AN-12-4 - Landesvereinigung Baden-Württemberg - VVN-BdA
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aktuell<br />
1<br />
Nummer 4<br />
Dezember 20<strong>12</strong><br />
1933 – 2013: 80 Jahre Widerstand gegen die Nazidiktatur
2 Inhalt<br />
Inhalt<br />
aktuell<br />
Friedensbewegung<br />
Patrioteinsatz gegen Syrien:<br />
Bundeswehr und NATO auf<br />
dem Weg in den Krieg S. 3<br />
Lothar Letsche<br />
80 Jahre Generalstreik Mössingen<br />
Gegen Faschismus und Krieg!<br />
Für Demofreiheit und<br />
politisches Streikrecht S. 4<br />
Aufruf zur Demo in Mössingen<br />
Politischer Streik hätte Faschismus<br />
und Krieg verhindert! S. 5<br />
Dieter Lachenmayer<br />
39. Landesdelegiertenkonferenz:<br />
Gute Voraussetzung für gute<br />
antifaschistische Arbeit S. 6<br />
Jürgen Weber:<br />
Die Mörder von Sant‘ Anna müssen<br />
angeklagt werden:<br />
Ein Staatsanwalt<br />
ist kein Richter S. 9<br />
Beschluss der LDK:<br />
Gerechtigkeit für die Opfer! S. 10<br />
Jörg Rebhan<br />
Stuttgarter Solidaritätsfahrt:<br />
Solidarität und Empörung S. 11<br />
Geschichte<br />
Esther Broß / Paul Bauer<br />
Ein Leben lang gekämpft:<br />
Adolphe Low, der letzte deutsche<br />
Spanienkämpfer gestorben S. <strong>12</strong><br />
Manfred Dietenberger<br />
Heuberg das erste KZ in Deutschland:<br />
Ein Ort der Unmenschlichkeit, Demütigung,<br />
Willkür und Gewalt S. 13<br />
Wer waren die 999er? S. 14<br />
Aus den Kreisen S. 16<br />
Literatur und Medien S. 22<br />
Wir gratulieren S. 23<br />
Beschluss der LDK<br />
Postionen der <strong>VVN</strong>-<strong>BdA</strong>:<br />
Aus der Tradition in die Zukunft:<br />
Antifaschismus!<br />
Innenseiten<br />
I - IV<br />
Die AntiFa-Nachrichten werden herausgegeben von der<br />
Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (<strong>VVN</strong>) -<br />
Bund der Antifaschisten, <strong>Landesvereinigung</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> e.V.<br />
Anschrift:<br />
Email:<br />
Böblinger Str. 195<br />
baden-wuerttemberg@vvn-bda.de<br />
70199 Stuttgart Internet:<br />
Telefon: 0711 - 60 32 37 http://www.vvn-bda-bawue.de<br />
Telefax: 0711 - 60 07 18<br />
Redaktion: Janka Kluge, Dieter Lachenmayer (V.i.S.d.P)<br />
Die AntiFa-Nachrichten erscheinen 4 mal jährlich. Für Mitglieder der <strong>VVN</strong> -<br />
Bund der Antifaschisten ist der Bezugspreis im Mitgliedsbeitrag enthalten. Für<br />
Nichtmitglieder kostet das Abonnement EUR 10, der Einzelpreis beträgt EUR<br />
1,50.<br />
Konten: BW Bank Stgt., Nr. 2 119 748, (BLZ 600501 01)<br />
Postbank Stuttgart, Nr. 524 27-707, (BLZ 600 100 70)<br />
Druck: Grafische Werkstatt, E. Knödler, Benningen auf 100 % Recycling-<br />
Papier.
aktuell<br />
3<br />
Patrioteinsatz an der türkisch – syrischen Grenze:<br />
Bundeswehr und Nato<br />
auf dem Weg in den Krieg!<br />
Am Freitag, den 14. Dezember hat der Deutsche Bundestag mit großer Mehrheit beschlossen, sich am<br />
Natoeinsatz zu beteiligen und Patriot-Raketen samt 400 Bundeswehr-Soldaten ins türkisch-syrische Grenzgebiet<br />
zu verlegen.<br />
Angeblich wird damit nur der eine<br />
Zweck verfolgt, Syrien von einem Raketenangriff<br />
(auch mit Chemiewaffen)<br />
auf den Bündnispartner Türkei abzuschrecken.<br />
AWACS-Flugzeuge sollen<br />
dies per Radar unterstützen, indem<br />
sie den syrischen Luftraum nach anfliegenden<br />
Raketen, Flugzeugen und<br />
Hubschraubern abtasten.<br />
Syrien erklärt jedoch seit geraumer<br />
Zeit offiziell, dass es unter keinen<br />
Umständen Chemiewaffen einsetzen<br />
wird - nicht gegen das eigene Volk<br />
und nicht gegen das Ausland. Warum<br />
sollte es auch? Der größte Militärpakt<br />
der Welt, die NATO würde jeglichen<br />
Angriff zum willkommenen Anlass<br />
nehmen, endlich dem Assad-Regime<br />
militärisch den Garaus zu machen.<br />
Ein Angriff auf die NATO käme - mit<br />
oder ohne PATRIOT – einem Selbstmord<br />
des Assad-Regimes gleich. Die<br />
Bundesregierung betont bei ihrer Entscheidung,<br />
dass die PATRIOT-<br />
Stationierung rein defensiven Charakter<br />
habe und das erodierende Assad-<br />
Regime von irrationalen Handlungen<br />
abschrecken solle. Das ist blanker<br />
Unfug! Denn diese Abwehrmaßnahme<br />
ist nicht geeignet, sämtliche Chemiewaffeneinsatzmöglichkeiten<br />
(wenn<br />
wir sie einmal unterstellen wollten),<br />
sei es durch Mörser, Artilleriebeschuss,<br />
Flugzeuge oder Raketen, abzuwenden.<br />
Mit dem vorgeschobenen<br />
Posten an der syrischen Grenze verfolgt<br />
die NATO andere Ziele:<br />
• Die in US-Geheimdienstkreisen fabrizierten<br />
Gerüchte über einen<br />
möglichen Chemiewaffeneinsatz inund<br />
außerhalb Syriens soll das Assad-Regime<br />
dämonisieren. Es wird<br />
als potentiell irrational handelnd<br />
dargestellt. Dieses Vorgehen erinnert<br />
sehr an die Kriegsvorbereitung<br />
gegen Irak 2002/2003, als Saddam<br />
Hussein vorgeworfen wurde, er sei<br />
im Besitz von Massenvernichtungswaffen.<br />
Das war eine glatte<br />
Lüge; die angeblichen „Beweise“<br />
waren Fälschungen. Mit ihnen aber<br />
wurder der völkerrechtswidrige<br />
Krieg gegen Irak begründet.<br />
• Die US-Regierung nutzt die selbst<br />
erzeugte Diskussion um syrische<br />
Chemiewaffenbestände, um militärische<br />
Eingreifpläne zu entwickeln.<br />
Die in Syrien vorhandenen C-<br />
Waffenbestände sollen vor dem<br />
unbotmäßigen Zugriff durch syrische<br />
Soldaten, Al Kaida oder der<br />
Hizbullah „gesichert“ werden. Die<br />
Rede ist von 75.000 US-Soldaten<br />
und der US-Luftwaffe, die dafür<br />
aufgeboten werden müssten. Eine<br />
künstlich erzeugte Hysterie um<br />
Chemiewaffen soll die Begründung<br />
für eine Militärintervention liefern.<br />
• Mit dem Einsatz von AWACS-<br />
Flugzeugen wird ein ständiges detailliertes<br />
Lagebild aller Flugbewegungen<br />
über Syrien erstellt.<br />
AWACS sind so ausgerüstet, dass<br />
sie der „Vernetzten Operationsführung“<br />
unterliegen, welches es ermöglicht,<br />
allen Führungs- und Einsatzebenen<br />
gleichzeitig dasselbe<br />
Lagebild auf ihre Displays zu senden.<br />
Das träfe sowohl auf die<br />
PATRIOT-Batterien als auch auf<br />
die Kommandozentrale im pfälzischen<br />
Ramstein zu. Der Verdacht<br />
liegt nahe, dass auch militante Rebellen<br />
mit diesen Luftlagebilder<br />
versorgt werden. Für diejenigen militanten<br />
Assad-Gegner, die über<br />
Luft-Boden-Raketen verfügen (z.B.<br />
Stinger), wäre ein aktuelles Luftlagebild<br />
Gold wert.<br />
• Eine Flugverbotszone über Syrien,<br />
ohne dass der UN-Sicherheitsrat<br />
Ostermarsch 2013:<br />
Karsamstag, 30. März, Stuttgart<br />
voaraussichtlich 13 Uhr, Lautenschlagerstr.<br />
ihn mandatieren müsste, rückt damit<br />
in greifbare Nähe - auch wenn<br />
die Bundesregierung verkündet,<br />
dies nicht im Sinn zu haben. Eine<br />
syrische Armee ohne Luftwaffe ist<br />
leicht besiegbar. Das historische<br />
Vorbild ist die Ausrüstung der afghanischen<br />
Mudschaheddin mit<br />
Stinger-Raketen durch die CIA gegen<br />
die sowjetische Luftwaffe in<br />
den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts.<br />
• Auch die Radaranlagen der PAT-<br />
RIOT erstellen einen präzisen Luftlageplan,<br />
der über Aleppo, der<br />
nach Damaskus wichtigsten Stadt<br />
Syriens im Norden des Landes,<br />
hinausreicht. Faktisch könnte durch<br />
eine Verlegung der PATRIOT in<br />
Grenznähe eine Flugverbotszone<br />
durchgesetzt werden. Dies wäre<br />
eine günstige Ausgangslage für eine<br />
Bodeninvasion.<br />
Der PATRIOT- und AWACS-Einsatz<br />
stellt einen Meilenstein auf dem Weg<br />
der NATO in den Krieg dar mit potenziell<br />
verheerenden Folgen für die gesamte<br />
Region, angefangen beim Libanon<br />
und endend beim Iran. Hier<br />
steht eine ganze Weltregion auf dem<br />
Spiel. Die Lage ist so gefährlich, dass<br />
jede weitere Einmischung von außen,<br />
den gefürchteten Flächenbrand auslösen<br />
kann.<br />
Zu Verhandlungen ist es nicht zu<br />
spät. Und es ist nicht zu spät dafür,<br />
dass die Bundesregierung von ihrem<br />
gefährlichen Irrweg abgebracht wird.<br />
(Aus einer Erklärung des Bundesausschus<br />
Friedensratschlag.)<br />
Frieden ist machbar!<br />
Schluß mit der Kriegspolitik!
4 aktuell<br />
Demonstration und Buch zum Jahrestag des Generalstreiks in Mössingen:<br />
Gegen Faschismus und Krieg,<br />
für Demofreiheit und politisches Streikrecht:<br />
„Do isch neana nonz gwäa als wie<br />
do“. So fasste eine Einwohnerin<br />
Mössingens zusammen, was am 31.<br />
Januar 1933 in ihrem Ort, 20 Kilometer<br />
südlich von Tübingen, geschah.<br />
Der Aufruf der KPD-Zentrale, die<br />
Machtübergabe an Hitler mit einem<br />
Generalstreik zu beantworten, wurde<br />
nur hier tatsächlich befolgt. 800 Menschen<br />
zogen durch das damalige<br />
Dorf. Die Löwensteins, die jüdischen<br />
Inhaber der Pausa-Textilfabrik, gaben<br />
ihren Arbeiterinnen und Arbeitern frei.<br />
Ein anderer Fabrikbesitzer dagegen<br />
rief die Polizei, die die Straße absperrte,<br />
woraufhin der Zug sich auflöste.<br />
Jahrelang verfolgte die Nazijustiz<br />
die Beteiligten, viele wurden eingesperrt.<br />
Und natürlich wurden auch hier<br />
alle Arbeiterorganisationen aufgelöst,<br />
ihr Vermögen beschlagnahmt.<br />
Tübinger Kulturwissenschaftler/innen<br />
erstellten auf der Basis umfangreicher,<br />
ab 1977 geführter Interviews die<br />
Arbeit, die bis heute als Standardwerk<br />
über die Ereignisse Bestand hat. Anstelle<br />
des vergriffenen schmalen<br />
Bändchens von 1982 (Rotbuch-<br />
Verlag) ist nun rechtzeitig zum 80.<br />
Jahrestag eine eindrucksvolle<br />
353seitige, schön bebilderte und mit<br />
ergänzendem Material angereicherte<br />
Neuausgabe erschienen. Aufgenommen<br />
wurde ein Portrait von Jakob<br />
Textor (1908-2010), dem die Neuausgabe<br />
gewidmet ist und dem die Stadt<br />
bis zuletzt jede öffentliche Ehrung<br />
versagte. Höchst bemerkenswert, darum<br />
in der Neuausgabe abgedruckt,<br />
sind die Urteile des Landgerichts Tübingen<br />
vom 15.7.1954 und des Oberlandesgerichts<br />
Stuttgart vom<br />
25.11.1955. Die von Alfred Hausser<br />
vertretene <strong>VVN</strong> stritt um „Wiedergutmachung“<br />
für die Generalstreiks-<br />
Teilnehmer/innen. Ja, es war Landfriedensbruch,<br />
in eine Fabrik einzudringen<br />
und die Belegschaft herauszuholen,<br />
sagte die Justiz der Adenauer-Zeit,<br />
aber durch das Hitlerregime<br />
sei eine Notstandslage eingetreten<br />
und Verhältnismäßigkeit der Mittel<br />
gewahrt. Es habe sich um aus Überzeugung<br />
geleisteten Widerstand<br />
gegen das Naziregime<br />
und ein Verdienst um das<br />
Wohl des deutschen Volkes<br />
gehandelt. „Demokraten aller<br />
Länder, vereinigt euch hinter<br />
diesem Urteil!“, schließt der<br />
Herausgeber Bernd Jürgen<br />
Warneken sein neues Vorwort.<br />
Der Mitherausgeber Stadtarchivar<br />
Hermann Berner<br />
zeichnet in seinem Nachwort<br />
die Geschichte des Umgangs<br />
mit diesem Ereignis in<br />
Mössingen nach. „Fast wäre<br />
auch hier nichts mehr gewesen“.<br />
Natürlich gab es auch<br />
an diesem Ort ab 1933 eine (bis heute<br />
ungeschriebene) Geschichte der<br />
Nazi-Unterstützung, Nazi-Karrieren<br />
und Denunziationen. Fortwirkende<br />
Polarisierungen lassen bis heute so<br />
manche sich mit der Würdigung eines<br />
von Kommunisten ausgerufenen<br />
Streiks schwer tun. Auch wenn mittlerweile<br />
im Haus der Geschichte in<br />
Stuttgart - in der aktuellen Ausstellung<br />
„Anständig gehandelt“, im Zeichen eines<br />
sehr breit gefassten Widerstandsbegriffs<br />
- die beim Mössinger<br />
Demonstrationszug mitgeführte (auf<br />
dem Titelbild des Buches abgebildete)<br />
Trommel von Eugen Ayen als erstes<br />
Exponat von Anti-Nazi-Aktivitäten<br />
ausgestellt ist. Zum 70. Jahrestag<br />
2003 konnte eine Generalstreiks-<br />
Ausstellung nur zwei Monate in<br />
Mössingen gezeigt werden. Die damals<br />
gehaltene Rede von Jürgen<br />
Wertheimer über „Die ‚Blechtrommler’<br />
von Mössingen – Zivilcourage einst<br />
und jetzt“ ist im neuen Buch abgedruckt.<br />
Jetzt im Vorfeld des 80. Jahrestags<br />
ist in der Stadt, im Zeichen<br />
einer weiter entwickelten historischen<br />
Erinnerungsarbeit, ein umfangreiches<br />
Veranstaltungsprogramm geplant und<br />
bereits angelaufen. Unter anderem<br />
plant das Theater Lindenhof in<br />
Burladingen-Melchingen für kommendes<br />
Frühjahr ein Generalstreiks-Stück<br />
mit Mössinger Laiendarstellern.<br />
In der <strong>VVN</strong>(/<strong>BdA</strong>) waren nicht wenige<br />
