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Kap. 4 Anthropogenes CO2 und Ozean

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<strong>Kap</strong>. 4 Anthropogene CO 2 Aufnahme des <strong>Ozean</strong>s 79<br />

4 Aufnahme von anthropogenem CO 2 durch den <strong>Ozean</strong><br />

• Der <strong>Ozean</strong> nimmt als grösstes der drei relativ rasch austauschenden Reservoire eine<br />

zentrale Rolle im globalen Kohlenstoffkreislauf ein <strong>und</strong> bestimmt die atmosphärische<br />

CO 2 Konzentration wesentlich auf Zeitskalen bis mehreren 1000 Jahren. Der <strong>Ozean</strong><br />

beinhaltet etwa 60 mal mehr anorganischen Kohlenstoff als die Atmosphäre. Auf<br />

Zeitskalen ab mehreren Jahrtausenden bestimmt die Wechselwirkung zwischen<br />

<strong>Ozean</strong>sedimenten (Carbonaten) <strong>und</strong> die Verwitterung von Carbonat- <strong>und</strong> Silikatgestein<br />

an Land die totale Menge C in den drei Reservoiren Atmosphäre-Biosphäre-<strong>Ozean</strong>.<br />

• Die Verteilung des Kohlenstoffs im <strong>Ozean</strong> wird durch das Zusammenspiel von<br />

physikalischen Prozessen, wie der Zirkulation, chemischen Prozessen, wie der<br />

Löslichkeit von CO 2 <strong>und</strong> der Carbonatchemie in Wasser, biologischen Prozessen, wie<br />

der Produktion <strong>und</strong> Zersetzung von organischem Material <strong>und</strong> Kalzit <strong>und</strong> Aragonit<br />

(CaCO 3 ) bestimmt.<br />

• Der ozeanische Kohlenstoffkreislauf ist eng verknüpft mit dem Zyklus von Nährstoffen<br />

wie Eisen, Phosphat, Nitrat, aber auch mit Sauerstoff <strong>und</strong> anderen Elementen.<br />

• Der <strong>Ozean</strong> ist der Ursprung von Leben. Photosynthese gibt es seit mehr als 3 . 10 9 a.<br />

Zunächst fand sie nur im Meer statt, weil die UV Strahlung an Land lebensgefährdend<br />

war, solange keine Ozonschicht existierte. Der O 2 -Partialdruck war noch lange sehr<br />

niedrig <strong>und</strong> erst zwischen etwa 2 bis 0.5 Milliarden Jahren vor heute wurde der heutige<br />

atmosphärische O 2 Gehalt erreicht. Der Hauptanteil des atmosphärischen Sauerstoffs<br />

wurde durch Photosynthese, also der Produktion organischer Materie erzeugt. Freies O 2<br />

bleibt aber nur erhalten, wenn die organische Materie nicht wieder oxidiert wird; für<br />

jedes Mol netto produziertes O 2 muss 1 Mol C org (organischen Kohlenstoffs) unoxidiert<br />

ins Sediment gehen.<br />

In diesem <strong>Kap</strong>itel werden wir uns mit der Aufnahme von anthropogenem CO 2 durch den<br />

<strong>Ozean</strong> beschäftigen.<br />

4.1 Prozesse <strong>und</strong> Modelle<br />

Die Aufnahme von anthropogenem CO 2 oder von CO 2 aus terrestrischen Quellen durch den<br />

<strong>Ozean</strong> wird auf einer Zeitskala bis 1000 Jahre durch folgende drei Prozesse reguliert:<br />

1. Gasaustausch zwischen Atmosphäre <strong>und</strong> <strong>Ozean</strong><br />

2. Kohlensäurechemie im Meerwasser<br />

3. Transport durch die Advektion, Konvektion <strong>und</strong> Diffusion in die Tiefe.<br />

• Zu 1) Die Equilibration der Oberflächenschicht mit der Atmosphäre findet auf einer<br />

typischen Zeitskala von etwa 1 Jahr statt.<br />

• Zu 2) Die Kohlensäurechemie bestimmt zusammen mit dem <strong>Ozean</strong>volumen die<br />

Aufnahmekapazität des <strong>Ozean</strong>s. Die relevanten chemische Reaktionen finden praktisch<br />

instantan statt. Wir rufen uns in Erinnerung, dass gelöster anorganischer Kohlenstoff


Einführung in den globalen Kohlenstoffkreislauf 80<br />

(dissolved inorganic carbon: DIC=[CO 2 ] + [HCO 3 - ] + [CO 3 2- ]) hauptsächlich in der<br />

Form von Bicarbonat ([HCO 3 - ] )vorkommt.<br />

• Zu 3) Der ratenlimitierende Schritt ist der Transport von „excess“ CO 2 in die Tiefe mit<br />

typischen Zeitskalen von Jahrzehnten (Thermokline) bis Jahrh<strong>und</strong>erte (Tiefsee).<br />

4.1.1 CO 2 -Austauschfluss Atmosphäre-<strong>Ozean</strong><br />

Der Netto-Gasfluss von der Atmosphäre in den <strong>Ozean</strong> ist proportional zum Konzentrationsunterschied<br />

Luft-Wasser. Die CO 2 -Konzentration im Oberflächenwasser des <strong>Ozean</strong>s drückt man<br />

oft als Partialdruck aus (pCO 2 ; Einheit z.B. μatm, wobei 1 μatm ≈ 1 ppm auf Meereshöhe).<br />

Man kann den Gasaustauschfluss pro Fläche in den <strong>Ozean</strong> darstellen als:<br />

F = kl ⋅α<br />

⋅( p<strong>CO2</strong>, a<br />

− p<strong>CO2</strong>,<br />

s) = kl ⋅(<br />

ca<br />

−cs)<br />

F = k ⋅( pCO − pCO )<br />

g 2, a 2, s<br />

Glg. 4.1<br />

wobei k l = Transferkoeffizient (bezüglich Konzentration in der flüssigen Phase), kg =<br />

Transferkoeffizient (bezüglich des Partialdrucks), α = Bunsenkoeffizient (Löslichkeit),<br />

pCO 2,a = Partialdruck von CO 2 in der Atmosphäre, pCO 2,s = effektiver Partialdruck im<br />

<strong>Ozean</strong>, d.h. der Partialdruck den CO 2 in Luft einnehmen würde, welche im Gleichgewicht mit<br />

der CO 2 Konzentration im Wasser wäre.<br />

Löslichkeit von Gasen<br />

Hier werden die Konzentrationen wie folgt ausgedrückt:<br />

p(i) Partialdruck des Gases i in der Luft (Gasphase), [p] = atm<br />

c w Konzentration des gelösten Gases im Wasser, [c w ] =<br />

( Gas;STP)<br />

ml<br />

l (Wasser)<br />

c g Konzentration des gelösten Gases in Luft, [c g ] =<br />

NB: 1 ml (Gas;STP) = (1/22'400) mol = 4,46 . 10 -5 mol.<br />

c w wird manchmal auch in mol/l(Wasser) ausgedrückt.<br />

STP = Standard Temperature and Pressure (0°C, 1 atm)<br />

ml( Gas; STP)<br />

l (Luft)


<strong>Kap</strong>. 4 Anthropogene CO 2 Aufnahme des <strong>Ozean</strong>s 81<br />

