Vortragsskript
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Deutsche Pharmazeutische Gesellschaft<br />
Regionalgruppe Osnabrück<br />
Wechselwirkungen zwischen<br />
Arznei- und Nahrungsmitteln<br />
Dr. Nina Griese<br />
ZAPP der ABDA<br />
N.Griese@abda.aponet.de
Dürfen oder müssen wir Arzneimittel<br />
gleichzeitig oder unabhängig von der<br />
Nahrungsaufnahme zu uns nehmen?<br />
Beeinträchtigen Nahrungsbestandteile die<br />
Wirkungsstärke oder die Pharmakokinetik in<br />
irgendeiner Weise, wenn wir einen AS<br />
gleichzeitig mit der Nahrung zu uns nehmen?<br />
Wie könnte Nahrung mit Arzneistoffen im<br />
Körper interagieren?<br />
2
Die Nahrungsaufnahme ist ein Unsicherheitsfaktor<br />
bei der Arzneimitteltherapie.<br />
Über 300 Arzneistoffe können Wechselwirkungen mit<br />
Nahrungs- und Genußmitteln haben.<br />
Das entspricht etwa 12,5% aller Fertigarzneimittel.<br />
3<br />
Die Zahl der in Frage kommenden<br />
Nahrungsmittel und Arzneistoffe ist<br />
überschaubar, wenn man sie in Gruppen<br />
zusammenfasst
Einnahmehinweise .....<br />
4
Einnahmehinweise .....<br />
5
Einnahmehinweise .....<br />
6
Gliederung<br />
1 Pharmakokinetische Interaktionen<br />
<br />
<br />
<br />
Arzneimittel, die rasch anfluten sollen<br />
Magensaftresistente Arzneiformen<br />
WW mit speziellen Nahrungsmittel<br />
2 Pharmakodynamische Interaktionen<br />
<br />
Beispiele<br />
3 Alkohol<br />
7
Pharmakokinetische Interaktionen (1)<br />
Interaktionen im LADME-Modell<br />
‣ Liberation<br />
‣ Absorption<br />
‣ Distribution<br />
‣ Metabolisierung<br />
‣ Elimination<br />
In jeder dieser<br />
Phasen der<br />
Pharmakokinetik<br />
können<br />
Interaktionen<br />
auftreten<br />
8
Pharmakokinetische Interaktionen (2)<br />
3<br />
Plasmakonzentration<br />
2<br />
1<br />
0<br />
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10<br />
Zeit in Stunden<br />
9
Pharmakokinetische Interaktionen (3)<br />
3<br />
Plasmakonzentration<br />
2<br />
1<br />
0<br />
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10<br />
Zeit in Stunden<br />
10
Liberation/Resorption<br />
Einflüsse der Nahrung v. a. auf das Zerfallverhalten<br />
der Arzneiform und das Löseverhalten des<br />
Wirkstoffs<br />
‣ Verzögerung der Resorption durch verlängerte<br />
Verweilzeit im Magen<br />
‣ Veränderung des pH-Wertes im Magen-Darm-Trakt<br />
‣ Komplexbildung mit Nahrungsbestandteilen<br />
‣ Erhöhung der Gallesekretion<br />
‣ Veränderung des First-pass-Effektes<br />
11
Verteilung<br />
Beeinflussung der Verteilung durch:<br />
<br />
<br />
Verdrängung von Arzneistoffen aus der<br />
Eiweißbindung durch Konkurrenz um die<br />
Bindungsstellen<br />
selten bei Nahrungsmitteln, häufiger bei AS/AS<br />
Wechselwirkungen, aber nie einziger Interaktionsmechanismus<br />
einer klinisch relevanten Interaktion<br />
12
