Motto der<br />

ersten öffentlichen Ausstellung über digitale Photomikrographie<br />

mineralisierten Gewebes, die in der<br />

New Yorker Leubsdorf Kunstgalerie des Hunter<br />

College stattgefunden hat. Diese Ausstellung zeigte<br />

33 bislang unveröffentlichte digitale Photomikrographien<br />

in den Formaten 30 cm 2 bis zu 3 m 2 , die sowohl<br />

den aktuellen Standard der Photomikrographie wie<br />

auch den der Gewebeforschung darstellten. Das mit<br />

3 m 2 größte Ausstellungsobjekt war gleichzeitig die<br />

größte bekannte, jemals ausgestellte Photomikrographie.<br />

Die Ausstellung fand in Zusammenarbeit mit<br />

AMICA, dem Analytical Microscopy and Imaging<br />

Center in Anthropology, und HTRU, dem Hard Tissue<br />

Research Center unter der Leitung von Kurator und<br />

Anthropologieprofessor Timothy Bromage statt.<br />

Die meisten Bilder der Ausstellung waren mit Hilfe<br />

von Leica-Mikroskopen aufgenommen worden, wie<br />

beispielsweise dem Leica DM RX/E Mikroskop mit<br />

automatisiertem Objekttisch, dem Leica MZ APO<br />

Stereomikroskop sowie dem Leica S440 Raster Elektronenmikroskop.<br />

Mehr als die Hälfte der Aufnahmen<br />

waren zur Bildverarbeitung in das Leica Q600 Bildanalysesystem<br />

gespeist worden. Die Aufnahmen<br />

zeigten Eindrücke aus der mikroskopischen Welt des<br />

Knorpelgewebes und verwiesen auf den wichtigen<br />

Zusammenhang zwischen Wissenschaft und aktuellen<br />

Trends in der Digitalbilddarstellung.<br />

Fotos > Hunter College, N.Y.<br />

Ziel der Ausstellung war es, den Betrachter gleichzeitig<br />

zu begeistern, zu erfreuen und sein Interesse<br />

an anthropologischen, biomedizinischen, umweltorientierten<br />

und raumfahrtwissenschaftlichen Forschungsfragen<br />

zu wecken. Das Exponat erreichte<br />

dieses Ziel bei Vergrößerungen jenseits des Auflösungsvermögens<br />

des menschlichen Auges. Zu den<br />

gezeigten Darstellungen gehörten unter anderem Aufnahmen<br />

aus der NASA Mikroschwerkraftforschung,<br />

der NOAA Fischentwicklungs- und Umweltbelastungsforschung,<br />

der Säugetier-Skelettentwicklung und der<br />

Geschichte des Lebens auf der Erde. Andere Motive<br />

zeigten menschliche Knochenalterung und Osteoporose,<br />

die menschliche Zahnentwicklung und Umwelteinflüsse<br />

wie Stress, einen neusteinzeitlichen<br />

Nachweis für Kalenderführung, dreidimensionale<br />

mikroanatomische Knochenstrukturaufnahmen sowie<br />

knockout-Genexperimente an Mäusen.<br />

Zentrales Thema der Ausstellung war die Darstellung<br />

und Dokumentation der besonderen Eigenschaften<br />

von Knorpelgewebe. Im Laufe des Lebens spiegelt<br />

Knorpelgewebe in seiner Struktur und Zusammensetzung<br />

verschiedene Einflüsse wie Lebensalter, Entwicklungsschwerpunkte<br />

und Stress wider. Die Knorpelgewebeforschung<br />

setzt es sich zum Ziel, diese<br />

historischen Daten zu lesen und zu interpretieren<br />

sowie Schlüsse aus diesen Informationen zu ziehen.<br />

Das Hunter College gehört zu den führenden Einrichtungen<br />

auf dem Gebiet der Knorpelgewebeforschung<br />

in den USA. AMICA/HTRU besitzt eine einzigartige<br />

Doppelfunktion sowohl in der Knorpelgewebeforschung<br />

als auch in der bildunterstützten technologischen<br />

Labortechnik für Wissenschaft und Forschung.<br />

Knochen, Fischschuppen sowie alle anderen<br />

mineralhaltigen Gewebe beinhalten Knorpelgewebe.<br />

Knorpelgewebeforschung wird bei AMICA mittels<br />

digitaler Photomikrographie unter Verwendung verschiedener<br />

Mikroskope und zwei- oder dreidimensionaler<br />