Partialdruck <strong>und</strong> Molverhältnis<br />

Die Konzentrationen von atmosphärischen Gasen werden üblicherweise als Molverhältnis<br />

(Anzahl Gasmoleküle zu Anzahl Luftmoleküle) in getrockneter Luft, χ’, angegeben.<br />

(Manchmal wird auch der Partialdruck in getrockneter Luft rapportiert.) Der Partialdruck (in<br />

μatm) <strong>und</strong> χ’ (in ppm) sind verknüpft durch:<br />

⎛ p(H<br />

⎞<br />

p i = i ⋅ ⎜ −<br />

2O)<br />

( ) '( ) 1 ⋅ P<br />

P<br />

⎟<br />

⎝ atm ⎠<br />

χ Glg. 4.2<br />

atm<br />

wobei P atm <strong>und</strong> P(H 2 O) der totale Partialdruck in der Gasphase <strong>und</strong> der Partialdruck des<br />

Wasserdampfs sind.<br />

Der Sättigungsdampfdruck von Wasser beträgt typischerweise einige Prozent des<br />

atmosphärischen Druckes. Er ist eine Funktion der Salinität S (in permil) <strong>und</strong> der Temperatur<br />

(in K) <strong>und</strong> nach Weiss <strong>und</strong> Price (1980):<br />

p<br />

(<br />

2<br />

[ 24.4543 − 67.4509 ⋅ (100 / T ) − 4.8489 ln( T /100) − 0. ⋅ S]<br />

H O) = exp<br />

000544<br />

Glg. 4.3<br />

Die Konzentration eines gelösten Gases in Wasser ist proportional zur Konzentration des<br />

Gases in der Luft. Man kann die Gaskonzentration in der Luft <strong>und</strong> im Wasser verschieden<br />

ausdrücken; je nachdem wird die Löslichkeit eines Gases verschieden definiert.<br />

Bunsen-Koeffizient, Fugazität <strong>und</strong> Löslichkeit für nichtideale Gase<br />

Der Bunsenkoeffizient α ist für ein ideales Gas definiert durch:<br />

Cw(i)= α p(i), Einheit: [ ]<br />

ml<br />

=<br />

( Gas;STP)<br />

/l(Wasser)<br />

atm<br />

α Glg. 4.4<br />

α hängt von der Temperatur <strong>und</strong> dem Salzgehalt des Wassers ab, aber praktisch nicht vom<br />

Partialdruck des Gases.<br />

Obige Beziehung gilt für ideale Gase <strong>und</strong> genügt für Edelgase oder O 2 <strong>und</strong> N 2 . Gase wie CO 2 ,<br />

N 2 O oder die CFCs weisen nicht ein ideales Verhalten auf. Anstelle des Partialdruckes, p(i),<br />

muss dann die Fugazität, f(i), in obiger Gleichung verwendet werden. Es gilt:<br />

<strong>und</strong><br />

⎡<br />

P ⎤<br />

f ( i)<br />

= p(<br />

i)<br />

⋅ exp<br />

⎢<br />

( V ( i)<br />

−Videal ( i))<br />

⋅<br />

⎥<br />

Glg. 4.5<br />

⎣<br />

RT ⎦<br />

c w<br />

= α ⋅<br />

f<br />

Glg. 4.6<br />

V(i) ist das reale Molvolumen des Gases i in Einheiten von m 3 mol -1 <strong>und</strong> V ideal (i) das<br />

Molvolumen eines idealen Gases. Die Differenz zwischen Partialdruck <strong>und</strong> Fugazität ist für<br />

CO 2 etwa 0.4% <strong>und</strong> entspricht 1.4 ppm. Dies kann je nach Anwendung wesentlich sein, da


Einführung in den globalen Kohlenstoffkreislauf 82<br />

global gemittelt eine Differenz zwischen der Fugazität von 1.4 ppm etwa einem Nettofluss<br />

von 1 GtC yr -1 entspricht. Aus praktischen Gründen wird manchmal die Korrektur, die sich<br />

aus der Nichtidealität ergibt, direkt in die Löslichkeitsfunktion, F sol (i), inkorporiert <strong>und</strong> wir<br />

erhalten:<br />

cw ( i)<br />

= Fsol<br />

( i)<br />

⋅ χ'<br />

Glg. 4.7<br />

F sol (i) ist eine Funktion der Temperatur <strong>und</strong> der Salinität.<br />

Gesetz von Henry <strong>und</strong> volumetrische Löslichkeit<br />

Für manche Anwendungen ist eine andere Formulierung günstig, bei welcher die Konzentration<br />

in der Luft <strong>und</strong> im Wasser dieselbe Einheit haben, so dass die Löslichkeit (s) dimensionslos<br />

wird. Dies ergibt das Gesetz von Henry:<br />

cw<br />

= s<br />

g<br />

c , Einheit: [ ]<br />

( Gas;STP)<br />

ml /l(Wasser)<br />

=<br />

ml( Gas;STP)/l(Gas)<br />

s Glg. 4.8<br />

Wir nennen s die (volumetrische) Löslichkeit. Bunsenkoeffizient <strong>und</strong> volumetrische<br />

Löslichkeit sind verknüpft durch:<br />

T 1 atm<br />

s =α⋅ ⋅ ⋅ Glg. 4.9<br />

273.2K 1000 ml Gas; STP /1(Gas)<br />

( )<br />

Gas<br />

relative<br />

Molekülmasse<br />

Bunsenkoeffizient<br />

⎛ ml Gas;STP/1(Wasser)<br />

α⎜<br />

⎝ atm<br />

( ) ⎟⎠<br />

⎞<br />

0° C 24° C 24° C<br />

He 4 7,8 7,4 0,80 . 10 -2<br />

Ne 20 10,1 8,6 0,94 . 10 -2<br />

N 2 28 18,3 11,8 1,28 . 10 -2<br />

O 2 32 38,7 23,7 2,58 . 10 -2<br />

Ar 40 42,1 26,0 2,83 . 10 -2<br />

Kr 84 85,6 46,2 5,03 . 10 -2<br />

Xe 131 192 99 10,8 . 10 -2<br />

CO 2 44 1437 666 0,725<br />

Tabelle 4.1: Löslichkeitsdaten in Meerwasser (Salinität 35 ‰)<br />

s


<strong>Kap</strong>. 4 Anthropogene CO 2 Aufnahme des <strong>Ozean</strong>s 83<br />

Aus der Tabelle 4.1 ersehen wir:<br />

- Die Löslichkeit der Edelgase nimmt mit steigender Molekülmasse zu.<br />

- Die Löslichkeit nimmt im allgemeinen mit steigender Temperatur ab, bei den schweren<br />

Edelgasen (<strong>und</strong> bei CO 2 ) stärker als bei den leichten.<br />

- Die volumetrische Löslichkeit s ist für CO 2 in der Grössenordnung von 1, für die<br />

anderen aufgelisteten Gase 10 -2 bis 10 -1 .<br />

Wieviel gelöstes CO 2 befindet sich im <strong>Ozean</strong>?<br />

Wir wollen nun das Verhältnis der Menge gelöstes CO 2 ([CO 2 ]) im <strong>Ozean</strong> zum<br />

atmosphärischen CO 2 -Inventar abschätzen. Dazu nutzen wir das Henrysche Gesetz <strong>und</strong><br />

betrachten die Atmosphäre <strong>und</strong> den <strong>Ozean</strong> als zwei gut gemischte Boxen, die miteinander im<br />

