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Geschichte der Stadtmission Arheilgen - Diedrichs Engineering ...

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Stami I 1 (3.11.97)<br />

Dieses Heft ist inweiten Passagen gleich dem Buch<br />

DAS TAT GOTT<br />

ebenfalls von Helmut K. <strong>Diedrichs</strong><br />

GOTTES WEGE<br />

ZUR GEMEINSCHAFT<br />

Ein Gang durch die<br />

<strong>Geschichte</strong> und Vorgeschichte <strong>der</strong><br />

Ev. <strong>Stadtmission</strong> Darmstadt-<strong>Arheilgen</strong> e.V.<br />

innerhalb <strong>der</strong> Gemeinschaftsbewegung<br />

von<br />

Helmut K. <strong>Diedrichs</strong><br />

im Auftrag <strong>der</strong><br />

Evangelischen <strong>Stadtmission</strong>, Darmstadt-<strong>Arheilgen</strong><br />

Herausgegeben Darmstadt-<strong>Arheilgen</strong> 1998<br />

Satz:<br />

Druck:<br />

Nachdruck nur bei Quellenangabe und Genehmigung des<br />

Verfassers<br />

Geleitwort<br />

„Gottes Wege zur Gemeinschaft"<br />

(von <strong>der</strong> <strong>Stadtmission</strong>)


Stami I 3 (3.11.97)<br />

V O R W O R T<br />

„Gott ist treu. Durch ihn seid ihr berufen zur Gemeinschaft seines Sohnes Jesus Christus unseren Herrn." 1.<br />

Kor. 1,9<br />

Gottes Wege mit den Menschen beginnen mit dem Hören auf Seinen Ruf in die persönliche Gemeinschaft<br />

mit Jesus Christus, <strong>der</strong> da sagte: „Ich bin <strong>der</strong> Weg, die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater<br />

(=Gott), denn durch mich." Menschen in diese Lebensgemeinschaft zu führen, darin sah die<br />

Gemeinschaftsbewegung ihren Auftrag in Kirche und Welt. Ihre Spuren auf Gottes Wegen in <strong>der</strong><br />

<strong>Geschichte</strong>, ganz beson<strong>der</strong>s in <strong>Arheilgen</strong>, aufzudecken hat dem Verfasser viel Freude bereitet.<br />

In <strong>der</strong> großen Linie, von <strong>der</strong> frühesten Vergangenheit bis in die Gegenwart, wurden Gottes Wege deutlich<br />

und manche Personen in <strong>der</strong> Erinnerung neu lebendig. Sie sind uns heute noch ein Vorbild und ihnen<br />

nachzueifern wäre ein großer Gewinn<br />

Für einen guten Überblick ist <strong>der</strong> Text chronologisch durch Jahreszahlen und gegebenenfalls mit<br />

Ortsangaben am linken Rand in Fettdruck gekennzeichnet. Damit soll ein besserer Vergleich des<br />

Zeitgeschehens ermöglicht werden. Um den geschichtlichen Überlieferungen möglichst nahe zu kommen,<br />

wurde <strong>der</strong> damalige Sprachstil teilweise mit aufgenommen Wörtliche Zitate sind in Anfiihrungszeichen<br />

gesetzt.<br />

„Gedenket eurer Lehrer, die euch das Wort Gottes gesagt haben, schaut ihren Wandel an, und folgt ihrem<br />

Glauben nach." (Hebr. 13,7)<br />

Darmstadt-<strong>Arheilgen</strong>, im<br />

Helmut K. <strong>Diedrichs</strong>


Stami I 4 (3.11.97)<br />

INHALTSVERZEICHNIS<br />

Seite<br />

Das tat Gott! 7<br />

Vorwort 8<br />

DIE VORGESCHICHTE DER GEMEINSCHAFTSBEWEGUNG 1513/1740 9<br />

Von Luther zum Pietismus. Der Anfang des Pietismus<br />

und die erste Gemeinschaft in Darmstadt.<br />

DIE ANFÄNGE DER GEMEINSCHAFTSBEWEGUNG IN DARMSTADT<br />

UND UMGEBUNG 1740/1833 12<br />

In Darmstadt, <strong>Arheilgen</strong> und Pfungstadt<br />

Die ersten regelmäßigen Gemeinschaftsstunden 13<br />

Gemeinschaften in Pfungstadt und Darmstadt<br />

DIE GEMEINSCHAFTSBEWEGUNG IN DARMSTADT 1834/1873 17<br />

Die Gemeinschaft in <strong>der</strong> Pankratiusstraße<br />

DIE ANFÄNGE DER GEMEINSCHAFTEN IN DARMSTADTS UM-<br />

GEBUNG 1835/1880 20<br />

Hahn, Missionsfeste, Pfungstadt<br />

DIE ANFÄNGE DER GEMEINSCHAFT UND DIE ERWECKUNG<br />

IN ARHEILGEN, UM 1800/1880 23<br />

Eine mutige Aktion. Die Kirchenvisitation. Die Audienz.<br />

Die Erweckung. Der Protest. Das große Missionsfest.<br />

Die Kleinkin<strong>der</strong>schule. Die Integration.<br />

DIE ERWECKUNGEN UND DIE GEMEINSCHAFTSBEWEGUNG<br />

IN DEUTSCHLAND UND SÜDHESSEN 1835/1900 31<br />

DIE GEMEINSCHAFTSBEWEGUNG IN DARMSTADT 1874/1922 33 Die<br />

Gemeinschaft in <strong>der</strong> Arheilger Straße.<br />

Der Anfang <strong>der</strong> <strong>Stadtmission</strong>. Das Vereinshaus. Kriesen<br />

und Spaltungen. Die christliche Gemeinschaft Immanuel.<br />

Zusammenführung. Festigung und Bewährung.<br />

DIE GEMEINSCHAFTSBEWEGUNG UM DARMSTADT BIS 1922 41<br />

Gemeinschaft <strong>Arheilgen</strong>, 1880/1922 41<br />

Eberstadt und Umgebung, 1872/1922 43<br />

Gemeinschaften Eberstadt, Pfungstadt und Hahn<br />

Nie<strong>der</strong>-Ramstadt und Umgebung, 1860/1922 49<br />

Gemeinschaften Gun<strong>der</strong>nhausen und Nie<strong>der</strong>-Ramstadt<br />

65 JAHRE STARKENBURGER GEMEINSCHAFTSVERBAND 1923/1988 55<br />

Bericht aus <strong>der</strong> Grün<strong>der</strong>zeit. Die Gründungsgeschichte.


Stami I 5 (3.11.97)<br />

DIE GESCHICHTE DES VERBANDES IN DEN GEMEINSCHAFTS-<br />

BEZIRKEN, 1923/1988 59<br />

Seite<br />

Gemeinschaftsbezirk <strong>Stadtmission</strong> Darmstadt 59<br />

Zeit <strong>der</strong> Bedrängnis 1933/1945. Ein an<strong>der</strong>es Evangelium.<br />

Evangelische Woche 1937. Gottes Führung durch Krieg<br />

und Not. Feuersturm und Zerstörung. Ein treuer Knecht.<br />

Zeit des Wie<strong>der</strong>aufbaus.<br />

Roßdorf und Griesheim 69<br />

Gemeinschaftsbezirk Darmstadt-<strong>Arheilgen</strong> 1923/1951 71<br />

<strong>Arheilgen</strong> bis 1945.<br />

Das erwachende Glaubensleben in <strong>Arheilgen</strong>s Umgebung<br />

und das Gemeinschaftsleben bis 1988 72<br />

Wixhausen, Langen, Braunshardt, Worfelden, Weiterstadt,


Stami I 6 (3.11.97)<br />

Gräfenhausen, Egelsbach, Erzhausen, Groß-Gerau,.Büttel-<br />

Die Vorgeschichte<br />

<strong>der</strong> Gemeinschaftsbewegung<br />

1513 bis 1740<br />

Die Wurzeln unserer Gemeinschaftsbewegung gehen sehr weit zurück. Wir gehen nicht fehl, wenn<br />

wir sie außer im Neuen Testament und <strong>der</strong> Urgemeinde bei unserem Reformator Dr.Martin Luther<br />

suchen.<br />

Von Luther zum Pietismus.<br />

1513 In seinem Turmerlebnis zu Wittenberg im Frühjahr 1513 schlug für Luther nicht nur die<br />

Stunde seiner Bekehrung und Wie<strong>der</strong>geburt, son<strong>der</strong>n auch die Geburtsstunde <strong>der</strong> Reformation, und<br />

damit auch des Pietismus und <strong>der</strong> Gemeinschaftsbewegung.<br />

1526 Im Jahre 1526 erscheint Luthers Schrift "Deutsche Messe und Ordnung des Gottesdienstes".<br />

Er unterscheidet darin eine dreifache Art des Gottesdienstes:<br />

1. Einen lateinischen Gottesdienst für die studierende Jugend,<br />

2. einen Missionsgottesdienst für die große Masse, (Evangelisationsgottesdienst heute) und<br />

3. eine geordnete Versammlung für solche, so mit Ernst Christ sein wollen. Von dieser sagt er:<br />

„Die dritte Weise, die die rechte Art <strong>der</strong> evangelischen Ordnung haben sollte, müßte nicht so<br />

öffentlich unter allerlei Volk geschehen, son<strong>der</strong>n diejenigen, so mit Ernst Christ sein wollen und<br />

das Evangleium mit Hand und Mund bekennen, müßten sich versammeln zum Gebet, zu lesen,<br />

zu taufen, das Sakrament zu emp-fangen und an<strong>der</strong>e christliche Werte zu üben."<br />

"Hier könnte man alles aufs Gebet und die Liebe ausrichten."<br />

Luther bekennt darin, daß er zu seiner Zeit noch nicht die Leute dazu hatte, Gottesdienste dieser Art<br />

durchzuführen und "Gemeinschaft" zu pflegen.<br />

Nun aber stehen sie reichlich zur Verfügung durch die Gemeinschaftsbewegung, die ihren Auftrag<br />

in <strong>der</strong> Erfüllung dieser Aufgabe sieht.<br />

Luthers Ausführungen können wir geradezu als klassische Formulierung des Anliegens unserer<br />

Gemeinschaftsbewegung bezeichnen.<br />

Der Berliner Bischof, D. Dr. Otto Dibelius, <strong>der</strong> sich um den Wie<strong>der</strong>aufbau <strong>der</strong> Evangelischen<br />

Kirche nach 1945 hochverdient gemacht hat, schreibt in einem Artikel in dem Blatt „Kirche" über<br />

die Gemeinschaftsbewegung: „Sie habe am ersten das Anliegen Luthers erkannt und in die Tat<br />

umgesetzt."<br />

Professor D. Adolf Deissmann (+ 1937) gibt dazu in „Evangelisches Berlin" folgende<br />

Erklärung: „Man darf bei dieser Gemeinde <strong>der</strong> Heiligen nicht an äußerlich christianisierte Massen<br />

denken; es sind vielmehr kleine Gemeinschaftskreise gewesen, mitten im Gewühl <strong>der</strong> antiken<br />

Großstädte, zusammengehalten durch das dankbare Gefühl <strong>der</strong> in Christus Geretteten und Geheiligten.<br />

In ihrer Gesamtheit als Gemeinde stellen diese Heiligen den geistlichen Leib Jesu Christi dar."<br />

1545 Etwa ein Jahr vor seinem Tod (1546), bezeugt Luther von seinem Turmerlebnis, "daß es ihm<br />

gewesen sei, wie wenn er durch eine geöffnete Tür ins Paradies getreten, wie wenn er von Neuem<br />

geboren worden sei." (Aus "Dienet dem Herrn mit Freuden!" Bericht von Gottl. Pfenniger.)


Stami I 3 (3.11.97)<br />

1618/48 wurden weite Teile des deutschen Landes zerstört. Auch Hessen glich mit <strong>Arheilgen</strong>,<br />

Darmstadt und weiteren Orten <strong>der</strong> Umgebung einem gepflügten Ackerfeld. (In <strong>Arheilgen</strong> wurde<br />

Pfarrer Stapf am Glockenseil aufgehängt und furchtbar geschlagen. Viele an<strong>der</strong>e wurden<br />

schrecklich gepeinigt, zu Krüppeln gemacht, o<strong>der</strong> zu Tode gequält.) Tief war Gottes Pflug in den<br />

furchtbaren Kriegs- Pest- und Hungerjahren durch das Land gezogen. Aber in seinen Furchen<br />

keimte eine neue Saat. Gerade in dieser Zeit waren glaubensstarke Kreuz- und Ewigkeitslie<strong>der</strong><br />

entstanden. Es hatte sich das echte biblische Glaubensleben im Feuer <strong>der</strong> Trübsal herrlich bewährt.<br />

1648 Endlich kam es 1648 zum westfälischen Frieden. Wenn <strong>der</strong> Schwedenkönig Gustav Adolf<br />

mit seinem Heer sich nicht freudig und aufrichtig für die Evangelischen eingesetzt hätte, wäre <strong>der</strong>en<br />

Recht zu freiem Glaubensleben nicht erzielt worden. Lei<strong>der</strong> fiel er schon früh in <strong>der</strong> Schlacht bei<br />

Lützen (1632). Dennoch hatte sein Heer, das lei<strong>der</strong> später verwahrlost war, zu diesem Erfolg<br />

beigetragen.<br />

Das Pendel schlug nun um, von <strong>der</strong> rechten Lehre zum rechten Leben, von den theologischen<br />

Disputen zu den Erbauungsstunden bei Betrachtung <strong>der</strong> Heiligen Schrift in Privathäusern<br />

(Gemeinschaften).<br />

Der Weg zum Pietismus<br />

1635/1675 Die Gemeinschaften und <strong>Stadtmission</strong>en sind eine Frucht jener gesegneten<br />

Lebensbewegung des Pietismus, die Gott <strong>der</strong> Kirche in <strong>der</strong> zweiten Hälfte des 17. Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />

geschenkt hat.<br />

Philipp Jakob SPENER, von dem die neue Bewegung des Pietismus ausging, wurde 1635 in<br />

Rappolsweiler im Elsaß geboren. Nach dem Theologiestudium wurde er bereits mit 31 Jahren 1660<br />

zum „Senior <strong>der</strong> Geistlichkeit" in Frankfurt/M ernannt Die geistliche Not <strong>der</strong> Kirche legte sich ihm<br />

in beson<strong>der</strong>er Weise aufs Herz. So arbeitete er, wie auch schon Un<strong>der</strong>eyk in Mülheim (1635) an <strong>der</strong><br />

Verwirklichung von Luthers neuen Gedanken und begann 1670 mit den ersten<br />

Erbauungsversammlungen (collegia pietatis).<br />

1675 verfaßte er die „Pia desi<strong>der</strong>a" („fromme Wünsche"), gewissermaßen die<br />

Programmzeitschrift des Pietismus.<br />

Darin for<strong>der</strong>t er:<br />

1. Bibelstunden, Hausversammlungen (Konventikel) zur Pflege <strong>der</strong> Gemeinschaft <strong>der</strong> zu Christus<br />

bekehrten.<br />

2. Das allgemeine Priestertum aller Gläubigen müsse aufgrichtet werden und die Scheidewand<br />

zwischen Laien und Geistlichen entfallen.<br />

3. Es müsse eingeschärft werden, daß persönlicher Glaube ohne durch von Gott gewirkte Liebe und<br />

Werke nicht selig mache.<br />

4. daß das rechte Verhalten zu den Ungläubigen nicht im Streiten und Verketzern bestehe, son<strong>der</strong>n<br />

darin, daß man für sie bete.<br />

5. Es müsse eine Reform des theologischen Studiums erfolgen und mehr auf die Bekehrung und<br />

Heiligung des Herzens als auf viel Wissen hingearbeitet werden.<br />

6. daß erbaulich gepredigt werden müsse, wobei nie außer Acht gelassen werden darf, daß das<br />

Christsein sich nur durch das Leben eines innerlich erneuerten Menschen beweist.


Stami I 3 (3.11.97)<br />

Diese Gedanken hatten eine durchschlagende Wirkung und verbreiteten sich in Windeseile. Sie<br />

wurden bald in ganz Deutschland bekannt und zündeten so manches Feuer an, das bis heute noch<br />

mit heller Flamme brennt. Auch Speners 63 "Predigten über die Wie<strong>der</strong>geburt" erregten weithin<br />

großes Aufsehen.<br />

Man bezeichnet Spener heute zu Recht als den Vater des Pietismus.<br />

1687 August Hermann Francke war 1687 „durch eine radikale Umkehr zum lebendigen Glauben<br />

und damit zum Pietismus, <strong>der</strong> wahren Kirche Jesu Christi, erweckt worden."<br />

1692 wurde er an die neugegründete Universität nach Halle berufen, zuerst als Professor für<br />

orientalische Sprachen und dann für Theologie.<br />

Ihm ist es zu verdanken, daß die neu gegründete Unsiversität in Halle, die erste von beson<strong>der</strong>er<br />

Bedeutung wurde, wo man pietistische Theologie lehrte, was in kleinerem Maßstab schon an <strong>der</strong><br />

Universität in Gießen geschah. In Halle studiert zu haben galt im 18. Jahrhun<strong>der</strong>t als eine Ehre und<br />

nicht zuletzt als eine beson<strong>der</strong>e Empfehlung.<br />

1689/95 Nun kam auch in Hessen <strong>der</strong> Umschwung. Zwei Gießener Theologieprofessoren, May<br />

und Bielefeld, verhalfen dem Pietismus in <strong>der</strong> Landesuniversität Gießen zum Durchbruch, was<br />

nicht ohne Kampf abging. Es kam zum „Pietistenstreit", <strong>der</strong> in Gießen mit großer Erbitterung<br />

geführt wurde und von 1689 bis 1695 dauerte. Daraufhin wurden allen Superintendenten die<br />

Einrichtung von privaten Erbauungsversammlungen empfohlen.<br />

Später wurde Johann Jakob Rambach, <strong>der</strong> von 1693 bis 1735 lebte, als Professor von Halle nach<br />

Gießen berufen. In einer Zeit toter Orthodoxie und eines aufkeimenden Rationalismus brannte<br />

dieser Mann wie eine Fackel für Gott. Er schrieb dazu in einer Widmung an den Landgrafen von<br />

Hessen: "Gott lasse Dero Universität Gießen unter den Einflüssen seines Segens blühen und<br />

wachsen, und daselbst viele tüchtige Werkzeuge zu seiner Ehre aus <strong>der</strong> studierenden Jugend<br />

zubereitet werden, daß nicht nur Dero Kirchen und Schulen reichlich damit versehen werden,<br />

son<strong>der</strong>n auch an an<strong>der</strong>e Provinzen in und außerhalb Deutschlands davon abgegeben werden könne."<br />

Prof. D. Rambach war davon überzeugt, daß nur gläubige mit dem Heiligen Geist erfüllte<br />

Menschen das Wort Gottes so verstehen können, wie es verstanden werden soll. Als er mit 42<br />

Jahren starb, hatte er bereits 115 gedruckte Werke verfaßt.<br />

Nikolaus Ludwig Graf von Zinzendorf (1700 - 1760) wurde von Spener im 4. Lebensjahr durch<br />

Handauflegung „zur Beför<strong>der</strong>ung des Reiches Christi" geweiht. Mit 10 Jahren kam er in die<br />

Franckesche Schule nach Halle. Dort versuchte er schon früh seine Mitschüler um die Bibel zu<br />

versammeln. Eine Reise (1719) durch Europa gab seinem Leben eine Wende. Als er in Paris eine<br />

Kunstsammlung besuchte überwältigte ihn das Gemälde des Christus mit <strong>der</strong> Dornenkrone<br />

(Domenico Fetis Ecce Homo) mit <strong>der</strong> Unterschrift: „Das tat ich für dich, was tust du für mich?"<br />

Diesem Herrn zu dienen wurde nun das Ziel seines Lebens.<br />

1722 In seiner großen Offenherzigkeit gewährte er ab 1722 den protestantischen mährischen<br />

Flüchtlingen Zuflucht auf seinem Gut bei Berthelsdorf. Diese Siedlung wurde später Herrnhut (=<br />

des Herrn Hut) genannt 1927 erfolgte <strong>der</strong> Zusammenschluß zur „Brü<strong>der</strong>gemeine". Sie verstand<br />

sich als eine innerhalb <strong>der</strong> Kirche selbstständige und doch zu ihr gehörende Gemeinde (wie auch<br />

die heutigen Gemeinschaften). Als aber im Jahre 1736 die Brü<strong>der</strong>gemeine verleumdet und aus<br />

Herrnhut vertrieben wurde, fand Graf von Zinzendorf mit ihr durch den Grafen von Büdingen in<br />

Herrenhag bei Hanau und auf <strong>der</strong> Ronneburg in <strong>der</strong> Wetterau eine neue Heimat. Von hier aus<br />

gingen ihre Sendboten durch das ganze deutsche Land, um Menschen für die Nachfolge Jesu zu<br />

gewinnen.


Stami I 4 (3.11.97)<br />

Von Zinzendorf war in Deutschland auch ein Wegbereiter und <strong>der</strong> Bahnbrecher für die<br />

Weltmission. Die Missionare <strong>der</strong> Brü<strong>der</strong>gemeine arbeiteten schon damals weltweit: in Grönland,<br />

Pensylvanien, Labrador, auf den Antillen, in Südafrika und Indien.<br />

Der Anfang des PIETISMUS<br />

und die erste Gemeinschaft in Darmstadt<br />

Darmstadt<br />

1676 Sehr schnell wurden die Gedanken Speners auch in Darmstadt bekannt. Schon 1676 begann<br />

Hofprediger Winkler in seinem Hause mit privaten Erbauungsversammlungen. Aber <strong>der</strong><br />

Superintendent Mentzer nahm gegen diese pietistischen Zusammenkünfte aufs schärfste Stellung<br />

und schrieb im Jahre 1677 eine Kampfschrift über die Schädlichkeit und Überflüssigkeit dieser<br />

Versammlungen. Als jedoch <strong>der</strong> einflußreiche Kammerrat Kriegsmann sich mit Nachdruck für die<br />

Erhaltung und Ausbreitung <strong>der</strong> Zusammenkünfte einsetzte, entbrannte <strong>der</strong> Kampf in voller<br />

Heftigkeit. Mentzer erreichte dann doch durch den jungen Landesfürsten 1678 das staatliche<br />

Verbot <strong>der</strong> „Konventikel" des Pietismus in Hessen. Auch alle Beamten, die man des Pietismus<br />

verdächtigte, wurden entlassen. Hofprediger Winkler und Kammerrat Kriegsmann waren die ersten<br />

Märtyrer <strong>der</strong> Bewegung und gingen nach Mannheim bzw. Heidelberg.<br />

Doch schon wenige Monate später starb <strong>der</strong> Landesfürst. Daraufhin wurden die pietistischen<br />

Hausversammlungen, mit dem Wort Gottes im Mittelpunkt, fortgesetzt.- Mentzer starb bald darauf<br />

(1679), wohl aus Gram über sein verlorenes Ansehen. Nun wurde sogar die Landgräfin Elisabeth<br />

Dorothea, die Tochter Ernst des Frommen, als Regentin für ihren min<strong>der</strong>jährigen Sohn Ernst<br />

Ludwig, Anhängerin des Pietismus. Damit kam es in Hessen zum Umschwung.-<br />

Der Begriff "Pietismus" ist mit größter Wahrscheinlichkeit zu dieser Zeit in Darmstadt geprägt<br />

worden.<br />

Im Jahre 1697 wurde das Darmstädter Waisenhaus von Pietisten gegründet. Schon um 1700 wird<br />

von sieben Geistlichen in Darmstadt berichtet, die ausgesprochene Anhänger des Pietismus waren..<br />

1715 Wenngleich in Darmstadt und im Hessen-Darmstädter Land die pietistischen<br />

Versammlungen zeitweise verschwunden schienen, glimmten sie wie eine Glut im Verborgenen<br />

weiter. Erst 1715 hören wir wie<strong>der</strong> etwas über die in den letzten Jahren stattgefundenen<br />

pietistischen Zusammenkünfte (Gemeinschaften) in Darmstadt.<br />

1738 Im Jahre 1738 wird von einer Gemeinschaft berichtet, die in Darmstadt bestand und von<br />

Hofdiakonus Fresenius geleitet wurde. Er schreibt später davon: „...wir hatten das<br />

unaussprechliche Vergnügen, daß Gott unser Amt zur Errettung vieler Seelen reichlich<br />

segnete. Daher wird mir diese Zeit in frischem Andenken bleiben solange ich lebe. Wie<br />

werden wir uns vor dem Throne Gottes freuen, so viele begnadete Seelen und darunter<br />

...Landgraf Ernst Ludwig ... wie<strong>der</strong> zu sehen."<br />

Der Feind aber versuchte durch den erzwungenen Weggang von Fresenius die Gemeinschaft zu<br />

zerschlagen und höhnte:<br />

1755 "Diejenigen, die noch übrig sind, versammeln sich gleichsam nur noch in Winkeln. Es sind<br />

Jünger ohne Meister, Glie<strong>der</strong> ohne Häupter und Schafe ohne Hirten" (Superintendent Panzerbieter).<br />

Aber Gott hat seine Getreuen bewahrt, so daß sie diese Zeit überdauerten. Zu diesen Getreuen


Stami I 5 (3.11.97)<br />

gehörte auch Oberhofprediger Berchelmann, <strong>der</strong> den ersten Missionsgottesdienst durch einen<br />

fremden Missionar in <strong>der</strong> Stadtkirche halten ließ.<br />

Die Anfänge <strong>der</strong> Gemeinschaftsbewegung<br />

in Darmstadt und Umgebung<br />

1740 - 1833<br />

Die Brü<strong>der</strong>gemeine<br />

hat für mehr als 100 Jahre fast sämtlichen hessischen Gemeinschaften das Gepräge gegeben. Ihr<br />

war es von Gott geschenkt, das Erbe Speners anzutreten. Auf ihren Missionsreisen von <strong>der</strong><br />

Wetterau über Frankfurt/Main und die Bergstraße, nach Württemberg, Baden und <strong>der</strong> Pfalz<br />

berührten die Sendboten <strong>der</strong> Brü<strong>der</strong>gemeine auch regelmäßig Darmstadt.<br />

Aus ihren Berichten entnehmen wir im Folgenden Einblicke in das damalige geistliche Leben:<br />

In Darmstadt<br />

1741/42 Die ersten Beziehungen zur Brü<strong>der</strong>gemeine entstanden 1741/42 durch Schnei<strong>der</strong>meister<br />

Bock und Johann Jakob in Darmstadt, indem sie in Briefen an die Brü<strong>der</strong>gemeine wie<strong>der</strong>holt<br />

erklärten, wie sehr die Geschwister die Gemeinschaft mit den Brü<strong>der</strong>n herbeisehnten.<br />

1772 Im Jahre 1772 wurde Friedrich Karl von Moser, ein gläubiger Mann, hessischer<br />

Ministerpräsident. Zuvor war er Legationsrat in Frankfurt/Main, wo er sich bereits zur<br />

Brü<strong>der</strong>gemeine hielt. Er und sein Bru<strong>der</strong>, Geheimrat Wilhelm Gottfried Moser, <strong>der</strong> auch im<br />

hessischen Dienst stand, för<strong>der</strong>ten das Gemeinschaftsleben. Ihr Vater, <strong>der</strong> berühmte<br />

Rechtsgelehrte, Johann Jakob Moser, saß um seines Glaubens willen fünf Jahre auf dem<br />

Hohentwiel in Festungshaft.<br />

1778 Zum ersten Mal kam 1778 einer <strong>der</strong> Sendboten <strong>der</strong> Brü<strong>der</strong>gemeine, Friedrich Konrad<br />

Schumann, nach Darmstadt und fand bei Moser, Alexan<strong>der</strong>straße 8, Quartier. Er machte fleißig<br />

Hausbesuche, wobei er die Menschen fand, die mit Ernst Christ sein wollten.<br />

1778 Als er im Oktober 1778 wie<strong>der</strong> nach Darmstadt kam, konnte er bereits im Hause seines<br />

Gastgebers, dem Weißgerber Cronbach, eine Versammlung halten, die von 15 Personen besucht<br />

war. (siehe auch 1778 <strong>Arheilgen</strong>)<br />

Zu diesem Darmstädter Gemeinschaftskreis, <strong>der</strong> sich von nun an beim Weißgerber Cronbach<br />

versammelte, gehörten <strong>der</strong> Hutstaffierer Hahn, Weber Mahr, Spinnmeister Melck vom Waisenhaus,<br />

Strumpfwirker Schäfer, <strong>der</strong> Großherzogliche Vorreiter Knoell, Schuhmacher Jaug und Beutler<br />

Kirchhöfer.<br />

Zu diesen Privat-Erbauungsversammlungen fanden sich aber auch Leute aus den gebildeten Kreisen<br />

ein. Außer den schon genannten Mosers begegneten uns in den Berichten folgende Namen:<br />

Ober-Land-Commisarius Bindewald (1780), Herr von Schrautenbach (1781), Oberhofmarschall von<br />

Zyllenhardt (1790), von dem berichtet wird: "Er liebt die Brü<strong>der</strong> von Herzen und nimmt an <strong>der</strong><br />

Sache des Herrn tätigen Anteil"(1791) und Frau Oberst Damin. Es zählten auch vom<br />

Schloßpersonal einige Leute als Glie<strong>der</strong> zur Gemeinschaft z.B. Licht-Cämmerer Wimmenauer


Stami I 6 (3.11.97)<br />

(1790), "welcher bei dem letztverstorbenen Landgrafen (Ludwig IX.) in Pirmasens Lakai gewesen"<br />

und Kammerdiener Hast, <strong>der</strong> bei Moser und später beim Erbprinzen von Darmstadt im Dienst stand.<br />

Die Gemeinschaftsarbeit in Darmstadt, die in jener Zeit fast ausschließlich von <strong>der</strong> Brü<strong>der</strong>gemeine<br />

geleitet wurde, nahm einen wechselvollen Gang. Zeitweise wuchs die Zahl <strong>der</strong><br />

Versammlungsbesucher sehr, dann wie<strong>der</strong> gingen die Versammlungen ganz zurück. Stets aber hat<br />

Gott "etliche lassen übrig bleiben", von denen ein Neuanfang ausging.<br />

In <strong>der</strong> Umgebung<br />

1778 PFUNGSTADT Zu diesen "Etlichen" gehörten auch die Brü<strong>der</strong> Gangloff in Pfungstadt. Sie<br />

haben alle Zeit treu zu dem kleinen Häuflein <strong>der</strong> ersten Christen in Darmstadt gehalten, bis zum<br />

Heimgang "des alten, ehrwürdigen Bru<strong>der</strong>s, gewesenen treuen Schulleiters" (M.Keck, 1812).<br />

HAHN, CRUMSTADT, BIEBESHEIM So oft die Sendboten <strong>der</strong> Brü<strong>der</strong>gemeine in Darmstadt weilten,<br />

kamen diese beiden treuen Männer von Pfungstadt herüber, nahmen hier an den Versammlungen<br />

teil und begleiteten die Brü<strong>der</strong> nach Pfungstadt und von da weiter nach Hahn, Crumstadt und<br />

Biebesheim.<br />

1783/85 PFUNGSTADT Am 11. Juli 1785 besuchte <strong>der</strong> Sendbote Peter Duverney zum ersten Mal<br />

Pfungstadt. Danach kam an seiner statt ein- bis zweimal jährlich <strong>der</strong> alte Pionier <strong>der</strong> Brü<strong>der</strong>gemeine<br />

Johann Jakob Müh. Er ging zu den Menschen, zu denen Beziehungen bestanden, um ihnen<br />

seelsorgerlichen Zuspruch und Ermunterung aus dem Wort Gottes zu geben.<br />

1788/90 In <strong>der</strong> Pfalz mußte Johann Jakob Müh 1788 um des Evangeliums willen Schmach und<br />

Gefängnis erdulden.<br />

1790 PFUNGSTADT Im Jahre 1790 kam es am 24. Mai zur ersten Versammlung, die von acht<br />

Personen besucht war. Dieser Anfang <strong>der</strong> Gemeinschaft wäre nicht möglich gewesen, wenn die<br />

Boten <strong>der</strong> Brü<strong>der</strong>gemeine nicht einen Vertrauensmann am Ort gehabt hätten, <strong>der</strong> während <strong>der</strong>en<br />

Abwesenheit die regelmäßigen Versammlungen leitete und das kleine Häuflein <strong>der</strong> Besucher<br />

zusammenhielt. Es war <strong>der</strong> damalige Mädchenlehrer in Pfungstadt, Johann Daniel Gangloff, <strong>der</strong><br />

von 1778 bis 1812 dort tätig war. Sein Bru<strong>der</strong> Johann Heinrich Gangloff war von 1775 ab<br />

Garnisonsschullehrer in Pirmasens gewesen und hatte dort die Gemeinschaftsarbeit <strong>der</strong><br />

Brü<strong>der</strong>gemeine kennengelernt.<br />

1788 BIEBESHEIM Als dieser 1788 nach Biebesheim versetzt wurde, begann er alsbald auch in<br />

diesem Ort einen Gemeinschaftskreis ins Leben zu rufen. Wir gehen sicher nicht fehl in <strong>der</strong><br />

Annahme, daß auch sein Bru<strong>der</strong> in Pfungstadt durch ihn zur Brü<strong>der</strong>gemeine kam.<br />

In Darmstadt<br />

1820 MARBURG Der Professor <strong>der</strong> katholischen Theologie in Marburg, Lean<strong>der</strong> van Eß, wohl<br />

beeinflußt durch die dort tätigen gläubigen, evangelischen, den Pietismus lehrenden Professoren,<br />

hielt auch Kontakte zu evangelischen Kreisen. Nachdem seine katholische Bibelübersetzung vom<br />

Papst verboten worden war, nahm er in <strong>der</strong> Zeit vor 1820 seinen Wohnsitz in Darmstadt, wo er<br />

Verbindung mit den gläubigen Geschwistern am Ort hielt.<br />

1820 DARMSTADT Im Jahre 1820 tauchte auch ein Schullehrer Allgayer in Darmstadt auf, <strong>der</strong><br />

sich mit seiner Tochter zur Gemeinschaft <strong>der</strong> Brü<strong>der</strong>gemeine hielt, "ein umsichtiger, kluger,<br />

bescheidener und höflicher Mann"(van Eß). Auch <strong>der</strong> Leibgardist des Großherzogs Heimbaecher<br />

beteiligte sich mit seiner Schwester an den Zusammenkünften. 1828 heißt es von Darmstadt: "daß


Stami I 7 (3.11.97)<br />

allhier nur zwei bis drei Freunde sind, die wir besuchen, aber mehrere sich fmden würden, wenn ein<br />

In den langen Friedensjahren hatte die Bevölkerung einen ziemlichen Wohlstand entwickelt, und<br />

trotz seiner Lage in eintöniger Sandgegend war <strong>Arheilgen</strong> eines <strong>der</strong> bevölkerungsreichsten Orte


Stami I 8 (3.11.97)<br />

schickliches Lokal zur Versammlung vorhanden wäre.<br />

1820/21 Doch nun fmg ein an<strong>der</strong>es Pflänzlein an, aufzugehen. Es war die Basler Mission, die ein<br />

wun<strong>der</strong>bares Zurückstrahlen <strong>der</strong> Missionsarbeit in die Heimat bewirkte. 1820 regte Blumhardt, <strong>der</strong><br />

erste Inspektor dieser neuen Mission, die Bildung eines Hilfsvereins in Darmstadt an. 1821 wurde<br />

dann <strong>der</strong> Missionsverein <strong>der</strong> Basler Mission gegründet, dessen eifrigster För<strong>der</strong>er <strong>der</strong> Hutstaffierer<br />

Jakob Götz aus dem Kreis <strong>der</strong> Brü<strong>der</strong>gemeine war. Der ehemals katholische Theologieprofessor<br />

van Eß war auch mit Inspektor Blumhardt brü<strong>der</strong>lich verbunden. Er übernahm dann sogar 1822 die<br />

Geschäftsführung des Missionsvereins.<br />

1833 DARMSTADT Andrerseits schreibt Wilhelm Häuser (neuer Sendbote) 1833: "Die<br />

Versammlungen in Darmstadt haben schon seit vielen Jahren aufgehört. Die wenigen Geschwister<br />

leben in keiner engeren Verbindung miteinan<strong>der</strong>. Doch hat es dem Heiland gefallen, in <strong>der</strong><br />

letzten Zeit mehrere Personen zu erwecken, mit denen ich mich herzlich unterhalten konnte.<br />

Ich ermahnte sie, nur nicht auf halbem Wege stehen zu bleiben, son<strong>der</strong>n durchzudringen, bis<br />

sie an Jesus alles hätten, wozu er uns von Gott gemacht ist."<br />

Schließt auch dieser Abschnitt <strong>der</strong> Gemeinschaftsgeschichte mit dem traurigen Blick auf die im<br />

Bann des Rationalismus liegenden Kirche und des gesamten religiösen Lebens, so erschien doch am<br />

Horizont ein Lichtschimmer von beginnenden Erweckungen, aus dem in wenigen Jahren ein<br />

lieblicher Geistesfrühling ungeahnten göttlichen Lebens wurde.<br />

Doch zunächst vor dem Bericht über die Anfänge <strong>der</strong> Gemeinschaft in <strong>Arheilgen</strong> noch:<br />

Einiges aus <strong>der</strong> Ortsgeschichte <strong>Arheilgen</strong>s<br />

(Von Lehrer Sauerwein (+) <strong>der</strong> Gemeinschaft <strong>Arheilgen</strong> zur Verfügung gestellt.)<br />

Nur wenige Gemeinden unserer Gegend können auf ein so hohes Alter zurückblicken wie<br />

<strong>Arheilgen</strong>; denn schon im Jahre 836 fmden wir unsere Gemeinde zu ersten Male erwähnt und zwar<br />

unter dem Namen<br />

„Araheiligon".<br />

1257 lautete <strong>der</strong> Name unserer Gemeinde „Arheilegen", 1331 „Arheiligen". Wie alle Siedlungen<br />

war auch unsere Gemeinde von einer Hecke umgeben.<br />

1526 wurde in <strong>Arheilgen</strong> die Reformation eingeführt. Der erste lutherische Pfarrer hieß „Moterus".<br />

Zu seinem Gedächtnis wurde neben <strong>der</strong> Kirche die „Moteruseiche" gepflanzt.<br />

1569 Im Jahre 1569 wurde unsere Gemeinde von einem schweren Unglück betroffen, wie wir in<br />

einem eingebundenen Güterverzeichnis <strong>der</strong> Pfarrei <strong>Arheilgen</strong> eingetragen finden:<br />

„Anno 1569, den 16 may des abends um 4 Uhr ist unser Kirsch zu <strong>Arheilgen</strong> zum erstenmahl<br />

abgebrandt; in welchem Brandt 2 Weiber und 4 Kin<strong>der</strong> mitverbrandt und 4 Klocken<br />

verschmolzen sind. In <strong>der</strong> Aschen sind aufgeflogen 280 Bäu."<br />

UM 1600 Die Zeit um das Jahr 1600 ist durch die sogenannten Hexenprozesse berüchtigt. Frauen,<br />

Männer, selbst Kin<strong>der</strong>, fielen diesem grauenhaften Wahn zum Opfer. Auch in <strong>Arheilgen</strong> wurden<br />

1582 Elise Scherer und 1586 Margarethe Wagenknecht als "Hexen" verbrannt.


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unserer Umgebung. Bei dem Ausbruch des 30jährigen Krieges 1618 gab es in unserer Gemeinde<br />

148 Haushaltungen, so daß mit einer Bevölkerung von 800 bis 900 Seelen gerechnet werden kann,<br />

eine für die damalige Zeit stattliche Zahl. Aber gegen Kriegsende 1648 war von <strong>der</strong> Bevölkerung<br />

nur noch ein kläglicher Rest von 12 Familien übrig geblieben, die noch in bewohnbaren Häusern<br />

Unterkunft suchen mußten. Mit bewun<strong>der</strong>nswerter Tatkraft ging das Häuflein <strong>der</strong> Übriggebliebenen<br />

an den Wie<strong>der</strong>aufbau <strong>der</strong> Gemeinde.<br />

Um die letzte Jahrhun<strong>der</strong>twende war <strong>Arheilgen</strong> noch ein Ort mit etwa 4000 Einwohnern.<br />

Die Anfänge <strong>der</strong> Gemeinschaft<br />

und die Erweckung in <strong>Arheilgen</strong><br />

1778 - 1880<br />

1778 ARHEILGEN Als <strong>der</strong> Sendbote <strong>der</strong> Brü<strong>der</strong>gemeine Friedrich Schumann im Oktober 1778 die<br />

erste Versammlung in Darmstadt hielt, kam er am zehnten auch nach <strong>Arheilgen</strong>. Er schreibt dazu in<br />

seinem Reisebericht:<br />

"...kam ich eine Stunde vor Darmstadt in das Dorf Orhellge, wo ich eine Frau besuchte, die die<br />

Schwester ist von Bru<strong>der</strong> Keller, <strong>der</strong> Brü<strong>der</strong>gemeine-Vorsteher in Neudietendorf (Thüringen) war.<br />

Die Frau war herzlichst darüber erfreut. Ich mußte mit ihr frühstücken, und nachdem ich einiges<br />

gesprochen und wie<strong>der</strong> fortging, so bat sie mich, sie allemal auf <strong>der</strong> Durchreise zu besuchen."<br />

Seitdem besuchten die Brü<strong>der</strong>boten wohl regelmäßig, ca. zweimal im Jahr, auch <strong>Arheilgen</strong>.<br />

Aus diesen Treffen ist in späteren Jahren die Gemeinschaft entstanden.<br />

Diese Frau, Christina Magdalena Keller, stammte aus Erzhausen. Sie war mit dem Schuhmacher<br />

Johann Henrich Dieter in <strong>Arheilgen</strong> verheiratet und wohnte mit ihm in <strong>der</strong> Darmstädter Straße Nr.<br />

26.<br />

EFtZHAUSEN Der 17 Jahre ältere Bru<strong>der</strong> Johannes <strong>der</strong> Frau Dieter geb. Keller war mit <strong>der</strong><br />

Brü<strong>der</strong>gemeine in Verbindung gekommen, bekehrte sich, trat dort ein und nahm den Namen<br />

Renatus (<strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>geborene) an. Von Strumpfen in <strong>der</strong> Wetterau wurde er nach Neudietendorf<br />

(Thüringen) berufen und war dort von 1767 bis 1773 Brü<strong>der</strong>gemeine-Vorsteher. Dann folgte<br />

Renatus einem inneren Ruf, um als Misionar mit zwei an<strong>der</strong>en Brü<strong>der</strong>n nach Pensylvanien (USA)<br />

zu gehen. Am 7. Juni 1771 reisten sie ab und wurden bis Barby an <strong>der</strong> Elbe begleitet, von wo aus<br />

vermutlich die Schiffsreise begann.<br />

Um die Entwicklung <strong>der</strong> Gemeinschaft in <strong>Arheilgen</strong> und die Erweckungsbewegung im Ort um die<br />

Mitte des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts zu verstehen, muß wegen <strong>der</strong> äußeren Umstände, ein wenig weiter<br />

ausgeholt werden.<br />

In den Jahren 1816 bis zu seinem Tode wirkte in <strong>Arheilgen</strong> <strong>der</strong> "alte" Pfarrer Krauß. Dieser<br />

Gemeindepfarrer aber interessierte sich mehr für die Bestellung seiner Pfarräcker und für die<br />

wirtschaftlichen Fragen des Kirchengutes als für die seelsorgerliche Betreuung seiner Pfarrkin<strong>der</strong>.<br />

Das kirchliche Leben lag deshalb arg danie<strong>der</strong>.<br />

Hinzu kam, daß in <strong>der</strong> offiziellen Kirche und beson<strong>der</strong>s auch in <strong>Arheilgen</strong> unter Pfarrer Krauß <strong>der</strong><br />

Rationalismus unumschränkt herrschte, <strong>der</strong> als toter Vernunftglaube Herz und Gemüt unbefriedigt<br />

ließ.<br />

1834 DARMSTADT In Darmstadt waren die kirchlichen Verhältnisse nicht besser. Nur in <strong>der</strong>


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Hofkirche wurde noch ein klares Wort Gottes verkündigt. Hier trafen sich die Gläubigen aus<br />

Darmstadt und an<strong>der</strong>en Orten <strong>der</strong> Umgebung des Sonntags um Nahrung für die dürstende Seele zu


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bekommen Sie suchten in den pietistischen Erbauungsstunden das, was sie in den Kirchen nicht<br />

empfangen konnten. So gingen dann auch die Arheilger Freunde des Sonntags dorthin in den<br />

Gottesdienst. Die Arheilger Kirche dagegen blieb viele Jahre lang so gut wie leer.<br />

1834 ARHEILGEN Wie wir aus mündlicher Überlieferung durch den För<strong>der</strong>er <strong>der</strong> Gemeinschaft,<br />

Kaufmann Karl Fritz, von seiner Mutter her wissen, fanden im Hause seines Urgroßvaters - des<br />

Schmiedemeisters Johann Thomas Weber - in <strong>der</strong> Felchesgasse 4, das ihm schon 1820 gehörte,<br />

sonntags regelmäßige Erbauungsstunden statt. Seine Großmutter, Anna Kathrina Anthes geb.<br />

Weber, hatte diese noch selbst miterlebt. Man sang und betete zusammen und tauschte sich über das<br />

Wort Gottes, das gemeinsam gelesen wurde, aus. Im Sommer saß man bei gutem Wetter im Hofe<br />

unter dem Nußbaum beisammen. Von wann ab nun die ersten regelmäßigen Gemeinschaftsstunden<br />

dort waren, ist nicht mehr feststellbar. Mit großer Sicherheit ist aber anzunehmen, daß<br />

spätestens von 1834 ab hier regelmäßig wöchentliche Zusammenkünfte <strong>der</strong> Arheilger<br />

Gemeinschaft stattfanden.<br />

Der zuvor erwähnte Johann Thomas WEBER war Kirchenältester und för<strong>der</strong>te durch die<br />

Gemeinschaftsstunden im Haus das Werk des Herrn, so gut er konnte. Sein Vater - Johann Philipp<br />

Weber - ebenfalls Schmiedemeister und Kirchenältester, starb schon 1787, erst 34 Jahre alt. Auch er<br />

war ein sehr frommer Mann, wie sein Vater Johann Nikolaus, <strong>der</strong> sein Haus in <strong>der</strong> Felchesgasse 13<br />

1760 erbaut hatte, in dem man sich vermutlich zuvor versammelte. In die Oberschwelle <strong>der</strong><br />

Eingangstür seines Hauses hatte er schreiben lassen: „H D (Deus Honoris = Gott zu Ehren) 1760".<br />

Dieser Balken ist heute noch vorhanden und ist im Besitz von Walter Weber Darmstadt-<strong>Arheilgen</strong>.<br />

1778 1816/48 Die Vermutung liegt jedenfalls sehr nahe, daß auch schon zu Lebzeiten des Johann<br />

Nikolaus Weber regelmäßige Zusammenkünfte bei ihm stattfanden. Denn nach dem ersten Besuch<br />

des Sendboten <strong>der</strong> Brü<strong>der</strong>gemeine, Bru<strong>der</strong> Schumann, bei einer Familie im "Dorf Orhellgen" 1778,<br />

dienten die Boten bei ihren weiteren Besuchen, so oft sie nach <strong>Arheilgen</strong> kamen, in den<br />

"Erbauungsstunden" mit dem Wort. Diese fanden aber gewiß später regelmäßig bei seinem Enkel<br />

Thomas Weber in <strong>der</strong> Zeit des Pfarrer Krauß (1816 - 1848) statt.<br />

DIE "KÖSTLICHE PERLE"<br />

In Lübeck lebte und wirkte damals <strong>der</strong> Pastor <strong>der</strong> reformierten Gemeinde, Dr. theol. Johannes<br />

Geibel (1776-1853), einer jener lebendigen Zeugen des Evangeliums, durch <strong>der</strong>en Dienst im<br />

Anfang des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts die Herrschaft des Rationalismus gebrochen und neues Glaubensleben<br />

geweckt wurde. Sein Sohn, <strong>der</strong> Dichter Immanuel Geibel sagt von ihm:<br />

"Echt war alles an ihm und <strong>der</strong> Glaube des Herzens verlieh ihm, wenn er die Kanzel betrat,<br />

stets das begeisterte Wort, so daß er mit siegen<strong>der</strong> Kraft die erschütterten Hörer dahinriß,<br />

sanft, jetzt mahnend wie ein alter Prophet. So durch Zeugnis zugleich und Beispiel zwang er<br />

die Seelen. Und manch zweifelnd Gemüt führt er zum Frieden mit Gott."<br />

Darmstadt<br />

1834 DIE GEMEINSCHAFT IN DER PANICRATIUSSTRABE Den Frieden mit Gott, diese "köstliche<br />

Perle", fanden zwei junge Darmstädter Wan<strong>der</strong>burschen, die Brü<strong>der</strong> Johannes (Schuhmacher) und<br />

Philipp (Schnei<strong>der</strong>) Seibel in Lübeck. Die Bibelstunden und freien Besprechungen (Konventikel)<br />

im Hause Geibels, in denen viele zum lebendigen Glauben erweckt wurden, waren wohl <strong>der</strong><br />

geistliche Feuerherd, <strong>der</strong> ihre Bekehrung und Wie<strong>der</strong>geburt bewirkte. Ihr Gerettetsein erweckte<br />

ihren Rettersinn. Im Januar 1834, in die Heimat zurückgekehrt, gründeten sie sofort im Hause ihres<br />

Vaters, (Ecke Pankratiusstraße/Müllerstraße - heute ein freier Platz) eine Bibelstunde, zu <strong>der</strong> sich


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bald Gleichgesinnte und Gottsuchende einfanden.<br />

Sie trafen auch treue Helfer an durch den herzoglichen Kammerdiener Achenbach und den<br />

Meiereiverwalter Kehres.<br />

1834 ARHEILGEN Als die Geschwister Seibel 1834 in ihrem Hause in <strong>der</strong> Pankratiusstraße eine<br />

Gemeinschaftsstunde begannen, schloß sich <strong>der</strong> Arheilger Freundeskreis ihnen an. Die<br />

Gemeinschaftsversammlungen nahmen nun immer mehr zu, so daß <strong>der</strong> Raum oft nicht mehr für alle<br />

ausreichte.<br />

1835 Das erregte Ärgernis, und die Gemeinschaften kamen bei den weltlichen und den vom Staat<br />

abhängigen Kirchenbehörden in den Verdacht sektiererischer und demagogischer Bestrebungen.<br />

DAs EDIKT GEGEN DIE KONVENTIKEL<br />

Von <strong>der</strong> Kirchenbehörde wurde daraufhin ein Edikt "gegen die pietistischen Konventikel und die<br />

Umtriebe frem<strong>der</strong> Missionäre" (Sendboten <strong>der</strong> Brü<strong>der</strong>gemeine) erlassen.<br />

Das Leben des Gemeinschaftskreises in Darmstadt blieb deshalb nur kurze Zeit ungestört, bis eines<br />

Tages wegen <strong>der</strong> Verdächtigungen die Polizei eingriff (1835).<br />

Der Schuhmacher Seibel wurde vorgeladen und bekannte sich mutig und freudig zu den<br />

Zusammenkünften im elterlichen Hause. Nachdem die Bücher, die Seibel benutzte, von <strong>der</strong><br />

Kirchenbehörde überprüft worden waren, wurde dann doch in <strong>der</strong> Angelegenheit schonend<br />

verfahren, so daß die Privat-Erbauungsversammlungen auch weiterhin fortgesetzt werden konnten.<br />

1835 ARHEILGEN Auch den Arheilger Freundeskreis, <strong>der</strong> mit dem Darmstädter Kreis in<br />

Verbindung stand, versuchte man zugleich mit aufzulösen (1835). Aber auch hier blieben diese<br />

Bemühungen erfolglos.<br />

VERBOT DER KONVENTIKEL<br />

1843 Der Staat war in Angst vor je<strong>der</strong> Art von Geheimbündelei und so wurden die<br />

Zusammenkünfte an vielen Orten polizeilich überwacht. Dazu sei noch ein Ereignis erwähnt, das<br />

die damaligen Verhältnisse beleuchtet.<br />

Auf Veranlassung <strong>der</strong> gläubigen Prinzessin Karl, einer Freundin <strong>der</strong> Mission, hielt <strong>der</strong> russische<br />

Graf von Zaremba, den Gott mitten aus dem Strudel des Weltlebens herausgerissen hatte, und <strong>der</strong><br />

nach gründlich erlebter Sinnesän<strong>der</strong>ung Missionar geworden war, in <strong>der</strong> Schloßkirche eine<br />

Missionspredigt vor einer begeisterten und zahlreichen Zuhörerschaft. Die Kirchen- und<br />

Staatsbehörden gerieten darüber in höchste Erregung. Zaremba mußte noch am gleichen Tage die<br />

Stadt verlassen, um einer gewaltsamen Entfernung durch die Polizei zuvorzukommen<br />

Mit welcher Geisteskraft Zaremba gesprochen hatte, bezeugt <strong>der</strong> Hauslehrer und spätere gesegnete<br />

Pfarrer Wilhelm Baur: "Ich hörte ihn selbst und war über die neue Sprache von <strong>der</strong><br />

Ausbreitung des Reiches Gottes und <strong>der</strong> Ausgießung eines größeren Geistesmaßes höchstlich<br />

verwun<strong>der</strong>t".<br />

1843 CRUMSTADT, HAHN, PFUNGSTADT, BIEBESHEIM Aufgrund dieser Vorkommnisse wurde das<br />

Verbot <strong>der</strong> Konventikel von 1835 erneuert und verschärft. Die Zusammenkünfte in Crumstadt,<br />

Hahn und Pfungstadt wurden daraufhin 1843 verboten, weshalb die Besucher in diesen Orten dann<br />

gerne in die ungestörten Versammlungen nach Biebesheim gingen.<br />

1842 DIE GEMEINSCHAFT IN DARMSTADT erlebte eine ständige Fort-entwicklung. 1842 heißt es:


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"daß sich die Zahl <strong>der</strong> vom Geiste Gottes angefaßten, erweckten und bekehrten Seelen von Jahr zu<br />

1849 ARHEILGEN Nach dem Tode Thomas Webers (1848), des gesegneten Zeugen, stellte <strong>der</strong>


Stami I 14 (3.11.97)<br />

Jahr vermehrt". Bis 1843 wuchs die Zahl <strong>der</strong> Besucher auf 60 Personen, „unter welchen <strong>der</strong> Geist<br />

