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Tafeln des Sagenwegs

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SAGENWEG<br />

«Waldlochbabis Höhle»<br />

1.1<br />

In früheren Zeiten gab es in der Nähe der Frauchsrütti einen schönen<br />

Bauernhof mit Namen «Schindelhof». Die älteren Bauersleute<br />

bekamen erst spät noch Nachwuchs. Jakob wurde nach Strich und<br />

Faden verwöhnt; er entwickelte sich zu einem frechen und groben<br />

Buben gegenüber Mensch und Tier. Als Jüngling erlaubte er sich<br />

alles «was Gott verboten hatte» und wurde vor allem zu einem leidenschaftlichen<br />

Jäger und Wilderer. Mit seiner Büchse schlich er<br />

sich Nacht für Nacht im Bergwald herum; kein Reh, kein Fuchs und<br />

kein Hase war vor ihm sicher.<br />

Als er eines Sonntags im Reckenwald auf dem Anstand hockte,<br />

schlurfte eine alte, müde Frau heran. Dieses störte Jakob und er<br />

forderte die Frau böse auf, sein Jagdrevier sofort zu verlassen!<br />

Die Alte fürchtete sich nicht und sagte: ‹Ich wohne schon viele hundert<br />

Jahre hier oben in einer Höhle – man sagt mir «Waldlochbabi›.»<br />

«Ja, ein Babi bist du – dazu alt und runzlig und krumm wie eine<br />

Wurzel! Jetzt geh mir aber aus der Schusslinie, ich muss noch einen<br />

Braten nach Hause bringen.»<br />

Die Frau wollte gehen, drehte sich nochmals um und warnte ihn:<br />

«Solltest du einen weissen Hirsch sehen, lass ihn in Ruhe – sonst<br />

könnte es dein Unglück werden.»<br />

Jakob lachte heimlich über diese merkwürdige Alte. «Weisse Hirsche<br />

gibt es ja gar nicht – und was hat mir dieses Babi eigentlich zu<br />

befehlen!»<br />

Plötzlich erblickte er einen weissen Hirsch. Er riss die Flinte hoch<br />

und drückte ab – aber der Abzug war blockiert! Wütend zerschlug<br />

er die Flinte. Der Hirsch kam näher – und verwandelte sich in eine<br />

schöne, junge Frau. Er fand Gefallen an ihr und wollte sich ihr sofort<br />

nähern.<br />

Die Frau sagte: «Halt, du hast nicht gehorcht und die Flinte auf mich<br />

gerichtet. Geh heim. Ich sehe, den heutigen Menschen ist nicht zu<br />

trauen.»<br />

Ein Blitz fuhr in den Boden, Jakob war wie geblendet. Er streckte<br />

seine Hand nach der Frau aus – aber diese war verschwunden.<br />

Zuhause war ihm dieses Erlebnis anzusehen. Sein Kopf war<br />

geschwollen, das Gesicht verfärbt. Er versank in Schweigen, erzählte<br />

nichts und musste immerzu an die schöne Frau denken.<br />

Seine Lust aufs Jagen war ihm vergangen. Seit dieser Begegnung<br />

hockte er nur noch zu Hause und schlurfte auf dem Hofe herum.<br />

Er begann zu kränkeln und schon bald musste er von dieser Welt<br />

gehen.<br />

Als man im Muniboden eine Höhle entdeckte, glaubte man die<br />

Wohnung <strong>des</strong> Waldlochbabis gefunden zu haben. Seither heisst die<br />

Höhle «Waldlochbabi».<br />

Sponsor:<br />

Frey Metzgerei<br />

Fleisch- und Wurstspezialitäten<br />

4536 Attiswil<br />

Quelle: Attiswiler Chronik von Ernst Gygax herausgegeben von der Einwohner- und Burgergemeinde Attiswil


SAGENWEG<br />

«Waldlochbabis Drachen im Chällerflüeli»<br />

1.2<br />

Im Waldloch, im Attiswiler Berg, hauste einst das Waldlochbabi mit seinem<br />

bösen Hund. In dieser Höhle wohnte vor uralter Zeit ein Drache.<br />

Dieses Untier holte den Attiswilern nicht nur fette Gänse, Geissen<br />

und Schafe von den Weiden, nein es jagte auch nach Kindern. Auf<br />

junge Mädchen hatte es besonders Lust. In der Finsternis schlich es<br />

ins Dorf und passte an den Hausecken den Menschen ab.<br />

Die vermögenden Bauern liessen am Ende der Dachtraufe einen<br />

Drachenkopf als Wasserspeier installieren; dieses blecherne Ebenbild<br />

hatte die Aufgabe, das aufsässige Untier von Haus und Heim zu<br />

vertreiben.<br />

Das Waldlochbabi fand aber in seiner Höhle keine Ruhe. Eines Tages<br />

segelte sein Geist schnurstracks gegen das Drachenloch im<br />

Attiswiler Berg. Der Bewohner wollte aber sein Daheim nicht teilen<br />

und wehrte sich mit Zähnen, Klauen und Zacken gegen den Eindringling.<br />

Doch Babis Hund ging ihm an die Gurgel und Babi traf ihn<br />

mit seinem Stock auf die empfindliche Nase. Das Ungeheur ergab<br />

sich und machte sich geschlagen davon Richtung Reckenacher. Es<br />

wusste dort im Chällerflüeli eine Höhle. Hier pflegte es seine Wunden,<br />

erholte sich langsam und sann auf Rache.<br />

Doch bevor es wieder sein Unwesen treiben konnte, erschütterte<br />

ein Erdbeben die Jurahöhen und ein riesiger Felsbrocken fiel vor<br />

die Drachenhöhle. Heulend und schnaubend versuchte der Eingeschlossene<br />

die mächtigen Steinbrocken zu bewegen, diese rutschten<br />

jedoch keinen Zentimeter beiseite.<br />

Der Drache war und blieb eingesperrt!<br />

Niemand freute sich über diese glückliche Fügung mehr als die geplagten<br />

Leute von Attiswil, Farnern und Rumisberg. Jetzt durften<br />

die Kinder wieder ohne Angst auf den Gassen spielen und in den<br />

Wäldern nach Beeren suchen.<br />

Das Chällerflüeli erreicht man, von der Nordseite <strong>des</strong> Reckenachers<br />

herkommend, wenn man den «Schleipf» hinaufgeht. Der Eingang<br />

zum Drachenloch ist – gottlob – immer noch durch einen Felsbrocken<br />

verschlossen. Aus der Tiefe weht es auch bei der grössten<br />

Sommerhitze kalt und modrig herauf. Diese Kälte kommt vom Drachen,<br />

der hier im Finstern hockt und heult, weil er sich nicht befreien<br />

kann.<br />

Sponsor:<br />

Coiffure Elisabeth Ryf<br />

Dorfstrasse 10<br />

4536 Attiswil<br />

Quelle: «Flueblüemli und Aarechisle», Elisabeth Pfluger, Solothurn


SAGENWEG<br />

«Der Heiltrank vom Lindemätteli»<br />

1.3<br />

Die erste Weidhütte in der Attiswiler Teuffelen stand früher ordentlich<br />

weiter hinten. Durch einen Erdrutsch wurde sie zugedeckt; am<br />

heutigen Standort baute man eine neue Sennhütte auf.<br />

Vor Jahren bekamen die Geissen eine böse Seuche. Kein Hausmittel<br />

half dagegen.<br />

In seiner Not schickte der Senn seinen Geissbuben, um den Kräutermann<br />

zu holen. Ueli lief ins Dorf hinunter und der Kräuterdoktor<br />

brach einige Lindenzweige ab und sagte ihm, die Meisterfrau solle<br />

daraus einen Trank kochen und das zusätzlich mitgegebene Pulver<br />

beimischen.<br />

Der Geissbub eilte wieder den steilen Weg den Berg hinauf. Nichts<br />

auf der Welt war Ueli lieber als seine Geissen, <strong>des</strong>halb lief er so<br />

rasch er konnte.<br />

Auf dem Reckenacher erreichte er heftig atmend die Höhe; mit<br />

einem Male wurde ihm schwarz vor den Augen und er fiel ohnmächtig<br />

hin.<br />

Inzwischen wartete man auf der Teuffelen sehnsüchtig auf die Rückkehr<br />

<strong>des</strong> Buben; als es dunkelte, ging ihm der Senn entgegen. Mitten<br />

auf dem Weg fand er den toten Ueli. In den Händen hielt dieser<br />

die Lindenzweige und die Dose mit dem Pulver. Der Senn trug ihn in<br />

die Sennhütte. Die Meisterin kochte eilends den Trank. Die Geissen<br />

erholten sich rasch und wurden bald gesund.<br />

Die Sennenfrau sagte: «Der brave Ueli soll nicht vergebens gestorben<br />

sein. Auf diesem Heilmittel war doch ein eigener Segen gelegen.»<br />

Der Senn steckte alle fünf Lindenzweige bei jenem Mätteli in den<br />

Boden, wo er den Geissbuben gefunden hatte. Dabei bemerkte er:<br />

«Dies soll zum Andenken an unsern braven und treuen Ueli geschehen.»<br />

Fünf prächtige Linden wuchsen empor. Drei davon stehen noch heute<br />

auf dem Lindemätteli.<br />

Den Attiswilern sind sie lieb und wert. Deshalb feiern sie je<strong>des</strong> Jahr<br />

an einem Sommersonntag das Lindemättelifest.<br />

Sponsor:<br />

Gebr. F. + H. Bandi<br />

Landmaschinen<br />

4537 Attiswil<br />

Quelle: «Flueblüemli und Aarechisle», Elisabeth Pfluger, Solothurn


SAGENWEG<br />

«Ein Goldgrüblein in der Teuffelen»<br />

1.4<br />

In Attiswil stand einst in der Räbhalde, auf der Westseite vom Chänzihöfli,<br />

ein altes Strohhüttlein. Der Räbholdelipp, welcher hier mit<br />

zwei Geissen wohnte, schaute gut zu seinem Heimetli, sodass es<br />

immer aussah «wie putzt und gschläcket».<br />

Jeden Nachmittag verschwand Lipp in den Berg hinauf, und kehrte<br />

erst vor dem Einnachten wieder zurück. Es hiess, er habe im Wald<br />

oben ein Goldgrüblein entdeckt, das er nun in aller Heimlichkeit ausbeute.<br />

Einst kam er in der Morgenfrühe ins Dorf hinunter, schwer beladen<br />

mit einem gefüllten Rucksack, verschwand im Berner Schachen und<br />

liess sich von der Fähre über die Aare setzen. Erst spät kehrte er mit<br />

einem leeren Sack am Rücken zurück.<br />

Holdelipp kannte in Burgdorf einen Händler oder Goldschmied, welcher<br />

ihm den Schatz abkaufte. Dieser Käufer war aber ein bodenlos<br />

schlechter Mensch, der unbedingt den Fundort kennen wollte.<br />

Holdelipp bewahrte das Geheimnis für sich.<br />

Daher heuerte der Händler zwei Vaganten an, welche die Goldgrube<br />

ausfindig machen sollten. Heimlich verfolgten sie Lipp auf<br />

seinem Gang, verloren ihn aber beim Lindemätteli aus den Augen.<br />

Als sie ihn überall vergebens gesucht hatten, beschlossen sie, ihm<br />

bei der Rückkehr abzupassen. Lipp traf am Goletenweg auf die zwei<br />

Vaganten, die ihm mit Erschlagen drohten, wenn er ihnen den Fundort<br />

nicht sofort zeige. Holdelipp versuchte voller Angst zu verhandeln<br />

und versprach ihnen Goldketten. Die Grobiane schlugen ihn<br />

jedoch nieder, bis er zusammenbrach. Alles Schütteln und Anbrüllen<br />

nützte nichts, Lipp blieb bewusstlos liegen. Da hörten die Vaganten<br />

ein wüten<strong>des</strong> Hundegebell, das immer näher kam. Kopflos rannten<br />

sie davon, einer fiel in der Finsternis am Mälcherweg in den Bach<br />

und ertrank, sein Kumpan konnte im Berner Schachen über die Aare<br />

entfliehen.<br />

Auf dem Rottannenhof bellte der Hund weiterhin wie wild, sodass<br />

die Besitzer in den Wald hinauf stiegen. Dort fanden sie den übel<br />

zugerichteten Räbholdelipp, welcher mit letzter Anstrengung vom<br />

Vorgang erzählen und dem Rottannenbauern sein Geheimnis vom<br />

Goldgrüblein anvertrauen wollte. Es war ihm aber nicht vergönnt,<br />

den Satz zu beenden, in den Armen <strong>des</strong> Bauern überkam ihn erneut<br />

