swwAusg5-2013-1 - R·B·B Aluminium Profiltechnik AG
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Photovoltaik<br />
U N T E R N E H M E N<br />
Der Systemgedanke überzeugt<br />
Ein Industriezulieferer nutzt seine Erfahrungen im<br />
Solarmarkt – das ist im Kern die Geschichte der<br />
quickFix-Montagesysteme von RBB <strong>Aluminium</strong>.<br />
Was hinter dem Konzept steckt, zeigt sich<br />
beispielhaft an drei Supermärkten in Luxemburg.<br />
Eigenes Testfeld: Gebäude<br />
der RBB <strong>Aluminium</strong> <strong>AG</strong><br />
Foto: RBB<br />
Teilansicht der 540-kW-<br />
Anlage in Redange,<br />
Luxemburg<br />
Fotos (2): Ralf Ossenbrink<br />
Das Unternehmen aus Wallscheid in der<br />
südlichen Eifel ist nicht nur Hersteller von<br />
<strong>Aluminium</strong>profilen, sondern versteht sich als<br />
Anbieter von Systemlösungen. Die RBB <strong>Aluminium</strong><br />
<strong>AG</strong> wurde 1986 gegründet und beschäftigt heute 185<br />
Mitarbeiter – ihr Spezialgebiet ist die Oberflächenbehandlung<br />
und mechanische Bearbeitung von Strangpressprofilen.<br />
<strong>Aluminium</strong>profile selbst stellt das<br />
Unternehmen in Deutschland nicht her, hat sich aber<br />
über Beteiligungen an <strong>Aluminium</strong>werken den Zugang<br />
zu jenem Material gesichert, aus dem in Wallscheid<br />
Systemlösungen gefertigt und vertrieben werden.<br />
Der Bereich Solarsysteme entwickelte sich etwa<br />
ab dem Jahr 2000 als Teil der Sparte Industrieprodukte<br />
und hat sich vor einigen Jahren als eigenständiges<br />
Geschäftsfeld etabliert. Im Mittelpunkt stehen inzwischen<br />
die Flachdach-Montagesysteme quickFix<br />
für die klassische Süd- und quickFix Duo für die Ost/<br />
West-Ausrichtung. Auslöser für diese Eigenentwicklung<br />
waren negative Erfahrungen: Als in den Jahren<br />
2006 bis 2009 die ersten eigenen PV-Anlagen auf den<br />
Hallendächern in Wallscheid entstanden, waren die<br />
RBB-Fachleute mit der Logistik und dem Montageablauf<br />
bei den verwendeten Systemen unzufrieden,<br />
berichtet der Leiter des Solarbereichs Stefan Schwarz:<br />
„Wir haben uns gesagt: Das können wir besser!“<br />
Damals stieß Dipl.-Ingenieur (FH) Guido Raskop<br />
als neuer technischer Leiter zum Team, und in Zusammenarbeit<br />
mit der RWTH Aachen (Windkanaltest)<br />
und dem TÜV Rheinland (Zertifizierung) entstand das<br />
eigene und selbst vermarktete Konzept quickFix. RBB<br />
setzt dabei ausschließlich auf <strong>Aluminium</strong> und Edelstahl,<br />
montiert das System zugunsten einer möglichst<br />
kurzen Montagezeit weitgehend vor und bietet<br />
eine statische Berechnung zu jedem Projekt. Das<br />
System ist reduziert auf eine überschaubare Zahl von<br />
Elementen: Grundprofile mit fest montierter Modulstütze<br />
(15 oder 20° Neigung) werden mit Verbindungsprofilen<br />
zu einem stabilen Feld vernetzt. Für die<br />
Ballastierung liefert RBB genormte Betonelemente<br />
samt Halter mit, die ohne Kontakt zur Dachhaut auf<br />
den Grundelementen verbaut werden. Die Grundprofile<br />
sind mit Bautenschutzelementen ausgestattet,<br />
die für sicheren Stand sorgen und den ungehinderten<br />
Abfluss von Regen- und Schmelzwasser ermöglichen.<br />
Beim Südsystem geben auf den Modultyp<br />
abgestimmte Rückwände den Montageabstand vor,<br />
für die gesamten Arbeiten ist nur ein 6-mm-Inbuss-<br />
