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V E R M I T T L U N G S K O N Z E P T<br />

für Besucherinnen und Besucher ab 10 Jahren<br />

zum Thema<br />

„Wie vor 100 Jahren fotografiert wurde“<br />

I n t e r a k t i v e F ü h r u n g d u r c h d a s M u s e u m F o t o a t e l i e r S e i d e l , Č e s k ý K r u m l o v<br />

Český Krumlov, Foto: Josef Seidel, 1915<br />

Ort:<br />

Museum Fotoatelier Seidel<br />

Linecká 272, 381 01 Český Krumlov, Česká republika<br />

tel.: +420 380 712 354, e-mail: info@seidel.cz, www.seidel.cz<br />

Angebot:<br />

Dauerausstellung mit Führung<br />

Interaktive Führung<br />

Rahmenprogramm in Krumau und Umgebung<br />

Tato koncepce zprostředkování vznikla v rámci aktivit Austrian Czech Cultural Cooperation (<strong>AC</strong><strong>CC</strong>) Central European Cultural<br />

Cooperation EWIV (FN 2077768t) a je podporována z prostředků Jihočeského kraje a Země Horní Rakousko.


A l l g e m e i n e I n f o r m a t i o n e n<br />

Öffnungszeiten des Museums Fotoatelier Seidel:<br />

Für angemeldete Gruppen Führungen während des ganzen Jahres von Montag bis Sonntag von 9.00 bis<br />

18.00 (ausgenommen am 24.12. und am 31.12.)<br />

Eintritt für SchülerInnengruppen<br />

1h - Standard-Führung 2,- EUR / 40,- CZK / Person<br />

1,5h – 2h interaktive Führung 5,- EUR/ 80,- CZK / Person<br />

für Gruppenleiter und Begleitpersonen – freier Eintritt<br />

Die Führungen finden in deutscher und tschechischer Sprache statt.<br />

Der Eintrittspreis in Euro enthält die Gebühr für die Führung in deutscher Sprache.<br />

Gruppengröße: 10 - 40 Personen (während der Führung werden Gruppen mit 40 Personen in zwei<br />

Untergruppen geteilt)<br />

Altersgruppe: 10 – 14 Jahre<br />

Angebot für ein Rahmenprogramms in Krumau und Umgebung:<br />

siehe Anhang 3<br />

Information und Anmeldung der Führungen im Museum Fotoatelier Seidel:<br />

Museum Fotoateliér Seidel<br />

Linecká 272, 381 01 Český Krumlov, Česká republika<br />

tel.: +420 380 712 354, e-mail: info@seidel.cz, www.seidel.cz<br />

Reservierung des Rahmenprogramms, von Unterkunft und Verpflegung:<br />

Infocentrum Český Krumlov<br />

Náměstí Svornosti 2, 381 01 Český Krumlov, Česká republika<br />

tel.: +420 380 704 623 (622), e-mail: info@ckrumlov.cz, www.ckrumlov.cz/info<br />

Informationen zur Austrian Czech Cultural Cooperation: www.ac-cc.net; office@ac-cc.net<br />

Konzept:<br />

Ing. Petr Hudičák, Mgr. Zdena Mrázková, MBA, Daniel Kintzl<br />

Českokrumlovský rozvojový fond, spol. s r. o. / Krumauer Entwicklungsfonds GmbH.<br />

Mgr. Martin Jakab, Gymnasium Český Krumlov<br />

2


I M P R E S S I O N E N<br />

Museum Fotoateliér Seidel, Foto: Libor Sváček, 2008<br />

Das Museum Fotoatelier Seidel enthüllt die Geschichte der Stadt Krumau, wie sie von zwei<br />

Fotografengenerationen geschrieben wurde – dem Vater Josef und dem Sohn František Seidel. Es gibt<br />

nur wenige Orte auf der Welt, an denen sich Raum und Zeit mit derart vielfältigen Zusammenhängen<br />

vermischen. Dank der Verwandlung des hundertjährigen Fotoateliers in ein lebendiges Museum können<br />

die Besucher heute die Atmosphäre des alten Hauses und viele bereits verschwundene Winkel Krumaus<br />

und des Böhmerwaldes wiederentdecken. Im Rahmen der interaktiven Führung für Kindergruppen im<br />

Alter von 10 bis 14 Jahren können die Besucher selbst ausprobieren, „wie vor 100 Jahren fotografiert<br />

wurde“.<br />

Josef Seidel kam Ende des 19. Jahrhunderts von Nordböhmen nach Krumau. Er übernahm das hiesige<br />

Fotoatelier, aus dem er in den folgenden Jahren eine erfolgreiche Firma aufbaute, die in Zeiten ihrer<br />

Hochblüte bis zu 11 Angestellte hatte. Er wurde Vater dreier Söhne, Fotograf und Geschäftsmann aber<br />

auch eine angesehene Persönlichkeit, die sich am gesellschaftlichen und polititischen Geschehen in der<br />

Region beteiligte. Nach der Übernahme der Firma durch seinen Sohn František im Jahr 1935 begann<br />

sich die bewegte Geschichte des Landes auch auf das Leben und die Arbeit der Seidels auszuwirken.<br />

Nach dem Krieg, in dem František eingesperrt und sein Bruder Arnold erschossen wurde, wurde ein Teil<br />

der Familie nach Deutschland vertrieben, es kam die Zeit der kommunistischen Verfolgung und die<br />

Tätigkeit der Firma wurde gewaltsam beendet. Josef Seidel und sein Sohn František haben u.a. einen<br />

3


heute bereits verschwundenen Teil des tschechisch-österreichischen Grenzgebietes dokumentiert –<br />

Sehenswürdigkeiten, Dörfer und Siedlungen, die vielfach nicht mehr existieren. Das Projekt berührt<br />

auf bedeutsame Weise sowohl deutsche Fragen als auch die unglückliche Entwicklung der damaligen<br />

Tschechoslowakei in der Nachkriegsära, was sich im fotografischen Werk sowie im bewegten Schicksal<br />

der Familie Seidel widerspiegelt.<br />

Von der einzigartigen „Bild-Chronik“ des Fotoateliers Seidel sind heute - auf 140 000 Glasplatten sowie<br />

Negativen und Positiven in Form von Zelluloidfilmen - Postkartenalben, Portraits und weitere<br />

fotografische Arbeiten erhalten. Die Portraitfotos aus den Jahren 1884 – 1953 halten mehrere<br />

Generationen von Bewohnern Krumaus fest. Bestandteil der Hinterlassenschaft sind auch Alben mit<br />

