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Barbara Hoynacki - Heinz-Kühn-Stiftung

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<strong>Barbara</strong> <strong>Hoynacki</strong><br />

Deutschland<br />

gesteckt, welches man gut mit Steinen verschließt. Aber sein Gesicht muss dabei<br />

gen Westen schauen, denn so wie die Sonne im Westen schlafen geht, so soll der<br />

Tote nun auch schlafen!“ Widersprüche dieser Art hörte sie viele Male und<br />

erlebte so selbst, wie tückisch es sein kann, vorschnell zu verallgemeinern.<br />

Hai-//íom bedeutet „Baumschläfer“. Denn die Buschleute, die in der Etoshapfanne<br />

lebten, schliefen in der Regenzeit wegen der Moskitos - und nicht<br />

wegen des Raubwildes, wie so häufig behauptet - in den Bäumen. „In ihrem<br />

Gebiet gibt es viele Pfannen, die sich in der Regenzeit mit Wasser füllen und<br />

zu stehenden Gewässern werden - die idealen Brutplätze für Moskitos“,<br />

erzählt Ilse Schatz. Doch die Buschleute wussten sich zu helfen. Ilse Schatz:<br />

„Sie bauten sich in Astgabeln aus Zweigen eine Schlafstätte. Unter dem<br />

Baum stellten sie einen Rauchfang auf, welchen sie aus Holz oder Bast herstellten.<br />

In diesem Rauchfang, der nur eine Öffnung nach oben hatte, damit<br />

der Rauch nach oben abzog, machten sie Feuer aus Tambuttiholz, das auch<br />

nass noch brennt, da es sehr teerhaltig ist. Außerdem riecht es stark und den<br />

Geruch mögen die Moskitos nicht. So zog also der Rauch nach oben und vertrieb<br />

die Plagegeister.“<br />

Die meisten Einzelheiten über die Hai-//íom erfuhr Ilse Schatz von /Garugu.<br />

So manchen Abend lauschte sie am „heiligen Feuer“ seinen Berichten.<br />

/Garugu, so erfuhr sie, war im Hererokrieg in Audib im Tsumeb Distrikt geboren<br />

worden. Sein Vater hieß Karisoab und seine Mutter //Kumos mit Nachnamen.<br />

„Bei den Frauen endet der Familienname immer mit einem s und bei<br />

den Männern mit einem b“, erläutert sie. /Garugu war der Erstgeborene. Ein<br />

Medizinmann könne das Kind seiner Schwester, egal ob Junge oder Mädchen,<br />

als Nachfolger heranbilden. Dies täten sie aber nur im Notfall. Sie bevorzugten<br />

Kinder, die in jungen Jahren furchtbar krank waren, oder eine Person,<br />

die vom Blitz getroffen wurde und überlebte. „Bei /Garugu waren alle Bedingungen,<br />

ein Medizinmann zu werden, vorhanden“, so Ilse Schatz. Der Bruder<br />

seiner Mutter sei ein großer Medizinmann gewesen und er selbst war als<br />

Kind sehr krank. „Er hatte in den Knien furchtbare Schmerzen und wurde oft<br />

ohnmächtig.“ Für seinen Onkel der ideale Nachfolger. Er ging mit ihm in den<br />

Busch, zeigte ihm die Heilkräuter und unterrichtete ihn, wie man sie in<br />

Krankheitsfällen anwendet.<br />

„Bei den Hai-//íom gibt meist die Tante mütterlicherseits dem Neugeborenen<br />

einen Namen. Man nennt sie Megis“, erläutert Ilse Schatz. Diese Megis<br />

spiele im Leben des Kindes eine fast größere Rolle als die eigene Mutter. So<br />

ging /Garugu als Kind auch immer mit seiner Megis in den Busch um Beeren,<br />

Knollen und Honig zu sammeln. Sie zeigte ihm die essbaren Pflanzen und<br />

lehrte ihn die Gefahren, die im Busch lauern, zu meiden.<br />

Der Ahnenbaum und die Menschen, die anders aussehen<br />

Ilse Schatz zeichnete die Entstehungsgeschichte der Hai-//íom auf, die ihr<br />

/Garugu erzählte: „Anfangs gab es nur Männer auf der Welt, die alleine<br />

durch die Gegend zogen, und es wäre langweilig auf Erden gewesen. Eines<br />

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