Darstellungen betrieben.<br />

Das Ziel digitaler Photomikrographie ist es, Darstellungen<br />

jenseits der Aufnahmefähigkeit des menschlichen<br />

Auges zu zeigen.<br />

Neben seiner Forschungstätigkeit bei AMICA/HTRU<br />

ist Professor Bromage auch führender Experte in<br />

der Feldforschung an afrikanischen fossilienhaltigen<br />

Ablagerungen. Im Zuge dieser Arbeiten wurden<br />

bedeutende Zusammenhänge zwischen Ost- und<br />

Südafrika, sowie der erste repräsentative Vorfahre<br />

des Homo genus mit einem Alter von 2,4 Mio. Jahren<br />

entdeckt. > PJ/NI<br />

Weiter Informationen über AMICA/HTRU sind unter<br />

http://urban.hunter.cuny.edu/amica/<br />

32<br />

re SOLUTION


LEICA WELT<br />

Leica würdigt herausragende Forschung<br />

auf dem Gebiet der Pathologie<br />

Bannockburn/Philadelphia. Leica Microsystems hat<br />

für den Sheard Sanford Award 2001 ein Leica DM LS<br />

Labormikroskop gestiftet. Es wurde der Preisträgerin,<br />

Dr. Iris Schrijver vom Institut für Pathologie an der<br />

Stanford University School of Medicine in Stanford,<br />

Kalifornien, überreicht. Die Forschungsarbeit, für die<br />

sie ausgezeichnet wurde, trägt den Titel „Homozygote<br />

Faktor-V-Mutation an der Bindungsstelle bei<br />

einer Familie mit Faktor-V-Mangel und Blutungen“.<br />

Der Wettbewerb fand während der Jahrestagung<br />

der Amerikanischen Gesellschaft für Klinische Pathologie<br />

des College of American Pathologists (ASCP/<br />

CAP) im Oktober in Philadelphia statt. Marketing-<br />

Managerin Jill Dreschler überreichte den Preis, und<br />

Barbara McKenna, Mitglied der Commission on<br />

Graduate Medical Education in Pathology, gab die<br />

Gewinnerin bekannt. Mit dem Sheard Sanford Award<br />

werden herausragende Arbeiten auf dem Gebiet der<br />

pathologischen Forschung ausgezeichnet. Alle eingereichten<br />

Zusammenfassungen werden im American<br />

Journal of Clinical Pathology veröffentlicht. > JD<br />

Sie verkündeten, gewannen<br />

und überreichten den<br />

Sheard Sanford Award.<br />

Hervorragende Biologielehrer in Montreal ausgezeichnet<br />

Montreal. Über 50 Biologielehrer wurden im November<br />

2001 im Rahmen einer Sonderveranstaltung<br />

geehrt. Auf einem Treffen des nationalen Biologielehrerverbandes<br />

(NABT) in Montreal erhielt jeder<br />

„<br />

von ihnen ein Leica BM E Ausbildungsmikroskop<br />

mit besonderen Grüßen von Leica Microsystems.<br />

Die Lehrer waren Sieger des OBTA-Wettbewerbs<br />

für herausragende Biologielehrer,<br />

“<br />

den Leica seit<br />

35 Jahren unterstützt. Als Preis stellt das Unternehmen<br />

dafür jeweils eines seiner neuesten Ausbildungsmikroskope<br />

zur Verfügung.<br />

„Lehrer benötigen alle nur erdenkliche Unterstützung,<br />

denn die Anforderungen an den Lehrberuf steigen genauso wie der<br />

Bedarf an hervorragend ausgebildeten Fachkräften.“<br />

> Harold Sollenberger<br />

Das OBTA-Programm würdigt die Leistung von Biologielehrern,<br />

die in den 50 Bundesstaaten, Washington<br />

DC, Puerto Rico und den Überseegebieten in den<br />

Klassen 7 bis <strong>12</strong> unterrichten. Der Weg zum Sieg ist<br />

hart: Die Anwärter müssen von einem Kollegen,<br />

Dienstvorgesetzten, Schüler oder Elternteil vorgeschlagen<br />

werden, sich selbst bewerben und außerdem<br />

Empfehlungen von mindestens drei Personen<br />

beilegen, die mit ihrem Unterricht vertraut sind. Eine<br />

Jury besucht die Kandidaten für die Endausscheidung<br />

in ihren Schulen und beobachtet den Unterricht.<br />

Außerdem führt sie Gespräche mit der Verwaltung,<br />