Biotransformation<br />
Beeinflussung des Metabolismus durch:<br />
<br />
Inhibition des Enzymsystems<br />
• z. B. Grapefruitsaft<br />
<br />
Induktion des Enzymsystems<br />
• z. B. Benzo[a]pyren im Tabakrauch<br />
13
Ausscheidung<br />
Beeinflussung der Elimination durch:<br />
Änderung des pH-Wertes im Urin<br />
• z. B. pflanzliche Kost<br />
Hemmung der Sekretion durch Konkurrenz<br />
um die Bindungsstellen<br />
14
Was ist beim Schlucken zu beachten?<br />
Im Liegen ohne Wasser: bis zu 90 %<br />
der oralen Arzneiformen können im<br />
Ösophagus anhaften<br />
Im Liegen mit 60 ml Wasser: bis zu 30 %<br />
können anhaften<br />
Anhaften: Gefahr von Geschwüren in der<br />
Speiseröhre<br />
15
Was ist beim Schlucken zu beachten?<br />
Für ein Passage durch die Speiseröhre mit<br />
einer 95 prozentigen Wahrscheinlichkeit:<br />
Aufgerichteter Oberkörper (mindesten 45°)<br />
<br />
Mindestens 60 ml Wasser<br />
Empfehlung:<br />
Aufgerichteter Oberkörper<br />
und 100 ml Wasser<br />
(1 Glas ≅ 200 ml)<br />
16
Vor, während oder nach dem Essen?<br />
Gibt es zuverlässige Richtlinien für den<br />
Einnahmezeitpunkt?<br />
Aus kinetischer Sicht:<br />
häufig Nüchterneinnahme sinnvoll<br />
Aus Sicht der Compliance:<br />
Verabreichung zum Essen sinnvoll<br />
17
Vor, während oder nach dem Essen?<br />
Wenn nichts dagegen<br />
spricht:<br />
Bei Akutanwendung:<br />
Magensaftresistente<br />
formstabile Arzneiformen<br />
Retardformen<br />
Zu oder nach dem Essen<br />
Nüchtern<br />
1 bis 2 h vor dem Essen<br />
Immer gleich<br />
(Beipackzettel beachten)<br />
18
Patientengewohnheiten<br />
19
Analgetika (1)<br />
Plasmakonzentrationen von Ibuprofen nach ED 400 mg (Dragee), n = 18<br />
20<br />
Wunderer H., Arzneimittel richtig einnehmen 2000
Analgetika (2)<br />
Analgetika zur akuten Schmerzbekämpfung<br />
möglichst auf nüchternen<br />
Magen und mit viel Flüssigkeit<br />
einnehmen.<br />
⇒ Effekt stärker und früher<br />
⇒ Besonders zu empfehlen:<br />
Brausetabletten!<br />
21
Antidiabetika (1)<br />
Glibenclamid (Euglucon®) 15-30 min vor<br />
dem Essen<br />
Glimepirid (Amaryl®) unmittelbar vor der<br />
1. Hauptmahlzeit<br />
Repaglinid (Novonorm®)/Nateglinid (Starlix®)<br />
unmittelbar vor einer Hauptmahlzeit<br />
22
Antidiabetika (2)<br />
Acarbose (Glucobay®) und Miglitol (Diastabol®)<br />
mit dem ersten Bissen der Mahlzeit<br />
Metformin (Glucophage®) nach dem Essen<br />
Rosiglitazon (Avandia®)/Pioglitazon (Actos®)<br />
unabhängig von den Mahlzeiten<br />
23
Magensaftresistente Arzneiformen (1)<br />
Magensaftresistente formstabile Tabletten oder<br />
Kapseln:<br />
1 bis 2 Stunden vor oder notfalls 2 bis 3<br />
Stunden nach einer Mahlzeit am besten<br />
vor dem Frühstück einnehmen<br />
24
Magensaftresistente Arzneiformen (2)<br />
Teilchen über 2 mm<br />
verlassen den Magen erst<br />
im Nüchternzustand<br />
