Hänsel & Gretel „Es war einmal“… denn so beginnen alle ... - Orkpack

Hänsel & Gretel
„Es war einmal“… denn so beginnen alle guten Geschichten über Abenteuer, Gefahr, Mut und jene
tapferen Helden, die diese aufregenden Reisen auf sich nehmen.
Und so beginnt auch unsere Reise mit einem
„Es war einmal…“
Die Reise der Helden für dieses märchenhafte Abenteuer beginnt in Dunkelbrunn, der Hauptstadt
Azatherias. Was die Helden hierher verschlagen hat und warum sie auf direktem Wege nach Rabrek
gelangen möchten, mögen sie selbst berichten. Ob sie in einer Taverne aufeinander treffen, oder auf
dem Weg ins Gespräch kommen bleibt Ihnen als Spielleiter überlassen. Sie sollten jedoch
gemeinsam den kürzesten, wenn auch gefährlicheren Weg durch den Traumweberwald auf sich
nehmen.
Zum Vorlesen oder Nacherzählen
Ein kleiner gewundener Trampelpfad führt Euch in den dichter werdenden Mischwald. Zwischen
Laub- und Tannenbäumen wachsen mannshohe Farne, faustdicke Pilze bedecken den feuchten
Waldboden. Im Unterholz vernehmt Ihr das Rascheln von Tieren, die durch Eure Anwesenheit
aufgeschreckt, tiefer in das dichte Grün huschen. Es ist noch früher Morgen und die Strahlen der
jungen Sonne lassen den langsam schwindenden Nebel in einem geisterhaften Licht schimmern. Ein
kleiner Bach sprudelt munter neben Euch her und windet sich in engen Kurven um die zahlreichen
Bäume.
Mit einem Mal vernehmt Ihr ein merkwürdiges Klopfen. Wie heißt noch gleich dieser hübsche Vogel,
der auf der Suche nach schmackhaften Käfern emsig gegen Baumstämme hämmert? (bestimmt
kommt einer drauf) Richtig, ein Specht! Nein, wie ein Specht klingt es nicht. Langsamer sind die
Schläge, fester. Fast schon beruhigend. Wie der sanfte Herzschlag eines Riesen. Nun… was könnte
das nur sein…?
Wir hoffen mal auf neugierige Helden und locken die Gruppe ein wenig tiefer in den Wald. Die
Bäume werden dichter, das Durchkommen schwieriger. Schließlich gelangen die jungen Helden an
eine besonders großgewachsene Blaufichte. An ihr befindet sich eine Holzkonstruktion, die dafür
sorgt, dass ein Ast mit steter Regelmäßigkeit gegen den Baumstamm schlägt. So entsteht das
Klopfen, welches die Helden schon von weitem gehört haben. Doch weit und breit ist niemand zu
sehen. Die Frage bleibt, welche Bedeutung diese Konstruktion haben mag und wer sie hier, mitten im
dichten Gehölz gebaut hat. Die Helden haben die natürlich die Möglichkeit, den Baum vor weiteren
Schlägen zu schützen…
Da sie hier weiter nichts finden werden, sollten sie versuchen wieder an den Bach zu gelangen, um
ihren Weg fortzusetzen. Nach etwa einer halben Stunde vernehmen sie nicht nur das vertraute
Plätschern sondern entdecken ebenfalls 2 Kinder.

Eng aneinander gekuschelt liegen ein Junge und ein Mädchen, beide nicht älter als 8 oder 9 Jahre, im
weichen Moos, notdürftig geschützt mit einer alten kratzigen Wolldecke. Als Ihr näher heran tretet
werden sie wach und schauen erschrocken und verängstigt zu Euch hoch. Ihr blickt in ihre schmalen
Gesichter, seht ihre mageren Körper. Sie sehen aus, als hätten sie seit Tagen nichts gegessen. Sie
müssen hungrig sein…
Sobald die Helden den Kindern etwas zu essen anbieten, werden diese Vertrauen schöpfen. Sie
scheinen schon längere Zeit nicht ausreichend ernährt worden zu sein. Auf Nachfrage werden sie
berichten, dass ihr Vater und ihre Stiefmutter ihnen ein Stück Brot gaben und ihnen auftrugen hier zu
warten, bis sie sie am Abend wieder abholen würden. Derweil würden sie Holz hacken gehen. Als es
dämmerte wurden die Kinder müde und legten sich schlafen. Sie hörten ja in der Ferne, den
vertrauten Klang der Axt.
