Hygienetelegramm - Bioscientia
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Zentrum für Hygiene und<br />
Infektionsprävention (ZHI)<br />
HYGIENETELEGRAMM (2012) August 2012<br />
Aktuelle NEWS zu Hygiene und Infektionsprävention<br />
Vorläufige Ergebnisse neuer Daten<br />
zur Häufigkeit von nosokomialen<br />
Infektionen in Deutschland<br />
18 Jahre nach der Publikation der<br />
Ergebnisse der NIDEP-Studie<br />
(nosokomiale Infektionen in Deutschland –<br />
Erfassung und Prävention) liegen nun<br />
neue Daten zum Vorkommen<br />
nosokomialer Infektionen in Deutschland<br />
vor. Im Rahmen einer europäischen<br />
Prävalenzstudie – organisiert durch die<br />
ECDC (european center for disease<br />
prevention and control) hat Deutschland<br />
innerhalb des letzten Jahres<br />
repräsentative Daten zu nosokomialen<br />
Infektionen erhoben. Das<br />
Epidemiologische Bulletin veröffentlichte<br />
am 2. Juli hierzu vorläufige Ergebnisse.<br />
134 deutsche Krankenhäuser<br />
unterschiedlicher Größe mit knapp 40 000<br />
eingeschlossenen Patienten nahmen an<br />
der Studie teil. Die Erhebung der Daten<br />
erfolgte von September bis Dezember<br />
2011. Hierbei musste das Hygieneteam<br />
des jeweils ausgewählten Krankenhauses<br />
je Tag eine komplette Station besuchen<br />
und mithilfe von Akten und Rückfragen an<br />
das betreuende Personal die Tagesrate an<br />
nosokomialen Infektionen eruieren.<br />
Zusätzlich wurde der Antiotikaverbrauch<br />
taggleich je Station dokumentiert.<br />
Die Ergebnisse ergaben, dass knapp 4%<br />
aller Patienten während eines stationären<br />
Aufenthalts eine nosokomiale Infektion<br />
erleiden. Große Krankenhäuser (> 800<br />
Betten) hatten hierbei mit ca. 6 % eine<br />
höhere Prävalenzrate als kleinere<br />
Krankenhäuser. Die höchste Prävalenz<br />
hatten mit 18.6 % die Intensivstationen.<br />
Die häufigsten nosokomialen Infektionen<br />
waren Wundinfektionen, gefolgt von<br />
Harnwegs- Atemwegs, und Clostridium<br />
difficile Infektionen (s. Abb 1).<br />
Abb 1 Prävalenz nosokomialer Infektionen<br />
in Deutschland 2012<br />
Interessant sind die aktuellen Zahlen vor<br />
allem einerseits im zeitlichen Vergleich zur<br />
NIDEP-Studie aus dem Jahre 1994,<br />
andererseits aktuell zu den anderen<br />
europäischen Ländern. 1994 war laut<br />
NIDEP-Studie die Rate nosokomialer<br />
Infektionen mit 3,5 % niedriger als in der<br />
aktuellen Studie. Dies mag an einem<br />
anderen Studienprotokoll liegen,<br />
andererseits auch an der Zunahme von<br />
invasiven Methoden in der Medizin und<br />
Zunahme des durchschnittlichen<br />
Patientenalters. Dem gegenüber stehen<br />
deutliche Fortschritte in der Hygiene und<br />
Asepsis.<br />
Ein deutlicher Anstieg ist seit 1994 im<br />
Antibiotikaverbrauch zu verzeichnen<br />
(Prävalenz des Antibiotikaverbrauchs:<br />
17.7 % versus aktuell 26.9 %).<br />
Im nationalen Vergleich lag Deutschland<br />
1994 mit seiner Rate an nosokomialen<br />
Infektionen günstig. Aktuelle Daten aus<br />
den europäischen Ländern liegen noch<br />
nicht vor.<br />
Abschließende Ergebnisse aus<br />
Deutschland und den anderen<br />
europäischen Ländern werden folgen.<br />
Literatur:<br />
Epidemiologisches Bulletin Nr. 26/2012
Zentrum für Hygiene und<br />
Infektionsprävention (ZHI)<br />
Antibiotikaresistenzen eindämmen<br />
mit DART (Deutsche Antibiotikaresistenzstrategie)<br />
Studien belegen, dass bis zu 50 % der<br />
Antibiotikagaben in deutschen<br />
Krankenhäusern inadäquat oder<br />
verbesserungswürdig sind.<br />
Fehlerhafte Antibiotikagabe (über Zeit und<br />
Raum) führt zu einer Schieflage unserer<br />
Erregerresistenzen.<br />
Einerseits nehmen bereits bekannte<br />
resistente Erreger zu (z.B. ESBL),<br />
andererseits sehen wir auch mehr und<br />
mehr neue und neuartige Resistenzen, die<br />
teils zu extrem hochresistenten Erregern<br />
führen.<br />
Des weiteren ist zu vermerken, dass trotz<br />
zunehmender Resistenzraten, weniger<br />
neue Antibiotika von den Pharmafirmen<br />
entwickelt werden.<br />
Ein stringentes Antibiotikamanagement mit<br />
Reduktion des Antibiotikaverbrauchs führt<br />
langfristig zum Einhalt der<br />
Resistenzentwicklung bei zeitgleich<br />
