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Erwachen Erwachen, das erste Erkennen, Erleuchtung - ist ... - Adima

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<strong>Erwachen</strong><br />

<strong>Erwachen</strong>, <strong>das</strong> <strong>erste</strong> <strong>Erkennen</strong>, <strong>Erleuchtung</strong> - <strong>ist</strong> ein Geschenk der Gnade. Die "<strong>erste</strong><br />

Realisation" wird von jedem Wesen anders erfahren, denn als "<strong>erste</strong>" Erfahrung <strong>ist</strong> es<br />

individuell. Es gibt nur scheinbar in der individuellen Lebensgeschichte ein "<strong>erste</strong>s" Mal,<br />

weil sich offenbart, <strong>das</strong>s die eigene wahre Natur schon immer <strong>das</strong> <strong>ist</strong>, was wir mit erleuchtet<br />

bezeichnen. <strong>Erwachen</strong>sberichte, so schön sie auch sind, sind im Grunde nicht relevant. Sie<br />

dienen der Unterhaltung. Man kann daraus keine Anregungen entnehmen oder Schlüsse<br />

ziehen auf <strong>das</strong> "eigene <strong>Erwachen</strong>", weil jeder bereits erleuchtet <strong>ist</strong> und die Realisation weder<br />

durch ein Tun noch durch ein Nicht-Tun erreicht werden kann. Das "<strong>erste</strong>" <strong>Erwachen</strong> <strong>ist</strong> nur<br />

deshalb von Bedeutung, weil es <strong>das</strong> Ich, <strong>das</strong> in den Zeitabläufen seiner Geschichte entstand<br />

und sich durch Verstrickung in Kausalzusammenhänge identifiziert, als Illusion enttarnt<br />

und damit "Ich und meine Geschichte" beendet. <strong>Erwachen</strong> <strong>ist</strong> <strong>das</strong> Ende des begrenzten<br />

Lebensstroms als abgetrenntes Ich-Bewusstsein und der Beginn unendlichen Lebens,<br />

Lernens und Entfaltens.<br />

Als Gegenpol zum unvermeidlichen Leiden in der Abgetrenntheit <strong>ist</strong> ein <strong>Erwachen</strong>serlebnis<br />

wichtig. Bis dahin hat man sich nur als eingeschränktes Individuum erfahren. Dennoch<br />

geschieht im <strong>Erwachen</strong> eigentlich nichts. Es wird in einem Moment der Gnade offenbar, <strong>das</strong>s<br />

alles eins <strong>ist</strong>, <strong>das</strong>s du nichts anderes sein kannst als dieses eine Ganze, welches jeder und<br />

alles <strong>ist</strong>, <strong>das</strong>s du nichts anderes sein kannst, als Gott, als Liebe, als Unendlichkeit. Es wird<br />

nichts weggenommen und nichts hinzugefügt. Die Art und Weise dieser Realisation <strong>ist</strong><br />

individuell, genau wie auch die folgende Abwicklung des Mind. Erleuchtete teilen <strong>das</strong> selbe<br />

Bewusstsein, doch ihre Ausdrucksformen sind entsprechend ihrer Persönlichkeit und ihrer<br />

Charakteranlage. Charakterliche Anlage, Persönlichkeit und auch psychische Konditionen<br />

verschwinden nicht mit dem <strong>Erwachen</strong>. Was verschwindet, <strong>ist</strong> der Jemand, dem sie<br />

"gehören". In dem Moment, wo du aufhörst, Widerstand zu le<strong>ist</strong>en, aufhörst, dich für<br />

"unerleuchtet" zu halten, aufhörst an deine Geschichte zu glauben, b<strong>ist</strong> du erleuchtet.<br />

<strong>Erleuchtung</strong> <strong>ist</strong> auch nur ein Wort. Es <strong>ist</strong> ein Konzept. Der klägliche Versuch, dem<br />