Achtung: sollte die Konstruktion zerstört worden sein, so werden die Kinder nun vermuten, dass ihr
Vater mit der Arbeit fertig ist und sie bald holen wird!
Den Helden sollte jedoch schnell klar werden, dass man sich des Geschwisterpaares entledigen
wollte. Die Holzkonstruktion war ein Täuschungsmanöver. Sollten die Helden auf die Idee kommen,
die Kinder mit sich zu nehmen oder in die Obhut einer Amme bringen zu wollen, so werden diese
bitterlich weinen und erklären, dass ihr Vater sicherlich in Not gehandelt habe, denn die Familie
hungere seit Monaten und die gemeine Stiefmutter setze ihm arg zu. Sie werden auf jeden Fall nach
Hause wollen!
Die Helden haben also die Wahl, die Kinder gegen ihren Willen mit nach Rabrek zu schleppen (ein
Fluchtversuch der Geschwister wird die Gruppe dann zum nächsten Ziel führen), oder aber dem
Wunsch der Kinder nachzukommen und sie nach Hause zu geleiten.
Wie auch immer sich die Gemeinschaft entscheidet, das nächste Ziel wird folgendes sein:
Ihr wandert also gemeinsam mit den beiden Kindern durch den dichten Wald und irgendwann
beschleicht Euch ein seltsames Gefühl (Helden mit guter Magiekunde spüren „irgendetwas
Sonderbares liegt in der Luft“). Habt Ihr diesen Stein nicht schon einmal passiert? Habt Ihr nicht
bereits vor einer ganzen Weile an genau dieser Stelle des Baches Wasser in Eure Feldflaschen gefüllt?
Tatsache- die Gruppe hat sich verlaufen und irrt bereits seit Stunden durch den Traumweberwald.
Das ist jedoch nichts ungewöhnliches, denn nicht umsonst wird man als Reisender vor dieser Route
gewarnt. Manch einer hat diesen Forst nie wieder verlassen, heißt es…
Wie dem auch sei, eine Lösung muss her. Und wie das Schicksal es will, entdecken die tapferen
Recken in der Ferne ein kleines Häuschen. Hänsel und seine Schwester stürmen gleich darauf zu und
die Helden haben Mühe, den flinken, von Hunger getriebenen Kindern durch das Unterholz zu folgen.
Als sie sie erreichen, trauen sie ihren Augen kaum…
Ihr seht das Geschwisterpaar an der Ecke eines kleinen krummen Häuschens stehen, und eh Ihr es
Euch verseht, brechen sie doch tatsächlich ein Stück der Wand ab und knabbern daran herum!

Wenn Ihr näher tretet, erkennt Ihr, dass das gesamte Haus aus Lebkuchen und Zuckerguss besteht,
an den Fensterläden kleben die köstlichsten Süßigkeiten! Wagt Ihr Euch, davon zu kosten?
Auch wenn keiner der Helden sich voran traut, wird alsbald eine knarrige unheimliche Frauenstimme
ertönen:
„Knusper, knusper Knäuschen, wer knuspert an meinem Häuschen?“
Wer das Märchen kennt, wird nun wie aus der Pistole geschossen antworten: „Der Wind, der Wind,
das himmlische Kind.“ Sollte die Gruppe jedoch vor Schreck keinen Ton heraus bekommen, werden
Hänsel und Gretel diesen Part übernehmen. ;-)
Nachdem die Stimme verstummt ist und nichts weiter geschieht naschen das naive Mädchen und ihr
Bruder weiter an dem süßen Backwerk. Die Stimme meldet sich erneut und wieder antworten die
Kinder. Doch dieses Mal öffnet sich die kleine Tür zur Hütte mit lautem Knarren und heraus tritt ein
altes Mütterchen. Das krause schwarze Haar mit einem verblichenen, einst grünen Tuch verhüllt,
eine lange schiefe Nase im Faltenübersäten Gesicht, wackelt sie auf einem knorpeligen Stock gestützt
ins Freie. Aus großen stechend blauen Augen schaut sie sich um und bleibt schließlich mit ihrem
durchdringenden Blick auf dem Jungen und seiner Schwester hängen.
