04 DIE INVASION DER CHIPS 12 FORENSIK – DIE LIEBE ZUM ...
04 DIE INVASION DER CHIPS 12 FORENSIK – DIE LIEBE ZUM ...
04 DIE INVASION DER CHIPS 12 FORENSIK – DIE LIEBE ZUM ...
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LEICA MICROSYSTEMS <strong>–</strong> DAS MAGAZIN<br />
re SOLUTION<br />
<strong>04</strong> <strong>DIE</strong> <strong>INVASION</strong> <strong>DER</strong> <strong>CHIPS</strong><br />
Wie Jaques Tatis Vision längst von der Wirklichkeit überholt wurde<br />
<strong>12</strong> <strong>FORENSIK</strong> <strong>–</strong> <strong>DIE</strong> <strong>LIEBE</strong> <strong>ZUM</strong> DETAIL<br />
Kein Verbrechen ohne Spuren<br />
20 3D-MOSAIKLANDSCHAFTEN<br />
Mosaik- und Multifocus zur kompletten „Landschaftsbetrachtung“
INHALT<br />
Foto > gettyimages<br />
VORWORT<br />
Liebe Leserinnen, liebe Leser,<br />
Unser Kundenmagazin reSOLUTION hat sich einen festen Platz<br />
bei unseren Lesern erobert. Das freut uns sehr. In den zurückliegenden<br />
zehn Jahren haben wir versucht, wissenschaftsnahe<br />
Themen aus dem weiten Feld der Mikroskopie auch den Lesern<br />
zu vermitteln, die mit den jeweils behandelten Themen nicht<br />
unmittelbar vertraut sind. Dabei waren uns ein fundierter Inhalt<br />
und ein leserfreundliches Layout immer wichtig.<br />
In den zurückliegenden Jahren haben sich das Leseverhalten und die Gestaltung von<br />
Magazinen verändert. Diesen geänderten Gewohnheiten sind wir auch mit reSOLUTION<br />
gefolgt. Mit der jetzt vorliegenden Ausgabe 01/2002 haben wir zwei Änderungen vorgenommen.<br />
Die erste ist augenfällig: Wir haben das Layout aufgefrischt, haben das Magazin<br />
freundlicher gestaltet und dabei internationale Entwicklungen in der Magazingestaltung<br />
einfließen lassen. Die zweite Änderung fällt erst bei genauerem Hinsehen auf. Da es zudem<br />
unser Ziel ist, eine möglichst große Themenbreite in jeder einzelnen Ausgabe abzudecken,<br />
haben wir nicht nur ein umfassenderes Thema mehr aufgenommen, wir haben im hinteren<br />
Heftteil auch versucht, mehr Themen als bisher zu berücksichtigen.<br />
Wir hoffen, dass Ihnen die neu gestaltete reSOLUTION genauso gut gefällt wie uns und<br />
wünschen Ihnen viel Spaß bei der Lektüre. Gleichzeitig möchte ich mich an dieser Stelle<br />
von Ihnen verabschieden. Nach zwölf Jahren an der Spitze von Leica Microsystems werde<br />
ich zum 1. September den Vorstandsvorsitz an Dr. Gerhard Kleineindam übergeben und<br />
selbst in den Aufsichtsrat des Unternehmens wechseln. Ein Gespräch mit Gerhard<br />
Kleineindam werden Sie in der nächsten Ausgabe von reSOLUTION nachlesen können.<br />
Ihr<br />
Horst Wegener,<br />
CEO Leica Microsystems
Fotos > Hunter College, N.Y.<br />
Fotos „Tatort“ > B. Euring<br />
Foto > J. Scott Applewhite/AP<br />
Die Invasion der Chips<br />
Forensik <strong>–</strong> die Liebe zum Detail<br />
<strong>04</strong><br />
<strong>12</strong><br />
Leica QClean <strong>–</strong> Herausragende Bildanalysesoftware<br />
für die Qualitätssicherung bei<br />
der Fertigung mikromechanischer Komponenten<br />
29<br />
PRAXIS REPORT > Kein Verbrechen ohne<br />
Spuren <strong>–</strong> Mit Klebestreifen auf Fusselsuche<br />
15<br />
Leica DC180 <strong>–</strong> Digitales Bildaufnahmesystem<br />
für die professionelle Mikroskopie<br />
29<br />
PRAXIS REPORT > Die wahre Aufgabe<br />
der Forensik ist die Enthüllung der Wahrheit<br />
19<br />
Leica MZ16 und MZ16 A <strong>–</strong> Hightech Stereomikroskope<br />
mit höchster Auflösung<br />
30<br />
Dreidimensionale Mosaik-Landschaften<br />
von Mikrostrukturen<br />
PRAXIS REPORT > Diesel in der Luxusklasse<br />
<strong>–</strong> Leica Microsystems entwickelt mit<br />
Bosch Bildanalysesystem für Qualitätssicherung<br />
20<br />
24<br />
LEICA WELT<br />
Präsident Bush: Pittsburgh ist Hochburg<br />
im Kampf gegen Bioterrorismus<br />
33 bislang unveröffentlichte digitale<br />
Photomikrographien im Hunter College, N.Y.<br />
31<br />
31<br />
32<br />
NEUE PRODUKTE<br />
Filterlose Freiheit <strong>–</strong> Ein programmierbarer<br />
optischer Strahlteiler revolutioniert<br />
die Fluoreszenzmikroskopie<br />
26<br />
26<br />
Leica würdigt herausragende Forschung auf<br />
dem Gebiet der Pathologie<br />
Hervorragende Biologielehrer in Montreal<br />
ausgezeichnet<br />
33<br />
33<br />
Leica DSC2 <strong>–</strong> Leica Microsystems ergänzt<br />
seine Mikrotomlinie<br />
Leica S8 APO und Leica S6 D <strong>–</strong><br />
Voll apochromatische Mikroskope<br />
mit Fotoausgang in der StereoZoom-Linie<br />
27<br />
27<br />
<strong>12</strong>5. Geburtstag in Wien<br />
„Wunderwelt im Wassertropfen“ und<br />
„Wat is´n Wattwurm?“ <strong>–</strong> Kinder erforschen die<br />
mikroskopisch kleine Lebenswelt in einer<br />
Großstadt und am Urlaubsort eines Großstädters<br />
34<br />
35<br />
Leica FW4000 <strong>–</strong> Innovative, modulare<br />
Fluoreszenz-Bildgebungslösung<br />
28<br />
Leica ICM1000 an der Ruhr-Universität Bochum <strong>–</strong><br />
Der Physik ein Schnippchen geschlagen?<br />
39<br />
Leica CW4000 <strong>–</strong> Hochauflösende<br />
Bildgebungslösung für die Zytogenetik<br />
28<br />
IMPRESSUM<br />
39
<strong>INVASION</strong> <strong>DER</strong> <strong>CHIPS</strong><br />
Foto > akg-images, Berlin<br />
Einst Zukunftsvision <strong>–</strong> heute Realität: In den 70er Jahren<br />
beschrieb Jacques Tati in seinem Film „Mon Oncle“<br />
eine Alltagsumgebung, in der fast jeder Gegenstand mit<br />
den Menschen kommunizieren konnte.<br />
Möglicherweise erwacht eine künstliche Intelligenz,<br />
ohne dass wir es merken, während wir zu lange diskutieren.<br />
Während unser Hirn nämlich in einer engen Knochenschale<br />
sitzt, lassen sich Chips in riesigem Umfang<br />
miteinander vernetzen.<br />
4 re SOLUTION
Die Invasion<br />
der Chips<br />
Reinhard Bergmann war schon wach, als der Wecker<br />
summte. Die Lichtquellen im Zimmer hatten kurz<br />
zuvor automatisch eine sanfte Beleuchtung eingestellt.<br />
„Computer, du kannst es ruhig heller machen.“ Die<br />
Lampen leuchteten deutlich stärker. Reinhard freute<br />
sich auf das Treffen mit seiner Arbeitskollegin.<br />
Sie hatte heute Geburtstag. Deshalb machten ihm<br />
auch die drei Bier nicht zu schaffen, die er am Abend<br />
zuvor bei Nachbarn getrunken hatte. „Deine Leberwerte<br />
sind etwas hoch heute“, meinte allerdings<br />
der Hauscomputer, der mit einem Sensor in der<br />
Toilette dazu beitrug, frühzeitig die Entwicklung von<br />
Krankheiten zu entdecken. „Ist schon gut, Meldung<br />
an den Medicomputer nicht notwendig“, erwiderte<br />
Reinhard. Ein gutes Frühstück und interessante Meldungen<br />
in der Zeitungsfolie, die automatisch halbstündlich<br />
aktualisiert wurde, weckten weitere<br />
Lebensgeister in Reinhard. Fast war es nicht<br />
notwendig, sich halbautomatisch mit dem Fahrzeug<br />
ins Büro leiten zu lassen. Das ewige Gejammer des<br />
Autocomputers, das sich auf Echtzeitauswertung der<br />
von Kameras erfassten Verkehrszeichen stützte, ging<br />
ihm auf die Nerven: „Sie fahren mehr als zehn<br />
Prozent schneller als die erlaubte Höchstgeschwindigkeit...“<br />
Ein ziemlich plötzliches Bremsen<br />
zeigte ihm, dass Automatiken wirklich helfen: Ein<br />
Hund rannte plötzlich auf die Straße, und das Sensorsystem<br />
bremste automatisch.<br />
Bevor Reinhard das Firmengebäude betrat, stattete<br />
er noch einem auf dem Weg liegenden Geschäft<br />
einen Kurzbesuch ab. „Guten Tag, Herr Bergmann,<br />
freut mich, dass Sie uns besuchen. Viel Erfolg bei<br />
Ihrem Einkauf. Besonders günstig sind heute Pralinen<br />
und spanische Erdbeeren.“ Wie praktisch, dachte<br />
Reinhard, nahm sich eine Packung und verließ das<br />
Geschäft. Ein Chip in seiner Hand, der dem Geschäft<br />
zuvor schon seine Identität mitgeteilt hatte, buchte<br />
automatisch den Betrag von seinem Konto ab, übermittelt<br />
von dem unsichtbaren Etikett der Pralinenschachtel.<br />
„Guten Tag, Herr Bergmann, wir wünschen<br />
Ihnen viel Erfolg heute“, leierte aufgrund der<br />
überall vorhandenen, unsichtbaren Computertechnik<br />
dann auch der Firmencomputer am Eingang. Wenigstens<br />
freute sich seine Kollegin Karin über das<br />
Geburtstagsgeschenk „richtig echt“. Gerade wollte<br />
Sie ihm um den Hals fallen, da unterbrach <strong>–</strong> wieder<br />
einmal <strong>–</strong> eine Computerstimme: „Die prädikative Diagnostik<br />
der Kühlwasserpumpe 3 prognostiziert einen<br />
Ausfall in drei bis sieben Tagen. Es ist dringend<br />
erforderlich, die Lager zu wechseln.“<br />
re SOLUTION<br />
5
<strong>INVASION</strong> <strong>DER</strong> <strong>CHIPS</strong><br />
Fortschritte in der Chip- und Mikrosystemtechnik<br />
lassen erwarten, dass<br />
dies erst der Anfang der Kommunikation<br />
des Menschen mit den Gegenständen<br />
seiner Umgebung sein wird.<br />
Diese kleine Geschichte ist zwar Zukunftsmusik, hat<br />
aber gute Chancen, Wirklichkeit zu werden. In den<br />
70er Jahren beschrieb Jacques Tati in seinem Film<br />
„Mon Oncle“ eine Alltagsumgebung, in der fast jeder<br />
Gegenstand mit den Menschen kommunizieren<br />
konnte. Während damals gerade mal Wasserkessel,<br />
Türklingel und Telefon auf sich aufmerksam machten,<br />
sind wir heute der Vision schon ein gutes Stück näher<br />
gekommen. Navigationssysteme in modernen Autos<br />
erzählen dem Fahrer, welchen Weg er zum Ziel<br />
nehmen soll. Fortschritte in der Chip- und Mikrosystemtechnik<br />
lassen erwarten, dass dies erst der<br />
Anfang der Kommunikation des Menschen mit den<br />
Gegenständen seiner Umgebung sein wird. Die Frage<br />
wird nicht sein: Kann das Gerät sich melden, sondern:<br />
Soll es dies?<br />
Eine Grundlage für diese Einschätzung ist die prognostizierte<br />
Entwicklung der Chiptechnik. In der<br />
neuesten ITRS (International Technology Roadmap<br />
for Semiconductors, ITRS 2001), die von führenden<br />
Chipherstellern aus aller Welt zusammengestellt<br />
wird, geht man davon aus, dass sich die Chipstrukturen<br />
bis zum Jahre 2007 auf 65 Nanometer, bis zum<br />
Jahre 2016 gar auf nur 22 Nanometer verfeinern<br />
lassen. Das soll dann zu Chips führen, die über etwa<br />
sechs Milliarden Transistoren verfügen und mit knappen<br />
30 Gigahertz getaktet werden.<br />
Leicas Metrologiesysteme<br />
auf ITRS-Kurs<br />
Um die ehrgeizigen Ziele der ITRS-Roadmap zu<br />
erreichen, braucht man entsprechend hochwertige<br />
Photomasken für den Waferherstellungsprozess.<br />
Die Passgenauigkeit von Masken untereinander<br />
bei aktuellen Strukturgrößen muss sehr<br />
hoch sein. Übertragen auf die Abmessungen der<br />
Stadt Dresden hieße eine entsprechende Genauigkeit,<br />
dass alle Häuser auf 2,5 Zentimeter exakt zu<br />
platzieren sind! Um diese und andere wichtige<br />
Maskeneigenschaften zu prüfen, findet das Masken<br />
Metrologie System LMS IPRO Anwendung<br />
in allen Maskenhäusern weltweit. Das Nachfolgesystem<br />
LMS IPRO 2 stellt die konsequente Weiterentwicklung<br />
der IPRO Systeme dar, die nur in enger<br />
Zusammenarbeit mit den Anwendern erfolgen<br />
konnte. Zur Qualitätsüberwachung setzen diese<br />
auch das CD Messsystem LWM250 DUV ein. Es<br />
kann Strukturen in der Größenordnung von<br />
0,2 Mikrometern (das entpricht 1/300 der Breite<br />
eines menschlichen Haares) visualisieren und<br />
messen. Als dritte Generation von Strukturbreiten-<br />
Messsystemen setzt das LWM250 DUV erneut<br />
den Standard zur lichtoptischen Vermessung in<br />
der Herstellung von Photomasken. Die ständig<br />
verbesserten technischen Eigenschaften und die<br />
bewährte Kundenunterstützung von Leica machen<br />
die LMS- und LWM-Systeme erneut zu Marktführern.<br />
Die ITRS-Studie verschweigt nicht, dass bis dahin<br />
eine Menge Probleme zu lösen sind. Das betrifft<br />
Chipdesign ebenso wie Reinstraumentwicklungen,<br />
Herstellungsprozesse und -kontrolle sowie Chiptests<br />
und -verpackungen. Notwendige Kostenoptimierungen<br />
sollen dazu führen, dass ab 2013 Wafer mit einem<br />
Durchmesser von 450 Millimetern Standard sind <strong>–</strong> zur<br />
Zeit sind 300 Millimeter-Wafer state of the art.<br />
Kleiner und leistungsfähiger:<br />
Neue Werkstoffe sollen noch leistungsfähigere<br />
Chips ermöglichen.<br />
Foto > gettyimages<br />
6<br />
re SOLUTION
<strong>INVASION</strong> <strong>DER</strong> <strong>CHIPS</strong><br />
Foto > dpa<br />
Advanced Reticle Center (ARC)<br />
für die 100 nm Masken Technologie<br />
Die langjährigen Erfahrungen auf dem Gebiet der<br />
Schreibverfahren mit Elektronen und die Fortschritte<br />
auf dem Gebiet der neuen Maskentechnologien<br />
führten zum Aufbau des Advanced<br />
Reticle Centers (ARC) <strong>–</strong> eines Kompetenzzentrums<br />
für zukünftige Maskentechnologien.<br />
Auf Initiative von Leica Microsystems wurde am<br />
Institut für Mikroelektronik des ARC in Stuttgart<br />
die technologische Basis geschaffen, um die in<br />
der ITRS-Roadmap aufgezeigten Herausforderungen<br />
auf dem Gebiet der Maskentechnologie zu<br />
meistern. An dem vom Bundesministerium für Bildung<br />
und Forschung geförderten Projekt arbeiten<br />
namhafte Geräte-, Material-, Masken- und Halbleiterhersteller<br />
sowie Institutionen zusammen. Von<br />
strategischer Bedeutung ist dabei der Elektronenstrahlschreiber<br />
LEICA SB350 MW für die 100 nm<br />
Technologie.<br />
Sowohl für die Maskenherstellung einschließlich<br />
der Masken für die nächsten Technologie-Generationen<br />
wie Extreme UV Lithographie (EUV) als<br />
auch für die Wafer Lithographie besteht damit die<br />
Möglichkeit des Einstiegs in Bereiche der Nanotechnologien.<br />
Beispiele technischer Chipoptimierungen<br />
Lösungsansätze für etliche Probleme sind jedoch<br />
sichtbar. So verbessern aktuelle Forschungen die<br />
Isolationsfähigkeiten feiner Chipstrukturen. Größe<br />
und Leistungsmerkmale der Chiptransistoren hängen<br />
wesentlich von sehr dünnen elektrisch isolierenden<br />
Schichten ab. Wenn die Schicht eine Dicke von nur<br />
noch wenigen Atomlagen hat, verliert sie ihre<br />
isolierenden Eigenschaften; die Transistoren schalten<br />
nicht mehr präzise.<br />
Neue Werkstoffe isolierender Materialien sollen das<br />
Problem lösen. Die Europäische Union fördert<br />
entsprechende Entwicklungen unter dem INVEST-<br />
Projekt (Integration of very high-k dielectrics with silicon<br />
CMOS technology), an dem neun europäische<br />
Forschungsinstitute und Unternehmen beteiligt sind.<br />
Der Prototyp eines „tragbaren“ PC´s. Der<br />
kleinste und leichteste Computer arbeitet<br />
mit Windows 98 und verfügt über einen<br />
MMX Pentium 233 MHz-Prozessor.<br />
Speicherbausteine sollen möglich<br />
sein, die 1000-mal kleiner und<br />
1000-mal schneller sind als heutige<br />
Elemente und dabei 1000-mal<br />
weniger Energie benötigen.<br />
re SOLUTION 7
<strong>INVASION</strong> <strong>DER</strong> <strong>CHIPS</strong><br />
Zwei Brücken im Vergleich:<br />
Die 400 Meter lange Bay-Bridge in<br />
San Francisco und die „kleinste Brücke der<br />
Welt“: 360 Nanometer lang, 20 Nanometer<br />
breit und zwölf Nanometer dick.<br />
Die Wissenschaftler von INVEST gehen davon aus,<br />
dass neue Metalloxide die seitliche Ausdehnung der<br />
Transistoren von gegenwärtig 130 bis auf 50 <strong>–</strong> 100<br />
Nanometer reduzieren. Simulationen zeigen, dass herkömmliche<br />
Transistordarstellungen auf Chips generell<br />
bis zu Strukturabmessungen von 20 Nanometern<br />
funktionieren sollten.<br />
Bochumer Forscher um Prof. Ulrich Kunze entwickeln<br />
neue Chip-Produktionsmethoden. Sie nutzen dafür<br />
die Elektronenstrahl-Lithographie. Mit dem fokussierten<br />
Elektronenstrahl kann entlang vorgegebener<br />
Bestimmte Stichwörter veranlassen<br />
die Wearables zur Datenlieferung<br />
auf Displays, die beispielsweise auf<br />
Ärmeln kleben oder in Brillen<br />
integriert sind.<br />
Foto > PhotoDisc<br />
Dielektrika berührungslos vermessen<br />
Mit dem neuen Leica APECS 3000 Schichtdickenmesssystem<br />
lassen sich Dielektrika berührungslos<br />
und zerstörungsfrei vermessen. Das traditionelle<br />
Gateoxid ist bis zu wenigen Atomlagen<br />
Dicke kontrollierbar. Auch neuesten Halbleiterentwicklungen<br />
entlockt das Leica APECS 3000<br />
ihre Geheimnisse: Die moderneren Mischschichten<br />
aus Oxid und Nitrid (Oxinitride) mit ihren<br />
verbesserten isolierenden Eigenschaften lassen<br />
sich mit höchster Genauigkeit charakterisieren.<br />
In Atomlagendicke zeigen Untersuchungen an<br />
neuartigen high-k Materialien wie zum Beispiel<br />
Zirkonoxid oder Hafniumoxid ähnlich exzellente<br />
Ergebnisse.<br />
Linien und Flächen über eine Probe geschrieben<br />
werden, die zuvor mit einem Polymerfilm von einigen<br />
zehn Nanometern Dicke beschichtet wurde. Die<br />
auftreffenden Elektronen zerschlagen die Molekülketten<br />
des Polymers in kleine Bruchstücke. Nachdem<br />
diese in einem Entwicklerbad herausgelöst wurden,<br />
liegt der Halbleiter dort bloß und kann durch Ätzen<br />
in einer wässrigen Lösung angegriffen werden. Dabei<br />
entsteht unter den Linien ein Graben, dessen Abmessungen<br />
durch die Form der Öffnungen im Polymerfilm<br />
sowie von der Reaktivität der Ätzlösung und der<br />
Ätzdauer bestimmt wird. Die minimale Strukturbreite<br />
dieses Verfahrens liegt bei etwa 20 Nanometern.<br />
Durch eine Verfeinerung des Verfahrens erzeugten<br />
die Bochumer Forscher eine frei tragende Struktur<br />
aus Silizium, die „kleinste Brücke der Welt“: 20 Nanometer<br />