<strong>der</strong> Liebe herrschte, welche die Herzen in seliger Einheit erhielt".<br />

1845 DIE HESSISCHE KIRCHE Gerade die hessische Kirche, in <strong>der</strong> <strong>der</strong> öde Rationalismus<br />

unumschränkt herrschte, hatte eine beispiellos unfreundliche Stellung zu den Gemeinschaften.<br />

Bezeichnend dafür ist <strong>der</strong> Bericht des Dekans Dr. Ludwig. Es heißt darin: "In dem Konventikel zu<br />

Darmstadt werden die Köpfe und meist auch die Herzen verdreht. Es ist zu bedauern, daß außer den<br />

Angehörigen des Seibel, 40 bis 50 und noch mehr Einwohner sich an den traurigen Übungen<br />

beteiligen. Die Pietisten, diese protestantischen Jesuiten, stehen in genauer Verbindung<br />

untereinan<strong>der</strong>" (d.h. zu den verschiedenen Kreisen, so auch mit den Arheilgern). -<br />

Zu dieser Zeit veröffentlichte Pfarrer Haußmann aus Nie<strong>der</strong>-Beerbach (1845) drei Hefte unter dem<br />

Titel: "Der Pietismus als Urfeind aller Religiosität".<br />

EINE MUTIGE AKTION.<br />

1847/48 ARHEILGEN In <strong>Arheilgen</strong> war im Laufe <strong>der</strong> Zeit eine starke Strömung gegen den<br />

Pfarrer Krauß aufgekommen, die auch die verantwortlichen Brü<strong>der</strong> <strong>der</strong> Gemeinschaft<br />

beflügelte. Durch eine mutige Aktion gaben sie, ohne es zu ahnen, den Anlaß zur Erweckung.<br />

Weil ihnen ein neues Glaubensleben innerhalb <strong>der</strong> Kirche am Herzen lag, und an<strong>der</strong>erseits<br />

ein "pietistischer Gottesdienst" in <strong>der</strong> Kirche nicht möglich war, veranstalteten sie einen<br />

solchen im Rathaus (1847 o<strong>der</strong> 1848). Das war sehr gut möglich, weil <strong>der</strong> Wagnermeister, Georg<br />

Heinrich Anthes, ein jüngerer Freund von Schmiedemeister Thomas Weber, als Gemein<strong>der</strong>at,<br />

Kirchen- und Schulvorstand großen Einfluß hatte. Er war ein eifriges Mitglied <strong>der</strong> Gemeinschaft<br />

(und auch ein Urgroßvater von Karl Fritz). Beide hatten ihre Werkstätten beim Rathaus.<br />

Der für diesen Gottesdienst gewonnene Vikar HENRICI aus Bessungen war ein<br />

wie<strong>der</strong>geborener Christ. Seine Ansprache im Rathaus erregte Aufsehen und hatte eine<br />

mächtige Wirkung. Es gärte daraufhin in <strong>Arheilgen</strong> (1848) nicht in politischer Beziehung,<br />

son<strong>der</strong>n es bahnte sich eine Glaubenserweckung an. Man wollte Henrici von nun an als<br />

Pfarrer haben. (Siehe auch Abschnitt: Die Musikgemeinschaft)<br />

DIE KIRCHENVISITATION<br />

Von <strong>der</strong> nun wegen <strong>der</strong> Ereignisse erfolgten Kirchenvisitation (1848) berichtet Superintendent<br />

Zimmermann, "daß schon seit Jahren die Arheilger Kirche so gut wie leer stehe.... Wie<strong>der</strong>holt seien<br />

von den Arheilger Bürgern, die fast jeden Sonntag die Hofkirche in Darmstadt besuchten, Klagen<br />

über "den permanenten Weinberg", wie sie sich ausgedrückt hätten, laut geworden. Unter diesen<br />

Verhältnissen läge eine doppelte Gefahr vor, die eine: die Gefahr gänzlicher Entchristlichung, die<br />

an<strong>der</strong>e: die Hingabe an den Pietismus. Schon hätte eine nicht unbedeutende Zahl Arheilger, denen<br />

das Wort noch etwas gelte (Gemeinschaft in <strong>der</strong> Felchesgasse), sich den Darmstädter "Pietisten"<br />

(Gemeinschaft in <strong>der</strong> Pankratiusstraße) angeschlossen. Und infolgedessen hätten sie es dahin<br />

gebracht, daß <strong>der</strong> Bessunger Vikar Henrici auf dem Rathaus zu <strong>Arheilgen</strong> eine geistliche Ansprache<br />

gehalten habe. Man habe das Ministerium gebeten, Henrici nach <strong>Arheilgen</strong> zu entsenden", Lei<strong>der</strong><br />

wurde dem nicht entsprochen. -<br />

DIE AUDIENZ


Stami I 15 (3.11.97)<br />

Maurer Heinrich Huf 1849 sein Haus in <strong>der</strong> Bachstraße 5 für die regelmäßigen Versammlungen<br />

<strong>der</strong> Gemeinschaft zur Verfügung. Die sich anbahnende Erweckung, die "an<strong>der</strong>e Gefahr <strong>der</strong> Hingabe<br />

an den Pietismus", konnte nicht mehr aufgehalten werden. Nach langem vergeblichen Warten<br />

wurden die sich verantwortlich fühlenden Männer in einer Audienz (1849) beim Großherzog<br />

vorstellig und baten energisch um Henrici als ihren neuen Pfarrer. Dort war man von so viel<br />

privatem kirchlichen Engagement sehr angetan, konnte aber dem alten Pfarrer Krauß aus<br />

Versorgungs- und aus an<strong>der</strong>en Gründen nicht einfach seine Pfarrpfründe nehmen. (vgl. Wilhelm<br />

Andres).<br />

Henrici wurde daraufhin nach Groß-Linden versetzt, wo er ungehin<strong>der</strong>t mit Eifer weiterarbeitete.<br />

Durch sein Wirken entstand dort eine lebendige Gemeinschaft, aus welcher später <strong>der</strong> erste<br />

christliche Posaunenchor Hessens hervorging.<br />

DIE ERWECKUNG<br />

1849 ARHEILGEN Man handelte jedoch nun sofort und gab Pfarrer Kraus den Vikar Otto<br />

Kleeberger zur Seite. Die Auswirkungen dieser Maßnahme waren enorm , Innerhalb kurzer Zeit<br />

vollzog sich in <strong>Arheilgen</strong> ein unglaublicher Wandel. Die Gemeinde hatte in jahrzehntelanger Dürre<br />

gedarbt und viele sogen nun die lebendigen Verkündigungen von <strong>der</strong> Erlösung wie lang entbehrtes<br />

Quellwasser in sich auf.<br />

Mit Feuereifer und großer Überzeugungskraft gab Kleeberger sich <strong>der</strong> Predigt und Seelsorge<br />

hin. "Von starker Jesusliebe hatte er mit seinen lockenden und bittenden Worten die Herzen<br />

getroffen" berichtet später Pfarrer Baur.<br />

Viele kamen zum lebendigen Glauben, wurden wie umgewandelt und fingen ein neues Leben<br />

mit Christus an. Die Freude über die Erlösung kam durch die aus den Häusern erklingenden<br />

Lie<strong>der</strong> zum Ausdruck.<br />

Die Erweckung war da!<br />

Baur berichtet weiter: "Die bewegliche Art des Volks verstand es rasch, daß <strong>der</strong> Glaube<br />

Gemeinschaft schaffen müsse. Es war den Leuten mit dem zweimaligen Gottesdienst nicht<br />

genug. Am Abend war in einem Bauernhaus freie Versammlung, die aus den geöffneten<br />

Türen bis auf den Hof und auf die Straße quoll (Gemeinschaft bei Hufs, Bachstraße 5).<br />

Predigten wurden gelesen, begeisterte Männer, darunter ein bäuerlicher Dichter (Peter Andres) und<br />

ein blin<strong>der</strong> Sänger (Jakob Zell) beteten und sangen vor".<br />

In eifriger Mitarbeit standen Peter Andres und Jakob Zell dem Vater Huf in <strong>der</strong><br />

Gemeinschaftsarbeit zur Seite.<br />

DER PROTEST<br />

1850 ARHEILGEN Unerwartet schlug eines Tages (1850) wie ein Blitz die Nachricht von <strong>der</strong><br />

bevorstehenden Versetzung des jungen Pfarrers nach eineinhalbjähriger Tätigkeit ein.<br />

Die Arheilger zogen dann zum Protest "wohl zu tausend Männer, Frauen und Kin<strong>der</strong>, die<br />

Vorstände <strong>der</strong> Gemeinde an <strong>der</strong> Spitze", nach Darmstadt. Dabei ist zu bedenken, daß <strong>Arheilgen</strong><br />

damals nur drei- bis viertausend Einwohner hatte.<br />

Vor dem Großherzoglichen Schloß nahmen sie Aufstellung und ließen durch eine Deputation<br />

bitten, "<strong>der</strong> Gemeinde doch ihren treuen Lehrer zu lassen". Dem wurde nicht stattgegeben, aber<br />

elf weitere Vikare folgten dann nacheinan<strong>der</strong> bis zum Tode von Pfarrer Krauß (1870), die alle<br />

segensreich arbeiteten und die pietistische Glaubensbewegung stärkten.<br />

Die Erweckungsbewegung schritt damit weiter voran.<br />

Für die Abseitsstehenden im Dorf und außerhalb <strong>Arheilgen</strong>s war so viel religiöse Hingabe


und Begeisterung etwas maßlos und unbegreiflich. Seit dieser Zeit werden deshalb die


Stami I 17 (3.11.97)<br />

Arheilger noch bis heute auch "Mucker" genannt.<br />

DAS ERWECKTE GLAUBENSLEBEN<br />

1853 Der schon erwähnte Hauslehrer Baur <strong>der</strong> in <strong>der</strong> Arheilger Gemeinschaft durch Bibelstunden<br />

mitwirkte, war von 1852 - 1853 als Vikar im gesegneten Dienst in <strong>Arheilgen</strong>. Er wurde später<br />

Oberhofprediger in Berlin und dann General-Superintendent für das ganze Rheinland. In seiner<br />

Kirchweihpredigt (1883) in <strong>Arheilgen</strong> berichtete er über diese Zeit:<br />

"Ich bin in den dreißig Jahren - seit ich von euch gezogen - in manchem Amt gestanden und<br />

habe hin und her in deutschen Landen viele schöne Gottesdienste gefeiert - schönere doch<br />

nirgends als einst bei euch in <strong>Arheilgen</strong>".<br />

"Wetteifernd stimmten Jung und Alt die lieben frommen Lie<strong>der</strong> an, die lange wie begraben waren,<br />

nun aber auferstanden und ihre Flügel regten. Wir eilten, wenn <strong>der</strong> blaue Himmel und <strong>der</strong> grüne<br />

Wald uns lockten, an Sonntagen nach dem Gottesdienste hinaus. "Schön sind die Fel<strong>der</strong>, schöner<br />

sind die Wäl<strong>der</strong> in <strong>der</strong> schönen Frühlingszeit; Jesus ist schöner, Jesus ist reiner, <strong>der</strong> unser traurig<br />

Herz erfreut", so sangen wir. Und <strong>der</strong> Gesang klang fort in den Häusern, Schulen, Versammlungen<br />

... und Seelsorge ward geübt.<br />

Die Eifrigen in <strong>der</strong> Gemeinde machten mich auf die Seelen aufmerksam, welche des<br />

Zuspruchs bedurften. Armenpflege ward getrieben. Denen <strong>der</strong> Herr das Herz aufgetan, die<br />

taten ihre Hand auf. Der Kin<strong>der</strong> ward gedacht. Damals schon (1853) tauchte in warmherzigen<br />

Männern <strong>der</strong> Gedanke auf, den lieben Kleinen Zuflucht und Pflege in einer Klein-<br />

Kin<strong>der</strong>schule zu verschaffen. Missionsgeist ward wach. Ihr ginget mit dem Zeugnis von<br />

Christo hinaus, und die Mission zog mit hellem Festklang bei euch ein".<br />

Die Gemeinschaftsstunden waren für die nun sehr große Zahl ihrer Glie<strong>der</strong> weiterhin die<br />

unentbehrliche Stätte <strong>der</strong> Begegnung, wo man sich gegenseitig unter dem Wort stärkte,<br />

Gemeinschaft pflegte und Anregungen bekam für ein praktisches Leben mit Jesus und für den<br />

Dienst in Gemeinschaft und Kirche.<br />

DER SINGVEREIN (Gemeinschaftschor)<br />

1843 In <strong>der</strong> Arheilger Gemeinschaft wurde dem Herrn zur Ehre auch <strong>der</strong> Gesang sehr gepflegt.<br />

Schon 1843 bestand <strong>der</strong> Singverein, <strong>der</strong> neben <strong>der</strong> Kirche im alten Kirchenschulhaus übte. Später<br />

wurden die Übungsstunden ins Haus des Maurers Huf, Bachstraße 5 verlegt, wo auch ab 1948 die<br />

Gemeinschaftsstunden stattfanden.<br />

Der Chor sang auch in an<strong>der</strong>en Orten bei den Gemeinschaftstreffen und hatte von 1850 an auch den<br />

Chorgesang im Gottesdienst übernommen Auch die Kin<strong>der</strong> des schon erwähnten Georg Heinrich<br />

Anthes waren eifrige Glie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Gemeinschaft: So z.B. <strong>der</strong> Wagner Johann Anthes und <strong>der</strong><br />

Chausee- und Straßenwärter Heinrich Anthes, <strong>der</strong> den Chor leitete.<br />

Dessen Schwester, ein entschiedenes Gotteskind, war ihrem Mann - Heinrich Huf, Bachgasse 5 - in<br />

dritter Ehe eine eifrige Gehilfm in <strong>der</strong> Gemeinschaftsarbeit.<br />

GUNDERNHAUSEN Auch seine erste und beson<strong>der</strong>s seine zweite Frau, eine Tochter aus dem<br />

Gemeinschaftskreis Gun<strong>der</strong>nhausen, waren ihm darin treue Hilfe und Kraft.<br />

MISSIONSFESTE


Stami I 18 (3.11.97)<br />

waren damals die eigentlichen Sammelpunkte <strong>der</strong> gläubigen Geschwister aus den verschiedenen<br />

Gemeinschaften, wo man neue Kraft schöpfte, sich durch die Gemeinschaft untereinan<strong>der</strong> stärkte<br />

und dann mit neuer Freudigkeit wie<strong>der</strong> heimging in dem Bewußtsein, daß man mit seinem örtlichen<br />

Kreis nicht allein in Hessen stand.<br />

So ersetzten diese Missionsfeste damals zu ihrem Teil unsere heutigen Gemeinschaftskonferenzen.<br />

Durch die lebendigen Berichte <strong>der</strong> Basler Missionare und die Zeugnisse <strong>der</strong> Missions-<br />

Zöglinge erfolgte ein wun<strong>der</strong>bares Zurückstrahlen des Segens vom Missionsfeld in die<br />

Gemeinschaften.<br />

1840/52 OPPENHEIM, ARHEILGEN Das erste hessische Missionsfest fand 1840 in Oppenheim<br />

statt, woran auch Gemeinschafts-Geschwister aus <strong>Arheilgen</strong> teilnahmen. Es folgten dann später die<br />

Missionsfeste in Seeheim und 1852 in <strong>Arheilgen</strong>.<br />

DER MISSIONSEIFER<br />

1848 DARMSTADT Aus dem Jahre 1848 berichtet <strong>der</strong> Sendbote Bau<strong>der</strong>t, daß er eines Abends<br />

eingeladen wurde in den 1821 gegründeten Darmstädter Missionsverein <strong>der</strong> Basler Mission zu<br />

kommen Wegen <strong>der</strong> dichtgedrängten Menge, die er vorfand, war es ihm fast nicht möglich, sich<br />

durchzuwinden, um den für ihn reservierten Stuhl zu erreichen. Durch das stundenlange Sprechen<br />

in dem überfüllten Raum geriet er so sehr ins Schwitzen, daß ihm die Schweißtropfen fortgesetzt<br />

vom Gesicht herabfielen. "Aber ebenso tief floß auch <strong>der</strong> Segen von oben herab, wie ein lebendiger<br />

Tau auf unsere Herzen", bezeugt er davon.<br />

In den folgenden Jahren mehrten sich die Besucher so sehr, daß <strong>der</strong> Raum des<br />

Versammlungslokales oft nicht mehr ausreichte.<br />

DAS GROSSE MISSIONSFEST<br />

1852 ARHEILGEN Das erste hessische Missionsfest <strong>der</strong> Basler Mission (1840) in Oppenheim<br />

wurde weiter oben schon erwähnt. Auch zum späteren Seeheimer Fest wird manch ein Arheilger<br />

gewan<strong>der</strong>t sein, denn hier trafen sich vor allem die Gemeinschaftsleute aus vielen Orten. Da für das<br />

große Missionsfest im Jahre 1852 die Kirchenleitung in Darmstadt nur die kleine Stadtkapelle zur<br />

Verfügung stellte, fand dieses dann auf Wunsch von Vikar Baur (früher Hauslehrer) und dem Kreis<br />

<strong>der</strong> Gläubigen in <strong>der</strong> Arheilger Kirche statt. Er schreibt darüber: "In festlich geschmückten<br />

Wagen, in zahlreichen Fußgängergruppen, von <strong>der</strong> Bahnstation her, in dicht gedrängten<br />

Haufen, kamen die Festgäste. Des Odenwalds grüne Berge, des Rheinlands lachende Hügel,<br />

<strong>der</strong> Wetterau und des Rieds fruchtbare Gelände, ja selbst das dreißig Stunden entfernte<br />

Hinterland hatten Vertreter entsandt." Man erzählte von Bauersleuten aus dem Gebiet<br />

Biedenkopf und Gladenbach, die ihr selbstgesponnenes Garn und selbstgewebtes Tuch auf<br />

dem Rücken nach <strong>Arheilgen</strong> trugen, um es für die Mission zu opfern. Da die Kirche die<br />

Menge <strong>der</strong> Besucher nicht fassen konnte, wurde noch eine Kanzel und Bänke im Freien<br />

errichtet. Das Fest hatte insofern noch ein Nachspiel, als die staatliche Behörde tadelte, daß durch<br />

die Veranstaltung einer wegen Überfüllung notwendigen Parallelversammlung keine genügende<br />

"Überwachung des Festes und <strong>der</strong> Redner" hätte stattfinden können. (Pfarrer Grein 1928).<br />

DAS „FREIWILLIGE DIAKONAT"


Stami I 19 (3.11.97)<br />

1854 ARHEILGEN Im Januar 1854 flatterte dem nun in <strong>Arheilgen</strong> tätigen Pfarrvikar Hüffel ein<br />

Schreiben seines Vorgesetzten, des Superintendenten D. Zimmermann, ins Haus, das ihn in einen<br />

Die in den späteren Jahren folgenden Missionsfeste <strong>der</strong> Basler Mission wurden fleißig besucht. Sie


Stami I 20 (3.11.97)<br />

nicht geringen Schrecken versetzte. Auf einen in <strong>der</strong> „Kirchenzeitung" erschienen Bericht wünschte<br />

er Auskunft über die „Entstehung eines Diakonats" in <strong>Arheilgen</strong> und drohte mit <strong>der</strong> Aufhebung<br />

desselben.<br />

Der erschrockene junge Pfarrer suchte sich in einem Antwortschreiben, wie folgt zu rechtfertigen,<br />

(hier einige Auszüge des Schreibens):<br />

GG ................... und ich sagte <strong>der</strong> Gemeinde (in <strong>der</strong> Sonntagspredigt), daß sie nicht glauben dürfe, daß<br />

<strong>der</strong> Geistliche allein die Pflicht habe, die Kranken zu besuchen. Je<strong>der</strong> habe hierin das Seine<br />

zu thun" auch in dem sie „des Sonntags Christi Wort brächten, welches sie in <strong>der</strong> Kirche<br />

gehört haben!" „Diese Ermahnung hat nun Früchte getragen." „Es befindet sich hier, wie<br />

Euer Hochwürden bekannt ist, eine im Verhältnis zu unserer Zeit ziemlich bedeutende Menge<br />

gläubiger Christen. Sie suchen das Ihre zu thun, daß sie alle vier Wochen drei unter sich<br />

herauslosen, welche am Sonntage die ihnen bekannten Kranken besuchen. Auf meine Frage,<br />

warum sie darum losen, antworteten sie, dies geschehe darum, damit keiner etwa durch<br />

Trägheit abgehalten werde.<br />

Kranke unterstützten sie aus eigenen Mitteln durch Geld o<strong>der</strong> Mittagessen. Dies sogenannte<br />

freiwillige Diakonat dahier ist ins Leben gesetzt von den hiesigen Gläubigen (<strong>der</strong><br />

Gemeinschaft), aber nicht in <strong>der</strong> Absicht, um sich damit ein Amt anzumaßen o<strong>der</strong> die<br />

Tätigkeit des Geistlichen zu ersetzen."<br />

DIE MUSIKGEMEINSCHAFT (Posaunenchor)<br />

Das frische lebendige Glaubenleben, verbunden mit einem eifrigen missionarischen Sinn, beflügelte<br />

weiterhin die Tätigkeiten <strong>der</strong> Arheilger Gemeinschaft.<br />

KLEINLINDEN Vikar Henrici, <strong>der</strong> in <strong>Arheilgen</strong> den aufsehenerregenden Gottesdienst im Rathaus<br />

gehalten hatte (siehe Abschnitte: "Eine mutige Aktion" und „Kirchenvisitation") und als Pfarrer<br />

nach Klein-Linden versetzt wurde, ließ sich in seinem Eifer für ein „neues Leben" mit Jesus<br />

Christus nicht bremsen. Unter seinem Mitwirken entstand eine pietistische Versammlung, die<br />

Gemeinschaft, und dann auch 1854 die "Musik zur Ehre Gottes", ein Posaunenchor. (<strong>der</strong> erste in<br />

Hessen)<br />

Durch einen christlichen Kolporteur aus Klein-Linden, <strong>der</strong> auch in einer Frankfurter Buchhandlung<br />

tätig und führendes Mitglied des Posauenenchors war, kamen die Arheilger durch Philipp Leonhard<br />

in Verbindung mit dem dortigen Kreis lebendiger Christen.<br />

1856 ARHEILGEN Als dann auf <strong>der</strong> Durchreise Heinrich Anthes in Klein-Linden bei Pfarrer<br />

Henrici Einkehr hielt, nahm er die Anregung, eine "Musik zur Ehre Gottes" zu gründen, mit nach<br />

<strong>Arheilgen</strong>. Schnell war man sich einig, und im Jahre 1856 entstand dann die Musikgemeinschaft<br />

(<strong>der</strong> zweite Posamunenchor in Hessen). Damit hatte sich ein langgehegter Wunsch einiger<br />

Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Gemeinschaft erfüllt.<br />

Peter Völger (Hirschvölger), Georg Benz VI., Peter Andres IV. und Christof Benz III. halfen dazu<br />

nach ihrem Vermögen unter <strong>der</strong> Leitung von Heinrich Anthes. Dieser ging darauf nach Frankfurt,<br />

kaufte die Blasinstrumente auf <strong>der</strong> Messe und - eine Kuriosität - fuhr sie mit <strong>der</strong> Schiebkarre nach<br />

<strong>Arheilgen</strong>.<br />

Nun wurde fleißig geübt und dann in <strong>der</strong> Neujahrsnacht 1859/60 zum ersten Mal auf dem Turm <strong>der</strong><br />

Arheilger Kirche geblasen. Obwohl die Musikgemeinschaft von keiner Seite Unterstützung erhielt,<br />

weil <strong>der</strong> damalige Pfarrer Kraus keinerlei Intresse zeigte, wurde fleißig weitergeübt. Selbst <strong>der</strong><br />

Organist hatte kein Verständnis für eine Zusammenarbeit mit den Bläsern. Auch im Ort selbst stand<br />

man <strong>der</strong> Gemeinschaft, den „Muckern" und den „Himmelsbläsern" nicht sympatisch gegenüber.<br />

Aber bei den Veranstaltungen und Jahresfesten <strong>der</strong> Gemeinschaften in Lichtenberg,<br />

Gun<strong>der</strong>nhausen, Roßdorf, Seckbach, Geinsheim und verschiedenen an<strong>der</strong>en Orten am Rhein war<br />

dem Chor Gelegenheit gegeben, sein Können zu zeigen.


Stami I 21 (3.11.97)<br />

DIETENBERGEN Die Arheilger halfen auch <strong>der</strong> Gemeinschaft in Dietenbergen (östlich von<br />

Wiesbaden) bei <strong>der</strong> Gründung einer "Musik zur Ehre Gottes".<br />

Alle Wege wurden damals in <strong>der</strong> Regel zu Fuß zurückgelegt. Als die Bläser einmal im Winter eine<br />

„Fahrt" nach Dietenbergen unternahmen, um den dortigen "Brü<strong>der</strong>n" zu helfen, brachen sie zu<br />

sechst nach dem Mittagessen auf und kamen am Abend in Kelsterbach an und, als es anfmg zu<br />

dunkeln, erreichten sie den Main, <strong>der</strong> aber zugefroren war. Es war bitterkalt und guter Rat teuer. Ein<br />

Übersetzen war nicht möglich.<br />

Kurz entschlossen kniete Heinrich Huf, Leiter <strong>der</strong> Arheilger Gemeinschaft, am Mainufer nie<strong>der</strong> und<br />

betete innig, für einen glücklichen Übergang über das Eis. Danach stand er entschlosssen auf und<br />

schritt in froher Glaubenszuversicht über den Main. Zögernd folgend gingen dann auch die An<strong>der</strong>en<br />

mit dem blinden Jakob hinüber. So kamen sie alle bei hellem Mondschein um 20 Uhr in<br />

Dietenbergen an und spielten froh und dankbar ihre Choräle auf dem Hof des Bauern Jörg Franz.<br />

Nach dem Abendessen gab es dannn einen fröhlichen Dank-abend wegen <strong>der</strong> glücklichen „Fahrt"<br />

über den Main<br />

ARHEILGEN Die ersten Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> "Musikgemeinschaft" waren:<br />

Georg Rühl, Friedrich Fleck, Heinrich Löser, Jakob Knecht, Philipp Rühl, Philipp Fleck, Heinrich<br />

Huf, Philipp Leonhardt, Jakob Zell (<strong>der</strong> blinde Jakob) und Heinrich Anthes als Leiter.<br />

DIE KLEINKINDERSCHULE<br />

1862 ARHEILGEN Aus dem Glaubensfrühling <strong>der</strong> Erweckungszeit heraus wuchsen so manche<br />

schöne Früchte. So wurde nun auch <strong>der</strong> schon lange gehegte Gedanke (1853), eine<br />

Kleinkin<strong>der</strong>schule ins Leben zu rufen, verwirklicht. "Darin sollte nicht nur die Beaufsichtigung,<br />

leibliche Pflege und Bewahrung, son<strong>der</strong>n vor allem eine klare christliche Erziehung im Geiste<br />

des gekreuzigten und auferstandenen Gottessohns erfolgen. "<br />

Vier gläubige Männer aus <strong>der</strong> Arheilger Gemeinschaft, Peter Andres IV., Peter Benz VI., Christof<br />

Benz III. und Peter Völger, dazu <strong>der</strong> großherzogliche Meiereiverwalter Philipp Kehres von <strong>der</strong><br />

Darmstädter Gemeinschaft in <strong>der</strong> Pankratiusstraße taten sich 1862 zusammen und errichteten das<br />

Gebäude aus ihren zusammengelegten persönlichen Opfergaben. Georg Benz stellte den Bauplatz<br />

an <strong>der</strong> Bachstraße Nr.1 zur Verfügung.<br />

Da die Gemeinschaft damals keinen gesetzlichen Vereinsstatus hatte, war das nur möglich, indem<br />

die Stifter in ihrem eigenen Namen bauten. 1863 konnte das Gebäude endlich eingeweiht werden.<br />

Am Festtage waren bereits 80 Kin<strong>der</strong> angemeldet.<br />

Für die Kin<strong>der</strong>gartenarbeit konnten zwei Schwestern gewonnen werden, die zunächst für zwei Jahre<br />

vom Mutterhaus Kaiserswerth, dann aber von <strong>der</strong> Diakonissenanstalt Nonnenweiher zur Verfügung<br />

gestellt wurden.<br />

Als eine beson<strong>der</strong>s eifrige Mitarbeiterin in <strong>der</strong> Gemeinschaftsarbeit galt Schwester Christine<br />

Steckenreuther (ab 1865), aber auch die an<strong>der</strong>en nahmen regen Anteil an <strong>der</strong> Gemeinschaft.<br />

DER FRAUEN - UND MÜTTERKREIS<br />

Die Schwestern <strong>der</strong> Kleinkin<strong>der</strong>schule pflegten in <strong>der</strong> Bachstraße gute Nachbarschaft. So kam es,<br />

daß sich an den Winterabenden die Frauen aus <strong>der</strong> Nachbarschaft zweimal wöchentlich bei den<br />

Schwestern zum Stricken trafen. An<strong>der</strong>e Frauen aus <strong>der</strong> Gemeinschaft schlossen sich an, und so<br />

entsstand <strong>der</strong> Frauen- und Mütterkreis, <strong>der</strong> es sich zur Aufgabe gemacht hatte, die armen Mütter <strong>der</strong><br />

Gemeinde alljährlich zu einer Weihnachtsfeier einzuladen und zu beschenken.


Stami I 22 (3.11.97)<br />

DAS GEMEINSCHAFTSLEBEN<br />

Die durch die Liebe Jesu so aktivierten Gläubigen pflegten auch untereinan<strong>der</strong> ein inniges<br />

Gemeinschaftsleben.<br />

Neue Glie<strong>der</strong> schlossen sich <strong>der</strong> Gemeinschaft an. Darunter waren: Schnei<strong>der</strong>meister Heinrich<br />

Dieter (1836), Georg Barnewald (1836), Bernhard Schnei<strong>der</strong> (1845), Lackierer Philipp Göbel,<br />

Schnei<strong>der</strong>meister Peter Beisel, Schmied Ludwig Sandoz und Schmiedemeister Jakob Schmitt<br />

(1841).<br />

SEIT 1848 versammelte sich die Gemeinschaft viele Jahre zu ihren Bibelstunden bei ihrem<br />

Vorsitzenden, dem Leiter <strong>der</strong> Gemeinschaft, Maurer Heinrich Huf, Bachgasse 5. Hier fanden nun<br />

auch die Übungsstunden vom Chor und <strong>der</strong> Musikgemeinschaft statt, die beide sein Schwager<br />

Heinrich Anthes leitete.<br />

Im Sommer kamen die Männer und Frauen <strong>der</strong> Gemeinschaft auch hier, wie zuvor in <strong>der</strong><br />

Felchesgasse, abends im Garten zusammen. Da wurden nach Herzenslust die schönen Choräle und<br />

erquickende geistliche Lie<strong>der</strong> gesungen.<br />

Manchmal kamen auch auswärtige Gemeinschaften zu Besuch nach <strong>Arheilgen</strong>, so auch z.B. die<br />

Gemeinschaft von Enkheim, alljährlich den weiten Weg nicht scheuend, zum Jahresfest <strong>der</strong><br />

Arheilger Gemeinschaft. Der Leiter <strong>der</strong> dortigen Gemeinschaft stand im geistlichen Mittelpunkt <strong>der</strong><br />

Gemeinschaften um Frankfurt/M. Er hielt dann auch die Festansprachen, die umrahmt wurden von<br />

den Lie<strong>der</strong>n des Gemeinschaftschores und dem Blasen <strong>der</strong> Posaunen. Umgekehrt nahmen auch die<br />

Arheilger Gemeinschaftsleute an den Jahresfesten in Enkheim teil und Heinrich Huf war immer<br />

dabei. Aber auch zu an<strong>der</strong>en Gemeinschaften hatte man gute Beziehungen, wie z.B. nach Seckbach<br />

(bei Frankfurt/M), Langstadt (östlich Dieburg), Gun<strong>der</strong>nhausen, Roßdorf, Darmstadt, Crumstadt,<br />

Geinsheim, Oppenheim, Diedenbergen (östlich von Wiesbaden) und an<strong>der</strong>en Orten.<br />

Es wurden Missionsfeste gefeiert, sowie auswärtige Gemeinschaften besucht und rege<br />

Verbindungen geknüpft.<br />

Wie weit die Reisen zu den an<strong>der</strong>en „Geschwistern" oft gingen zeigt folgen<strong>der</strong> Eintrag in einer<br />

Arheilger Bibel:<br />

"Meinen lieben Arheilger Brü<strong>der</strong>n und Schwestern zum fleißigen Gebrauch bei ihren<br />

Privatversammlungen (<strong>der</strong> Gemeinschaft), auf daß sie alle bei <strong>der</strong> reinen lutherischen Lehre<br />

bleiben, als Andenken dargebracht von ihrem in Liebe und Fürbitte treu verbundenen Karl<br />

Kißmer, Luth. Pfarrer zu Usenborn " (ca. 13 km nördl. von Büdingen).<br />

Nachdem in <strong>der</strong> Nachbarschaft von Hufs die Kleinkin<strong>der</strong>schule eingeweiht worden war, wurden die<br />

Gemeinschafts- und Chorübungsstunden dorthin verlegt. Man redete sich mit "Bru<strong>der</strong>" und<br />

„Schwester"an, weil man in echter Glaubensbru<strong>der</strong>schaft miteinan<strong>der</strong> lebte.<br />

So blühte und wuchs das Gemeinschaftsleben trotz zahlenmäßiger Schwankungen stetig.<br />

1868 Darmstadts Gemeinschaftsleben wirkte sich weiterhin segensreich aus. Noch immer<br />

besuchten die Sendboten <strong>der</strong> Brü<strong>der</strong>gemeine auf ihren Reisen die Arheilger Gemeinschaft. Der<br />

letzte von ihnen, Wilhelm Köhler, berichtet 1868: „Nachmittags ging ich nach <strong>Arheilgen</strong>. Ein<br />

lieber armer blin<strong>der</strong> gläubiger Bru<strong>der</strong> begleitete mich bei den Hausbesuchen. Dieser Bru<strong>der</strong> ernährt<br />

sich und dazu noch eine Witwe mit fünf Waisen durch Seilerarbeit und Strohdecken verfertigen."<br />

Diese nüchterne Aussage gibt einen kleinen Einblick in das Leben des schon erwähnten "blinden<br />

Jakob". Er war ein eifriges Mitglied <strong>der</strong> Gemeinschaft, ein demütiger und hingebungsvoller<br />

Christusnachfolger, <strong>der</strong>, wenn möglich, immer dabei war und half, wo er nur konnte. In seiner<br />

großen Liebe zum Herrn und seiner Selbstlosigkeist war er gewiß ein Großer im Reiche Gottes.<br />

Im weiteren berichtet <strong>der</strong> Sendbote:<br />

1867 „Den 18. fuhr ich wie<strong>der</strong> nach Darmstadt und begab mich sogleich nach <strong>Arheilgen</strong>. Der


Stami I 23 (3.11.97)<br />

Pfarrvikar (Lahr?) übertrug mir seine Bibelstunde und for<strong>der</strong>te nach <strong>der</strong>selben auf, einen Beitrag für


Stami I 24 (3.11.97)<br />

unsere Mission zu geben."<br />

1869 „In <strong>Arheilgen</strong> wurde eben die Schwester beerdigt, die schon vor mehreren Jahren einmal<br />

gestorben war, aber damals durch das Einspritzen von kräftigem Blut ihres Schwagers wie<strong>der</strong> zum<br />

Leben gebracht wurde. Diesmal starb sie am Blutsturz."<br />

DIE INTEGRATION<br />

1879/83 ARHEILGEN Dadurch, daß Pfarrer Römheld nach <strong>Arheilgen</strong> kam, trat in den 80er Jahren<br />

eine ganz neue Situation ein. Unter ihm blühte das kirchliche Leben wie<strong>der</strong> stark auf, indem er die<br />

aktiven Kräfte <strong>der</strong> Gemeinschaft ganz in die kirchliche Arbeit integrierte. Die führenden Männer<br />

<strong>der</strong> Gemeinschaft: Heinrich Anthes, Heinrich Huf, Georg Barnewald und Bernhard Schnei<strong>der</strong>,<br />

wurden auf sein Betreiben hin in den Kirchenvorstand gewählt. Daraufhin wurde Heinrich Anthes<br />

als Vertreter <strong>der</strong> Gemeinschaft auch in den Ortsvorstand übernommen Aus dem gemischten Chor<br />

<strong>der</strong> Gemeinschaft wurde <strong>der</strong> Kirchengesangverein (1880), aus <strong>der</strong> Musikgemeinschaft <strong>der</strong><br />

Posaunenchor und aus dem Frauen- und Mütterkreis, <strong>der</strong> sich in <strong>der</strong> Klein-Kin<strong>der</strong>schule<br />

versammelte, 1883 <strong>der</strong> Frauenverein.<br />

1879 Im Jahre 1879 übernahm die Kirchengemeinde auch die Betreuung <strong>der</strong> Klein-Kin<strong>der</strong>schule;<br />

trotzdem verblieb das Grundstück im Eigentum <strong>der</strong> Stifter aus <strong>der</strong> Gemeinschaft.<br />

Unter Vorsitz von Pfarrer Römheld wurden mit ihnen Statuten aufgestellt, aufgrund <strong>der</strong>en <strong>der</strong><br />

Kin<strong>der</strong>schule vom Großherzog „Cmporationsrechte" verliehen wurden.<br />

Den Stiftern war es ein herausragendes Anliegen, daß die Kin<strong>der</strong>arbeit in einem bestimmten Geist<br />

fortgeführt werde. Der folgende Auszug aus den Statuten zeigt das deutlich:<br />

"Die evangelische Klein-Kin<strong>der</strong>schule <strong>Arheilgen</strong>, welche im Glauben an den für die<br />

Menschheit gekreuzigten und auferstandenen wahrhaftigen Gottessohn gegründet ist,<br />

soll in demselben Geiste fortgeführt und erhalten werden. Sie hat nicht nur<br />

Beaufsichtigung, leibliche Pflege und Bewahrung, son<strong>der</strong>n auch eine christliche<br />

Erziehung <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> zum Zweck. Es sollen deshalb auch die Schwestern, welche in <strong>der</strong><br />

Anstalt dienen, immer nur aus einer solchen Anstalt, die in <strong>der</strong> vorerwähnten Richtung<br />

geleitet wird, berufen werden".<br />

Die notwendige Erweiterung und die weitere Fürsorge für das wirt- schaftliche Fortbestehen gingen<br />

aber über die Möglichkeiten <strong>der</strong> Stifter und ihrer Nachfolger hinaus.<br />

1902 So übergab im Jahre 1902 <strong>der</strong> einzige damals noch lebende Stifter, Georg Benz VI., die<br />

Klein-Kin<strong>der</strong>schule an die bürgerliche Gemeinde mit <strong>der</strong> vertraglichen Verpflichtung, daß die<br />

Kin<strong>der</strong>gartenarbeit als selbständige Stiftung weitergeführt und durch "evangelische Diakonissen<br />

<strong>der</strong> evangelische Glaube, Gottes Wort und <strong>der</strong> Kirche Lied den Kin<strong>der</strong>n eingeprägt wird.<br />

Eine an<strong>der</strong>e Lehre als die evangelische Lehre hat keine Berechtigung in <strong>der</strong>selben".<br />

Heute befindet sich dieser Kin<strong>der</strong>garten in dem Neubau Bachstraße 11. In dem alten Gebäude <strong>der</strong><br />

„Kleinkin<strong>der</strong>schule" ist jetzt eine Zweigstelle des Diakonischen Werkes untergebracht<br />

Die Gemeinschaft trat natürlich durch solche Entwicklungen stark in den Hintergrund.<br />

Schmiedemeister Jakob Schmitt jedoch konnte mit gutem Gewissen diesem Lauf <strong>der</strong> Dinge nicht<br />

zustimmen. Er traf sich weiter mit einem Rest <strong>der</strong> Treugebliebenen zum Gebet und zur Stärkung<br />

mit dem Wort Gottes.<br />

Gott zeigt uns in <strong>der</strong> Entwicklung, daß unsere Arbeit nie Selbstzweck ist, son<strong>der</strong>n daß unser Leben<br />

und Dienen Opfer sein muß.


Stami I 25 (3.11.97)<br />

verknüpft war und aber doch immer zur För<strong>der</strong>ung des Glaubens- und Gemeinschaftslebens bis<br />

dahin zum Segen aller selbständig blieb (z.B. zur Zeit des Pfarrer Krauß).<br />

Heute ist als Wirkung <strong>der</strong> Erweckungszeit in <strong>Arheilgen</strong> noch ein stärkerer Kirchenbesuch<br />

gegenüber an<strong>der</strong>en Kirchengemeinden zu erkennen. Es zeigt sich aber auch, wie recht Jakob<br />

Schmitt mit seinen Befürchtungen hatte. Vom Leben <strong>der</strong> damals integrierten Gemeinschaft ist heute<br />

in unserer Kirche fast nichts mehr zu spüren. Das lebendige erweckliche Glaubensleben ist nahezu<br />

versiegt und weithin in äußeren Formen erstarrt, und nur wenige Pfarrer haben noch den Mut, in <strong>der</strong><br />

Kirche wie ehemals zur persönlichen Glaubenserfahrung von Buße und Bekehrung aufzurufen. Eine<br />

neue Erweckung wäre gerade heute dringend nötig. Trotz <strong>der</strong> heute bedauerlichen Entwicklungen in<br />

<strong>der</strong> EKD berechtigt z.B. die Bildung von positiven christlichen Hauskreisen in <strong>der</strong><br />

Auferstehungsgemeinde zu neuen Hoffnungen.<br />

Die Erweckungen in Deutschland<br />

und die Gemeinschaftsbewegung in Südhessen<br />

(1835 - 1900)<br />

Aber auch in an<strong>der</strong>en Gegenden Deutschlands entstanden in diesen Jahren (1830 bis 1880)<br />

mächtige Erweckungen und viele Menschen wurden zum lebendigen Glauben geführt, so durch<br />

Volkening im Minden-Ravensburger Land,<br />

Klaus Harms in Hermannsburg (Lüneburger Heide, Südafrika),<br />

Knak und Görke in Hinterpommern,<br />

Sommer und Jensen in Schleswig (Breklumer Mission),<br />

Michael Hahn, Hofacker u. Blumhardt in Württemberg,<br />

Teerstegen und Dr.Collenbusch in Wuppertal und im Siegener<br />

und Oberbergischen Land,<br />

Henhöfer in Baden<br />

von Kollwitz und Goßner in Berlin und Brandenburg<br />

Johannes Seitz und Martin Blaich in Württemberg, Posen,<br />

Brandenburg, Pommern, West- u. Ostpreusen, Sachsen<br />

und <strong>der</strong> Karmelmission.<br />

Wenn auch diese Bewegungen nicht auf die übrigen Gegenden Deutschlands und Hessens<br />

übergriffen, verbreitete sich jedoch die Gemeinschaftsbewegung durch Evangelisation und gezielte<br />

Arbeit immer weiter, wobei es noch zu örtlichen Erweckungen kam.<br />

Wesentlichen Anteil daran hatten <strong>der</strong> Bahnbrecher <strong>der</strong> Evangelisation in Deutschland Elias<br />

Schrenk, <strong>der</strong> von 1875 bis 1879 Missionsprediger in Frankfurt war, aber auch seit 1877 <strong>der</strong><br />

Reiseprediger Oskar Schmidt von <strong>der</strong> Wißwässerschen Gemeinschaftsarbeit in Mannheim.<br />

Bru<strong>der</strong> Schmidt war durch den Feldwebel Wißwässer, in dessen Kreis eine kleine<br />

Erweckungsbewegung entstanden war, zum Glauben gekommen Er gab daraufhin seine gute<br />

Stellung als Steuerbeamter auf, ließ sich im Predigerseminar St.Chrischona bei Basel ausbilden und<br />

übernahm den Reisepredigerdienst ohne jede feste Bezahlung. Alle Wege legte er zu Fuß zurück, ob<br />

es Sommer o<strong>der</strong> Winter war. Um mit <strong>der</strong> Bahn zu fahren, fehlten ihm die Mittel.


Stami I 26 (3.11.97)<br />

Sein Arbeitsfeld suchte er sich selbst unter viel Mühsal, Kampf und Verfolgung. Er war vor allem<br />

<strong>der</strong> Pionier des Odenwaldes. Unermüdlich zog er landauf, landab , durch Hessen, Baden, die Pfalz<br />

Rückblickend ist zu erkennen, wie sehr das Leben <strong>der</strong> Arheilger Gemeinschaft mit <strong>der</strong> Kirche


Stami I 27 (3.11.97)<br />

und das Elsaß und hat so viel Frucht für die Ewigkeit einbringen dürfen, bis er 1912 nach 35<br />

Dienstjahren erkrankte und die Wege nicht mehr machen konnte. Er starb 1915 in Karlsruhe und ist<br />

übrigens ein Vorfahre des früheren Verbandsvorsitzenden Gerhard Becker aus Mühltal (Nie<strong>der</strong>-<br />

Ramstadt).<br />

Die Gemeinschaftsverbände<br />

Überall im deutschen Land war in <strong>der</strong> Gemeinschaftsbewegung aber auch ein starkes Bedürfnis<br />

nach Zusammenschluß vorhanden:<br />

1835/73 So entstanden bereits von 1835 bis 1873 acht Gemeinschaftsverbände.<br />

1888 In dem so bedeutsamen Jahr 1888 fand dann die erste "Gnadauer Pfingstkonferenz" in<br />

Gnadau an <strong>der</strong> Elbe (bei Magdeburg) statt.In Verbindung damit wurde das "Deutsche Komitee für<br />

Evangelistion u.Gemeinschaftspflege" gebildet.<br />

1897 Daraus entstand dann auf einer beson<strong>der</strong>en Konferenz in Berlin am 27. Oktober 1897 <strong>der</strong><br />

"Deutsche Verband für evangelische Gemeinschaftspflege und Evangelisation", kurz "Gnadauer<br />

Verband" genannt<br />

Die ausführliche <strong>Geschichte</strong> über die Gnadauer Gemeinschaftsbewegung ist in dem Buch "ER <strong>der</strong><br />

Meister, wir die Brü<strong>der</strong>" von Hans von Sauberzweig (erschienen im Gnadauer Verlag) enthalten.<br />

Die Gemeinschaft in <strong>Arheilgen</strong><br />

1880 - 1922<br />

ARHEILGEN Zu dem kleinen Rest, <strong>der</strong> sich als Gemeinschaft weiterhin versammelte, gehörte u.a.<br />

auch Schmiedemeister Jakob SCHMITT (1841). Er ging nach seiner Lehrzeit auf die Wan<strong>der</strong>schaft<br />

und kam so im Württembergischen mit <strong>der</strong> Gemeinschaft von Michael HAHN in Berührung. Hier<br />

bekehrte er sich und drang zur völligen Erlösungsfreude durch. Als aktiver Christ kam er 1870 nach<br />

<strong>Arheilgen</strong> zurück und schloß sich hier sofort <strong>der</strong> Gemeinschaft an.<br />

UM 1880 ARHEILGEN Die Entwicklung in den Jahren um 1880 schmerzte ihn, weil er durch die<br />

von Pfarrer Römheld gut gemeinte völlige Integrierung des größten Teils <strong>der</strong> Gemeinschaft mit<br />

allen ihren Aktivitäten in die kirchliche Autorität, die freie Arbeit <strong>der</strong> Gemeinschaft gehin<strong>der</strong>t sah.<br />

Er befürchtete, daß die Zelle <strong>der</strong> lebendigen pietistischen Glaubensgemeinschaft durch die nun<br />

völlige Abhängigkeit von evtl. nachfolgenden im Rationalismus verstrickten und nicht gläubigen<br />

Pfarrern verflachen und ersterben würde. Deshalb zog er sich mit wenigen Getreuen in die Stille<br />

zurück. Wir können verstehen, daß er als "Michael Hahner" nicht gegen seine Überzeugung handeln<br />

konnte. Er blieb was er war, ein echter und treuer Knecht seines Herrn und ein Gemeinschaftsmann.<br />

DIE NEUBELEBUNG<br />

1888 DARMSTADT, ARHEILGEN Im Jahre 1888 predigte <strong>der</strong> Evangelist Elias SCHRENK zum<br />

ersten Mal in Darmstadt. Da die Kirchenbehörde eine solche Evangelisation in einer Kirche nicht<br />

zuließ, mußten die Vorträge im großen Saal des Hotels "Darmstädter Hof', damals Ecke Rhein- und<br />

Grafenstraße, gehalten werden. Auch aus <strong>Arheilgen</strong> pilgerten Abend für Abend kleinere o<strong>der</strong>


Stami I 28 (3.11.97)<br />

größere Gruppen nach Darmstadt. Auf dem Heimweg nach einer solchen Abendversammlung von<br />

Schrenk trafen sich die Arheilger Brü<strong>der</strong> am "Löweneck" und beschlossen eine Neubelebung <strong>der</strong><br />

Gemeinschafts-Bibelstunden. Diese fanden dann im Hause des Landwirts und Schuhmachers<br />

Leonhard Brunner in <strong>der</strong> Reitbahn (heute Frankfurter Landstr. 170) statt.<br />

Beson<strong>der</strong>s freundlich begrüßt wurde dieser Gedanke von Schmiedemeister Jakob Schmitt.<br />

1905 Später, nach Fertigstellung seines neuen Wohnhauses 1905, fand <strong>der</strong> Gemeinschaftskreis<br />

dort seine neue Heimstätte (heute Darmstädter Straße 14) bis zu seinem Tode (1920).<br />

In diesen "Stunden" wurden Bibelauslegungen vorgelesen und auch gepredigt. Zunächst war es ein<br />

kleiner Kreis, <strong>der</strong> sich um Gottes Wort versammelte. Aber bald gesellten sich an<strong>der</strong>e hinzu. Nach<br />

<strong>der</strong> Rückkehr von weltweiten Reisen wurde auch <strong>der</strong> Bauer Heinrich APPEL in <strong>der</strong> Mühlstraße<br />

Mitglied in <strong>der</strong> Gemeinschaft.<br />

Blaukreuzarbeit<br />

1908 Als später (1908) aus <strong>der</strong> Gemeinschaft ein neuer Arbeitskreis, die Blaukreuzarbeit zur<br />

Trinkerrettung erwuchs, wurde er auch hier ein eifriges Mitglied. Führend in dieser Arbeit waren<br />

mit ihm Georg Benz (Reitbahn) und sein Schwager Leonhard Brunner, Jakob Weicker, Martin<br />

Fleck, Adam Bohl, Philipp Völger und an<strong>der</strong>e. Gott bekannte sich zu dieser Arbeit und hat sie<br />

gesegnet.<br />

Manche liebliche Frucht schenkte <strong>der</strong> Herr. In regelmäßigen und gut besuchten Bibelstunden<br />

versammelte man sich zur Gemeinschafts- und Blaukreuzarbeit; Seelsorgearbeit und Trinkerrettung<br />

waren aufs engste miteinan<strong>der</strong> verknüpft.<br />

1914-1918 Der Erste Weltkrieg riß manche schmerzliche Lücke. Die Zusammenkünfte <strong>der</strong><br />

Gemeinschaft fanden jedoch statt.<br />

1919 Nach Kriegsende, im Februar 1919, wurde dann die Gemeinschaft in <strong>der</strong> heute bekannten<br />

Form wie<strong>der</strong> lebendig. Trug sie seither fast ausschließlich den Charakter einer Michael-Hahner-<br />

Gemeinschaft, so wurde sie jetzt als Gemeinschaft auf eine breitere Grundlage gestellt und nannte<br />

sich fortan<br />

LANDESKIRCHLICHE GEMEINSCHAFT.<br />

1919 ARHEILGEN Beson<strong>der</strong>s freute sich über den Zusammenschluß und die beginnende<br />

Neubelebung <strong>der</strong> alte ehrwürdige, bewun<strong>der</strong>nswerte, charakterfeste Greis von über 79 Jahren,<br />

Bru<strong>der</strong> Jakob Schmitt. Es wurde gleich ein Vorstand gebildet. Ihm gehörten an als:<br />

1. Vorsitzen<strong>der</strong>: Jakob Schmitt<br />

2. Vorsitzen<strong>der</strong>: Leonhard Brunner<br />

Schriftführer u. Kassierer: Karl Fritz<br />

Beisitzer: Georg Benz, Jakob Weiker,<br />

und Schwester Marie Hölscher<br />

Die Arbeit <strong>der</strong> Gemeinschaft blühte sofort auf. Sie stand sichtbar<br />

unter dem Segen des Herrn.<br />

1920 Aber bereits im August 1920 verstarb Bru<strong>der</strong> Jakob Schmitt, und Bru<strong>der</strong> Leonhard Brunner<br />

übernahm dann den Vorsitz. Die Gemeinschaftsversammlungen wurden daraufhin in das<br />

Evangelische Gemeindehaus Messeler Straße verlegt.<br />

Während bisher meistens Laienbrü<strong>der</strong> die Versammlungen hielten, wurden nun auch die Prediger<br />

und <strong>Stadtmission</strong>are <strong>der</strong> Darmstädter <strong>Stadtmission</strong> regelmäßig gemäß einem Arbeitsplan zum<br />

Dienst nach <strong>Arheilgen</strong> entsandt, so die Brü<strong>der</strong> Hägele, Neuber und an<strong>der</strong>e.<br />

Seit <strong>der</strong> Gründung des "Starkenburger Gemeinschaftsverbandes" 1923 gehörte diesem auch die<br />

Gemeinschaft <strong>Arheilgen</strong> an.


