Parapsychologi

Deutscher Psychologiestudierenden-Kongress Bremen 2008
Dipl.-Psych. Eberhard Bauer, IGPP e.V. Freiburg
Vortrag „Parapsychologie“
- 1950 Gründung des IGPP (Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene) als
außeruniversitärer Verein durch Prof. Dr. Hans Bender (1907-1991)
- ab 1954 bis 1998 eigenständiger Lehrstuhl
- 1989 Gründung der parapsychologischen Beratungsstelle
[ heutewerden die Mitarbeiter scherzhaft als „Freiburger Geisterjäger“ bezeichnet]
- zentrale Themen:
- Außergewöhnliche menschliche Erfahrungen, paranormale Phänomene
- Psychophysische Anomalien
- Psychophysische Wechselwirkungen (Leib-Seele-Problem, Geist-Materie / Mind-Matter)
Das IGPP wird heute als gemeinnütziger Verein vorwiegend durch private Stiftungsmittel
finanziert. Heute ist es weltweit das größte Institut seiner Art.
- Bender Institut of Neuroimaging (BION):
Am B.I.O.N. arbeitet eine Forschergruppe, die ihren psychobiol. Forschungsschwerpunkt um
eine neurofunktionelle Perspektive erweitert hat. Ihr Interesse richtet sich in verschiedenen
Projekten auf Veränderungen der Hirnaktivierung bei emotionalen Prozessen, Phänomenen
veränderter Bewusstseinszustände (Hypnose, Halluzinationen, Trance), Lern- und
Aufmerksamkeitsprozessen, Schmerzverarbeitung und psychopathologischen Krankheitsbildern
(z. B. Angststörungen, Schizophrenien)
- IGPP
- Interdisziplinarität (Sozial-, Kultur-, Naturwissenschaften)
- Konventionelle und unkonventionelle Fragestellungen
- Anbindung an Mainstream
- Forschungskolloquien
- Praktika für Psychologiestudierende
Historische Entwicklung:
1. Mesmerismus (1778 F.A. Mesmer) schrieb Fluidalhypothese
Seiner Theorie nach beeinflussen die gegenseitigen Anziehungskräfte der Planeten das
menschliche Nervensystem. Magnete sollten durch ihre natürlichen Strahlen ebenfalls eine
heilsame Wirkung auf tierische und menschliche Organismen haben. Diese Thesen legte er im
„Sendschreiben an einen auswärtigen Arzt über die Magnetkur“ (Wien 1775) für die Fachwelt
nieder und nannte sie „Animalischen Magnetismus“.
2. Magnetismus (1829 Kerner) Amtsarzt
3. Spiritismus (1848 Geschwister Fox)
• knüpft an das Tischerücken an, Seancen
• Tisch beginnt, sich zu bewegen, Klopfgeräusche ertönen, man versuchte Kontakt zu den
Toten herzustellen
• Faraday untersuchte das: durch unwillkürliche Muskelbewegungen begann der Tisch,
sich zu bewegen, aber die Herkunft der Klopfgeräusche blieb bis heute ungeklärt
• Aber auch Tischlevitationen wurden berichtet, was Faraday als Täuschung deklarierte
4. Planchette-Schreiben (frz. planchette = Brettchen)
• leicht die Fingerspitzen auf ein Brettchen legen, das auf 2 Beinen und einem Bleistift
steht
• man rückt es ein bisschen hin und her, danach erhält man den Eindruck, es bewegt sich
von allein

• sinnvolle Botschaften, die scheinbar von Toten entstehen
(dafür sind ideomotorische Bewegungen verantwortlich; "selbst ausgelöste Bewegungen", also
unbewusst ausgeführte Bewegungen.Diese ideomotorischen Bewegungen sind vom
Unbewussten gesteuerte willkürliche Muskelbewegungen bzw. Impulse, die durch Ideen,
Vorstellungen und Suggestionen gefördert werden.); aber häufig auftretende Klopfgeräusche
können bis heute nicht erklärt werden.
5. 1889 wird die Bezeichnung „Parapsychologie“ von Max Dessoir geprägt; neben ihm haben
sich mehrere „Gründerväter der Psychologie“ mit dem Thema beschäftigt; so z.B. Fechner,
Wundt, James.
Heute ist der Begriff des Parapsychologen immer noch nicht geschützt !
Psychosoziale Dissoziation:
- von Spiritisten vor Jahren schon beobachtet
- Hinweise auf Spaltungszustände der menschl. Psyche
Forschungsmethoden:
- Spontanberichte (Umfragen, Fallsammlungen)
- Feldforschung (Einzelfallstudien)
- Labor (kontrollierte Experimente)
Prof. Dr. Hans Berger: (Erfinder des EEG)
- schreibt in seinem Buch „Psyche“ über persönliche „übernatürliche“ Erfahrungen
- „Fernwirkungen“
- Sind Menschen in bestimmten emotionalen Zuständen in der Lage, mit anderen in Kontakt
zu treten?
- „außersinnliche“ Erfahrungen
- Gibt es Wechselwirkungen zwischen Menschen, die in emotionalem Kontakt miteinander
stehen, ohne dass sensorische Systeme dabei einsetzen?
Häufigste außersinnliche Wahrnehmungen (N=1510 Probanden):
Déjà vu 49,5 %
Unvermittelt das seltsame Gefühl haben, die gleiche Situation bereits erlebt zu haben oder einen Ort
bereits zu kennen
Wahrtraum oder präkognitiver Traum 36,7 %:
Etwas träumen, das später wirklich eintritt, was man aber nicht erraten konnte.
Verblüffende Koinzidenz 36,5 %:
Bestimmte Dinge fügen sich derart verblüffend, dass man nicht mehr an einen Zufall glauben kann
Apparition:
Erscheinung von jmd., den man kannte, der vielleicht schon tot war/ist.
Viele Menschen haben Angst davor, das zuzugeben, wenn sie schon mal so eine Erfahrung
hatten, weil sie Angst haben, als nicht normal zu gelten.
PSI-Phänomene
Außersinnliche Wahrnehmungen
(PSI-Kognition)
Psychokinese
(PSI-Aktion)
Telepathie Hellsehen Präkognition Mikro-PK Makro-PK
Retrokognition