der Mössinger Generalstreiks-<br />
Teilnehmer/innen organisiert. Die Organisation<br />
gehörte auch stets zu denen,<br />
die von Tübingen aus und auf<br />
Landesebene die überörtliche Bedeutung<br />
des Mössinger Generalstreiks<br />
hervorhoben und konkrete Projekte<br />
der Erinnerungsarbeit vorantrieben.<br />
Unvergessen ist die Demonstration<br />
und Kundgebung mit 10.000 Teilnehmern<br />
am 29.1.1983, zum 50. Jahrestag.<br />
Bei ihrer Vorbereitung spielte unser<br />
langjähriger Landesgeschäftsführer<br />
Fritz Besnecker (1929-2011) die<br />
zentrale Rolle, was er in seinen Memoiren<br />
ausführlich schildert (Das widerständige<br />
Leben des Fritz B. Bonn:<br />
Pahl-Rugenstein 2011, Seite 186-189.<br />
ISBN 978-3-89144-442-9). Nicht unbedingt<br />
damit vergleichbar sein, aber<br />
hoffentlich ein Zeichen setzen wird die<br />
Aktion, die wir gemeinsam mit dem<br />
DGB am Samstag 2. Februar 2013 in<br />
Mössingen planen (siehe Aufruf).<br />
Lothar Letsche<br />
Da ist nirgends nichts gewesen außer<br />
hier. Das ‚rote Mössingen‘ im<br />
Generalstreik gegen Hitler – Geschichte<br />
eines schwäbischen Arbeiterdorfes.<br />
Neu herausgegeben<br />
von Bernd Jürgen Warneken und<br />
Hermann Berner, Mössingen-<br />
Talheim: Talheimer Verlag 20<strong>12</strong>.<br />
ISBN 978-3-89376-140-1. 353 Seiten,<br />
€ 31,-
aktuell<br />
5<br />
Aufruf zur Demonstration in Mössingen am 2. Februar 2013:<br />
Politischer Streik hätte Hitler gestürzt<br />
und den Krieg verhindert!<br />
"Heraus zum Massenstreik!" Unter dieser Losung zogen am 31. Januar 1933 achthundert Demonstrantinnen und<br />
Demonstranten durch Mössingen. Soeben war die Macht im Staat an Hitler übertragen worden. Diesen Verbrecher<br />
zu stürzen, war ihr Ziel. Darum folgten sie dem Streikaufruf der damaligen Kommunistischen Partei, auch<br />
Männer und Frauen aus der Sozialdemokratie. Viele waren in der Gewerkschaft. So früh und so einhellig wie in<br />
Mössingen regte sich nirgendwo im Land der Protest gegen die Nazidiktatur.<br />
Schon beim Kapp-Putsch 1920 hatten<br />
die Arbeiterinnen und Arbeiter erfolgreich<br />
mit einem Generalstreik die Republik<br />
gerettet, die den rechten Putschisten<br />
nicht passte. Wäre dieses<br />
Mittel des zivilen Ungehorsams 1933<br />
überall von einer einheitlich handelnden<br />
Bewegung eingesetzt worden, so<br />
wie in Mössingen, wäre die deutsche<br />
Geschichte anders verlaufen. Der<br />
Welt wäre viel erspart geblieben.<br />
Zum 80. Jahrestag wollen wir am 2.<br />
Februar 2013 an diese mutigen<br />
Mössingerinnen und Mössinger erinnern.<br />
Sie riskierten viel und wussten<br />
das. Über einhundert Menschen aus<br />
Mössingen, Nehren, Talheim, Belsen,<br />
Bodelshausen und anderen Nachbarorten<br />
standen danach vor Gericht -<br />
wegen "Hochverrat" und "Landfriedensbruch".<br />
Ohne große Worte zeigten<br />
sie in jener Zeit mehr politische<br />
Weitsicht als viele andere. Sie praktizierten<br />
Solidarität und Verständnis<br />
füreinander. Sie ließen sich nicht gegeneinander<br />
ausspielen. An ihnen<br />
prallte auch die rassistische Hetze der<br />
Nazis ab. Und sie wussten: Hitler bedeutet<br />
Krieg!<br />
Daran wollen wir anknüpfen. Unsere<br />
heutige Gesellschaft ist viel bunter als<br />
damals und das ist gut so. Was wir<br />
nicht brauchen, sind Neonazis und ihre<br />
Aufmärsche. Sie terrorisieren MigrantInnen<br />
und Flüchtlinge. Sie sehen<br />
sich bestärkt durch eine Politik, die<br />
behauptet, das "Boot sei voll" und<br />
Muslime gefährlich. Setzen wir also<br />
ein Zeichen gegen Ausgrenzung und<br />
Rassismus! Faschismus ist keine politische<br />
Meinung, sondern ein Verbrechen,<br />
dass schon einmal die ganze<br />
Welt ins Elend gestürzt hat. Die NPD<br />
gehört also aufgelöst und verboten.<br />
Und es muss dabei bleiben, was nach<br />
1945 galt: “Von deutschem Boden<br />
darf nie mehr Krieg ausgehen.<br />
"Heraus zum<br />
Massenstreik!"<br />
"Illegal" wäre die damalige Aktion in<br />
Mössingen auch heute. Seit den<br />
1950er Jahren gelten politische<br />
Streiks als rechtswidrig. Nur bei Tarifauseinandersetzungen<br />
und mit komplizierten<br />
Einschränkungen sind<br />
Streiks "erlaubt". Andernfalls drohen<br />
riesige Schadenersatzforderungen<br />
der Unternehmer wegen "Produktionseinbußen"<br />
– oder anders ausgedrückt:<br />
wegen Einschränkung des<br />
Profits. Seit Einführung der „Hartz“-<br />
Gesetze ist die Arbeitswelt noch unsicherer<br />
geworden. Für befristet oder<br />
geringfügig Beschäftigte, LeiharbeiterInnen<br />
u.a. bedeutet selbst die Wahrnehmung<br />
dieser eingeschränkten<br />
Streikrechte ein existenzbedrohendes<br />
Risiko. Die alte gewerkschaftliche<br />
Forderung nach einer Demokratisierung<br />
der Wirtschaft ist aktueller denn<br />
je! Ökonomische Ängste der BürgerInnen<br />
befeuern den Hass auf Menschen,<br />
die in irgendeiner Weise von<br />
der Norm abweichen, die von PopulistInnen<br />
definiert wird.<br />
Wer gegen diesen Hass oder auch für<br />
den Frieden auf die Straße geht – sogar<br />
am 1.Mai, um einen Nazi-<br />
Aufmarsch zu verhindern – riskiert,<br />
"eingekesselt" oder wegen Verstoßes<br />
gegen das Versammlungsgesetz belangt<br />
zu werden. Nicht nur die Gewerkschaftsbewegung<br />
– alle demokratischen<br />
Bewegungen brauchen<br />
das Versammlungs-, Demonstrationsund<br />
Streikrecht wie die Luft zum Atmen.<br />
Wie sonst sollen sie gegen die<br />
wirtschaftlich Mächtigen etwas durchsetzen?<br />
Mit den Einschränkungen, mit<br />
dem Abbau dieser Grundrechte muss<br />
Schluß sein.<br />
Täglich neue Skandale belegen die<br />
undurchsichtige Verstrickung der Geheimdienste<br />
und Sicherheitsbehörden<br />
mit der Neonaziszene. Demokratische<br />
Transparenz zu schaffen, wäre das<br />
Mindeste. Das Geld für den nutzlosen<br />
"Verfassungsschutz" wäre in der Bildung<br />
viel besser aufgehoben.<br />
Millionenfach wurde die Menschenwürde<br />
in den Jahren der Nazidiktatur<br />
mit Füßen getreten. Auch für die<br />
Würde jedes Menschen gingen die<br />
800 Mössingerinnen und Mössinger<br />
am 31. Januar 1933 auf die Straße.<br />
Für sie gab es eine Alternative zu Hitler.<br />
Erinnern wir uns daran, wenn uns<br />
heute gesagt wird, es gebe keine Alternative<br />
zu den Zwängen einer globalen<br />
Marktwirtschaft.<br />
Empört euch! Für ein uneingeschränktes<br />
Versammlungs- und<br />
Streikrecht! Für eine Demokratisierung<br />
der Wirtschaft!<br />
Nie wieder<br />
Faschismusund Krieg!<br />
Auf nach Mössingen<br />
am 2. Februar 2013!
6 aktuell<br />
39. Landesdelegiertenkonferenz in Tübingen:<br />
Gute Voraussetzung für gute<br />
antifaschistische Arbeit<br />
Es ging steil den Berg hoch zum Tübinger Schlatterhaus. Wer den Anstieg geschafft hatte, traf auf ein Tagungslokal,<br />
das für die 39. Landeskonferenz am 10. und 11. November der <strong>VVN</strong>-<strong>BdA</strong> optimale Bedingungen bot. Auch<br />
die Gastgeber, die Tübinger Kreisvereinigung hatten sich alle Mühe gegeben, die Voraussetzungen für eine interessante<br />
und ergebnisreiche Konferenz zu schaffen.<br />
Besonders gelobt wurde die optimale<br />
Versorgung mit Getränken, Snacks<br />
und leckerem Kuchen für die Delegierten<br />
und Gäste. Aber auch politisch<br />
hatte die Konferenz einiges zu bieten.<br />
Nach der Eröffnung begrüßte Oberbürgermeister<br />
Palmer die <strong>VVN</strong>-<strong>BdA</strong><br />
als Gast in Tübingen. Er verwies auf<br />
da Bemühen der Stadt, die eigene,<br />
eben auch braune Geschichte angemessen<br />
aufzuarbeiten. So werde in<br />
Tübingen zurzeit die Vergangenheit<br />
der vier Ehrenbürger Scheef, Gmelin,<br />
Haering und Eschenburg überprüft<br />
werde, bei denen die postume Aberkennung<br />
des Ehrenbürgerrechts zur<br />
Diskussion stehe. Palmer kritisierte<br />
zwar nicht offen, dass die <strong>VVN</strong> immer<br />
noch im Landesverfassungsschutzbericht<br />
Erwähnung findet; aber er forderte<br />
in klaren Worten, endlich die Bespitzelung<br />
von Altstadtrat Gerhard<br />
Bialas einzustellen, der unter den Ehrengästen<br />
der Konferenz weilte.<br />
Für die gastgebende Kreisvereinigung<br />
begrüßte die Delegierten mit einem<br />
Transparent, das 1983 anläßlich der<br />
großen Demonstration zum 50. Jahrestag<br />
des Mössinger Generalstreiks<br />
getragen worden war. Damit wiesen<br />
die Tübinger KameradInnen auf den<br />
bevorstehenden 80. Jahrestag dieses<br />
Ereignisses hin, und forderten alle<br />
Anwesenden zur Unterstützung der<br />
bevorstehenden Demonstration am 2.<br />
Februar in Mössingen auf.<br />
Generationenwechsel<br />
Bergan, das war bei aller gebotenen<br />
Vorsicht auch die Bewegungsrichtung,<br />
die der Rechenschaftsbericht<br />
aufzeigte, den Landessprecher Jochen<br />
Dürr im Namen des Geschäftsführenden<br />
Landesvorstands vortrug.<br />
Die <strong>VVN</strong> <strong>BdA</strong> befinde sich zwar in der<br />
Phase eines Umbruchs, in der wir uns<br />
auf Erfüllung unserer Aufgaben ohne<br />
die Unterstützung unserer Gründerinnen<br />
und Gründer aus der Generation<br />
des Widerstandes und deren politisch-moralische<br />
Autorität einstellen<br />
müssten. Seit der letzten Landeskonferenz<br />
in Konstanz befinden wir uns<br />
Auf nach Mössingen!<br />
dabei zumindest auf einem richtigen<br />
und Erfolg versprechenden Weg.<br />
Das wurde auch durch den Blick auf<br />
die Reihen der Delegierten bestätigt.<br />
Deutlich war ein Generationswechsel<br />
in den Reihen der aktiven Kameradinnen<br />
und Kameraden abzulesen:<br />
viele neue Gesichter, darunter erfreulicherweise<br />
auch viele jüngere Kameradinnen<br />
und Kameraden, die von<br />
den Kreisvereinigungen als Delegierte<br />
gewählt wurden. Was wir uns in Konstanz<br />
vorgenommen hatten, die Reihen<br />
der Vorstände und Aktiven der<br />
<strong>VVN</strong>-<strong>BdA</strong> mit neuen Kameradinnen<br />
aufzufüllen und zu stärken, ist zumindest<br />
teilweise gelungen. Das klappt<br />
nicht überall und fast nirgendwo<br />
leichthin und reibungslos. Aber eine<br />
ganze Reihe von Kreisvereinigungen<br />
befinden sich dabei auf gutem Wege.<br />
In anderen allerdings ergeben sich<br />
dramatische Probleme. Wo kein<br />
Nachwuchs an aktiven Kameradinnen<br />
und Kameraden gefunden werden<br />
konnte, drohen die Aktivitäten und<br />
damit die gesamte Kreisvereinigung<br />
einzuschlafen. Hier gibt es weiterhin<br />
dringend Handlungsbedarf. Handlungsbedarf<br />
bleibt auch bei der Bekämpfung<br />
der Naziaktivitäten im<br />
Land, die leider in den vergangenen<br />
Jahren erneut zugenommen haben.<br />
Mit großer Sorge sei auch zu beobachten,<br />
dass diese Aktivitäten zu-
aktuell<br />
7<br />
OB Boris Palmer<br />
nehmend gewalttätiger und brutaler<br />
geworden seien. Der Bombenbastler<br />
von Lörrach, der Amokfahrer von Riegel<br />
und die Prügelbande und Brandstifter<br />
von Winterbach seien dafür beredte<br />
Beweise. Erschreckend sei aber<br />
vor allem, dass die Justiz des Landes<br />
nicht in der Lage oder nicht willens sei<br />
auf solche Gewaltausbrüche angemessen<br />
zu reagieren. In allen drei<br />
Fällen seien die Täter, die Menschen<br />
lebensgefährlich verletzt oder bedroht<br />
hatten freigesprochen oder gar nicht<br />
erst ermittelt worden. Polizei, Justiz<br />
und andere Behörden hätten dagegen<br />
alle Hände voll zu tun, antifaschistische<br />
Proteste zu behindern und in<br />
vielen Fällen auch zu kriminalisieren.<br />
So würden neuerdings ganze Städte<br />
weiträumig abgesperrt um Aufmärsche<br />
von Neonazis gegen Proteste<br />
abzuschirmen. Antifaschisten seien<br />
gerade in den letzten Jahren wahllos<br />
und rechtswidrig eingekesselt und an<br />
der Ausübung ihres Demonstrationsrechtes<br />
behindert worden.<br />
Das allein zeige, dass es notwendig<br />
bleibt, dass viele Menschen sich den<br />
Neofaschisten aktiv entgegenstellen.<br />
Mit einigem Stolz konnte Jochen Dürr<br />
auch berichten, dass es den neofaschistischen<br />
Kräften nirgendwo im<br />
Lande gelungen sei, ohne massive<br />
antifaschistische Proteste und Gegenwehr<br />
öffentlich aufzutreten.<br />
Vielfach sei es dabei gelungen, die<br />
geplanten Aufmärsche zu verhindern<br />
oder vorzeitig zu stoppen. Auch bei<br />
unserer Forderung nach einem Verbot<br />
der NPD gebe es Fortschritte. So sei<br />
mit der Amtsübernahme der neuen<br />
Landesregierung auch die bisherige<br />
Blockadepolitik <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>s<br />