Unsagbaren einen Namen zu geben. Wenn wir Erleuchteten begegnen und in deren<br />

Gegenwart angenehme (spirituelle) Zustände erfahren, machen wir me<strong>ist</strong>ens diese<br />

erleuchteten Menschen als Auslöser für die Zustände verantwortlich. Leider erfahren wir<br />

den umgekehrten Prozess nicht: <strong>das</strong>s wir nämlich auch in Gegenwart eines Erleuchteten<br />

ohne angenehme Zustände sein können, einfach gar nichts besonderes bemerken. Das fällt<br />

uns dann nicht auf. Auf diese Weise sind eine Menge unsinnige Konzepte über <strong>Erleuchtung</strong><br />

entstanden, wie Erleuchtete zu sein, zu gucken oder was sie energetisch zu verbreiten hätten.<br />

Der Klang der Stille, der durch die Form eines erwachten Menschen unser Herz erreicht, löst<br />

die Resonanz unserer eigenen Erleuchtetheit in unserem Herzen aus. Ohne selbst genauso zu<br />

sein, wie der den wir - im Gegensatz zu uns - für erleuchtet halten, könnten wir diese<br />

Resonanz gar nicht spüren. Die Art des Spürens, die Art der Resonanz auf die Präsenz des<br />

reinen Seins <strong>ist</strong> individuell. Das heißt, jede(r) fühlt es anders, auch wenn letztlich viele<br />

Individuen übereinstimmend von Erfahrungen von "Frieden, Stille, Liebe" in Gegenwart<br />

eines Erleuchteten sprechen. Das sind alles Worte für Begleiterscheinungen, die als Zustände<br />

sinnlich wahrnehmbar sind, aber nichts zu bedeuten haben. Sie fühlen sich gut an.<br />

<strong>Erleuchtung</strong> <strong>ist</strong> kein Zustand, keine sinnlich wahrnehmbare Erfahrung. Es <strong>ist</strong> die Realisation<br />

des Seins, in welchem alle Erfahrungen kommen und gehen und <strong>das</strong> davon gänzlich<br />

unberührt bleibt. Es <strong>ist</strong> jenseits aller Worte reines Sein. Man mag es als die volle Leere<br />

beschreiben, die leere Fülle, <strong>das</strong> endlose Nichts, unendliche Stille in endlicher Bewegung der<br />

Formgebung ... was immer darüber gesagt werden kann <strong>ist</strong> schon deshalb nie zutreffend,<br />

weil es aussprechbar <strong>ist</strong>, eine Form als Wort annimmt. Nenne ich es "Formlosigkeit", so setzt<br />

copyright:Satyamitra Network und Verlag 200211<br />

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<strong>das</strong> Form voraus. Es <strong>ist</strong> die Erfüllung aller Sehnsucht durch alle Zeiten und weit jenseits aller<br />

Vorstellung ein unendlicher Friede, im Gewahrsein seiner selbst ruhend. Alle diese<br />

unzureichenden Beschreibungen erwecken den Anschein eines Zustandes, einer<br />

Erfahrbarkeit. <strong>Erleuchtung</strong> kann nicht erfahren werden, weil wir erleuchtet sind, bevor die<br />

sinnliche, subjektive Wahrnehmung ein Erlebnis (davon) haben kann. Der unendliche<br />

Friede, <strong>das</strong> grenzenlose, freie Bewusstsein <strong>ist</strong> unsere Natur. Damit <strong>ist</strong> es (uns) so nah, <strong>das</strong>s<br />

wir es übersehen. Das jenige, als <strong>das</strong> wir uns identifizieren, <strong>das</strong> "Ich" kann nicht erleuchtet<br />

werden. Es <strong>ist</strong> als fiktiver Gedanke eine Abtrennung vom Ganzen. "Ich" <strong>ist</strong> eine Produktion<br />

des Mind, zusammengesetzt aus einem Sammelsurium vergangener Eindrücke und<br />

Erfahrungen.<br />

Mind an sich <strong>ist</strong> ein sehr nützliche Werkzeug - und nicht etwa <strong>das</strong>selbe wie "Ego". Seiner<br />

