Festschrift - SPD-Ortsverein Dinkelsbühl
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Kurt Beck<br />
Liebe Genossinnen und Genossen,<br />
der <strong>SPD</strong>-<strong>Ortsverein</strong> <strong>Dinkelsbühl</strong> kann in diesem<br />
Jahr auf sein 100-jähriges Bestehen zurückblicken.<br />
Zu diesem stolzen Jubiläum gratuliere ich recht<br />
herzlich.<br />
Jahrestage wie dieser sind Anlass zum Rückblick:<br />
Die Sozialdemokratie ist als älteste demokratische<br />
Partei unseres Landes seit ihrer Gründung 1863 Teil<br />
einer Freiheitsbewegung, die für mehr Demokratie<br />
und Gerechtigkeit eintritt. Mit Stolz kann die <strong>SPD</strong><br />
auf ihre historischen Leistungen zurückblicken. Die<br />
Sozialdemokratie, die sich in fast 145 Jahren nie aus<br />
politischen Gründen umbenennen musste, hat stets<br />
gegen Krieg und Unterdrückung gekämpft und die<br />
Geschichte unseres Landes, seine politische und<br />
soziale Kultur, entscheidend geprägt.<br />
Es war die <strong>SPD</strong>, die die Werte der europäischen<br />
Aufklärung in Deutschland durchgesetzt hat. Dazu<br />
gehört der Einsatz für das Recht der Arbeitnehmerschaft<br />
auf wirtschaftliche und gesellschaftliche<br />
Teilhabe ebenso wie die Durchsetzung des Frauenwahlrechts.<br />
Die <strong>SPD</strong> war die verlässlichste Stütze<br />
der ersten deutschen Demokratie. Ihre Mitglieder<br />
haben aufopfernd gegen den Nationalsozialismus<br />
gekämpft. Die tapfere Haltung mutiger Sozialdemokratinnen<br />
und Sozialdemokraten, die sich den Nationalsozialisten<br />
entschlossen in den Weg stellten – im<br />
Reichstag bei ihrer Ablehnung des Ermächtigungsgesetzes<br />
wie auf den Straßen – war beispielgebend<br />
und ist es uns bis heute. Nach 1945 galt es, Freiheitsrechte<br />
gegen den Kommunismus zu verteidigen.<br />
Auch hier stand die Sozialdemokratie entschlossen<br />
auf der Seite der Demokratie. Viele Genossinnen<br />
und Genossen wurden für ihre Überzeugung seit<br />
1933 verfolgt, nicht wenige haben sogar ihr Leben<br />
verloren. Ihre Opfer für Freiheit und Demokratie sind<br />
uns dauerhafte Mahnung und Verpfl ichtung.<br />
In der Bundesrepublik hat die <strong>SPD</strong> die zweite deutsche<br />
Demokratie ab 1949 entscheidend mitgestaltet.<br />
Kurt Schumacher und Erich Ollenhauer haben<br />
die <strong>SPD</strong> nach Verbot und Verfolgung wieder aufgebaut.<br />
Das Godesberger Programm 1959 hat uns<br />
regierungsfähig gemacht. Die Ostpolitik unter Willy<br />
Brandt hat geholfen, den Eisernen Vorhang zu überwinden.<br />
Helmut Schmidt hat in schwierigen Zeiten<br />
Kurs gehalten. Mit Gerhard Schröder haben wir die<br />
umfassende Erneuerung unseres Landes begonnen<br />
und eigenständige außenpolitische Verantwortung<br />
bewiesen.<br />
Auch in den kommenden Jahren steht die Sozialdemokratie<br />
vor großen Aufgaben.Mit unserem neuen<br />
Grundsatzprogramm haben wir uns ihnen gestellt:<br />
Wir wollen das soziale Europa als eine politische<br />
Antwort auf die wirtschaftliche Globalisierung. Wir<br />
erstreben eine friedliche und gerechte Weltordnung.<br />
Wir wollen mit einem vorsorgenden Sozialstaat die<br />
Menschen stärken und gleiche Lebenschancen<br />
für alle durchsetzen. Wir wollen nachhaltigen Fortschritt,<br />
der wirtschaftliche Dynamik, soziale Gerechtigkeit<br />
und ökologische Vernunft verbindet. Bei all<br />
dem prägen unsere unverrückbaren, gleichwertigen<br />
und gleichrangigen Grundwerte Freiheit, Gerechtigkeit<br />
und Solidarität unsere politische Arbeit.<br />
Liebe Genossinnen und Genossen!<br />
Vor 100 Jahren wurde Euer <strong>Ortsverein</strong> gegründet.<br />
Seitdem engagieren sich Sozialdemokratinnen und<br />
Sozialdemokraten in <strong>Dinkelsbühl</strong> für die soziale<br />
Demokratie im Land und für eine kluge kommunale<br />
Politik vor Ort. Die <strong>SPD</strong> hat in dieser Zeit Höhen und<br />
Tiefen erlebt – aber sie hat stets davon profi tiert,<br />
wenn engagierte Parteimitglieder in den Städten<br />
und Gemeinden ganz „nah dran“ waren an den Hoffnungen<br />
und Anliegen der Bürgerinnen und Bürger,<br />
ihrer Nachbarn. Wir können stolz sein auf das, was<br />
die Sozialdemokratie bisher für unser Land und seine<br />
Menschen geleistet hat – nicht nur im Bund und<br />
in den Ländern, sondern gerade auch in den Städten<br />
und Gemeinden. Eure Vertrauensarbeit wird<br />
weiter gebraucht. Deshalb danke ich Euch für alles,<br />
was Ihr bisher für die gemeinsame Sache geleistet<br />
habt. Lasst uns diese Arbeit gemeinsam weiter im<br />
Interesse der Menschen fortsetzen!<br />
Mit herzlichem Gruß<br />
Kurt Beck<br />
<strong>SPD</strong>-Bundesvositzender<br />
Grußworte<br />
3
Ludwig Stiegler<br />
4Grußworte<br />
Liebe Genossinnen und Genossen,<br />
die Gründung des <strong>SPD</strong>-<strong>Ortsverein</strong>s <strong>Dinkelsbühl</strong><br />
im April 1908 war ein mutiger Ver such der Arbeiter<br />
und Handwerker vor Ort, sich für die Verbesse rung<br />
ihrer Lebens verhältnisse einzusetzen. Allen Schikanen<br />
des Obrigkeits staates zum Trotz hatte der<br />
sozialdemo kratische Kerngedanke, für Demo kratie<br />
und Gerech tig keit zu kämpfen, bereits damals Tausende<br />
von Menschen motiviert, selbstlos und opferbereit<br />
für eine bessere Gesellschaft einzutreten.<br />
Viele Sozialdemokratinnen und Sozial demokraten<br />
sind in den vergangenen 100 Jahren schwer auf<br />
ihre Überzeu gungs treue geprüft worden und haben<br />
dennoch – auch in Deutsch lands düsterster Zeit – zu<br />
Freiheit und Demokratie gestanden.<br />
Nach zwölf Jahren nationalsozialistischen Terrors<br />
leiteten die Genossinnen und Genossen in <strong>Dinkelsbühl</strong><br />
noch 1945 den Wiederaufbau der Partei ein<br />
und setzten sich unbeirrt für die Vision einer neuen<br />
Ordnung in Freiheit und Gerech tig keit ein. Vieles ist<br />
inzwischen, insbeson dere bei sozial demokratischer<br />
Regie rungs verantwor tung in der zweiten Hälfte des<br />
20. Jahrhun derts, erreicht worden, wovon die Gründer<br />
des <strong>Ortsverein</strong>s <strong>Dinkelsbühl</strong> noch nicht einmal<br />
zu träumen wagten. Genau diese Erfol ge nehmen<br />
uns heute in die Pfl icht, das feste Fundament der<br />
sozialen Demokratie in Deutsch land zu sein und zu<br />
bleiben!<br />
Die dramatischen Globalisierungsprozesse setzen<br />
uns alle einer sich rasant verän dernden und veränderten<br />
Welt aus. Tatsache ist, dass einige dieser Prozesse<br />
die Gestaltungsmöglichkeiten von Politik einschränken.<br />
Tatsache ist auch, dass wir einigen dieser<br />
Veränderungen rat-, manchmal auch hilfl os gegenüberstehen.<br />
Aber es hilft nichts: Eine Chance, soziale<br />
Gerechtigkeit auch im 21. Jahr hun dert durchzusetzen,<br />
unsere Grundwerte – Freiheit, Gerechtigkeit<br />
und Solida rität – nicht ver kommen zu lassen, haben<br />
wir nur, wenn wir uns den Herausforde rungen des<br />
Heute stellen. Um diesen Gestaltungsanspruch von<br />
Politik in Zeiten der Globalisierung geht es auch in<br />
unserem neuen Hamburger Programm. Darin bekennt<br />
sich die <strong>SPD</strong> zur Weiter entwicklung des Sozialstaats,<br />
zu einer nachhaltigen Wirt schaftspolitik,<br />
zu einem sozialen und demokratischen Europa und<br />
zu ihren Werten. Die Ziele sind also da, die Werte<br />
bleiben – daraus aber sozialdemokra tische Politik<br />
zu machen, das ist unsere Aufgabe. Wir alle wissen:<br />
Das ist nicht einfach und braucht Zeit. Aber es ist<br />
möglich, wie die Arbeitsmarktdaten der letzten Monate<br />
und der momentane Auf schwung zeigen. Uns<br />
reicht das aber nicht. Wir wollen, dass jeder an dem<br />
Auf schwung teilhaben kann. Und wir wollen, dass<br />
eines Tages „gute Arbeit“ für wirklich alle möglich<br />
wird. Sozialdemokratische Politik wird also mehr<br />
denn je gebraucht. Auf jeden einzelnen kommt es<br />
dabei an. Packen wir’s also gemein sam an – und<br />
beginnen wir hier in Bayern, indem wir mit Schwung<br />
ins Wahljahr 2008 starten – mit Einsatz und Elan,<br />
mit offenem und kritischem Geist, der von Zukunftsfähigkeit<br />
zeugt und von Aufbruch.<br />
Alles Gute zum 100-jährigen Bestehen!<br />
Ludwig Stiegler, MdB<br />
Landesvorsitzender der Bayern<strong>SPD</strong><br />
Stellv. Vorsitzender der <strong>SPD</strong>-Bundestagsfraktion
Christa Naaß<br />
Liebe Genossinnen und Genossen,<br />
sehr geehrte Damen und Herren,<br />
ich gratuliere dem <strong>SPD</strong>-<strong>Ortsverein</strong> <strong>Dinkelsbühl</strong> auch<br />
im Namen der Mittelfranken<strong>SPD</strong> und im Namen des<br />
Präsidiums sowie des Landesvorstandes der Bayern<strong>SPD</strong><br />
zum 100. Jahrestag Eurer Gründung.<br />
Die Sozialdemokratische Partei Deutschlands wird<br />
am 23. Mai diesen Jahres 145 Jahre alt. 100 Jahre<br />
davon hat die <strong>SPD</strong> in <strong>Dinkelsbühl</strong> aktiv in der ältesten<br />
demokratischen Partei Deutschlands mitgestaltet.<br />
Das ist wahrlich ein Grund zu feiern, aber auch Anlass,<br />
an die Genossinnen und Genossen zurückzudenken,<br />
die in all diesen Jahren für ein besseres,<br />
gerechteres und friedlicheres Leben gearbeitet und<br />
gekämpft, aber auch persönliche Nachteile durch<br />
ihre Mitgliedschaft in der <strong>SPD</strong> erlitten haben. Viele<br />
wurden während der Zeit des Nationalsozialismus<br />
verfolgt, inhaftiert und verloren dabei für unsere gemeinsame<br />
Überzeugung ihr Leben.<br />
Das Jahr 1908, das Gründungsjahr des <strong>SPD</strong>-<strong>Ortsverein</strong>s<br />
<strong>Dinkelsbühl</strong>, war besonders aus Sicht der<br />
Geschlechtergleichstellung ein ganz besonderes:<br />
Luise Zietz wurde als erste Frau überhaupt in den<br />
Parteivorstand der <strong>SPD</strong> auf Reichsebene gewählt<br />
und war dort für die Frauenarbeit zuständig. Auf ihr<br />
Bestreben hin wurde für den Internationalen Frauentag<br />
der 19. März bestimmt.<br />
100 Jahre später, seit 10 Jahren in Regierungsverantwortung<br />
stehend, hat die <strong>SPD</strong> ein neues<br />
Grundsatzprogramm verabschiedet. Aufgabe für<br />
die <strong>SPD</strong> ist es heute nach wie vor, „eine Klammer<br />
um die Gesellschaft zu legen und eine solidarische<br />
Absicherung gegen die großen Risiken des Lebens<br />
sicherzustellen“, so wie es unser Parteivorsitzender<br />
Kurt Beck formuliert hat.<br />
Das Markenzeichen der <strong>SPD</strong> ist und bleibt eine Politik<br />
der sozialen Gerechtigkeit. Soziale Gerechtigkeit<br />
ist ein Teil unseres Werteklangs Freiheit, Gerechtigkeit<br />
und Solidarität. Grundwerte, die sich ergänzen<br />
und einander bedingen.<br />
Die <strong>SPD</strong>, das sind Frauen und Männer, die über<br />
Jahre und Jahrzehnte diese Ideen unserer Partei<br />
mitgeprägt und mitgetragen haben und dies auch<br />
heute tun und stolz sein können, der Sozialdemokratischen<br />
Partei Deutschlands anzugehören, einer<br />
Partei, die sich immer für Frieden, Freiheit und Gerechtigkeit<br />
eingesetzt hat. Diese sozialdemokratische<br />
Idee gehört nicht der Vergangenheit an, sondern<br />
hat Zukunft. Und damit auch die <strong>SPD</strong>!<br />
Ich danke den Genossinnen und Genossen des<br />
<strong>SPD</strong>-<strong>Ortsverein</strong>s <strong>Dinkelsbühl</strong>, voran dem derzeitigen<br />
Vorsitzenden Bernd Lober, für ihren Einsatz in<br />
den zurückliegenden Jahren und Jahrzehnten. Für<br />
die Kommunalwahlen am 02. März wünsche ich viel<br />
Erfolg, Durchhaltevermögen, gute Ideen und vor allem<br />
auch die Fähigkeit, viele Menschen für die Ziele<br />
unserer Partei zu begeistern.<br />
Grußworte<br />
Mit freundschaftlichen Grüßen<br />
Christa Naaß, MdL<br />
Bezirksvorsitzende Mittelfranken<strong>SPD</strong><br />
5
Grußworte<br />
6<br />
Liebe Genossinnen und Genossen in<br />
der <strong>Dinkelsbühl</strong>er <strong>SPD</strong>,<br />
herzlichen Glückwunsch zu Euerem 100-jährigen<br />
Jubiläum.<br />
Zu Beginn des letzten Jahrhunderts haben sich auch<br />
in <strong>Dinkelsbühl</strong> Menschen zusammengeschossen,<br />
um gemeinsam für eine Verbesserung ihrer<br />
Lebensverhältnisse zu kämpfen.<br />
Sie wollten nicht länger macht- und tatenlos<br />
zusehen, wie Arbeiter ausgebeutet wurden und<br />
keine Chance zur Veränderung ihrer kärglichen<br />
Lebenssituation bekamen. Sie wollten am Gewinn<br />
dessen teilhaben, was sie erwirtschafteten, sie<br />
wollten auch mitbestimmen dürfen, wie und wohin<br />
sich ihre Gesellschaft veränderte.<br />
Gemeinsam haben Sozialdemokraten vieles erreicht!<br />
Sie haben für Demokratie gekämpft, die Jahre<br />
der Nazidiktatur überdauert, ohne ihre Ideale zu<br />
verraten, haben nach dem Krieg die Bundesrepublik<br />
prägend mit aufgebaut.<br />
Demokratie und Freiheit sind uns heute<br />
selbstverständlich geworden. Es geht allen besser, wir<br />
müssen nicht mehr ums nackte Überleben kämpfen.<br />
Aber die Grundsituation hat sich nicht geändert: wir<br />
erwirtschaften genug, um allen ein Leben in Würde<br />
garantieren zu können, aber eine gerechte Verteilung<br />
des Wohlstandes bedarf unablässiger Bemühungen.<br />
Sie bedarf der Solidarität aller, der Einsicht um<br />
die Notwendigkeit gemeinsamer Anstrengungen,<br />
bedarf manchmal des Kampfes auf allen politischen<br />
Ebenen. Ich empfi nde es als Skandal, wenn im<br />
21. Jahrhundert in Deutschland wieder Menschen<br />
ganztags beschäftigt sind, vom Lohn für ihre<br />
Arbeit aber nicht leben können! Hier müssen wir<br />
als Sozialdemokraten mit aller Entschiedenheit<br />
gegensteuern!<br />
Die Ziele der Sozialdemokratie - Freiheit,<br />
Gerechtigkeit und Solidarität - sind so aktuell wie eh<br />
und je!<br />
In <strong>Dinkelsbühl</strong> sind die Sozialdemokraten seit 100<br />
Jahren eine starke politische Kraft. Ich erinnere mich<br />
gerne mit Euch an all die, die in der Vergangenheit<br />
Verantwortung getragen haben, und ich danke<br />
denen, die sich heute in unserer <strong>SPD</strong> engagieren.<br />
Ich wünsche uns allen und Euch im Besonderen<br />
viel Kraft für die Aufgaben, die vor uns stehen und<br />
viel Erfolg in den kommenden 100 Jahren – beim<br />
Erreichen von Mandaten und bei der Durchsetzung<br />
unserer Ziele!<br />
Freundschaft!<br />
Helga Koch<br />
UB-Vorsitzende<br />
Helga Koch
Chronik<br />
5.4.1908<br />
Gründung der „Sektion <strong>Dinkelsbühl</strong>“ der <strong>SPD</strong> unter dem Namen „Sozialdemokratischer Verein“; erster Vorsitzender<br />
