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Die Vermessung der Milchstraße: Hipparcos, Gaia, SIM

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<strong>Die</strong> <strong>Vermessung</strong> <strong>der</strong> <strong>Milchstraße</strong>:<br />

<strong>Hipparcos</strong>, <strong>Gaia</strong>, <strong>SIM</strong><br />

Vorlesung von Ulrich Bastian<br />

ARI, Heidelberg<br />

Sommersemester 2004


Glie<strong>der</strong>ung<br />

1. Populäre Einführung I: Astrometrie<br />

2. Populäre Einführung II: <strong>Hipparcos</strong> und <strong>Gaia</strong><br />

3. Wissenschaft aus <strong>Hipparcos</strong>-Daten I<br />

4. Wissenschaft aus <strong>Hipparcos</strong>-Daten II<br />

5. <strong>Hipparcos</strong>: Technik und Mission<br />

6. Astrometrische Grundlagen<br />

7. <strong>Hipparcos</strong> Datenreduktion Hauptinstrument<br />

8. <strong>Hipparcos</strong> Datenreduktion Tycho<br />

9. <strong>Gaia</strong>: Technik und Mission<br />

10. <strong>Gaia</strong> Global Iterative Solution<br />

11. Wissenschaft aus <strong>Gaia</strong>-Daten<br />

12. Sternklassifikation mit <strong>Gaia</strong><br />

13. <strong>SIM</strong> und an<strong>der</strong>e Missionen


Astrometrie:<br />

Einige<br />

mathematische und astronomische<br />

Grundlagen


Heute drei Themen:<br />

1) Messgenauigkeit<br />

Unterschied Winkelauflösung / Messgenauigkeit<br />

Cramer-Rao-Limit<br />

2) Modellierung <strong>der</strong> Objekte (Sternbewegung im Raum)<br />

3) Modellierung <strong>der</strong> Messung (proper direction)<br />

Relativistische Sichtweise


1) Astrometrische Messgenauigkeit<br />

Alle wesentlichen astrometrischen Effekte sind sehr klein, deshalb ist<br />

Astrometrie stets ein Kampf um die höchstmögliche Genauigkeit. Ein<br />

Faktor 2 in <strong>der</strong> Messgenauigkeit bringt einen Faktor 2 in <strong>der</strong> erreichbaren<br />

Entfernung, das bedeutet einen Faktor 8 im erreichbaren Volumen.<br />

1a) Unterschied zwischen Winkelauflösung und Messgenauigkeit<br />

<strong>Die</strong>se beiden Größen (beide in Bogensekunden auszudrücken!) werden<br />

sehr oft verwechselt. <strong>Die</strong> Winkelauflösung ist ein Maß für den Durchmesser<br />

eines registrierten Sternbilds, die astrometrische Messgenauigkeit ist ein<br />

Maß für die Genauigkeit, mit <strong>der</strong> ich seine geometrische Mitte bestimmen<br />

kann.<br />

1b) Cramer-Rao Limit<br />

Wie genau kann man überhaupt<br />

messen? Siehe separate pdf-Datei<br />

‚cramer-rao-limit.pdf‘


2) Modellierung <strong>der</strong> Objekte (Sternbewegung im Raum)<br />

Ein astrometrisches Instrument misst an sich nur Positionen (o<strong>der</strong> sogar nur<br />

Einzelkoordinaten) von Objekten zu bestimmten Zeitpunkten. Das ist aber<br />

nicht das, was den Astronomen interessiert. Er will zusammengefasste<br />

Ergebnisse, die sog. astrometrischen Parameter: Eigenbewegung, Parallaxe,<br />

Ausgangsposition zu einem festen Zeitpunkt, evtl. Bahnparameter bei<br />

Doppelsternen.<br />

Im Folgenden wollen wir uns mit <strong>der</strong> Definition dieser Größen und ihrer<br />