breit, zwölf Nanometer dick und 360 Nanometer<br />
lang.<br />
Bei Transistorstrukturen unterhalb von 20 Nanometern<br />
herrschen Quanteneffekte. Hier muss man<br />
anders denken, andere Lösungen finden. Dazu zählen<br />
Single Electron Tunnelling Elemente (SET). Derartige<br />
Ein-Elektronen-Schaltungen, die u.a. in europäischen<br />
Forschungsprojekten entwickelt werden, können mit<br />
einzelnen Elektronen rechnen bzw. Informationen<br />
speichern; heutige Bauelemente benötigen im besten<br />
Fall einige zehntausend Elektronen. Hauptproblem<br />
bei der Verwirklichung ist die hohe Empfindlichkeit<br />
gegenüber fremden elektrischen Ladungen, die etwa<br />
durch die kosmische Strahlung in die Bauelemente<br />
eingebracht werden, ebenso wie die extrem niedrige<br />
Arbeitstemperatur. Berechnungen von SETs zeigen<br />
jedoch faszinierende Aussichten. Mit ihnen sollen<br />
Speicherbausteine möglich sein, die 1000-mal kleiner<br />
und 1000-mal schneller sind als heutige Elemente und<br />
dabei 1000-mal weniger Energie benötigen. Gerade<br />
letztgenannter Punkt ist heute auch noch ein Problem:<br />
Die flächenspezifische Heizleistung hoch integrierter<br />
Chips ist nämlich oft höher als die eines<br />
Bügeleisens, was auch ihre Alterung beschleunigt.<br />
Neuartige, hoch Wärme leitende Diamantbeschichtungen<br />
der Chipoberflächen versprechen hier Abhilfe.<br />
Offenbar beschleunigt das Zusammenwirken verschiedener<br />
Lösungen die Entwicklung. Die ITRS<br />
bemerkt, dass in der Vorgängerstudie von 1999 noch<br />
das Erreichen der 100-Nanometer-Stukturgrenze<br />
als „red brick wall“ galt, als ein Ziel, für dessen Verwirklichung<br />
noch kein klarer Weg erkennbar war.<br />
Jetzt sei sicher, dass dieses Ziel bereits 2003 erreicht<br />
werden könne. Gerade die Synergie zwischen unterschiedlichen<br />
technischen Entwicklungen wird auch<br />
dazu führen, dass Chips in unsere Alltagsumgebung<br />
einziehen, ohne dass die elektronischen Helfer noch<br />
von uns wahrgenommen werden. Computer werden<br />
uns in vielfältiger Weise umgeben <strong>–</strong> unsichtbar. Die<br />
geschilderte Chipentwicklung bedeutet ja nicht nur,<br />
8<br />
re SOLUTION
<strong>INVASION</strong> <strong>DER</strong> <strong>CHIPS</strong><br />
dass die Fortschreibung der Vorstellung herkömmlicher<br />
PC-Technik zu unglaublich leistungsfähigen<br />
Geräten führen wird, sondern vielmehr auch, dass<br />
winzige Chips, zusammen mit ebenso winzigen Sensoren<br />
und Aktoren in etlichen Konsumgütern und<br />
Gegenständen unserer Alltagsumgebung zu finden<br />
sein werden. Und nicht nur das: Sie werden billig<br />
sein, Wegwerfprodukte, und sie werden kaum Energie<br />
verbrauchen. Die neue Art der Computernutzung<br />
zeichnet sich nach Expertenmeinung dadurch aus,<br />
dass der Computer in Gestalt von „Smart Objects“ mit<br />
den Gegenständen des Alltags verknüpft ist und an<br />
jedem Ort zu jeder Zeit den Menschen zur Verfügung<br />
steht. Dies bezeichnet man auch als „ubiquitous<br />
computing“.<br />
Foto > gettyimages<br />
Ubiquitous Computing<br />
Schon heute trägt man eine erhebliche Computerleistung<br />
mit sich: Personal digital assistants (PDA)<br />
zählen dazu ebenso wie Mobiltelefone oder MP3-<br />
Spieler. In Zukunft steckt dies alles unsichtbar in der<br />
Kleidung. Derartige „Wearables“ wissen, ob man den<br />
Nutzer stören kann; Beschleunigungssensoren geben<br />
Bescheid über seine aktuelle Handlungssituation.<br />
Bestimmte Stichworte veranlassen die Wearables zur<br />
Datenlieferung auf Displays, die beispielsweise auf<br />
Ärmeln kleben oder in Brillen integriert sind. Die Komponenten<br />
der Cyberkleidung konfigurieren sich selbst,<br />
kommunizieren drahtlos mit solchen Geräten bei anderen<br />
Trägern oder mit dem Träger selbst. Ansätze für<br />
das Problem der Stromversorgung reichen vom Generator<br />
im Turnschuh bis zur Entnahme von „Biostrom“<br />
aus dem Körper. Als logische Weiterentwicklung<br />
sehen Experten den in den Körper implantierten Rechner.<br />
Es sind Sensoren im Gespräch, die beispielsweise<br />
biometrische Daten an einen zentralen Rechner<br />
und von dort aus weiter zu einer medizinischen Überwachungsstelle<br />
leiten können. Im nächsten Schritt<br />
könnte eine direkte Informationsübertragung von<br />
Nervenfasern auf elektronische Sensoren stattfinden,<br />
um behinderten Menschen zu helfen.<br />
Als reines Eldorado für den Einsatz von Mikrochips<br />
hat sich schon das Auto erwiesen. Die Transistorzündung<br />
hat den Anfang gemacht, ABS und andere<br />
Stabilitätssysteme sind heute nahezu Standard,<br />
Diebstahlsysteme, Regensensoren, Rückspiegel mit<br />
automatischem Blendschutz sowie automatische<br />
Abblendsysteme kommen hinzu. Die Zunahme der<br />
elektrischen Verbraucher und Steuerungseinheiten<br />
im Auto bringt als Spitzenwert Kabelbäume von drei<br />
Kilometern Länge hervor. Abhilfe schaffen Datenleitungen,<br />
die die einzelnen Sensoren und Motoren<br />
verbinden; dabei reicht physisch ein Kabel aus Kupfer<br />
oder aus einer optischen Faser aus, um alle Schaltersignale<br />
und sonstigen Informationen zwischen den<br />
Geräten und Bedienelementen im Auto zu übertragen.<br />
Als logische Weiterentwicklung<br />
sehen Experten den in den Körper<br />
implantierten Rechner.<br />
Fahrassistenz-Systeme werden auch immer intelligenter,<br />
profitieren von immer leistungsfähigeren<br />
Chips. Heute schon leiten Navigationssysteme mit<br />
DVD quer durch Europa, führen durch Auswertung<br />
der Radio-Verkehrshinweise um aktuelle Staus herum.<br />
Bald ist das Auto online mit Informationsdiensten<br />
Chips im menschlichen Körper <strong>–</strong><br />
eine Vielzahl von Daten, etwa biometrische,<br />
lassen sich so zu zentralen Rechnern<br />
übertragen.<br />
re SOLUTION 9
<strong>INVASION</strong> <strong>DER</strong> <strong>CHIPS</strong><br />
Intelligente Etiketten und Identifikations-Tags<br />
in Verpackungen machen<br />
jede Tüte, jedes T-Shirt schlau.<br />
meter dick. Mit neuen Verarbeitungstechniken lassen<br />
sich so biegsame Chips in Kunststofffolien laminieren,<br />
in Papier einbetten oder übereinander stapeln,<br />
zusätzlich mit polymerbasierter Elektronik verbinden.<br />
Eine Klebefolie kann beispielsweise neben einem<br />
Chip auch eine Antenne, Sensoren, eine Anzeige<br />
und eine Batterie enthalten.<br />
Foto > Infineon<br />
Jacke mit eingebautem MP3-Player. Im<br />
Ärmel befindet sich das Tastenfeld, im<br />
Kragen die Kopfhörer, Akku und Speicherkarte<br />
sind in den Stoff eingenäht.<br />
verbunden <strong>–</strong> veralternde DVDs ade. Zu erwarten<br />
sind Systeme, die Kollisionssituationen erkennen und<br />
davor bewahren sowie Assistenzsysteme für halbautomatisches<br />
Fahren. Sie überprüfen beispielsweise<br />
die Spurtreue anhand der Fahrbahnbegrenzungen<br />
oder lesen die Verkehrsschilder. „Sie fahren zu<br />
schnell“, kann es dann automatisch tönen.<br />
Ähnlich chipdurchsetzt wird man Wohnungen und<br />
Häuser vorfinden. Licht leuchtet dann nur da, wo es<br />
auch jemand sieht <strong>–</strong> weil der Hauscomputer weiß, wo<br />
sich gerade Menschen aufhalten. Überall kann man<br />
zu dem elektronischen Hausverwalter sprechen, um<br />
die Umgebung nach seinen Wünschen zu konfigurieren.<br />
In Japan untersucht Prof. Isao Karube von der<br />
Universität Tokio seit Mitte der 90er Jahre, wie Sensoren<br />
in Toiletten die Ausscheidungen von Menschen<br />
prüfen und bei pathologischen Werten automatisch<br />
Alarm geben können. Beispielsweise weist ein zu<br />
hoher Glucosegehalt auf Diabetes hin, Harnsäurewerte<br />
lassen Rückschlüsse auf die Nierenfunktion zu.<br />
Chips wird man in alle vorstellbaren Dinge des<br />
täglichen Lebens integrieren. Etikettenartige Chips<br />
ermöglichen, dass sich der Aufenthaltsort eines<br />
verloren gegangenen Anzugs in der chemischen<br />
Reinigung über das Internet ebenso verfolgen lässt<br />
wie der Weg einer Postsendung. Auch versehentlich<br />
verlegte Gegenstände wie Brillen, Schlüsselbunde,<br />
Bücher usw. kann man dank der integrierten Mikrorechner<br />
leicht wieder finden.<br />
Polytronic: Milliarden billiger Chips<br />
aus Plastik<br />
Intelligente Etiketten und Identifikations-Tags in Verpackungen<br />
machen jede Tüte, jedes T-Shirt schlau.<br />
Die Zeitung wird aus einer flexiblen Folie (electronic<br />
paper) bestehen, die als Bildschirm fungiert. Auf<br />
Anforderung aktualisiert sich der Inhalt, thematisch<br />
nach persönlichem Wunsch zusammengestellt. Entscheidend<br />
für die Massenverwendung intelligenter<br />
Etiketten und Verpackungen ist der Preis, aber auch<br />
die Massenverfügbarkeit. Der Weltmarkt an Etiketten<br />
beläuft sich immerhin auf über 500 Milliarden Stück<br />
pro Jahr, eine Menge, an der die bisherige Halbleiterfertigung<br />
scheitert. Preislich durchsetzen dürften sie<br />
sich nach Einschätzung von Dr. Karlheinz Bock,<br />
Abteilungsleiter am IZM in München, wenn sie<br />
Bruchteile von einem Eurocent kosten. Der Weg<br />
dahin besteht aus Fertigungsverfahren der Drucktechnik,<br />
nicht aus Beschichtungs- und Ätztechniken<br />
in Reinräumen. Und weil sich die meisten Polymere<br />
gut in Lösung bringen lassen, kann man die Schaltungen<br />
drucken, und zwar mit Strukturbreiten im Submikrometerbereich.<br />
In Zukunft heißt es also: Waren<br />
in den Einkaufskorb und ab durch die Ladentür. Die<br />
Ware wird dort automatisch erfasst, der Wert vom<br />
Konto abgebucht. Auch wenn die elektronischen<br />
Etiketten derzeit noch mehr als einen Cent kosten:<br />
Die Marktforscher von Frost & Sullivan gehen davon<br />
aus, dass der Markt für Radio Frequency Identification<br />
Scanner (RFID-Geräte) in Europa jährlich<br />
um 18 Prozent bis 2005 auf 1,7 Milliarden US-Dollar<br />
wachsen wird. Das Weltmarktvolumen soll nach<br />
Angaben eines anderen Marktforschungsunternehmens,<br />
der Venture Development Corporation, 2005 bei<br />
2,7 Milliarden US-Dollar liegen, bei Wachstumsraten<br />
von bis zu 24 Prozent jährlich.<br />
Einen Eckpfeiler des ubiquitous computing wird die<br />
Polytronic bilden. Damit sind elektronische Komponenten,<br />
Bauteile und Systeme gemeint, die organische<br />
Kunststoffe zur Basis haben. Zwar sind die<br />
Ladungsträger in elektrisch leitenden Kunststoffen<br />
weniger beweglich als in Silizium; vergleichbare<br />
Bauteile sind daher mehr als 100-mal langsamer. Es<br />
gibt jedoch eine Vielzahl von Anwendungen, wo es<br />
auf den Preis und nicht so sehr auf die Leistung<br />
ankommt, und da wird die Polytronic unschlagbar<br />
sein. Zudem sind Hybridlösungen beider Technologien<br />
denkbar. Das Fraunhofer-Institut für Zuverlässigkeit<br />
und Mikrointegration (IZM) hat superdünne<br />
Siliziumwafer hergestellt, weniger als zehn Mikro-<br />
Transistoren pro Person<br />
1000<br />
900<br />
800<br />
700<br />
600<br />
500<br />
400<br />
300<br />
200<br />
100<br />
0<br />
96 97 98 99 00 01 02 03 <strong>04</strong> 05 06 07 08<br />
Quelle: Semi<br />
10 re SOLUTION
<strong>INVASION</strong> <strong>DER</strong> <strong>CHIPS</strong><br />
Mit immer mehr, immer billigeren Chips lassen sich<br />
auch ganz neue Lebenszyklen- und Marketingmöglichkeiten<br />
eröffnen. Zunächst werden intelligente<br />
Bauteile in Flugzeugen, Autos, aber auch in Industrieanlagen<br />
den Grad ihrer Abnutzung melden und so<br />
ein Ausfallen der Technik vermeiden. Professor Elgar<br />
Fleisch von der Universität St. Gallen prognostiziert<br />
aber auch Heimwerker-Bohrmaschinen, die den<br />
Herstellern Art und Umfang der Nutzung vermitteln.<br />
Damit schaffe man den Übergang vom Kauf eines<br />
solchen Gerätes zu einem Leasing, bei dem man<br />
genau wisse, was mit der Maschine gemacht wurde.<br />
Chips im Menschen<br />
Chips werden aber bald nicht nur den Menschen<br />
umgeben, sondern auch in ihm sein. So arbeiten<br />
seit 1995 zwei vom Bundesministerium für Bildung<br />
und Forschung geförderte Forschungsgruppen in<br />
Deutschland an Chips für die Netzhaut, die Kontakt<br />
zu den Nervenleitungen zum Gehirn finden. Kameras<br />
liefern diesen Chips Bilder, die zusammen mit der<br />
nötigen Energie drahtlos zu dem auf der Netzhautoberfläche<br />
befestigten Implantat gesendet werden.<br />
Die Forscher warnen zwar vor allzu schnellen, allzu<br />
hohen Erwartungen. Erste entsprechend behandelte<br />
Patienten in den nächsten Jahren dürften nicht mehr<br />
als ein grobes Lichtblitzmuster erkennen, das sie<br />
interpretieren lernen müssen. Dennoch beflügeln<br />
derartige Projekte die Phantasie. Dazu zählen zum<br />
Beispiel auch Arbeiten am Heidelberger European<br />
Media Laboratory (EML), einer Einrichtung der Klaus<br />
Tschira Stiftung, einem der Gründer von SAP. Dort<br />
untersucht man Teilaspekte eines „personal memory“,<br />
das über entsprechende Sensoren alles aufzeichnet,<br />
was man in seinem Leben hört und sieht. Der zu<br />
erwartende Speicherbedarf von über 100 Petabyte<br />
(10 hoch 17 Byte) schränkt die Forschungen allerdings<br />
auch bei viel leistungsfähigeren Chips noch<br />
auf Teilbereiche ein, etwa automatische Sitzungsprotokolle.<br />
Ende Januar 2002 stellte das EML den DigiCoach vor:<br />
einen elektronischen Schwimmtrainer im Walkman-<br />
Format, der helfen soll, die Leistung von Spitzensportlern<br />
zu optimieren. Der DigiCoach ist ein erstes<br />
Zwischenergebnis von Forschungsarbeiten, die zum<br />
Ziel haben, einen elektronischen Fitness-Assistenten<br />
zu entwickeln. Er soll physikalische und physiologische<br />
Daten aufnehmen, auswerten und dem Nutzer<br />
zur Verfügung stellen.<br />
Staubkorncomputer überall<br />
Noch Science Fiction sind die Überlegungen von Prof.<br />
Randay H. Katz von der Fakultät für Computerwissenschaft<br />
und Elektrotechnik der Universität von Kalifornien<br />
in Berkeley: Er ist davon überzeugt, dass Computer<br />
schließlich nur noch sandkorngroß sein werden.<br />
Der „intelligente Staub“ soll dabei selbstorganisierend<br />
und lernfähig sein. Wie ein unsichtbarer Schleier könnte<br />
er sich um die Welt legen, als Omninet das Internet<br />
ablösen. Denkt man daran, dass seit der Erfindung<br />
des Computers durch Konrad Zuse erst wenig mehr als<br />
50 Jahre vergangen sind und sieht die auch in diesem<br />
Artikel aufgezählten Entwicklungen und Synergien,<br />
kommt man vielleicht zu einem ähnlichen Ergebnis wie<br />
das Pentagon. Es hat die Bedeutung der Forschungsarbeiten<br />
von Katz erkannt und fördert das Projekt<br />
„Endeavour Expedition“ mit eineinhalb Millionen Euro.<br />
Technologisch eher an der Gegenwart orientiert ist<br />
das Oxygen-Projekt am MIT in Boston unter Leitung<br />
von Prof. Michael Dertouzos. Er beschreibt das Projekt:<br />
„In the future, computation will be freely available<br />
everywhere, like batteries and power sockets, or<br />
oxygen in the air we breathe. The goal of the Oxygen<br />
project is to create a system that fits this vision.“ Das<br />
Projekt befasst sich mit der Interaktion elektronischer<br />
Produkte und Komponenten, mit Protokollen und Interfaces.<br />
Es wird von einer Reihe von Firmen im insgesamt<br />
nahezu dreistelligen Euromillionenbereich gefördert,<br />
unter anderem von Philips, Nokia, Acer, der japanischen<br />
Telefongesellschaft NTT und Hewlett Packard.<br />
Bei so viel Chip-Gegenwärtigkeit drängen sich<br />
Fragen abseits der Technik auf, solche nach Sinn,<br />
Nutzen, Gefahren, Rechtseinordnung. Wie kann man<br />
beispielsweise die Datenübertragungen zwischen<br />
den Chips <strong>–</strong> etwa mit Informationen über die Gesundheit<br />
<strong>–</strong> sicher machen? Wer ist schuld, wenn ein<br />
Fahrassistenzsystem unnötig eine Notbremsung herbeiführt?<br />
Kann man gezwungen werden, mit solchen<br />
Technologien in Kontakt zu treten? Diese wenigen<br />
Fragen reichen schon aus, um auch das Potential<br />
an gesellschaftlichem Sprengstoff zu sehen, das in<br />
dem ubiquitous computing steckt. Man denke an<br />
den Wegfall von Arbeitsplätzen, an die Verlagerung<br />
von Verantwortungen. Möglicherweise erwacht eine<br />
künstliche Intelligenz, ohne dass wir es merken,<br />
während wir zu lange darüber diskutieren. Während<br />
unser Gehirn nämlich in einer engen Knochenschale<br />
sitzt, lassen sich Chips in riesigem Umfang miteinander<br />
vernetzen. > Rolf Kickuth<br />
Chips an den Nervenzellen.<br />
Seit 1995 arbeiten Forschungsgruppen<br />
in Deutschland an Chips für<br />
die Netzhaut, die Kontakt zu den<br />
Nervenleitungen zum Gehirn finden.<br />
DigiCoach, der elektronische<br />
Schwimmtrainer, soll helfen, die Leistung<br />
von Sportlern zu optimieren<br />
re SOLUTION 11
COVER STORY<br />
Forensik<br />
Die Liebe zum Detail<br />
Fotos „Tatort“ > Bernd Euring<br />
Eine Vision: Spuren lassen endlich<br />
eindeutige und nicht widerlegbare<br />
Rückschlüsse auf den Tathergang<br />
und die Beteiligten zu.<br />
<strong>12</strong> re SOLUTION
<strong>FORENSIK</strong><br />
Eine fast gewöhnliche Schlägerei. Und als der<br />
34-jährige Dialysepatient nach der Auseinandersetzung<br />
mit seinem Bruder einige Stunden später stirbt,<br />
glaubt niemand an einen Zusammenhang; selbst der<br />
mit der Leichenschau beauftragte Arzt attestiert<br />
einen natürlichen Tod durch Nierenversagen. Erst die<br />
Anzeige einer Krankenschwester, die Zeugin der<br />
Schlägerei war, führt zu einer Sektion, die dann<br />
die inneren Verletzungen des Mannes offenkundig<br />