Werkzeug erforderlich. Optional liefert RBB eine<br />
Paketlösung zur Führung der Kabel mit.<br />
Qualität im Fokus<br />
Ein reiner Preiswettbewerb ist mit einem aufwendig<br />
entwickelten und gefertigten System nicht zu gewinnen,<br />
räumt Stefan Schwarz ein. Doch darum gehe es<br />
in diesem Marktsegment auch gar nicht: „Obwohl wir<br />
durch unsere gesamte Leistung auf den ersten Blick<br />
nicht der preiswerteste Anbieter sind, ist die Resonanz<br />
von Anfang an gut – und wenn wir Kunden überzeugt<br />
haben, kommen sie in der Regel immer wieder.“<br />
Als wichtige Kundengruppe nennt Schwarz mittelständische<br />
Unternehmen, denen es um Umweltschutz<br />
oder Eigenversorgung geht, und die auf dem<br />
eigenen Dach eine hohe Anlagenqualität einfordern.<br />
Damit die auch über einen langen Betriebszeitraum<br />
gewährleistet bleibt, prüft RBB die Dacheigenschaften<br />
wie Oberfläche und Lastreserven und fertigt einen<br />
projektbezogenen Standsicherheitsnachweis an.<br />
Sein Unternehmen könne zudem schnell reagieren,<br />
betont Stefan Schwarz: „Ein Projekt kommt rein,<br />
heute weiß noch niemand, wo die Installateure morgen<br />
arbeiten. In dieser Situation können wir mit unserem<br />
Know-how und dem großen Lagerbestand ad hoc<br />
starten und schnell liefern.“ Zum Logistikkonzept gehören<br />
ein eigener Fuhrpark und ein auf Langwaren –<br />
die Profile kommen mit bis zu 6 m Länge auf die<br />
80<br />
Sonne Wind & Wärme 05/<strong>2013</strong>
Ladefläche – spezialisierter Hausspediteur. Geliefert<br />
wird europaweit und somit natürlich auch in das<br />
Nachbarland Luxemburg.<br />
Hand in Hand<br />
Dort hat RBB mit dem Unternehmen Solartec gleich<br />
drei Projekte auf den Dächern von Cactus-<br />
Supermärkten realisiert, insgesamt entstand eine<br />
Solarstromkapazität von 1,6 MW. Die drei Projekte in<br />
den Orten Bascharage (738 kW), Ingeldorf (340 kW)<br />
und Redange (517 kW) wurden je nach Größe in zwei<br />
bis vier Bauabschnitte aufgeteilt. Die Projektentwicklung<br />
samt Lieferplanung erfolgte in enger Absprache<br />
mit dem Kunden Solartec und dem Investor Cactus.<br />
Für das Handelsunternehmen mit knapp 4.000 Mitarbeitern<br />
stehen beim Thema Solarstrom der Schutz<br />
der Umwelt und eine nachhaltige Entwicklung im<br />
Vordergrund, auch wenn die Eigenversorgung sich im<br />
Großherzogtum noch nicht als Modell etabliert hat.<br />
Investoren konnten 2012 noch auf Volleinspeisung zu<br />
32 Ct/kWh über 15 Jahre bauen. Seit dem Jahreswechsel<br />
ist die Förderung allerdings auf 30 kW<br />
Anschlussleistung pro Anlage und Katasterpunkt<br />
beschränkt.<br />
In Redange, der Größe nach die mittlere der drei<br />
Cactus-Anlagen, hat die Montage drei Wochen gedauert.<br />
Frank Steichen, Verkaufsleiter bei Solartec, lobt<br />
dabei die Logistik seines Lieferanten: „Wir hatten im<br />
Umfeld des Supermarkts keinen Platz für einen Kran<br />
und durften den Lieferverkehr nicht stören. Durch die<br />
Aufteilung in Bauabschnitte und die Lieferung auf Abruf<br />
war die Logistik kein Problem.“ Schon schwieriger<br />
stellte sich die Zwischenlagerung auf dem Dach dar,<br />
wo zu hohe Punktlasten vermieden werden mussten.<br />
Für das System quickFix, das hier in reiner Südausrichtung<br />
zum Einsatz kommt, spricht aus Sicht<br />
von Solartec die in der Handhabung einfache Montage<br />
der Elemente zu einem stabilen Flächenverbund<br />