Problem: unvorhersagbare<br />
und interindividuell stark<br />
schwankende Verzögerung<br />
der Resorption<br />
25
Magensaftresistente Arzneiformen (3)<br />
Diclofenac, magensaftresistent, monolithisch, 6 Probanden<br />
26<br />
Wunderer H., Arzneimittel richtig einnehmen 2000
Reaktion mit Nahrungsbestandteilen<br />
Bei vielen Wechselwirkungen liegen Reaktionen<br />
mit Nahrungsbestandteilen vor:<br />
Oxalaten, Alginaten, Gerbstoffe,<br />
mehrwertige Metallionen<br />
Für einige Bestandteile sind<br />
genaue Mechanismen bekannt<br />
27
Milch, Milchprodukte und Mineralwässer<br />
Calcium und zum Teil Magnesium ⇒<br />
mit einigen Arzneistoffen<br />
schwer resorbierbare Komplexe<br />
enthalten in Milch, Milchprodukten<br />
aber auch in einigen Mineralwässern<br />
und Nahrungsergänzungsmitteln<br />
in hoher Konzentration<br />
28
Antibiotika (1)<br />
Gyrasehemmer<br />
Ciprofloxacin (Ciprobay®)<br />
Norfloxacin (Barazan®)<br />
2 Stunden Abstand zu Milchprodukten<br />
(andere polyvalente Kationen!)<br />
Daneben kann es zur Verstärkung der Wirkung<br />
(Hemmung von CYP1A2) von Coffein kommen:<br />
29<br />
Patienten, die empfindlich<br />
auf Coffein reagieren,<br />
sollten Coffein meiden
Antibiotika (2)<br />
Tetracycline<br />
Tetracyclin (Achromycin®)<br />
Oxytetracyclin (Tetra-Gelomyrtol®)<br />
Nüchtern und 2 Stunden<br />
Abstand zu Milchprodukten<br />
Doxycyclin (Azudoxat®)<br />
Minocyclin (Skid®)<br />
Zur Nahrung (ulcerogen) und 2 Stunden<br />
Abstand zu Milchprodukten<br />
30<br />
(Achtung: andere polyvalente Kationen)
Bisphosphonate (1)<br />
100<br />
2 h vor 1 h vor 30 min vor mit Frühstück 2 h nach<br />
80<br />
Frel in %<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
Alendronat Clodronat Ibandronat Risedronat Tiludronate<br />
31<br />
Wunderer H., Arzneimittel richtig einnehmen 2000
Bisphosphonate (2)<br />
Alendronat (Fosamax®), Risedronat (Actonel®)<br />
morgens nüchtern nach dem Aufstehen mit einem vollen<br />
Glas Leitungswasser mind. 30 min vor dem ersten Essen od.<br />
Trinken, anderen Getränken od. Medikamenten. Nicht<br />
wieder hinlegen innerhalb von 30 min nach Einnahme.<br />
(Bedingungen Phase III)<br />
(1) Clodronat (Bonefos®),<br />
(2) Etidronat (Didronel®), Tiludronat (Skelid®)<br />
Nicht mit Milch einnehmen. 1 h (1) oder 2 h (2) vor und<br />
nach der Einnahme nichts essen.<br />
32
Bisphosphonate (3)<br />
‣ 2 Stunden Abstand zu<br />
Calcium-haltige Nahrungsmittel einschließlich<br />
Mineralwasser, Antazida und Mineralstoffpräparate<br />
‣ Um Entzündungen der Speiseröhre zu verhindern:<br />
Einnahme mit mindestens 240 ml Leitungswasser,<br />
aufrechte Körperhaltung beim Schlucken und bis<br />
mindesten 30 Min. nach der Einnahme<br />
(Empfehlung der FDA)<br />
33
Eisenpräparate<br />
Eine Reihe von Interaktionen mit Nahrungsmitteln.<br />
