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Von der Flaschenbierhandlung zum geschmackvollen Speiselokal ...

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<strong>Von</strong> <strong>der</strong> <strong>Flaschenbierhandlung</strong> <strong>zum</strong> <strong>geschmackvollen</strong> <strong>Speiselokal</strong><br />

Landgasthaus Neumayr seit drei Generationen in <strong>der</strong> Familie<br />

Gachenbach (tsj) Das Landgasthaus Neumayr ist ein traditionelles Familienunternehmen, das in dritter<br />

Generation geführt wird. Beson<strong>der</strong>es Schmankerl sind die Schweinespezialitäten mit Fleisch aus<br />

eigener Veredelung und Hausschlachtung.<br />

Leicht verwun<strong>der</strong>t betritt man die gemütlich-rusitkale Gaststube: ein knorriger Holzboden breitet sich<br />

unter den Füßen aus, wun<strong>der</strong>bar alte Holzvertäfelungen an den Wänden und das stilvolle Mobiliar hat<br />

den Anschein als stünde es schon seit Jahrzehnten in diesem heimeligen Raum. Doch weit gefehlt:<br />

Erst 1993 wurde das Gebäude vom Wirtsehepaar Marianne und Josef Neumayr zu dem gepflegten<br />

<strong>Speiselokal</strong> umgebaut als das es sich heute präsentiert. Marianne Neumayr verrät bereitwillig, dass<br />

dieser Eindruck daher rühre, dass <strong>der</strong> Umbau ausschließlich mit alten Hölzern vorgenommen wurde,<br />

die <strong>zum</strong> Teil schon ein bisserl wurmstichig seien. Mit dezenter Zurückhaltung wurden die Wände mit<br />

sorgsam ausgewählten Bil<strong>der</strong>n bestückt: Fotos aus <strong>der</strong> Ahnengalerie, u.a. mit dem vor einem Jahr<br />

verstorbenen Vater Joseph, zwei Jagdtrophäen, die auf das Hobby des Gastwirts rückschließen<br />

lassen, <strong>der</strong> auf einem kleinen Bild mit frischerlegtem Keiler abgelichtet zu sehen ist.<br />

Im Jahr 1983 übernahm Josef Neumayr das Gasthaus mit angrenzen<strong>der</strong> Landwirtschaft von seinem<br />

Vater. Joseph sein Name, welcher wie<strong>der</strong>um von seinem Vater Hof und Wirtschaft erbte.Die Frage<br />

nach dessen Namen, lässt sich mit „Joseph“ schlicht beantworten. Die Neumayrs sind eben eine<br />

Familie, die auf Tradition setzt.<br />

1918 erstand <strong>der</strong> Großvater das Anwesen, das <strong>zum</strong> Ende des Ersten Weltkrieges mehrfach den<br />

Besitzer gewechselt hat, zusammen mit Ehefrau Maria. Gemeinsam betrieben sie die Landwirtschaft,<br />

einen Kolonialwarenhandel mit Flaschenbiergeschäft. Damals sei es aus Gründen <strong>der</strong> mangelnden<br />

Kühlung nicht üblich gewesen sich als Endverbraucher einen größeren Vorrat an Bier im eigenen<br />

Haus anzulegen. Der Brauch in Gachenbach war es <strong>zum</strong> Neumayr zu gehen, <strong>der</strong> im Keller – mit<br />

Natureis gekühlt – den Gerstensaft frisch zapfte und in Literflaschen abfüllte.


Nach dem tragischen Tod des Großvaters führte ab 1951 dessen Sohn Josef zusammen mit seiner<br />

Frau Maria, das Geschäft als reine Schankwirtschaft weiter. In Folge eines Blitzschlages brannte am<br />

25. Juni 1955 das gesamte Anwesen bis auf die Grundmauern ab. Mit viel Mühe erfolgte <strong>der</strong><br />

Wie<strong>der</strong>aufbau.<br />

Die Zeiten haben sich seither gewandelt. Früher musste sich <strong>der</strong> Gast mit einem Paar Würstl zu<br />

seinem Bier begnügen. Heute verfügt das Landgasthaus Neumayr über eine gut bürgerliche Küche,<br />

die von Marianne Neumayr im jahreszeitlichen Wechsel gestaltet wird. Der tägliche Mittagstisch sei<br />

vor allem für den Durchreisenden konzipiert, <strong>der</strong> wenig Zeit mitbringe. „Allround und günstig“, lautet<br />

die Devise <strong>der</strong> Küchenchefin: vom Schnitzel über Geschnetzeltes und Gulasch reichen die<br />

Tagesgerichte, die von ihrem Mann serviert werden. Abends und am Wochenende bzw. für größere<br />

Gesellschaft werde richtig aufgekocht – auch mit mehrgängigen Menüs. Im Herbst kommen<br />