mit Vertrauenslehrern, Schülern und Kollegen.<br />

Die Lehrer müssen mindestens drei Jahre lang in einer<br />

öffentlichen, privaten oder kirchlichen Schule unterrichtet<br />

haben, und zwar überwiegend Biologie oder ein<br />

damit eng verwandtes Fach. Das Auswahlgremium bewertet<br />

ihre didaktischen Fähigkeiten, ihre Erfahrung,<br />

ihr Engagement in Schule und Gesellschaft, ihren<br />

Einfallsreichtum und ihr Verhältnis zu den Schülern.<br />

Ein ehemaliger OBTA-Sieger, Harold Sollenberger aus<br />

Kendallville, Indiana, betont: „Lehrer benötigen alle nur<br />

erdenkliche Unterstützung, denn die Anforderungen<br />

an den Lehrberuf steigen genauso wie der Bedarf<br />

an hervorragend ausgebildeten Fachkräften.“ > PJ/KH<br />

re SOLUTION<br />

33


LEICA WELT<br />

gewirkt haben, waren auch unter den Festrednern<br />

und Gratulanten.<br />

Anhand eines umfassenden Querschnitts der historischen<br />

Geräte konnten die Festgäste in einer Ausstellung<br />

die Wissenschaftsgeschichte nachvollziehen.<br />

Zuvor jedoch waren Freunde und Kunden der<br />

Leica Mikrosysteme GmbH im prächtigen Rahmen<br />

des Palais bei Kammermusik empfangen und verköstigt<br />

worden. Und Marketingmanager Ian Lamswood<br />

präsentierte das neue Leica Ultracut UCT<strong>12</strong>5.<br />

Fotos > Dr. Kirstin Henze<br />

Carl Reicherts Unternehmergeist<br />

Vorstandsvorsitzender Horst Wegener ließ die Unternehmensgeschichte<br />

Revue passieren <strong>–</strong> eine Geschichte,<br />

in der seit jeher Wetzlar und Wien eng<br />

miteinander verbunden waren. Einerseits durch<br />

familiäre Bande zwischen Carl Reichert und Ernst<br />

Leitz, andererseits vor allem durch die gegenseitige<br />

geschäftliche und handwerkliche Unterstützung.<br />

Wegener hob Reicherts ausgeprägten Unternehmergeist<br />

hervor, mit dem ihm der Übergang<br />

von handwerklicher zu industrieller Fertigung von<br />

Mikroskopen zum Erfolg wurde.<br />

Weltspitze bei Mikrotomen<br />

Nach jahrzehntelangen Fortschritten im Bereich der<br />

Mikroskopie mit Meilensteinen wie dem ersten Fluoreszenzmikroskop<br />

(1911), den großen Forschungsmikroskopen<br />

„Zetopan“ (1950), „Univar“ und „Polyvar“<br />

<strong>12</strong>5.Geburtstag inWien<br />

Oben: Arbeitnehmer-Vertreter Gerhard<br />

Sirch schneidet die Geburtstagstorte an.<br />

Unten: Hellmuth Sitte, der die Ultramikrotomie<br />

maßgeblich geprägt und weiterentwickelt<br />

hat, bei seinem Festvortrag.<br />

Wien. 1876, Gründerjahre: Graham Bell baut das erste<br />

Telefon, Carl von Linde den ersten Kühlschrank, und<br />

Carl Reichert nimmt in Wien in seiner optisch-mechanischen<br />

Werkstätte die Herstellung von Mikroskopen<br />

auf. November 2001: Zahlreiche Jubiläumsgäste folgen<br />

der Einladung von Geschäftsführer Stefan David,<br />

in der österreichischen Hauptstadt Wien im Palais<br />

Ferstl gemeinsam eine <strong>12</strong>5-jährige Erfolgsgeschichte<br />

zu feiern, die Erfolgsgeschichte eines Unternehmens,<br />

das seit den ersten Schritten in Zeiten geistiger,<br />

wirtschaftlicher und sozialer Umwälzungen einen<br />

hervorragenden Ruf genießt. Diese Reputation<br />

von Qualitätsmikroskopen steht in Einklang mit der<br />

Reputation ihrer Benutzer: Namhafte Forscher wie<br />

Albert Schweitzer oder der Entdecker des Penicillins,<br />

Alexander Fleming, verließen sich für ihre wissenschaftlichen<br />

Entdeckungen auf die Präzisionsinstrumente<br />

von Reichert. Und namhafte Wissenschaftler<br />

und Entwickler wie Hellmuth Sitte und Claus Schindl,<br />