Zu meiden sind:<br />
Gerbstoffe (Tee, Kaffee)<br />
Milchprodukte<br />
Alginate<br />
Phytin<br />
1-2 Stunden vor oder<br />
nach dem Essen mit<br />
Vitamin C<br />
34
Grapefruit (1)<br />
Plasmakonzentration<br />
von Nisoldipin nach ED<br />
von 20 mg:<br />
mit 250 ml Wasser und<br />
250 ml Grapefruitsaft<br />
n = 12<br />
Plasmakonzentration von<br />
Lovastatin nach ED von<br />
80 mg an Tag 3:<br />
mit 200 ml Wasser und 200 ml<br />
Grapefruitsaft (doppeltkonzentriert)<br />
3 x täglich, n = 20<br />
AUC um Faktor 15,3 erhöht<br />
35<br />
Wunderer H., Arzneimittel richtig einnehmen 2000
Grapefruit (2)<br />
Mechanismus: Verminderung des First-pass-<br />
Effektes in der Dünndarmwand, v. a. durch<br />
Hemmung des Cytochrom P450 3A4.<br />
Bei den meisten Studien Grapefruitmenge<br />
höher als normal.<br />
klinische Relevanz bei vielen<br />
Substanzen nicht gesichert<br />
36
Kein Grapefruitsaft mit<br />
Dihydropyridin-Calciumanatgonisten:<br />
Nifedipin (Adalat ® ), Felodipin (Modip ® ), Nimodipin (Nimotop ® ),<br />
Nisoldipin (Baymycard ® ), Nitrendipin (Bayotensin ® ), Lacidipin (Motens ® )<br />
HMG-CoA-Reduktasehemmer<br />
Lovastatin (
Theophyllin und Rauchen<br />
Benzo[a]pyrene im Tabakrauch<br />
beschleunigen über eine Enzyminduktion<br />
den Abbau von Theophyllin.<br />
Generell bei Atemwegserkrankungen:<br />
Rauchen einstellen!!<br />
Wichtig bei Raucherentwöhnung mit<br />
Nikotinpflaster oder -kaugummi:<br />
mögliche Intoxikationen mit Theophyllin<br />
aufgrund ⇑ Plasmaspiegel<br />
38
Kontrazeptiva<br />
Bei Raucherinnen ist die Gefahr eines<br />
Herzinfarktes bzw. eines Schlaganfalls<br />
deutlich erhöht.<br />
Risiko steigt mit Lebensalter und Anzahl der<br />
Zigaretten.<br />
Besonders gefährdet:<br />
Frauen über 30<br />
(Anwendungsbeschränkung)<br />
39
Retardformulierungen<br />
Resorption wird von Galenik bestimmt<br />
Nahrung:<br />
Einfluss unabhängig von den Eigenschaften des<br />
Wirkstoffs:<br />
Steigerung oder Verminderung der<br />
Bioverfügbarkeit oder auch keinen Einfluss<br />
Einnahmeempfehlungen:<br />
Immer im gleichen Abstand zur Nahrung, wenn<br />
möglich nach Empfehlungen des Beipackzettels<br />
40
Pharmakodynamische Wechselwirkungen<br />
41
Orale Antikoagulantien und Vit. K (1)<br />
Orale Antikoagulantien vom Cumarintyp<br />
wirken als Vitamin K-Antagonisten.<br />
Vitamin-K ist für die Synthese von<br />
Blutgerinnungsfaktoren essentiell.<br />
Phenprocoumon (Marcumar®)<br />
Warfarin (Coumadin®)<br />
42
Orale Antikoagulantien und Vit. K (2)<br />
Vitamin-K reiche Nahrungsmittel:<br />
v. a. grüne Gemüse: Spinat, Grünkohl,<br />
Rosenkohl, Brokkoli<br />
Faustregel: je grüner die Pflanze, desto mehr<br />
Vitamin-K<br />
Zubereitungsmethoden haben<br />
kaum Einfluss auf Gehalt<br />
43
Orale Antikoagulantien und Vit. K (3)<br />
Während der Therapie*:<br />