Stami II 1<br />

DAS GROSSE MISSIONSFEST<br />

Arheilg 1852 Vom ersten hessischen Missionsfest <strong>der</strong> Basler Mission (1840) in Oppenheim hatten wir<br />

schon gehört. Auch zum späteren Seeheimer Fest wird manch ein Arheilger gewan<strong>der</strong>t sein, denn hier trafen<br />

sich vor allem die Gemeinschaftsleute aus vielen Orten. Da für das große Missionsfest im Jahre 1852 die<br />

Kirchenleitung in Darmstadt nur die kleine Stadtkapelle zur Verfügung stellte, fand dieses dann auf Wunsch<br />

von Vikar Baur (früher Hauslehrer) und dem Kreis <strong>der</strong> Gläubigen in <strong>der</strong> Arheilger Kirche statt. Er schreibt<br />

darüber: "In festlich geschmückten Wagen, in zahlreichen Fußgängergruppen, von <strong>der</strong> Bahnstation her, in<br />

dicht gedrängten Haufen, kamen die Festgäste. Des Odenwalds grüne Berge, des Rheinlands lachende Hügel,<br />

<strong>der</strong> Wetterau und des Rieds fruchtbare Gelände, ja selbst das dreißig Stunden entfernte Hinterland hatten<br />

Vertreter entsandt." Man erzählte von Bauersleuten aus dem Gebiet Biedenkopf und Gladenbach, die ihr<br />

selbstgesponnenes Garn und selbstgewebtes Tuch auf dem Rücken nach <strong>Arheilgen</strong> trugen, um es für die<br />

Mission zu opfern. Da die Kirche die Menge <strong>der</strong> Besucher nicht fassen konnte, wurde noch eine Kanzel und<br />

Bänke im Freien errichtet. Das Fest hatte insofern noch ein Nachspiel, als die staatliche Behörde tadelte, daß<br />

durch die Veranstaltung einer wegen Überfüllung notwendigen Parallelversammlung keine genügende<br />

"Überwachung des Festes und <strong>der</strong> Redner" hätte stattfinden können. (Pfarrer Grein 1928).<br />

DAS „FREIWILLIGE DIAKONAT"<br />

1854 Arheilg Im Januar 1854 flatterte dem nun in <strong>Arheilgen</strong> tätigen Pfarrvikar Hüffel ein Schreiben seines<br />

Vorgesetzten, Superintendenten D. Zimmermann, ins Haus, das ihn in einen nicht geringen Schrecken<br />

versetzte. Auf einen in <strong>der</strong> „Kirchenzeitung" erschienen Bericht wünschte er Auskunft über die Entstehung<br />

eines Diakonats und drohte mit <strong>der</strong> Aufhebung desselben.<br />

Der erschrockene junge Pfarrer suchte sich in einem Antwortschreiben, wie folgt zu rechtfertigen, hier einige<br />

Auszüge des Schreibens:<br />

LG ................... und ich sagte <strong>der</strong> Gemeinde (in <strong>der</strong> Sonntagspredigt), daß sie nicht glauben dürfe, daß <strong>der</strong> Geistliche<br />

allein die Pflicht habe, die Kranken zu besuchen. Je<strong>der</strong> habe hierin das Seine zu thun" auch in dem sie „des<br />

Sonntags .......... Christi Wort brächten, welches sie<br />

in <strong>der</strong> Kirche gehört haben!" „Diese Ermahnung hat nun Früchte getragen." „Es befindet sich hier, wie Euer<br />

Hochwürden bekannt ist, eine im Verhältnis zu unserer Zeit ziemlich bedeutende Menge gläubiger Christen.<br />

Sie suchen das Ihre zu thun, daß sie alle vier Wochen drei unter sich herauslosen, welche am Sonntage die<br />

ihnen bekannten Kranken besuchen. Auf meine Frage, warum sie darum losen, antworteten sie, dies<br />

geschehe darum, damit keiner etwa durch Trägheit abgehalten werde.<br />

Kranke unterstützten sie aus eigenen Mitteln durch Geld o<strong>der</strong> Mittagessen. Dies sogenannte freiwillige<br />

DIAKONAT dahier ist ins Leben gesetzt von den hiesigen Gläubigen" (<strong>der</strong> Gemeinschaft), aber nicht in <strong>der</strong><br />

Absicht, um sich damit ein Amt anzumaßen o<strong>der</strong> die Tätigkeit des Geistlichen zu ersetzen..<br />

DIE MUSIKGEMEINSCHAFT (Posaunenchor)<br />

Das frische lebendige Glaubenleben, verbunden mit einem eifrigen missionarischen Sinn, beflügelte<br />

weiterhin die Tätigkeiten <strong>der</strong> Arheilger Gemeinschafst.<br />

Kleinlinden Vikar Henrici, <strong>der</strong> in <strong>Arheilgen</strong> den aufsehenerregenden Gottesdienst im Rathaus gehalten<br />

hatte und als Pfarrer nach Klein-Linden versetszt wurde, ließ sich in seinem Eifer für ein „neues Leben" mit<br />

Jesus Christus nicht bremsen. Unter seinem Mitwirken entstand eine pietistische Versammlung, die<br />

Gemeinschaft, und dann auch 1854 die „Musik zur Ehre Gottes", ein Posaunenchor.<br />

Durch einen christlichen Kolporteur aus Klein-Linden, <strong>der</strong> auch in einer Frankfurter Buchhandlung tätig und<br />

fiihrendes Mitglied des Posauenenchors war, kamen die Arheilger durch Philipp Leonhard in Verbindung mit<br />

dem dortigen Kreis lebendiger Christen.<br />

Als dann auf <strong>der</strong> Durchreise Heinrich Anthes in Klein-Linden bei Pfarrer Henrici Einkehr hielt, nahm er die<br />

Anregung, eine „Musik zur Ehre Gottes" zu gründen, mit nach <strong>Arheilgen</strong>. Schnell war man sich einig und<br />

1856 Im Jahre 1856 entstand dann die MUSIKGEMEINSCHAFT<br />

Durch sie wurde <strong>der</strong> Gedanke einiger Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Gemeinschaft, auch eine "Musik zur Ehre Gottes" zu<br />

gründen, in die Tat umgesetzt. Peter Völger (Hirschvölger), Georg Benz VI., Peter Andres IV. und Christof


Stami II 2<br />

Benz III. halfen dazu nach ihrem Vermögen unter <strong>der</strong> Leitung von Heinrich ANTBES. Dieser ging darauf<br />

nach Frankfurt, kaufte die Blasinstrumente auf <strong>der</strong> Messe und - eine Kuriosität - fuhr sie mit dem<br />

Schiebkarren nach <strong>Arheilgen</strong>.<br />

Es wurde fleißig geübt und in <strong>der</strong> Neujahrsnacht 1859/60 wurde dann zum ersten Mal auf dem Turm <strong>der</strong><br />

Arheilger Kirche geblasen. Obwohl die Musikgemeinschaft von keiner Seite Unterstützung erhielt, weil <strong>der</strong><br />

damalige Pfarrer Kraus keinerlei Intresse zeigte, wurde fleißig weitergeübt. Selbst <strong>der</strong> Organist hatte kein<br />

Verständnis für eine Zusammenarbeit mit den Bläsern. Auch im Ort selbst stand man <strong>der</strong> <strong>der</strong> Gemeinschaft,<br />

den „Muckern" und den „Himmelsbläsern" nicht sympatisch gegenüber. Aber bei den Veranstaltungen und<br />

Jahresfesten <strong>der</strong> Gemeinschaften in Lichtenberg, Gundemhausen, Roßdorf, Seckbach, Geinsheim und<br />

verschiedenen an<strong>der</strong>en Orten am Rhein war <strong>der</strong> Chor Gelegenheit gegeben, sein Können zu zeigen.<br />

Die Arheilger halfen auch <strong>der</strong> Gemeinschaft in Dietenbergen (bei Frankfurt/M) bei <strong>der</strong> Gründung einer<br />

„Musik zur Ehre Gottes".<br />

Alle Wege wurden damals in <strong>der</strong> Regel zu Fuß zurückgelegt. Als die Bläser einmal im Winter eine „Fahrt"<br />

nach Dietenbergen unternahmen, um den dortigen „Brü<strong>der</strong>n" zu helfen, brachen sie zu sechst nach dem<br />

Mittagessen auf und kamen am Abend in Kelsterbach an und als es anfing zu dunkeln kamen sie an den<br />

Main, <strong>der</strong> aber zugefroren war. Es war bitterkalt und guter Rat teuer. Ein Übersetzen war nicht möglich.<br />

Kurz entschlossen kniete Heinrich Huf, Leiter <strong>der</strong> Arheilger Gemeinschaft, am Mainufer nie<strong>der</strong> und betete<br />

innig, für einen glücklichen Übergang über das Eis. Dann stand er entschlosssen auf und schritt in froher<br />

Glaubenszuversicht über den Main Zögernd folgend kamen dann auch die An<strong>der</strong>en mit dem blinden Jakob<br />

hinüber. So kamen sie alle bei hellem Mondschein um 20 Uhr in Dietenbergen an und spielten froh und<br />

dankbar ihre Choräle auf dem Hof des Bauern Jörg Franz. Nach dem Abendessen gab es dannn einen<br />

fröhlichen Dankabend wegen <strong>der</strong> glücklichen „Fahrt" über den Main<br />

Die ersten Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> "Musikgemeinschaft" waren:<br />

Georg Rühl, Friedrich Fleck, Heinrich Löser, Jakob Knecht, Philipp Rühl, Philipp Fleck, Heinrich Huf,<br />

Philipp Leonhardt, Jakob Zell (<strong>der</strong> blinde Jakob) und Heinrich Anthes als Leiter.<br />

DIE KLEINKINDERSCHULE<br />

Arheilg 1862 Aus dem Glaubensfrühling <strong>der</strong> Erweckungszeit heraus wuchsen so manche schöne Früchte.<br />

So wurde nun auch <strong>der</strong> schon lange gehegte Gedanke, eine Kleinkin<strong>der</strong>schule ins Leben zu rufen,<br />

verwirklicht. „Darin sollte nicht nur die Beaufsichtigung, leibliche Pflege und Bewahrung, son<strong>der</strong>n vor allem<br />

eine klare christliche Erziehung im Geiste des gekreuzigten und auferstandenen Gottessohns erfolgen. "<br />

Vier gläubige Männer aus <strong>der</strong> Arheilger Gemeinschaft, Peter Andres IV., Peter Benz VI., Christof Benz III.<br />

und Peter Völger, dazu <strong>der</strong> großherzogliche Meiereiverwalter Philipp Kehres von <strong>der</strong> Darmstädter<br />

Gemeinschaft in <strong>der</strong> Pankratiusstraße taten sich 1862 zusammen und errichteten das Gebäude mit ihren<br />

zusammengelegten persönlichen Opfergaben. Georg Benz stellte den Bauplatz, an <strong>der</strong> Bachstraße 1, zur<br />

Verfügung.<br />

Da die Gemeinschaft damals keinen gesetzlichen Vereinsstatus hatte, war das nur möglich, indem die Stifter<br />

in ihrem eigenen Namen bauten. 1863 konnte das Gebäude endlich eingeweiht werden. Am Festtage waren<br />

bereits 80 Kin<strong>der</strong> angemeldet.<br />

Für die Kin<strong>der</strong>gartenarbeit konnten zwei Schwestern gewonnen werden, die zunächst für zwei Jahre von<br />

Kaiserswerth, dann aber von <strong>der</strong> Diakonissenanstalt Nonnenweiher zur Verfügung gestellt wurden.<br />

Als eine beson<strong>der</strong>s eifrige Mitarbeiterin in <strong>der</strong> Gemeinschaftsarbeit galt Schwester Christine Steckenreuther<br />

(ab 1865), aber auch die an<strong>der</strong>en nahmen regen Anteil an <strong>der</strong> Gemeinschaft.<br />

DER FRAUEN - UND MÜTTERKREIS<br />

Die Schwestern <strong>der</strong> Kleinkin<strong>der</strong>schule pflegten in <strong>der</strong> Bachstraße gute Nachbarschaft. So kam es, daß sich an<br />

den Winterabenden die Frauen aus <strong>der</strong> Nachbarschaft zweimal wöchentlich bei den Schwestern zum Stricken<br />

trafen. An<strong>der</strong>e Frauen aus <strong>der</strong> Gemeinschaft schlossen sich an, und so entsstand <strong>der</strong> Frauen- und<br />

Mütterverein, <strong>der</strong> es sich zur Aufgabe gemacht hatte, die armen Mütter <strong>der</strong> Gemeinde alljährlich zu einer<br />

Weihnachtsfeier einzuladen und zu beschenken.


Stami II 3<br />

DAS GEMEINSCHAFTSLEBEN<br />

Die durch die Liebe Jesu so aktivierten Gläubigen pflegten auch untereinan<strong>der</strong> ein inniges<br />

Gemeinschaftsleben<br />

Seit 1848 versammelten sich die Gemeinschaft viele Jahre zu ihren Bibelstunden bei dem Leiter <strong>der</strong><br />

Gemeinschaft, dem Maurer Heinrich Huf, Bachgasse 5. Hier fanden auch die Übungsstunden vom Chor und<br />

<strong>der</strong> Musikgemeinschaft statt, die beide sein Schwager Heinrich Anthes leitete.<br />

Im Sommer kamen die Männer und Frauen <strong>der</strong> Gemeinschaft auch hier, wie zuvor in <strong>der</strong> Felchesgasse,<br />

abends im Garten zusammen. Da wurden nach Herzenslust die schönen Choräle und erquickende geistliche<br />

Lie<strong>der</strong> gesungen.<br />

Manchmal kamen auch auswärtige Gemeinschaften zu Besuch nach <strong>Arheilgen</strong>. So kam z.B. die<br />

Gemeinschaft von Enkheim alljährlich, den weiten Weg nicht scheuend, zum Jahresfest <strong>der</strong> Arheilger<br />

Gemeinschaft. Der Leiter <strong>der</strong> dortigen Gemeinschaft stand im geistlichen Mittelpunkt <strong>der</strong> Gemeinschaften<br />

um Frankfurt/M. Er hielt dann auch die Festansprachen, die umrahmt wurden von den Lie<strong>der</strong>n des<br />

Gemeinschaftschores und dem Blasen <strong>der</strong> Posaunen. Umgekehrt nahmen auch die Arheilger<br />

Gemeinschaftsleute an den Jahresfesten in Enkheim teil und Heinrich Huf war immer dabei. Aber auch zu<br />

an<strong>der</strong>en Gemeinschaften hatte man gute Beziehungen, wie z.B. nach Seckbach (bei Frankfurt/M), Langstadt<br />

(östlich Dieburg), Gun<strong>der</strong>nhausen, Roßdorf, Darmstadt, Crumstadt, Geinsheim, Oppenheim, Diedenbergen<br />

(östlich von Wiesbaden) und an<strong>der</strong>en Orten.<br />

Es wurden Missionsfeste gefeiert, sowie auswärtige Gemeinschaften besucht und rege Verbindungen<br />

geknüpft.<br />

Wie weit die Reisen zu den an<strong>der</strong>en „Geschwistern" oft gingen zeigt folgen<strong>der</strong> Eintrag in einer Arheilger<br />

Bibel:<br />

"Meinen lieben Arheilger Brü<strong>der</strong>n und Schwestern zum fleißigen Gebrauch bei ihren<br />

Privatversammlungen (<strong>der</strong> Gemeinschaft), auf daß sie alle bei <strong>der</strong> reinen lutherischen Lehre bleiben,<br />

als Andenken dargebracht von ihrem in Liebe und Fürbitte treu verbundenen Karl Kißmer,<br />

Luth.Pfarrer zu Usenborn " (ca. 13 km nördl. von Büdingen).<br />

Neue Glie<strong>der</strong> schlossen sich <strong>der</strong> Gemeinschaft an. Darunter waren: Schnei<strong>der</strong>meister Heinrich Dieter (1836),<br />

Georg Barnewald (1836), Bernhard Schnei<strong>der</strong> (1845), Lackierer Philipp Göbel, Schnei<strong>der</strong>meister Peter<br />

Beisel, Schmied Ludwig Sandoz und Schmiedemeister Jakob Schmitt (1841).<br />

Nachdem in <strong>der</strong> Nachbarschaft von Hufs die Kleinkin<strong>der</strong>schule eingeweiht worden war wurden die<br />

Gemeinschafts- und Chorübungsstunden dorthin verlegt. Man redete sich mit „Bru<strong>der</strong>" und „Schwester"an,<br />

weil man in echter Glaubensbru<strong>der</strong>schafts miteinan<strong>der</strong> lebte.<br />

So blühte und wuchs das Gemeinschaftsleben trotz zahlenmäßiger Schwankungen stetig.<br />

1868 Das Gemeinschaftsleben wirkte sich auch weiterhin segensreich aus. Noch immer besuchten die<br />

Sendboten <strong>der</strong> Brü<strong>der</strong>gemeine auf ihren Reisen die Arheilger Gemeinschaft. Der letzte von ihnen, Wilhelm<br />

Köhler, berichtet 1868: „Nachmittags ging ich nach <strong>Arheilgen</strong>. Ein lieber armer blin<strong>der</strong> gläubiger Bru<strong>der</strong><br />

begleitete mich bei den Hausbesuchen. Dieser Bru<strong>der</strong> ernährt sich und dazu noch eine Witwe mit fiinf<br />

Waisen durch Seilerarbeit und Strohdecken verfertigen." Diese nüchterne Aussage gibt einen kleinen<br />

Einblick in das Leben des schon erwähnten "blinden Jakob". Er war ein eifriges Mitglied <strong>der</strong> Gemeinschaft,<br />

ein demütiger und hingebungsvoller Christusnachfolger, <strong>der</strong>, wenn möglich, immer dabei war und half, wo<br />

er nur konnte. In seiner großen Liebe zum Herrn und seiner Selbstlosigkeist war er gewiß ein Großer im<br />

Reiche Gottes.<br />

Im weiteren berichtet <strong>der</strong> Sendbote:<br />

1867: „Den 18. fuhr ich wie<strong>der</strong> nach Darmstadt und begab mich sogleich nach <strong>Arheilgen</strong>. Der Pfarrvikar<br />

(Lahr?) übertrug mir seine Bibelstunde und for<strong>der</strong>te nach <strong>der</strong>selben auf, einen Beitrag für unsere Mission zu<br />

geben."<br />

1969: „In <strong>Arheilgen</strong> wurde eben die Schwester beerdigt, die schon vor mehreren Jahren einmal gestorben<br />

war, aber damals durch das Einspritzen von kräftigem Blut ihres Schwagers wie<strong>der</strong> zum Leben gebracht<br />

wurde. Diesmal starb sie am Blutsturz."


Stami II 4<br />

DIE INTEGRATION<br />

Arheilg 1879/83 Dadurch, daß Pfarrer Römheld nach <strong>Arheilgen</strong> kam, trat in den 80er Jahren eine ganz<br />

neue Situation ein. Unter ihm blühte das kirchliche Leben wie<strong>der</strong> stark auf, indem er die aktiven Kräfte <strong>der</strong><br />

Gemeinschaft ganz in die kirchliche Arbeit integrierte. Die führenden Männer <strong>der</strong> Gemeinschaft: Heinrich<br />

Anthes, Heinrich Huf, Georg Barnewald und Bernhard Schnei<strong>der</strong>, wurden auf sein Betreiben hin in den<br />

Kirchenvorstand gewählt. Darufhin wurde Heinrich Anthes als Vertreter <strong>der</strong> Gemeinschaft auch in den<br />

Ortsvorstand übernommen Aus dem gemischten Chor <strong>der</strong> Gemeinschaft wurde dann <strong>der</strong><br />

Kirchengesangverein (1880), aus <strong>der</strong> Musikgemeinschaft <strong>der</strong> Posaunenchor und<br />

1879/83 aus dem Frauen- und Mütterkreis, <strong>der</strong> sich in <strong>der</strong> Klein-Kin<strong>der</strong>schule versammelte, 1883 <strong>der</strong><br />

Frauenverein.<br />

1879 Im Jahre 1879 übernahm die Kirchengemeinde auch die Betreuung <strong>der</strong> Klein-Kin<strong>der</strong>schule, trotzdem<br />

verblieb das Grundstück im Eigentum <strong>der</strong> Stifter aus <strong>der</strong> Gemeinschaft.<br />

Unter Vorsitz von Pfarrer Römheld wurden mit ihnen Statuten aufgestellt, aufgrund <strong>der</strong>en <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>schule<br />

vom Großherzog „Corporationsrechte" verliehen wurden.<br />

Den Stiftern war es ein herausragendes Anliegen, daß die Kin<strong>der</strong>arbeit in einem bestimmten Geist<br />

fortgeführt werde. Der folgende Auszug aus den Statuten zeigt das deutlich:<br />

"Die evangelische Klein-Kin<strong>der</strong>schule <strong>Arheilgen</strong>, welche im Glauben an den für die Menschheit<br />

gekreuzigten und auferstandenen wahrhaftigen Gottessohn gegründet ist, soll in demselben Geiste<br />

fortgeführt und erhalten werden. Sie hat nicht nur Beaufsichtigung, leibliche Pflege und Bewahrung,<br />

son<strong>der</strong>n auch eine christliche Erziehung <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> zum Zweck. Es sollen deshalb auch die<br />

Schwestern, welche in <strong>der</strong> Anstalt dienen, immer nur aus einer solchen Anstalt, die in <strong>der</strong><br />

vorerwähnten Richtung geleitet wird, berufen werden".<br />

Die notwendige Erweiterung und die weitere Fürsorge für das wirtschaftliche Fortbestehen gingen aber über<br />

die Möglichkeiten <strong>der</strong> Stifter und ihrer Nachfolger hinaus.<br />

So übergab im Jahre 1902 <strong>der</strong> einzige damals noch lebende Stifter, Georg Benz VI., die Klein-Kin<strong>der</strong>schule<br />

an die bürgerliche Gemeinde mit <strong>der</strong> vertraglichen Verpflichtung, daß die Kin<strong>der</strong>gartenarbeit als<br />

selbständige Stiftung weitergefiihrt und durch "evangelische Diakonissen <strong>der</strong> evangelische Glaube, Gottes<br />

Wort und <strong>der</strong> Kirche Lied den Kin<strong>der</strong>n eingeprägt wird. Eine an<strong>der</strong>e Lehre als die evangelische Lehre hat<br />

keine Berechtigung in <strong>der</strong>selben".<br />

Die Gemeinschaft trat natürlich durch solche Entwicklungen stark in den Hintergrund. Schmiedemeister<br />

Jakob Schmitt jedoch konnte mit gutem Gewissen dem Lauf <strong>der</strong> Dinge nicht zustimmen. Er traf sich weiter<br />

mit einem Rest <strong>der</strong> Treugebliebenen zum Gebet und zur Stärkung mit dem Wort Gottes.<br />

Gott zeigt uns in <strong>der</strong> Entwicklung, daß unsere Arbeit nie Selbstzweck ist, son<strong>der</strong>n daß unser Leben und<br />

Dienen Opfer sein muß.<br />

Rückblickend ist zu erkennen, wie sehr das Leben <strong>der</strong> Arheilger Gemeinschaft mit <strong>der</strong> Kirche verknüpft war<br />

und aber doch immer zur För<strong>der</strong>ung des Glaubens- und Gemeinschaftslebens bis dahin zum Segen aller<br />

selbständig blieb (z.B. zur Zeit des Pfarrer Krauß).<br />

Heute ist als Wirkung <strong>der</strong> Erweckungszeit in <strong>Arheilgen</strong> noch ein stärkerer Kirchenbesuch gegenüber an<strong>der</strong>en<br />

Kirchengemeinden zu erkennen. Es zeigt sich aber auch, wie recht Jakob Schmitt mit seinen Befiirchtungen<br />

hatte. Vom Leben <strong>der</strong> damals integrierten Gemeinschaft ist heute in unserer Kirche fast nichts mehr zu<br />

spüren. Das lebendige erweckliche Glaubensleben ist nahezu versiegt und weithin in äußeren Formen<br />

erstarrt, und nur wenige Pfarrer haben noch den Mut, in <strong>der</strong> Kirche wie ehemals zur persönlichen<br />

Glaubenserfahrung von Buße und Bekehrung aufzurufen. Eine neue Erweckung wäre gerade heute dringend


Stami II 5<br />

nötig. Trotz <strong>der</strong> heute bedauerlichen Entwicklungen in <strong>der</strong> EKD berechtigt z.B. die Bildung von positiven<br />

christlichen Hauskreisen in <strong>der</strong> Auferstehungsgemeinde zu neuen Hoffnungen..


Stami II 6<br />

Die Erweckungen<br />

und die Gemeinschaftsbewegung<br />

in Deutschland und Südhessen<br />

(1835 - 1900)<br />

Aber auch in an<strong>der</strong>en Gegenden Deutschlands entstanden in diesen Jahren (1830 bis 1880) mächtige<br />

Erweckungen und viele Menschen wurden zum lebendigen Glauben geführt, so durch<br />

Volkening im Minden-Ravensburger Land,<br />

Klaus Harms in Hermannsburg (Lüneburger Heide, Südafrika),<br />

Knak und Görke in Hinterpommern,<br />

Sommer und Jensen in Schleswig (Breklumer Mission), Michael Hahn, Hofacker u.<br />

Blumhardt in Württemberg, Teerstegen und Dr.Collenbusch in Wuppertal und im<br />

Siegener und Oberbergischen Land,<br />

Henhöfer in Baden<br />

von Kollwitz und Goßner in Berlin und Brandenburg.<br />

Wenn auch diese Bewegungen nicht auf die übrigen Gegenden Deutschlands und Hessens übergriffen,<br />

verbreitete sich jedoch die Gemeinschaftsbewegung durch Evangelisation und gezielte Arbeit immer weiter,<br />

wobei es noch zu örtlichen Erweckungen kam.<br />

Wesentlichen Anteil daran hatten <strong>der</strong> Bahnbrecher <strong>der</strong> Evangelisa tion in Deutschland Elias Schrenk, <strong>der</strong> von<br />

1875 bis 1879 Missionsprediger in Frankfurt war, aber auch seit 1877 <strong>der</strong> Reiseprediger Oskar Schmidt von<br />

<strong>der</strong> Wißwässerschen Gemeinschaftsarbeit in Mannheim.<br />

Bru<strong>der</strong> Schmidt war durch den Feldwebel Wißwässer, in dessen Kreis eine kleine Erweckungsbewegung<br />

entstanden war, zum Glauben gekommen Er gab seine gute Stellung als Steuerbeamter auf, ließ sich in<br />

St.Chrischona ausbilden und übernahm den Reisepredigerdienst ohne jede feste Bezahlung. Alle Wege legte<br />

er zu Fuß zurück, ob es Sommer o<strong>der</strong> Winter war. Um mit <strong>der</strong> Bahn zu fahren, fehlten ihm die Mittel.<br />

Sein Arbeitsfeld suchte er sich selbst unter viel Mühsal, Kampf und Verfolgung. Er war vor allem <strong>der</strong><br />

Pionier des Odenwaldes. Unermüdlich zog er landauf, landab , durch Hessen, Baden, die Pfalz und das Elsaß<br />

und hat so viel Frucht für die Ewigkeit einbringen dürfen, bis er 1912 -nach 35 Jahren Dienst- erkrankte und<br />

die Wege nicht mehr machen konnte. Er starb 1915 in Karlsruhe.(Er ist übrigens ein Vorfahre des heutigen<br />

Verbandsvorsitzenden Gerhard Becker).<br />

Überall im deutschen Land war in <strong>der</strong> Gemeinschaftsbewegung aber auch ein starkes Bedürfnis nach<br />

Zusammenschluß vorhanden:<br />

1835/73 So entstanden bereits von 1835 bis 1873 acht Gemeinschaftsverbände.<br />

1888 In dem so bedeutsamen Jahr 1888 fand dann die erste "Gnadauer Pfingstkonferenz" in Gnadau an <strong>der</strong><br />

Elbe (bei Magdeburg) statt. In Verbindung damit wurde das "Deutsche Komitee für Evangelisation und<br />

Gemeinschaftspflege" gebildet.<br />

1897 Daraus entstand dann auf einer beson<strong>der</strong>en Konferenz in Berlin am 27. Oktober 1897 <strong>der</strong> "Gnadauer<br />

Verband", <strong>der</strong> "Deutsche Verband für evangelische Gemeinschaftspflege und Evangelisation", wie er genau<br />

heißt.


Stami II 7<br />

DIE GEMEINSCHAFTSBEWEGUNG IN DARMSTADT<br />

Gemeinschaft Arheilger Straße und<br />

Evangelische <strong>Stadtmission</strong><br />

1874 - 1922<br />

DIE GEMEINSCHAFT IN DER ARHEILGER STRASSE<br />

Darmstadt 1874 Seit 1874 bis heute besteht in Darmstadt mit dem Neuanfang <strong>der</strong> Gemeinschaft in <strong>der</strong><br />

Arheilger Straße und <strong>der</strong> daraus entstandenen <strong>Stadtmission</strong> eine ununterbrochene Gemeinschaftsbewegung.<br />

Die treibende Kraft dazu war zunächst <strong>der</strong> Landwirt Philipp VOGEL,<strong>der</strong> bereits durch Geburt aber auch<br />

durch Lebensführung im Gemeinschaftskreis <strong>der</strong> Pankratiusstraße stand. Als er nach dem Tode seines Vaters<br />

freie Hand zur Ausführung seiner Pläne bekam, die ihm um das Werk des Herrn willen am Herzen lagen,<br />

begann er sofort mit Gemeinschaftsversammlungen in seinem Haus. Die Führung lag jetzt nicht mehr in den<br />

Händen <strong>der</strong> Brü<strong>der</strong>gemeine, wie im vorigen Kreis, <strong>der</strong> nun nicht mehr bestand. Aber ihre Sendboten kamen<br />

noch und halfen in <strong>der</strong> alten gesegneten Weise.<br />

1875 In diesen Versammlungen diente auch Elias SCHRENK, als er 1875 bis 1879 Missionsprediger in<br />

Frankfurt war und die monatliche Missionsstunde in <strong>der</strong> Hofkirche in Darmstadt zu halten hatte. Er schreibt<br />

darüber: "In Darmstadt war damals in <strong>der</strong> Hofkirche <strong>der</strong> Sammelpunkt <strong>der</strong> gläubigen Kreise.<br />

Oberhofprediger Ben<strong>der</strong> und Hofprediger Grein waren gläubige Männer. Bei letzterem, meinem treuen<br />

Freunde, logierte ich und in <strong>der</strong> Hofkirche hatte ich eine monatliche Missionsstunde."<br />

1877 Ma Außer Schrenk kam von 1877 an auch Reiseprediger Oskar SCHMIDT von <strong>der</strong> Wißwässerschen<br />

Gemeinschaft Mannheim "ins Vogels", wie damals die Darmstädter sagten. Er war ein "Feuergeist" und<br />

origineller Volksredner und hat am inneren Aufbau <strong>der</strong> Gemeinschaft hervorragend mitgewirkt.<br />

1880 Wo von 1880 ab diente hier auch Friedrich GREINER, <strong>Stadtmission</strong>ar in Worms, <strong>der</strong> es verstand, ein<br />

solides Fundament zu legen. Der Besuch <strong>der</strong> Versammlungen nahm immer mehr zu, so daß die Räume <strong>der</strong><br />

Vogelschen Wohnung bei weitem nicht mehr ausreichten.<br />

1883 Kurz entschlossen errichtete Vogel 1883 auf seinem Grundstück einen Gemeinschaftssaal, den<br />

sogenannten "Obersaal". Damit begann ein fröhliches Gemeinschaftsleben. Heilsbegierige Menschen kamen<br />

in großer Zahl, und viele fanden zum lebendigen Glauben und Herzensfrieden.<br />

Auch Leute aus <strong>der</strong> vorherigen Gemeinschaft in <strong>der</strong> Pankratiusstraße schlossen sich an. Man fing auch an, zu<br />

missionieren, ein Blätterdienst wurde eingerichtet, ein Frauenverein gegründet und ein gemischter Chor trat<br />

ins Leben, den <strong>der</strong> Fabrikan Dörr, damals noch in Darmstadt, gründete und leitete.<br />

Die Landwirte Heinrich RINNER und Peter DELP, beide aus <strong>der</strong> Pankratiusstraße, waren als Männer des<br />

Glaubens, die Säulen <strong>der</strong> Gemeinschaft und neben Bru<strong>der</strong> Vogel die eigentlichen Träger <strong>der</strong> Arbeit.<br />

Die größeren Versammlungen und Feste wurden in dieser Zeit meist in <strong>der</strong> Vogelschen Scheune abgehalten,<br />

die dazu jedesmal ausgeräumt und mit Bänken versehen werden mußte. Dazu kamen dann auch viele<br />

Auswärtige aus den Gemeinschaften <strong>der</strong> Umgebung. Aber damit begnügte man sich nicht. Man wollte<br />

stadtmissionarisch tätig sein und an<strong>der</strong>en die Botschaft des Evangeliums bringen.<br />

1888 So wurde im Frühjahr 1888 von <strong>der</strong> Gemeinschaft eine größere Evangelisation mit Elias SCHRENK in<br />

<strong>der</strong> Stadt geplant. Da dafiir keine Kirche zu erhalten war, wurde <strong>der</strong> große Saal des Hotels "Darmstädter<br />

Hof' (Ecke Rhein- und Grafenstraße) gemietet.


Stami II 8<br />

Diese Vorträge waren überaus stark besucht und hinterließen eine mächtige Wirkung.<br />

Nun war <strong>der</strong> Augenblick für eine Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Gemeinschaft zur <strong>Stadtmission</strong>sarbeit eingetreten. Auch<br />

das Raumproblem entstand neu.<br />

Die ausfiihrliche <strong>Geschichte</strong> über die Gnadauer Gemeinschaftsbewegung ist in dem Buch "ER <strong>der</strong> Meister,<br />

wir die Brü<strong>der</strong>" von Hans von Sauberzweig enthalten.


Stami II 9<br />

DER ANFANG DER STADTMISSION<br />

Darmstadt Die treibenden Kräfte zur Gründung <strong>der</strong> <strong>Stadtmission</strong> waren neben Philipp VOGEL, <strong>der</strong><br />

Evangelist Elias SCHRENK gewesen. Schon längst war diese Frage zwischen den Brü<strong>der</strong>n <strong>der</strong><br />

Gemeinschaft und den mit <strong>der</strong> Gemeinschaft eng verbundenen Pfarrern, darunter Oberhofprediger D.<br />

BENDER, besprochen worden. Man schritt nun zur Tat.<br />

1888 Dem ersten Vorstand gehörten an: D. Ben<strong>der</strong> als 1. Vorsitzen<strong>der</strong>, Dekan Römheld, drei Pfarrer,<br />

Philipp Vogel und noch fünf Laien aus <strong>der</strong> Gemeinschaft. Die neu gegründete <strong>Stadtmission</strong> wurde nun <strong>der</strong><br />

kirchlichen Aufsicht des Großherzoglichen Oberkonsistoriums unterstellt, was ihr in <strong>der</strong> Stadt Ansehen und<br />

auch wirtschaftliche Vorteile verschaffte, sich aber später als Nachteil erwies und die freie Arbeit behin<strong>der</strong>te.<br />

Der erste <strong>Stadtmission</strong>ar Eduard KLUNDT wurde berufen. In kurzer Zeit hatte er eine blühende Kin<strong>der</strong>arbeit<br />

angefangen und einen Jünglingsverein im Gartensaal <strong>der</strong> Prinzessin Karl in <strong>der</strong> Heinrichstraße ins Leben<br />

gerufen, <strong>der</strong> bald 100 Mitglie<strong>der</strong> vorweisen konnte.<br />

Für die sich nun weiter ausdehnende Arbeit wurde ein größeres Versammlungslokal im "Feierabendhaus",<br />

Alexan<strong>der</strong>straße 18, gemietet.<br />

An Arbeitszweigen wurden bereits von <strong>der</strong> Gemeinschaft übernommen . <strong>der</strong> Frauenverein, <strong>der</strong><br />

Schriftenverein (zur Schriftenmission erweitert), <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>gottesdienst (Sonntagsschule) mit 20 Helfern und<br />

250 Kin<strong>der</strong>n ,<strong>der</strong> Evangelische Männer- und Jünglingsverein mit 130 Mitglie<strong>der</strong>n, eine Bibelstunde als<br />

Mittelpunkt mit 40-60 Personen und ein Posaunenchor (16 Bläser).<br />

1890/91 Im Jahre 1890 und 1891 traten daraus fiinf junge Männer in den Dienst des Herrn (zwei davon in<br />

die äußere Mission).<br />

DAS VEREINSHAUS<br />

Darmstadt Die Arbeit wuchs und so reifte bald <strong>der</strong> Plan, den man schon lange hoffnungsvoll hegte: <strong>der</strong> Bau<br />

des eigenen Vereinshauses. Die wohl bedeutendste Spende von 8000 M (=ca.350 000 DM heute) erhielt die<br />

<strong>Stadtmission</strong> als Angeld fiir den Vereinshausbau vom Rentner<br />

Nikolaus Lotz (verst. 1891), <strong>der</strong> bereits zum alten Gemeinschaftskreis in <strong>der</strong> Pankratiusstraße gehört hatte.<br />

1891 Weitere Spenden machten es möglich, Ende 1891 ein großes Hof- und Gartengrundstück mit<br />

dreieinhalbstöckigem Vor<strong>der</strong>haus (mit sieben Wohnungen) und einem kleinen Seitenbau in <strong>der</strong> Mühlstraße<br />

24 (Merckstraße) zu kaufen.<br />

Erbach Den Erwerb fiihrte <strong>der</strong> Kaufmann PRÖSCHER, dessen Vorfahren schon vor 100 Jahren (1791) in<br />

Erbach/Odw. zu den Segensträgern <strong>der</strong> Erweckung gehört hatten, durch.<br />

Der neue <strong>Stadtmission</strong>ar CLASEN konnte die Erdgeschoßwohnung<br />

sofort beziehen.<br />

Ohne zu zögern wurde hinter dem Seitengebäude ein großer Saal fiir 500 Personen mit anschließbaren<br />

Nebenräumen, zusammen fiir bis zu 900 Personen, gebaut.<br />

1892 Bereits am 16. Oktober 1892 konnte das Vereinshaus eingeweiht werden. Auch <strong>der</strong> GROSSHERZOG,<br />

Prinzessin ALIX, Prinz WILHELM und die Prinzessin von BATTENBERG waren zur Feier erschienen,<br />

dazu auch die Gäste aus auswärtigen Gemeinschaften, sogar von Nierstein.<br />

Ein kleiner Zwischenfall bei <strong>der</strong> Feier gab noch Anlaß zur Heiterkeit: Für den Großherzog und seine<br />

Schwester hatte man ein Paar gepolsterte Sessel stellen lassen. Es dauerte nicht lange, bis ein einfaches<br />

Mütterchen gleich auf dem ersten Sessel Platz nahm und damit sehr zufrieden war. In diesem Falle konnten<br />

die Brü<strong>der</strong> allerdings nicht nach Jakobus 2 handeln, son<strong>der</strong>n mußten dem Mütterchen mit Liebe zu einem<br />

an<strong>der</strong>en Platz verhelfen, was ihr nicht ganz einleuchtete.<br />

Clasen arbeitete treu. Mit <strong>der</strong> Jugend zog er zum missionarischen Dienst in die Dörfer <strong>der</strong> Umgebung. Der<br />

Posaunenchor half treulich mit. Monatlich wurden auch Tee- und Familienabende gefeiert. Alles aber diente<br />

einem Ziel, Menschen zum Glauben zu helfen und zu Jesus Christus zu führen. Es war die Zeit <strong>der</strong> "ersten<br />

Liebe" im Werk <strong>der</strong> <strong>Stadtmission</strong>, wo <strong>der</strong> Eifer brennend, <strong>der</strong> Geist mächtig und die Hände willig waren zum<br />

Dienst fiir den Herrn.


Stami II 10<br />

KRISEN UND SPALTUNGEN<br />

Darmst Die "Oberaufsicht des Oberkonsistoriums" wirkte sich jedoch bald 1893 auch hin<strong>der</strong>lich aus. Die<br />

<strong>Stadtmission</strong>sarbeit sollte "nur nach den Anweisungen <strong>der</strong> aufsichtfiihrenden Geistlichen geschehen" und<br />

"<strong>der</strong> <strong>Stadtmission</strong>ar sollte von allen Besuchen, die seelsorgerlichen Charakter annähmen, dem zuständigen<br />

Geistlichen Kenntnis geben." Dazu verhandelten die geistlichen Mitglie<strong>der</strong> des Vorstandes sogar unter <strong>der</strong><br />

Hand mit verschiedenen Theologen, die als Nachfolger für den <strong>Stadtmission</strong>ar in Betracht kommen sollten.<br />

Hier sei daran erinnert, daß einer von ihnen, Dekan Römheld, <strong>der</strong> bereits in seiner Zeit als Pfarrer in<br />

<strong>Arheilgen</strong> war, die Arbeit <strong>der</strong> Gemeinschaft dort praktisch ganz in die Arbeit <strong>der</strong> Kirche integriert hatte. Das<br />

aber wollte die Mehrheit nicht.<br />

Es ist verständlich, daß Bru<strong>der</strong> Vogel mit den sechs an<strong>der</strong>en gläubigen Laien aus <strong>der</strong> Gemeinschaft im<br />

Vorstand <strong>der</strong> <strong>Stadtmission</strong>, vom allgemeinen Priestertum <strong>der</strong> Gläubigen durchdrungen, diese enge<br />

Verbindung als eine untragbare Bevormundung empfanden. 1894 1894 wurde Clasen verabschiedet.<br />

Da die Pfarrer im Vorstand mit <strong>der</strong> gewünschten Neugestaltung des Dienstes für den neu zu berufenden<br />

<strong>Stadtmission</strong>ar RÖSCHER nicht einverstanden waren, traten sie zurück. Für D.Ben<strong>der</strong> übernahm nun<br />

Geheimrat Dr. L1NSS den Vorsitz. Nach dieser Klärung war somit die Bahn frei für eine neue fruchtbare und<br />

gesegnete Tätigkeit.<br />

Eine SOLDATENMISSION wurde gegründet und ein "Soldatenheim" eröffnet.<br />

Die PHILADELPHIAKONFERENZEN wurden von Pfarrer Leopold Wittekindt aus Ober-Issigheim<br />

eingeführt und <strong>der</strong> BLAUKREUZ- VEREIN entstand.<br />

1903 IDa Im Jahre 1903 starb <strong>der</strong> eigentlich Grün<strong>der</strong> <strong>der</strong> Arbeit, Philipp. VOGEL, dessen Lebenswerk die<br />

<strong>Stadtmission</strong> geworden war. Auch seine treuen Mitkämpfer, die Brü<strong>der</strong> Delp und Rinner starben.<br />

Neue Männer traten an ihre Stelle: Kaufmann HESS, Lehrer SPAMER und Bru<strong>der</strong> BOJE.<br />

1905/06 Um diese Zeit tat Otto STOCKMAYER seinen gesegneten Dienst in <strong>der</strong> Gemeinschaftsbewegung.<br />

Er drang mit großem Ernst auf die notwendige Heiligung des Lebens <strong>der</strong> gläubig gewordenen. Ihm fiel auch<br />

Rüscher begeistert zu.<br />

Inzwischen war aber die mehr kirchliche Strömung, die 1894 unter legen war, wie<strong>der</strong> erstarkt und machte<br />

sich erneut geltend. Von dieser Seite fiirchtete man wohl, die <strong>Stadtmission</strong> könne in <strong>der</strong> Heiligungslehre auf<br />

den Abweg <strong>der</strong> sich damals schon anbahnenden Pfmgstbewegung geraten. Bru<strong>der</strong> Rüscher sah sich dadurch<br />

unter ungerechtfertigte Kritik gestellt und folgte deshalb einem Ruf nach Essen. Sein Weggang brachte <strong>der</strong><br />

<strong>Stadtmission</strong> neue Erschütterungen. Lange konnte man sich nicht auf einen Nachfolger einigen. Endlich<br />

wurde vom Vorstand bei geteilter Meinung 1906 Pfarrer Veller als <strong>Stadtmission</strong>ar berufen. Nun begann für<br />

die Arbeit eine schwere Zeit, in dem sich das Werk in zwei Richtungen bewegte. Die einen hielten zu Pfarrer<br />

Veller und sahen in den mehr kirchlichen Linien den rechten Weg. Die an<strong>der</strong>en, ein großer Teil <strong>der</strong> jüngeren<br />

und aktivsten Glie<strong>der</strong>, war gegen ihn und fiirchtete, daß dadurch das geistliche Leben in Erstarrung geraten<br />

könnte. So kam es dann zur Spaltung <strong>der</strong> Arbeit, und ein großer wertvoller Teil <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong> trennte sich<br />

noch im gleichen Jahr ab und schloß sich zur "Christlichen Gemeinschaft Immanuel" in <strong>der</strong> Rheinstraße 2<br />

zusammen. Hinzu kam noch die Abspaltung des CVJM, <strong>der</strong> am Riegerplatz 3 weiterarbeitete, was sich für<br />

beide Teile nicht zum Segen ausgewirkt hat. Die <strong>Stadtmission</strong> verlor dadurch einen großen Teil <strong>der</strong> Jugend,<br />

während dem CVJM die tragende Gemeinde fehlte. Ein restlicher Teil <strong>der</strong> Jugend (28 Personen), <strong>der</strong> den<br />

Auszug nicht mitgemacht hatte, versammelte sich als "CVJM Nathanael" weiter in den Räumen <strong>der</strong><br />

<strong>Stadtmission</strong>.<br />

Darmst 1907 Von 1907 ab übernahm Kaufmann Philipp HESS den Vorsitz und war darin fast zwei<br />

Jahrzehnte im Segen tätig.auch Pfarrer Veller diente <strong>der</strong> <strong>Stadtmission</strong> nach besten Kräften. Die<br />

Blättermission und <strong>der</strong> Besuchsdienst wurden in beson<strong>der</strong>er Treue durchgeführt. Eine Evangelisation durch<br />

Prediger KAISER brachte neue Frucht.<br />

Roßd In Roßdorf wurde eine Gemeinschaftskonferenz gehalten. Im Jahre 1910 erschien das Buch<br />

"Christusmythe" von Professor Drews, Karlsruhe, <strong>der</strong> auch durch seine Vorträge, in denen er behauptete,<br />

Jesus habe nie gelebt, im ganzen Land viel Erregung hervorrief Die Kirche verhielt sich lei<strong>der</strong> passiv und<br />

trat den Vorträgen nicht entgegen. Aber unter Pfarrer VELLER bildete sich auch in Darmstadt eine


Stami II 11<br />

Einheitsfront zusammen mit freikirchlichen Kreisen.<br />

1910 So wurde dann im großen Saalbau (22.4.1910) eine "Jesus-lebt-Versammlung" abgehalten. die voll<br />

besetzt war. Der Versammlungsleiter war Oberkassenassistent Birkholz, Vorstandsmitglied <strong>der</strong> <strong>Stadtmission</strong>.<br />

Als Redner sprachen: Pfarrer Veller, Dr. Dönges und Kaufmann Pröscher. Diese eindrucksvolle<br />

Veranstaltung fand über- all, auch in <strong>der</strong> Presse, große Beachtung.<br />

DIE "CRISTLICHEE GEMEINSCHAFT IMMANUEL",<br />

die sich in <strong>der</strong> Rheinstraße 2 versammelte, war eine überaus lebendige Gemeinde, die ein wahrhaft aktives<br />

Christentum lebte. Sie wurde betreut von dem jungen <strong>Stadtmission</strong>ar HÄGELE.<br />

EC-DA 1906 Durch Buchbin<strong>der</strong> MERZ wurde hier im Jahre 1906 <strong>der</strong> JUGENDBUND für EC<br />

(entschiedenes Christentum) gegründet. Später wurde Bru<strong>der</strong> Merz Prediger in <strong>der</strong> württembergischen<br />

Gemeinschaftsarbeit. Vorsitzen- <strong>der</strong> des Jugendbundes war Otto LEIDORF, ein begabter und begeisterter<br />

Führer <strong>der</strong> Jugend.<br />

Eine blühende SONNTAGSSCHULARBEIT erwuchs und ein BLAUKREUZVEREIN entstand auch hier.<br />

Durch zahlreiche Evangelisationen, durch Einladen, Abholen und Blättermission, überhaupt durch ihr<br />

geistliches Leben, nahm die Gemeinschaft rasch an Mitglie<strong>der</strong>zahl zu. Es sprachen dort Männer wie Binde,<br />

Mo<strong>der</strong>sohn, Pfarrer Busch, General von Viebahn, von Knobelsdorf u.a.. Es gab kaum innere und äußere<br />

Nöte, die von den an<strong>der</strong>en nicht mitgetragen und mit durchgebetet wurden.<br />

1911 In <strong>der</strong> <strong>Stadtmission</strong> wurde die nun notwendig gewordene zweite Kraft, Prediger MEISTER, im Januar<br />

1911 einstimmig berufen. Vermutlich sah darin Pfarrer Veller ein Mißtrauen gegen seine Person. Er legte<br />

daraufhin im Mai sein Amt nie<strong>der</strong>. Überraschend hatte aber dadurch auch die Zeit <strong>der</strong> Spaltung ihr Ende<br />

gefunden<br />

ZUSAMMENFÜHRUNG, FESTIGUNG UND BEWÄHRUNG<br />

Darmst 1911 Neu vereint und mit neuem Segen konnte nun, innerlich geläutert und gereift, die Arbeit für<br />

den Herrn fortgesetzt werden. Die Rückkehr <strong>der</strong> Gemeinschaft "Immanuel" wirkte sich ungemein fruchtbar<br />

und belebend auf die ganze Arbeit aus. Ihr junger <strong>Stadtmission</strong>ar Hägele wurde von <strong>der</strong> <strong>Stadtmission</strong><br />

übernommen und arbeitete in wirklicher Geistesmacht und guter Fühlung mit dem neuen <strong>Stadtmission</strong>ar<br />

Meister zusammen.<br />

Das reichste Vermögen, das "Immanuel" mitbrachte, waren <strong>der</strong> Jugendbund für EC (entschiedenes<br />

Christentum), das Blaue Kreuz und die lebendige Kin<strong>der</strong>gemeinde.<br />

1911 Bessg Da <strong>der</strong> CVJM sich in <strong>der</strong> <strong>Stadtmission</strong> versammelte, fand <strong>der</strong> Jugendbund nun im Bessunger<br />

Zweiglokal <strong>der</strong> <strong>Stadtmission</strong>,Bessunger Str. 88,sein Heim. Auch vom CVJM Riegerplatz fand nun wie<strong>der</strong><br />

eine Annäherung statt, bis 1914 <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>anschluß erfolgte.<br />

Darmst 1911 Eine Segenszeit, vom Herrn gewirkt, war angebrochen. Des Sonntags mußten zwei<br />

Versammlungen (16.00 und 20.30 Uhr) gehalten werden.<br />

Bessg, Eberst, Roßd, Arheilg, Aschaff, Gr-Zi Das missionarische Wirken trat wie<strong>der</strong> in den Vor<strong>der</strong>grund<br />

und Bibelstunden wurden gehalten in: Bessungen, Eberstadt, Roßdorf, <strong>Arheilgen</strong>, Aschaffenburg und Groß<br />

Zimmern.<br />

Noch kam auch Oskar Schmidt, <strong>der</strong> nun schon seit 35 Jahren Bibelstunden in <strong>der</strong> <strong>Stadtmission</strong> hielt,<br />

sechsmal im Jahr.1912 kam <strong>der</strong> greise Evangelist, Elias Schrenk zu seiner fiinften und letzten Evangelisation<br />

in die <strong>Stadtmission</strong>.<br />

Aus dem Schriftenverkauf wurde nun die Buchhandlung<br />

1913 Da, Alsbach, Zwingb Im Jahre 1912 erfolgte <strong>der</strong> Anschluß <strong>der</strong> <strong>Stadtmission</strong> an den Landesverband<br />

für Innere Mission. Auch in Alsbach und Zwingenberg wurde die Arbeit aufgenommen. Das Heilige<br />

Abendmahl wurde von nun an regelmäßig gefeiert.<br />

1914 Doch dann begann 1914 <strong>der</strong> Krieg. Viele Männer - auch Bru<strong>der</strong> Hägele - mußten sofort ins Feld. Der<br />

CVJM hörte damit auf zu bestehen. Eine SOLDATENMISSION wurde begonnen.<br />

1915 Das Jahr 1915 war von beson<strong>der</strong>er Bedeutung durch zwei Evangelisationen von Pastor Mo<strong>der</strong>sohn<br />

(Februar) und Pastor Samuel Keller (März im Kaisersaal), die sehr gesegnet waren. Erfreulich war,


Stami II 12<br />

daß auch Pfarrer Veller wie<strong>der</strong> mithalf.<br />

1916 Da das Bessunger Lokal 1916 aufgegeben werden mußte, versammelte sich <strong>der</strong> Jugendbund nach dem<br />

Kriege offiziell in <strong>der</strong> <strong>Stadtmission</strong>.<br />

1918 Nach Kriegsende kam Prediger Hägele zurück. Doch neue Not brach herein: die INFLATION! Nur<br />

noch mit Mühe konnten die Gehälter bezahlt werden. Trotzdem setzten neue Aktivitäten ein. Eine Zelte<br />

vangelisation fand auf dem Marienplatz statt. Auch die National tagung des EC wurde in Darmstadt<br />

durchgeführt.<br />

1920 Im Jahre 1920 wechselte Bru<strong>der</strong> Meister in die Gemeinschaftsarbeit nach Gotha.<br />

1921 Pfungst, N-Ra Die Gemeinschaften Pfungstadt und Nie<strong>der</strong>-Ramstadt suchten 1921 engeren Anschluß<br />

an die <strong>Stadtmission</strong>.<br />

Unter <strong>der</strong> Vorstandschaft von Kaufmann Philipp HESS weitete sich das Werk von 1911 - 1923 nach innen<br />

und außen.<br />

Kaufmann Philipp Heß war ein außergewöhnlicher Mann<br />

Durch den Tod seines erstgeborenen fünfjährigen Sohnes suchte Gott ihn und seine Frau in Gnaden heim,<br />

und sie fanden Frieden in ihren zerrissenen Seelen.<br />

Die alten Brü<strong>der</strong> Rirmer und Vogel, Grün<strong>der</strong> <strong>der</strong> <strong>Stadtmission</strong>, machten ihn mit dem Kreis in <strong>der</strong><br />

"Mühlstraße" bekannt.<br />

Bru<strong>der</strong> Heß führte ein repräsentatives Herrenbekleidungsgeschäft am früheren Schillerplatz. Über die<br />

Eingangstür hatte er in leuchtenden Lettern meißeln lassen: "Wir haben hier keine bleibende Stadt, son<strong>der</strong>n<br />

die zukünftige suchen wir" (Hebr.13,14).<br />

Sein persönlicher Einsatz war vorbildlich. Sonntags besuchte er vormittags die Gebetsstunde, anschließend<br />

den Gottesdienst (Stiftskirche),danach war er Lehrer unter den Sonntags-Schulkin<strong>der</strong>n (die ihn auch gerne in<br />

seinem Kaufhaus besuchten) und schließlich kam er in die Gemeinschaftsstunde. Auch in den wöchentlichen<br />

Chor- und Bibelstunden (auch nachmittags) und im Blauen Kreuz wirkte er, wann irgend möglich, mit.<br />

Obwohl er - wie Moses - eine "schwere Zunge" hatte, diente er doch in ländlichen Kreisen mit dem Wort des<br />

Lebens.<br />

Damals war ein fester Mitglie<strong>der</strong>stand vorhanden, <strong>der</strong> wirklich ein Herz und eine Seele war, so daß - wie<br />

nach dem Vorbild <strong>der</strong> Urgemeinde - z.B. von den Allerärmsten niemand Mangel litt. "Überall war frisches<br />

Sprießen und frohes Blühen, ein zweiter Frühling, und <strong>der</strong> Herr tat hinzu die gläubig wurden"!<br />

1922Da Unter <strong>der</strong> tatkräftigen Führung von Dr.Avemarie (Schwiegersohn von Bru<strong>der</strong> Heß) folgte jetzt <strong>der</strong><br />

organisatorische Ausbau <strong>der</strong> Arbeit. So wurde die erste Satzung <strong>der</strong> <strong>Stadtmission</strong> von den Mitglie<strong>der</strong>n<br />

beschlossen und in das Vereinsregister eingetragen. Die Arbeit wurde durch Straßenpredigten, Hofmission,<br />

volksmissionarische Tätigkeit und Evangelisationen in <strong>der</strong> Umgebung ausgeweitet und so entstand manche<br />

neue Gemeinschaft.