eine Schwäche und er starb.<br />

Das Geheimnis nahm Holdelipp mit ins Grab. Viele Attiswiler haben<br />

seither in der Teuffelen nach dem Goldschatz gesucht.<br />

Aber die Teuffelenweid ist gross! Gefunden hat das Gold noch<br />

niemand.<br />

Sponsor:<br />

HOFSTETTER AG FLUMENTHAL<br />

Heizungen, Tankrevisionen<br />

4534 Flumenthal + 4536 Attiswil<br />

Quelle: «Flueblüemli und Aarechisle», Elisabeth Pfluger, Solothurn


SAGENWEG<br />

«Ein Teufelsvertrag beim Höchchrütz»<br />

1.5<br />

Das «Höch Chrüz» ist ein prächtiger Aussichtspunkt, wo der Fussweg<br />

zum Hofbergli und zur Schmiedenmatt abzweigt. Hier auf Attiswiler<br />

Boden, nahe an der Grenze zu Günsberg stand einst ein Kreuz.<br />

Mit diesem Kreuz ist folgende Sage verbunden:<br />

In der heutigen Teuffelen Alpweide – früher Flüeweid genannt – wuchs<br />

das kräftigste Gras und die besten Kräuter. Die Geissen und Rinder<br />

wurden satt und rund. Auf Haus und Hof lag der Segen Gottes;<br />

ihm wollte man dafür mit dem Erstellen eines Kreuzes hoch oben<br />

auf den Flühen danken. Bald wurde dieser Platz ein beliebter Ort<br />

für Attiswiler, Rumisberger und Farnerer, aber auch von Bewohnern<br />

vom Leberberg.<br />

Auf die Flüeweid wurde ein neuer Senn verpflichtet, für den nichts<br />

als Geld zählte: «Geld regiert die Welt» war sein Wahlspruch.<br />

Um an Macht und Geld zu kommen, machte er mit dem Teufel einen<br />

Vertrag. Er setzte seine Seele ein gegen 7 Säcke Golddukaten, auszuzahlen<br />

an jenem Tag, an dem das Attiswilerkreuz fallen würde.<br />

Die gute Sennenfrau ahnte, dass ihr geldgieriger Mann etwas plante,<br />

er sprach davon in seinen Träumen. An einem nebligen Herbstmorgen<br />

machte er sich zu den Flühen auf. Gegen Mittag war im Dorf ein<br />

grosses Donnern zu vernehmen, zu sehen war nichts. Erst anderntags<br />

wagten sich mutige Männer hinauf, fanden unter dem gefällten<br />

«Höch Chrüz» den toten Senn mit der Säge in den verkrampften<br />

Fingern.<br />

Das also war <strong>des</strong> Teufels Dank für diesen Frevel, wozu er den Senn<br />

angestiftet hatte.<br />

Die Männer wurden von Grausen gepackt und mieden lange den<br />

ehemaligen Standort <strong>des</strong> Kreuzes.<br />

Seit diesem Frevel wich auch der Segen von der Flüeweid; es gab<br />

Erdrutsche, die Tiere bekamen Seuchen und starben. Die Attiswiler<br />

waren erbost und meinten: «Der Teufel regiert dort oben. Man sollte<br />

die Weide besser Teufelsweid nennen.»<br />

Es kamen wieder gute Jahre. Aber der Namen Teufelsweid, oder<br />

kurz gesagt «Teuffelen» ist geblieben. Ein neues Kreuz wollten die<br />

Attiswiler nicht mehr errichten.<br />

Nur der Name «Höch Chrüz» ist für diesen schönen Flecken Erde<br />

bis heute erhalten geblieben.<br />

Sponsor:<br />

Tomax GmbH<br />

Mech. Werkstatt u. Instandhaltung<br />

4537 Wiedlisbach<br />

Quelle: «Flueblüemli und Aarechisle», Elisabeth Pfluger, Solothurn


SAGENWEG<br />

«Der Pestfriedhof»<br />

bei der vorderen Schmiedenmatt<br />

1.6<br />

Unter der vorderen Schmiedenmatt, kurz nach der Abzweigung<br />

gegen Herbetswil und dem Horngraben, gibt es ein ebenes Bödeli.<br />

Diesem sagt man das Chilchhöfli.<br />

Das Land gehört zur vorderen Schmiedenmatt, liegt aber auf Solothurner<br />

Boden, in der Gemeinde Herbetswil.<br />

Die alten Leute aus den Bergdörfern erzählten, dass man hier, als in<br />

früheren Zeiten der «schwarze Tod» umgegangen sei, einen Pest-<br />

Friedhof angelegt habe.<br />

Es wurde den Bergdörfern auf regierungsrätlichen Beschluss verboten,<br />

ihre an der Pest Verstorbenen wegen der Ansteckungsgefahr<br />

auf den Kilchhöfen zu bestatten.<br />

Für Farnern, Rumisberg und Wolfisberg war somit der Friedhof von<br />

Oberbipp gesperrt. Es hiess, dass man ganz abseits einen Pestfriedhof<br />

anlegen müsse. So hob man denn auf der Schmiedenmatt<br />

eine Grube aus und bestreute sie mit ungelöschtem Kalk.<br />

Dort wurden dann in bösen Zeiten die Toten begraben.<br />

Deswegen heisst dieses Bödeli noch heute das Chilchhöfli.<br />

Sponsor:<br />

Erich Uebelhardt<br />

Rennservice<br />

Solothurnstrasse 19<br />

4702 Oensingen<br />

Quelle: «Flueblüemli und Aarechisle», Elisabeth Pfluger, Solothurn


SAGENWEG<br />

«Die Bettlerküche»<br />

1.7<br />

Will man von Farnern zur Schmiedenmatt hinauf, so gelangt man<br />

auf der Höhe vor dem Durchbruch auf ein ebenes Plätzchen. Diesem<br />

sagt man heute «Bättlerchuchi».<br />

Die richtige Bettlerküche liegt aber am alten Weg oberhalb von diesem<br />

Felsentor. Berggänger, die den Jura bestens kennen, behaupten,<br />

dies sei der schönste Platz der Welt! Man geniesst eine Rundsicht<br />

wie selten irgendwo und es wachsen Pflanzen, die es sonst<br />

weit und breit zu suchen gilt. Also ein besonderer Ort.<br />

Als Erklärung der Bezeichnung «Bettlerküche» liegen zwei Versionen<br />

vor:<br />

Auf dem Uebergang vom Kanton Bern in den Kanton Solothurn<br />

lagerten sich gerne fahrende Kessel- und Schirmflicker, machten<br />

hier Rast und erlabten sich an ihren erbettelten oder gestohlenen<br />

Sachen. Man hörte sie nicht selten bis ins Dorf hinunter singen,<br />

lachen und jolen. Das aufsteigende Räuchlein <strong>des</strong> Lagerfeuers zeigte<br />

der Dorfbevölkerung, dass die «Bettler kochten».<br />

Jagten dann die Berner Landjäger das Gesindel fort, lagerten sie<br />

sich mit Kind und Kegel auf der Solothurner Seite, beim Hofbergli,<br />

bis sie auch von dort wieder verscheucht wurden und auf den angestammten<br />

Platz auf die Bettlerküche zurückkehrten!<br />

Andere Erzähler meinen, der Name Bättlerchuchi stamme aus der<br />

Zeit, als die mausarmen Welschenrohrer im 19. Jahrhundert ins<br />

Bipperamt kamen um zu betteln. Auf dem Heimweg hätten sie hier<br />

im Durchbruch gerastet, sich an einem Feuer gewärmt und etwas<br />

aus dem Bettelsack zu sich genommen, bevor sie den Weg ins<br />

Rosinlital wieder unter die Füsse nahmen.<br />

Es wird vermutet, dass schon die Römer diesen Übergang als Saumpfad<br />

benutzt haben, da hier römische Münzen gefunden wurden.<br />

Sponsor:<br />

Maya + Peter Probst-Mühlberg<br />

Tannackerstr. 2<br />

4539 Farnern<br />

Quelle: «Flueblüemli und Aarechisle», Elisabeth Pfluger, Solothurn


SAGENWEG<br />

«Der Geisterjäger an der Grenzbuche»<br />

1.8<br />

Um die Wende zum 20. Jahrhundert wanderten zwei Bauern aus<br />

Farnern eines Sonntags zusammen auf die Buchmatt ob Wolfisberg.<br />

Einer von den beiden, Brunnmattsämi, war geistersichtig, das<br />

heisst, er verfügte über besondere Gaben: er konnte Wasservorkommen<br />

ausfindig machen und bei Unglück im Stall musste er überall<br />

mit Rat und Tat zu Hilfe eilen. Er war eben an einem Allerseelentag,<br />

am 2. November 1855 zur Welt gekommen.<br />

Am späten Nachmittag, als sich die Beiden auf dem Heimweg<br />

befanden, warnte Brunnmattsämi seinen Freund Gottfried: «Wir werden<br />

nun beim Grenzgatter einem Jäger mit zwei Hunden begegnen.<br />

Sage ja kein Wort zu ihm, denn er ist ein Geist!»<br />

Kurz darauf tauchte wirklich der besagte Mann auf, mit einer Flinte<br />

über der Achsel und zwei Jagdhunden. Der Jäger starrte gerade<br />

aus, als ob die zwei Männer Luft wären; er entbot den Bauern keinen<br />

Gruss und marschierte mitten auf dem Weg, als ob er weit und<br />

breit der Einzige wäre.<br />

Brunnmattsämi und Gottfried wichen ihm aus, getrauten sich dann<br />

aber zurück zu schauen: der Jäger und seine Hunde waren verschwunden,<br />

wie wenn sie der Boden verschluckt hätte.<br />

Der geistersichtige Sämi war jenem Jäger hier schon oft begegnet<br />

und er wusste auch, wer dieser war.<br />

Den Namen verriet er aber nie. Er meinte, dass man jemanden, der<br />

wegen einer ungesühnten Untat die ewige Ruhe noch nicht gefunden<br />

hat, nicht der Neugier der Leute aussetzen sollte.<br />

Sponsor:<br />

Einwohnergemeinde Wiedlisbach<br />

4537 Wiedlisbach<br />

Quelle: «Flueblüemli und Aarechisle», Elisabeth Pfluger, Solothurn


SAGENWEG<br />

«Stinia hoo» beim Ankehubel<br />

1.9<br />

Auf dem Berghof Buchmatt ob Wolfisberg wurde seit Menschengedenken<br />

eine Hirterei betrieben.<br />

Vor vielen Jahren lebte ein besonders flottes Ehepaar auf der Buchmatt.<br />

Beide waren arbeitsam und lebten in Frieden zusammen. Doch<br />

dann begann der Hirt nach andern Frauen zu schauen, besonders<br />

eine junge, hübsche Rumisbergerin hatte es ihm angetan. Diese<br />

wollte aber nichts von ihm wissen und gab zu verstehen: «Du hast<br />

ja eine Frau – und zwar eine brave, gute, wie sie nicht so bald zu<br />

finden ist! Trag Sorge zu deiner Stinia!»<br />

Böse, voll vor Verlangen nach der jungen Rumisbergerin, ging der<br />

Senn mit vernebelten Sinnen nach Hause. Tage darauf fand man<br />

Stinia tot am Fusse der Randfluh liegen. Beim Eintreiben der Rinder<br />

hätte sie wahrscheinlich einen Fehltritt getan und sei über die Fluh<br />

gefallen, liess der Senn vernehmen.<br />

Alle im Berg schüttelten darob die Köpfe; man munkelte: «Hat sie<br />

wohl einer anderen Platz machen müssen?»<br />

Kaum war Stinia begraben, klopfte der Hirt erneut bei der Rumisbergerin<br />

an, die ihn abwies und ihm vorhielt, dass man überall über<br />

den mysteriösen To<strong>des</strong>fall rede – er solle sich nur mal umsehen und<br />

umhören!<br />

Jetzt fiel auch ihm auf, dass ihm die Menschen aus dem Wege<br />

gingen.<br />

Beweisen konnte ihm die Tat niemand, dass man aber so etwas von<br />

ihm vermutete, traf den Mann schwer. Er verschloss sich seiner Umwelt,<br />

versank in seinem Elend und begann übermässig zu trinken.<br />

Wie gerne hätte er jetzt seine Stinia zurückgehabt. Abends wankte<br />

er über die Weide zur Randfluh und rief immer wieder: «Stinia hoo!<br />

Stinia hoo!»<br />

Der gestrafte Mann starb nach einigen Wochen an Schuld und<br />

Schande. Man legte ihn neben Stinia ins Grab.<br />

Eine neue Sennenfamilie zog in der Buchmatt ein. Abend für Abend<br />

sahen sie ein Lichtlein gegen die Randfluh wanken und eine hohle<br />

Stimme rufen «Stinia hooooo».<br />

Es gibt heute noch Leute mit einem besonderen Gespür, die den<br />

unglücklichen Buchmattsenn nach seiner Stinia rufen hören.<br />

Besonders wenn das Wetter ändert und der Luterbacherluft oben<br />

hineinfährt oder im Winter, wenn der Bisluft so recht bläst, heisst es:<br />

«Stinia wäscht, es gibt schönes Wetter!»<br />

Sponsor:<br />

Einwohnergemeinde Wolfisberg<br />

4704 Wolfisberg<br />

Quelle: «Flueblüemli und Aarechisle», Elisabeth Pfluger, Solothurn


SAGENWEG<br />

«Der Buchmattschatz»<br />

1.10<br />

Grosses Verlangen und Lust auf den Buchmattschatz zeigten die<br />

alten Rumisberger und Wolfisberger in früheren Zeiten. Jedoch<br />

konnte niemand genau sagen, wer diesen Schatz versteckt hat und<br />

noch weniger konnte man erfahren, wo man ihn überhaupt suchen<br />

müsste.<br />

Mit den Jahren wurde immer mehr vermutet und behauptet. Aber<br />

trotz allem Grübeln und hin und her Rätseln wurde dieser Schatz<br />

nicht gefunden.<br />

Es kursierten verschiedene Geschichten:<br />

Wolfisberger behaupteten, irgendwo auf den Flühen beim Hellchöpfli<br />

könnte man ihn finden. Ein Geist müsse den Schatz hüten, wäre aber<br />

glücklich, wenn ihn jemand holen und ihn damit erlösen würde.<br />

Dieser Geist wäre aber nur zwischen Weihnachten und Dreikönigstag<br />

anzutreffen. In der Geisterstunde müsste er mit den drei höchsten<br />

Namen angesprochen und gefragt werden: «Wie kann man<br />

der armen Seele helfen?». Mit dieser Frage wäre der Buchmattgeist<br />

erlöst und der Schatz freigelegt, man könnte ihn nur noch nach<br />

Hause tragen.<br />

In der Randfluh, in Stinis Lauch, gibt es eine Höhle, in welcher die<br />

Burschen der drei Bergdörfer schon oft nach dem Schatz gesucht<br />

haben. Sie liessen sich abseilen, fanden nur Tropfsteine aber keinen<br />

Goldschatz.<br />

Andere vermuteten, der Goldschatz sei im Umkreis <strong>des</strong> Sennhauses<br />