Anwendung etwas näher beschäftigen. Und dabei die vektorielle Darstellung<br />

astrometrischer Größen und Sachverhalte einführen.<br />

Jargon: <strong>Die</strong> Berechnung <strong>der</strong> Position eines Sterns für einen beliebigen<br />

Zeitpunkt t aus den astrometrischen Parametern, die für einen festen<br />

Zeitpunkt t 0<br />

gelten, heißt Epochentransformation. <strong>Die</strong> beteiligten Zeitpunkte<br />

werden auch als Epochen bezeichnet (speziell Beobachtungsepoche und<br />

Bezugsepoche o<strong>der</strong> Katalogepoche).


Definition:<br />

Gar zu einfache Umkehrung führt zu Unsinn:<br />

a) Über lange Zeiten generell<br />

b) In <strong>der</strong> Nähe des Pols


Gebräuchliche Modelle für Epochentransformation:<br />

1) Konstante Zeitableitungen <strong>der</strong> Koordinaten<br />

2) Konstante Bewegung auf einem Großkreis<br />

3) Konstante Bewegung im dreidimensionalen Raum<br />

- Bewegung auf Großkreis<br />

- perspektivische Beschleunigung bzw.<br />

Verlangsamung<br />

- Radialgeschwindigkeit notwendig<br />

- Entfernung notwendig<br />

- Messung im Prinzip auch rein astrometrisch<br />

möglich, aber Trennung von<br />

Doppelsternbahn i.a. unmöglich<br />

4) Konstante Bewegung plus Doppelsternbahn


Definition 1: Astrometrische Parameter, Bedeutung<br />

<strong>Die</strong> 5 astrometrischen Parameter (2 Koordinaten, 2 Eigenbew.-Komponenten,<br />

Parallaxe) eines Sterns im <strong>Hipparcos</strong>-Katalog beschreiben seine Bewegung<br />

relativ zum Massenzentrum (Baryzentrum) des Sonnensystems - in einer<br />

Ebene, die senkrecht zur Blickrichtung liegt.<br />

Bei konstanter Bewegung im Raum sind diese Parameter zeitlich variabel.<br />

<strong>Die</strong> im Katalog gegebenen Werte beziehen sich deshalb auf einen festen<br />

Zeitpunkt („Katalogepoche“, bei <strong>Hipparcos</strong> J1991.25) und werden mit dem<br />

Index „0“ versehen.<br />

<strong>Die</strong> sechste Komponente, die zur vollständigen Beschreibung <strong>der</strong> Raumbewegung<br />

benötigt ist - nämlich die Radialgeschwindigkeit - wird im<br />

allgemeinen spektroskopisch bestimmt. Trotzdem wird sie manchmal auch<br />

als <strong>der</strong> sechste astrometrische Parameter bezeichnet.<br />

Zusammenhang zwischen Richtungsvektor<br />

(Einheitsvektor vom Baryzentrum zum Stern)<br />

und sphärischen Koordinaten eines Sterns:<br />

Einheitsvektoren werden im englischen Jargon kurz als ‚directions‘ bezeichnet


Definition 2: Astrometrische Parameter, Darstellung<br />

Koordinaten: einfache Winkel in radians o<strong>der</strong> in Grad, Bogenminuten, Bogensekunden,<br />

bzw. in Stunden, Minuten, Sekunden<br />

Parallaxe: einfacher Winkel in Millibogensekunden (mas); Halbachse <strong>der</strong> Parallaxen-Ellipse<br />

Eigenbewegung: Winkel pro Zeiteinheit<br />

(mas/a)<br />

(unpraktisch)<br />

(besser)<br />

(Betrag)<br />

(Positionswinkel)<br />

Achtung 1: <strong>Die</strong> IAU hat das Julianische Jahr als Zeiteinheit für Eigenbewegungen<br />

festgesetzt, exakt 365.25 Tage. Früher war das tropische Jahr 1900 die Einheit,<br />

das etwa 365.2422 Tage lang ist. Das Gregorianische Jahr ist 365.2425 Tage lang.<br />

Achtung 2: In den nachfolgenden Formeln sind Winkel im Bogenmaß, nicht in den<br />

gerade genannten praktischen Einheiten eizusetzen.