Beschaffenheit und Natur gemäß kann der Mind freies, reines Bewusstsein nicht v<strong>erste</strong>hen,<br />

weil Mind nur Abläufe wahrnehmen kann und dadurch <strong>das</strong> Bewusstsein in Form oder auch<br />

Formlosigkeit als Zeit zerteilt. Bewusstsein IST. Mind <strong>ist</strong> lediglich ein Werkzeug zur<br />

Wahrnehmung der Erscheinungsformen ein und des selben Bewusstseins. Und der Mind<br />

nimmt <strong>das</strong> "<strong>erste</strong>" <strong>Erwachen</strong> wahr. Dies sei ein Hinweis für alle Langzeit-Sucher, die seit<br />

Jahren versuchen, den Mind los zu werden. Man braucht ihn. Ohne den Mind kann kein<br />

Erleuchteter sprechen, könnte dieser Text nicht geschrieben werden. Die Gefahr liegt darin,<br />

die Selbst-Realisation, <strong>das</strong> <strong>Erwachen</strong>, die <strong>Erleuchtung</strong> auf sehr subtile Weise als Objekt zu<br />

sehen, <strong>das</strong> zwangsläufig einem Subjekt (selbstverständlich erleuchtet) gehört. Viele alte Zen<br />

Geschichten berichten darüber. Nun beginnen heutige Menschen über diese Abwicklung des<br />

Mind "nach dem <strong>Erwachen</strong>" zu sprechen. Wenn "Ich" auch nur einen Augenblick erleuchtet<br />

bin - wie schrecklich - dann kann ich zwangsläufig auch unerleuchtet sein. Wenn "mir" die<br />

Wahrheit gehört, kann ich sie verlieren. Mit dem <strong>Erwachen</strong>, der "<strong>erste</strong>n Realisation", mit der<br />

<strong>Erleuchtung</strong> als Erweckungserlebnis wird nichts vollendet, sondern es beginnt die<br />

Herausforderung, als Mensch zu leben, dem Leben in Wahrheit als Wahrheit zu begegnen,<br />

sich vom Universum verkonsumieren zu lassen, so unzulänglich perfekt, wie man <strong>ist</strong>. Es <strong>ist</strong><br />

die größte erfahrbare Liebe, ohne Beziehung.<br />

Zur Unterhaltung die Geschichte meines <strong>Erwachen</strong>s:<br />

Eines Morgens saß ich mit einer Tasse Tee in einem indischen Garten unter Palmen und<br />

Bambus an einem Seerosenteich (zugegeben: ein ziemlich perfektes Ambiente). Ein Schluck<br />

Tee, ein Blatt von einem Bambuszweig vor den Augen ... es geschah genau genommen und<br />

im wahrsten Sinne des Wortes NICHTS ... - es gab eine Art Verschiebung in der Sicht meiner<br />

physischen Augen, so, als ob sich kurz und schnell, seitlich eine Gleittür verschoben hätte,<br />

doch ich glaube nicht, <strong>das</strong>s diese Wahrnehmung maßgebliche Bedeutung hat, es geschah<br />

einfach. - In einem Moment, Tee trinkend und schauend, verschwand "Ich", Wahrnehmung<br />

blieb, ohne Identifikation. Die wahrnehmende Form war noch immer ich, doch ohne eine<br />

Begrenztheit, ohne eine Idee von Abgetrenntheit. Auf diese Weise offenbarte sich, <strong>das</strong>s <strong>das</strong><br />

kleine Blatt vom Bambus alles IST, alles, was es gibt, ein perfekter Spiegel meines Selbst, im<br />

Spiegel, aus dem Spiegel gemacht, den Spiegel beinhaltend ... mein Blick fiel auf die<br />