ist der Maurer August Breitinger aus Schopfl och, Kassier der Pinselmacher Georg Fischer und<br />
Schriftführer der Drechsler Karl Ries, beide aus <strong>Dinkelsbühl</strong><br />
August Breitinger, der erste Vorsitzende der <strong>SPD</strong> <strong>Dinkelsbühl</strong><br />
3.5.1908<br />
Erste Parteiversammlung, gleichzeitig Beginn der Führung des bis heute erhaltenen Protokollbuchs<br />
1908<br />
Gemeindewahlen noch ohne Beteiligung des neu gegründeten <strong>SPD</strong>-<strong>Ortsverein</strong>s<br />
4.12.1910<br />
Neuer Vorsitzender: Fritz Weidner, <strong>Dinkelsbühl</strong><br />
5.2.1911<br />
Fritz Weidner muss sein Amt wieder niederlegen, weil er dadurch Schwierigkeiten mit seinem Arbeitgeber<br />
bekommen hat. Zu seinem Nachfolger wird Georg Fischer gewählt.<br />
1911<br />
Nach längeren kontroversen Diskussionen beteiligt sich die <strong>SPD</strong> erstmals an der Gemeindewahl und erhält<br />
637 Stimmen. Dies reicht allerdings noch nicht, um einen Sitz im Stadtrat zu bekommen.<br />
4.5.1913<br />
Neuer Vorsitzender: Leonhard Müller (der Großvater des <strong>Dinkelsbühl</strong>er <strong>SPD</strong>-Vorsitzenden von 1994 bis<br />
2000, Paul Beitzer)<br />
Geschichte der <strong>SPD</strong> in <strong>Dinkelsbühl</strong><br />
Leonhard Müller<br />
7
Chronik<br />
Geschichte der <strong>SPD</strong> in <strong>Dinkelsbühl</strong><br />
6.8.1914<br />
Eintrag im Protokollbuch: [...] „Unsere nächsten Versamml.[ungen] werden bis auf weiteres nicht abgehalten.<br />
[...] Durch langes immer mehr dem Volke auferlegtes Wettrüsten stehen wir vor dem europäischen<br />
Kriege. [...] Unsere heißesten Wünsche begleiten unsere zu den Fahnen gerufenen Volksgenossen ohn´<br />
Unterschied der Partei. Hat es der internationale Sozialismus diesmals noch nicht fertig gebracht, den Krieg<br />
zu verhindern, müssen vielleicht Millionen unserer Genossen im Schlachtfelde den Tod fi nden.“<br />
20.9.1914<br />
Es fi ndet doch noch eine Versammlung statt. Danach allerdings verstummt das Protokollbuch bis 1920.<br />
1919<br />
Karl Ries wird Vorsitzender der <strong>Dinkelsbühl</strong>er <strong>SPD</strong>; die <strong>SPD</strong> zieht bei den Gemeindewahlen mit sechs Sitzen<br />
in den Stadtrat ein: Karl Ries (Gastwirt), Hans Daurer (Pinselmacher), Georg Reiß (Gerichtssekretär),<br />
Hans Kölbel (Gastwirt), Karl Simon (Glasermeister), Fritz Rothmund (Spitalaufseher).<br />
um 1920<br />
Blütezeit nach dem Ersten Weltkrieg: Laut Protokoll der „Generalversammlung“ am 10.1.20 gibt es in <strong>Dinkelsbühl</strong><br />
164 <strong>SPD</strong>-Mitglieder, davon 30 Frauen (wobei der Vorsitzende unzufrieden kommentiert, dass „im<br />
Punkt Agitation die Mitglieder ihre Pfl icht nicht voll und ganz erfüllt haben, sonst müßte die Zahl der Mitglieder<br />
ums doppelte gestiegen sein“). Im August 1920 sind es sogar 185 Mitglieder.<br />
11.11.1924<br />
Die <strong>SPD</strong> erhält bei der Gemeindewahl 484 Stimmen, was gegenüber der vorhergehenden Wahl einen Verlust<br />
von rund 100 Stimmen bedeutet. Damit stellt die <strong>SPD</strong> im neuen Stadtrat vier Mitglieder: Karl Ries, Josef<br />
Völler (Korbmacher), Wilhelm Hofmann (Amtsgerichtsobersekretär), Karl Mattausch (Maurer).<br />
1.9.1928<br />
Da Wilhelm Hofmann nach München versetzt wird, rückt für ihn als erste Frau in der Geschichte der <strong>Dinkelsbühl</strong>er<br />
<strong>SPD</strong> (und vermutlich als erste Frau in <strong>Dinkelsbühl</strong> überhaupt) die Konditorsgattin Frieda Hauber<br />
in den Stadtrat nach.<br />
8.12.1929<br />
Gemeindewahl: Die <strong>SPD</strong> erhält 429 Stimmen und erreicht damit drei Stadtratsmandate: Karl Ries, Josef<br />
Völler, Karl Dannenbauer (Haarzurichter). Für letzteren rückt später Hans Daurer nach.<br />
28.6.1933<br />
Die beiden letzten noch amtierenden <strong>SPD</strong>-Stadträte Karl Ries und Josef Völler werden von der NSDAP<br />
gezwungen, ihr Mandat niederzulegen.<br />
1933-45<br />
Die <strong>SPD</strong> ist während des „Dritten Reiches“ verboten. Karl Ries versteckt die beiden Protokollbücher, die die<br />
Entwicklung des <strong>Ortsverein</strong>s von 1908-33 fast lückenlos dokumentieren, bei sich zu Hause und kann sie so<br />
über die Nazizeit retten.<br />
8<br />
Bürgermeister Karl Ries
Chronik<br />
1945<br />
Neuanfang nach dem Zweiten Weltkrieg: Erster Nachkriegsvorsitzender der <strong>SPD</strong> <strong>Dinkelsbühl</strong> wird Fritz<br />
Schmidt.<br />
Am 22.5.1945 wird Karl Ries durch die amerikanische Militärregierung zum Bürgermeister der Stadt <strong>Dinkelsbühl</strong><br />
ernannt. Außerdem ist Josef Völler kommissarischer Stadtrat für die <strong>SPD</strong>.<br />
Am 30.5.1945 wird Georg Reiß Landrat des Landkreises <strong>Dinkelsbühl</strong>, er gibt dieses Amt allerdings bereits<br />
am 22.10. wieder auf und kehrt in den Justizdienst zurück.<br />
22.2.1946<br />
Kommunalwahlen: Karl Ries wird als Bürgermeister bestätigt, die <strong>SPD</strong> stellt außerdem vier von 12 Stadträten:<br />
Friedrich Bach, Georg Biswanger, Josef Völler und Friedrich Zinnecker.<br />
1948<br />
Am 28.1. wird Peter Beck zum Vorsitzenden des <strong>SPD</strong>-Kreisverbands <strong>Dinkelsbühl</strong> gewählt. Außerdem übernimmt<br />
er von Fritz Schmidt auch den <strong>Ortsverein</strong>svorsitz.<br />
Bei den Kommunalwahlen am 28.4. wird Karl Ries als Bürgermeister bestätigt, die <strong>SPD</strong> stellt mit sieben Räten<br />
die stärkste Fraktion im auf 16 Mitglieder vergrößerten Stadtrat: Friedrich Bach, Peter Beck, Karl Frömel,<br />
Maximilian Klinger, Walther Sabathil, Fritz Schmidt und Friedrich Zinnecker.<br />
Bei den gleichzeitigen Kreistagswahlen im Landkreis <strong>Dinkelsbühl</strong> ist die <strong>SPD</strong> die einzige Partei, die eine<br />
Frau nominiert: Ilse Hlavka, die auch gewählt wird.<br />
1952<br />
Kommunalwahlen: Karl Ries unterliegt Rudolf Schmidt, die <strong>SPD</strong> stellt nur noch zwei Stadträte: Hans Brunner<br />
und Fritz Schmidt.<br />
1954<br />
Neuer Vorsitzender: Peter Grimm<br />
1956<br />
Kommunalwahlen: die <strong>SPD</strong> gewinnt zwei Mandate hinzu und stellt vier Stadträte: Hans Brunner, Peter<br />
Grimm, Erwin Mohaupt und Otto Staudacher.<br />
1960<br />
Kommunalwahlen: die <strong>SPD</strong> stellt wieder vier Stadträte: Peter Grimm, Erwin Mohaupt, Karl Ries jun., Otto<br />
Staudacher.<br />
1964<br />
Neuer Vorsitzender: Werner Schuster<br />
1966<br />
Kommunalwahlen: die <strong>SPD</strong> stellt wieder vier Stadträte: Peter Grimm, Erwin Mohaupt, Karl Ries, Werner<br />
Schuster.<br />
Geschichte der <strong>SPD</strong> in <strong>Dinkelsbühl</strong><br />
9
Chronik<br />
Geschichte der <strong>SPD</strong> in <strong>Dinkelsbühl</strong><br />
Vorsitzender Werner Schuster (links) mit Bundesminister Georg Leber (rechts) anlässlich eines Besuchs<br />
im Bundesverkehrsministerium in Bonn im August 1967, bei dem aktuelle Verkehrsprojekte für den <strong>Dinkelsbühl</strong>er<br />
Raum zur Sprache kamen (zwischen den beiden der damalige Bürgermeister Höhenberger)<br />
1967<br />
Werner Schuster wird als Bürgermeisterkandidat der <strong>SPD</strong> nominiert, unterliegt bei der Wahl aber Ernst<br />
Schenk.<br />
1971<br />
Besuch von Bundeskanzler Willy Brandt in <strong>Dinkelsbühl</strong> anlässlich des Heimattages der Siebenbürger Sachsen<br />
an Pfi ngsten<br />
Willy Brandt in <strong>Dinkelsbühl</strong> bei der Begrüßung durch Mitglieder der Knabenkapelle, links der damalige<br />
städtische Musikmeister Otto Hofmann. (Wir danken Herrn Walter Schönhut, auf dem Foto der Dritte von<br />
links, für das Bild)<br />
1972<br />
Kommunalwahlen: die <strong>SPD</strong> stellt wieder vier Stadträte: Hermann Maier, Erwin Mohaupt, Brigitte Rechenberg<br />
(als erste Frau für die <strong>SPD</strong> nach 1945), Karl Ries.<br />
Erstmals führt eine Frau die <strong>SPD</strong> <strong>Dinkelsbühl</strong>: Brigitte Rechenberg.<br />
1976<br />
Brigitte Rechenberg zieht nach München, für sie wird Ludwig Kemeth zum neuen Vorsitzenden gewählt.<br />
Werner Metterlein rückt als Stadtrat nach.<br />
10
Chronik<br />
1978<br />
Kommunalwahlen: die <strong>SPD</strong> stellt wieder vier Stadträte: Hermann Maier, Werner Metterlein, Karl Ries, Erwin<br />
Mohaupt; Ludwig Kemeth rückt später für Werner Metterlein nach.<br />
Im Bild von links nach rechts: Ludwig Kemeth, OV-Vorsitzender 1976-80; Peter Grimm, OV-Vorsitzender<br />
1954-64; Hermann Maier; Erwin Mohaupt, langjähriger Stadtrat; Klaus Sommerkorn, UB-Vorsitzender;<br />
Konrad Porzner, MdB<br />
1980<br />
Neuer Vorsitzender: Thomas Sandfuchs; er kandidiert im Herbst im Stimmkreis Ansbach-Süd für den Bezirkstag<br />
1983<br />
Zum 75-jährigen <strong>Ortsverein</strong>sjubiläum spricht Prof. Klaus Schönhoven, Mitglied der Historischen Kommission<br />
des Parteivorstandes.<br />
1984<br />
Kommunalwahlen: die <strong>SPD</strong> stellt wieder vier Stadträte: Franz Kohlert, Hermann Maier, Thomas Sandfuchs,<br />
Gisela Winneberger-Kratz.<br />
Thomas Sandfuchs kandidiert bei der Landtagswahl für den Stimmkreis Ansbach-Süd.<br />
1988<br />
Ihren 80. Geburtstag feiert die <strong>SPD</strong> <strong>Dinkelsbühl</strong> mit Karl-Heinz Hiersemann, dem Vorsitzenden des <strong>SPD</strong>-<br />
Bezirks Franken und Spitzenkandidaten der Bayern-<strong>SPD</strong> für die Landtagswahl.<br />
Erneut kandidiert Thomas Sandfuchs für den Stimmkreis Ansbach-Süd bei der Landtagswahl.<br />
Geschichte der <strong>SPD</strong> in <strong>Dinkelsbühl</strong><br />
11
Chronik<br />
Geschichte der <strong>SPD</strong> in <strong>Dinkelsbühl</strong><br />
12<br />
1990<br />
Kommunalwahlen: die <strong>SPD</strong> stellt wieder vier Stadträte: Franz Kohlert, Hermann Maier, Thomas Sandfuchs,<br />
Hans Unger<br />
Neuer Vorsitzender: Hans Unger.<br />
1991<br />
Hans Unger kandidiert für die <strong>SPD</strong> bei der Bürgermeisterwahl, verpasst aber knapp den Einzug in die<br />
Stichwahl.<br />
1992<br />
Erstmals veranstaltet die <strong>SPD</strong> <strong>Dinkelsbühl</strong> einen „Politischen Aschermittwoch“ mit einem kabarettistischmusikalischen<br />
Programm, gestaltet vom „Dreigehirn“: Nachtwächter Thomas Sandfuchs, Bläserbub Paul<br />
Beitzer und Marketenderin Elke Held begeistern das Publikum und sorgen in den folgenden Jahren dafür,<br />
dass der <strong>SPD</strong>-Aschermittwoch zu einer festen Institution wird und immer für ein volles Haus sorgt.<br />
1993<br />
Die in Sütterlin-Handschrift verfassten Protokollbücher der Jahre 1908 bis 1933 (vgl. oben: 1933-45) werden<br />
von Adolf und Bernd Lober mit Unterstützung des <strong>Dinkelsbühl</strong>er Stadtarchivars Hermann Meyer Seite für<br />
Seite transkribiert, anschließend gedruckt und somit für heutige Leser wieder zugänglich gemacht.<br />
Mit diesem Projekt beteiligt sich die <strong>SPD</strong> <strong>Dinkelsbühl</strong> am Wettbewerb „Der lebendige <strong>Ortsverein</strong>“ im Rahmen<br />
des Bundesparteitags in Wiesbaden. Die Protokollbücher stoßen dabei auf großes Interesse, wie zahlreiche<br />
Unterschriften und Widmungen prominenter Genossen zeigen. U.a. ist der letzte noch lebende <strong>SPD</strong>-Reichstagsabgeordnete<br />
Josef Felder sehr beeindruckt von diesem außergewöhnlichen Dokument.<br />
1994<br />
Neuer Vorsitzender: Paul Beitzer<br />
Die bayerische <strong>SPD</strong>-Landesvorsitzende Renate Schmidt spricht in <strong>Dinkelsbühl</strong> aus Anlass des Vereinsjubiläums<br />
des SV Segringen
Chronik<br />
Geschichte der <strong>SPD</strong> in <strong>Dinkelsbühl</strong><br />
13<br />
Landtags- und Bezirkstagswahlen: Mit Elke Held wird ein Mitglied des <strong>SPD</strong>-<strong>Ortsverein</strong>s <strong>Dinkelsbühl</strong> in den<br />
Bezirkstag von Mittelfranken gewählt.<br />
1996<br />
Kommunalwahlen: die <strong>SPD</strong> stellt wieder vier Stadträte: Paul Beitzer, Elke Held, Thomas Sandfuchs und<br />
Hans Unger.<br />
1997<br />
Besuch des damaligen Ministerpräsidenten von Nordrhein-Westfalen (und späteren Bundespräsidenten)<br />
Johannes Rau in <strong>Dinkelsbühl</strong> anlässlich des Heimattages der Siebenbürger Sachsen an Pfi ngsten.<br />
Bei den Wahlen zum 1. Bürgermeister der Stadt <strong>Dinkelsbühl</strong> gelingt es einem Bündnis aus <strong>SPD</strong>, Bündnis<br />
90/Die GRÜNEN, Freien Wählern und Wählergruppe Land, dass der CSU-Amtsinhaber Jürgen Walchshöfer<br />
abgewählt wird. Neuer 1. Bürgermeister (ab 1.1.1998 Oberbürgermeister) wird Otto Sparrer. Er kann sein<br />
Amt bei der folgenden Wahl im Jahr 2003 allerdings nicht gegen den Herausforderer Christoph Hammer<br />
(CSU) verteidigen.<br />
1998<br />
Die <strong>SPD</strong> <strong>Dinkelsbühl</strong> feiert ihr 90-jähriges Bestehen. <strong>SPD</strong>-Landesvorsitzende Renate Schmidt gratuliert.<br />
Besuch des Vorsitzenden der <strong>SPD</strong>-Fraktion im Deutschen Bundestag, Rudolf Scharping, anlässlich des<br />
Bundestagswahlkampfes in <strong>Dinkelsbühl</strong><br />
Landtags- und Bezirkstagswahlen: Wiederwahl von Elke Held in den Bezirkstag von Mittelfranken<br />
2000<br />
Neuer Vorsitzender der <strong>SPD</strong> <strong>Dinkelsbühl</strong>: Peter Kreutz (mit 23 Jahren wohl der bisher jüngste Vorsitzende)<br />
Antrittsbesuch des neugewählten Vorsitzenden der <strong>SPD</strong>-Fraktion im Bayerischen Landtag, Franz Maget, in<br />
Franken. Er wählt dazu u.a. <strong>Dinkelsbühl</strong>.<br />
Besuch des zwischenzeitlichen Bundesverteidigungsministers Rudolf Scharping in <strong>Dinkelsbühl</strong>.<br />
2001<br />
Die <strong>SPD</strong> <strong>Dinkelsbühl</strong> präsentiert ein umfangreiches Positionspapier zur Erhaltung und zur Weiterentwicklung<br />
der <strong>Dinkelsbühl</strong>er Altstadt.<br />
Mitglieder der <strong>SPD</strong> <strong>Dinkelsbühl</strong> besuchen den <strong>SPD</strong>-Bundesparteitag in Nürnberg.<br />
Im Konzertsaal im Spitalhof fi ndet der erste <strong>SPD</strong>-Herbstempfang statt.<br />
Die <strong>SPD</strong> <strong>Dinkelsbühl</strong> geht online: Nachdem schon im Jahr 2000 mit der Einrichtung einer E-Mail-Liste das<br />
Internetzeitalter im <strong>Ortsverein</strong> begonnen hat, präsentiert sich der OV jetzt auch mit einer eigenen Homepage<br />
im Netz, die schnell umfangreiche Ausmaße annimmt und von Peter Kreutz kompetent und zuverlässig<br />
betreut wird, bis Mitte 2007 Bernd Lober diese Aufgabe übernimmt.