gegen ein Verbot der NPD beendet<br />
worden.<br />
Schlechte Karten für<br />
Naziaufmärsche<br />
In anderen Bereichen allerdings habe<br />
sich der erhoffte Wechsel nicht eingestellt.<br />
Dazu gehört an erster Stelle der<br />
Skandal, dass die <strong>VVN</strong>-<strong>BdA</strong>, der ja<br />
auch viele Mitglieder der neuen Regierungsparteien<br />
angehören, weiterhin<br />
im Verfassungsschutzbericht als<br />
„linksextremistisch beeinflußt“ denunziert<br />
werde. Einen absoluten Tiefpunkt<br />
in der Wahrnahme der politischen<br />
Verantwortung sei auch die<br />
Einstellung des Verfahrens gegen die<br />
Mörder von Sant’Anna di Stazzema,<br />
die der berüchtigte Oberstaatsanwalt<br />
Häussler verfügt hat und die vom weisungsberechtigten<br />
Justizministeriums<br />
bestätigt wurde. Es bleibe also nicht<br />
nur in dieser Frage viel zu tun und es<br />
seien viele Probleme zu lösen. Aber<br />
dank des Engagements unserer Mitglieder<br />
seien wir dazu auf einem erfolgversprechenden<br />
Weg.<br />
„Verhütungsmittel“<br />
Das bestätigte im Anschluss an der<br />
Rechenschaftsberichtes des Landesvorstandes<br />
auch Conny Kerth, die<br />
Bundesvorsitzende der <strong>VVN</strong>-<strong>BdA</strong>, die<br />
u.a. über unsere bundesweite Kampagne<br />
NONPD berichtete, deren Logo<br />
und Forderung inzwischen die öffentlich<br />
Meinung entscheidend mitprägen.<br />
Auch die zahlreichen Grußworte aus<br />
den Reihen unserer Partnerinnen und<br />
Partner aus der antifaschistischen<br />
Zusammenarbeit der letzten Jahre<br />
bewiesen, dass die Arbeit der <strong>VVN</strong>-<br />
<strong>BdA</strong> weithin anerkannt und geschätzt<br />
wird. Für die Gewerkschaften richte<br />
Martin Gross, Bevollmächtigter von<br />
ver.di, Bezirk Fils-Neckar-Alb das<br />
Wort an die Delegierten. Richard<br />
Pitterle und Heike Hänsel richten<br />
Grußworte an die Konferenz, beide<br />
Bundestagsabgeordnete der Linken<br />
und beide Mitglieder der <strong>VVN</strong>-<strong>BdA</strong> -<br />
der eine seit vielen Jahren die andere<br />
so frisch, dass Landesprecher Jochen<br />
Dürr ihr das neue Mitgliedsbuch überreichen<br />
konnte.<br />
Als Urgestein sowohl der Tübinger<br />
<strong>VVN</strong> als auch der linken Tübinger<br />
Stadtpolitik berichtete der bereits erwähnte<br />
Kommunist und Altstadtrat<br />
Gerhard Bialas von seinem öffentlich<br />
ausgetragenen Scharmützel mit den<br />
Schlapphüten vom Verfassungsschutz,<br />
die ihn weiterhin als Tübingens<br />
Staatsfeind Nr. 1 behandeln und<br />
bespitzeln.<br />
Tobias Pflüger von der Informationsstelle<br />
Militarisierung würdigte den Beitrag,<br />
den die <strong>VVN</strong>-<strong>BdA</strong> in der Friedensbewegung<br />
leistet. Auch Rebekka<br />
Hummel vom Landesvorstand der Naturfreunde,<br />
Werner Altmann von der<br />
DKP, Peter Wagner für den Deutschen<br />
Freidenkverband Ralf Bogen-<br />
Vorstandsmitglied des Vereins Lernund<br />
Gedenkort „Hotel Silber“ richteten<br />
Grußworte an die Konferenz. Georg<br />
Weininger, Landesvorsitzender der<br />
Falken brachte es unter großem Beifall<br />
auf den Punkt: Wenn Bertold<br />
Brecht recht hat mit seinen Worten<br />
„Der Schoß ist fruchtbar noch, aus<br />
dem das kroch“, dann ist die <strong>VVN</strong>-<br />
<strong>BdA</strong> das beste Verhütungsmittel.<br />
Auch Verhütungsmittel kosten Geld.<br />
Der Kassenbericht, den Landeskassierer<br />
Bernhard Mainz vortrug, signalisierte,<br />
dass es damit nicht zum Bes-<br />
Heike Hänsel mit Mitgliedsbuch Martin Gross, ver.di Georg Weininger, SJD – Die Falken
8 aktuell<br />
ten, aber besser als manche Jahre<br />
zuvor aussieht: Während wir im Jahre<br />
2010 noch einen Überschuss erwirtschaften<br />
konnten, mussten wir in<br />
2011 ein leichtes Defizit verbuchen.<br />
Antifaschismus ist<br />
nicht umsonst<br />
Im Zweijahresschnitt also ein ausgeglichener<br />
Haushalt, aber eben mit fallender<br />
Tendenz. Es wird also auch die<br />
nächsten Jahre einiger Anstrengungen<br />
bedürfen, um die <strong>VVN</strong>-<strong>BdA</strong> auch<br />
finanziell auf eine solide Grundlage<br />
zustellen. Eine engagierte Debatte<br />
entspann sich aus diesem Grund um<br />
die Vorlage einer neuen Finanzordnung.<br />
Sie war bereits von der letzten<br />
LDK an eine dazu gebildete Strukturkommission<br />
in Auftrag gegeben worden,<br />
weil die alte Finanzordnung von<br />
1996 schon lange nicht mehr den<br />
durch die Ost-West Vereinigung veränderten<br />
Bedingungen entsprach.<br />
Es handelte sich also vor allem um<br />
eine formale Anpassung an die veränderten<br />
Bedingungen. Umstritten daran<br />
war die allerdings neue Idee, zur<br />
Unterstützung finanzschwacher Kreisvereinigungen<br />
einen „Kreisaktionsfonds“<br />
zu schaffen, der durch ein verändertes<br />
Umlageverfahren gespeist<br />
werden sollte. Darüber bestanden eine<br />
Reihe von Meinungsverschiedenheiten,<br />
die schließlich dazu führten,<br />
dass der Landesvorstand die betreffende<br />
Änderung zurückzog. Die somit<br />
veränderte neue Finanzordnung wurde<br />
mit großer Mehrheit angenommen.<br />
Mit großem Engagement wurden<br />
auch die politisch-inhaltlichen Diskussionen<br />
geführt, die sich bei der Befassung<br />
des Leitantrages ergaben, den<br />
der Landesvorstand zur Beschlussfassung<br />
vorgelegt hatte. Er gibt einen<br />
Überblick über das breite Spektrum<br />
von Aufgaben, die sich die <strong>Landesvereinigung</strong><br />
für die nächsten Jahre<br />
vorgenommen hat. Die Vielzahl von<br />
Änderungsvorschlägen zu den einzelnen<br />
Themen- und Arbeitsbereichen<br />
bewies, wie wichtig es ist, die inhaltlichen<br />
Positionen regelmässig nicht nur<br />
in Vorständen sondern vor der breiten<br />
Plattform der Delegiertenkonferenz<br />
zur Diskussion zu stellen. Das zahlte<br />
sich schließlich in der großen Übereinstimmung<br />
aus, in der der gemeinsam<br />
veränderte Leitantrag dann<br />
schließlich von den Delegierten bei<br />
Der Geschäftsführende Landesvorstand (von links): Dieter Lachenmayer –<br />
Geschäftsführer, Lothar Letsche – neugewähltes Mitglied aus Tübingen, Heinz Siefritz –<br />
Bodensee Oberschwaben, Jochen Dürr – Landessprecher, Bernhard Mainz – Landeskassierer,<br />
Janka Kluge, Landessprecherin, Hendrik Paul – neugewählt aus dem<br />
Ortenaukreis.<br />
Vertreter im Bundesausschuss sind: Janka Kluge und Dieter Lachenmayer<br />
lediglich zwei Gegenstimmen angenommen<br />
wurde.<br />
Eine solche Übereinstimmung wurde<br />
schließlich auch bei den Wahlen zu<br />
den Landesgremien sichtbar. Sprecherin<br />
und Sprecher, die Mitglieder<br />
des Geschäftführenden Landesvorstandes<br />
und die LandesvertreterInnen<br />
im Bundesausschuss, ebenso wie die<br />
Mitglieder der zu wählenden Kommissionen,<br />
sie alle erhielten die Stimmen<br />
von einem sehr hohen Prozentsatz<br />
der Delegierten.<br />
Es blieb der Wermutstropfen, dass<br />
nicht alle Mandate im Geschäftsführenden<br />
Landesvorstand besetzt werden<br />
konnten. So musste die Zahl der<br />
SprecherInnen von bisher drei uf<br />
nunmehr zwei reduziert werden, weil<br />
Ilse Kestin wegen ihrer beruflichen<br />
Belastung nicht mehr kandidieren<br />
konnte. Ihr und den anderen scheidenden<br />
FunktionsträgerInnen sprachen<br />
die neugewählten SprecherInnen<br />
unter großem Beifall der Delegierten<br />
den herzlichen dank der gesamten<br />
Organisation für ihre geleistete<br />
Arbeit aus – verbunden mit einem<br />
bunten Blumenstrauß für die Anwesenden.<br />
Ein Blumenstrauß und großer Dank<br />
für die in vielen langen Jahren geleistete<br />
Arbeit für die <strong>VVN</strong>-<strong>BdA</strong> war auch<br />
selbstverständlich für unsere Kameradin<br />
Ilse Werner, die als Gast an der<br />
Konferenz teilnahm und mit der zusammen<br />
wir vor wenigen Wochen den<br />
100. Geburtstag ihres verstorbenen<br />
Lebensgefährten Alfred Hausser in<br />
Stuttgart begangen hatten.<br />
Das Ende der bis dahin erfolgreichen<br />
Konferenz hätte dann am Sonntag<br />
fast zum Fiasko werden können, wurde<br />
dann aber doch eher zu einem<br />
Höhepunkt.<br />
Höhepunkt statt Fiasko<br />
Als Gastreferent hatten wir zunächst<br />
Prof. Herbert Schui eingeladen, dessen<br />
Absage wegen einer Terminüberschneidung<br />
aufgrund einer Kommunikationspanne<br />
aber erst kurzfristig vor<br />
der Konferenz bekannt wurde. Ebenso<br />
kurzfristig hatte sich dann Michael<br />
Schlecht der Chefsvolkswirt der Linken<br />
Bundestagsfraktion dankenswerterweise<br />
gewinnen lassen, als Referent<br />
zum selben Thema einzuspringen.<br />
Groß war der Schreck allerdings,<br />
als er sich am Sonntagmorgen krank<br />
melden mußte. Was tun? Nein wir<br />
mussten die Konferenz nicht ohne die<br />
Diskussion des wichtigen Themas<br />
„Faschismus und Neoliberalismus“<br />
vorzeitig beenden. Wir diskutierten<br />
das Thema ausführlich und aufgrund<br />
eines qualifizierten Einführungsreferats.<br />
Zwei Delegierte, Alex Zollmann<br />
und Karl-Martin Matt aus dem<br />
Ortenaukreis, improvisierten nun am<br />
allerkurzfristigsten eine hervorragende<br />
Einführung in dieses komplizierte<br />
Thema, die zu einer lebendigen Diskussion<br />
unter den Delegierten einlud.<br />
Eine <strong>VVN</strong>-<strong>BdA</strong>, die so spontan und<br />
kompetent improvisieren kann, ist gut<br />
vorbereitet auf die vielen Aufgaben,<br />
die sie sich für die Zukunft gestellt<br />
hat.<br />
Dieter Lachenmayer
aktuell<br />
9<br />
Die Mörder von Sant‘ Anna müssen angeklagt werden:<br />
Ein Oberstaatsanwalt ist kein Richter<br />
Rechtsanwältin Heinecke und Prof.<br />
Pezzini<br />
Fotos: Jürgen Weber<br />
Anfang Dezember 20<strong>12</strong> veranstalteten<br />
„Die Anstifter“ in Stuttgart eine Informationsveranstaltung<br />
zum Thema<br />
„Das Massaker von Sant‘ Anna di<br />
Stazzema und seine juristische Aufarbeitung“.<br />
Aktueller Anlass war die<br />
vom Stuttgarter Oberstaatsanwalt<br />
Bernhard Häussler zu verantwortende<br />
Einstellung des Ermittlungsverfahrens<br />
gegen die in Italien verurteilten Mörder<br />
(s. <strong>AN</strong> 3/20<strong>12</strong>). Die Veranstaltung<br />
diente zur Vorbereitung einer Fahrt<br />
nach Sant‘ Anna, mit der die Teilnehmenden<br />
den Überlebenden, den Angehörigen<br />
der Opfer und der Bevölkerung<br />
der Region ihre Solidarität zeigen<br />
wollen. Vor rund 70 Zuhörenden<br />
referierten Paolo Pezzino, Professor<br />
für Zeitgeschichte an der Universität<br />
Pisa, und Gabriele Heinecke, Rechtsanwältin<br />
aus Hamburg. Gabriele<br />
Heinecke vertritt Enrico Pieri stellvertretend<br />
für die Überlebenden und hat<br />
nun gegen die Einstellungsverfügung<br />
Beschwerde eingelegt.<br />
Teil einer ungebrochenen<br />
Justizgeschichte<br />
Gabriele Heinecke stellte in ihrem<br />
Vortrag die Bewertungen des Juristen<br />
Bernhard Häussler in den Zusammenhang<br />
der bundesdeutschen Justizgeschichte.<br />
Wenn man in die Literatur<br />
dazu gehe, so Heinecke, „kommt<br />
einem das Grauen“. Die ganzen Richter<br />
des Bundesgerichtshofes, welche<br />
die Justiz der Bundesrepublik über<br />
Jahrzehnte bestimmt haben, seien<br />
Mitglied in der NSDAP und bereits<br />
Richter im nationalsozialistischen Terrorregime<br />
gewesen. Auch einer ihrer<br />
Strafrechtslehrer sei noch „ein alter<br />
Nazi“ gewesen. „Es wundert daher<br />
nicht, dass die nachfolgenden Generationen“,<br />
so Gabriele Heinecke,<br />
„nicht den nötigen kritischen Blick auf<br />
den Nationalsozialismus haben“. Ohne<br />
die Aufarbeitung durch die italienische<br />
Justiz wäre hier in Deutschland<br />
gar nichts passiert, beschreibt sie das<br />
Umfeld der Stuttgarter Ermittlungen:<br />
„Wenn man in die Akten schaut, dann<br />
sieht man, dass die italienische<br />
Staatsanwaltschaft die treibende Kraft<br />
war“.<br />
Gabriele Heinecke berichtet wie<br />
Oberstaatsanwalt Häussler in einem<br />
ersten von insgesamt nur zwei Telefongesprächen<br />
im Ermittlungszeitraum<br />
ihr gegenüber bereits 2005 ankündigte,<br />
die Verfahren einzustellen.<br />
Damals fehlten ihm die juristischen<br />
Merkmale für „Grausamkeit“ der Täter<br />
des Massakers. In einem zweiten Gespräch<br />
verweigerte er ihr als Vertreterin<br />
eines der Opfer die Akteneinsicht,<br />
da diese dazu führen könne, dass die<br />
Ermittlungen gefährdet würden. Sie<br />
widersprach dem Kollegen am Telefon<br />
worauf, so Heinecke, „Herr<br />
Häussler den Hörer auf die Gabel<br />