vergraben; nur wenig tief unter dem Boden, im Schnittpunkt von drei<br />

alten Buchen. Schon viele haben dort gelocht. Aber man sollte eben<br />

ohne Absicht daherkommen und einfach darauf stossen – sonst ist<br />

alles vergebene Liebesmühe.<br />

Sponsor:<br />

Bösiger Gemüsekulturen AG<br />

4704 Niederbipp<br />

Quelle: «Flueblüemli und Aarechisle», Elisabeth Pfluger, Solothurn


SAGENWEG<br />

«Sieben Kaiserliche fehlen»<br />

1.11<br />

Nach der Völkerschlacht von 1813 bei Leipzig marschierte ein Teil der<br />

kaiserlichen Armee durch die Schweiz, um daraufhin in Frankreich<br />

Napoleon in die Zange zu nehmen. Diese «Kaiserlichen» führten sich<br />

zum Teil in der Schweiz schlimmer auf als zuvor die Franzosen!<br />

Um Weihnachten 1813 wurden all diese Soldaten – Serben, Kroaten,<br />

Tschechen, Ungaren, Polen und Russen – auf die Haushalte der<br />

Dörfer verteilt, und man musste sie gratis und franko verköstigen<br />

und ihnen Unterkunft anbieten.<br />

Unter diesen Soldaten hatte es einige ganz aufsässige und ungehobelte<br />

Kostgänger. Sie meinten, auch Frauen und Töchter der Bauern<br />

gehörten zu den Annehmlichkeiten – dabei hatten sie aber nicht<br />

mit den Männern und Jünglingen von Wolfisberg gerechnet. Diese<br />

zeigten ihnen, wer Meister im Hause ist!<br />

Als am andern Morgen zum Appell geblasen wurde, fehlten sieben<br />

«Kaiserliche».<br />

Man wartete eine gewisse Zeit, aber die sieben Fehlenden rückten<br />

nicht ein. Die Wolfisberger zuckten die Achseln, man konnte und<br />

wollte nichts erklären.<br />

Der Hauptmann ahnte wohl etwas, wollte sich aber mit der Dorfbevölkerung<br />

auf keinen Kleinkrieg einlassen. Wohl oder übel blies man<br />

zum Abmarsch und die Wolfisberger konnten wieder auf atmen.<br />

Als einige Jahre später im Waulergraben ein alter Birnbaum gefällt<br />

wurde, kamen unter seinen Wurzeln Schädel, Knochen und Uniformknöpfe<br />

zu Tage.<br />

Die Wolfisberger hatten zur Kriegszeit alle Stillschweigen über dieses<br />

Vorkommnis bewahrt und niemandem etwas davon verraten.<br />

Man deckte wieder alles zu; die Sache war verjährt – nur eine alte,<br />

schauerliche Geschichte durfte endlich ohne Bangen weitererzählt<br />

werden.<br />

Sponsor:<br />

Ulrich Leuenberger<br />

Waldengässli 10<br />

4704 Wolfisberg<br />

(dr Bärgler )<br />

Quelle: «Flueblüemli und Aarechisle», Elisabeth Pfluger, Solothurn


SAGENWEG<br />

«Die Dame von Oggehüsere»<br />

1.12<br />

Im Gemeindegebiet von «Oggehüsere», oberhalb von Niederbipp<br />

lebte vor vielen Jahren ein Mädchen, welchem man nachsagte, dass<br />

es den «sechsten Sinn» habe. Es sah und spürte Dinge, von welchen<br />

andere Leute nichts merkten.<br />

Es war eine Gabe, die Gutes auslöste, aber auch ihre Kehrseiten<br />

hatte.<br />

Als Lineli eines Nachmittags ins Dorf hinunter spazierte, begegnete<br />

ihm eine wunderschöne Dame. Diese trug ein prächtiges,<br />

blauseidenes Kleid. Die blonden Haare und die klarblauen Augen<br />

erinnerten das Mädchen an ein Bild, welches es einst von einer Edelfrau<br />

gesehen hatte.<br />

Ganz ehrfürchtig und freundlich wollte Lineli die Dame grüssen und<br />

sagte <strong>des</strong>halb: «Einen guten Tag gebe Euch Gott.»<br />

Bei diesen Worten leuchteten die Augen der blaugekleideten Frau<br />

glückselig auf. Darauf verschwand sie ohne nur ein Wort zu sagen<br />

vor den Augen <strong>des</strong> erstaunten Mädchens. Es aber wusste: «Mit<br />

meinen guten Wünschen habe ich sie erlöst!»<br />

Es wurde ihm leicht und froh ums Herz. Zuhause erzählte es von<br />

der Begegnung. Trotz allem Raten und Nachdenken fanden sie nie<br />

heraus, ob die verwunschene Dame eine Edelfrau der Erlinsburg<br />

oder eine Landvögtin gewesen war.<br />

Niemand kannte eine Begebenheit, die dazu geführt haben könnte,<br />

dass diese schöne Edelfrau bis zur Begegnung mit Lineli unerlöst<br />

umherirren musste.<br />

Für alle blieb es ein Geheimnis.<br />

Sponsor:<br />

Einwohnergemeinde<br />

4704 Niederbipp<br />

Quelle: «Flueblüemli und Aarechisle», Elisabeth Pfluger, Solothurn


SAGENWEG<br />

«Hans Roth – der Retter von Solothurn»<br />

2.1<br />

1382 erwies Hans Roth von Rumisberg der Stadt Solothurn einen<br />

grossen Dienst.<br />

Auf Schloss Bipp regierte ein junger Graf, Rudolf von Kyburg. Er war<br />

verschuldet und sann daher darüber nach, wie er die reiche Stadt<br />

Solothurn einnehmen könnte.<br />

Mit einigen Kameraden beriet er sich über einen möglichen Überfall.<br />

Hans von Stein, wohnhaft an der Ringmauer in Solothurn, wollte<br />

ihm behilflich sein, indem er in einer finstern Nacht Strickleitern<br />

über die Stadtmauern hinunterlassen würde. Am Abend vor Sankt<br />

Martinstag war es soweit. Im Gasthof «Schlüssel» besprachen die<br />

Verbündeten Einzelheiten, achteten aber nicht darauf, dass hinter<br />

dem Kachelofen ein Bauer hockte, Hans Roth aus Rumisberg. Dieser<br />

spitzte seine Ohren, als er von einer Verschwörung hörte. Plötzlich<br />

wurde er entdeckt und man wollte ihn sogleich erstechen.<br />

Hans Roth musste schwören, dass er keiner lebendigen Seele<br />

davon erzählen würde. Darauf liessen sie ihn springen. Er wollte es<br />

wagen, die Solothurner zu warnen. Da frisch gefallener Schnee lag,<br />

band er seine Holzpantoffeln verkehrt herum an; so schien es, als sei<br />

einer von Solothurn nach Wiedlisbach gegangen. Um Mitternacht<br />

gelangte er vors verriegelte Baseltor; einem Wächter durfte er nicht<br />

rufen, sonst hätte er seinen Schwur gebrochen. Darum wandte er<br />

sich an die Steinfigur am Tor: «Du heiliger St. Urs, höre! Die Kyburger<br />

kommen, sie wollen die Stadt überfallen. Von Wiedlisbach her<br />

sind sie schon unterwegs!»<br />

Der Torwächter hörte die laute Rede, schlug Alarm, ganz Solothurn<br />

erwachte und bewaffnete alle Türme, Tore und Wehrgänge. Die<br />

Kyburger vernahmen bereits vor den Toren der Stadt das Sturmgeläute<br />

und merkten, dass sie verraten worden waren. Wütend zündeten<br />

sie vor der Stadt Bauernhäuser an; ein Stosstrupp der Solothurner<br />

jagte die Frevler in die Flucht.<br />

Der brave Hans Roth von Rumisberg aber, welcher sein eigenes<br />

Leben aufs Spiel gesetzt hatte, kam zu hohen Ehren. Zum Dank<br />

liess ihm die Stadt ein Kleid machen in den Stan<strong>des</strong>farben rot und<br />

weiss; zudem erhielt er einen Ehrensold.<br />

Noch heute erhält der Älteste seiner Nachkommen die Gaben. Bei<br />

allen Festanlässen und Feiern <strong>des</strong> Stan<strong>des</strong> Solothurn ist Hans Roth<br />

als Ehrengast dabei.<br />

So ist dafür gesorgt, dass sein gescheiter und mutiger Ahnvater von<br />

Rumisberg nicht in Vergessenheit gerät.<br />

Sponsor:<br />

Einwohnergemeinde<br />

4539 Rumisberg<br />

Quelle: «Flueblüemli und Aarechisle», Elisabeth Pfluger, Solothurn


SAGENWEG<br />

«Die roten Hunde vom Haltenacher»<br />

2.2<br />

In Rumisberg stand bis etwa 1940 zuoberst an der Haltengasse ein<br />

Bauernhof, der «Haltenacherhof». Davon erzählte man sich viele<br />

ungeheuerliche und unerklärliche Dinge.<br />

Manchem, welcher über diesen Fussweg nach Farnern oder in die<br />

Schoren wollte, begegneten <strong>des</strong> Abends zwei rote Hunde, die mitten<br />

im Weg standen und den Wanderer nicht passieren liessen. Es<br />

blieb nichts anderes übrig, als zurück zu weichen und das Ziel mit<br />

einem weiten Umweg anzugehen.<br />

Auch an klaren Tagen war es in diesem Haus ungeheuerlich. Dienstmägde<br />

und Knechte verliessen jeweils diesen Arbeitsplatz nach<br />

kurzer Zeit. Sie erzählten, bei einer Wetteränderung stöhne und<br />

ächze das ganze Haus, und ein Jammern sei von zuoberst bis in<br />

den Keller zu hören, dass es einem heiss und kalt über den Rücken<br />

fahre!<br />

Als der Besitz wechselte, warnte man den neuen Eigentümer wegen<br />

der Geister im Hause. Er aber meinte, den roten Hunden werde er<br />

schon den Meister zeigen und das Gejammer und Geseufze komme<br />

von einem unterirdischen Wasserlauf, der zeitweise eingetrocknet<br />

sei. Wenn dann neues Wasser nachlaufe, gebe es diese unheimlichen<br />

Laute.<br />

Wie auch immer: unheimlich war es je<strong>des</strong> Mal, wenn man daran<br />

vorbeikam!<br />

Im August 1940 ist der Haltenacherhof abgebrannt. Niemand hatte<br />

mehr den Mut, den Bauernhof neu aufzubauen.<br />

Auch die roten Hunde sind seither niemandem mehr begegnet – wer<br />

weiss, vielleicht schlummern sie irgendwo, um plötzlich wieder aufzutauchen<br />

und die friedlichen Wanderer zu erschrecken!<br />

Sponsor:<br />

Heidi + René Lanz<br />

Haltengasse 1<br />

4539 Rumisberg<br />

Quelle: «Flueblüemli und Aarechisle», Elisabeth Pfluger, Solothurn


SAGENWEG<br />

«Hexe in der Kuhgasse»<br />

2.3<br />

Früher ging es in der Gegend um den Haltenacher in Rumisberg<br />

oft nicht mit rechten Dingen zu und her. An der Haltenacherstrasse<br />

stellten sich die roten Hunde dem Wanderer in den Weg und etwas<br />

weiter oben, bei der Abzweigung in die Kuhgasse sollen Hexen ihr<br />

Unwesen getrieben haben.<br />

Bei der Eiche, deren Äste weit in die Farnererstrasse hinausragen,<br />

musste ein böses Weib umhergeistern, weil es zu Lebzeiten mit verlogenem<br />

Gerede die Leute hintereinander gebracht hat.<br />

In der Dämmerung und in klaren Nächten sah man sie hier als<br />

abschrecken<strong>des</strong> Beispiel an den Pranger, das heisst an die Eiche,<br />

gestellt.<br />

Ein Bauer, welcher mit seinem Ross und Wagen Mehl in der Mühle<br />

Oberbipp abholte, fuhr der Strasse entlang nach Farnern. Man<br />

warnte ihn, etwa hundert Meter vor der Eiche abzusteigen und das<br />

Ross am Halfter zu führen, da es sonst scheuen und über den Weg<br />

hinausspringen könnte.<br />

Nur mit gutem Zureden, Flattieren und Tätscheln war es möglich,<br />

das brave Ross an der verhexten Eiche vorbei zu führen! Ein Ungeheuer<br />

oder eine verhexte Frau konnte der Fuhrmann aber nirgends<br />

wahrnehmen.<br />

In der heutigen Zeit, wo nur noch selten jemand mit einem Pferd an<br />

der Eiche vorbeikommt, ist nichts mehr von der verhexten Stelle zu<br />

verspüren.<br />

Ist das Weib mit dem Lästermaul endlich erlöst worden oder sind<br />

wir nicht mehr fähig, solche «ungeheuerlichen» Dinge und Orte zu<br />

fühlen?<br />

Sponsor:<br />

René Flury<br />

Kuhgasse<br />

4539 Rumisberg<br />

Familie Wisler<br />

Kuhgasse 18<br />

4539 Rumisberg<br />

Quelle: «Flueblüemli und Aarechisle», Elisabeth Pfluger, Solothurn


SAGENWEG<br />

«Die Muuserhöhle»<br />

2.4<br />

In den Bergdörfern <strong>des</strong> Bipperamtes pflegte man zu einem Kind,<br />