„Seid gegrüßt, Ihr lieben Kinderlein. Ihr seht ja völlig ausgehungert aus. Esst nur tüchtig weiter, mein
Haus steht Euch offen. Kommt doch herein, dann bereite ich Euch ein köstliches, herzhaftes Mahl.
Mögt Ihr gebratenes Hühnchen? Oder lieber Bohnen mit Speck? Auch Brot und Käse kann ich Euch
servieren. Es kommen so selten Gäste vorbei, die ich bewirten kann. Kommt nur, kommt herein.“
Unsere cleveren Abenteurer haben natürlich gleich geschaltet, dass mit dieser Frau was nicht stimmt,
oder? Die „nette Dame“ ist allerdings fast blind, so dass sie nur Personen wahrnimmt, die auf 1m an
sie heran treten. Es kann also durchaus sein, dass sie die Helden noch gar nicht bemerkt hat. So wird
sie entsprechend überrascht sein, sollte sich jemand einmischen.
Sie bittet Gretel ihr bei der Zubereitung der Speisen zur Hand zu gehen und verschwindet mit ihr im
Inneren des kleinen Hauses. Falls ein Mitspieler nun hinterher eilt um das Mädchen zu retten, wird er
äußerst erstaunt sein. Sobald er die Schwelle der Hütte überschreitet sieht er… nichts! Die Hütte
sieht von innen völlig heruntergekommen aus und ist vollkommen leer! Tritt er/sie wieder ins Freie,
erscheint das Häuschen wieder einladend und köstlich!
Plötzlich öffnet sich Tür und Gretel und die Hexe treten heraus. Kurz darauf stehen alle genannten
Köstlichkeiten auf dem als Tisch umfunktionierten Baumstamm. Die Kinder greifen sofort zu und
schlagen sich die Bäuche voll. Auch die Helden dürfen sich bedienen. Jeder der zugreift, soll nun mit
einem 6-seitigen Würfel würfeln. Jeder mit einer geraden Zahl fällt bald in einen tiefen Schlaf. Alle
anderen werden Zeuge, wie die alte Frau für Hänsel ein Bett bereitet. In einem seltsamen
Nebengebäude…
Die Dunkelheit ist herein gebrochen und es bietet sich an, die Nacht hier auf dieser geschützten
Lichtung zu verbringen. Da Eure Kameraden bereits selig schlummern, wird es wohl das Beste sein,
unter freiem Himmel zu schlafen. Außerdem ist Euch das alte Mütterchen nicht ganz geheuer.
Gerade schafft sie einige Decken in einen Verschlag hinter ihrer Hütte. Hier solle der Junge schlafen,
seine Schwester könne mit ins Haus. Und eh Ihr reagieren könnt, schubst sie Hänsel hinein und

verschließt die Türe! Mit einer Geschwindigkeit, wie Ihr sie der Alten niemals zugetraut hättet, packt
sie Gretel am Handgelenk, zerrt sie in ihr Haus und wirft die Tür ins Schloß.
Geben Sie den Helden Zeit zu reagieren und im freien Rollenspiel nach Lösungswegen zu suchen.
Jeder Versuch, die Schlösser gewaltsam zu öffnen scheitert. In der Zwischenzeit ist es finstre Nacht.
Vielleicht sollte man weitere Bemühungen auf den nächsten Morgen verschieben…
Sobald die ersten Mitglieder der Reisegruppe erwachen, nehmen sie den Duft von verbranntem Holz
wahr. Sie entdecken schließlich hinter dem Haus einen alten großen Ofen. Und er ist bereits tüchtig
angeheizt. Da kommt auch schon die Hexe aus ihrem Haus und schubst Gretel in Richtung Ofen, sie
solle schauen, ob er bereits heiß genug sei. Gretel schaut hilfesuchend zu den Helden. Hat jemand
eine gute Idee, was zu tun ist? Natürlich könnten die Helden die Hexe nun auch überrumpeln. Sie ist
zwar Magiebegabt, aber gegen eine Übermacht wäre auch sie hilflos. Da wir in unseren Abenteuern
Weitestgehends auf Gewalt verzichten wollen, ist jede friedliche Lösung erlaubt und sollte belohnt
werden! Die Hexe muss nicht wie im klassischen Märchen im Ofen landen.
Für den Fall der Fälle: die Kampfwerte der Hexe
Lebenspunkte: 10 Zauberpunkte: 5 Angriff: 2
Sobald das alte Mütterchen außer Gefecht gesetzt ist, lassen alle Zauber nach.