Konstante Aufnahme von Vitamin K, keine<br />
abrupte Ernährungsumstellung (Obsttage)<br />
Zurückhaltung bei Lebensmittel mit hohem<br />
Vitamin K-Gehalt:<br />
u. a. Brokkoli, Grünkohl, Spinat<br />
Rosenkohl, Innereien<br />
44<br />
* Hausärztliche Leitlinie Antikoagulation, 2006
Antihypertensiva und Kochsalz<br />
Risikofaktor für die Entwicklung und die<br />
Verstärkung einer Hypertonie:<br />
kochsalzreiche Kost<br />
Kochsalzrestriktion auf<br />
4 bis 6 g Kochsalz täglich*:<br />
• frische oder tiefgefrorene Nahrungsmittel<br />
statt Konserven<br />
• kochsalzreiche Nahrungsmittel meiden<br />
45<br />
* Leitlinie zur Diagnostik und Behandlung der Arteriellen<br />
Hypertonie der Deutschen Hochdruckliga 2005
MAO-Hemmer und Tyramin (1)<br />
Tranylcypromin (Jatrosom®) irreversible Hemmung von MAO-A und -B<br />
Moclobemid (Aurorix®) reversible Hemmung von MAO-A<br />
Linezolid (Zyvodix®) reversible MAO-A und MAO-B Hemmung<br />
Selegelin (Movergan®) irreversible MAO-B Hemmung<br />
Rasagilin (Azilect®) irreversibler MAO-B-Hemmer<br />
MAO: Abbau von Aminen aus der Nahrung:<br />
Tyramin: indirektes Sympathomimetikum, entsteht<br />
hauptsächlich bei Reifeprozessen aus Tyrosin<br />
Steigerung des systolischen Blutdrucks<br />
46
MAO-Hemmer und Tyramin (2)<br />
Tyraminreiche Lebensmittel:<br />
überreifer Käse, einige Wurstsorten, manche Hefeextrakte<br />
ohne Bedeutung: Chianti, Bananen, Schokolade<br />
Beispiel: Salami 11-54 mg/100 g, Appenzeller: 22- 48 mg/100 g<br />
Tranylcypromin: Höchstens 8 mg Tyramin<br />
Moclobemid: Einnahme nach dem Essen, höchstens<br />
250 mg Tyramin<br />
Linezolid: Kritische Menge > 100 mg<br />
Selegelin, Rasagelin: Keine Einschränkung<br />
47
Alkohol und Medikamente<br />
Als Faustregel gilt:<br />
Wer Medikamente einnehmen muss,<br />
sollte keinen Alkohol trinken.<br />
48
Interaktionen mit Alkohol<br />
Interaktionsmechanismen<br />
49<br />
Pharmakokinetische Interaktionen<br />
• Beeinflussung der Metabolisierung<br />
– Alkohol<br />
– Arzneistoffe<br />
Pharmakodynamische Interaktionen<br />
• Zentral sedierende Pharmaka<br />
• Orale Antidiabetika und Insulin
Pharmakokinetische Interaktionen<br />
Veränderung der Kinetik von Ethanol oder<br />
seiner Metabolite<br />
Hemmung der gastralen Alkoholdehydrogenase<br />
Hemmung der Aldehyddehydrogenasen<br />
Veränderung der Kinetik von Arzneistoffen<br />
durch Ethanol<br />
Akuter Alkoholkonsum<br />
Chronischer Alkoholkonsum<br />
50
Veränderung der Ethanol-Kinetik<br />
induzierbar<br />
Ethanol CH 3 –CH 2 –OH<br />
Mischfunktionelle<br />
Oxidasen<br />
Alkoholdehydrogenase<br />
Acetaldehyd CH 3 –CHO<br />
Acetyl Coenzym A<br />
Aldehyddehydrogenase<br />
Zitronensäurezyklus<br />
nicht<br />
induzierbar<br />
Energie CO 2<br />
H 2 O<br />
51
Mischfunktionelle Oxidasen (1)<br />
Akuter Alkoholkonsum:<br />