1B<br />

DIE GEMEINSCHAFTSBEWEGUNG UM<br />

DARMSTADT<br />

Gemeinschaft in <strong>Arheilgen</strong><br />

1880 - 1922<br />

Arheilg Zu dem kleinen Rest, <strong>der</strong> sich als Gemeinschaft weiterhin versammelte, gehörte u.a. auch<br />

Schmiedemeister Jakob SCHMITT (1841). Er ging nach seiner Lehrzeit auf die Wan<strong>der</strong>schaft und kam so<br />

im Württembergischen mit <strong>der</strong> Gemeinschaft von Michael HAHN in Berührung. Hier bekehrte er sich und<br />

drang zur völligen Erlösungsfreude durch. Als aktiver Christ kam er 1870 nach <strong>Arheilgen</strong> zurück und schloß<br />

sich hier sofort <strong>der</strong> Gemeinschaft an.<br />

Um 1880 Arheilg Die Entwicklung in den Jahren um 1880 schmerzte ihn, weil er durch die von Pfarrer<br />

Römheld gut gemeinte völlige Integrierung des größten Teils <strong>der</strong> Gemeinschaft mit allen ihren Aktivitäten in<br />

die kirchliche Autorität, die freie Arbeit <strong>der</strong> Gemeinschaft gehin<strong>der</strong>t sah. Er befiirchtete, daß die Zelle <strong>der</strong><br />

lebendigen pietistischen Glaubensgemeinschaft durch die nun völlige Abhängigkeit von evtl. nachfolgenden<br />

im Rationalismus verstrickten und nicht gläubigen Pfarrern verflachen und ersterben würde. Deshalb zog er<br />

sich mit wenigen Getreuen in die Stille zurück. Wir können verstehen, daß er als "Michael Hahner" nicht<br />

gegen seine Überzeugung handeln konnte. Er blieb was er war, ein echter und treuer Knecht seines Herrn<br />

und ein Gemeinschaftsmann.<br />

DIE NEUBELEBUNG<br />

1888 Darmst, Arheilg Im Jahre 1888 predigte <strong>der</strong> Evangelist Elias SCHRENK zum ersten Mal in<br />

Darmstadt. Da die Kirchenbehörde eine solche Evangelisation in einer Kirche nicht zuließ, mußten die<br />

Vorträge im großen Saal des Hotels "Darmstädter Hof", damals Ecke Rhein- und Grafenstraße, gehalten<br />

werden. Auch aus <strong>Arheilgen</strong> pilgerten Abend für Abend kleinere o<strong>der</strong> größere Gruppen nach Darmstadt. Auf<br />

dem Heimweg nach einer solchen Abendversammlung von Schrenk trafen sich die Arheilger Brü<strong>der</strong> am<br />

"Löweneck" und beschlossen eine Neubelebung <strong>der</strong> Gemeinschafts-Bibelstunden. Diese fanden dann im<br />

Hause des Landwirts und Schuhmachers Leonhard BRUNNER in <strong>der</strong> Reitbahn (heute Frankfurter Landstr.<br />

170) statt.<br />

Arheilg 1905 Beson<strong>der</strong>s freundlich begrüßt wurde dieser Gedanke von Schmiedemeister Jakob Schmitt.<br />

Später, nach Fertigstellung dessen neuen Wohnhauses 1905, fand <strong>der</strong> Gemeinschaftskreis dort seine neue<br />

Arheilg Heimstätte (heute Darmstädter Straße 14) bis zu seinem Tode (1920).<br />

In diesen "Stunden" wurden Bibelauslegungen vorgelesen und auch gepredigt. Zunächst war es ein kleiner<br />

Kreis, <strong>der</strong> sich um Gottes Wort versammelte. Aber bald gesellten sich an<strong>der</strong>e hinzu. Nach <strong>der</strong> Rückkehr von<br />

weltweiten Reisen wurde auch <strong>der</strong> Bauer Heinrich APPEL in <strong>der</strong> Mühlstraße Mitglied in <strong>der</strong> Gemeinschaft.<br />

1908 Als später (1908) aus <strong>der</strong> Gemeinschaft ein neuer Arbeitskreis, die BLAUKREUZARBEIT zur<br />

Trinkerrettung erwuchs, wurde er auch hier ein eifriges Mitglied. Führend in dieser Arbeit waren mit ihm<br />

Georg BENZ (Reitbahn) und sein Schwager Leonhard BRUNNER, Jakob WEICKER, Martin FLECK,<br />

Adam BOHL, Philipp VÖLGER und an<strong>der</strong>e. Gott bekannte sich zu dieser Arbeit und hat sie gesegnet.<br />

Manche liebliche Frucht schenkte <strong>der</strong> Herr. In regelmäßigen und gut besuchten Bibelstunden versammelte<br />

man sich zur Gemeinschafts- und Blaukreuzarbeit; Seelsorgearbeit und Trinkerrettung waren aufs engste<br />

miteinan<strong>der</strong> verknüpft.<br />

Der Erste Weltkrieg 1914-1918 riß manche schmerzliche Lücke. Die Zusammenkünfte <strong>der</strong> Gemeinschaft<br />

fanden jedoch immer wie<strong>der</strong> statt.<br />

1919 Nach Kriegsende, im Februar 1919, wurde dann die Gemeinschaft in <strong>der</strong> heute bekannten Form wie<strong>der</strong><br />

lebendig. Trug sie seither fast ausschließlich den Charakter einer Michael-Hahner-Gemeinschaft, so wurde<br />

sie jetzt als Gemeinschaft auf eine breitere Grundlage gestellt und nannte sich fortan


2B<br />

LANDESKIRCHLICHE GEMEINSCHAFT.<br />

Arheilg Beson<strong>der</strong>s freute sich über den Zusammenschluß und die beginnende Neubelebung <strong>der</strong> alte<br />

ehrwürdige, bewun<strong>der</strong>nswerte, charakterfesteGreis von über 79 Jahren, Bru<strong>der</strong> Jakob Schmitt. Es wurde<br />

gleich ein Vorstand gebildet. Ihm gehörten an:<br />

1. Vorsitzen<strong>der</strong>: Jakob SCHMITT<br />

2. Vorsitzen<strong>der</strong>: Leonhard BRUNNER<br />

Schriftfiihrer u. Kassierer: Karl FRITZ<br />

Beisitzer: Georg BENZ<br />

Jakob WEICKER<br />

Schw. Marie HÖLSCHER<br />

Die Arbeit <strong>der</strong> Gemeinschaft blühte sofort auf. Sie stand sichtbar<br />

unter dem Segen des Herrn.<br />

1920 Aber bereits im August 1920 verstarb Bru<strong>der</strong> Jakob Schmitt, und Bru<strong>der</strong> Leonhard Brunner übernahm<br />

dann den Vorsitz. Die Gemeinschaftsversammlungen wurden daraufhin in das Evangelische Gemeindehaus<br />

Messeler Straße verlegt. Während bisher meistens Laienbrü<strong>der</strong> die Versammlungen hielten, wurden nun<br />

auch die Prediger und <strong>Stadtmission</strong>are <strong>der</strong> Darmstädter <strong>Stadtmission</strong> regelmäßig gemäß einem Arbeitsplan<br />

zum Dienst nach <strong>Arheilgen</strong> entsandt, so die Brü<strong>der</strong> Hägele, Neuber und an<strong>der</strong>e.<br />

Arheilg Seit <strong>der</strong> Gründung des "Starkenburger Gemeinschaftsverbandes" 1923 gehörte diesem auch die<br />

Gemeinschaft <strong>Arheilgen</strong> an.


3B<br />

Eberstadt und Umgebung<br />

1872 bis 1922<br />

Eberst In <strong>der</strong> zweiten Hälfte des 19.Jahrhun<strong>der</strong>ts gebrauchte <strong>der</strong> Herr Johann Ludwig BASTIAN<br />

(*18.10.1828), einen einfachen Bediensteten <strong>der</strong> Hessischen Staatseisenbahn, dazu, in seinem Heimatort<br />

Gunterod (ca.75 km nördlich von Wetzlar), einen Kreis von Bibelgläubigen zu sammeln. Er hatte ein<br />

geisterfülltes Herz und Gott gab Gnade zu dieser Gemeinschaftsarbeit, die von dem Reiseprediger Hasser<br />

bedient wurde.<br />

In den Jahren 1871/72 aber wurde dieser gottbegnadete Mann aus seinem Wirkungskreis herausgenommen<br />

und von <strong>der</strong> Bahn nach Eberstadt versetzt. Das aber hat Gott getan (Ps.64,10) und wir erkennen, daß es Sein<br />

Werk war, diesen einfachen, aber glaubensstarken Mann in einer ihm fremden Umwelt neu zu gebrauchen.<br />

So zog er nun mit seiner Frau und sieben Kin<strong>der</strong>n nach Eberstadt in das kleine Bahnwärterhaus, Station 32,<br />

an <strong>der</strong> Bahnstrecke Frankfurt- Heidelberg.<br />

Bald drängte es ihn, auch hier etwas für den Herrn zu tun, und er fing eifrig an, mit seiner Frau und den<br />

Kin<strong>der</strong>n in Eberstadt zu Versammlungen in "sein Haus" einzuladen. Mit viel Mühe und Opfer konnte das nur<br />

neben einer damals zehn- bis zwölfstündigen Arbeitszeit getan werden.<br />

Obwohl <strong>der</strong> Weg zum Bahnwärterhaus nicht angenehm war und viel Zeit kostete, fanden sich doch<br />

Menschen bereit, sich unter das Wort Gottes zu stellen.<br />

1872 So wurde im Jahre 1872 durch Johann Ludwig Bastian das kleine Bäumchen:<br />

GEMEINSCHAFT EBERSTADT<br />

Eberst gepflanzt, und Gott gab Gedeihen und seinen Segen dazu.<br />

Um den Besuchern einen angenehmeren Sitzplatz zu verschaffen, als es in seiner zu kleinen Wohnung<br />

möglich war, hatte Bru<strong>der</strong> Bastian vor dem Bahnwärterhaus am angrenzenden Wald mehrere Holzbänke<br />

errichtet. Die Zahl <strong>der</strong> Besucher mehrte sich und wuchs zu einer kleinen Gemeinschaft zusammen.<br />

1880 Ab 1880 kam Reiseprediger Oskar SCHMIDT, welcher von <strong>der</strong> Wißwässerschen Gemeinschaft<br />

Mannheim den ganzen Odenwald bereiste, im regelmäßigen Turnus auch nach Eberstadt, um <strong>der</strong><br />

Gemeinschaft mit dem Wort zu dienen. (An an<strong>der</strong>er Stelle wird Näheres über das Leben dieses sich<br />

aufopfernden, feurigen Erweckungspredigers berichtet.)<br />

1886 Seit 1886 kam auch <strong>der</strong> Landwirt Philipp VOGEL von <strong>der</strong> Darmstädter Gemeinschaft in <strong>der</strong> Arheilger<br />

Straße (die er 1873 in seinem Hause begonnen hatte und aus <strong>der</strong> dann 1888 die <strong>Stadtmission</strong> entstanden<br />

war), nach Eberstadt. Auch bei dem "Vorläufer" <strong>der</strong> <strong>Stadtmission</strong> Darmstadt, dem Gemeinschaftskreis in <strong>der</strong><br />

Pankratiusstraße, war er schon in jungen Jahren zur Mitarbeit herangezogen worden. Er war eine tatkräftige<br />

Persönlichkeit und sein vorwärtsdrängen<strong>der</strong> Geist<br />

litt kein geruhsames und stilles Leben. Er stand seinem Herrn zur Verfügung, wo immer er konnte. Durch die<br />

Verbindung mit Darmstadt, hatte die Eberstädter Gemeinschaft auch Anteil an <strong>der</strong> Evangelisation von Elias<br />

SCHRENK im Frühjahr 1892, die eine seiner gesegnetesten und fruchtbarsten Arbeiten war.<br />

1892 Da Eberst Auch an <strong>der</strong> Einweihungsfeier des <strong>Stadtmission</strong>sgebäudes, die für viele in <strong>der</strong> weiteren<br />

Umgebung ein beson<strong>der</strong>es Erlebnis war, hatten die Gläubigen aus Eberstadt teilgenommen.<br />

Nach 21jähriger Tätigkeit wurde Bru<strong>der</strong> Johann Bastian 1893 pensioniert und verzog nach Zwingenberg, wo<br />

er bereits am 25.5.1896 verstarb. Aber die von ihm ins Leben gerufene Gemeinschaft wuchs, und <strong>der</strong> Kreis<br />

nahm beständig zu.<br />

ca.1893 Eberst Durch den Umzug <strong>der</strong> Familie Bastian fanden natürlich auch die Versammlungen im<br />

Bahnwärterhaus Station 32 ihr Ende. Aber sofort boten mehrere "Stunden"-Besucher ihre Wohnräume für<br />

die Zusammen künfte an. Aus diesem Kreis wurde beson<strong>der</strong>s Fräulein BAUER in <strong>der</strong> Pfungstädter Straße<br />

eine treue Helferin für die Gemeinschaft.Sie war schon seit mehreren Jahren eine eifrige Verteilerin von<br />

christlichen Blättern. Man versammelte sich nun über viele Jahre in verschiedenen Häusern und Räumen <strong>der</strong><br />

Geschwister. Die Zahl <strong>der</strong> Besucher wuchs stets erfreulich weiter.<br />

Da Der damalige <strong>Stadtmission</strong>ar CLASEN entfaltete mit <strong>der</strong> Jugend von Darmstadt aus eine umfangreiche<br />

missionarische Tätigkeit in den Dörfern <strong>der</strong> Umgebung und kam so auch nach Eberstadt. Der Posaunenchor<br />

half bei diesen Diensten treulich mit.


4B<br />

ca.1910 Außer Philipp Vogel diente später auch <strong>der</strong> Kaufmann Philipp HESS aus Darmstadt in <strong>der</strong><br />

Gemeinschaft.<br />

1903 Eberst Als dann Bru<strong>der</strong> Vogel bereits 1903 verstarb, nahm Bru<strong>der</strong> Hess sich des Dienstes in Eberstadt<br />

mit beson<strong>der</strong>er Liebe an. Auch Lehrer SPAMER half dabei mit, und die Zahl <strong>der</strong> Besucher mehrte sich, so<br />

daß es in den Versammlungen, die im Wechsel in verschiedenen<br />

Häusern stattfanden, oft sehr eng wurde.<br />

1907 In dieser Zeit des starken Aufbaus <strong>der</strong> Gemeinschaft kam 1907 Gendarmeriekommissar Peter REEG<br />

nach Eberstadt. Er schloß sich dem Gemeinschaftskreis an und stellte ebenfalls seine Wohnung in <strong>der</strong> Alten<br />

Darmstädter Straße zur Verfügung, so daß die Raumnot etwas erleichtert wurde.<br />

1908 Im Jahre 1908 kam auch Martin HELDMANN auf Grund seines Dienstes bei <strong>der</strong> Hessischen<br />

Staatseisenbahn nach Eberstadt. Bereits 10 Jahre war er mit <strong>der</strong> Tochter Minna des Bru<strong>der</strong>s Johann Bastian<br />

verheiratet. Sofort schloß er sich hier dem Gemeinschaftskreis an und sammelte einen Teil <strong>der</strong> Brü<strong>der</strong> und<br />

Schwestern in seinem Hause in <strong>der</strong> damaligen Müllerstraße (heute Thomasstraße), wodurch dem<br />

Raummangel weiter abgeholfen wurde.<br />

IM GEMEINSCHAfTSSAAL HEIDELBERGERSRASSE<br />

Eberst 1911Ein beson<strong>der</strong>s freudiges Ereignis war, daß im Jahre 1911 mit Hilfe <strong>der</strong> Darmstädter Brü<strong>der</strong><br />

Kaufmann Philipp HESS und dem neuen <strong>Stadtmission</strong>ar MEISTER <strong>der</strong> schöne große Saal in <strong>der</strong><br />

Heidelberger Straße von Fräulein Radie zunächst kostenlos gemietet werden konnte. Bru<strong>der</strong> Philipp Hess<br />

war ein außergewöhnlicher Mann. Ihm lag die Eberstädter Gemeinschaftsarbeit sehr am Herzen, und er half<br />

überall, wo er nur konnte. Mehr von ihm wird an an<strong>der</strong>er Stelle berichtet.<br />

Am 1. Advent fand voll Dank und mit großer Freude die erste Versammlung in dem neuen Saale statt.<br />

Endlich hatte man eine bleibende Stätte gefunden, wo sich die Gemeinschaftsarbeit zentral entfalten konnte.<br />

Aus dem einst klein gepflanzten Bäumchen war ein mächtiger Baum geworden. Das alles tat Gott und<br />

wun<strong>der</strong>bar war sein Handeln.<br />

Insbeson<strong>der</strong>e nahmen sich jetzt Martin Heldmann und Peter Reeg dem<br />

inneren Aufbau <strong>der</strong> Gemeinschaft an.<br />

1912 Eberst Anfang 1912 konnte von einem weiteren "erfreulichen Wachstum" <strong>der</strong> Arbeit des Herrn in<br />

Eberstadt berichtet werden. In diesem Jahr evangelisierte <strong>Stadtmission</strong>ar Hägele in Eberstadt. Noch kam<br />

auch Oskar Schmidt zu regelmäßigen Diensten. Als er später erkrankt,die Wege nicht mehr machen konnte,<br />

wurde er im Laufe des Jahres durch Reiseprediger Heinrich Held abgelöst.<br />

Roßd Arh Aschbg Gr-Zi Auerb Alsb Als neben <strong>der</strong> Gemeinschaft Eberstadt auch die Gemeinschaftskreise<br />

in Roßdorf, <strong>Arheilgen</strong>, Aschaffenburg, Groß-Zimmern und monatlich einmal auch in Auerbach, durch die<br />

<strong>Stadtmission</strong> Darmstadt mitbedient werden mußte, war von dieser Zeit an die Aufstellung von monatlichen<br />

Arbeitsplänen notwendig geworden. Von 1913 ab kamen auch die neu aufgenommenen Arbeiten in Alsbach<br />

und Zwingenberg hinzu.<br />

In Eberstadt dienten mit dem Wort weiterhin Bru<strong>der</strong> Philipp Hess und die <strong>Stadtmission</strong>are Hägele und<br />

Meister, später auch Lehrer Albert Spamer und Bahnassistent Birkholz aus Darmstadt. Auch Martin<br />

Heldmann und Peter Reeg aus Eberstadt halfen fleißig mit.<br />

Ein zentrales Treffen für die Gemeinschaften waren in diesen Jahren oft die Waldfeste <strong>der</strong> <strong>Stadtmission</strong><br />

Darmstadt, die vielfach an <strong>der</strong> Ludwigseiche bei Ober-Ramstadt veranstaltet wurden.<br />

Es war auch ein überörtliches Suchen und Finden nach Gemeinschaft<br />

aufgebrochen, was sich auch bei vielen an<strong>der</strong>en Gelegenheiten (Jahresfesten, Evangelisationen, usw.) zeigte.<br />

Hier sehen wir die ersten Sprossen, aus denen später <strong>der</strong> Starkenburger Verband erwuchs.<br />

Es wäre wohl besser gewesen, wenn sich schon zu dieser Zeit die <strong>Stadtmission</strong> Darmstadt mit den<br />

Gemeinschaften in <strong>Arheilgen</strong>, Eberstadt, Pfungstadt, Hahn, Biebesheim, Crumstadt, Nie<strong>der</strong>-Ramstadt,<br />

Gun<strong>der</strong>nhausen, Roßdorf, dem Wißwässerkreis Ober-Ramstadt, Groß-Zimmern, Aschaffenburg, Alsbach,<br />

Zwingenberg und Auerbach in einem Gemeinschaftsverband zusammengeschlossen hätte. Statt dessen<br />

begnügte man sich mit einem losen Zusammenschluß zu einer 1912 "Arbeitsgemeinschaft <strong>der</strong> Hessischen<br />

Gemeinschaften im Rhein-<br />

Main- Gebiet" (20.2.1912)


5B<br />

Später schlossen sich die Kreise in Alsbach, Zwingenberg, Auerbach, Crumstadt und Biebesheim dem<br />

Verband in Worms an. Auch die Gemeinschaften in Hahn und Nie<strong>der</strong>-Ramstadt hatten mangels eines<br />

Verbandes später einmal erwogen, sich Worms anzuschließen.<br />

Eberst Die Gemeinschaft in Eberstadt schloß sich auch organisatorisch fester zusammen, so wie es bereits<br />

früher die <strong>Stadtmission</strong> in Darmstadt getan hatte. Die zentrale Lage des neuen Saales war von großem<br />

Vorteil. In <strong>der</strong> großen Freude und dem Dank über dieses Gottesgeschenk begann ein eifriges Wirken und <strong>der</strong><br />

Herr gab durch sein lebendiges Wort auch Gnade zur weiteren Entfaltung <strong>der</strong> Arbeit. So gebrauchte <strong>der</strong><br />

Herr die Tochter von Bru<strong>der</strong> Heldmann, 1913 Eberst Fräulein Minna Heldmann, schon in früher Jugend, um<br />

das Jahr 1913 dazu einen Gitarrenchor zu leiten und mit den Kin<strong>der</strong>n Sonntagsschule zu halten. Auch begann<br />

man, einen Kreis junger Mädchen um sich zu sammeln.<br />

1914 Doch schwarze Gewitterwolken zogen am politischen Himmel Deutschlands auf Der erste Weltkrieg<br />

mit all seinem Unglück nahm seinen Anfang, und damit begannen sich die Reihen in <strong>der</strong> Gemeinschaft zu<br />

lichten. Selbst die Frauen mußten zum freiwilligen Hilfsdienst. Nach nur drei Jahren brach schon die<br />

blühende Entwicklung im neuen Heim ab. Doch <strong>der</strong> Herr war gnädig, indem er durch den Zuzug von Pfarrer<br />

KAYSER aus dem Badischen <strong>der</strong> Gemeinschaft noch im gleichen Jahre eine wertvolle Stütze gab. Sofort<br />

schloß er sich ihr an. Mit Rat und Tat setzte er sich ein und übernahm sehr viele Bibelstunden. Der Kreis<br />

junger Mädchen und <strong>der</strong> Gitarrenchor konnten sooft wie möglich während des Krieges ihre Stunden weiter<br />

halten.<br />

1918 Mit dem Ende des Krieges war wohl die Mitglie<strong>der</strong>zahl zusammengeschmolzen, aber die Aufbauarbeit<br />

begann alsbald von neuem. Bru<strong>der</strong> Heldmann gründete 1918 einen gemischten Chor, den <strong>der</strong> später<br />

zugezogene Rektor Heinrich Ostheimer (1928-1935) leitete Der damalige Ortspfarrer Paul war ein Freund<br />

<strong>der</strong> Gemeinschaft und hat ihre Arbeit geför<strong>der</strong>t.<br />

1918 EC Für den Dienst unter den Frauen und Mädchen wurde nun durch die Gemeinschaft eine Schwester<br />

vom Marburger Diakonissen- Mutterhaus angestellt. Als erste kam Frieda REICHEL (1918-1919). Sie<br />

gründete zusammen mit Frau Reeg 1918 den JUGENDBUND für EC. Ihr folgten Schwester Elisabeth<br />

HEUER (1919-1920) und Schwester Frieda Brand (1920-1922). Sie wirkten alle in großem Segen und<br />

erfüllten ihre Aufgaben mit großer Treue und Gewissenhaftigkeit.<br />

1920 Da Eberst Von beson<strong>der</strong>em Segen war 1920 für den Jugendbund die National tagung des EC in<br />

Darmstadt und für die Gemeinschaft die erste Zeltevangelisation auf dem Marienplatz, die eine <strong>der</strong><br />

fruchtbarsten überhaupt war.<br />

1921 Pfungst N-Ra Da Im Jahre 1921 suchten auch die Gemeinschaften in Pfungstadt und Nie<strong>der</strong>-Ramstadt<br />

engeren Anschluß an die <strong>Stadtmission</strong> in Darmstadt, ein Zeichen für das aufbrechende Bedürfnis nach einer<br />

überörtlichen Gemeinschaft in einem Verband.<br />

1922 Eberst Die Schwestern wurden 1922 von ihrem Marburger Mutterhaus lei<strong>der</strong> abberufen, aber es gelang<br />

dann Bru<strong>der</strong> Reeg von <strong>der</strong> Liebenzeller Misssion die erfor<strong>der</strong>lichen Arbeitskräfte zu gewinnen. Von dort<br />

kam für die Frauen- und Mädchenarbeit die erfahrene Missionarin Minna KARRER, die jahrelang in <strong>der</strong><br />

Südsee auf <strong>der</strong> Insel Ponape tätig war.<br />

In <strong>der</strong> <strong>Stadtmission</strong> Darmstadt war schon lange <strong>der</strong> Entschluß gefaßt, für die gesamte Arbeit <strong>der</strong><br />

<strong>Stadtmission</strong> in Darmstadt und Umgebung einen weiteren Prediger anzustellen. Nun for<strong>der</strong>te Bru<strong>der</strong> Hägele<br />

von <strong>der</strong> Liebenzeller Mission Bru<strong>der</strong> Arthur NEUBER für diese Arbeit an. Zunächst kurz in Darmstadt tätig,<br />

wurde er dann 1922 zum Außendienst in die Gemeinschaftsarbeit nach Eberstadt gesandt. Aus seinem Dienst<br />

erwuchs <strong>der</strong> Gemeinschaft in den folgenden Jahren ein großer Segen.<br />

GEMEINSCHAFT PFUNGSTADT<br />

Pfungst 1880 Nach dem Tode des treuen gesegneten Bru<strong>der</strong>s Jakob Geibel wurden die<br />

Gemeinschaftsstunden von 1880 an zu Hornungs in <strong>der</strong> Mittelgasse verlegt. Hier versammelte man sich viele<br />

Jahre unter dem lebendigen Wort und <strong>der</strong> Herr segnete durch mancherlei Dienste die Seinen immer wie<strong>der</strong><br />

neu. Wie in Darmstadt, so lag in Pfungstadt seit den 80er Jahren des vorigen Jahrhun<strong>der</strong>ts die Führung <strong>der</strong><br />

Gemeinschaft nicht mehr bei <strong>der</strong> Brü<strong>der</strong>gemeine. Ihre Boten waren jedoch gern gesehene Gäste und dienten


6B<br />

<strong>der</strong> Gemeinschaft weiterhin im Segen.<br />

1884 Pfungst Da Worms Es kam auch weiterhin <strong>der</strong> Reiseprediger Oskar SCHMIDT von <strong>der</strong><br />

Wißwässerschen Gemeinschaft Mannheim und nun auch Friedrich GREINER, <strong>Stadtmission</strong>ar in Worms, <strong>der</strong><br />

bereits 1884 den Gemeinschaftskreis <strong>der</strong> Arheilger Straße in Darmstadt mit regelmäßigem Dienst<br />

unterstützte. Bru<strong>der</strong> Greiner war ein außergewöhnlicher Eiferer für seinen Herrn. Schon in seiner frühen<br />

Jugend war er zum lebendigen Glauben gekommen. Um ihm den Glauben auszutreiben, schickte ihn sein<br />

Vater nach Basel in die Schuhmacherlehre. Er mußte dann in den Militärdienst, kam zu den Dragonern und<br />

blieb ein treuer Zeuge Jesu Christi. Hier lernte er den Feldwebel Wißwässer kennen und half ihm bei <strong>der</strong><br />

Gründung <strong>der</strong> "Wißwässerschen" Gemeinschaft, von <strong>der</strong> dann später erweckliche Ströme in einem weiten<br />

Umkreis ausflossen.<br />

Nach seiner Heirat arbeitete er zunächst in Pforzheim als Schuhmacher, war aber auch eifrig als Evangelist<br />

tätig. Im Jahre 1884 kam er nach Worms. Hier hielt er die ersten Pietistenversammlungen im "Haus <strong>der</strong><br />

Jungfrau Katharina Scherer".<br />

In Worms, Mainz, Alzey, etwa zwanzig Dörfern in Rheinhessen und rechts des Rheins bis in die Nähe<br />

Darmstadts entstanden gesegnete Gemeinschaften, die er bis in sein hohes Alter mit viel Gnade bedient hat.<br />

Der Grün<strong>der</strong> <strong>der</strong> Deutschen Zeltmission, Evangelist Jakob Vetter, ein Wormser Kind, kam durch Greiner<br />

zum lebendigen Glauben.<br />

Er schreibt von seinem Glaubensvater: "Bru<strong>der</strong> Greiner war ein Priester, wie man ihn selten findet. Sein<br />

Zeugnis war voll Gnade und Wahrheit. Ich habe nie einen Bru<strong>der</strong> kennengelernt, <strong>der</strong> so mit den<br />

Geheimnissen Gottes vertraut war, wie er."<br />

"In Rheinhessen hatte <strong>der</strong> edle Mann viel Trübsal, Feindschaft, Haß, Nachstellungen und Verfolgungen zu<br />

erdulden. Dazu kam die Armut wie ein gewappneter Mann in seine Hütte. Doch half ihm Gott durch alle<br />

Wi<strong>der</strong>wärtigkeiten und ehrte ihn durch eine große Schar, die durch sein Zeugnis mit Gott verbunden wurden.<br />

Rührend war seine Treue zu Gottes Sache und seine Liebe zu armen verirrten Menschen. Er ging ihnen nach<br />

bis seine Kraft zusammenbrach. Als gebrochener Greis von über 80 Jahren sammelte er seine Getreuen um<br />

sich und verblieb oft stundenlang im Gebet. Der furchtbare Weltkrieg hat dem alten Märtyrer viel Herzeleid<br />

gebracht. Er wurde still und immer stiller. Sein Geist ruhte in Gott.<br />

Mit diesem ausgezeichneten Diener Gottes durfte ich, erst siebzehn bis achtzehn Jahre alt, zur Evangelisation<br />

ausziehen. Hier lernte ich das entsagungsvolle Leben eines Evangelisten kennen.Oft waren wir mitten unter<br />

einer Rotte böser Menschen, die von dem Pfarrer und den Wirten des Ortes aufgestachelt waren die<br />

Versammlungen zu stören, den Knecht Gottes zu höhnen und dem Werk des Herrn zu wi<strong>der</strong>stehen. In all<br />

diesen Kämpfen aber siegte "Immanuel" herrlich. Auf solchen Gängen zum Dienst in oft eins bis zwei<br />

Stunden floß Greiners Herz und Mund über. Nie kam etwas über seine Lippen, was nicht gottselig war. Er<br />

hatte nur einen Ton - und <strong>der</strong> war Jesus!<br />

In den Versammlungen sprach er oft mit solcher Salbung und Liebe, daß die rohesten Sün<strong>der</strong> gepackt und<br />

stille wurden.<br />

Die Kirche hat ihn schlecht behandelt, aber nie hat er es ihr entgolten. Er baute das Kirchlein in <strong>der</strong> Kirche.<br />

Von diesem edlen Mann wurde ich erzogen und in das Zentrum des Lebens geführt...." Diese überaus<br />

segensreiche Tätigkeit des Bru<strong>der</strong> Greiner von Worms aus fmdet noch heute ihren Nie<strong>der</strong>schlag darin, daß<br />

<strong>der</strong> Starkenburger Gemeinschaftsverband unmittelbar vor den Toren Darmstadts seine Grenzen hat.<br />

Pfungst ca.1915 Vor dem Ersten Weltkrieg veranstaltete die <strong>Stadtmission</strong> Worms eine Evangelisation in<br />

Pfungstadt, die sehr gesegnet war. Etwa 1915 wurde die Stunde in die Kin<strong>der</strong>schule verlegt. Nach dem ersten<br />

Weltkrieg bediente die Darmstädter <strong>Stadtmission</strong> auch die Gemeinschaft in Pfungstadt.<br />

GEMEINSCHAFT HAHN<br />

Hahn 1880/22 Die Gemeinschaftsstunden fanden weiterhin im Hause von Bru<strong>der</strong> Jakob Link in <strong>der</strong><br />

Pfungstädter Straße 15 statt; <strong>der</strong> Besuch hatte jedoch immer mehr nachgelassen. Etwa 1885 endeten die<br />

Versammlungen, aber ein Kern blieb dennoch bestehen.<br />

Um 1900 Seit <strong>der</strong> Jahrhun<strong>der</strong>twende bis Anfang des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts kamen alljährlich Sendboten <strong>der</strong><br />

Herrenhuter Mission und hielten im Hause Jakob Link Missionsstunden, die immer sehr gut besucht waren,<br />

sodaß manchmal die Leute bis zur Haustürtreppe saßen.<br />

ca.1913 Hahn Pfungst Leeh Vor dem Ersten Weltkrieg wurde Herr Pfarrer Kehr aus Hahn von Herrn W.<br />

Kraft (durch Bru<strong>der</strong> Fähler aus Leeheim angeregt),zur damaligen Evangelisation in Pfungstadt eingeladen,


7B<br />

die von <strong>der</strong> <strong>Stadtmission</strong> Worms veranstaltet wurde. Dort kam er zum lebendigen Glauben und schloß sich<br />

später diesem Kreis in Worms an. Danach wurde auch in Hahn eine Evangelisation von Bru<strong>der</strong> Schnebele<br />

von <strong>der</strong> Wormser <strong>Stadtmission</strong> gehalten.Die neu Erweckten und die alten Gläubigen versammelten sich<br />

sonntags regelmäßig im Hause Kehr.<br />

1914 Hahn Worms Dann kam <strong>der</strong> Erste Weltkrieg. In dieser Zeit waren die Gemeinschafts- und<br />

Bibelstunden durch die hereingebrochenen Nöte gut besucht.Die Bedienung von Worms aus geschah durch<br />

Chrischona Brü<strong>der</strong>.<br />

1918 Hahn Da Später, nach dem Krieg, wurde die Gemeinschaft auch von den Brü<strong>der</strong>n <strong>der</strong> <strong>Stadtmission</strong><br />

Darmstadt versorgt. Freitagsabends hielt eine Nonnenweiher-Schwester aus Lampertheim die Frauenstunde.<br />

Die Gemeinschaft versammelte sich in dieser Zeit bei Familie Merschroth in <strong>der</strong> unmittelbaren Nähe vom<br />

Rathaus.<br />

1922 Hahn Da Eberst Im Jahre 1922 fand eine sehr gesegnete Evangelisation von Bru<strong>der</strong> Arthur Neuber<br />

aus Eberstadt in <strong>der</strong> Kirche von Hahn statt. Er war zunächst von <strong>der</strong> <strong>Stadtmission</strong> Darmstadt angestellt und<br />

vorübergehend zum Dienst in die Gemeinschaft Eberstadt entsandt.<br />

Hier sehen wir den Anfang vom Werden des Gemeinschaftsbezirkes Eberstadt. Da <strong>der</strong> Versammlungsbesuch<br />

nun sehr zugenommen hatte, wurden die Gemeinschaftsstunden in die Kin<strong>der</strong>schule verlegt.


8B<br />

Nie<strong>der</strong> - Ramstadt und Umgebung<br />

um 1860 -1922<br />

N-Ramst Am Entstehen vieler Gemeinschaften - auch in dieser Gegend - hatte <strong>der</strong> Reiseprediger Oskar<br />

SCHMIDT als "Pionier des Odenwaldes" reichen Anteil. Seit 1877 kam er im regelmäßigen Turnus und<br />

hatte 35 Jahre lang seinem Herrn treu gedient.<br />

Auf sein Grabkreuz (verst.1.6.1915 in Karlsruhe) hatte er das Wort setzen lassen: "Wer aber keine<br />

Leistungen aufzuweisen hat, dafür aber dem sein ganzes Vertrauen schenkt, <strong>der</strong> sogar Gottlose zum rechten<br />

Leben führen kann, <strong>der</strong> wird aufgrund seines Glaubens wie ein Gerechter angesehen"(Röm.4,5 in neuer<br />

Übersetzung). Das war die Überschrift seines Lebens und <strong>der</strong> Inhalt seiner Verkündigung.<br />

Als ein feuriger, orgineller Volksredner hatte er die Gabe, das Feuer in den Herzen <strong>der</strong> Menschen<br />

anzuzünden.<br />

Später kam er auch nach Nie<strong>der</strong>-Ramstadt und nach Gun<strong>der</strong>nhausen, wo bereits ein Gemeinschaftskreis<br />

bestand.<br />

GEMEINSCHAFT GUNDERNHAUSEN<br />

Gundh um 1860 Schon in <strong>der</strong> Zeit <strong>der</strong> Arheilger Erweckung (1848 bis ca.1880) müssen bereits<br />

Beziehungen nach Gun<strong>der</strong>nhausen bestanden haben: Aus <strong>der</strong> <strong>Geschichte</strong> <strong>der</strong> Arheilger Gemeinschaft<br />

ersehen wir, daß <strong>der</strong> Maurer Heinrich Huf (1823), ein eifriger und lebendiger Zeuge des Herrn war. In<br />

seinem Haus fanden die Versammlungen statt. Von ihm heißt es, daß er "in zweiter Ehe eine Tochter aus<br />

dem GEMEINSCHAFTSKREIS GUNDERNHAUSEN heiratete, was ihm zur Stärkung und Befruchtung <strong>der</strong><br />

Gemeinschaftsarbeit in <strong>Arheilgen</strong> diente".<br />

Da seine erste Frau schon in jungen Jahren starb, muß also spätestens um 1860 bereits ein<br />

Gemeinschaftskreis in Gun<strong>der</strong>nhausen bestanden haben. Vielleicht bestand er damals schon länger und war<br />

früher aus<strong>der</strong> Arbeit junger Theologen entstanden, die, wie 1847 in Bessungen und 1848 in <strong>Arheilgen</strong>,<br />

frischen Wind in die im öden Rationalismus erstarrte Kirche brachten. Diese waren meistens feurige und<br />

eifrige Pietisten, denn es war damals eine beson<strong>der</strong>e Ehre, in den pietistischen Universitäten Halle o<strong>der</strong><br />

Gießen studiert zu haben.<br />

Vermutlich kamen auch die Reiseprediger <strong>der</strong> Herrnhuter Brü<strong>der</strong>gemeine, die seit 1798 Darmstadt,<br />

<strong>Arheilgen</strong> und an<strong>der</strong>e Orte aufsuchten, nach Gun<strong>der</strong>nhausen und wirkten mit bei <strong>der</strong> Entstehung <strong>der</strong><br />

Gemeinschaft.<br />

Gemäß mündlicher Überlieferung wurde seinerzeit <strong>der</strong> Evangelist<br />

Elias Schrenk vom damaligen Pfarrer in Gun<strong>der</strong>nhausen, <strong>der</strong> gläubig war, zur Evangelisation gerufen,<br />

wodurch eine Anzahl Besucher zum lebendigen Glauben kamen. Vermutlich geschah das in <strong>der</strong> Zeit als<br />

Schrenk Missionsprediger in Frankfurt war (1875-1879).<br />

In dieser Zeit kam er monatlich einmal nach Darmstadt, um in <strong>der</strong> Hofkirche eine Missionsstunde zu halten<br />

und <strong>der</strong> Gemeinschaft in <strong>der</strong> Arheilger Straße zu dienen, wobei er vielleicht auch den Kreis in<br />

Gun<strong>der</strong>nhausen besuchte.<br />

1877 Etwa von 1877 an kam dann auch <strong>der</strong> Reiseprediger Oskar Schmidt zu regelmäßigem Dienst nach<br />

dort.<br />

Johann Georg Riedel I. gehörte bis 1877 dem "Bibel- und Gebetskreis" in Gun<strong>der</strong>nhausen an und wurde<br />

nach seiner Eheschließung mit Christine Schick in Nie<strong>der</strong>-Ramstadt in <strong>der</strong> Bachgasse ansässig.<br />

LANDESKIRCHLICHE GEMEINSCHAFT NIEDER-RAMSTADT<br />

N-Ramst 1886 Durch Johann Georg Riedel I. wurde Bru<strong>der</strong> Oskar Schmidt nach Nie<strong>der</strong>-Ramstadt<br />

eingeladen, wo er im Jahre 1886 die erste Versammlung im Riedelschen Hause hielt, und das war die


9B<br />

Geburtsstunde <strong>der</strong> Gemeinschaft.<br />

Prediger Schmidt kam von da an auf seinen "Missionsreisen" in etwa vierwöchentlichem Turnus hierher, um<br />

den kleinen Kreis von anfangs acht bis zehn Leuten im Glauben zu stärken und zu för<strong>der</strong>n. Neben ihm taten<br />

aber auch Laienbrü<strong>der</strong> einen gesegneten Dienst.<br />

Nicht immer verliefen diese Versammlungen ruhig. Anfeindungen von weltlicher und kirchlicher Seite<br />

erfolgten und manchmal mußte sogar die Gendamerie in Anspruch genommen werden. Durch Widrigkeiten<br />

gefestigt und durch das Wort Gottes gegründet, schuf <strong>der</strong> Herr aus diesen Zusammenkünften die<br />

Gemeinschaft.<br />

"Der Herr aber tat hinzu" ..........(Apg.2,47)<br />

1901/04 Bald fanden auch einige Bedienstete <strong>der</strong> im Jahre 1900 gegründeten Nie<strong>der</strong>-Ramstädter Heime den<br />

Weg zur Stubenversammlung in <strong>der</strong> Bachgasse. Aber auch <strong>der</strong> ausgestreute Samen in den Stunden ging<br />

allmählich auf und wirkte Frucht.<br />

Mit <strong>der</strong> Verlagerung <strong>der</strong> Firma Wacker & Dörr von Darmstadt nach Nie<strong>der</strong>-Ramstadt suchte nun auch ein<br />

Teil <strong>der</strong> Firmenangehörigen, <strong>der</strong> aus Gemeinschaftskreisen kam, am neuen Wohnort neuen Anschluß an die<br />

Gemeinschaft. Es ist verständlich, daß für eine <strong>der</strong>art gewachsene Besucherzahl die Riedelsche Wohnung zu<br />

klein geworden war.<br />

Die Firmeninhaber gehörten bisher schon <strong>der</strong> <strong>Stadtmission</strong> Darmstadt an, doch nach dem Umzug <strong>der</strong> Fabrik<br />

stellten sie sich tatkräftig in den Dienst <strong>der</strong> örtlichen Gemeinschaft und stellten 1901 den Kantinenraum für<br />

die Versammlungen bereit, wovon man gern Gebrauch machte. Ihnen war es auch ein Anliegen, den<br />

Mitarbeitern eine geistliche Heimat zu bieten. Zu diesem Zweck wurde <strong>der</strong><br />

MÄNNER- und JÜNGLINGSVEREIN<br />

<strong>der</strong> Firma Wacker & Dörr zu Nie<strong>der</strong>-Ramstadt am 23.2.1902 gegründet.<br />

N-Ramst Dieser Verein bestand neben <strong>der</strong> Gemeinschaft und machte es sich zur Aufgabe: "die<br />

heranwachsende Jugend, die allerlei Versuchung preisgegeben ist, in geselliger Weise zu sammeln", und sie<br />

1 ."unter Darreichung des Wortes Gottes ... zu wahrhaft christlich<br />

gesinnten Männern heranzubilden gemäß ... Psalm 119,9:<br />

"Wie wird ein Jüngling seinen Weg unsträflich gehen? Wenn er<br />

sich hält an deinem Wort!"<br />

2. Allen Gefahren entgegen zu wirken, die das vergnügengssüchtige<br />

Treiben hervorrufen und sowohl Jung als Alt ins Ver<strong>der</strong>ben<br />

stürzen.<br />

3. Den von auswärts kommenden Männern und Jünglingen mit<br />

Rath und Tath zur Seite zu stehen."<br />

Zu den ersten 18 Mitglie<strong>der</strong>n des Vereins gehörten die Herren Carl Dörr (1.Vors.), Pfarrer Weimar (Nie<strong>der</strong>-<br />

Ramstädter Heime, 2.Vors.)Friedrich Schad (Rechner), Georg Becker (Schriftf.), Philipp Wacker, Valentin<br />

Nollert, Georg Riedel (alle im Vorstand), Jakob Burkhardt, Johannes Schnei<strong>der</strong>, Johannes Pfeifer, Wilhelm<br />

Dauner und Johannes Richter.<br />

Von Anfang an bot <strong>der</strong> Jünglingsverein ein abwechslungsreiches Programm:<br />

Montags abends übte <strong>der</strong> neugegründete Posaunenchor.<br />

Mittwochs abends fand die Bibelbesprechstunde statt.<br />

Dienstags und Donnerstags abends war man bei Spiel und geselliger Unterhaltung zusammen.<br />

Ein Männerchor und Streichquartett entstand und 1904 bildete sich auch eine Turnergruppe, die im<br />

Maschinenhaus <strong>der</strong> Firma Wacker & Dörr übte.<br />

Hin und wie<strong>der</strong> wurden auch Vortrags-und Familienabende mit Bewirtung veranstaltet.<br />

Die rege Vereinsarbeit blieb nicht ohne Resonanz. Die Mitglie<strong>der</strong>zahl wuchs ständig. Nicht alle, die dem


10B<br />

Verein einmal angehörten, fanden zu einer klaren Hinwendung zu Jesus Christus. Trotzdem war er vielen<br />

eine geistliche Heimat und Anstoß zu einem Leben in <strong>der</strong> Nachfolge.<br />

Gemeinschafts-und Jugendarbeit<br />

N-Ramst Da die Lage des Versammlungsraumes, die Werkskantine<strong>der</strong> Firma Wacker & Dörr, außerhalb des<br />

Ortsbezirks von Nie<strong>der</strong>-Ramstadt sich als nachteilig erwies, faßten die Herren Wacker und Dörr den<br />

Entschluß, ein Haus für die Gemeinschafts-,Jugend- und Kin<strong>der</strong>arbeit im Ort zu errichten. Außerdem sollte<br />

hier ledigen jungen Leuten eine Möglichkeit geboten werden, ohne auf Wirtshausbetrieb angewiesen zu sein,<br />

ihr Mittag- und Abendessen einnehmen und ihre Freizeit hier verbringen zu können.<br />

N-Ramst 1906 Im Jahre 1906 wurde das VEREINSHAUS fertiggestellt und am 8. Juli konnte es dann nach<br />

einem Choralblasen am Lohberg (6,30 Uhr), und dem Festgottesdienst (9,30 Uhr) in <strong>der</strong> Kirche mit Pfarrer<br />

Homberger aus Ludwigsburg in <strong>der</strong> Einweihungsfeier um 14,30 Uhr von Herrn Pfarrer Weimar, dem<br />

zweiten Vorsitzenden des Männer- und Jünglingsvereins, seiner Bestimmung übergeben werden.<br />

Den Innenausbau im Erdgeschoß, <strong>der</strong> noch heute den Räumen eine behagliche Atmosphäre verleiht, hatte<br />

das Vorstandsmitglied des Vereins - Schreinermeister Johannes Richter - (von Firma Wacker & Dörr)<br />

ausgefiihrt.<br />

Bis dahin waren die Bibelstunden entwe<strong>der</strong> von Pfarrer Weimar o<strong>der</strong> von Gastrednern gehalten worden.<br />

Daneben setzten sich jedoch einige Vereinsmitglie<strong>der</strong> im Verkündigungsdienst mit ein. Eine beson<strong>der</strong>e<br />

Stütze des Gemeinschafts- und Vereinslebens war in dieser Zeit <strong>der</strong> Lehrer Ernst HOFER. Auch Bru<strong>der</strong><br />

Oskar Schmidt aus Mannheim übernahm noch hin und wie<strong>der</strong> einen Dienst.<br />

1906 wurde als erster Prediger Bru<strong>der</strong> Heinrich BRAUN von <strong>der</strong> Karlshöhe Ludwigsburg angestellt, <strong>der</strong><br />

aber schon nach einem Jahr erkrankte und von Bru<strong>der</strong> Friedrich WECKERLE abgelöst werden mußte. Durch<br />

beide wurde die Gemeinschafts- und Vereinsarbeit weiter geför<strong>der</strong>t. Im gleichen Jahr wurde die<br />

KLEINKINDERSCHULE ins Leben gerufen.<br />

Die damalige Kin<strong>der</strong>schulschwester Elise Weiß gründete später auch den JUNGFRAUENVEREIN. Bru<strong>der</strong><br />

Weckerle begann neben den bereits bestehenden Arbeitszweigen die SONNTAGSSCHULE als weiteres<br />

Betätigungsfeld <strong>der</strong> Gemeinschaft.<br />

Abwechslungsreiche Stunden ergaben sich durch die rührige Tätigkeit <strong>der</strong> Lehrer Gengnagel und Sames,<br />

durch MISSIONSVORTRÄGE <strong>der</strong> Basler Missionare (Ruhland, Rottmann u.a.) sowie durch musikalische<br />

Abende. Aber auch durch Bibelkurse und Evangelisationen von Pfarrer Dr.Busch, Pfarrer Schäfer und<br />

Evangelist Amstein veranstaltet, wurde immer wie<strong>der</strong> versucht, Außenstehende zu erreichen.<br />

1910 Am 1.4.1910 übernahm Prediger Wilhelm BRÜCK den Dienst in <strong>der</strong> Gemeinschaft. Bei aller Vielfalt<br />

<strong>der</strong> Gemeinschaftsarbeit stellten sich die verantwortlichen Brü<strong>der</strong> auch als Kirchengemeindevertreter aktiv in<br />

den Dienst <strong>der</strong> Kirchengemeinde, und die Gemeinschaftsleute hielten sich treu zur Kirche.<br />

1914 N-Ramst Interessant ist in diesem Zusammenhang ein Eintrag im Kirchenbuch im Jahre 1914 von<br />

Pfarrer Weigel. Er schreibt: "Auch in Bezug auf das kirchliche Leben selbst habe ich hier manches verän<strong>der</strong>t<br />

gefunden Die lebendige evangelische Gemeinschaft, die durch die Firma Wacker & Dörr hier, an kleine<br />

frühere Anfänge anknüpfend, Boden gefaßt und gewonnen hat, hat ihren eigenen leitenden Bru<strong>der</strong>... Da sich<br />

ihre Mitglie<strong>der</strong> durchgängig zur Kirche halten, ist eine NEUE KIRCHLICHE SCHICHT in <strong>der</strong> Bevölkerung<br />

entstanden "<br />

1914/21 N-Ramst Trotz <strong>der</strong> Not des Ersten Weltkrieges, die mit ihren Folgen nicht an Gemeinschaft und<br />

Jünglingsverein vorüberzog, gelang es Bru<strong>der</strong> Brück die Netze weiter auszuwerfen und auch in den<br />

Nachbargemeinden evangelistisch zu wirken.<br />

Waschb Eine beson<strong>der</strong>e Hilfe war ihm dabei in Waschenbach, daß dort zuvor schon immer Bru<strong>der</strong> Johannes<br />

Walter die Kin<strong>der</strong> zur Sonntagsschule sammelte und manches gute Samenkorn in die Familien streute, was<br />

nach dessen Tode durch Meister Valentin Nollert, dem langjährigen Leiter des Posaunenchors, und seiner<br />

Tochter Liesel weitergeführt wurde.<br />

N-Ramst Das weitere Anwachsen <strong>der</strong> Gemeinschaftsarbeit fiihrte 1921 zur Gründung <strong>der</strong>


11B<br />

EVANGELISCHEN GEMEINSCHAFT INNERHALB DER LANDESKIRCHE<br />

Eine Satzung wurde beschlossen, aber von <strong>der</strong> Eintragung in das Vereinsregister sah man ab. Aus <strong>der</strong> damit<br />

erzielten inneren Festigung erwuchs eine größere Wirksamkeit nach außen.<br />

1921 Waschb Die Waldversammlungen, die während <strong>der</strong> Sommermonaten zwischen Waschenbach und<br />

Frankenhausen abgehalten wurden, blieben nicht er 1922 folglos, denn in beiden Orten konnten 1921 und<br />

kleine Gemeinschaftskreise gebildet werden.<br />

1922 Hergh Frankh Roßd Auch die Gemeinschaft in Hergershausen wurde in dieser Zeit von Nie<strong>der</strong>-<br />

Ramstadt aus mitbedient und im 14tägigen Wechsel mit <strong>der</strong> <strong>Stadtmission</strong> Darmstadt auch Roßdorf.<br />

Da N-Ramst 1923 In den letzten Jahren hatten sich dann die Beziehungen zur <strong>Stadtmission</strong> Darmstadt<br />

vertieft und 1923 schloß sich die Gemeinschaft dem neugegründeten Starkenburger Gemeinschaftsverband<br />

an.