Zwischenbemerkung:<br />

<strong>Die</strong> in <strong>der</strong> praktischen Arbeit benutzten Größen:<br />

Differenzen zu vorbekannten Näherungswerten<br />

(eventuell auch diese als Differenzen)<br />

Dazu mittlere Fehler bzw. Varianzen, sowie Kovarianzen:<br />

(5*5-Matrix, ρ ij<br />

= Korrelationskoeffizienten)


Definition 3: barycentric coordinate direction<br />

Ortsvektor des Sterns:<br />

wobei<br />

Einheitsvektor:<br />

(A ist die astronomische Einheit)<br />

(Spitzklammer = Normierung)<br />

Rechnerisch sehr unpraktisch (π im Nenner),<br />

deshalb besser:


Problem:<br />

<strong>Die</strong> Gleichungen<br />

für den Richtungsvektor zur Zeit t enthalten nicht die eigentlich messbare<br />

Eigenbewegung, son<strong>der</strong>n die Raumgeschwindigkeit.<br />

Wir wollen insbeson<strong>der</strong>e die zweite Gleichung so umschreiben, dass sie<br />

nur noch die gemessen Größen (Position, Eigenbewegung, Parallaxe und<br />

eventuell Radialgeschwindigkeit) enthält. Dazu müssen wir die Raumgeschwindigkeit<br />

durch die Komponenten <strong>der</strong> Eigenbewegung ausdrücken.


Definition 4: Lokales Vektordreibein und Tangentialkoordinaten<br />

(normal vector triad and tangential coordinates)<br />

Kartesischer EB-Vektor:<br />

wobei


Nach diesen Vorbereitungen können wir nun die Raumgeschwindigkeit<br />

so schreiben:<br />

<strong>Die</strong>s können wir dann in unsere problematische Gleichung<br />

einsetzen und erhalten:<br />

wobei<br />

die relative Entfernungsän<strong>der</strong>ung pro Zeiteinheit ist (Radialgeschwindigkeit<br />

geteilt durch Entfernung).<br />

Beachte:<br />

1) <strong>Die</strong>s ist die exakte Formel für konstante Raumgeschwindigkeit.<br />

2) In keiner <strong>der</strong> vorkommenden Formeln erscheint die Parallaxe im Nenner.


Definition 5: topocentric coordinate direction<br />

Definition 6: Tangentialgeschwindigkeit (transverse velocity)<br />

(Betrag <strong>der</strong> Eigenbewegung mal Entfernung)<br />

wobei A v<br />

wie<strong>der</strong> die astronomische Einheit ist, allerdings in „Geschwindigkeit“<br />

ausgedrückt: A v<br />

= 4.740 470 446 km yr s -1 (Übungsaufgabe)


Einschub : Benutzung von Tangentialkoordinaten<br />

(nicht in <strong>der</strong> Vorlesung zu behandeln)<br />

Normalerweise ist díe vorstehende exakte Vektoralgebra für alle praktischen<br />

Anwendungen zu empfehlen. Es gibt jedoch Fälle, in denen kleine Richtungsän<strong>der</strong>ungen<br />

o<strong>der</strong> –unterschiede besser durch Relativkoordinaten ausgedrückt<br />

werden, z.B. bei <strong>der</strong> Beschreibung von Doppelsternbewegungen.<br />

Traditionell hat man dafür direkt die Koordinatendifferenzen ∆δ und ∆αcosδ<br />

benutzt. <strong>Die</strong>se führen aber zu unerfreulichen Effekten nahe <strong>der</strong> Pole. Deshalb<br />

ist es sinnvoll, strenger definierte Größen zu verwenden.<br />

<strong>Die</strong> beste Wahl sind die schon unter „Definition 4“ vorgekommenen Tangentialkoordinaten.<br />