Alkohol als Enzymhemmer: Verlangsamte<br />
Metabolisierung einiger Arzneistoffe:<br />
Einige AS aus der Gruppe der Barbiturate und<br />
der Benzodiazepine<br />
• Pharmakodynamische Interaktionen im<br />
Vordergrund<br />
Clomethiazol<br />
• Alkohol strikt meiden<br />
Orale Antikoagulantien<br />
• Keine klinisch relevante Interaktion<br />
52<br />
Stockley's Drug Interactions (Onlineversion)
Mischfunktionelle Oxidasen (2)<br />
Chronischer Alkoholkonsum<br />
Alkohol als Enzyminduktor: beschleunigte<br />
Metabolisierung einiger Pharmaka<br />
Orale Antikoagulantien<br />
Phenytoin<br />
Isoniazid<br />
Desipramin, Imipramin<br />
Doxycyclin<br />
53<br />
Barbiturate
Paracetamol / NSAR (1)<br />
Chronischer Alkoholkonsum: Hypothese<br />
Erhöhte mikrosomale Oxidation (CYP 2E1)<br />
54<br />
<br />
<br />
erhöhte Bildung toxischer Paracetamolmetabolite<br />
erhöhte Gefahr der Hepatotoxizität.<br />
1. Bei therapeutischen Dosen keine erhöhte Gefahr der<br />
Lebertoxizität 1<br />
2. Inzidenz der Interaktion wahrscheinlich sehr gering,<br />
Paracetamol vermeiden oder Einnahme sehr stark<br />
verringern 2<br />
Akuter Alkoholkonsum<br />
Enzyminhibition (Paracetamol)<br />
Verringerte Bildung toxischer Metabolite 3<br />
1) Dart RC et al., Am J Ther. 2000, 7 (2), 123 – 34, 2) Stockley's Drug Interactions<br />
(Onlineversion) 3) Prescott L., Br J Clin Pharmacol 2000, 49, 291-301
Paracetamol / NSAR (2)<br />
Verstärkung der erosiven Wirkung auf die<br />
Magenschleimhaut möglich, erhöhtes Risiko<br />
für Magenblutungen<br />
ASS / antiphlogistische Dauertherapie:<br />
gelegentlicher Alkoholkonsum erlaubt.<br />
Schmerztherapie bei Alkoholabhängigen 1<br />
55<br />
Keine Kombinationspräparate<br />
Paracetamol<br />
• Sicherstes OTC, Therapie der 1. Wahl bei<br />
Osteoarthritis<br />
NSAR: vorsichtige, möglichst niedrige<br />
Dosierung<br />
1) Dart RC, Am J Manag Care, 2001, 7 (19 Suppl), S. 597 - 601
Aldehyddehydrogenase<br />
Disulfirameffekt:<br />
Hemmung der Aldehyddehydrogenase ⇒<br />
Unverträglichkeitsreaktionen aufgrund<br />
Acetaldehydakkumulation<br />
‣ Disulfiram<br />
Metronidazol<br />
Ketoconazol, Griseofulvin<br />
Sulfonylharnstoffe (außer bei<br />
Chlorpropamid sehr selten)<br />
56<br />
Williams CS et al., Ann Pharmacother. 2000, 34, 255 – 7<br />
Stockley's Drug Interactions (Onlineversion)
Antibiotika<br />
Weit verbreitete Annahme: bei Einnahme<br />
Alkoholgenuss problematisch<br />
Kein Grund zur generellen Vorsicht bei allen<br />
Antibiotika<br />
Vorsicht bei:<br />
<br />
<br />
<br />
Isoniazid<br />
Metronidazol<br />
Cephalosporine (betroffene AS in Deutschland nicht<br />
mehr im Handel)<br />
Doxycyclin (chronischer Alkoholkonsum) 1<br />
<br />
Erythromycinethylsuccinat (nur in Säften)<br />
57<br />
1) Neuvonen PJ et al., Int J Clin Pharmacol Biopharm (1976) 14, 303–7.