<strong>Fotografie</strong>n und Ansichtskarten, die das Werk Josef und František Seidels insbesondere im Bereich der<br />

Landschaftsfotografie dokumentieren (sogenannte „Foto-Landkarten“). Es handelt sich hierbei also um<br />

eine einzigartige Sammlung historischer Aufnahmen.<br />

Im Jugendstilgebäude aus dem Jahr 1905, das bis 1949 als Einfamilienhaus mit Fotoatelier diente,<br />

ist bis heute die komplette ursprüngliche Ausstattung des Fotoateliers inklusive Dunkelkammer,<br />

Kunden- und Rechnungssbüchern und weiteren „Zeugen“ des Lebens dieser außergewöhnlichen Familie<br />

erhalten geblieben, in deren dramatischem Schicksal sich die Veränderungen der tschechisch-deutschen<br />

Städte zur Jahrhundertwende widerspiegeln.<br />

Die Rettung des Museums Fotoatelier Seidel am Beginn des 21. Jahrhunderts ist in erster Linie der<br />

intensiven tschechisch-bayrisch-österreichischen Zusammenarbeit und der Unterstützung durch die<br />

Stadt Krumau zu verdanken. Die Erneuerung und den Betrieb dieser einzigartigen Sehenswürdigkeit<br />

stellte die städtische Tochtergesellschaft Českokrumlovský rozvojový fond / Krumauer<br />

Entwicklungsfonds sicher, die auch heute noch Träger des Projektes ist. Auf diese Weise ist ein Museum<br />

entstanden, das nicht nur die beiden Fotografen und ihr Werk ehrt, sondern auch eine Chance<br />

darstellt, das Zusammenleben von Tschechen und Deutschen in einer Region zu verstehen, die einst<br />

deren gemeinsame Heimat war. Es handelt sich um ein bedeutendes internationales Projekt, das auf<br />

grundlegende Art und Weise Erkenntnis ermöglicht und an die Geschichte einer Landschaft erinnert, in<br />

der jahrelang Tschechen, Österreicher und Deutsche zusammengelebt haben.<br />

Das Projekt „Museum Fotoatelier Seidel Český Krumolv 1. - 3. Etappe wurde im Rahmen tschechischdeutsch-österreichischer<br />

Verständigung aus Miteln des EU-Programms INTERREG IIIA mitfinanziert.<br />

Gegenwärtig wird es aus Mitteln des Europäischen Fonds für Regionalentwicklung im Rahmen des Ziel-<br />

3-Programms Freistaat Bayern-Tschechische Republik 2007-2013 - „Investition in Ihre Zukunft“<br />

finanziert.<br />

4


Z U M V E R M I T T L U N G S K O N Z E P T<br />

Dieses Vermittlungskonzept ist Resultat der Zusammenarbeit des Museums Fotoatelier Seidel, der<br />

<strong>AC</strong><strong>CC</strong>, des Regionalmuseums Krumau und Mittelschulpädagogen und verfolgt das Ziel, jungen<br />

Besucherinnen und Besuchern aus Oberösterreich und Tschechien eine fotografische Manufaktur<br />

näherzubringen, die über mehr als zwei Generationen mit klassischen Methoden zeitdokumentarische<br />

<strong>Fotografie</strong>n ausgearbeitet hat. Gleichzeitig soll die kulturelle Bedeutung des Fotoarchivs des Museums<br />

Fotoatelier Seidel in Bezug auf das tschechisch-österreichisch-deutsche Grenzgebiet vorgestellt<br />

werden.<br />

Im Rahmen des Projektes <strong>AC</strong><strong>CC</strong> Cross Border Schule unterstützt die <strong>AC</strong><strong>CC</strong> seit 2008 das<br />

grenzüberschreitende Lernen von Schülerinnen und Schülern aus Oberösterreich und Südböhmen.<br />

Dieses Vermittlungskonzept kann in Verbindung mit den <strong>AC</strong><strong>CC</strong>-Arbeitsblättern<br />

- „Grenzenlose Medienwelt!“<br />

- „Ahoj – Hallo!“<br />

- "HIN UND RETOUR: Von Oberösterreich nach Südböhmen - von Südböhmen nach Oberösterreich"<br />

- "KUNST GESUCHT! Schauen und rätseln in Südböhmen und Oberösterreich"<br />

und dem Spiel "HÜBEN UND DRÜBEN. Eine kulturelle Rundreise durch Oberösterreich und Südböhmen"<br />

aber auch ohne Vorkenntnisse umgesetzt werden. Mehr Informationen zu den <strong>AC</strong><strong>CC</strong>-Arbeitsblättern für<br />

Schulen (inkl. <strong>Download</strong>) stehen in deutscher und tschechischer Sprache auf der Internetseite www.accc.net<br />

zur Verfügung 1 .<br />

Das Konzept zielt darauf ab, den Besucherinnen und Besuchern individuelle und spielerische Zugänge<br />

zur Fotoherstellung vor 100 Jahren zu ermöglichen und dabei Lehrstoff aus den Bereichen Chemie,<br />

Physik und Optik aber auch aus Geschichte und Geographie zu vermitteln (Postkartenherstellung des<br />

Fotoateliers Seidel). Das persönliche Erleben des Funktionierens eines historischen Betriebs mit<br />

tschechisch-deutschen Angestellten ermöglicht es ihnen gleichzeitig, historische Ereignisse und<br />

gegenwärtige Beziehungen besser zu verstehen. Auf diese Weise werden das eigene Entdecken und<br />

Experimentieren unterstützt und individuelle Rezeptionsmethoden trainiert.<br />

Während der Führung „Wie vor 100 Jahren fotografiert wurde“ haben die BesucherInnen<br />

Gelegenheit, selbst in Aktion zu treten, eigenständig kreativ zu arbeiten und ihre eigenen Erfahrungen<br />

mit der Geschichte einer Kunst zu machen, die in den letzten Jahrzehnten eine ähnlich stürmische<br />

Entwicklung erlebt hat wie die Landschaft und die persönlichen Schicksale im Dreiländereck<br />

Südböhmen, Oberösterreich und Bayern.<br />

1<br />

in tschechischer Sprache: http://projekt.ac-cc.net/index.php?option=com_letterman&task=view&Itemid=7&id=43<br />

in deutscher Sprache: http://projekt.ac-cc.net/index.php?option=com_letterman&task=view&Itemid=7&id=42<br />

5


I M P U L S E<br />

für Besucherinnen und Besucher von 10 bis 14 Jahren<br />

Im Museum Fotoatelier Seidel findet eine kommentierte Führung mit Erläuterungen spezialisierter<br />

