Hohe Dichte oder weicher Kern - Rebo Landmaschinen GmbH
Hohe Dichte oder weicher Kern - Rebo Landmaschinen GmbH
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88<br />
<strong>Hohe</strong> <strong>Dichte</strong><br />
<strong>oder</strong> <strong>weicher</strong> <strong>Kern</strong><br />
dlz Praxis Technik<br />
Feldprobe Die 864 Premium bietet neben einem absenkbaren Förderkanalboden<br />
bis zu 2,20 m Pickup-Breite und maximal 1,80 m Ballendurchmesser. Wir haben das<br />
Topmodell von John Deere mit der neuen Traktor-Geräte-Automation in Silage, Heu und<br />
Stroh eingesetzt.<br />
John Deere spielt bei variablen Rundballenpressen<br />
seit Jahren auf den vorderen<br />
Rängen der Verkaufsstatistik<br />
mit. 2009 hat der Hersteller die aus dem<br />
Werk im französischen Arc-lés-Gray<br />
stammende Modellpalette um vier neue<br />
Premiumpressen erweitert. Das Spitzenmodell,<br />
die 864 Premium, presst Ballen<br />
mit maximal 1,80 m Durchmesser. Neu<br />
ist der hydraulisch absenkbare Förderkanalboden,<br />
mit dem Verstopfungen aus der<br />
Kabine heraus beseitigt werden können.<br />
Interessant sind auch neue Details, wie<br />
beispielsweise die verstellbare Starterwalze.<br />
Und bislang einzigartig ist die per ISO-Bus<br />
kommunizierende Traktor-Geräte-Steuerung.<br />
Was genau sich dahinter verbirgt,<br />
haben wir im Kasten „Gerät steuert Traktor“<br />
zusammengestellt. Aber zunächst einmal<br />
zu den anderen technischen Details.<br />
2,13 m Aufnahmebreite<br />
John Deere setzt bei den Premiummodellen<br />
anders als die meisten anderen Pressenhersteller<br />
auf eine gesteuerte Pickup.<br />
Das heißt: mehr Wartungsaufwand, aber<br />
auch eine bessere Halmgutaufnahme gerade<br />
bei schwierigen Erntebedingungen.<br />
Auf den ersten Blick fällt der kleine Abstreiferdurchmesser<br />
auf. Er soll die Materialaufnahme<br />
verbessern und gleichzeitig<br />
die Bröckelverluste verringern. Die Zinken<br />
sind halbseitig versetzt angeordnet, damit<br />
der zweireihige Rotor gleichmäßiger und<br />
nicht schubweise beschickt wird. Die Auf-<br />
Die 864 Premium ist mit bis zu 1,80 m Ballendurchmesser<br />
die größte Rundballenpresse<br />
aus dem Hause John Deere.<br />
Fotos: Mumme<br />
dlz agrarmagazin ◾ April 2011
Technik I 89<br />
nahmebreite beträgt nach DIN-<br />
11220-Norm 2,13 m – mehr bieten<br />
nur wenige Hersteller. Zwei<br />
seitliche Zuführschnecken mit<br />
großem Durchmesser verjüngen<br />
das aufgenommene Schwad<br />
auf 1,25 m.<br />
Die Bodenanpassung der<br />
Pickup übernehmen zwei<br />
Tasträder, die auf Wunsch pendelnd<br />
ausgeführt sind. Der Auflagedruck<br />
lässt sich seitlich verstellen,<br />
indem die Vorspannung<br />
der Federn verändert wird. Gut<br />
gefallen hat uns der serienmäßige<br />
Rollenniederhalter mit<br />
nachfolgendem Rechen.<br />
25-Messer-<br />
Schneidwerk<br />
Unsere Testmaschine war mit<br />
dem MaxiCut-Schneidwerk mit<br />
25 einzeln gesicherten Messern<br />
ausgerüstet. Wer alle Messer<br />
nutzt, kommt auf 40 mm theoretische<br />