welches zu Geld nicht Sorge tragen konnte, zu sagen: «So kann<br />

das nicht weitergehen – sonst müssen wir beim Muuserhans neue<br />

Fünfliber machen lassen!»<br />

Dieser schlaue Muuserhans muss um 1800 gelebt haben. Man<br />

erzählte sich, dass er einen Präge-Stock zur Anfertigung von Fünffränklern<br />

besass. Missgünstige Menschen haben ihn verraten. Die<br />

Regierung nahm ihm die Prägevorrichtung weg und steckte den<br />

Muuserhans ins Gefängnis.<br />

Seine Frau und die Kinder hatten den Ernährer verloren und nagten<br />

am Hungertuche.<br />

Jahre später erwarben die Nachkommen ein kleines Heimetli oberhalb<br />

<strong>des</strong> Kaltenbrunnens in Rumisberg. Die drei Männer haushalteten<br />

und werkelten zusammen, so gut es eben ging, aber sie hatten<br />

auch viel Streit untereinander.<br />

So zog es der Jüngste vor, in eine Höhle an der Hintereggstrasse zu<br />

ziehen. Bevor man in die «Foore» kommt, zweigen von der Strasse<br />

Tritte gegen zwei Felsbrocken ab, die einen Hohlraum bilden.<br />

Darunter richtete Köbi sein Logis ein, in welchem er den Sommer<br />

über hauste. Er schnitt Reisig und fertigte Besen an, die er in der<br />

Umgebung verkaufte. Was er sonst zum Leben benötigte, lieferte<br />

ihm der Wald.<br />

Im Winter arbeitete und wohnte Muuser-Köbi bei einem Bauern. Aber<br />

sobald es warm wurde, zog es ihn wieder in seine Felsenwohnung.<br />

Seither heissen diese beiden Felsen, die zusammen ein Dach<br />

bilden, «Muuserhöhli».<br />

Sponsor:<br />

Landor AG<br />

Quelle: «Flueblüemli und Aarechisle», Elisabeth Pfluger, Solothurn


SAGENWEG<br />

«Waldlochbabis Grab» Moosgasse<br />

3.1<br />

Im Attiswiler-Berg befindet sich die Höhle <strong>des</strong> Waldlochbabis. Man<br />

erreicht diese vom Muniboden her gegen den Bach hinunter. Von<br />

diesem Waldlochbabi erzählen die Attiswiler eine ungeheuerliche<br />

Geschichte:<br />

Vor mehr als zweihundert Jahren regierte auf einem der währschaften<br />

Attiswiler Bauernhöfe ein hartherziges Weibervolk, mit<br />

Namen «Babi». Dieses war eingebildet, war hartherzig und kein armseliger<br />

Mensch bekam von ihm je ein Almosen. Babi selber lebte<br />

aber im Überfluss und gönnte sich viele überflüssige Dinge.<br />

Es wurde immer geiziger. Ein böser Hofhund sorgte dafür, dass sich<br />

in Hungerjahren keine armen Bettler zum Hause wagten. Abends<br />

zählte Babi die vielen Taler. Bei dieser Tätigkeit erlitt es einen Hirnschlag.<br />

Man fand es kalt und tot in seinen Dukaten liegen. «Der<br />

Geiz-Teufel hat es geholt» wurde gemunkelt.<br />

Im Grab auf dem Friedhof in Oberbipp fand Babis Seele aber keine<br />

Ruhe. Man hörte aus der Gruft ein Schnaufen und Ächzen, sodass<br />

sich mancher nicht mehr über den Friedhof zu gehen getraute.<br />

Am Gründonnerstag sah der Siegrist wie etwas Graues aus dem<br />

Grab kroch, in die Luft stieg und davon flog. Der erschrockene<br />

Kirchendiener beschrieb das Wesen als mordsgrossen Taubenvogel<br />

ohne Flügel!<br />

Seither wohnt Babis Seele im Waldloch oben und hütet dort seine<br />

Schätze.<br />

Ein junger, lediger Bursche könnte Babi vom Fluch erlösen. In<br />

der Weihnachtswoche oder am Karfreitag müsste er ins Waldloch<br />

hinaufsteigen, ihm die Hand geben und es lieb anschauen. Aber<br />

er dürfte dies nicht wegen <strong>des</strong> Gel<strong>des</strong> tun, sondern aus lauter<br />

Erbarmen mit der armen Seele.<br />

Bis heute hat dieses Kunststück noch kein Bursche zustande<br />

gebracht.<br />

Babi wartet noch immer, und der böse Hofhund streckt seinen versteinerten<br />

Kopf zur Höhle hinaus.<br />

Wenn Nebelschwaden vom Waldloch her wehen und über den Berg<br />

streichen, sagen die Attiswiler: «S’Waldlochbabi küechelt – das<br />

Wetter wird schlecht!»<br />

Sponsor:<br />

Eugen Mägli-Weber<br />

Stierenweidstrasse 30<br />

4538 Oberbipp<br />

Quelle: «Flueblüemli und Aarechisle», Elisabeth Pfluger, Solothurn


SAGENWEG<br />

«Ein merkwürdiges Geistertier»<br />

3.2<br />

Die alten Oberbipper erzählen, dass es in der untersten Kurve von<br />

der Schlossstrasse nicht ganz geheuer sei.<br />

In früheren Zeiten beging ein Landvogt einmal ein grausames<br />

Unrecht, das er jedoch bestritt. Ein Unschuldiger musste an seiner<br />

Stelle eine harte Strafe erleiden.<br />

Der Landvogt aber nahm seine Schuld mit ins Grab. Weil er zu Lebzeiten<br />

nie zu seinem Unrecht gestanden hatte, fand er im Jenseits<br />

keine ewige Ruhe.<br />

Als Geist musste er <strong>des</strong>halb in gewissen Nächten in jener Gegend<br />

herumfahren, wo er sich versündigt hatte und das grosse Unrecht<br />

geschehen war.<br />

Manche Oberbipper, die nachts auf der Schlossstrasse marschierten,<br />

sahen in der Nähe eine merkwürdige Gestalt heranschleichen.<br />

Sie konnten diese jedoch nie recht beschreiben. Einige sagten, sie<br />

sähe einem Hund oder Kalb ähnlich, andere wieder erkannten eher<br />

einen Schafbock oder ein Muneli.<br />

Gewisse Leute hörten <strong>des</strong> Nachts nur ein Rattern und Klirren, als<br />

ob Ketten über den Boden geschleift würden. Fuhrleute sagten, ihre<br />

Zugrosse am Wagen seien darob arg erschrocken und im Galopp<br />

davon gerannt – sogar mit angezogener Bremsmechanik.<br />

Seit mehr als fünfzig Jahren hat das merkwürdige Tier im untersten<br />

Schlossrank niemand mehr wahrgenommen.<br />

Es hat alles eben «seine Zeit».<br />

Die Oberbipper vermuten, dass der besagte Landvogt in der Zwischenzeit<br />

erlöst worden sei.<br />

Wer weiss allerdings mit Sicherheit, ob nicht eines Tages wieder ein<br />

absonderliches Tier auftauchen könnte – diesmal aber im oberen<br />

Schlossrank.<br />

Darum aufgepasst, es könnte jedermann begegnen!<br />

Sponsor:<br />

Restaurant Rössli<br />

Elisabeth Affolter-Schärer<br />

Rössliweg 1<br />

4538 Oberbipp<br />

Quelle: «Flueblüemli und Aarechisle», Elisabeth Pfluger, Solothurn


SAGENWEG<br />

«Der Grenzhund»<br />

3.3<br />

Der Blaukreuzchor in Wiedlisbach wurde durch den Oberbipper<br />

Hans Anderegg (Beckejoggeli Hans genannt) geleitet. Im Sommer<br />

und im Winter musste er jede Woche einmal den Weg nach Wiedlisbach<br />

und zurück unter die Füsse nehmen.<br />

Der Nachhauseweg bereitete ihm jeweils eine grosse Überwindung.<br />

Es wurde eben gemunkelt, dass beim Ausmarchen der Grenze zwischen<br />

Oberbipp und Wiedlisbach etwas nicht mit rechten Dingen<br />

zugegangen sei! Der Schuldige, welcher damals das March falsch<br />

setzte, müsse seither zur Strafe als «greebelige» Grenzhund umherirren.<br />

Alle Jahre sah Hans diesen Grenzhund drei bis vier Mal. Vom Einisbüel<br />

herauf kam er, überquerte die Strasse am Marchstein vorbei<br />

und verschwand der Grenze entlang gegen die Widmi hinauf.<br />

Beckjoggeli Hans kannte das Tier – aber gleichwohl überlief ihn<br />

je<strong>des</strong> Mal eine Hühnerhaut und es standen ihm die Haare zu Berge!<br />

Er liebte Hunde – aber der Grausen vor diesem mächtigen Hund<br />

schüttelte ihn bei jedem Zusammentreffen!<br />

Sponsor:<br />

Einwohnergemeinde<br />

4537 Wiedlisbach<br />

Quelle: «Flueblüemli und Aarechisle», Elisabeth Pfluger, Solothurn


SAGENWEG<br />

«Die Bipper Lärmkanone»<br />

3.4<br />

Im Jahre 1834 ereignete sich in Attiswil ein Grossbrand, weil die<br />

andern Gemeinden nicht rechtzeitig alarmiert werden konnten. Der<br />

Amtsstatthalter verlangte <strong>des</strong>halb vom Kanton eine sogenannte<br />

Lärm-Kanone; das Bipperamt erhielt eine «Maritz-Vierpfünder» mit<br />

der Jahrzahl 1764; diese wurde für die Feuerwehren schussbereit in<br />

der Oberbipper Schlossruine aufgestellt.<br />

1845 bahnte sich in der Innerschweiz ein Glaubenskrieg an. Der<br />

Wangener Leutnant Rikli wollte sich dem Freischarenzug mit einigen<br />

Gleichgesinnten anschliessen.<br />

Dazu benötigten sie eine Kanone – also holte man sich in Oberbipp<br />

die Lärmkanone.<br />

Der Amtsstatthalter konnte dies aber nicht dulden und befahl Rudolf<br />

Rikli, diese sofort wieder an ihren Platz zu stellen, sonst setze es<br />

eine hohe Strafe ab.<br />

Unwillig wurde dem Befehl Folge geleistet. Als die Kanone auf ihrem<br />

Platz stand, sagte Rikli: «So, Befehl ausgeführt. Nachts wird das<br />

gute Stück aber wieder geholt!»<br />

Tags darauf standen Kanone, übriges Kriegsmaterial und etwa tausend<br />

Freischärler (liberale Solothurner, Berner und Luzerner) auf<br />

dem Sammelplatz Huttwil bereit.<br />

Bei einem Hinterhalt in Malters wurde den tapferen Kämpfern die<br />

Lärmkanone und alles andere abgenommen und dreihundertsiebzig<br />

Mann gefangen genommen.<br />

Die Luzerner schenkten die erbeutete Kanone ihren Verbündeten,<br />

den Schwyzern. Der Stand Schwyz behielt sie in ihrem Zeughaus,<br />

bis diese nach dem Sonderbundskrieg vom November 1847 zurückgeben<br />

werden musste.<br />

In einem Triumphzug führten die Wangener das Renommierstück<br />

ins Zeughaus von Wangen zurück.<br />

Die Bipperämter aber wollten die Lärmkanone wieder an ihrem alten<br />

Ort aufstellen.<br />

Dabei stiessen sie jedoch beim Amtshauptort Wangen auf taube<br />

Ohren.<br />

Erst im Jahre 1908 konnten ihnen die Wiedlisbacher die Kanone<br />

entwenden. Seither steht sie im Museum Kornhaus in Wiedlisbach<br />

und kann dort bestaunt werden.<br />

Sponsor:<br />

Einwohnergemeinde<br />

4537 Wiedlisbach<br />

Quelle: «Flueblüemli und Aarechisle», Elisabeth Pfluger, Solothurn


SAGENWEG<br />

«Im Zweikampf gefallen»<br />

3.5<br />

Am 25. Januar 1659 ist in der Nähe von Solothurn, bei den «Weihern»<br />

im Riedholz , ein Zweikampf ausgetragen worden, welcher zu<br />

grossem Gerede Anlass gegeben hat. Noch heute gibt es in unserer<br />

Gegend Mahnmale daran:<br />

Im Lan<strong>des</strong>museum in Zürich hängt ein Oelbild mit der Wiedergabe<br />

<strong>des</strong> traurigen Ereignisses; im Kornhausmuseum in Wiedlisbach ist<br />

eine Fotografie <strong>des</strong> Bil<strong>des</strong> zu sehen.<br />

Der damals erschossene Major Imthurn wurde in Oberbipp begraben.<br />

Sein Grabstein ist noch heute hinten in der Oberbipper Kirche<br />

aufgestellt.<br />

Am Ort <strong>des</strong> Duells in Riedholz steht ein Steinkreuz mit einer<br />