Begleiter in historischer Fotografenkleidung statt. Bestandteil dieser Führung sind einzelne<br />

„interaktive Impulse“ (siehe Übersicht weiter unten). Diese „Impulse“ werden nach vorheriger<br />

Absprache je nach Anforderungen und zeitlichen Möglichkeiten der Gruppenleiter (Pädagogen)<br />

kombiniert und in die Führung integriert.<br />

Inhalt der interaktiven Führung:<br />

• Führung durch das 100 Jahre alte Fotoatelier aus dem Jahr 1905 mit Erläuterungen des<br />

Begleiters und interaktiven Elementen („Impulsen“) - Museumsführung mit Quiz<br />

• Film über die Geschichte des Fotoateliers Seidel<br />

• Eintrag der Besucher ins Kundenbuch mit klassischer Technik: Tusche und Redisfeder<br />

• <strong>Fotografie</strong>ren der Gruppe im historischen Fotoatelier<br />

• Arbeit mit einem historischen Fotoapparat<br />

• Prinzip der Arbeit mit einem Stereoskop – Vergleich mit heutiger 3D-Technologie<br />

• Herstellung von Fotogrammen mit klassischer Methode im Fotolabor<br />

• Zusammensetzung einer Zeitachse mit den wichtigsten Ereignissen der <strong>Fotografie</strong>geschichte<br />

• Zuordnung historischer und gegenwärtiger Aufnahmen auf einer Karte des Böhmerwaldes –<br />

Finden von Bild-Paaren<br />

• Schreiben einer historischen Foto-Ansichtskarte aus dem Atelier Seidel mit Tusche und<br />

Redisfeder<br />

• Gemeinsames Abschiedsfoto beim Verlassen des Museums auf der Freitreppe<br />

Museum Fotoatelier Seidel – Interieur des Fotoateliers, Foto: Libor Sváček, 2008<br />

6


Eintrag ins Kundenbuch und einleitender Film<br />

Der erste Impuls am Beginn der Führung ist die Aufteilung der Kindergruppe durch das Ziehen von<br />

Losen (historischen Visitenkarten des Fotoateliers) in zwei etwa gleich große Untergruppen (mit jeweils<br />

10 – 20 Personen) mit den Namen der beiden berühmten Fotografen aus der Familie Seidel: „Josef“ und<br />

„František“.<br />

Die erste Gruppe absolviert im ehemaligen Firmenbüro die Anmeldung für ein Gruppenfoto in Form<br />

eines Eintrags in das „neuzeitliche Kundenbuch“ des Fotoateliers (Name der Schule und Klasse inkl.<br />

Kontaktdaten mit einer historischen Redisfeder und Tusche – wie vor 100 Jahren). Gleichzeitig erfährt<br />

sie hier etwas über das Funktionieren der Administration des Fotoateliers und die Arbeit des<br />

Retuscheurs<br />

Die zweite Gruppe sieht sich im Nebenraum einen einführenden fünfminütigen Film an – einen<br />

fesselnden Exkurs in die Geschichte der ehemaligen fotografischen Manufaktur und gleichzeitig in die<br />

Lebensgeschichte zweier Generationen von Meisterfotografen, von Josef und František Seidel.<br />

Anschließend wechseln sich die Gruppen ab, sodass beide den Film sehen und ins Kundenbuch<br />

eingetragen werden.<br />

Portrait von Josef Seidel, Foto Seidel, 1933 Inserat der Firma Franz Seidel, 1937<br />

7


Gruppenfoto<br />

Als zweiter Impuls der Führung ist das <strong>Fotografie</strong>ren der BesucherInnengruppe im historischen<br />

Atelier aus den 30er-Jahren des letzten Jahrhunderts gedacht.<br />

In diesem Fall fotografieren wir die jungen Besucherinnen und Besucher mithilfe gegenwärtiger<br />

digitaler Technologie und vergleichen Gemeinsamkeiten und Unterschiede zur klassischen Technologie.<br />

Gleichzeitig können die Besucher anhand des Fotoapparats „Globika“ selbständig herausfinden, was es<br />

bedeutet, eine klassische Atelierkamera zu bedienen. Sie sehen sich Objektive, historische Optik und<br />

die damit zusammenhängende technische Ausstattung an.<br />

Im Atelier erklären wir, wie eine <strong>Fotografie</strong> entsteht, sowie Begriffe wie Mattscheibe, Linse, Kassette<br />

u.ä. Aus dem Foto, das mithilfe digitaler Technik gemacht wurde, werden umgehend Ansichtskarten<br />

hergestellt, die den Besucherinnen und Besuchern am Ende der Führung übergeben werden und die sie<br />

dann selbst mit klassischer Technik – Tusche und Redisfeder – beschreiben und sofort abschicken können<br />

– mit einer speziellen Briefmarke versehen, die Josef Seidel gewidmet ist und die sie an der Kasse<br />

des Museums kaufen können.<br />

Material: Ausstattung eines historischen Fotoateliers, Fotoapparat Globika, Digitale Fotokamera mit<br />

Stativ, Computer und Drucker, Fotopapier<br />

Hochzeitsfoto, Foto: Josef Seidel, 1930<br />

8


F Ü H R U N G D U R C H D A S M U S E U M U N D Q U I Z<br />

Die Gruppe „Josef“ (und anschließend die Gruppe „František“) absolviert eine unkonventionelle<br />

Führung durch das Museum, bei der in jedem Raum Fragen gestellt werden, die den vorhergehenden<br />

Raum betreffen – es antwortet immer die ganze Gruppe nach einer gemeinsamen Beratung:<br />

- Ausstellung zur Familie Seidel<br />

- Vorraum – Vorstellung des „Stereoskopischen Automaten“, historische Portraitfotografie ...<br />

- Ausstellung historischer fotografischer Geräte: Reisefotoapparate, Stative, Foto-<br />

Schneidemaschinen...<br />

- Dachboden: Foto-Archiv und Vorstellung von Gegenständen, die für die Fahrt zu Kunden<br />

benutzt wurden<br />

- Privatzimmer der ehemaligen Atelierbesitzer – Familienleben vor 100 Jahren<br />

- ehemalige Küche (Ausbelichtung mit Tageslicht) – Vergrößerungsapparate, Haustelefon...<br />

- bei gutem Wetter: hinterer Garten – Gemüsegarten, Obstbäume, Bienenstöcke<br />

Museum Fotoatelier Seidel - Empfangsbüro, Foto: Libor Sváček, 2008 Josef Seidel auf dem Motorrad Laurin & Klement, 1905<br />