macht: Körperverletzung mit Todesfolge, ein Fall für<br />
die Kriminalisten.<br />
Eine Zufallsentdeckung. Doch sie lässt vermuten,<br />
dass auch eine ganze Reihe nicht-natürlicher Tode<br />
unerkannt und damit juristisch folgenlos bleibt, wie<br />
der Rechtsmediziner Bernd Brinkmann aus Münster<br />
behauptet. Gemeinsam mit anderen Kollegen konnte<br />
er belegen, dass vielen Opfern von Mord und<br />
Totschlag, Drogenmissbrauch, Kunstfehlern und Unfällen<br />
sowie Selbstmördern bedenklich häufig eine<br />
natürliche Todesursache bescheinigt wird: Tatsächlich<br />
aber seien in Deutschland unter jährlich etwa<br />
810.000 „natürlichen“ Todesfällen fast ein Viertel als<br />
nicht-natürliche Tode zu verbuchen, darunter fast<br />
2.000 Tötungsdelikte sowie 2.000 bis 4.000 Todesfälle<br />
„im Zusammenhang mit medizinischen Maßnahmen”.<br />
Und dies ist nur eine ungefähre Einschätzung, wie der<br />
Rechtsmediziner Alfred Du Chesne feststellt: Realistisch<br />
sei es, die Zahlen nach oben zu korrigieren.<br />
Eine Vision: Nicht länger bleiben Täter unerkannt,<br />
nicht länger bleiben Verbrechen ungesühnt. Beweise<br />
sind endlich objektiv, Spuren lassen endlich eindeutige<br />
und nicht widerlegbare Rückschlüsse auf den<br />
Tathergang und die Beteiligten zu. Die Identität von<br />
Opfern lässt sich aufklären, Fehlurteile der Rechtsmediziner<br />
können vollständig vermieden werden.<br />
Aber wirklich nur eine Vision? Hilfe kommt vielleicht<br />
von der Forensik.<br />
Klassische Verfahren<br />
Ohne Forensik ist die kriminalistische Ermittlungsarbeit<br />
kaum mehr denkbar, denn die forensische Arbeit<br />
hat mit allem zu tun, was für die Aufklärung der<br />
näheren Umstände eines Verbrechens von Interesse<br />
ist, was mithin zur Vorbereitung und Durchführung<br />
eines Gerichtsverfahrens relevant wird. Die Verfahren<br />
sind dabei so unterschiedlich wie die Einsatzfelder.<br />
Nach wie vor geht es um die klassische Daktyloskopie<br />
(Fingerabdrücke), um Photographie, Psychologie oder<br />
um Zahnmedizin. Es zeugt aber ebenfalls von forensischer<br />
Arbeit, den Boden umzugraben, um die Reste<br />
einer vergrabenen Leiche aufzufinden und sie dem<br />
Gerichtsmediziner zuzuführen. Hinzu kommt alles,<br />
was den Umgang mit Zeugen und Tätern betrifft, was<br />
Befragung, Einvernahme, Verhör oder Festnahme<br />
anbelangt. Auch der Umgang mit unterschiedlichen<br />
Waffen und den durch sie verursachten Resultaten<br />
und Spuren betrifft die Forensik: Ein weites Feld,<br />
wenn man bedenkt, dass mit fast jedem Objekt ein<br />
Verbrechen begangen werden kann. Sogar Insekten<br />
schaffen auf diese Weise den Weg zum Arzt, wenn<br />
es <strong>–</strong> so im Rahmen der forensischen Entomologie <strong>–</strong><br />
darum geht, die Liegezeit einer Leiche zu bestimmen;<br />
ein nicht immer appetitliches Thema.<br />
In der Vergangenheit landeten diese oftmals einzigen<br />
Zeugen eines Verbrechens häufig im Abfluss eines<br />
Obduktionssaals, weil sich kaum ein Gerichtsmediziner<br />
oder Kriminalist für die Maden und die ausgewachsenen<br />
Gliedertiere, die sich den „Lebensraum“<br />
Leiche erobert hatten, interessierte. Man übersah,<br />
dass sie besonders in schwierigen Mordfällen<br />
wichtige Informationen über das Verbrechen liefern<br />
können: Gerade weil Insekten als erfolgreichste Tiergruppe<br />
praktisch jeden Lebensraum besiedeln, sind<br />
sie oft auch die Ersten am Tatort. So beginnen bereits<br />
fünfzehn Minuten nach dem Ablegen der Leiche im<br />
Freien Schmeißfliegen mit der Eiablage. Anhand der<br />
Entwicklungsstadien der Larven lässt sich so auch<br />
Vielen Opfern von Mord und Totschlag<br />
wird bedenklich häufig eine natürliche<br />
Todesursache bescheinigt.<br />
der Todeszeitpunkt oder der Zeitpunkt berechnen, an<br />
dem der tote Körper abgelegt wurde. Schon nach<br />
wenigen Tagen entwickeln sich aus Eiern die ersten<br />
Larven, die sich schnell verpuppen. Bevor dann nach<br />
zwei Wochen die geschlüpften Fliegen erneut Eier<br />
ablegen, wird die Leiche meist schon gefunden.<br />
Allerdings ist der Verwesungsgrad dann schon so<br />
weit fortgeschritten, dass sich mit herkömmlichen<br />
Methoden nur schwer ein genauer Todeszeitpunkt<br />
bestimmen lässt. Diese Information ist aber in einem<br />
Mordfall wichtig, um beispielsweise das Alibi eines<br />
Verdächtigen zu überprüfen.<br />
Von Mikroskopen und Insekten<br />
Hier hilft zumeist die klassische mikroskopische<br />
Untersuchung. So auch im Fall von Pastor Geyer, der<br />
in Deutschland vor einigen Jahren als spektakulärer<br />
Indizienprozess eine große öffentliche Resonanz hervorgerufen<br />
hat. Der 57-jährige Pastor war dringend<br />
verdächtig, im Juli 1997 seine Frau umgebracht zu<br />
haben; eine Überführung des Täters sollte schließlich<br />
nur anhand von Indizien gelingen. Um das Alibi des<br />
Verdächtigen zu überprüfen, war zunächst ein<br />
genauer Hinweis auf die Liegezeit der Leiche<br />
Insektenlarven im Labor: Mit Hilfe der<br />
forensischen Entomologie lässt sich die<br />
Liegezeit von Leichen bestimmen.<br />
Foto > PhotoDisc<br />
re SOLUTION 13
<strong>FORENSIK</strong><br />
lichkeit, zufällig zu diesem Zeitpunkt auf eine solche<br />
Ameise getreten zu sein, ist äußerst gering. Damit<br />
war durch die forensische Entomologie eine deutliche<br />
Beweislage gegeben, und der Pfarrer wurde<br />
aufgrund der erdrückenden Indizien zu acht Jahren<br />
Haft verurteilt.<br />
notwendig. Dies geschah, indem der forensische<br />
Zoologe Mark Benecke dem Leichnam Maden entnahm,<br />
sie mikropäpativ darstellte und schließlich<br />
unter dem Binokular bestimmte. Damit war eine klare<br />
Revolver oder Gewehre hinterlassen<br />
ganz individuelle Spuren auf<br />
den abgefeuerten Kugeln und den<br />
ausgestoßenen Patronenhülsen.<br />
Beschädigte Zuhalteplättchen am<br />
Türschloss eines Personenwagens<br />
Mikroskope werden in vielfältiger Form zur Spurensicherung<br />
und -analyse eingesetzt; jeder kennt aus<br />
Krimis die Verfahren, wenn Ballistiker die Tatwaffe<br />
bestimmen. Denn Revolver oder Gewehre hinterlassen<br />
ganz individuelle Spuren auf den abgefeuerten<br />
Kugeln und den ausgestoßenen Patronenhülsen. Bei<br />
Geschossen sind dies feine Rillen oder Schrammen,<br />
die von den erhabenen Teilen des Laufinneren auf die<br />
Geschossoberfläche übertragen werden. Bei Hülsen<br />
lassen sich eingeprägte Spuren des Schlagbolzens<br />
oder des Auswerfermechanismus finden. Diese individuellen<br />
Prägungen von Geschoss und Hülse können<br />
unter einem Vergleichsmikroskop mit den Spuren an<br />
Projektilen und Hülsen verglichen werden, die aus<br />
einer bekannten Waffe abgefeuert wurden. So lässt<br />
sich nicht nur der verwendete Waffentyp feststellen,<br />
sondern oft auch die individuelle Waffe, wenn sie für<br />
Vergleichsexperimente vorliegt.<br />
Gerade bei der Entwicklung des dafür notwendigen<br />
Handwerkszeugs der Ballistiker war und ist Leica<br />
maßgeblich beteiligt. Schon 1931, nur sechs Jahre<br />
nach dem ersten direkten optischen Vergleich<br />
von Geschossen, entwickelte das Optikunternehmen<br />
Ernst Leitz zusammen mit forensischen Wissenschaftlern<br />
den ersten Vergleichsapparat für<br />
Geschossuntersuchungen, der bei vielen Aufsehen<br />
erregenden Kriminalfällen zur Aufklärung der Verbrechen<br />
geführt hat. Durch langjährige, enge<br />
Verbindungen von Spezialisten der Forensischen<br />
Institutionen vieler Länder (darunter BKA, LKAs, FBI,<br />
ATF, Scotland Yard und viele andere) und Leica<br />
Microsystems wurden sowohl die Technologie der<br />
Geräte als auch die Verfahren der Wissenschaftler<br />
immer mehr perfektioniert. Bald wurden nicht nur<br />
Geschosse, sondern sogar charakteristische Werkzeugspuren<br />
wie die Abdrücke einer Zange auf einem<br />
Schließzylinder unter dem Mikroskop verglichen <strong>–</strong><br />
ein Verfahren, das besondere Herausforderungen an<br />
die Flexibilität der Gerätetechnik stellt.<br />
Der starke Anstieg der Schusswaffenkriminalität und<br />
der Internationalisierung des Verbrechens konfrontiert<br />
viele forensische Labors mit immer prekärer<br />
werdenden Kapazitätsproblemen. Eine Entlastung<br />
versprechen seit kurzem computergestützte Screeningsysteme,<br />
die Geschosse und deren Hülsen automatisch<br />
klassifizieren und dem Spezialisten anhand<br />
einer Datenbank eine Vorauswahl potenziell übereinstimmender<br />
Geschosse aus anderen Straftaten<br />
liefern. Mit dieser Information kann dann nicht nur<br />
Foto > Michael Mustermann<br />
14<br />
Aussage über das Entwicklungsstadium der Madenkörper<br />
möglich und auch <strong>–</strong> unter Berücksichtigung<br />
von meteorologischen Daten <strong>–</strong> zum Tatzeitraum. Als<br />
Nächstes war nun die Frage zu klären, ob sich der<br />
Pfarrer möglicherweise auch am Tatort befunden<br />
hatte. Vergleichende Bodenproben, die am Tatort und<br />
an den Stiefeln des Verdächtigen asserviert worden<br />
waren, ließen zwar eigentlich diesen Schluss zu,<br />
aber zur Sicherheit sollte noch ein myrmecologisches<br />
Gutachten erstellt werden: Gehörten die an<br />
der Toten entnommenen Ameisen und die in der<br />
Stiefelanhaftung eingebettete Ameise zur gleichen<br />
Art? Beide Proben wurden mittels eines Hochleistungs-Stereomikroskops<br />
untersucht. Das Ergebnis<br />
der lichtoptischen Analyse ergab, dass die Insekten<br />
zu einer identischen Spezies und Untergattung<br />
gehörten, die in Europa selten ist; die Wahrscheinre<br />
SOLUTION
PRAXIS REPORT<br />
schnell und effektiv eine weitere Untersuchung<br />
am Vergleichsmikroskop durchgeführt werden, es<br />
werden auch Querverbindungen zu anderen Verbrechen<br />
offensichtlich, die ohne den Einsatz digitaler<br />
Technologien oft im Dunkeln bleiben würden.<br />
Aber die Entwicklung geht auch auf anderen Gebieten<br />
weiter. Das Institut für Rechtsmedizin in Mainz<br />
setzt seit kurzem statt traditioneller optischer Mikroskope<br />
ein Rasterelektronenmikroskop zur Schussweitenbestimmung<br />
ein; auf Proben mit einer Fläche<br />
von zehn mal zehn Millimetern lassen sich durch die<br />
Kombination mit morphologischen und mikroanalytischen<br />
Untersuchungen Schmauchpartikel in einer<br />
Größe von 0,00001 Millimetern identifizieren. Denn<br />
wird eine Pistole abgefeuert, kommt es zu einem<br />
„Schmauchspurengewitter“ rund um die Waffe: Ruß<br />
und unsichtbares Blei, Barium und Antimon werden<br />
durch undichte Stellen aus Verschlussspalt oder<br />
Trommelspalt gepresst. Der Schmauch setzt sich an<br />
der Hand des Schützen fest, lagert sich in dessen<br />
Kleidung ab, und sogar im Gesicht des Abdrückenden<br />
sind die Schmauchelemente nachweisbar.<br />
Verräterische Fasern<br />
Insgesamt sind Mikroelement-Analysen aus der<br />
Forensik nicht mehr fortzudenken. Ihr Vorteil liegt<br />
auch in dem immer häufiger notwendigen Nachweis<br />
artifizieller Substanzen im Bereich der Prothetik:<br />
Zusammensetzungen von Zahnfüllungen (sowohl aus<br />
Kunststoff als auch aus Metall) können untersucht<br />
werden, die Aufschlüsse über den Fabrikationsort<br />
bzw. die Firma geben und so zur Identifizierung von<br />
Personen beitragen. Ähnliches geschieht mit Legierungen<br />
von Prothesenschäften, deren Zusammensetzung<br />
für die Identifizierung von z.B. Brandopfern<br />
wichtig ist. Aber auch kleinste Textilfasern können<br />
dabei helfen, eine Tat zu rekonstruieren. Sie bleiben<br />
nämlich an allen Gegenständen haften, die mit der<br />
Kleidung berührt werden. Ihr Nachweis liefert häufig<br />
auch Beweise für einen Kontakt zwischen Tätern<br />
und Opfern. Bei der Untersuchung der Fasern, die am<br />
Tatort mit speziellen transparenten und farbneutralen<br />
Klebebändern gesichert werden, ist ein mehrfach<br />
gestuftes Vorgehen möglich; immer aber werden in<br />
einem ersten Schritt die Fasern unter dem Lichtmikroskop<br />
verglichen.<br />
Da die auszuwertende Fasermenge immens sein<br />
kann, unterstützen vor allem bildanalytische Verfahren<br />
die Auswertung. Dies entlastet nicht nur von<br />
Routineaufgaben, sondern garantiert ein höheres<br />
Maß an Präzision. Die Spurenanalytiker müssen nicht<br />
mehr in wochenlanger Arbeit die Faserstückchen von<br />
Täter und Opfer unter dem Mikroskop vergleichen<br />
und übereinstimmende Fasern ermitteln, sondern<br />
speziell für die Untersuchung von Fasern entwickelte<br />
Kein Verbrechen ohne Spuren<br />
Mit Klebestreifen<br />
auf Fusselsuche<br />
Ein Taxi steht auf dem Trottoir. Unmittelbar dahinter<br />
liegt ein toter Mann in Seitenlage. Die Scheibe der<br />
Fahrertür ist zerborsten, auf dem Asphalt liegen<br />
Glassplitter, verstreute Münzen und ein deformiertes<br />
Projektil. Im Fahrzeug befinden sich ein Paar Handschuhe<br />
und zwei Patronenhülsen, die Geldbörse<br />
fehlt. Polizisten sperren den Leichenfundort ab. Blitzlicht<br />
zuckt. Spezialisten in weißen Overalls suchen<br />
nach Sachbeweisen; verpacken kleine und kleinste<br />
Partikel in Tüten, sichern Blutspritzer, gießen Fußabdrücke<br />
aus. Die Lage des Spurenmaterials wird<br />
akribisch genau markiert, nummeriert, skizziert,<br />
fotografiert. Mit Spurensicherungsband werden der<br />
Ermordete und die Umgebung Millimeter für Millimeter<br />
„abgeklebt”, denn unter all den Mikrospuren<br />
können sich Faseranhaftungen von der Kleidung oder<br />
Haare des Täters befinden. Bei Gewalteinwirkungen<br />
kommt es immer zu wechselseitigen Materialübertragungen<br />
und die meisten ahnen nicht, wie viele<br />
mikroskopische Spuren sie hinterlassen. Aus scheinbar<br />
unscheinbaren Spuren ermitteln die kriminaltechnischen<br />
Spezialisten im Wissenschaftlichen Dienst<br />
(WD) der Stadtpolizei Zürich objektive Beweise.<br />
Kriminaltechnik <strong>–</strong> Akribie, Motivation<br />
und Wissenschaft<br />
Flammeninferno im Gotthardtunnel, 14 Tote bei Amoklauf<br />
im Kantonsparlament von Zug, Absturz der Crossair-Maschine<br />
Flug LX 3597 <strong>–</strong> im Jahr 2001 haben die<br />
Spezialisten des Wissenschaftlichen Dienstes in rund<br />
3000 Fällen die spurenkundlichen Detailuntersuchungen<br />
und Auswertungen durchgeführt. Ihre Ausbildung<br />
ist anspruchsvoll bis hin zum naturwissenschaftlichen<br />
Hochschulabschluss in Chemie, Biologie und<br />
Ingenieurwissenschaften sowie Spezialisierung in<br />
der Kriminaltechnik. Weitere Voraussetzungen sind<br />
höchste Einsatzbereitschaft (auch nachts) und<br />
äußerste Genauigkeit bei der oft langwierigen Kleinarbeit,<br />
denn die Resultate ihrer Untersuchungen, Vergleiche,<br />
Analysen und Gutachten tragen wesentlich<br />
zur Wahrheitsfindung bei <strong>–</strong> beweisen Schuld oder<br />
Unschuld.<br />
Kommissare mit dem Mikroskop<br />
Das Kriminaltechnische Labor im WD: Leica Stereomikroskope<br />
<strong>–</strong> Auflicht, Polarisation, Fluoreszenz,<br />
Für die Forensik-Experten des weißrussischen<br />
Sicherheitsdienstes in Minsk ist das<br />
Fluoreszenz-Stereomikroskop Leica MZ FLIII<br />
mit Digitalkamera und Leica IM1000 Software<br />
das ideale Werkzeug bei der kriminalistischen<br />
Spurenanalyse.<br />
re SOLUTION 15
PRAXIS REPORT<br />
Fasern und Haare haben einen hohen<br />
Beweiswert. Hier ein Tierhaar mit<br />
blutverdächtigen Anhaftungen.<br />
Multi-Diskussions-Einrichtungen <strong>–</strong> Leica Lichtmikroskope,<br />
Polarisation-, Fluoreszenz- und Interferenzkontrast,<br />
z.T. mit integrierter Digitalkamera. An der Wand<br />
der Leitsatz: „Wenn du das Mikroskop gebrauchst, lege<br />
alle Vorurteile ab und gib keiner vorgefassten Meinung<br />
Raum. Die Einbildung führt trügerisch in die Irre und<br />
macht dich glauben zu sehen, was du gerne sehen<br />
möchtest. Bedenke, dass du die Wahrheit suchst.<br />
Wenn du geirrt hast, soll dich die Eitelkeit nicht verführen,<br />
auf deinem Irrtum zu beharren.”<br />
Fasern und Haare besitzen in der Gesamtheit an<br />
materiellen Beweisen einen hohen Wert. So gehören<br />
Faseruntersuchungen unter dem Mikroskop selbstverständlich<br />
zum Repertoire der Kriminaltechniker<br />
im WD. In einem ersten Schritt werden die Spurensicherungsbänder<br />
mit den am Tatort eingebrachten<br />
Mikrospuren unter dem Stereomikroskop abgesucht.<br />
Die fraglichen Pflanzen-, Tier- oder Chemiefasern<br />
lassen sich im Infrarot-, UV- und Fluoreszenzspektrum<br />
aus der Vielfalt an Fasermaterial herauspräparieren.<br />
Dann werden die inkriminierten Fasern auf Objektträger<br />
überführt und unter den genannten Mikroskopen<br />
bei hoher Vergrößerung überprüft und fotografisch<br />
dokumentiert. Aufgrund von Farbe, Material<br />
oder weiteren typischen Merkmalen wie Querschnitt,<br />
Oberflächenstruktur, Mattierungen und Lufteinschlüssen<br />
kann festgestellt werden, ob ein Zusammenhang<br />
zu bestimmten Kleidungsstücken des<br />
Tatverdächtigten besteht oder aber ausgeschlossen<br />
werden kann. Mehrfache Faserüberkreuzungen<br />
zwischen den Kleidern des Tatverdächtigten und<br />
denjenigen des Opfers zu entdecken gleicht einem<br />
Volltreffer.<br />
Qualitätskontrolle durch Crosscheck<br />
Um sich nicht nur auf die Augen und das Urteil des<br />
Beobachters zu verlassen, wird zur abschließenden<br />
Überprüfung der Fasern Hochtechnologie wie<br />
die Mikrospektralfotometrie, Fourier-transformierte<br />
Infrarotspektroskopie (FTIR), Chromatographie und<br />
Rasterelektronenmikroskopie (REM) eingesetzt.<br />
Danach müssen die Laborergebnisse allerdings noch<br />