Schnittlänge. Die Gruppenschaltung<br />
(0, 12, 13 <strong>oder</strong> 25<br />
Messer) befindet sich gut zugänglich<br />
an der linken Schneidwerksseite.<br />
Der Messerwechsel<br />
erfolgt von der Ballenkammer<br />
aus. Dazu müssen die Messer<br />
ausgefahren und der Förderkanalboden<br />
abgesenkt werden.<br />
Aus Sicherheitsgründen ist es<br />
dann noch notwendig, die Hydraulikventile<br />
von Messern und<br />
Boden zu sperren. Erst dann<br />
darf man die Messer per Hebel<br />
entriegeln und austauschen.<br />
Hier würden wir uns eine einfachere<br />
Lösung wünschen.<br />
Zweireihiger Rotor<br />
Der Rotor der 864 Premium hat<br />
49 cm Durchmesser. Die Zinken<br />
sind in zwei Reihen W-förmig<br />
angeordnet.<br />
In puncto Durchsatz hatten<br />
wir nichts zu meckern. Mit den<br />
vorgespannten 200 PS konnten<br />
wir richtig auf Leistung fahren.<br />
Zum dritten Schnitt waren dann<br />
auch 18 bis 19 km/h möglich,<br />
– zwar bei geringem Hektarertrag,<br />
aber immerhin 12 bis<br />
13 m Räumbreite des Zweikreiselschwaders.<br />
Dicht gefahren<br />
haben wir die Presse nur einmal.<br />
Seit 2009 besitzen alle Festkammerpressen,<br />
die Kombipresse<br />
744 und die variablen<br />
Typen 854 und 864 einen hydraulisch<br />
absenkbaren Förderkanalboden<br />
anstelle der Rotorreversierung.<br />
Der Förderboden<br />
kann bei Belastung bis zu ... cm<br />
nachgeben. Bei Verstopfungen<br />
wird er vom Fahrer hydraulisch<br />
abgesenkt. Aus der Kabine<br />
geht das bequem. Dazu<br />
muss nach Aktivierung der<br />
Funktion „Schneidwerksboden<br />
absenken“ das zuständige<br />
Steuergerät von Hand betätigt<br />
werden. Ist die Verstopfung<br />
beseitigt, bewegt sich der Boden<br />
durch den Gegendruck aus<br />
einer Stickstoffblase wieder in<br />
1<br />
2<br />
1 Mit 2,13 m nach ISO-Norm<br />
ist die Pickup schön breit. Den<br />
Rollenniederhalter gibt es serienmäßig.<br />
2 Die pendelnden Tasträder<br />
sind Option (385 Euro). Für den<br />
Straßentransport müssen sie<br />
umgesteckt werden.
90 I Technik<br />
dlz Praxis Technik<br />
Gerät steuert Traktor<br />
Die TBA lässt sich bislang nur mit iSO-Bustauglichen<br />
John-Deere-Traktoren nutzen.<br />
Die Landtechnik des 21sten Jahrunderts<br />
hat sich, wenn man die Innovationen<br />
der letzten Jahre kurz Revue passieren lässt,<br />
scheinbar voll und ganz dem Credo „Intelligenz“<br />
verschrieben. Auch John Deere setzt<br />
als weltweit größter Landtechnikhersteller auf<br />
intelligente Lösungen für Problemstellungen<br />
in der landwirtschaftlichen Praxis. Eine davon<br />
stellte das Unternehmen auf der Agritechnica<br />
2009 vor: die Traktor-Geräte-Steuerung <strong>oder</strong><br />
Tractor-Baler-Automation, kurz TBA. Von der<br />
DLG-Neuheitenkommission erhielt John Deere<br />
dafür gemeinsam mit Pöttinger eine Silbermedaille.<br />
John Deere hat das System auch<br />
ziemlich schnell in die Praxis gebracht.<br />
Was das System kann<br />
Wofür steht eigentlich TBA? Vordergründig soll<br />
das System dazu dienen, den Fahrer zu entlasten.<br />