Blöcherziehen im Böhmerwald, Foto Josef Seidel,1907<br />

Faltbalgenkamera, Beginn des 20. Jhds., Foto: Petr Klement<br />

9


D U N K E L K A M M E R<br />

Die Gruppe „František“ (und anschließend die Gruppe „Josef“) begeben sich in die Dunkelkammer, wo<br />

sie zum Beginn des letzten Jahrhunderts zurückreist und selbst eine Tätigkeit ausübt, die in diesem Teil<br />

der Firma verrichtet wurde.<br />

In der Dunkelkammer wird den BesucherInnen die klassische „Erschaffung“ einer einfachen <strong>Fotografie</strong><br />

vorgestellt. Anschließend können sie sich in der Herstellung „primitiver <strong>Fotografie</strong>n“ üben, nämlich<br />

anhand eines Fotogramms. Auf dem Arbeitstisch werden Gegenstände zur Verfügung stehen, die für die<br />

Herstellung der Fotogramme benutzt werden können.<br />

1) Auflegen der Gegenstände auf Fotopapier<br />

2) Belichtung mit elektrischem Lich<br />

3) Entwicklung in der Entwicklerlösung<br />

4) Spülung – Unterbrechung des Entwicklungsprozesses<br />

5) Fixierung im Fixierbad und Wässern<br />

6) Trocknen und Polieren<br />

In einem bestimmten Moment der Herstellung war es nötig in „absoluter Dunkelheit“ zu arbeiten.<br />

Auch diese Erfahrung erwartet die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der interaktiven Führung und zwar<br />

während des Aufwickelns des Films im Entwicklungstank. Mit den <strong>Fotografie</strong>n werden wir an<br />

historischen und neueren Geräten weiterarbeiten – das Vergrößern und Belichten gehörte zu klassischen<br />

Verrichtungen im Fotoatelier.<br />

Material: Vergrößerungsapparate, Fotopapier, Entwicklungslösung, Fixierer, Gegenstände zum Belichten<br />

(Gingko- und Ahornblätter, Farn, Kamm, Schere, Schlüssel u.ä.).<br />

Museum Fotoatelier Seidel – Fotolabor / Dunkelkammer, Foto Libor Sváček, 2008 Fotogramm mit Blättern, Jurjen Bersee, 2007<br />

10


Z E N T R U M F Ü R V E R S T Ä N D I G U N G<br />

ZEIT<strong>AC</strong>HSE – DIE ENTWICKLUNG DER FOTOGRAFIE UND MEILENSTEINE DER GESCHICHTE<br />

Mithilfe einer Zeitachse werden die BesucherInnen mit den wichtigsten Momenten in der Geschichte<br />

der <strong>Fotografie</strong> bekannt gemacht. Anschließend haben sie die Aufgabe, eine vereinfachte Zeitachse in<br />

Form eines Puzzles selbst zusammenzusetzen. Ereignissen in der Geschichte und Gegenwart der<br />

<strong>Fotografie</strong> werden auf der anderen Seite der Zeitachse weltgeschichtliche Ereignisse zugeordnet.<br />

Material: Projektor, Zeitachsen-Puzzle<br />

DAS FINDEN VON PAAREN GEGENWÄRTIGER UND HISTORISCHER POSTKARTEN AUF EINER KARTE DES<br />

BÖHMERWALDES:<br />

„HIER WOHNTE DIE GROSSMUTTER DER N<strong>AC</strong>HBARIN“<br />

Auf historischen Fotos des reichhaltigen Fotoarchivs des Museums Fotoatelier Seidel stellen wir<br />

allgemein bekannte und weniger bedeutende Gemeinden und Städte auf der tschechischen und<br />

österreichischen Seite der Grenze vor. Anschließend verdeutlichen wir deren Schicksal anhand von<br />

<strong>Fotografie</strong>n aus der Gegenwart. Viele Städtchen und Gemeinden haben sich verändert, einige<br />

Siedlungen sind aufgrund der sich überschlagenden historischen Ereignisse verschwunden. Der Kontrast<br />

einiger Foto-Paare hinterlassen einen starken Eindruck von der Gegenwart und nahen Vergangenheit.<br />

Ihr Vergleich hilft, historische Zusammenhänge zu verstehen.<br />

Das Finden von Bild-Paaren: die Besucherinnen und Besucher haben die Aufgabe, auf der Unterlage<br />

einer Landkarte gegenwärtigen Fotos von Orten mit tschechischem Namen historische Bilder mit<br />

deutschen Namen zuzuordnen.<br />

Material: Projektor, schematische Landkarte des Böhmerwaldes, gegenwärtige und historische<br />

<strong>Fotografie</strong>n<br />

DIE MODE DES BÖHMERWALDES IN HISTORISCHEN ZUSAMMENHÄNGEN<br />

Was wurde in der Zeit unserer Groß- und Urgroßmütter getragen? Im Zentrum für Verständigung (in den<br />

Räumlichkeiten des Museums) werden mithilfe von Projektion eine Reihe von <strong>Fotografie</strong>n gezeigt, die<br />

die Mode des ausgehenden 19. und der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts repräsentieren.<br />

Material: Projektor<br />

Ansichtskarte von Kájov (Gojau), Foto: Josef Seidel, gegen 1910 Damenportrait , Foto: Josef Seidel Herrenportrait, Foto: J. Seidel<br />

11


„NEUZEITLICHE“ ANSICHTSKARTEN AUS DEM MUSEUM FOTOATELIER SEIDEL<br />

Das Gruppenfoto der Besucherinnen und Besucher, das am Beginn der Führung im Atelier des Museums<br />

gemacht wurde, kann dank moderner Technologie (digitale Verarbeitung und Druck) Bestandteil des<br />

Programms sein. Die Besucherinnen und Besucher können dann selbst versuchen, mithilfe historischer<br />

Schreibgeräte – Redisfeder und Tusche – eine Ansichtskarte zu schreiben (mit dem Gruppenfoto oder<br />

einem historischen Motiv aus dem Fotoatelier Seidel). Selbstverständlich können sie das zuerst auf<br />

Papier ausprobieren und erst dann auf der Rückseite der Karte. Diese können sie dann mit einer<br />

Briefmarke mit dem Bild Josef Seidels versehen (zu kaufen an der Kasse des Museums) und gleich<br />

abschicken.<br />

GEMEINSAMES ABSCHIEDSFOTO AUF DER FREITREPPE BEIM VERLASSEN DES MUSEUMS - wird am Ende<br />

der Führung aufgenommen und per E-mail an die Schuladresse der Gruppe gesandt.<br />