gewertet werden, auch wenn sich die fraglichen<br />
Fasern bei allen Überprüfungsschritten lückenlos<br />
bestimmten Kleidungsstücken zuordnen lassen. Erst<br />
aufgrund der Wertung gilt die Herkunft als bewiesen.<br />
Anhand der Befunde wird das Gutachten entworfen,<br />
vom Untersuchungsleiter und von den beteiligten<br />
Sachbearbeitern diskutiert und bereinigt und im<br />
Crosscheck vom Leiter des WD oder einem Fachbereichsleiter<br />
überprüft. Am Schluss steht das unterzeichnete<br />
Gutachten, in dem alle Untersuchungen<br />
von Anfang an festgehalten und fotografisch dokumentiert<br />
sind und das nun ein belastendes ebenso<br />
wie ein entlastendes Untersuchungsergebnis enthalten<br />
kann.<br />
„SOKO Taxi”<br />
Zu erwähnen bleibt noch, dass dem findigen Team<br />
selbstverständlich auch die Aufklärung des eingangs<br />
geschilderten Tötungsdeliktes an einem Taxifahrer<br />
gelang. Anhand der Schusswaffenauswertung,<br />
Schmauchbestimmung, vergleichenden Textilfaseranalyse<br />
und Glasauswertung konnte spurenkundlich<br />
belegt werden, wo die beiden Tatverdächtigen im<br />
Taxi gesessen und wer die tödlichen Schüsse<br />
abgegeben hat. Der Täter wurde zu 18 Jahren<br />
Zuchthaus verurteilt.<br />
P.S.<br />
Stadtpolizei Zürich, gewissenhaft in jeder Beziehung:<br />
Als wir das Kriminalamt verließen, war unser Auto fein<br />
säuberlich mit einem Strafzettel bestückt. 40 CHF sind<br />
nicht zu viel für einen so interessanten Nachmittag.<br />
> Hck/Dr. Walter Brüschweiler, Stadtpolizei Zürich<br />
Es wurde deutlich, dass der Fälscher<br />
Konrad Kujau ein Papier verwendet<br />
hatte, das in den 40er Jahren noch<br />
nicht hergestellt wurde.<br />
Bildanalysesysteme (wie z.B. Leica Q550fifi Quantimet<br />
fibre finder) sichten die auf einem computergesteuerten<br />
Probentisch fixierten Faserproben des<br />
Opfers automatisch und vergleichen sie mit den Referenzfasern<br />
des Täters. Findet das Analysesystem<br />
eine Faser mit ausreichender Übereinstimmung,<br />
speichert es die Position dieser Faser und analysiert<br />
sodann das nächste Bild.<br />
Aber auch Fluoreszenzmikroskope zeigen hier ihre<br />
Stärke. Denn selbst wenn sich die untersuchten<br />
Fasern anhand ihrer Farbe, Dicke, Mattierung und<br />
Webart im Hellfeld-Lichtmikroskop noch gleichen,<br />
leuchten sie je nach chemischer Zusammensetzung<br />
im Fluoreszenzlicht unterschiedlich. Leica Microsystems<br />
hat hier mit der Entwicklung eines Fluoreszenz-<br />
Vergleichsmikroskops und eines Fluoreszenz-Stereomikroskops<br />
den Faservergleich revolutioniert. Erstmals<br />
war es möglich, mehrere Arbeitsschritte<br />
zeit- und ressourcensparend an einem Gerät aus-<br />
16 re SOLUTION
<strong>FORENSIK</strong><br />
zuführen. Die zusätzlich eingesetzte Spektralanalyse<br />
zeigt abschließend, wie viel Licht einer bestimmten<br />
Wellenlänge von der Faser absorbiert wird. Diese<br />
Methode erhöht noch einmal die Aussagesicherheit,<br />
denn sie ist vom menschlichen Auge <strong>–</strong> und damit<br />
von der subjektiven Einschätzung des Beobachters <strong>–</strong><br />
unabhängig.<br />
Kein X für ein U<br />
Forensik ist ein mühsames Geschäft, das die Liebe<br />
zum Detail voraussetzt: Spuren müssen oftmals erst<br />
sichtbar und messbar gemacht werden, und großen<br />
Verbrechern müssen eben jene kleinen Fehler<br />
nachgewiesen werden, die ihnen dann zum Verhängnis<br />
werden. So entlarvten erst kleine Abweichungen<br />
in den Buchstaben „G“ und „R“ Wertpapiere als<br />
Fälschungen, die im Sommer 1995 in Österreich mit<br />
einem Gesamtnominalwert von 870 Millionen Schilling<br />
(ca. 63,2 Mio. €) auftauchten, und die als Sicherstellung<br />
für Kredite eingesetzt waren. In allen Fällen<br />
stellte sich allerdings heraus, dass die angegebenen<br />
Millionenbeträge nie in der ausstellenden Bank<br />
vorhanden gewesen sind. Da die Papiere aber augenscheinlich<br />
echt waren, analysierte die Kriminaltechnische<br />
Zentralstelle im Wiener Innenministerium<br />
die Wertpapiere Buchstabe für Buchstabe. Mit Hilfe<br />
eines Bildanalysegeräts wurden die Buchstaben auf<br />
den Papieren mit Originalen verglichen: Die winzigen<br />
Abweichungen wurden deutlich, der verantwortliche<br />
Banker zu acht Jahren Haft verurteilt.<br />
Vor allem der Beweis der Echtheit von Dokumenten<br />
und Ausweisen stellt die Forensiker vor immer neue<br />
Anforderungen, die eingesetzten Geräte vor immer<br />
neue technologische Herausforderungen. Die Arbeit<br />
im Mikrobereich nimmt zu, und sie konzentriert sich<br />
z.B. nun darauf, winzige Krater und Täler, Ausprägungen<br />
der Schriftränder und versprengte Tonerpartikel<br />
zu ermitteln. Die Erfolge sind durch Fleiß- und Detailarbeit<br />
erkauft, und nicht immer sind die Entlarvungen<br />
so spektakulär wie im Fall der „Hitlertagebücher“ in<br />
den frühen 80er Jahren, denen drei Experten die<br />
Echtheit bescheinigt hatten. Erst später wurde deutlich,<br />
dass der Fälscher Konrad Kujau ein Papier verwendet<br />
hatte, das in den 40er Jahren noch nicht<br />
hergestellt wurde.<br />
Schriftexperten verlassen sich deshalb nicht nur<br />
auf ihr erfahrenes Auge. Auch das Stereomikroskop<br />
ist zwar immer noch das wichtigste Instrument zur<br />
Prüfung einer Handschrift, denn die wird bestimmt<br />
durch Druck, Richtung, Gliederung, Bewegungsführung,<br />
Geschwindigkeitsgrad und anderes mehr.<br />
Doch oft reicht auch das nicht aus. Um Fälschungen<br />
aufzudecken, werden deshalb zusätzlich materialtechnische<br />
Untersuchungen eingesetzt: Chromatographische<br />
Methoden trennen die Komponenten der<br />
Tinte auf, um ihre Herkunft zu identifizieren; das<br />
Rasterelektronenmikroskop weist bei überlagerten<br />
Tinten nach, welche zuerst auf dem Papier war;<br />
Lichtquellen im UV- oder Infrarotbereich bringen<br />
Radierungen und Korrekturen zum Vorschein; ein<br />
elektrostatisches Verfahren macht Schreibdruckspuren<br />
wieder sichtbar, die unter dem Schräglicht<br />
nicht mehr identifiziert werden können.<br />
Die Geheimnisse des Nanobereichs<br />
Die Analyse spiegelt die Welt im Kleinen: die verborgenen<br />
Strukturen, die Geheimnisse unter der Oberfläche.<br />
Materialkundliche Untersuchungen sind integraler<br />
Bestandteil der forensischen Welt geworden.<br />
Oft soll die Analyse im Nanobereich erweisen, warum<br />
die Großprojekte der Zivilisation scheiterten. So<br />
gehört es zu den ungelösten Rätseln, warum im<br />
September 1994 die estnische Fähre „Estonia“ ihr<br />
55 Tonnen schweres Bugvisier verlor, kenterte und<br />
852 Menschen in die Tiefe riss. Schon bald kursierten<br />
Gerüchte, die von einer Sprengung und damit vom<br />
größten Verbrechen in der Seefahrtsgeschichte spra-<br />
Sorgfältig werden am Tatort die Spuren<br />
gesichert, die später über Schuld oder<br />
Unschuld entscheiden.<br />
Die Estonia vor dem tragischen Ereignis.<br />
Weshalb verlor sie ihr Bugvisier?<br />
re SOLUTION 17
<strong>FORENSIK</strong><br />
die Wissenschaftler zuvor gesehen hatten. Was so viel<br />
Aufsehen erregt hatte, waren also in Wahrheit nicht<br />
Spuren einer Explosion, sondern die gewöhnlichen<br />
Ergebnisse der normalen Rostschutzbehandlung <strong>–</strong><br />
die Beweiskraft der vorherigen Gutachten war dahin.<br />
DNA-Analyse <strong>–</strong> Forensik im Kleinsten<br />
Häufig genügt eine einzige Zelle,<br />
um den genetischen Fingerabdruck<br />
einer Person zu erhalten.<br />
Dreidimensionelles Modell von einer<br />
DNA-Doppelhelixstruktur<br />
chen. Erhärtet wurde dieser Verdacht, als Gefügeveränderungen<br />
im Metall aus dem Bug der „Estonia“<br />
festgestellt wurden: Gefügeveränderungen, die bei<br />
1000-facher Vergrößerung keine Korngrenzen der<br />
Eisenkristalle mehr erkennen ließen. Auch das amtliche<br />
Gutachten ging deshalb davon aus, dass durch<br />
die plastischen Veränderungen im Mikrobereich von<br />
einer extrem schlagenden Beanspruchung ausgegangen<br />
werden müsse, wie sie bei einer Beeinflussung<br />
durch detonative Stoffe erfolge. Zudem fanden sich an<br />
mehreren Stellen des Metalls parallele, mikroskopisch<br />
kleine Linien <strong>–</strong> die so genannten Neumannschen<br />
Bänder <strong>–</strong> im Ferrit: auch dies ein deutlicher Hinweis<br />
auf eine hohe Verformungsgeschwindigkeit, wie<br />
sie mechanisch nicht zu erreichen ist. Damit sprach<br />
die materialkundliche Analyse für die Explosion.<br />
Doch was die Fantasien anregte, zerstörte sie nur<br />
wenig später. Denn eine weitere materialkundliche<br />
Untersuchung zeigte nun, dass die Gründe für die<br />
Gefügeveränderungen weitaus profaner waren: Denn<br />
wenn die Meyer-Werft <strong>–</strong> der Hersteller der „Estonia“ <strong>–</strong><br />
ihre Bleche reinigt, bevor die Rostschutzfarbe aufgetragen<br />
wird, schleudert eine Turbine Tausende etwa<br />
einen Millimeter große Stahlkugeln mit bis zu 80<br />
Metern pro Sekunde auf den Stahl. Dieser Beschuss<br />
aus weniger als einem Meter Entfernung, so stellten<br />
Experten fest, erfolgt mit einer solchen Wucht, dass<br />
sich z.B. jene Neumannschen Bänder bilden, welche<br />
Fotos „Tatort“ > B. Euring<br />
Doch es gibt auch noch andere Verfahren: So hatte<br />
Charles Fain fast 17 Jahre wegen Mordes im Hochsicherheitsgefängnis<br />
von Idaho verbracht, obgleich<br />
er immer wieder beteuert hatte, das Mädchen<br />
Daralyn Johnson nicht getötet zu haben. Er war zwar<br />
davon überzeugt, dass sich seine Unschuld irgendwann<br />
herausstellen würde, doch es sollte ein Viertel<br />
seines Lebens dauern, bis er durch die Möglichkeiten<br />
der DNA-Analyse endlich vom Verdacht befreit<br />
wurde. Denn die Schamhaare, die man in der Kleidung<br />
der Toten gefunden hatte, stammten nach der<br />
DNA-Revision des Falles eindeutig nicht von Fain. Ein<br />
Glück für ihn <strong>–</strong> eine neue Aufgabe für die Kriminalisten.<br />
Vielleicht hilft auch hier die DNA-Analyse.<br />
Die Hoffnung ist nicht unberechtigt, denn die Verfahren<br />
der forensischen Genetik werden immer<br />
präziser; häufig genügt eine einzige Zelle, um die<br />
Herkunft einer Spur festzulegen, um den genetischen<br />
Fingerabdruck einer Person zu erhalten. Mit Hilfe<br />
komplizierter Verfahren wie z.B. der Polymerase-<br />
Kettenreaktion (PCR) können selbst geringe Mengen<br />
des genetischen Materials im Reagenzglas so weit<br />
vervielfältigt werden, bis sie durch herkömmliche<br />
Methoden nachweisbar sind. Damit offenbaren dann<br />
am Tatort vorgefundene Blutstropfen, Speichelreste,<br />
Hautfetzen oder Haare die genetische Struktur des<br />
vermeintlichen Täters. Möglich ist all dies, weil jedem<br />
Lebewesen der Bauplan seiner Zellen und ihrer Funktionsstruktur<br />
in die jeweilige Desoxyribonukleinsäure<br />
(DNA) eingeschrieben ist.<br />
Licht in alte Fälle?<br />
Doch trotz aller Probleme: Kaum eine andere kriminalistische<br />
Beweistechnik hat eine ähnliche Resonanz<br />
in der Öffentlichkeit verbreitet wie der genetische<br />
Fingerabdruck. Dies mag auch darin begründet<br />
liegen, dass selbst die vor 20 Jahren am Tatort<br />
zurückgelassenen Bierflaschen oder Zigarettenkippen<br />
zum Fluch der bösen Tat werden können.<br />
Weltweit entfaltet die Polizei deshalb einen zunehmenden<br />
Ehrgeiz, ungelöste Kriminalfälle wieder aus<br />
den Aktengräbern zu heben: Dank immer besserer<br />
DNA-Analysen und entsprechender Datenbanken<br />
ergeben sich hier vielleicht neue Perspektiven und<br />
bringen Licht in bislang nicht aufgeklärte Morde.<br />
> Michael Huesmann<br />
18<br />
re SOLUTION
PRAXIS REPORT<br />
Die wahre Aufgabe der Forensik<br />
ist die Enthüllung der Wahrheit<br />
Was haben die amerikanischen Topfernsehserien<br />
„Crime Scene Investigation”, „Crossing Jordan” und<br />
„New Detectives” gemeinsam? Diese Programme,<br />
die ihren Platz in der Hauptsendezeit haben, beschäftigen<br />
sich alle mit forensischer Wissenschaft und<br />
ihren Akteuren. Jede Serie beleuchtet einen positiven<br />
Aspekt der Forensik und konzentriert sich auf die<br />
Jagd auf böse Buben.<br />
Skip Palenik, Gründer von Microtrace Inc. in Elgin,<br />
Illinois, sagt: „Diese Serien stellen die Forensik zwar<br />
positiv dar, aber sie konzentrieren sich viel zu sehr<br />
auf den Aspekt der Strafverfolgung.” Weiter: „Die<br />
wahre Aufgabe der Forensik ist die Enthüllung der<br />
Wahrheit. Die Belastung eines Verdächtigten durch<br />
das Beweismaterial ist ebenso wichtig wie die Entlastung<br />
eines zu Unrecht Verdächtigten. Forensische<br />
Beweisführung soll den Geschworenen eine Grundlage<br />
zur Entscheidungsfindung geben.”<br />
Den Umgang mit Mikroskopen erlernte Skip im Alter<br />
von acht Jahren, und seine berufliche Karriere auf<br />
dem Gebiet der Mikroskopie begann vor mehr als 25<br />
Jahren am McCrone Forschungsinstitut in Chicago.<br />
Nach jahrelanger Erfahrung in der Mikroskopie gründete<br />
er Microtrace Inc., eines der wenigen privaten<br />
Labors, das sich auf Spurennachweisuntersuchung<br />
konzentriert. Er beschäftigte sich mit zahlreichen aufsehenerregenden<br />
Fällen wie dem Bombenanschlag<br />
auf das World Trade Center 1993 und dem Wayne<br />
Williams-Entführungsfall in Georgia, USA. Weil Microtrace<br />
ein privates Labor ist, ist Skips Rechtsraum die<br />
gesamte Welt, und er kann sowohl für die Anklage als<br />
auch die Verteidiger auftreten.<br />
In einem der letzten Fälle handelte es sich nicht<br />
um einen kriminellen Akt. Ein Geschäftsmann hatte<br />
den großen Baseballspieler Joe DiMaggio dazu<br />
gebracht, eine limitierte Anzahl (1000 Stück) von<br />
Sporttrikots zu signieren, wie sie die New York Yankees<br />
tragen. Zunächst wurde eine kleine Menge (250)<br />
als Test auf den Markt gebracht. Nachdem diese<br />
erfolgreich abgesetzt worden waren, wurde eine<br />
zweite Partie von Hemden signiert. Bei diesen fing die<br />
Unterschrift nach wenigen Wochen jedoch zu verlaufen<br />
an. Die erste Partie war nach wie vor in Ordnung.<br />
Es gab jedoch noch ein größeres Problem. DiMaggio<br />
war mittlerweile verstorben. Und es gab keine Möglichkeit,<br />
an weitere Unterschriften zu kommen.<br />
Skip wurde gerufen, um den Grund für die verlaufenden<br />
Unterschriften herauszufinden. Unter Zuhilfenahme<br />
verschiedener Techniken wie polarisierter<br />
Lichtmikroskopie, SM und Spektrophotometrie stellte<br />
Skip fest, dass zwar bei beiden Hemdenpartien<br />
das verwendete Material identisch war, sich aber<br />
die abschließende Behandlung unterschied. Diese<br />
Behandlung bestimmt Griffigkeit, Glanz und manchmal<br />
die Weichheit des Materials. Die zweite Partie<br />
war mit einer fettigen estersäurebasierten Lösung<br />
behandelt worden, die die verwendete Tinte auflöste.<br />
Ein hieraus möglicherweise resultierender finanzieller<br />
Verlust des Unternehmers wird derzeit von den<br />
amerikanischen Gerichten untersucht.<br />
Nach Skips Meinung steht die forensische Spurennachweisanalyse<br />
vor zwei Herausforderungen. Die<br />
eine ist die zunehmende Abhängigkeit von der DNA-<br />
Analyse und die damit verbundene finanzielle Förderung<br />
der forensischen Labore. Einige Labore können<br />
heute gar keine Spurennachweisanalyse mehr<br />
anfertigen. DNA-Analyse beruht darauf, gesammelte<br />
Daten mit einer vorliegenden Probe zu vergleichen. In<br />
vielen Fällen gibt es jedoch keine DNA-Proben. Und<br />
falls DNA-haltiges Material vorliegt, kann es unter<br />
Umständen vom Opfer stammen und somit nicht zur<br />
Aufklärung des Verbrechens beitragen. Vergleichsmikroskopie<br />
ist daher ein wertvolles Hilfsmittel in der<br />
Forensik, hat aber ihre Grenzen.<br />
Laut Skip besteht das zweite Problem darin, dass<br />
„das Überleben und die Weiterentwicklung der<br />
Spurennachweisanalyse, die weitgehend von Mikroskopen<br />
und mikroskopischen Methoden abhängt,<br />
nur durch Labormitarbeiter gesichert werden kann,<br />
die analytisch ausgebildet sind und nicht nur einfache<br />
Vergleichsarbeit durchführen.” Dies, so Skip,<br />
„soll keinesfalls die Bedeutung der Vergleichsarbeit<br />
schmälern, sie ist wichtig und hat ihre Daseinsberechtigung”.<br />
Skip nennt sich selber lieber „Mikroskopist” statt<br />
Spurenbeweisexperte. Er ist glücklich darüber, dass<br />
er seine frühe Liebe und Begeisterung für Mikroskope<br />
zu seinem Beruf machen konnte. > WB<br />
Skip Palenik, Gründer von Microtrace Inc.<br />
Sein Labor hat sich auf Spurennachweisuntersuchungen<br />
konzentriert.<br />
Foto > John Houde, Calico Press<br />
re SOLUTION 19
MOSAIKLANDSCHAFTEN<br />
Foto > Nadine Wack<br />
3D-Mosaiklandschaften<br />
von Mikrostrukturen<br />
Traumhafte Landschaftspanoramen sieht<br />
man nicht jeden Tag. Die Schönheit einer Landschaft<br />
erschließt sich aber nicht nur durch das<br />
Betrachten einer einzelnen Szene oder eines<br />
einzelnen Bildes. Unbewusst schaut man sich um<br />
und betrachtet die Umgebung aus verschiedenen<br />
Blickwinkeln. Erst im menschlichen Gehirn<br />
wird dann die Information dieser verschiedenen<br />
visuell gewonnenen Informationen zu einem<br />
Gesamteindruck zusammengesetzt.<br />
Doch nicht nur der Blick in verschiedene Richtungen<br />
ermöglicht es, die vorliegenden Informationen in<br />
einem Gesamtbild zu erfassen. Wir schauen uns<br />
unsere Umgebung auch in verschiedenen „Schichten“<br />
an. Wir betrachten im Allgemeinen sowohl die<br />
nächste Umgebung, also Blumen, Pflanzen, Bodenbeschaffenheit<br />