Dafür sollen möglichst viele Bedienschritte<br />
automatisiert ablaufen. Grundlage ist eine umfassende<br />
Kommunikation zwischen Anbaugerät<br />
und Traktor. Das John-Deere-System kann<br />
aktuell mit der hauseigenen Rundballenpresse<br />
864 Premium und den Jumbo-Ladewagen von<br />
Pöttinger automatisierte Funktionen ablaufen<br />
lassen – allerdings nur in Verbindung mit dem<br />
GreenStar-Monitor auf einem John-Deere-<br />
Traktor.<br />
Beispiel Rundballenpresse: Ist die Automation<br />
aktiv, muss der Fahrer des Schleppers<br />
nur noch die Fahrgeschwindigkeit regeln und<br />
mit der Wendeschaltung den Richtungswechsel<br />
einleiten beziehungsweise den Schlepper<br />
nach dem Ballenauswurf wieder<br />
anfahren lassen. Den Rest übernimmt<br />
TBA, das heißt: Ist die Ballenkammer<br />
gefüllt, übermittelt die<br />
Presse diese Information an den<br />
Schlepper. Der hält daraufhin an,<br />
und startet den Wickelvorgang.<br />
Ist der Ballen fertig gewickelt,<br />
übermittelt die Presse auch diese<br />
Informationen an den Schlepper.<br />
Der aktiviert daraufhin das Hydrauliksteuergerät<br />
für die Heckklappe.<br />
Der Ballen wird ausgeworfen, die<br />
Heckklappe schließt sich wieder.<br />
Sobald die Verriegelung aktiviert wurde, kann<br />
der Fahrer den Schlepper wieder anfahren lassen.<br />
In Kombination mit den Pöttinger-Jumbo-<br />
Ladewagen kommen noch weitere Funktionen<br />
dazu. Pöttinger hat einen Ultraschall-Schwadscanner<br />
entwickelt, der vorne am Schlepper<br />
angebracht ist und in Echtzeit die Schwadstärke<br />
misst. Gleichzeitig nehmen Sensoren das Drehmoment<br />
am Ladewagenrotor auf. Nehmen die<br />
Schwadstärke und damit das Drehmoment am<br />
Rotor zu, veranlasst der Ladewagen den Traktor,<br />
langsamer zu fahren. Nimmt die Schwadstärke<br />
ab, darf der Schlepper schneller fahren.<br />
So soll TBA Verstopfungen vermeiden. Damit<br />
kann die Kombination quasi permanent an der<br />
Leistungsgrenze gefahren werden.<br />
Ein Blick in die Zukunft<br />
Für 813 Euro Aufpreis bietet die TBA heute<br />
auf den ersten Blick noch nicht wirklich viel.<br />
Wer jedoch als Landwirt <strong>oder</strong> Fahrer bei einem<br />
Lohnunternehmen 3.000, 5.000 <strong>oder</strong> mehr<br />
Ballen im Jahr presst, wird die Entlastung spüren.<br />
Seine Vorteile kann das TBA vor allem auf<br />
ebenen, langen Schlägen ausspielen.<br />
So viel zur Gegenwart. In Zukunft sind noch<br />
weitere zusätzliche Funktionen denkbar. So<br />
könnte die Rundballenpresse beispielsweise<br />
auch die Lenkung des Traktors steuern, um die<br />
Ballenkammer stets gleichmäßig zu befüllen.<br />
Technisch dürfte so etwas bereits heute zu<br />
lösen sein. Ob man bei John Deere bereits<br />
daran tüftelt, wollte uns der zuständige Produktmanager<br />
aber noch nicht verraten.<br />
Das Pöttinger-System arbeitet unter anderem mit einem Ultraschall-Schwadscanner.<br />
die ursprüngliche Position zurück. Um<br />
leichte Verstopfungen zu beseitigen, kann<br />
es ausreichen, die Messer auszuschwenken.<br />
Auch das ist von der Kabine aus möglich.<br />