12B<br />

BERICHT AUS DER GRÜNDERZEIT<br />

65 JAHRE<br />

STARKENBURGER<br />

GEMEINSCHAFTSVERBAND<br />

1923 - 1988<br />

Der Starkenburger Gemeinschaftsverband ist eine Frucht, die langsam aus <strong>der</strong> auf die Landgemeinden<br />

ausgedehnte Arbeit <strong>der</strong> <strong>Stadtmission</strong> Darmstadt erwuchs. Bru<strong>der</strong> Dipl.Ing.KRAUTER, <strong>der</strong> langjährige<br />

Vorsitzende des Verbandes, berichtet darüber:<br />

"Schon Mitte des letzten (19.)Jahrhun<strong>der</strong>ts wurde in verschiedenen Orten in <strong>der</strong> Nachbarschaft von<br />

Darmstadt Gemeinschaftsarbeit betrieben. Zum großen Teil waren die Arbeiten durch Missionare <strong>der</strong><br />

Herrenhuter Brü<strong>der</strong>gemeine entstanden" (z.B. 1790 Pfungstadt).<br />

"In Darmstadt gründete Schuhmacher Seibel 1834 in Verbindung mit dem Kammerdiener Achenbach die<br />

erste Gemeinschaft. Nach Bildung eines Gemeinschaftskreises, <strong>der</strong> dann in das Haus des Landwirts Philipp<br />

VOGEL verlegt wurde (1874), wurde die <strong>Stadtmission</strong> (Darmstadt) 1888 gegründet ...Die Arbeit erweiterte<br />

sich im Laufe <strong>der</strong> Jahre und durch die Philadelphia-Konferenzen, (die seit 1894 regelmäßig stattfanden), und<br />

auch durch die Arbeit des Bru<strong>der</strong>s SCHMIDT von Mannheim, wurden Verbindungen mit den<br />

Landgemeinden angeknüpft." Diese Glaubenskonferenzen waren damals die Höhepunkte <strong>der</strong><br />

Gemeinschaftsarbeit, wo man sich aus allen Gemeinschaften <strong>der</strong> Umgebung in <strong>der</strong> <strong>Stadtmission</strong> Darmstadt<br />

traf.<br />

"Durch die Umsiedlung <strong>der</strong> 1891 gegründeten Fabrik <strong>der</strong> Herren Philipp WACKER und Carl DÖRR nach<br />

Nie<strong>der</strong>-Ramstadt im Jahre 1901 erfuhr <strong>der</strong> dortige kleine Kreis durch die vielen gläubigen Mitarbeiter <strong>der</strong><br />

Firma einen kräftigen Auftrieb".<br />

"In <strong>der</strong> Zeit von <strong>Stadtmission</strong>ar HÄGELE (1911-1924 in Darmstadt) erstreckte sich die Arbeit (<strong>der</strong><br />

<strong>Stadtmission</strong>) auch mehr auf die Landgemeinden wie Eberstadt, Griesheim u.an<strong>der</strong>e.<br />

Von Braunshardt aus hielt <strong>der</strong> dortige Lehrer SPAMER (<strong>der</strong> viele Jahre Vorstandmitglied <strong>der</strong> <strong>Stadtmission</strong><br />

war) verschiedene Versammlungen und fand durch den Eisenbahnassistenten Richard BIRKHOLZ in<br />

Griesheim (Mitglied <strong>der</strong> <strong>Stadtmission</strong>) tatkräftige Unterstützung".<br />

"Als die "Außenarbeiten" (<strong>der</strong> <strong>Stadtmission</strong>) in den Landgemeinden größeren Umfang annahmen, hielt man<br />

die Zeit für gekommen, auch Brü<strong>der</strong> von den (Gemeinschaften <strong>der</strong>) Landgemeinden zur Ausweitung<br />

(Zusammenschluß) <strong>der</strong> Gemeinschaftsarbeit heranzuziehen, was dann von Dr.Avemarie (Schwiegersohn<br />

vom ersten Vorsitzenden Heß, Darmstadt) weiter betrieben wurde" (vgl.Krauter). Dr.Avemarie hatte auch<br />

1921-1923 unter tatkräftiger Führung die Arbeit <strong>der</strong> <strong>Stadtmission</strong> organisatorisch ausgebaut. Auch von den<br />

Gemeinschaften in <strong>der</strong> Umgebung wünschte man sich eine engere Verbindung zur <strong>Stadtmission</strong> Darmstadt."<br />

DIE GRÜNDUNGSGESCHICHTE<br />

Nach verschiedenen Sitzungen mit den jeweils verantwortlichen Brü<strong>der</strong>n, die schon 1922 stattfanden, wurde<br />

endlich am 10. Februar 1923 eine Satzung beschlossen, und damit <strong>der</strong><br />

STARKENBURGER GEMEINSCHAFTSVERBAND<br />

10.2.23 SGV mit Sitz in Darmstadt gegründet. Den Vorsitz <strong>der</strong> Sitzungen führte Lehrer OSTREIMER, <strong>der</strong><br />

damalige Leiter des gemischten Chores <strong>der</strong> <strong>Stadtmission</strong>. Zu den Grün<strong>der</strong>n gehörten die Brü<strong>der</strong> SPAMER<br />

(Braunshardt), FRITZ (<strong>Arheilgen</strong>), HELDMANN (Eberstadt),KRAUTER (Nie<strong>der</strong>-Ramstadt) und von<br />

Darmstadt die Brü<strong>der</strong> Dr.AVEMARIE, HAMMER, KNELL, OSTREIMER und <strong>Stadtmission</strong>ar HAGELE,<br />

von denen als einzige Bru<strong>der</strong> Fritz (93 Jahre) und von den damaligen Mitarbeitern Bru<strong>der</strong> Neuber (88 Jahre)<br />

noch leben.


13B<br />

Zum ersten ENGEREN BRÜDERRAT, <strong>der</strong> als Vorstand den Verband zu leiten hatte, gehörten folgende<br />

Brü<strong>der</strong>:<br />

1. Vorsitzen<strong>der</strong>: Ostheimer (Darmstadt)<br />

ab 1925:<br />

2. Vorsitzen<strong>der</strong>:<br />

Krauter (Nie<strong>der</strong> Ramstadt)<br />

Krauter<br />

ab 1925: Birkholz (Groß Gerau)<br />

Schriftfiihrer: Hammer (Darmstadt)<br />

Rechner:<br />

Knell (Darmstadt)<br />

1. Beisitzer: Fritz (<strong>Arheilgen</strong>)<br />

2. Beisitzer: Heldmann (Eberstadt)<br />

Geschäftsfiihrer auf Dauer wurde <strong>der</strong> jeweilige leitende <strong>Stadtmission</strong>ar, weil <strong>der</strong> Verband aus <strong>der</strong> Arbeit <strong>der</strong><br />

<strong>Stadtmission</strong> Darmstadt herausgewachsen war.<br />

Der ERWEITERTE BRÜDERRAT wurde damals durch die Vertreter <strong>der</strong> Gemeinschaften gebildet. Er<br />

wählte den Engeren Brü<strong>der</strong>rat, berief die vom örtlichen Brü<strong>der</strong>kreis bzw. die vom Engeren Brü<strong>der</strong>rat<br />

vorgeschlagenen Verbandsarbeiter. Ihm oblag die verantwortliche Leitung des Verbandes. Die in den<br />

Gemeinschaften angestellten Geschwister wurden nun Verbandsangestellte.<br />

Mit seiner alljährlichen Sitzung wurde die GEMEINSCHAFTSKONFERENZ verbunden, die erstmals am 3.<br />

Mai 1925 stattfand.<br />

1925 Der Verband stellte sich die Aufgabe, innerhalb <strong>der</strong> ehemaligen<br />

Provinz Starkenburg Menschen zum lebendigen Glauben zu erwecken und christliche Gemeinschaft zu<br />

pflegen und zu för<strong>der</strong>n.<br />

In den Jahren 1925 und 1926 waren im Erweiterten Brü<strong>der</strong>rat aus folgenden Orten Geschwister vertreten:<br />

<strong>Arheilgen</strong>: Eichner, Fritz, Knobloch, Weicker<br />

Braunshardt: Spamer<br />

Darmstadt: Andreae, Bretsch, Duckheim, Fertig, Hammer, Heß,<br />

Jesche, Knell, Körner, Krauter , Markwart,<br />

Michel, Nöll II., Schonberger, Schultz, Seibert,<br />

Semmel, Trautmann, Weimar<br />

Eberstadt: Götz, Heldmann, Reeg, Neuber<br />

Groß-Bieberau: Schnellbächer<br />

Groß-Gerau: Birkholz<br />

Hahn: Grünig, Kehr<br />

Hoxhohl: Grohmann<br />

Nauheim: Gerlach<br />

Nd.-Ramstadt: Gg. Becker, Hirsch, Krauter jun., Maute, Schad<br />

Nollert<br />

Ob.-Ramstadt Buß, Jakoby, Rodenhäuser<br />

Pfungstadt: Engelhard, Hornung, Messer<br />

Roßdorf: Frau Neuber, Frau Steinmetz<br />

Unter-Mossau: Kreyscher<br />

Wembach: Dörr<br />

Als Mitglied des Gemeinschaftsbundes Rhein-Main gehörte <strong>der</strong> Verband auch dem Gnadauer Verband an.<br />

Einige Gemeinschaften im Odenwald hatten sich zur<br />

VEREINIGUNG ODENWÄLDER GEMEINSCHAFTEN<br />

1925 zusammengeschlossen. Dazu gehörten die Arbeitsgebiete von Bru<strong>der</strong> Kreyscher (Unter Mossau) und<br />

Bru<strong>der</strong> Grohmann (Hoxhohl). Diese wurden aufgrund einer Son<strong>der</strong>vereinbarung am 31.12.1925 Mitglied im<br />

Starkenburger Gemeinschaftsverband, sie behielten jedoch eine gewisse Selbständigkeit (Berufung von<br />

Predigern, Verwalten von Opfergaben).


14B<br />

SVG In den ersten Jahren nach <strong>der</strong> Verbandsgründung waren folgenge hauptamtliche Mitarbeiter tätig:<br />

In Darmstadt: bis 1924 <strong>Stadtmission</strong>ar Hägele;<br />

ab 1925 <strong>Stadtmission</strong>ar Semmel;<br />

ab 1922 Prediger Neuber (ab 1924 von Eberstadt<br />

übernommen);<br />

ab 1928 Prediger An<strong>der</strong>s als 2. <strong>Stadtmission</strong>ar<br />

(ab 1930 von Nd.-Ramstadt übernommen).<br />

ab 1926 zwei Schwestern:<br />

Marg.Ackermann u Klara Schlinck<br />

In Eberstadt: ab 1922 Minna Karrer ( als Schwester)<br />

ab 1924 Prediger Arthur Neuber<br />

In <strong>Arheilgen</strong>: ab 21.12.1926 von <strong>der</strong> Gemeinschaft direkt angestellt:<br />

Prediger Gottfried Menne.<br />

In Nd.-Ramstadt: bis 1924 Prediger Brück, dann Br.Maute bis 1926<br />

bis 1930 Bru<strong>der</strong> Kleinschmidt<br />

bis 1934 Bru<strong>der</strong> An<strong>der</strong>s (v.Darmstadt übernommen)<br />

1923 Gleichzeitig mit <strong>der</strong> Gründung des Verbandes brach aber auch die Not <strong>der</strong> INFLATION über<br />

Deutschland herein, die gegen Ende des Jahres 1923 ihren Höhepunkt erreichte. Große Armut, empfmdlicher<br />

Hunger und teuerste Lebenshaltung traf alle Schichten des deutschen Volkes hart. Dem folgte die Zeit <strong>der</strong><br />

größten Arbeitslosigkeit. Das alles wirkte sich auch erschwerend auf die Arbeitsfel<strong>der</strong> <strong>der</strong> Gemeinschaften<br />

und <strong>der</strong> <strong>Stadtmission</strong> aus. In Darmstadt wurden von <strong>der</strong> <strong>Stadtmission</strong> Notspeisungen durchgeführt, wozu<br />

viele persönliche Opfer an Zeit und Geld erbracht wurden. Nur noch mit aller Mühe konnten die Gehälter fiir<br />

die Prediger zusammengetragen werden. Aber <strong>der</strong> Herr segnete dafiir reichlich.<br />

Seit 1928 trägt <strong>der</strong> leitende <strong>Stadtmission</strong>ar <strong>der</strong> Darmstädter <strong>Stadtmission</strong>, weil er die Geschäftsfiihrung des<br />

Verbandes auf Dauer ausübt, durch Vorstandbeschluß die Bezeichnung: <strong>Stadtmission</strong>sinspektor.<br />

Durch den nach <strong>der</strong> Inflation eingetretenen wirtschaftlichen Nie<strong>der</strong>gang, verbunden mit <strong>der</strong> Zeit größter<br />

Arbeitslosigkeit, mußten die Gehälter <strong>der</strong> Verbandsangestellten ab 1.1.1932 - trotz aller Bemühungen und<br />

Opfer - um 10% gekürzt werden. Da <strong>der</strong> Verband auch nicht mehr in <strong>der</strong> bisherigen Weise fiir die<br />

Besoldungen aufkommen konnte, wurden die Gemeinschaftsbezirke 1932 selbstständig. Die Mitarbeiter<br />

wurden dadurch wie<strong>der</strong> Angestellte <strong>der</strong> Bezirke. Die sozialen Lasten übernahm jedoch weiterhin <strong>der</strong><br />

Verband. Durch all diese Schwierigkeiten führte <strong>der</strong> Herr aber wun<strong>der</strong>bar hindurch.<br />

1931/33 Die vorläufige Bezirkseinteilung ab 1.1.1931 wurde 1933 in einem Plan festgelegt. Der Verband<br />

glie<strong>der</strong>te sich demzufolge in sechs<br />

Gemeinschaftsbezirke:<br />

<strong>Stadtmission</strong> Darmstadt, <strong>Arheilgen</strong>, Eberstadt,<br />

Lindenfels, Nie<strong>der</strong>-Ramstadt und Michelstadt.


1C<br />

STADTMISSION DARMSTADT<br />

Die <strong>Geschichte</strong> des Verbandes<br />

in den<br />

Gemeinschaftsbezirken<br />

1923 bis 1988<br />

GEMEINSCHAFTSBEZIRK<br />

STADTMISSION DARMSTADT<br />

mit Ausblicken in die Verbandsarbeit<br />

Darmst SGV 1922/24Mit <strong>der</strong> im Jahre 1922 begonnenen starken Ausweitung <strong>der</strong> Arbeit sollten durch ein<br />

größeres Netz von Außenstationen und durch die Vermehrung <strong>der</strong> Zahl <strong>der</strong> Berufsarbeiter die "Zeltpflöcke"<br />

weiter gesteckt werden. Zeitweilig wirkten neben Prediger HÄGELE noch Pfarrer Schäfer, fiinf weitere<br />

Brü<strong>der</strong> und Prediger NEUBER im Dienst <strong>der</strong> <strong>Stadtmission</strong>. Sie wurden noch von einem großen Stab<br />

freiwilliger Helfer unterstützt. Außer den reich gesegneten Evangelisationsarbeiten in Darmstadt und vielen<br />

Orten <strong>der</strong> Umgebung wurden auch vielerlei soziale Tätigkeiten (z.B. Kin<strong>der</strong>schulen, Kin<strong>der</strong>hort,<br />

Hausverwaltungen, Notspeisungen usw.) entfaltet. Trotz innerer Vertiefung <strong>der</strong> Arbeit durch Bibelkurse<br />

begann dieses erfreuliche Bild sich 1924 zu trüben. Jetzt zeigte sich, daß die <strong>Stadtmission</strong> einer so<br />

umfangreichen Öffentlichkeitsarbeit mit ihrer Struktur nicht gewachsen war. Dieser schmerzliche<br />

Rückschlag aber war in Wirklichkeit ein gesegneter Rückfall aus <strong>der</strong> "Öffentlichlich-keitsgeltung" in die alte<br />

bewährte Gemeinschaftslinie, in <strong>der</strong> die <strong>Stadtmission</strong> fortan blieb.<br />

1924/26 EC Der 1924 neu berufene <strong>Stadtmission</strong>ar Emil SEMMEL verstand es, die Arbeit zu befrieden und<br />

mit klugem Blick und besonnener Hand in <strong>der</strong> neuen "alten" Linie zu führen. Ein neuer Vorstand wurde<br />

gebildet, und Gott schenkte ein gesegnetes Arbeiten. Eine wun<strong>der</strong>bare Segenszeit gab Gott mit <strong>der</strong> Arbeit <strong>der</strong><br />

Deutschen Zeltmission auf dem Marienplatz (1926). Mit neuer Frische und Freude wurde gearbeitet. Auch<br />

eine SCHWESTERNSTATION wurde eingerichtet.Nacheinan<strong>der</strong> waren folgende Schwestern tätig:<br />

Margarethe ACKERMANN und Klara SCHLINK 1926/28, Anna TIEMANN 1928/38 und Frieda<br />

BISCHOFF ab 1937. (Klara Schlink war später Mitgrün<strong>der</strong>in und ist noch heute eine <strong>der</strong> Oberinnen <strong>der</strong><br />

Marienschwestern.)<br />

Sie alle waren in ihrer unermüdlichen Tätigkeit ein großer Segen fiir die <strong>Stadtmission</strong>sarbeit. Sie dienten treu<br />

in <strong>der</strong> Frauenarbeit,<strong>der</strong> Sonntagsschule, im Jungmädchenkreis, dem Jugendbund, bei Hausbesuchen und in<br />

<strong>der</strong> Seelsorge.<br />

1930/33 Da EC SVG Nach dem Fortgang von Bru<strong>der</strong> Semmel wurde 1930 GEORG BRINGMANN<br />

berufen. Er erwies sich als <strong>der</strong> rechte Mann, <strong>der</strong> segensreich in gleicher Weise den Alten und den Jungen<br />

diente. Die ZELTMISSION des Jugendbundes fiir EC auf dem Meßplatz im Sommer 1931 bewirkte eine<br />

starke Belebung und Befruchtung <strong>der</strong> Arbeit Schon am ersten Tag war das Zelt überfüllt. Die Vorbereitung<br />

lag fast ausschließlich in den Händen <strong>der</strong> Jugend. Wochenlang wurden zuvor im "GÄNSEMARSCH auf<br />

RÄDERN" täglich stundenlang Werbeplakate durch die Stadt gefahren, was viel Aufsehen erregte.<br />

In <strong>der</strong> GEFANGENENMISSION, die sich von 1933 an zu einem gesegneten Zweig <strong>der</strong> <strong>Stadtmission</strong>sarbeit<br />

entwickelte, konnte vielenseelsorgerlich geholfen werden. Die beliebten und gut besuchten<br />

PHILADELPHIA-KONFERENZEN im Frühjahr und Herbst waren neben <strong>der</strong> jährlichen VERBANDS-<br />

KONFERENZ Treffpunkte <strong>der</strong> Gläubigen aus dem Gebiet des Starkenburger Verbandes und darüber hinaus.


2C<br />

DIE ZEIT DER BEDRÄNGNIS<br />

(1933-1945)<br />

1933/45 Mitten hinein in die gesegnete Ausbreitung des Werkes fiel die "nationale Erhebung des deutschen<br />

Volkes" 1933. Die Hitlerpartei hatte die alleinige politische Macht übernommen Der nun folgende Abbau<br />

<strong>der</strong> großen Arbeitslosigkeit erregte größte Sympathie. Mit <strong>der</strong> Programmaussage <strong>der</strong> NSDAP des Eintretens<br />

für positives Christentum wurden auch die Gläubigen als Wähler mobilisiert; aber ihr Vertrauen wurde<br />

schwer enttäuscht, weil sich später herausstellte, daß diese Aussage nur als ein Sozialverhalten zu werten<br />

war, das später einen antichristlichen Charakter annahm, dem ein ganz an<strong>der</strong>er Inhalt beigelegt wurde.<br />

Da Eberst SGV Im Jahre 1933 trat <strong>der</strong> JUGENDBUND für EC noch einmal anläßlich einer Gautagung mit<br />

einem großen Aufmarsch durch Eberstadt an die Öffentlichkeit.<br />

Bei den Versammlungen, Umzügen und Konzerten <strong>der</strong> Jugendwoche des Jugendbundes in Darmstadt im<br />

gleichen Jahr erfolgten jedoch bereits Störungen durch die Hitlerjugend, die damals noch einmal durch das<br />

schützende Eingreifen <strong>der</strong> Polizei beendet wurden.<br />

EC Durch die REICHSJUGENDFÜHRUNG wurde aber kurz darauf <strong>der</strong> Zusammenschluß aller Zweige <strong>der</strong><br />

evangelischen Jugendarbeit angeordnet. Das sollte einer <strong>der</strong> ersten Schritte zur beabsichtigten<br />

Gleichschaltung sein. Die Jugendbundleitung strich daraufhin in ihrer Bezeichnung das Wort "Jugend" und<br />

nannte sich fortan "BUND für EC", um <strong>der</strong> Gleichschaltung zu entgehen. Christliche Jugendarbeit konnte<br />

nur noch im Rahmen <strong>der</strong> Gemeinde o<strong>der</strong> Gemeinschaft geschehen. Da es auch verboten wurde, einer<br />

an<strong>der</strong>en Jugendorganisation als <strong>der</strong> Hitlerjugend anzugehören, konnten im Bund für EC formal nur noch<br />

Mitglie<strong>der</strong>, die dem HJ-Alter (18 Jahre) entwachsen waren, aufgenommen werden. Unter diesen<br />

Umständen wurde die Jugendarbeit <strong>der</strong> Gemeinschaften sehr erschwert.<br />

Im Laufe <strong>der</strong> Zeit wurden die jungen Leute durch Partei, Sport, Arbeits- und Wehrdienst stark in Anspruch<br />

genommen, ganz beson<strong>der</strong>s während des Krieges (1939-1945). Nur mit Mühe konnte die EC-Arbeit<br />

aufrecht erhalten werden. Die Beschränkungen gingen allmählich in direkte Verfolgung christlicher Tätigkeit<br />

über.<br />

EIN ANDERES EVANGELIUM!<br />

1933 Da SGV Die Hitlerpartei, die im März 1933 im Deutschen Reich die Regierung übernahm, wollte<br />

außer <strong>der</strong> alleinigen politischen Macht den ganzen Menschen für sich beanspruchen. Sie wollte den inneren<br />

Menschen, sein Denken, Tun und Fühlen und seinen Willen für ihre Zwecke nutzbar machen. Sie wollte<br />

alles!<br />

GV Um auch die ernsthaften Christen zu gewinnen, wurde die "GLAUBENSBEWEGUNG DEUTSCHE<br />

CHRISTEN" gegründet. Durch die Ernennung eines Reichsbischofs übernahm diese die alleinige Macht in<br />

<strong>der</strong> Evangelischen Kirche. Daraufhin erfolgte eine Spaltung <strong>der</strong> Kirche bis hinein in die Gemeinden, indem<br />

sich viele, die ihr Leben allein nach <strong>der</strong> Bibel ausrichten wollten, in <strong>der</strong> "BEKENNENDEN KIRCHE" neu<br />

zusammenfanden. Im GNADAUER VERBAND kam es zu erregten Streitgesprächen, ob sich die<br />

Gemeinschaftsbewegung den Deutschen Christen anschließen solle o<strong>der</strong> nicht.<br />

Auch Gläubige aus den Gemeinschaften waren DC-Mitglie<strong>der</strong> geworden. Durch einen "Reichs-<br />

Gemeinschaftsfiihrer" des Gnadauer Verbandes sollte eine kirchliche Einglie<strong>der</strong>ung erfolgen.<br />

Als aber im November 1933 im Berliner Sportpalast eine Riesenkundgebung <strong>der</strong> DC stattfand, wurden dort<br />

durch den Hauptredner das Alte Testament aufs unflätigste beschimpft und die antichristlichen Ideen<br />

Rosenbergs offenbar. Damit waren alle Verschleierungen gefallen und <strong>der</strong> Gnadauer Vorstand erklärte sich<br />

im November 1933 als geschieden von <strong>der</strong> "Glaubensbewegung Deutsche Christen".<br />

1934 GV SGV "Jesus Christus, wie er uns in <strong>der</strong> Heiligen Schrift bezeugt wird, ist das eine Wort Gottes,<br />

das wir hören, dem wir im Leben und im Sterben zu vertrauen haben. Wir verwerfen die falsche Lehre, als<br />

könne und müsse die Kirche als Quelle ihrer Verkündigung außer und neben diesem einen Worte Gottes<br />

noch an<strong>der</strong>e Ereig nisse und Mächte, Gestalten und Wahrheiten als Gottes Offenbarung anerkennen" .So<br />

lautete <strong>der</strong> erste Satz ihrer theologischen Erklärung, die die "Bekennende Kirche" auf ihrer großen<br />

BEKENNTNISSYNODE in BARMEN 1934 abgab. Der Gnadauer Verband und damit auch <strong>der</strong><br />

STARKENBURGER VERBAND stellten sich nun ganz auf die Seite <strong>der</strong> Bekennenden Kirche und hinter<br />

ihre Erklärung.


3C<br />

LEIDEN und KAMPF<br />

Darmst Deutlich wurde bald das ANTICHRISTLICHE WESEN <strong>der</strong> Partei und <strong>der</strong> Deutschen Christen<br />

im Staate offenbar. Weltliche Säle durften für christliche Zwecke nicht verwendet werden. Die<br />

Blättermission wurde eingeschränkt und auch <strong>Stadtmission</strong>ar Bringmann wurde wie auch viele Pfarrer von<br />

<strong>der</strong> GESTAPO überwacht. An HAUSDURCHSUCHUNGEN mußte sich Bringmann gewöhnen. Einmal<br />

wurde seine Wohnung nach Verteilblättern durchsucht und nichts gefunden, weil <strong>der</strong> Herr den Blick auf die<br />

Fensterbank verwehrte, wo sie in Stapeln lagen. Durch Bringmanns weise Leitung und sein wohlüberlegtes<br />

klares Bekenntnis konnte die <strong>Stadtmission</strong> ihren schweren Weg ohne starke äußere und innere<br />

Erschütterungen gehen. Dafiir gehört dem Herrn unser aller Dank.<br />

GV Pastor Ernst MODERSOHN erhielt als zentrale Person <strong>der</strong> Gemeinschaftsbewegung Rede-,Reise- und<br />

Schreibverbot. Vielen Pfarrern erging es ähnlich, o<strong>der</strong> sie wurden strafversetzt. An<strong>der</strong>e kamen ins KZ und<br />

manche wurden als ZEUGEN JESU CHRISTI getötet (z.B. Pfarrer Bonhoeffer, Schnei<strong>der</strong> und Pater Delp).<br />

EVANGELISCHE WOCHE 1937<br />

1937 Da SGV Aus <strong>der</strong> Vergangenheit <strong>der</strong> Evangelischen. <strong>Stadtmission</strong> Darmstadt berichtet Bru<strong>der</strong><br />

Friedrich Nöll darüber folgendes: "Ein bezeichnendes Beispiel für die Eingriffe staatlicher Macht in<br />

innerkirchliche Dienste waren die Vorgänge bei <strong>der</strong> Evangelischen Woche in Darmstadt im Frühjahr 1937.<br />

Zum Dienst am Wort waren dazu außer hiesigen Pfarrern gerufen: Bischof Wurm, Bischof Marahrens,<br />

Missionsdirektor Hartenstein sowie die Pfarrer Wilhelm und Johannes Busch. Die hiesigen Pfarrer Wolf,<br />

Knell und Weinberger sollten die Veranstaltung leiten. Die evangelischen Gemeinden <strong>der</strong> Stadt hatten<br />

dazu in die Pauluskirche eingeladen unter dem Leitwort: "Der Gott <strong>der</strong> Wahrheit will reden zu dem Menschen<br />

<strong>der</strong> Gegenwart. Er hat <strong>der</strong> Kirche Christi befohlen, seine Botschaft zu hören, darüber nachzudenken und sie zu<br />

bezeugen." Am Abend vor Beginn erhielt Pfarrer Wolf ein Schreiben mit <strong>der</strong> Anordnung, um den kirchlichen<br />

und religiösen Frieden aufrecht zu erhalten, werde die EVANGELISCHE WOCHE in Darmstadt verboten.<br />

Daraufhin entschlossen sich die Leiter, getreu dem Wort Apostelgesch. 5 Vers 29, dem Verbot <strong>der</strong> Gestapo<br />

nicht zu gehorchen.<br />

Zu den Vorträgen erschienen neben zahlreichen alten Menschen unerwartet viele junge Leute. Als die<br />

Versammlungen fortgesetzt wurden, wandte die Polizei äußerst scharfe Maßnahmen an, um die<br />

Zusammenkünfte zu verhin<strong>der</strong>n. Sie sperrten die Pauluskirche ab. Pfarrer Busch wurde auf <strong>der</strong> Straße<br />

festgenommen und in das GESTAPO-GEFÄNGNIS in <strong>der</strong> Riedeselstraße gebracht. Bei seinem<br />

Abtransport sang die Gemeinde im Freien:"Ein feste Burg ist unser Gott" und betete laut das Vaterunser. Am<br />

späten Nachmittag wurden auch die leitenden Pfarrer ins Gefängnis gesteckt. Daraufhin übernahmen Pfarrer<br />

Wintermann von <strong>der</strong> Paulus- und Pfarrer Köhler von <strong>der</strong> Martinsgemeinde die Leitung <strong>der</strong> Evangelischen<br />

Woche. Am nächsten Tag waren zwei Gemeinden da, eine innerhalb, eine außerhalb <strong>der</strong> Pauluskirche, die<br />

brausend das Kampflied Luthers sang "Erhalt uns, Herr, bei deinem Wort". Am Sonntag, dem 4.April,<br />

durften in allen Darmstädter Kirchen die Gottesdienste stattfinden, nur nicht in <strong>der</strong> Pauluskirche.<br />

Landesbischof Wurm aus Stuttgart bekam Redeverbot. Georg Bringmann öffnete ihm jedoch am<br />

Sonntagnachmittag die STADTMISSION. Außer Wurm sprachen dort noch Pastor Asmussen und<br />

<strong>Stadtmission</strong>ar Bringmann. Mit einer großen ABENDMAHLSFEIER endete hier die Evangelische Woche.<br />

Pfarrer Wintermann mußte aus <strong>der</strong> Schloßkirche vor <strong>der</strong> Polizei fliehen. Er begab sich nach dem<br />

Mathildenplatz, entwischte in das Haus des Metzgermeisters Dintelmann und durch eine Hintertür hinaus in<br />

die Schleiermacherstraße. Beim Wein-Barth aß er fröhlich zu Mittag, predigte um 15 Uhr in Worms, entging<br />

auch dort, durch ein Sakristeifenster schlüpfend, <strong>der</strong> Verhaftung. Er mußte von einem Ort zum an<strong>der</strong>en<br />

flüchten, bis montags die Verfolgung eingestellt und die eingesperrten Pfarrer entlassen wurden. Dabei<br />

läuteten fast alle Darmstädter Glocken."


4C<br />

GOTTES FÜHRUNG DURCH KRIEG UND NOT<br />

1935/43 Mit <strong>der</strong> Einführung <strong>der</strong> allgemeinen Wehrpflicht im Jahre 1935 wurde in <strong>der</strong> <strong>Stadtmission</strong><br />

Darmstadt wie<strong>der</strong> mit <strong>der</strong> SOLDATENMISSION begonnen.<br />

DA SGV Bald versammelten sich 20 bis 30 Männer im neu hergerichteten Soldatenheim, die vom<br />

"Soldatenvater" Georg FÜLBERTH betreut wurden. Auch an den Jugendbund -und<br />

Gemeinschaftsversammlungen nahmen Soldaten teil. Unter ihnen war auch <strong>Stadtmission</strong>ar LESER von Idar-<br />

Oberstein, <strong>der</strong> nach Möglichkeit gerne mit dem Dienst am Wort im Verband aushalf.<br />

Lindenf Kl-Bieb Eberst Arheilg Gr-Zim N-Ramst Das war eine gute Hilfe, weil Bru<strong>der</strong> FORSTER<br />

in Lindenfels als Schweizer 1939 zurück in sein Land ging und im Jahr 1940 bis Januar 1941 folgende<br />

Prediger zum Wehrdienst eingezogen wurden:Westenberger, Krämer von Klein-Bieberau, Ernst vom Bezirk<br />

Eberstadt und Menne vom Bezirk <strong>Arheilgen</strong>. Prediger Held in Groß-Zimmern wurde vom Arbeitsamt für<br />

eine an<strong>der</strong>e Tätigkeit dienstverpflichtet. Im Jahre 1942 fiel Prediger Frick im Bezirk Nie<strong>der</strong>-Ramstadt zuerst<br />

wegen Krankheit aus und wurde im Januar 1943 dann auch zum Heer eingezogen. Prediger KREYSCHER<br />

und <strong>Stadtmission</strong>sinspektor BRINGMANN mußten sehen, wie sie nun den geistlichen Dienst im<br />

Starkenburger Verband allein versehen konnten.<br />

SGV Obwohl soviel Laienbrü<strong>der</strong> und Schwestern wie möglich hilfsweise zum Versammlungsdienst<br />

eingesetzt wurden, konnten doch nicht mehr alle Orte im notwendigen Umfang betreut werden. Erschwerend<br />

kam hinzu, daß Bru<strong>der</strong> Bringmann viele Gottesdienste in den Kirchen übernehmen mußte, weil fast alle<br />

Pfarrer eingezogen waren, und auf Antrag <strong>der</strong> Evangelischen Landeskirche Bringmann für diesen Zweck UK<br />

(unabkömmlich) gestellt wurde.<br />

Asbach Egelsb Eschollb Frankh Reinh Rohrb Spachb Waschb Weiter Wemb Lorsch Hausen Bobst<br />

SGV Wegen <strong>der</strong> Verdunidungsvorschriften mußten auch viele Gemeinschaftsstunden auf den Nachmittag<br />

verlegt werden. Bis zum Ende des Jahres 1943 konnten nur noch 20 Gemeinschaften betreut werden. Die<br />

Stunden in Asbach, Egelsbach, Eschollbrücken, Frankenhausen, Reinheim, Rohrbach, Spachbrücken,<br />

Waschenbach, Weiterstadt und Wembach konnten nicht weiter gehalten werden. Die Gemeinschaften<br />

Lorsch, Großhausen (Hausen)und Bobstadt schlossen sich 1933 dem Starkenburger Verband an, konnten<br />

aber nach Ausbruch des Krieges im Jahre 1939 wegen <strong>der</strong> sehr schwierigen Verkehrsverhältnisse nicht mehr<br />

bedient werden. Da somit aber die notwendigen Kontakte unterblieben und nach dem Krieg die<br />

Wie<strong>der</strong>aufnahme <strong>der</strong> Verbindungen versäumt wurde, gingen diese Gemeinschaften dem Verband verloren.<br />

Am Himmelfahrtstag 1939 fand die letzte KONFERENZ des Gemeinschaftsverbandes RHEIN-MAIN-GAU,<br />

dem <strong>der</strong> Verband als Mitglied angehörte, in Nie<strong>der</strong>-Ramstadt statt. Wegen <strong>der</strong> Kriegsverhältnisse kam sie<br />

danach in dieser Zeit nicht mehr zustande.


5C<br />

FEUERSTURM und ZERSTREUUNG<br />

SGV Über die Jahre 1944 und 1945 liegen keine Verbandsberichte vor; zu hektisch war das Leben<br />

geworden. Der Krieg breitete seine Schrecken immer mehr aus: überfüllte Lazarette mit Schwerverwundeten<br />

von <strong>der</strong> Front und aus <strong>der</strong> Heimat, tägliches Vorrücken <strong>der</strong> Alliierten, immer mehr Luftangriffe und<br />

Zerstörung deutscher Städte, Evakuierungen, zerstörte Arbeitsplätze usw. kennzeichneten die schlimme<br />

Lage.<br />

1944 Da Aber Darmstadt stand noch. In <strong>der</strong> <strong>Stadtmission</strong> nahm das Leben in den Versammlungen seinen<br />

Gang. Am Abend des 11.9.44 übte <strong>der</strong> Chor fleißig den 103.Psalm: "Lobe den Herrn, meine Seele, und was<br />

in mir ist, seinen heiligen Namen. Lobe den Herrn, meine Seele, und vergiß nicht, was er dir Gutes getan hat:<br />

Der dir alle deine Sünden vergibt und heilt alle deine Gebrechen, <strong>der</strong> dein Leben vom Ver<strong>der</strong>ben erlöst, <strong>der</strong><br />

dich krönet mit Gnade und Barmherzigkeit".<br />

11./12. 9.1944 Da Vers 15 - 17 lautet: "Ein Mensch ist in seinem Leben wie Gras, er blüht wie eine<br />

Blume auf dem Felde; wenn <strong>der</strong> Wind darüber geht, so ist sie nimmer da, und ihre Stätte kennet sie nicht<br />

mehr. Die Gnade des Herrn aber bleibt von Ewigkeit zu Ewigkeit..." Die Sänger waren schon alle zu Hause,<br />

da brach <strong>der</strong> große FEUERSTURM über Darmstadt los. Die englischen Bomber zerstörten durch Sprengund<br />

eine Unzahl von Phosphor- und Brandbomben in kurzer Zeit den größten Teil <strong>der</strong> Innenstadt. Als die<br />

Mauern zusammenstürzten und alles weit und breit ein Flammenmeer war, retteten sich Bringmanns mit<br />

allen Hausbewohnern des <strong>Stadtmission</strong>shauses durch Flucht auf den Merckplatz. Frau Teutsch kam dabei<br />

um. Vor dem ungeheuren Hitze entfachenden Feuersturm konnten sich nur wenige retten. Viele verbrannten<br />

auf <strong>der</strong> Flucht bei lebendigem Leibe. Als <strong>der</strong> Verfasser etwa eine Woche später Darmstadt besuchte, ging er<br />

durch die verwüstete Stadt; Berge von Schutt bedeckten viele Straßen. verkohlte und halbverbrannte Tote,<br />

geschrumpft bis auf ca.1-1,5m Länge, lagen noch auf Plätzen und Wegen, soweit diese nicht mit Schutt<br />

bedeckt waren.<br />

In dieser Schreckensnacht starben 61 Geschwister <strong>der</strong> <strong>Stadtmission</strong> und zwar 32 Mitglie<strong>der</strong> mit 13 ihrer<br />

Angehörigen, fünf Jugendbündler, fiinf Sonntagsschüler und sechs <strong>Stadtmission</strong>sfreunde. Bis zum Juni 1945<br />

hatte die <strong>Stadtmission</strong> noch den Tod von neun weiteren Geschwistern zu beklagen. Darunter <strong>der</strong><br />

1.Vorsitzende des Jugendbundes für EC, Friedhelm BUNGENBERG mit seiner Frau, die am 19. September<br />

1944 durch eine Bombe unter Trümmern verschüttet, starben. Insgesamt wurde <strong>der</strong> <strong>Stadtmission</strong>skreis durch<br />

den Krieg in <strong>der</strong> Heimat um 70 Personen gelichtet, die an <strong>der</strong> Front gefallenen nicht mitgerechnet.<br />

Die meisten Mitglie<strong>der</strong> und Freunde waren ausgebombt worden. Soweit sie den Feuersturm überlebt hatten,<br />

wurden sie durch Evakuierung in die Orte <strong>der</strong> Umgebung zerstreut.<br />

SGV Im März 1945 wurde die Provinz Starkenburg durch amerikanische Truppen besetzt,und am 7. bzw.<br />

8. Mai 1945 endete <strong>der</strong> Krieg. Damit war auch das antichristliche Regime beendet.<br />

Ein SCHRECKLICHES GERICHT hatte Gott über unser Volk ergehen lassen für alle Gottlosigkeit und für<br />

alles geschehene Unrecht. Aber waren diese Gerichte nicht auch Gottes Züchtigungen <strong>der</strong> Gläubigen in den<br />

Kirchen bis hin zu den kleinsten Gemeinschaften?<br />

EIN TREUER KNECHT<br />

Da Der <strong>Stadtmission</strong>ar Georg Bringmann hatte, nachdem er ausgebombt war, mit seiner Familie eine<br />

notdürftige Unterkunft in Eberstadt gefunden Als einzige Möglichkeit für Gemeinschaftsstunden in<br />

Darmstadt bot sich nur noch <strong>der</strong> unversehrt gebliebene Saal <strong>der</strong> "Christlichen Gemeinschaft" in <strong>der</strong><br />

MOLLERSTRASSE, den <strong>der</strong>en Leiter, Prediger Christian KRUST, dankenswerter Weise <strong>der</strong> <strong>Stadtmission</strong>,<br />

<strong>der</strong> Johannesgemeinde und den Freikirchen <strong>der</strong> Allianz zur Mitbenutzung zur Verfügung stellte. Durch die<br />

Entvölkerung <strong>der</strong> Stadt waren es nur wenige, die anfangs zusammenkamen. Deshalb hielt man die<br />

Versammlungen zunächst gemeinsam, später hatte die <strong>Stadtmission</strong> dort wie<strong>der</strong> eigene Versammlungen.<br />

Nach <strong>der</strong> Bombennacht galt es für Bru<strong>der</strong> Bringmann, überall für die Geschwister reichlich TROST und<br />

HOFFNUNG im Aufblick zum Herrn auszusäen. Eifrig und mit viel Mühe machte er sich nun auch daran,<br />

die Verbindung mit den zerstreuten Mitglie<strong>der</strong>n <strong>der</strong> <strong>Stadtmission</strong> wie<strong>der</strong> herzustellen und durch monatliche<br />

Rundbriefe aufrecht zu erhalten und zu festigen.<br />

SGV Auch im Starkenburger Verband versuchte er Lücken zu füllen, die wegen <strong>der</strong> eingezogenen Prediger


6C<br />

noch immer vorhanden waren. Überall wollte er die Arbeit in Gang halten. Mit seinem alten Fahrrad war er<br />

die meiste Zeit unterwegs, legte auch weite Wege zu Fuß zurück und war unermüdlich tätig im Dienst. Sein<br />

Arbeitsfeld reichte von Groß-Bieberau, Brensbach und Nie<strong>der</strong>-Kainsbach bis Nie<strong>der</strong>-Beerbach, Pfungstadt,<br />

Hahn, Worfelden, Groß-Gerau und Langen. Dazu hielt er Gottesdienste, Taufen, Trauungen und oft sechs bis<br />

acht Beerdigungen an einem Tag. Er arbeitete über seine Kraft.<br />

1945 Da Am Sonntag, dem 7.Oktober 1945 rief ihn <strong>der</strong> Herr durch einen Herzschlag heim. Die<br />

<strong>Stadtmission</strong>sleute standen gerade beisammen vor dem Saal in <strong>der</strong> Mollerstraße , als sie vom ersten<br />

Vorsitzenden, Hartmann Stein, diese erschreckende Todesnachricht erhielten. Der Heimgang dieses tapferen,<br />

unerschrockenen Mannes bedeutete einen schweren Verlust. Das spürte man auch weithin im Starkenburger<br />

Land. Arbeit und Kampf für Jesus und aufopfernde Fürsorge für die Gemeinde hatten Bringmanns Tage<br />

ausgefüllt. Erschüttert und ratlos stand man an seinem Grabe. Nun blickte man auf die helfende Hand des<br />

Herrn: "Weise mir, Herr, deinen Weg, daß wir in deiner Wahrheit wandeln" (Psalm 86,11). Durch die<br />

Ratlosigkeit hindurch führte Er wun<strong>der</strong>bar weiter.<br />

FEUERSTURM und ZERSTREUUNG<br />

SGV Über die Jahre 1944 und 1945 liegen keine Verbandsberichte vor; zu hektisch war das Leben<br />

geworden. Der Krieg breitete seine Schrecken immer mehr aus: überfüllte Lazarette mit Schwerverwundeten<br />

von <strong>der</strong> Front und aus <strong>der</strong> Heimat, tägliches Vorrücken <strong>der</strong> Alliierten, immer mehr Luftangriffe und<br />

Zerstörung deutscher Städte, Evakuierungen, zerstörte Arbeitsplätze usw. kennzeichneten die schlimme<br />

Lage.<br />

1944 Da Aber Darmstadt stand noch. In <strong>der</strong> <strong>Stadtmission</strong> nahm das Leben in den Versammlungen seinen<br />

Gang. Am Abend des 11.9.44 übte <strong>der</strong> Chor fleißig den 103.Psalm: "Lobe den Herrn, meine Seele, und was<br />

in mir ist, seinen heiligen Namen. Lobe den Herrn, meine Seele, und vergiß nicht, was er dir Gutes getan hat:<br />

Der dir alle deine Sünden vergibt und heilt alle deine Gebrechen, <strong>der</strong> dein Leben vom Ver<strong>der</strong>ben erlöst, <strong>der</strong><br />

dich krönet mit Gnade und Barmherzigkeit".<br />

11./12. 9.1944 Da Vers 15 - 17 lautet: "Ein Mensch ist in seinem Leben wie Gras, er blüht wie eine<br />

Blume auf dem Felde; wenn <strong>der</strong> Wind darüber geht, so ist sie nimmer da, und ihre Stätte kennet sie nicht<br />

mehr. Die Gnade des Herrn aber bleibt von Ewigkeit zu Ewigkeit..." Die Sänger waren schon alle zu Hause,<br />

da brach <strong>der</strong> große FEUERSTURM über Darmstadt los. Die englischen Bomber zerstörten durch Sprengund<br />

eine Unzahl von Phosphor- und Brandbomben in kurzer Zeit den größten Teil <strong>der</strong> Innenstadt. Als die<br />

Mauern zusammenstürzten und alles weit und breit ein Flammenmeer war, retteten sich Bringmanns mit<br />

allen Hausbewohnern des <strong>Stadtmission</strong>shauses durch Flucht auf den Merckplatz. Frau Teutsch kam dabei<br />

um. Vor dem ungeheuren Hitze entfachenden Feuersturm konnten sich nur wenige retten. Viele verbrannten<br />

auf <strong>der</strong> Flucht bei lebendigem Leibe. Als <strong>der</strong> Verfasser etwa eine Woche später Darmstadt besuchte, ging er<br />

durch die verwüstete Stadt; Berge von Schutt bedeckten viele Straßen. verkohlte und halbverbrannte Tote,<br />

geschrumpft bis auf ca.1-1,5m Länge, lagen noch auf Plätzen und Wegen, soweit diese nicht mit Schutt<br />

bedeckt waren.<br />

In dieser Schreckensnacht starben 61 Geschwister <strong>der</strong> <strong>Stadtmission</strong> und zwar 32 Mitglie<strong>der</strong> mit 13 ihrer<br />

Angehörigen, fünf Jugendbündler, fünf Sonntagsschüler und sechs <strong>Stadtmission</strong>sfreunde. Bis zum Juni 1945<br />

hatte die <strong>Stadtmission</strong> noch den Tod von neun weiteren Geschwistern zu beklagen. Darunter <strong>der</strong><br />

1.Vorsitzende des Jugendbundes für EC, Friedhelm BUNGENBERG mit seiner Frau, die am 19. September<br />

1944 durch eine Bombe unter Trümmern verschüttet, starben. Insgesamt wurde <strong>der</strong> <strong>Stadtmission</strong>skreis durch<br />

den Krieg in <strong>der</strong> Heimat um 70 Personen gelichtet, die an <strong>der</strong> Front gefallenen nicht mitgerechnet.<br />

Die meisten Mitglie<strong>der</strong> und Freunde waren ausgebombt worden. Soweit sie den Feuersturm überlebt hatten,<br />

wurden sie durch Evakuierung in die Orte <strong>der</strong> Umgebung zerstreut.<br />

SGV Im März 1945 wurde die Provinz Starkenburg durch amerikanische Truppen besetzt,und am 7. bzw.<br />

8. Mai 1945 endete <strong>der</strong> Krieg. Damit war auch das antichristliche Regime beendet.<br />

Ein SCHRECKLICHES GERICHT hatte Gott über unser Volk ergehen lassen für alle Gottlosigkeit und für<br />

alles geschehene Unrecht. Aber waren diese Gerichte nicht auch Gottes Züchtigungen <strong>der</strong> Gläubigen in den<br />

Kirchen bis hin zu den kleinsten Gemeinschaften?


