Proaktives systemunterstütztes Lieferantenmanagement - Q_PERIOR
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procure.ch – Beschaffungsmanagement 8/2013<br />
Praxis & Forschung<br />
<strong>Proaktives</strong> <strong>systemunterstütztes</strong><br />
<strong>Lieferantenmanagement</strong><br />
Professionelles <strong>Lieferantenmanagement</strong> ist vor dem Hintergrund<br />
immer komplexer werdender Abläufe in der Supply<br />
Chain ein Muss, um den Einkaufsalltag erfolgreich zu meistern.<br />
Eine gute Lösung muss nicht automatisch mit hohem<br />
Kostenaufwand verbunden sein. Auch Standardprodukte<br />
bieten gute Möglichkeiten zu interessanten Preisen.<br />
Patrick Sarbach<br />
ist Manager im Bereich Supply<br />
Chain Management bei<br />
Q_<strong>PERIOR</strong>, Bern.<br />
Der Autor ist vor allem in den<br />
Bereichen Strategie-, Prozess-<br />
und Organisationsberatung,<br />
Implementierung<br />
SAP, ERP, SRM und SLC tätig.<br />
Aktuell begleitet er mehrere<br />
nationale und internationale<br />
Projekte im Einkauf<br />
bei grossen und mittelständischen<br />
Unternehmen.<br />
Q_<strong>PERIOR</strong> AG<br />
ist eine inhabergeführte internationale<br />
Business- und<br />
IT-Beratung und unterstützt<br />
Grossunternehmen resp.<br />
grosse Mittelständler mit<br />
integrierter Fach- und IT-<br />
Kompetenz.<br />
www.q-perior.com<br />
Die Lieferantenrisiken beeinträchtigen<br />
den Fluss von Waren und<br />
Dienstleistungen über verschiedene<br />
Stufen hinweg: von der Versorgungssicherheit<br />
der Waren über<br />
die Sicherstellung der geforderten<br />
Qualität, über Verzögerungen in<br />
der Supply Chain durch fehlende<br />
Kapazitäten oder Maschinenausfälle<br />
bis hin zum Ausfall eines Zulieferers<br />
durch Insolvenz oder durch<br />
Naturkatastrophen wie z.B. bei<br />
Fukushima. Es erstaunt nicht, dass<br />
Schweizer Einkaufsverantwortliche<br />
bei Marktbefragungen durch<br />
Q_<strong>PERIOR</strong> die wachsende Bedeutung<br />
eines professionellen <strong>Lieferantenmanagement</strong>s<br />
im Einkauf<br />
bestätigen. Gleichzeitig bescheinigen<br />
sie, dass in diesem Bereich<br />
noch ein hoher Handlungsbedarf<br />
besteht.<br />
Ein umfassendes <strong>Lieferantenmanagement</strong><br />
ermöglicht die frühzeitige<br />
Erkennung und Bewertung von Beschaffungsrisiken<br />
über die gesamte<br />
Supply Chain hinweg. Es ist wichtig,<br />
dass mit geeigneten Methoden und<br />
Instrumenten mögliche Lieferantenrisiken<br />
frühzeitig identifiziert und<br />
transparent gemacht werden. Je<br />
früher ein solches Risiko erkannt<br />
wird, desto geringer ist der finanzielle<br />
Schaden. Wesentlich ist, dass<br />
man die Lieferantenrisiken nicht nur<br />
auf Basis von Kennzahlen wie z.B.<br />
der Eigenkapitalquote oder Einstufungen<br />
nach Dun & Bradstreet<br />
ausrichtet, sondern mit weiterführenden<br />
Indikatoren und schwachen<br />
Signalen anreichert. Dadurch werden<br />
die quantitativen Kennzahlen<br />
mit qualitativen Informationen ergänzt.<br />
Solche ganzheitliche Lieferantenbetrachtungen<br />
erfordern einen<br />
erhöhten Aufwand, versetzen<br />
das Unternehmen aber in die Lage,<br />
nicht mehr nur auf eintretende Störvorfälle<br />
reagieren zu müssen, sondern<br />
proaktiv handeln zu können<br />
– idealerweise mit entsprechender<br />
IT-Unterstützung.<br />
Klar definiertes Konzept<br />
Um entsprechende Instrumente<br />
