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1 Goldene Konfirmation des Jahrgangs 1946/47 und 65er-Feier am ...

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<strong>Goldene</strong> <strong>Konfirmation</strong> <strong>des</strong> <strong>Jahrgangs</strong><br />

<strong>1946</strong>/<strong>47</strong> <strong>und</strong> <strong>65er</strong>-<strong>Feier</strong> <strong>am</strong> Sonntag<br />

Reminiszere, 20.03.2011, 10 Uhr,<br />

Martinskirche Langenau; Mitwirkung:<br />

Konfirmand/innen Jg. 1996 / 97;<br />

Schüler/innen Klasse 5 b/d RBG<br />

Predigt über Johannes 10, 11+27-28<br />

Jesus Christus spricht:<br />

11<br />

„Ich bin der gute Hirte. Der gute Hirte<br />

lässt sein Leben für die Schafe.<br />

27<br />

Meine Schafe hören meine Stimme,<br />

<strong>und</strong> ich kenne sie, <strong>und</strong> sie folgen mir;<br />

28<br />

<strong>und</strong> ich gebe ihnen das ewige Leben,<br />

<strong>und</strong> sie werden nimmermehr umkommen,<br />

<strong>und</strong> niemand wird sie aus meiner Hand<br />

reißen.“<br />

Liebe Jahrgänger <strong>1946</strong>/<strong>47</strong>,<br />

<strong>und</strong> insbesondere:<br />

Liebe <strong>Goldene</strong> Konfirmandinnen <strong>und</strong><br />

Konfirmanden!<br />

Liebe Konfirmanden, die ihr in zwei<br />

Monaten konfirmiert werdet,<br />

liebe Schüler/innen aus den Klassen 5 b<br />

<strong>und</strong> d <strong>des</strong> Robert-Bosch-Gymnasiums,<br />

liebe Gemeinde!<br />

Wir freuen uns sehr, dass wir heute mit<br />

Ihnen das Fest der <strong>Goldene</strong>n <strong>Konfirmation</strong><br />

feiern können, das Sie zus<strong>am</strong>men mit Ihrer<br />

<strong>65er</strong>-<strong>Feier</strong> begehen. 50 Jahre sind seither<br />

ins Land gegangen, seit an jenem 19. März<br />

1961 insges<strong>am</strong>t 83 Konfirmanden<br />

eingesegnet wurden. In unserem<br />

Kirchenbuch ist es genau aufgeschrieben,<br />

da heißt es:<br />

„Am Sonntag Judika, 19. März 1961,<br />

wurden in der ‚oberen Kirche‘<br />

(Martinskirche) durch Pfarrer Palmbach<br />

26 Knaben <strong>und</strong> 28 Mädchen konfirmiert;<br />

in der Leonhardskirche wurden durch<br />

Pfarrer Oehler 12 Knaben <strong>und</strong> 17<br />

Mädchen konfirmiert.“<br />

Wenn Sie die Fotos vom Einzug in die<br />

Leonhards- <strong>und</strong> die Martinskirche<br />

anschauen, blicken Ihnen jugendliche<br />

Gesichter entgegen, die das Leben noch<br />

vor sich haben wie ein Abenteuer<br />

unentdeckten Lan<strong>des</strong>. 1961 – in der<br />

Rückschau verbindet sich mit diesem Jahr<br />

der Satz von Walter Ulbricht: „Niemand<br />

hat die Absicht, eine Mauer zu bauen“ –<br />

<strong>und</strong> <strong>am</strong> Morgen <strong>des</strong> 13. August 1961<br />