warf“ und fortan nicht mehr mit ihr redete.<br />
Nun widerspricht die Hamburger<br />
Anwältin ihm abermals. Seine über<br />
100seitige Begründung sei voller Widersprüche<br />
und handwerklich unzureichend.<br />
manipulative<br />
Zeugenbefragung<br />
Die These der Staatsanwaltschaft<br />
niemand der SS-Panzergrenadierdivision<br />
habe am <strong>12</strong>. August 1944 vor<br />
dem Aufstieg nach Sant´Anna die<br />
Stazzema gewusst, dass dieser Einsatz<br />
der Ermordung von Zivilisten<br />
dienen würde, halte sie für „Unsinn“.<br />
Gerade diese Einheit sei schon aus<br />
ihren Einsätzen im Osten für genau<br />
dieses Vorgehen bei „Säuberungen“<br />
bekannt gewesen. Keiner der ihr bekannten<br />
Juristen oder Historiker hätte<br />
diese Tatsache bislang bestritten oder<br />
widerlegt. Es gibt auch keine historischen<br />
Gutachten über die Fragen, die<br />
sich Oberstaatsanwalt Häussler lieber<br />
selbst zu erklären versucht. Häussler<br />
spiele in „seinem“ Verfahren aber<br />
nicht nur den Historiker, sondern er<br />
mache sich auch gleich zum Richter.<br />
Die Hamburger Anwältin begründet<br />
diesen Vorwurf beispielsweise durch<br />
die Einflussnahme auf Zeugen bei der<br />
Vernehmung und die einseitige Interpretation<br />
von deren Aussagen. In den<br />
Protokollen sei zu lesen, dass sich<br />
mindestens drei Angehörige der Einheit<br />
spontan an den noch lebenden<br />
Kompaniechef Gerhard Sommer als<br />
Befehlsgeber erinnerten. Diese Aussagen<br />
decken sich mit den Ermittlungsakten<br />
der Alliierten gleich nach<br />
Kriegsende. Erst auf mehrmaliges<br />
Nachfragen durch die Staatsanwaltschaft,<br />
ob sich die Zeugen tatsächlich<br />
nach so vielen Jahren noch sicher
10 aktuell<br />
sind, seien Zweifel in die Aussagen<br />
gestreut worden. Oberstaatsanwalt<br />
Häussler interpretiert diese Aussagen<br />
als nicht glaubwürdig und verwertbar.<br />
Über die Glaubwürdigkeit von Zeugenaussagen<br />
zu befinden, so die<br />
Rechtsanwältin, obliegt allerdings einzig<br />
einem Gericht und nicht Herrn<br />
Häussler selbst.<br />
Sie geht noch weiter und wirft der<br />
Staatsanwaltschaft Verhinderung der<br />
Beweisführung vor und spricht von einem<br />
Skandal, weil die in Italien<br />
rechtmäßig verurteilten Mörder nicht<br />
als Beschuldigte vorgeladen und vernommenen<br />
worden sind. Die Stuttgarter<br />
Staatsanwaltschaft hat diese zunächst<br />
formal als Zeugen befragt. Die<br />
dabei protokollierten Aussagen hätten<br />
zweifelsfrei zu Mordanklage führen<br />
müssen. Während der Vernehmung<br />
wurden sie dann stattdessen belehrt,<br />
dass sie ab nun als Beschuldigte weiter<br />
vernommen werden müssen. Woraufhin<br />
diese die weitere Aussage<br />
verweigerten. Die vorher als Zeugen<br />
gemachten Aussagen sind dann nicht<br />
mehr gerichtsverwertbar. Die Staatsanwaltschaft,<br />
so Gabriele Heinecke,<br />
habe damit ihre eigenen Ermittlungsergebnisse<br />
vernichtet und die Beschuldigten<br />
vor weiteren Aussagen<br />
gewarnt.<br />
handwerkliche Mängel<br />
Handwerklich seien die Ermittlungen<br />
unzureichend, weil sich Oberstaatsanwalt<br />
Häussler nicht einmal die Mühe<br />
gemacht habe alle Mordmerkmale<br />
„abzuarbeiten“. Die Prüfung des<br />
Mordmerkmals „niedriger Beweggrund“<br />
sei unzureichend erfolgt. Auch<br />
die offensichtliche Schutzbehauptung<br />
von einem der beiden Maschinengewehrführer<br />
bei der Erschießung von<br />
132 Menschen auf dem Dorfplatz von<br />
Sant´Anna, „er habe nur in die Luft<br />
geschossen“, sei nicht glaubwürdig.<br />
Herr Häussler urteilt diesbezüglich<br />
anders und bescheinigt dem Maschinengewehrführer<br />
ausdrücklich dessen<br />
Glaubwürdigkeit. Der Oberstaatsanwalt<br />
habe aber darüber nicht zu urteilen,<br />
sondern diese Beurteilung einem<br />
ordentlichen Gericht zu überlassen,<br />
so die Anwältin. Die Einstellung des<br />
Verfahrens verhindert, dass all seine<br />
Thesen, Mutmaßungen und einseitigen<br />
Interpretationen, die sich gegen<br />
drei Instanzen italienischer Gerichtsbarkeit<br />
und gegen die anerkannte<br />
Beschluss der Landesdelegiertenkonferenz am 10.11.20<strong>12</strong>:<br />
Gerechtigkeit für die Opfer<br />
von Sant‘ Anna di Stazzema<br />
Wir sind beschämt und empört darüber,<br />
dass die Staatsanwaltschaft<br />
Stuttgart die Ermittlungen gegen die<br />
in Italien verurteilten SS-Mörder von<br />
Sant‘ Anna di Stazzema eingestellt<br />
hat.<br />
Es kann und darf nicht sein, dass<br />
dieses Verbrechen der Nazis auch<br />
heute in der Bundesrepublik<br />
Deutschland, 67 Jahre nach der Befreiung<br />
vom Faschismus, von der<br />
deutschen Justiz nicht verfolgt und<br />
aufgearbeitet wird.<br />
Von Anfang an war den Stuttgarter<br />
Ermittlungen, die seit nunmehr 10<br />
Jahren geführt wurden, anzumerken,<br />
dass der zuständige Staatsanwalt<br />
Häußler keine Anklage erheben<br />
wollte.<br />
Im Gegensatz dazu steht sein Verfolgungswillen,<br />
wann immer es um<br />
die Wahrnehmung demokratischer<br />
Rechte und den Protest gegen bürgerfeindliche<br />
Entscheidungen geht,<br />
vor allem aber um das Engagement<br />
junger Menschen gegen Faschismus<br />
und Krieg.<br />
Lange Jahre wurde das Verhalten<br />
dieses Staatsanwaltes gedeckt von<br />
einer Landesregierung, die von der<br />
CDU, der Partei der Kiesingers, Filbingers<br />
und Oettingers geführt wurde.<br />
Bedrückend und beklemmend<br />
ist nun, dass dieses Verhalten der<br />
weisungsgebundenen Staatsanwaltschaft<br />
Stuttgart, auch unter der<br />
neu gewählten grün-roten Landesregierung<br />
geduldet wird.<br />
wissenschaftliche Sicht von Historikern<br />
stellen, von einem Gericht und<br />
von Richtern geprüft und beurteilt<br />
werden können.<br />
Enrico Pieri hat Gabriele Heinecke<br />
beauftragt gegen die Einstellung der<br />
Ermittlungen Beschwerde bei der Generalstaatsanwaltschaft<br />
einzulegen.<br />
Derzeit arbeitet die Anwältin die Begründung<br />
dieser Beschwerde aus.<br />
Wenn die Beschwerde von der Generalstaatsanwaltschaft<br />
zurück gewiesen<br />
wird, bleibt nur noch ein Antrag<br />
auf Klageerzwingung vor dem Oberlandesgericht.<br />
Dies bedeutet alle Akten<br />
und Aussagen auszuwerten und<br />
die Klageerzwingung ausführlich zu<br />
Die Einstellung der Ermittlungen ist<br />
eine skandalöse Verhöhnung des<br />
Rechts. Die Täter sind bereits 1995<br />
von einem Italienischen Gericht<br />
verurteilt worden, wurden aber als<br />
deutsche Staatsbürger nicht ausgeliefert.<br />
Was in Italien zur Bestrafung<br />
geführt hat, darf in der Bundesrepublik<br />
nicht straffrei bleiben.<br />
Wir fordern erneut, dass den Opfern<br />
von Sant‘ Anna die Stazzema Gerechtigkeit<br />
widerfährt:<br />
Die Ermittlungen müssen wieder<br />
aufgenommen werden mit dem Ziel,<br />
unverzüglich Anklage gegen die<br />
Mörder zu erheben.<br />
Wir werden die entsprechenden<br />
Bemühungen der Hinterbliebenen<br />
und ihrer Anwälte nach Kräften unterstützen!<br />
Wir fordern von Justizminister<br />
Stickelberger und der Landesregierung:<br />
- unverzügliche Entbindung des<br />
Oberstaatsanwaltes Häußler von<br />
seiner Funktion, für die er untragbar<br />
geworden ist.<br />
- eine klare Weisung an die Staatsanwaltschaft<br />
Stuttgart, die Ermittlungen<br />
wieder aufzunehmen mit<br />
dem Ziel einer raschen Anklageerhebung.<br />
Unsere Solidarität gehört den Angehörigen<br />
der Opfer.<br />
Deshalb begrüßen und unterstützen<br />
wir die Solidaritätsfahrt der Stuttgarter<br />
Anstifter nach Sant Anna vom 7.-<br />
9. Dezember.<br />
begründen. Dies bedeutet wiederum<br />
einen hohen zeitlichen Aufwand und<br />
die Zeit ist knapp in diesem Verfahren.<br />
Gabriele Heinecke lässt keinen Zweifel<br />
daran, dass es dem Oberstaatsanwalt<br />
Bernhard Häussler genau um<br />
diesen Faktor Zeit geht. Die nach all<br />
den Jahren der Ermittlung nun noch<br />
lebenden Angeklagten seien 90 Jahre<br />
und älter. „Er setzt auf die biologische<br />
Lösung“, so die Anwältin, „und damit<br />
wird er wohl auch durchkommen“.<br />
Einzig öffentlicher Druck könne die<br />
Verfahren nun noch beschleunigen.<br />
Jürgen Weber
aktuell<br />
11<br />
Stuttgarter Solidaritätsfahrt nach Sant‘ Anna:<br />
Empörung und Solidarität<br />
Das skandalöse Einstellungsverfügung<br />
der Stuttgarter Staatsanwaltschaft<br />
vom 1.Oktober, die den Eindruck<br />
vermittelt „als handele es sich<br />
hier um das Plädoyer eines Strafverteidigers“<br />
(so Dieter Lachenmayer in<br />
seinem Artikel in der Oktoberausgabe)<br />
sorgte nicht nur in Italien, sondern<br />
auch in Stuttgart für große Empörung.<br />
Ist doch der zuständige Oberstaatsanwaltschaft<br />
Häußler alles andere als<br />
ein Unbekannter: 2006 verfolgte er<br />
das Tragen von durchgestrichenen<br />
Hakenkreuze auf T-Shirts als „Verwendung<br />
verfassungsfeindlicher<br />
Kennzeichen“ und in den letzten Jahren<br />
galt sein Verfolgungseifer darüber<br />
hinaus Stuttgart 21-GegnerInnen.<br />
Mehr als 3 000 Ermittlungsverfahren<br />
sind schätzungsweise am Laufen, neben<br />
an Haaren herbeigezogenen<br />
Vorwürfen der „Beleidigung“, sind es<br />
vor allem Prozesse wegen „Widerstand<br />
gegen Vollstreckungsbeamte“<br />
bei denen Oberstaatsanwalt Häußler<br />
jüngst auch mal das Einbetonieren<br />
des eigenen Armes im Rahmen einer<br />
friedlichen Blockadeaktion als „Gewalt“<br />
kriminalisierte. So war es kein<br />
Wunder, dass eine Initiative des Bürgerprojekts<br />
„Die Anstifter -Eigensinn<br />
und Zivilcourage“ auf große Resonanz<br />
stieß: Am frühen Morgen des<br />
7.Dezembers fanden sich 45 TeilnehmerInnen<br />
in Stuttgart ein, um an<br />
der kurzfristig organisierten Solidaritätsfahrt<br />
nach Sant'Anna di Stazzema<br />
teilzunehmen. Nach mehr als<br />
zehnstündiger Fahrtzeit erreichte die<br />
Reisegruppe - überwiegend engagierte<br />
Stuttgart 21-GegnerInnen, aber<br />
auch einige <strong>VVN</strong>-Mitglieder - die Unterkunft<br />
im ca. 800 km entfernten<br />
Lucca (Toskana). Am nächsten Tag<br />
sorgten vereiste Straßen dafür, dass<br />
der Besuch in Sant'Anna, einem abgelegenen<br />
Gebirgsdorf, erst ganz auf<br />
der Kippe stand, dann schließlich nur<br />
viel kürzer als geplant stattfinden<br />
konnte. So gab es nach einer kurzen<br />
Begrüßung durch den Bürgermeister<br />
Michele Silicani gleich das Zeitzeugengespräch<br />
mit den überlebenden<br />
Augenzeugen Enio Mancini und Enrico<br />
Pieri, sowie einer Frau, die am<br />
<strong>12</strong>.August 1944 auf schreckliche Weise<br />
ihre Familie verloren hat: Ihrer<br />
hochschwangeren Mutter wurde der<br />
Bauch aufgeschlitzt und der herausgenommene<br />
Fötus noch eigens erschossen.<br />
Herr Mancini und Herr Pieri<br />
schilderten ausführlich ihre Erlebnisse,<br />
wobei nochmals deutlich wurde,<br />
was auch alle seriösen Historiker und<br />
alle italienischen Gerichte sagen: Es<br />
war ein kaltblütiges, geplantes Massaker<br />
von „geübten“ Massenmördern.<br />
Die Phantastereien der Stuttgarter<br />
Staatsanwaltschaft, die hier „spontanes“<br />
Handeln zugunsten der SS- Soldaten<br />
vermutet, erschienen hier unglaublich<br />
gefühllos und zynisch. Beim<br />
Verlesen einer Solidaritätserklärung<br />
der Anstifter wurde gegenüber den<br />
Opfern und ihren Familien die Empörung<br />
zum Ausdruck gebracht. Auch<br />
wurde die Erklärung der <strong>VVN</strong> übergeben,<br />
zusammen mit über 400 Solidaritätsunterschriften<br />
aus Stuttgart, sowie<br />
einer Spende von 4 000 Euro für den<br />
Opferverein von Sant'Anna di<br />
Stazzema. Das Zeitzeugengespräch<br />
endete mit einem Vortrag des Vorsitzenden<br />
des italienischen Partisanenverbandes<br />
<strong>AN</strong>PI über seine Erlebnisse<br />
im bewaffneten Widerstand gegen<br />
die deutschen Besatzer. Wie die TeilnehmerInnen<br />
der Veranstaltung im<br />
Nachhinein erfuhren, weinten später<br />
die Überlebenden vor Rührung und<br />
konnten es gar nicht fassen, dass die<br />
Geldspende nur für sie gedacht ist.<br />
Zwei Überlebende des Massakers<br />
Enrico Pieri meinte sogar: „In meinem<br />
langen Leben hab ich schon vieles erlebt,<br />
aber so was noch nicht.“<br />
Die Fahrt als eine Geste der Solidarität<br />
war in diesem Sinne durchaus ein<br />
Erfolg gewesen. Ob sie auch dazu<br />
beigetragen hat, politischen Druck auf<br />
die Stuttgarter Staatsanwaltschaft<br />
aufzubauen, muss sich erst noch erweisen.<br />
Das Medienecho in Deutschland<br />
fiel jedenfalls sehr kümmerlich<br />
aus. Die TeilnehmerInnen der Fahrt<br />