Mikro-Psychokinese:
psychokinetische Ereignisse, die nur instrumentell oder mit statistischen Methoden
nachgewiesen werden können, z. B. die Beeinflussung von elektronischen Geräten durch eine
Person oder die Beeinflussung eines Würfels in einem Massenexperiment mit beliebigen
Versuchspersonen.
Makro-Psychokinese:
psychokinetische Ereignisse, die Effekte hervorrufen sollen, die mit bloßem Auge erkennbar
sind, z. B. das Poltergeist-Phänomen.
Präkognition
(lateinisch: vor der Erkenntnis) ist die Bezeichnung für eine bis heute nicht als existent
nachgewiesene Form des Voraussehens oder der Vorhersage eines Ereignisses oder
Sachverhaltes aus der Zukunft, ohne dass hierfür rationales Wissen zum Zeitpunkt der
Voraussicht zur Verfügung gestanden hätte.
Retrokognition
bezeichnet eine Form des „Zurücksehens“ oder der „Nachhersage“ eines Ereignisses oder
Sachverhaltes aus der Vergangenheit, ohne dass hierfür rationales Wissen zum Zeitpunkt des
Zurücksehens zur Verfügung gestanden hätte.
Problem der Replizierbarkeit positiver Befunde:
- keine Wiederholbarkeit „on demand“ (Effekte unabhängig von Zeit, Raum & Kausalität)
- statistische Wiederholbarkeit
- Rolle der Meta-Analyse
- Anomale Korrelation zwischen mentalen Zuständen & psych. …Phänomenen
Modellvorstellungen:
- klassisches Signal- oder Einwirkungsmodell (falsifiziert)
- akausale Korrelationsmodelle
- Synchronizität nach C.G. Jung
(relativ zeitnah aufeinander folgende Ereignisse, die nicht über eine Kausalbeziehung
verknüpft sind, vom Beobachter jedoch als sinnhaft verbunden erlebt werden)
- „Naturerklärung & Psyche“ (Jung, Grundlage)
- „ursacheloses Angeordnetsein“ (holistische Korrelationen)
Konventionelle Erklärungszustände
Unwahr/Erfunden,Zufall, Täuschungen, (un-)bewusste Manipulation, Erinnerung/Selektive
Wahrnehmung)
Tranzendente Erklärungsansätze
Gottgewollt, Verletzung der Normgesetze, Engel, Dämonen, Teufel, Spiritus
Anomalistische Erklärungsansätze
Neuartige psychophysische Wechselwirkungen (Faktor Psi), Synchronic phenomena…

INSTITUT FÜR GRENZGEBIETE DER PSYCHOLOGIE UND PSYCHOHYGIENE EV.
GEGRÜNDET 1950 VON PROF. DR. DR. HANS BENDER
LEITER: PROF. DR. DIETER VAITL
Dipl.-Psych. Eberhard Bauer
E-Mail: bauer@igpp.de
http://www.igpp.de
Tel. 0761-20721-11 (Durchwahl) (-20 Sekret.)
Fax 0761-20721-99
Parapsychologie/Grenzgebiete der Psychologie
Basisliteratur
(1) Einführungen & Übersichten
Atkinson, R. L., Atkinson, R. C., Smith, E. E., Bem, D. J. & No S. (2001). Hilgards
Einführung in die Psychologie. Heidelberg, Berlin: Spektrum, Akad. Verlag [ 5. 218.227: »Psi
Phänomene«].
Bauer, E. & Lucadou, W.v. (1999). Parapsychologie. In R. Asanger & G. Wenninger, Hrsg.,
Handwörterbuch Psychologie (5. 5 17-524). Weinheim: Psychologie Verlags Union [ der 4.
Aufl. von 1988].
Irwin, H. J & Watt, C. A. (2007). An Jntroduction to Parapsychology. Jefferson, N. C. &
London:
McFarland ( edition).
(2) Aktueller Forschungsstand; Experimentelle Paradigmen; Model
Alcock, J., Burns, J. & Freeman, A. (eds.) (2003). Psi Wars. Getting to Grips willi the
Paranormal. Exeter, UK: Imprint Academic [ mit: Journal of Consciousness Studies, 10, Number
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Broderick, D. (2007). Outside the Gates of Science. New York: flunder‘s Mouth Press.
Jahn, R. G. & Dunne, B. J. (2006). An den Rändern des Realen. Altkirchen: M-TEC [ der
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Kelly, E. F. & Kelly, E. W. (eds.) (2007). Irreducible Mmd. Toward a Psychologyfor the 2J
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Lucadou, W. v. (1997). Psi-Phänomene: Neue Ergebnisse der Psychokinese-Forschung.
Frankfurt am
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Theorien der Parapsychologie. Frankfurt am Main/Leipzig: Insel Verlag 1995].
Radin, D. (1997). The Conscious Universe. San Francisco: Harper Edge.
Radin, D. (2006). Entangled Minds: Extrasensory Experiences in a Quantum Reality. New York:
Paraview Pocket Books.
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Informationssystem (bis) der Universität Oldenburg (Transpersonale Studien 6).
Wiseman, R. & Watt, C. (eds.) (2005). Parapsychology. Aldershot: Ashgate.