Wildschwein, Reh, Hase, Fasan o<strong>der</strong> Wildente auf den Teller – alles aus <strong>der</strong> Region o<strong>der</strong> teils aus<br />

dem eigenen Revier.<br />

Der Renner beim Neumayr sind allerdings seine Schweinespezialitäten. Wenn auch die Fel<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />

zugehörigen Landwirtschaft mittlerweile teils verpachtet sind, wird in den Stallungen immer noch<br />

Schweinezucht betrieben. Beson<strong>der</strong>s stolz ist Josef Neumayr auf die eigene Veredelung, denn die<br />

Tier werden nur mit selbsterzeugtem Futter versorgt. Jeden zweiten Freitag ist Schlachttag - im<br />

eigenen Schlachthaus versteht sich. Ganz klar: dann gibt es natürlich Kesselfleisch. Auch die gegrillte<br />

Surhaxe gehört zu den beson<strong>der</strong>en Gaumenfreuden für den Gast im <strong>Speiselokal</strong> <strong>der</strong> Neumayrs.<br />

Wenn das Wetter verspricht konstant warm zu bleiben, wird in den nächsten Wochen wohl auch <strong>der</strong><br />

granit-gepflasterte Biergarten unter den Kastanien im Hof eröffnet werden. Die günstige Lage am<br />

Spargelradwan<strong>der</strong>weg prädestiniert den Landgasthof Neumayr <strong>zum</strong> beliebten Ausflugsziel. In <strong>der</strong><br />

beginnenden Spargelsaison mit passen<strong>der</strong> Speisekarte lassen auch die Bustouristen nicht auf sich<br />

warten. Bei Hochbetrieb ist sich das Ehepaar Neumayr <strong>der</strong> Hilfe <strong>der</strong> beiden gestandenen Söhne<br />

Bernhard und Roland gewiss.<br />

Beim Betreten <strong>der</strong><br />

Gaststube fällt <strong>der</strong><br />

Blick sofort auf die<br />

holzvertäfelte Theke<br />

mit einer ausgefallenen<br />

Schanksäule aus Keramik.<br />

Stolz präsentiert sich<br />

dahinter die Wirtsfamilie,<br />

Marianne und Josef<br />

Neumayr mit den Söhnen<br />

Bernhard und Roland.


„Der Trend geht hin <strong>zum</strong> Frauenstammtisch“<br />

Gachenbach (tsj) Der klassische Stammtisch wie es ihn <strong>der</strong>einst gab, zu dem sich beizeiten täglich die<br />

ortsansässigen Herren <strong>der</strong> Schöpfung zusammenfanden, gäbe es so nicht mehr, schil<strong>der</strong>t Gastwirt<br />

Josef Neumayr seine Erfahrungen. Zumindest nicht in seinem Landgasthaus, das er zusammen mit<br />

seiner Frau Marianne betreibt. Den Stammtisch als Mobiliar gibt es zwar noch in bester Lage in <strong>der</strong><br />

Gaststube, die Gäste, die dort Platz nehmen, kämen aber eher aus einem Umkreis von zehn<br />

Kilometern, denn direkt aus dem Ort. Die „Gachenbecker“ ließen sich hingegen seltener sehen. Auch<br />

unter den Zugezogenen fände ein regelmäßiger Stammtischbesuch keine Anhänger.<br />

Früher seien schon 20 bis 30 Kumpane am Samstagvormittag am Stammtisch beisammen gesessen.<br />

Damals wurden oft an drei Tischen parallel Karten gespielt. Vor rund 20 Jahren seien noch „richtige<br />

Kartenhaie“ unterwegs gewesen, die um utopische Geldbeträge gezockt hätten. Wenn heute die<br />

Karten auf den Tisch kämen gehe es mehr um die Gaudi, was auch die niedrigeren Tarife bezeugen.<br />

Bis vor vier Jahren fand auch in Absprache mit den Wirtschaften aus den Nachbarorten ein<br />

alljährliches Schafkopfturnier am ersten Sonntag nach Fasching statt, was wegen <strong>der</strong> geringen<br />

Umsätze aus wirtschaftlichen Überlegungen wie<strong>der</strong> aufgehört wurde. Der letzte Sie an <strong>der</strong> Wand ist<br />

noch einsamer Zeuge aus dieser vergangenen Zeit.<br />

Aber trotzdem kein Grund <strong>zum</strong> Trübsalblasen, denn irgendjemand sei immer da, denn „<strong>der</strong><br />

Stammtisch ist nie leer“, erzählt Neumayr. Und wie er draufsetzt „fast alle Tage wird gekartelt“, ob<br />

Schafkopf o<strong>der</strong> Watten.<br />

Was Josef Neumayr neuerdings vermehrt in seinem Lokal beobachte, seien Damenrunden, die sich<br />

nach dem gemeinsamen Sport o<strong>der</strong> als Weiterentwicklung von Elternstammtischen treffen – allerdings<br />

eher im Nebenraum. „Der Trend geht hin <strong>zum</strong> Frauenstammtisch“, fasst er seinen Eindruck kurz und<br />

prägnant zusammen.<br />

(ein Artikel von Tanja Staimer, erschienen im April 2007 in <strong>der</strong> Schrobenhausener Zeitung)

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