Gedenktafel.<br />

Diese Geschichte hat sich folgendermassen zugetragen:<br />

In der Schweiz gehörte es sich in noblen Bürgerfamilien, dass sich<br />

die Söhne am französischen Königshofe ihre Sporen abverdienten.<br />

Solothurn war damals der Mittelpunkt dieser Vermittlung von Militärdiensten<br />

samt den Geldgeschäften. Der französische Ambassador<br />

hatte seine Residenz in diesem Städtli.<br />

Im Januar <strong>des</strong> Jahres 1659 übernachteten zwei Schaffhauser Offiziere<br />

auf ihrem Heimweg in Solothurn. Nach etlichen Gläsern «Landeroner»<br />

bekamen die beiden Streit. Hauptmann Ziegler hatte schon<br />

lange bemerkt, dass ihm der Major Imthurn gerne seine gut geführte<br />

Kompanie ausspannen möchte; dazu lästerte Ziegler über die üblen<br />

Machenschaften im Offizierskader mit der Verteilung Schmuckstücken,<br />

die König Ludwig anstelle <strong>des</strong> fehlenden Sol<strong>des</strong> dem Kader<br />

überlassen hatte.<br />

Major Imthurn wusste daraufhin keine passende Antwort und liess<br />

sich in seiner Wut dazu verleiten, den Hauptmann zum Zweikampf<br />

heraus zu fordern!<br />

Am nächsten Tag ritten die zwei Offiziere mit ihrem Sekundanten ins<br />

Riedholz. Trotzdem sich Hauptmann Ziegler zuerst weigerte, wurde<br />

der Zweikampf schlussendlich mit Pistolen ausgetragen. Es fielen<br />

vier Schüsse – Major Imthurn stürzte zu Tode getroffen vom Pferd.<br />

Der Sekundant <strong>des</strong> Hauptmanns, sein Diener Jakob Gugerli starb<br />

drei Tage später an seiner Schussverletzung in der «Krone» in Solothurn.<br />

Daraufhin gab es einen grossen Prozess, denn im Kanton Solothurn<br />

waren zu dieser Zeit Duelle verboten! Beide Familien Ziegler und<br />

Imthurn mussten hohe Geldstrafen an den Kanton bezahlen.<br />

Sponsor:<br />

Ballerini + Känzig<br />

Maler- u. Tapezierergeschäft<br />

Fassadenrenovationen<br />

4534 Flumenthal<br />

4538 Oberbipp<br />

Andreas Schaad<br />

Schreiner / Zimmermann<br />

Rössliweg 12<br />

4538 Oberbipp<br />

Quelle: «Flueblüemli und Aarechisle», Elisabeth Pfluger, Solothurn


SAGENWEG<br />

«Eine weisse Frau im Gugger»<br />

3.6<br />

Früher wurde, als man meistens noch zu Fuss unterwegs war,<br />

der kürzere Weg über den Gugger von Rumisberg nach Farnern<br />

benutzt. Durch die Hasengasse kommend, nach den letzten Häusern<br />

von Rumisberg führt ein steiler Weg auf das Terrassengelände<br />

von Farnern.<br />

Tagsüber geschieht hier nichts Aussergewöhnliches. Aber nachts<br />

sollte sich jeder Fussgänger vor der weissen Frau in Acht nehmen,<br />

die hier umher irrt und die Leute mit ihrem plötzlichen Auftauchen<br />

erschreckt.<br />

Es kann sein, dass der Wanderer bei besonderen Witterungsverhältnissen<br />

oberhalb der Waldlücke bei einer Kluft auf eine Frau trifft.<br />

Diese steht jeweils stumm da und schaut mit verwundertem, verwirrtem<br />

Blick auf den Berggänger.<br />

Alle, die dieser Frau begegnet sind, bekamen es mit der Angst zu<br />

tun und machten sich eilends davon. Sie erzählten, dass sie beim<br />

Zurückschauen ein sehnsüchtiges Nachblicken der weissen Frau<br />

bemerkt hätten. Aber keiner getraute sich zurückzukehren und<br />

damit die Erscheinung zu erlösen.<br />

Daraufhin sei die Geistergestalt ganz langsam in den Boden hinein<br />

versunken.<br />

Ungläubige behaupten, aus dieser Kluft steige bei grosser Kälte ein<br />

Nebel auf. Die weisse Frau sei in Wahrheit nur ein Nebelschwaden.<br />

Wer die Erscheinung je gesehen hat, beharrt aber auf der Begegnung<br />

mit einer Frau, die etwas sagen oder fragen möchte. Solange<br />

aber niemand den Mut aufbringt, sich zu stellen, weiss man nicht,<br />

was die Frau bedrückt und wie man sie erlösen könnte.<br />

Sponsor:<br />

Brigitta Trösch<br />

Fluhgässli 5<br />

4539 Farnern<br />

Quelle: «Flueblüemli und Aarechisle», Elisabeth Pfluger, Solothurn


SAGENWEG<br />

«Der Brunnmattschatz»<br />

3.7<br />

In früheren Zeiten verehrte ein König unseres Lan<strong>des</strong> den Wald,<br />

besonders aber einen bestimmten Baum, nämlich die Esche.<br />

Man sagte, die Esche sei der «Weltbaum», mit ihren drei Wurzeln<br />

stark verankert mit den drei Elementen Wasser, Erde und Luft.<br />

Als jener König mit all seinen Soldaten die Lan<strong>des</strong>grenzen verteidigen<br />

musste und er merkte, dass er alles verlieren könnte, vergrub<br />

er sein ganzes Vermögen an einem abgelegenen Ort unter einer<br />

Esche.<br />

Der König kehrte nie an den Ort <strong>des</strong> Versteckes zurück; er verlor<br />

im Kampf sein Leben. Niemand kannte den Ort <strong>des</strong> königlichen<br />

Schatzes.<br />

Die Sage erzählt, dass sich dieser Ort auf der Brunnmatt ob Farnern<br />

befindet.<br />

Viele haben nach der Eisenkiste gesucht – aber unter welcher der<br />

Eschen sollte man suchen? Es gab ja so viele davon!<br />

Der richtige Zeitpunkt – Tag und Stunde – war unbekannt. So ist bis<br />

heute niemand fündig geworden.<br />

Esche (fraxinus excelsior)<br />

Bis 35m hoher Baum mit kugeliger Krone. Blüten erscheinen im<br />

April/Mai vor den Blättern. Diese sind unpaarig gefiedert mit 9 –13<br />

Teilblättchen. Frucht geflügelt mit kleinem Samen. Vorkommen in<br />

feuchten Gebieten. Das Holz der Esche ist sehr elastisch und widerstandsfähig.<br />

Oelbaumgewächs.<br />

Sponsor:<br />

Marianne + Wolfgang von Burg<br />

Husmattweg 19<br />

4539 Farnern<br />

Quelle: «Flueblüemli und Aarechisle», Elisabeth Pfluger, Solothurn


SAGENWEG<br />

«Gips und Salz» beim Luchernhof<br />

3.8<br />

Gold und Silber kommen in unsern Juraböden kaum irgendwo vor.<br />

Hingegen gibt es weniger kostbare Bodenschätze, nämlich Gips<br />

(früher Jips genannt) und Salz.<br />

Dem ganzen Berg nach zieht sich auf einer gewissen Höhe eine<br />

Gipsader durch. In Günsberg und Rumisberg wurden diese Adern<br />

angestochen und ausgebeutet. In der Schoren ob Rumisberg gab<br />

es eine verarbeitende Gipsfabrikation, eine Gipsmühle, welche im<br />

Jahre 1963 stillgelegt wurde.<br />

In der Lucheren, zwischen Rumisberg und Farnern gelegen, gibt es<br />

im Boden ein grosses Salzlager. Ungefähr 1850 wollte man dieses<br />

nutzen, dafür wurde ein tiefes Bohrloch gegraben und schon bald<br />

stiess man auf ein grosses Salzvorkommen.<br />

Davon hörten die «Salzkönige» von Rheinfelden; diese Tatsache<br />

passte ihnen nicht in den Kram – man wollte die alleinigen Salz-<br />

Lieferanten bleiben. Es wurden Spione ausgeschickt; die Rumisberger<br />

wunderten sich, dass Fremde auftauchten, herumfragten und<br />

die Gegend um die Lucheren aufsuchten (Werkspionage sagt man<br />

heute).<br />

Als dann eines Morgens die Arbeiter in der Lucheren zum Dienst<br />

antreten wollten, war das Bohrloch eingefallen, alles war zugeschüttet.<br />

Der Bohrer in der Tiefe und die Leitern waren unter dem<br />

Schutt begraben.<br />

Dieses war nicht von selbst geschehen – dies war Menschenwerk!<br />

Man vermutete dabei die Leute aus dem Fricktal, die den Bernern<br />

die Ausbeute nicht gegönnt hatten. Die Täter waren aber verschwunden,<br />

beweisen konnte man ihnen nichts.<br />

Die Rumisberger verspürten daraufhin wenig Lust, nochmals von<br />

vorne zu beginnen; auch von der Berner Regierung war keine Hilfe<br />

zu erwarten.<br />

Darum ist das Salzlager in der Lucheren heute noch im Boden.<br />

Sponsor:<br />

Brigitte + Christian Kopp<br />

Weissacherweg 7<br />

4539 Rumisberg<br />

Quelle: «Flueblüemli und Aarechisle», Elisabeth Pfluger, Solothurn


Sehenswertes<br />

Freistein bei der Kirche<br />

A.1<br />

Der Freistein ist ein sogenannter Menhir (bretonisch: men = Stein,<br />

hir = lang; kultischer von Menschenhand gesetzter Stein, stammt<br />

aus dem Neolithikum).<br />

Bei Nachgrabungen 1855 wurde festgestellt, dass der Stein ebenso<br />

tief im Boden steckt, wie er diesen überragt; die Gesamtlänge beträgt<br />

demnach 3.60 Meter.<br />

Die gemachten Funde, Bruchstücke von Gefässen und Feuersteininstrumenten,<br />

wurden als Weihgaben an eine Gottheit gedeutet.<br />

Aus einer uralten Kultstätte wäre demnach in späterer Zeit eine Freistätte<br />

geworden, was in Uebereinstimmung steht mit der Tatsache,<br />

dass sich Asyle vielerorts bei Kirchen und Klöstern befanden, welche<br />

ihrerseits nicht selten auf der Stelle heidnischer Kultübung errichtet<br />

wurden.<br />

Somit ist dieser Stein sowohl in frühgeschichtlicher wie in rechtsgeschichtlicher<br />

Hinsicht ein äusserst interessantes Denkmal, wie sie<br />

heute in unserem Land nur selten mehr anzutreffen sind.<br />

Neuere Grabungen im Jahre 1963 brachten steinzeitliche und<br />

römische Keramikfragmente zu Tage.<br />

Die religiöse Bedeutung hätte sich (nach dem Urteil von Prof.<br />

O. Tschumi) in veränderter Form erhalten, indem der Menhir als<br />

«Freistein» im Ansehen blieb: durch die Berührung mit dem Stein<br />

sei der Verfolgte gleichsam unter göttlichen Schutz gestellt und der<br />

irdischen Gerechtigkeit entzogen worden.<br />

Der «Freistein» wäre demnach selbst eine Freistätte geworden.<br />

Leider fehlen urkundliche Belege für diese Freistätte. Eines darf<br />

aber als sicher angenommen werden: der Menhir wäre wohl längst<br />

– wie so viele seinesgleichen – dem Landbau zum Opfer gefallen,<br />

wenn ihn nicht seine, im Volksbewusstsein verankerte Bedeutung<br />

als Freistein davor bewahrt hätte.<br />

Es berichtet die Sage, dass ein Vogt vom Schloss Bipp, der dieses<br />

Gebot missachtete und einen Flüchtigen beim Freistein niederstach,<br />

innerhalb eines Jahres nach schwerem Siechtum starb; seither kommt<br />

er in wilden Frühlingsnächten zurück an die Stätte seiner Tat.<br />

Als einziges Exemplar seiner Art im Kanton Bern blieb der Freistein<br />

dank seiner Bedeutung vor der Zerstörung verschont und steht<br />

heute unter staatlichem Schutz.<br />

Sponsor:<br />

Rolf Bitterli<br />

Velos – Motos<br />

4537 Wiedlisbach<br />

Quelle: «Attiswil – kleine Dorfchronik»


Sehenswertes<br />

Entstehung der «Farnerer-Terrasse»<br />

A.2<br />

Die Gesteine unseres Kettenjuras – vorwiegend Kalk und Mergel<br />

– entstanden in der Jura- und Triaszeit, wobei für die Triaszeit<br />

zudem Gips und Steinsalz bezeichnend sind als älteste Bildungen<br />

<strong>des</strong> Oberaargaus.<br />

Nachfolgend wird beschrieben, wie und weshalb ein Auftreten<br />

solch tief liegender Gesteine als Spezialität <strong>des</strong> Bipper Juras<br />

zustande kam.<br />

Im Gegensatz zu den steilen, waldreichen Ketten der Nachbarschaft<br />

ist diese Ketten-Flanke aufgelöst in Wellen, Kuppen, Tälchen und<br />

Terrassen.<br />

Unsere Gegend war verschiedene Male unter dem Rhonegletscher<br />

begraben. Der heutige Ausbau in den Kiesgruben ist sein liegen gebliebenes<br />

Geschiebe.<br />

Während der zweiten Eiszeit (Riss-Eiszeit vor 200'000 Jahren) hat der<br />

bis zu 800 m dicke Eisstrom die darunter liegende Molasseschicht<br />

stark bearbeitet und zwischen Günsberg und Niederbipp eine trogartige<br />

Mulde ausgehobelt.<br />

Nach dem Abschmelzen <strong>des</strong> Gletschers ist der überhängende<br />

Jurakamm abgesackt, weil ihm jetzt die Stütze aus dem Molassesandstein<br />

fehlte. Durch einen Urfluss wurde der stützende Hangfuss<br />

abgetragen. Dadurch gerieten gewaltige Gesteins-Massen<br />

der Scheitelpartie auf ihrer Tonunterlage ins Gleiten, rutschten und<br />

sackten zum Jurasüdfuss ab (<strong>des</strong>halb «Sackung»), wo sie die alte<br />