haben jedenfalls beschlossen, ihre<br />
Proteste weiterzuführen. In einer ersten<br />
Nachbereitung wiesen einige auf<br />
eine Tatsache hin, die man in der ersten<br />
Empörung leicht vergessen kann,<br />
aber nicht vergessen sollte: der rechte<br />
Geschichtsverdreher Bernhard Häußler<br />
steht nicht alleine da und seine<br />
Rückendeckung erhält er vom Justizminister<br />
Rainer Stickelberger (SPD).<br />
Jörg Rebhan<br />
Die TeilnehmerInnen der Solidaritätsfahrt vor der Kirche von Sant‘ Anna, einem zentralen<br />
Ort des Massakers<br />
Foto: Jens Volle
<strong>12</strong> Geschichte<br />
Adolphe Low, der letzte deutsche Spanienkämpfer, ist gestorben<br />
Ein Leben lang gekämpft<br />
Mit Adolphe Low starb am 11. November<br />
im Alter von 97 Jahren in<br />
Strasbourg der letzte deutsche Spanienkämpfer.<br />
Am 21. Juli 1915 als<br />
Adolf Löw in Cottbus geboren, wuchs<br />
er in einem jüdischen Elternhaus mit<br />
fünf älteren Geschwistern in Berlin<br />
auf. Als kleiner Junge waren ihm<br />
Westernfilmvorstellungen – vor allem<br />
die mit dem amerikanischen Darsteller<br />
und Regisseur Tom Mix – lieber<br />
als ein Besuch in der Synagoge. Früh<br />
schloß er sich der jüdischen antifaschistischen<br />
Jugendbewegung an; er<br />
wurde aktives Mitglied der Jugendgruppe<br />
der Roten Hilfe. Schon vor<br />
1933 hat man ihn wegen der Teilnahme<br />
an einer illegalen Versammlung<br />
von jüdischen Antifaschisten aus<br />
Polen in das Polizeigefängnis am Berliner<br />
Alexanderplatz eingesperrt.<br />
Während des sogenannten Blutmai<br />
1929, bei der die damals sozialdemokratisch<br />
geführte Berliner Polizei Dutzende<br />
Arbeiter erschoß, erlitt Adolphe<br />
einen Streifschuß. Als er 1933 vor einer<br />
anstehenden Hausdurchsuchung<br />
und Verhaftung rechtzeitig gewarnt<br />
worden war, ging er »stiften«: Über<br />
Kehl/Strasbourg gelangte er, ohne finanzielle<br />
Mittel und französische<br />
Sprachkenntnisse, nach Paris. Er litt<br />
oft Hunger, hatte nur gelegentlich Arbeit,<br />
wurde mehrfach verhaftet und<br />
nach Belgien abgeschoben – war<br />
aber immer wieder schnell zurück in<br />
der französischen Hauptstadt.<br />
Als der Krieg der Franco-Anhänger in<br />
Spanien begonnen hatte, besuchte er<br />
1936 in Paris eine Kundgebung zur<br />
Unterstützung der »Frente Popular«,<br />
bei der Dolores Ibárruri um Hilfe bei<br />
der Unterstützung im Kampf gegen<br />
die Faschisten warb: »Ich habe verstanden,<br />
daß sie Leute suchen, die<br />
gegen die Faschisten kämpfen«. Mit<br />
600 weiteren Freiwilligen ging es auf<br />
einem Kohlendampfer von Marseille<br />
nach Spanien – nur 20 Interbrigadisten,<br />
die mit Adolphe zusammen übersetzten,<br />
sollten den Krieg überleben.<br />
Nach einer kurzen Ausbildung kämpfte<br />
Adolphe zwei Jahre als Infanterist<br />
im Bataillon »Edgar André« unter<br />
Kompanieführer Heinz Hoffmann.<br />
Nach der Demobilisierung der Interbrigaden<br />
ging es wieder zurück nach<br />
Frankreich. Wegen seiner guten<br />
Französischkenntnisse wurde Adolphe<br />
nicht wie viele andere in eines<br />
der berüchtigten Internierungslager<br />
gesteckt. Aber später wurde er nach<br />
einer Denunziation verhaftet und als<br />
Deutscher in den Lagern von Guéret/<br />
Bourg-Lastic und Les Milles eingesperrt.<br />
Mehrmals<br />
gelang ihm<br />
die Flucht – leider<br />
nur für kurze<br />
Zeit: Ende 1939<br />
meldete er sich<br />
als Freiwilliger<br />
zur französischen<br />
Armee<br />
und wurde zur<br />
Ausbildung nach<br />
Algerien geschickt.<br />
Zurück<br />
in Frankreich<br />
wurde er erneut<br />
verhaftet, in das<br />
Lager<br />
Rivesaltes verbracht<br />
und<br />
konnte wieder<br />
»ausbüchsen«.<br />
Zu Fuß schlug er sich zu Kameraden<br />
nach Guéret durch, die ihm eine illegale<br />
Anstellung im dortigen Krankenhaus<br />
verschafften. Bei einer Razzia<br />
konnte er nur knapp einer Verhaftung<br />
entgehen und flüchtete in die umliegenden<br />
Wälder, in denen er mehrere<br />
Wochen im Februar 1940 bei Schnee<br />
und bitterer Kälte um sein Überleben<br />
kämpfte, bis er von Genossen ein<br />
Versteck unter dem Fahrstuhl des<br />
Krankenhauses zugewiesen bekam.<br />
Von der regionalen Résistance kam<br />
die Anfrage an Adolphe, ob er bereit<br />
wäre, gegen die Deutschen zu kämpfen.<br />
Dies bejahte er sofort. Seine militärischen<br />
Kenntnisse und Leistungen<br />
befähigten ihn sehr schnell, zum Offizier<br />
und später auch zum Kommandanten<br />
einer Kompanie in der Résistance<br />
befördert zu werden. Bei kniffligen<br />
Aufgaben meldete sich Adolphe<br />
immer als erster – so hat er beispielsweise<br />
die deutsche Kommandantur<br />
in Creuse in die Luft gesprengt<br />
(Plastiksprengstoff kam damals gerade<br />
in Mode). Für diese Tag wurde er<br />
Adolphe Low (stehend) mit Kameraden des Battaillons Edgar<br />
André, Spanien 1936<br />
später mit dem französischen Orden<br />
»Croix de guerre« ausgezeichnet.<br />
Kurz vor der Befreiung Frankreichs<br />
von der Nazibesatzung wurde -<br />
Adolphe in die reguläre französische<br />
Armee aufgenommen. 1945 erhielt er<br />
von General de Gaulle für seine Verdienste<br />
in der Résistance die französische<br />
Staatsbürgerschaft verliehen.<br />
In Paris lernte er über andere Angehörige<br />
der Résistance seine spätere<br />
Frau Nicole kennen. Von den Faschisten<br />
seiner Jugend beraubt, hatte<br />
er seine Berufsausbildung nicht abschließen<br />
können und war gezwungen,<br />
für seine junge Familie Gelegenheitsjobs<br />
anzunehmen. Zeitlebens<br />
engagierte er sich gegen den Faschismus.<br />
Auf Einladung der Gruppe<br />
Ortenau der Vereinigung der Verfolgten<br />
des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen<br />
und Antifaschisten<br />
(<strong>VVN</strong>-<strong>BdA</strong>) nahmen Nicole und Adolphe<br />
Low im Jahre 2002 als Vertreter<br />
der »Association Nationale des<br />
Anciens Combattants« am Vereinigungskongreß<br />
der ost- und westdeutschen<br />
Verbände der <strong>VVN</strong>-<strong>BdA</strong> in Berlin<br />
teil. Adolphe kehrte damit das erste<br />
und einzige Mal in die Stadt zurück, in<br />
der er aufgewachsen war und die er,<br />
69 Jahre zuvor, auf der Flucht vor den<br />
Nazis verlassen mußte.<br />
Esther Broß und Paul Bauer<br />
Der Artikel erschien auch in der Jungen<br />
Welt www.jungewelt.de
Geschichte<br />
13<br />
Heuberg – das erste Konzentrationslager in Deutschland<br />
Ein Ort der Unmenschlichkeit,<br />
Demütigung, Willkür und Gewalt<br />
von Manfred Dietenberger<br />
Gerade mal zwei Tage nachdem<br />
Adolf Hitler mit seiner Ernennung zum<br />
Reichskanzler die Macht übertragen<br />
und er Reichskanzler wurde und die<br />
faschistische Gewaltherrschaft begann,<br />
rief Kurt Schumacher am 1.<br />
Februar 1933, auf der antifaschistischen<br />
Kundgebung der Eisernen<br />
Front in Stuttgart den Teilnehmern zu:<br />
„In der Stunde der Gefahr wenden wir<br />
uns auch an die kommunistischen Arbeiter,<br />
denn nicht Bruderkampf, sondern<br />
Klassenkampf tut not ... Die<br />
neue Epoche des Kampfes gegen<br />
den Faschismus sollte auch ein neues<br />
Verhältnis zwischen uns und den<br />
Kommunisten einleiten. “Fünf Monate<br />
später wurde Schumacher in Berlin<br />
verhaftet, in „Schutzhaft“ genommen<br />
und in das Konzentrationslager Heuberg<br />
gesteckt.<br />
perfide Wasserfolter<br />
KZ Heuberg? Ja das gab es auch bei<br />
uns im Ländle. Das KZ auf dem Heuberg<br />
in der Nähe von Tuttlingen war<br />
allerdings noch kein systematisches<br />
Vernichtungslager wie die danach<br />
entstandenen KZs, aber auch schon<br />
ein Ort der Unmenschlichkeit, Demütigung,<br />
Willkür und Gewalt. Eine besonders<br />
perfide „Heuberger Spezialität“<br />
war die Folter am Brunnen. Die<br />
Folter begann unter dem Wasserhydranten,<br />
darauf folgte das vielfache<br />
Eintauchen in das eiskalte Wasser<br />
des Brunnentrogs, das Abspritzen mit<br />
Wasser aus einem unter Hochdruck<br />
sehenden Schlauch und das darauf<br />
folgende Abreiben der KZ der Häftlinge<br />
mit einer rauen Scheuerbürste.<br />
Der der auf dem Heuberg so geschundene<br />
Metzinger Weisgerber und<br />
KPD Landtagsmitglied Albert Fischer<br />
(23.<strong>12</strong>.1883-28.5.1952) beschrieb die<br />
Prozedur so: „Nach schweren Misshandlungen<br />
wurde ich mit nacktem<br />
Oberkörper direkt unter die Wasserleitung<br />
gesteckt, wo der Strahl mindestens<br />
so stark war wie bei einer Motorspritze.<br />
Die Öffnung am Standrohr<br />
hatte ungefähr 10-<strong>12</strong> cm. Mehrere<br />
Kameraden haben bei dieser Rosskur<br />
das Leben eingebüßt, ich selber habe<br />
mir schwerste gesundheitliche Schäden<br />
zugezogen.“ Nicht wenige der<br />
hier eingepferchten kamen durch die<br />
dort herrschenden schrecklichen Lagerbedingungen<br />
um ihr Leben.<br />
zeitweise größtes KZ in<br />
Deutschland<br />
Die „Schutzhaft“ war zwar keine Erfindung<br />
der Nazis. Aber sie waren es,<br />
die sie generalstabsmäßig organisiert<br />
zur Ausschaltung ihre politischen<br />
Gegner massenhaft „in erster Linie<br />
zur Unschädlichmachung marxistischer<br />
bzw. kommunistische eingestellter<br />
Elemente (Ministerium des Inneren,<br />
8. März 1933) einsetzten. Die<br />
Handhabe für die exzessive Anordnung<br />
der Schutzhaft bot die „Verordnung<br />
des Reichspräsidenten zum<br />
Schutz von Volk und Staat“ vom 28.<br />
März 1933“. Da für die vielen in<br />
Schutzhaft genommen Häftlinge die<br />
überfüllten Gefängnisse schon bald<br />
nicht mehr ausreichten, beschlossen<br />
die Nazis sogenannte Konzentrationslager<br />
zu errichten. Das auf dem Heuberg<br />
bei Stetten am kalten Markt eingerichtete<br />
Konzentrationslager (KZ)<br />
auch „Schutzhaftlager“ genannt, wurde<br />
am 20. März 1933 auf einem<br />
Wehrmachtsgelände vom württembergischen<br />
Innenministerium eingerichtet<br />
und war damit das ersten KZ in<br />
zynischer Artikel im NS‐Kurier vom 27.3.33<br />
Abbildungen aus M.Kienle, Das KZ Heuberg<br />
KZ Kommandant Buck 1946 in französischer<br />
.Gefangenschaft
14 Geschichte<br />
Deutschland. Gleichzeitig wurde es<br />
Wer waren die 999er? bürgerlicher Parteien, Christen,<br />
während der kurzen Zeit seiner Existenz<br />
(von März – Dezember 1933)<br />
Zeugen Jehovas und ehemalige<br />
Als im Sommer 1942 die Aggression<br />
Nazideutschlands in Europa ihre<br />
Mitglieder von verbotenen Jugendverbänden.<br />
Nicht wenige inhaftierte<br />
zum größten KZ in Nazi-Deutschland.<br />
größte Ausdehnung erreicht hatte<br />
Im April 1933 wurde das KZ der Politischen<br />
Polizei unterstellt. Erster La-<br />
und verurteilte Antifaschisten wurden<br />
noch in Zuchthaus- oder Ge-<br />
und insbesondere ein Jahr nach<br />
dem Beginn des Überfalls auf die<br />
gerkommandant war SA-Sturmbannführer<br />
und Major a. D. Max Kaufmann<br />
fängniskleidung und mit Handschellen<br />
in das berüchtigte Lager auf<br />
Sowjetunion die Verluste immer<br />
verheerender wurden, griffen die<br />
aus Stuttgart. Mitte April übernahm<br />
dem Heuberg transportiert. Es war<br />
Nazis zu noch rigoroseren Maßnahmen<br />
der Mobilisierung von bis-<br />
danach der bisherige Stellvertreter<br />
keineswegs ein „Bewährungsbatallion“<br />
, wie es auch genannt wur-<br />
Karl Buck die Lagerleitung. Die<br />
her „Wehrunwürdigen“ als Kanonenfutter<br />
für die schon stark angeschla-<br />
Wachmannschaft des KZ Heuberg<br />
de. Ganz im Gegenteil: die Nazis<br />
stellte die so genannte Politische Bereitschaft<br />
<strong>Württemberg</strong>. Die Politische<br />
wollten die die physische Vernichtung<br />
dieser Systemgegner. Zum Allgene<br />
deutsche Wehrmacht. Als<br />
wehrunwürdig galten hauptsächlich<br />
Bereitschaft bestand aus kasernierten<br />
tag der 999er während der militärischen<br />
„Ausbildung“ gehörte an ers-<br />
Personen, die wegen staatsfeindlicher<br />
Betätigung gerichtlich bestraft<br />
SS-Männern. In dem Lager waren<br />
mehrheitlich kommunistische und sozialdemokratische,<br />
aber auch bürgerter<br />
Stelle ein barbarischer Drill, und<br />
wurden. Sie hatten nach ihrer Entlassung<br />
aus den Zuchthäusern und<br />
Drohungen, Denunziation, Schikane<br />
liche Demokraten und auch religiöse<br />
bis aufs Blut, ja sogar recht häufig<br />
Gefängnissen einen blauen Ausschließungsschein<br />
erhalten, mit<br />
Gegner, des NS-Regimes nicht nur<br />
standrechtliche Erschießungen<br />
aus <strong>Württemberg</strong> und Hohenzollern,<br />