Schmale Ballenkammer<br />
Mit der 864 Premium lassen sich Ballen<br />
mit Durchmessern von 0,60 bis 1,80 m<br />
pressen. Übrigens ist die Presskammer mit<br />
einer Breite von nur 1,17 m etwa 3 cm<br />
schmaler als die meisten anderen Pressen<br />
im Profi-segment. Die Kammer besteht aus<br />
sechs Gummiriemen mit Rautenprofil auf<br />
der Oberfläche sowie einer Einzugswalze<br />
im Kammerboden.<br />
Wichtige Komponenten wie den Spannarm<br />
<strong>oder</strong> den Presszylinder haben die Ingenieure<br />
verstärkt. Damit sind nun maximal<br />
275 bar Pressdruck möglich (vorher 225<br />
bar). Auch die Hauptantriebsketten und<br />
Technische Daten*<br />
Maße und Gewichte<br />
Transportbreite<br />
2,28 m<br />
(Bereifung 500/50-17)<br />
Länge<br />
3,71 m<br />
Höhe (Bereifung 500/45-22.5) 3,82 m<br />
Gewicht<br />
3.600 kg<br />
Einzug<br />
Aufnahmebreite Pickup 2,13 m<br />
(DIN 11220)<br />
Zinkenreihen Pickup<br />
4, ungesteuert<br />
MaxiCut-Schneidwerk 25 Messer<br />
Theoretische Schnittlänge 40 mm<br />
Messergruppenschaltung 0/12/13/25<br />
(mechanisch)<br />
Hydraulisch absenkbarer Serie<br />
Förderkanalboden<br />
Rotor<br />
2-Stern, W-Form<br />
Ballenformung<br />
Ballenbreite<br />
1,17 m<br />
Ballendurchmesser<br />
0,60–1,80 m<br />
Presskammer<br />
6 Bänder<br />
Pressdruck<br />
55–275 bar<br />
Sonstige Daten<br />
Bedienung<br />
VTI 1300; ISO-Bus<br />
Bereifung 500/45-22.5<br />
Leistungsbedarf<br />
ab 100 PS/74 kW<br />
Preise (ohne MwSt.)<br />
Grundmaschine<br />
51.688 Euro<br />
Bereifung Testmaschine 934 Euro<br />
Weichkern 0 bar<br />
963 Euro<br />
Automatische Kettenschmierung<br />
Serie<br />
Stützräder pendelnd<br />
385 Euro<br />
Ballenrampe<br />
677 Euro<br />
TBA T(raktor-Geräte-Steuerung) 2.736 Euro<br />
Preis Testmaschine<br />
57.383 Euro<br />
* Herstellerangaben 2011<br />
dlz agrarmagazin ◾ April 2011
Technik I 91<br />
1 2<br />
rote runde Punkte<br />
einsetzen<br />
2<br />
1<br />
Fotos: Mumme<br />
das Eingangsgetriebe sind bei den Premiumpressen<br />
größer dimensioniert.<br />
Die Presskammer bietet eine stufenlose<br />
Weichkernverstellung ab 0,60 m Durchmesser.<br />
Wie groß der mit 55 bar Druck<br />
gepresste Weichkern werden soll, kann<br />
der Fahrer in der Kabine am Terminal einstellen.<br />
Die Bedienung hat uns gut gefallen.<br />
Man kann die <strong>Dichte</strong>zonen schön der<br />
Gutfeuchte von Heu <strong>oder</strong> Stroh anpassen.<br />
Auf Wunsch bietet John Deere sogar eine<br />
0-bar-Weichkernausstattung an.<br />
Silageausrüstung<br />
Für Einsätze in Silage bietet John Deere ein<br />
Paket an Zusatzausrüstungen an. Dazu ge-<br />
1 Der zweireihige Rotor mit W-Profil zeigte<br />
in unserer Feldprobe hohes Durchsatzvermögen.<br />
Der Leistungsbedarf geht in<br />
Ordnung.<br />
2 Verstopfungen lassen sich mit dem hydraulisch<br />
absenkbaren Schneidwerksboden<br />
beseitigen. Zum Messerwechsel müssen die<br />
Steuergeräte (1) manuell gesperrt werden.<br />
Zum Einsatz in nasser Silage wird die untere<br />
Starterwalze (2) von Hand tiefer gestellt.