die entscheidend am Erfolg des Unternehmens mit-<br />

galt seit den 50er Jahren die besondere Aufmerksamkeit<br />

den Ultramikrotomen. Die von Prof. Dr. Hellmuth<br />

Sitte entwickelten Geräte machten das Unternehmen<br />

auf diesem Sektor zum unumstrittenen heutigen Weltmarktführer.<br />

Nach der Zusammenarbeit mit der US-amerikanischen<br />

American Optical Corporation 1962 und der<br />

Fusion mit Cambridge Instruments 1986 fusionierte<br />

die Firma 1990 mit Wild Leitz, und Leica entstand.<br />

Die Fusion erwies sich zunächst als schwierig,<br />

Investitionen und Beschäftigtenstand mussten stark<br />

eingeschränkt und die Mikroskopfertigung bis 1999<br />

eingestellt werden. Heute umfasst das Geräteprogramm<br />

eine komplette Instrumentenpalette für die<br />

Probenvorbereitung unter Raum- und Tieftemperaturen<br />

für das elektronenmikroskopische Labor.<br />

Schwerpunkt der Arbeit sind Forschung, Entwicklung<br />

und Montage neuer Geräte. > KH<br />

34 re SOLUTION


LEICA WELT<br />

„Wunderwelt im Wassertropfen“ und<br />

„Wat is’n Wattwurm?“<br />

Kinder erforschen die mikroskopisch<br />

kleine Lebenswelt in einer Großstadt und am<br />

Urlaubsort eines Großstädters.<br />

Fotos > Dr. Birger Neuhaus<br />

Hosenbeine hochgekrempelt und rein<br />

in die Panke. Schüler nehmen Proben im<br />

Bereich des Bürgerparks.<br />

Ein Mensch steht auf einem hohen, weißen Turm und<br />

schreit in die Welt hinaus „Hört mich jemand?“ In<br />

einem Cartoon brachte so ein Zeichner das Dilemma<br />

des modernen Wissenschaftlers auf den Punkt: Der<br />

In einem Memorandum wird von den Wissenschaftlern<br />

sinngemäß gefordert: „Raus aus dem<br />

Elfenbeinturm <strong>–</strong> ran an die Öffentlichkeit.“<br />

Wissenschaftler im Elfenbeinturm, der eigentlich für<br />

die Gesellschaft forscht, aber von der Öffentlichkeit<br />

nicht oder nur unzureichend wahrgenommen wird.<br />

Dieses Problem hat der Stifterverband für die<br />

Deutsche Wissenschaft sehr ernst genommen und<br />

daher das Schwerpunktprogramm Public understanding<br />

of science and humanities (PUSH) aufgelegt.<br />

In einem von Repräsentanten aller wichtigen Wissenschaftsorganisationen<br />

unterzeichneten Memorandum<br />

(www.stifterverband.de/push_memorandum) wird von<br />

den Wissenschaftlern sinngemäß gefordert: „Raus<br />

aus dem Elfenbeinturm <strong>–</strong> ran an die Öffentlichkeit.“<br />

re SOLUTION<br />

35


LEICA WELT<br />

Flohkrebse zappeln im Sammelnetz, kleinste Insektenlarven<br />

krümmen sich auf dem Finger.<br />

Im Gelände werden die ersten Eindrücke in Form von<br />

sogenannter „landart“ abgebildet. Hierbei legen die<br />

Schüler Bilder auf den Boden aus Dingen, die die<br />

Natur hergibt: aus Blütenblättern, Stöckchen und<br />

Steinen entstehen Libellenlarven, Teichmolche und<br />

Sonnentierchen. Vor dem nächsten Windstoß wird<br />

diese vergängliche Kunst fotografisch festgehalten.<br />

Während der Wanderung fällt den Kindern auf, dass<br />

die Panke als Lebensraum für Tiere in weiten Bereichen<br />

problematisch ist. Die Kinder betätigen sich als<br />

Umweltdetektive und protokollieren, was im Wasser<br />

und am Flussufer an Müll zu finden ist, und sind betroffen.<br />

Die Wasserqualität wird mit einem Wasserchemiekasten<br />

direkt im Gelände gemessen. Entsprechend<br />

dem Farbumschlag im Reaktionsgefäß<br />

lesen die jungen Forscher die Konzentration von<br />

Nitrat, Nitrit und Phosphationen ab.<br />

Wer hat je von Nadelhälsern, Großmäulern,<br />

Kiefermündchen oder Drachenfadenwürmern<br />