Beispiele historischer Ansichtskartenmotive:<br />

Muster einer „neuzeitlichen Ansichtskarte“ aus dem Museum Fotoatelier Seidel<br />

Volary, Foto: Josef Seidel, 1915 – 1930 Gebet vor Totenbrettern im Bömerwald, Foto: Josef Seidel, 1915 – 1930<br />

12


ANHÄNGE ZU DIESEM VERMITTLUNGSKONZEPT:<br />

Anhang 1: Zeitachse<br />

Anhang 2: Museum Fotoatelier Seidel - Begleittexte zur Ausstellung (gekürzt)<br />

Anhang 3: Rahmenprogramm in Krumau und Umgebung<br />

Anhang 4 – 8: <strong>AC</strong><strong>CC</strong> Arbeitsblätter und Spiel:<br />

−<br />

−<br />

−<br />

−<br />

−<br />

„GRENZENLOSE MEDIENWELT!“<br />

„Ahoj – Hallo!“<br />

HIN UND RETOUR: Von Oberösterreich nach Südböhmen -von<br />

Südböhmen nach Oberösterreich“<br />

„KUNST GESUCHT! Schauen und rätseln in Südböhmen und<br />

Oberösterreich“<br />

Spiel „HÜBEN UND DRÜBEN. Eine kulturelle Rundreise durch<br />

Oberösterreich und Südböhmen“<br />

13


Anhang1: Zeitachse<br />

Geschichte der <strong>Fotografie</strong> Jahr Ereignisse und Entdeckungen<br />

Aristoteles konstruiert die Camera<br />

Obscura<br />

350<br />

v. Chr.<br />

356<br />

v. Chr.<br />

Geburt Alexanders des Großen<br />

Erste fixierte <strong>Fotografie</strong> -<br />

Nicephore Niécpe<br />

1826 1825 Erster Aussichtsturm aus Stein in<br />

Böhmen – auf dem Kleť bei<br />

Krumau<br />

Erstes Negativ – William Fox Talbot 1835 1837 Pferdeeisenbahn Budweis - Linz<br />

Entdeckung der Daguerrotypie –<br />

Fotoentwicklung auf einer<br />

versilberten Platte<br />

Negativ-Positiv-Verfahren – William<br />

Fox Talbot, bis heute benutzt<br />

Erstes fixiertes Negativ auf Glas<br />

mithilfe von Natriumsulfid –<br />

John Herschel, England<br />

Erstes Portraitobjektiv, reduziert<br />

die Belichtungszeit um 90% -<br />

Joseph Petzval (Wien)<br />

Entdeckung des künstlichen Lichts<br />

auf Magnesiumbasis<br />

Geburt von Josef Seidel<br />

1839<br />

Charles Goodyear entdeckt<br />

Gummi,<br />

Geburt des französischen Malers<br />

Paul Cézanne<br />

1840 Erste Briefmarke wird<br />

herausgegeben<br />

1859<br />

In London läutet zum ersten Mal<br />

der Big Ben, Geburt von Arthur<br />

Conan Doyle – Autor der<br />

Geschichten von Sherlock Holmes<br />

Erste Farbfotografie –<br />

James Maxwell<br />

Josef Seidel kommt nach Krumau 1886<br />

Erste kommerziell erfolgreiche<br />

Boxkamera der Firma Eastman<br />

Company bzw. KODAK<br />

1861 Beginn des Bürgerkriegs in den<br />

USA<br />

1888<br />

Erstes mit Verbrennungsmotor<br />

betriebens Automobil,<br />

in den USA kommt zum ersten Mal<br />

Coca Cola auf den Markt<br />

Gründung der Gesellschaft IBM,<br />

„Jack the Ripper“ mordet in<br />

London<br />

Josef Seidel erbaut ein neues<br />

Fotatelier in Krumau<br />

Autochromplatte – erster Farbfoto-<br />

Prozess, entdeckt von den Brüdern<br />

Lumière<br />

Geburt von František Seidel<br />

1. tschechische Farbfotografie –<br />

Ansichtskarte von Krumau des<br />

gebürtigen Krumauers Karl Šmirous<br />

1905 Albert Einstein formuliert die<br />

spezielle Relativitätstheorie:<br />

E=mc2<br />

1907<br />

1908<br />

In Londons Straßen fährt das erste<br />

Taxi mit Taxometer, in Frankreich<br />

fliegt der erste Helikopter<br />

Das Automobil Model „T“ von Ford<br />

kommt auf den Markt<br />

14


Geschichte der <strong>Fotografie</strong> Jahr Ereignisse und Entdeckungen<br />