einsetzen zu können, muss vorgängig<br />
das <strong>Lieferantenmanagement</strong><br />
konzeptionell klar definiert sein. So<br />
muss unter anderem Klarheit in folgenden<br />
Themen herrschen:<br />
––<br />
Über welche Prozesse und Medien<br />
kann sich ein Lieferant beim<br />
einkaufenden Unternehmen registrieren?<br />
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Praxis & Forschung<br />
procure.ch – Beschaffungsmanagement 8/2013<br />
––<br />
Welche Kriterien muss ein Lieferant<br />
erfüllen, damit er einen<br />
Mehrwert liefert und tragbar ist?<br />
––<br />
Wie und über welche internen<br />
Stellen (Einkauf und/oder Finanzen)<br />
wird der Lieferant im<br />
Unternehmen angelegt?<br />
––<br />
Wie, durch wen und über welche<br />
Kriterien werden Lieferanten<br />
klassifiziert?<br />
––<br />
Welches sind die strategischen<br />
Aktivitäten pro Klassifizierung?<br />
––<br />
Wann, wie und durch wen werden<br />
Lieferanten bewertet?<br />
––<br />
Welche Informationen werden<br />
zur Bewertung zusätzlich hinzugezogen?<br />
––<br />
Welche Handlungsmassnahmen<br />
erfolgen aufgrund der<br />
Bewertung<br />
(Lieferantenentwicklung<br />
bis hin zur Lieferantenausphasung)?<br />
Die Erfahrung bei einer Vielzahl<br />
von Kunden zeigt, dass sich Unternehmen<br />
bereits bei den ersten<br />
Themenbereichen<br />
schwertun.<br />
Aktuell führen diverse Schweizer<br />
Organisationen Initiativen durch,<br />
um diese Standardisierung und<br />
konzeptionelle Homogenisierung<br />
im <strong>Lieferantenmanagement</strong> zu<br />
erreichen und somit zu einer Minimierung<br />
der Lieferantenrisiken<br />
zu kommen. Dies führt zutage, wie<br />
häufig<br />
Lieferanteninformationen<br />
noch in vielen unterschiedlichen<br />
Datenbanken und Dokumenten<br />
hinterlegt werden. Eine ganzheitliche<br />
Lieferantentransparenz zu<br />
Abbildung 1: Lieferantenklassifizierungsdaten mit SAP SLC<br />
generieren und dadurch mögliche<br />
Lieferantenrisiken zu identifizieren<br />
bzw. die Lieferantenleistung über<br />
einen längeren Zeitraum zu vergleichen,<br />
ist faktisch unmöglich.<br />
Um diese Transparenz dennoch<br />
sicherstellen zu können und damit<br />
chen Standard-<strong>Lieferantenmanagement</strong>applikation<br />
auf Basis von<br />
SAP SLC. In diesen Fällen deckt<br />
die Standardlösung alle Prozessschritte<br />
ab – vom Lieferanten-<br />
Onboarding-Prozess bis hin zur<br />
Lieferantenentwicklung bzw. -ausphasung.<br />
einen sogenannten 360-Grad-<br />
Der wesentliche Vorteil<br />
Blickwinkel von einem Lieferanten<br />
zu gewinnen, werden oft kostenintensive<br />
Individuallösungen in und<br />
um die bestehende Systemlandschaft<br />
entwickelt.<br />
besteht darin, dass die Lieferantendaten<br />
bereits bei der Registrierung<br />
mit externen Datenquellen<br />
ergänzt und abgeglichen werden<br />
können. Erst wenn der Lieferant<br />
die Qualifikationskriterien erfüllt<br />
Geringere Kosten<br />
dank Standardlösungen<br />
Eine Alternative zu diesen kostenintensiven<br />
und alle relevanten kritischen<br />
Schwellenwerte erreicht werden,<br />
wird er in den Lieferantenstamm<br />
Eigenentwicklungen aufgenommen.<br />
sind diverse Standardlösungen. Während des Lieferantenlebenszyklus<br />
werden diese Daten fort-<br />
Bei der Implementierung eines<br />
solchen Systems ist es relevant,<br />
dass der gesamte Lieferantenlebenszyklus<br />
durch die Lösung abgedeckt<br />
wird.<br />