gehört, geschweige denn sie jemals gesehen?<br />

Beobachtungen selbstgefangener Tiere.<br />

Wird der Vielfraßegel seinem Namen<br />

gerecht?<br />

Diesem Motto folgend, initiierten Dr. Charles Oliver<br />

Coleman und Dr. Birger Neuhaus vom Museum<br />

für Naturkunde der Humboldt-Universität zu Berlin<br />

gemeinsam mit zwei Berliner Kindermuseen zwei<br />

Projekte: „Lebewesen in einer Großstadt“ und „Am<br />

Urlaubsort eines Großstädters“. Beide Projekte<br />

wurden vom Stifterverband prämiert und von Leica<br />

Microsystems gefördert. Aus Zoo und Fernsehen<br />

kennt jedes Kind die exotischsten Tiere wie Elefant,<br />

Tiger und Kondor <strong>–</strong> doch die Mikrowelt vor der<br />

eigenen Haustür?<br />

Wunderwelt im Wassertropfen<br />

Im ersten Projekt erkundeten die Schüler und ihre<br />

Familien, angeleitet von Wissenschaftlern des Forschungsmuseums,<br />

die Panke in Berlin, um spielerisch<br />

die Arbeit eines Wissenschaftlers nachzuempfinden.<br />

Die jungen Forscher krempeln sich die Hosenbeine<br />

hoch und suchen im Bach nach Tieren. Zuerst noch<br />

etwas ängstlich, ekeln sie sich vor dem 10 cm großen<br />

Vielfraßegel. Doch die Scheu ist schnell überwunden<br />

und das Jagdfieber greift um sich: Winzige Muscheln<br />

werden aus dem Sand des Flussbettes ausgelesen,<br />

Am nächsten Tag werden die Proben analysiert.<br />

Größere Organismen werden mit Binokularlupen<br />

beobachtet. Die Kleinstlebewesen, z.B. Einzeller und<br />

kleine Wasserflöhe, werden unter modernsten Lichtmikroskopen<br />

untersucht. Ein Teil der Mittel, die der<br />

Stifterverband zur Verfügung gestellt hat, wurde in<br />

eine Projektionsanlage investiert: Über eine Videokamera<br />

kann man einen Blick durch das Leica-<br />

Forschungsmikroskop DM LB werfen, auf einem<br />

großen Monitor lassen sich dann Details der Tiere<br />

erklären oder seltene Geschöpfe vorstellen.<br />

Für Kinder ist heute der Umgang mit dem Internet<br />

eine Selbstverständlichkeit, und sie sind davon<br />

begeistert, ihre Zeichnungen im Internet wiederzufinden.<br />

Per E-Mail erhalten die Wissenschaftler<br />

des Museums für Naturkunde nach den Veranstaltungen<br />

Kommentare wie diesen: „Wir bedanken uns<br />

für heute im Museum. Ihr habt eine so tolle Kinder-<br />

Forscherei mit uns gemacht. Ich war so begeistert<br />

von eurer Arbeit, dass ich sogar schon angefangen<br />

habe, bei meinem Freund im Garten Sachen zu<br />

sammeln: Würmer und Erde, Brennnesselblätter,<br />

Sand, Blüten und Holzspäne. Ich würde bald wieder<br />

kommen, bitte schreibt mir, wenn es wieder geht...“<br />

Lukas, 7 Jahre. Details und Programm zur „Wunderwelt<br />

im Wassertropfen”: http://www2.hu-berlin.de/<br />

~h0662bnj/push/<br />

Wat is’n Wattwurm? Kinder und<br />

Familien erforschen die verborgene Welt<br />

des Wattenmeeres<br />

Wem sind nicht schon von Kindheit an die Möwen,<br />

Seesterne und Krabben der Nordsee vertraut? Diese<br />

36<br />

re SOLUTION


LEICA WELT<br />

mit bloßem Auge sichtbare Tierwelt lernen auch<br />

Berliner Schulklassen im zweiten Projekt bei ihren<br />

Schullandheimaufenthalten auf den Nordseeinseln<br />

Föhr und Amrum kennen. Doch wer weiß schon, dass<br />

zwischen den Sandkörnern des Wattenmeeres eine<br />

Welt bizarrster Lebewesen existiert, die dem bloßen<br />

Auge verborgen sind? Wer hat je von Nadelhälsern,<br />

Großmäulern, Kiefermündchen oder Drachenfadenwürmern<br />

gehört, geschweige denn sie jemals<br />

gesehen?<br />

Flugs wird ein Tagesraum im Schullandheim zum<br />

Labor umfunktioniert, weißbekittelte Kinderforscher<br />