Chronik<br />
2002<br />
Der „Politische Aschermittwoch“ mit dem „Dreigehirn“ feiert sein zehnjähriges Jubiläum. Nach anfänglichen<br />
Auftritten im „Wilden Mann“ und im „Goldenen Lamm“ hat man nun seit Jahren im „<strong>Dinkelsbühl</strong>er Hof“ eine<br />
feste Heimat gefunden. Jahr für Jahr füllen über 100 Besucher den Saal bis auf den letzten Platz. Als Nachtwächter<br />
hat Peter Kreutz inzwischen Thomas Sandfuchs abgelöst, ab 2004 übernimmt Angelika Cichon die<br />
Rolle der Marketenderin.<br />
Das „Dreigehirn“: Peter Kreutz als Nachtwächter, Elke Held als Marketenderin und der Bläserbub Paul<br />
Beitzer<br />
Bei den Kommunalwahlen werden die vier <strong>Dinkelsbühl</strong>er <strong>SPD</strong>-Stadträte bestätigt: Paul Beitzer, Elke Held-<br />
Bartsch, Thomas Sandfuchs und Hans Unger. Ulrike Fees wird in den Kreistag gewählt.<br />
Franz Maget, <strong>SPD</strong>-Fraktionsvorsitzender im Bayerischen Landtag, kommt erneut nach <strong>Dinkelsbühl</strong>. Diesmal<br />
zur Kinderzeche.<br />
Das <strong>SPD</strong>-Sommerfest wird als „Italienische Nacht“ im Hof des Alten Rathauses wieder ins Leben gerufen.<br />
2003<br />
Der Oberbürgermeister der Stadt Nürnberg, Ulrich Maly, besucht <strong>Dinkelsbühl</strong> und diskutiert mit der <strong>SPD</strong><br />
<strong>Dinkelsbühl</strong> über die Krise der kommunalen Haushalte.<br />
Wolfgang Hoderlein, Landesvorsitzender der Bayern<strong>SPD</strong>, kommt zur Kinderzeche nach <strong>Dinkelsbühl</strong>.<br />
Der <strong>SPD</strong>-Spitzenkandidat für die Wahl zum Bayerischen Landtag Franz Maget macht auf seiner Bayern-<br />
Tour Station in <strong>Dinkelsbühl</strong> und informiert sich u.a. über die innovative Technik des neuen Holzhackschnitzelheizwerkes.<br />
Geschichte der <strong>SPD</strong> in <strong>Dinkelsbühl</strong><br />
2004<br />
Bernd Lober wird zum neuen Vorsitzenden der <strong>SPD</strong> <strong>Dinkelsbühl</strong> gewählt.<br />
Der neue Bayern<strong>SPD</strong>-Chef Ludwig Stiegler kommt nach <strong>Dinkelsbühl</strong> zu einem Wirtschaftsgespräch mit<br />
Schwerpunkt Tourismus im Rahmen des Europawahlkampfs.<br />
14
Chronik<br />
Der <strong>SPD</strong>-Ehrenvorsitzende Hans-Jochen Vogel spricht auf dem Herbstempfang der <strong>SPD</strong> <strong>Dinkelsbühl</strong><br />
anlässlich der 50-jährigen <strong>SPD</strong>-Mitgliedschaft unseres verdienten Genossen Hermann Maier.<br />
Geschichte der <strong>SPD</strong> in <strong>Dinkelsbühl</strong><br />
2005<br />
<strong>SPD</strong>-Stadt- und Kreisrat Thomas Sandfuchs wird zum 2. Bürgermeister der Großen Kreisstadt <strong>Dinkelsbühl</strong><br />
gewählt.<br />
2006<br />
Bayerns <strong>SPD</strong>-Chef Ludwig Stiegler kommt wieder nach <strong>Dinkelsbühl</strong>, diesmal allerdings auf Einladung der<br />
örtlichen CSU(!) zu deren Neujahrsempfang. Schon im Vorfeld bringt er bzw. der ihn einladende CSU-OB<br />
Christoph Hammer damit die lokalen CSU-Größen in gehörige Wallung, die bis hin zur Organisation eines<br />
„Gegenempfangs“ in Feuchtwangen mit CSU-General Söder führt. Über die zumindest aus <strong>SPD</strong>-Sicht sehr<br />
erfreuliche Veranstaltung im vollbesetzten Schrannenfestsaal berichtet u.a. der „Spiegel“.<br />
Erstmals hält der <strong>Ortsverein</strong> eine zweitägige Klausurtagung: In Pappenheim arbeitet man intensiv an den<br />
in den nächsten beiden Jahren anstehenden Projekten (insbesondere Kommunalwahl und 100-Jahr-Feier,<br />
beide 2008).<br />
2007<br />
Ein Antrag aus der Jahreshauptversammlung des <strong>Ortsverein</strong>s, initiiert von Peter Cichon, wird umgehend<br />
verwirklicht: Auf Antrag der <strong>SPD</strong>-Fraktion beschließt der <strong>Dinkelsbühl</strong>er Stadtrat ein Rauchverbot in allen<br />
städtischen Gebäuden.<br />
Mit der LKW-Zählaktion „Die 24 Stunden von <strong>Dinkelsbühl</strong>“ macht der <strong>Ortsverein</strong> bereits zum wiederholten<br />
Male auf das seit Einführung der LKW-Maut 2005 bestehende massive Problem der LKW-Mautfl ucht auf der<br />
Bundesstraße 25 aufmerksam.<br />
Die inzwischen schon traditionelle „Italienische Nacht“ der <strong>SPD</strong> <strong>Dinkelsbühl</strong> muss umziehen: Wegen der<br />
Umbauarbeiten im Alten Rathaus, wo das neue historische Museum der Stadt entsteht, fi ndet das OV-<br />
Sommerfest erstmals im Spitalhof statt - und wird trotz unsicheren Wetters mit zeitweise leichtem Regen ein<br />
größerer Erfolg als je zuvor.<br />
Am 29. August hat der <strong>SPD</strong>-<strong>Ortsverein</strong> die Ehre, seinen früheren Bundesvorsitzenden Hans-Jochen Vogel<br />
und den ehemaligen Bundesminister Erhard Eppler zu einem privaten Besuch in <strong>Dinkelsbühl</strong> willkommen<br />
zu heißen.<br />
2. Klausurtagung auf der Frankenwarte in Würzburg.<br />
2008<br />
Die <strong>SPD</strong> <strong>Dinkelsbühl</strong> begeht ihren hundertsten Geburtstag. Festredner bei der Jubiläumsveranstaltung am<br />
15. Februar in der Schranne ist Erhard Eppler.<br />
15
Im Kaiserreich<br />
Die Landstadt <strong>Dinkelsbühl</strong> um 1908<br />
Mit dem Jahr 1802 endete für die Stadt die Zeit der<br />
Reichsunmittelbarkeit und 1806 wurde <strong>Dinkelsbühl</strong><br />
endgültig dem Königreich Bayern angegliedert. In<br />
der stark verschuldeten Stadt gelang es in der Phase<br />
der Industrialisierung nicht, die bodenständigen<br />
Handwerkszweige den neuen Entwicklungen anzupassen.<br />
Der Anschluss an die Eisenbahnlinie von<br />
Nördlingen her 1876 brachte kaum mehr positive<br />
Impulse.<br />
Andererseits begann für die verträumt wirkende<br />
Kleinstadt mit ihrem mittelalterlich und romantisch<br />
wirkenden Stadtbild um die Jahrhundertwende auch<br />
eine zukunftsweisende Perspektive, verbunden mit<br />
dem Ferienaufenthalt Münchner und Berliner Maler<br />
und dem seit 1897 aufgeführten Festspiel zum<br />
Jahreshöhepunkt mit der Kinderzeche. Auch in den<br />
technischen Bereichen des Wasserleitungs- und Kanalbaus,<br />
der Straßenerneuerung sowie der Nutzung<br />
der Elektrizität für Betriebe und Haushalte waren unter<br />
Bürgermeister Ludwig Sternecker (1882-1913)<br />
und Stadbaumeister Max Neeser (1888-1913) Fortschritte<br />
im Alltagsleben zu verzeichnen.<br />
Statistischer Überblick<br />
Nach einer Volkszählung im Jahre 1910 hatte die<br />
Stadt 4797 Einwohner, darunter 2273 männliche<br />
und 2524 weibliche in 1238 Haushaltungen . Der<br />
Bevölkerungszuwachs von 1890 bis 1910 betrug<br />
nur 179 Menschen und zeigt die Stagnation in der<br />
Gesamtentwicklung. 40 Telefonanschlüsse waren<br />
vorhanden, königliche Behörden waren Bahn, Post<br />
und Amtsgericht, im Rathaus regierten 8 Magistratsräte<br />
und 24 Gemeindebevollmächtigte. Am kgl. Progymnasium<br />
unterrichteten 6 und an der Realschule<br />
8 Lehrer, im sozialen Bereich gab es eine städtische<br />
Kinderbewahranstalt, 2 Krankenpfl egevereine und<br />
1 Suppenverein. Zu den insgesamt 63 Vereinen allgemeiner<br />
Art gehörten u.a. ein Beerdigungsverein,<br />
ein Rauchklub, ein Verein der Hundefreunde und ein<br />
Wanderer-Unterstützungsverein.<br />
Bei den Berufen waren 2 Ärzte, 2 Bader, 23 Bäcker,<br />
7 Gerber, 4 Büglerinnen, 3 Fasser, 1 Besenbinder<br />
und 1 Siebmacher vertreten.<br />
Als Informationsquelle erschien viermal wöchentlich<br />
der Wörnitz-Bote mit zwei Unterhaltungsbeilagen, in<br />
der Regel in einem Umfang von 4 Seiten und mit<br />
den amtlichen Bekanntmachungen des Bezirksamtes<br />
und des Stadtmagistrats. Dabei ging es z.B. im<br />
April 1908 um die Verhütung von landwirtschaftlichen<br />
Betriebsunfällen, um die Visitation von Blitzableitern<br />
oder um die Gras- und Heuverpachtung. In einer<br />
Sitzung des Magistrats gab es Genehmigungen für<br />
Weintraubenstöcke und Aborte, neue Winterfenster<br />
am Schülerpensionat, Verehelichungszeugnisse<br />
und die Ausweisung eines ledigen Glasers aus der<br />
Stadt im Intereresse der öffentlichen Sicherheit.<br />
Gemeindewahlen im Jahr 1908<br />
An einem Werktag im Monat Dezember war von 9<br />
bis 11 Uhr für nur 535 wahlberechtigte Männer eine<br />
Beteiligung an der Neubesetzung des Kollegiums<br />
der Gemeindebevollmächtigten angesetzt. Die Forderung<br />
der <strong>SPD</strong> auf Landesebene, den Wahltag auf<br />
einen Sonntag zu verlegen, wurde nicht erfüllt. Von<br />
24 Mitgliedern des Gremiums waren 8 Sitze neu zu<br />
besetzen, für die sich auf zwei Listen insgesamt 18<br />
Kandidaten bewarben. In einer Zeitungsanzeige<br />
wurde davor gewarnt, „einen Ansturm auf alterprobte<br />
Vertreter zu unterstützen und dem Lockruf einer<br />
Richtung zu folgen, die alles über Bord werfen will.“<br />
Eine Art Wahlkampf und der Drang in das Rathaus<br />
waren also damals festzustellen. Wahlberechtigt<br />
waren nur volljährige Männer (25 Jahre), die das<br />
Bürgerrecht erhalten hatten und eine direkte Steuer<br />
entrichteten. Eine weitere Voraussetzung war<br />
das Vorhandensein des Heimatrechtes, das nach<br />
vierjähriger Anwesenheit und der Bezahlung von<br />
Steuern ohne Beanspruchung der Armenunterstützung<br />
gewährt wurde. Diese Regelungen galten bis<br />
zum Ende des 1. Weltkrieges und der Bildung eines<br />
Arbeiter- und Soldatenrates in <strong>Dinkelsbühl</strong> im November<br />
1918.<br />
Stadtleben im Jahr 1908<br />
Das immer wieder hoch gelobte Stadtbild mit dem<br />
„altertümlichen Charakter“ wurde damals in mehreren<br />
Büchern und Zeitungsartikeln behandelt, auch<br />
mit der Aussage, dass „ die nivellierende Neuzeit die<br />
malerischen Partien verdrängt“. Aus München kam<br />
die Anordnung, im Bereich der Denkmalpfl ege „ ein<br />
Verzeichnis der vorhandenen architektonisch interessanten<br />
Baudenkmäler anzulegen“.<br />
Soziale Probleme wurden 1908 in der Stadt deutlich<br />
im Rahmen einer Protestversammlung mit 350 Teilnehmern<br />
gegen die Herabsetzung des Tageslohnes,<br />
der seit 1907 2,70 Mark betrug. Je ein Redner der<br />
<strong>SPD</strong> und des Zentrums von auswärts traten dabei<br />
auf und legten eine Resolution vor. Der Stundenlohn<br />
für einen Erdarbeiter betrug damals zwischen<br />
35 und 40 Pfennigen. Im August 1908 erfolgte die<br />
Neugründung eines Magistratsbeamten- und Bedienstetenvereins.<br />
<strong>SPD</strong>-Sektion ein Sonntagskind<br />
Zwei Protokollbücher, die im Hause Ries als Versteck<br />
die Nazizeit überstanden haben, decken den<br />
Historische Miniaturen<br />
16
Im Kaiserreich<br />
Revolution & Republik<br />
Historische Miniaturen<br />
17<br />
Zeitraum der Entwicklung der örtlichen Parteiorganisation<br />
von 1908 bis 1933 ab, allerdings ohne Eintragungen<br />
für die Jahre 1909 und 1915-1919.<br />
Ein von Karl Ries verfasstes Vorwort lautet : „Im<br />
Laufe des Monats März hrg. (=heurigen) Jahres beschäftigten<br />
sich einige Genossen von hier mit der<br />
Frage, ob man nicht auch hier eine Sektion unserer<br />
Partei gründen könnte. Nachdem sich nun noch<br />
einige Genossen zu unserer Partei aufnehmen ließen,<br />
waren wir im Stande schon am 5. April 1908<br />
die Gründung einer Sektion von 20 Genossen auf<br />
dem Rathaus anzumelden. Es wurde dann bei einer<br />
Zusammenkunft vorläufi g Genosse Breitinger aus<br />
Schopfl och zum Vorsitzenden bestimmt, Genosse<br />
Fischer von hier als Kassier und Genosse Ries von<br />
hier als Schriftführer, welche sämtlich vorläufi g ihr<br />
Amt annahmen.“<br />
Am 22. April 1908 erging „An den Wohllöblichl.<br />
Stadtmagistrat <strong>Dinkelsbühl</strong>“ die Anzeige „Betreff:<br />
Gründung eines politischen Vereins“ am Sonntag,<br />
den 5. April mit folgendem Text: “Der Verein führt<br />
den Namen `Sozialdemokratischer Verein‘; über<br />
Verfassung und Wirksamkeit gibt das Statut, das wir<br />
in 3 Exemplaren beilegen, Auskunft. Die regelmäßigen<br />