Sie sind vollständig definiert durch die Wahl einer festen Bezugsrichtung<br />

r 0<br />

(Einheitsvektor zum Ausgangspunkt am Himmel).<br />

Im Folgenden werden ohne weitere Kommentare die relevanten Formeln für die<br />

Umrechnung einer beliebigen Richtung u (Einheitsvektor) in die zugehörigen<br />

Tangentialkoordinaten, ausserdem in eine den (kartesischen)Tangentialkoordinaten<br />

entsprechende Polarkoordinatendarstellung in <strong>der</strong> Tangentialebene,<br />

und schließlich die Epochentransformation in Tangentialkoordinaten gegeben.


<strong>Die</strong> Umrechnung in Tangentialkoordinaten lautet:<br />

Wobei die Vektoren mit dem Suffix „0“ das lokale Dreibein sind und <strong>der</strong><br />

Apostroph das Skalarprodukt bedeutet. - <strong>Die</strong> Umkehrung lautet:<br />

Statt <strong>der</strong> kartesischen Koordinaten ξ und η kann man in <strong>der</strong><br />

Tangentialebene auch Polarkoordinaten ρ (Abstand vom Bezugspunkt)<br />

und θ (Positionswinkel, gezählt von Nord über Ost usw.) verwenden.<br />

<strong>Die</strong>se sind definiert durch:<br />

Sie werden bei <strong>der</strong> Beschreibung von Doppelsternen sehr häufig benutzt.


<strong>Die</strong> baryzentrische Epochentransformation nimmt in Tangentialkoordinaten<br />

eine beson<strong>der</strong>s einfache Form an:<br />

Der Stern bewegt sich auf einer geraden Linie in <strong>der</strong> Tangentialebene!<br />

So lange die relative Entfernungsän<strong>der</strong>ung (zweiter Term im Nenner) klein<br />

ist, ist diese Bewegung sogar linear in <strong>der</strong> Zeit.<br />

<strong>Die</strong> topozentrische Epochentransformation lautet:


3) Modellierung <strong>der</strong> Messung (proper direction)<br />

Wir haben uns bisher nur mit ‚coordinate directions‘ beschäftigt. Das ist aber<br />

nicht das, was ein im Sonnensystem stationiertes Messinstrument (‚Beobachter‘)<br />

sieht. <strong>Gaia</strong> o<strong>der</strong> <strong>Hipparcos</strong> sehen die Lichtstrahlen nicht aus <strong>der</strong> Richtung<br />

kommen, die <strong>der</strong> momentanen ‚coordinate direction‘ zu einem Stern entsprechen.<br />

Aus <strong>der</strong> Katalogposition (= barycentric coordinate direction) zur Beobachtungsepoche<br />

erhält man die tatsächlich beobachtete Richtung <strong>der</strong> Lichtstrahlen<br />

durch drei Transformationen:<br />

3.1 Translation <strong>der</strong> Raumzeitkoordinaten vom Bezugspunkt (Baryzentrum) zum<br />

Ort <strong>der</strong> Beobachtung (=Parallaxe; haben wir bereits in Kap. 2 bearbeitet).<br />

Ergebnis: topocentric coordinate direction<br />

3.2 Berechnung des Lichtwegs durch das Sonnensystem unter Berücksichtigung<br />

<strong>der</strong> Gravitationsfel<strong>der</strong> (= relativistische Lichtablenkung).<br />

Ergebnis: natural direction<br />

3.3 Lorentz-Transformation auf die momentane baryzentrische Geschwindigkeit<br />

des Beobachters (=Aberration des Lichts)<br />

Ergebnis: proper direction (früher auch ungenau als ‚scheinbare Position‘<br />

bzw. ‚apparent position‘ bezeichnet)