spielen für zehn Tage Wissenschaftler, und Medienteams<br />

dokumentieren die Forschung mit zwei<br />

Videokameras. Das erste Ziel im Watt ist der Strandknick.<br />

Dort, wo das Süßwasser der Insel austritt,<br />

kommen an der Oberfläche besonders viele mikroskopisch<br />

kleine Tiere vor. In wenigen Zentimetern<br />

Tiefe wechselt der Sand seine Farbe von Goldgelb<br />

nach Schwarz. Der penetrante Geruch von faulen<br />

Eiern, also von Schwefelwasserstoff, macht sich<br />

bemerkbar. Kein Kind kann sich vorstellen, dass in<br />

diesem Milieu noch Tiere leben. Trotzdem sind die<br />

Kinder sehr engagiert: Eines sticht den Sand aus, ein<br />

anderes organisiert ein Probengefäß, zwei schreiben<br />

die Fundort-Etiketten.<br />

Das zweite Ziel sind die Wohngänge des Sandpierwurms.<br />

Warum sind die Röhren heller als das umgebende<br />

Sediment? Die Lösung: Der Wurm strudelt<br />

sich sauerstoffreiches Wasser zu. Und in dem Sediment<br />

um den Fresstrichter herum leben bestimmte<br />

mikroskopisch kleine Tiere bevorzugt.<br />

Weiter geht es zum dritten Lebensraum, dem Schlick.<br />

Manchem ist der Schmodder, der zwischen den<br />

Zehen hervorquillt, nicht ganz geheuer. Doch dann<br />

überwiegt die Faszination.<br />

Zurück ins Labor. Die Kinder wissen mittlerweile,<br />

dass die kleinen Tierchen Haftorgane haben und sich<br />

nicht so einfach ausspülen lassen. Aber man kann die<br />

Lebewesen überlisten: durch Betäubung mit dem<br />

Salz Magnesiumchlorid oder durch Überschichten<br />

mit Seewassereis. Aus der trüben Schlickbrühe<br />

lassen sich die Tiere durch Luftbläschen herauslösen<br />

und an die Wasseroberfläche tragen.<br />

Endlich kommt der spannendste Teil, das Mikroskopieren.<br />

Die Kinder sind Feuer und Flamme. Anhand<br />

eines Bild-Bestimmungsschlüssels werden die verschiedenen<br />

Tiergruppen identifiziert. Die Forscher<br />

zeichnen das Gesehene wie Wissenschaftler.<br />

I<br />

Der Lebensraum zwischen den Sandkörnern<br />

birgt eine große Vielfalt an Lebensformen;<br />

das ist auch den Jungforschern klar geworden.<br />

In der Abschlussbesprechung zeigt sich, dass die<br />

Kinder die Größe der Tiere nur schwer einschätzen<br />

können. Abstrakte Zahlen wie die Vergrößerung des<br />

Mikroskops helfen nicht recht weiter. Erst der Vergleich<br />

mit einem bekannten Objekt schafft Klarheit:<br />

Ein Ruderfußkrebs ist etwa 5-mal breiter als das<br />

Kopfhaar eines Lehrers, das zum Vergleich mit eingebettet<br />

worden ist. Und wo leben die Tiere genau?<br />

Bei dem Modell mit verschiedenen Fruchtgummi-<br />

Würmern, Bären oder Schnecken und Schokoladen-<br />

Sandkörnern liegt die Antwort auf der Hand: Die Tiere<br />

leben im Sandlückensystem zwischen den Sandkörnern.<br />

Natürlich dürfen die Kinder vom süßen Vergleichsmaterial<br />

eine „Probe ziehen”.<br />

Auch die Kernfragen des Projektes nach der „verborgenen<br />

Welt des Wattenmeeres” und „Wat is’n Wattwurm?”<br />

lassen sich nun beantworten: Auf Föhr kann<br />

man etwa 600 mikroskopisch kleine Arten aufspüren,<br />

die zu den Würmern, Wimpertierchen, Nesseltieren,<br />

Im Watt auf der Suche nach<br />

Kleinstlebewesen: Berliner Schüler<br />

nehmen Proben.<br />

re SOLUTION<br />

37


LEICA WELT<br />

Auf der großen Leinwand des Hörsaals<br />

wirken die Winzlinge aus dem Sand spektakulär,<br />

denen möchte man nicht in der Sandlücke<br />

begegnen.<br />

Schnecken, Muscheln, Bärtierchen, Krebsen oder<br />

Milben gehören. Sie bewegen sich fort durch Wimpern,<br />