Versammlungen fi nden jeden ersten Sonntag im<br />
Monat im Gasthaus zum Fagott (Dinkelbauer) statt.<br />
In die Vorstandschaft wurden nachstehende Herren<br />
gewählt: I. Vorstand August Breitinger Maurer<br />
Schopfl och. Kassierer: Georg Fischer Pinselmacher<br />
hier. Schriftführer: Karl Ries Drechsler hier.“<br />
In dem Verzeichnis der hiesigen politischen Vereine<br />
des Stadtmagistrats <strong>Dinkelsbühl</strong> ist folgender<br />
Beschluss vom 15. Mai 1908 festgehalten: „Von<br />
der Gründung eines Sozialdemokrat. Vereins wird<br />
Kenntnis genommen.“<br />
Die erste Parteiversammlung am 3. Mai 1908 behandelte<br />
als Tagesordnung die beiden Punkte Berichterstattung<br />
vom Gautag und Vereinsangelegenheiten.<br />
Die Gründung einer <strong>SPD</strong>-Organisation in der ländlichen<br />
Kleinstadt <strong>Dinkelsbühl</strong> erforderte damals Mut<br />
und Engagement, denn im damaligen Kaiserreich<br />
unter Wilhelm II. galten die Sozialdemokraten häufi g<br />
als „vaterlandslose Gesellen“.<br />
Eine Beteiligung der <strong>SPD</strong> an der im Dezember 1908<br />
angesetzten Ergänzungswahl für das Kollegium der<br />
Gemeindebevollmächtigten für 8 der 24 Mitglieder<br />
für 3 Jahre hat es noch nicht gegeben. Erst 1911<br />
erfolgte nach längeren kontroversen Debatten die<br />
Aufstellung einer eigenen Liste „Arbeiterpartei“ mit<br />
7 Kandidaten, die aber nur 34 reine Stimmzettel erbrachte<br />
und damit keinen Erfolg hatte.<br />
Schwierigkeiten 1911<br />
Der damalige Vorsitzende Fritz Weidner legte sein<br />
Amt nieder, da er Probleme wegen seiner politischen<br />
Aktivität mit seinem Arbeitgeber erwarten musste.<br />
Bei der Verteilung von Flugblättern wurden die Parteigenossen<br />
dazu ermahnt, nie alleine in ein Haus<br />
zu gehen, da oft „größere Unannehmlichkeiten“ zu<br />
erwarten waren und auch „viel Furcht vor der Bevölkerung“<br />
noch vorhanden war. Die drei Vorstandsmitglieder<br />
ab 1911 waren berufl ich alle als Pinselmacher<br />
tätig und damit auch mit gewerkschaftlichen<br />
Aktivitäten verbunden.<br />
Kriegsende und Neuanfang 1918/19<br />
Am 9. November 1918 wurde in <strong>Dinkelsbühl</strong> ein Arbeiter-<br />
und Soldatenrat gebildet, der mit den Insassen<br />
des hiesigen Lazaretts und „eines kleinen Teils der<br />
hiesigen Arbeiterschaft“ einen Umzug mit einer roten<br />
Fahne zum Rathaus veranstaltete mit der Forderung<br />
des Rechts auf Kontrolle der städtischen Angelegenheiten<br />
und Einrichtungen gegenüber Bürgermeister<br />
Rudolf Götz (1913-1935 im Amt). In einem ohne<br />
Namensnennung abgedruckten Leserbrief im Wörnitz-Boten<br />
vom 11.12. fi ndet sich die Aussage: „Die<br />
rote Fahne am Rathaus ist das Symbol der Freiheit<br />
und des Protestes gegen die alten Gewalten und<br />
der Sympathie für die Regierungen Ebert (im Reich)<br />
und Auer (in Bayern).“ Verfasser war der Arbeiter-,<br />
Soldaten- und Bauernrat <strong>Dinkelsbühl</strong>, der sich auch<br />
dagegen wehrte, dass die „neugehißte, rote Flagge<br />
inzwischen den Feuertod gestorben ist“. Die <strong>SPD</strong>-<br />
Mitglieder Karl Ries und Johann Kölbel wurden auf<br />
einer Volkssitzung im Knabsaal am 12.11. neben 3<br />
weiteren Arbeiterräten und zwei Bauernräten per Akklamation<br />
gewählt.<br />
Im Dezember 1918 war Karl Ries der Einberufer einer<br />
Volksversammlung zu dem Thema „Der Volksstaat,<br />
die <strong>SPD</strong> und die Neuwahlen“. In der Lokalzeitung<br />
erschien darüber allerdings kein Bericht. Mitte<br />
Dezember wurden noch Girlanden und Fahnen am<br />
Altrathausplatz aufgezogen unter dem Motto: „Willkommen<br />
ihr tapferen Krieger“ zur Begrüßung heimkehrender<br />
Soldaten. Rückblickend lässt sich feststellen,<br />
dass nicht der <strong>SPD</strong>-<strong>Ortsverein</strong> insgesamt in<br />
der Zeit der Novemberrevolution eine entscheidende<br />
Rolle übernommen hatte, dass aber einzelne Mitglieder,<br />
vor allem Karl Ries, maßgebliche Aktivitäten<br />
an den Tag legten.<br />
Entscheidungsjahr 1919<br />
Eine <strong>SPD</strong>-Versammlung in der Schranne am 5. Januar<br />
galt dem Thema: „Alles für das Volk und alles<br />
durch das Volk“. Im Februar erfolgte die Neugründung<br />
des Freien Volksvereins, dem die Nähe zur<br />
<strong>SPD</strong> vorgeworfen wurde, und der Freien Vereinigung<br />
mit bürgerlichem Hintergrund und der Unterstützung<br />
für Bürgermeister Götz, der sich zu den Deutschna-
Revolution & Republik<br />
tionalen bekannte. Im April entstand dann wegen<br />
des Ernstes der Lage eine evangelische kirchliche<br />
Vereinigung, während die Gruppe sozialistisch gesinnter<br />
Beamten mit 50 Mitgliedern sich zur <strong>SPD</strong><br />
zugehörig fühlte.<br />
Im Juni begründete der <strong>SPD</strong>-<strong>Ortsverein</strong> in einem<br />
„Eingesandt“ den Verzicht auf die Nominierung einer<br />
Frau für die Stadtratswahl wegen der zu geringen<br />
Auswahl.<br />
Neuer Stadtrat mit 20 Mitgliedern<br />
Am 15. Juni fand von 9 bis 15 Uhr die Wahl des<br />
Stadtrats in zwei Stimmbezirken statt, getrennt nach<br />
Männern und Frauen, bei der die <strong>SPD</strong> und der Freie<br />
Volksverein eine Verbindung eingegangen waren.<br />
Auf einem Wahlzettel der <strong>SPD</strong> war zu lesen: „Der<br />
Geist des Volkes soll ans Ruder!“, während die Bürgerpartei<br />
das Ziel hatte, „eine <strong>SPD</strong>-Mehrheit und<br />
einseitige Parteiherrschaft zu verhindern“.<br />
Im Wörnitz-Boten erschien dann folgender Artikel:<br />
„Die Wahlschlacht ist vorüber; wir haben ein neues<br />
Stadtparlament, den Stadtrat, während Magistratsund<br />
Gemeindekollegium, das Zweikammersystem,<br />
mit dem heutigen Tag aufgehört haben zu regieren.<br />
Wie diese Neuerung sich bewährt, wird die Zeit lehren.“<br />
Als Ergebnis wurde festgestellt: Sozialdem.<br />
Partei 6 Sitze; Freier Volksverein 3 Sitze; Parteilose<br />
Wähler 3 Sitze, Bürgerpartei 8 Sitze. Die <strong>SPD</strong> entsandte<br />
Karl Ries, Wirtschaftspächter; Hans Daurer,<br />
Pinselmacher; Georg Reiß, Gerichtsasssistent; Hans<br />
Kölbel, Wasserwart; Karl Simon, Glasermeister und<br />
Fritz Rothmund, Spitalaufseher.<br />
Der Schluss des Berichtes lautete: „Den neuen Herren<br />
Stadträten unseren Glückwunsch. Geben wir<br />
uns der Hoffnung hin, daß alle Partei- und persönlichen<br />
Zwiste nun... begraben und die Beratungen<br />
des neuen Stadtparlaments unter der Leitung unseres<br />
Herrn Bürgermeisters Götz zum Wohle und Gedeihen<br />
unseres lieben alten <strong>Dinkelsbühl</strong> anschlagen<br />
werden.“<br />
Im Wörnitz-Boten erschien zu Silvester 1919 als<br />
Rückblick folgender Text mit einer eigenartigen Charakterisierung<br />
des Jahresablaufs: „Das alte geht voll<br />
Schmach und Not / vor Scham sind ihm die Wangen<br />
rot / Ein stolzes Reich liegt im Staub / So komm<br />
herein du junges Jahr / Umschwebt vom deutschen<br />
Sonnenaar.“<br />
Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold<br />
und Kinderzeche<br />
1925 gründete sich in <strong>Dinkelsbühl</strong> eine Ortsgruppe<br />
des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold.<br />
Am 24. Februar 1924 hatten <strong>SPD</strong>, Zentrum, DDP<br />
und einige kleinere Parteien die überparteiliche republikanische<br />
Schutztruppe „Reichsbanner Schwarz-<br />
Rot-Gold, Bund deutscher Kriegsteilnehmer und<br />
Republikaner“ gegründet. Der paramilitärische<br />
Verband stellte sich mit seinem Verweis auf die<br />
verfassungsmäßigen Reichsfarben bewusst in die<br />
Tradition der Revolution von 1848. Seine wichtigste<br />
Aufgabe bestand darin, politische Veranstaltungen<br />
gegen Störungen zu sichern; außerdem warb er mit<br />
Aufmärschen und Kundgebungen offensiv für ein<br />
Bekenntnis zur Weimarer Republik.<br />
In <strong>Dinkelsbühl</strong> legte sich das Reichsbanner ein<br />
schneidiges Trommler- und Pfeifer-Korps zu, war im<br />
Wörnitzboten zu lesen. Musiker aus den freien Gewerkschaften,<br />
Arbeitersportverbänden und der <strong>SPD</strong><br />
trafen sich im Vereinslokal zum Goldenen Lamm am<br />
Mittwoch und Freitag zur Probe. Nicht nur zum 1.<br />
Mai, auch bei der Kinderzeche wurde eifrig mitmarschiert<br />
und musiziert.<br />
In einer anonymeen Anzeige an die Schutzmannschaft<br />
aus dem Jahr 1926 heißt es:<br />
„An die Schutzmannschaft. Hier muss ich Sie auf<br />
den Unfug im Lamm jeden Mittwoch und Freitag aufmerksam<br />
machen. Dort spielt eine Musik im Freien<br />
die jeder Beschreibung spottet. Ich ersuche Sie diesen<br />
Spektakel der ohrenbetäubend ist abzustellen,<br />
andernfalls ich mich beschwerend an höhere Stelle<br />
wenden müsste. Hochachtend“<br />
Die Reaktion der Schutzmannschaft lautete:<br />
„Dem Gasthofbesitzer u. Stadtrat Karl Ries dahier<br />
wurde vom vorstehenden Beschwerdeschreiben am<br />
21.8.26 Kenntnis gegeben, wozu derselbe erklärte,<br />
dass die Musikkappelle der Reichsbannerleute ihre<br />
Musikproben in seiner Kegelbahn abhalten, er aber<br />
wolle Sorge tragen, dass in Zukunft während der<br />
Übungsstunden ruhestörender Lärm möglichst vermieden<br />
wird.“<br />
Ob diese Anzeige wirklich die Musik treffen wollte<br />
oder eine politische Motivation ausschlaggebend<br />
war, lässt sich nicht mehr ermitteln. Das Reichsbanner<br />
musizierte weiter, die Kameradschaft blieb.<br />
Schwedenlager 1926<br />
Historische Miniaturen<br />
18
Diktatur und Nachkriegszeit<br />
Historische Miniaturen<br />
19<br />
Von der Republik zur Diktatur 1933<br />
Bei der Reichstagswahl im November 1932 erhielt<br />
die <strong>SPD</strong> 468 Stimmen gegenüber der NSDAP mit<br />
1637 Wählern. Die Einwohnerzahl lag damals bei<br />
5238; im Jahresverlauf wurden insgesamt 50 politische<br />
Veranstaltungen abgehalten.<br />
Anfang 1933 sagte Karl Ries: „Geistig und körperlich<br />
steht die Partei gerüstet, die <strong>SPD</strong> ist ein Felsen, der<br />
nicht so leicht und nie mehr übergangen und überrumpelt<br />
werden kann.“<br />
Der <strong>Ortsverein</strong> zählte damals 44 Mitglieder bei einem<br />
guten Kassenstand. Zu einer „glänzenden<br />
Versammlung“ der Eisernen Front in der Schranne<br />
kamen rund 1000 Zuhörer.<br />
Nach Aufl ösung des bisherigen Stadtrates im April<br />
1933 umfasste der neue Rat 15 Mitglieder: 10 NS-<br />
DAP, 2 Bayerische Volkspartei, 2 <strong>SPD</strong> (Ries und Völler),<br />
1 Kampffront Schwarz-Weiß-Rot. Die Sitzungen<br />
wurden dann verkürzt, Rededuelle verhindert und<br />
das Führerprinzip als Maßstab gesetzt gegen den<br />
Protest von Karl Ries, der äußerte: „Das geht zu<br />
weit, auch andere haben Ideen.“<br />
Im Juni 1933 wurden die BVP-Räte Greiner und<br />
Beck für einige Tage in Schutzhaft genommen, und<br />
in einer außerordentlichen Sitzung des Stadtrats am<br />
28. Juni teilte Bürgermeister Götz mit, dass „die beiden<br />
Stadträte der <strong>SPD</strong>, Ries und Völler (auf Nahelegen<br />
durch die Ortsgruppe der NSDAP) freiwillig ihr<br />
Mandat niederlegten, desgleichen auch sämtliche<br />
Ersatzleute der <strong>SPD</strong>“, dem sich die beiden BVP-<br />
Räte anschlossen. Die NSDAP besetzte dann die<br />
frei gewordenen vier Ratssitze. Damit ist eingetreten,<br />
was die <strong>SPD</strong> schon im April 1933 noch so formulierte:<br />
„Alle sind aufgerufen, zu verhindern, daß<br />
auf solche oder ähnliche Weise ein demokratisches<br />
Staatswesen durch eine totalitäre Ideologie zu Grabe<br />
getragen wird.“<br />
Dass die <strong>SPD</strong> vor Ort auch nach der „Machtergreifung“<br />
und unter dem Reichskanzler Adolf Hitler mit<br />
Mut ihren Standpunkt verteidigte, beweist eine öffentliche<br />
Wahlkundgebung am 19. Februar 1933 in<br />