Fotokamera Leica mit Kinofilm 1914 Beginn des ersten Weltkriegs<br />

Erste <strong>Fotografie</strong> des Planeten Pluto<br />

1915 1918 Ende von Österreich-Ungarn<br />

Tod von Josef Seidel 1935 Geburt von Elvis Presley<br />

Erste einäugige Spiegelreflexkamera<br />

mit 35 mm-Film<br />

1936 Olympische Spiele in Berlin<br />

Diapositiver Farbfilm von Agfacolor<br />

kommt auf den Markt<br />

1937 Erste Life-Übertragung im<br />

Fernsehen<br />

<strong>Fotografie</strong> des Fluges eines<br />

Flugschiffes von Graf Zeppelin über<br />

Krumau<br />

Erster moderner „Print“-Film für<br />

Farbmaterial von Agfacolor<br />

1938 Anbindung der Sudeten an das<br />

Deutsche Reich<br />

1939 Beginn des ersten Weltkriegs am<br />

1. September<br />

Erfindung der Holografie für das<br />

Festhalten dreidimensionaler Bilder<br />

Die Sofortbildkamera von Polaroid<br />

kommt auf den Markt<br />

Hasselblad bringt seine erste<br />

Kamera auf den Markt<br />

1947 1945 Ende des zweiten Weltkriegs und<br />

Befreiung von Krumau<br />

1948 Kommunistischer Umsturz in<br />

Tschechien, Beginn der<br />

kommunistischen Herrschaft<br />

Erfindung des <strong>CC</strong>D-Sensors 1969 Bemannte Mondlandung<br />

Erste Autofokus-<br />

Spiegelreflexkamera der Firma<br />

Minolta<br />

<strong>CC</strong>D -Sensor mit dem Parameter von<br />

einem Megapixel<br />

Hauptsächliche Benutzung der<br />

Farbfotografie – weiterhin nach dem<br />

Prinzip Negativ - Positiv<br />

1985 Die Firma Microsoft veröffentlicht<br />

die erste Version von Windows<br />

1986<br />

1989<br />

Explosion des Reaktors des<br />

Atomkraftwerkes in Tschernobyl<br />

Fall der Berliner Mauer, Ende des<br />

Kommunismus in Osteuropa<br />

Tod von František Seidel 1997 Tod von Prinzessin Diana<br />

Eröffnung des Museums Fotoatelier<br />

Seidel<br />

Fast jedes Handy hat eine<br />

eingebaute Fotokamera<br />

2008<br />

2010<br />

In den USA wird der erste<br />

afroamerikanische Präsident<br />

gewählt - Barack Obama,<br />

Olympische Spiele in Peking<br />

James Cameron dreht den Film<br />

„Avatar“ - revolutionär<br />

hinsichtlich der 3D-Technologie,<br />

Ausbruch des isländischen Vulkans<br />

Eyjafjallajökull<br />

15


Anhang 2: Museum Fotoatelier Seidel – Begleittexte zur Ausstellung (gekürzt)<br />

Eingangsbereich, Flur<br />

Die Geschichte der <strong>Fotografie</strong> auf diesem Grundstück beginnt bereits vor dem<br />

Jahr 1884, als Gotthard Zimmer neben seinem Holzatelier das Haus mit der Nr.<br />

260 (heutige Kasse) erbaut. Nach Zimmers Tod im Jahr 1887 stellt die Witwe<br />

Karolina Zimmer den Fotografen Josef Seidel ein und dieser kauft bald darauf die<br />

Firma samt Wohnhaus.<br />

Im Jahr 1905 erbaut J. Seidel das Haus Nr. 272 inklusive Atelier als neuen<br />

fotografischen Betrieb und bewohnt mit seiner Frau das ehemalige Haus von<br />

Zimmer.<br />

Postkarten und Reportagen<br />

Ein bedeutender Teil des Werkes beider Seidels besteht aus Reportagen und<br />

Postkarten. Eine Reportage über Feierlichkeiten, Umzüge oder Feiertage stellte<br />

eine Dokumentation der jeweiligen Veranstaltung dar und wurde als Serie<br />

nummerierter <strong>Fotografie</strong>n angeboten. In einer Zeit, als kaum jemand einen<br />

Fotoapparat besaß, war die Herstellung dokumentarischer <strong>Fotografie</strong>n als<br />

Dienstleistung weit verbreitet. Postkarten sind auf mehreren Originalplatten und<br />

auf zwei Bildern vertreten, die als Vorlage für eine neue Postkarte dienten. In<br />

diesem Raum sind auch Hilfsmittel für die Bienenzucht im oberen Garten hinter<br />

dem Atelier zu sehen. Ein kurzer Film des Regisseurs Karel Čtveráček enthüllt die<br />

Geschichte des <strong>Fotografie</strong>rens an diesem Ort und führt durch das Leben der<br />

Familie Seidel.<br />

Büro<br />

Empfangsraum für die Firmenkunden. Hier verabredeten sie Fototermine im<br />

Atelier oder in privater Umgebung. Hier wurden Postkarten in 31 Alben angeboten<br />

und auch Amateurfotos gesammelt. Der Raum wurde nach historischen<br />

<strong>Fotografie</strong>n eingerichtet - entsprechend dem Zustand zwischen 1930 und 1940.<br />

Hier arbeitete der Retuscheur, neben dem Fotografen die zweitwichtigste<br />

Funktion in der Firma. Auch der Buchhalter hatte hier seinen Platz. Die<br />

Originaleinrichtung des Raums stammt aus der Hinterlassenschaft der Familie<br />

Seidel. Ausgestellt sind hier auch nicht verkaufte Bestände aus dem<br />

beschlagnahmten Seidelschen Geschäft in der Stadt: Schreibgeräte, Hefte,<br />

Drucksachen, Briefpapier und Umschläge.<br />

Schlafzimmer<br />

Nach dem Tod Josef Seidels im Jahr 1935 kommt es zu einer Aufteilung des<br />

Besitzes zwischen den Söhnen und der Witwe. František und seine Mutter ziehen<br />

ins Firmengebäude, Helmut bewohnt mit seiner Familie das ehemalige Haus des<br />

Fotografen Zimmer und der jüngste Sohn Arnold bekommt ein Zimmer im Haus Nr.<br />

272. Ein derart eingerichtetes Schlafzimmer bewohnte František Seidel mit seiner<br />

Frau. Nach einer bauhistorischen Untersuchung wurden neben den mithilfe von<br />

Schablonen bemalten Wänden und der Decke auch die Möbel, der Ofen, die<br />

Lampen, der Boden und kleinere Einrichtungsgegenstände restauriert. Ähnlich<br />

verhält es sich mit allen anderen Räumen des Hauses aus dem Jahr 1905.<br />

16


Wohnzimmer<br />

Die Einrichtung des Wohnzimmers entspricht <strong>Fotografie</strong>n aus den 50er-Jahren des<br />

20. Jahrhunderts, als die Frau Josef Seidels noch lebte. Die restaurierten Möbel<br />

waren vor ihrer Erneuerung mehrere Jahrzehnte über das ganze Haus verteilt. Der<br />

funktionellen Aufteilung des fotografischen Betriebs aus dem Jahr 1905 nach zu<br />

schließen befand sich hier ein Arbeitsraum. Vermutlich ein Hinterzimmer des<br />

Labors zur Ausbelichtung mit Tageslicht.<br />

Raum zur Ausbelichtung mit Tageslicht<br />

Die auf den ersten Blick eigenartig anmutende Art der Bemalung dieses Raums<br />

entspricht seiner Entwicklung und Nutzung in unterschiedlichen Phasen der<br />

Tätigkeit der Firma, später auch der Familie. Laut den ursprünglichen Bauplänen<br />

war der Raum durch eine längs verlaufende Trennwand geteilt und die gesamte<br />

Fensterwand war verglast. Vor der Einführung elektrischer Energie war es<br />

notwendig, Fotopapier allein mit Tageslicht zu belichten. Das Papier wurde<br />

gemeinsam mit dem Negativ in einem hölzernen Kopierrahmen an einem<br />

Holzständer befestigt. Diese Vorgangsweise wird auf Bildern an der Glaswand<br />

erklärt.<br />

In diesem Raum wurde in den Boden eine Wanne zum Wässern der <strong>Fotografie</strong>n<br />

eingebaut. Diese wurde nach 1969 herausgenommen und die Öffnung mit<br />

Negativen auf Glasplatten gefüllt, zum Großteil nur Scherben. Bei der<br />

Renovierung im Jahr 2006 stieß man darauf und lagerte den Fund im<br />

Museumsdepot ein. Der Großteil der Negative war zerstört. Wie es dazu kam, ist<br />

bis heute nicht bekannt.<br />

Labor<br />

Die erhöhte Nachfrage nach Foto-Ansichtskarten und <strong>Fotografie</strong>n führte zu einer<br />