wurde der Westteil Berlins mit<br />

Stacheldraht <strong>und</strong> Betonpfeilern abgetrennt<br />

<strong>und</strong> die hässliche Berliner Mauer errichtet.<br />

Sie sind Ihren Weg gegangen, vor<br />

wechselnden Horizonten, in der Nähe <strong>und</strong><br />

in der Ferne – die Mauer ist längst<br />

Vergangenheit. Erst ist’s gewesen, wo sind<br />

die Jahre geblieben? Was ist aus mir<br />

geworden, welche Wege bin ich<br />

gegangen?, mag sich manches von ihnen<br />

fragen.<br />

Ich muss an die Zeilen aus dem Gedicht<br />

von Albrecht Goes denken, in dem er<br />

beschreibt, wie er nach vielen Jahren<br />

seinem Studienort Tübingen einen Besuch<br />

abstattet. Wie einst als Student rudert er<br />

mit einem Boot flussaufwärts auf dem<br />

Neckar <strong>und</strong> sieht die vertrauten<br />

Häuserreihen <strong>und</strong> die Weiden <strong>am</strong> Ufer<br />

vorbeiziehen. Erinnerungen an längst<br />

verflossene Studienjahre steigen auf. Und<br />

dann heißt es in unerhörter<br />

Tiefgründigkeit: „Sind zwei im Boot: der,<br />

der ich wurde, / <strong>und</strong> jener andre, der ich<br />

war.“ An einem Tag wie heute kann sich<br />

beim Rückblick keines der Frage<br />

entziehen: Wer war ich d<strong>am</strong>als, <strong>und</strong> wer<br />

bin ich geworden? Was ist geblieben? Was<br />

ist geblieben von der <strong>Konfirmation</strong>?<br />

Für Euch Konfirmanden, die Ihr in zwei<br />

Monaten Eure <strong>Konfirmation</strong> haben werdet,<br />

lautet die Frage etwas anders: Was will ich<br />

einmal für mich festhalten von diesem<br />

Jahr?<br />

Was ist geblieben von der <strong>Konfirmation</strong>,<br />

was will ich festhalten vom<br />

Konfirmandenjahr? Mit zunehmendem<br />

Abstand tritt vieles in den Hintergr<strong>und</strong>,<br />

Einzelnes prägt sich dafür unauslöschlich<br />

ein <strong>und</strong> tritt umso deutlicher in der<br />

Erinnerung hervor: die Art <strong>des</strong><br />

<strong>Konfirmation</strong>spfarrers, der Raum, in dem<br />

wir saßen, einige markante Sätze.<br />

Ich entsinne mich aus meiner eigenen<br />

Konfirmandenzeit vor 34 Jahren, wie mein<br />

Konfirmator immer wieder mit der ihm<br />

eigenen, gewinnenden Art <strong>und</strong> zugleich<br />

1


mit großem Nachdruck zu uns sagte: „Eure<br />

<strong>Konfirmation</strong> möchte kein Endpunkt sein,<br />

sondern ein Doppelpunkt: Bleibt auch über<br />

diesen Tag hinaus mit Eurer Gemeinde <strong>und</strong><br />

mit Jesus Christus in Verbindung. Erhaltet<br />

die Beziehung zur Gemeinde <strong>und</strong> zu<br />

Christus aufrecht!“<br />

Und um ebendiese Beziehung zwischen<br />

Jesus Christus <strong>und</strong> uns geht es in dem<br />

Bibeltext aus Johannes 10, der vom Einsatz<br />

<strong>des</strong> Hirten für die Schafe <strong>und</strong> vom Hören<br />

der Schafe auf ihren Hirten erzählt <strong>und</strong> uns<br />

so in ein inniges Beziehungsgeschehen<br />

hinein nimmt. Hinter dem Bild vom Hirten<br />

<strong>und</strong> den Schafen zeichnet sich die<br />

Gr<strong>und</strong>struktur der Kirche ab. Die<br />

Gr<strong>und</strong>struktur der Kirche zu allen Zeiten<br />

<strong>und</strong> an allen Orten ist die, dass sie die<br />

Gemeinschaft derer ist, die die Stimme<br />

Jesu, <strong>des</strong> Guten Hirten, hören. Martin<br />

Luther hat es einmal ganz liebenswürdig so<br />

formuliert: „Es weiß gottlob ein Kind von<br />

sieben Jahren, was die Kirche ist, nämlich<br />

die heiligen Gläubigen <strong>und</strong> die Schäflin,<br />

die ihres Hirten Stimme hören.“<br />

(Schmalkaldische Artikel, BSLK 459) Die Glaubenden<br />

sind die Schafe, die ihres Hirten Stimme<br />

hören. Was gibt es da zu hören? Auf zwei<br />

gr<strong>und</strong>legende Dinge macht unser<br />

Predigttext uns aufmerks<strong>am</strong>:<br />

Einmal: Der gute Hirte kennt uns mit<br />

N<strong>am</strong>en.<br />

Und: Der gute Hirte hält seine Beziehung<br />