der Schranne mit einem Reichstagsabgeordneten<br />
aus Bayreuth mit dem Thema „Millionen für die Junker<br />
– Nichts für die kleinen Leute – Leere Phrasen<br />
für die Arbeiterschaft“, verbunden mit einem Aufmarsch<br />
durch verschiedene Straßen. Im Bericht der<br />
sozialdemokratischen Fränkischen Tagespost wird<br />
<strong>Dinkelsbühl</strong> charakterisiert als „ein Städtchen, in<br />
dem die Hakenkreuzseuche besonders wütet.“<br />
Wiederaufbau nach 1945<br />
Zwei Sozialdemokraten waren in <strong>Dinkelsbühl</strong> schon<br />
1945 aktiv tätig: Karl Ries, von den Amerikanern ab<br />
23. Mai als kommissarischer Bürgermeister eingesetzt,<br />
und Georg Reiß vom 15. Mai bis 29. Oktober<br />
1945 als Landrat. Für die Gemeindewahlen im Januar<br />
1946 galten folgende Voraussetzungen für die<br />
Teilnahme: Deutsche Nationalität, Anwesenheit in<br />
der Gemeinde seit 27.1.1945, Lebensalter 21 Jahre<br />
und kein NSDAP-Mitglied vor dem 1.5.1937.<br />
Eine Wahlversammlung der <strong>SPD</strong> im Knab-Saal mit<br />
dem Ansbacher Oberbürgermeister Körner hatte<br />
zum Thema „Die Gemeindewahl und die Sozialdemokratie“<br />
im Januar 1946.<br />
Im Stadtrat, ab 1948 mit 16 Mitgliedern, bei einer<br />
Einwohnerzahl von rund 7300 und einer Wahlbeteiligung<br />
von knapp 88 Prozent, waren die CSU mit<br />
8, die <strong>SPD</strong> mit 7 und die Union der Ausgewiesenen<br />
mit einem Sitz vertreten, die KPD ging leer aus. Die<br />
Bürgermeisterwahl gewann eindeutig Karl Ries mit<br />
77,5 % der Stimmen gegen Georg Rodi (CSU).<br />
In einem Tätigkeitsbericht des <strong>Dinkelsbühl</strong>er Stadtrates<br />
für 1948-1952 mit Blick auf die Aufbauarbeit<br />
in der Nachkriegszeit gab Bürgermeister Ries einen<br />
ausführlichen Überblick, „um das Geschaffene in<br />
das Gedächtnis der Bürger zurückzurufen“, als „eine<br />
kleine Schar von Männern ein hartes Erbe antreten<br />
mußte.“<br />
Der Bayerische Rundfunk beurteilte die Stadt 1948<br />
wie folgt: „<strong>Dinkelsbühl</strong> wirkt wie ein anheimelndes<br />
Märchenbild aus vergangenen Tagen.“<br />
Für Karl Ries brachte das Jahr 1952 aber eine bittere<br />
Enttäuschung und das Ende der kommunalpolitischen<br />
Laufbahn. Am 30. März erhielt er nur 29,4<br />
% Zustimmung, während 70,3 % der Wähler für den<br />
34-jähigen parteilosen Juristen und Volkswirt Rudolf<br />
Schmidt stimmten, der auch von der CSU und der<br />
Bayernpartei unterstützt wurde. Mandatsverteilung<br />
im Stadtrat: CSU 5, <strong>SPD</strong> 2, Freie Wähler 7, Gruppe<br />
der Heimatvertriebenen 2.<br />
Karl Ries als Vorkämpfer<br />
Unter dem Titel „Mein Lebenslauf“ verfasste im Jahr<br />
1952 der damals aus dem Amt geschiedene Altbürgermeister<br />
in handschriftlicher Form eine Übersicht<br />
in tabellarischer Form, die einen Einblick ermöglicht<br />
in einen beeindruckenden Ablauf eines für damalige<br />
Verhältnisse nicht alltäglichen Lebensverlaufs mit<br />
folgenden Schwerpunkten:<br />
Geboren am 6. Mai 1884 zu Weiltingen und dort<br />
Schulbeginn am 1. Mai 1891 – Am 2. Mai 1898 Beginn<br />
einer dreijährigen Lehrzeit als Holzdrechsler in<br />
<strong>Dinkelsbühl</strong> – Von 1902 bis 1904 in Lauf a.d.Pegnitz<br />
tätig und dort Eintritt in die Gewerkschaft Holz und<br />
die <strong>SPD</strong> – Nach der Militärzeit in Nürnberg ab 1907<br />
in <strong>Dinkelsbühl</strong> und hier 1912 Heirat und Erwerb des<br />
Bürgerrechts für eine Gebühr von 55 Mark – Als Nebenerwerb<br />
Betrieb der Pachtwirtschaft Rosenkeller<br />
(Nestleinsberggasse 54) mit überdachter Kegelbahn
Diktatur und Nachkriegszeit<br />
– Ab August 1914 als Soldat eingerückt und ab 1915<br />
in französischer Kriegsgefangenschaft. Ab November<br />
1918 Aufgabe des Drechslerhandwerks und nur<br />
mehr als Wirtschaftspächter tätig – 1920 das Gasthaus<br />
Goldenes Lamm (Lange Gasse 26) für 38000<br />
Mark gekauft , später Grundstück und Scheune erworben,<br />
Garagen eingebaut und Haus umgestaltet-<br />
1938 Nachbarhaus (Lange Gasse 28) gekauft und<br />
1940 umgebaut – 1948 Übergabe an den Sohn Karl<br />
Ries jun. – Seit 1952 im Ruhestand und Rentner.<br />
Als Dienste im öffentlichen Leben sind aufgeführt:<br />
1919 bis 1922 im evangelischen Kirchenvorstand<br />
– 1919 bis 1933 Stadtrat und Fraktionsvorsitzender<br />
der <strong>SPD</strong> – 1945 bis 1946 kommissarischer 1.Bürgermeister,<br />
1946 bis 1948 vom Stadtrat gewählt,<br />
von 1948 bis 1952 vom Volk gewählt.<br />
Rückblick auf die <strong>SPD</strong> <strong>Dinkelsbühl</strong>: Im Nachlass<br />
von Karl Ries ist ein maschinengeschriebenes Blatt<br />
ohne Überschrift und Datumsangabe erhalten mit<br />
folgendem Wortlaut: “Die Sozialdemokraten gehörten<br />
bis zur Gründung des <strong>Ortsverein</strong>s <strong>Dinkelsbühl</strong><br />
zum <strong>Ortsverein</strong> Schopfl och. Am 1. März 1908 gründeten<br />
ca. 16 Genossen den Orts-Verein <strong>Dinkelsbühl</strong><br />
... der heute noch 3 Gründungsmitglieder aufweist<br />
(Ries, Daurer u. Dornauer). Der <strong>Ortsverein</strong> <strong>Dinkelsbühl</strong><br />
wurde langsam aufgebaut und wurde auch über<br />
die Zeit des 1. Weltkrieges von nicht zum Militär eingezogenen<br />
Genossen gehalten. Nach Beendigung<br />
des Krieges 1918 wurde die <strong>SPD</strong> <strong>Dinkelsbühl</strong> weiter<br />
ausgebaut, sodass wir im Juni 1919 bei den Gemeindewahlen<br />
6 Stadtratssitze errangen und somit<br />
die zweit stärkste Partei im Stadtrat waren.<br />
Unter dem Motto: „Des Volkes Wohl ist unserer<br />
Arbeit Ziel“ haben wir nach sozialdemokratischen<br />
Richtlinien unsere Partei weiter ausgebaut und zum<br />
Wohle des Volkes gearbeitet bis wir im Jahre 1933<br />
vom Nazi-Regime aufgelöst wurden.<br />
Nach dem Einmarsch der Amerikaner haben einige<br />
ehemaligen alte Genossen die Partei wieder aufl e-<br />
ben lassen, sodaß wir uns heute bis zu einer sozialdemokratischen<br />
Volkspartei entwickelt haben.“<br />
Die menschliche Grundeinstellung von Karl Ries<br />
und seine Auffassung von der Verpfl ichtung bei der<br />
Ausübung öffentlicher Ämter kommen in einem Aufruf<br />
zum Jahresende 1950 zum Ausdruck, der in der<br />
Fränkischen Landeszeitung am 30. Dezember erschienen<br />
ist.<br />
Danach gilt die Erkenntnis, „daß nur das Gute im<br />
Menschen und die große christliche Nächstenliebe<br />
die Schwere der Zeit zu überbrücken vermag.“ Es<br />
gilt auch, die Frage zu stellen, „ob wir den rechten<br />
Weg gegangen sind und was wir besser machen<br />
können. Wir wollen im kleinen das tun, was wir wünschen,<br />
daß es die Verantwortlichen der Welt zum<br />
Nutzen der Menschheit tun.“<br />
Klare Zielsetzungen<br />
Für Karl Ries kam der Mensch immer vor einer<br />
Ideologie. Nach 1945 hat er sich als Bürgermeister<br />
besonders um die Integration von Flüchtlingen und<br />
Vertriebenen bemüht, die Stärkung der Wirtschaftskraft<br />
der Stadt angestrebt, den Fremdenverkehr als<br />
positiven Faktor gefördert und die Bewahrung und<br />
Ausgestaltung des architektonischen Gesamtbildes<br />
der Stadt durch eine Ortsvorschrift von 1951/52 gesichert<br />
sowie dem Wohnungsbau seine besondere<br />
Aufmerksamkeit gewidmet.<br />
Hohes Lob zum Abschied<br />
Nach seinem Tod am 7.7.1962 erschien in der Lokalzeitung<br />
ein ausführlicher Artikel zur Würdigung<br />
und Erinnerung unter der Überschrift „Bürgermeister<br />
in schwerer Zeit“. Er wird als „aufrechter Mann“ bezeichnet,<br />
der in seiner volkstümlichen Art dazu beigetragen<br />
hat, Ausgleich zu schaffen in einer schweren<br />
Zeit. Der <strong>SPD</strong>-Kreisvorsitzende Erwin Mohaupt<br />
unterstrich in seiner Trauerrede die Bedeutung des<br />
Strebens nach sozialer Gerechtigkeit, die Karl Ries<br />
als Leitmotiv geprägt habe. Bürgermeister Dr. Höhenberger<br />
versicherte: „Der Name Ries bleibt mit<br />
der Stadt verbunden!“ Auch ein Vertreter des <strong>SPD</strong>-<br />
<strong>Ortsverein</strong>s Rothenburg o.d.Tauber würdigte den<br />
verstorbenen Parteifreund.<br />
In der Todesanzeige der Familie steht der Satz: „Ein<br />
arbeitsreiches Leben hat ein Ende gefunden.“ Karl<br />
Ries war Träger des Verdienstordens am Bande der<br />
Bundesrepublik Deutschland; die Stadt <strong>Dinkelsbühl</strong><br />
widmete ihm eine Straßenbenennung im Wohngebiet<br />
Hoffeld als dauerhafte Erinnerung.<br />
Nachhaltige Familientradition<br />
Karl Ries jun. (1913-2000) engagierte sich als Gastwirt<br />
und gelernter Metzger ganz im Sinne seines Vaters<br />
ebenfalls aktiv in der <strong>SPD</strong> und der Kommunalpolitik.<br />
Von 1960 bis 1984 saß er im <strong>Dinkelsbühl</strong>er<br />
Stadtrat und war auch als Referent tätig. Er war Träger<br />
des goldenen Ehrenrings der Stadt. Er gehörte<br />
auch dem Kreistag des ehemaligen Landkreises<br />
<strong>Dinkelsbühl</strong> von 1956 bis 1972 und anschließend<br />
dem Kreistag des Großlandkreises Ansbach bis<br />
1978 an.<br />
Historische Miniaturen<br />
20
Unsere Vorsitzenden erinnern sich<br />
Die Vorsitzenden der <strong>SPD</strong> <strong>Dinkelsbühl</strong>:<br />
Rückblicke<br />
21<br />
1908-10: August Breitinger<br />
1910-11: Fritz Weidner<br />
1911-13: Georg Fischer<br />
1913-19: Leonhard Müller<br />
1919-33: Karl Ries<br />
1945-48: Fritz Schmidt<br />
1948-54: Peter Beck<br />
1954-64: Peter Grimm<br />
Hermann Maier<br />
Kreisvorsitzender 1967-72<br />
Am 1. Mai 1953 bin ich als Oberrealschüler der<br />
9.Klasse noch vor dem Abitur in Landsberg am Lech<br />
in die <strong>SPD</strong> eingetreten und gleich als Pressereferent<br />
des <strong>Ortsverein</strong>s und als Schriftführer im Kreisvorstand<br />
aktiv geworden. Der Monatsbeitrag lag damals<br />
bei 0,30 DM.<br />
Als Student in München war ich dann ab 1954 Vorsitzender<br />
des Sozialistischen Deutschen Studentenbundes,<br />
der zusammen mit den Jungsozialisten eng<br />
mit der <strong>SPD</strong> verbunden war.<br />
Im Dezember 1962 wurde ich nach <strong>Dinkelsbühl</strong><br />
versetzt, was bei mir und meiner Frau keine übermäßige<br />
Begeisterung zur Folge hatte. Die Eingewöhnungsphase<br />
und die Wohnungssuche standen<br />
zunächst im Vordergrund. Im Sommer 1963 nahm<br />
mich einmal der damalige Hausmeister des Gymnasiums<br />
auf die Seite und fragte mich: „Sind sie<br />
wirklich bei der <strong>SPD</strong>?“ Meine Antwort: „Ja, seit über<br />
zehn Jahren schon“ setzte ihn in Erstaunen, gefolgt<br />
von dem Kommentar: „Ja, wir brauchen dringend<br />
junge Leute!“<br />
Nach dem Umzug in die August-Kreß-Str. 6 war<br />
mein direkter Nachbar der Bürgermeister Ernst<br />
Schenk (1967-1979), mit dem sich dann über den<br />
Gartenzaun immer wieder informative und freundliche<br />
Gespräche entwickelten, auch nach der Bürgermeisterwahl<br />
1967, bei der Werner Schuster als<br />
<strong>SPD</strong>-Kandidat antrat und mit 33,17 % gegen Schenk<br />
unterlag. Der wurde damals noch von der CSU und<br />
1964-72: Werner Schuster<br />
1972-76: Brigitte Rechenberg<br />
1976-80: Ludwig Kemeth<br />
1980-90: Thomas Sandfuchs<br />
1990-94: Hans Unger<br />
1994-2000: Paul Beitzer<br />
2000-2004: Peter Kreutz<br />
2004-heute: Bernd Lober<br />
den Freien Wählern unterstützt.<br />
1967 wurde ich zum Vorsitzenden des Kreisverbandes<br />
<strong>Dinkelsbühl</strong> gewählt, der zu dieser Zeit 5 <strong>Ortsverein</strong>e<br />
mit rund 300 Mitgliedern umfasste. Mein<br />
Gegenkandidat war Ernst Pressel aus Wassertrüdingen,<br />
der von dem Ergebnis sichtlich enttäuscht<br />
war und dem „fremden Schullehrer“ nicht allzu viel<br />
zutraute. Später ist unser Verhältnis zu einer echten<br />
Freundschaft geworden, die alle Phasen des politischen<br />
Lebens vor Ort überdauerte.<br />
Auch Karl Ries, als Stadt- und Kreisrat aktiv tätig,<br />
hat einmal bei einer kontroversen Diskussion zu einem<br />
kommunalpolitischen Problem meine Haltung<br />
so kommentiert: „Ja mei, du bischt halt a Schulmaschter,<br />
aber wenigschtens a roder!“<br />
In den 70er Jahren gab es in <strong>Dinkelsbühl</strong> eine zahlenmäßig<br />
beachtlich starke Gruppe der Jungsozialisten,<br />
die im Nebenzimmer „beim Ries“ tagte und<br />
in der viele Schüler des Gymnasiums aktiv waren,<br />
was in der Schule nicht immer mit freundlichen<br />
Kommentaren beurteilt wurde. In einem Arbeitspapier<br />
der Gruppe konnte man 1975 lesen: „Unsere<br />
Hochleistungsgesellschaft produziert nicht nur Waren,<br />
sondern auch mehr Angst und Unsicherheit und<br />
den Verlust an Sinnerfüllung und Wertorientierung.<br />
Wir müssen eine menschenwürdige Politik machen<br />
für kommende Generationen.“<br />
Als Delegierter auf dem <strong>SPD</strong>-Parteitag 1970 für<br />
den Unterbezirk Weißenburg in Saarbrücken habe<br />
ich Willy Brandt angesprochen auf seinen Besuch<br />
in <strong>Dinkelsbühl</strong> im Mai anlässlich des Heimattreffens<br />
der Siebenbürger Sachsen und ein Treffen mit <strong>SPD</strong>-<br />
Vertretern aus dem Landkreis vorgeschlagen. Er<br />
erinnerte sich sofort an das Jahr 1960, in dem er<br />
mit seiner Familie als Gast die Kinderzeche erlebte<br />
und stimmte einer zusätzlichen Veranstaltung nach<br />
Beendigung der offi ziellen Termine mit Parteifreunden<br />
zu. Die Einzelheiten habe ich dann mit seinem<br />
persönlichen Referenten besprochen.<br />
Nach dem offi ziellen Empfang im Rathaus gingen<br />
wir dann – ohne die Begleitung von Leibwächtern<br />
– die Segringer Straße hinunter zum Altrathausplatz.<br />
Unterwegs blieben immer wieder erstaunte Passanten<br />
stehen, einige gingen auf den Kanzler zu, schüttelten<br />
ihm die Hände, einer rief lauthals: „Ja, das ist
Unsere Vorsitzenden erinnern sich<br />
doch der Willy!“ – Brandt reagierte immer freundlich<br />
und freute sich offensichtlich über die positive Atmosphäre<br />
im kleinstädtischen Rahmen.<br />
Im Café Schuster durfte ich dann Willy Brandt begrüßen<br />
vor Parteifreunden aus dem ganzen Landkreis<br />
und auch dem Unterbezirk auf unserem „etwas<br />
steinigen Boden“ im Sinne der <strong>SPD</strong>-Politik. Brandt<br />
bedankte sich vor allem bei den älteren Genossen<br />
für ihre „unverzagte, zielstrebige und treue Arbeit“<br />
und forderte besonders die Jüngeren auf, weiterzuhelfen,<br />
„damit wir zügig vorankommen.“<br />
Für die große Politik fand er folgende Formulierung:<br />
„Wir werden aber keinen Illusionen nachjagen, sondern<br />
ganz beharrlich daran arbeiten, die Spannungen<br />
abzubauen und den Frieden sicherer zu machen.“<br />
Stadtrat und Hausherr Werner Schuster und ich<br />
überreichten Willy Brandt zum Abschied unter begeistertem<br />
Beifall einige Bilder als Erinnerungsgeschenke<br />
an <strong>Dinkelsbühl</strong>.<br />
Brigitte Rechenberg<br />
<strong>Ortsverein</strong>svorsitzende 1972-76<br />
Ich hatte großes Glück. Als ich im Herbst 1970 als<br />
junge Lehrerin ans Gymnasium <strong>Dinkelsbühl</strong> versetzt<br />
wurde, begann gerade in der Bundesrepublik<br />
eine Zeit des begeisternden Aufbruchs in der Ära<br />
Willy Brandt.<br />
Ich folgte dem Angebot, die 68er Generation in der<br />
traditionsreichen <strong>SPD</strong> zu integrieren, und gründete<br />
daher, zusammen mit anderen, die Jungsozialisten<br />
<strong>Dinkelsbühl</strong>, deren Vorsitzender lange Zeit der unvergessene<br />
Gert Höppner war. Im gleichen Jahr trat<br />
ich der <strong>SPD</strong> bei.<br />
Die großen politischen Debatten in den 70er Jahren<br />
liefen nicht, wie heute, in den Talk-Runden des<br />
Fernsehens, sondern im Bundestag, in öffentlichen<br />
Versammlungen, politischen Frühschoppen, an Infoständen,<br />
auf Flugblättern, in <strong>Ortsverein</strong>en. Natürlich<br />
auch in der lokalen Presse.<br />
Die Hysterie in den politischen Auseinandersetzungen<br />
kann man sich heute nur noch schwer vorstellen.<br />
Alles war ideologisch aufgeladen, spitzte sich zu<br />
in der Polarisierung von CSU und <strong>SPD</strong>.<br />
Franz Josef Strauß oder Willy Brandt.<br />
Das waren zwei Welten.<br />
Daran schieden sich die Geister.<br />
Und an brisanten Reizthemen hat es nicht gefehlt!<br />
Die überfällige Anerkennung der Oder-Neiße-Grenze,<br />
ja Willy Brandts Ostpolitik überhaupt, wurde von<br />
der CSU als „Ausverkauf deutscher Interessen“ gebrandmarkt.<br />
Der Vereinnahmung des Bayerischen<br />
Rundfunks durch die CSU setzten wir 1972 ein „Bürgerkomitee<br />
<strong>Dinkelsbühl</strong> für Rundfunkfreiheit“ entgegen.<br />
In unserem Flugblatt riefen wir „zum Widerstand<br />
gegen die geplante Einführung von privatem<br />
Funk und privatem Fernsehen“ auf.(!).<br />
Weitere Themenschwerpunkte: Kuppeleiparagraph,<br />
§ 218, Gleichstellung der Frau, eine faire und gerechte<br />
Entwicklungspolitik in der Dritten Welt usw.<br />
Die Wahlkämpfe für Bundestag und Landtag bestritten<br />
zahlreiche engagierte Mitglieder des <strong>Ortsverein</strong>s<br />
mit mir, ich denke an die Flugblattaktionen im Industriegebiet,<br />
die Hausverteilungen, die Infostände.<br />
Viele unserer Auffassungen und Forderungen, damals<br />
noch als weit links eingestuft, sind inzwischen<br />
in der Mitte der Gesellschaft und auch in der Mitte<br />
der Union angekommen.<br />
Schon damals forderten wir Jusos einen „Städtischen<br />
Kindergarten“ (zusätzlich zu den zwei kirchlichen),<br />
um allen Kindern in <strong>Dinkelsbühl</strong> einen Kindergartenplatz<br />
anzubieten. Vergeblich. „Vorschule<br />
für alle“ war eine zentrale <strong>SPD</strong>-Forderung im Landtagswahlkampf<br />
1974. Jetzt erst, 30 Jahre später,<br />
wird dies aufgegriffen. Ironie der Geschichte: von<br />
der CDU-Familienministerin von der Leyen.<br />
Überhaupt hat sich viel getan beim Thema Frauen.<br />
War ich doch noch 1972 bei der Kommunalwahl die<br />
einzige Frau auf allen vier Listen, weshalb wir in einer<br />
Wahlanzeige texten konnten: „79 Männer und<br />
eine Frau; 79 : 1.“<br />
Als einzige Vertreterin der vielen Frauen, die mich<br />
gewählt hatten, berief ich Frauenversammlungen<br />
ein und gründete „Die Fraueninitiative <strong>Dinkelsbühl</strong>“.<br />
Der <strong>Ortsverein</strong> hatte in jener Zeit weit über 100 Mitglieder,<br />
die Versammlungen waren immer sehr gut<br />
besucht, zum einen wegen der großen Anzahl von<br />
Jusos, zum anderen wegen der von Ludwig Kemeth<br />
gegründeten „Betriebsgruppe Werner und Pfl eiderer“.<br />
Als ich mich 1976 aus privaten und familiären<br />
Gründen nach München versetzen ließ, gab ich die<br />
Stafette weiter – im Stadtrat an den Rechtsanwalt<br />
Werner Metterlein, und im <strong>Ortsverein</strong>svorsitz an den<br />
unvergessenen Ludwig Kemeth.<br />
Rückblicke<br />
22
Unsere Vorsitzenden erinnern sich<br />
Rückblicke<br />
23<br />
Thomas Sandfuchs<br />
<strong>Ortsverein</strong>svorsitzender 1980-90<br />
Als ich im Februar 1977 – als Nachfolger für die<br />
nach München versetzte Gymnasiallehrerin Brigitte<br />
Rechenberg – nach <strong>Dinkelsbühl</strong> kam, war Ludwig<br />
Kemeth gerade ein halbes Jahr lang <strong>Ortsverein</strong>svorsitzender.<br />
Ich lernte ihn bei einer Veranstaltung der<br />
<strong>SPD</strong>, auf der die Kreistagskandidaten aus <strong>Dinkelsbühl</strong><br />
nominiert werden sollte, kennen.<br />
Seit ich 1969 in Würzburg in die <strong>SPD</strong> eingetreten<br />
war, hatte ich schon viele innerparteiliche Auseinandersetzungen,<br />
z.B. zwischen Jusos und Altgenossen<br />
oder zwischen den unterschiedlichen Juso-Flügeln,<br />
erlebt, war aber doch überrascht, mit welcher<br />
Vehemenz dies auch in der Provinz stattfand. Hier<br />
allerdings stritten die Alten untereinander um ihre<br />
Platzierung auf der Kreistagsliste.<br />
Es handelte sich also um einen im wahrsten Sinne<br />
„lebendigen“ <strong>Ortsverein</strong>. Spontan erklärte ich mich<br />
zur aktiven Mitarbeit bereit, und als ab 1978 klar<br />
war, dass ich aus berufl ichen und privaten Gründen<br />
in <strong>Dinkelsbühl</strong> bleiben würde, wurde ich als Schriftführer<br />
in den OV-Vorstand gewählt.<br />
Ludwig Kemeth erklärte mir die besondere Struktur<br />
dieses <strong>Ortsverein</strong>s: neben dem traditionellen <strong>Dinkelsbühl</strong>er<br />
Mitgliederstamm um Karl Ries junior, den<br />
wir allerdings bereits den „alten Ries“ nannten und<br />
den 1945 aus dem Sudetenland zugewanderten<br />
Genossen um Peter Grimm gab es eine von seiner<br />
Vorgängerin ins Leben gerufene Juso-Gruppe,<br />
deren ursprünglich zahlreiche Aktivitäten leider darunter<br />
litten, dass ihre Mitglieder fast alle nach dem<br />
Abitur <strong>Dinkelsbühl</strong> zumindest vorübergehend verließen.<br />
Daneben existierte die von ihm gegründete Betriebsgruppe<br />
Werner und Pfl eiderer, deren Mitglieder<br />
allerdings zum größten Teil nicht in <strong>Dinkelsbühl</strong>,<br />
sondern in Langfurth, Weiltingen, Wilburgstetten,<br />
Mönchsroth usw. wohnten und praktisch nur über<br />
seine Person als Betriebsrat an die <strong>SPD</strong> <strong>Dinkelsbühl</strong><br />
angebunden waren.<br />
Spannungen gab es mit dem Unterbezirksvorstand,<br />
der immer wieder darauf drängte, in diesen Orten<br />
eigene <strong>Ortsverein</strong>e zu gründen, was den OV <strong>Dinkelsbühl</strong><br />
erheblich geschwächt hätte. Dieser Prozess<br />
war dann nach dem überraschenden Weggang<br />
Ludwig Kemeths, der 1980 zum hauptamtlichen<br />
IG-Metall-Sekretär in Stuttgart berufen wurde, nicht<br />
mehr aufzuhalten.<br />
Nach meiner Wahl zum OV-Vorsitzenden dienten<br />
Hausbesuche bei allen Mitgliedern nicht nur dazu,<br />
mich selbst vorzustellen, sondern sollten auch etliche<br />
Mitglieder in die aktive Parteiarbeit einbinden,<br />
die bisher mehr indirekt über die Organisation in der<br />
Gewerkschaft zur <strong>SPD</strong> gekommen waren. Der Erfolg<br />
blieb zwar begrenzt, immerhin gelang es aber, eine<br />
Arbeitsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen (AfA)<br />
ins Leben zu rufen, die einige Jahre im OV sehr präsent<br />
war. Initiator war vor allem Jürgen Reinmann,<br />
der auch Sprecher dieser AG war.<br />
Auch der Versuch, die Juso-AG, die zu Brigitte Rechenbergs<br />
Zeiten ja sehr vital gewesen war, jetzt<br />
aber praktisch nicht mehr existierte, zu reorganisieren,<br />
gelang gemeinsam mit dem OV Feuchtwangen,<br />
weil von dort etliche Oberstufenschüler des Gymnasiums<br />
nach <strong>Dinkelsbühl</strong> wechselten.<br />
Die Mitarbeit im Unterbezirksvorstand, zunächst als<br />
Schriftführer, dann als stellvertretender Vorsitzender,<br />
führte dazu, dass ich 1980 als Bezirkstagskandidat<br />
und 1984 bzw. 1988 als Landtagskandidat im<br />
Stimmkreis Ansbach-Süd nominiert wurde, was sich<br />
letztlich sicher auch positiv auf die OV-Arbeit ausgewirkt<br />
hat.<br />
Lebhaft in Erinnerung sind mir außerdem noch die<br />
beiden OV-Jubiläen, die in meine Amtszeit fi elen,<br />
nämlich der 75. Geburtstag mit Prof. Klaus Schönhoven,<br />
damals Mitglied der Historischen Kommission<br />
des Parteivorstandes, und die 80-Jahr-Feier mit<br />
dem leider viel zu früh verstorbenen Karl-Heinz Hiersemann,<br />
der damals Vorsitzender des <strong>SPD</strong>-Bezirks<br />
Franken und Spitzenkandidat der Bayern-<strong>SPD</strong> für<br />
die Landtagswahl war.<br />
Nach zehn Jahren als OV-Vorsitzender – mittlerweile<br />
war ich als Stadt- und Kreisrat und als Kulturreferent<br />
der Stadt <strong>Dinkelsbühl</strong> mit vielfältigen Aufgaben voll<br />
ausgelastet – war es dann an der Zeit, den OV-Vorsitz<br />
abzugeben.
Unsere Vorsitzenden erinnern sich<br />
Hans Unger<br />
<strong>Ortsverein</strong>svorsitzender 1990-94<br />
„Neue Wege braucht die <strong>SPD</strong>“ war die Überschrift<br />
zu einem Artikel in „<strong>SPD</strong> Mittelfranken 1993“, in dem<br />
ich die Arbeit in unserem <strong>Ortsverein</strong> auf Bezirksebene<br />
vorstellte. „Innovativ ins nächste Jahrtausend“<br />
sollte es gehen, deshalb beteiligten wir uns intensiv<br />
an der Aktion „<strong>Ortsverein</strong> 2000“ der Bayern <strong>SPD</strong>.<br />
Nach einer Organisationsanalyse stellten wir folgende<br />
Handlungsfelder fest, die in dem Artikel dargestellt<br />
wurden:<br />
1. Die Mitglieder müssen stärker in die politische<br />
Arbeit eingebunden werden und mitreden können.<br />
Dazu benötigt man neue Formen der politischen Arbeit.<br />
In <strong>Dinkelsbühl</strong> haben wir dies durch verschiedene<br />
Veranstaltungen und Veranstaltungsformen<br />
umzusetzen versucht:<br />
- Fahrradinformationsfahrt für ein Radwegenetz<br />
- <strong>Dinkelsbühl</strong>er Stadtgespräche zu kommunalen<br />
Themen<br />
- parteioffene Fraktionssitzungen<br />
- internationales Fußballturnier mit Ausländerfest<br />
- politisches Quiz mit Preisen.<br />
2. Die <strong>SPD</strong> muss sich als kompetenter Ansprechpartner<br />
für die Bevölkerung darstellen. So haben wir<br />
in <strong>Dinkelsbühl</strong> gegen geringes Entgelt eine Trinkwasseranalyse<br />
angeboten. Die große Resonanz in<br />
der Bevölkerung führte schließlich dazu, dass die<br />
Stadtwerke ihre Wasseranalysen regelmäßig veröffentlichen.<br />
3. Verschiedene Arbeitskreise wie Jusos und AGS<br />
werden aktiviert.<br />
4. Ein spezielles Problem ist in <strong>Dinkelsbühl</strong> das Erreichen<br />
der Arbeiterschaft und der ländlichen Bevölkerung.<br />
Wir versuchen dies verstärkt durch Flugblattaktionen<br />
vor Werkstoren und Stammtische in den<br />
Stadtteilen.<br />
5. Auch auf kommunaler Ebene muss sich die <strong>SPD</strong><br />
der Öffentlichkeit als Faktor der politischen Bildung<br />
darstellen. Die <strong>SPD</strong> <strong>Dinkelsbühl</strong> veranstaltete hierzu<br />
ein Seminar zum Thema „Haushalt der Stadt“, das<br />
neben interessierten Bürgern auch Mitglieder anderer<br />
Parteien besuchten. In diesem Sinne haben<br />
wir auch unseren „Politischen Aschermittwoch“ ins<br />
Leben gerufen.<br />
6. Ebenso wichtig wie die Verbesserung der politischen<br />
Arbeit ist ein zahlreiches Zusammenkommen<br />
der Mitglieder bei Feiern und Aktionen für die ganze<br />
Familie, damit sich die Mitglieder in ihrem Verein<br />
auch wohlfühlen, gerne dort zusammenkommen<br />
und mitarbeiten. So veranstalteten wir z.B. ein Sommerfest,<br />
eine Kanutour, ein jährliches Weihnachtsessen<br />
und eine Familienradtour für bessere Spielplätze.<br />
„Auf diesem Weg werden wir weitermachen“,<br />
schloss der Artikel.<br />
Persönliche Höhepunkte in meiner Arbeit als <strong>Ortsverein</strong>svorsitzender<br />
ergaben sich aus der Verbindung<br />
zwischen Stadtrats- und Parteiarbeit. Als Jugendreferent<br />
konnte ich die Vision der politischen Mitarbeit<br />
der Jugend durch die Gründung des Kinder- und Jugendrates<br />
Gestalt werden lassen. Ein solche Mitgestaltungsmöglichkeit<br />
haben wir in unserer Jusozeit<br />
wiederholt diskutiert und gefordert.<br />
Meine Kandidatur zur Bürgermeisterwahl 1991 hat<br />
zwar viel Arbeit und Mühen gekostet, ist aber mit<br />
dem Bürgerfest mit der Bundestagsvizepräsidentin<br />
Renate Schmidt in der Bleiche und durch das Gemeinschaftserlebnis<br />
der vielfältigen Unterstützung<br />
im Wahlkampf und bei der Wahl eine bleibende positive<br />
Erinnerung an meine Zeit als <strong>Ortsverein</strong>svorsitzender.<br />
Paul Beitzer<br />
<strong>Ortsverein</strong>svorsitzender 1994-2000<br />
Meine Arbeit im <strong>Ortsverein</strong> begann im Jahr 1990,<br />
zunächst als Stellvertreter von Hans Unger, ab 1994<br />
als OV-Vorsitzender.<br />
Mein Hauptanliegen in all den Jahren war es, möglichst<br />
viele Parteimitglieder aktiv an der Arbeit im<br />
OV zu beteiligen und auch Veranstaltungen zu organisieren,<br />
die in der <strong>Dinkelsbühl</strong>er Bürgerschaft<br />
Resonanz fi nden. Hier ist natürlich in erster Linie der<br />
politische Aschermittwoch zu nennen, der seit 1992<br />
Rückblicke<br />
24
Unsere Vorsitzenden erinnern sich<br />
Rückblicke<br />
25<br />
eine feste Größe im politischen Leben der Stadt<br />
darstellt. Auch die Stadtgespräche zu kommunalpolitischen<br />
Themen fanden viel Beachtung und haben<br />
die Diskussion im Stadtrat positiv beeinfl usst.<br />
Unsere Vorstandssitzungen waren dabei nie auf einen<br />
kleinen Zirkel beschränkt, sondern grundsätzlich<br />
offen für alle Mitglieder und die Unabhängigen,<br />
die seit 1996 unsere Stadtratsliste verstärken. Wir<br />
waren und sind ein lebendiger, diskussionsfreudiger<br />
<strong>Ortsverein</strong> und haben uns als solcher auch auf dem<br />
Bundesparteitag 1993 präsentiert. Ein Glanzstück,<br />
das wir dabei erstmals der Öffentlichkeit vorstellen<br />
konnten, war das Protokollbuch der Jahre 1908-<br />
1933, das Adolf und Bernd Lober zusammen mit<br />
dem Stadtarchivar in mühsamer Kleinarbeit transkribiert<br />
haben. Ein interessanter Nebenaspekt war für<br />
mich die Entdeckung, dass mein Großvater Leonhard<br />
Müller – den ich leider selbst nicht mehr kennen<br />
lernen durfte – vor 1914 als Schriftführer und als<br />
Vorsitzender in der <strong>Dinkelsbühl</strong>er <strong>SPD</strong> aktiv war.<br />
Die lange Tradition unserer Partei wurde uns allen<br />
wieder bei der 90-Jahr-Feier des <strong>Ortsverein</strong>s im<br />
Jahr 1998 vor Augen geführt. Hermann Maier und<br />
Adolf Lober organisierten eine Ausstellung, in der<br />
viele Dokumente aus der Sammlung von Karl Ries<br />
senior erstmals der <strong>Dinkelsbühl</strong>er Öffentlichkeit präsentiert<br />
wurden.<br />
Der <strong>SPD</strong>-<strong>Ortsverein</strong> hat es auch geschafft, das<br />
DGB-Ortskartell, das heute von unserem Vorstandsmitglied<br />
Peter Cichon geleitet wird, neu zu gründen.<br />
Der Verein „Brücke zur Arbeit“ verdankt seine Existenz<br />
teilweise ebenfalls unserer intensiven Mitarbeit<br />
und Unterstützung. Hier war es entscheidend,<br />
verschiedene politische Lager an einen Tisch zu<br />
bringen. Auf dieser Basis arbeitet die „Brücke“ noch<br />
heute.<br />
Die überregionale politische Arbeit wurde stark geprägt<br />
vom Engagement des <strong>Ortsverein</strong>s für unsere<br />
Bezirksrätin Elke Held, die dieses Mandat mit einem<br />
sensationellen Stimmenergebnis erstmalig 1994 errang.<br />
In diesen Jahren hatten wir viel politische Prominenz<br />
in unserer Region zu Gast, als herausragendes<br />
Ereignis bleibt mir der Auftritt unserer damaligen<br />
Landesvorsitzenden Renate Schmidt im prall gefüllten<br />
Segringer Bierzelt in bester Erinnerung. Bei der<br />
Stadtratswahl 1996 hatten wir das Ausscheiden unseres<br />
langjährigen Fraktionsvorsitzenden Hermann<br />
Maier zu verkraften, so dass der lang ersehnte 5.<br />
Sitz wieder nicht errungen werden konnte. Neu in<br />
den Stadtrat kamen Elke Held und ich. Im Stadtrat<br />
hatte inzwischen ein gewisser Generationenwechsel<br />
stattgefunden und die Fraktionen der FW Stadt<br />
und Land, der Grünen und der <strong>SPD</strong> rückten näher<br />
zusammen. Höhepunkt dieser Entwicklung war die<br />
Aufstellung des gemeinsamen Bürgermeisterkandidaten<br />
Otto Sparrer, der 1997 für viele überraschend<br />
den amtierenden Bürgermeister Dr. Jürgen Walchshöfer<br />
ablöste.<br />
Die intensive Arbeit im Stadtrat und der Wunsch,<br />
die Parteispitze zu verjüngen, waren dann auch<br />
die Gründe, dass ich im Jahr 2000 nicht mehr als<br />
OV-Vorsitzender kandidierte. Mein Nachfolger Peter<br />
Kreutz hatte sich bereits als neuer Nachtwächter<br />
im Dreigehirn bestens in der politischen Landschaft<br />
etabliert und war mit 23 Jahren der jüngste Vorsitzende,<br />
den wir je hatten, für die „alte Tante <strong>SPD</strong>“ mit<br />
Sicherheit nicht ganz alltäglich.<br />
Peter Kreutz<br />
<strong>Ortsverein</strong>svorsitzender 2000-2004<br />
Der Umstand, dass die <strong>SPD</strong> <strong>Dinkelsbühl</strong> im Frühjahr<br />
2000 einen damals 23-jährigen zu ihrem Vorsitzenden<br />
gewählt hat, hat in der Stadt selbst seinerzeit<br />
– wie ich zwischenzeitlich weiß – durchaus<br />
überraschend gewirkt. Für mich selbst war diese<br />
Wahl damals schon und im Rückblick erst recht ein<br />
großer Vertrauensbeweis, den die Genossinnen<br />
und Genossen im <strong>Ortsverein</strong> mir damals entgegen<br />
gebracht haben. Die Situation, in der diese Wahl damals<br />
erfolgte, war ungewöhnlich, fand sich die <strong>SPD</strong><br />
<strong>Dinkelsbühl</strong> doch erstmals seit der unmittelbaren<br />
Nachkriegszeit auf seiten der „Stadtregierung“ wieder<br />
und war seit 1997 integraler Bestandteil jener<br />
Koalition, an deren Spitze Otto Sparrer Oberbürgermeister<br />
unserer Stadt geworden war. Die Aufgaben<br />
und Anforderungen, die sich dadurch der <strong>SPD</strong>-<br />
Stadtratsfraktion, aber auch der <strong>SPD</strong> <strong>Dinkelsbühl</strong><br />
selbst stellten, waren damit durchaus andere als<br />
in den Jahrzehnten zuvor. Die inhaltliche Arbeit der<br />
Partei musste sich weit unmittelbarer auf das politisch<br />
Mach- und Durchsetzbare konzentrieren, denn<br />
auf das abstrakt Wünschenswerte oder der reinen<br />
Lehre unseres Parteiprogrammes Gemäße. Ein<br />
Umstand, der mir noch heute weit eher als Chance<br />
erscheint, denn als Bürde.<br />
Im Mittelpunkt unserer politischen Arbeit stand – in<br />
wirtschaftlich schwieriger Zeit – das Bemühen, un-
Unsere Vorsitzenden erinnern sich<br />
sere Altstadt als lebendigen Stadtteil, als wirkliches<br />
Stadtzentrum zu erhalten und zu stärken. In langer<br />
Diskussion, die wir über Monate hinweg auf mehreren<br />
öffentlichen Veranstaltungen geführt haben,<br />
haben wir seinerzeit ein Thesenpapier zur Altstadtentwicklung<br />
vorlegen können, das – so scheint es<br />
– trotz des OB-Wechsels Grundlage der Stadtpolitik<br />
geblieben ist, wurden doch zahlreiche Ideen, die in<br />
unserem damaligen Papier einer breiten Öffentlichkeit<br />
nahe gebracht worden waren, zwischenzeitlich<br />
der Reihe nach umgesetzt. Ob dies nun die Veränderungen<br />
von Altrathausplatz und Weinmarkt sind<br />
(die wir uns freilich gestalterisch mutiger gewünscht<br />
hätten) oder die Neugestaltung des Münsterumgriffes<br />
(wo unsere Ideen nahezu wörtlich umgesetzt<br />
worden sind), ob dies die planvolle Nutzung von<br />
Altstadthäusern in städtischem Besitz (Alte Bauhofscheune,<br />
Spitalkomplex, Altes Rathaus) betrifft oder<br />
ob es sich um die Neugestaltung des Historischen<br />
Museums, die räumliche Erweiterung des Touristik<br />
Service oder der Stadtbücherei handelt, all´ dies<br />
haben wir seinerzeit zusammengetragen und versucht,<br />
in der öffentlichen Diskussion zu halten. Daneben<br />
können wir es gerade wohl auch als Erfolg<br />
der <strong>SPD</strong> <strong>Dinkelsbühl</strong> verbuchen, den Neubau der<br />
Hauptschule erreicht zu haben, verbunden mit der<br />
Instandsetzung der Christoph-von-Schmid-Grundschule,<br />
die Entlastung der Wassertrüdinger Straße<br />
vom Durchgangsverkehr durch die neue Tangente<br />
oder die Realisierung des Industriegebietes in Waldeck,<br />
das über Jahrzehnte hinweg nicht mehr war<br />
als ein Bleistiftstrich im Flächennutzungsplan. Manches<br />
freilich blieb bis heute unverwirklicht. Eine intelligente<br />
Verkehrsführung in der Altstadt etwa oder<br />
eine Parkplatzbewirtschaftung, die diesen Namen<br />
auch verdient.<br />
Bei allem Erfolg in der Sache soll nicht verschwiegen<br />
werden, dass massive Defi zite in der persönlichen<br />
Kommunikation letztlich zur schmerzlichen<br />
Niederlage bei der OB-Wahl 2003 führten. Trotzdem<br />
scheint die veränderte Stellung der <strong>SPD</strong> in der <strong>Dinkelsbühl</strong>er<br />
Stadtpolitik fortzudauern. Unsere politischen<br />
Ansätze werden weiterverfolgt, in der Person<br />
von Thomas Sandfuchs ist die Partei unmittelbar in<br />
die Stadtspitze mit eingebunden.<br />
Neben der sachpolitischen Betätigung ist es stets<br />
auch das Leben innerhalb unseres <strong>Ortsverein</strong>s, das<br />
gepfl egt werden will. Wichtigste Innovation während<br />
meiner Jahre als <strong>Ortsverein</strong>svorsitzender war hier<br />
wohl das regelmäßige <strong>SPD</strong>-Sommerfest, das als<br />
„italienische Nacht“ zur festen Tradition geworden<br />
ist. Ebenso erwähnt seien die in unregelmäßigen<br />
Abständen stattfi ndenden Herbstempfänge, die<br />
Stadtgespräche, die in mehreren Nummern erschienene<br />
Stadt-Postille-<strong>Dinkelsbühl</strong> oder die Stadtteilstammtische.<br />
Dank des besonderen Engagements<br />
einiger Vorstandsmitglieder konnte der unübersehbare<br />
Info-Stand unseres <strong>Ortsverein</strong>s in Form von<br />
drei großen leuchtend rot lackierten Buchstaben<br />
(S-P-D) gebaut werden, ebenso wie eine neue Tranche<br />
knallroter Plakatständer, für die wir extra eigene<br />
Plakate haben drucken lassen, auf denen erstmalig<br />
das eigene Logo der <strong>SPD</strong> <strong>Dinkelsbühl</strong> für eindeutige<br />
Wiedererkennung sorgt. Der 2002 eingerichtete und<br />
an Informationsgehalt stetig angewachsene Internetauftritt<br />
der <strong>SPD</strong> <strong>Dinkelsbühl</strong> unter http://www.spddinkelsbuehl.de<br />
ist als Informationsmittel der Partei<br />
zwischenzeitlich unverzichtbar und hat längst auch<br />
überregionale Beachtung durch die Bayern<strong>SPD</strong> gefunden,<br />
die ihn – neben anderen – den Internetbeauftragten<br />
ihrer <strong>Ortsverein</strong>e als Vorbild empfohlen<br />
hat.<br />
Die vier Jahre zwischen 2000 und 2004, in denen<br />
ich die <strong>SPD</strong> <strong>Dinkelsbühl</strong> als ihr Vorsitzender führen<br />
durfte, waren für mich in verschiedenster Hinsicht<br />
erfahrungs- und im Wortsinne eindrucksvolle Jahre,<br />
in denen ich vielfältige Möglichkeiten der (Mit-)Gestaltung<br />
wahrnehmen konnte. Ich darf diese Stelle<br />
nutzen, um den Mitgliedern des <strong>Ortsverein</strong>s für diese<br />
Chancen ausdrücklich zu danken! Stellvertretend<br />
für den gesamten <strong>Ortsverein</strong> nennen darf ich hier<br />
meine damaligen Stellvertreter im Amt, Angelika<br />
Cichon, Ulrike Fees, die seit 2002 auch Kreisrätin<br />
war, und Bernd Lober, die beiden Vorsitzenden<br />
der <strong>SPD</strong>-Stadtratsfraktion in dieser Zeit, Thomas<br />
Sandfuchs und Paul Beitzer, sowie Stadt-, Kreisund<br />
Bezirksrätin Elke Held-Bartsch und schließlich<br />
die beiden Vorstandsteams, an deren Spitze ich<br />
stand. Ohne deren tatkräftige und rührige Unterstützung<br />
wären die facettenreiche <strong>Ortsverein</strong>sarbeit,<br />
die ich zuvor darstellen konnte, kaum zu realisieren<br />
gewesen!<br />
Kreisrätin Ulrike Fees 2002<br />
Rückblicke<br />
26
Unsere Vorsitzenden erinnern sich<br />
Weitere Höhepunkte der vergangenen Jahre waren<br />
die beiden Besuche unseres früheren Bundesvorsitzenden<br />
Hans-Jochen Vogel, zuletzt zusammen<br />
mit Erhard Eppler, der sich dann dankenswerterweise<br />
bereiterklärt hat, als Ehrengast zu unserer<br />
Jubiläumsfeier zu kommen. Auch unseren aktuellen<br />
bayerischen Landesvorsitzenden Ludwig Stiegler<br />
durften wir zweimal kurz hintereinander bei uns<br />
begrüßen. Ein persönliches Glanzlicht für mich war<br />
schließlich, dass ich als Delegierter des Bezirks Mittelfranken<br />
den <strong>Ortsverein</strong> auf dem Bundesparteitag<br />
2005 vertreten durfte.<br />
Rückblicke<br />
27<br />
Bernd Lober<br />
<strong>Ortsverein</strong>svorsitzender seit 2004<br />
Seit April 2004 bin ich nun also der – vorläufi g – letzte<br />
in der inzwischen langen Reihe der Vorsitzenden<br />
des <strong>SPD</strong>-<strong>Ortsverein</strong>s <strong>Dinkelsbühl</strong>. Hervorzuheben<br />
ist zunächst, dass die <strong>Dinkelsbühl</strong>er <strong>SPD</strong> dank meiner<br />
Vorgänger und derer, die sie unterstützt haben,<br />
schon seit Langem ein außergewöhnlich aktives und<br />
gut organisiertes Team bildet, so dass es, von kleinen<br />
Ausnahmen abgesehen, wirklich Spaß macht,<br />
an ihrer Spitze zu stehen.<br />
Daher war meine bisherige Arbeit auch einerseits<br />
davon geprägt, bewährte und erfolgreiche Veranstaltungen<br />
wie unsere „Italienische Nacht“ im Sommer,<br />
den Politischen Aschermittwoch mit dem Dreigehirn<br />
oder das Weihnachtsessen im Winterhalbjahr fortzuführen<br />
und Jahr für Jahr aufs Neue zu organisieren.<br />
Andererseits haben wir in den vergangenen Jahren<br />
auch neue Akzente gesetzt, z.B. durch die erstmals<br />
durchgeführten Klausurtagungen, bei denen<br />
wir jeweils ein ganzes Wochenende lang intensiv<br />
diskutiert und die anstehenden Aktivitäten geplant<br />
haben.<br />
Ein Thema, das seit nunmehr drei Jahren immer<br />
wieder im Vordergrund steht, ist die LKW-Mautfl ucht<br />
auf der B 25. Angefangen bei einer Resolution an<br />
den Bundesverkehrsminister im Januar 2005 über<br />
mehrere Veranstaltungen mit Bundes- und Landtagsabgeordneten<br />
bis hin zu unseren erhebliches<br />
Aufsehen erregenden Zählaktionen hat der <strong>Ortsverein</strong><br />
unter oft großem persönlichen Einsatz seiner<br />
Mitglieder immer wieder mit Nachdruck auf dieses<br />
brennende Problem aufmerksam gemacht. Wir sind<br />
dabei auf eine durchwegs positive Resonanz in der<br />
Bevölkerung sowie auf beträchtliches mediales Interesse<br />
gestoßen, das weit über den lokalen Bereich<br />
hinausreichte.<br />
Nicht vergessen werden soll aber auch die Stadtratsfraktion,<br />
deren beharrlicher Einsatz für die Ziele<br />
der <strong>SPD</strong> gerade in den letzten Jahren viele Früchte<br />
getragen hat: Schulneubau bzw. -generalsanierung,<br />
Neukonzeption des Museums an einem dafür mehr<br />
als angemessenen Ort, Bau einer neuen Freilichtbühne<br />
und eines Theatersaals – das sind Forderungen<br />
und Wünsche, die wir schon lange vertreten haben.<br />
Dass zudem erstmals seit über 50 Jahren wieder ein<br />
Bürgermeister mit <strong>SPD</strong>-Parteibuch in <strong>Dinkelsbühl</strong><br />
amtiert, rundet das Bild eines <strong>Ortsverein</strong>s ab, der<br />
100 Jahre nach seiner Gründung selbstbewusst auf<br />
das Erreichte blicken darf und zuversichtlich in die<br />
Zukunft gehen kann.
<strong>SPD</strong>-Mitglieder als Kinderzecher<br />
Lebendiger <strong>Ortsverein</strong><br />
28
Unterhaltung und Geselligkeit<br />
Ob bei unseren Bürger- und Sommerfesten, beim Politischen Aschermittwoch mit dem<br />
Dreigehirn, bei Besuchen prominenter Sozialdemokraten, in Wahlkämpfen oder bei ungewöhnlichen<br />
Aktionen wie den im letzten Jahr durchgeführten „24 Stunden von <strong>Dinkelsbühl</strong>“:<br />
Auf die <strong>SPD</strong> <strong>Dinkelsbühl</strong> ist immer Verlass, wenn es gilt, Veranstaltungen aller<br />
Art auf die Beine zu stellen und dabei politische Inhalte zu diskutieren und für ihre Ziele<br />
zu werben. Eine kleine Auswahl von Bildern aus den letzten Jahren möge dies verdeutlichen:<br />
Lebendiger <strong>Ortsverein</strong><br />
Ob im idyllischen Altrathaushof<br />
oder neuerdings<br />
im großzügigeren Spitalhof:<br />
Kaum eine <strong>SPD</strong>-Veranstaltung<br />
erlebt – selbst<br />
bei schlechtem Wetter<br />
– einen größeren Publikumszuspruch<br />
als die „Italienische<br />
Nacht“ im August<br />
Seit über 15 Jahren ein fester<br />
Bestandteil des <strong>Dinkelsbühl</strong>er<br />
Kulturkalenders: Der Politische<br />
Aschermittwoch der<br />
<strong>SPD</strong> mit dem „Dreigehirn“<br />
– hier eine Aufnahme aus<br />
dem Jahr 1996 mit Thomas<br />
Sandfuchs (Nachtwächter),<br />
Beate Gelhorn (Marketenderin),<br />
Paul Beitzer (Bläserbub)<br />
29
Politische Arbeit vor Ort<br />
Seit 2002 ein besonderes<br />
Markenzeichen des <strong>Ortsverein</strong>s:<br />
Der Infostand mit den<br />
<strong>SPD</strong>-Buchstaben, hergestellt<br />
vom „OV-Schreinermeister“<br />
Markus Hiller mit fachkundiger<br />
Planungshilfe der „OV-<br />
Architektin“ und Kreisrätin<br />
Ulrike Fees<br />
Das animierte damals dann<br />
sogar den amtierenden Kanzler<br />
(hier zwischen Paul Beitzer,<br />
links, und Adolf Lober) zu<br />
einer Stippvisite in <strong>Dinkelsbühl</strong>…<br />
Lebendiger <strong>Ortsverein</strong><br />
Sicher der Höhepunkt des OV-Jahres 2007:<br />
„Die 24 Stunden von <strong>Dinkelsbühl</strong>“, während<br />
derer die <strong>SPD</strong> sage und schreibe 2130 LKWs<br />
auf der B 25 im Stadtbereich zählte und damit<br />
bereits zum wiederholten Male auf das<br />
seit Einführung der LKW-Maut 2005 bestehende<br />
massive Problem der LKW-Mautfl ucht<br />
aufmerksam machte (hier zu sehen, jeweils<br />
von links: Franz Pörzgen und Helmut Stör, Ulrike<br />
Fees und Marlene Schellong, Konstantin<br />
Chytiris und Armin Beißer).<br />
30
Prominente Besucher<br />
Lebendiger <strong>Ortsverein</strong><br />
Der damalige Ministerpräsident<br />
von Nordrhein-Westfalen<br />
und spätere Bundespräsident<br />
Johannes<br />
Rau an Pfi ngsten 1997<br />
zu Gast beim <strong>Ortsverein</strong><br />
<strong>Dinkelsbühl</strong> (anlässlich<br />
seines Auftritts beim Heimattag<br />
der Siebenbürger<br />
Sachsen); links Bezirksrätin<br />
Elke Held, rechts MdL<br />
Christa Naaß<br />
Der frühere <strong>SPD</strong>-Vorsitzende<br />
und Bundesverteidigungsminister<br />
Rudolf Scharping im August<br />
2000 beim <strong>SPD</strong>-Bürgerfest<br />
auf dem Weinmarkt<br />
31
Prominente Besucher<br />
Bernd Lober, zu diesem<br />
Zeitpunkt noch stellvertretender<br />
Vorsitzender der<br />
<strong>SPD</strong> <strong>Dinkelsbühl</strong>, begrüßt<br />
den Nürnberger Oberbürgermeister<br />
Ulrich Maly zu<br />
einer Veranstaltung im<br />
Rahmen des OB-Wahlkampfs<br />
2003<br />
Die <strong>SPD</strong>-Europaabgeordnete<br />
Lissy<br />
Gröner, Bayern<strong>SPD</strong>-<br />
Chef Ludwig Stiegler,<br />
OV-Vorsitzender<br />
Bernd Lober und<br />
die mittelfränkische<br />
<strong>SPD</strong>-Bezirksvorsitzende<br />
Christa Naaß<br />
(von links) im Mai<br />
2004 nach einem<br />
Wirtschaftsgespräch<br />
im Rahmen des Europawahlkampfs<br />
Wolfgang Hoderlein (links<br />
in der Mitte sitzend), seinerzeit<br />
Bayern<strong>SPD</strong>-Vorsitzender,<br />
beim Kinderzechfrühschoppen<br />
2003 im<br />
Kreis von OV-Mitgliedern<br />
und auswärtigen Gästen<br />
Lebendiger <strong>Ortsverein</strong><br />
32
Prominente Besucher<br />
Lebendiger <strong>Ortsverein</strong><br />
Und wieder Ludwig<br />
Stiegler: Diesmal beim<br />
Neujahrsempfang der<br />
<strong>Dinkelsbühl</strong>er CSU(!)<br />
im Januar 2006 umgeben<br />
von Genossinnen<br />
und Genossen aus der<br />
Region<br />
Herbstempfang 2004:<br />
Der frühere Bundesvorsitzende<br />
Hans-Jochen<br />
Vogel ehrt den langjährigen<br />
Stadt- und Kreisrat<br />
Hermann Maier für<br />
50 Jahre aktiven Einsatz<br />
in der <strong>SPD</strong><br />
33<br />
Auch Hans-Jochen Vogel hatte bei seinem ersten Besuch in <strong>Dinkelsbühl</strong> Gefallen an unserer<br />
Stadt gefunden und kam gerne wieder – ähnlich wie vor ihm schon Rudolf Scharping,<br />
Franz Maget oder Ludwig Stiegler. Hier im August 2007, diesmal zusammen mit dem früheren<br />
Bundesminister Erhard Eppler, der sich geradwe ins Goldene Buch der Stadt einträgt,<br />
umrahmt von Bürgermeister Thomas Sandfuchs (links) und Hermann Maier
Schlusswort<br />
Zunächst gilt es am Ende dieser <strong>Festschrift</strong> allen zu<br />
danken, die zu ihrem Entstehen und zum Gelingen<br />
der Festveranstaltung zum hundertjährigen <strong>Ortsverein</strong>sjubiläum<br />
beigetragen haben. Es soll bewusst<br />
darauf verzichtet werden, hier einzelne Namen hervorzuheben.<br />
Die <strong>SPD</strong> <strong>Dinkelsbühl</strong> ist ein Team mit<br />
vielen Köpfen, und der Beitrag jedes Einzelnen davon<br />
ist wichtig und wertvoll.<br />
Wenn man nun auf die hundertjährige Geschichte<br />
des <strong>SPD</strong>-<strong>Ortsverein</strong>s <strong>Dinkelsbühl</strong> zurückblickt und<br />
insbesondere die gut sechs Jahrzehnte seit 1945<br />
näher betrachtet, dann sieht man einerseits: Die<br />
<strong>SPD</strong> in unserer Stadt war und ist bereit, Verantwortung<br />
zu übernehmen, so in den ersten Jahren nach<br />
dem Krieg in der Person des 1. Bürgermeisters Karl<br />
Ries, so auch jetzt seit 2005 wieder mit Bürgermeister<br />
Thomas Sandfuchs.<br />
Andererseits zeigt sich immer wieder, gleichermaßen<br />
als „roter“ Faden, egal ob die <strong>SPD</strong> in <strong>Dinkelsbühl</strong><br />
selbst einen Bürgermeister stellt, ob sie einem von<br />
ihr unterstützten Kandidaten mit an die Stadtspitze<br />
verholfen hat oder aber sich in der Rolle befi ndet,<br />
die im kommunalen Bereich mit dem Begriff „Opposition“<br />
nur ungenau zu beschreiben ist: Wir Sozialdemokraten<br />
versuchen, unsere Überzeugungen<br />
und Ziele, unsere kreativen Ideen und konstruktiven<br />
Vorschläge umzusetzen, wir versuchen die anderen<br />
politischen Gruppierungen und gesellschaftlichen<br />
Kräfte, die sich in <strong>Dinkelsbühl</strong> engagieren, von der<br />
Richtigkeit unserer Vorstellungen zu überzeugen<br />
und Mehrheiten dafür zu bekommen.<br />
Das ist uns auch immer wieder gelungen, gerade in<br />
jüngster Vergangenheit. Die Verkehrsberuhigung im<br />
Wassertrüdinger Viertel durch den Bau der Südtangente,<br />
das Hackschnitzelheizwerk, der Hauptschulneubau,<br />
die Grundschulsanierung, die Neugestaltung<br />
der Freilichtbühne, der Bau eines Theatersaals,<br />
das neue historische Museum im Alten Rathaus<br />
– dies und vieles andere sind sozialdemokratische<br />
Projekte, für die wir oft Jahre, teilweise Jahrzehnte<br />
gekämpft haben und die jetzt verwirklicht wurden<br />
bzw. werden.<br />
Auf diese Weise haben wir seit nunmehr also 100<br />
Jahren die Geschicke <strong>Dinkelsbühl</strong>s wesentlich mitgestaltet<br />
– und so wird die <strong>SPD</strong> es auch in Zukunft<br />
halten. Der Rückblick in die Vergangenheit, der sich<br />
aus einem solchen Jubiläumsdatum ergibt, erfüllt<br />
mit Stolz, aber auch mit Verantwortungsbewusstsein<br />
beim Ausblick auf die Zukunft. Dies heißt für<br />
die Stadtpolitik der nächsten Jahre sicher vor allem,<br />
Ausgaben zu begrenzen und Schulden abzubauen.<br />
Für die <strong>SPD</strong> <strong>Dinkelsbühl</strong> heißt es, dass wir auch in<br />
Zukunft für sozialdemokratische Ziele eintreten werden<br />
und versuchen, zu jeder Zeit die richtigen Antworten<br />
auf die sich stellenden Fragen und Probleme<br />
zu fi nden, getreu dem Vermächtnis Willy Brandts:<br />
„Unsere Zeit steckt, wie kaum eine andere zuvor,<br />
voller Möglichkeiten – zum Guten und zum Bösen.<br />
Nichts kommt von selbst. Und nur wenig ist von Dauer.<br />
Darum – besinnt euch auf eure Kraft und darauf,<br />
dass jede Zeit eigene Antworten will und man auf<br />
ihrer Höhe zu sein hat, wenn Gutes bewirkt werden<br />
soll.“<br />
Bernd Lober,<br />
<strong>Ortsverein</strong>svorsitzender<br />
Paul Beitzer,<br />
Vorsitzender der <strong>SPD</strong>-Stadtratsfraktion<br />
Ausblick<br />
34