Erweiterung um einen Raum zur Ausbelichtung und zum Vergrößern. Der jüngste<br />

Raum des Hauses Nr. 262 wurde Ende der 30er-Jahre des 20. Jahrhunderts geplant<br />

und nach dem Krieg gebaut. Hier machte sich die sparsame Bauweise dieser Zeit<br />

bemerkbar: an regnerischen Tagen rann Wasser in den Raum. Auch das Dach war in<br />

schlechtem Zustand. Zu sehen sind hier zwei Geräte zum Belichten von<br />

Ansichtskarten, ein Vergrößerungsapparat sowie Schüsseln und Chemikalien in<br />

Originalverpackung. Neben einer Reihe von Waschbecken steht eine Sammlung von<br />

Entwicklungstanks für Glasnegative und auch Filme. Die gewässerten <strong>Fotografie</strong>n<br />

wurden in Trockenpressen poliert oder auf Rahmen mit gespannten Leinwänden<br />

getrocknet. Im Labor ist auch ein Film zu sehen, der zeigt, wie aufwendig das<br />

<strong>Fotografie</strong>ren war.<br />

17


Ausstattung der Firma Foto Seidel<br />

Einer der Räume im Anbau des Hauses Nr. 272 widmet sich der Ausstattung der<br />

Firma Seidel. In einer Vitrine befinden sich funktionierende Objektive und<br />

Fotoapparate. Mit einer hölzernen Plattenkamera wurden die meisten Postkarten-<br />

Fotos im Freien aufgenommen. Insbesondere für Reportagen wurde ab 1929 die<br />

Kamera Leica der Firma Leitz in Anspruch genommen. In unserem Falle eine Leica<br />

des Typs B. Ausgestellt werden auch Firmenaufzeichnungen, Angebote und<br />

Preislisten von Materialherstellern. Zu kleinen aber wichtigen Gegenständen<br />

gehören Spulen, Filter, Blenden oder eine Spritzpistole für amerikanische<br />

Retusche.<br />

Alle Seidels studierten die neueste Fachliteratur und Fachzeitschriften. Wertvoll<br />

sind die buchhalterischen Aufzeichnungen zu Preisen und Dienstleistungen. Auf<br />

einem Bildschirm sind Beispiele des fotografischen Schaffens des Fotoatelieres zu<br />

sehen, die thematisch in mehrere Gruppen aufgeteilt sind: Portraits, Postkarten,<br />

Reportagen ...<br />

Die Familie Seidel<br />

Dank der angenehmen Atmosphäre, zu der die reichbemalten Räume im ganzen<br />

Haus wesentlich beitrugen, hatten die Besucher einen zufriedenen Ausdruck im<br />

Gesicht und dadurch erleichterten sie die Arbeit des Fotografen. Dieser Raum<br />

erfüllt sämtliche Anforderungen und Empfehlungen dieser Zeit.<br />

Die ausgestellten Gegenstände und <strong>Fotografie</strong>n stehen in direkter Beziehung zur<br />

Familie Josef Seidels, seinen Söhnen und deren Familien. Hier finden sich<br />

persönliche Dokumente, Verträge und Korrespondenz neben Spielzeug und<br />

Sportgeräten der Söhne František, Helmut und Arnold. Am Beispiel von Schachteln<br />

für Negative, in denen Nähzeug aufbewahrt wurde, ist die Verschmelzung des<br />

täglichen Lebens mit der Firma zu sehen.<br />

Atelier<br />

Die einzelnen Glieder der Kette von Sehenswürdigkeiten verbinden sich gerade<br />

hier zu etwas Einzigartigem. Hier sind auf dem Xylolithboden tausende Male<br />

ausgefahrene Spuren der Originalfotoapparate zu sehen - vor Möbeln, einem<br />

Teppich und einem bemalten Hintergrund, die auf zehntausenden Negativen<br />

abgebildet sind. Diese sind im ganzen Haus gelagert und wurden über einen sehr<br />

langen Zeitraum - von 1884 bis 1952 – in einer ununterbrochenen Reihe mit<br />

Namen und Adressen der Kunden in Bücher eingetragen. Die einzigartige, gut<br />

erhaltene Glas-Konstruktion, die das Dach und eine Wand des Ateliers umfasst,<br />

sucht in ganz Europa seinesgleichen. Als Gesamtkomplex hat das Museum<br />

Fotoatelier Seidel wohl auch außerhalb Europas keine Konkurrenz.<br />

Dunkelkammer<br />

Zwei verdunkelte Räume sind für die Ausbelichtung mit elektrischem Licht<br />

eingerichtet. Sie sind mit einem Belichtungsgerät für Ansichtskarten und<br />

Vergrößerungsapparaten für unterschiedliche Negativformate ausgestattet. Aus<br />

diesem Raum kommt der Großteil der Seidelschen <strong>Fotografie</strong>n zwischen 1910 und<br />

1941 sowie der Nachkriegszeit. Die chemischen Lösungen befanden sich in großen<br />

Keramik-, ggf. in kleineren Blech- und Glaswannen. Farbiges Licht kam von der<br />

Deckenbeleuchtung und einer Reihe kleinerer Lampen mit Farbfiltern. Ein<br />

Holzgefäß enthielt Wasser, da während der Fotoherstellung die Bilder unter<br />

großem Wasserverbrauch wiederholt gewässert werden.<br />

18


Vorraum<br />

Einer der letzten Räume der Führung zeigt eine Auswahl von Atelierfotografien.<br />

Einige davon sind authentische Zeugnisse der Einrichtung des Ateliers (Möbel,<br />