oder andere Details, als auch die<br />
weiter entfernt liegenden Bereiche, bis schlussendlich<br />
unser Auge <strong>–</strong> auf „unendlich“ fokussiert <strong>–</strong><br />
den Horizont erreicht. Auch dieses Durchfokussieren<br />
des Blicks durch das Betrachtungsfeld trägt zu einer<br />
vollständigen Abbildung und damit Erfassung unserer<br />
Erlebniswelt wesentlich bei.<br />
Das Gewinnen und Verarbeiten derartiger Bildinformationen<br />
ist dem Menschen durch dessen physiologische<br />
Voraussetzungen praktisch in die Wiege<br />
gelegt <strong>–</strong> unterstützt durch den besten Computer,<br />
das menschliche Gehirn. Es ist wie kein anderes existierendes<br />
datenverarbeitendes System in der Lage,<br />
20 re SOLUTION
MOSAIKLANDSCHAFTEN<br />
aus einer Fülle von Einzelbildern und -informationen<br />
mit Hilfe paralleler Datenverarbeitung umfassende<br />
Gesamteindrücke zu erzeugen.<br />
Was ist aber, wenn diese Information nun kommuniziert<br />
und anderen die Begeisterung über das Gesehene<br />
mitgeteilt werden sollen? Ein einzelnes Foto<br />
reicht dazu normalerweise nicht aus. Trickreiche<br />
Fotografen entwickeln oft im Urlaub die Idee, den<br />
Daheimgebliebenen eine Rundumsicht von einem<br />
schönen Aussichtspunkt zu ermöglichen, indem sie<br />
eine Reihe von Fotos vom linken bis zum rechten<br />
Rand des Gesichtsfeldes machen. Zu Hause stellen<br />
sie dann fest, dass das Zusammensetzen gar nicht<br />
so einfach ist, denn Perspektiven und Bildränder<br />
müssen genau zusammenpassen, um ein Panoramabild<br />
zu erzeugen. Dafür enthält dies dann eine<br />
Fülle von Informationen, die weit über die eines<br />
stellten Objektivvergrößerung die einzelnen Bildfelder<br />
lückenlos und ohne Überlappung zusammengesetzt<br />
werden. Bei entsprechender Ausleuchtungskorrektur<br />
und guter Justierung der Videokamera<br />
lassen sich so sehr schnell bei 5- oder 10-facher<br />
Objektivvergrößerung Hunderte von Bildern zu<br />
einem Übersichtsbild zusammenfassen und innerhalb<br />
weniger Minuten quadratzentimetergroße Proben<br />
komplett abbilden.<br />
Bei Bedarf kann auch noch die bei automatisierten<br />
Systemen meist vorhandene Autofokuseinrichtung<br />
nach Belieben aktiviert werden. Dadurch wird<br />
sichergestellt, dass die gesamte Probe auch in allen<br />
Bereichen scharf abgebildet wird.<br />
Das Resultat sind hervorragend ausgeleuchtete Makrodarstellungen<br />
großer Probenoberflächen in einer Qualität und einer Detaildarstellung,<br />
wie sie mit normaler Makrofotografie nicht zu erreichen sind.<br />
Einzelbildes hinausgehen, und es schafft einen Eindruck<br />
„vom Ganzen“. Allerdings bleibt der Zugang<br />
zur Räumlichkeit der Szene weiterhin verschlossen.<br />
Die oben beschriebenen Phänomene gelten auch<br />
für den Mikroskopbenutzer, der ein Bildfeld einer<br />
bestimmten Vergrößerung betrachtet. In der Arbeitspraxis<br />
<strong>–</strong> unabhängig davon, ob es sich um Pathologen,<br />
Forscher oder Mitarbeiter in der Qualitätssicherung<br />
handelt <strong>–</strong> wird nicht nur ein Bild bei<br />
konstanter Vergrößerung betrachtet. Der erfahrene<br />
Mikroskopiker wechselt das abbildende Objektiv, er<br />
verfährt die Probe, und <strong>–</strong> speziell bei nicht komplett<br />
ebenen oder transparenten Objekten <strong>–</strong> spielt er mit<br />
der Fokuseinstellung, um zusätzliche Informationen<br />
zu erhalten. Wie im oben beschriebenen Fall der<br />
Landschaftsbetrachtung wird auch hier die Information<br />
vieler Bilder verwendet, um die gewünschte<br />
Aussage machen zu können. Allerdings ist die<br />
Kommunikation dieser Aussage mit der Aufnahme<br />
und dem Versand nur eines Bildes nicht möglich.<br />
Hunderte von Bildern in wenigen Minuten<br />
Mit Hilfe automatisierter Lichtmikroskopie und Bildanalyse<br />
lassen sich große Probenbereiche automatisch<br />
abfahren und zu einem Gesamtbild niedriger<br />
Vergrößerung zusammensetzen. Benötigt wird hierfür<br />
ein motorisierter Probentisch am Mikroskop, der über<br />
das Bildverarbeitungssystem in x- und y-Richtung<br />
so gesteuert wird, dass entsprechend der einge-<br />
Sollte kein automatisiertes Mikroskop zur Verfügung<br />
stehen, lassen sich die Einzelbilder auch manuell zusammensetzen.<br />
Dabei sollte aber ein gewisser Überlappungsbereich<br />
zwischen den einzelnen Bildern<br />
berücksichtigt werden. Dieser Bereich wird von einer<br />
speziellen Software benötigt, die die einzelnen Bilder<br />
automatisch durch Verschieben und Drehen zusammensetzt<br />
und dabei gleichzeitig auch etwaige Helligkeitsdifferenzen<br />
zwischen den Einzelbildern korrigiert.<br />
Das Resultat sind hervorragend ausgeleuchtete<br />
Makrodarstellungen großer Probenoberflächen in<br />
einer Qualität und einer Detaildarstellung, wie sie mit<br />
normaler Makrofotografie nicht zu erreichen sind.<br />
Diese Makrobilder lassen sich dann mit ihrer aktuellen<br />
Vergrößerung abspeichern, bildanalytisch verarbeiten<br />
und messen. Bei automatisierter Mikroskopie<br />
genügt ein Mausklick auf die gewünschte<br />
Probenstelle im Bild, und sie wird direkt zur Betrachtung<br />
mit höherer Vergrößerung vom System angefahren.<br />
Diese Funktion ist besonders dann sehr<br />
wichtig, wenn es um die Interpretation gemessener<br />
Innenverzahnung in der Übersicht.<br />
Detailaufnahme einer ausgebrochenen<br />
Zahnschlanke<br />
re SOLUTION<br />
21
MOSAIKLANDSCHAFTEN<br />
Die Lösung für dieses Problem ist ein sogenanntes<br />
„wanderndes Mosaik“. Es setzt mehrere Bilder<br />
mit hoher Auflösung zusammen und misst damit<br />
große und kleine Ereignisse innerhalb dieses<br />
Bereiches gleichzeitig und zuverlässig.<br />
Das „wandernde Mosaik“<br />
Eine spezielle Unterart dieser Mosaikfunktion kann<br />
auch dazu verwendet werden, eine prinzipielle<br />
Schwäche der mikroskopischen Bildanalyse zu korrigieren.<br />
Normalerweise findet das Abbilden und<br />
Messen einer Mikrostruktur bei einer Vergrößerung<br />
statt, bei der die kleinsten zu messenden Ereignisse<br />
oder Partikel noch in einer Auflösung abgebildet<br />
werden, die eine ausreichend genaue Beschreibung<br />
von Größe und Form zulässt. Um die Fehlmessung von<br />
Partikeln zu vermeiden, die den Bildrand schneiden<br />
und damit nur teilweise dargestellt werden, wird<br />
normalerweise ein Schutzrahmen um das Messfeld<br />
definiert. Damit wird sichergestellt, dass nur die<br />
Ereignisse gemessen werden, die sich vollständig<br />
innerhalb der abgebildeten Fläche befinden.<br />
Detailreiche, dreidimensionale Abbildung<br />
eines Flohs mit der Extended Focus Technik<br />
bildanalytischer Daten geht. Hier erhält man die Information<br />
über die Gleichmäßigkeit oder Homogenität<br />
einer Probe, die sich oft in den über die gesamte<br />
Probe gemittelten Messwerten nicht ausdrückt.<br />
In der Qualitätssicherung und der quantitativen<br />
Metallographie wird mehr und mehr gefordert, neben<br />
den bildanalytischen Messergebnissen und typischen<br />
Probenstellen (aufgenommen bei der zur Messung<br />
verwendeten Vergrößerung) auch die entsprechenden<br />
Übersichtsaufnahmen zu dokumentieren bzw.<br />
den entsprechenden Prüf- oder Laborberichten beizufügen.<br />
Beispiele aus der Praxis sind Übersichten<br />
über Schweißnähte, Verteilung der Mikrostrukturen<br />
und Porosität in Gusslegierungen, Übersicht über<br />
die Verteilung der nichtmetallischen Einschlüsse in<br />
Stählen bis hin zur Anordnung von Gummischichten<br />
und Verstärkungsdrähten in Anschnitten von Autoreifen.<br />
Auch für Anwendungen in der Pathologie ist<br />
es sehr interessant, nicht nur lokale Gewebestrukturen<br />
zu betrachten, sondern auch Gewebeveränderungen<br />
über größere Bereiche hinweg zu analysieren<br />
und darzustellen. Das ist erst der Anfang: Die Einsatzgebiete<br />
dieser Technologie werden wachsen, da sich<br />
die Anwendung erst im Anfangsstadium befindet.<br />
Foto > PhotoDisc<br />
Dieses Verfahren funktioniert recht gut, wenn sich die<br />
zu messenden Partikel nicht zu sehr in ihrer Größe<br />
unterscheiden. Bei metallographischen Proben mit<br />
so genanntem sekundären Kornwachstum <strong>–</strong> wenn<br />
also gleichzeitig sehr große und sehr kleine Körner<br />
vorhanden sind <strong>–</strong> oder beim Messen der Kontamination<br />
von Filtern (siehe auch Beitrag „Diesel in der<br />
Luxusklasse“ in dieser Ausgabe) mit Partikeln im<br />
µm-Bereich und beim zuverlässigen Vermessen<br />
makroskopischer Fasern im mm-Bereich versagt<br />
diese Methode: Entweder muss eine Vergrößerung<br />
gewählt werden, bei der die großen Fasern korrekt<br />
gemessen werden können und die kleinen Partikel<br />
zwangsläufig verloren gehen, oder es werden die<br />
Kleinen bei höherer Vergrößerung korrekt vermessen.<br />
Das führt dann aber dazu, dass sich die Fasern über<br />
mehrere Messfelder erstrecken und damit nur in<br />
Segmenten und nicht korrekt und folglich vollständig<br />
gemessen werden können.<br />
Die Lösung für dieses Problem ist ein so genanntes<br />
„wanderndes Mosaik“. Es setzt mehrere Bilder mit<br />
hoher Auflösung zusammen und misst damit große<br />
und kleine Ereignisse innerhalb dieses Bereiches<br />
gleichzeitig und zuverlässig. Durch eine Abrasterung<br />
der gesamten Probe mit dieser lokalen Mosaikfunktion<br />
anstatt mit einzelnen Bildfeldern gelingt es hier,<br />
die gestellte Aufgabe schnell und sicher zu lösen.<br />
Leichte Überlappung der Schärfeebene<br />
für mehr Informationen<br />
Ein spezielles Charakteristikum der Lichtmikroskopie<br />
ist die begrenzte Schärfentiefe der Abbildung. Je<br />
nach nummerischer Apertur des verwendeten Objektives<br />
wird nur eine dünne Schicht des betrachteten<br />
Objektes abgebildet. Alle Bereiche, die oberhalb oder<br />
unterhalb dieser Schärfenebene liegen, erscheinen<br />
nur unscharf oder gar nicht im mikroskopischen Bild.<br />
Die Dicke dieser abgebildeten Schicht beträgt bei<br />
22 re SOLUTION
MOSAIKLANDSCHAFTEN<br />
hoch vergrößernden Objektiven mit großer nummerischer<br />
Apertur etwa 0,5 µm, bei Objektiven niedriger<br />
Vergrößerung einige µm bis 10 µm.<br />
Bei der Abbildung planer Oberflächen oder dünner<br />
Schnitte bereitet dieses Phänomen keine Probleme.<br />
Anders ist dies bei Oberflächen wie Bruchflächen,<br />
bearbeiteten Oberflächen, Untersuchungen von Verschleißspuren<br />
oder Korrosionsprozessen, bei denen<br />
im Allgemeinen keine plane, sondern eine dreidimensionale<br />
Struktur vorliegt. Hier gelingt es mit der Lichtmikroskopie<br />
nur, die Teile der Oberfläche abzubilden,<br />
die im Bereich der Schärfentiefe liegen. Der Rest ist<br />
unscharf oder nicht sichtbar.<br />
Doch auch hier können durch das Aufnehmen<br />
mehrerer Einzelbilder und das anschließende Zusammenfügen<br />
in einem Bildanalysesystem zu einem<br />
einzigen Resultatbild <strong>–</strong> wie bei der Mosaikfunktion <strong>–</strong><br />
die physikalischen Grenzen des Lichtmikroskops<br />
überlistet werden. Anstatt mehrerer Bilder in x- und<br />
y-Richtung wie beim Mosaik wird eine Serie von<br />
Bildern in z-Richtung aufgenommen. Auch hier ist<br />
es von Vorteil, mit automatisierter Mikroskopie zu<br />
arbeiten, die das Durchfokussieren durch die verschiedenen<br />
Ebenen in äquidistanten Schritten selbsttätig<br />
und genau durchführt. Bei der Wahl des Abstandes<br />
zwischen den einzelnen Schritten ist darauf<br />
zu achten, dass die Probe möglichst „lückenlos“<br />
abgebildet wird, d.h., dass während des Durchfokussierens<br />
auch alle verfügbaren Informationen<br />
berücksichtigt werden. Eine leichte Überlappung der<br />
einzelnen Schärfenebenen ist hier wünschenswert.<br />
Die so gewonnenen Einzelbilder werden als z-Stapel<br />
im Rechner gespeichert und anschließend verarbeitet.<br />
Während der Bildverarbeitung wird nun für jeden<br />
einzelnen Bildpunkt (Pixel) bestimmt, in welchem<br />
Stapel er am „schärfsten“ war. Dazu wird die Frequenz<br />
der Grauwertmodulation in der Umgebung des<br />
Bildpunktes gemessen und definiert. Je höher diese<br />
Frequenz ist, desto näher am Fokus ist der Bildpunkt<br />
des jeweiligen Bildes im Stapel. Der so gefundene<br />
schärfste Bildpunkt wird dann in das Resultatbild kopiert,<br />
und ein scharfes Bild der gesamten Oberfläche<br />
entsteht. Die Bildaufnahme kann sowohl schwarzweiß<br />
als auch in Farbe erfolgen. Liegt bei automatisierter<br />
Mikroskopie auch noch die Information der<br />
Fokusposition des Bildes vor, aus dem der Bildpunkt<br />
selektiert wurde, kann ein weiterer Datensatz angelegt<br />
werden, in dem zu jedem Pixel auch noch seine<br />
z-Koordinate enthalten ist. Damit sind dann quantitative<br />
Höhendarstellungen oder Messungen möglich.<br />
Eingesetzt wird diese Technologie bei der visuellen<br />
Darstellung von Proben, die aufgrund ihrer Mikrostruktur<br />
nicht eben zu präparieren sind. Dies gilt<br />
neben den genannten Beispielen sowohl für<br />
Anstatt mehrerer Bilder in x- und y-Richtung<br />
wie beim Mosaik wird eine Serie von Bildern in<br />
z-Richtung aufgenommen.<br />
Keramiken, die zu Ausbrüchen neigen, als auch für<br />
Verbundwerkstoffe, die an den Materialübergängen<br />
oft Stufen nach der Präparation aufweisen. Für die<br />
Charakterisierung von Korrosions-, Verschleiß- und<br />
Bruchoberflächen ist es natürlich auch von großem<br />
Interesse, quantitative Parameter wie etwa Höhenunterschiede,<br />
Rauhigkeitswerte oder Volumina von<br />
Löchern zu ermitteln, was durch die Verfügbarkeit der<br />
z-Information ermöglicht wird. Prinzipiell ähnelt diese<br />
Methode sehr stark der Methode der konfokalen<br />
Laserrastermikroskopie für die Oberflächenrekonstruktion.<br />
Sie hat aber einige spezifische Unterschiede,<br />
wie die folgende Tabelle veranschaulicht:<br />
Beleuchtung<br />
Ausgabe<br />
Auflösung lateral<br />
Auflösung vertikal<br />
Aufnahmemodus<br />
LM mit Extended Focus<br />
(LEICA DMLM)<br />
Sichtbares Licht<br />
Farbbild<br />
Höhenkarte (grau, farbig)<br />
Tabellenkalkulation<br />
Bis 1 µm<br />
Bis 1 µm<br />
Erfassung eines Bildes<br />
(764 x 574 Pixel)<br />
Mosaiktechnik<br />
Werden nun diese beiden Funktionen miteinander<br />
kombiniert, entsteht das komplette Bild der dreidimensionalen<br />
Mikrolandschaft <strong>–</strong> ganz so, wie in<br />
der Einleitung im Makroskopischen beschrieben.<br />
Alle Informationen <strong>–</strong> im Detail, aber auch in der Übersicht<br />
<strong>–</strong> sind nun vorhanden und können dokumentiert,<br />
kommuniziert und natürlich auch quantitativ ausgewertet<br />
werden. Beschrieben wurde dies bereits in<br />
reSOLUTION 01/2001 in dem Artikel von Dipl.-Ing. Till<br />
Merkel zur Analyse von Korrosionsvorgängen in<br />
Wasserrohren. Diese Anwendung befindet sich noch<br />
teilweise im Entwicklungsstadium. Es ist aber abzusehen,<br />
dass sie neue Möglichkeiten für die Anwendung<br />
der Lichtmikroskopie in der Materialforschung<br />
und Qualitätssicherung erschließt. Speziell für die<br />
Quantifizierung und Parametrisierung der dreidimensionalen<br />
Daten gibt es zur Zeit in verschiedenen<br />
Institutionen Forschungsarbeiten und Ansätze zur<br />
Steigerung und Interpretationsmöglichkeit dieser neu<br />
verfügbaren Daten. > JP<br />
CLSM (LEICA ICM 1000)<br />
Monochromatisches Laserlicht<br />
(635 nm)<br />
Höhenkarte (grau, farbig)<br />
3D-Rekonstruktion<br />
Tabellenkalkulation<br />
635 nm<br />
100 nm<br />
Punktweise Abtastung eines Bildes<br />
(640 x 500 Pixel)<br />
Vergleich Extended Focus Technik mit konfokaler Laserrastermikroskopie, Till Merkel, Metallographietagung 2001.<br />
Mosaik und Multifokus <strong>–</strong> die komplette<br />
„Landschaftsbetrachtung“<br />
re SOLUTION<br />
23
PRAXIS REPORT<br />
Foto > Bosch<br />
Moderne Dieselmotoren mit<br />
Hochdruckeinspritzung<strong>–</strong><br />
viel Dynamik, geringer Verbrauch und<br />
umweltfreundlich<br />
Leica Microsystems entwickelt mit Bosch Bildanalysesystem für Qualitätssicherung<br />
Diesel in der Luxusklasse<br />
Der Einsatz von Dieselmotoren in Luxuslimousinen<br />
war in der Vergangenheit fast undenkbar, wird aber<br />
immer attraktiver. Die Tatsache, dass in Europa ein<br />
erheblicher Anteil der neuen S-Klasse von Mercedes<br />
mit diesen neuen Triebwerken bestellt wird, spricht<br />
für sich <strong>–</strong> und verwundert auch nicht: V8-Zylinder<br />
Diesel Motor mit Common-Rail Direkteinspritzung und<br />
Turboaufladung, Leistung 184 KW (250PS), 560 Nm<br />
Drehmoment schon bei niedrigen 1700 U/min, Beschleunigung<br />
0<strong>–</strong>100 km/h in 7,8 sec, Höchstgeschwindigkeit<br />
(elektronisch abgeriegelt) 250 km/h <strong>–</strong> und das<br />
bei Fahrzeugen mit bei einer Wagenlänge von über<br />
fünf Metern und einem Leergewicht von knapp zwei<br />
Tonnen. Werte also, die so manchem Sportwagen gut<br />
zu Gesicht stehen würden.<br />
Aber auch in den Automobilklassen, in denen nicht<br />
ein prall gefüllter Geldbeutel gefragt ist, erfreut sich<br />
der Diesel-Direkteinspritzer zunehmender Beliebtheit.<br />
Die Zulassungszahlen wachsen hier bei praktisch<br />
24 re SOLUTION
PRAXIS REPORT<br />
allen Herstellern im zweistelligen Bereich, während<br />
der Anteil an benzinbetriebenen Fahrzeugen zurückgeht.<br />
So kann beim neuen VW Lupo der 74 kW TDI<br />
als Topmotorisierung betrachtet werden. Er schneidet<br />
von den Fahrleistungen her geringfügig besser<br />
ab als sein 74-kW-Benziner-Kollege, verbraucht<br />