Flussrinne überdeckten.<br />

Diese Bewegungen dauerten Jahrtausende.<br />

Der Bipper Jura weist einen in diesem Ausmass einmaligen Bau auf:<br />

Die Abrissnischen hoch in der Bergkette sind heute noch gut erkennbar.<br />

Es sind langgezogene Fluhränder, die sich vom Hofbergli<br />

bis zur Randfluh hinziehen.<br />

Am Jurasüdfuss entstanden folgerichtig auf den geschützt erhobenen<br />

Schuttkegeln der Hangbäche und damit an ihrer Wasserkraft<br />

die Gemeinden Attiswil, Wiedlisbach, Oberbipp und Niederbipp .<br />

Der Sturz- und Sackungsschutt, in Wellen gelegt, gab Anlass zu den<br />

schönen Terrassen und Tälchen, die den Menschen die Besiedelung<br />

der Juraflanke überhaupt ermöglichten: Farnern, Rumisberg,<br />

Wolfisberg, Walden. Tonige Gesteine, aus der Tiefe hochgepresst,<br />

tragen zur Fruchtbarkeit <strong>des</strong> Bodens bei. Aus den gleichen Gründen<br />

ist die Südflanke recht wasserreich.<br />

Oben auf der Kette ergaben die entblössten Mergel-Horizonte die<br />

saftigen Weidehochtäler von Buechmatt, Hinteregg, Schmiedenmatt,<br />

Hofbergli und Teuffelen.<br />

Sponsor:<br />

Einwohnergemeinde<br />

4539 Farnern<br />

(Zeichnung aus Attiswiler Chronik)


Sehenswertes<br />

Das Buchistöckli – Geschichte einer<br />

vielseitigen Verwendung<br />

A.3<br />

Das Buchistöckli wurde vermutlich im 16. Jahrhundert als Waschhaus<br />

und zur Herstellung von Pottasche erbaut. Beim Verbrennen<br />

von reinen Buchscheitern – daher auch der Name «Buchistöckli» –<br />

entstand eine hellgrau-weisse Asche, welche mit Wasser vermischt<br />

zu einer Lauge angerührt wurde. Den aufgekochten Sud brauchte<br />

man als Waschmittel.<br />

Zur Bleichung wurden die Wäschestücke an der Sonne getrocknet.<br />

Mit der Herstellung der modernen Waschmittel um 1800 verschwand<br />

die Buchenholz-Verbrennung. Geblieben ist jedoch der Name.<br />

Nach einem Brand wurde das Buchistöckli 1823 wieder aufgebaut<br />

und zeitweise als Schulhaus und als Vereinslokal genutzt.<br />

Einer der zwei massiv erbauten Räume im Erdgeschoss diente bis<br />

1983 als Schlachtraum für die ortsansässigen Metzger und als Militärküche<br />

während den Truppenverlegungen. Der andere mit dem vergitterten<br />

Fenster wurde als Gefängnis und später als Verkaufsraum<br />

eines auswärtigen Metzgers verwendet.<br />

Das Obergeschoss bewohnte bis 1967 eine siebenköpfige Familie.<br />

1892 ging das Buchistöckli von der Burgergemeinde an die Einwohnergemeinde<br />

über.<br />

Seit 1976 wird das Buchistöckli durch den «Verein Pro Ortsbild- und<br />

Landschaftsschutz Oberbipp (POLO)» verwaltet und wird für Ausstellungen<br />

und andere Aktivitäten genutzt.<br />

Sponsor:<br />

Leuenberger / Auinger<br />

Mermoud<br />

Oltenstrasse 1<br />

4538 Oberbipp


Sehenswertes<br />

Ein Natur- und Umweltschützer<br />

der ersten Stunde<br />

A.7<br />

Lange bevor es «Mode und Jedermanns Anliegen» wurde, wachte<br />

einer besonders gut über die einheimische Flora und Fauna: Walter<br />

Tschumi (*16.12.1910), genannt Vögeli-Walter aus Wiedlisbach.<br />

Ihm haben wir die vielen schönen und kunstvoll gemalten <strong>Tafeln</strong> in<br />

unser Wäldern und Auen zu verdanken.<br />

1929 wurde in Wiedlisbach beim damaligen Oberförster Ernst<br />

Tschumi der Naturschutzverein Wiedlisbach und Umgebung (NSVW)<br />

gegründet. Das Motto <strong>des</strong> Vereins lautete: «Zum Heil der Natur».<br />

Zum ersten Präsidenten wurde der damals 19-jährige Walter Tschumi<br />

gewählt. Er blieb dies bis zu seinem Tode am 12.12.1983.<br />

Er war ein Natur- und Umweltschützer der ersten Stunde; als noch niemand<br />

daran dachte, Hecken oder Hochstammbäume zu schützen,<br />

setzte sich Walter Tschumi für diesen wichtigen Lebensraum der<br />

Kleintiere ein.<br />

Obwohl Tschumi die Schöpfung als vollkommen ansah, ärgerte er<br />

sich über die Spatzen, da diese andere Vögel in ihrem Lebensraum<br />

bedrängten. Deshalb bat er um Erlaubnis zum Spatzenabschuss,<br />

da diese «auf den umliegenden Culturen öfters grossen Schaden<br />

betreiben, das Futter nützlicher Vögel vertilgen, die Nisthöhlen überflüssig<br />

besetzen und besudeln, ein richtiges Hurenleben treiben und<br />

Stroh in Kasten tragen, die sie überhaupt nie bewohnen».<br />

Man nannte ihn «Vögeli-Walter», weil er sich besonders vehement<br />

für die Vogelwelt einsetzte; jahrelang zog er mit seinem betriebseigenen<br />

Gefährt – einem Leiterwägeli – durch die Gegend mit Kleintier-<br />

und Vogelfutter.<br />

Sponsor:<br />

Einwohnergemeinde<br />

4537 Wiedlisbach<br />

Quelle: Jubiläumsschrift «75 Jahre Naturschutzverein Wiedlisbach und Umgebung 1929-2004», Gottlieb Holzer, Wiedlisbach


Sehenswertes<br />

Hedda Koppé-Haus<br />

«Gotthelfs Glungge-Bäuerin»<br />

B.2<br />

In diesem Haus an der Dorfstrasse in Farnern verbrachte die bekannte<br />

Schweizer Schauspielerin Hedda Koppé ihren Lebensabend.<br />

In unserem Lande ist Hedda Koppé vor allem als «Glunggenbäuerin»<br />

aus den Gotthelf-Filmen (1954) bekannt geworden.<br />

Für die Rolle der warmherzigen Base holte Franz Schnyder eine<br />

Schauspielerin vor die Kamera, deren Karriere längst abgeschlossen<br />

schien. Doch die Gotthelf-Verfilmungen machten Hedda Koppé<br />

mit sechzig Jahren nochmals populär. Doch ihr Leben war nicht nur<br />

das der Glunggenbäuerin.<br />

Sie wurde am 7.12.1896 als Hedwig Kopp, mit Heimatort Wiedlisbach,<br />

geboren. Da sie sich als junge Lehrerin überfordert sah und die<br />

künstlerisch geprägte Erziehung und das Blut zum Theater drängten,<br />

nahm sie Schauspielunterricht.<br />

Ihre Engagements führten sie auf Bühnen von Deutschland,<br />

St. Gallen, Wien; aus politischen Gründen reiste sie nach Amerika,<br />

wo sie sogar am Broadway in New York spielte. In Kanada ändert<br />

sie ihren «deutschklingenden» Namen in Hedda Koppé um.<br />

Vor Ausbruch <strong>des</strong> 2. Weltkrieges kehrte sie in die Schweiz zurück.<br />

Hier musste sie erfahren, dass sie als einst gefeierter Star nicht<br />

wahrgenommen wurde und sich mit gelegentlichen Engagements<br />

und Cabarets-Auftritten zufrieden geben musste. Anlässlich der<br />

700-Jahrfeier von Wiedlisbach lernt sie ihren Heimatort und damit<br />

die Gegend besser kennen.<br />

Durch Zufall kam dann die Berufung als Glunggenbäuerin für die<br />

Gotthelffilme. 1958 erhielt sie dafür den Filmpreis der Stadt Zürich.<br />

Als Sechzigjährige wurde sie in der Schweiz nun endlich bekannt.<br />

Sie wohnte abwechslungsweise in Zürich oder im Ferienhaus in<br />

Farnern mit «ihren» unzähligen fremden Katzen. Im November 1968<br />

feierte sie zusammen mit der Dorfbevölkerung ihr fünfzigjähriges<br />

Bühnenjubiläum und wurde von den Behörden als prominente Mitbürgerin<br />

geehrt.<br />

Wer erleben konnte, wie die gehbehinderte alte Dame auf die Bühne<br />

stieg und wie sie mit natürlicher Lebhaftigkeit und sprühender Laune<br />

Müsterchen erzählte, rezitierte und Anekdoten von damals erzählte,<br />

wird diese Begegnung nicht mehr vergessen.<br />

Noch mit 90 Jahren träumte sie davon, endlich in Dürrenmatts<br />

«Besuch der alten Dame» spielen zu dürfen. Es blieb ein Traum. Am<br />

20. April 1990 starb Hedda Koppé in Zürich.<br />

In Farnern wird sie nicht nur als Glunggenbäuerin, sondern auch als<br />

liebenswerte, gesprächsbereite und gesellige Nachbarin und Dorfbewohnerin<br />

in Erinnerung bleiben.<br />

Sponsor:<br />

Christine + Peter Tanner-Gygax<br />

Gemein<strong>des</strong>chreiberin Farnern<br />

3400 Burgdorf<br />

Quelle: «Oberaargauer Jahrbuch», 1992


Sehenswertes<br />

Das Zehntenhaus<br />

B.3<br />

Das bis vor dem Umbau im Jahre 2000 als Bauernhaus genutzte<br />

Gebäude mit Wohnhaus und Ökonomie-Teil diente zur Zeit <strong>des</strong><br />

Landvogtes im 16. Jahrhundert als Haus zum Einlagern der Steuerabgaben.<br />

Jeder Bürger im Verwaltungsbezirk hatte einen Zehntel seines<br />

erwirtschafteten Gutes, meistens Lebensmittel, Getreide, Fleisch,<br />

Eier, Wein aber auch Geld (Taler) an bestimmten Tagen im Jahr dem<br />

Landvogt abzugeben. Bis am 11. November <strong>des</strong> jeweiligen Jahres<br />

mussten die Steuern beglichen sein.<br />

Der Zehntel war einer der ältesten schon in Babylon und der griechisch-römischen<br />

Antike bekannte Form der Besteuerung.<br />

In Frankreich wurde der «Zehnt» von der Synode in Mâcon 585<br />

n.Chr. als Kirchenabgabe institutionalisiert und ab dem 9. Jahrhundert<br />

auch von weltlichen Herren (als Grundherren der Eigenkirche)<br />

eingezogen.<br />

Über den Zehnten – als ergiebigste Abgabe – entzündeten sich im<br />

Mittelalter zahlreiche langwierige Auseinandersetzungen zwischen<br />

Staat und Kirche.<br />

Im Zuge der Französischen Revolution, der Bauernbefreiung und<br />

der Trennung von Kirche und Staat wurde der Zehnten zu regional<br />

unterschiedlichen Zeiten abgeschafft.<br />

Sponsor:<br />

Burgemeister / Zwahlen<br />

Obisgasse 7<br />

4538 Oberbipp<br />

Quelle: «Oberaargauer Jahrbuch», 1992


Sehenswertes<br />

Gipsi – Ehemalige Gipsfabrik Rumisberg<br />

B.5<br />

Unsere Gegend war verschiedene Male unter Gletschereis begraben.<br />

Die Kiesausbeute in unsern Gruben, die erratischen Blöcke<br />

(Findlinge), die Versteinerungen und die Gips- und Salzvorkommen<br />

sind Hinterlassenschaften dieser Zeiten.<br />

Nach dem Abschmelzen <strong>des</strong> Gletschers ist der überhängende Jurakamm<br />

abgesackt; dadurch gerieten gewaltige Gesteinsmassen ins<br />

Rutschen und lagerten sich am Jurasüdfuss ab. Diese Bewegungen<br />

dauerten Jahrtausende. Der Bipper Jura weist <strong>des</strong>halb eine einmalige<br />