.Während der Ausbildungszeit von<br />
dem sie als „wehrunwürdig“ eingestuft<br />
wurden. Dazu kamen aber<br />
sondern auch aus <strong>Baden</strong> und Hessen<br />
Oktober 1942 bis Sommer 1943<br />
inhaftiert. Bis Ende August waren fast<br />
wurden 39 Angehörige der Strafeinheit<br />
wegen geringfügiger Übertre-<br />
auch viele die bis dahin ohne ein<br />
3.400 Männer, vorwiegend Kommunisten<br />
und Sozialdemokraten, gleich-<br />
Gerichtsurteil, im Konzentrationslager<br />
oder Gestapo-Keller gesessen<br />
tungen der Vorschriften bzw. Anweisungen,<br />
standrechtlich erschoszeitig<br />
in dem Lager eingesperrt.<br />
hatten. 1942 im Herbst, versandten sen. 37 hingerichtete 999er sind auf<br />
„Schutzhaft“ zur Ausschaltung<br />
der Gegner<br />
die Mehrmeldeämter der deutschen dem sogenannten „Russenfriedhof“<br />
Städte Karten, die mit dem Aufdruck in einem Massengrab beigesetzt.<br />
versehen waren: „Für die Dauer des Ein Granitblock dient als Mahn- und<br />
Dienstes in der Wehrmacht ist Ihre<br />
Anders als die Lager des späteren<br />
Gedenkstätte .<strong>VVN</strong> – Mitglieder besuchen<br />
jedes Jahr dies Gedenkstät-<br />
Wehrunwürdigkeit aufgehoben.“ Am<br />
Konzentrationslager-Systems war das<br />
2. Oktober 1942 verfügte das Oberkommando<br />
der Wehrmacht auf der<br />
Lager Heuberg kein Vernichtungslager.<br />
Es sollte zur Etablierung und<br />
te und legen Blumen und Gebinde<br />
nieder. Viele der unfreiwillig in den<br />
Grundlage eines Hitler-Befehls die<br />
Stabilisierung der Nazi - Diktatur bzw.<br />
Soldatenrock gezwungenen sahen<br />
„Aufstellung der verstärkten Afrikazur<br />
Ausschaltung der politischen<br />
nur noch zu Ehren der Geschundenen<br />
und Ermordeten. Nach der<br />
Brigade 999 aus ehemaligen Wehrunwürdigen“.<br />
Bereits in den folgen-<br />
Gegner dienen. Die Nazis versuchten<br />
die Öffentlichkeit über den wahren<br />
Ausbildung galt die von den Nazis<br />
den Tagen wurde damit auf dem<br />
Charakter des KZ zu täuschen. Das<br />
ausgegebene Parole: „die 999er<br />
Truppen-Übungsplatz Heuberg auf<br />
der Schwäbischen Alb begonnen.<br />
haben sich erst bewährt, wenn sie<br />
unter dem Boden liegen“. Deshalb<br />
Das Kommando wurde speziell war der Einsatz dieser Division in<br />
ausgewähltem, dem Naziregime dem ungesündesten Klima von Tunesien<br />
blind ergebenem „Stammpersonal“<br />
übertragen. Bei der Aufstellung dieses<br />
„Strafbatallion 999“, wie es gemeinhin<br />
genannt wurde, haben die<br />
vorgesehen: an den Salz-<br />
seen von Gafsa und Sbitla. Viele<br />
Antifaschisten, zweifellos über die<br />
Hälfte der in die Einheiten 999<br />
Nazi-Wehrinspektoren ein altes zwangsrekrutierten, kehrten nicht<br />
Prinzip zur Anwendung gebracht.<br />
Um den antifaschistischen Charakter<br />
dieser Einheit zu untergraben<br />
rekrutierte sie nicht nur politische<br />
Häftlinge, sondern es wurden ganz<br />
aus dem Krieg zurück. Sie fielen in<br />
Kämpfen, in die sie gegen ihren Willen<br />
gejagt wurden, sie starben an<br />
Krankheiten, sie wurden wegen antifaschistischer<br />
Tätigkeit von Exekutionskommandos<br />
bewusst auch Kriminelle eingereiht.<br />
der Wehrmacht<br />
Diese Kriminellen wurden als Störenfriede,<br />
erschossen oder noch in den<br />
Spitzel und Saboteure in Kriegsgefangenenlagern von Fa-<br />
die Reihen der zwangsrekrutierten schisten erschlagen. Nicht wenige<br />
Antifaschisten eingeschleust. Zu fielen auch als Partisanen an der<br />
den überwiegend politischen 999ern<br />
gehörten Kommunisten, Sozialdemokraten<br />
Seite der gegen den Faschismus<br />
kämpfenden Völker.<br />
und auch Angehörige Manfred Dietenberger Gedenkstein für die 999er Foto:<br />
<strong>VVN</strong>‐<strong>BdA</strong>
Geschichte<br />
15<br />
taten sie unter anderem in ihren Zeitungen<br />
mit Artikeln in denen sie z.B.<br />
über das KZ am April 1933 im „Argen-<br />
Boten“ schrieben: „Die Schutzhaft auf<br />
dem Heuberg soll keine Strafe, aber<br />
auch kein reines Sommervergnügen<br />
sein. Ein Teil der Gefangenen ist in<br />
Schutzhaft um sich selbst zu schützen,<br />
der weitaus größere Teil aber,<br />
um die Bevölkerung vor ihnen zu<br />
schützen, weil von ihnen angenommen<br />
wird, dass sie die nationale Erhebung<br />
stören“. Aber die Bevölkerung<br />
der Umgebung wusste dennoch Bescheid.<br />
Zu viele waren irgendwie damit<br />
verflochten: egal ob als Bäcker,<br />
Metzger Passant oder am Transport<br />
von Material und Gefangener Beteiligte<br />
usw.. Insgesamt waren bis zu seiner<br />
Auflösung zehn Monate später<br />
Brief an die SPD (17.10.<strong>12</strong>)<br />
Lieber Claus Schmiedel,<br />
unter den vielen Jahrestagen des<br />
nächsten Jahres, die in Zusammenhang<br />
mit der Errichtung der<br />
faschistischen Diktatur 1933 in<br />
Deutschland stehen, ist auch einer,<br />
der uns in <strong>Baden</strong>-<br />
<strong>Württemberg</strong> besonders betrifft:<br />
der Jahrestag der Errichtung des<br />
Konzentrationslagers Heuberg.<br />
Für uns, die <strong>VVN</strong> – <strong>BdA</strong>, wird dies<br />
Anlass sein, am 20. März 2013 -<br />
dem 80. Jahrestag der Errichtung<br />
des KZ Heuberg - am Ort des Geschehens<br />
in würdiger Form der<br />
Ereignisse und der Opfer zu gedenken.<br />
Dort befindet sich ein von<br />
der SPD-Landtagsfraktion errichtetes<br />
Mahnmal und auf dem sogenannten<br />
"Russenfriedhof" ein Gedenkstein<br />
für die in das "Strafbataillon<br />
999" gepressten Häftlinge.<br />
Vor dem Hintergrund der im folgenden<br />
Wikepedia-Auszug zusammengefassten<br />
Geschichte des<br />
Lagers Heuberg und des dort errichteten<br />
Mahnmals fänden wir es<br />
angemessen und naheliegend, eine<br />
entsprechende Ehrung der Opfer<br />
(z.B. durch eine Kranzniederlegung)<br />
gemeinsam mit der SPD zu<br />
gestalten.<br />
Wir würden uns freuen, wenn dieser<br />
Vorschlag in Ihrer Fraktion auf<br />
Zustimmung stoßen würde.<br />
Mit antifaschistischen Grüßen<br />
(Landesprecherinnen und Landessprecher<br />
der <strong>VVN</strong>-<strong>BdA</strong> BW)<br />
15.000 im KZ Heuberg gefangen.<br />
Solidarität der<br />
Häftlinge<br />
Der einarmige Erster Weltkriegsinvalide<br />
Schumacher<br />
war wegen seiner Behinderung<br />
in besonderer Weise<br />
auf die kameradschaftliche<br />
Solidarität der Mithäftlinge Wachmannschaft am Stacheldraht NS‐Kurier 1933<br />
angewiesen. Diese erfuhr<br />
er von seinen sozialdemokratischen<br />
Kameraden aber auch von Kommunisten.<br />
Hier im KZ stellte man die alten<br />
Zwistigkeiten zurück und achtete<br />
der KPD Bezirksleitung <strong>Württemberg</strong><br />
an und leitete die Abteilung Land. Von<br />
1924 bis 1932 war Albert Fischer KPD<br />
Abgeordneter im Landtag von <strong>Württemberg</strong>.<br />
sich gegenseitig. Willi Hunzinger,<br />
Er kam gleichzeitig mit<br />
Mannheimer Kommunist, rechnete es<br />
Schumacher hoch an, dass er im Oktober<br />
1933 auf dem Heuberg es abgelehnt<br />
hatte, dem Austritt Deutschlands<br />
aus dem Völkerbund mit seiner Unterschrift<br />
zuzustimmen: Schumacher<br />
habe erklärt, er weigere sich, sich<br />
selbst und seine Weltanschauung zu<br />
Schumacher auf den Heuberg. Als Fischer<br />
zu einem Arbeitseinsatz in der<br />
Küche verdonnert wurde, bat ihn<br />
Schumacher, der gerne Kartoffeln aß,<br />
dass Fischer ihm welche aus der Küche<br />
mitbringe. Fischer stopfte sich ein<br />
paar Kartoffeln in die Schuhe und<br />
schmuggelte sie zu Schumacher.<br />
diskriminieren –„einwandfrei, das Das KZ Heuberg wurde im Dezember<br />
muss man sagen, was wahr ist, ist<br />
wahr“. Das war sein späterer Kommentar<br />
dazu. Kommunisten halfen<br />
auch Schumacher zu überleben. So<br />
auch der am 23. Dezember 1883 in<br />
Metzingen geborene Albert Fischer.<br />
Er war gelernter Weißgerber, hatte<br />
sich aber schon früh der SPD und<br />
während des Krieges der USPD angeschlossen.<br />
Er war Delegierter auf<br />
dem Spaltungsparteitag der USPD<br />
und des Vereinigungsparteitags mit<br />
1933 aufgelöst und durch das in der<br />
Zwischenzeit errichtete Konzentrationslager<br />
auf dem Kuhberg/Ulm ersetzt.<br />
Seit 1983 erinnert am Rande<br />
des heutigen Truppenübungsplatzes,<br />
in unmittelbarer Nähe zur „Dreirittenkapelle“,<br />
eine Gedenkstätte an die die<br />
Opfer des Konzentrationslagers Heuberg.<br />
Auf Initiative der <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>ischen<br />
Landes - SPD wurde<br />
diese ein halbes Jahrhundert nach<br />
der Errichtung des KZ eingeweiht.<br />
der KPD 1920. Seit 1927 gehörte er<br />
Einweihung des von der SPD errichteten Mahnmals am 2.7.1983. Bildmitte unter der<br />
Fahne: Der damalige <strong>VVN</strong>‐<strong>BdA</strong>‐Vorsitzende Alfred Hausser<br />
Foto: Archiv <strong>VVN</strong>‐<strong>BdA</strong>
16 Aus den Kreisen<br />
Bad Cannstatt<br />
Gedenken an die<br />
Reichspogromnacht mit<br />
aktuellen Bezügen<br />
Unweit des Bahnhofs Bad Cannstatt<br />
stand eine Synagoge der jüdischen<br />
Gemeinde, die am 9. November 1938<br />
von einer SA-Horde unter dem Beifall<br />
einer gröhlenden Menschenmenge<br />
niedergebrannt wurde, die anschließend<br />
jüdische Geschäfte plünderte;<br />
die Feuerwehr betätigte sich sogar als<br />
Brandstifter. Vor dem Gedenkstein,<br />
der heute auf dem freien Platz steht,<br />
fand am Jahrestag eine vom Freien<br />
Chor Stuttgart umrahmte Gedenkkundgebung<br />
von etwa 70 Menschen<br />
statt.<br />
Heinz Hummler von der <strong>VVN</strong>-<strong>BdA</strong><br />
nahm das historische Datum zum Anlass,<br />
in eindringlicher Weise „gegen<br />
Gleichgültigkeit, Vergessenwollen und<br />
wohlwollende Duldung alter und neuer<br />
Nazis einzutreten. Es muss zur gesellschaftlichen<br />
und staatlichen Pflicht<br />
werden, unseren Kindern und Enkelkindern<br />
die Geschichte unserer finsteren<br />
Vergangenheit und ihre Lehren<br />
daraus ungeschönt zu vermitteln.“<br />
Dabei begann er mit eigenen Erlebnissen<br />
als Vorschulkinder, die er und<br />
seine Frau natürlich erst später in ihrer<br />
vollen Tragweite verstanden. Die<br />
brennenden Synagogen waren „nur<br />
ein weiterer Schritt einer entmenschten<br />
Maschinerie, welche schon kurz<br />
nach der Machtübertragung an die<br />
Nazis, mit der Einrichtung der ersten<br />
Konzentrationslager und spektakulären<br />
Bücherverbrennungen ihren Anfang<br />
nahm.“ Nie wurden die Ziele verheimlicht.<br />
Nach der Eingliederung des<br />
Saarlands (1.3.1935), der Hinnahme<br />
des Einmarschs der deutschen<br />
Wehrmacht ins entmilitarisierte Rheinland<br />
(7.3.1936), der Annexion Österreichs<br />
(<strong>12</strong>.3.1938) und der Zustimmung<br />
der Westmächte zur Annexion<br />
der Randgebiete der Tschechoslowakei<br />
im Münchner Abkommen<br />
(30.9.1938) habe es für den deutschen<br />
Faschismus kein Halten mehr<br />
gegeben und die Pogromnacht war<br />
„nur ein weiterer Schritt, das deutsche<br />
Volk auf Krieg und Rassenhass einzustimmen.“<br />
Dann überzog „die Militärwalze<br />
mordend und plündernd fast<br />
ganz Europa. Damit begann auch die<br />
Jagd auf Nicht-Arier und so genannte<br />
Untermenschen in allen besetzten<br />
Ländern vom Nordkap bis zum Peloponnes.“.<br />
Der Redner nannte Beispiele<br />
und auch Zahlen der „in ihren Dimensionen<br />
und in ihrer Brutalität einmalig<br />
und unvergleichbaren“ Verbrechen<br />
des Hitlerfaschismus, die man<br />
immer auch „als Summe von vielen<br />
persönlichen entsetzlichen Schicksalen<br />
erkennen“ müsse, zu denen auch<br />
die Hinrichtung seines eigenen Vaters<br />
Anton Hummler (1908-1944) gehörte.<br />
Das alles dürfe auch deshalb nicht<br />
vergessen werden, „weil das aus vielerlei<br />
Interessen betriebene Vergessen<br />
die Erlaubnis zur Wiederholung in<br />
sich birgt.“ Und diese Gefahr sei real.<br />
Auch für das Verschweigen, Ignorieren<br />
der Ergebnisse, Bagatellisieren -<br />
u.a. mit der Gleichsetzung von so genannten<br />
Rechts- und Linksextremisten<br />
-, die Diskriminierung politisch engagierter<br />
Naziopfer, die Missachtung<br />
der „unbequemen Teile unseres<br />
Grundgesetzes“ nannte der Redner<br />
zahlreiche Beispiele und kam zu dem<br />
Ergebnis: „Nazistische Umtriebe werden<br />
hierzulande nicht nur geduldet<br />
sondern sogar begünstigt.“ Auch dafür<br />
benannte er konkrete Beispiele:<br />
„138 Morde mit rechtsradikalem und<br />
rassistischen Hintergrund in den letzten<br />
20 Jahren“, den Stuttgarter Oberstaatsanwalt<br />
Häußler mit seiner<br />