aber deutlich weniger billigeren Diesel-Kraftstoff<br />
(5 l/100 km gegen 7 l/100 km).<br />
Woher kommt dieser erstaunliche Wandel des<br />
Dieselmotors im PKW vom alten, lahmen und lauten,<br />
stinkenden Taxi-Triebling, der eigentlich nur die<br />
Vorteile des geringen Verbrauchs und der langen<br />
Lebensdauer hatte, zum selbst in der automobilen<br />
Oberklasse attraktiven und kultivierten Kraftpaket?<br />
Die klassischen Dieselmotoren mit Vorkammerzündung,<br />
bei denen der Verbrennungsablauf des Kraftstoffs<br />
nur unzureichend kontrolliert werden konnte,<br />
gehören der Vergangenheit an. Die heutigen Motoren<br />
ermöglichen mit elektronisch geregelter Hochdruckeinspritzung<br />
und Common-Rail- oder Pumpe-Düse-<br />
Technologie eine sehr exakte und optimierbare Einflussnahme<br />
auf den Verbrennungsablauf im Motor.<br />
Zusammen mit Turboladern mit variabler Flügelgeometrie<br />
lassen sich Drehmoment- und Leistungskurven<br />
erzielen, die von Benzinmotoren nur schwer<br />
oder gar nicht erreicht werden.<br />
Die geregelte Hochdruckeinspritzung bietet folgende<br />
Vorteile: Feine Zerstäubung des Kraftstoffs durch<br />
kleinste Düsenöffnungen für effiziente Verbrennung<br />
und niedrige Ruß- und Abgasemissionen, geringe<br />
Geräuschentwicklung durch Voreinspritzung und<br />
niedriger Verbrauch durch das Direkteinspritzer-<br />
Prinzip.<br />
Maßgeblich entwickelt wurde diese Technologie von<br />
der Firma Bosch, führend auf dem Gebiet der High-<br />
Tech-Komponenten im Automobilbau. Dies erfolgte<br />
natürlich in enger Zusammenarbeit mit wichtigen<br />
Automobilherstellern, um die motortechnischen Anforderungen<br />
an Hochdruckeinspritz- und Regelsysteme<br />
von Beginn an zu optimieren. Ist die Entwicklung<br />
derartiger hochtechnologischer Komponenten<br />
bereits eine sehr anspruchsvolle Aufgabe, so ist es<br />
noch weitaus komplexer, die Fertigung derartiger,<br />
teilweise mikromechanischer Bauteile auch in der<br />
Großserienproduktion zu realisieren. Bei Fertigungstoleranzen<br />
im Bereich von Tausendsteln von Millimetern<br />
sind nicht nur für die Fertigung, sondern<br />
auch für die Qualitätssicherung höchste Ansprüche<br />
gefragt <strong>–</strong> ein Bereich, in dem Bosch weltweit eine<br />
Führungsrolle übernommen hat.<br />
Einspritzsysteme der neuesten Technologie arbeiten<br />
mit Drücken von bis zu 1600 bar. Vor diesem Hintergrund<br />
wird verständlich, dass nicht nur für die Maßgenauigkeit,<br />
sondern auch für die Sauberkeit dieser<br />
Komponenten nach der Fertigung neue Maßstäbe<br />
angelegt werden mussten: Bereits ein Schmutzpartikel<br />
der falschen Größe kann derartige Bauteile<br />
vorzeitig versagen lassen oder ihre Lebensdauer<br />
wesentlich verkürzen.<br />
Um dies zu vermeiden, werden Bauteile in verschiedenen<br />
Fertigungsstufen aus dem Produktionsablauf<br />
entnommen und gereinigt. Die Reinigungsflüssigkeit<br />
wird anschließend in von Bosch eigens dafür entwickelten<br />
Filterpräparationsanlagen filtriert. Diese<br />
Filter werden nach der Trocknung im Ofen mit Hilfe<br />
automatischer Bildanalyse-Systeme von Leica Microsystems<br />
auf Kontamination mit Schmutzpartikeln<br />
untersucht und die erhaltenen Ergebnisse mit Sollwerten<br />
verglichen. Werden die Sollwerte überschritten,<br />
werden entsprechende Prozessparameter in der<br />
Produktion verändert. Dies erfolgt rund um die Uhr<br />
im Tag- und Nachtschichtbetrieb.<br />
Entwickelt wurde dieses Bildanalyse-System über<br />
eine Zeit von mehr als vier Jahren von Leica Microsystems,<br />
Imaging Solutions in Cambridge (UK) in<br />
enger Zusammenarbeit mit der deutschen Vertriebsorganisation<br />
in Bensheim sowie mit Bosch in<br />
Bamberg (Deutschland). Eine große Anzahl von<br />
Neuentwicklungen und Modifikationen von Leica-<br />
Produkten war erforderlich, um die hohen Erwartungen<br />
von Bosch im Hinblick auf Genauigkeit und<br />
Reproduzierbarkeit der Messergebnisse zu erfüllen.<br />
Dies beinhaltete spezielle, stabilisierte Lampenstromversorgung<br />
für das Mikroskop, spezielle Optikkonfigurationen<br />
sowie Softwareentwicklungen, die<br />
die Messung großer und kleiner Partikel mit der<br />
selben Mikroskopvergrößerung sowie weitgehend<br />
bedienerunabhängige Erkennung der Schutzpartikel<br />
umfasste. Ferner mussten natürlich auch die speziellen<br />
Anforderungen an solch ein System im harten<br />
Schichtbetrieb und der Schutz gegen unbefugte<br />
Benutzung berücksichtigt werden.<br />
Die mehrjährige Entwicklungsarbeit war ein beidseitiger<br />
Lernprozess, gleichzeitig aber auch ein sehr<br />
gutes Beispiel dafür, wie durch ständigen Informationsaustausch<br />
zwischen Endanwender und Entwicklung<br />
ein System entwickelt werden konnte, das für<br />
sein Einsatzgebiet Maßstäbe setzt. Inzwischen ist<br />
eine große Anzahl dieser Systeme von Leica Microsystems,<br />
die aus einem automatisierten Lichtmikroskop<br />
mit entsprechender Bildverarbeitungs- und<br />
Analyseeinheit und einer speziellen Messsoftware<br />
bestehen, weltweit im Einsatz. Durch regelmäßige<br />
Workshops mit den Endanwendern bei Bosch in aller<br />
Welt wird sichergestellt, dass der Kontakt zwischen<br />
Produktentwicklung und den QS-Spezialisten kontinuierlich<br />
erhalten bleibt und auch künftige Entwicklungen<br />
kundenorientiert erfolgen. > JP<br />
Immer mehr Fahrzeuge in der Luxusklasse<br />
werden mit modernen Dieselmotoren ausgestattet.<br />
Oben: Filterwechsel an Leica DM RE<br />
Unten: Messfeldübersicht<br />
re SOLUTION 25
NEUE PRODUKTE<br />
Filterlose Freiheit<br />
Ein programmierbarer optischer Strahlteiler revolutioniert die Fluoreszenzmikroskopie<br />
Funktionsprinzip des AOBS ® : Nur Licht<br />
einer definierbaren Wellenlänge wird vom<br />
AOBS Kristall mittels einer Ultraschallwelle<br />
abgelenkt. Für alle anderen Lichtwellenlängen<br />
ist der Kristall durchsichtig.<br />
Die Hauptanwendung eines optischen Filters <strong>–</strong><br />
genauer: eines optischen Strahlteilers <strong>–</strong> in der<br />
Mikroskopie liegt darin, dass er Licht unterschiedlicher<br />
Wellenlänge voneinander trennen kann. Dies<br />
ist insbesondere in der Fluoreszenzmikroskopie von<br />
Bedeutung, da das sehr intensive Anregungslicht<br />
sonst das schwache Fluoreszenzlicht vollständig<br />
überdeckt. Erst durch die räumliche Trennung der<br />
beiden Lichtkomponenten wird es möglich, das<br />
schwache Fluoreszenzlicht sichtbar zu machen.<br />
Herkömmliche optische Strahlteiler müssen für jeden<br />
Anwendungsfall speziell entwickelt und hergestellt<br />
werden. Dabei werden die optischen Eigenschaften<br />
durch den physikalischen Aufbau des Filters für alle<br />
Zeiten unabänderlich festgelegt. Doch nicht nur das:<br />
Je größer die Zahl der voneinander zu trennenden<br />
Wellenlängen ist, desto schlechter funktioniert der<br />
Strahlteiler als optische Weiche und desto mehr<br />
vom nachzuweisenden Licht wird gefiltert und verschluckt.<br />
Ein weiterer Nachteil des konventionellen<br />
Strahlteilers ist die ungenügende Trennung des kurzwelligen<br />
Ausgangslichts vom längerwelligen<br />
Emissionslicht eines konventionellen Strahlteilers.<br />
Leica Microsystems hat jetzt den akusto-optischen<br />
Strahlteiler AOBS ® <strong>–</strong> AOBS steht für Acousto Optical<br />
Beam Splitter <strong>–</strong> entwickelt. Er zeichnet sich dadurch<br />
aus, dass seine optischen Eigenschaften flexibel<br />
sind, Parameter vordefiniert und innerhalb einer<br />
Millionstel Sekunde umgeschaltet werden können.<br />
Das tatsächliche spektrale Verhalten von Farbstoffen<br />
kann damit erstmalig in der Konfokalmikroskopie<br />
mit höchster Empfindlichkeit beobachtet werden. Des<br />
Weiteren zeichnet sich der AOBS ® durch eine extrem<br />
hohe optische Effizienz aus, die zudem auch über die<br />
gesamte Bandbreite konstant bleibt.<br />
Die Wellenlänge zur Fluoreszenzanregung kann mit<br />
einer Bandbreite von nur 2 nm sehr selektiv ausgewählt<br />
werden.<br />
Physikalisch besteht der AOBS ® aus einem optischen<br />
Kristall. Das Licht, das in den Kristall eintritt,<br />
wird durch Ultraschall in die optische Achse des<br />
Mikroskops gelenkt. Dabei bestimmt die Wellenlänge<br />
des Ultraschalls, welches Licht jeweils auf die<br />
Probe gelenkt werden soll. Licht anderer Wellenlängen<br />
wird von der Ultraschallwelle nicht beeinflusst<br />
und durchdringt den Kristall ohne Störung.<br />
Die ersten Anwendungsergebnisse sind absolut<br />
überzeugend <strong>–</strong> sowohl hinsichtlich der hohen Trennfähigkeit<br />
selbst sehr ähnlicher Farbstoffe als auch<br />
bezüglich der hohen Lichtausbeute des AOBS ® .<br />
Mit dem Leica TCS SP2 mit AOBS ® steht zum ersten Mal<br />
in der Geschichte der Konfokal- und der Fluoreszenzmikroskopie<br />
ein kommerzielles Mikroskopiersystem zur<br />
Verfügung, das auf sämtliche konventionellen optischen<br />
Filter verzichtet und ganz neue Maßstäbe in der Fluoreszenzmikroskopie<br />
setzt. > RK<br />
Anwendungsergebnis des AOBS ® : Simultanaufnahme Neuronen<br />
von C. Elegans, Vierfachmarkierung CFP-GFP-YFP-DSRed (Dr. Harald Hutter,<br />
Max-Planck-Institut für Medizinische Forschung, Heidelberg)<br />
26 re SOLUTION
NEUE PRODUKTE<br />
Leica DSC2<br />
Leica Microsystems ergänzt seine Mikrotomlinie<br />
um ein weiteres Gerät aus der DSC-Familie<br />
Die Leica DSC-Familie besteht aus den so genannten<br />
Disc Mikrotomen. Diese Mikrotome riefen bei<br />
der Produkteinführung im Jahre 1999 hohe Aufmerksamkeit<br />
in der histopathologischen Laborwelt<br />
hervor, denn sie arbeiten mit einem in der Mikrotomie<br />
bis dahin völlig neuen Bewegungsablauf, einer<br />
kreisförmigen Bewegung der Probe zum Messer hin.<br />
Streckung gewonnen. Damit ist das Leica DSC2<br />
Disc Microtome ideal für Kunden, die besonderen<br />
Wert auf Arbeitssicherheit legen, die einen Beitrag<br />
zur Vermeidung bzw. Reduzierung von kumulativen<br />
Trauma-Erscheinungen bei Anwendern von Mikrotomen<br />
leisten wollen und die zudem neuen Wegen<br />
in der Histopathologie offen gegenüberstehen. > SS<br />
Bei dem neuen Leica DSC2 wurde im technischen<br />
Designprozess besonderer Wert auf die leichte Verständlichkeit<br />
der wesentlichen Mikrotomfunktionen<br />
gelegt. Im ständigen Dialog mit Anwendern wurde<br />
das Gerät so konzipiert, daß seine Bedienung <strong>–</strong> auch<br />
für wenig geübte Anwender <strong>–</strong> leicht erlernbar und<br />
denkbar einfach ist.<br />
Leica DSC2 <strong>–</strong><br />
Arbeitssicherheit<br />
als Motor für die<br />
Neuentwicklung<br />
Drei wesentliche Vorzüge zeichnen das neue Gerät<br />
aus: Beim Trimmen werden Probengut und Paraffin<br />
sicher in eine großzügig bemessene Abfallwanne<br />
geleitet, die Verletzungsgefahr an der Schneide ist<br />
durch das sichere Hantieren mit der Probe in größtmöglicher<br />
Entfernung zum Messer nahezu eliminiert,<br />
und die Schnittbänder werden in sehr guter<br />
Neu in der StereoZoom-Linie:<br />
Das voll apochromatische Leica S8 APO<br />
und das Leica S6 D mit Fotoausgang<br />
Das einzigartige Leica S8 APO ist das erste Stereomikroskop mit vollständig<br />
aprochromatisch korrigiertem Greenoughsystem, apochromatischem<br />
Zoom 8:1, apochromatischen Objektiven und Video-/Fotoausgang.<br />
Dank der hohen Auflösung von 600 lp/mm (ca. 1 Mikrometer) und<br />
einer maximalen Vergrößerung von 640x werden feinste Strukturen<br />
sichtbar. Mit dem Leica S8 APO steht zum ersten Mal ein preisgünstiges<br />
Hochleistungsinstrument für Qualitäts-, Forschungs- und Entwicklungsaufgaben<br />
sowie für digitale Dokumentationen und Analysen in der<br />
Industrie, Naturwissenschaft und Ausbildung zur Verfügung. Das Leica<br />
S8 APO und das neue StereoZoom Leica S6 D mit integriertem Video-/<br />
Fototubus erlauben die Nutzung digitaler Bildaufnahmesysteme sowie<br />
herkömmlicher Film- oder Analog-Videokameras. Weitere Informationen<br />
gibt es im Internet unter www.stereozoom.com. > Hck<br />
re SOLUTION<br />
27
NEUE PRODUKTE<br />
Leica FW4000: Innovative, modulare<br />
Fluoreszenz-Bildgebungslösung<br />
Mit großer Freude stellt Leica Microsystems das<br />
System Leica FW4000 vor, eine komplette digitale<br />
Bildanalyselösung für die Fluoreszenzmikroskopie,<br />
die die Kompetenz von Leica in der Mikroskopie, der<br />
Bildgebung und der digitalen Kameratechnologie in<br />
sich vereint. Leica FW4000 bietet Funktionen zur<br />
Durchführung von Zeitsprung-, Z-Stapel-, 3D- und<br />
Dekonvolutionsversuchen und kann dank seines<br />
modularen Aufbaus entsprechend der spezifischen<br />
Benutzeranforderungen konfiguriert werden. Leica<br />
FW4000 ist ab sofort über den Leica Vertrieb und<br />
autorisierte Vertreter verfügbar.<br />
Modularer Ansatz für budgetund<br />
bedarfsgerechte Lösungen<br />
Leica FW4000 wurde als benutzerfreundliche, modulare<br />
Fluoreszenz-Bildgebungslösung konzipiert. Dank<br />
seines modularen Aufbaus kann das System sowohl<br />
für einfache Standardlösungen als auch für hoch<br />
komplexe und anspruchsvolle Bildgebungslösungen<br />
eingesetzt werden. Leica FW400 besticht vor allem<br />
durch folgende Merkmale und Funktionen:<br />
Benutzerfreundlich <strong>–</strong> Die am realen Arbeitsablauf<br />
orientierte Benutzeroberfläche führt den Benutzer<br />
durch den Bildgebungsprozess, der damit bei erhöhter<br />
Genauigkeit deutlich vereinfacht wird.<br />
Benutzerkonfigurierbar <strong>–</strong> Die verschiedenen Module<br />
können entsprechend der jeweiligen Anforderungen<br />
des Benutzers budget- und bedarfsgerecht ausgewählt<br />
werden. Zukünftige Erweiterungen zur Abdeckung<br />
weiterer Anforderungen wurden bereits in<br />
der Entwicklung berücksichtigt.<br />
Die umfassende Lösung von Leica Microsystems <strong>–</strong><br />
Mit dieser Komplettlösung aus einer Hand verfügt<br />
der Benutzer über ein umfassendes System, das aus<br />
einer Reihe hochwertiger Komponenten besteht und<br />
dadurch die maximale Funktionalität bietet.. > BC<br />
Hochauflösende Bildgebungslösung für<br />
die Zytogenetik mit dem neuen System Leica CW4000<br />
Mit Leica CW4000 stellt Leica Microsystems eine<br />
Bildanalyselösung für hochauflösende Bilder aus<br />
der Zytogenetik vor, die die Kompetenz von Leica in<br />
der Mikroskopie, der Bildgebung und der digitalen<br />
Kameratechnologie in sich vereint. Leica CW4000<br />
umfasst Module für die Karyotypisierung, die FISH-,<br />
CGH- und die MFISH-Analyse, die entsprechend der<br />
spezifischen Anforderungen des Benutzers konfiguriert<br />
werden können. Diese Lösung ist ab sofort<br />
über den Leica Vertrieb und autorisierte Vertreter<br />
verfügbar.<br />
Geschwindigkeit, Präzision, Qualität<br />
Leica CW4000 bietet Geschwindigkeit, Präzision,<br />
hochwertige Bilder und Zuverlässigkeit <strong>–</strong> also genau<br />
die Merkmale, die bei der Bildanalyse für den<br />
Zytogenetiker von größter Wichtigkeit sind. Leica<br />
CW4000 überzeugt insbesondere durch folgende<br />
Merkmale und Funktionen:<br />
Die Geschwindigkeit bei der Karyotypisierung wird<br />
durch herausragende Segmentierungs-Tools (keine<br />
kontinuierliche Objektauswahl mehr erforderlich)<br />
sowie durch die Verwendung neuronaler Netze zur<br />
Chromosomenklassifizierung gesteigert, dadurch<br />
wird die Anzahl der erforderlichen Korrekturen pro<br />
Karyotyp reduziert.<br />
Die Genauigkeit der Analyse basiert auf der Verwendung<br />
hochmoderner neuronaler Netze zur Klassifizierung,<br />
die eine unerreichte Präzision in der<br />
Karyotypisierung sowie Zeitersparnis und Durchsatzsteigerungen<br />
ermöglichen.<br />
Die optimale Bildqualität wird dadurch sichergestellt,<br />
dass der Hintergrund bei der Schwellwertbildung<br />
eines Bildes nicht permanent gelöscht wird; daneben<br />
besteht die Möglichkeit, Teleomere und Chromosomensatelliten<br />
zu entfernen. Die digitalen Kameras<br />
von Leica ermöglichen die Erzeugung hochauflösender<br />
Bilder für die Zytogenetik sowie eine klarere<br />
Bandauflösung. > BC<br />
28<br />
re SOLUTION
NEUE PRODUKTE<br />
Leica QClean<br />
Herausragende Bildanalysesoftware<br />
für die Qualitätssicherung bei der Fertigung<br />
mikro-mechanischer Komponenten<br />
Mit Leica QClean stellt Leica Microsystems ein<br />
neues Softwareprogramm zur Qualitätssicherung<br />
vor, das auf der vielfach bewährten Leica Materials<br />
Workstation Bildanalyse-Plattform aufgebaut ist. In<br />
enger Zusammenarbeit mit führenden Unternehmen<br />
der Kraftfahrzeugzulieferindustrie entwickelt, bietet<br />
Leica QClean ein automatisiertes System für die<br />
Partikelmessung und -klassifizierung auf Filtern oder<br />
anderen kreisförmigen Proben.<br />
Vollständige Kontrolle und hohe Präzision<br />
Lebensdauer und Funktionalität technischer Komponenten,<br />
insbesondere in der Automobil- und Flugzeugindustrie,<br />
hängen oft von deren Sauberkeit nach<br />
dem Produktionsprozess ab. Leica QClean ist dazu<br />
konzipiert, ein vorzeitiges Versagen von Bauteilkomponenten<br />
durch quantitative Qualitätssicherung zu<br />
vermeiden, indem deren Kontamination mit kleinsten<br />
Schmutzpartikeln schon während des Produktionsprozesses<br />
bestimmt wird. Benutzerfreundliche Prompt-<br />
Screens führen schnell und effizient durch den<br />
Messablauf. Leica QClean ist auf die Bedürfnisse<br />
aller Benutzer innerhalb der Qualitätssicherung in der<br />
Fertigungslinie abgestimmt und bietet:<br />
> Eine Komplettlösung einschließlich Kamera, automatisiertem<br />
