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12.05.09 Birgit Richter 1. Simpliziale Objekte Wir betrachten die ...

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<strong>12.05.09</strong> <strong>Birgit</strong> <strong>Richter</strong><br />

<strong>1.</strong> <strong>Simpliziale</strong> <strong>Objekte</strong><br />

<strong>Wir</strong> <strong>betrachten</strong> <strong>die</strong> Menge {0, 1, . . . , n} mit ihrer üblichen Anordnung 0 < 1 < . . . < n und nennen <strong>die</strong>se<br />

angeordnete Menge [n] für n ≥ 0.<br />

Definition <strong>1.</strong><strong>1.</strong> Die simpliziale Kategorie, ∆, hat als <strong>Objekte</strong> <strong>die</strong> geordneten Mengen [n], n ≥ 0 und als<br />

Morphismen <strong>die</strong> Abbildungen von Mengen, <strong>die</strong> ordnungserhaltend sind, also Abbildungen f : [n] → [m], so<br />

dass f(i) ≤ f(j) gilt, falls i < j ist.<br />

Grundbausteine der Morphismenmengen sind <strong>die</strong> folgenden Abbildungen. Es sei δ i : [n − 1] → [n] <strong>die</strong><br />

Inklusion, <strong>die</strong> den Wert i auslässt (0 ≤ i ≤ n) und σ j : [n + 1] → [n] sei <strong>die</strong> surjektive Abbildung, <strong>die</strong> sowohl<br />

j als auch j + 1 auf j abbildet (0 ≤ j ≤ n).<br />

Lemma <strong>1.</strong>2. Jeder Morphismus f : [n] → [m] in ∆ kann eindeutig geschrieben werden als Komposition<br />

f = δ i1 ◦ . . . ◦ δ ir ◦ σ j1 ◦ . . . ◦ σ js<br />

mit i 1 ≤ . . . ≤ i r und j 1 < . . . < j s , wobei m = n − s + r ist.<br />

Beweis: Sie können f faktorisieren in eine Projektion aufs Bild und <strong>die</strong> Inklusion des Bildes.<br />

Es gelten <strong>die</strong> folgenden simplizialen Identitäten, <strong>die</strong> man leicht nachrechnet:<br />

Die Kategorie ∆ hat nur triviale Automorphismen.<br />

Definition <strong>1.</strong>3. Es sei C eine beliebige Kategorie.<br />

Funktor von ∆ nach C.<br />

δ j ◦ δ i = δ i ◦ δ j−1 , i < j<br />

σ j ◦ σ i = ⎧ σ i ◦ σ j+1 , i ≤ j<br />

⎨ δ i ◦ σ j−1 , i < j<br />

σ j ◦ δ i = id<br />

⎩ [n] , i = j, j + 1<br />

δ i−1 ◦ σ j , i > j + <strong>1.</strong><br />

Ein simpliziales Objekt in C ist ein kontravarianter<br />

Wie kann man solche Funktoren beschreiben? <strong>Wir</strong> haben also einen Funktor X : ∆ op → C, d.h. für jedes<br />

Objekt [n] ∈ ∆ bekommen wir insbesondere ein Objekt X([n]) =: X n in C. Da alle Morphismen in ∆<br />

als Produkt in den δ i und σ j schreibbar sind, reicht es also, X(δ i ) =: d i : X n → X n−1 und X(σ j ) =: s j zu<br />

kennen. Wenn Sie ein simpliziales Objekt hinschreiben möchten, müssen Sie also nur eine Folge von <strong>Objekte</strong>n<br />

X 0 , X 1 , . . . und Morphismen in C, d i , s j angeben, <strong>die</strong> das Duale der simplizialen Identitäten erfüllen, also<br />

d i ◦ d j = d j−1 ◦ d i , i < j<br />

s i ◦ s j = s⎧<br />

j+1 ◦ s i , i ≤ j<br />

⎨ s j−1 ◦ d i , i < j<br />

d i ◦ s j = id<br />

⎩ [n] , i = j, j + 1<br />

s j ◦ d i−1 , i > j + <strong>1.</strong><br />

Ein simpliziales Objekt X kann man sich also vorstellen als ein Diagramm der Form<br />

X 0<br />

<br />

<br />

X 1<br />

<br />

X 2 . . . ,<br />

<br />

wobei <strong>die</strong> Abbildungen ← den d i entsprechen, während <strong>die</strong> Abbildungen → von den s j stammen. Die d i<br />

nennt man auch Seitenabbildungen und <strong>die</strong> s j Ausartungen. Warum, sehen wir später.<br />

<strong>Wir</strong> können also über simpliziale R-Moduln, simpliziale Mengen, simpliziale Ringe, simpliziale topologische<br />

Räume etc. reden. Gerade simpliziale Mengen sind wichtig, weil sie topologische Räume modellieren.<br />

Die topologische 1-Sphäre ist [0, 1]/0 ∼ <strong>1.</strong> Wenn wir das simplizial hinbekommen möchten, können<br />

wir versuchen, eine simpliziale Menge S 1 mit einem 0-Simplex und einem 1-Simplex zu konstruieren. Die<br />

simplizialen Identitäten zwingen uns aber ein 1-Simplex auf, sobald wir ein 0-Simplex haben. <strong>Wir</strong> nehmen<br />

noch ein weiteres 1-Simplex dazu und erhalten S 1 n = [n] mit Strukturabbildungen<br />