Lösungsgleichgewicht stehen.<br />

Wir definieren eine atmosphärische Skalenhöhe, hatm, <strong>und</strong> das dazu passende Volumen, V atm,<br />

so dass gilt: die atmosphärische Masse ist gleich der Masse, welche im Volumen V atm bei<br />

einem gleichmässigen Druck von 1 atm (Meereshöhe) Platz findet. Es ist:V atm = A h atm , mit A<br />

= Erdoberfläche <strong>und</strong> h atm ≈ 8 km = Aequivalenthöhe der Atmosphäre (≈ e-Wertshöhe des<br />

Luftdruckes).<br />

Im Lösungsgleichgewicht gilt für die Menge CO 2 in der Atmosphäre, N atm , <strong>und</strong> im <strong>Ozean</strong>,<br />

N oz :<br />

Natm = Vatm cg<br />

, N = V c = V s c<br />

N<br />

oz<br />

Voz<br />

Also: = s ,<br />

N V<br />

oz oz w oz g<br />

atm<br />

Voz = Aoz hoz, wobei Aoz = 0,7 A, hoz ≈ 4 km. Also, mit s = 1.5 (Tiefsee ist kalt!):<br />

atm<br />

N<br />

oz<br />

([CO<br />

2]) 0,7A hoz<br />

0,7 ⋅ 4km 1<br />

= s ≈1.5⋅ ≈ Glg. 4.10<br />

N (CO ) A h 8km 2<br />

atm 2 atm<br />

Die im <strong>Ozean</strong> vorhandene Menge an gelöstem CO 2 beträgt nur ca. 50 % der atmosphärischen<br />

CO 2 Menge, falls das Wasser überall mit CO 2 gesättigt wäre (d. h. wenn<br />

Lösungsgleichgewicht herrschte). Wie wir weiter oben festgehalten haben, liegt der grösste<br />

Teil des anorganischen Kohlenstoffs im <strong>Ozean</strong> nicht als gelöstes CO 2 sondern als Bicarbonat<br />

vor. Das beobachtete Verhältnis von gelöstem anorganischem Kohlenstoff (DIC) zu<br />

atmosphärischem CO 2 beträgt:<br />

N<br />

oz<br />

(DIC) 38000 GtC 63<br />

≈ ≈ Glg. 4.11<br />

N (CO ) 600 GtC 1<br />

atm 2<br />

2<br />

Damit erhalten wir als grobe Abschätzung: [CO ] ≈<br />

1 ≈1<br />

%<br />

DIC 126


Einführung in den globalen Kohlenstoffkreislauf 84<br />

Gastransferrate<br />

Eine Abschätzung der mittleren globalen Transferrate aus dem marinen 14 C Inventar<br />

Eine Abschätzung der mittleren globalen Gasaustauschrate ergibt sich mit Hilfe der 14 C<br />

Inventar-Methode. Das radioaktive Kohlenstoff 14 C wird in der Atmosphäre durch die<br />

Spallation von Stickstoff durch die kosmische Strahlung produziert, <strong>und</strong> zerfällt mit einer<br />

mittleren Lebenszeit, λ −1 , von 8267 Jahren. Der Fluss von 14 C in den <strong>Ozean</strong> muss gleich der<br />

Zerfallsrate von 14 C im <strong>Ozean</strong> (<strong>und</strong> im Sediment) sein. Den Fluss drücken wir mit Hilfe der<br />

mittleren CO 2 Konzentration <strong>und</strong> des mittleren Isotopenverhältnisses, R, in der Atmosphäre<br />

(a) <strong>und</strong> im Oberflächenwasser (s) aus:<br />

14<br />

[ ] (<br />

F = A × k × CO × R -R )<br />

a,s oz l 2 s a s<br />

,, Glg. 4.12<br />

Der Zerfall entspricht dem Produkt aus der 14 C Menge im <strong>Ozean</strong> (oz) <strong>und</strong> der Zerfallsrate, λ:<br />

14<br />

F = λ ⋅[ V ⋅ ( DIC ⋅ R )], Glg. 4.13<br />

Zerfall<br />

oz<br />

oz<br />

oz<br />

wobei V oz =A oz h oz dem <strong>Ozean</strong>volumen entspricht <strong>und</strong> (DIC oz R oz ), die mittlern 14 C<br />

Konzentration sei. Es ergibt sich:<br />

-3<br />

DICoz<br />

R<br />

oz<br />

1 2.2 mol m 0.84<br />

l<br />

=λ⋅<br />

oz⋅ ⋅ ≈ ⋅ ⋅ ⋅<br />

-3<br />

[ 2]<br />

a<br />

−<br />

s<br />

−<br />

k h 3800 m<br />

CO R R 8267 a 0.01 mol m 1 0.95<br />

k ≈20 cm h ≈1750 m a<br />

l<br />

-1 -1<br />

Glg. 4.14<br />

Diese Transferrate bezieht sich auf gelöstes CO 2 , [CO 2 ]. Da im Oberflächenozean nur etwa<br />

0.5% des DIC in der Form von [CO 2 ] vorliegt, ist die effektive Transferrate für DIC um einen<br />

Faktor 200 kleiner.<br />

-3<br />

[ CO ] 0.01 mol m<br />

2 surface<br />

-1 -1<br />

l l -3<br />

DICsurface<br />

2.0 mol m<br />

k (DIC) = k × ≈ 1750 m a ⋅ ≈ 8.75 m a<br />

Glg. 4.15<br />

Das beobachtete Inventar von bombenproduziertem 14 C im <strong>Ozean</strong> ist ebenfalls in etwa<br />

konsistent mit diesen Abschätzungen.<br />

Austauschzeit für die winddurchmischte Schicht <strong>und</strong> die Atmosphäre<br />

Die Zeit bis die Menge DIC in der winddurchmischten Oberflächenschicht, N s , mit Tiefe h s<br />

mit der Atmosphäre austauscht beträgt:<br />

N (DIC) A ⋅h ⋅DIC h 75 m<br />

τ (DIC) = = = ≈ ⋅≈8.5 a<br />

s oz s s s<br />

s -1<br />

F<br />

as(CO 2) Aoz ⋅kl ⋅[ <strong>CO2</strong> ] k<br />

l(DIC) 8.75 m a<br />

Glg. 4.16


<strong>Kap</strong>. 4 Anthropogene CO 2 Aufnahme des <strong>Ozean</strong>s 85<br />

Der Kohlenstoff in der winddurchmischten Oberflächenschicht tauscht demzufolge<br />

typischerweise innerhalb eines Jahrzehnts mit der Atmosphäre aus.<br />

Die Kohlenstoffmenge in der Atmosphäre entspricht etwa einer <strong>Ozean</strong>schicht von 68 m mit<br />

der mittleren Konzentration von 2.0 mol-C m -3 . Wir definieren eine atmosphärische<br />