„wahrhaft unerträglichen Geisteshaltung“,<br />
und die vom Politik und Justiz<br />
im Namen der grundgesetzlich garantierten<br />
Meinungsfreiheit gewährten Erlaubnis<br />
für neofaschistische Umzüge<br />
und Umtriebe. Diese „Meinungsfreiheit“<br />
gelte dann tatsächlich nur für<br />
Neonazis – er selbst sei am<br />
6.10.20<strong>12</strong> in Göppingen von einem<br />
Polizisten aufgefordert worden, einen<br />
Button der <strong>VVN</strong>-<strong>BdA</strong> „Nazis stoppen“<br />
abzunehmen, weil er sonst den<br />
Bahnhof nicht betreten dürfe. „Mit<br />
welchen Aufträgen werden die Polizisten<br />
in solche Einsätze geschickt?“<br />
Hieran knüpften die weiteren Redebeiträge<br />
an. Der Vertreter des Antifaschistischen<br />
Aktionsbündnisses Stuttgart<br />
und Region (AABS) erinnerte u.a.<br />
an den Mordversuch von Winterbach<br />
im April 2011. „Wenn viele Tausend<br />
Menschen trotz aller Unterschiede<br />
von Alter, Herkunft und auch den gewählten<br />
Aktionsformen Schulter an<br />
Schulter nebeneinander stehen, ist es<br />
möglich, den Nazis einen wichtigen<br />
Die Synagoge in Bad Cannstatt um 1930<br />
www.alemannia‐judaica.de<br />
Teil ihrer Arbeit zu vermiesen – die öffentliche<br />
Selbstinszenierung.“ Lothar<br />
Letsche überbrachte ein Grußwort<br />
des „Arbeitskreises Kesselklage“ – einer<br />
Gruppe von Kläger/innen, die gerichtlich<br />
feststellen lassen wollen,<br />
dass es nicht in Ordnung war, was am<br />
1. Mai 2011 in Heilbronn passierte.<br />
Auch der „Tag der Arbeit“ sei von den<br />
Nazis missbraucht worden, seine heutige<br />
Bedeutung als Feiertag darum<br />
sogar in der Landesverfassung bestimmt.<br />
Unerträglich sei es, wenn Antifaschist/inn/en<br />
„bis zu 11 Stunden<br />
sozusagen wie wilde Tiere vor dem<br />
Heilbronner Hauptbahnhof von martialisch<br />
gekleideter Polizei in Schach<br />
gehalten wurden. Später behauptete<br />
die Polizeiführung, wir hätten uns ja<br />
alle durchsuchen lassen und dann<br />
gehen können. Gewerkschafter sollten<br />
sich am 1. Mai auf dem Weg zu<br />
ihrer DGB-Maikundgebung durchsuchen<br />
lassen, weil Nazis entschlossen<br />
waren, genau an diesem Tag gegen<br />
eine angebliche ‚Fremdarbeiterinvasion’<br />
zu demonstrieren. Und weil eine<br />
Stadtregierung und Polizeiführung<br />
entschlossen waren, ihnen das unter<br />
allen Umständen zu ermöglichen, und<br />
weil wir als mögliches Hindernis für<br />
dieses Vorhaben ausgemacht wurden.<br />
Wir wurden an diesem Tag nicht<br />
als die oft beschworenen Anständigen<br />
behandelt, die ihr Demonstrationsund<br />
Versammlungsrecht gegen den<br />
braunen Spuk wahrnahmen, sondern<br />
wie die wirklichen Feinde.“ Die Feindbilder<br />
würden produziert und verbrei-
Aus den Kreisen<br />
17<br />
tet vom sogenannten „Verfassungsschutz“,<br />
dessen baden-württembergische<br />
Zentrale in Bad Cannstatt<br />
sitzt. Er schütze nicht die Verfassung<br />
und gehöre aufgelöst.<br />
„Nie wieder den Ungeist des Hasses<br />
und der Verfolgung aufkommen zu<br />
lassen“, wie auf dem Gedenkstein<br />
stehe, vor dem die drei Redner gemeinsam<br />
einen Kranz niederlegten,<br />
sei in der Tat die Lehre der Ereignisse<br />
am 9. November 1938.<br />
Alle drei Reden sind im Internet dokumentiert:<br />
www.kesselklage.de<br />
Lothar Letsche<br />
Freiburg:<br />
In welcher Gesellschaft<br />
wollen wir heute leben?<br />
Rund dreihundert Menschen nahmen<br />
an der diesjährigen Gedenkstunde<br />
zum Jahrestag der Reichspogromnacht<br />
am Platz der alten Synagoge in<br />
Freiburg teil. Eingeladen hatten wie<br />
jedes Jahr die Stadt Freiburg gemeinsam<br />
mit israelitischen Gemeinde und<br />
der Gesellschaft für christlich jüdische<br />
Zusammenarbeit, unterstützt durch<br />
viele Freiburger Organisationen, wie<br />
auch dem DGB und der <strong>VVN</strong>-<strong>BdA</strong>.<br />
Im Zentrum der diesjährigen Erinnerung<br />
an die Opfer des Pogroms und<br />
des Holocaust stand die Ansprache<br />
Max Heinkes, des Vertreters der Freiburger<br />
<strong>VVN</strong>-<strong>BdA</strong>.<br />
Er erinnerte an die lange Tradition<br />
des Antisemitismus, an die die Nazis<br />
anknüpften, um ihre Verbrechen zu<br />
begehen. Die Geschichte sei nicht<br />
abgeschlossen, „wir haben allen<br />
Grund wachsam zu sein, wenn wir<br />
sehen, was sich an Rassismus, Antisemitismus<br />
auf Straßen und in den<br />
Köpfen wieder breit macht“ warnte<br />
Max Heinke und lenkte die Aufmerksam<br />
seiner Zuhörer auf die jüngere<br />
Vergangeneit.<br />
„Eine Zäsur in Deutschland trat mit<br />
der Wiedervereinigung ein. Neonazistische<br />
Anschläge nahmen ein erschreckendes<br />
Ausmaß an, in Mölln,<br />
Hoyerswerder, Lübeck, Rostock.<br />
Asylheime, Synagogen, jüdische<br />
Friedhöfe waren Angriffsziele. Bis<br />
heute wurden 182 Menschen Opfer<br />
neonazistischer Anschläge. Bagatellisierend<br />
wurde mitunter von Einzeltäterschaft<br />
ohne politischen Hintergrund<br />
gesprochen. Das alles ist beschämend<br />
und für ein demokratisches<br />
Land eine Schande und eine besondere<br />
Belastung!<br />
Eine weitere Zäsur für die BRD ist die<br />
Aufdeckung der Verbrechen des Nationalsozialistischen<br />
Untergrunds vor<br />
einem Jahr. Was inzwischen alles ans<br />
Tageslicht gekommen ist, z. B. die<br />
Zusammenarbeit des Verfassungsschutzes<br />
mit Neonazis, das Vertuschen,<br />
Schreddern, Geheimhaltung<br />
von Akten etc. … Von Pannen und<br />
Fehlern ist die Rede. Ein Geheimdienst,<br />
Verfassungsschutz genannt,<br />
der Verfassung und GG aufs sträflichste<br />
missachtet, hat seine Berechtigung<br />
verwirkt.“<br />
Alte Synagoge in Freiburg 1869/70 erbaut,<br />
1926 umgebaut,1938 zerstört<br />
Für Max Heinke hat die Gesellschaft<br />
es nicht geschafft, aus Faschismus<br />
und Krieg, ausreichend Lehren zu<br />
ziehen.<br />
Wir müssen uns fragen, warum in Zeiten<br />
anhaltender Wirtschafts- und Finanzkrisen,<br />
Nationalismus, Rechtsradikalismus<br />
und Neofaschismus verstärkt<br />
aufkommen und dieser Virus<br />
viele Länder Europas erfasst hat. Mitten<br />
in Europa wird gegen Roma<br />
Stimmung gemacht. Nur wenige sind<br />
bereit Ihnen eine Bleibe und Sicherheit<br />
zu geben. Die Einweihung des<br />
längst überfälligen Mahnmals für die<br />
ermordeten Sinti und Roma in Berlin<br />
ist ein positives Zeichen. Von geringer<br />
Sensibilität und Rücksichtnahme<br />
zeugt jedoch die Haltung Innenminister<br />
Friedrichs gegenüber den Roma,<br />
wenn er ein Tag danach die Gefahr<br />
des Asylmissbrauchs herauf beschwört.“<br />
„In welcher Gesellschaft wollen wir leben“,<br />
fragte der Redner zum Schluß.<br />
„Ich glaube wir sind uns einig: es<br />
muss eine Gesellschaft sein, in der<br />
Antisemitismus, Rassenwahn, Nationalismus<br />
und Fremdenhass keinen<br />
Platz mehr haben. Gute Bildung und<br />
Erziehung, gute Ausbildung und Arbeit,<br />
breite kulturelle Förderung verbunden<br />
mit der Befähigung zu Humanität,<br />
Toleranz, Solidarität, Gerechtigkeit,<br />
Frieden und Gewaltlosigkeit, sind<br />
der beste Garant gegen Neonazismus.“<br />
Welzheim:<br />
Antifaschismus ist der<br />
wahre Verfassungsschutz<br />
Wie andere Städte begeht auch die<br />
Stadt Welzheim jährlich den Volkstrauertag<br />
mit einer Gedenkstunde, zu<br />
der neben dem Bürgermeister ein örtlicher<br />
Pfarrer und eben auch ein Vertreter<br />
der Reservistenkameradschaft<br />
zu Reden eingeladen werden. Aber<br />
Welzheim ist auch eine Stadt, die<br />
einst das KZ-Welzheim beherbergte.<br />
So lädt der Bürgermeister seit vielen<br />
Jahren auch eine Vertreterin oder einen<br />
Vertreterin der <strong>VVN</strong>-<strong>BdA</strong> ein, an<br />
diesem Tag eine Rede zu halten.<br />
Lange Jahre hat es sich unser Ehrenvorsitzender<br />
Alfred Hausser nicht<br />
nehmen lassen, dort vor einem vorwiegend<br />
bürgerlichen Teilnehmerkreis<br />
Worte des Gedenkens für die Opfer<br />
der Nazibarbarei zu sprechen. Auch<br />
nach seinem Tod setzt die <strong>VVN</strong>-<strong>BdA</strong><br />
diese Tradition fort, wohl wissend,<br />
dass uns dort ein Kontrastprogramm<br />
erwartet, wo nicht nur wir die verbliebenen<br />
Rituale des Volkstrauertages<br />
als befremdlich empfinden, sondern<br />
auch unsere Worte und unsere Betrachtungsweise<br />
vielfach als provokant<br />
empfunden werden. Somit ist<br />
unsere Teilnahme immer eine Gratwanderung,<br />
die wir aber nicht aufgeben<br />
werden. Vieles was der Vertreter<br />
der Reservisten sagt, ist für uns eine<br />
Zumutung, aber umgekehrt gilt das<br />
eben auch. Würden wir wegbleiben,<br />
würde deshalb die Reservistenkameradschaft<br />
keineswegs auch wegbleiben;<br />
wir würden ihnen nur das Feld<br />
überlassen und dies halten wir für<br />
verkehrt.
18 Aus den Kreisen<br />
In diesem Jahr sprach dort Reinhard<br />
Neudorfer für die Kreisvereinigung der<br />
<strong>VVN</strong>-<strong>BdA</strong>. Er griff die Widersprüchlichkeit<br />
des Gedenkens am Volkstrauertag<br />
offensiv auf: „Ja, es war eine<br />
zugespitzte Aussage, aber mit einem<br />
wahren Kern, wenn es vor kurzem<br />
in einer ZDF-Sendung hiess: der<br />
Volkstrauertag ist das Erntedankfest<br />
der Rüstungsindustrie. Kriege brechen<br />
nicht aus, so wie das manchmal<br />
in Geschichtsbüchern steht, sie werden<br />
gemacht, es gibt nicht nur Opfer,<br />
es gibt auch Verantwortliche und<br />
Profiteure. Gedenken ist nicht denkbar<br />
ohne einen politischen Bezug, es<br />
ist nicht nur eine moralische Kategorie.<br />
Die Frage ist immer, wessen wird<br />
gedacht, wessen nicht. Ein Gedenken<br />
hätte z.B. im April dieses Jahres<br />
erfolgen sollen, was aber kaum der<br />
Fall war. Im April 1937 vor 75 Jahren<br />
wurde die baskische Stadt Guernica<br />
vernichtet, von den Bombern der berüchtigten<br />
Nazi-Legion Condor. Beteiligt<br />
an der Bombardierung war ein<br />
Herr Trautloft; er schrieb später in<br />
seinen Memoiren die widerwärtigen<br />
Sätze: ‚im Tiefflug jagen wir Maschinengewehrgarben<br />
in den Feind ... hier<br />
scheints sind uralte Instinkte, die lange<br />
verschüttet, die Instinkte des Jägers,<br />
plötzlich wieder durchgebrochen.<br />
Wir haben zurückgefunden zu<br />
den Anfängen der Männlichkeit, eine<br />
Verheissung, dass die Zeit unserer<br />
weissen Rasse noch lange nicht um<br />
ist‘. Das war kein Hindernis für seine<br />
Karriere. Er wurde später Leiter einer<br />
Luftwaffenschule der Bundeswehr,<br />
erreichte noch Generalsrang und bei<br />
seiner Verabschiedung bekam er das<br />
Bundesverdienstkreuz.<br />
Reinhard Neudorfer ging dann auch<br />
auf die Situation im Rems Murr Kreis<br />
ein, in dem sich seit einigen Jahren<br />
neofaschistische Aktivitäten häufen.<br />
Das mache sich nicht nur an spektakulären<br />
Ereignissen, wie dem neofaschistischen<br />
Prügelangriff und<br />
Brandanschlag vor einigen Jahren in<br />
Winterbach fest, wo Immigranten von<br />
Nazis gejagt und von ihnen fast in einer<br />
Gartenhütte, in der sie Schutz<br />
suchten, verbrannt worden wären.<br />
Das zeige sich in vielen kleineren, alltäglichen<br />
Übergriffen. Die von der<br />
NPD und anderen Neofaschisten propagierten<br />
menschenfeindlichen Haltungen<br />
seien weit verbreitet. Sie seien,<br />
wie eine wissenschaftliche Studie<br />
der Uni Tübigen gerade über den<br />
Rems-Murr-Kreis beweise, mitten unter<br />
uns, nicht einfach nur am Rande<br />
der Gesellschaft. Widerstand sei damals<br />
wie heute notwendig:<br />
Erwähnen möchte ich eine Reihe von<br />
jungen Leuten, die eine Antifa-<br />
Jugend Rems-Murr gebildet haben.<br />
Auch wenn nicht jede Aktion gelungen<br />
ist, so möchte ich doch mich ausdrücklich<br />
für ihre Arbeit bedanken. Sie<br />
tun das, wozu wir Bürger immer aufgefordert<br />
werden, sie engagieren<br />
sich. Sie machen das, was unser Aller<br />
Aufgabe ist. Sie sind der wahre<br />
Verfassungschutz.“<br />
Singen:<br />
keine „Fensterrede zum<br />
Volkstrauertag“<br />
Nicht alle Namen der Singener Opfern<br />
des Faschismus stehen auf dem 1950<br />
von der <strong>VVN</strong>-<strong>BdA</strong> für sie errichteten<br />
Stein auf dem Waldfriedhof am Rande<br />
der Stadt. Viele Biografien sind erst<br />
im Laufe der Jahre vor allem dank<br />
des Engagements unseres ehemaligen<br />
Landesgeschäftsführers Fritz<br />
Besnecker und der Geschichtswerkstatt<br />
Singen bekannt geworden. Gedacht<br />
wird an diesem Ort aller politischen<br />
Opfern und solcher, die wegen<br />
