Problem-Instrumente in der Aufbereitung (Teil 1) - DGSV
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Zentralsterilisation 1/2011<br />
Empfehlungen | 61<br />
Empfehlung des AK «Qualität» (69)<br />
<strong>Problem</strong>-<strong>Instrumente</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Aufbereitung</strong><br />
(<strong>Teil</strong> 1)<br />
Die <strong>Aufbereitung</strong> von Mediz<strong>in</strong>produkten ist sehr komplex. Laut MPG versteht<br />
man unter <strong>Aufbereitung</strong> von bestimmungsgemäß keimarm o<strong>der</strong> steril zur Anwendung<br />
kommenden Mediz<strong>in</strong>produkten die Re<strong>in</strong>igung und Des<strong>in</strong>fektion sowie<br />
die Sterilisation und die damit zusammenhängenden Arbeitsschritte und die Prüfung<br />
und Wie<strong>der</strong>herstellung <strong>der</strong> technisch-funktionellen Sicherheit. Die MPBetreibV<br />
for<strong>der</strong>t die ➜ <strong>Aufbereitung</strong> mit validierten Verfahren. Dadurch soll sichergestellt<br />
werden, dass bei je<strong>der</strong> <strong>Aufbereitung</strong> auch die Anfor<strong>der</strong>ungen an die Re<strong>in</strong>igung und<br />
Des<strong>in</strong>fektion und gegebenenfalls Sterilisation erfüllt werden.<br />
E<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>e Herausfor<strong>der</strong>ung stellt die ➜ Re<strong>in</strong>igung dar, die auch bei e<strong>in</strong>er <strong>Aufbereitung</strong><br />
im RDG nur <strong>in</strong>direkt e<strong>in</strong>er parametrischen Freigabe unterworfen werden<br />
kann. In jedem Fall muss die Überwachung <strong>der</strong> Wassermenge, Temperatur, Zeit und<br />
<strong>der</strong> Dosiermenge im RDG gewährleistet se<strong>in</strong>. Nicht standardisiert s<strong>in</strong>d dagegen die<br />
Lagerung <strong>in</strong> Sieben, Art und Menge <strong>der</strong> Verschmutzung sowie <strong>der</strong> Antrocknungsgrad<br />
vor <strong>der</strong> <strong>Aufbereitung</strong>.<br />
Oft reichen die regulären masch<strong>in</strong>ellen <strong>Aufbereitung</strong>sverfahren für Standard<strong>in</strong>strumente<br />
aus, für beson<strong>der</strong>s komplexe und hartnäckig verschmutzte <strong>Instrumente</strong> aber<br />
nicht. Mit diesen Themen beschäftigt sich die folgende Reihe des AK Qualität. Damit<br />
erfolgt e<strong>in</strong>e Aktualisierung <strong>der</strong> Empfehlungen 19 und 20 aus dem Jahr 2001.<br />
➜ Die aufbereitung muss mit validierten<br />
Verfahren erfolgen.<br />
➜ Die re<strong>in</strong>igung kann nur <strong>in</strong>direkt e<strong>in</strong>er<br />
parametrischen Freigabe unterworfen<br />
werden.<br />
| | 1. Konstruktion <strong>der</strong> Mediz<strong>in</strong>produkte<br />
Die ➜ Re<strong>in</strong>igbarkeit wird bee<strong>in</strong>flusst durch die Geometrie des Mediz<strong>in</strong>produktes<br />
und konstruktive Details wie Spalten, Gelenke, Hohlräume, Gew<strong>in</strong>de, Art <strong>der</strong> Oberflächen<br />
etc.<br />
Es muss sichergestellt se<strong>in</strong>, dass die gesamte Re<strong>in</strong>igungsflotte alle <strong>in</strong>neren und äußeren<br />
Oberflächen des Mediz<strong>in</strong>produktes erreicht. Dazu ist e<strong>in</strong>e entsprechende Lagerung<br />
o<strong>der</strong> gegebenenfalls e<strong>in</strong>e Adaptierung <strong>der</strong> Mediz<strong>in</strong>produkte an die wasserführenden<br />
Systeme des RDGs erfor<strong>der</strong>lich. Mediz<strong>in</strong>produkte lassen sich auf Grund ihrer Konstruktionsmerkmale<br />
<strong>in</strong> verschiedene Gruppen ➜ e<strong>in</strong>teilen:<br />
Gruppe 1:<br />
<strong>Instrumente</strong>, bei denen <strong>der</strong> Re<strong>in</strong>igungserfolg visuell überprüfbar/verifizierbar ist.<br />
Beispiele hierfür s<strong>in</strong>d: Wundhaken, Spekula.<br />