(3) Außergewöhnliche Erfahrungen: Phänomenologie und Verbreitung; Fallstudien;
Beratungsfragen (“Klinische Parapsychologie‘
Bauer, E. & Schetsche, M. (Hrsg.) (2003). Alltägliche Wunder. Erfahrungen mit dem
Übersinnlichen — - wissenschaftliche Befunde. Würzburg: ERGON-Verlag
(Grenzüberschreitungen 1).
Cardefia, E., Lynn, 5. J. & Krippner, S. (eds.) (2000). Varieties of Anomalous Experience.
Washington, D. C.: American Psychological Association.
Houran, J. & Lange, R. (eds.) (2001). Hauntings and Poltergeists. Multidisciplinary Perspectives.
Jefferson, N. C. & London: McFarland.
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LIT Verlag (Psychologie des Bewusstseins 2).
Müller, K. E. (2004). Der sechste Sinn. Ethnologische Studien zu Phänomenen der
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Zahradnik, F. (2007). Irritation der Wirklichkeit. Eine qualitative und quantitative Analyse der
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(4) Die “skeptische“ Position; Kritik der Parapsychologie
Carter, C. (2007). Parapsychology and the Skeptics. Pittsburgh, PA: SterlinlHouse.
Hergovich, A. (2005). Der Glaube an Psi. Die Psychologie paranormaler Überzeugungen. 2.,
volist. überarb. Aufl. Bern: Hans Huber.
Marks, D. (2001). The Psychology ofthe Psychic. Amherst, N. Y.: Prometheus Books.
(5) Kultur- & Wissenschaftsgeschichte d. Paranormalen (“Hist. Parapsychologie“)
Bauer, E. (2006). Parapsychologie. In H. E. Lück & R. Miller (Hrsg.), Illustrierte Geschichte der
Psychologie (S. 295-3 00). Weinheim, Basel: Psychologie Verlags Union (Beitz Taschenbuch
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Beloff, J. (1993). Parapsychology: A Concise History. London: The Athlone Press.
Blum, D. (2007). Geister-Jäger. William James und die Jagd nach Beweisen für ein Leben nach
dem Tod. GoldmannlArkana: München.
Ch C. & Fischer, A. (eds.) (2005). The Perfect Medium. Photography and the Occult. New
Haven/London: Yale University Press.
Fischer, A. & Knoefel, T. (Hrsg.) (2007). Okkulte Stimmen — Mediale Musik 1905-2007
[ Berlin: suppos
Hausmann, F.-R. (2006). Hans Bender (1907-1991) und das „Institut für Psychologie und
Klinische
Psychologie“ an der Reichsuniversität Straßburg 1941-1944. Würzburg: ERGON-Verlag
(Grenzüberschreitungen 4).
Pytlik, P. (2005). Okkultismus und Moderne. Ein kulturhistorisches Phänomen und seine
Bedeutung für die Literatur. Paderborn: Ferdinand Schöningh.
Sawicki, D. (2002). Leben mit den Toten. Geisterglauben und die Entstehung des Spiritismus in
Deutschland 1770-1900. Paderborn: Ferdinand Schöningh.
Treitel, C. (2004). A Science for the Soul. Occultism and the Genesis of the German Modern.
Baltimore & London: The Johns Hopkins University Press.

(6) Wichtige Fachzeitschriften
European Journal of Parapsychology (1975 ff.)
International Journal ofParapsychology (1959-1968; 2000 if.)
Journal of the American Society for Psychical Research (1907 ff.)
Journal of Parapsychology (1937 ff.)
Journal of Scientific Exploration (1987 ff.)
Journal of the Society for Psychical Research (1884/85 ff.)
Zeitschrift flur Anomalistik (2001ff.)
Zeitschrift flur Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie (1957 ff.)
(Stand: Mai 2008)