paddelförmige Beine, Schlängelbewegungen,<br />

gegliederte Beine, sie fressen Sand, saugen Bakterien<br />

ein oder Artgenossen aus, filtrieren kleinste<br />

Teilchen aus dem Wasser heraus. Der Lebensraum<br />

zwischen den Sandkörnern birgt eine große Vielfalt<br />

an Lebensformen; das ist auch den Jungforschern<br />

klar geworden.<br />

Spannender Blick durch’s Mikroskop: Was<br />

haben wir im Watt an Tieren gefunden?<br />

Wieder zurück in Berlin lädt das Museum für Naturkunde<br />

zu einem „Forschungstag” ein: Familien lernen<br />

die Tierwelt von Föhr mithilfe einer Videokamera auf<br />

einem Stereomikroskop und eines Videoprojektors<br />

kennen. Kinder aus dem Schullandheim-Aufenthalt<br />

zeigen, wie sich die mikroskopische Lebenswelt aus<br />

dem Sand mit einfachen Methoden herausholen lässt.<br />

Auf der großen Leinwand des Hörsaals wirken die<br />

Winzlinge aus dem Sand spektakulär, denen möchte<br />

man nicht in der Sandlücke begegnen. Zum Abschluss<br />

besichtigen die Familien den Arbeitsplatz<br />

eines Wissenschaftlers an einem naturkundlichen<br />

Forschungsmuseum.<br />

Die „Wunderwelt“ und der „Wattwurm“ wurden<br />

außerdem im Jahr der Lebenswissenschaften in einer<br />

Sonderausstellung am Museum für Naturkunde erfahrbar<br />

gemacht: Unter anderem konnten Lebewesen,<br />

die mit bloßem Auge kaum zu erkennen waren, von<br />

den Besuchern unter insgesamt 16 Mikroskopen<br />

beobachtet werden. Je ein Film informierte über<br />

Mikroorganismen und über die Kinderforschung auf<br />

Föhr, und im „Kunstlabor“, einer interaktiven Ausstellung,<br />

wurden Kunst und Naturwissenschaften miteinander<br />

verbunden. Außerdem veranschaulichten<br />

Posterstellwände und eine interaktive PC-Installation<br />

die Aktivitäten, die innerhalb des PUSH-Projektes<br />

angeboten wurden und gaben Einblicke in die<br />

wissenschaftlichen Forschungsarbeiten an einem<br />

naturkundlichen Museum.<br />

> Dr. Charles Oliver Coleman, Dr.Birger Neuhaus<br />

(Museum für Naturkunde, Berlin), Karen Hoffmann<br />

(Kinder- und Jugendmuseum Prenzlauer Berg) und<br />

Roswitha von der Goltz (Labyrinth Kindermuseum<br />

Berlin)<br />

38 re SOLUTION


LEICA WELT<br />

Leica ICM1000 an der Ruhr-Universität Bochum<br />

Der Physik ein<br />

Schnippchen geschlagen?<br />

Impressum<br />

reSOLUTION ist das Magazin für Kunden und<br />

Geschäftsfreunde von Leica Microsystems<br />

Herausgeber<br />

Leica Microsystems AG,<br />

Wetzlar (Deutschland)<br />

Redaktion<br />

Wilfried Sauer (verantw.)<br />

Dr. Jochen Blödorn<br />

Bernd Kleine<br />

Molly Lundberg<br />

Ralf Niggemann<br />

Als allgemein anerkanntes Standardverfahren bei der<br />

quantitativen Charakterisierung von Materialoberflächen<br />

gilt der Einsatz von Profilometern. Diese Instrumentenklasse<br />

besteht aus einer sehr feinen Tastspitze,<br />

mit der eine Oberfläche abgetastet wird.<br />

Erfahrungsgemäß ist eine Oberfläche nicht immer<br />

gleichmäßig aufgebaut. Um eine repräsentative Aussage<br />

über die Oberflächenbeschaffenheit zu erhalten,<br />

sind viele Messvorgänge an verschiedenen Stellen<br />

notwendig <strong>–</strong> ein sehr zeitintensives Verfahren.<br />

Wer glaubt, am Ende ein objektives Ergebnis zu erhalten,<br />

muss sich oft eines Besseren belehren lassen:<br />

Das Messergebnis wird wesentlich beeinflusst durch<br />

die geometrische Beschaffenheit der Messspitze<br />

selbst. Je kleiner und feiner die Messspitze ist, desto<br />

geringer beeinflusst ihre Form in aller Regel das<br />

Messergebnis.<br />