92 I Technik<br />
dlz Praxis Technik<br />
Lob und Tadel<br />
Einzug: Breite Pickup mit 2,13 m nach ISO-Norm.<br />
Geteilte Zinkenreihen für gleichmäßigere Beschickung<br />
des Rotors. Den sehr guten Rollenniederhalter<br />
gibt es serienmäßig. Das MaxiCut-Schneidwerk<br />
besitzt 25 Messer mit Gruppenschaltung. Sehr<br />
guter Durchsatz bei vertretbarem Leistungsbedarf.<br />
Verstopfungen lassen sich mit dem hydraulisch<br />
absenkbaren Schneidwerksboden beseitigen. Der<br />
Messerwechsel könnte etwas einfacher sein.<br />
• • • • •<br />
Pressdichte: Sehr hohe Pressdichte, maximal<br />
275 bar Pressdruck sind möglich. Die Linksrechts-Anzeige<br />
arbeitete bei unserem Modell zu<br />
ungenau. Schöne Weichkerneinstellung aus der<br />
Kabine.<br />
• • • • •<br />
Bindung: Netzrolle befindet sich in der Heckklappe.<br />
Das Einlegen ist dadurch einfach und mit wenig Anstrenung<br />
möglich. Netz- <strong>oder</strong> Bindefehler sind aus<br />
der Schlepperkabine aber nicht visuell erkennbar.<br />
In unserer Feldprobe arbeitete die Bindung absolut<br />
problemlos.<br />
• • • • •<br />
Funkionalität: Ballenmaße von 0,60 bis 1,80 m<br />
sind möglich. Einsatz in Silage, Heu und Stroh<br />
möglich. Für Silage sollten die angebotenen<br />
Zusatzausrüstungen verwendet werden.<br />
Bedienung per GreenStar-Terminal sehr einfach<br />
mit übersichtlichem Arbeitsmenü. Die Traktor-<br />
Geräte-Steuerung ist mehr etwas für Lohnunternehmer<br />
und bislang nur in ebenem Gelände zu<br />
empfehlen. • • • • •<br />
2011<br />
hören ein Antriebssatz für die obere Spannarmrolle<br />
(963 Euro), Halbschalenleisten<br />
mit Profil für die Einzugswalze (594 Euro)<br />
und zwei Abstreifermesser für die direkt<br />
hinter dem Ballen laufenden Umlenkrollen<br />
(248 Euro). Weiterhin gibt es eine Reinigungsschnecke,<br />
welche die Innenseiten<br />
der Riemen vor der Gurtversatzrolle von<br />
1 2<br />
1 Die Hauptantriebe haben die Ingenieure<br />
verstärkt. Bei den Premiummodellen ist die<br />
Dauerschmierung serienmäßig.<br />
2 Hinter den einteiligen Seitenverkleidungen<br />
sind die Wartungspunkte und das<br />
Druckbegrenzungsventil gut erreichbar.<br />
Fotos: Mume<br />
Grasanhaftungen befreit. Dadurch sollen<br />
die mit zwei gummibeschichtenen Rollen<br />
angetriebenen Riemen auch in nasser Grassilage<br />
schlupffrei und gleichmäßig laufen.<br />
Die Position der unteren Starterwalze kann<br />
für Silage übrigens geändert werden. Dazu<br />
sind an der Lagerung rechts und links vier<br />
Bolzen zu lösen. Dann lässt sich die Walze<br />
mit zwei Mann ca. 10 cm höher schieben. In<br />
der oberen Position soll eine höhere Pressdichte<br />
erreicht werden. Die untere Position<br />
wird für schwierige Erntebedingungen (zum<br />
Beispiel dritter Schnitt) eingestellt, um den<br />
Ballenstart zu verbessern.<br />
Extrem feste Ballen<br />
Insgesamt haben wir über die Feldprobe<br />
etwa 300 Ballen mit Durchmessern<br />
von 1,30 bis 1,75 m gepresst. Obwohl<br />
wir quasi ohne Rechts-links-Anzeige<br />
und damit mehr nach Gefühl fahren<br />
mussten, kamen überwiegend gut geformte<br />
Ballen aus der Kammer. Die<br />
Ballengewichte stellen uns absolut zufrieden.<br />
