Traumatherapie
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Das Leben hängt vom Trauma ab<br />
Dipl.-Psych. Wolfgang Reule<br />
Grundannahmen und Ziele<br />
Ziel der <strong>Traumatherapie</strong> ist die Wiederherstellung einer individuellen<br />
Lebensnormalität durch Bewältigung von Symptomatik und traumatischer<br />
Erfahrung.<br />
Erfolgreiche Traumabehandlung bedingt stets die Integration der Erfahrung in<br />
die Biographie<br />
Es ist völlig menschlich und selbstverständlich, dass die Betroffenen eine<br />
Konfrontation vermeiden.<br />
Nach einer traumatischen Erfahrung ist die Welt „verrückt“, das<br />
außergewöhnliche ist das normale.<br />
Wichtige Begriffe<br />
Intrusionen:<br />
Belastende Erinnerungen, die sich immer wieder aufdrängen und<br />
wiederholen.<br />
Plötzliches Auftreten der erlebten Bilder, der Geräusche oder anderer<br />
Sinneseindrücke<br />
Flashbacks:<br />
sind lebensechte Rückblenden<br />
der Betroffene handelt oder fühlt so, als ob das Ereignis aktuell wäre.<br />
Übererregung/Hyperarousal:<br />
z.B. Schlafstörungen, Konzentrationsschwierigkeiten, übertriebene<br />
Schreckhaftigkeit (z.B. heftiges Zusammenzucken bei lauten<br />
Geräuschen)<br />
kleine Belastungen führen schnell zu Reizbarkeit, Ärger,<br />
Wutausbrüchen<br />
Vermeidungsverhalten:<br />
oft wird der Ort des schrecklichen Ereignisses vermieden,<br />
Umgebung wird vermieden<br />
ähnliche Situationen werden vermieden<br />
ähnliche Menschen werden vermieden usw.<br />
Hot spots:<br />
als Hot spots werden die schlimmsten Momente bezeichnet<br />
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Techniken<br />
Psychoedukation (Aufklärung)<br />
Aufmerksamkeits- und Wahrnehmungsübungen<br />
Selbstunterstützung<br />
Distanzierung und Affektregulation<br />
Konflikt-/Dialogfähigkeit<br />
Soziale Kompetenzen<br />
Visualisierung<br />
Leere-Stuhl-Technik:<br />
Technik aus der Gestalttherapie, bei der ein Klient auf einem Stuhl sitzt und<br />
einen anderen Stuhl vor sich hat. Auf diesen anderen Stuhl soll der Klient sich<br />
eine wichtige Person vorstellen, mit der er „noch etwas zu klären hat".<br />
Der Klient spricht also zu der imaginären Person, um mit der Situation<br />
abzuschließen. Dadurch nimmt der Klient in der Vorstellung direkten Kontakt<br />
auf, um sich mit einer vergangenen Situation auseinander zusetzen, seine<br />
blockierten Gefühle von damals zu erleben und dadurch eine unvollendete<br />
Situation abzuschließen.<br />
Traumabehandlungsmodell<br />
Das Therapiemodell zur Behandlung von Traumata gliedert sich in 4 Phasen:<br />
Phase 1: Sicherheit<br />
Aufbau einer vertrauensvollen Beziehung zwischen Therapeut und Patient<br />
Der Patient lernt den Umgang mit belastenden Symptomen wie<br />
Unsicherheit/Angst, Kummer/Schuld, Intrusionen, Grübeln, Vermeidung,<br />
Übererregung, Dissoziation, Schlafstörungen, dysfunktionale<br />
Bewältigungsstrategien<br />
Um mit diesen Belastenden Symptomen besser umgehen zu können, erlernt<br />
der Patient Atem-/Entspannungstechniken<br />
Aktivierung sozialer und bestehender Ressourcen<br />
Analyse und Revision des Vermeidungsverhaltens<br />
Aktivierung von Sicherheit: Routinen aufbauen, zur Ruhe kommen<br />
Kontrolle über den Prozess durch Psychoedukation<br />
Phase 2: Stabilität<br />
Es soll der Umgang mit belastenden Gefühlen erlernt werden. (Umgang mit<br />
Angst, Trauer und Dissoziation, Scham/Schuld, Ärger)<br />
Trennung zwischen „damals“ und „heute“. „Ereignis ist vorbei“<br />
Kontrolle der inneren Prozesse (wahrnehmen, tolerieren, unterstützen von:<br />
körperlichen Empfindungen, Gefühlen, Phantasien/Intrusionen);<br />
Verantwortung für eigenes Befinden wieder übernehmen (sich spüren, sich<br />
ausdrücken)<br />
Eigene Bedürfnisse wahrnehmen, artikulieren, offensiv vertreten<br />
Konflikte riskieren (in Nicht-Trauma-Situationen)<br />
Selbstwahrnehmung in sozialen Situationen<br />
Stabilisierung der persönlichen Grenzen (u.a. durch Übungen zur<br />
interpersonellen Wahrnehmung)<br />
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Phase 3: Konfrontation<br />
Dialogische Exposition (Kernstück der Trauma-Behandlung)<br />
Traumatischer Erfahrungsbericht – Aktivierung früherer Erlebnisinhalte<br />
Kognitive, emotionale, physiologische Auswirkungen des Traumas und deren<br />
Veränderung (u.a. Identifizierung von hot spots und imagery rescripting)<br />
Objektorientierte Exposition<br />
Phase 4: Integration<br />
Annehmen der traumatischen Erfahrung – Annehmen der Veränderung<br />
Integration isolierter entfremdeter Selbstanteile<br />
Integration von aggressiven Anteilen, entdecken der Vitalität des Täters in sich<br />
Trauer und posttraumatische Reifung („so leicht wie vorher ist das Leben nicht<br />
mehr, aber vielleicht ist es durch die Erfahrung reicher“, Sinnfrage)<br />
Rückfallprophylaxe: Vorher-Nachher-Vergleich<br />
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