3.1 Coordinate directions; relativistische Sichtweise<br />

<strong>Die</strong> Koordinaten, die wir in Kapitel 2 dieser Vorlesung behandelt haben, können<br />

als rein Newtonsche, ebene Koordinaten o<strong>der</strong> aber als allgemeinere Koordinaten<br />

in einer allgemein-relativistischen Raumzeit aufgefasst werden. Das än<strong>der</strong>t an<br />

den Formeln in Kapitel 2 nichts.<br />

In allgemein-relativistischer Betrachtung sind Koordinaten rein mathematische<br />

Konstrukte ohne direkte physikalische Bedeutung. Sie hängen vollständig von<br />

<strong>der</strong> gewählten Metrik ab.<br />

Vor <strong>Hipparcos</strong> waren relativistische Effekte in <strong>der</strong> optischen Astrometrie nicht von<br />

Bedeutung. <strong>Hipparcos</strong> musste die Lichtablenkung an <strong>der</strong> Sonne berücksichtigen<br />

(nur die Sonne!) und die Lorentz-Transformation richtig machen. <strong>Hipparcos</strong> konnte<br />

deshalb das sogenannte isotropic coordinate system benutzen, das eine auf die<br />

Sonne zentrierte, sphärisch symmetrische Metrik beschreibt, und in dem <strong>der</strong><br />

Lichtweg eines Photons im Sonnensystem eine Hyperbel ist.<br />

<strong>Gaia</strong> wird zusätzlich die Lichtablenkung aller Planeten und die Lichtlaufzeiteffekte<br />

innerhalb des Sonnensystems berücksichtigen müssen. Darüber später mehr.


3.2 Relativistische Lichtablenkung<br />

u<br />

Linke Seite: natural direction<br />

Rechte Seite: isotropic coordinate direction u, heliozentrischer Ort des<br />

Beobachters h O<br />

, Betrag h O<br />

, Gravitationskonstante G,<br />

Sonnenmasse S, Lichtgeschw. c, q=1 für Sterne


Zwischenbemerkung:<br />

<strong>Die</strong> Gleichung 12.10 auf <strong>der</strong> vorigen Seite (Original aus Band 3 des<br />

gedruckten <strong>Hipparcos</strong>-Katalogs) erscheint zunächst sehr fremd.<br />

Eine Herleitung findet sich in Murray 1983.<br />

Es ist eine nette Übungsaufgabe, die Gleichung 12.10 so umzuformen, dass<br />

das aus <strong>der</strong> Kursvorlesung zur Relativitätstheorie bzw. aus <strong>der</strong> Einführungsvorlesung<br />

in die Astronomie bekannte Gesetz herauskommt, nach dem díe<br />

Ablenkung des Lichts von einem Objekt, das unter dem kleinen Winkel ε neben<br />

<strong>der</strong> Sonne gesehen wird, näherungsweise proportional zu 1/sin ε ist.<br />

Eine Fortsetzung <strong>der</strong> Aufgabe besteht darin, die Lichtablenkung für ein Objekt<br />

zu berechnen, das genau am Sonnenrand steht (ε=0.5 Grad). Das ist <strong>der</strong><br />

Winkel, <strong>der</strong> bei <strong>der</strong> Sonnenfinsternis 1919 gemessen wurde und damit<br />

Einsteins Weltruhm begründete.<br />

Ein Zahlenwert dafür: GS = 1.327 10 20 m 3 s -2


Eine handliche und exakte Formel für die Lichtablenkung<br />

r<br />

2R<br />

χ<br />

d<br />

δα<br />

1+<br />

γ 4GM<br />

R 1<br />

δα = . . .<br />

2<br />

2 c R r χ<br />

2 tan<br />

2<br />

4GM<br />

if<br />

χ


3.3 Aberration; Lorentz-Transformation<br />

Ohne weitere Herleitung soll hier nur die vektorielle Form <strong>der</strong><br />

Lorentz-Transformation einer Richtung zitiert werden:<br />

Linke Seite: proper dírection<br />

Rechte Seite: natural direction, baryzentrische Geschwindigkeit des<br />

Beobachters V, Lichtgeschwindigkeit c, Abkürzung e für<br />

Eine Herleitung <strong>der</strong> Gleichung 12.7 findet sich in Murray 1983.