In Stroh erreichten wir unter vollem Pressdruck<br />
bei 1,00 m bis 1,80 m Ballendurchmesser<br />
Trockenmassedichten von 129 bis<br />
154 kg/m 3 bei 85 Prozent Trocknemasse<br />
(TM) super. Unsere 1,20-m-Silageballen<br />
(ebenfalls bei vollem Pressdruck) lagen<br />
im Bereich um die 800 kg, das macht 212<br />
kg/m 3 <strong>Dichte</strong> (bei 35 Prozent TM). Auch<br />
kleine Ballen mit 0,60 m Durchmesser am<br />
Feldende waren bombenfest.<br />
Sowohl zu Silage als auch zu Stroh<br />
hatten wir 13 der 25 Messer eingefahren.<br />
Was uns vor allem in Stroh jedoch negativ<br />
auffiel, war die weiche und damit<br />
witterungsanfällige äußere Ballenschicht.<br />
Wer zum Ende des Ballens hin langsamer<br />
fährt, bekommt aber auch diese Schicht<br />
härter hin. Bis Redaktionsschluss waren<br />
die gestapelten Ballen aber nach wie vor<br />
Mit dem farbigen GreenStar-Terminal konnten<br />
wir per ISO-Bus sehr gut arbeiten. Das<br />
Arbeitsmenü ist übersichtlich, die Bedienelemente<br />
sind grafisch gut dargestellt.<br />
gut in Form – nach immerhin über fünf<br />
Monaten Lagerzeit.<br />
Mit der Rechts-links-Anzeige der Presskammer<br />
waren wir nicht zufrieden. Diese<br />
schwankte extrem stark, so dass man sich<br />
als Fahrer kaum daran orientieren konnte.<br />
Laut John Deere muss diese aber nur vernünftig<br />
kalibriert werden.<br />
Die Bindung lief über unseren gesamten<br />
Test problemlos. Wir hatten das 1,30-m-<br />
CoverEdge-Netz eingelegt. Dieses wurde<br />
immer schön um die Ballenkanten herum<br />
gewickelt. Schultern fanden wir an den<br />
Ballen daher keine. Die Netzrolle wird,<br />
wie von John Deere bekannt, an der Heckklappe<br />
eingelegt. Das hat den Vorteil, dass<br />
man ungehindert vom Boden aus an das<br />
Fach herankommt. Der Nachteil: Man sieht<br />
nicht, wie viel Netz noch auf der Rolle vorhanden<br />
ist und erkennt unter Umständen<br />
Störungen <strong>oder</strong> Risse im Netz nicht<br />
rechtzeitig.<br />
Bedienung per ISO-Bus<br />
Ab Werk gibt es für die Premiumrundballenpressen<br />
den neuen VTI 1300-Monitor<br />
mit CanBUS-Anschluss. Mit unserem John<br />
Deere 7530 E-Premium konnten wir aber<br />
mit dem GreenStar-Terminal des Schleppers<br />
arbeiten – natürlich per ISO-Bus.<br />
Dabei lassen sich alle Parameter über die<br />
26 Zoll große Touchscreen-Bildfläche aufrufen,<br />
aktivieren und verändern. Das große<br />
farbige und kontrastreiche Display bleibt<br />
trotz vieler angezeigter Funktionen sehr<br />
übersichtlich. Außerdem kann mittels der<br />
ISO-Bus-Schnittstelle die Traktor-Geräte-<br />
Steuerung genutzt werden. Da diese aber<br />
ein Thema für sich ist, haben wir das Ganze<br />
gesondert zusammengefasst (siehe Kasten<br />
„Gerät steuert Traktor“).<br />
Arbeiten mit Automation<br />
Wie schon eingangs erwähnt, konnten wir<br />
die 864 Premium zusammen mit einem<br />
John Deere 7530 E-Premium mit Traktor-<br />
dlz agrarmagazin ◾ April 2011
Technik I 93<br />
Geräte-Steuerung TBA fahren. Der Aufbau<br />
der Verbindung zwischen Presse und<br />
Traktor ging einfach und schnell. Nach<br />
einer Optimierung durch den Kundendienst<br />
lief das System über die 300 Ballen<br />
völlig problemlos.<br />
Um die Automation aktivieren zu<br />