Seerosen, ich sah <strong>das</strong>selbe Selbst ... eine Katze kam angelaufen, ich sah <strong>das</strong>selbe Selbst. Der<br />

Tee, den ich trank: <strong>das</strong>selbe Selbst. Es gab Empfindungen, Wahrnehmung und auch<br />

Gedanken, doch es gab eindeutig niemanden, der empfand oder dachte.<br />

Es gibt kein Wort, <strong>das</strong> diesen Zustand beschreiben könnte, denn der Verstand hat allen<br />

Worten längst eine Bedeutung beigemessen und was hier geschah, ging über den Verstand<br />

hinaus. Vielleicht kann ich sagen, es war so, als ob alle Liebe, aller Frieden und alle<br />

copyright:Satyamitra Network und Verlag 200211<br />

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Glückseligkeit im Bewusstsein ihrer Selbst als Leere in einem einzigen, zeitlosen Moment<br />

reinen Seins in Stille erstrahlten. Nicht, als "gute Empfindungen" im Gegensatz zu<br />

"schlechten", sondern als EINS, als ein qualitätsloses stilles, leeres Glück jenseits aller Form<br />

oder Formlosigkeit. Diese Leere eröffnete sich auf völlig natürliche Weise als mein Selbst in<br />

allem und durch alles hindurch. Die <strong>erste</strong>n denkbaren Gedanken waren "wie habe ich <strong>das</strong><br />

nur so lange übersehen können?, es <strong>ist</strong> so nah, es <strong>ist</strong> so sehr HIER, es <strong>ist</strong> was ich BIN!"<br />

Begleitet von herzerfülltem Lachen enthüllte sich die Wahrheit meines Seins und allen Seins<br />

als <strong>das</strong>, was ich schon immer gewesen bin! Das Lachen <strong>ist</strong> manchmal laut und hörbar, es <strong>ist</strong><br />

stets still im Innern und es hält noch immer an ...<br />

Schlagartig wurde klar, <strong>das</strong>s ich niemals etwas dafür getan oder verpasst hatte, DAS zu sein,<br />

was ich ohnehin BIN. Das <strong>ist</strong> nicht möglich, denn es gibt zwischen uns und unserem<br />

eigentlichen Sein keinen Weg zurückzulegen. Wie in einem Superschnelldurchlauf lief mein<br />

Leben und alle meine Anstrengungen vor mir ab, vor allem die Anstrengungen der<br />

spirituellen "Arbeit an mir" - und ich konnte nicht aufhören zu lachen. Ich sah, <strong>das</strong>s genauso<br />

wie ich Eins mit dem Bambus bin, bin ich auch immer eins mit Osho gewesen. Osho in der<br />

Rolle des Me<strong>ist</strong>ers, <strong>Adima</strong> in der Rolle der Schülerin, <strong>das</strong>selbe Selbst, kein Unterschied! Eins<br />

mit jedem Rikshawfahrer, <strong>das</strong>selbe Selbst. Die Realisation der Wahrheit lässt alle<br />

Daseinsformen in kräftigerem Glanz, in überwältigender Schönheit und Erstaunlichkeit<br />

erscheinen. Das Selbst, die Essenz drückt sich in so vielen Formen im göttlichen Spiel, in<br />

Leela aus. So viel Schönheit <strong>ist</strong> kaum auszuhalten. Die Erfahrung war als ob sich alles<br />

Unverstandene oder Falschverstande in Lichtgeschwindigkeit enthüllt und klärt, alle<br />

Mysterien im strahlenden Glanz des <strong>Erkennen</strong>s des einen Seins sich selbst erklären, begleitet<br />

von einem himmlischen Orchester auf full volume - und dabei vollkommen still und<br />

bewegungslos, weder Zeit noch Raum ergreifend.<br />

Ich erkannte, <strong>das</strong>s sich die Wahrheit nicht zum <strong>erste</strong>n Mal offenbart. Auf dieselbe Weise<br />

hatte sich wahres Sein schon viele Male vorher enthüllt: in Momenten des Glücks, während<br />