zu uns durch – in Zeit <strong>und</strong> Ewigkeit.<br />

(1) Der gute Hirte kennt uns mit N<strong>am</strong>en.<br />

Mag sein, dass dieses Bibelwort vom guten<br />

Hirten uns ärgert. Süßliche, verkitschte<br />

Bilder steigen allzu schnell vor unserem<br />

inneren Auge empor. Wir sind mündig<br />

gewordene Menschen, die nicht in<br />

dumpfem Herdentrieb, in der Masse, einer<br />

Leitfigur nachtraben. Ein Jugendlicher hat<br />

einmal seinem Unmut über dieses Bild<br />

vom Hirten <strong>und</strong> den Schafen in einem<br />

selbst formulierten Gebet Luft gemacht:<br />

„Gott, ich bin kein Schaf. Ich bin nicht<br />

blöd, ich kann auf mich selbst aufpassen.<br />

Ich weiß, wo es lang geht, ich muss nicht<br />

ständig beaufsichtigt werden. Ich brauche<br />

keinen Leith<strong>am</strong>mel. Ich laufe nicht hinter<br />

allem her. Ich bin kein Schaf.“<br />

Aber: „Ich bin der gute Hirte“, sagt Jesus<br />

Christus. Das war nie ein weiches Wort. Es<br />

war von Anfang an ein polemischer,<br />

scharfer Satz. Ich bin es, nicht ein anderer.<br />

Viele beanspruchen in unserer Welt, Hirten<br />

<strong>und</strong> Herren zu sein. Nicht alle meinen es<br />

gut. Manche sind zu erkennen: plump,<br />

dreist <strong>und</strong> aufdringlich wie die<br />

Werbesprüche an der Wand. Das sind die<br />

Harmloseren. Manche sind nicht zu<br />

erkennen. Die sind gefährlicher. Und wer<br />

sagt, ich bin mein eigener Herr, sehe wohl<br />

zu, was für einen Hirten er hat an seinem<br />

unruhigen Herzen.<br />

Die Schafe können sehr wohl<br />

unterscheiden, wer ihr wahrer Hirte ist <strong>und</strong><br />

wer nicht. Ich weiß noch, wie ich während<br />

eines Sommers öfters die kleine<br />

Schafherde meines Schwiegervaters<br />

abends in ihren Stall brachte. Schnell<br />

kannten sie mich an der Stimme <strong>und</strong><br />

akzeptierten mich wohl als eine Art<br />

Unterhirten. Wenn ich ihnen rief, hoben sie<br />

die Köpfe, lauschten genau der Stimme,<br />

die sie da rief, <strong>und</strong> setzten sich erst dann in<br />

Bewegung. „Meine Schafe hören meine<br />

Stimme“, sagt Jesus. Offenbar ist das von<br />

den Schafen zu lernen: unterscheiden zu<br />

können, wer der wahre Hirte ist <strong>und</strong> wer<br />

sich nur zum Hirten aufspielt. Manchmal<br />

unterscheiden wir Menschen an dieser<br />

Stelle zu unserem eigenen Schaden nicht<br />

scharf genug. Und dann sind nicht die<br />

Schafe, sondern wir selber die eigentlich<br />

Blöden, um den Gedanken <strong>des</strong><br />

Jugendlichen von vorhin noch einmal<br />

aufzugreifen.<br />

Jesus Christus ist der gute Hirte<br />

schlechthin, der wahre Hirte, weil er die<br />

Liebe <strong>und</strong> Zuwendung Gottes zu uns<br />

verbürgt. Die Liebe Gottes aber gibt sich<br />

hin <strong>und</strong> opfert sich für die Menschen auf.<br />

„Gott erweist seine Liebe zu uns darin,<br />

dass Christus für uns gestorben ist, als wir<br />

noch Sünder waren“, so sagt es der<br />

Wochenspruch über dem heutigen 2.<br />

Sonntag der Passionszeit (wir haben ihn in<br />

2


der Schriftlesung noch einmal gehört), ein<br />

theologisch dichtes Wort <strong>des</strong> Paulus im<br />

Römerbrief. Hier im Johannesevangelium<br />

heißt’s ganz anschaulich: „Der gute Hirte<br />

lässt sein Leben für die Schafe, er setzt<br />

sich ganz für seine Schafe ein“, sagt Jesus<br />

<strong>und</strong> weist auf seinen Weg ins Leiden <strong>und</strong><br />

in den Tod. Jesus verbürgt die Liebe<br />

Gottes bis ins Äußerste, bis in seine<br />

Hingabe in den Tod. Aber Jesus ist nicht<br />

im Tod geblieben, sondern wurde von Gott<br />

auferweckt <strong>und</strong> ist eingegangen ins neue,<br />

ewige Leben bei Gott.<br />

Jesus, der gute Hirte kennt uns mit<br />

N<strong>am</strong>en. Der gute Hirte ruft seine Schafe<br />

mit N<strong>am</strong>en <strong>und</strong> führt sie <strong>am</strong> Morgen aus<br />