Teppich, Tischtuch). Der Raum diente als Vorzimmer für das Herrichten der<br />

Kunden vor dem <strong>Fotografie</strong>ren und auch als Lager für gebrauchte Möbel. In den<br />

ersten Jahren der Arbeit im Atelier wurden hier Reserve-Hintergrundwände<br />

aufbewahrt. Ein Stereodiaprojektor zeigt den Gebrauch von Diapositiven als<br />

Vorläufer der Film- und Fernsehberichterstattung. Josef Seidel verlieh für<br />

ähnliche Projektoren mehrere Sätze von Diapositiven mit Motiven aus dem<br />

Böhmerwald, von denen einige koloriert waren.<br />

Dachboden<br />

In den Originalregalen wurden in Schachteln (oder auch ohne Verpackung)<br />

tausende von Negativen aufbewahrt. Sowohl im Winter als auch im Sommer<br />

warteten hier nach Jahrzehnten Negative auf die Herstellung neuer Abzüge<br />

anstelle verlorener Originale, auf die Herstellung von Fotos auf<br />

Keramikuntergrund als Souvenir. Daneben diente der Dachboden der Lagerung<br />

zeitweilig nicht benutzer Dinge, aber auch von Heu, Baumaterial und<br />

Sportgeräten. Hölzerne Kinderskier und -schlitten sowie weitere kleinere<br />

Gegenstände wurden an ihren Platz zurückgebracht und sind heute wieder hier zu<br />

sehen.<br />

Ïn einem der Regale sind Originalschachteln und Glasplatten gelagert und weisen<br />

auf die Menge des Materials hin, das über Jahrzehnte auf dem Dachboden<br />

aufbewahrt wurde.<br />

Eine Tabelle an der Wand des Treppenhauses zeigt, auf welche Weise die<br />

Übersiedelung der Negative ins Museumsdepot dokumentiert wurde.<br />

Abschluss der Führung - Gruppenfoto<br />

Museumsbesucher, unbekannter Fotograf Museumsbesucher, Foto: Petr Hudičák, 2009<br />

19


Anhang 3: Rahmenprogramm in Krumau und Umgebung:<br />

Vorschlag für einen eintägigen Ausflug nach Krumau<br />

Vorschlag für einen zweitägigen Ausflug nach Krumau<br />

Varante I. - Preis pro Person ab 14,- EUR / 345,- CZK:<br />

1) Ankunft in Krumau (ca. 10:00 Uhr)<br />

2) Museum Fotoatelier Seidel – Interaktive Führung<br />

3) Mittagessen (Pizzeria Granowský dvůr)<br />

4) Einstündige Raftingfahrt durch Krumau<br />

5) frei<br />

6) Abfahrt (ca. 17:00 Uhr)<br />

Varante II. - Preis pro Person ab 10,- EUR / 245,- CZK:<br />

1) Ankunft in Krumau (ca. 10:00 Uhr)<br />

2) Museum Fotoatelier Seidel – Interaktive Führung<br />

3) Mittagessen (Pizzeria Granowský dvůr)<br />

4) frei<br />

5) Grafitbergwerk (Exkursion)<br />

6) Abfahrt (ca. 17:30 Uhr)<br />

Varante III. - Preis pro Person ab 8,- EUR / 185,- CZK:<br />

1) Ankunft in Krumau (ca. 10:00 Uhr)<br />

2) Burgmuseum<br />

3) Mittagessen (Restaurant Eggenberg)<br />

4) frei<br />

5) Museum Fotoatelier Seidel – Interaktive Führung<br />

6) Abfahrt (ca. 17:30 Uhr.)<br />

1. Tag<br />

1) Ankunft in Krumau (ca. 10:00 Uhr)<br />

2) Regionalmuseum Krumau<br />

3) Mittagessen (Restaurant im Zentrum)<br />

4) Stadtführung<br />

5) frei<br />

6) Unterbringung<br />

7) Abendesen (Restaurant Eggenberg)<br />

8) Vortrag mit Film im Raum des Abendessens:<br />

a) Der Böhmerwald heute und vor 100 Jahren<br />

b) Krumau heute und vor 100 Jahren<br />

c) Film über die Firma Fotoatelier Seidel: „Wie<br />

schön die Bienen flogen“<br />

2. Tag<br />

1) Frühstück<br />

2) Museum Fotoatelier Seidel – Interaktive Führung<br />

3) Ausflug auf den Berg Kleť (3 – 5 Stunden)<br />

4) Mittagessen (Jausenpaket oder Berghütte Kleť)<br />

5) Fahrt auf Rollern vom Gipfel des Berges nach Zlatá<br />

Koruna oder Krumau<br />

6) Abfahrt (ca. 18:00 Uhr)<br />

Preis pro Person ab 29,- EUR / 710,- CZK<br />

WEITERE PROGRAMMVARIANTEN, INFORMATIONEN UND RESERVIERUNG:<br />

INFOCENTRUM ČESKÝ KRUMLOV<br />

Náměstí Svornosti 2, 381 01 Český Krumlov, Česká republika<br />

tel.: +420 380 704 622 (623), e-mail: info@ckrumlov.cz, www.ckrumlov.cz/info<br />

Preise und Angebote zum 22. 10. 2010, Änderungen vorbehalten<br />

20


Anhang 4: <strong>AC</strong><strong>CC</strong><br />

“GRENZENLOSE MEDIENWELT - SVĚT MÉDIÍ BEZ HRANIC!“<br />

<strong>Download</strong>: http://www.ac-cc.net/at/cross_border_schule (DE) http://www.ac-cc.net/cz/cross_border_schule (CZ)<br />

21


Anhang 5: <strong>AC</strong><strong>CC</strong><br />

„AHOJ – HALLO“<br />

<strong>Download</strong>: http://www.ac-cc.net/at/cross_border_schule (DE) http://www.ac-cc.net/cz/cross_border_schule (CZ)<br />

22


Anhang 6: <strong>AC</strong><strong>CC</strong><br />

„HIN UND RETOUR: Von Oberösterreich nach Südböhmen -von Südböhmen nach<br />

Oberösterreich“<br />

<strong>Download</strong>: http://www.ac-cc.net/at/cross_border_schule (DE) http://www.ac-cc.net/cz/cross_border_schule (CZ)<br />

23


Anhang 7: <strong>AC</strong><strong>CC</strong><br />

„KUNST GESUCHT! SCHAUEN UND RÄTSELN IN SÜDBÖHMEN UND OBERÖSTERREICH“<br />

<strong>Download</strong>: http://www.ac-cc.net/at/cross_border_schule (DE) http://www.ac-cc.net/cz/cross_border_schule (CZ)<br />

24


Anhang 8: <strong>AC</strong><strong>CC</strong><br />

Spiel „HÜBEN UND DRÜBEN. Eine kulturelle Rundreise durch Oberösterreich und<br />

Südböhmen“<br />

<strong>Download</strong>: http://www.ac-cc.net/at/cross_border_schule (DE) http://www.ac-cc.net/cz/cross_border_schule (CZ)<br />

25

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