Meditationsübungen, beim Tanzen und sehr eindringlich acht Jahre zuvor mit Papaji in<br />

Lucknow. Nun konnte ich erkennen, <strong>das</strong>s ich damals vor der Direktheit der Übertragung,<br />

vor der Liebe, vor der Einfachheit der Offenbarung davon gelaufen war und mich -<br />

unbewusst - entschieden hatte, meinen persönlichen Wünschen weiterhin zu dienen. Welch<br />

ein Geschenk, eine neue Chance zu bekommen! Die Gnade des <strong>Erwachen</strong>s <strong>ist</strong> immer und<br />

überall gegenwärtig, doch wir sind me<strong>ist</strong>ens mit etwas anderem beschäftigt! Mit dem<br />

<strong>Erwachen</strong> fand ich mich auf direkte und natürliche Weise in Papaji's Arm wieder. In<br />

Wahrheit hatte er mich nie verlassen. Durch ihn geschah die Offenbarung, er säte den Samen<br />

und obwohl "Ich" mich nicht um <strong>das</strong> Saatgut kümmerte, ging der Samen auf.<br />

Für 48 Stunden erlebte ich einen Zustand völliger Abwesenheit vom Ich-Gedanken. Eine<br />

ganze Nacht lang war Bewusstsein über den Schlaf. Ich meine nicht den Kommentator des<br />

Über-Ichs, der schon oft meine Träume interpretiert hatte, während ich träumte, sondern<br />

einfach Bewusstsein über Wachsein, Einschlafen, Träumen, Traum-Kommentator und<br />

schliesslich Tiefschlaf. Bewusstsein <strong>ist</strong> in allen Zuständen <strong>das</strong>selbe!!! Bewusstsein<br />

kommentiert nicht!!! In dieser Nacht erkannte ich meine Verwechslungen vom guten alten<br />

"Watcher" mit Bewusstsein. Der Watcher war nie etwas anderes als <strong>das</strong> Über-Ich, <strong>das</strong> -<br />

einmal spirituell trainiert - <strong>das</strong> Ich in Schach gehalten hatte ... was für ein Witz! In wenigen<br />

Stunden offenbarten sich Mysterien und klärten sich unzählige Irrtümer. Alles geschah<br />

natürlich und von selbst. Es gab weder besondere körperliche Zustände, noch sonstige<br />

spektakuläre Phänomene. Kein großes weißes Licht, keine Herausforderungen für mein ach<br />

so gut vorbereitetes Nervensystem. Die Wahrheit meines Seins offenbarte sich direkt und<br />

natürlich als DAS, was schon immer meine Natur gewesen <strong>ist</strong>, was unveränderlich <strong>ist</strong>, was<br />

copyright:Satyamitra Network und Verlag 200211<br />

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nicht stirbt und in jeder Erscheinungsform essentiell <strong>das</strong>selbe IST. Die unwahren Schleier,<br />

die durch Konditionierung und Erfahrungen, letztlich durch den Ich-Gedanken überall<br />

ausgebreitet werden, bröselten einfach auseinander. Die Matrix verschwand als sogenannte<br />

Realität.<br />

Am zweiten Morgen nach dem physischen Aufwachen, kam der Ich-Gedanke in den<br />

Worten: "Oh Scheiße, ich bin wieder da, es war viel besser nicht zu sein!" Dieser Kommentar<br />

brachte mich zum Lachen. Es <strong>ist</strong> schon verrückt, wenn <strong>das</strong> "Ich" erklärt, es wolle lieber weg<br />

sein, doch zumindest wurde hier Kooperation angeboten! Nun fingen Gedanken an,<br />

schneller zu laufen, eine Frage entstand: "Ist jetzt die Wahrheit wieder weg, weil der Zustand<br />

oder die Erfahrung vorbei <strong>ist</strong>?" Vorübergehende, gedankliche Verwirrung setzte ein. Zeit<br />

erschien und verschwand wieder. War die Wahrheit jetzt Vergangenheit, an die ich mich nur<br />

noch erinnerte ... ? Eines war klar: ich konnte "mich" nicht länger definieren, konnte keine<br />