dem Schafstall heraus, sagt Jesus (in Johannes<br />

10, 3). Liebe <strong>Goldene</strong> Konfirmand/inn/en,<br />

liebe Gemeinde, unsere N<strong>am</strong>en – <strong>und</strong> das<br />

meint unsere ganzen Lebensgeschichten –<br />

sind vor Jesu Augen. Er weiß um all das,<br />

was uns gelungen ist. In seine Hände<br />

können wir das legen, was unser Herz<br />

schwer macht, womit wir nicht fertig<br />

werden, wo wir enttäuscht, verw<strong>und</strong>et<br />

sind. Ihm können wir unsere<br />

Erschütterungen <strong>und</strong> unser Entsetzen<br />

bringen, so wie wir das vorgestern Abend<br />

hier in der Martinskirche getan haben, im<br />

ökumenischen Abendgebet angesichts der<br />

Katastrophe in Japan – ihm unsere Ängste<br />

hinlegen, vor ihm für die Opfer in Japan<br />

bitten. Ihm können wir uns ganz<br />

anvertrauen. Wo wir seine Stimme hören,<br />

weitet sich unser oft so begrenzter<br />

Horizont.<br />

Freilich: Wir können Jesus nicht mehr so<br />

unmittelbar hören wie die Jünger d<strong>am</strong>als,<br />

die tatsächlich hinter Jesus hergingen <strong>und</strong><br />

ihm nachfolgten, wie Schafe ihrem wahren<br />

Hirten. Wir sind auf die Berichte der<br />

Augen- <strong>und</strong> Ohrenzeugen angewiesen, wie<br />

wir sie in den biblischen Schriften<br />

vorfinden. Aber gerade wenn wir unsere<br />

Bibel aufschlagen, werden wir die<br />

Erfahrung machen: Hier in diesem Buch<br />

begegnen uns Worte <strong>und</strong> Geschichten, die<br />

nicht nur Informationen weitergeben,<br />

sondern die uns im Gr<strong>und</strong> unseres Herzens<br />

bewegen <strong>und</strong> treffen, aufrichten <strong>und</strong><br />

trösten, ermutigen von Gr<strong>und</strong> auf. Die<br />

biblischen Worte wandeln Situationen,<br />

setzen neue Wirklichkeit, weisen uns in<br />

neue, unerwartete Wege ein. Im Hören auf<br />

Worte aus dem Neuen Test<strong>am</strong>ent kann es<br />

geschehen, dass sie uns so nahe kommen,<br />

als spräche der Gute Hirte selber zu uns.<br />

Nur ein Beispiel: Zu den Bibelworten, die<br />

mir persönlich sehr lieb sind, gehört mein<br />

<strong>Konfirmation</strong>sdenkspruch, ein kurzes Wort<br />

aus dem Bericht von der Auferweckung<br />

<strong>des</strong> Lazarus in Johannes 11: „Der Meister<br />

(Jesus Christus) ist da <strong>und</strong> ruft dich.“ Fein<br />

<strong>und</strong> liebevoll hatte mein Konfirmator auf<br />

die Spruchkarte das <strong>Konfirmation</strong>sdatum<br />

<strong>und</strong> seine Unterschrift gesetzt. Und ich<br />

wusste: Dieses Bibelwort gilt jetzt dir ganz<br />

persönlich. Ich habe dieses Bibelwort als<br />

Ermutigung verstanden, nach der<br />

<strong>Konfirmation</strong> in der Kinderkirche<br />

mitzuarbeiten. Als Kinderkirchhelfer habe<br />

ich viele bereichernde Erfahrungen<br />

gemacht. Aber ich hatte auch eine Zeit mit<br />

ganz geringen Kinderzahlen<br />

durchzustehen. Und da spürte ich, wie<br />

mein <strong>Konfirmation</strong>sspruch mich ermutigte:<br />

„Du brauchst nicht zu resignieren. Denn<br />

Er, der Meister, Jesus, ist da <strong>und</strong> ruft dich<br />

auch heute <strong>und</strong> vertraut dir Menschen an.<br />

Wenn es auch kleine Zahlen sind, es ist<br />

nicht vergeblich, was du tust.“ „Der<br />

Meister ist da <strong>und</strong> ruft dich“, dieser mein<br />

<strong>Konfirmation</strong>sdenkspruch hat dann auch<br />

eine wichtige Rolle für meinen beruflichen<br />

Weg gespielt.<br />

Nun mag es sein, dass der Denkspruch<br />

oder die Konfirmandenbibel, die Sie einst<br />

bekommen haben, weit nach hinten<br />

gerückt sind. Vielleicht liegt die Bibel<br />

irgendwo oben auf dem Regalbrett <strong>und</strong> ist<br />

mit Staub überzogen. Eine verstaubte Bibel<br />