3.4 Ausblick, <strong>Gaia</strong><br />

<strong>Die</strong> maximale Lichtablenkung durch die Sonne, die <strong>Gaia</strong> und <strong>Hipparcos</strong> beobachten<br />

können, liegt bei ca. 4 mas = 4000 µas (bei 40 Grad Winkelabstand).<br />

<strong>Die</strong> maximale Lichtablenkung durch an<strong>der</strong>e Planeten (jeweils am Rand <strong>der</strong> Planetenscheibe)<br />

ist auf <strong>der</strong> nächsten Folie gezeigt, ebenso <strong>der</strong> Winkelabstand, bei dem die<br />

Lichtablenkung 1 µas unterschreitet.<br />

<strong>Gaia</strong> muss also die Lichtablenkung an einer größeren Anzahl von Körpern berücksichtigen.<br />

Will man das streng machen, dann ist die isotrope Metrik bzw. das isotropic<br />

coordinate system nicht mehr geeignet.<br />

Deshalb muss ein vollständig relativistisches Sonnensystemmodell mit einem geeigneten<br />

Koordinatensystem benutzt werden: <strong>Die</strong>s ist das von <strong>der</strong> IAU als Standard<br />

definierte Barycentric Reference System (BCRS), mit einer festgelegten Metrik, die<br />

durch barycentric coordinates und die barycentric coordinate time dargestellt wird.<br />

Schlimmer noch: Viele Effekte höherer Ordnung müssen bei <strong>der</strong> Berechnung des Lichtwegs<br />

durch das Sonnensystem berücksichtigt werden, z.B. die Bewegung <strong>der</strong> Körper<br />

in den paar Stunden, die das Licht im Sonnensystem unterwegs ist.<br />

Das relativistische Modell für <strong>Gaia</strong>-Messungen ist noch in Arbeit!


IAU 1991, extended in 2000:<br />

Definition of BCRS and TCB<br />

origin : Barycentre of the solar system<br />

(click for more)<br />

orientation : ICRS<br />

ds<br />

2<br />

g<br />

αβ<br />

dx<br />

α<br />

dx<br />

β<br />

g<br />

00<br />

=<br />

= − 1 +<br />

2U<br />

( t,<br />

x)<br />

(<br />

2 + O c<br />

c<br />

−4<br />

)<br />

;<br />

g<br />

0i<br />

= O(<br />

c<br />

U : gravitational potential of the masses of the solar system<br />

−3<br />

)<br />

;<br />

g<br />

ij<br />

⎛ = δ<br />

ij ⎜1<br />

+<br />

⎝<br />

2U<br />

( t,<br />

x)<br />

2<br />

c<br />

⎞<br />

⎟ +<br />

⎠<br />

O(<br />

c<br />

−4<br />

)<br />

t : barycentric coordinate time : TCB<br />

2<br />

d τ<br />

ds = −<br />

c<br />

Value of t at the origin :<br />

2<br />

2<br />

2U<br />

⎤<br />

⎢<br />

⎡ = − c ⎥<br />

⎣ ⎦<br />

2U<br />

⎤<br />

c ⎥ ⎦<br />

2<br />

2 2<br />

1 dt<br />

⎡ − 1 + dl / c<br />

2<br />

2<br />

⎢<br />

⎣<br />

On 1 Jan 0 h 0 m 0 s TAI (JD : 2443144.5 TAI) <br />

t = 1 Jan 0 h 0 m 32. s 184 ( JD 2443144.5003725 TCB)

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