Erklärungen abgeben und war voll bewusst, <strong>das</strong>s ich nichts TUN kann, denn all <strong>das</strong> hatte ich<br />

als nicht real erkannt, auch wenn der <strong>Erkennen</strong>s-Zustand sich verändert zu haben schien.<br />

Satori, Samadhi, <strong>Erleuchtung</strong>, <strong>Erwachen</strong> - ich war bereit, ALLE Vorstellungen, Konzepte und<br />

Erwartungen aufzugeben. In Wahrheit hatten sie mich schon aufgegeben und <strong>das</strong> Buddha<br />

Baby in die Freiheit ausgesetzt. Nun lernt es, in reiner Unschuld dem Spiel des Lebens zu<br />

begegnen und unschuldig, unbeteiligt zu bleiben.<br />

Ich dachte manchmal darüber nach, ob oder wie meine ganze "spirituelle Vorbereitung" - 15<br />

Jahre Meditation, Therapie, therapeutische Ausbildung und diverse Trainings in Heilkunst,<br />

Hypnose und Körperarbeit - genützt oder etwas bewirkt hätte und die Wahrheit <strong>ist</strong>, <strong>das</strong>s<br />

alles relativ nützlich gewesen <strong>ist</strong>, um "mich" aufzuweichen, doch nichts davon steht in einem<br />

direkten Zusammenhang mit der Realisation meines wahren Selbst. Es scheint eine große<br />

Hilfe gewesen zu sein, <strong>das</strong>s 1998 mein gesamtes gut funktionierendes privates und<br />

spirituelles Leben komplett zusammenbrach auf allen Ebenen. Ich ertrug materielle und<br />

emotionale Schmerzen und Verluste und war zum <strong>erste</strong>n Mal in meinem Leben bereit, ein<br />

normaler einfacher Mensch zu sein, anstatt dauernd, vor allem spirituell, als etwas<br />

besonderes erscheinen zu müssen. Meine lange gepflegte Selbstwichtigkeit und die damit<br />

verbundenen Rollen interessierten mich nicht mehr. Ich war erschöpft, mir selbst Theater<br />

vorzuspielen und hatte es satt, mich selbst und andere weiter zu belügen oder mit<br />

geborgtem Wissen zu vertrösten. Zu dem Zeitpunkt hatte ich nicht mal mehr eine<br />

Erwartung, <strong>das</strong>s noch irgendetwas Gutes oder Nützliches passieren könnte. Damals wurde<br />

ich bereit für Satsang, für die Begegnung mit Wahrheit. Ich gab eine Menge Anstrengungen<br />

auf - und doch kann ich nicht sagen, <strong>das</strong>s dies zur Realisation geführt hätte oder überhaupt<br />

irgendwohin, denn es gibt keinen Weg zurückzulegen zu unserem wahren Sein.<br />

<strong>Erwachen</strong>serlebnisse sind ein Geschenk der Gnade. Die Wahrnehmung, die innerhalb dessen<br />

geschieht, <strong>ist</strong> genauso Erfahrung, wie jede andere Erfahrung und damit vergänglich. Es geht<br />

dann darum, die Erfahrung nicht mit der Wahrheit zu verwechseln. Erfahrung <strong>ist</strong> nur wie<br />

ein Art Verpackung, egal wie essentiell, tief oder wichtig Erfahrung daher kommen mag.<br />