geht in der Regel mit einer lose<br />

gewordenen Verbindung zu Gott einher.<br />

Jesu Wort, dass seine Schafe seine Stimme<br />

hören, ermutigt uns, die Verbindung zu<br />

ihm wieder neu aufzunehmen. Es ermutigt<br />

uns, die ausgedünnte Verbindung zu Gott<br />

wieder zu intensivieren.<br />

3


Denn zu Gott, so wie Jesus uns ihn gezeigt<br />

hat, steht der Weg in jeder Lebensphase<br />

offen. Er schlägt vor den Rückkehrern<br />

nicht die Tür zu, so wie der Vater jenen<br />

jüngeren Sohn mit offenen Armen<br />

aufnahm, der den Kontakt zum Vaterhaus<br />

abgebrochen <strong>und</strong> in der Fremde sein<br />

eigenes Glück versucht hatte. – Jener<br />

Jugendliche hatte es so gesagt: „Gott, ich<br />

bin kein Schaf, aber ganz allein komme ich<br />

auch nicht zurecht. Ich bin froh, dass du<br />

mich nicht aus den Augen verlierst. Ich bin<br />

froh, dass ich immer wieder zu dir<br />

zurücklaufen kann.“<br />

(2) Der gute Hirte kennt uns mit N<strong>am</strong>en.<br />

Und: Der gute Hirte hält seine<br />

Beziehung zu uns durch – in Zeit <strong>und</strong><br />

Ewigkeit. Der gute Hirte geht uns zur<br />

Seite, auf den guten Wegstrecken ebenso<br />

wie im finsteren Talgr<strong>und</strong>. Und ob ich<br />

schon wanderte im finsteren Tal, fürchte<br />

ich kein Unglück, denn du bist bei mir - so<br />

heißt es im 23. Psalm, den wir alle gelernt<br />

haben <strong>und</strong> den Jesus auf sich bezogen hat.<br />

Er, der gute Hirte, hält seine Beziehung zu<br />

uns durch, unter allen Umständen, in der<br />

ihm eigenen Treue. Und seine Treue geht<br />

über die Grenze, selbst über die harte<br />

Grenze <strong>des</strong> To<strong>des</strong>, die schon eine ganze<br />

Reihe aus Ihrem Jahrgang überschritten<br />

haben. Vielfältig sind die Erfahrungen mit<br />

der Grenzsituation <strong>des</strong> Sterbens, das – so<br />

schmerzhaft es ist – doch Teil <strong>des</strong> Lebens<br />

ist. Gerade an dieser letzten Grenze<br />

entfaltet Jesu Wort seine tiefste Kraft: „Ich<br />

gebe meinen Schafen das ewige Leben,<br />

<strong>und</strong> niemand wird sie aus meiner Hand<br />

reißen.“<br />

Aus dieser Gewissheit heraus hat Helmut<br />

Thielicke, der lebensfrohe <strong>und</strong><br />

wortgewaltige Theologe <strong>und</strong> Prediger in<br />

Tübingen <strong>und</strong> H<strong>am</strong>burg, seine<br />

Autobiographie mit den Worten beendet:<br />

„Als Christen sind wir gewiss, dass die uns<br />

zugemessene Lebensspanne nur die<br />

Adventszeit einer noch größeren Erfüllung<br />

ist. Das Land, in das wir gerufen werden,<br />

ist ein unbekanntes, ja ein unvorstellbares<br />

Land. Nur eine Stimme gibt es, die wir<br />

wieder erkennen werden, weil sie uns hier<br />

schon vertraut war: die Stimme <strong>des</strong> guten<br />

Hirten.“<br />

Am heutigen Festtag der <strong>Goldene</strong>n<br />

<strong>Konfirmation</strong> vertrauen wir uns<br />

miteinander dem guten Hirten Jesus<br />

Christus an, bei dem wir in Zeit <strong>und</strong><br />

Ewigkeit gut aufgehoben sind. „Bleibt über<br />

den Tag der <strong>Konfirmation</strong> hinaus mit Eurer<br />

Gemeinde <strong>und</strong> mit Jesus Christus in<br />

Verbindung. Erhaltet die Beziehung zur<br />

Gemeinde <strong>und</strong> zu Christus aufrecht!“ so<br />

hatte es mein Konfirmator gesagt.<br />

Und wenn ich auf meinem Lebensweg<br />

abgehängt habe? Wenn wir vieles<br />

vergessen haben, das eine sollte uns doch<br />

bleiben, <strong>und</strong> daran dürfen wir uns<br />

festhalten: Zu Christus steht der Weg in<br />

jeder Lebensphase offen. Er gewährt uns<br />

neue Anfänge – auch heute. Amen.<br />

Pfarrer Dr. Martin Hauff, Langenau<br />

4

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