Äquivalenthöhe, H atm , so dass gilt:<br />

N atm = A oz H atm DIC s Glg. 4.17<br />

Und erhalten numerisch:<br />

15<br />

1<br />

594⋅10 grammC ⋅<br />

-1<br />

N<br />

12.01 gramm mol<br />

H = = ≈68 m Glg. 4.18<br />

atm<br />

atm 14 2 -3<br />

Aoz<br />

⋅DICs<br />

3.62⋅10 m ⋅2.0 mol m<br />

Die Aufenthaltszeit von CO 2 in der Atmosphäre bezüglich Gasaustausch mit dem <strong>Ozean</strong><br />

beträgt demzufolge:<br />

τ = h<br />

≈ 69 m<br />

⋅≈ 8 a<br />

Glg. 4.19<br />

atm<br />

atm -1<br />

k<br />

l(DIC)<br />

8.75 m a<br />

Formulierungen für die Gastransferrate als Funktion der Temperatur <strong>und</strong> der<br />

Windgeschwindigkeit<br />

Für die Bestimmung lokaler Gas <strong>und</strong> CO 2 Austauschflüsse genügt ein global gemittelter Wert<br />

für die Gastransfergeschwindigkeit nicht. Messungen des Gastransfers in Windtunnel haben<br />

eine starke Abhängigkeit der Gastransferrate von der Windgeschwindigkeit, typischerweise<br />

10 m über der Wasseroberfläche, U 10 , <strong>und</strong> der Schmidtzahl, Sc, ergeben. Die Schmidtzahl<br />

entspricht dem Verhältnis aus kinematischer Viskosität der Flüssigkeit <strong>und</strong> der molekularen<br />

Diffusivität des ausgetauschten Gases. Sie erlaubt die Transferraten für verschiedene Gase<br />

<strong>und</strong> verschiedene Flüssigkeiten miteindander in Beziehung zu setzen. In der Literatur findet<br />

man eine ganze Reihe von Vorschlägen für das Formulieren der Gastransferrate als Funktion<br />

der Windgeschwindigkeit <strong>und</strong> der Schmidtzahl wieder. Eine typische Formulierung ist:<br />

Sc(T)<br />

Flüssigkeit;Gas −0.5<br />

kl<br />

= k ⋅ ( )<br />

Glg. 4.20<br />

660<br />

Es zeigt sich, dass die Gastransferrate k <strong>und</strong> damit k l mit erheblichen Unsicherheiten behaftet<br />

ist <strong>und</strong> die verschiedenen vorgeschlagenen Formulierungen sich erheblich unterscheiden. Ein<br />

f<strong>und</strong>amentales Problem, den Gastransferkoeffizient für den realen <strong>Ozean</strong> exakt zu bestimmen,<br />

liegt in der grossen räumlichen Skala des <strong>Ozean</strong>s, der sich nicht in Windtunnels nachstellen<br />

lässt, <strong>und</strong> im grossen Bereich der auftretenden Windgeschwindigkeiten. Naturgemäss ist es<br />

besonders schwierig exakte Werte für hohe Windgeschwindigkeiten zu erhalten. Bei hohen<br />

Windgeschwindigkeiten spielt das Brechen von Wellen <strong>und</strong> der Einschluss von Gasblasen im<br />

Wasser eine Rolle.


Einführung in den globalen Kohlenstoffkreislauf 86<br />

Abbildung 4.1 Gasaustauschraten für CO 2 <strong>und</strong> deren Terme als Funktion der Breite für den Atlantik <strong>und</strong> den<br />

Pazifik. Gezeigt werden zonale <strong>und</strong> jährliche Mittelwerte. Die Gasaustauschraten wurden berechnet nach<br />

Wanninkhof, 1992: k g = 0.39 u 2 (660/Sc) 0.5 F sol<br />

Gleichung Globaler C-<br />

Fluss [GtC yr -1 ]<br />

Liss&Merlivat, 1986 k=0.17 U 10 ; U 10


<strong>Kap</strong>. 4 Anthropogene CO 2 Aufnahme des <strong>Ozean</strong>s 87<br />

Wenn die Formulierungen für die Gastransferrate mit beobachteten Winddaten <strong>und</strong><br />

beobachteten pCO 2 Werten im Wasser <strong>und</strong> in der Atmosphäre kombiniert werden, lassen sich<br />

die lokalen, regionalen <strong>und</strong> globalen Kohlenstoffflüsse zwischen Atmosphäre <strong>und</strong> <strong>Ozean</strong><br />

bestimmen. Verschiedene vorgeschlagene Formulierungen ergeben einen Bereich für den C-<br />

Fluss von der Atmosphäre in den <strong>Ozean</strong> von 1 GtC yr -1 bis 3 GtC yr -1 .<br />

Die quadratische Beziehung von Wanninkhof, 1992, sowie die Beziehung von Wanninkhof<br />

<strong>und</strong> McGillis wurde skaliert, so dass die globale mittlere Transfergeschwindigkeit die globale<br />

Aufnahme von bomben-produziertem 14 C richtig wiederzugeben vermag. Trotz dieser<br />

globalen Bedingung ergeben sich erhebliche Unterschiede für den globalen C-Fluss.<br />

Unsicherheiten in der Gasaustauschrate spielen für die Modellierung der Aufnahme von<br />

anthropogenem CO 2 eine geringe Rolle, sind aber relevant für die Bestimmung des Flusses<br />

zwischen Atmosphäre <strong>und</strong> <strong>Ozean</strong> aus Messdaten <strong>und</strong> für die Modellierung der<br />

Kohlenstoffisotope.<br />

Abbildung 4.2: Der Netto CO 2 Fluss durch die <strong>Ozean</strong>oberfläche berechnet aus einer Klimatologie des CO 2<br />

Partialdrucks im Oberflächenozean. (Positive Werte: Ausgasen in die Atmosphäre)


Einführung in den globalen Kohlenstoffkreislauf 88<br />

4.1.2 Carbonatchemie<br />

Total gelöster anorganischer Kohlenstoff, DIC<br />

Kohlenstoff liegt im <strong>Ozean</strong> hauptsächlich als gelöster anorganischer Kohlenstoff vor. Die<br />

−<br />

Summe der drei anorganischen Komponenten Bicarbonat ( HCO 3 ; etwa 90%), Carbonat<br />

2−<br />

( CO3<br />

; ca. 10%) <strong>und</strong> gelöstes CO 2 (ca. 0,5%) bezeichnet man mit ∑ CO 2 oder DIC<br />

(dissolved inorganic carbon).<br />

Gelöstes CO 2 reagiert mit H 2 O zu Kohlensäure, H 2 CO 3 , welche rasch zu<br />

−<br />

HCO 3<br />

(Bicarbonat- <strong>und</strong> Carbonat-Ionen) dissoziiert. Die entsprechenden chemischen Gleichgewichte<br />

lauten:<br />

<strong>und</strong><br />

=<br />

CO 3<br />

<strong>CO2</strong> HCO<br />

+ −<br />

+ H2O<br />

↔ H2CO3<br />

↔ H +<br />

3<br />

Glg. 4.21<br />

Die Konzentration von H 2 CO 3 ist sehr gering, ~ 2 . 10 -3 der CO 2 -Konzentration, <strong>und</strong> sie ist<br />

schwierig zu messen, deshalb wird H 2 CO 3 meist zum gelösten CO 2 gerechnet:<br />

[H 2 CO 3 *]=[CO 2 ]+[H 2 CO 3 ]. Oft wird [H 2 CO 3 *] auch vereinfachend als [CO 2 ] geschrieben.<br />