7C<br />

EIN TREUER KNECHT<br />

Da Der <strong>Stadtmission</strong>ar Georg Bringmann hatte, nachdem er ausgebombt war, mit seiner Familie eine<br />

notdürftige Unterkunft in Eberstadt gefunden Als einzige Möglichkeit für Gemeinschaftsstunden in<br />

Darmstadt bot sich nur noch <strong>der</strong> unversehrt gebliebene Saal <strong>der</strong> "Christlichen Gemeinschaft" in <strong>der</strong><br />

MOLLERSTRASSE, den <strong>der</strong>en Leiter, Prediger Christian KRUST, dankenswerter Weise <strong>der</strong> <strong>Stadtmission</strong>,<br />

<strong>der</strong> Johannesgemeinde und den Freikirchen <strong>der</strong> Allianz zur Mitbenutzung zur Verfügung stellte. Durch die<br />

Entvölkerung <strong>der</strong> Stadt waren es nur wenige, die anfangs zusammenkamen. Deshalb hielt man die<br />

Versammlungen zunächst gemeinsam, später hatte die <strong>Stadtmission</strong> dort wie<strong>der</strong> eigene Versammlungen.<br />

Nach <strong>der</strong> Bombennacht galt es für Bru<strong>der</strong> Bringmann, überall für die Geschwister reichlich TROST und<br />

HOFFNUNG im Aufblick zum Herrn auszusäen. Eifrig und mit viel Mühe machte er sich nun auch daran,<br />

die Verbindung mit den zerstreuten Mitglie<strong>der</strong>n <strong>der</strong> <strong>Stadtmission</strong> wie<strong>der</strong> herzustellen und durch monatliche<br />

Rundbriefe aufrecht zu erhalten und zu festigen.<br />

SGV Auch im Starkenburger Verband versuchte er Lücken zu füllen, die wegen <strong>der</strong> eingezogenen Prediger<br />

noch immer vorhanden waren. Überall wollte er die Arbeit in Gang halten. Mit seinem alten Fahrrad war er<br />

die meiste Zeit unterwegs, legte auch weite Wege zu Fuß zurück und war unermüdlich tätig im Dienst. Sein<br />

Arbeitsfeld reichte von Groß-Bieberau, Brensbach und Nie<strong>der</strong>-Kainsbach bis Nie<strong>der</strong>-Beerbach, Pfungstadt,<br />

Hahn, Worfelden, Groß-Gerau und Langen. Dazu hielt er Gottesdienste, Taufen, Trauungen und oft sechs bis<br />

acht Beerdigungen an einem Tag. Er arbeitete über seine Kraft.<br />

1945 Da Am Sonntag, dem 7.Oktober 1945 rief ihn <strong>der</strong> Herr durch einen Herzschlag heim. Die<br />

<strong>Stadtmission</strong>sleute standen gerade beisammen vor dem Saal in <strong>der</strong> Mollerstraße , als sie vom ersten<br />

Vorsitzenden, Hartmann Stein, diese erschreckende Todesnachricht erhielten. Der Heimgang dieses tapferen,<br />

unerschrockenen Mannes bedeutete einen schweren Verlust. Das spürte man auch weithin im Starkenburger<br />

Land. Arbeit und Kampf für Jesus und aufopfernde Fürsorge für die Gemeinde hatten Bringmanns Tage<br />

ausgefüllt. Erschüttert und ratlos stand man an seinem Grabe. Nun blickte man auf die helfende Hand des<br />

Herrn: "Weise mir, Herr, deinen Weg, daß wir in deiner Wahrheit wandeln" (Psalm 86,11). Durch die<br />

Ratlosigkeit hindurch führte Er wun<strong>der</strong>bar weiter.<br />

DURCH TRÜMMER ZUM NEUANFANG<br />

1946 Da Die Trümmer <strong>der</strong> <strong>Stadtmission</strong>sgebäude lagen noch immer umher, die Gemeinde war zerstreut<br />

und die Anwesenden noch ratlos, da meldete sich sogleich die geschwisterliche Hilfe. Prediger ERNST aus<br />

Eberstadt, Pfarrer WEINBERGER von <strong>der</strong> Johannesgemeinde, Bru<strong>der</strong> Karl KÖHLER und Prediger KRUST<br />

sprangen sofort in die entstandne Lücke und teilten sich helfend den Dienst für die <strong>Stadtmission</strong>, bis <strong>der</strong><br />

neue <strong>Stadtmission</strong>ar Karl ZOTZKI 1946 seinen Dienst übernehmen konnte. Nun wurden auch wie<strong>der</strong> weiter<br />

die Anschriften <strong>der</strong> zerstreuten Mitglie<strong>der</strong> ermittelt, was noch Jahre dauerte. Fast 50% <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong> gingen<br />

verloren.<br />

Jugendbündlerirmen begannen wie<strong>der</strong> mit den KINDERSTUNDEN, indem sie Kin<strong>der</strong> auf den Straßen<br />

ansprachen und sammelten.<br />

Der JUGENDBUND begann wie<strong>der</strong> mit seinen regulären Versammlungen, und im Februar 1946 fand bereits<br />

die erste PHILADELPHIA-KONFERENZ nach dem Kriege im Martinsgemeindehaus, das unversehrt<br />

geblieben war, statt.<br />

Bald wurde auch mit primitivsten Mitteln mit <strong>der</strong> Trümmerbeseitigung begonnen. Mit einem klapprigen<br />

Handwagen und ein paar Schaufeln fing <strong>der</strong> über 70-jährige Ingenieur Georg LÖSCH aus Bessungen mit<br />

unermüdlichem Fleiß als erster an.<br />

DIE ZEIT DES WIEDERAUFBAUS<br />

1941/48 Da Bru<strong>der</strong> Hartmann STEIN, <strong>der</strong> seit 1941 erster Vorsitzen<strong>der</strong> war, fiihrte die <strong>Stadtmission</strong> durch<br />

den schwierigsten Teil ihrer bisherigen <strong>Geschichte</strong>. Entgegen unvorstellbaren Wi<strong>der</strong>ständen wurde zuerst<br />

mit dem Wie<strong>der</strong>aufbau des Seitengebäudes begonnen.<br />

Als Bru<strong>der</strong> Stein keinen Rat mehr wußte, stellte Pfarrer KNELL vom Elisabethenstift in echt christlicher


8C<br />

Bru<strong>der</strong>schaft eine Kolonne mit fiinf Maurern fiir den Aufbau des Seitengebäudes zur Verfügung.<br />

Noch im Januar 1948 konnte mit dem Aufbau begonnen werden. Als das MARTHA-HAUS des<br />

Elisabethenstiftes fertiggestellt war, bot das Stift den dortigen Saal zur Mitbenutzung an. Gleich im Februar<br />

1948 erfolgte deshalb <strong>der</strong> Umzug <strong>der</strong> <strong>Stadtmission</strong> von <strong>der</strong> Mollerstraße nach dort. Ende September schon<br />

konnte <strong>der</strong> KLEINE SAAL eingeweiht werden, und damit hatte man endlich wie<strong>der</strong> einen eigenen<br />

Versammlungsraum.<br />

Durch die Währungsreform geriet die <strong>Stadtmission</strong> in unerwartete finanzielle Bedrängnis. Sie stand plötzlich<br />

fast vor dem Nichts, und es blieb keine an<strong>der</strong>e Wahl, als schweren Herzens die Schwesternstation zu<br />

schließen (1949).<br />

1949 Mit dem Hirtenwechsel kam nun Bru<strong>der</strong> Gustav FOLCHERT (1949) in die Arbeit <strong>der</strong> <strong>Stadtmission</strong>,<br />

um mitzuhelfen, daß "die Lücken zugemauert und die Wege ausgebessert" werden (Jes.58,12).<br />

1953 Da In unverrückbarer Treue und viel Vertrauen wurden von Mitglie<strong>der</strong>n und Freunden weiterhin<br />

Spenden und Darlehen gebracht, so daß im Sommer 1952 mit dem Bau des Hinterhauses begonnen und <strong>der</strong><br />

GROSSE SAAL im Dezember 1953 eingeweiht werden konnte. Das wurde in Verbindung mit dem<br />

Jahresfest in großem Rahmen mit vielen Gästen aus näherer und weiterer Umgebung und den Vertretern vom<br />

Verband, <strong>der</strong> Kirche und dem Oberbürgermeister mit sehr großer Freude gefeiert.<br />

In <strong>der</strong> Zeit nach dem Kriege wurde die <strong>Stadtmission</strong> von folgenden Vorsitzenden verantwortlich geführt:<br />

bis 1958 Hartmann Stein<br />

bis 1960 Walter Küchler<br />

bis 1961 Otto Wundenberg<br />

bis 1977 Friedrich Stephan<br />

ab 1977 Johann Seltmann.<br />

1954 Da Als Bru<strong>der</strong> Folchert einen Ruf in die Deutsche Zeltmission 1954 annahm, folgte <strong>Stadtmission</strong>ar<br />

Arthur BECHTOLD, <strong>der</strong> bis zu seinem Ruhestand <strong>der</strong> <strong>Stadtmission</strong> diente, wobei er es nicht immer leicht<br />

hatte. Ihm lag die mündige Gemeinde am Herzen, und er diente treu in den alten Linien.<br />

Nun endlich wurde auch mit dem Aufbau des Vor<strong>der</strong>hauses 1962 begonnen.<br />

1962 Die Buchhandlung, die nach Eberstadt ausgesiedelt war und seit Dezember 1947 ein vorläufiges<br />

Quartier auf dem <strong>Stadtmission</strong>sgrundstück hatte, konnte bereits im Oktober 1962 ihre neuen Räume im Erdund<br />

Zwischengeschoß beziehen. Sie ist heute eine <strong>der</strong> größten christlichen Buchhandlungen im<br />

südhessischen Raum und konnte 1985 ihr 75-jähriges Jubiläum feiern. Die Ausweitung dieses segensreichen<br />

Dienstes hat sie - nächst Gottes Gnade - hauptsächlich dem hingebungsvollen Einsatz von Frau Martha<br />

STIER zu verdanken, die nun schon ca. 48 Jahre mit großer Liebe zur Sache verantwortlich dort tätig ist.<br />

1963 Im Herbst 1963 war <strong>der</strong> Bau soweit fertig, daß auch die Mieter einziehen konnten. Das Aufbauwerk<br />

war nun mit Gottes wun<strong>der</strong>barer Hilfe vollendet.<br />

ZEIT DES WOHLSTANDES UND FREIEN WORTES<br />

Aber Gott hatte seinen Kin<strong>der</strong>n nun auch eine Zeit des Wohlstandes und freien Wortes geschenkt. Haben<br />

wir beides im Dienst fiir Jesus recht gebraucht?<br />

SGV Wie ist ein je<strong>der</strong> damit umgegangen? Waren wir wirklich Gottes gute Haushalter? Diese Fragen<br />

sollten wir uns alle immer neu stellen, die wir heute am geistlichen Bau des Hauses Gottes im Starkenburger<br />

Verband zusammen arbeiten.<br />

Mit eingeflossen in diese Zeit sind aber auch die Versuchungen des Wohlstandes und die vielfältigen<br />

verwirrenden und verführerischen Strömungen <strong>der</strong> Zeit. Doch blieb <strong>der</strong> Verband vor Spaltungen bewahrt.<br />

1952/61 Da EC Nun mußte aber in <strong>der</strong> <strong>Stadtmission</strong> auch geistlich weitergebaut werden. Es galt auch<br />

viele zur Mithilfe neu zu ermuntern. 1952 wurde <strong>der</strong> Posaunenchor neu gegründet. 1956 war das 50-jährige<br />

Jubiläum des EC Darmstadt.<br />

1957 wurde wie<strong>der</strong> eine Gemeindehelferin, Frau Annemarie MÜLLER, eingestellt. Sie hat in ihrem ca. 30-<br />

jährigen Einsatz dort eine gesegnete Arbeit hauptsächlich unter Frauen und Senioren geleistet.<br />

1961 Da 1961 gab sich die <strong>Stadtmission</strong> eine neue Satzung. Hierzu gab <strong>der</strong> damalige erste Vorsitzende,<br />

Herr Amtsgerichtsdirektor STEPHAN, wesentliche Impulse. Ihm war es vor allen Dingen ein Anliegen, daß<br />

das Gebet als Grundlage aller Arbeit nicht zu kurz kam. Er war auch <strong>der</strong> Grün<strong>der</strong> <strong>der</strong> monatlichen<br />

Gebetstage. Im Jahre 1961 wurde <strong>der</strong> diakonische und missionarische Dienst im AKAZIENWEG mit


9C<br />

Siegfried GEPPERT als 2. <strong>Stadtmission</strong>ar begonnen, 1970 fortgeführt von Siegfried Vogler (heute Pfarrer in<br />

<strong>Arheilgen</strong>), ab 1980 von Eberhard Dittus und 1983 von Heinz Radenheuser. 1962 erfolgte die Neugründung<br />

des BLAUEN KREUZES durch Bru<strong>der</strong> BECHTOLD, <strong>der</strong> sich in dieser Arbeit in hohem Maße selbst<br />

einsetzte. Seine Arbeit führt Karl Otto Seresse seit 1983 fort.<br />

1983 Im Jahre 1983 erfolgte die Berufung von <strong>Stadtmission</strong>ar Gerhard BENSSLER.<br />

1987 Da Am 22.November 1987 wurde ein bei<strong>der</strong>seitig kündbarer Vertrag zwischen <strong>der</strong><br />

KIRCHENLEITUNG <strong>der</strong> Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) und <strong>der</strong> Evangelischen<br />

STADTMISSION Darmstadt e.V. geschlossen. Durch die Ordination des <strong>Stadtmission</strong>ars erhält die<br />

Ev.<strong>Stadtmission</strong> das Recht zur Ausübung aller KIRCHLICHEN AMTSHANDLUNGEN.<br />

Am 22. November 1987 fand die ORDINATION des <strong>Stadtmission</strong>ars Gerhard BENSSLER zum Pfarrer im<br />

kirchlichen Hilfsdienst durch den Kirchenpräsidenten Pfarrer Helmut SPENGLER im feierlichen Rahmen in<br />

<strong>der</strong> <strong>Stadtmission</strong> statt.<br />

Regelmäßige Bibelstunden werden gehalten in Bessungen, Neu-Kranichstein, in <strong>der</strong> Heimstädtensiedlung<br />

und <strong>der</strong> Waldkolonie sowie in Griesheim.<br />

GEMEINSCHAFT ROSSDORF<br />

Roßd 1903 Da N-Ra Die Gemeinschaft Rossdorf war ursprünglich ein Werk <strong>der</strong> Stadt mission<br />

Darmstadt. Im Herbst des Jahres 1903 wurde <strong>der</strong> christliche Jünglingsverein in Rossdorf mit Hilfe des<br />

Jünglingsvereins <strong>der</strong> <strong>Stadtmission</strong> Darmstadt gegründet. In Nie<strong>der</strong>-Ramstadt war bereits 1901 durch die<br />

Umsiedlung <strong>der</strong> Firma Wacker und Dörr von Darmstadt nach dort ein christlicher Männer-und<br />

Jünglingsverein entstanden, weil die bei <strong>der</strong> Firma beschäftigten Mitglie<strong>der</strong> des Darmstädter Vereins mit<br />

umgezogen waren. Auch von hier aus bestanden zum Männer-und Jünglingsverein in Rossdorf längere Zeit<br />

lebendige Verbindungen. In <strong>der</strong> Anfangszeit wurde <strong>der</strong> Rossdorfer Verein von Jugendsekretär Mitschin aus<br />

Darmstadt, <strong>der</strong> auch aushilfsweise in <strong>der</strong> <strong>Stadtmission</strong> mitgearbeitet hat, mitbetreut.<br />

1909/11 Da Roßd Im Jahre 1909 wurde von <strong>der</strong> <strong>Stadtmission</strong> Darmstadt eine Gemeinschaftskonferenz in<br />

Rossdorf gehalten. Wann die ersten Gemeinschaftsversammlungen stattfanden, ist nicht bekannt. Es ist aber<br />

stark anzunehmen, daß schon eine Gemeinschaft vorhanden war o<strong>der</strong> sich eine in Verbindung mit dem<br />

CVJM gebildet hatte.<br />

Von Roßdorf aber kam dann <strong>der</strong> Ruf des alten Bru<strong>der</strong> Sauerwein (1911) an die <strong>Stadtmission</strong> um Hilfe, die<br />

dann auch regelmäßig mit dem Dienst am Wort geleistet wurde.<br />

1922 Roßd Da N-Ra Aus den späteren Jahren (1922) hören wir, daß die Stunden in 14-tägigem<br />

Wechsel von den Predigern <strong>der</strong> <strong>Stadtmission</strong> Darmstadt und <strong>der</strong> Gemeinschaft Nie<strong>der</strong>-Ramstadt gehalten<br />

wurden. Später übernahm Bru<strong>der</strong> WOBLFARTH vom Missionshaus in Bad Liebenzell die<br />

Gemeinschaftsarbeit, nachdem er zuvor die Urlaubsvertretung für Bru<strong>der</strong> Menne, <strong>der</strong> ab 1926 in <strong>Arheilgen</strong><br />

tätig wurde, übernommen hatte.<br />

1930 Roßd SGV Im Laufe des Jahres 1930 kam Bru<strong>der</strong> Wohlfahrt jedoch in engere Berührung mit <strong>der</strong><br />

"neuen Pfingstgemeinde" und nahm, begünstigt durch eine gewisse Abgeschlossenheit eine falsche Stellung<br />

zur Sünde und zur biblischen Heiligungslehre an. "Es ist Glaubensbegeisterung, ein Rausch, nicht<br />

Glaubensgehorsam" (Bringmann). Da sich Wohlfahrt trotz mehrerer Aussprachen nicht abbringen ließ und<br />

aus dem Verband <strong>der</strong> Liebenzeller Mission ausgeschlossen wurde, konnte auf Beschluß des Erweiterten<br />

Brü<strong>der</strong>rates im März 1931 die unter seiner Leitung stehende Arbeit nicht mehr als eine landeskirchliche<br />

Gemeinschaft des Verbandes gelten. Sie ging dann nach einer Reihe von Jahren ein.<br />

1931 SGV Am 31.Mai 1931 konnte die Gemeinschaftsarbeit des Verbandes in einem neuen Lokal wie<strong>der</strong><br />

aufgenommen werden. Ab 1932 fanden wie<strong>der</strong> die Monatsstunden statt.<br />

1940 starb Pfarrer GLOCK, ein gesegneter Mann und Freund <strong>der</strong> Gemeinschafts- und <strong>Stadtmission</strong>sarbeit.<br />

Er leitete auch dort die Abendmahlsfeiern.<br />

1946/49 Im Jahre 1946 wurde eine Evangelisation und 1949 eine Bibelwoche abgehalten.


10C<br />

1952 Da Von 1931 bis 1951 unterstand die Arbeit direkt dem Verband, ab 1952 wurde sie wie<strong>der</strong> von <strong>der</strong><br />

<strong>Stadtmission</strong> Darmstadt übernommen.<br />

1970 Seit 1970 fmden in Roßdorf keine Gemeinschaftsversammlungen mehr statt.<br />

GEMEINSCHAFT GRIESHEIM<br />

Griesh 1948 Der Anfang <strong>der</strong> Gemeinschaft in Griesheim ist nicht mehr festzustellen. Im Jahre 1948 fand<br />

ein Jahresfest <strong>der</strong> dortigen Geeinschaft und eine Evangelisation statt.<br />

1952 Von 1952 ab wurde dieser Kreis, <strong>der</strong> bis dahin vom Bezirk Eberstadt betreut wurde, von <strong>der</strong><br />

<strong>Stadtmission</strong> Darmstadt übernommen.<br />

1988 Heute versammelt man sich in diesem Kreis einmal im Monat zu einer Bibelstunde.


Stami 2 (5) vom 19.11.97 Blatt 1<br />

Gemeinschaftsbezirk Da-<strong>Arheilgen</strong><br />

1923/1950<br />

Bis <strong>der</strong> Starkenburger Gemeinschaftsverband gegründet wurde, gab es nur in <strong>Arheilgen</strong> eine<br />

Landeskirchliche Gemeinschaft. Die Nachbarorte waren noch alle unerschlossen geblieben. Aber durch die<br />

Gnade des Herrn erwuchs aus ihr später die Bezirksarbeit.<br />

GEMEINSCHAFT ARHEILGEN<br />

Das Werden des Gemeinschaftsbezirks<br />

stellt sich in <strong>der</strong> Entwicklung <strong>der</strong> folgenden<br />

Ortsgemeinschaften dar.<br />

1923 Durch Schwester Marie Hölscher, die dem neuen Gemeinschaftsvorstand angehörte, wurde das<br />

geistliche Leben in <strong>Arheilgen</strong> sehr geför<strong>der</strong>t. Sie war eine herausragende Persönlichkeit. Sehr bald erwarb<br />

sie sich das Vertrauen <strong>der</strong> Arheilger Bürger und hatte eine ausgezeichnete Wortverkündigung. Von 1906 bis<br />

1933 tat sie in großer Treue ihre Pflegedienste in <strong>der</strong> Gemeinde. Beson<strong>der</strong>s lagen ihr die Frauenbibelstunden,<br />

die sie hielt, am Herzen. Vielen wurde sie dadurch zum Segen. Noch heute (1998) sprechen die älteren<br />

Arheilger dankbar davon. Als ich sie kurz vor ihrem Tode im Altenheim des Elisabethenstiftes noch<br />

besuchte, fand ich sie zu meiner Verwun<strong>der</strong>ung verzagt und nie<strong>der</strong>gedrückt vor, geplagt von dem<br />

Gedanken: „Ob es wohl zum Seligwerden reicht?" - Es war mir dann eine große Freude ihr in dieser<br />

Anfechtung zu helfen. Begierig nahm sie die wun<strong>der</strong>baren Zusagen Gottes durch das vollbrachte<br />

Erlösungswerk unseres Herrn Jesus Christus wie<strong>der</strong> neu in ihr Leben auf Freude und Dankbarkeit erfüllte<br />

ihr Herz als wir uns trennten.<br />

1919 So vorteilhaft die Stellung <strong>der</strong> Arbeit auf breiterer Grundlage durch die Bildung des neuen<br />

Vorstandes (1919) auch war, so nachteilig wirkte sie sich auf die Ausweitung über <strong>Arheilgen</strong> hinaus aus; die<br />

Interessen zeigten bei solchen Verän<strong>der</strong>ungen in zu verschiedene Richtungen.<br />

Schwester Marie Hölscher hielt neben ihrer Gemeindearbeit noch zusätzlich ihre eigenen Frauenstunden.<br />

Durch ihre so reich ausgefüllten Dienste konnte sie sich an <strong>der</strong> Gemeinschaftsarbeit nur wenig beteiligen.<br />

Ähnlich erging es den in <strong>der</strong> Blaukreuzarbeit tätigen Brü<strong>der</strong>n, die neben <strong>der</strong> Gemeinschaftsarbeit mit <strong>der</strong><br />

Trinkerrettung ausgelastet waren.<br />

Man erkannte auch im Vorstand zunächst nicht die Notwendigkeit <strong>der</strong> Anstellung eines Predigers für die<br />

eigene Gemeinschaft und für die Durchdringung <strong>der</strong> Umgegend mit dem Evangelium. Bru<strong>der</strong> Karl Fritz<br />

aber lag die Ausweitung <strong>der</strong> Gemeinschaftsarbeit in <strong>Arheilgen</strong>s Umgebung sehr am Herzen.<br />

1926 Erst nach längeren Verhandlungen genehmigte man ihm 1926 die Einstellung eines Predigers für die<br />

Gemeinschaft, aber nur "auf seine eigene Verantwortung". Daß dieses einige Jahre lang zu seinen<br />

finanziellen Lasten gehen mußte, war gewiss keine gute Lösung; aber <strong>der</strong> Herr segnete den Glaubensmut <strong>der</strong><br />

Geschwister, die sich diesem Glaubensschritt dann anschlossen. So wuchs das Werk, getragen von den<br />

Händen und Herzen vieler Geber und Beter.


Stami 2 (5) vom 19.11.97 Blatt 12<br />

1926 Am 21. Dezember 1926 trat dann Prediger Gottfried Menne von <strong>der</strong> Liebenzeller Mission in<br />

<strong>Arheilgen</strong> seinen Dienst an. Er ging sofort mit viel Fleiß an seine Arbeit, und bald wurde von ihm eine<br />

Knabenarbeit begonnen.<br />

Ein Gittarrenchor entstand schon gleich nach dem Ersten Weltkrieg. Im Hause Fritz (Frankfurter<br />

Landstraße 199) wurde eifrig geübt und bei Jahresfesten und an<strong>der</strong>en Gelegenheiten musiziert.<br />

1927 Am 28. April 1927 wurde erneut ein Gemischter Chor gegründet, den ab 1930 Heinrich Wesp mit<br />

großer Treue und viel Hingabe dirigierte.<br />

1932 ARHEILGEN WIXHAUSEN EC Bru<strong>der</strong> Menne widmete sich auch mit viel Geschick <strong>der</strong><br />

Jugendarbeit. Die Jugendlichen wurden mehr und mehr vom Evangelium erfaßt und halfen mit ihren von<br />

Gott gegebenen Gaben in <strong>der</strong> Gemeinschaft eifrig mit. Nachdem in Wixhausen einige Jugendliche zum<br />

Glauben kamen, wurde dort im Jahre 1932, zusammen mit den Arheilgern, <strong>der</strong> erste Jugendbund für EC<br />

gegründet.<br />

Kein Wind und kein Wetter wurde gescheut. Regelmäßig wan<strong>der</strong>te die Arheilger Jugend zu den<br />

wöchentlichen Jugendbundstunden nach Wixhausen. Am wertvollsten waren die erlebten Freuden im Dienst<br />

für Jesus. Beson<strong>der</strong>e Höhepunkte waren immer die alljährlichen Weih- nachts- und Neujahrsfeiern mit ihren<br />

Überraschungen. In ernster Gebetsgemeinschaft ging es dann ins neue Jahr.<br />

In <strong>der</strong> Zeit <strong>der</strong> nationalsozialistischen Diktatur<br />

1933 DARMSTADT EC Bei den Versammlungen, Umzügen und Konzerten <strong>der</strong> Jugendwoche des<br />

Jugendbundes in Darmstadt erfolgten bereits Störungen durch die Hitlerjugend, die damals noch einmal<br />

durch das schützende Eingreifen <strong>der</strong> Polizei beendet wurden.<br />

Durch die Reichsjugendführung wurde aber kurz darauf <strong>der</strong> Zusammenschluß aller Zweige <strong>der</strong><br />

evangelischen Jugendarbeit angeordnet. Das sollte einer <strong>der</strong> ersten Schritte zur beabsichtigten<br />

Gleichschaltung sein. Die Jugendbundleitung strich daraufhin in ihrer Bezeichnung das Wort "Jugend" und<br />

nannte sich fortan "Bund für EC", um <strong>der</strong> Gleichschaltung zu entgehen. Da es auch verboten wurde, einer<br />

an<strong>der</strong>en Jugendorganisation als <strong>der</strong> Hitlerjugend anzugehören, konnten im Bund für EC formal nur noch<br />

Mitglie<strong>der</strong>, die dem HJ-Alter (18 Jahre) entwachsen waren, aufgenommen werden.<br />

Im Laufe <strong>der</strong> Zeit wurden die jungen Leute durch Partei, Sport, Arbeits- und Wehrdienst stark in Anspruch<br />

genommen, ganz beson<strong>der</strong>s während des Krieges (1939-1945). Nur mit Mühe konnte die EC-Arbeit<br />

aufrecht erhalten werden. Die Beschränkungen gingen allmählich in direkte Verfolgung christlicher Tätigkeit<br />

über.<br />

EIN ANDERES EVANGELIUM<br />

1933 Die Hitlerpartei, die im März 1933 im Deutschen Reich die Regierung übernahm, wollte außer <strong>der</strong><br />

alleinigen politischen Macht den ganzen Menschen für sich beanspruchen. Sie wollte den inneren<br />

Menschen, sein Denken, Tun und Fühlen und seinen Willen für ihre Zwecke nutzbar machen. Sie wollte<br />

alles! Weil Hitler sich in seinen Reden für ein positives Christentum aussprach, gewann er zunächst das<br />

Vertrauen von vielen Gläubigen. Um auch diese zu gewinnen, wurde die "Glaubensbewegung Deutsche<br />

Christen (DC)" gegründet. Auch Gläubige aus den Gemeinschaften wurden DC-Mitglie<strong>der</strong>. .<br />

GV Als aber im November 1933 im Berliner Sportpalast eine Riesenkundgebung <strong>der</strong> DC stattfand, wurden<br />

dort durch den Hauptredner das Alte Testament aufs unflätigste beschimpft und die antichristlichen Ideen<br />

Rosenbergs offenbar. Damit waren alle Verschleierungen gefallen und <strong>der</strong> Gnadauer Vorstand erklärte sich<br />

im November 1933 als geschieden von <strong>der</strong> "Glaubensbewegung Deutsche Christen".


Stami 2 (5) vom 19.11.97 Blatt 3<br />

Bei Christen, die es mit ihrem Glauben ernst meinten, rief das Vorgehen <strong>der</strong> „Deutschen Christen" Protest<br />

und Wi<strong>der</strong>stand hervor. Daraufhin kam es zur Gründung <strong>der</strong> „Bekennenden Kirche."<br />

1934 GV SGV Auf ihrer großen Bekenntnissynode in Barmen (1934) gab die "Bekennende Kirche"<br />

folgende theologische Erklärung ab: "Jesus Christus, wie er uns in <strong>der</strong> Heiligen Schrift bezeugt wird, ist das<br />

eine Wort Gottes, das wir hören, dem wir im Leben und im Sterben zu vertrauen haben. Wir verwerfen die<br />

falsche Lehre, als könne und müsse die Kirche als Quelle ihrer Verkündigung außer und neben diesem einen<br />

Worte Gottes noch an<strong>der</strong>e Ereignisse und Mächte, Gestalten und Wahrheiten als Gottes Offenbarung<br />

anerkennen" . Der Gnadauer Verband und damit auch <strong>der</strong> Starkenburger Verband stellten sich nun ganz<br />

auf die Seite <strong>der</strong> Bekennenden Kirche und hinter ihre Erklärung.<br />

LEIDEN und KAMPF<br />

DARMSTADT Bald wurde das antichristliche Wesen <strong>der</strong> Partei und <strong>der</strong> Deutschen Christen im Staate<br />

deutlich offenbar. Weltliche Säle durften für christliche Zwecke nicht verwendet werden. Die Blättermission<br />

wurde eingeschränkt und auch <strong>Stadtmission</strong>ar Bringmann von <strong>der</strong> <strong>Stadtmission</strong> Darmstadt wurde, wie<br />

auch viele Pfarrer, von <strong>der</strong> Gestapo überwacht. An Hausdurchsuchungen mußte sich Bringmann<br />

gewöhnen. Einmal wurde seine Wohnung nach Verteilblättern durchsucht und nichts gefunden, weil <strong>der</strong> Herr<br />

den Blick auf die Fensterbank verwehrte, wo sie in Stapeln lagen. Durch Bringmanns weise Leitung und sein<br />

wohlüberlegtes klares Bekenntnis konnte die <strong>Stadtmission</strong> ihren schweren Weg ohne starke äußere und<br />

innere Erschütterungen gehen. Dafür gehört dem Herrn unser aller Dank.<br />

1935 ARHEILGEN Im Jahre 1935 fand eine große Zeltevangelisation von <strong>der</strong> Gemeinschaft in<br />

Verbindung mit <strong>der</strong> Kirche im Hof des Gasthauses „zum Löwen" statt. Sie wurde durch den Evangelisten<br />

Weber aus Mannheim gestaltet. Das erregte heftige Gegenaktionen von seiten <strong>der</strong> Nazi-Partei. Der SA-<br />

Obersturmbannfiihrer Klingelhöfer befahl seinen Männern, dazu mit Frack und Zylin<strong>der</strong> in dem<br />

Evangeliumszelt zu erscheinen.<br />

Der Redner sprach an diesem Tag über die Seligpreisungen. Es erfolgte ein Zwischenruf: „Wir möchten, daß<br />

ausgesagt wird: 'Selig ist, wer an den Führer glaubt!' Eine Welle <strong>der</strong> Erregung ging durch das Zelt. Der<br />

Evangselist bat, man möge eine Diskussion anschließend in das kleine Zelt nebenan verlagern. Während <strong>der</strong><br />

nachfolgenden Diskussion ging es dann hart auf hart, und Klingelhöfer betonte mit Nachdruck: „Ihr<br />

sogenannten Christen seid ja 'Judenchristen'. Wir glauben auch an Gott, aber wir sehen ihn in <strong>der</strong> Natur und<br />

lehnen Christus, den 'Juden' ab. Es ist uns bekannt, daß sogar Kommunisten Unterschlupf in <strong>der</strong><br />

`Bekennenden Kirche' fmden. Die 'Bekennende Kirche' ist staatsfeindlich "<br />

Dieser Zeltevangelisation war noch ein dramatisches Ereignis vorausgegangen: SS-Männer aus Darmstadt<br />

wollten mit Beilen die Zeltseile kappen. Der Löwenwirt Anthes setzte sich aber sofort mit <strong>der</strong> örtlichen<br />

Polizei in Verbindung, die das Vorgehen <strong>der</strong> SS verhin<strong>der</strong>te. Ein <strong>der</strong>artiges Eingreifen <strong>der</strong> Polizei ist schon<br />

bald darauf nicht mehr möglich gewesen.<br />

Als sich die Lage <strong>der</strong> „Bekennenden Kirche" in <strong>Arheilgen</strong> sehr zuspitzte und dramatische Ereignisse<br />

vorauszusehen waren, sprachen die Mitglie<strong>der</strong> des „alten, von <strong>der</strong> Gemeinde gewählten Kirchenvorstandes"<br />

(Georg Benz XIV und Heinrich Brunner) beim Oberkirchenrat Zentgraf vor. Dieser konnte lei<strong>der</strong> nicht<br />

helfen und die Kirche wurde für die bekennende Kirche geschlossen und das Gemeindehaus von <strong>der</strong> SA<br />

zugenagelt. Die Gemeinde versammelte sich daraufhin am Sonntag morgen in drei hintereinan<strong>der</strong><br />

stattfindenden Gottesdiensten im Pfarrhaus. Die Angst war immer sehr groß, und <strong>der</strong> Besuch <strong>der</strong><br />

Gottesdienste dort war jedesmal ein Risiko. Es wurde deshalb noch <strong>der</strong> Ausweg gefunden, daß man bei<br />

Schwester Marie und Schwester Sofie im Saal <strong>der</strong> Keinkin<strong>der</strong>schule zusammenkam. Die Frauenstunden<br />

bestanden ja dort schon immer. Schwester Marie hielt aber in <strong>der</strong> schlimmen Zeit montags noch zusätzliche<br />

Andachten als Ersatzgottesdienst. Die Geschwister <strong>der</strong> Gemeinschaft unterstützten ihre Kirchengemeinde<br />

und nahmen an den Gottesdiensten im Pfarrhaus o<strong>der</strong> bei Schwester Marie teil.


Stami 2 (5) vom 19.11.97 Blatt 3


Stami 2 (5) vom 19.11.97 Blatt 4<br />

EVANGELISCHE WOCHE 1937<br />

1937 DARMSTADT SGV Bezeichnend für den Kirchenkampf in dieser Zeit ist <strong>der</strong> Bericht von Bru<strong>der</strong><br />

Friedrich Nöll über die Eingriffe staatlicher Macht bei <strong>der</strong> Evangelischen Woche in Darmstadt im Frühjahr<br />

1937.<br />

Zum Dienst am Wort waren dazu außer hiesigen Pfarrern noch Bischof Wurm, Bischof Marahrens,<br />

Missionsdirektor Hartenstein sowie die Pfarrer Wilhelm und Johannes Busch gerufen worden. Die hiesigen<br />

Pfarrer Wolf, Knell und Weinberger sollten die Veranstaltung leiten. Die evangelischen Gemeinden <strong>der</strong> Stadt<br />

hatten dazu in die Pauluskirche eingeladen unter dem Leitwort: "Der Gott <strong>der</strong> Wahrheit will reden zu dem<br />

Menschen <strong>der</strong> Gegenwart. Er hat <strong>der</strong> Kirche Christi befohlen, seine Botschaft zu hören, darüber<br />

nachzudenken und sie zu bezeugen." Am Abend vor Beginn erhielt Pfarrer Wolf ein Schreiben mit <strong>der</strong><br />

Anordnung, um den kirchlichen und religiösen Frieden aufrecht zu erhalten, werde die Evangelische Woche<br />

in Darmstadt verboten. Daraufhin entschlossen sich die Leiter, getreu dem Wort Apostelgesch. 5 Vers 29,<br />

dem Verbot <strong>der</strong> Gestapo nicht zu gehorchen.<br />

Zu den Vorträgen erschienen neben zahlreichen alten Menschen unerwartet viele junge Leute. Als die<br />

Versammlungen fortgesetzt wurden, wandte die Polizei äußerst scharfe Maßnahmen an, um die<br />

Zusammenkünfte zu verhin<strong>der</strong>n. Sie sperrten die Pauluskirche ab. Pfarrer Busch wurde auf <strong>der</strong> Straße<br />

festgenommen und in das Gestapo-Gefängnis in <strong>der</strong> Riedeselstraße gebracht. Bei seinem Abtransport sang<br />

die Gemeinde im Freien: "Ein feste Burg ist unser Gott" und betete laut das Vaterunser. Am späten<br />

Nachmittag wurden auch die leitenden Pfarrer ins Gefängnis gesteckt. Daraufhin übernahmen Pfarrer<br />

Wintermann von <strong>der</strong> Paulus- und Pfarrer Köhler von <strong>der</strong> Martinsgemeinde die Leitung <strong>der</strong> Evangelischen<br />

Woche. Am nächsten Tag waren zwei Gemeinden da, eine innerhalb, eine außerhalb <strong>der</strong> Pauluskirche, die<br />

brausend das Kampflied Luthers sang "Erhalt uns, Herr, bei deinem Wort". Am Sonntag, dem 4.April,<br />

durften in allen Darmstädter Kirchen die Gottesdienste stattfinden, nur nicht in <strong>der</strong> Pauluskirche.<br />

Landesbischof Wurm aus Stuttgart bekam Redeverbot. Georg Bringmann öffnete ihm jedoch am<br />

Sonntagnachmittag die <strong>Stadtmission</strong>. Außer Bischof Wurm sprachen dort noch Pastor Asmussen und<br />

<strong>Stadtmission</strong>ar Bringmann. Mit einer großen Abendmahlsfeier endete hier die Evangelische Woche. Pfarrer<br />

Wintermann mußte aus <strong>der</strong> Schloßkirche vor <strong>der</strong> Polizei fliehen. Er begab sich nach dem Mathildenplatz,<br />

entwischte in das Haus des Metzgermeisters Dintelmann und durch eine Hintertür hinaus in die<br />

Schleiermacherstraße. Beim Wein-Barth aß er fröhlich zu Mittag, predigte um 15 Uhr in Worms, entging<br />

auch dort, durch ein Sakristeifenster schlüpfend, <strong>der</strong> Verhaftung. Er mußte von einem Ort zum an<strong>der</strong>en<br />

flüchten, bis montags die Verfolgung eingestellt und die eingesperrten Pfarrer entlassen wurden. Dabei<br />

läuteten fast alle Darmstädter Glocken."<br />

GV Pastor Ernst Mo<strong>der</strong>sohn, <strong>der</strong> Leiter des Gnadauer Gemeinschaftsverbandes, erhielt als zentrale Person<br />

<strong>der</strong> Gemeinschaftsbewegung Rede-,Reise- und Schreibverbot. Vielen Pfarrern erging es ähnlich, o<strong>der</strong> sie<br />

wurden strafversetzt. An<strong>der</strong>e kamen ins KZ und manche wurden als Zeugen Jesu Christi getötet (z.B. die<br />

Pfarrer Bonhoeffer, Schnei<strong>der</strong> und Pater Delp)


Stami 2 (5) vom 19.11.97 Blatt 5<br />

Im zweiten Weltkrieg<br />

1939/45 ARHEILGEN SGV wurde zwar im zweiten Weltkrieg von Bomben verschont, aber die<br />

Reichsgottesarbeit im ganzen Verband litt doch sehr unter den gesamten Auswirkungen des Krieges. Auch<br />

Prediger Gottfried Menne wurde von Januar 1941 bis Dezember 1942 zum Wehrdienst eingezogen, aber<br />

wegen seines Herzleidens vorzeitig (1942) vom Kriegsdienst entlassen und anschließend in die<br />

Rüstungsindustrie, Firma Carl Schenck, <strong>Arheilgen</strong>, dienstverpflichtet. Seinen Dienst in den Gemeinschaften<br />

tat er weiterhin in <strong>der</strong> ihm verbliebenen Zeit und Kraft. Verschiedene Laienbrü<strong>der</strong> standen ihm zur Seite.<br />

Trotzdem konnte manche Bibelstunde im Bezirk nicht mehr in gewohntem Umfange bedient werden.<br />

Durch die erschwerte Arbeit unter dem nationalsozialistischen Regime 1933-1945 ging die Jugendarbeit<br />

zurück, weil Jugendliche unter 18 Jahren keinem Verein außer den nationalsozialistischen Organisationen<br />

angehören durften. Aufs Ganze gesehen wuchs aber die Gemeinschaftsarbeit in <strong>Arheilgen</strong> stetig, wenn<br />

auch langsam.<br />

FEUERSTURM UND ZERSTREUUNG<br />

Der Krieg breitete seine Schrecken immer mehr aus: Überfüllte Lazarette mit Schwerverwundeten von <strong>der</strong><br />

Front und aus <strong>der</strong> Heimat, tägliches Vorrücken <strong>der</strong> Alliierten, immer mehr Luftangriffe und Zerstörung<br />

deutscher Städte, Evakuierungen, zerstörte Arbeitsplätze usw. kennzeichneten die schlimme Lage.<br />

1944 DARMSTADT Aber Darmstadt stand noch. In <strong>der</strong> <strong>Stadtmission</strong> nahm das Leben in den<br />

Versammlungen seinen Gang. Am Abend des 11.9.44 übte <strong>der</strong> Chor fleißig den 103.Psalm: "Lobe den<br />

Herrn, meine Seele, und was in mir ist, seinen heiligen Namen. Lobe den Herrn, meine Seele, und vergiß<br />

nicht, was er dir Gutes getan hat: Der dir alle deine Sünden vergibt und heilt alle deine Gebrechen, <strong>der</strong> dein<br />

Leben vom Ver<strong>der</strong>ben erlöst, <strong>der</strong> dich krönet mit Gnade und Barmherzigkeit". Vers 15 - 17 lautet: "Ein<br />

Mensch ist in seinem Leben wie Gras, er blüht wie eine Blume auf dem Felde; wenn <strong>der</strong> Wind darüber geht,<br />

so ist sie nimmer da, und ihre Stätte kennet sie nicht mehr. Die Gnade des Herrn aber bleibt von Ewigkeit zu<br />

Ewigkeit..."<br />

11./12.9.1944 DARMSTADT Die Sänger waren schon alle zu Hause, da brach <strong>der</strong> große Feuersturm<br />

über Darmstadt los. Die englischen Bomber zerstörten durch Spreng- und eine Unzahl von Phosphorund<br />

Brandbomben in kurzer Zeit den größten Teil <strong>der</strong> Innenstadt. Als die Mauern zusammenstürzten<br />

und alles weit und breit ein Flammenmeer war, retteten sich Bringmanns mit den Hausbewohnern des<br />

<strong>Stadtmission</strong>shauses durch Flucht auf den Merckplatz.<br />

Vor dem ungeheuren Hitze entfachenden Feuersturm konnten sich nur wenige retten. Viele verbrannten<br />

auf <strong>der</strong> Flucht bei lebendigem Leibe.<br />

Als <strong>der</strong> Verfasser etwa eine Woche später Darmstadt besuchte, ging er durch die verwüstete Stadt; Berge von<br />

Schutt bedeckten viele Straßen. Verkohlte und halbverbrannte Tote, geschrumpft bis auf ca.1-1,5m Länge,<br />

lagen noch auf Plätzen und Wegen, soweit diese nicht mit Schutt bedeckt waren.<br />

In dieser Schreckensnacht starben 61 Geschwister <strong>der</strong> <strong>Stadtmission</strong> und zwar 32 Mitglie<strong>der</strong> mit 13 ihrer<br />

Angehörigen, fünf Jugendbündler, fiinf Sonntagsschüler und sechs <strong>Stadtmission</strong>sfreunde. Bis zum Juni 1945<br />

hatte die <strong>Stadtmission</strong> noch den Tod von neun weiteren Geschwistern zu beklagen. Darunter <strong>der</strong><br />

1.Vorsitzende des Jugendbundes für EC, Friedhelm Bungenberg mit seiner Frau, die am 19. September<br />

1944 durch eine Bombe unter Trümmern verschüttet, starben. Insgesamt wurde <strong>der</strong> <strong>Stadtmission</strong>skreis durch<br />

den Krieg in <strong>der</strong> Heimat um 70 Personen gelichtet, die an <strong>der</strong> Front Gefallenen nicht mitgerechnet.<br />

Die meisten Mitglie<strong>der</strong> und Freunde waren ausgebombt worden. Soweit sie den Feuersturm überlebt hatten,<br />

wurden sie durch Evakuierung in die Orte <strong>der</strong> Umgebung zerstreut.<br />

EIN TREUER KNECHT


Stami 2 (5) vom 19.11.97 Blatt 6<br />

Gemeinschaftsstunden in Darmstadt bot sich nur noch <strong>der</strong> unversehrt gebliebene Saal <strong>der</strong> "Christlichen<br />

Gemeinschaft" in <strong>der</strong> Mollerstraße, den <strong>der</strong>en Leiter, Prediger Christian Krust, dankenswerter Weise <strong>der</strong><br />

<strong>Stadtmission</strong>, <strong>der</strong> Johannesgemeinde und den Freikirchen <strong>der</strong> Allianz zur Mitbenutzung zur Verfügung<br />

stellte. Durch die Entvölkerung <strong>der</strong> Stadt waren es nur wenige, die anfangs zusammenkamen. Deshalb hielt<br />

man die Versammlungen zunächst gemeinsam, später hatte die <strong>Stadtmission</strong> dort wie<strong>der</strong> eigene<br />

Versammlungen.<br />

Nach <strong>der</strong> Bombennacht galt es fiir Bru<strong>der</strong> Bringmann, überall fiir die Geschwister reichlich Trost und<br />

Hoffnung im Aufblick zum Herrn auszusäen. Eifrig und mit viel Mühe machte er sich nun auch daran, die<br />

Verbindung mit den zerstreuten Mitglie<strong>der</strong>n <strong>der</strong> <strong>Stadtmission</strong> wie<strong>der</strong> herzustellen und durch monatliche<br />

Rundbriefe aufrecht zu erhalten und zu festigen.<br />

SGV Auch im Starkenburger Verband versuchte er Lücken, die wegen <strong>der</strong> eingezogenen Prediger noch<br />

immer vorhanden waren, zu füllen. Überall wollte er die Arbeit in Gang halten. Mit seinem alten Fahrrad<br />

war er die meiste Zeit unterwegs, legte auch weite Wege zu Fuß zurück und war unermüdlich tätig im<br />

Dienst. Sein Arbeitsfeld reichte von Groß-Bieberau, Brensbach und Nie<strong>der</strong>-Kainsbach bis Nie<strong>der</strong>-Beerbach,<br />

Pfungstadt, Hahn, Worfelden, Groß-Gerau und Langen. Dazu hielt er Gottesdienste, Taufen, Trauungen und<br />

oft sechs bis acht Beerdigungen an einem Tag. Er arbeitete über seine Kraft.<br />

1945 DARMSTADT Am Sonntag, dem 7.Oktober 1945 rief ihn <strong>der</strong> Herr durch einen Herzschlag heim. Die<br />

<strong>Stadtmission</strong>sleute standen gerade beisammen vor dem Saal in <strong>der</strong> Mollerstraße , als sie vom ersten<br />

Vorsitzenden, Hartmann Stein, diese erschreckende Todesnachricht erhielten. Der Heimgang dieses tapferen,<br />

unerschrockenen Mannes bedeutete einen schweren Verlust. Das spürte man auch weithin im Starkenburger<br />

Land. Arbeit und Kampf fiir Jesus und aufopfernde Fürsorge für die Gemeinde hatten Bringmanns Tage<br />

ausgefüllt. Erschüttert und ratlos stand man an seinem Grabe. Nun blickte man auf die helfende Hand des<br />

Herrn: "Weise mir, Herr, deinen Weg, daß wir in deiner Wahrheit wandeln" (Psalm 86,11). Durch die<br />

Ratlosigkeit hindurch fiihrte Er wun<strong>der</strong>bar weiter.<br />

MÄRZ 1945 SGV Im März 1945 wurde die Provinz Starkenburg durch amerikanische Truppen besetzt,und<br />

am 7. bzw. 8. Mai 1945 endete <strong>der</strong> Krieg. Damit war auch das antichristliche Regime beendet.<br />

Ein schreckliches Gericht hatte Gott über unser Volk ergehen lassen fiir alle Gottlosigkeit und fiir alles<br />

geschehene Unrecht. Aber waren diese Gerichte nicht auch Gottes Züchtigungen <strong>der</strong> Gläubigen in den<br />

Kirchen bis hin zu den kleinsten Gemeinschaften?


Stami 2 (5) vom 19.11.97 Blatt 7<br />

Nach dem zweiten Weltkrieg<br />

1945 ARHEILGEN Nach Ende des Krieges gab Prediger Gottfried Menne seinen Arbeitsplatz bei Firma<br />

Schenck in <strong>Arheilgen</strong> auf und stellte sich wie<strong>der</strong> ganz <strong>der</strong> Gemeinschaftsarbeit des Bezirks zur Verfügung.<br />

1945 SGV ARHEILGEN EC Der Oberlehrer Hans Metzger, Bru<strong>der</strong> des ehemaligen<br />

Oberbürgermeisters und Staatsministers Ludwig Metzger, fiihrte nach dem Krieg die ersten Evangelisationen<br />

in verschiedenen Gemeinschaften des Verbandes durch. Das wirkte in <strong>der</strong> geistlichen Dürre <strong>der</strong> Zeit wie eine<br />

gesegnete Erfrischung. Im September 1945 evangelisierte er auch in <strong>Arheilgen</strong>. Neun junge Menschen<br />

kamen zum Glauben. Die Freude war groß.<br />

Noch immer wan<strong>der</strong>te man des Abends von <strong>Arheilgen</strong> zur Stunde des gemeinsamen Jugendbundes nach<br />

Wixhausen. Nun aber wurde mit beson<strong>der</strong>en Jugendbundstunden in <strong>Arheilgen</strong> begonnen (1945). Man<br />

versammelte sich zunächst im Hause Fritz, wo aber <strong>der</strong> Raum bald nicht mehr ausreichte.<br />

1946 m Frühjahr 1946 wurde <strong>der</strong> Jugendbund für EC <strong>Arheilgen</strong> selbständig. Sein erster Leiter wurde<br />

Helmut <strong>Diedrichs</strong>.<br />

1947 Am 19./20.April 1947 fand die EC-Landesverbandstagung im Evangelischen Gemeindehaus von Da.-<br />

<strong>Arheilgen</strong> statt. Sie stand unter dem Thema: "Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit" und<br />

wurde durch die Verkündigung von Pastor Arno Pagel zu einem beson<strong>der</strong>en Erlebnis. Bei <strong>der</strong> Organisation<br />

und Versorgung halfen Geschwister von <strong>der</strong> Gemeinschaft und die in <strong>Arheilgen</strong> stationierte Schwester<br />

Frieda Gärtner (vom Missionshaus Liebenzell) fleißig mit<br />

Nach Rückkehr aus <strong>der</strong> Kriegsgefangenschaft übernahm Heinrich Brunner, <strong>der</strong> Sohn des früheren<br />

Vorsitzenden, den gemischten Chor und wurde Mitglied in <strong>der</strong> Gemeinschaft.<br />

1947 wurde <strong>der</strong> Gitarrenchor und 1948 die Kin<strong>der</strong>arbeit neu ins Leben gerufen.<br />

1949 Im Jahre 1949 konnte das 100-jährige Bestehen <strong>der</strong> Gemeinschaftsbewegung in <strong>Arheilgen</strong> mit einem<br />

umfangreichen Programm gefeiert werden. Die Chöre aus dem gesamten Verband wirkten mit.<br />

Die Ausweitung <strong>der</strong> Gemeinschaftsarbeit in <strong>Arheilgen</strong>s Umgebung bis<br />

1951<br />

Bald nachdem Bru<strong>der</strong> Menne seinen Dienst als Prediger in <strong>der</strong> Gemeinschaft antrat (Dezember 1926) begann<br />

man mit <strong>der</strong> Ausbreitung des Evangeliums in <strong>der</strong> Umgebung. Nach einer umfangreichen<br />

Blättermissionsarbeit kam es zu manchen gesegneten Gesprächen in den Häusern. War ein Dorf auf<br />

diese Weise "durchgearbeitet", so fand eine Evangelisation statt, die meist sehr gut besucht wurde,<br />

und die Bildung von Ortsgemeinschaften zur Folge hatten.<br />

1936 BEZIRKSVORSTAND Am 13.9.1936 konnte dann <strong>der</strong> erste Bezirksvorstand gebildet werden. Ihm<br />

gehörten <strong>der</strong> Arheilger Vorstand und zwei Vertreter aus den übrigen Gemeinschaften des Bezirks an. Hierfiir<br />

wählte man die Brü<strong>der</strong> Schleitzer/Langen und Schmidt/Wixhausen.<br />

1943 Bru<strong>der</strong> Friedrich Eichner hatte in <strong>Arheilgen</strong> nach dem Heimgang von Vater Brunner (15.3.43) den<br />

Vorsitz des Vorstandes übernommen und war damit zugleich auch Vorsitzen<strong>der</strong> des Gemeinschaftbezirks.<br />

GEMEINSCHAFT WDMAUSEN


Stami 2 (5) vom 19.11.97 Blatt 8<br />

25.Jan.bis 1.Febr.1931 in <strong>der</strong> Kirche in Wixhausen durch Prediger Arthur Neuber. Das Wort Gottes<br />

schlug mächtig ein. Die Kirche war überfüllt, und viele nahmen Jesus Christus als ihren Heiland und Erretter<br />

in ihr Leben auf<br />

Hier war eine Erweckungszeit angebrochen. Gleich nach <strong>der</strong> Evangelisation schenkte Gottes Güte <strong>der</strong> neu<br />

begonnenen Gemeinschaftsarbeit ein Heim. In <strong>der</strong> Gärtnersmühle konnte ein Versammlungslokal gemietet<br />

und hergerichtet werden. Es war ein Kreis von 50 bis 60 Leuten, die sich am 15.2.1931 zu einer<br />

Landeskirchlichen Gemeinschaft zusammenschlossen. Noch heute ist dieser Kreis ein bedeuten<strong>der</strong><br />

Angelpunkt <strong>der</strong> Bezirksarbeit.<br />

1932 EC 1932 wurde <strong>der</strong> schon erwähnte Jugendbund für EC gegründet.<br />

In späteren Jahren versammelten sich die Gemeinschaft und die Jugend im Wichernheim (Aumühle), wo<br />

auch Prediger Menne wohnte.<br />

STADTMISSION LANGEN<br />

1930 LANGEN Auch im benachbarten Langen wurden die Arheilger aktiv. Durch Blätterarbeit und<br />

Hausbesuche wurden Kontakte geknüpft. Im Sitzungsprotokoll (Okt.1931) des Starkenburger<br />

Gemeinschaftsverbandes ist verzeichnet: "Es sei noch bemerkt, daß sich (1930) auch in Langen ein<br />

Gemeinschaftskreis gebildet hat", und "die Gemeinschaft macht gute Fortschritte!" Bru<strong>der</strong> Augustin aus<br />

Langen war ein Mann mit Initiative, <strong>der</strong> am Anfang viel zur Entwicklung dieser Arbeit beigetragen hat.<br />

Ermuntert durch die miterlebte Erweckung bei <strong>der</strong> Evangelisation in Wixhausen beschaffte er Stühle und ein<br />

Podium für das eigene Lokal, das sich die Gemeinschaft gemietet hatte, und insgesamt 85 Besuchern Platz<br />

bot.<br />

1931 Die mit gutem Erfolg im November 1931 abgeschlossene Evangelisation von Prediger Arthur<br />

Neuber brachte neues Wachstum und war eine Stärkung für die Gemeinschaft. Durch die anschließende<br />

Bibelwoche (1934), gehalten von Lehrer Weimar, wurden die Geschwister im Glauben gefestigt und<br />

weitergeführt. In diesen Jahren wuchs die Gemeinschaft bis auf 100 Besucher an, so daß <strong>der</strong><br />

Versammlungsraum in <strong>der</strong> Wallstraße zu klein wurde.<br />

1936 Im Jahre 1936 gab die Gemeinschaft ihr bisheriges Lokal auf und führte ihre Arbeit als<br />

<strong>Stadtmission</strong> im kirchlichen Gemeindehaus fort. Eine Evangelisation machte die Arbeit in <strong>der</strong> neuen Form<br />

am neuen Ort sogleich bekannt.<br />

Die Arbeit <strong>der</strong> <strong>Stadtmission</strong> in Langen hatte in den ersten Jahren ihrer Entstehung etliche Schwierigkeiten<br />

und Anfeindungen zu überwinden, die vorwiegend von kirchlicher Seite kamen. Als das kirchliche Leben<br />

immer mehr zum Erliegen kam, än<strong>der</strong>te sich das Verhältnis zur <strong>Stadtmission</strong>. Im Ev.Sonntagsblatt vom<br />

23.8.1936 heißt es:<br />

"Regelmäßige Gottesdienstbesucher sind eine Anzahl des evangel. Männervereins und ganz beson<strong>der</strong>s die<br />

Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Evangelischen <strong>Stadtmission</strong> Langen. Sie bilden den Stamm <strong>der</strong> Kirchenbesucher".<br />

Im gleichen Jahr wurde ein Vertrag mit <strong>der</strong> Kirchengemeinde geschlossen, in dem <strong>der</strong> <strong>Stadtmission</strong> Langen<br />

im Evangelischen Gemeindehaus volle Freiheit und Selbständigkeit ihrer Arbeit zugestanden wurde. Trotz<br />

dieses Vertrages mußten in den Folgejahren immer wie<strong>der</strong> Einschränkungen hingenommen werden.<br />

GEMEINSCHAFT BRAUNSHARDT<br />

1931 BRAUNSHARDT Ende Januar 1931 fand auch in Braunshardt eine Evangelisation durch Prediger<br />

Arthur Neuber mit gutem Erfolg statt. Ein kleiner Gemeinschaftskreis war damals schon vorhanden. Seine<br />

Entstehung hat die Gemeinschaft <strong>der</strong> überaus gesegneten Arbeit von Lehrer Spamer zu verdanken.<br />

Vor seiner Versetzung nach Braunshardt (1919) war er in Darmstadt tätig. Schon 1894 war er dort in <strong>der</strong><br />

<strong>Stadtmission</strong> ein treuer Mitarbeiter und eine wertvolle Hilfe mit dem "Dienst am Wort" und von 1906 an<br />

gehörte er dort auch zum damaligen Vorstand. Er half auch bei <strong>der</strong> Betreuung <strong>der</strong> Gemeinschaft in Eberstadt,<br />

bis sie ihren eigenen Prediger hatte, fleißig mit.<br />

Wann genau die Gemeinschaft in Braunshardt entstand, ist nicht mehr zu ermitteln. Sie war aber gewiß<br />

schon 1931 vorhanden. Auch die Vandsburger Schwester, Karoline Keller, (heute Diakonissenhaus<br />

Marburg) arbeitete um diese Zeit dort mit.