mit durchlaufenden Traversen und die Hinterlüftung<br />
der Module, die bei diesem Projekt von Kyocera<br />
stammen. Kyocera ist einer der Hersteller, die ihre<br />
Produkte für eine Klemmung an der kurzen Modulseite<br />
freigeben, wie es bei quickFix aus konstruktiven<br />
Gründen obligatorisch ist. Frank Steichen zieht eine<br />
positive Bilanz der Installations arbeiten: „Die Montage<br />
geht sehr schnell mit diesem System, schneller als<br />
wir dachten. Es ist eher ein Problem, die Sachen aufs<br />
Dach zu bekommen als sie zu montieren!“<br />
Das gilt zumindest für den mechanischen Teil, danach<br />
bestehe noch ein hoher Aufwand an elektrischen<br />
Anschlussarbeiten, „die man nicht sieht“. Was man<br />
sehr wohl sieht, ist das Solartec-Logo, das RBB in die<br />
Seitenteile der Unterkonstruktion geprägt hat – ein<br />
Service-Bonbon für Kunden, mit dem der <strong>Aluminium</strong>-<br />
Spezialist einen eher ideellen Mehrwert schaffen will.<br />
Gute Planung führt zum Erfolg<br />
die Belastbarkeit des Daches nach der Anlagenstellfläche,<br />
nicht einfach nach der gesamten Fläche –<br />
somit ist die Berechnung statisch deutlich aussagekräftiger.“<br />
Überhaupt habe man sich über einige gemeinsame<br />
Projekte gut eingespielt. Ein Beispiel: Der<br />
Betreiber der Supermärkte legte Wert darauf, dass<br />
die Abflüsse auf dem Dach unverändert bleiben.<br />
Solartec hat im Vorfeld genaue Aufmaße übermittelt,<br />
die bei RBB in die Detailplanung des Solarkraftwerks<br />
eingeflossen sind. Ein spezielles Sicherheitselement<br />
bei den Cactus-Anlagen sind sogenannte Feuerwehr-<br />
Modulanschlusskästen im Modulfeld. Damit lassen<br />
sich Strings unter Last abschalten, was im Brandfall<br />
wichtig ist, aber auch über Fernwirkung wieder einschalten,<br />
was nach einem Fehlalarm die Wiederinbetriebnahme<br />
erleichtert. Nebenbei sehen die Solartec-<br />
Fachleute in dieser Schalteinrichtung eine praktische<br />
Hilfe, wenn Wechselrichter getauscht werden müssen.<br />
In Anbetracht der neuen Förderrichtlinien in<br />
Luxemburg stellt sich für Solartec inzwischen die Frage,<br />
ob noch größere Anlagen wie bei Cactus zu realisieren<br />
sind. Frank Steichen ist durchaus optimistisch,<br />
dass sich auch hier der Trend in Richtung Eigenversorgung<br />
durchsetzt: „Für Schulen und Unternehmen<br />
planen wir Anlagenkonzepte mit Speichern auch<br />
oberhalb von 30 kW, die also nicht mehr einspeisen<br />
dürfen.“ Anlagen mit Speichern können sich, so seine<br />
Einschätzung, nach heutigem Stand über 20 Jahre<br />
Betriebszeit rechnen, wenn man nach zehn Jahren<br />
den Austausch der Batterien einplant. Über die Unterkonstruktion<br />
jedenfalls müssen sich die Kunden<br />
während dieses Zeitraums keine Gedanken machen,<br />
ist Steichen sicher.<br />
Ralf Ossenbrink<br />
Der Schatten bei tiefstehender<br />
Sonne wurde von den Planern<br />
berücksichtigt.<br />
Weitere Informationen:<br />
RBB <strong>Aluminium</strong> <strong>Profiltechnik</strong> <strong>AG</strong>:<br />
www.rbb-aluminium.de;<br />
www.rbb-quickfix.de<br />
Solartec: www.solartec.lu<br />
Cactus Supermärkte: www.cactus.lu<br />
Ein wichtiger Pluspunkt ist aus Sicht von Steichen die<br />
Zusammenarbeit bei der Anlagenplanung mit RBB<br />
<strong>Aluminium</strong>: „Unser Partner berechnet – wie auch wir –<br />
Sonne Wind & Wärme 05/<strong>2013</strong> 81