Formation auf.<br />

In der Jurafaltung befindet sich auch eine Gips- und Steinsalz-<br />

Schicht. Um 1850 wurde in der Luchern mittels eines 170 Meter<br />

tiefen Bohrlochs nach Salz gesucht; das Vorkommen war jedoch zu<br />

gering, um den Bau einer Saline zu rechtfertigen.<br />

Hingegen errichtete man im Gebiet Schoren eine Gipsmühle, welche<br />

später zu einer Gipsfabrik umgebaut wurde.<br />

1946 erstellte die Firma Gebrüder Corbetti eine Werkhalle zur Herstellung<br />

von Gips und Gipswaren (Schilfbretter).<br />

1958 erwarb die Firma Meyer & Cie das Gipswerk Rumisberg.<br />

Bis 1962 entstanden Anbauten für Büro, Aufenthalt, Werkstatt und<br />

Lager. Die Firma Promonta Platten AG, Egnach, installierte eine neue<br />

Produktionsanlage zur Herstellung von Vollgipsplatten. Im Wettbewerb<br />

mit einem grossen Anbieter in derselben Branche musste das<br />

Gipswerk aus wirtschaftlichen Gründen 1963 eingestellt werden.<br />

Heute wird die Liegenschaft teils gewerblich, teils für festliche<br />

Anlässe genutzt.<br />

Beim Abbau arbeitete man einschichtig; es wurde gesprengt, grob<br />

sortiert und das Material mit Schaufeln auf die Wagen aufgeladen,<br />

die dann auf Schienen zum Steinbrecher gefahren wurden. Eine<br />

Mühle verkleinerte die Gipssteine; danach gelangte die Masse in<br />

einen Kocher, wo ihr das Wasser entzogen wurde und feines Gipsmehl<br />

zurückblieb. Man verkaufte den Gips im Sack oder als Gipsplatten.<br />

Aerzte schätzten das Material als reinen Medizinalgips.<br />

Sponsor:<br />

Meyer + Co.<br />

Gipswerk Rumisberg<br />

Quelle: «Oberaargauer Jahrbuch», 1992


Sehenswertes<br />

Oberbipper Kirche –<br />

archäologische Grabungen<br />

C.3<br />

Archäologische Grabungen haben 1959 gezeigt, dass unter der<br />

Kirche von Oberbipp Teile eines römischen Herrenhauses liegen. Es<br />

gehörte zu einem Gutshof <strong>des</strong> 2./3. Jahrhunderts, der sich vermutlich<br />

weit ins Tal hinaus erstreckte.<br />

Um 600 n. Chr. begann man, in Teilen der römischen Gebäude Gräber<br />

anzulegen. Vermutlich gehören sie zu einer «Phantomkirche»,<br />

einer Kirche, die archäologisch kaum fassbar ist, weil man für sie<br />

hauptsächlich römische Mauern weiter verwendete.<br />

Im 8. Jahrhundert wurde die erste Kirche von einer dreischiffigen<br />

Basilika abgelöst. Im 11./12. Jahrhundert folgte ein kompletter Neubau,<br />

deutlich grösser, aber mit ähnlichem Grundriss. Im späteren<br />

15. Jahrhundert wurde der Turm errichtet. 1686 schliesslich entstand<br />

die heutige Kirche als geräumiger Predigtsaal.<br />

Die archäologischen Reste können in einem 2004/05 durch den<br />

Archäologischen Dienst <strong>des</strong> Kantons Berns installierten Rundgang<br />

besichtigt werden.<br />

Anmeldung für Gruppenführungen unter Tel. 032 636 31 58.<br />

Weitere Informationen liegen in der Kirche auf.<br />

Bauabfolge der Gebäude unter der Kirche Oberbipp<br />

Links: römische Mauerzüge und frühmittelalterliche Gräber.<br />

Schäg schraffiert der Bereich der ersten «Phantomkirche»<br />

Mitte: die karolingische dreischiffige Basilika (8. Jahrhundert)<br />

Rechts: die romanische Basilika (11./12. Jahrhundert)<br />

Sponsor:<br />

Fam. U. Bürki<br />

Obisgasse 6<br />

4538 Oberbipp<br />

Quelle: Archäologischer-Dienst, Bern; Familie Marti-Grädel, Oberbipp


Sehenswertes<br />

Dolinen auf der Hinteregg<br />

C.5<br />

Die sogenannten DOLINEN sind Verwitterungstrichter, entstanden<br />

durch Höhlen, unterirdische Bäche und Stromquellen.<br />

Sie treten in allen Kalklandschaften der Erde auf, bei uns vorwiegend<br />

im Jura und in den Kalk-Voralpen.<br />

Bezeichnend für eine Kalklandschaft ist die unterirdische Entwässerung.<br />

Durch Spalten und Kluftfugen im Gestein dringt kohlesäurehaltiges<br />

Wasser in die Tiefe und löst das Karbonat auf.<br />

Dabei entstehen unterirdische Hohlräume. Die sichtbaren Kennzeichen<br />

dieses Vorgangs sind Mulden, Dolinen, Einsturzschächte und<br />

Löcher aller Art.<br />

Der Begriff «Karst» stammt aus Jugoslawien, wo die entstandenen<br />

Erscheinungen besonders schön ausgebildet sind.<br />

Auf den Höhen zwischen Schwengimatt und Schmiedenmatt sind<br />

Dolinen zu beobachten, deren Versickerungswasser die Kalkschicht<br />

teils bis zu den Quellen <strong>des</strong> Bergfusses durchdringt.<br />

Sponsor:<br />

Alpgenossenschaft Hinteregg<br />

Quelle: Dr. Valentin Binggeli, «Geografie <strong>des</strong> Oberaargaus»


Sehenswertes<br />

Grabmal für die Ewigkeit<br />

D.3<br />

Auf der Gelän<strong>des</strong>tufe, auf der heute die Stierenweid und der Burgerwald<br />

liegen, wurden in urgeschichtlicher Zeit zahlreiche Grabhügel<br />

angelegt. Dies ist seit langem bekannt; wissenschaftlich untersucht<br />

ist bisher aber keiner.<br />

Viele der Grabhügel sind im Laufe der Jahrhunderte durch Erosion<br />

oder die landwirtschaftliche Nutzung verschwunden. Andere sind<br />

bis auf ihren schützenden Steinkern abgetragen.<br />

In verschiedenen urgeschichtlichen Epochen wurden die Toten in<br />

Grabhügeln bestattet. In solchen Hügeln können einzelne Personen,<br />

aber auch ganze Gruppen wie in einem Familiengrab beigesetzt sein.<br />

Es kamen sowohl Körper- als auch Urnenbestattungen vor.<br />

Die Gegend entlang <strong>des</strong> Jura-Südfusses war ursprünglich sehr reich<br />

an Grabhügeln. Erhalten blieben sie aber nur in Wäldern, wo sie<br />

besser geschützt sind als im freien Feld. Etliche sind archäologisch<br />

untersucht, etwa die Grabhügelnekropole von Subingen-Erdbeereinschlag<br />

oder auch ein einzelner Hügel im Rütihofwald zwischen<br />

Niederbipp und Oberbipp. Aus ihnen stammen Funde, die in die<br />

ältere Eisenzeit (Hallstattzeit, ca. 800-450 v. Chr.) datieren.<br />

Urgeschichtliche Grahügel galten noch lange als Orte der Verehrung.<br />

So gibt es zum Beispiel Grabhügel in der Unterhard bei Langenthal<br />

oder im Rüchihölzli bei Bannwil, die in der Römerzeit und im frühen<br />

Mittelalter wieder als Bestattungsplatz dienten.<br />

Totenprozession in einem eisenzeitlichen Grabhügelfeld.<br />

Ähnliche Szenen könnten sich vor über 2500 Jahren auch auf<br />

der Stierenweid abgespielt haben.<br />

Eiserne Prunkwaffe, so<br />

genannter Antennendolch,<br />

aus einem Männergrab<br />

von Langenthal-Unterhard.<br />

Sponsor:<br />

Landi Bipp-Gäu Tal AG<br />

Oltenstrasse 25<br />

4538 Oberbipp<br />

<br />

BippGäuThal AG<br />

Quelle: Archäologischer-Dienst, Bern; Familie Marti-Grädel, Oberbipp


Sehenswertes<br />

Römischer Gutshof<br />

E.3<br />

Nach alter Sage sollen im unruhigen Osthang <strong>des</strong> Anteren-Tälchens<br />

die Ruinen eines Klösterchens stecken.<br />

Bereits 1901 stellte man Mauerzüge fest. 1926/27 folgten Grabungen.<br />

Die dabei zutage geförderten Hohl- und Leistenziegel zeigten, dass<br />

die Mauern in die Römerzeit gehörten.<br />

Der Grundriss, der<br />

sich nicht mehr exakt<br />

rekonstruieren<br />

lässt, besteht aus<br />

einem «Wohntrakt»<br />

von etwa 24 m Länge<br />

und 11 m Breite. Die<br />

Wohnräume wurden<br />

durch zwei schmale<br />

Korridore erschlossen,<br />

die sich zu<br />

einem fast 3 m breiten,<br />

offenbar später<br />

angebauten Vorraum<br />

öffneten. Dieser Vorraum erstreckte sich über die gesamte Länge<br />

<strong>des</strong> Gebäu<strong>des</strong>. Er besass, nach dem Fund eines Schwellsteins zu<br />

schliessen, ein Tor, das sich zum Tal hin öffnete.<br />

An der Südwestseite <strong>des</strong> Gebäu<strong>des</strong> befand sich eine Badeanlage.<br />

Der erste Raum enthielt das Heisswasserbecken. Er war mit Bodenund<br />

Wandheizung ausgestattet. Daran schloss ein mässig temperierter<br />

Raum an, der mit einem Kalksteinplattenboden und Wandmalereien<br />

prächtig ausgestattet war. Schliesslich folgte das halbrunde<br />

Kaltwasserbecken. Es war offenbar mit Marmorplatten belegt, die<br />

Wände waren rot verputzt.<br />

Die Funde sind spärlich: Reste einer Amphore, einer grossen Schale<br />

zum Zerreiben von Gewürzen sowie etwas Keramik datieren ins<br />

2./3. Jahrhundert n. Chr.<br />

Bodenund<br />

Wandheizung<br />

Römisches Dach<br />

mit Hohl- und Leistenziegel<br />

Sponsor :<br />

Anton Müller-Schwab<br />

Buchlistrasse 47<br />

4704 Niederbipp<br />

Quelle: Archäologischer-Dienst, Bern; Familie Marti-Grädel, Oberbipp<br />

Tel. 032 633 14 46<br />

Fax 032 633 11 16<br />

MÜLLER<br />

TRANSPORTE<br />

NIEDERBIPP AG<br />

4704 Niederbipp


Sehenswertes<br />

Ein Natur- und Umweltschützer<br />

der ersten Stunde<br />

E.5<br />

1929 wurde in Wiedlisbach der «Naturschutzverein Wiedlisbach und<br />

Umgebung» (NSVW) gegründet.<br />

Zu den Gründungsmitgliedern gehörte der 19-jährige Walter Tschumi;<br />

er wurde gleich zum Präsidenten gewählt und blieb dies bis zu<br />

seinem Tode (12.12.1983).<br />

Als Sohn <strong>des</strong> Oberförsters und Enkelsohn eines Landwirtes waren<br />

ihm die Anliegen von Feld, Wald und Tierreich von Kindsbeinen an<br />

vertraut.<br />

Als Präsident setzte sich Walter Tschumi zeitlebens für den Naturschutz<br />

ein, sei es für die Vogelwelt, die Winterfütterung oder während<br />

der Zeit der kleinen und grossen Projekte für die Rettung der<br />

Feuchtgebiete, Erhaltung von Bachläufen und Hecken, Gestaltung<br />

von Strassenbauten, Mitarbeit bei Güterzusammenlegungen etc.<br />

In vielen Dingen war er seiner Zeit voraus, zum Beispiel für die Bewilligungspflicht<br />

für das Fällen von Obstbäumen. Er pflegte zudem<br />

regen schriftlichen Verkehr – gespickt mit vielen Fremdwörtern und<br />

lateinischen Ausdrücken – mit Aemtern, Behörden und der Zentralstelle<br />

für schweizerischen Vogelschutz.<br />

Allen Leuten war er als «Vögeli-Walter» bekannt. Er vertrieb zeitlebens<br />

Kleintier- und Vogelfutter und brachte dieses zu Fuss mit dem<br />

Leiterwägeli zu seiner Kundschaft. Dabei beobachtete er seine Umwelt<br />

und wusste immer, wo sein Einsatz nötig wurde.<br />

Er wurde von vielen als Sonderling belächelt, hat aber als wahrer<br />

Don Quichotte oft, aber nicht immer vergebens, gegen Windmühlen<br />

gekämpft.<br />

Von seinen Anliegen zeugen noch heute Holz- und Metalltafeln, auf<br />

welchen die Menschheit in einer besonderen und eigenen Manier<br />

zum Sorgetragen aufgefordert wird.<br />

Sponsor:<br />

Einwohnergemeinde<br />

4537 Wiedlisbach<br />

Quelle: Jubiläumsschrift «75 Jahre Naturschutzverein Wiedlisbach und Umgebung 1929-12004», Gottlieb Holzer, Wiedlisbach