− + =<br />

HCO3 ↔ H + CO3<br />

Glg. 4.22<br />

Die Gleichgewichtskonstanten dazu sind ([X] = Konzentration von X):<br />

+<br />

[ H ] ⋅<br />

−<br />

[ HCO3<br />

]<br />

1. Dissoziationskonstante der Kohlensäure:<br />

−7<br />

0°<br />

C : 6.33⋅10<br />

30°<br />

C : 10.47 ⋅10<br />

−7<br />

mol / kg<br />

mol / kg<br />

+ =<br />

[ H ] ⋅ [ CO3<br />

]<br />

2. Dissoziationskonstante der Kohlensäure: 2 =<br />

−<br />

[ HCO ]<br />

0°<br />

C :<br />

6.53⋅10<br />

−10<br />

30°<br />

C : 10.78⋅10<br />

−10<br />

mol/kg<br />

mol/kg<br />

K<br />

1 = Glg. 4.23<br />

[ H 2CO3<br />

*]<br />

K Glg. 4.24<br />

3


<strong>Kap</strong>. 4 Anthropogene CO 2 Aufnahme des <strong>Ozean</strong>s 89<br />

Abbildung 4.3: Konzentrationen im Carbonatsystem versus pH für Süsswasser.<br />

H 2 CO 3 ist eine sehr schwache Säure: Ihr Dissoziationsgrad, d. h. die relative Häufigkeit der<br />

verschiedenen Spezies, hängt von der Konzentration der Wasserstoffionen H + ab, welche<br />

meist durch den pH-Wert ausgedrückt wird:<br />

pH = - log a H (log: zur Basis 10) Glg. 4.25<br />

a H ist die Konzentration (genauer: Aktivität) der Wasserstoffionen H +) . Reines Wasser hat pH<br />

≈ 7, Meerwasser: pH ≈ 8. Aus Glg. 4.23 ergibt sich: [H 2 CO * 3 ]/[ HCO ] = [H + 3 ]/K 1 ,<br />

also: je grösser die Wasserstoffionenkonzentration (je tiefer pH), umso grösser ist das Verhältnis<br />

[H2CO * −<br />

− =<br />

3 ]/[ HCO ]. Analog: [ ] /[ ] = [H + 3<br />

HCO 3 CO 3 ]/K2. In saurem Medium (pH < 7)<br />

=<br />

ist ∑CO 2 vorwiegend als gelöstes CO 2 , in basischem Medium als CO 3 vorhanden. Mit pH~8<br />

für Meerwasser <strong>und</strong> den Werten der Dissoziationskonstanten bei 30<br />

o C ergibt sich:<br />

−<br />

⎡HCO<br />

−6<br />

⎣<br />

⎤<br />

3 ⎦ K1<br />

10<br />

= ~ 100<br />

+ −8<br />

=<br />

2 3* ⎡<br />

⎣<br />

H ⎤<br />

⎦<br />

10<br />

[ HCO ]<br />

−−<br />

⎡CO<br />

−9<br />

⎣<br />

⎤<br />

3 ⎦ K2<br />

10<br />

~ 0.1<br />

− =<br />

+ −8<br />

=<br />

⎡<br />

⎣HCO<br />

⎤ ⎡ 10<br />

3 ⎦ ⎣H<br />

⎤<br />

⎦<br />

In Meerwasser gilt damit in etwa<br />

[H CO ]:[HCO ]:[CO ] 1: 90 :10<br />

* 2<br />

2 3 3 3<br />

−<br />

Glg. 4.26<br />

− − =<br />

Glg. 4.27<br />

Alkalinität <strong>und</strong> weitere Säure-Basen Paare im Meerwasser<br />

Um die Dissoziation von CO 2 im Meerwasser zu berechnen, muss man auch noch die<br />

Gleichgewichte zwischen anderen Säuren-Basenpaaren berücksichtigen.<br />

Allgemein schreiben wir für eine Säure-Base Reaktion:<br />

− +<br />

HA ↔ A + H<br />

<strong>und</strong> für die Dissoziationskonstante:<br />

Glg. 4.28


Einführung in den globalen Kohlenstoffkreislauf 90<br />

− + −<br />

a ⋅⎡A ⎤ ⎡H ⎤⋅⎡A<br />

⎤<br />

H<br />

K =<br />

⎣ ⎦<br />

≈<br />

⎣ ⎦ ⎣ ⎦<br />

Glg. 4.29<br />

[ HA] [ HA]<br />

Ueblicherweise wird der Wert der Dissoziationskonstante als Logarithmus zur Basis 10<br />

angegeben. Korrekterweise geht nicht die Konzentration sondern die Aktivität von H + in<br />

obige Gleichung ein.<br />

Wichtig für das Carbonatsystem im <strong>Ozean</strong> sind insbesondere die Borsäure, die Kieselsäure,<br />

sowie Phosphorsäuren. Für die Borsäure gilt<br />

− +<br />

B(OH)<br />

3+ H2O ↔ B(OH)<br />

4<br />

+ H<br />

log K= -8.7<br />

Glg. 4.30<br />

Die Reaktionen der Kieselsäure sind:<br />

− +<br />

Si(OH)<br />

4<br />

↔ SiO(OH)<br />

3<br />

+ H<br />

log K= -9.5 Glg. 4.31<br />

- 2- +<br />

SiO(OH)<br />

3<br />

↔ SiO(OH)<br />

2<br />

+ H<br />

log K = -12.6 Glg. 4.32<br />

2-<br />

Die zweite Reaktion spielt im <strong>Ozean</strong> keine Rolle, da SiO(OH) 2 im <strong>Ozean</strong> bei pH~8<br />

praktisch nicht vorkommt.<br />

Die Autoprotolyse von Wasser wird berücksichtigt mit:<br />

− +<br />

HO<br />

2<br />

↔ OH + H<br />

log K= -14<br />

Glg. 4.33<br />

Der totale Gehalt an Bor skaliert sehr gut mit der Salinität, S, <strong>und</strong> es gilt:<br />

Total-Bor = [H 3 BO 3 ] + [H 4 BO - 4 ] = 416 μmol kg -1 S/35 Glg. 4.34<br />

Kieselsäure wird im Gegensatz zu Bor durch den biologischen Kreislauf umgesetzt da es von<br />

Organismen für die Bildung von Opal (SiO 2 ) verwendet wird. Die Konzentration von<br />

gelöstem Silikat ist daher, im Gegensatz zu Bor, abhängig von der biologischen Aktivität.<br />

Eine wichtige Grösse welche die Säure-Baseneigenschaften eines Mediums kennzeichnen ist<br />

die Alkalinität für basische Medien (<strong>und</strong> die Acidität für saure Medien). Die Alkalinität<br />

bezeichnet, etwas vereinfacht gesagt, die Menge an Basen, welche in einer Lösung vorhanden<br />

ist, beziehungsweise wie viel Säure man zu einer Lösung geben muss, damit die Lösung<br />

neutral wird (beziehungsweise einen Referenzwert für den pH annimmt). Die wichtigsten<br />

Basen in Meerwasser sind Bicarbonat <strong>und</strong> Carbonationen <strong>und</strong> wir können die Carbonat-<br />

Alkalinität approximativ schreiben als:<br />

2−<br />

Alk −Carb ≈ 2 ⎡CO −<br />

⎣<br />

⎤ ⎡ ⎤<br />

3 ⎦+<br />

⎣HCO3<br />

⎦<br />

Glg. 4.35<br />

Die Konzentration der Carbonationen, [CO 2- 3 ], wird mit Faktor zwei gewichtet, da es zwei H +<br />