Stami 2 (5) vom 19.11.97 Blatt 9<br />

1937 Nach dem Heimgang von Bru<strong>der</strong> Spamer wurde die Arbeit in Braunshardt vom Bezirk <strong>Arheilgen</strong><br />

und damit vom Verband übernommen.<br />

1937/38 Für die nun weiter ausgebaute Gemeinschaftsarbeit wurde als Hilfe die erste Liebenzeller<br />

Schwester Käthe Keppler im Oktober 1938 eingestellt und in Braunshardt stationiert. Ihre Wohnung diente<br />

fortan als Versammlungslokal für die Gemeinschaft.<br />

EC Wie aus mündlicher Überlieferung bekannt wurde, existierte vor dem zweiten Weltkrieg ein EC-<br />

Jugendbund, <strong>der</strong> von Jugendlichen aus den umliegenden Orten besucht wurde. Von Erzhausen z.B.<br />

marschierte man sonntags zur Jugendbundstunde nach Braunshardt, um dort den Tag mit Geschwistern zu<br />

verbringen.<br />

GEMEINSCHAFT WORFELDEN<br />

WORFELDEN Auch <strong>der</strong> Gemeinschaftskreis in Worfelden hat seinen Ursprung <strong>der</strong> eifrigen missionarischen<br />

Arbeit des Lehrers Spamer zu verdanken. Durch ihn kam auch <strong>der</strong> Schmiedemeister Jakob Weyrauch in<br />

Worfelden zum lebendigen Glauben. Dieser wurde ein treuer Zeuge Jesu, hielt Versammlungen und war<br />

vielen ein bleiben<strong>der</strong> Segen. Lei<strong>der</strong> wurde er schon im Alter von 67 Jahren heimgerufen.<br />

1931 Um das Jahr 1931 war auch in Worfelden die Vandsburger Schwester Karoline Keller in <strong>der</strong><br />

Gemeinschaft tätig. Wann die ersten Zusammenkünfte waren, ist nicht mehr zu sagen.<br />

1947 SGV Im Jahre 1947 wurde dieser Kreis vom Gemeinschaftsbezirk <strong>Arheilgen</strong> übernommen.<br />

1949 WORFELDEN EC Die Gründung des EC-Jugendbundes fällt in das Jahr 1949. Anfänglich traf man<br />

sich in Groß-Gerau, in späteren Jahren dann im Ev.Gemeindehaus Worfelden. Die Besucher kamen aus den<br />

umliegenden Orten Trebur, Groß-Gerau, Geinsheim, Braunshardt, Klein-Gerau und Wixhausen. Durch<br />

Evangelisationen und Bibelwochen versuchte man Worfelden mit dem Evangelium zu erreichen.<br />

GEMEINSCHAFT WEITERSTADT<br />

1931 WEITERSTADT Nach guter Vorbereitung fand durch <strong>Stadtmission</strong>ar Bringmann im Dezember<br />

1931 in <strong>der</strong> Weiterstädter Kirche die erste Evangelisation statt. Der Besuch war zuerst spärlich, aber gegen<br />

Ende <strong>der</strong> Veranstaltungen war die Kirche überfüllt. Sogleich wurde eine Bibelstunde geplant. Zunächst aber<br />

fehlte es an einer Familie, wo man beginnen konnte.<br />

1935/68 Im Jahre 1935 erfolgte <strong>der</strong> Anschluß <strong>der</strong> Gemeinschaft Weiterstadt an den Gemeinschaftsbezirk<br />

<strong>Arheilgen</strong>. Von 1943 an konnten die Versammlungen infolge <strong>der</strong> schwierigen Kriegsverhältnisse nicht<br />

weiter fortgeführt werden.<br />

Nachdem die Liebenzeller Schwester Lina Graß 1945 von <strong>der</strong> Ortsgemeinde als Gemeindeschwester<br />

angestellt wurde, traf man sich zu den Gemeinschaftsstunden in ihrer Wohnung.<br />

1948 Seit Februar 1948 stellte die Kirchengemeinde <strong>der</strong> Gemeinschaft die Sakristei für ihre<br />

Versammlungen bereit.<br />

GEMEINSCHAFT GRÄFENHAUSEN<br />

ca.1930 GRÄFENHAUSEN In Gräfenhausen wurde <strong>der</strong> bereits bestehende kleine Gemeinschaftskreis, <strong>der</strong><br />

sich bisher um die Vandsburger Diakonisse Karoline Keller und den jungen Schuhmacher Paul Stark<br />

sammelte, vom Gemeinschaftsbezirk <strong>Arheilgen</strong> übernommen und weiter betreut. Man versammelte sich<br />

damals im Hause des Oberförsters Hess.<br />

1932 fand eine Evangelisatsion durch Prediger Witzel und eine Volksmissionswoche mit dem<br />

Chinamissionar Grohmann in <strong>der</strong> Kirche statt. Die Gemeinschaftsstunden entwickelten sich gut und<br />

konnten auch während des Krieges (1939/45) aufrecht erhalten werden.<br />

1946/50 1946 evangelisierte Oberlehrer Hans Metzger mit gutem Erfolg. Daraufhin wuchs die<br />

Besucherzahl <strong>der</strong>maßen, daß <strong>der</strong> Kreis in die Kleinkin<strong>der</strong>schule <strong>der</strong> Ev.Kirchengemeinde verlegt werden<br />

mußte. Mit dem Aufblühen <strong>der</strong> Gemeinschaftsarbeit begann gleichzeitig auch die Arbeit unter den Kin<strong>der</strong>n,


Stami 2 (5) vom 19.11.97 Blatt 10<br />

die nun von Schwester Frieda Gärtner mit viel Liebe und Treue getan wurde. Die Familie Heß stellte dafiir<br />

ihre Wohnung zur Verfügung. Auch in <strong>der</strong> Nachbargemeinde Schneppenhausen fand vorübergehend eine<br />

Kin<strong>der</strong>stunde statt.<br />

GEMEINSCHAFT EGELSBACH<br />

1933 EGELSBACH Im christlichen Blättchen "Nimm und lies" wurde im Jahre 1933 erstmals zu<br />

Bibelstunden im Vereinszimmer des "Darmstädter Hofes" eingeladen.<br />

1936 Eine offizielle Gemeinschaftsarbeit in Egelsbach begann aber erst im Jahre 1936 durch den<br />

Gemeinschaftsbezirk <strong>Arheilgen</strong> begonnen. 1939 fand eine Evangelisation statt. Nach Ausbruch des<br />

Krieges konnte jedoch wegen <strong>der</strong> schwierigen Verkehrsverhältnisse <strong>der</strong> Ort nicht mehr wie früher bedient<br />

werden.<br />

1948 Doch 1948 wurde erneut mit einer Gemeinschaftsarbeit begonnen. In einer Gaststätte trafen sich im<br />

Durchschnitt zwölf Personen zur Bibelstunde.<br />

GEMEINSCHAFT ERZHAUSEN<br />

1927 ERZHAUSEN Der Gemeinschaftsbezirk <strong>Arheilgen</strong> begann mit einer gezielten Blättermission und<br />

den Besuchsdiensten von Bru<strong>der</strong> Gottfried Menne und Frau Emma Klingler. Im Jahre 1927 kam es<br />

daraufhin zur Gründung <strong>der</strong> Landeskirchlichen Gemeinschaft in Erzhausen. Zu den Versammlungen traf<br />

man sich zuerst in <strong>der</strong> Ludwigstraße bei Frau Knöß, siedelte dann um in die Wohnung von Frau Thomas in<br />

<strong>der</strong> Bahnstaße, fand dann vorübergehend beim Kirchenvorsteher Peter Köhres in <strong>der</strong> Brühlstraße eine Bleibe,<br />

bis das Ev.Gemeindehaus endgültig als Versammlungsort diente. Die Gemeinschaft war bald auf 25 bis 30<br />

Besucher angewachsen.<br />

Von 1940 an wurde <strong>der</strong> Ort während des Krieges nicht mehr bedient Verschiedene jüngere<br />

Gemeinschaftsbesucher, darunter Frau Klingler, Herr Heinz und Frau Marie Trautmann (wurde später<br />

Marburger Schwester), fanden sich mit dem EC-Jugendbund in Braunshardt zusammen.<br />

1947/50 ERZHAUSEN In den Jahren 1947 und 1950 fanden Evangelisationen mit Bru<strong>der</strong> Arthur Neuber<br />

statt, die eine Neubelebung bewirkten.<br />

GEMEINSCHAFT GROSS-GERAU<br />

GROB-GERAU Die Gemeinschaft Groß-Gerau verdankt ihr Entstehen dem Wirken Gottes durch den<br />

tatkräftigen Dienst von Bru<strong>der</strong> Richard Birkholz, <strong>der</strong> als Bahnkassen-Oberassistent von Ostpreußen nach<br />

Griesheim gekommen war und sich in Darmstadt <strong>der</strong> Evangelischen <strong>Stadtmission</strong> angeschlossen hatte. Hier<br />

war er stets gern bereit, am Reiche Gottes mitzubauen. In <strong>der</strong> großen Bekenntniskundgebung "Jesus lebt"<br />

leitete er im vollbesetzten "großen Saalbau" am 12.4.1910 die Versammlung. Auch in Eberstadt half er in <strong>der</strong><br />

Gemeinschaft im Dienst am Wort mit, bis Bru<strong>der</strong> Neuber dort eingestellt wurde. Nachdem Bru<strong>der</strong> Birkholz<br />

1925 seinen Wohnsitz in Groß-Gerau nahm arbeitete er dort fleißig am Aufbau <strong>der</strong> Gemeinschaft. Im Jahre<br />

1925 wurde er zum zweiten Vorsitzenden des Starkenburger Verbandes gewählt.<br />

1920 Die ersten Gemeinschaftsstunden begannen im Jahre 1920. Sie wurden von den Brü<strong>der</strong>n Hägele und<br />

Missionar Rottmann gehalten und fanden in den Fabrikräumen <strong>der</strong> Firma Schnei<strong>der</strong>-Birkholz in <strong>der</strong><br />

Darmstädter Straße statt. Ursprünglich war die Gemeinschaft mit <strong>der</strong> <strong>Stadtmission</strong> Darmstadt verbunden und<br />

gehörte als selbständige Arbeit noch 1933 dem Starkenburger Verband direkt an.<br />

1933 Von 1933 an fanden die Gemeinschaftsstunden, an denen ca. 30 bis 40 Personen teilnahmen, im Saal<br />

<strong>der</strong> Buchdruckerei Fink in <strong>der</strong> Jahnstraße statt. Nach dem Heimgang von Bru<strong>der</strong> Birkholz (3.2.1933) wurde<br />

die Gemeinschaft zunächst von <strong>der</strong> <strong>Stadtmission</strong> Darmstadt betreut, später aber vom Bezirk <strong>Arheilgen</strong><br />

übernommen.<br />

1925/48 In den Jahren 1925 bis 1948 wurden mehrere evangelistische Veranstaltungen und Bibelwochen<br />

mit Pfarrer Blümler, Pfarrer Gottwaldt u.a. durchgeführt. Sie alle dienten zur Stärkung <strong>der</strong> Gemeinschaft.


Stami 2 (5) vom 19.11.97 Blatt 11<br />

GEMEINSCHAFT BÜTTELBORN<br />

1937 BÜTTELBORN Im Jahre 1937 bestand in Büttelborn ein Mädchenkreis, <strong>der</strong> von vier jungen<br />

Mädchen besucht wurde. Er entstand durch Sofie Hammann, die als freie Schwester von <strong>der</strong> Ortsgemeinde<br />

angestellt war. In ihrer Wohnung traf man sich zum gemeinsamen Bibellesen, Singen und Beten.<br />

Im gleichen Jahr fand in Groß-Gerau eine Evangelisation mit Prediger Weber statt. Frau Klink, die<br />

Schwester von Johannes Birkholz verteilte mit ihrem Mann Traktate und Einladungszettel in Büttelborn, und<br />

erreichten so einige Jugendliche, die sich dann zu dem Mädchenkreis einladen ließen. Durch Frau Klink<br />

wurde Bru<strong>der</strong> Menne auf diesen kleinen Kreis aufmerksam, und so kam es, daß Bru<strong>der</strong> Gottfried Menne<br />

und Bru<strong>der</strong> Karl Fritz aus <strong>Arheilgen</strong> bald regelmäßige Bibelstunden in <strong>der</strong> Schwesternwohnung abhielten.<br />

Daraufhin wurde <strong>der</strong> Kreis in den Bezirk <strong>Arheilgen</strong> intgegriert. Durch die vielen Kontakte, die Schwester<br />

Sofie als Gemeindeschwester in Büttelborn hatte, konnte sie immer wie<strong>der</strong> zu den Bibelstunden einladen<br />

Der Kreis vergrößerte sich, und bald trafen sich 10 bis 20 Frauen in <strong>der</strong> Bibelstunde. Während <strong>der</strong> Kriegjahre<br />

fanden die Versammlungen im Kin<strong>der</strong>garten statt. Die Wohnung <strong>der</strong> Schwester reichte nicht mehr aus, weil<br />

auch einige junge Männer aus dem Arbeitsdienstlager am Ort hinzukamen.<br />

Im November 1949 evangelisierte Prediger Neuber.<br />

SPRENDLINGEN und GÖTZENHAIN<br />

1931 SPRENDLINGEN Nach Sprendlingen wurde Bru<strong>der</strong> Menne von <strong>der</strong> dortigen Lehrerin, Fräulein<br />

Kayser, mit <strong>der</strong> Bitte gerufen, die bereits von ihr angefangene Arbeit vom Gemeinschaftsbezirk <strong>Arheilgen</strong><br />

zu übernehmen. Aber die Ortsschwester Lina Karrer aus Liebenzell, die zuvor in <strong>der</strong> Gemeinschaft<br />

Eberstadt gedient hatte, wollte das nicht gern. Doch es wurde vereinbart, daß Bru<strong>der</strong> Menne einmal<br />

wöchentlich dort Stunde halten sollte.<br />

1933/34 GÖTZENHAIN SPRENDLINGEN Im Jahre 1933 schloß sich auch die Gemeinschaft Götzenhain<br />

dem Bezirk <strong>Arheilgen</strong> an. Aber im Jahre 1934 wurden die Arbeiten in Sprendlingen und Götzenhain, wegen<br />

<strong>der</strong> örtlichen Verhältnisse dann doch ganz <strong>der</strong> dortigen Schwester anvertraut.


1E<br />

Bezirk <strong>Stadtmission</strong> Da-<strong>Arheilgen</strong><br />

1951 - 1988<br />

EVANGELISCHE STADTMISSION DA.-ARHEILGEN<br />

Arheilg 1951/52 Die in <strong>der</strong> Gemeinschaft festzustellende Stagnation erhoffte man mit einer<br />

Neubelebung durch Gastredner zu überwinden. Die erste deshalb beschlossene Bibelwoche (Anfang<br />

1951) wurde von <strong>der</strong> Aidlinger Diakonisse Schwester Maria STAHL gehalten. Ihre praxisbezogene<br />

Verkündigung wurde vielen zur Hilfe und etliche ließen sich rufen zu einem völligeren Glaubensleben.<br />

Doch wurden schon in dieser Zeit wie auch später gegensätzliche Bewertungen offenkundig. Manche<br />

befiirchteten eine falsche Ausrichtung. Deshalb kam es dann in <strong>der</strong> Verbandssitzung vom 18.8.1951 zur<br />

Teilung <strong>der</strong> Gemeinschaft.<br />

Der ältere Stamm <strong>der</strong> Gemeinschaft mit dem damaligen Vorsitzenden Bru<strong>der</strong> Eichner und dem EC-<br />

Jugendbund versammelte sich danach in <strong>der</strong> Frankfurter Landstraße 199, während <strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Teil im<br />

Evangelischen Gemeindehaus verblieb. Beide Kreise führen heute die Tradition <strong>der</strong><br />

Gemeinschaftsbewegung in <strong>Arheilgen</strong> fort.<br />

Am 17.9.1952 erfolgte die Umbenennung <strong>der</strong> sich in <strong>der</strong> Frankfurter Landstraße 199 versammelnden<br />

Gemeinschaft in "Evangelische <strong>Stadtmission</strong> Da.-<strong>Arheilgen</strong> e.V.", weil dies dem Charakter <strong>der</strong> Arbeit <strong>der</strong><br />

Gemeinschaft besser entsprach. Die Versammlung beschloß zugleich damit ihre Satzung.<br />

Der Herr gab Gnade zur weiteren Arbeit und zur Erweckung von neuem Glaubensleben. Die Besucherzahlen<br />

mehrten sich, sodaß manchmal <strong>der</strong> Saal nicht ausreichte.<br />

Die nachfolgend genannten Prediger und Praktikanten, die als <strong>Stadtmission</strong>are nacheinan<strong>der</strong> tätig waren,<br />

hatten daran reichen Anteil:<br />

Helmut Gärtner 1951/52 (Bibelschule Beatenberg)<br />

Paul Ott 1952/54 (Bibelschule Beatenberg)<br />

Heinz Weber 1954/57 (Bibelschule Beatenberg)<br />

Werner Merdes 1958/59 (Bibelschule Liebenzell)<br />

E. Achenbach 1959 (Brü<strong>der</strong>haus Tabor, Marburg)<br />

Christian Faust 1960/63 (Brü<strong>der</strong>haus Tabor, Marburg)<br />

Heinrich Klüh 1963/67 (Brü<strong>der</strong>haus Tabor, Marburg)<br />

Siegfried Wehrheim 1967/72 (Brü<strong>der</strong>haus Tabor, Marurg)<br />

Walter Mehl 1972/74 (Brü<strong>der</strong>haus Tabor, Marburg)<br />

Harry Clark 1974/77 (Brü<strong>der</strong>haus Tabor, Marburg)<br />

Ottfried Czerwinski 1977/87 (Brü<strong>der</strong>haus Tabor, Marburg)<br />

Friedrich Windisch 1987/89 (Deutsche Missionsgemeinschaft)


2E<br />

Die <strong>Stadtmission</strong> wurde durch folgende Vorsitzenden geleitet:<br />

Friedrich Eichner (1951/60) Adam Heß (1961/62)<br />

Helmut <strong>Diedrichs</strong> (1963/85) Walter Ottmar seit 1985<br />

Der erweckte Missionssinn <strong>der</strong> <strong>Stadtmission</strong> begann auch in <strong>der</strong> äußeren Mission Frucht zu tragen.<br />

1952 Von Anfang an (1951/52) half sie beim Start <strong>der</strong> neu gegründeten Deutschen<br />

Missionsgemeinschaft (DMG) mit. Als erster Missionar <strong>der</strong> DMG wurde <strong>Arheilgen</strong>s erster Prediger<br />

Helmut GÄRTNER als Missionar <strong>der</strong> <strong>Stadtmission</strong> von <strong>Arheilgen</strong> nach Spanien und Nordafrika ausgesandt.<br />

Die Anfänge des Evangeliums-Rundfunks (ERF) entstanden durch seine Zusammenarbeit mit Mister Paul<br />

Freed von <strong>der</strong> Trans World Radio Mission in Tanger und Wetzlar. Auch <strong>der</strong> zweite Prediger Paul OTT ließ<br />

sich von <strong>der</strong> DMG als Missionar nach Japan aussenden.<br />

Die Mitglie<strong>der</strong> Drs Hans und Irmgard ERHARD wurden als DMG-Missionare 1986 ausgesandt. Die<br />

<strong>Stadtmission</strong> ist noch heute im Vorstand und Missionsrat <strong>der</strong> DMG vertreten.<br />

Durch die Bibelwochen <strong>der</strong> Aidlinger Schwestern STAHL, NOLLER, WÖRLE; KRÖGER und Prediger<br />

HENSS, aber auch durch die Evangelisationen von Pfarrer ROOS und Pfarrer Dr. KLINKE kamen immer<br />

wie<strong>der</strong> Menschen zum lebendigen Glauben.<br />

1953 Arheilg Von 1953 an fand fast jedes Jahr bis heute im Spätherbst eine Glaubenskonferenz statt,<br />

die meistens zwei Tage dauerte. Von 1957 bis 1980 diente an diesen Tagen meistens Oberforstmeister a.D.<br />

Emil Kremer aus Colmar. Dieser Bru<strong>der</strong> war ein Charakter vom Schlage <strong>der</strong> alten Kämpfer in <strong>der</strong><br />

Gemeinschaftsbewegung. Er ließ vor allem das Wort reden und verstand es, die Gnade in ihrem ganzen<br />

Reichtum darzustellen. Zwei an<strong>der</strong>e herausragende Persönlichkeiten, die in <strong>der</strong> <strong>Stadtmission</strong> in einer<br />

Bibelwoche dienten, sollen hier ebenfalls genannt sein. Die erste war Pfarrer Dr. von Eicken aus Marburg.<br />

Er war wie ein "wandelndes Lexikon"; überfließend war sein Wissen im Worte Gottes und auch auf<br />

an<strong>der</strong>en Gebieten. Die an<strong>der</strong>e war Pfarrer Dr. Ernst Giese, <strong>der</strong> im zweiten Weltkrieg erblindete und später<br />

erst Theologie studierte. Er hatte ein so enormes Gedächtnis, daß er große Teile <strong>der</strong> Bibel wörtlich mit<br />

Angabe <strong>der</strong> Stellen auswendig kannte. Die Bibelabschnitte, über die er sprach, "las" er aus dem Gedächtnis<br />

vor.<br />

1957 Im Jahre 1957 übernahm die <strong>Stadtmission</strong> die Trägerschaft des Kin<strong>der</strong>gartens <strong>der</strong> "Tante Mia" (Marie<br />

Büttner) in Kranichstein. Durch die dadurch bedingte Mitgliedschaft im Landesverein für Innere Mission<br />

wurde die <strong>Stadtmission</strong> auch Mitglied <strong>der</strong> Nachfolgeorganisation "Diakonisches Werk <strong>der</strong> EKHN".<br />

Schwester Auguste Fritz (Malche-Schwester), die zuvor Oberin im Erziehungsverein Neukirchen war,<br />

setzte sich in ihrem Ruhestand ganz für die Arbeit des Herrn innerhalb <strong>der</strong> <strong>Stadtmission</strong> ein. In Ihrem<br />

hingebungsvollen Dienst war sie vielen ein Vorbild und eine stets einsatzbereite Helferin. Sie spendete<br />

ihren Acker als Grundstock für die Errichtung eines Gebäudes für die <strong>Stadtmission</strong>.<br />

Schon lange war auch das Bedürfnis nach einer eigenen Versammlungsstätte wachgeworden. 1960 konnte<br />

das zentral gelegene Grundstück Frankfurter Landstr.173 von Frau Dora DIETER, einer Besucherin <strong>der</strong><br />

Gemeinschaft (im Ev.Gemeindehaus) erworben werden Eine neue Bauverordnung verhin<strong>der</strong>te größere<br />

Pläne.<br />

Der Abbruch <strong>der</strong> alten Scheune und <strong>der</strong> Aufbau des Heims geschah ausschließlich in Selbsthilfe. Hierbei,<br />

wie auch bei <strong>der</strong> Ausgestaltung <strong>der</strong> Räume, hatte wesentlich die praktische Begabung von Prediger<br />

Christian FAUST beigetragen.<br />

1962 Arheilg Die Einweihung des neuen Saales fand mit einer Festansprache von Pfarrer Dr. Klinke<br />

und mit einer anschließenden Bibelwoche von Pfarrer Neidhardt statt. Jetzt konnte sich auch die Arbeit<br />

besser und freier entfalten.


3E<br />

1979 Arheilg Im Jahre 1979 wurde mit einer Seniorenarbeit begonnen. Prediger CZERWINSKI, <strong>der</strong> jetzt<br />

noch als Ruheständler mithilft, hat mit seiner Frau wesentlich zu ihrem Gelingen beigetragen. Neben einem<br />

stets wechselnden Programm wurde an den Seniorentreffs immer auch als Teil <strong>der</strong> Veranstaltung ein klares<br />

Gottes Wort geboten. Das hat Frucht gewirkt und auch den Versammlungsbesuch gebessert.<br />

Durch die von Familie Czerwinski neu aufgebaute Kin<strong>der</strong>arbeit weitete sich die Jugendarbeit wie<strong>der</strong> aus,<br />

sodaß heute die Räume zu klein geworden sind.<br />

1987 Nach langjährigen Verhandlungen mit <strong>der</strong> Stadt konnte die <strong>Stadtmission</strong> nun endlich gegen Ende des<br />

Jahres 1987 mit dem Bau des neuen JUGEND-,SENIOREN- und GEMEINSCHAFTSHAUSES beginnen.<br />

SCHNEPPENHAUSEN<br />

Schnepph 1955 Durch eine Evangelisation 1955 entstand in Schneppenhausen ein HAUSKREIS, <strong>der</strong><br />

zeitweise auch als Bibelstunde gehalten wurde. Heute beteiligen sich die Geschwister von dort an den<br />

Versammlungen in Da.-<strong>Arheilgen</strong>.<br />

GEINSHEIIVI<br />

Geinsh 1956 Im Jahre 1956 fand mit dem Einverständnis des Ortspfarrers durch <strong>Stadtmission</strong>ar Heinz<br />

WEBER mit Lehrer Adam HESS eine Evangelisation in Geinsheim statt, wobei <strong>der</strong> Pfarrer auch zugegen<br />

war. Es kam zu einer Erweckung. Am letzten Abend wollten die meisten Versammlungsbesucher ihr Leben<br />

mit Jesus bereinigen. Der anwesende Pfarrer aber war von diesem bewegenden Aufbruch schockiert und<br />

hielt das wohl nicht für heilsnotwendig. Er begann gleich früh am an<strong>der</strong>en Tag durch Hausbesuche<br />

dagegen zu arbeiten. Die Nacharbeit war somit zum Scheitern verurteilt. Ein junger Mann ließ sich<br />

jedoch nicht beirren. Er ist noch heute ein treuer Jünger Jesu.<br />

MESSEL<br />

Messel 1957 Unter Bru<strong>der</strong> Heinz WEBER (jetzt Lehrer <strong>der</strong> Bibelschule Brake) begannen die<br />

Bemühungen, auch den Ort Messel für die Gemeinschaftsarbeit zu erschließen. In <strong>der</strong> kleinen<br />

"Faschingshochburg" war das aber sehr schwer. Durch eine Evangelisation von Bru<strong>der</strong> Werner Bürklin<br />

(Jugend für Christus) im März 1957 erfolgte dann <strong>der</strong> Durchbruch, als die Jugend im Saal in grober Weise<br />

störte und dem Redner darüber die Tränen kamen. Mit ganzem Ernst und großer Stille wurde darauf das<br />

verkündigte Wort respektiert. Seitdem konnten in Messel regelmäßig wöchentlich Bibelstunden gehalten<br />

werden, aus <strong>der</strong> dann die Gemeinschaft entstand. Außer älteren Menschen kamen auch Jugendliche zum<br />

Glauben. Gottes Gnade, aber auch die Dienste <strong>der</strong> Brü<strong>der</strong> Weber, Merdes, Achenbach, Wehrheim und<br />

an<strong>der</strong>er wirkten segensreich. Es entstand eine umfangreiche Jugendarbeit, die später vom Pfarrer in die<br />

Kirche integriert wurde.<br />

1988 Heute kommen die Messeler Geschwister auch zur <strong>Stadtmission</strong> Darmstadt-<strong>Arheilgen</strong> in die<br />

Gottesdienste und Seniorentreffen. Die wöchentliche Bibelstunde findet neuerdings in Privathäusern<br />

statt.<br />

OFFENTHAL<br />

Offenth 1980 Durch die letzte Evangelisation in Messel (1980) mit dem Martin Homann Team (JfC)<br />

entstand auch eine Bibelstunde in Offenthal.Dazu trifft sich die Gemeinschaft regelmäßig im evangelischen<br />

Gemeindehaus.


4E<br />

<strong>Stadtmission</strong> EBERSTADT<br />

Bezirk <strong>Stadtmission</strong> DA-Eberstadt<br />

Eberst 1922/24 Der von <strong>der</strong> <strong>Stadtmission</strong> Darmstadt (1922) in die Gemeinschaftsarbeit nach Eberstadt<br />

gesandte Prediger Arthur NEUBER wurde von dort nach erst einjähriger Tätigkeit zur Pionierarbeit<br />

nach Ober-Ramstadt entsandt. Dort arbeitete er im Segen und baute eine große Kin<strong>der</strong>-und<br />

Gemeinschaftsarbeit auf Auf Veranlassung von Bru<strong>der</strong> Heldmann, dem ersten Vorsitzenden, kam Bru<strong>der</strong><br />

Neuber 1924 wie<strong>der</strong> nach Eberstadt. Obwohl die Gemeinschaft nicht in <strong>der</strong> Lage war für ihn eine<br />

Bezahlung aufzubringen, erfolgte dessen Anstellung. Herr Heldmann nahm den Prediger zunächst ohne<br />

Berechnung für Kost und Logis in sein Haus auf<br />

Die Zeit mit Prediger Arthur Neuber<br />

1925/35 Eberst EC Mit Freude begann Bru<strong>der</strong> Neuber in die Gemeinschaftsarbeit einzusteigen. Mit<br />

beson<strong>der</strong>er Aufmerksamkeit und Treue widmete er sich dem Aufbau <strong>der</strong> Jugendgruppen. Missionarin Minna<br />

Karrer hatte bereits den Mädchenbund zum Gedeihen gebracht. Jetzt durfte Prediger Arthur Neuber freudig<br />

weiterbauen. Insbeson<strong>der</strong>e nahm er den Aufbau des männlichen JUGENDBUNDES für EC in seine Hand.<br />

Durch seine evangelistische Gabe wuchs die Gemeinschaft gut. Er wurde auch viel zu Evangelisationen<br />

im Verbandsbereich herangezogen, die oft sehr fruchtbar waren. So evangelisierte er z.B. 1931 in fünf<br />

Orten.<br />

1935 Er blieb bis 1935 in Eberstadt und folgte dann einem Ruf nach Frankfurt/M. in den dortigen<br />

Gemeinschaftsverband. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde er Bundeswart des Jugendbundes für EC im<br />

Rhein-Main-Verband, wo er einen gesegneten Dienst tat. In Darmstadt-Eberstadt lebt er noch jetzt im<br />

Ruhestand.<br />

Der weitere Weg <strong>der</strong> Gemeinschaftsarbeit<br />

Als Nachfolger im Dienst <strong>der</strong> <strong>Stadtmission</strong> kam Prediger Theodor ERNST nach Eberstadt. Er war zuvor,<br />

vom Liebenzeller Missionsseminar kommend, im früheren Gemeinschaftsbezirk Lindenfels tätig und durfte<br />

nun in eine gut im Aufbau stehende Arbeit eintreten. Den Chor hatte schon früher <strong>der</strong> von Darmstadt<br />

zugezogene Rektor Heinrich OSTHEIMER übernommen (1928/35), <strong>der</strong> ihn zu beachtlicher Leistung und<br />

zu segensreichem Dienst führte. Er war zuvor in Darmstadt im Vorstand <strong>der</strong> <strong>Stadtmission</strong> und von 1923<br />

bis 1925 <strong>der</strong> erste Vorsitzende des Starkenburger Gemeinschaftsverbandes.<br />

Der Weg durch schwierige Zeit<br />

1939 1951 Der zunehmend radikal politische und antichristliche Geist unter Hitler erschwerte Bru<strong>der</strong> Ernst<br />

die Arbeit in Eberstadt sehr. Nach Kriegbeginn wurde er Ende des Jahres 1940 zum Militär eingezogen. Im<br />

Juli 1945 konnte er, zurückgekehrt aus <strong>der</strong> Kriegsgefangenschaft, wie<strong>der</strong> seinen Dienst im Bezirk<br />

übernehmen. Während <strong>der</strong> Kriegszeit füllten Schwester Hilde THIEM und einige Brü<strong>der</strong> und Schwestern<br />

<strong>der</strong> Gemeinschaft mit ihrem Dienst die Lücke. Nach dem Krieg gab es, wie überall, ein Aufblühen <strong>der</strong><br />

Arbeit. Auch <strong>der</strong> Posaunenchor fand sich 1947 erneut zusammen. 1951 wurde <strong>der</strong> Name <strong>der</strong> Gemeinschaft<br />

geän<strong>der</strong>t in "Evangelische <strong>Stadtmission</strong> e.V.".<br />

Aufbauzeit


5E<br />

gespart.<br />

1956 Von 1955 an übernahm Bru<strong>der</strong> Peter HÜBNER den Vorsitz, und 1956 kam Prediger Klaus<br />

KUNAU in den Dienst <strong>der</strong> <strong>Stadtmission</strong>. Da bot sich überraschend eine Gelegenheit: Die Witwe, Frau<br />

Alice Becker, verkaufte ihr altes Haus mit Grundstück, Büschelstr.22, auf Rentenbasis an die <strong>Stadtmission</strong>.<br />

1964 Dann war es bald soweit; im Juli 1964 wurde mit dem Bau des Gemeinschaftshauses begonnen<br />

und am 2.Advent 1965 konnte es bereits eingeweiht werden.<br />

Ein unvergeßlicher Tag<br />

1965 Unvergeßlich war für die Eberstädter Geschwister <strong>der</strong> Tag <strong>der</strong> Einweihung: Gott hatte seinen<br />

sichtbaren Segen auf alle mühevolle Arbeit <strong>der</strong> <strong>Stadtmission</strong> gelegt.<br />

Am Vormittag war in <strong>der</strong> Dreifaltigkeitskirche <strong>der</strong> feierliche Festgottesdienst mit vielen Gästen aus<br />

Kirche, Verband und Gemeinschaften. Die Festpredigt hielt Herr Pfarrer Huthmann, Direktor <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>-<br />

Ramstädter Heime, <strong>der</strong> als junger Mann aus den Reihen <strong>der</strong> Eberstädter <strong>Stadtmission</strong> kam.<br />

Später wurde nach <strong>der</strong> Schlüsselübergabe das neue Haus in <strong>der</strong> Büschelstraße zum frohen Beisammensein<br />

bei Kaffee und Kuchen eröffnet. Im großen Saal überbrachten die verschiedenen Gemeinschaften und<br />

Jugendbünde ihre Grüße. Einen beson<strong>der</strong>en Dienst leistete <strong>der</strong> Instrumentalchor Reichenbach.<br />

Die Zeit bis heute<br />

1966 Im Jahre 1966 löste Prediger Hermann DECKER Bru<strong>der</strong> Kunau ab. Dieser konnte sich nun, nach<br />

Abschluß aller Bauarbeiten, ganz dem geistlichen Bauen an <strong>der</strong> Gemeinde Jesu in <strong>der</strong> <strong>Stadtmission</strong> und<br />

dem Bezirk hingeben. Die vielfältigen Möglichkeiten des neuen Hauses erbrachten auch eine<br />

Vergrößerung <strong>der</strong> <strong>Stadtmission</strong>sarbeit, wobei auch die in Pfungstadt stationierte Missionsschwester<br />

Gertrud Seidel vermehrt mithelfen mußte. Im Jahre 1972 konnte die Evangelische <strong>Stadtmission</strong> Eberstadt<br />

das Fest des 100-jährigen Bestehens <strong>der</strong> Gemeinschaft feiern, woran sich noch viele gern erinnern.<br />

1974 Eberst Seit 1974 ist Bru<strong>der</strong> Friedrich PFAU als Prediger in <strong>der</strong> <strong>Stadtmission</strong> und im Bezirk Da.-<br />

Eberstadt tätig. Die Schwestern Emma Bin<strong>der</strong> (1955 bis 1965), Auguste Schweikert (1977 bis 1982) und<br />

(von 1975 bis 1987) einige Praktikanten von <strong>der</strong> Bibelschule <strong>der</strong> Liebenzeller Mission standen den<br />

Predigern zur Seite. Seit 1983 hilft Schwester Lotte Maurer in <strong>der</strong> <strong>Stadtmission</strong> mit.<br />

1988 Der erste Vorsitzende ist zur Zeit Bru<strong>der</strong> Hans Jakob.<br />

STADTMISSION PFUNGSTADT<br />

Pfungst 1924 Die Gemeinschaft Pfungstadt besteht schon seit 1790. Dem Verband wurde sie 1924<br />

angeschlossen. In <strong>der</strong> erweiterten Brü<strong>der</strong>ratssitzung waren die Brü<strong>der</strong> Hornung, Messer II. und<br />

Engelhard II. anwesend.<br />

1940 Am 10. November 1940 konnte die Gemeinschaft mit großer Freude ihr 150 jähriges Jubiläum mit<br />

vielen auswärtigen Gästen in <strong>der</strong> Evangelischen Kirche in Pfungstadt feiern. Dabei wurde zum ersten Mal<br />

von <strong>Stadtmission</strong>ar Bringmann die von ihm erforschte, hochinteressante <strong>Geschichte</strong> <strong>der</strong> Gemeinschaft<br />

Pfungstadt <strong>der</strong> Öffentlichkeit dargeboten.<br />

1954/71 Zunächst traf man sich für die Gemeinschaftsstunden im "Jüdischen Seminar", Mainstraße 6. Dann<br />

fanden sie bis 1954 in <strong>der</strong> Städtischen Kleinkin<strong>der</strong>schule statt. Von 1954 bis 1971 versammelte man sich<br />

bei Familie Messer, Sandstraße 29. 1971 bot sich eine günstige Gelegenheit zum Erwerb eines eigenen<br />

Hauses. Es war das frühere jüdische Lehrerhaus. Nach dem Kauf baute man es mit viel Liebe in<br />

Eigenhilfe um, wobei sich die Brü<strong>der</strong> aus Pfungstadt und Eberstadt mit Prediger Decker fleißig<br />

einsetzten. Im Erdgeschoß entstand ein schöner Saal und im ersten Stock ein Raum für kleinere<br />

Veranstaltungen sowie eine Wohnung.<br />

Pfungst Die bisherigen Vorsitzenden waren die Brü<strong>der</strong> Klöppinger, Hechler, Nungesser, Messer und seit


6E<br />

1965 Karl Deweid. Es waren nacheinan<strong>der</strong> folgende Schwestern aus Bad Liebenzell stationiert: Lina


7E<br />

Haas, Grete Suppe, Christiane Graf, Berta Köhler, Anna Kerl, Gertrud Seidel und seit 1978 Schwester<br />

Elsmargret Ackermann<br />

1987 Seit 1987 nennt sich <strong>der</strong> Gemeinschaftskreis Evangelische <strong>Stadtmission</strong> e.V., weil dieser Name die<br />

Arbeit am besten kennzeichnet.Die Arbeit konnte inzwischen weiter entfaltet werden. Außer <strong>der</strong><br />

Gemeinschafts- und <strong>der</strong> Jugendbundstunde fmden auch Chor-, Kin<strong>der</strong>-,Jungschar- und Frauenstunden<br />

regelmäßig statt.<br />

GEMEINSCHAFT HAHN<br />

Hahn 1922 Die Gemeinschaft Hahn besteht seit 1840. Von 1925 an gehört sie zum<br />

Gemeinschaftsverband. Die Brü<strong>der</strong> Kehr und Grünig nahmen an den ersten Verbandssitzungen teil. 1924<br />

wurde <strong>der</strong> Jugendbund für EC gegründet. Nach <strong>der</strong> Evangelisation von Prediger Neuber im Jahre 1922<br />

fanden die Gemeinschaftsstunden bis 1927 in <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>schule statt. Danach traf man sich im<br />

Jugendbundheim bei Familie Link, Obergasse 10 und später bei Familie Maus, Kirchweg.<br />

1988 Seit dem Zweiten Weltkrieg bis 1981 fanden die Stunden wie<strong>der</strong> im Kin<strong>der</strong>garten, Gernsheimer<br />

Straße 31, statt. Auch <strong>der</strong> Jugendbund versammelte sich dort regelmäßig.. Seit 1981 sind die<br />

Gemeinschafts-,Jugend-,Teenager- und Kin<strong>der</strong>stunden in <strong>der</strong> Gernsheimerstraße 51 bei Familie Kehr.<br />

Der erste Vorsitzende, Bru<strong>der</strong> Friedrich KEHR, ist zugleich auch <strong>der</strong> Vorsitzende des Bezirks<br />

<strong>Stadtmission</strong> Da.- Eberstadt.<br />

ESCHOLLBRÜCKEN<br />

Eschollb 1933/39 Im Januar 1935 evangelisierte Prediger Neuber in Eschollbrücken. Daraufhin kam ein<br />

Bibelstundenkreis zustande, <strong>der</strong> sich regelmäßig versammelte. In den Jahren 1936 und 1937 war dieser<br />

durch die Brü<strong>der</strong> Blumenschein und Leichtweiß im erweiterten Brü<strong>der</strong>rat des Verbandes vertreten. Die<br />

Bibelstunden fanden von 1920 bis 1960 im Hause Leichtweiß in <strong>der</strong> Hintergasse statt.<br />

BOBSTADT, EINHAUSEN, LORSCH<br />

Bobst Einhaus Lorsch 1933 Die schon seit längerer Zeit bestandenen Gemeinschaften BOBSTADT,<br />

EINHAUSEN und LORSCH schlossen sich 1933 dem Starkenburger Gemeinschaftsverband an. Sie<br />

zählten damit zum Gemeinschaftsbezirk Eberstadt.<br />

Nach Ausbruch des Krieges (1939) konnten sie aber wegen <strong>der</strong> schwierigen Verkehrsverhältnisse nicht<br />

mehr bedient werden. Weil nach dem Krieg von keiner Seite mehr Verbindungen aufgenommen wurden,<br />

gehören diese Gemeinschaften nicht mehr zum Verband.<br />

NIEDER-BEERBACH<br />

N-Beerb 1912 In Nie<strong>der</strong>-Beerbach lebte in früherer Zeit ein gläubiger Mann namens SCHWINN, an<br />

den wir uns hier beson<strong>der</strong>s erinnern müssen. Er war ein einfacher und origineller Zeuge Jesu Christi. Man<br />

nannte ihn "den Käsemann", weil er mit einem kleinen Kastenwagen, <strong>der</strong> von einem Pony gezogen wurde,<br />

um das Jahr 1912 in regelmäßigen Abständen durch die Dörfer des Odenwaldes fuhr. Er holte von den<br />

Bauern Käsematten, aus denen er zu Hause Handkäse zum Verkauf an die Wirtshäuser herstellte. Den<br />

Buben und Mädels, die sein Gefährt stets umringten, erzählte er viel von Jesus. Er nützte seine<br />

Verkaufstätigkeit auch dazu, um allen Leuten, zu denen er kam, von seiner Erlösungsfreude<br />

weiterzusagen. Sein Körper war schwächlich und sein Lebensweg führte ihn durch viel Leid. Aber dennoch<br />

war er ein fröhlicher Christ und voll Gottvertrauen.<br />

In seinem Hause hielt <strong>der</strong> Reiseprediger Oskar SCHMITT monatlich die Stunde und am ersten Jahresfest


8E<br />

des kleinen Gemeinschaftskreises gab es selbstverständlich Käsekuchen. In Wurzelbach er innert man sich<br />

noch an seinen Ausspruch "Wenn ihr hört, <strong>der</strong> Käsemann ist gestorben, so geht in eure Kammer, holt ein<br />

Singbuch und singt laut Lob- und Danklie<strong>der</strong>, denn <strong>der</strong> Käsemann ist im Himmel".<br />

1932 N-Beerb Im Laufe des Jahres 1932 konnte durch Prediger Neuber in Nie<strong>der</strong> Beerbach eine neue<br />

Gemeinschaftsarbeit begonnen werden. Nach 1950 fand dort eine Evangelisation statt.<br />

1988 Heute besteht diese Gemeinschaft nicht mehr.<br />

GEMEINSCHAFT STETTBACH<br />

Stettb 1932 Im Jahre 1932 entstand durch Prediger Neuber auch eine kleine Gemeinschaft in Stettbach.<br />

Noch im gleichen Jahr traf sich <strong>der</strong> Bezirk Eberstadt hier zu einem Waldfest am 2. Pfingstfeiertag, was in<br />

den folgenden Jahren öfter wie<strong>der</strong>holt wurde.<br />

1988 Die 14-tägigen Bibelstunden finden heute beim Gemeinschaftsleiter, Jakob Ruths, Höhenstraße 8,<br />

statt.<br />

GEMEINSCHAFT ELMSHAUSEN<br />

Elmsh etwa 1895 Etwa 1895 fanden in Elmshausen die erstem Stundenversammlungen in <strong>der</strong><br />

Papiermühle Tempel statt. Sie wurden von dem Reiseprediger SCHMIDT vom Verein für Innere Mission in<br />

Mannheim (Wißwässersche Gemeinschaft) gehalten.<br />

Elmsh Beedenk Zu diesen Versammlungen kamen auch Einwohner aus dem Kirchspiel Beedenkirchen,<br />

die es von den Reichenbachern erfuhren, welche auch dort hingingen. Solange Bru<strong>der</strong> Schmidt diese<br />

Predigtreisen zu Fuß machen konnte (bis 1911), traf man sich auf diese Weise einmal monatlich in<br />

Elmshausen zu diesen Bibelstunden.<br />

Aus <strong>der</strong> folgenden Zeit liegen keine Berichte vor. Später gehörte die Gemeinschaft dem früheren Bezirk<br />

Lindenfels an. Sie wurde von den Predigern Ernst und Forster von dort aus betreut. Von 1939 an übernahm<br />

<strong>der</strong> Bezirk Eberstadt diesen Kreis.<br />

1988 Die wöchentlichen Gemeinschafts-, Bibel-und Kin<strong>der</strong>stunden finden heute in <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>schule statt.<br />

GEMEINSCHAFT REICHENBACH<br />

Reichenb 1895 Von 1895an wurden die ersten Bibelstunden in Reichenbach durch den Reiseprediger<br />

Oskar SCHMIDT gehalten. Ab 1896 bis etwa 1925 fanden die Versammlungen einmal monatlich im<br />

Hause von Philipp HECHLER statt. Hier war auch die Sonntagsschule.<br />

Nachfolger von Bru<strong>der</strong> Schmidt war Bru<strong>der</strong> HELD, <strong>der</strong> dann bis etwa 1947 die Gemeinschaftsstunden<br />

hielt. Ab und zu dienten auch Bru<strong>der</strong> Brück aus Nie<strong>der</strong>-Ramstadt und Bru<strong>der</strong> Hechler aus<br />

Pfungstadt. Vor dem ersten Weltkrieg fand die erste Evangelisation von EC-Reisesekretär LAUS<br />

statt.<br />

1918 Am 30.6.1918 war die Gründung des EC-JUGENDBUNDES.<br />

1924 fand eine Evangelisation mit Prediger Göttler statt; dabei kamen mehrere Leute zum Glauben.<br />

Damals wurde <strong>der</strong> Wunsch laut, die Versammlungen wöchentlich stattfinden zu lassen. Frau Elise Hechler<br />

stellte <strong>der</strong> Gemeinde einen leerstehenden Kuhstall zum Umbau zur Verfügung. Der Gemeinschaftssaal<br />

wurde darin vom Jugendbund in Eigenleistung erstellt. 1924 bis 1930 war Missionar Jakob Grohmann in<br />

Hoxhohl stationiert; er hielt auch in Reichenbach des öfteren Bibelstunden.<br />

1927 Reichb Bru<strong>der</strong> Mink vertrat die Gemeinschaft Reichenbach bereits 1927 bei einer erweiterten<br />

Brü<strong>der</strong>ratssitzung des Gemeinschaftsverbandes. Nach mündlicher Überlieferung soll dieser Bru<strong>der</strong> später<br />

eine charismatische Prägung angenommen und eigene kleine Kreise gegründet haben. Dies brachte den<br />

davon berührten Gemeinschaften Probleme, die durch intensive Betreuung mit Gottes Hilfe überwunden<br />

wurden.<br />

1929/39 EC Von 1929 bis 1935 betreute Bru<strong>der</strong> Theodor Ernst, <strong>der</strong> damals im neuen Bezirk Lindenfels<br />

arbeitete, die Gemeinschaft Reichenbach. Danach bis 1939 tat sein Nachfolger, Prediger Forster, diesen


9E<br />

Dienst. Von 1929 bis 1941 unterhielt die Gemeinschaft auch einen KINDERGARTEN im eigenen Sälchen.<br />

Es dienten die Schwestern Emma Adam, Berta Neth und Paula Fuchs.<br />

Während des Krieges wurde die Gemeinschafts- und Jugendbundarbeit von Schwester Paula Fuchs geleitet.<br />

Nach 1945 kamen die Brü<strong>der</strong> Westenberger (Allertshofen) und Krämer (Klein-Bieberau) nach Reichenbach.<br />

1950 wurde Reichenbach dem Bezirk Eberstadt angeschlossen und nacheinan<strong>der</strong> von den Brü<strong>der</strong>n<br />

Ernst, Kunau, Decker und Pfau betreut.<br />

1947/88 Seit 1947 fmden regelmäßig wöchentlich die Gemeinschafts-, Gebets-, Frauen-, Jugendbund-,<br />

Jungschar- und Kin<strong>der</strong>stunden im Evangelischen Gemeindehaus statt.<br />

GADERNHEIM<br />

Ga<strong>der</strong>nh 1906/25 Die ersten Bibelstunden in Ga<strong>der</strong>nheim wurden ab 1906 bei Familie Müller/Böhm von<br />

dem Reiseprediger Oskar SCHMIDT gehalten. Als dieser die weiten Reisewege für seine Missionsarbeit<br />

nicht mehr machen konnte, kamen nach ihm die Prediger Held, Senk, Maier und Hoffmann, um in den<br />

Versammlungen mit dem Wort zu dienen. Dazu traf man sich von 1906 bis 1965 monatlich bei Familie<br />

Müller<br />

1930/79 Von 1930 an fanden außerdem bei verschiedenen Familien Gemeinschaftsstunden statt, die von<br />

den Predigern Ernst, Forster, Westenberger und Krämer des damals neuen Bezirkes Lindenfels gehalten<br />

wurden.<br />

1976 hielt Prediger Friedrich Pfau aus Eberstadt eine Evangelisation in <strong>der</strong> Kirche. Seit <strong>der</strong> Zeit kam er<br />

in Abständen nach Ga<strong>der</strong>nheim, um die Bibelstunde zu halten. Außerdem kam noch immer Bru<strong>der</strong><br />

Hoffmann aus Mannheim monatlich einmal zu diesem Dienst. Als er nicht mehr kommen konnte, wurde<br />

die Bibelstunde vom Gemeinschaftsbezirk Eberstadt übernommen. Seit 1979 wird sie in Abwechslung mit<br />

dem Ortspfarrer gehalten.<br />

1980 Ga<strong>der</strong>nh Auf Bitten von Pfarrer Runge wurde 1980 auch ein Jugendkreis angefangen.<br />

1988 Heute fmden die Bibel-, Jugend- und Kin<strong>der</strong>stunden im Evangelischen Gemeindehaus statt.<br />

GEMEINSCHAFT LINDENFELS<br />

UND FRÜHERER BEZIRK<br />

Lindenf 1920 Durch die Pionierarbeit von Schwester Emma fanden von an die 1920 ersten<br />

Gemeinschaftsstunden in Lindenfels statt. Danach vertiefte Schwester Elise Zuber, die in Auerbach<br />

stationiert war, die Arbeit. Sie sorgte dafiir, daß Prediger Nöll von Bad Liebenzell ab 1924 die<br />

Gemeinschaft weiter betreute.<br />

1924 Die Stunden waren im Hause Pfeiffer(Metzgerei) in <strong>der</strong> Nibelungenstraße. Lei<strong>der</strong> kam es Mitte <strong>der</strong><br />

fiinfziger Jahre zur Trennung innerhalb <strong>der</strong> Familie Pfeiffer.<br />

Im Jahre 1930 wurde Prediger ERNST, frisch von <strong>der</strong> Missionsschule in Bad Liebenzell kommend, in<br />

Lindenfels stationiert. Er setzte in den bisher genannten Orten die Arbeit fort. In den nördlicher<br />

gelegenen Orten arbeitete Prediger Krämer, Groß-Bieberau.<br />

1931gründete sich <strong>der</strong> Bezirk Lindenfels. Die Arbeit entwickelte sich gut, sodaß Bru<strong>der</strong> FORSTER (1934)<br />

zusätzlich als Prediger eingestellt wurde. Nach Versetzung von Bru<strong>der</strong> Ernst in den Bezirk Eberstadt (1935)<br />

kam Prediger MÜLLER als zweite Kraft. Nachdem dieser 1937 die Arbeit wie<strong>der</strong> verlassen hatte, arbeitete<br />

Bru<strong>der</strong> KRÄMER aushilfsweise in Lindenfels mit.<br />

1939 Als bei Kriegsausbruch Bru<strong>der</strong> Forster als Schweizer in sein Land zurückging, mußte die Arbeit im<br />

Bezirk aufgeteilt und von an<strong>der</strong>en Brü<strong>der</strong>n mitversorgt werden.<br />

1940 Die Gemeinschaft in Lindenfels wurde dann von Prediger Krämer mitversorgt, bis er 1940 zum<br />

Heeresdienst eingezogen wurde. Bis zu seiner Entlassung (1945) half Bru<strong>der</strong> Kreyscher in großer Treue aus.<br />

1954 Lindenf Nachdem 1954 Trübungen im Verhältnis des Verbandes zu Bru<strong>der</strong> Krämer wegen<br />

dessen Verbindung zu pfingstlerischen Kreisen auftraten, und die Arbeit erschwerten, wurde die<br />

Gemeinschaft in Lindenfels vom Bezirk Eberstadt bedient.<br />

1988 Heute treffen sich die Gemeinschafts-, Bibel-, Gebets-, Jugend und Kin<strong>der</strong>kreise im Evangelischen


10E<br />

Gemeindehaus.<br />

WINKEL<br />

Winkel 1933 Auch in Winkel bei Lindenfels bestand 1933 ein Gemeinschaftskreis, <strong>der</strong> aber heute lei<strong>der</strong><br />

nicht mehr existiert.<br />

Gemeinschaftsbezirk Mühltal<br />

GEMEINSCHAFT NIEDER-RAMSTADT<br />

mit Ausbicken in die Bezirksarbeit<br />

N-Ramst 1924 An <strong>der</strong> Neubelebung <strong>der</strong> Gemeinschaft war Prediger BRÜCK in seiner 14-jährigen<br />

Tätigkeit in Nie<strong>der</strong>-Ramstadt maßgeblich beteiligt Im Herbst 1924 ging er in eine an<strong>der</strong>e Arbeit ins<br />

Siegerland.<br />

Die Jahre nach <strong>der</strong> Inflation.<br />

1924/26 N-Ramst O-Ramst G-Bieb Die Finanzlage war, wie auch in an<strong>der</strong>en Gemeinschaften ein Jahr<br />

nach <strong>der</strong> Inflation so schlecht, daß man zunächst erwog, keinen Prediger mehr einzustellen. Aber Gott<br />

schenkte die notwendige Gewißheit, und man wagte es nun doch, im Vertrauen auf des Herrn Beistand.<br />

Man berief Prediger Konrad MAUTHE von <strong>der</strong> Basler Mission als Nachfolger. Und <strong>der</strong> Herr war treu. Er<br />

belohnte das Vertrauen mit reichem Segen. Prediger Mauthe (1924/26 in Nie<strong>der</strong>-Ramstadt) för<strong>der</strong>te die<br />

Chorarbeit sehr. Die Gemeinschaftsarbeit erfuhr eine weitere Ausdehnung, weil die Gemeinschaften in<br />

Groß-Bieberau und Ober-Ramstadt, wo Br. Neuber schon Pionierarbeit getan hatte, dem<br />

Gemeinschaftsbezirk angeglie<strong>der</strong>t werden konnten.<br />

Doch dem Aufblühen und Wachsen <strong>der</strong> Gemeinschaft folgte ein spürbarer Rückgang, <strong>der</strong> sich allgemein<br />

in nachlassenden Versammlungsbesuchen zeigte. Dadurch gingen natürlich die Opfergaben zurück. Auch<br />

die Zeit <strong>der</strong> großen Arbeitslosigkeit, mit <strong>der</strong> damit verbundenen großen Not, wirkte sich aus, sodaß die<br />

Gemeinschaft zeitweise vor große finanzielle Probleme gestellt war. Aber gerade in dieser Zeit wurde<br />

die Hilfe des Herrn in beson<strong>der</strong>er Weise erfahren.<br />

1930/34 N-Ra Prediger Egon ANDERS (1930/34), <strong>der</strong> von <strong>der</strong> <strong>Stadtmission</strong> Darmstadt übernommen<br />

wurde, hatte eine beson<strong>der</strong>e Gabe für die Jugendarbeit. Das zeigte sich auch am Besuch <strong>der</strong><br />

Sonntagsschule, die bald ca. 90 Kin<strong>der</strong> umfaßte. Bru<strong>der</strong> An<strong>der</strong>s versuchte auch die Gemeinschaftsarbeit<br />

auszudehnen.<br />

Der schwierige Weg durch die antichristliche Zeit<br />

1936 Die Gemeinschaftsarbeit konnte im Verlauf ihrer <strong>Geschichte</strong>, mit Ausnahme gelegentlicher<br />

Störungen in ihrer Anfangszeit, ohne an<strong>der</strong>e nennenswerte Behin<strong>der</strong>ungen von außen verrichtet werden.<br />

Das än<strong>der</strong>te sich jedoch mit den Restriktionen während des dritten Reiches" (NS-Zeit). Zunächst war<br />

<strong>der</strong> Männer- und Jünglingsverein betroffen, <strong>der</strong> im November 1936 aufgelöst werden mußte. Er wurde in<br />

die Gemeinschaft eingeglie<strong>der</strong>t, auch das Vereinsvermögen ging an sie über.