Sehenswertes<br />

Der Mühleweiher<br />

F.3<br />

Die Idylle lädt ein zum Verweilen.<br />

Das ganze Areal ist heute in Privat-Besitz mit all den Wasservögeln<br />

und Fischen.<br />

Das umgeleitete Bachwasser fliesst in den Weiher und wird bei<br />

geringen Wassermengen aufgestaut. Mittels Schieber wird das Wasser<br />

mit grosser Kraft auf das Wasserrad gelassen, welches einen<br />

Mühlenstein betreibt.<br />

In einer zweiten Stufe bachabwärts, an der Sägegasse nutzt man<br />

die Wasserkraft zum Betreiben eines Sägewerks.<br />

Die Wasserreserve dient noch heute den Wehrdiensten zur Feuerbekämpfung.<br />

Die abgesperrten Zonen dürfen nicht betreten werden.<br />

Sponsor:<br />

Garage Carrosserie AG<br />

4538 Oberbipp<br />

032 636 12 22<br />

Nutzfahrzeuge GmbH<br />

4538 Oberbipp<br />

032 636 12 22


Sehenswertes<br />

«Bärner Stein»<br />

Gletscherfindling im Burchwald<br />

G.1<br />

Unsere Gegend war verschiedene Male unter Gletschereis begraben.<br />

Was heute als Grien in den Kiesgruben ausgebeutet wird, ist<br />

liegen gebliebenes Geschiebe <strong>des</strong> Rhonegletschers.<br />

Während der zweiten Eiszeit (Riss-Eiszeit vor 200'000 Jahren) hat der<br />

bis 800 Meter dicke Eisstrom die darunterliegende Molasseschicht<br />

stark bearbeitet und zwischen Günsberg und Niederbipp eine trogartige<br />

Mulde ausgehobelt. Nach dem Abschmelzen <strong>des</strong> Gletschers<br />

ist dann der überhängende Jurakamm, welchem die Stütze aus dem<br />

Molasse-Sandstein fehlte, abgesackt (sog. Senkung von Wiedlisbach).<br />

Weit augenfälliger als die Kiesdeponien sind die Findlinge (Erratiker).<br />

Diese erratischen Blöcke bestehen meistens aus hartem Granit<br />

oder Gneis und stammen aus den Walliser Alpen. Auf dem Rücken<br />

<strong>des</strong> Rhonegletschers sind sie in der letzten Eiszeit (Würm-Eiszeit,<br />

vor etwa 30'000 Jahren) bis in unsere Gegend gewandert.<br />

Der oberste Findling liegt auf 800 m.ü.M., sodass man auf eine<br />

ungefähre Eisdicke von 300 m schliessen kann. Die Endmoräne <strong>des</strong><br />

Rhonegletschers befand sich bei Wiedlisbach-Oberbipp-Längwald-<br />

Wangen an der Aare.<br />

Östlich von Solothurn über Riedholz, Alpfelenhöfe, Eichholz, Dettenbühl<br />

und Oberbipper-Stierenberg zieht sich die linke Seitenmoräne<br />

bis hin in den Längwald südöstlich von Niederbipp. Zahlreiche<br />

erratische Blöcke zeugen davon.<br />

Der grosse Block im oberen Burchwald wurde erstmals 1896 als<br />

schutzwürdig erwähnt und dann von der «Naturforschenden Gesellschaft<br />

Kt. Bern» von der Burgergemeinde Attiswil abgekauft und<br />

dem Naturhistorischen Museum in Bern zum Geschenk gemacht.<br />

Er besteht aus Mont-Blanc-Granit, wie auch der Freistein bei der<br />

Kirche Attiswil.<br />

Seine Grösse wird mit 200 m3 angegeben, von denen nur etwa<br />

50 m 3 sichtbar sind. Früher war dieser harte Stein ein gesuchtes<br />

Baumaterial; so wurde dieser Block stark dezimiert, was die zahlreichen<br />

Sprenglöcher beweisen.<br />

Am 14. Juni 1940 wurde der Block unter dem Namen «Bernstein»<br />

vom Regierungsrat <strong>des</strong> Kantons Bern unter Naturschutz gestellt und<br />

in die Reihe der geschützten Natur-Denkmäler aufgenommen. Bei<br />

der Bevölkerung heisst er «Bärnerstei».<br />

Sponsor:<br />

Styner Bruno<br />

Lebensmittel<br />

4536 Attiswil<br />

Quelle: «Attiswiler Chronik», 1988. Herausgegeben von der Einwohner- und Burgergemeinde Attiswil


Sehenswertes<br />

Schloss Bipp<br />

G.3<br />

Die Anfänge der mittelalterlichen Burg Bipp liegen im Dunkeln. Die<br />

Bezeichnung «Pippa burgoni» in einer Urkunde König Konrads von<br />

Burgund von 968 könnte sich auf die Anlage beziehen. Dort wird<br />

auch eine «capella» eine Burgkapelle, erwähnt. Die heute noch<br />

erhaltenen oder in alten Abbildungen fassbaren Gebäudeteile datieren<br />

frühestens ins 13. Jahrhundert.<br />

1268 stellte Graf Hermann von Froburg auf Schloss Bipp eine Urkunde<br />

aus. Die Herrschaft umfasste damals das Städtchen Wiedlisbach,<br />

die Dörfer Attiswil und Oberbipp sowie die Berggemeinden Farnern<br />

und Rumisberg. Nach dem Untergang der Froburger wechselte die<br />

Herrschaft mehrmals den Besitz und wurde verpfändet. 1406 kam<br />

sie an Bern und Solothurn, 1463 mit der Teilung <strong>des</strong> Buchsgaus<br />

schliesslich an Bern allein. Bis 1798 diente die Feste als bernischer<br />

Landvogteisitz. Beim Herannahen der französischen Truppen wurde<br />

sie verwüstet. Danach missbrauchte man sie als Steinbruch.<br />

Beschreibungen existieren erst aus der Landvogteizeit.<br />

Die Burganlage befindet sich heute in Privatbesitz.<br />

Ansicht <strong>des</strong> Landvogteisitzes um 1670 von<br />

Albrecht Kauw. Teile der Umfassungsmauer,<br />

<strong>des</strong> Wohntraktes und insbesondere <strong>des</strong><br />

markanten Rundturms sind heute noch<br />

erhalten. Das Zwiebeltürmchen in der Mitte<br />

dürfte den Standort der Burgerkapelle<br />

markieren.<br />

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Die heutige Anlage aus der Vogelschau-<br />

Perspektive.<br />

(Foto Archäologischer Dienst <strong>des</strong> Kantons Bern,<br />

Patrick Nagy).<br />

Tel. 032 636 10 10 • FAX 032 636 10 12<br />

Quelle: Archäologischer-Dienst, Bern; Familie Marti-Grädel, Oberbipp


Sehenswertes<br />

Felssturzgebiet in der Teuffelen<br />

L.1<br />

Am 31. Mai 1983, zwischen 14.30 und 15 Uhr kam im Bezirk «Kleinmätteli»,<br />

oberhalb der Teuffelenhütte eine grosse Erdmasse unter<br />

Krachen und Getöse in Bewegung.<br />

Gegen 1 Million Kubikmeter Weid- und Waldboden lösten sich auf<br />

einer Breite von 200 Metern, rutschten im Schritttempo in die Tiefe<br />

und zerstörten rund 20 Jucharten Wald und Land.<br />

Tannen und Buchen wurden durch die Gewalt der Erdbewegung wie<br />

Zündhölzer geknickt.<br />

Eine Menge bereits gerüstetes Brennholz und das Fallholz wurden<br />

durch Geröll und Schutt zugedeckt.<br />

Bereits einige Tage zuvor hatten kleine Erdrutsche in diesem Gebiet<br />

für Aufsehen gesorgt. Sanierungsarbeiten waren in Angriff genommen<br />

worden.<br />

Eine Wasserfassung war von der Burgergemeinde Attiswil in Auftrag<br />

gegeben und erstellt worden; damit wurde eine Quelle mit einer Leistung<br />

von über 100 Liter pro Minute erschlossen.<br />

Nach dem Rutsch erwartete jedermann, dass das Wasservorkommen<br />

irgendwo wieder erscheinen würde; dieses und die Quellfassung<br />

konnten zu diesem Zeitpunkt nicht mehr gefunden werden.<br />

Die Region am Jurasüdfuss gilt bei Experten als extrem labil. Bereits<br />

früher waren Rutsche in diesem Gebiet zu verzeichnen, allerdings<br />

nie mit einer vergleichbaren Auswirkung wie im Mai 1983.<br />

Ingenieure haben die geologischen Besonderheiten untersucht, vor<br />

allem die Läufe <strong>des</strong> Grund- und Quellwassers und allfällige, vorzunehmende<br />

Massnahmen.<br />

Sponsor:<br />

Getränkehandel Wybrunne<br />

Jurastrasse 6<br />

4536 Attiswil<br />

Quelle: Attiswiler Chronik


Besonderheiten<br />

Oberbipp<br />

R.3<br />

Oberbipper Schopfgugger, hielässig!<br />

Auf einer Schulreise Anfangs <strong>des</strong> 20. Jahrhunderts fuhr man bei<br />

Berken über die «Fahr» (mit der Fähre über die Aare).<br />

Alle hatten Angst! Steffenjoggis Boudi (Leist) rief in seiner grossen<br />

Not: «Wenn ich hier versaufe, schlagen sie mich zuhause z’Tod!»<br />

Wenn die Frösche im Erlimoos «ruggen» (quaken) heisst es in<br />

Oberbipp:<br />

«Der Frauenchor ist am Üben!»<br />

Standen in Oberbipp eine Gruppe Leute beisammen, verleitete es<br />

manchen oft dazu auszurufen:<br />

«Oha, im Dettenbühl haben sie Ausgang!»<br />

(Im Pflegeheim Dettenbühl, Wiedlisbach, wohnten Behinderte, die<br />

ab und zu die umliegenden Dörfer aufsuchten).<br />

Hatte es Nebel im Graben hinter dem Schloss, hiess es in<br />

Oberbipp:<br />

«Der Joggeli tubaket», das Wetter wird sich ändern.<br />

In Oberbipp gibt es zwei Seilereien (Zurlinden und Bürki), <strong>des</strong>halb<br />

sagte man im Gäu einem Hälslig «es Bipper Gwehr» (ein Bipper<br />

Gewehr).<br />

Sponsor:<br />

Haudenschild AG<br />

Bauen mit Holz<br />

Gässli 10<br />

4704 Niederbipp<br />

Quelle: «Flueblüemli und Aarechisle», Elisabeth Pfluger, Solothurn


Besonderheiten<br />

Das Bipperamt<br />

S.3<br />

1641 leistete das Bipperamt Widerstand gegen die vom Landvogt<br />

erhobene Wehrsteuer.<br />

Landvogt Burkhart Fischer schrieb in seine Bücher:<br />

Niederbipp alle gehorsam niemand ungehorsam<br />

Attiswil 43 gehorsam 30 ungehorsam<br />

Wiedlisbach 28 gehorsam 31 ungehorsam<br />

Oberbipp 3 gehorsam 59 ungehorsam<br />

Berggemeinden 2 gehorsam 29 ungehorsam<br />

1788 schrieb Landvogt Stettler über das Bipperamt:<br />

Die Einwohner sind ihrer Obrigkeit von Herzen und mit willigstem<br />

Gehorsam zugetan und treu. Sie lieben ihr Vaterland und vorzüglich<br />

ihren Grund und Boden.<br />

Jeder, auch der Ärmste, will ein Stück davon besitzen, welches ihm<br />

einen kärglichen Unterhalt gewährt.<br />

Trunkenbolde sind nicht häufig. Ausser an den Steigerungen geniessen<br />

sie den Wein im Übermass. Hingegen hat seit etlichen<br />

Jahren auch hier, bei den Frauen das schädliche Kaffeetrinken eingerissen.<br />

Die Männer sind wohlgebildet, mittelgross, abgehärtet und stark.<br />

Bei den gefährlichsten und rauesten Arbeiten sind sie unverdrossen<br />

und beherzt. Ihr Geist ist mehr nachahmend als erfinderisch und<br />

tätig.<br />

Für fremde Kriegsdienste sind sie vorzüglich geschaffen, lassen sich<br />

aber selten dazu verleiten. Lieber leiden sie Mangel, wenn sie nur<br />

in ihrem Dorf, in ihrer eigenen Hütte leben können und ein kleines<br />

Stück Land besitzen, welches ihnen einen kärglichen Unterhalt<br />

gewährt.<br />

Sie sind unordentlich in allem. Alles liegt in und aussert den Häusern<br />

durcheinander.<br />

Selten scheiten sie das Holz bis sie es verbrennen wollen. Die<br />

schlechtesten Zäune umgeben Ihre Besitzungen.<br />

Sie sind leichtsinnig, eigennützig und geldgierig – dabei sind sie willig,<br />

getreu und mutig.<br />

Sponsor:<br />

Daniel Obi-Müller<br />

Randfluhweg 4<br />

4538 Oberbipp<br />

Quelle: «Flueblüemli und Aarechisle», Elisabeth Pfluger, Solothurn


Besonderheiten<br />

Getrei<strong>des</strong>peicher «Spicher»<br />

T.3<br />

Der zum Bauerngut der Familie L. und B. Schaad-Frei gehörende<br />

Spicher wurde im Jahre 1737 als Nebengebäude zur Erweiterung<br />

<strong>des</strong> Betriebes erbaut.<br />

Genutzt wurde der Speicher zum Einbringen und Überwintern der<br />

Ernte: Getreide, Obst und Gedörrtes. In speziellen Vorrichtungen<br />

wurde auch luftgetrocknetes oder geräuchertes Fleisch sowie<br />

Wurstware gelagert.<br />

Die Saat zum Bestellen der Äcker im Frühjahr wurde vorbereitet und<br />

zum Vorkeimen angetrieben.<br />

Heute finden darin in der nasskalten Jahreszeit landwirtschaftliche<br />

Geräte und Werkzeuge einen trockenen Platz.<br />

Fachleute <strong>des</strong> Kanton Bern und <strong>des</strong> Schweizer Heimatschutzes<br />

erklärten den Speicher als schützenswertes Objekt und eines der<br />

schönsten Exemplare im Oberaargau.<br />

Sponsor:<br />

Helmut Staudacher<br />

Landtechnik und Reparaturwerkstatt<br />

Untergasse 21, 4538 Oberbipp<br />

Tel. 032 636 29 19, Fax 032 636 14 70<br />

www. staudacher-landtechnik.ch<br />

Quelle: Archäologischer-Dienst, Bern; Familie Marti-Grädel, Oberbipp

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