besserem Outcome der Patienten.<br />
Zentrales Dokument und Arbeitsgrundlage<br />
des novellierten Infektionsschutzgesetzes<br />
zur Optimierung der Resistenzsituation in<br />
Deutschland ist das bereits 2008 erstellte<br />
Konzept der Deutschen<br />
Antibiotikaresistenzstrategie (DART).<br />
DART formuliert für Human- und<br />
Veterinärmedizin 10 Ziele zur<br />
Verminderung der Antibiotika-Resistenzen<br />
und deren Ausbreitung. Die Umsetzung<br />
soll bis 2013 erfolgen. Hierunter sind<br />
folgende Ziele hervorzuheben.<br />
• Unterstützung der Krankenhäuser bei der<br />
Dokumentation und Überwachung von<br />
Antibiotika-Resistenzen (Surveillance);<br />
Zusammenführung der Resistenzdaten<br />
der einzelnen Krankenhäuser und<br />
Laboratorien zentral in einer Datenbank<br />
des RKI; einfacher Zugang zu den<br />
nationalen Resistenzdaten (www.arsrki.de)<br />
• Unterstützung der Krankenhäuser bei der<br />
Dokumentation und Überwachung ihres<br />
Antibiotikaverbrauchs<br />
• Unterstützung der Krankenhäuser bei der<br />
Erstellung<br />
hausinterner<br />
Antibiotikaleitlinien mithilfe nationaler<br />
Antibiotika-Leitlinien durch das RKI<br />
(Arbeitsgruppe ART, bis 2016)<br />
• Förderung der nationalen und<br />
internationalen Zusammenarbeit, z.B.<br />
Bildung von Netzwerken<br />
• Etablierung eines Frühwarnsystems bei<br />
Auftreten neuer Resistenzen<br />
• Förderung von Fort-, Aus- und<br />
Weiterbildung von medizinischem<br />
Personal, Naturwissenschaftlern und<br />
Apothekern auf dem Gebiet der<br />
Antibiotikatherapie<br />
und<br />
Resistenzsurveillance.<br />
Literatur:<br />
www.bmg.bund.de<br />
www.ars-rki.de<br />
Reminder:<br />
Der 7. Mainzer Hygienetag findet am<br />
Freitag, den 9.11.2012 wie gehabt im<br />
Hilton Hotel in Mainz statt. Wir freuen<br />
uns über Ihr Kommen!<br />
Herausgeber:<br />
Autoren:<br />
Zentrum für Hygiene und Infektionsprävention<br />
Dr. med. Sylvia Parthé<br />
<strong>Bioscientia</strong> Ingelheim<br />
Dr. med. Georg- Christian Zinn<br />
Konrad-Adenauer-Str. 17<br />
www..hygiene-bioscientia.de<br />
55218 Ingelheim Tel.: 06132/781571
Zentrum für Hygiene und<br />
Infektionsprävention (ZHI)<br />
Mainzer Hygiene- und Infektiologie-Tag am Freitag, 09.11.2012, Hilton Hotel Mainz<br />
Programm<br />
9:30 Uhr Begrüßung<br />
Dr. med. Georg-Christian Zinn (ZHI, Ingelheim)<br />
9:35 Uhr Neuerungen in der Trinkwasserverordnung:Wie entwickele ich einen Watersafetyplan?<br />
Joachim Becker (ZHI, Ingelheim)<br />
10:15 Uhr Update MRSA: Was gibt es Neues?<br />
Dr. med. Udo Geipel (bioscientia Saarbrücken)<br />
11:15 Uhr Kaffeepause<br />
11:30 Uhr Die Rolle der Gesundheitsämter als Partner bei der hygienischen Überwachung von<br />
Krankenhäusern und medizinischen Einrichtungen<br />
Frau Dr. Ute Teichert-Barthel<br />
(Vorsitzende des Bundesverbandes der Ärztinnen und Ärzte des Öffentlichen<br />
Gesundheitsdienstes, Leiterin Gesundheitsamt Kreisverwaltung Ahrweiler)<br />
12.15 Uhr Fehlerkultur im Krankenhaus, was können wir von der Luftfahrt lernen<br />
Flugkapitän Marc Saure (Leiter Flugsicherheits- und Qualitätsmanagement Condor<br />
Flugdienst) und Dr.med. Georg-Christian Zinn (ZHI, Ingelheim)<br />
13.15 Uhr Mittagessen<br />
14:15 Uhr ESBL-MRGN was gibt es Neues?<br />
Prof. Dr. med. Dietrich Mack (Ärztlicher Leiter Mikrobiologie bioscientia Ingelheim)<br />
15:15 Uhr Kaffeepause<br />
15:30 Uhr Umsetzung der neuen Anforderungen an die Hygiene bei der Aufbereitung von<br />
Medizinprodukten, Praktische Umsetzung<br />
Dr. med. Georg-Christian Zinn (ZHI, Ingelheim)<br />
Ca. 16:30<br />
Ende der Veranstaltung<br />
Fortbildungszertifikat<br />
Bei dieser Veranstaltung können 7 Punkte für das Fortbildungszertifikat der Landesärztekammer<br />
Rheinland-Pfalz erworben werden.<br />
Teilnahmegebühr:<br />
(mit Kongressunterlagen, Catering und Mittagessen, inkl. MWSt.) 95,- €<br />
für Teilnehmer aus <strong>Bioscientia</strong>-betreuten Häusern 59,- €<br />
für Teilnehmer aus <strong>Bioscientia</strong>-Hygiene-betreuten Häusern ist diese Veranstaltung kostenfrei.<br />
Tagungsorganisation<br />
Frau Respondek-Niemann<br />
<strong>Bioscientia</strong> Hygiene Akademie<br />
Tel: 06132-781-571 Fax: 06132-781-9571<br />
E-Mail: pia.respondek@bioscientia.de