Prof. Dr. Michael Pohl vom Institut für Werkstoffprüfung<br />

der Ruhr-Universität in Bochum gilt als anerkannter<br />

Experte im Bereich der Werkstoffprüfung<br />

und der Unfallursachenforschung. Auf der Suche<br />

nach neuen Messverfahren, die deutlich geringere<br />

Einschränkungen bei der Charakterisierung von<br />

Werkstoffoberflächen aufweisen sollten, wurde an<br />

seinem Institut auch das Leica ICM1000 eingesetzt.<br />

Die Ergebnisse waren verblüffend.<br />

Wie physikalisch zu erwarten war, kann der feinfokussierte<br />

Laserstrahl des Leica ICM1000 feinere<br />

Details der Oberfläche abbilden als ein standardmäßig<br />

eingesetzter mechanischer Tastkopf. Des Weiteren<br />

kann aufgrund der hohen Spangeschwindigkeit,<br />

mit der der Laserstrahl die gesamte Oberfläche<br />

abtastet, in deutlich kürzerer Zeit eine große Menge<br />

an Daten über Details der Oberfläche gesammelt<br />

werden <strong>–</strong> und das berührungsfrei.<br />

Hochgenaue Ergebnisse:<br />

Vermessung des Höhenprofils<br />

eines elektronischen Bauteils<br />

Das Leica ICM1000 schließt damit eine Lücke bei den<br />

Analyseverfahren bei der Oberflächencharakterisierung<br />

und vereint dabei den Vorteil der extremen<br />

Tiefenschärfe eines Rasterelektronenmikroskops mit<br />

dem einer einfachen Probenpräparation in der Lichtmikroskopie<br />

und dem quantitativen Messvermögen<br />

von Profilometern.<br />

Zur Prüfung der Messgenauigkeit wurden mit dem<br />

Leica ICM1000 Höhenstandardproben genau bekannter<br />

geometrischer Abmessungen untersucht. Dabei<br />

lagen die zu vermessenden Höhenunterschiede unter<br />

dem theoretisch zu erwartenden optischen Auflösungsvermögen.<br />

Eigentlich wäre zu erwarten, dass<br />

ein solches Messsystem keine genaueren Werte<br />

ergeben kann, als es das optische Auflösungsvermögen<br />

des Instruments zulässt. Es ergab sich reproduzierbar<br />

eine Abweichung des vom Leica ICM1000<br />

ermittelten Messwertes von weniger als zwei Prozent<br />

vom angegebenen Standardwert, die unterhalb des<br />

optischen Auflösungsvermögens liegt.<br />

Der Physik ein Schnippchen geschlagen? Offensichtlich<br />

sind die derzeitigen mathematischen Modelle<br />

zur Beschreibung des Auflösungsvermögens<br />

eines solchen Instruments gröber als das Instrument<br />

selbst. > RK<br />

Redaktionsanschrift<br />

Leica Microsystems AG<br />

Wilfried Sauer<br />

Ernst-Leitz-Str. 17-37<br />

35578 Wetzlar, Deutschland<br />

Tel.: +49 (0) 64 41 / 29 - 22 00<br />

Fax: +49 (0) 64 41 / 29 - 25 27<br />

www.leica-microsystems.com<br />

Mail:<br />

Wilfried.Sauer@Leica-Microsystems.com<br />

Layout<br />

Sign-Kommunikation GmbH, Frankfurt<br />

Regine Lamprecht<br />

Produktion<br />

Uwe Neumann<br />

Erscheinungsweise<br />

zweimal jährlich<br />

Druck<br />

Druckerei Kempkes<br />

Offset- und Buchdruck GmbH<br />

Gladenbach<br />

Titelfoto<br />

Bernd Euring, Frankfurt<br />

Mit Beiträgen von<br />

Dr. Walter Brüschweiler<br />

Wayne Buttermore > WB<br />

Dr. Charles Oliver Coleman<br />

Beverly Cruxon > BC<br />

Jill Dreschler > JD<br />

Roswitha von der Goltz<br />

Ingrid Haack > Hck<br />

Dr. Kirstin Henze > KH<br />

Karen Hoffmann<br />

Michael Huesmann<br />

Natja Igney > NI<br />

Pam Jandura > PJ<br />

Rolf Kickuth<br />

Ralph Kühnle > RK<br />

Dr. Birger Neuhaus<br />

Chick Passione > CP<br />

Dr. Jürgen Paul > JP<br />

Sabine Schöllhammer > SS<br />

Bestell Nr. Ausgabe 01/02<br />

English 1192 4066<br />

German 1192 4065<br />

re SOLUTION 39

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