Mikroskop und Bildanalysesystem<br />
> Ein getestetes System in der Qualitätssicherung<br />
für die schnelle und präzise Messung von Partikeln<br />
auf kreisförmigen Substraten<br />
> Eine hochflexible Anwendung, die an viele individuelle<br />
Anforderungen anpassbar ist<br />
> Einen einzigartigen Autodetektionsmodus zur Vermeidung<br />
von Bedienereinflüssen auf die Partikelerkennung<br />
> Eine spezielle Messlogik für das Messen von großen<br />
und kleinen Partikeln mit der gleichen Vergrößerung<br />
> BC<br />
Leica DC180 <strong>–</strong> Digitales<br />
Bildaufnahmesystem für die<br />
professionelle Mikroskopie<br />
Die neue Digitalkamera Leica DC180 (Standardauflösung 0.45 Mpixel bzw.<br />
0.9 Mpixel im hochauflösenden Modus) ist die ideale Universalkamera<br />
für den Dauereinsatz in der Qualitätssicherung und im Labor sowie<br />
für anspruchsvolle Forschungs- und Analyseaufgaben in der Medizin,<br />
Naturwissenschaft, Forschung und Industrie. Besondere Merkmale: sehr<br />
schnelles, scharfes, rauschfreies Livebild und lange Integrationszeit, die<br />
auch noch bei schwacher Lichtintensität wie z.B. in der Fluoreszenzmikroskopie<br />
ein ausreichendes Signal generiert. Farbwiedergabe, Bildgeometrie<br />
und Abmessungen sind absolut korrekt und gewährleisten<br />
präzise Resultate bei Bildanalyse, Messung und Bildverarbeitung. Die<br />
Leica DC180 ist mit Grafikprogrammen, Bildmanagement- und Analysesystemen<br />
(Leica Image Manager, Leica QWin) kompatibel. > Hck<br />
re SOLUTION 29
NEUE PRODUKTE<br />
Neu: Hightech-Stereomikroskope<br />
Leica MZ16 und MZ16 A<br />
Weltneuheiten in der Stereomikroskopie: höchste Auflösung 840 Lp/mm,<br />
höchste Vergrößerung 230x, Motorzoom, automatische Funktionen<br />
(Messen), Digitalanzeige. Nie zuvor konnten dreidimensionale Objekte<br />
mit einem Stereomikroskop so hoch aufgelöst beobachtet werden wie<br />
mit den neuen Stereomikroskopen Leica MZ16 und MZ16 A von Leica<br />
Microsystems. Zum ersten Mal sind mit einem Stereomikroskop 0,6<br />
Mikron feine Strukturen sichtbar. Mit Objektivrevolver können Objekte in<br />
einem Vergrößerungsbereich von 7,1x bis 230x mit einer Auflösung bis<br />
840 Lp/mm in kürzester Zeit durchgemustert werden. Laborversuche<br />
haben bewiesen: Das bisher extrem zeitraubende Vorsortieren,<br />
Auslesen, Charakterisieren, Auswerten wird um das Fünffache verkürzt.<br />
Das neue Leica MZ16 A ist das erste Stereomikroskop mit motorischem<br />
Zoom, das sich ebenso wie der optionale Motorfokus bequem, sehr<br />
schnell und sehr genau steuern lässt <strong>–</strong> mit feinen, leichten<br />
Fingerbewegungen, mit den Füßen oder computergesteuert. Der<br />
Anwender spart viel Zeit und Kraft und ist produktiv wie noch nie. Bei<br />
jedem Zoomwechsel zeigt das Leica MZ16 A sofort die aktuelle<br />
Vergrößerung und die Messwerte in mm, Inch oder tausendstel Inch an.<br />
Überzeugend ist, wie viel Zeit für die wirklich wichtigen Dinge gewonnen<br />
werden können.<br />
Auch für digitale Informationsspeicherung und globalen Informationsaustausch<br />
sind die neuen Stereomikroskope Leica MZ16 und MZ16 A zu<br />
nutzen. Das Sortiment von Leica Microsystems reicht von der digitalen<br />
Standardkamera bis zur Highend-Kamera und zu Bildmanagement- und<br />
Bildanalyseprogrammen für Weiterverarbeitung und Nutzung hochwertiger<br />
Daten. > Hck<br />
Die mutierte männliche Schwanzpartie des<br />
Fadenwurms C. Elegans in 230-facher<br />
Vergrößerung.<br />
30<br />
re SOLUTION
LEICA WELT<br />
Präsident Bush:<br />
Pittsburgh ist Hochburg im<br />
Kampf gegen Bioterrorismus<br />
Pittsburgh. „Die derzeit in West-Pennsylvania betriebene<br />
wissenschaftliche und medizinische Forschung<br />
macht diese Region zu einer Hochburg im Kampf<br />
gegen den Bioterrorismus“, erklärte US-Präsident<br />
George W. Bush am 5. Februar 2002 in Pittsburgh,<br />
Pennsylvania.<br />
Ein Besuch im Mikrobiologielabor der Universität gab<br />
Bush die Gelegenheit, mit Hilfe eines Leica DM LS<br />
Phasenkontrastmikroskops und einer Leica DC 150<br />
Kamera Anthrax-Bakterien unter die Lupe zu nehmen.<br />
Bush verglich die Bedeutung Pittsburghs für die<br />
nationale Sicherheit heutzutage mit den Gemeinden,<br />
die in früheren Zeiten nach feindlichen Flugzeugen<br />
Ausschau gehalten hatten.<br />
Durch seine Stahlindustrie von jeher als „Stahlstadt“<br />
bekannt, soll Pittsburgh nun auch „Stadt des<br />
Wissens“ genannt werden, sagte der Präsident vor<br />
einer Versammlung von Universitätsmitarbeitern und<br />
lokaler Politprominenz. Der Besuch des Präsidenten<br />
an der Universität auf dem Höhepunkt der Epidemiekontrolle<br />
diente dazu, Unterstützung für sein<br />
Vorhaben zu gewinnen, die Ausgaben für nationale<br />
Sicherheit von $ 19,5 Mrd. in diesem Jahr auf<br />
$ 38 Mrd. im Jahre 2003 zu erhöhen.<br />
Der Leiter des Fachbereichs Mikrobiologie, Dr. William<br />
Pasquale, hatte sich tags zuvor bei Chick Passione<br />
von Nushbaum Inc. gemeldet, um von ihm eine<br />
Kamera für den hohen Besuch zur Verfügung gestellt<br />
zu bekommen. Während des vergangenen Jahres<br />
hatte das Mikrobiologielabor damit begonnen, seine<br />
alten Mikroskope gegen Leica DM LS Mikroskope,<br />
die Leica Ergotubes benutzen, auszutauschen. Kurz<br />
nach den Ereignissen in New York am 11. September<br />
erwarb Dr. Pasquale das hier abgebildete Phasenkontrastmikroskop<br />
Leica DM LS. Chick Passione<br />
stellte Dr. Pasquale die Leica DC 150 Digitalkamera<br />
zur Verfügung, um Bilder von Anthrax-Sporen für die<br />
Pressemappen zum Präsidentenbesuch anzufertigen,<br />
die auch an lokale und nationale Medien weitergegeben<br />
wurden. Dr. Pasquale war von der Qualität<br />
so beeindruckt, dass er sich sofort zum Kauf der<br />
Kamera entschloss. > CP<br />
Der Besuch des Präsidenten diente dazu, Unterstützung für sein<br />
Vorhaben zu gewinnen, die Ausgaben für nationale Sicherheit von<br />
$ 19,5 Mrd. in diesem Jahr auf $ 38 Mrd. im Jahre 2003 zu erhöhen.<br />
Foto > J. Scott Applewhite/AP<br />
re SOLUTION<br />
31
LEICA WELT<br />
33 bislang unveröffentlichte digitale<br />
Photomikrographien im Hunter College, N.Y.<br />
Der Leiter der Anthropologischen Abteilung<br />
des Hunter College, Dr. Gregory A. Johnson,<br />
betrachtet photomikrographiertes Gewebe.<br />
Menschliche Schenkelknochen (Foto oben<br />
rechts) oder Schuppen von Fischen, die in<br />
unterschiedlicher Entfernung von<br />
Tschernobyl leben (Foto unten) <strong>–</strong> die digitale<br />
Photomikrographie kann sie zum Augenschmaus<br />
machen. Kurator Timothy Bromage<br />
(unten rechts) führt seinen australischen<br />
Besucher Dr. John G. Clement.<br />
„Das Mikroskop und das Skelett: Digitale Photomikrographie<br />
von Knorpelgewebe“ war das Motto der<br />
ersten öffentlichen Ausstellung über digitale Photomikrographie<br />
mineralisierten Gewebes, die in der<br />
New Yorker Leubsdorf Kunstgalerie des Hunter<br />
College stattgefunden hat. Diese Ausstellung zeigte<br />
33 bislang unveröffentlichte digitale Photomikrographien<br />
in den Formaten 30 cm 2 bis zu 3 m 2 , die sowohl<br />
den aktuellen Standard der Photomikrographie wie<br />
auch den der Gewebeforschung darstellten. Das mit<br />
3 m 2 größte Ausstellungsobjekt war gleichzeitig die<br />
größte bekannte, jemals ausgestellte Photomikrographie.<br />
Die Ausstellung fand in Zusammenarbeit mit<br />
AMICA, dem Analytical Microscopy and Imaging<br />
Center in Anthropology, und HTRU, dem Hard Tissue<br />
Research Center unter der Leitung von Kurator und<br />
Anthropologieprofessor Timothy Bromage statt.<br />
Die meisten Bilder der Ausstellung waren mit Hilfe<br />
von Leica-Mikroskopen aufgenommen worden, wie<br />
beispielsweise dem Leica DM RX/E Mikroskop mit<br />
automatisiertem Objekttisch, dem Leica MZ APO<br />
Stereomikroskop sowie dem Leica S440 Raster Elektronenmikroskop.<br />
Mehr als die Hälfte der Aufnahmen<br />
waren zur Bildverarbeitung in das Leica Q600 Bildanalysesystem<br />
gespeist worden. Die Aufnahmen<br />
zeigten Eindrücke aus der mikroskopischen Welt des<br />
Knorpelgewebes und verwiesen auf den wichtigen<br />
Zusammenhang zwischen Wissenschaft und aktuellen<br />
Trends in der Digitalbilddarstellung.<br />
Fotos > Hunter College, N.Y.<br />
Ziel der Ausstellung war es, den Betrachter gleichzeitig<br />
zu begeistern, zu erfreuen und sein Interesse<br />
an anthropologischen, biomedizinischen, umweltorientierten<br />
und raumfahrtwissenschaftlichen Forschungsfragen<br />
zu wecken. Das Exponat erreichte<br />
dieses Ziel bei Vergrößerungen jenseits des Auflösungsvermögens<br />
des menschlichen Auges. Zu den<br />
gezeigten Darstellungen gehörten unter anderem Aufnahmen<br />
aus der NASA Mikroschwerkraftforschung,<br />
der NOAA Fischentwicklungs- und Umweltbelastungsforschung,<br />
der Säugetier-Skelettentwicklung und der<br />
Geschichte des Lebens auf der Erde. Andere Motive<br />
zeigten menschliche Knochenalterung und Osteoporose,<br />
die menschliche Zahnentwicklung und Umwelteinflüsse<br />
wie Stress, einen neusteinzeitlichen<br />
Nachweis für Kalenderführung, dreidimensionale<br />
mikroanatomische Knochenstrukturaufnahmen sowie<br />
knockout-Genexperimente an Mäusen.<br />
Zentrales Thema der Ausstellung war die Darstellung<br />
und Dokumentation der besonderen Eigenschaften<br />
von Knorpelgewebe. Im Laufe des Lebens spiegelt<br />
Knorpelgewebe in seiner Struktur und Zusammensetzung<br />
verschiedene Einflüsse wie Lebensalter, Entwicklungsschwerpunkte<br />
und Stress wider. Die Knorpelgewebeforschung<br />
setzt es sich zum Ziel, diese<br />
historischen Daten zu lesen und zu interpretieren<br />
sowie Schlüsse aus diesen Informationen zu ziehen.<br />
Das Hunter College gehört zu den führenden Einrichtungen<br />
auf dem Gebiet der Knorpelgewebeforschung<br />
in den USA. AMICA/HTRU besitzt eine einzigartige<br />
Doppelfunktion sowohl in der Knorpelgewebeforschung<br />
als auch in der bildunterstützten technologischen<br />
Labortechnik für Wissenschaft und Forschung.<br />
Knochen, Fischschuppen sowie alle anderen<br />
mineralhaltigen Gewebe beinhalten Knorpelgewebe.<br />
Knorpelgewebeforschung wird bei AMICA mittels<br />
digitaler Photomikrographie unter Verwendung verschiedener<br />
Mikroskope und zwei- oder dreidimensionaler<br />
Darstellungen betrieben.<br />
Das Ziel digitaler Photomikrographie ist es, Darstellungen<br />
jenseits der Aufnahmefähigkeit des menschlichen<br />
Auges zu zeigen.<br />
Neben seiner Forschungstätigkeit bei AMICA/HTRU<br />
ist Professor Bromage auch führender Experte in<br />
der Feldforschung an afrikanischen fossilienhaltigen<br />
Ablagerungen. Im Zuge dieser Arbeiten wurden<br />
bedeutende Zusammenhänge zwischen Ost- und<br />
Südafrika, sowie der erste repräsentative Vorfahre<br />
des Homo genus mit einem Alter von 2,4 Mio. Jahren<br />
entdeckt. > PJ/NI<br />
Weiter Informationen über AMICA/HTRU sind unter<br />
http://urban.hunter.cuny.edu/amica/<br />
32<br />
re SOLUTION
LEICA WELT<br />
Leica würdigt herausragende Forschung<br />
auf dem Gebiet der Pathologie<br />
Bannockburn/Philadelphia. Leica Microsystems hat<br />
für den Sheard Sanford Award 2001 ein Leica DM LS<br />
Labormikroskop gestiftet. Es wurde der Preisträgerin,<br />
Dr. Iris Schrijver vom Institut für Pathologie an der<br />
Stanford University School of Medicine in Stanford,<br />
Kalifornien, überreicht. Die Forschungsarbeit, für die<br />
sie ausgezeichnet wurde, trägt den Titel „Homozygote<br />
Faktor-V-Mutation an der Bindungsstelle bei<br />
einer Familie mit Faktor-V-Mangel und Blutungen“.<br />
Der Wettbewerb fand während der Jahrestagung<br />
der Amerikanischen Gesellschaft für Klinische Pathologie<br />
des College of American Pathologists (ASCP/<br />
CAP) im Oktober in Philadelphia statt. Marketing-<br />
Managerin Jill Dreschler überreichte den Preis, und<br />
Barbara McKenna, Mitglied der Commission on<br />
Graduate Medical Education in Pathology, gab die<br />
Gewinnerin bekannt. Mit dem Sheard Sanford Award<br />
werden herausragende Arbeiten auf dem Gebiet der<br />
pathologischen Forschung ausgezeichnet. Alle eingereichten<br />
Zusammenfassungen werden im American<br />
Journal of Clinical Pathology veröffentlicht. > JD<br />
Sie verkündeten, gewannen<br />
und überreichten den<br />
Sheard Sanford Award.<br />
Hervorragende Biologielehrer in Montreal ausgezeichnet<br />
Montreal. Über 50 Biologielehrer wurden im November<br />
2001 im Rahmen einer Sonderveranstaltung<br />
geehrt. Auf einem Treffen des nationalen Biologielehrerverbandes<br />
(NABT) in Montreal erhielt jeder<br />
„<br />
von ihnen ein Leica BM E Ausbildungsmikroskop<br />
mit besonderen Grüßen von Leica Microsystems.<br />
Die Lehrer waren Sieger des OBTA-Wettbewerbs<br />
für herausragende Biologielehrer,<br />
“<br />
den Leica seit<br />
35 Jahren unterstützt. Als Preis stellt das Unternehmen<br />
dafür jeweils eines seiner neuesten Ausbildungsmikroskope<br />
zur Verfügung.<br />
„Lehrer benötigen alle nur erdenkliche Unterstützung,<br />
denn die Anforderungen an den Lehrberuf steigen genauso wie der<br />
Bedarf an hervorragend ausgebildeten Fachkräften.“<br />
> Harold Sollenberger<br />
Das OBTA-Programm würdigt die Leistung von Biologielehrern,<br />
die in den 50 Bundesstaaten, Washington<br />
DC, Puerto Rico und den Überseegebieten in den<br />
Klassen 7 bis <strong>12</strong> unterrichten. Der Weg zum Sieg ist<br />
hart: Die Anwärter müssen von einem Kollegen,<br />
Dienstvorgesetzten, Schüler oder Elternteil vorgeschlagen<br />
werden, sich selbst bewerben und außerdem<br />
Empfehlungen von mindestens drei Personen<br />
beilegen, die mit ihrem Unterricht vertraut sind. Eine<br />
Jury besucht die Kandidaten für die Endausscheidung<br />
in ihren Schulen und beobachtet den Unterricht.<br />
Außerdem führt sie Gespräche mit der Verwaltung,<br />
mit Vertrauenslehrern, Schülern und Kollegen.<br />
Die Lehrer müssen mindestens drei Jahre lang in einer<br />
öffentlichen, privaten oder kirchlichen Schule unterrichtet<br />
haben, und zwar überwiegend Biologie oder ein<br />
damit eng verwandtes Fach. Das Auswahlgremium bewertet<br />
ihre didaktischen Fähigkeiten, ihre Erfahrung,<br />
ihr Engagement in Schule und Gesellschaft, ihren<br />
Einfallsreichtum und ihr Verhältnis zu den Schülern.<br />
Ein ehemaliger OBTA-Sieger, Harold Sollenberger aus<br />
Kendallville, Indiana, betont: „Lehrer benötigen alle nur<br />
erdenkliche Unterstützung, denn die Anforderungen<br />
an den Lehrberuf steigen genauso wie der Bedarf<br />
an hervorragend ausgebildeten Fachkräften.“ > PJ/KH<br />
re SOLUTION<br />
33
LEICA WELT<br />
gewirkt haben, waren auch unter den Festrednern<br />
und Gratulanten.<br />
Anhand eines umfassenden Querschnitts der historischen<br />
Geräte konnten die Festgäste in einer Ausstellung<br />
die Wissenschaftsgeschichte nachvollziehen.<br />
Zuvor jedoch waren Freunde und Kunden der<br />
Leica Mikrosysteme GmbH im prächtigen Rahmen<br />
des Palais bei Kammermusik empfangen und verköstigt<br />
worden. Und Marketingmanager Ian Lamswood<br />
präsentierte das neue Leica Ultracut UCT<strong>12</strong>5.<br />
Fotos > Dr. Kirstin Henze<br />
Carl Reicherts Unternehmergeist<br />
Vorstandsvorsitzender Horst Wegener ließ die Unternehmensgeschichte<br />
Revue passieren <strong>–</strong> eine Geschichte,<br />
in der seit jeher Wetzlar und Wien eng<br />
miteinander verbunden waren. Einerseits durch<br />
familiäre Bande zwischen Carl Reichert und Ernst<br />
Leitz, andererseits vor allem durch die gegenseitige<br />
geschäftliche und handwerkliche Unterstützung.<br />
Wegener hob Reicherts ausgeprägten Unternehmergeist<br />
hervor, mit dem ihm der Übergang<br />
von handwerklicher zu industrieller Fertigung von<br />
Mikroskopen zum Erfolg wurde.<br />
Weltspitze bei Mikrotomen<br />
Nach jahrzehntelangen Fortschritten im Bereich der<br />
Mikroskopie mit Meilensteinen wie dem ersten Fluoreszenzmikroskop<br />
(1911), den großen Forschungsmikroskopen<br />
„Zetopan“ (1950), „Univar“ und „Polyvar“<br />
<strong>12</strong>5.Geburtstag inWien<br />
Oben: Arbeitnehmer-Vertreter Gerhard<br />
Sirch schneidet die Geburtstagstorte an.<br />
Unten: Hellmuth Sitte, der die Ultramikrotomie<br />
maßgeblich geprägt und weiterentwickelt<br />
hat, bei seinem Festvortrag.<br />
Wien. 1876, Gründerjahre: Graham Bell baut das erste<br />
Telefon, Carl von Linde den ersten Kühlschrank, und<br />
Carl Reichert nimmt in Wien in seiner optisch-mechanischen<br />
Werkstätte die Herstellung von Mikroskopen<br />
auf. November 2001: Zahlreiche Jubiläumsgäste folgen<br />
der Einladung von Geschäftsführer Stefan David,<br />
in der österreichischen Hauptstadt Wien im Palais<br />
Ferstl gemeinsam eine <strong>12</strong>5-jährige Erfolgsgeschichte<br />
zu feiern, die Erfolgsgeschichte eines Unternehmens,<br />
das seit den ersten Schritten in Zeiten geistiger,<br />
wirtschaftlicher und sozialer Umwälzungen einen<br />
hervorragenden Ruf genießt. Diese Reputation<br />
von Qualitätsmikroskopen steht in Einklang mit der<br />
Reputation ihrer Benutzer: Namhafte Forscher wie<br />
Albert Schweitzer oder der Entdecker des Penicillins,<br />
Alexander Fleming, verließen sich für ihre wissenschaftlichen<br />
Entdeckungen auf die Präzisionsinstrumente<br />
von Reichert. Und namhafte Wissenschaftler<br />
und Entwickler wie Hellmuth Sitte und Claus Schindl,<br />
die entscheidend am Erfolg des Unternehmens mit-<br />
galt seit den 50er Jahren die besondere Aufmerksamkeit<br />