Mit einem Male verändert sich Euer Umfeld. Das süße Knusperhäuschen zerfällt zu einer alten
Bruchbude, der Verschlag in dem Hänsel eingepfercht war besteht bloß noch aus einzelnen
verrotteten Brettern.
Wer sich noch einmal genauer umschaut, wird etwas Glänzendes unter den Trümmern entdecken.
Du hebst einige Planken beiseite und triffst tatsächlich auf einen alten Kessel voller Gold und
Edelsteine!
Im Detail hinterlässt die Hexe: 24 Edelsteine - 600 Goldmünzen - 1 großen Kupferkessel. Diverse
Kräuter und Heilpflanzen finden sich im umliegenden Gelände.
Ob und wie der Schatz aufgeteilt wird sollte ganz der Gruppe überlassen werden. Großzügigkeit und
Selbstlosigkeit können am Ende durch zusätzliche Abenteuerpunkte belohnt werden.
Nun aber auf! Die Kinder können es kaum erwarten nach Hause zu kommen. Und jetzt, wo jeglicher
Zauber verschwunden scheint, findet Ihr auch schnell wieder auf den rechten Weg zurück. Schon
bald mündet der kleine Bachlauf in einen riesigen See. Nach beiden Seiten ist kein Ende in Sicht.
Egal in welche Richtung man gehen würde, es wäre ein Umweg von etwa einem halben Tagesmarsch.
Doch direkt auf der anderen Seite sieht man einen Weg verlaufen. Und die Geschwister wissen, dass
dieser Weg direkt nach Hause führt. Doch wie soll man dort hinkommen?

In einer sehr alten Version des Märchens hilft an dieser Stelle ein Schwan den Kindern bei der
Überfahrt. Doch wir wollen es gegen Ende erst noch einmal spannend machen!
Da steht Ihr nun vor dem großen Wasser. Und wie soll es nun weitergehen? Während Ihr noch
grübelt vernehmt Ihr mit einem Mal hinter Euch ein Rascheln im Gestrüpp. Langsam schieben sich
die grauen Schnauzen von drei hungrigen Wölfen aus dem Unterholz. Mit gebleckten Zähnen und
tropfendem Sabber schreiten sie weiter und weiter auf Euch zu und drängen Euch näher dem See
entgegen.
Jetzt kommt es noch einmal drauf an. Hänsel und Gretel werden geistesgegenwärtig ins Wasser
flüchten. Wer sie dabei beobachtet, sieht wie 2 Schwäne auf sie zu gleiten. Die Kinder klettern auf die
Rücken der vornehmen weißen Tiere werden durch das grüne Wasser sicher ans andere Ufer
gebracht. Tun die Helden es ihnen gleich, werden auch sie von weiteren Schwänen huckepack auf die
andere Seite befördert.
Aber auch hier bleibt die Wahl bei den Spielern. Sie können auch kämpfen oder vielleicht fällt ihnen
sogar noch etwas Besseres ein ;-). Auch nach einem Kampf warten genügend Schwäne darauf, alle
ans gegenüberliegende Ufer zu bringen von wo aus ihnen Hänsel und Gretel dann bereits
freudestrahlend entgegen winken.
Für alle Fälle: die Kampfwerte der Wölfe
1 Leitwolf: Lebenspunkte 12 Zauberpunkte 0 Angriff 4
2 weitere Wölfe: (jeweils) Lebenspunkte 9 Zauberpunkte 0 Angriff 3
Schließlich und endlich gelangt die Gesellschaft an ein kleines Holzhaus am Wegesrand. Kaum sehen
die Kinder es, rennen sie darauf zu und fallen ihrem aus der Tür tretenden, reumütigem Vater
glücklich um den Hals. Die böse Stiefmutter hat ihn verlassen.
An dieser Stelle ist selbstverständlich Raum und Zeit für eine Moralpredigt an den Vater. Falls dies
einem der Mitspieler nötig erscheint ;-)
Für dieses Abenteuer gibt es 300 AP pro Held. Für friedliche Konfliktlösungen je weitere 150 AP.
Wenn der gesamte Schatz an Hänsel und Gretel abgetreten wurde noch zusätzliche 150 AP für jeden.
Und so bleibt mir nur noch eines zu sagen:
Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute…