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Der Durchbruch durch den Tierversuch - AG gegen Tierversuche

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<strong>Der</strong> <strong>Durchbruch</strong> <strong>durch</strong> <strong>den</strong> <strong>Tierversuch</strong><br />

Ein Rückblick auf die diversen „Durchbrüche“, die zahllosen Versuchstieren <strong>den</strong> Tod gebracht haben,<br />

und ein Vorgriff auf <strong>den</strong> einen <strong>Durchbruch</strong>, <strong>den</strong> wir dringend brauchen.<br />

„In einem Jahr wer<strong>den</strong> wir <strong>den</strong> Erreger kennen, dann spricht niemand mehr von AIDS.“ 1 Eine<br />

großartige Vorstellung. Allerdings sind Jahrzehnte vergangen, seit Hygieneprofessor Deinhardt sie<br />

1983 verlauten ließ. Was also war tatsächlich der Stand der Dinge ein Jahr später? Die damalige<br />

amerikanische Gesundheitsministerin Heckler versprach: „In zwei Jahren ist der Impfstoff da.“ 1<br />

Offenbar hat sie sich tatsächlich versprochen, <strong>den</strong>n auf diesen Impfstoff wartet die Welt noch immer.<br />

Bei allen großen Krankheiten wird ständig ein <strong>Durchbruch</strong> gefun<strong>den</strong>. Seltsam nur, dass die<br />

Krankheiten kein bisschen effektiver bekämpft wer<strong>den</strong> können. Milliar<strong>den</strong> Tierleben und Unmengen<br />

Geld wer<strong>den</strong> in eine Forschung gesteckt, die keine Lösungen liefert – nur gelegentliche<br />

„Durchbrüche“, um die Steuerzahler und Spender bei Laune zu halten. „Ich <strong>den</strong>ke es ist ein echter<br />

<strong>Durchbruch</strong>“, beurteilt Prof. Dr. Konrad Beyreuther eine neue Erkenntnis in der Alzheimer-<br />

Forschung. 2 Müssen wir also zwischen „gewöhnlichen“ und „echten“ Durchbrüchen unterschei<strong>den</strong>?<br />

Was ist überhaupt ein <strong>Durchbruch</strong>? Meyers Großes Taschenlexikon (1981) kennt ihn nur aus der<br />

Halbleitertechnik und im Militärwesen. 3 Bei wikipedia erfahren wir immerhin, dass es sich „im<br />

übertragenen Sinne“ um „das erfolgreiche Durchsetzen eigener Ziele auch <strong>gegen</strong> Widerstände, meist<br />

nach längerem Versuch, z. B. […] in der Forschung“ handelt. 4 Dass es bei einem <strong>Durchbruch</strong> um<br />

persönliche Ziele geht, lässt vermuten, dass der <strong>Durchbruch</strong> selbst – beziehungsweise dessen<br />

Veröffentlichung – nicht etwa dessen Nutzen für <strong>den</strong> Menschen das Ziel ist.<br />

Begeben wir uns also auf die Suche nach Durchbrüchen, die auch wir als solche akzeptieren können,<br />

weil sie die betreffen<strong>den</strong> Krankheiten in der Tat besiegen konnten. Dabei gilt für Aids, Krebs, Herz-<br />

Kreislauf-Lei<strong>den</strong> und alle anderen Zivilisationskrankheiten, die heute einen Großteil aller<br />

menschlichen Todesfälle ausmachen: Hätte es <strong>den</strong> <strong>Durchbruch</strong> gegeben, gäbe es die Krankheiten nicht<br />

mehr. Dennoch ist die Geschichte der letzten Jahrzehnte voller „Durchbrüche“ auf diesen Gebieten.<br />

Was Krebs betrifft, so gehen die Durchbrüche noch viel weiter in die Geschichte zurück: Bereits 1773<br />

glaubte man <strong>den</strong> <strong>Durchbruch</strong> nahe, nachdem man einem Hund Flüssigkeit aus der Brust einer<br />

Krebskranken verabreicht hatte. 5 1957 ernannte man Interferon zur „Wunderwaffe“ <strong>gegen</strong> Krebs;<br />

wenige Jahre später war es die Chemotherapie, doch dann entdeckte man deren schreckliche<br />

Nebenwirkungen. In <strong>den</strong> 70er Jahren wollte das National Cancer Institute (NCI) einen Schlussstrich<br />

setzen, indem es 500.000 Stoffe an Mäusen testete. 0,0001% der Substanzen zeigten eine Wirkung<br />

<strong>gegen</strong> Krebs – jedoch nicht beim Menschen. 6 <strong>Der</strong> Schlussstrich wurde <strong>den</strong>noch gezogen: Vonseiten<br />

des Instituts und zwar unter das Forschungsprogramm an Mäusen. 7<br />

<strong>Der</strong> Rest der Welt fuhr unbekümmert damit fort an Tieren Durchbrüche zu erzeugen. „Unsere Kinder<br />

wer<strong>den</strong> nicht mehr an Krebs lei<strong>den</strong>“, so der französische Krebsspezialist Lucien Israel, überzeugt von<br />

der Gentechnik – bereits 1989 8 . Drei Jahre später folgte das Patent auf die Krebsmaus, eine<br />

Perversion, so entwickelt, dass sie frühzeitig Krebs ausbildet. 10 Jahre danach kann Professor Axel<br />

Ullrich, Direktor am Max-Planck-Institut für Biochemie in München, die Krebsmaus nur noch als<br />

„symbolischen Schritt“ bezeichnen, der ohne „praktische Bedeutung“ geblieben ist. 9 „Seit Jahrzehnten<br />

heilen wir Krebs bei Mäusen, aber beim Menschen klappt es einfach nicht“, erkennt Dr. Richard<br />

Klausner, Direktor des NCI. 10 Die Tatsache, dass 6000 Krebsmittel bei bestimmten Tierarten künstlich<br />

erzeugte Tumore bezwingen können 11 , während, wie der Direktor des New Yorker Krebsinstituts,<br />

Prof. Bross, erklärt „nicht ein einziges neues Medikament zur Behandlung von Krebserkrankungen<br />

beim Menschen [] aus <strong>Tierversuch</strong>en hervor[ging]“ 11 , spricht für sich.<br />

Auch der Behandlung von Herz- und Kreislauf-Krankheiten ist „der längst versprochene <strong>Durchbruch</strong><br />

versagt geblieben. Weder Morbidität (Zahl der Erkrankungen) noch Mortalität (Zahl der Todesfälle)<br />

konnte in diesem Bereich gesenkt wer<strong>den</strong>.“ (Dr. med. Hans Udo Kessler, Kardiologe) 12 Zwar galt die<br />

Bypass-Operation als Wunder der Herz-Chirurgie, allerdings musste man feststellen, dass sich die


Bypass-Transplantate schnell wieder verschlossen, was die meisten Operationen überflüssig machte.<br />

Ballondilatation, die internistische Alternative zum Bypass, erwies sich ebenfalls als risikobehaftet,<br />

ihre Ergebnisse oft schon nach Tagen als hinfällig. 12 Aber was will man auch anderes erwarten von<br />

Metho<strong>den</strong>, die das Ergebnis von Versuchen an Tieren sind, bei <strong>den</strong>en zwar krankheitsähnliche<br />

Symptome hervorgerufen wer<strong>den</strong>, deren eigentliche Körper aber gesund sind – womit sie ein<br />

schlechtes Krankheitsmodell darstellen – und deren Leben nicht bis zum natürlichen Tod beobachtet,<br />

sondern frühzeitig beendet wird?<br />

Ähnlich verhält es sich bei anderen Zivilisationskrankheiten. Die Ursachen der Krankheiten, die für<br />

ihre Heilung von entschei<strong>den</strong>der Bedeutung sind, können im Tiermodell nicht ansatzweise<br />

nachgeahmt wer<strong>den</strong>. Und während man in der Kardiologie zunehmend erkennt, dass <strong>Tierversuch</strong>e der<br />

falsche Weg sind 12 , verlässt sich ein Großteil aller medizinischen Forschungszweige noch immer auf<br />

Metho<strong>den</strong>, die ihre Unzuverlässigkeit mit unzähligen Schein<strong>durch</strong>brüchen bewiesen haben.<br />

Dabei könnten wahre Durchbrüche auf eine längst bekannte Weise erzielt wer<strong>den</strong>. Das Wundermittel,<br />

das Krankheitsfälle von AIDS, Krebs, Herz-Kreislauf-Lei<strong>den</strong>, Alzheimer und vielen anderen drastisch<br />

reduzieren könnte, heißt Vorbeugung. Bei Krebs geht man von bis zu 80% der Fälle aus, die <strong>durch</strong><br />

gesünderes Leben vermie<strong>den</strong> wer<strong>den</strong> könnten 13 , Hirn-Jogging kann so manche Krankheit, die das<br />

Gehirn angreift, verhindern. 14 Zu dieser Erkenntnis konnten <strong>Tierversuch</strong>e nicht ansatzweise beitragen.<br />

Stattdessen haben <strong>Tierversuch</strong>e viele Möglichkeiten sinnvoller Prävention lange unterbun<strong>den</strong>. Obwohl<br />

Studien an Menschen die Gefahren des Rauchens bereits aufgedeckt hatten, wurde aufgrund von<br />

<strong>Tierversuch</strong>sergebnissen jahrzehntelang bestritten, dass Rauchen Lungenkrebs verursachen könne. 15<br />

Ebenso verhielt es sich mit der Krebs verursachen<strong>den</strong> Wirkung von Asbest.<br />

Auch Adipositas (Fettleibigkeit) wird in vielen Fällen <strong>durch</strong> falsches Ernährungs- und<br />

Bewegungsverhalten verursacht. Andere Ursachen sind genetisch oder sozio-kulturell – letzteres<br />

einmal mehr im <strong>Tierversuch</strong> nicht nachvollziehbar. Für die unterschiedlichen Ursachen wer<strong>den</strong><br />

unterschiedliche Therapien empfohlen. 16 Man sollte also annehmen, dass von <strong>Tierversuch</strong>en<br />

abgesehen wird. Doch das Gegenteil ist der Fall. PYY(3-36) nannte sich der „<strong>Durchbruch</strong>“ im Jahre<br />

2002, erprobt an Tieren und Menschen. 17 Bereits zwei Jahre später zweifelten Studien die Ergebnisse<br />

an. Plötzlich sollte die versprochene Appetithemmung nicht eintreten. 18 Die neue Studie konnte besser<br />

dokumentiertes Material anbieten – und verließ sich ihrerseits auf <strong>Tierversuch</strong>e. Die Autoren der<br />

Originalstudie beurteilen die neuen Ergebnisse als unzutreffend, da die Tiere zu großem Stress<br />

ausgesetzt wor<strong>den</strong> seien. 19 Jetzt liegt die Wissenschaftswelt im Streit und befindet sich irgendwo<br />

zwischen „<strong>Durchbruch</strong>“ 19 und „Sackgasse“ 19 .<br />

Wie viel weiter könnte die Forschung in jedwedem Bereich sein, wenn man schon vor Jahrzehnten die<br />

Sackgasse <strong>Tierversuch</strong>e verlassen hätte? Wie viele echte Durchbrüche könnten wir haben?<br />

Apropos „echter <strong>Durchbruch</strong>“: Prof. Beyreuther wollte ja einen entdeckt haben. Sehen wir uns diesen<br />

also genauer an: Nachdem auch in der Alzheimer-Forschung diverse Durchbrüche Medikamente<br />

hervorgebracht hatten, die später wegen Wirkungslosigkeit oder Nebenwirkungen einschließlich Tod<br />

zurückgezogen wer<strong>den</strong> mussten 20 , ist der Stein der Weisen also gefun<strong>den</strong>? Bisher glaubte man das<br />

Absterben von Nervenzellen führe zu Alzheimer oder auch Parkinson. Jetzt wollen Neuropathologe<br />

Walter Schulz-Schaeffer und Biochemiker Michael Kramer herausgefun<strong>den</strong> haben, dass<br />

vorhergehende Ablagerungen an <strong>den</strong> Nervenzellenkontakten ursächlich sind. 2 Das ist auch schon alles.<br />

Auf ein Heilmittel müssen die Patienten weiter hoffen. Dennoch nennt Beyreuther das einen „echten<br />

<strong>Durchbruch</strong>“. „…was die Grundlagenwissenschaft anbetrifft“, schränkt er ein. Wie schön für die<br />

Grundlagenwissenschaft; der Rest der Welt hat nichts davon. Wir müssen weiter auf unseren wirklich<br />

echten <strong>Durchbruch</strong> warten.<br />

Abschaffung von <strong>Tierversuch</strong>en, entschlossene Förderung tierversuchsfreier Metho<strong>den</strong> und<br />

verantwortungsvolle Prävention, das allein kann uns solche wirklich echten Durchbrüche bescheren.<br />

Stattdessen geht das Drama weiter: Im Sommer 2007 machte ein Team von Wissenschaftlern vom<br />

Heinrich-Pette-Institut in Hamburg und vom Dres<strong>den</strong>er Max-Planck-Institut eine Entdeckung, die<br />

einen <strong>Durchbruch</strong> bei AIDS verspricht. Ein gezüchtetes Enzym namens „Tre“ soll Gewebe vom HIV


ereinigen können. Die bisherigen Tests fan<strong>den</strong> an Zellkulturen statt. In <strong>den</strong> nächsten drei Jahren<br />

folgen nun <strong>Tierversuch</strong>e. 21 Und möglicherweise wird man dabei eine echte Hoffnung für die<br />

Menschen als ungeeignet abschmettern, weil sie bei Tieren nicht wirkt. Wie sollte sie auch. Bereits das<br />

H für „Humane“ in HIV bezeichnet deutlich die unbestrittene Tatsache, dass Tiere die Krankheit in<br />

derselben Form nicht bekommen können. Man hat selbstverständlich ähnliche Krankheiten für Tiere<br />

entwickelt. Wen würde es da noch wundern, wenn AIDS, das erst Anfang der 80er erstmals auftrat,<br />

von Menschen gezielt <strong>gegen</strong> Menschen entwickelt wurde, wie Gerüchte behaupten. 22 Man kann sich<br />

nur zu gut vorstellen, wie die Forscher, <strong>den</strong>en diese Aufgabe zukam, eines Tages ihren geheimen<br />

Auftraggebern stolz berichteten: „Wir haben <strong>den</strong> <strong>Durchbruch</strong>!“<br />

Simon Anhut für die <strong>AG</strong> <strong>gegen</strong> <strong>Tierversuch</strong>e<br />

1 <strong>Der</strong> Spiegel 50/1995 S. 206-212<br />

2 Alzheimer Forschung Initiative e.V.<br />

> http://www.alzheimer-forschung.de/web/aktuelles/index.htm?showid=1464&archivemode=<br />

3 Meyers Großes Taschenlexikon in 24 Bän<strong>den</strong> (1981), Band 6<br />

4 wikipedia<br />

> http://de.wikipedia.org/wiki/<strong>Durchbruch</strong><br />

5 Hans Ruesch: Die nackte Herrscherin, Hirthammer-Verlag, 1978, S. 27<br />

6 Apple MA, (1977). In Cancer: a comprehensive treatise, Plenum Press, New York<br />

7 BUAV (1995): Factsheet M8: cancer<br />

8 Bild 31.10.89<br />

9 Braunschweiger Zeitung 25.05.02<br />

10 The Times 30.07.02<br />

11 Dr. med. Walter Schmidt: Krebsforschung: Beim Tier erfolgreich - beim Menschen aussichtslos<br />

> http://www.tierversuchsstadt-wuerzburg.de/dieethik/warumtierversuche/index.html<br />

12 Dr. med. Hans Udo Kessler: Tierexperimente in der Kardiologie<br />

> http://www.aerzte-<strong>gegen</strong>tierversuche.de/textversion/content/de/infokrankheiten/tierversuche_in_der_kardiologie.php4<br />

13 VDI nachrichten 25.2.00;<br />

BMJ 1994: 308, 1667-1670<br />

14 Die Welt 10.08.2004<br />

15 The Lancet 25.06.77, 1348-1349<br />

BMJ 26.06.54, 1451-1455<br />

16 wikipedia<br />

> http://de.wikipedia.org/wiki/Adipositas<br />

17 Nature 418, 650 – 654 (2002)<br />

18 Nature 429; Ernährungs-Umschau<br />

> http://www.ernaehrungs-umschau.de/archiv/news/?page=24&id=1694<br />

19 ORF<br />

> http://science.orf.at/science/news/117779<br />

20 Die Zeit 07/2002<br />

Ärzte-Zeitung 13.01.2005<br />

<strong>Der</strong> Spiegel 33/2004<br />

Die Welt 10.08.2004<br />

arznei-telegramm 02/2005<br />

21 Bildung-news.com<br />

> http://www.bildung-news.com/news/panorama/<strong>durch</strong>bruch-in-der-aids-forschung-scheint-keinen-zu-kummern/<br />

22 http://www.yigg.de/238357

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