den Ultramikrotomen. Die von Prof. Dr. Hellmuth<br />
Sitte entwickelten Geräte machten das Unternehmen<br />
auf diesem Sektor zum unumstrittenen heutigen Weltmarktführer.<br />
Nach der Zusammenarbeit mit der US-amerikanischen<br />
American Optical Corporation 1962 und der<br />
Fusion mit Cambridge Instruments 1986 fusionierte<br />
die Firma 1990 mit Wild Leitz, und Leica entstand.<br />
Die Fusion erwies sich zunächst als schwierig,<br />
Investitionen und Beschäftigtenstand mussten stark<br />
eingeschränkt und die Mikroskopfertigung bis 1999<br />
eingestellt werden. Heute umfasst das Geräteprogramm<br />
eine komplette Instrumentenpalette für die<br />
Probenvorbereitung unter Raum- und Tieftemperaturen<br />
für das elektronenmikroskopische Labor.<br />
Schwerpunkt der Arbeit sind Forschung, Entwicklung<br />
und Montage neuer Geräte. > KH<br />
34 re SOLUTION
LEICA WELT<br />
„Wunderwelt im Wassertropfen“ und<br />
„Wat is’n Wattwurm?“<br />
Kinder erforschen die mikroskopisch<br />
kleine Lebenswelt in einer Großstadt und am<br />
Urlaubsort eines Großstädters.<br />
Fotos > Dr. Birger Neuhaus<br />
Hosenbeine hochgekrempelt und rein<br />
in die Panke. Schüler nehmen Proben im<br />
Bereich des Bürgerparks.<br />
Ein Mensch steht auf einem hohen, weißen Turm und<br />
schreit in die Welt hinaus „Hört mich jemand?“ In<br />
einem Cartoon brachte so ein Zeichner das Dilemma<br />
des modernen Wissenschaftlers auf den Punkt: Der<br />
In einem Memorandum wird von den Wissenschaftlern<br />
sinngemäß gefordert: „Raus aus dem<br />
Elfenbeinturm <strong>–</strong> ran an die Öffentlichkeit.“<br />
Wissenschaftler im Elfenbeinturm, der eigentlich für<br />
die Gesellschaft forscht, aber von der Öffentlichkeit<br />
nicht oder nur unzureichend wahrgenommen wird.<br />
Dieses Problem hat der Stifterverband für die<br />
Deutsche Wissenschaft sehr ernst genommen und<br />
daher das Schwerpunktprogramm Public understanding<br />
of science and humanities (PUSH) aufgelegt.<br />
In einem von Repräsentanten aller wichtigen Wissenschaftsorganisationen<br />
unterzeichneten Memorandum<br />
(www.stifterverband.de/push_memorandum) wird von<br />
den Wissenschaftlern sinngemäß gefordert: „Raus<br />
aus dem Elfenbeinturm <strong>–</strong> ran an die Öffentlichkeit.“<br />
re SOLUTION<br />
35
LEICA WELT<br />
Flohkrebse zappeln im Sammelnetz, kleinste Insektenlarven<br />
krümmen sich auf dem Finger.<br />
Im Gelände werden die ersten Eindrücke in Form von<br />
sogenannter „landart“ abgebildet. Hierbei legen die<br />
Schüler Bilder auf den Boden aus Dingen, die die<br />
Natur hergibt: aus Blütenblättern, Stöckchen und<br />
Steinen entstehen Libellenlarven, Teichmolche und<br />
Sonnentierchen. Vor dem nächsten Windstoß wird<br />
diese vergängliche Kunst fotografisch festgehalten.<br />
Während der Wanderung fällt den Kindern auf, dass<br />
die Panke als Lebensraum für Tiere in weiten Bereichen<br />
problematisch ist. Die Kinder betätigen sich als<br />
Umweltdetektive und protokollieren, was im Wasser<br />
und am Flussufer an Müll zu finden ist, und sind betroffen.<br />
Die Wasserqualität wird mit einem Wasserchemiekasten<br />
direkt im Gelände gemessen. Entsprechend<br />
dem Farbumschlag im Reaktionsgefäß<br />
lesen die jungen Forscher die Konzentration von<br />
Nitrat, Nitrit und Phosphationen ab.<br />
Wer hat je von Nadelhälsern, Großmäulern,<br />
Kiefermündchen oder Drachenfadenwürmern<br />
gehört, geschweige denn sie jemals gesehen?<br />
Beobachtungen selbstgefangener Tiere.<br />
Wird der Vielfraßegel seinem Namen<br />
gerecht?<br />
Diesem Motto folgend, initiierten Dr. Charles Oliver<br />
Coleman und Dr. Birger Neuhaus vom Museum<br />
für Naturkunde der Humboldt-Universität zu Berlin<br />
gemeinsam mit zwei Berliner Kindermuseen zwei<br />
Projekte: „Lebewesen in einer Großstadt“ und „Am<br />
Urlaubsort eines Großstädters“. Beide Projekte<br />
wurden vom Stifterverband prämiert und von Leica<br />
Microsystems gefördert. Aus Zoo und Fernsehen<br />
kennt jedes Kind die exotischsten Tiere wie Elefant,<br />
Tiger und Kondor <strong>–</strong> doch die Mikrowelt vor der<br />
eigenen Haustür?<br />
Wunderwelt im Wassertropfen<br />
Im ersten Projekt erkundeten die Schüler und ihre<br />
Familien, angeleitet von Wissenschaftlern des Forschungsmuseums,<br />
die Panke in Berlin, um spielerisch<br />
die Arbeit eines Wissenschaftlers nachzuempfinden.<br />
Die jungen Forscher krempeln sich die Hosenbeine<br />
hoch und suchen im Bach nach Tieren. Zuerst noch<br />
etwas ängstlich, ekeln sie sich vor dem 10 cm großen<br />
Vielfraßegel. Doch die Scheu ist schnell überwunden<br />
und das Jagdfieber greift um sich: Winzige Muscheln<br />
werden aus dem Sand des Flussbettes ausgelesen,<br />
Am nächsten Tag werden die Proben analysiert.<br />
Größere Organismen werden mit Binokularlupen<br />
beobachtet. Die Kleinstlebewesen, z.B. Einzeller und<br />
kleine Wasserflöhe, werden unter modernsten Lichtmikroskopen<br />
untersucht. Ein Teil der Mittel, die der<br />
Stifterverband zur Verfügung gestellt hat, wurde in<br />
eine Projektionsanlage investiert: Über eine Videokamera<br />
kann man einen Blick durch das Leica-<br />
Forschungsmikroskop DM LB werfen, auf einem<br />
großen Monitor lassen sich dann Details der Tiere<br />
erklären oder seltene Geschöpfe vorstellen.<br />
Für Kinder ist heute der Umgang mit dem Internet<br />
eine Selbstverständlichkeit, und sie sind davon<br />
begeistert, ihre Zeichnungen im Internet wiederzufinden.<br />
Per E-Mail erhalten die Wissenschaftler<br />
des Museums für Naturkunde nach den Veranstaltungen<br />
Kommentare wie diesen: „Wir bedanken uns<br />
für heute im Museum. Ihr habt eine so tolle Kinder-<br />
Forscherei mit uns gemacht. Ich war so begeistert<br />
von eurer Arbeit, dass ich sogar schon angefangen<br />
habe, bei meinem Freund im Garten Sachen zu<br />
sammeln: Würmer und Erde, Brennnesselblätter,<br />
Sand, Blüten und Holzspäne. Ich würde bald wieder<br />
kommen, bitte schreibt mir, wenn es wieder geht...“<br />
Lukas, 7 Jahre. Details und Programm zur „Wunderwelt<br />
im Wassertropfen”: http://www2.hu-berlin.de/<br />
~h0662bnj/push/<br />
Wat is’n Wattwurm? Kinder und<br />
Familien erforschen die verborgene Welt<br />
des Wattenmeeres<br />
Wem sind nicht schon von Kindheit an die Möwen,<br />
Seesterne und Krabben der Nordsee vertraut? Diese<br />
36<br />
re SOLUTION
LEICA WELT<br />
mit bloßem Auge sichtbare Tierwelt lernen auch<br />
Berliner Schulklassen im zweiten Projekt bei ihren<br />
Schullandheimaufenthalten auf den Nordseeinseln<br />
Föhr und Amrum kennen. Doch wer weiß schon, dass<br />
zwischen den Sandkörnern des Wattenmeeres eine<br />
Welt bizarrster Lebewesen existiert, die dem bloßen<br />
Auge verborgen sind? Wer hat je von Nadelhälsern,<br />
Großmäulern, Kiefermündchen oder Drachenfadenwürmern<br />
gehört, geschweige denn sie jemals<br />
gesehen?<br />
Flugs wird ein Tagesraum im Schullandheim zum<br />
Labor umfunktioniert, weißbekittelte Kinderforscher<br />
spielen für zehn Tage Wissenschaftler, und Medienteams<br />
dokumentieren die Forschung mit zwei<br />
Videokameras. Das erste Ziel im Watt ist der Strandknick.<br />
Dort, wo das Süßwasser der Insel austritt,<br />
kommen an der Oberfläche besonders viele mikroskopisch<br />
kleine Tiere vor. In wenigen Zentimetern<br />
Tiefe wechselt der Sand seine Farbe von Goldgelb<br />
nach Schwarz. Der penetrante Geruch von faulen<br />
Eiern, also von Schwefelwasserstoff, macht sich<br />
bemerkbar. Kein Kind kann sich vorstellen, dass in<br />
diesem Milieu noch Tiere leben. Trotzdem sind die<br />
Kinder sehr engagiert: Eines sticht den Sand aus, ein<br />
anderes organisiert ein Probengefäß, zwei schreiben<br />
die Fundort-Etiketten.<br />
Das zweite Ziel sind die Wohngänge des Sandpierwurms.<br />
Warum sind die Röhren heller als das umgebende<br />
Sediment? Die Lösung: Der Wurm strudelt<br />
sich sauerstoffreiches Wasser zu. Und in dem Sediment<br />
um den Fresstrichter herum leben bestimmte<br />
mikroskopisch kleine Tiere bevorzugt.<br />
Weiter geht es zum dritten Lebensraum, dem Schlick.<br />
Manchem ist der Schmodder, der zwischen den<br />
Zehen hervorquillt, nicht ganz geheuer. Doch dann<br />
überwiegt die Faszination.<br />
Zurück ins Labor. Die Kinder wissen mittlerweile,<br />
dass die kleinen Tierchen Haftorgane haben und sich<br />
nicht so einfach ausspülen lassen. Aber man kann die<br />
Lebewesen überlisten: durch Betäubung mit dem<br />
Salz Magnesiumchlorid oder durch Überschichten<br />
mit Seewassereis. Aus der trüben Schlickbrühe<br />
lassen sich die Tiere durch Luftbläschen herauslösen<br />
und an die Wasseroberfläche tragen.<br />
Endlich kommt der spannendste Teil, das Mikroskopieren.<br />
Die Kinder sind Feuer und Flamme. Anhand<br />
eines Bild-Bestimmungsschlüssels werden die verschiedenen<br />
Tiergruppen identifiziert. Die Forscher<br />
zeichnen das Gesehene wie Wissenschaftler.<br />
I<br />
Der Lebensraum zwischen den Sandkörnern<br />
birgt eine große Vielfalt an Lebensformen;<br />
das ist auch den Jungforschern klar geworden.<br />
In der Abschlussbesprechung zeigt sich, dass die<br />
Kinder die Größe der Tiere nur schwer einschätzen<br />
können. Abstrakte Zahlen wie die Vergrößerung des<br />
Mikroskops helfen nicht recht weiter. Erst der Vergleich<br />
mit einem bekannten Objekt schafft Klarheit:<br />
Ein Ruderfußkrebs ist etwa 5-mal breiter als das<br />
Kopfhaar eines Lehrers, das zum Vergleich mit eingebettet<br />
worden ist. Und wo leben die Tiere genau?<br />
Bei dem Modell mit verschiedenen Fruchtgummi-<br />
Würmern, Bären oder Schnecken und Schokoladen-<br />
Sandkörnern liegt die Antwort auf der Hand: Die Tiere<br />
leben im Sandlückensystem zwischen den Sandkörnern.<br />
Natürlich dürfen die Kinder vom süßen Vergleichsmaterial<br />
eine „Probe ziehen”.<br />
Auch die Kernfragen des Projektes nach der „verborgenen<br />
Welt des Wattenmeeres” und „Wat is’n Wattwurm?”<br />
lassen sich nun beantworten: Auf Föhr kann<br />
man etwa 600 mikroskopisch kleine Arten aufspüren,<br />
die zu den Würmern, Wimpertierchen, Nesseltieren,<br />
Im Watt auf der Suche nach<br />
Kleinstlebewesen: Berliner Schüler<br />
nehmen Proben.<br />
re SOLUTION<br />
37
LEICA WELT<br />
Auf der großen Leinwand des Hörsaals<br />
wirken die Winzlinge aus dem Sand spektakulär,<br />
denen möchte man nicht in der Sandlücke<br />
begegnen.<br />
Schnecken, Muscheln, Bärtierchen, Krebsen oder<br />
Milben gehören. Sie bewegen sich fort durch Wimpern,<br />
paddelförmige Beine, Schlängelbewegungen,<br />
gegliederte Beine, sie fressen Sand, saugen Bakterien<br />
ein oder Artgenossen aus, filtrieren kleinste<br />
Teilchen aus dem Wasser heraus. Der Lebensraum<br />
zwischen den Sandkörnern birgt eine große Vielfalt<br />
an Lebensformen; das ist auch den Jungforschern<br />
klar geworden.<br />
Spannender Blick durch’s Mikroskop: Was<br />
haben wir im Watt an Tieren gefunden?<br />
Wieder zurück in Berlin lädt das Museum für Naturkunde<br />
zu einem „Forschungstag” ein: Familien lernen<br />
die Tierwelt von Föhr mithilfe einer Videokamera auf<br />
einem Stereomikroskop und eines Videoprojektors<br />
kennen. Kinder aus dem Schullandheim-Aufenthalt<br />
zeigen, wie sich die mikroskopische Lebenswelt aus<br />
dem Sand mit einfachen Methoden herausholen lässt.<br />
Auf der großen Leinwand des Hörsaals wirken die<br />
Winzlinge aus dem Sand spektakulär, denen möchte<br />
man nicht in der Sandlücke begegnen. Zum Abschluss<br />
besichtigen die Familien den Arbeitsplatz<br />
eines Wissenschaftlers an einem naturkundlichen<br />
Forschungsmuseum.<br />
Die „Wunderwelt“ und der „Wattwurm“ wurden<br />
außerdem im Jahr der Lebenswissenschaften in einer<br />
Sonderausstellung am Museum für Naturkunde erfahrbar<br />
gemacht: Unter anderem konnten Lebewesen,<br />
die mit bloßem Auge kaum zu erkennen waren, von<br />
den Besuchern unter insgesamt 16 Mikroskopen<br />
beobachtet werden. Je ein Film informierte über<br />
Mikroorganismen und über die Kinderforschung auf<br />
Föhr, und im „Kunstlabor“, einer interaktiven Ausstellung,<br />
wurden Kunst und Naturwissenschaften miteinander<br />
verbunden. Außerdem veranschaulichten<br />
Posterstellwände und eine interaktive PC-Installation<br />
die Aktivitäten, die innerhalb des PUSH-Projektes<br />
angeboten wurden und gaben Einblicke in die<br />
wissenschaftlichen Forschungsarbeiten an einem<br />
naturkundlichen Museum.<br />
> Dr. Charles Oliver Coleman, Dr.Birger Neuhaus<br />
(Museum für Naturkunde, Berlin), Karen Hoffmann<br />
(Kinder- und Jugendmuseum Prenzlauer Berg) und<br />
Roswitha von der Goltz (Labyrinth Kindermuseum<br />
Berlin)<br />
38 re SOLUTION
LEICA WELT<br />
Leica ICM1000 an der Ruhr-Universität Bochum<br />
Der Physik ein<br />
Schnippchen geschlagen?<br />
Impressum<br />
reSOLUTION ist das Magazin für Kunden und<br />
Geschäftsfreunde von Leica Microsystems<br />
Herausgeber<br />
Leica Microsystems AG,<br />
Wetzlar (Deutschland)<br />
Redaktion<br />
Wilfried Sauer (verantw.)<br />
Dr. Jochen Blödorn<br />
Bernd Kleine<br />
Molly Lundberg<br />
Ralf Niggemann<br />
Als allgemein anerkanntes Standardverfahren bei der<br />
quantitativen Charakterisierung von Materialoberflächen<br />
gilt der Einsatz von Profilometern. Diese Instrumentenklasse<br />
besteht aus einer sehr feinen Tastspitze,<br />
mit der eine Oberfläche abgetastet wird.<br />
Erfahrungsgemäß ist eine Oberfläche nicht immer<br />
gleichmäßig aufgebaut. Um eine repräsentative Aussage<br />
über die Oberflächenbeschaffenheit zu erhalten,<br />
sind viele Messvorgänge an verschiedenen Stellen<br />
notwendig <strong>–</strong> ein sehr zeitintensives Verfahren.<br />
Wer glaubt, am Ende ein objektives Ergebnis zu erhalten,<br />
muss sich oft eines Besseren belehren lassen:<br />
Das Messergebnis wird wesentlich beeinflusst durch<br />
die geometrische Beschaffenheit der Messspitze<br />
selbst. Je kleiner und feiner die Messspitze ist, desto<br />
geringer beeinflusst ihre Form in aller Regel das<br />
Messergebnis.<br />
Prof. Dr. Michael Pohl vom Institut für Werkstoffprüfung<br />
der Ruhr-Universität in Bochum gilt als anerkannter<br />
Experte im Bereich der Werkstoffprüfung<br />
und der Unfallursachenforschung. Auf der Suche<br />
nach neuen Messverfahren, die deutlich geringere<br />
Einschränkungen bei der Charakterisierung von<br />
Werkstoffoberflächen aufweisen sollten, wurde an<br />
seinem Institut auch das Leica ICM1000 eingesetzt.<br />
Die Ergebnisse waren verblüffend.<br />
Wie physikalisch zu erwarten war, kann der feinfokussierte<br />
Laserstrahl des Leica ICM1000 feinere<br />
Details der Oberfläche abbilden als ein standardmäßig<br />
eingesetzter mechanischer Tastkopf. Des Weiteren<br />
kann aufgrund der hohen Spangeschwindigkeit,<br />
mit der der Laserstrahl die gesamte Oberfläche<br />
abtastet, in deutlich kürzerer Zeit eine große Menge<br />
an Daten über Details der Oberfläche gesammelt<br />
werden <strong>–</strong> und das berührungsfrei.<br />
Hochgenaue Ergebnisse:<br />
Vermessung des Höhenprofils<br />
eines elektronischen Bauteils<br />
Das Leica ICM1000 schließt damit eine Lücke bei den<br />
Analyseverfahren bei der Oberflächencharakterisierung<br />
und vereint dabei den Vorteil der extremen<br />
Tiefenschärfe eines Rasterelektronenmikroskops mit<br />
dem einer einfachen Probenpräparation in der Lichtmikroskopie<br />
und dem quantitativen Messvermögen<br />
von Profilometern.<br />
Zur Prüfung der Messgenauigkeit wurden mit dem<br />
Leica ICM1000 Höhenstandardproben genau bekannter<br />
geometrischer Abmessungen untersucht. Dabei<br />
lagen die zu vermessenden Höhenunterschiede unter<br />
dem theoretisch zu erwartenden optischen Auflösungsvermögen.<br />
Eigentlich wäre zu erwarten, dass<br />
ein solches Messsystem keine genaueren Werte<br />
ergeben kann, als es das optische Auflösungsvermögen<br />
des Instruments zulässt. Es ergab sich reproduzierbar<br />
eine Abweichung des vom Leica ICM1000<br />
ermittelten Messwertes von weniger als zwei Prozent<br />
vom angegebenen Standardwert, die unterhalb des<br />
optischen Auflösungsvermögens liegt.<br />
Der Physik ein Schnippchen geschlagen? Offensichtlich<br />
sind die derzeitigen mathematischen Modelle<br />
zur Beschreibung des Auflösungsvermögens<br />
eines solchen Instruments gröber als das Instrument<br />
selbst. > RK<br />
Redaktionsanschrift<br />
Leica Microsystems AG<br />
Wilfried Sauer<br />
Ernst-Leitz-Str. 17-37<br />
35578 Wetzlar, Deutschland<br />
Tel.: +49 (0) 64 41 / 29 - 22 00<br />
Fax: +49 (0) 64 41 / 29 - 25 27<br />
www.leica-microsystems.com<br />
Mail:<br />
Wilfried.Sauer@Leica-Microsystems.com<br />
Layout<br />
Sign-Kommunikation GmbH, Frankfurt<br />
Regine Lamprecht<br />
Produktion<br />
Uwe Neumann<br />
Erscheinungsweise<br />
zweimal jährlich<br />
Druck<br />
Druckerei Kempkes<br />
Offset- und Buchdruck GmbH<br />
Gladenbach<br />
Titelfoto<br />
Bernd Euring, Frankfurt<br />
Mit Beiträgen von<br />
Dr. Walter Brüschweiler<br />
Wayne Buttermore > WB<br />
Dr. Charles Oliver Coleman<br />
Beverly Cruxon > BC<br />
Jill Dreschler > JD<br />
Roswitha von der Goltz<br />
Ingrid Haack > Hck<br />
Dr. Kirstin Henze > KH<br />
Karen Hoffmann<br />
Michael Huesmann<br />
Natja Igney > NI<br />
Pam Jandura > PJ<br />
Rolf Kickuth<br />
Ralph Kühnle > RK<br />
Dr. Birger Neuhaus<br />
Chick Passione > CP<br />
Dr. Jürgen Paul > JP<br />
Sabine Schöllhammer > SS<br />
Bestell Nr. Ausgabe 01/02<br />
English 1192 4066<br />
German 1192 4065<br />
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