Grenzbaum-Urteil
Grenzbaum-Urteil
Grenzbaum-Urteil
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
- 4 -<br />
Entscheidungsgründe:<br />
I.<br />
Das Berufungsgericht ist der Ansicht, die Klägerin habe keinen nachbarrechtlichen<br />
Ausgleichsanspruch. Die umgestürzte Eiche sei ein <strong>Grenzbaum</strong><br />
gewesen. Die Klägerin habe von der Beklagten jederzeit seine Beseitigung<br />
verlangen können und sei deshalb keinem Duldungszwang ausgesetzt gewesen.<br />
Auch ein Schadensersatzanspruch wegen Verletzung der Verkehrssicherungspflicht<br />
bestehe nicht. Die Beklagte sei zwar aufgrund ihres Miteigentums<br />
an der Eiche verpflichtet gewesen, den Baum auf Krankheitsbefall<br />
und Gefahr durch Windbruch und –wurf zu überwachen sowie bei Anzeichen<br />
für eine Erkrankung dessen Standfestigkeit untersuchen zu lassen. Diese<br />
Pflicht bestünde auch zugunsten der Eigentümer von Anliegergrundstücken.<br />
Obwohl die Beklagte dieser Verkehrssicherungspflicht nicht nachgekommen<br />
sei, scheide ihre Haftung aus, weil die Klägerin und ihr Ehemann in gleichem<br />
Maße verkehrssicherungspflichtig gewesen und dieser Pflicht ebenfalls nicht<br />
nachgekommen seien. Denn die Verkehrssicherungspflicht bestehe nur gegenüber<br />
Dritten, zu denen der Verpflichtete selbst nicht gehöre, und nicht<br />
zwischen gleichrangig Verkehrssicherungspflichtigen. Daß die Beklagte bzw.<br />
ihr Ehemann durch die 1996 vorgenommene Auslichtung der Baumkrone<br />
eine Seitenlastigkeit herbeigeführt und damit die Fallrichtung des Baumes<br />
auf das Grundstück der Klägerin vorgegeben haben, wirke sich nicht zugunsten<br />
der Klägerin aus. Die Maßnahme sei zwar ursächlich für den Schaden<br />
geworden, der aber weder voraussehbar noch vermeidbar gewesen sei;<br />
vielmehr habe es sich um eine gewöhnliche Baumpflegemaßnahme gehandelt.<br />
Nach dem unbestrittenen Vortrag der Streithelferin sei der Baum zudem<br />
fachgerecht beschnitten worden; er habe damals keinerlei äußerlich erkenn-