Ionen braucht um daraus H 2 CO 3 zu formen. Berücksichtigt man noch die weiteren


<strong>Kap</strong>. 4 Anthropogene CO 2 Aufnahme des <strong>Ozean</strong>s 91<br />

vorhandenen Säure-Basenpaare, insbesondere der Borsäure ergibt sich die totale Alkalinität<br />

bezüglich der „seawater pH Skala“ (Referenzverbindungen: H 2 CO 3 , H 2 O, Si(OH) 4 , H 2 PO 4 - ):<br />

2− − − −<br />

Alk = 2 ⎡<br />

⎣CO ⎤<br />

3 ⎦+ ⎡<br />

⎣HCO ⎤<br />

3 ⎦+ ⎡<br />

⎣B( OH ) ⎤<br />

4⎦+<br />

⎡<br />

⎣OH<br />

⎤<br />

⎦<br />

− 2− 3−<br />

+ ⎡SiO( OH ) +<br />

⎣<br />

⎤ ⎤<br />

3⎦+ ⎡<br />

⎣<br />

HPO ⎤<br />

4 ⎦+ 2 ⎡<br />

⎣<br />

PO ⎤ ⎡<br />

4 ⎦−⎣ H3PO ⎤ ⎡<br />

4⎦−⎣<br />

H ⎦<br />

Glg. 4.36<br />

Warum wird die Grösse Alkalinität benutzt? Die Alkalinität kann man gut operationell<br />

messen <strong>und</strong> die Alkalinität ist eine Erhaltunggrösse bezüglich physikalischem Transport. Aus<br />

der Alkalinität kann, zusammen mit den bekannten Dissoziationskonstanten <strong>und</strong> der totalen<br />

Menge an DIC, Borsäure, etc, der Dissozierungsgrad von DIC <strong>und</strong> anderen Säuren-Basen<br />

Paaren bestimmt werden.<br />

Welche Rolle spielt die Alkalinität für die CO 2 Aufnahme? Die totale Alkalinität ist grösser<br />

als die Carbonat-Alkalinität. Die Berücksichtigung der zusätzlich vorhanden Säure-<br />

Basepaaren ergibt dann, dass die Aufnahmefähigkeit von Meerwasser für die Säure CO 2<br />

höher ist, als wenn diese zusätzliche Alkalinität vernachlässigt wird.<br />

Die Alkalinität wird durch Aufnahme von CO 2 aus der Atmosphäre nicht verändert, im<br />

Gegensatz verändert die Bildung oder Auflösung von Calzit (CaCO 3 ) die Alkalinität.<br />

Wie bestimen wir nun mit dieser Information den p<strong>CO2</strong> Partialdruck oder die Menge an<br />

Carbonationen? Es ist üblich, die totale Konzentration von DIC, Posphate, Silikat <strong>und</strong><br />

Temperatur <strong>und</strong> Salinität zusammen mit der Alkalinität zu messen oder in einem Modell als<br />

Spurenstoffe zu transportieren. Der Satz aus (i) Dissozationskonstanten, (ii) totalen<br />

Konzentrationen, <strong>und</strong> (iii) Alkalinität erlaubt dann ein Gleichungsystem aufzustellen <strong>und</strong> die<br />

Dissozierung der verschiedenen Säure-Basepaare zu bestimmen. Diese Gleichungen sind<br />

nicht-linear. Die Lösungen erhält man typischerweise mit einer iterativen numerischen<br />

Methode. Temperatur <strong>und</strong> Druckabhängigkeit der Konstanten müssen berücksichtigt werden.<br />

Abhängigkeit des CO 2 -Partialdrucks von DIC<br />

Nimmt Wasser mehr CO 2 auf, so steigt pCO 2 . Zugleich sinkt pH, <strong>und</strong> die Verhältnisse<br />

=<br />

CO 3<br />

/CO 2 <strong>und</strong> HCO 3<br />

-/CO 2 werden kleiner (siehe<br />

Abbildung 4.3); also nimmt ΣCO 2 nicht<br />

proportional zu pCO 2 zu. Die relative Zunahme von ΣCO 2 ist geringer als jene von pCO 2 .<br />

Dies wird mit Hilfe des Pufferfaktors ξ ausgedrückt:<br />

Δp<strong>CO2</strong><br />

ΔΣ<strong>CO2</strong><br />

ξ =<br />

Glg. 4.37<br />

pCO Σ<br />

2o <strong>CO2</strong><br />

o<br />

Dabei ist ΔpCO 2 = pCO 2 - pCO 2o <strong>und</strong> ΔΣCO 2 = ΣCO 2 - ΣCO 2o , wobei pCO 2o <strong>und</strong> ΣCO 2o<br />

ungestörte (z. B. vorindustrielle) Werte bedeuten. ξ lässt sich aus den Carbonatgleichgewichten<br />

<strong>und</strong> den Dissoziationsgleichgewichten von H 2 O <strong>und</strong> von weiteren vorhandenen Säuren<br />

<strong>und</strong> Basen bestimmen.


Einführung in den globalen Kohlenstoffkreislauf 92<br />

Typische Werte: Warmes Oberflächenmeerwasser: ΣCO 2 = 1980 μmol/kg, ξ = 9<br />

Kaltes Oberflächenmeerwasser: ΣCO 2 = 2160 μmol/kg, ξ = 14<br />

Mittelwert für den <strong>Ozean</strong>: ξ = 10<br />

Bis 1990 hat der atmosphärische CO 2 -Gehalt um ca. 25 % zugenommen, also hat ΣCO 2 im<br />

Oberflächenwasser - Gleichgewicht mit der Atmosphäre angenommen - um ca. 2,5 % = 50<br />

μmol kg -1 zugenommen.<br />

Der Beziehung zwischen Partialdruck <strong>und</strong> DIC ist nicht-linear. Mit steigendem p<strong>CO2</strong> wird<br />

immer weniger CO 2 im Wasser als DIC gelöst. Anders gesagt: Die Aufnahmekapazität des<br />

<strong>Ozean</strong>s sinkt prozentual mit zunehmender Grösse der atmosphärischen Störung.<br />

Abbildung 4.4: Der CO 2 Partialdrucks (links) <strong>und</strong> die Ableitung von p<strong>CO2</strong> nach DIC (rechts) gegenüber DIC.<br />

Equilibrierungszeit für die winddurchmischte Schicht bezüglich einer Störung im<br />

atmosphärischen CO 2<br />

Wegen des Pufferfaktors ist die Zeitskala bis der Oberflächenozean mit einer Störung in der<br />

Atmosphäre, δpCO 2,a ins Gleichgewicht kommt, kleiner als die Austauschzeit für die gesamte<br />

DIC Menge in der Oberflächenschicht. Zur Berechnung der Equilibrierungszeit betrachten wir<br />

die zeitliche Änderung der Störung von DIC, δDIC, in einer Box mit der Tiefe h s <strong>und</strong> Fläche<br />