während aktualisiert und mit internen<br />
Informationen aus dem ERP<br />
wie z.B. Liefer- und Termintreue<br />
sowie weiterführenden Risiko- und<br />
Aktuell unterstützt Q_<strong>PERIOR</strong> Qualitätsinformationen ergänzt.<br />
mehrere Grosskunden aus den Die Lösung ist somit eine zentrale<br />
Branchen Logistik und Telekommunikation<br />
bei der Konzeption<br />
und Implementierung einer sol-<br />
Informationsquelle für alle Einkäufer.<br />
Mithilfe von standardisierten<br />
Lieferantenbewertungen wird die<br />
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Praxis & Forschung<br />
Performance und Qualität des Lieferanten<br />
über die gesamte Aktivitätsperiode<br />
überwacht und eingestuft<br />
(siehe Abbildung 1).<br />
Die Daten werden durch das System<br />
entsprechend überwacht.<br />
Gibt es Veränderungen an den kritischen<br />
Werten, werden durch das<br />
System Alerts generiert, und der<br />
Verantwortliche kann angebracht<br />
darauf reagieren. Durch diese<br />
Vorgehensweise können frühzeitig<br />
potenzielle Risiken identifiziert<br />
und mit den nötigen Massnahmen<br />
eliminiert werden.<br />
Der Vorteil eines Standard-<strong>Lieferantenmanagement</strong>systems<br />
liegt<br />
auf der Hand:<br />
Out-of-the-Box-Lösung<br />
––<br />
Hinterlegte Freigabe-Workflowmechanismen<br />
––<br />
Standardisierung und Überwachung<br />
der <strong>Lieferantenmanagement</strong>prozesse<br />
––<br />
Möglichkeit der strukturierten<br />
Attachmenthinterlegung und<br />
Überwachung z.B. bei Zertifikaten<br />
––<br />
Zentrale Informationsquelle<br />
für Lieferantendaten – sowohl<br />
Firmen- und Kontaktdaten als<br />
auch externe Datenbanken<br />
––<br />
Zentrale Fragebogenverwaltung<br />
––<br />
Standardisierte Lieferantenbewertungen<br />
und entsprechende<br />
grafische Auswertfunktionalitäten<br />
––<br />
Kostenreduktion durch erhöhte<br />
Lieferantenperformance und<br />
-effizienz<br />
––<br />
Reduktion der internen Prozesskosten<br />
––<br />
Optimale Informationsbasis für<br />
eine vereinfachte Lieferantenauswahl<br />
––<br />
Zentrale Lieferanteninformationen<br />
und klare Transparenz bei<br />
Lieferantenentscheidungen und<br />
somit<br />
––<br />
Sicherstellung und Einhaltung<br />
der Beschaffungscompliance<br />
Grundsätzlich sind folgende fünf<br />
Erfolgsfaktoren für einen bewussten<br />
und erfolgreichen Umgang mit<br />
dem <strong>Lieferantenmanagement</strong> und<br />
somit auch -risiko relevant:<br />
1. Fokussierung des Ansatzes<br />
auf wirklich relevante Zulieferer<br />
resp. Warengruppen<br />
2. Anwendung eines standardisierten,<br />
strikten und proaktiven<br />
Lieferantenrisikomanagementansatzes<br />
als integraler Teil des<br />
<strong>Lieferantenmanagement</strong>s<br />
3. Relevante Zulieferer sollten in<br />
den<br />
<strong>Lieferantenmanagement</strong><br />
ansatz integriert werden (z.B.<br />
Selbstauskunft, Auskunft über<br />
2 nd - und 3 rd -Tier-Lieferanten)<br />
4. Einbindung des Topmanagements<br />
in die Beauftragung und<br />
das Reporting von Supply- und<br />
damit auch Lieferantenrisiken<br />
5. Einführung eines schlanken und<br />
integrierten<br />
<strong>Lieferantenmanagement</strong>systems<br />
durch die Nutzung<br />
verfügbarer Informationen<br />
aus weiterführenden internen<br />
und externen Systemen wie<br />
z.B. eines Qualitätsmanagementsystems.<br />
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