Auch einen "Samadhi-Zustand" kann man nicht festhalten und er <strong>ist</strong> genauso irrelevant, wie<br />

jeder andere Zustand. Zustände kommen und gehen. Da der Mind annimmt, <strong>Erleuchtung</strong> sei<br />

ein Zustand, <strong>ist</strong> man zunächst versucht anzunehmen, <strong>das</strong>s die Zustände des <strong>Erwachen</strong>s-<br />

Erlebnisses Indikationen, Beweise für <strong>Erleuchtung</strong> und vor allem dauerhaft sein müssten.<br />

Auf eine Art sind es "Beweise", denn es <strong>ist</strong> nicht mehr möglich, die Wahrheit zu leugnen,<br />

sich selber etwas vorzumachen. Die "Bestätigung" liegt jenseits der Erfahrbarkeit im Sein<br />

selbst. Für den Mind, der sich nun im Bewusstsein abwickelt, wird oft Unterstützung<br />

gebraucht. Ich erhielt Unterstützung durch Freunde und Satsanglehrer und in tausendfacher<br />

Form vom Leben selbst. Wenn Unterstützung gebraucht wird, wird alles gegeben, man<br />

copyright:Satyamitra Network und Verlag 200211<br />

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aucht nichts dafür zu tun.<br />

Entgegen meiner spirituellen Konditionierung, einem Me<strong>ist</strong>er treu zu bleiben, hat es für<br />

mich - nach 15 Jahren Treue zu Osho - mit dem Aufwachen besser funktioniert, mich durch<br />

verschiedene Lehrer inspirieren und unterstützen zu lassen. Durch Tyohar erfuhr ich die<br />

ganz normale menschliche Seite eines Erleuchteten und wurde mir meiner Konzepte gewahr.<br />

Rani und Pyar haben mich immens unterstützt, in dem <strong>erste</strong>n erstaunten <strong>Erwachen</strong> alles<br />

anzunehmen und still zu halten. Gangaji gab mir unendliche Liebe und Unterstützung durch<br />

Tapes, Bücher, Briefe und im Satsang die brillante Einsicht und Klarheit, die Immensität des<br />

Mind nicht zu unterschätzen und die Limitation des Körper-Ge<strong>ist</strong>-Systems zu akzeptieren<br />

als Herausforderung, wachsam zu sein. Durch Samarpan, den ich meinen spirituellen<br />

Herzensbruder nenne, konnte ich die wunderbare Erfahrung machen, wenn <strong>das</strong> Selbst dem<br />

Selbst begegnet, direkt, ohne Erwartungen, ohne Make up ohne eine spirituelle Hierarchie zu<br />

haben oder darauf zu reagieren, Buddha zu Buddha, Mensch zu Mensch, Nichts zu Nichts.<br />

Das ganze Universum hat mich in Liebe unterstützt und tut es in jedem Augenblick, egal als<br />

was es erscheint. Es <strong>ist</strong> sinnvoll, nicht wegzulaufen, nicht dauernd den Guru zu wechseln,<br />

vor allem, wenn es ans Eingemachte geht, und doch gibt es in Wahrheit nur einen Lehrer,<br />

der sich durch alle Formen ausdrückt und im eigenen Herz Resonanz erzeugt. Das Spiel der<br />

verschiedenen Formen des Seins <strong>ist</strong> die größte Freude dieses Lebens, <strong>das</strong> ohne Anfang und<br />

Ende ursprünglich IST.<br />

Von Buddha Herz zu Buddha Herz grüße ich dich<br />

Wie kannst du nicht erkennen,<br />

<strong>das</strong>s du ich, <strong>das</strong>s ich du und wir alle Gott sind<br />

es nicht zu sehen, macht uns sterblich<br />

doch genau wie Liebe sich nicht vermehrt, indem man sie aufteilt<br />

überwinden wir den Tod nicht, indem wir immer wieder kommen<br />

Mach Gott die Freude<br />

dich endlich zu erkennen<br />

und gib der Erde und dir in uns allen deine Göttlichkeit<br />

In Liebe<br />

copyright:Satyamitra Network und Verlag 200211<br />

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