A oz , die nur mit der Atmosphäre austauscht. Es gilt dann:<br />

dDIC δ<br />

Aoz ⋅hs ⋅ = Aoz ⋅kg ( δp<strong>CO2</strong>,a −δ p<strong>CO2</strong>,s<br />

)<br />

dt<br />

Wir teilen durch eine Referenzkonzentration von DIC, DIC 0 , <strong>und</strong> erweitern den rechten Teil<br />

der Gleichung mit dem Referenzpartialdruck, pCO 2 , 0 :<br />

d δDIC 1<br />

⎛δp<strong>CO2</strong>,a δpCO<br />

⎞<br />

2,s<br />

= kg⋅p<strong>CO2</strong>,0<br />

−<br />

.<br />

dt DIC0 hs⋅ DIC ⎜<br />

0<br />

p<strong>CO2</strong>,0 pCO ⎟<br />

⎝ 2,0 ⎠<br />

Der Term vor der Klammer auf der rechten Seite entspricht gerade 1/τ s (DIC) ( Glg. 4.16).<br />

Wir ersetzten die relative Änderung im Partialdruck des Oberflächenozeans mit Hilfe des<br />

Pufferfaktors <strong>und</strong> erhalten:


<strong>Kap</strong>. 4 Anthropogene CO 2 Aufnahme des <strong>Ozean</strong>s 93<br />

d δDICs<br />

1 ⎛δp<strong>CO2</strong>,a δDIC ⎞<br />

s<br />

1 ⎛1<br />

δp<strong>CO2</strong>,a<br />

δDICs = i<br />

−ξ = ξ<br />

−<br />

⎞<br />

dt DIC<br />

0<br />

τs(DIC 0) ⎜ p<strong>CO2</strong>,0 DIC ⎟<br />

0<br />

τs(DIC 0) ⎜<br />

⎝ ⎠ ⎝ξ<br />

p<strong>CO2</strong>,0 DIC ⎟<br />

0 ⎠<br />

Damit erhalten wir:<br />

τ (DIC )<br />

ξ<br />

s 0<br />

τ<br />

s(Störung,Gasaustausch)<br />

= =<br />

8.5 a<br />

9<br />

1 a<br />

⋅≈ Glg. 4.38<br />

Das bedeutet, dass für eine typische Zeitskala des anthropogenen CO 2 Anstiegs von etwa 30<br />

Jahren <strong>und</strong> wegen des langsamen Austausch Oberfläche-Tiefsee, der Oberflächenozean (nicht<br />

die Tiefsee!) relativ nahe am Gleichgewicht mit der Atmosphäre ist.<br />

Abhängigkeit des CO 2 -Partialdrucks von der Temperatur, Alkalinität, <strong>und</strong> Salinität<br />

Die chemischen Konstanten <strong>und</strong> der CO 2 Partialdruck hängen sowohl von der Temperatur wie<br />

auch von der Salinität ab. Es gelten in etwa folgende Zusammenhänge:<br />

ΔpCO<br />

p<strong>CO2</strong><br />

ΔT<br />

2<br />

= 0.0423K<br />

-1<br />

Glg. 4.39<br />

ΔpCO<br />

p<strong>CO2</strong><br />

ΔS<br />

S<br />

2<br />

= 0.94<br />

Glg. 4.40<br />

Der Partialdruck verändert sich, falls die Alkalinität verändert wird.<br />

ΔpCO<br />

p<strong>CO2</strong><br />

ΔAlk<br />

Alk<br />

2<br />

= −9.4<br />

Glg. 4.41<br />

Gasaustausch von CO 2 verändert die Alkalinität nicht. Andererseits nimmt die Alkalinität bei<br />

der Bildung von CaCO 3 aus CO 3<br />

2-<br />

<strong>und</strong> Ca 2+ ab. Dies bewirkt einen Anstieg von pCO 2 .<br />

Es lässt sich zeigen, dass in etwa gilt:<br />

2−<br />

[ CO ][ CO ] konstant<br />

2 3<br />

≈<br />

Glg. 4.42<br />

Die Bildung von CaCO 3 senkt also nicht den Partialdruck von <strong>CO2</strong>, wie man es durch den<br />

Entzug von Kohlenstoff erwarten würde (Abbildung 4.4), sondern erhöht, entgegen der<br />

Intiution, den Partialdruck. Die Absenkung der Alkalinität durch den Entzug von CO 3<br />

2-<br />

dominiert die Partialdruckänderung (Abbildung 4.5).


Einführung in den globalen Kohlenstoffkreislauf 94<br />

Abbildung 4.5: Der CO 2 Partialdruck als Funktion der Wassertemperatur <strong>und</strong> der Alkalinität.<br />

4.1.3 CO 2 -Aufnahme durch den <strong>Ozean</strong> nach langer Zeit<br />

Frage: Welcher Bruchteil des anthropogenen CO 2 wird nach Erreichung eines neuen Gleichgewichts<br />

im <strong>Ozean</strong> sein?<br />

Vorindustrielle Mengen CO 2 (resp. ΣCO 2 ) in Atmosphäre <strong>und</strong> <strong>Ozean</strong>:<br />

N a = 594 GtC (bei 280 ppm); N oz = 37'400 GtC = 63 . N a<br />

Neues Gleichgewicht: x = relative Zunahme in der Atmosphäre, ∆N a = x . N a . Mit Hilfe des<br />

Pufferfaktors folgt:<br />

Zunahme der ∑CO 2 -Menge im <strong>Ozean</strong>:<br />

ΔNoz<br />

Noz<br />

1 ΔN<br />

=<br />

ξ N<br />

a<br />

a<br />

1 ΔpCO<br />

=<br />

ξ pCO<br />

2<br />

2<br />

x<br />

=<br />

ξ<br />

Bruchteil der zusätzlichen Menge, die im Gleichgewicht in der Atmosphäre bleibt:<br />

ΔN<br />

ΔN<br />

a<br />

a<br />

+ ΔN<br />

oz<br />

=<br />

xN<br />

a<br />

+<br />

xN<br />

a<br />

( x / ξ )<br />

N<br />

oz<br />

1<br />

=<br />

N<br />

1+<br />

ξN<br />

oz<br />

a<br />

1<br />

= = 14%<br />

1+<br />

6.3<br />

Glg. 4.43<br />

Die gesamte ΣCO 2 -Menge im <strong>Ozean</strong> ist zwar r<strong>und</strong> 60 mal grösser als die CO 2 -Menge in der<br />

Atmosphäre, aber die ozeanische Aufnahmekapazität ist im chemischen Gleichgewicht nur 6<br />

mal so gross wie jene der Atmosphäre. Wegen der langen <strong>Ozean</strong>durchmischungszeit (10 2 -<br />

10 3 a) nimmt die Tiefsee nur langsam CO 2 auf, <strong>und</strong> das neue Gleichgewicht wird erst nach ca.<br />

1000 a erreicht; vorher bleibt mehr in Atmosphäre. Ein signifikanter Bruchteil des anthropogenen<br />

CO 2 bleibt also sehr lange in der Atmosphäre. Dies wird erst anders, wenn (nach<br />

Jahrtausenden) Wechselwirkung mit <strong>Ozean</strong>sedimenten eintritt, oder wenn natürliche CO 2 -Variationen<br />

sich überlagern.