[0] <br />

[1] <br />

<br />

Warum das wirlich ein Modell von S 1 ist, sehen wir gleich.<br />

1<br />

<br />

[2] · · ·


<strong>Wir</strong> können <strong>die</strong> Morphismen in ∆ dazu benutzen, eine simpliziale Menge zu konstruieren, indem wir<br />

sagen, dass ∆ n : ∆ op → Sets der Funktor ist, der [m] auf ∆([m], [n]) abbildet.<br />

Definition <strong>1.</strong>4. Ein kovarianter Funktor F : ∆ → C heisst kosimpliziales Objekt in C.<br />

2. Geometrische Realisierung<br />

Haben wir eine simpliziale Menge X gegeben, so können wir dazu <strong>die</strong> geometrische Realisierung konstruieren.<br />

Das ist der topologische Raum<br />

Hierbei ist △ n das topologische n-Simplex<br />

|X| = ⊔ n≥0<br />

X n × △ n / ∼ .<br />

△ n = {(t 0 , . . . , t n ) ∈ R n+1 |0 ≤ t i ≤ 1, ∑ t i = 1}.<br />

Dies ist ein kosimplizialer topologischer Raum mit Abbildungen δ i (t 0 , . . . , t n−1 ) = (t 0 , . . . , t i−1 , 0, t i , . . . , t n−1 )<br />

und σ j (t 0 , . . . , t n+1 ) = (t 0 , . . . , t j + t j+1 , . . . , t n+1 ).<br />

Die Quotientenbildung ist erzeugt von den Relationen<br />

(d i (x), (t 0 , . . . , t n )) ∼ (x, δ i (t 0 , . . . , t n )), (s j (x), (t 0 , . . . , t n ) ∼ (x, σ j (t 0 , . . . , t n )).<br />

Ein Element der Form s j (x) wird also in der geometrischen Realisierung mit etwas in einer Dimension<br />

niedriger identifiziert und es zählen nur <strong>die</strong>jenigen Elemente, <strong>die</strong> man nicht mehr als s j (x) ausdrücken<br />

kann. Deshalb <strong>die</strong> Bezeichnung ’ausgeartet’. Die Verklebung der relevanten Elemente erfolgt über <strong>die</strong><br />

Seitenabbildungen.<br />

Beispiele: |S 1 | = S 1 , |∆ n | = △ n .<br />

3. Nerv und klassifizierender Raum einer kleinen Kategorie<br />

Eine Kategorie C ist klein, falls sie eine Menge (keine echte Klasse) von <strong>Objekte</strong>n hat.<br />

Definition 3.<strong>1.</strong> a) Für eine kleine Kategorie C sei M n (C) <strong>die</strong> Menge<br />

f 1 f 2 f n<br />

{C 0 −→ C1 −→ . . . −→ Cn | C i ∈ C, f i Morphismus in C}<br />

b) Der Nerv der Kategorie C ist <strong>die</strong> simpliziale Menge NC : ∆ op → Sets, <strong>die</strong> [n] auf M n (C) schickt.<br />

c) Der klassifizierende Raum von C, BC, ist <strong>die</strong> geometrische Realisierung von NC, |NC|.<br />

Die <strong>Objekte</strong> geben <strong>die</strong> Punkte in BC, ein Morphismus von c 1 nach c 2 gibt eine Kante, <strong>die</strong> zwischen den<br />

Punkten läuft, <strong>die</strong> zu c 1 und c 2 gehören und ist g ◦ f eine Verkettung in C, so gibt <strong>die</strong>se ein Dreieck mit<br />

Kanten, <strong>die</strong> zu g ◦ f, g und f gehören. Dreifachverkettungen geben Tetraeder usw.<br />

Eigenschaften:<br />

1) B vertauscht mit endlichen Produkten.<br />

2) Natürlichkeit.<br />

3) Natürliche Transformationen induzieren Homotopien.<br />

4. Beispiele<br />

4.<strong>1.</strong> Klassifizierender Raum einer Gruppe bzw. eines Monoids. Ist G eine Gruppe, so ordnen wir<br />

G <strong>die</strong> kleine Kategorie G zu, <strong>die</strong> nur ein Objekt ∗ enthält und in der <strong>die</strong> Morphismen gerade <strong>die</strong> Elemente<br />

aus G sind.<br />

Dann heisst BG der klassifizierende Raum der Gruppe G, BG. Ist G abelsch, so ist <strong>die</strong> Gruppenverknüpfung<br />

ein Homomorphismus und BG ist wieder eine Gruppe.<br />

Beispiel: BZ ∼ = S 1 .<br />

Ist M ein Monoid, so kann man <strong>die</strong> analoge Konstruktion durchführen. Das Ergebnis hat nur ein paar<br />

Eigenschaften weniger...<br />

4.2. n-Simplex. <strong>Wir</strong> können [n] als Kategorie auffassen. Dann ist B[n] ∼ = △ n .<br />

2

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