Bei den Gruppen 2 – 7 ist <strong>der</strong> Re<strong>in</strong>igungserfolg nicht o<strong>der</strong> nur zum <strong>Teil</strong> visuell überprüfbar.<br />
Gruppe 2:<br />
Gelenk<strong>in</strong>strumente. Beispiele hierfür s<strong>in</strong>d: Scheren, <strong>Instrumente</strong> mit Durchsteckschluss,<br />
doppelt übersetzte Zangen und Klemmen.<br />
Gruppe 3:<br />
Schiebeschaft<strong>in</strong>strumente. Beispiele hierfür s<strong>in</strong>d: Stanzen, Rongeure. Bei Schiebeschaft<strong>in</strong>strumenten<br />
kann generell <strong>in</strong> zerlegbar und nicht zerlegbar unterschieden werden.<br />
Gruppe 4:<br />
Rohrschaft<strong>in</strong>strumente. Beispiele hierfür s<strong>in</strong>d: MIC-<strong>Instrumente</strong>, Sauger, kanülierte<br />
<strong>Instrumente</strong>, Arthroskopieshaver. Bei Rohrschaft<strong>in</strong>strumenten kann generell <strong>in</strong> zerlegbar<br />
und nicht zerlegbar unterschieden werden.<br />
Gruppe 5:<br />
Mikrochirurgische <strong>Instrumente</strong>. Mikrochirurgische <strong>Instrumente</strong> können die gleichen<br />
Designmerkmale wie Gelenk-, Schiebeschaft- o<strong>der</strong> Rohrschaft<strong>in</strong>strumente aufweisen,<br />
s<strong>in</strong>d aber <strong>in</strong> <strong>der</strong> Ausführung filigraner.<br />
Gruppe 6:<br />
Komplexe <strong>Instrumente</strong>. Beispiele hierfür s<strong>in</strong>d: Implantat-E<strong>in</strong>bau<strong>in</strong>strumente/-systeme,<br />
Motorensysteme. Komplexe <strong>Instrumente</strong> weisen e<strong>in</strong>e Komb<strong>in</strong>ation aus verschiedenen<br />
Konstruktionsmerkmalen auf und stellen dadurch oft spezielle Anfor<strong>der</strong>ungen<br />
an die <strong>Aufbereitung</strong>.<br />
➜ die re<strong>in</strong>igbarkeit wird bee<strong>in</strong>flusst<br />
durch konstruktive Details.<br />
➜ e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>teilung <strong>der</strong> Mediz<strong>in</strong>produkte<br />
kann auf Grund ihrer Konstruktionsmerkmale<br />
vorgenommen werden.
62 | empfehlungen Zentralsterilisation 1/2011<br />
Gruppe 7:<br />
Flexible <strong>Instrumente</strong>. Beispiele hierfür s<strong>in</strong>d: Markraumbohrer, Giglisägen, flexible<br />
Biospsiezangen; flexible Fremdkörperfasszangen.<br />
➜ Die verschmutzung bee<strong>in</strong>flusst<br />
die Re<strong>in</strong>igbarkeit durch ihre Art und Menge.<br />
➜ die auswahl des <strong>Aufbereitung</strong>sprozesses<br />
muss sich an <strong>der</strong><br />
Art und Menge <strong>der</strong> Verschmutzung orientieren.<br />
➜ für <strong>Problem</strong><strong>in</strong>strumente können<br />
zusätzliche Maßnahmen erfor<strong>der</strong>lich<br />
se<strong>in</strong>.<br />
➜ E<strong>in</strong>schränkungen bei <strong>der</strong> Auswahl<br />
des anwendbaren Re<strong>in</strong>igungs-Des<strong>in</strong>fektionsverfahren<br />
s<strong>in</strong>d z. B. bed<strong>in</strong>gt die<br />
verwendeten Werkstoffe möglich.<br />
| | 2. Art <strong>der</strong> Verschmutzungen<br />
Neben <strong>der</strong> Geometrie des Mediz<strong>in</strong>produktes wird die Re<strong>in</strong>igbarkeit auch durch die<br />
Art und Menge <strong>der</strong> ➜ Verschmutzung bee<strong>in</strong>flusst. Durch Antrocknung wird die<br />
Re<strong>in</strong>igbarkeit <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel erschwert. Beispiele für schwierige Verschmutzungen s<strong>in</strong>d:<br />
Knochenmehl, Verkrustungen an HF-<strong>Instrumente</strong>n, Schleime, Salben und Fette, Arzneimittelreste,<br />
durch Des<strong>in</strong>fektionsmittel denaturierte Prote<strong>in</strong>e und Fasern. Dies hat<br />
Konsequenzen auf die ➜ Auswahl des <strong>Aufbereitung</strong>sprozesses. Schwierig<br />
zu entfernende Verschmutzungen können auch <strong>in</strong> Komb<strong>in</strong>ation auftreten:<br />
Knochenmehl<br />
Knochenmehl ist wasserunlöslich und kann auch durch die üblichen Prozesschemikalien<br />