<strong>Kap</strong>. 4 Anthropogene CO 2 Aufnahme des <strong>Ozean</strong>s 95<br />

4.1.4 CO 2 -Aufnahme durch den <strong>Ozean</strong>: ein einfaches Modell<br />

Ein Teil des anthropogenen CO 2 wird durch den <strong>Ozean</strong> aufgenommen. Mit einem Zweibox-<br />

Modell betrachten wir die Situation.<br />

Die CO 2 -Aufnahme wird bestimmt durch (1) Gasaustausch Atmosphäre-<strong>Ozean</strong>, (2) Mischung<br />

von Oberflächenwasser in die Tiefe (schwieriger darzustellen). Zur Vereinfachung stellen wir<br />

den <strong>Ozean</strong> als durchmischte Box dar, deren Dicke wir entsprechend der Eindringtiefe von<br />

anthropogenem CO 2 , wie sie mittels Modellen berechnet wurde, zu 500 m annehmen<br />

(entsprechende Kohlenstoffmenge: N s0 = 5'000 GtC). Durch menschliche Tätigkeiten wird<br />

CO 2 produziert (Produktionsrate P) <strong>und</strong> in die Atmosphäre emittiert; ein Teil gelangt in den<br />

<strong>Ozean</strong> (Nettofluss F). Wir wollen die zusätzlichen Mengen (Störungen) in beiden Reservoirs<br />

bestimmen.<br />

Bezeichnungen: Na = N a0 + na Menge in der Atmosphäre; na(t) = Störung<br />

N a0<br />

Vorindustrielle Menge in der Atmosphäre<br />

N s = N s0 + n s Menge im <strong>Ozean</strong><br />

Bilanzen:<br />

dN<br />

dt<br />

a<br />

dna<br />

= = P − F<br />

Glg. 4.44<br />

dt<br />

dN<br />

dt<br />

s<br />

dns<br />

= = F<br />

Glg. 4.45<br />

dt<br />

Netto-Gasaustauschfluss (k g = Gasaustauschkoeffizient, As = <strong>Ozean</strong>fläche):<br />

F = As k (p<strong>CO2</strong>a - p<strong>CO2</strong>s) = As k (Δp<strong>CO2</strong>a - Δp<strong>CO2</strong>s) Glg. 4.46<br />

Das 2. Gleichheitszeichen gilt, weil der vorindustrielle Zustand stationär war: pCO 2a0 =<br />

pCO 2s0 = pCO 20 (also auch F 0 = 0). Für die Störungen ΔpCO 2 gilt:


Einführung in den globalen Kohlenstoffkreislauf 96<br />

Δp<strong>CO2</strong>a<br />

na<br />

ΔpCO<br />

2s<br />

= ,<br />

p<strong>CO2</strong>0<br />

Na0<br />

p<strong>CO2</strong>0<br />

ns<br />

= ξ<br />

N s0<br />

Glg. 4.47<br />

Also:<br />

⎛ na n ⎞<br />

s<br />

AskpCO ⎛<br />

20<br />

Na0<br />

F= Ask⎜ p<strong>CO2</strong>0 −ξ p<strong>CO2</strong>0⎟= ⎜na<br />

−ξ n<br />

⎝Na0 Ns0 ⎠ Na0 ⎝ Ns0<br />

s<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎠<br />

Glg. 4.48<br />

F 0 = A s k pCO 20 ist der vorindustrielle Brutto-Austauschfluss, wobei<br />

N<br />

N<br />

τ = a0<br />

a0<br />

as<br />

7,5a<br />

As k p<strong>CO2</strong>0<br />

= F<br />

≈ Glg. 4.49<br />

0<br />

die mittlere Aufenthaltsdauer von CO 2 in der Atmosphäre bezüglich Austausch mit dem<br />

<strong>Ozean</strong> ist.<br />

Die Produktionsrate P(t) soll exponentiell mit der Zeit zunehmen: P(t) = P 1<br />

. e μt , wobei μ ≈<br />

1/30a. Dann gilt dieselbe Zeitabhängigkeit auch für die Störungen: n a = n a1<br />

.e μt , n s = n s1<br />

.e μt ,<br />

weil die Differentialglg. linear sind. Einsetzen ergibt:<br />

n<br />

F0 ⎛ N ⎞ ⎛<br />

⎜<br />

a0<br />

1 N<br />

= −<br />

⎟ =<br />

⎜<br />

a0<br />

na<br />

ξ ns<br />

na<br />

−ξ<br />

ns<br />

Na0<br />

⎝ Ns0<br />

⎠ τ as ⎝ Ns0<br />

μ s<br />

,<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎠<br />

oder:<br />

n<br />

s<br />

n<br />

a<br />

= Glg. 4.50<br />

Na0<br />

τ asμ<br />

+ ξ<br />

Ns0<br />

Numerisch:<br />

Mit N a0 = 594 GtC, N s0 = 5000 GtC, μ = 1/30a, τ as = 7,5a, ξ = 10: n s = 0.70 n a<br />

Zusammenhang mit Produktion: Die Summe der Störungen ist gleich der total produzierten<br />

t<br />

CO 2 -Menge (= kumulative Produktion) P cum = ∫ Pdt :<br />

−∞<br />

n + n = P<br />

a<br />

s<br />

cum<br />

Glg. 4.51<br />

Damit:<br />

n = 0.59P<br />

ns = 0. 41P<br />

a<br />

cum<br />

cum<br />

Glg. 4.52<br />

Mit unserem einfachen Modell ergibt sich also eine airborne fraction der anthropogenen CO 2 -<br />

Produktion von 59 %.


<strong>Kap</strong>. 4 Anthropogene CO 2 Aufnahme des <strong>Ozean</strong>s 97<br />

Der Netto-CO 2 -Fluss F ist gleich dem Bruttofluss in den <strong>Ozean</strong> minus dem Rückfluss in die<br />

Atmosphäre. Ohne den Rückfluss nähme der <strong>Ozean</strong> wesentlich mehr CO 2 auf. Dies sehen wir,<br />

wenn wir in Glg. 4.50 ξ = 0 setzen, entsprechend ΔpCO<br />

2s<br />

= 0 (oder Ns0<br />

= ∞ , entsprechend<br />

einer unendlich grossen <strong>Ozean</strong>senke):<br />

na<br />

ns<br />

= = 4 .0na<br />

, na<br />

= 0.20Pcum<br />

, ns<br />

= 0. 80Pcum<br />

τ asμ<br />

Wir können auch sagen, dass der Nettofluss proportional dem p<strong>CO2</strong>-Ungleichgewicht zwischen<br />

Oberflächenwasser <strong>und</strong> Atmosphäre ist. Dazu schreiben wir Glg. 4.46 als<br />

F<br />

=<br />

A<br />

s<br />

k<br />

( ) ⎜<br />

2s<br />

ΔpCO<br />

a − Δp<strong>CO2</strong>s<br />

= AskΔp<strong>CO2</strong>a<br />

−<br />

⎟ ⎝ Δp<strong>CO2</strong>a<br />

⎠<br />

⎛<br />

ΔpCO<br />

2 1 Glg. 4.53<br />

⎞<br />

Der Ausdruck vor der Klammer ist der Bruttofluss Atmosphäre → <strong>Ozean</strong>, der Ausdruck in<br />

Klammer ist der Ungleichgewichtsgrad. Wir erhalten:<br />

Δp<strong>CO2</strong>s<br />

Δp<strong>CO2</strong>a<br />

=<br />

ξ<br />

ns<br />

Na0<br />

na<br />

N s0<br />

= 0.83<br />

Der anthropogene pCO 2 -Anstieg in mittlerem Oberflächenwasser beträgt also gemäss dem<br />

vereinfachten Boxmodell 83 % des atmosphärischen.


Einführung in den globalen Kohlenstoffkreislauf 98

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