11E<br />

N-Ramst 1937 Die Übernahme <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>gartenarbeit durch die "braunen Schwestern" konnte 1937<br />

zunächst noch durch die Bildung eines KINDERGARTENVEREINS unter Vorsitz des damaligen<br />

Ortspfarrers, Wilhelm Röhricht, abgewendet werden. Im Jahre 1941 wurde sie aber doch durch staatlichen<br />

Zugriff <strong>der</strong> NS-Volkswohlfahrt unterstellt.<br />

1937 Auch die Sonntagsschule war bedroht. Um dem zu erwartenden Verbot zu entgehen, wurde 1937 die<br />

Arbeit auf Empfehlung von Pfarrer Röhricht von <strong>der</strong> Kirchengemeinde übernommen und als<br />

Kin<strong>der</strong>gottesdienst weitergeführt. Noch stand <strong>der</strong> Gemeinschaft das Vereinshaus für ihre Stunden zur<br />

Verfügung, die wie gewohnt gehalten werden konnten.<br />

Die Kriegszeit (1939-1945)<br />

1939 EC Der Kriegsbeginn brachte weitere Erschwernisse. Prediger FRICK, <strong>der</strong> 14 Jahre in Nie<strong>der</strong>-<br />

Ramstadt tätig war, widmete sich mit großem Einsatz <strong>der</strong> Arbeit in den Gemeinschaften. Auf seine<br />

Initiative hin ist <strong>der</strong> damals noch bestehende Jungfrauenverein 1940 dem Deutschen EC-Verband<br />

angeglie<strong>der</strong>t worden.<br />

1941 Rohrb Asb 1942 N-Ra In Wembach mußten die Stunden 1941 lei<strong>der</strong> eingestellt werden.<br />

Dafiir kamen aber Rohrbach und vorübergehend auch Asbach neu hinzu.<br />

Während des Krieges wurde 1942 im Vereinshaus <strong>der</strong> große Saal mit Nebenräumen und Küche für die<br />

Unterbringung von sogenannten Ostarbeiterinnen beschlagnahmt. Weitere Probleme brachte 1943 die<br />

Einberufung von Prediger Frick zum Militärdienst. Beides hatte die Gemeinschaftsarbeit sehr stark<br />

behin<strong>der</strong>t und ihr einen spürbaren Rückschlag gebracht. Dennoch konnte die Arbeit unter schwersten<br />

Bedingungen in kleinerem Rahmen fortgesetzt werden. Die älteren Laienbrü<strong>der</strong> sprangen in die Lücke;<br />

auch Pfarrer Röhricht und <strong>der</strong> von Idar-Oberstein evakuierte Prediger Leser unterstützten die<br />

Gemeinschaftsarbeit. Die Gemeinschaft fand dankenswerter Weise zunächst ihre Bleibe im Evangelischen<br />

Gemeindehaus, bis auch hier russische Fremdarbeiter untergebracht wurden. In einem Zimmer <strong>der</strong><br />

Kin<strong>der</strong>schulschwester in <strong>der</strong> Dachgeschoßwohnung des Vereinshauses waren die Stunden wegen<br />

notwendiger Evakuierungen nur kurze Zeit möglich. Dann aber konnte die Sakristei <strong>der</strong> Ortskirche<br />

mitbenutzt werden.<br />

Nach Kriegsende (1945 - 1970)<br />

Durch die anfangs verhängte Ausgangssperre kam die Gemeinschafts-arbeit vorübergehend ganz zum<br />

Erliegen. Bis zur Freigabe <strong>der</strong> eigenen Räume im Vereinshaus (1946) waren die Stunden vorübergehend<br />

in dem Gemeindehaus in <strong>der</strong> Schillerstraße und zeitweilig auch in <strong>der</strong> Wohnung von Bru<strong>der</strong> Frick. Das<br />

Erdgeschoß des Vereinshauses war in dieser Zeit durch das Ernährungsamt und das Katasteramt belegt.<br />

1946 N-Ra Im Oktober 1946 konnte die Gemeinschaft endlich wie<strong>der</strong> ihre eigenen Räume übernehmen.<br />

Das brachte allen Arbeitszweigen einen spürbaren Aufschwung.<br />

Bru<strong>der</strong> Frick begann, im Juli 1945 aus <strong>der</strong> Kriegsgefangenschaft zurückgekehrt, die Arbeit neu<br />

aufzubauen. Der gemischte Chor und <strong>der</strong> Posaunenchor nahmen ihre Tätigkeiten wie<strong>der</strong> auf<br />

Jugendfreizeiten und Evangelisationen konnten erneut durchgeführt werden. Sängerfeste und<br />

Gemeinschaftskonferenzen, die Höhepunkte <strong>der</strong> Gemeinschaftsarbeit, fanden wie<strong>der</strong> statt. Bei diesen<br />

Anlässen setzten sich die Chöre tatkräftig ein.<br />

1946 N-Ra Waschb Spachb Bru<strong>der</strong> Frick hielt in verschiedenen Orten Volksmissionswochen und<br />

Evangelisationen. Doch gab es neben diesem erfreulichen Neubeginn auch Rückschläge. So waren die<br />

Aktivitäten <strong>der</strong> Gemeinschaftskreise in Waschenbach 1947 und Spachbrücken 1948 lei<strong>der</strong> wie<strong>der</strong><br />

eingeschlafen<br />

1952/54 N-Ra Gundh Allerts G-Zi 0-Modau Rodau .Nach den Jahren des Wie<strong>der</strong>aufbaus <strong>der</strong><br />

Gemeinschaftsarbeit erfolgte 1952 die "Wachablösung" durch Prediger Johannes RECK. Hinzu kamen<br />

nun noch die Gemeinschaften in Gun<strong>der</strong>nhausen 1954, Allertshofen 1956 und Groß-Zimmern 1957.<br />

Vorübergehend konnten auch in Ober-Modau und Rodau Stunden gehalten werden. In diesen Diensten<br />

standen Bru<strong>der</strong> Heck auch immer einige Laienbrü<strong>der</strong> zur Seite. Beson<strong>der</strong>s sei <strong>der</strong> schon vor langer Zeit<br />

heimgegangene Bru<strong>der</strong> Johannes BORGER aus Hoxhohl genannt, den älteren Geschwistern noch als<br />

"Borjer Hannes" bekannt. Er brachte in seiner originellen Art eine tiefgründige Wortverkündigung, woran


12E<br />

sich noch viele dankbar erinnern.<br />

1953 Eine beson<strong>der</strong>e För<strong>der</strong>ung erfuhr die Jugendarbeit durch Evangelist Willi BUCHWALD, heute im<br />

Missionswerk Neues Leben tätig, <strong>der</strong> 1953 nach Nie<strong>der</strong> -Ramstadt kam und tatkräftig die<br />

Gemeinschaftsarbeit unterstützte, bis er 1956 seine Ausbildung in <strong>der</strong> Bibelschule Bergstraße begann.<br />

1958 N-Ra Reinh Georgh Für nur vier Jahre kam dann 1958 Bru<strong>der</strong> I. KENNTNER in die<br />

Gemeinschaftsarbeit. Es zeigte sich insgesamt eine Neubelebung. So erfuhr beson<strong>der</strong>s <strong>der</strong> Kreis in<br />

Reinheim nach einer Zeltevangelisation mit Bru<strong>der</strong> Willi Buchwald einen erheb ichen Zuwachs. Lei<strong>der</strong><br />

löste sich aber die Gemeinschaft in Georgenhausen im Jahre 1958 wie<strong>der</strong> auf<br />

1962 N-Ra Frankh Der Beginn des Dienstes von Bru<strong>der</strong> M.GUTHOF im Jahre 1962 wirkte sich sehr<br />

för<strong>der</strong>lich für die Jugend- und Jungschararbeit aus. Auf seine Initiative geht auch <strong>der</strong> JUNGSCHARTAG<br />

zurück, <strong>der</strong> noch heute auf Kreisverbandsebene jährlich stattfindet. Eine Neuerung waren die<br />

evangelistischen Veranstaltungen für türkische Gastarbeiter, die ab 1969 in Zusammenarbeit mit <strong>der</strong><br />

Südosteuropa Mission durchgeführt wurden. Der kleine Kreis in Frankenhausen aber mußte aufgegeben<br />

werden, weil die letzten Besucher verzogen o<strong>der</strong> gestorben waren.<br />

1968 Der über viele Jahre hin erste Vorsitzende <strong>der</strong> Gemeinschaft, Bru<strong>der</strong> Peter KRAUTER, legte 1968 aus<br />

Altersgründen sein Amt nie<strong>der</strong>. Während mehr als vier Jahrzehnten hatte er die Gemeinschaft in großer<br />

Treue mit viel Einsatz an Zeit und Kraft geleitet. Am 4.7.1981 ging er heim zu seinem Herrn. Nach<br />

ihm trat Bru<strong>der</strong> Gerhard BECKER mit sehr umsichtigem Engagement an seine Stelle.<br />

Die Entwicklung in neuerer Zeit (ab 1971)<br />

N-Ramst 1971 Infolge des Predigerwechsels trat Bru<strong>der</strong> Ernst WESTERNACHER 1971 seinen Dienst im<br />

Gemeinschaftsbezirk an. Unter seiner Leitung gedieh die Jungschararbeit sehr, sodaß sie in mehrere<br />

Gruppen aufgeteilt werden mußte.<br />

Die schon lange erwogenen Bauplanungen sollten nun endlich Gestalt annehmen. Man entschloß sich<br />

letztlich zum Anbau eines großen Saales mit Küche und Wohnung. Im September 1977 gab es den ersten<br />

Spatenstich. Durch einen großen Teil von Eigenleistung blieben die Baukosten noch unter dem<br />

geschätzten Betrag.<br />

1979 Am 1. Advent 1979 wurde <strong>der</strong> Neubau in Anwesenheit des Landrates und vieler Gäste aus den<br />

Gemeinschaften des Verbandes eingeweiht.Der Festredner Pfarrer Wilfried Reuter wünschte, daß das neue<br />

Haus eine Begegnungsstätte mit Jesus werden möge.<br />

1978 Die Arbeit im Gemeinschaftsbezirk erlebte durch die Jahrzehnt hin eine <strong>Geschichte</strong> mit Höhen und<br />

Tiefen, mit freudigen Entwicklungen aber auch leidvollen Rückschlägen. Die 1978 hoffnungsvoll<br />

begonnenen kleinen Kreise in Semd und Habitzheim lösten sich lei<strong>der</strong> wie<strong>der</strong> auf Auch <strong>der</strong><br />

Gemeinschaftskreis in Reinheim, von dem Bru<strong>der</strong> Westernacher bereits Anfang 1977 feststellte, daß er<br />

"sehr klein und die Arbeit sehr schwierig " sei, mußte aufgegeben werden.<br />

1980/88 EC Im Jahre 1980 feierte <strong>der</strong> Jugendbund für EC Nie<strong>der</strong>-Ramstadt sein 4o-jähriges Bestehen. Er<br />

hatte sich unter Leitung von Michael Becker in den letzten Jahren erfreulich entwickelt und wurde von bis<br />

zu 60 Jugendlichen besucht. Da sich bis zu 35 Mitarbeiter bereitstellten, konnten seit 1978 regelmäßig<br />

FERIENSPIELE für Mühltaler Kin<strong>der</strong> angeboten werden. Das ansprechende Programm erfreut sich großer<br />

Beliebtheit. Bis zu 180 Kin<strong>der</strong> nehmen daran teil. Das wichtigste Ziel dieser Spiele war, die Kin<strong>der</strong> mit<br />

dem Wort Gottes zu erreichen.<br />

1982 Am Ende seiner aktiven Zeit konnte Bru<strong>der</strong> Westernacher auf einen Stab von 100 Mitarbeitern<br />

schauen, die sich für die verschiedenen konkreten Aufgaben hatten rufen lassen. Den Anstoß bekamen die<br />

meisten durch sein beharrliches Bitten. Eine beson<strong>der</strong>e Freude war für ihn, daß am Tage seines eigenen<br />

Abschieds (August 1982) drei Jugendbündler in eine Bibelschule eintraten: Birgit Becker, Rene Bredow<br />

und Matthias Riegel.<br />

Noch im gleichen Jahr feierte <strong>der</strong> Posaunenchor sein 80-jähriges Bestehen. Das Jubiläumsfest wurde in<br />

Form einer Posaunenfeierstunde mit 22 Bläsern in <strong>der</strong> evangelischen Kirche begangen.<br />

1984 Da die Arbeit des Bezirks immer umfangreicher wurde, gab man sich im August 1984 mit einer<br />

Satzung eine neue Grundlage. Demnach ist <strong>der</strong> Vorsitzende <strong>der</strong> Gemeinschaft Nie<strong>der</strong>-Ramstadt nicht<br />

mehr zugleich auch <strong>der</strong> Bezirksvorsitzende. Der erste Bezirksleiter, den ein auf breitere Basis gestellter


13E<br />

Brü<strong>der</strong>rat wählte, wurde Bru<strong>der</strong> Dr.Heinz BÜCHSEL aus Modautal-Allertshofen.<br />

In diesem Jahr kam auch Prediger Dietrich MANTEY neu in den Bezirk.<br />

Zum Gemeinschaftsbezirk Mühltal zählten zu dieser Zeit folgende Gemeinschaften:<br />

Allertshofen Groß-Bieberau Nie<strong>der</strong>-Ramstadt<br />

Beedenkirchen Groß-Zimmern Ober-Ramstadt<br />

Brandau Gun<strong>der</strong>nhausen Rohrbach<br />

Traisa<br />

Im folgenden Überblick soll zu <strong>der</strong> <strong>Geschichte</strong> dieser Orte einiges ergänzt werden:<br />

GEMEINSCHAFT<br />

ALLERTSHOFEN-BEEDENKIRCHEN (Modautal-Lautertal)<br />

mit den Orten Wurzelbach, Schmalbeerbach,Hoxhohl und Brandau<br />

Um 1895 Beedenk Elmsh Reichb Als die Einwohner aus dem Kirchspiel BEEDENKIRCHEN von<br />

den Stundenversammlungen erfuhren, die <strong>der</strong> Reiseprediger Oskar SCHMIDT in <strong>der</strong> Papiermühle Tempel in<br />

Elmshausen und auch in Reichenbach alle vier Wochen hielt, gingen einige von ihnen nach Elmshausen,<br />

um den kraftvoll sprechenden Redner zu hören. Ein Mann namens Kegeis Um aus<br />

SCHMALBEERBACH lernte hier um 1900 Bru<strong>der</strong> Schmidt kennen und lud ihn ein, auch in seinem<br />

Hause eine Bibelstunde zu halten.<br />

1900 Schmalb Allerts Bru<strong>der</strong> Kegeis war mit Philipp Bitsch aus Allertshofen befreundet, und erzählte<br />

ihm von diesem merkwürdigen Mann, <strong>der</strong> so viel von <strong>der</strong> Bibel wußte und den er auch unbedingt<br />

kennenlernen müsse. In vier Wochen käme er zu ihm nach Schmalbeerbach zu Besuch, da müsse er dabei<br />

sein. Vater Bitsch kam und Bru<strong>der</strong> Schmidt sprach von Jesus dem Erlöser. Als Bru<strong>der</strong> Bitsch sich abends<br />

verabschiedete, sagte er beiläufig zu Bru<strong>der</strong> Schmidt, daß er ihn in Allertshofen auch einmal besuchen<br />

könne. Er dachte aber keinesfalls an eine Versammlung, denn die wollte er in seinem Hause nicht haben.<br />

Aber es kam an<strong>der</strong>s.<br />

Bei seinem Besuch in Allertshofen bat Bru<strong>der</strong> Schmidt Frau Bitsch, in <strong>der</strong> Nachbarschaft zu <strong>der</strong> am Abend<br />

stattfindenden Versammlung inzuladen. Als Vater Bitsch vom Feld heimkam, fand er alles für die<br />

Bibelstunde vorbereitet und fügte sich. Seit dieser ersten Versammlung war Bru<strong>der</strong> Schmidt ein gern<br />

gesehener Gast in Allertshofen, wo er dann auch jeden Monat eine Bibelstunde vernstaltete.<br />

Im Jahre 1910 begann Prediger Brück aus Nie<strong>der</strong>-Ramstadt in Allertshofen mit einer Sonntagsschule für<br />

Kin<strong>der</strong>.<br />

1911 EC Allerts Im Jahre 1911 gründete Lehrer HILD aus Neunkirchen im Hause Bitsch den<br />

Jugendbund für EC. Sooft er konnte, hielt er auch am Sonntag die Stunde.<br />

1913 Hoxh In Hoxhohl fand 1913 mit EC-Bundeswart LAUS das erste HIMMELFAHRTSTREFFEN<br />

<strong>der</strong> Jugendbünde für EC in <strong>der</strong> Scheune von Familie Speckhardt statt.<br />

Im Jahre 1914 erwarb Adam Hoffmann einen Hof mit Gastwirtschaft in Allertshofen. Noch im gleichen<br />

Jahr wurde <strong>der</strong> Wirtshaussaal als Gemeinschaftssaal durch Prediger Held, <strong>der</strong> seit 1912 als Nachfolger<br />

von Bru<strong>der</strong> Schmidt monatlich kam, eingeweiht. Hier dirigierte Philipp Bitsch auch den gemischten Chor,<br />

<strong>der</strong> schon damals aus 18 Personen bestand. Dies Haus wurde später<br />

EC-FREIZEITHEIM und TAGUNGSSTÄTTE<br />

des EC-Landesverbandes Rhein-Main-Saar. Zunächst stellte Bru<strong>der</strong> Hoffmann das Dachgeschoß und später<br />

auch den ersten Stock des Hauses den Jugendbündlern zur Verfügung, die alles mit viel Liebe in<br />

Selbsthilfe zum Freizeitheim umbauten. In den späteren Jahren (1951) verkaufte sein Sohn das ganze<br />

Anwesen an den EC-Landesverband, sodaß durch einen weiteren Ausbau noch erheblich mehr Raum<br />

gewonnen werden konnte. Heute stehen den Jugendbünden, aber auch den Gemeinschaften für Freizeiten 80<br />

Betten zur Verfügung.<br />

Das TREFFEN DER GENERATIONEN


14E<br />

Allerts Seit 1914 fanden die Himmelfahrtstreffen <strong>der</strong> Jugendbünde für EC in Allertshofen in den oben<br />

genannten Räumlichkeiten statt. Diese Treffen wurden immer beliebter und wurden bald zu einem<br />

Treffen <strong>der</strong> Generationen, wo sich junge und auch ehemalige EC-ler und Gemeinschaftsleute zu<br />

fröhlichem Miteinan<strong>der</strong> von weither zusammenfanden. Die Teilnehmerzahl wuchs so stark, daß man bald<br />

ein Zelt und später auch die Scheune dazu in Anspruch nehmen mußte.<br />

Seit einer Reihe von Jahren wurde das Treffen aus Platzmangel in die Modauhalle nach Nie<strong>der</strong>-Modau<br />

verlegt. Doch auch diese Halle war bei den Treffen meistens wie<strong>der</strong> voll besetzt.<br />

1914 Doch kehren wir zurück zur <strong>Geschichte</strong> <strong>der</strong> Gemeinschaft in Allertshofen. Während des Ersten<br />

Weltkrieges wurde Bru<strong>der</strong> Held eingezogen. Damit blieb in Allertshofen die Verantwortung für die<br />

Bibelstunden den Daheimgebliebenen überlassen. Die Brü<strong>der</strong> Bitsch und Hoffmann aus Allertshofen,<br />

Bru<strong>der</strong> Speckhardt aus Hoxhohl und Bru<strong>der</strong> Fuchs aus Wurzelbach übernahmen diese Aufgabe gerne. Ab<br />

und zu halfen auch <strong>der</strong> alte Bru<strong>der</strong> Sauerwein aus Gun<strong>der</strong>nhausen und Pfarrer Deggau von Beedenkirchen<br />

aus.<br />

Nach Kriegsende heiratete Johannes Borger aus Ga<strong>der</strong>nheim Margarete Fuchs aus Wurzelbach und kaufte<br />

1920 das Speckhardtsche Anwesen in Hoxhohl. Er war ein tiefgründiger beliebter Redner, <strong>der</strong> stets bereit<br />

war, im Dienst mit dem Wort zu helfen.<br />

1921 Allerts 0-Moss Bru<strong>der</strong> Adam Hoffmann hatte ein brennendes Herz für die Evangelisierung des<br />

Odenwaldes. Er sorgte dafür, daß Prediger NÖLL 1921 vom Brü<strong>der</strong>haus Liebenzell nach Allerthofen kam,<br />

um zunächst hier im vor<strong>der</strong>en Odenwald zu arbeiten. Bru<strong>der</strong> Nöll gründete mehere Gemeinschaften und<br />

Jugendbünde. 1923 setzte Bru<strong>der</strong> KREYSCHER von Ober-Mossau aus die Pionierarbeit im Odenwald fort<br />

und Bru<strong>der</strong> Nöll wurde Bundeswart im Landesverband des Jugendbundes für EC.<br />

Von 1925 bis 1929 bereiste Prediger WESTENBERGER von Allertshofen aus den gesamten Odenwald und<br />

hielt auch Bibelstunden.<br />

Lindenf Hammelb Hüters Von 1929 an arbeiteten die Brü<strong>der</strong> ERNST, KRUMMHOLZ und FORSTER<br />

von Lindenfels im vor<strong>der</strong>en Odenwald und kamen dabei bis Hammelbach und Hiltersklingen. Von 1937<br />

bis 1939 teilten sich die Prediger Forster und Krämer den Predigtdienst. Von 1920 bis zu dieser Zeit hatte<br />

Reiseprediger Held alle vier Wochen donnerstags treu die Bibelstunden in Allertshofen gehalten.<br />

1939 Allerts Michels Beedenk Wurzelb Schmalb Hoxhohl Der Ausbruch des zweiten Weltkrieges<br />

verän<strong>der</strong>te jedoch die Verhältnisse völlig. Prediger Förster ging zurück in die Schweiz. Fast alle Prediger<br />

im Gemeinschaftsbezirk wurden Soldaten, und auch die Gemeinschaft Allertshofen war wie<strong>der</strong> auf<br />

Selbsthilfe durch Laienprediger angewiesen. Dankenswerterweise nahm sich Prediger Kreyscher aus<br />

Michelstadt den verwaisten Gebieten des Odenwaldes an. Dabei reiste er mit dem Fahrrad von Ort zu Ort<br />

und hielt auch in Allertshofen mindestens einmal im Monat die Gemeinschaftsstunde.<br />

Nach Kriegsende normalisierte sich auch das Gemeindeleben in <strong>der</strong> andeskirchlichen Gemeinschaft<br />

Allertshofen mit den Orten Beedenkirchen, Wurzelbach, Schmalbeerbach und Hoxhohl. Die Betreuung<br />

erfolgte wie<strong>der</strong> wie früher. 1951 trat jedoch Prediger Westenberger in den Kirchendienst und später<br />

folgte auch Prediger Krämer einem Ruf als Reiseprediger und Evangelist. Somit war die Gemeinschaft<br />

wie<strong>der</strong> auf Selbsthilfe angewiesen. Alle vier Wochen jedoch kamen noch die Reiseprediger aus Mannheim .<br />

1956 Seit 1956 betreut <strong>der</strong> heutige Bezirk Mühltal die Gemeinschaft in Allertshofen.<br />

1981 Mühltal Im Juli 1981 organisierten sich diese Gemeinschaftskreise als<br />

"LANDESKRICHLICHE GEMEINSCHAFT<br />

MODAUTAL-LAUTERTAL e.V.".<br />

Als Vorsitzende wurden Dr.Rolf Hartmann und Teophil Krämer gewählt.<br />

Brandau 1927/82 In Brandau war vermutlich 1927 schon ein kleiner Gemeinschaftskreis vorhanden,<br />

denn in diesem Jahr nahm Herr Lortz aus Brandau an einer Verbandssitzung teil. 1956 fand hier eine EC-<br />

Zeltmission und 1982 in <strong>der</strong> Halle des Bürgerhauses eine Evangelische Woche mit EC-Bundeswart Rainer<br />

Zelewske statt. Endlich war es gelungen auch hier wie<strong>der</strong> einen Kreis von Jesus-Nachfolgern zu<br />

versammeln.<br />

Allerts Beedenk Brandau Heute finden regelmäßig an jedem Sonntagabend Gemeinschaftsstunden statt,


15E<br />

die abwechselnd in den Orten Allertshofen, Beedenkirchen und Brandau gehalten werden. In<br />

Allertshofen finden außerdem Jungschar-, Jugendbund- und Bibel-Gebetsstunden sowie in Brandau eine<br />

Jungscharstunde statt.<br />

Ein großer Wunsch <strong>der</strong> Gemeinschaft ist es, bald einen eigenen Versammlungsraum zu haben.<br />

GROSS-BIEBERAU<br />

G-Bieb 1925 Schon bei <strong>der</strong> Verbandsgründung bestand eine Gemeinschaft. Sie wurde von Bru<strong>der</strong><br />

Schnellbächer vertreten. 1925 wurde <strong>der</strong> Kreis dem heutigen Bezirk Mühltal angeglie<strong>der</strong>t. Heute finden<br />

wöchentlich eine Bibel-, eine Jugendbund- und drei verschiedene Jungscharstunden im Evangelischen<br />

Gemeindesaal statt.<br />

GROSS-ZIMMERN<br />

G-Zim 1911 Schon 1911 wurden vom den <strong>Stadtmission</strong>aren aus Darmstadt regelmäßige Bibelstunden<br />

gehalten. Später arbeitete dort Prediger Held, <strong>der</strong> 1940 vom Arbeitsamt für eine an<strong>der</strong>e Tätigkeit dienst<br />

verpflichtet wurde.<br />

1957 Im Jahre 1957 fand auf Veranlassung des Ortspfarrers eine Zeltevangelisation statt. Im Anschluß<br />

daran bat er den Verband, die Gemeinschaft, die durch Erkrankung von Bru<strong>der</strong> Held seltener bedient<br />

wurde, durch den Dienst mit dem Wort zu unterstützen. Seitdem wird dieser Kreis vom Bezirk Mühltal<br />

betreut. Heute findet dort jede Woche eine Bibelstunde im Evangelischen Gemeindehaus statt.<br />

GUNDERNHAUSEN<br />

Gundh um 1860 Schon 1886 bestand dort ein "Bibel- und Gebetskreis", <strong>der</strong> von Reiseprediger Oskar<br />

SCHMIDT von <strong>der</strong> Wißwässerschen Gemeinschaft in Mannheim in bestimmten Abständen besucht wurde.<br />

Bereits um 1860 kam eine gläubige Frau aus <strong>der</strong> Gemeinschaft Gun<strong>der</strong>nhausen durch Heirat nach<br />

<strong>Arheilgen</strong> (Chronik <strong>Arheilgen</strong>). 1950 war eine Evangelisation und 1956 die Zeltmission in<br />

Gun<strong>der</strong>nhausen. Seit 1957 wird Gun<strong>der</strong>nhausen vom Bezirk Mühltal betreut. Heute finden wöchentlich<br />

eine Bibelstunde, sechs verschiedene Jungschar- und Kin<strong>der</strong>stunden und ein Jugendtreff statt.<br />

OBER-RAMSTADT<br />

O-Ramst 1923 Im Jahre 1923 wurde Prediger Arthur Neuber von <strong>der</strong> <strong>Stadtmission</strong> Darmstadt zur<br />

Pionierarbeit nach Ober-Ramstadt entsandt. Er fand dort bereits einen kleinen Kreis vor, <strong>der</strong> sich in <strong>der</strong><br />

Wohnung von Frau Katzenmeier, Schreibwarengeschäft, Darmstädter Straße, traf. Hier hielt <strong>der</strong><br />

Reiseprediger Held von <strong>der</strong> Wißwässerschen Gemeinschaft Mannheim in Abständen Bibelstunden. Bru<strong>der</strong><br />

Neuber knüpfte an dessen Arbeit an. Er hatte bei Familie Jakoby (Apotheke) freie Wohnung mit<br />

Frühstück, und bei Familie Buß bekam er Mittag und Abendessen umsonst. Unter viel<br />

Gebetsvorbereitung machte Bru<strong>der</strong> Neuber täglich bis zu fünf Hausbesuche, um mit den Menschen ins<br />

Gespräch zu kommen. Gezielt begann er zunächst mit dem Aufbau einer Kin<strong>der</strong>arbeit. Über sein Bitten<br />

und Verstehen hinaus versammelten sich bald bis zu 55 Kin<strong>der</strong> im Anwesen von Familie Ludwig Buß,<br />

Baustraße 64. Die beiden Schwestern von Herrn Buß halfen freudig in <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>arbeit mit. Das alles blieb<br />

bei den Eltern und interessierten Bürgern nicht ohne Wirkung. Nachdem er auch mit diesen durch<br />

Hausbesuche Kontakte schloß, entwickelte sich die Erwachsenenarbeit so sehr, daß aus dem kleinen<br />

Hauskreis bald ein großer Gemeinschaftskreis von ca. 50 Teilnehmern heranwuchs. Diese Bibelstunden<br />

fanden im alten Kin<strong>der</strong>garten, Sonnengasse, statt. Manchmal konnte <strong>der</strong> Raum die Teilnehmer kaum<br />

fassen.<br />

1924 0-Ra Nach etwa einem Jahr Aufbauarbeit wurde Bru<strong>der</strong> Neuber <strong>der</strong> <strong>Stadtmission</strong> Eberstadt, auf


16E<br />

<strong>der</strong>en Wunsch hin, zur Einstellung freigegeben. Die Arbeit in Ober-Ramstadt wurde dann vom<br />

Gemeinschaftsbezirk Mühltal übernommen. Auf die Frage von Bru<strong>der</strong> Brück, wie solcher Erfolg in so<br />

kurzer Zeit möglich gewesen sei, antwortete Bru<strong>der</strong> Neuber: "durch bis zu fünf Hausbesuche täglich unter<br />

Gebet und mit viel Gebetsvorbereitung". Mit Staunen und Dankbarkeit erinnert sich Bru<strong>der</strong> Neuber noch<br />

heute, wie <strong>der</strong> Herr auf Gebete antwortete. Aber ebenso betrübte es ihn, daß bald nach seiner Versetzung<br />

<strong>der</strong> Kreis <strong>der</strong> Teilnehmer an den Bibel- und Kin<strong>der</strong>stunden kleiner wurde. Es fehlte wohl an <strong>der</strong><br />

zielbewußten Festigung und an <strong>der</strong> notwendigen Verbindlichkeit, die eine so junge Arbeit noch gebraucht<br />

hätte.<br />

1967 Im Jahre 1967 bestand noch ein Bibelkreis mit zehn bis zwölf älteren Teil nehmen. Im Laufe <strong>der</strong><br />

Jahre kamen auch einige Geschwister hinzu, aber anfangs 1986 mußte die Arbeit lei<strong>der</strong> eingestellt werden.<br />

ROHRBACH, (WEMBACH, HAHN)<br />

Rohrb 1941/45 Wembach Hahn EC Seit 1941 wird die Gemeinschaft Rohrbach durch den Bezirk<br />

Mühltal mit bedient.<br />

Heute nehmen die Geschwister aus Wembach und Hahn an den Versammlungen dort teil.<br />

Es finden wöchentlich zwei Bibelstunden, je eine Jugendbund- und Kin<strong>der</strong>stunde und zwei<br />

Jungscharstunden in <strong>der</strong> Waldstraße 13 statt.<br />

TRAISA<br />

Traisa Hier fmden zweimal im Monat Bibelstunden im Evangelischen Gemeindehaus statt.


1F<br />

Bezirk <strong>Stadtmission</strong> Michelstadt<br />

Anfang und Entwicklung<br />

Michels Lei<strong>der</strong> ist über Michelstadt und den Odenwald nur wenig Archivmaterial vorhanden. Durch<br />

Dekan Erich Kreyscher, Wiesbaden, den Sohn des treuen Pioniers im Odenwald, Prediger Carl<br />

Kreyscher, ist <strong>der</strong> einzige Bericht über die Erschließung des Odenwaldes durch die<br />

Gemeinschaftsbewegung nie<strong>der</strong>gelegt worden. Er reicht aber nicht über die Jahrhun<strong>der</strong>twende zurück. Es<br />

ist wohl anzunehmen, daß es an einzelnen Orten schon früher einige Gläubige gab, die durch den jährlich<br />

ein- bis zweimaligen Dienst <strong>der</strong> reisenden Sendboten <strong>der</strong> Brü<strong>der</strong>gemeine den Weg in die Nachfolge Jesu<br />

fanden, aber von niemand betreut wurden. Vielleicht sind einige davon schon von dem Wißwässerschen<br />

Bru<strong>der</strong> Oskar Schmidt zum Glauben geführt worden, <strong>der</strong> ja immer auf seinen Missionsreisen den<br />

Odenwald zu Fuß durchwan<strong>der</strong>te.<br />

1922 Michels Allerts EC Es war dann Bru<strong>der</strong> Heinrich HOFFMANN aus Allertshofen, dem die<br />

geistliche Not im Odenwald auf dem Herzen brannte. Er erkannte die dringende Notwendigkeit einer<br />

intensiven Evangelisierung und Gemeinschaftspflege in seiner Heimat. Mit diesem Anliegen wandte er sich<br />

an Pfarrer COERPER in Bad Liebenzell und berief um 1922 Prediger NÖLL als ersten Liebenzeller Bru<strong>der</strong><br />

in den Odenwald. Mit einem brennden Herzen begann Bru<strong>der</strong> Friedrich NÖLL von Allertshofen aus zu<br />

evangelisieren, sowie Bibelkreise und Jugendbünde zu gründen Nach wenigen Jahren bekam er eine neue<br />

Aufgabe als EC-Reisesekretär des Rhein-Main-Verbandes.<br />

1925 Bru<strong>der</strong> KREYSCHER wurde 1925 sein Nachfolger. In großer Treue und Opferbereitschaft führte er<br />

mit noch an<strong>der</strong>en Liebenzeller Brü<strong>der</strong>n und Schwestern die Arbeit weiter. Durch ihn wurden die meisten<br />

Gemeinschaften, so auch 1925 Michelstadt, ins Leben gerufen.<br />

VOG Im Jahre 1925 schlossen sich die Gemeinschaften im Odenwald unter Führung <strong>der</strong> Brü<strong>der</strong> Prediger<br />

Carl Kreyscher, Johann Georg Schäfer, Johannes Bitsch und Missionar Jakob Grohmann zur<br />

VEREINIGUNG ODENWÄLDER GEMEINSCHAFTEN zusammen. Diese wurde durch ein beson<strong>der</strong>es<br />

"Übereinkommen" Ende Dezember 1925 Mitglied des Starkenburger Gemeinschaftsverbandes. Aus dieser<br />

"Vereinigung" wurde einige Jahre später <strong>der</strong> Gemeinschaftsbezirk Michelstadt. Das "Übereinkommen"<br />

war später dadurch, daß alle Bezirke die Verantwortung fiir ihre angestellten Prediger selbst übernehmen<br />

mußten, hinfällig geworden.<br />

STADTMISSION MICHELSTADT<br />

Michels 1925 Zur ersten öffentlichen Versammlung in Michelstadt luden die drei Familien Bartsch, Weber<br />

und Raiß den Starkenburger Gemeinschaftsverband ein, sein Jahresfest im großen Saal des Gasthauses "Zu<br />

den drei Hasen" zu feiern. Vorher bat man den Pfarrer, diese Veranstaltung im Gottesdienst abzukündigen,<br />

<strong>der</strong> das auch mit folgen dem Wortlaut tat: "Heute nachmittag findet das Jahresfest des Starkenburger<br />

Gemeinschaftsverbandes in den "Drei Hasen" statt.<br />

Mit dieser Sache haben wir nichts zu tun." Das Thema des Tages lautete: "Das Gewissen". Man sprach<br />

über das Zeugnis des Gewissens; los vom bösen Gewissen; ein unverletztes Gewissen; und das Gewissen -<br />

rein von toten Werken. Mit dem Wort dienten Prediger Semmel von <strong>der</strong> <strong>Stadtmission</strong> Darmstadt, Missionar<br />

Grohmann von Hoxhohl und Prediger Kreyscher von Mossau. Danach wurde von den drei Familien<br />

beschlossen, Bibelstunden in <strong>der</strong> Wohnung von <strong>der</strong> Familie Bartsch in <strong>der</strong> Damaschkestraße zu<br />

veranstalten. Damit begann die Gemeinschaftsarbeit in Michelstadt. Später traf man sich im geräumten<br />

Laden des Hauses von Familie Raiß in <strong>der</strong> Schulstraße 19. Dort fand auch Prediger Carl Kreyscher seine<br />

Frau Käthe geb. Raiß, die im Hause ihrer Großmutter wohnte. Sie betrieb zusammen mit <strong>der</strong> Großmutter<br />

einen Schreibwarenladen im Erdgeschoß dieses Hauses. Als die Großmutter starb, wurde 1929/30 <strong>der</strong>


Laden zu einem Gemeinschaftssaal umgewandelt, in dem etwa 35 bis 40 Personen Platz fanden. Später<br />

Walduri 1929 Im Jahr 1929 vertrat Lehrer Adam Heß die Gemeinschaft an <strong>der</strong> Sitzung des Erweiterten<br />

Brü<strong>der</strong>rates .


3F<br />

fanden dort auch Kin<strong>der</strong>stunden statt.<br />

1947 EC Michels Es entstand bald ein kleiner Jugendbund für EC. Leiter des Jugendbundes wurde<br />

Georg HECHLER. 1947 fand auf Einladung des Jugendbun des das Jahresfest und das<br />

Landesverbandstreffen des Rhein-Main-Verbandes <strong>der</strong> Jugendbünde für EC in <strong>der</strong> Kirche und auf dem<br />

Marktplatz in Michelstadt statt.<br />

Aus dieser Arbeit ist <strong>der</strong> EC-Bundeswart Hans Hartwig hervorgegangen.<br />

In dieser Zeit standen <strong>der</strong> <strong>Stadtmission</strong> auch eine Anzahl hervorragen<strong>der</strong> Laienbrü<strong>der</strong> zur Mitarbeit zur<br />

Verfügung. Unter an<strong>der</strong>en Regierungsbaurat Kessel, Finanzbeamter Otto Bartsch, Oberpostmeister<br />

Reinhard Diepen, Missionar Wilhelm Ben<strong>der</strong> und <strong>der</strong> Generalsekretär des EC für ganz Deutschland Paul<br />

Stolpmann<br />

Bru<strong>der</strong> Kreyscher bereiste in nimmermü<strong>der</strong> Dienstbereitschaft die ganze Umgebung Michelstadts, zuerst<br />

mit dem Fahrrad, dann mit dem Motorrad und später mit einem kleinen Auto. Er besuchte die Gläubigen und<br />

veranstaltete überall Versammlungen.<br />

1957 Im Jahre 1957 wurde Prediger Kreyscher plötzlich, mitten aus seinem segensreichen Pionierdienst<br />

heraus, heimgerufen. Schon im Januar 1956 war ihm Prediger Helmuth LILIENTHAL zur Hilfe<br />

gekommen, <strong>der</strong> nun die Arbeit in den alten Linien weiterführte. Er war es, <strong>der</strong> den Bau eines eigenen<br />

MISSIONSHAUSES anregte, das bereits am 11. Oktober 1964 eingeweiht werden konnte. Hier in <strong>der</strong><br />

Lindenstraße 9 hat die <strong>Stadtmission</strong> ein schönes Domizil gefunden. Hier befindet sich auch die<br />

Hauptstelle des Gemeinschaftsbezirkes, von wo aus 13 weitere Orte des Odenwaldes betreut werden.<br />

1968 Michels 1975 Im Jahre 1968 wurde Bru<strong>der</strong> Siegfried ESSLINGER nach Michelstadt berufen.<br />

Während seiner Dienstzeit begann in Beerfelden-OLfen <strong>der</strong> Bau des FREIZEIT- und<br />

KONFERENZZENTRUMS. Geschwister in Olfen schenkten ihr landwirtschaftlichesAnwesen <strong>der</strong><br />

Liebenzeller Mission. Missionsfreunde aus dem Starkenburger Gemeinschaftsverband und den<br />

angrenzenden LGV-Bezirken halfen mit eigenen Arbeitseinsätzen und Spenden beim Aufbau mit.<br />

1979 Am 7. Oktober 1979 ist es eingeweiht worden. Heute ist Olfen ein beliebter Ort, <strong>der</strong> gerne von<br />

vielen christlichen Gruppen, auch von Gemeinschaftsleuten im Odenwald, aufgesucht wird. Sehr dankbar<br />

ist die <strong>Stadtmission</strong> Michelstadt, daß die Leiter des dortigen Heimes immer wie<strong>der</strong> bereit sind, auch im<br />

Predigtdienst des Bezirkes mitzuhelfen.<br />

1985 Im Jahre 1985 wurde Bru<strong>der</strong> Esslinger abberufen und Bru<strong>der</strong> Traugott THOMA als<br />

<strong>Stadtmission</strong>ar eingestellt.<br />

Wann die ersten Außenstationen des Bezirkes Michelstadt gegründet wurden, ist lei<strong>der</strong> nicht bekannt. Aus<br />

den Protokollen des Erweiterten Verbandsbrü<strong>der</strong>rates ist von einigen Orten jedoch festgehalten, zu<br />

welchem Zeitpunkt ihre Vertreter an den Verbandssitzungen teilnahmen.<br />

FALKENGESÄSS<br />

Falkeng 1927 Bereits 1927 nahm Bru<strong>der</strong> Uhrig an <strong>der</strong> Sitzung des erweiterten Brü<strong>der</strong>rates teil.<br />

Heute finden 14-tägig Bibelstunden im Schulsaal statt.<br />

HASSENROTH<br />

Hassenr 1927 Bru<strong>der</strong> P.Hartmann hatte die Gemeinschaft schon 1927 bei einer Sitzung des<br />

Starkenburger Gemeinschaftsverbandes vertreten.<br />

Heute ist wöchentlich einmal Bibelstunde.<br />

WALDMICHELBACH


4F<br />

Einmal wöchentlich ist heute dort Bibelstunde.<br />

HILTERSKLINGEN<br />

Hüters 1928 Als Gemeinschaftsvertreter nahm Bru<strong>der</strong> Ketzler 1928 an <strong>der</strong> Sitzung des Erweiterten<br />

Brü<strong>der</strong>rates teil.<br />

Die Bibelstunde ist heute 14-tägig.<br />

MOSSAU<br />

Mossau 1925/27 In den Jahren 1925/27 nahmen die Brü<strong>der</strong> Carl Kreyscher und Georg Schäfer als<br />

Gemeinschaftsvertreter an den Sitzungen des Erweiterten Brü<strong>der</strong>rates teil.<br />

Heute finden dort keine Versammlungen mehr statt.<br />

BAD KÖNIG<br />

Bad-Kön 1988 Die Bibelstunden sind 14-tägig im Evangelischen Gemeindehaus.<br />

ArRLENBACH<br />

Airlenb 1988 Die Bibelstunden finden 14-tägig statt.<br />

GAMMELSBACH<br />

Gammelb 1988 Die Bibelstunden finden 14-tägig statt.<br />

GRASELLENBACH<br />

Gr-Ellb 1988 Die Bibelstunden finden 14-tägig statt.<br />

HEBSTAHL<br />

Hebst 1988 Hier fmden 14-tägig Kin<strong>der</strong>- und Bibelstunden im Dorfgemeinschaftshaus statt.<br />

HETZBACH<br />

Hetzb 1988 In <strong>der</strong> alten Schule ist einmal im Monat Bibelstunde.<br />

OLFEN<br />

Olfen 1958 Im Jahre 1958 bekam Bru<strong>der</strong> Lilienthal durch Bru<strong>der</strong> Fath, Airlenbach, eine Einladung<br />

nach Olfen. Daraufhin wurde im Hause Engel mit einer Gemeinschaftsstunde begonnen. Der schon<br />

erwähnte Freizeitheimbau begann 1975 und wurde von Bru<strong>der</strong> Friedrich Pfau, Eberstadt, verantwortlich<br />

durchgeführt.


5F<br />

1988 Heute finden hier einmal im Monat ein Gottesdienst und sonntags eine Bibelstunde im<br />

Konferenzzentrum statt.<br />

REICHELSHEIM<br />

Reichh 1988 Die Gemeinschaft versammelt sich hier jeden Freitag zur Bibelstunde im evangelischen<br />

Gemeindehaus.<br />

OBER- SCHÖNMATTENWAG<br />

0-Schön 1988 Jeden Sonntag ist Bibelstunde im Schulhaus.<br />

ZELL<br />

Zell 1988 Hier finden wöchentlich Bibel- und Jungscharstunden im evangelischen Gemeindehaus statt.<br />

Wenn auch keine Unterlagen mehr vorhanden sind, so kann doch angenommen werden, daß in früherer<br />

Zeit auch noch an<strong>der</strong>e Orte betreut wurden.<br />

Missionsbezirk Brensbach<br />

Brensb Im heutigen Missionsbezirk Brensbach wurde in früherer Zeit sehr wechselhaft, meist nur von<br />

Einzelpersonen ohne feste Bindung an einen Gemeinschaftskreis, in Eigeniniative gearbeitet.<br />

Bruchstückhaft sind dementsprechend auch die Informationen und Aufzeichnungen aus dieser Zeit.<br />

1938 Im Jahre 1938 begann Prediger Krämer von Klein-Bieberau aus mit <strong>der</strong> Gemeinschaftsarbeit in<br />

Verbindung mit dem Starkenburger Gemeinschaftsverband. Nach Ausbruch des letzten Weltkrieges wurde<br />

er 1940 zum Heeresdienst eingezogen. Deshalb betreute Prediger Kreyscher aus Michelstadt in dieser Zeit<br />

diesen Teil des Odenwaldes mit. Nach <strong>der</strong> Rückkehr aus <strong>der</strong> Kriegssgefangenschaft 1945 übernahm Bru<strong>der</strong><br />

Krämer wie<strong>der</strong> seinen Bezirk zusammen mit BruWestenberger, Allertshofen. Lei<strong>der</strong> konnte sich diese<br />

Arbeit im Odenwald finanziell nicht selbst tragen. Der Verband sah sich, zumal seine Ratschläge nicht<br />

beachtet wurden, genötigt, die Verbindung 1948 wie<strong>der</strong> zu lösen. Eine gewisse Zusammenarbeit<br />

zwischen Bru<strong>der</strong> Krämer und Bru<strong>der</strong> Kreyscher blieb jedoch erhalten. Bru<strong>der</strong> Westenberger kehrte in<br />

einen zivilen Beruf zurück.<br />

1955 Da Bru<strong>der</strong> Krämer sich <strong>der</strong> Pfmgstrichtung zuneigte, wurde die Zusammenarbeit mit ihm 1955<br />

beendet. Nachdem er einige Zeit später in eine an<strong>der</strong>e Arbeit überwechselte, blieb seine Arbeit im<br />

Odenwald verwaist.<br />

1973 wagte ein jüngerer Praktikant <strong>der</strong> Bibelschule Seeheim einen Neuanfang in Brensbach. Er begann<br />

dort und auch in Nie<strong>der</strong>Kainsbach mit Bibel-, Kin<strong>der</strong>- und Jungscharstunden.<br />

1979 Nach seinem Weggang hielt zunächst Prediger Westernacher vom Bezirk Mühltal die<br />

Bibelstunden in Brensbach. Eine intensive Betreuung war aber erst wie<strong>der</strong> möglich, als <strong>der</strong> Verband für<br />

das Gebiet um Brensbach 1980 den Liebenzeller Prediger Hans-Jürgen HALLER berief, <strong>der</strong> sich mit<br />

Eifer in dieser Pionierarbeit einsetzte.<br />

1980 Brensb Seit dieser Zeit sieht <strong>der</strong> Verband in diesem Bereich sein beson<strong>der</strong>es Missionsgebiet, das<br />

von allen Bezirken mitgetragen wird. 1983 trat dann ein Wechsel ein und Prediger Joachim PFEIFER<br />

setzte die Arbeit fort.<br />

Noch konnte nicht an allen früher betreuten Orten die Arbeit fortgesetzt werden, aber wie folgende


6F<br />

Aufstellung zeigt, wurden jedoch einige zusätzliche Orte erreicht.


7F<br />

ASBACH<br />

Asbach 1941 1943 Seit 1. Mai 1941 wurde die Gemeinschaft von Bru<strong>der</strong> Frick von Nie<strong>der</strong>-Ramstadt<br />

mit bedient. Infolge <strong>der</strong> Kriegsverhältnisse mußte <strong>der</strong> Dienst 1943 lei<strong>der</strong> wie<strong>der</strong> eingestellt werden.<br />

BILLINGS<br />

Billing 1950 fand dort eine Evangelisation statt. Heute sind dort keine Versammlungen mehr.<br />

OBER- und NIEDER-KLINGEN<br />

Ob-/Nd-Klingen 1950/88 1950 fand dort eine Evangelisation statt, heute sind an beiden Orten wie<strong>der</strong><br />

abwechselnd Bibelstunden.<br />

RODAU<br />

Rodau 1951 fand dort eine Evangelisation statt.<br />

1988 Heute sind dort keine Versammlungen mehr.<br />

BRENSBACH<br />

Brensb 1988 Jede Woche sind hier Bibel-, Kin<strong>der</strong>- und Gebetsstunden im evangelischen Pfarrhaus.<br />

NIEDERNHAUSEN<br />

Nd-Haus 1988 Zweimal im Monat findet eine Bibelstunde im evangelischen Pfarrhaus statt.<br />

WALLBACH<br />

Wallb 1988 Jeden Dienstag ist Kin<strong>der</strong>stunde in <strong>der</strong> alten Schule.<br />

KLEIN-BIEBERAU<br />

KI-Bieb 1988 Im wöchentlichen Wechsel finden wie<strong>der</strong> Gebets- und Bibelstunden statt. Auch Kin<strong>der</strong>und<br />

Jugendstunden werden regelmäßig im Dorfgemeinschaftshaus gehalten.<br />

NIEDER-KAINSBACH<br />

Nd-Kain 1988 Wöchentlich sind regelmäßig Kin<strong>der</strong>-, Jugend- und Jungschartunden in <strong>der</strong> alten Schule.


8F<br />

Höllerb 1988 Hier ist jeden Mittwoch Jungschar in <strong>der</strong> alten Schule.<br />

Außer an den hier aufgezählten Orten wurde mit Sicherheit früher auch an an<strong>der</strong>en Plätzen gearbeitet.<br />

Unterlagen, die das konkret belegen, sind jedoch nicht vorhanden.<br />

Verband und Verbundenheit<br />

Wenn wir bis heute <strong>der</strong> Verbandsgeschichte in den Gemeinschaftsbezirken gefolgt sind, können wir nicht<br />

umhin, uns abschließend auch <strong>der</strong> Vorsitzenden zu erinnern, die die erste Verantwortung im Verband<br />

getragen haben.<br />

1923/25 Am Anfang stand Lehrer Heinrich OSTHEIMER als erster Vorsitzen<strong>der</strong> dem Verband vor. Er<br />

legte wegen Überlastung sein Amt bereits 1925 nie<strong>der</strong> Ihm fo<br />

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u führen. Für diesen treuen Dienst ist <strong>der</strong> Verband Bru<strong>der</strong> Krauter von ganzem Herzen dankbar.<br />

Von April 1968 an übernahm dann Bru<strong>der</strong> Walter KÜCHLER, Oberingenieur, den ersten Vorsitz des<br />

Verbandes. Er fiihrte sein Amt in großer Treue und Festigkeit und sah hier seine Aufgabe im Dienst fiir<br />

Gott. Während seiner Zeit wurde auch eine neue Satzung erarbeitet, die 1979 in Kraft trat. Auch einige<br />

Verbandsaktionen wurden durchgefiihrt. Hier sei beson<strong>der</strong>s an die gemeinsamen Verbandsausflüge<br />

erinnert. Unerwartet, im September 1980, nahm ihn <strong>der</strong> Herr zu sich in sein Reich.<br />

In Bru<strong>der</strong> Gerhard BECKER, <strong>der</strong> zuvor viele Jahre Schriftfiihrer im Verband war, schenkte <strong>der</strong> Herr den<br />

geeigneten Nachfolger. So hat sich im Laufe <strong>der</strong> Verbandstätigkeit ein gutes "Miteinan<strong>der</strong>" entwickelt, das<br />

wesentlich zur erfolgreichen Weiterarbeit beigetragen hat.<br />

Sind nicht auch die Gemeinschaftsbezirke wie Bausteine, die <strong>der</strong> Herr,einen jeden in seiner Art gestaltet und<br />

fein bearbeitet, zu einem VERBAND im Bau seiner Gemeinde zusammenfügt? Er, <strong>der</strong> Baumeister, und das<br />

Haupt seiner Gemeinde ist es, <strong>der</strong> dazu auch die geistliche VERBUNDENHEIT untereinan<strong>der</strong> wirkt, daß<br />

sein Reich gebaut werden kann.<br />

Auf dieser Grundlage möge <strong>der</strong> Herr Jesu Christus es schenken, daß sein Name verherrlicht und die Arbeit<br />

des Verbandes noch vielen zum Segen wird.

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