chemisch nicht gelöst werden. Knochenmehl kommt oft auch <strong>in</strong> Komb<strong>in</strong>ation mit Blut<br />
und an<strong>der</strong>en Anschmutzungen vor und kann durch Hitzee<strong>in</strong>wirkung verhärtet werden.<br />
Verkrustungen an HF-<strong>Instrumente</strong>n<br />
HF-chirurgische <strong>Instrumente</strong> und unter Umständen Ultraschallscheren weisen Verkrustungen<br />
aus denaturiertem Blut und Gewebe auf, die sich mit vielen automatischen<br />
Standardprozessen nicht entfernen lassen.<br />
Schleime<br />
Angetrocknete Schleime bestehen überwiegend aus «verkleisterten» Kohlehydraten<br />
und können erst nach Aufquellen zersetzt und aufgelöst werden.<br />
Salben, Fette und Öle<br />
Salben, Fette und Öle s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Wasser unlöslich und können nur emulgiert und dann<br />
abgespült werden. Feste Salbengrundlagen und Fette müssen ihren Schmelzpunkt<br />
überschreiten, d. h. <strong>in</strong> flüssiger Form vorliegen, bevor sie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Emulsion überführt<br />
werden können.<br />
Arzneimittelreste<br />
Dazu gehören Kontrastmittel, Anfärbemittel, Fibr<strong>in</strong>- und an<strong>der</strong>e Kleber, Kochsalzlösung,<br />
Knochenzement etc.<br />
Durch Des<strong>in</strong>fektionsmittel denaturierte Prote<strong>in</strong>e<br />
Prote<strong>in</strong>e erfor<strong>der</strong>n spezielle Maßnahmen bei <strong>der</strong> Re<strong>in</strong>igung, wenn diese durch fixierende<br />
Des<strong>in</strong>fektionsmittel denaturiert und dadurch unlöslich wurden.<br />
Fasern und Partikel<br />
Fasern und Partikel können von Re<strong>in</strong>igungsmitteln nicht gelöst o<strong>der</strong> zersetzt werden<br />
und können zu Verstopfungen <strong>in</strong> den medienführenden Systemen und <strong>in</strong> den Lum<strong>in</strong>a<br />
von <strong>Instrumente</strong>n führen.<br />
| | 3. Re<strong>in</strong>igungsverfahren<br />
Zusätzliche Maßnahmen für ➜ «<strong>Problem</strong><strong>in</strong>strumente» zur regulären masch<strong>in</strong>ellen<br />
<strong>Aufbereitung</strong> können se<strong>in</strong>:<br />
1. Manuelle Vorre<strong>in</strong>igung unter Anwendung von Tauchverfahren, Vorbehandlung mit<br />
H 2<br />
O 2<br />
, Bürsten, Wasserpistole, Ultraschallbad, Dampfre<strong>in</strong>iger o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>er Komb<strong>in</strong>ation<br />
daraus.<br />
2. Aufwändigere masch<strong>in</strong>elle Re<strong>in</strong>igungsprozesse durch mehrstufige Verfahren o<strong>der</strong><br />
Mehrkomponenten-Re<strong>in</strong>iger, spezielle RDG mit <strong>in</strong>tegriertem Ultraschall und/o<strong>der</strong><br />
erhöhtem Spüldruck.<br />
Es kann ➜ E<strong>in</strong>schränkungen bei <strong>der</strong> Auswahl <strong>der</strong> anwendbaren Re<strong>in</strong>igungs-Des<strong>in</strong>fektionsverfahren<br />
geben, z. B. bezogen auf die Werkstoffe und/o<strong>der</strong> Konstruktionsmerkmale<br />
(z. B. ke<strong>in</strong>e Ultraschallanwendung, ke<strong>in</strong> Tauchverfahren, e<strong>in</strong>geschränkter<br />
pH-Wert-Bereich, ke<strong>in</strong>e oxidativen Verfahren, Temperature<strong>in</strong>schränkung).<br />
Die drei Dimensionen<br />
1. Konstruktion des Instruments<br />
2. Art <strong>der</strong> Verschmutzung und Antrocknungsgrad<br />
3. angewandte Re<strong>in</strong>igungsverfahren<br />
bee<strong>in</strong>flussen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Komb<strong>in</strong>ation das Re<strong>in</strong>igungsergebnis.<br />
Der AK Qualität möchte sich diesem Thema von verschiedenen Seiten nähern und<br />
Empfehlungen zur Optimierung <strong>der</strong> <strong>Aufbereitung</strong> von <strong>Problem</strong>-<strong>Instrumente</strong>n für die<br />
Anwen<strong>der</strong> erarbeiten.<br />
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