Pharmakodynamische Interaktionen<br />
Zusammen mit zentral sedierenden<br />
Pharmaka:<br />
verstärkte sedierende Wirkung,<br />
Beeinträchtigung der psychomotorischen<br />
Leistungsfähigkeit<br />
Gefahr der verringerten Fahrtüchtigkeit<br />
Sedierende Antihistaminika versus nicht sedierende<br />
Trizyklische Antidepressiva: Amitriptylin > Doxepin > Desipramin,<br />
Imipramin,<br />
Clomipramin<br />
58<br />
Stockley's Drug Interactions (Onlineversion)
Diabetes und Alkohol (1)<br />
Alkohol hemmt die hepatische Gluconeogenese<br />
⇒ Blutzuckerspiegel sinken<br />
Gefahr einer Unterzuckerung über mehrere<br />
Stunden (vor allem nachts!)<br />
Verringerte Wahrnehmung der Hypoglykämie<br />
Zusätzlich bei Metformin: erhöhte Gefahr der<br />
Laktatazidose<br />
Kontraindikation: Alkoholismus<br />
59
Diabetes und Alkohol (2)<br />
Kein generelles Alkoholverbot für Diabetiker<br />
Die tägliche Alkoholmenge sollte 10 g bei<br />
Frauen / 20 g bei Männer nicht überschreiten<br />
(1 bis 2 Gläser eines alkoholischen Getränks).<br />
Alkohol nur zu einer Mahlzeit, um schwere<br />
Hypoglykämien zu vermeiden.<br />
Kohlenhydratreiche alkoholische Getränke<br />
vermeiden<br />
60<br />
Empfehlungen der Deutschen Diabetes-Gesellschaft (DDG), 2005
Alkoholhaltige Arzneimittel<br />
Arzneimittel-Warnhinweis-Verordnung<br />
Drei verschiedene Stufen: in der<br />
Datenbank nur Warnung bei Stufe 3:<br />
> 3 g Ethanol in der maximalen<br />
Einzelgabe<br />
61
Kommunikation<br />
Sprechen Sie mit Ihren Patienten über klinisch<br />
relevanten Wechselwirkungen mit Alkohol<br />
Generelles Verbot: kann bei Vielen nur zu<br />
unbegründeten Schuldgefühlen führen<br />
Warnhinweis häufig im Beipackzettel:<br />
<br />
Gefahr, dass Patienten die Einnahme der Tablette<br />
auslassen oder verschieben<br />
Bei Nachfrage:<br />
<br />
bei den meisten Arzneimitteln geringe Alkoholmengen<br />
etwa 1-2 Glas Bier, Wein oder Sekt am Tag zulässig<br />
62
Literatur<br />
Arzneimittel richtig einnehmen, Horst<br />
Wunderer, Govi-Verlag 2000<br />
Pharmazeutische Zeitung<br />
DAZ<br />
College of Agriculture<br />
FDA<br />
Der Arzneimittelbrief 1997, S. 89 - 91<br />
Z.Allg.Med.2002,78, E. Verspohl<br />
63
Das Netzwerk<br />
• Mailing-Liste zur Pharmazeutischen<br />
Betreuung/Hausapotheke<br />
• Bereits mehr als 3.800 Nutzer!<br />
• Mehr Infos unter www.abda.de<br />
Rubrik Themen: Pharmazeutische Betreuung<br />
64
Wochenendworkshops 2007<br />
20./21.10 Oktober MünchenM<br />
10./11. November Dresden<br />
24./25. November Hamburg<br />
Informationen unter: http://www.abda.de/betreu_wews.html<br />
65
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!<br />
66
Gastrale Alkoholdehydrogenase<br />
Enzymhemmung ⇒<br />
verringerter First-pass-Effekt von Ethanol ⇒<br />
erhöhte Blutalkoholkonzentrationen:<br />
H 2 -Rezeptorantagonisten, ASS<br />
Nicht bei größeren Alkoholmengen<br />
Geringe Ethanolmengen: Gefahr ⇒<br />
früher eintretende Fahrunsicherheit (⇑ Wirkung),<br />
Überschreitung der Promillegrenze<br />
Keine ausreichenden Daten für<br />
einen generellen Warnhinweis<br />
67<br />
Monroe M. et al., The Annals of Pharmacotherapy (2001), 35, 918- 24,<br />
Stockley's Drug Interactions (Onlineversion)
Zusammenfassung<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
68<br />
Wenn nichts dagegen spricht: AM zu oder<br />
nach dem Essen mit einem Glas Wasser<br />
Bei Akuttherapie Arzneimittel bevorzugt<br />
nüchtern einnehmen<br />
Retardformulierungen immer im gleichen<br />
Abstand zur Nahrung<br />
Magensaftresistente, monolithische AF immer<br />
nüchtern, 1 bis 2 Stunden vor der Mahlzeit<br />
(z. B. Monoflam ® )
Gliederung (2)<br />
Pharmakokinetische Interaktionen<br />
Arzneimittel, die rasch anfluten sollen<br />
Magensaftresistente Arzneiformen<br />
69<br />
Interaktionen mit speziellen Nahrungsmittel<br />
Pharmakodynamische Interaktionen<br />
Beispiele