können, muss die Zapfwelle laufen und<br />
der Reversierhebel links vom Lenkrad<br />
auf neutral stehen (NICHT Parkbremse),<br />
und der Fahrer muss sich auf dem Fahrersitz<br />
befinden (Sitzsensor). Außerdem<br />
muss die Heckklappe geschlossen sein.<br />
Aus Sicherheitsgründen muss das TBA<br />
sowohl im CommandCenter als auch im<br />
GreenStar-Terminal per Fingertipp aktiviert<br />
werden.<br />
Das TBA kann in zwei Modi gefahren<br />
werden: Im Modus 1 wird nur der Ballen<br />
automatisch ausgeworfen – man spart sich<br />
also den Griff zum Steuergerät. In Modus<br />
2 greift das System in das Getriebemanagement<br />
des Traktors ein, und hält diesen<br />
bei fertigem Ballen an beziehungsweise<br />
beschleunigt den Traktor wieder nach dem<br />
Auswerfen des Ballens. Die Aggressivität<br />
der Beschleunigung und der Verzögerung<br />
lässt sich im GreenStar-Terminal einstellen.<br />
Mit der Arbeitsweise und Zuverlässigkeit<br />
des TBA waren wir zufrieden. Leider<br />
deaktiviert sich das System beim Rückwärtsfahren<br />
aus Sicherheitsgründen. Will<br />
man die Ballen quer zum Hang ablegen<br />
und so gegen Verrollen sichern, muss man<br />
das System wieder aktivieren – schade.<br />
Der Preis für die Vorbereitung zur<br />
Traktor-Geräte-Steuerung liegt bei<br />
2.420 Euro, wenn man ISO-Bus und das<br />
GreenStar-1800-Terminal nutzt. Für den<br />
Aktivierungsschlüssel sind nochmal 813<br />
Euro fällig.<br />
Was uns noch auffiel<br />
• Die automatische Kettenschmierung ist<br />
bei den Premiumpressen serienmäßig.<br />
• Das 25-Messer-Schneidwerk gibt es nur<br />
mit 1.000er-Zapfwelleneingang.<br />
Fazit<br />
Mit seiner Premiumpressen-Baureihe hat<br />
John Deere einige wichtige Features verbessert.<br />
Vor allem die Stabilität wurde im<br />
Bereich des Rotors und des Spannarms<br />
erhöht. Dazu kommt der zeitgemäße hydraulisch<br />
absenkbare Förderkanalboden<br />
und die praktische Messergruppenschaltung.<br />
In puncto Pressdichte spielt die 864<br />
Premium klar auf den vorderen Rängen<br />
mit. Dazu bekommt man eine komfortable<br />
Weichkerneinstellung. Beim Durchsatz<br />
gab es auch nichts zu meckern, wobei der<br />
Leistungsbedarf angesichts der erzielten Ergebnisse<br />
nicht übermäßig hoch ausfällt.<br />
Die Netzbindung lieferte in unserer<br />
Feldprobe zuverlässig sehr saubere Ergebnisse<br />
ab. Mit dem CoverEdge-Netz wurden<br />
die Ballenkanten stets sauber abgedeckt<br />
– Schulterbildung ist hier kein Thema.<br />
Speziell für Lohnunternehmer dürfte die<br />
Traktor-Geräte-Steuerung interessant sein.<br />
Sie entlastet den Fahrer trotz vergleichsweise<br />
wenig Eingriff in die Technik erheblich,<br />
sieht man einmal von der störenden Deaktivierung<br />
beim Rückwärtsfahren ab. Dass<br />
für die Aktivierung zwei Handgriffe nötig<br />
sind und das Schleppergetriebe auf Neutral<br />
stehen muss, ist eine Sicherheitsvorschrift.<br />
Mit einem Netto-Listenpreis von 54.647<br />
Euro in Testausstattung (aber ohne TBA)<br />
platziert John Deere die 864 Premium im<br />
gehobenen Preissegment. mu ◾<br />
Die Netzrolle befindet sich wie üblich in der<br />
Heckklappe. Das hat im praktischen Einsatz<br />
Vor- und Nachteile.