ihrer religiösen Überzeugung oder<br />
wegen des Rassenwahns, wie Sinti<br />
und Roma, zu Opfern wurden. Jüdischen<br />
Opfern und Zwangsarbeitern<br />
wird an anderer Stelle gedacht. Der<br />
Stein ist bei der jährlichen städtischen<br />
Gedenkfeier zum so genannten<br />
Volkstrauertag letzte Station eines<br />
Rundgangs zu Grabstätten der Weltkriege.<br />
Hier legen die Stadt Singen<br />
und die Kreisvereinigung Konstanz<br />
der <strong>VVN</strong>-<strong>BdA</strong> Kränze nieder. Seit Mitte<br />
der 1960er hielt Fritz Besnecker zu<br />
diesem Anlass jährlich eine Rede mit<br />
historischen und aktuell poltischen<br />
Bezügen. Diese Tradition wird seit einigen<br />
Jahren und nach dem Tod von<br />
Fritz Besnecker 2011 von Mitgliedern<br />
der Kreisvereinigung fortgesetzt. Vor<br />
einem Ehrenspalier der Vertreter aller<br />
Waffengattungen der Bundeswehr<br />
und des Deutschen Roten Kreuzes,<br />
Oberbürgermeister Oliver Ehret und<br />
weiteren Gästen erhob so Hendrik<br />
Riemer am 17. November 20<strong>12</strong> für<br />
die Kreisvereinigung Konstanz das<br />
Wort.<br />
Riemer kritisierte „Fensterreden“, wie<br />
sie auch am „Volkstrauertag“ vielfach<br />
ohne „wesentliche, nachhaltige Wirkung<br />
auf individuelles und politisches<br />
Handeln“ gehalten würden. Rechtsradikalismus,<br />
Rassismus beispielsweise<br />
in Form von Antiziganismus, Antisemitismus<br />
und eine „Diplomatie mit militärischen<br />
Mitteln“ seien in unserer<br />
Gesellschaft bis heute gegenwärtig.<br />
Die Morde des „Nationalsozialistischen<br />
Untergrunds“ seien auf Versagen<br />
der staatlich verantwortlichen Organisationen<br />
zurück zu führen.<br />
„Analysiert man die historische Aufgabe<br />
der Verfassungsschutzämter“,<br />
so Hendrik Riemer zu den Gästen,<br />
„verwundert diese politische Ausrich-<br />
Hendrik Riemer bei der Gedenkrede auf dem Singener Waldfriedhof Foto: KV Konstanz/Si
Aus den Kreisen<br />
19<br />
tung nicht.“ Bei Gründung des Bundesamtes<br />
für Verfassungsschutz<br />
1950 und der Verfassungsschutzämter<br />
der Länder galten bereits hauptsächlich<br />
Kommunisten als Verfassungsfeinde.<br />
Es verwundere daher<br />
nicht, dass Täter wie SS- und SD-<br />
Angehörige als im Kampf gegen<br />
Kommunisten ausgewiesene Fachleute<br />
übernommen wurden, so Hendrik<br />
Riemer in seiner Rede. Er zitierte die<br />
Süddeutsche Zeitung vom Oktober<br />
20<strong>12</strong>, die den SS-Hauptsturmführer<br />
Carl Theodor Schütz, der verantwortlich<br />
für das Massaker an 355 Geiseln<br />
in den Ardeatinischen Höhlen am 24.<br />
März 1944 war und von 1952 bis<br />
1964 als beamteter Agent des Bundesamtes<br />
für „Verfassungsschutz“ arbeitete.<br />
Den Verfassungsschutzämter<br />
warf Hendrik Riemer vor, sich der<br />
demokratischen Kontrolle bewusst zu<br />
entziehen und forderte diese aufzulösen.<br />
Riemer zitierte aus der Rede von<br />
Bundeskanzlerin Merkel, welche sie<br />
bei der Einweihung des Mahnmals für<br />
die rund 500.000 im Holocaust ermordeten<br />
Sinti und Roma am 24. Oktober<br />
20<strong>12</strong> in Berlin gehalten hatte:<br />
„Die Würde des Menschen ist unantastbar.<br />
Sie zu achten und zu schützen<br />
ist Verpflichtung aller staatlichen<br />
Gewalt. … Möge es uns mahnen,<br />
dass wir immer und zuerst die Würde<br />
des einzelnen Menschen zu achten<br />
haben, ganz gleich, wie er lebt, ganz<br />
gleich, woher er kommt, und ganz<br />
gleich, wer er ist, und zwar im Sinne<br />
des Artikels 1 unseres Grundgesetzes<br />
… Dieser erste Artikel unseres<br />
Grundgesetzes war und ist die Antwort<br />
auf die Jahre der unfassbaren<br />
Schrecken zuvor. Und er ist und bleibt<br />
die Richtschnur unseres Handelns<br />
heute und in Zukunft – und zwar in jedem<br />
einzelnen Falle.“<br />
Riemer fragte auf dem Singener<br />
Waldfriedhof, warum dann Innenminister<br />
Hans-Peter Friedrich bei der<br />
Gewährung von Asyl für Roma aus<br />
den Balkanstaaten völlig gegensätzlich<br />
zu dem von Frau Merkel formulierten<br />
Anspruch reagiere. Er warf<br />
dem Bundesinnenminister Populismus<br />
und eine rigide Abschiebepraxis<br />
vor. Auch in Konstanz sind aktuell,<br />
wie überall in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>,<br />
Roma-Familien von Abschiebung bedroht<br />
oder betroffen. Teilweise sind<br />
ihre Kinder in deutschen Schulen integriert.<br />
Intoleranz bis hin zum Rassismus<br />
seien auch noch 67 Jahren nach dem<br />
Ende der Schreckensherrschaft des<br />
Nationalsozialismus in unserer Gesellschaft<br />
gegenwärtig, so Hendrik<br />
Riemer. Mit Blick auf den Singener<br />
Gedenkstein fragt er abschließend die<br />
Anwesenden: „Wie hätte der Prälat<br />
August Ruf oder Therese Harlander,<br />
deren Name zwischen den anderen<br />
auf dem Gedenkstein hinter mir eingemeißelt<br />
sind, auf diese Situation<br />
reagiert?“<br />
Jürgen Weber<br />
Heidelberg:<br />
Widerstand damals<br />
und heute<br />
Zum siebzigsten Jahrestag der Hinrichtung<br />
der Widerstandskämpfer der<br />
Lechleitergruppe versammelten sich<br />
am 2. November über 100 Menschen<br />
zum Gedenken am Mahnmal der<br />
Stadt Heidelberg.<br />
Passend zum geplanten Aufmarsch<br />
der NPD und ihrer Kameradschaften<br />
am 3. 11. 20<strong>12</strong> in Heidelberg, trafen<br />
sich zahlreiche AntifaschistInnen auf<br />
dem Bergfriedhof in Heidelberg.<br />
Nach der Begrüßung durch Dr. Dieter<br />
Fehrentz von der <strong>VVN</strong>-<strong>BdA</strong> und einigen<br />
Liedern der Gruppe Arbeiterdenkmal<br />
aus Zwingenberg, hielt die<br />
Kreisvorsitzende der GEW Rhein-<br />
Neckar Heidelberg, Ulrike Noll, die<br />
Ansprache zum Gedenken an die Opfer<br />
von damals. Sie forderte u. a.<br />
mehr Engagement der gesamten Gesellschaft<br />
gegen fremdenfeindliches<br />
Verhalten und Rassismus ein. Vor allem<br />
rief sie die DGB Gewerkschaften<br />
auf, mehr als bisher deutlich zu machen<br />
wofür Gewerkschaften stehen,<br />
neben ihrer tagtäglichen Interessensvertretung<br />
in den Betrieben. Sie ging<br />
auch auf den aktuell geplanten Aufmarsch<br />
der NPD am kommenden<br />
Samstag am Hauptbahnhof ein und<br />
forderte auf noch mehr zu mobilisieren<br />
als am 3. Oktober 20<strong>12</strong>, wo es einem<br />
großen Bündnis gegen rechts<br />
gelungen war die Demonstration der<br />
NPD zu verhindern.<br />
Liedermacherin und Kabarettistin Jane<br />
Zahn sang und spielte mit Uschi<br />
Stöckmann und trug aufrüttelnde Gedichte<br />
vor.<br />
Weitere Grußworte wurden von Erich<br />
Vehrenkamp für den DGB Heidelberg,<br />
von Andreas Herrmann für die <strong>VVN</strong>-<br />
<strong>BdA</strong> und Silke für die AIHD Heidelberg<br />
gesprochen. Auch sie forderten<br />
zum Protest gegen den bevorstehenden<br />
Aufzug der NPD auf.<br />
Was die Teilnehmer der Gedenkfeier<br />
Der Beginn des Gedenkens am Mahnmal der Widerstandskämpfer mit Kränzen der<br />
Jüdischen Kultusgemeinde, des DGB, der SPD, der DKP, der <strong>VVN</strong>‐<strong>BdA</strong> und von Sinti<br />
und Roma.
20 Aus den Kreisen<br />
noch nicht wußten: Die NPD sagte ihren<br />
Aufmarsch am Folgetag kurzfristig<br />
ab. Trotzdem hatten sich bei unwirtlichem<br />
Wetter ca. 800 HeidelbergerInnen<br />
vor dem Heidelberger Hauptbahnhof<br />
eingefunden, um ein deutliches<br />
Signal gegen Nazis zu setzen.<br />
Stuttgart Botnang:<br />
Gedenken an Stuttgarter<br />
Widerstandskämpfer<br />
Nachdem die Mitgliederversammlung<br />
der Stuttgarter <strong>VVN</strong>-<strong>BdA</strong> vor zwei<br />
Jahren beschlossen hatte, in Zukunft<br />
die jährliche Gedenkfeier an verschiedenen<br />
der über die Stadtteile<br />
verstreuten Gedenkstätten durchzuführen,<br />
fand sie dieses Jahr auf dem<br />
Botnanger Friedhof statt.<br />
Die stellvertretende Bezirksvorsteherin<br />
Mina Smakaj begrüßte die 25 Personen,<br />
die in den Stuttgarter Vorort<br />
gekommen waren. Danach hielt der<br />
ehemalige Stadtrat der SPD Gerhard<br />
Dürr die Gedenkrede. Er betonte, wie<br />
sehr rechtes Gedankengut inzwischen<br />
in der Mitte der Gesellschaft angekommen<br />
ist und wie wichtig es ist,<br />
nicht nur die NPD und die Kameradschaften<br />
zu bekämpfen, sondern auch<br />
diesen fest verankerten Rassismus<br />
bei den vermeintlich unscheinbaren<br />
Bürgern. Er äußert sich besonders in<br />
dem aufkommenden Hass auf Muslime.<br />
Danach erinnerte sich Gretl Weber an<br />
Walter Häbich<br />
Foto: Archiv <strong>VVN</strong>‐<strong>BdA</strong> BW<br />
ihre Kindheit in Botnang. Sie war als<br />
Stiefkind bei der Arbeiterfamilie<br />
Häbich aus Botnang aufgewachsen.<br />
Die ganze Familie war im Widerstand<br />
gegen Hitler aktiv. Sie erinnerte sich,<br />
wie sie immer wieder bei Hausdurchsuchungen<br />
der Gestapo illegale<br />
Schriften unter ihren Kleidern verstecken<br />
musste. Besonders ging sie auf<br />
das Schicksal ihres Stiefbruders Walter<br />
Häbich ein. Er war seit 1920 Mitglied<br />
des Kommunistischen Jugendverbands<br />
in Stuttgart. Ab 1920 war<br />
Walter Häbich Vorsitzender der KJD<br />
Groß-Stuttgart. Ab 1923 wurde er<br />
noch zusätzlich Funktionär der KPD.<br />
Nach dem gescheiterten Aufstand der<br />
KPD 1923 in Sachsen und Thüringen<br />
wurde er im selben Jahr verhaftet und<br />
zu drei Jahren Haft verurteilt, die er<br />
auf dem Hohenasperg absaß. Durch<br />
eine Amnestie kam er dann 1925<br />
wieder frei.<br />
Walter Häbich blieb in der KPD aktiv.<br />
Er arbeitete bei der Zeitung Klassenkampf<br />
in Halle und bei der Neuen Zeitung<br />
in München. Vom Januar bis Dezember<br />
1932 war er wieder in<br />
Hohenasperg inhaftiert. Am 6. März<br />
1933 ging Walter Häbich in den Untergrund<br />
und arbeitete weiter für die<br />
Neue Zeitung. Am 23. September<br />
1933 wurde die Druckerei, die in einem<br />
Kloster versteckt war, ausgehoben.<br />
Bei der Razzia wurde auch Walter<br />
Häbich verhaftet. Er wurde am 1.<br />
Juli 1934 beim sogenannten Röhm-<br />
Putsch zusammen mit vier anderen<br />
Häftlingen in Dachau ermordet. Die<br />
Urne mit seiner Asche wurde auf dem<br />
Botnanger Friedhof beigesetzt. Obwohl<br />
die Gestapo die Trauerfeier filmte<br />
wurde seine Beerdigung eine riesige<br />
Demonstration gegen den deutschen<br />
Faschismus.<br />
Danach erinnerte Jörg Gaiß, von der<br />
Botnanger Stolpersteininitiative, an<br />
den Botnanger Georg Wohlleben. Er<br />
wurde 1935 verhaftet, weil er Flugblätter<br />
verteilt haben soll. Außerdem<br />
hat ihm die Gestapo vorgeworfen,<br />
dass er Mitglied der Roten Hilfe gewesen<br />
sei. Er wurde wegen Hochverrats<br />
zu fünfeinhalb Jahren Haft verurteilt.<br />
Danach kam er in die Konzentrationslager<br />
Dachau und Neuengamme.<br />
Hier erkrankte er an TBC, an der er<br />
im November 1947 auch starb.<br />
Für Georg Wohlleben ist 2008 an seinem<br />
Wohnhaus in Botnang ein Stolperstein<br />
verlegt worden.<br />
Anschließend ging man gemeinsam<br />
zu den Gräbern dieser beiden Widerstandskämpfer,<br />
um in stillem Gedenken<br />
Gestecke niederzulegen.<br />
Janka Kluge<br />
Abschied von<br />
Erich Lenz<br />
Im Alter von 88 Jahren ist unser<br />
Kamerad Erich Lenz friedlich eingeschlafen.<br />
Mit Erich verlieren wir einen unermüdlichen<br />
Kämpfer für Gerechtigkeit,<br />
Frieden und Völkerverständigung.<br />
Mit seinem Auftreten in<br />
den Gemeindeversammlungen vor<br />
Ort, beim Ostermarsch und <strong>VVN</strong><br />
hat er uns stetig inspiriert und informiert<br />
und zu neuen Aktivitäten<br />
aufgerufen. Sei es das AKW Philippsburg,<br />
das Brennelemente-<br />
Zwischenlager oder der Ausbau<br />
des Flugplatzes in Speyer. Jahrzehnte<br />
lang hat er im Landkreis<br />
gegen den aufkommenden Neonazismus<br />
gekämpft und konnte<br />
dabei viele Kontakte knüpfen und<br />
hat uns Interessenten zugeführt.Sein<br />
Tod hinterlässt eine<br />
große Lücke in unserer Bewegung.<br />
Vereinigung der Verfolgten des<br />
Naziregimes - Bund der<br />
Antifachisten Kreisvereinigung<br />
Karlsruhe
Aus den Kreisen<br />
21<br />
Karlsruhe:<br />
Der Schwur von Buchenwald<br />
bleibt aktuell<br />
Etwa 70 AntifaschistInnen und FriedensfreundInnen<br />
folgten dem Aufruf<br />
der <strong>VVN</strong>-<strong>BdA</strong> zum zur traditionellen<br />
Gedenkveranstaltung am Totensonntag<br />
auf dem Karlsruher Hauptfriedhof.<br />
Erfreulich neben der Breite der Beteiligten<br />
war es auch, zahlreiche junge<br />
Gesichter zu sehen.<br />
Die Anwesenden zogen vom Haupteingang<br />
zum Gräberfeld mit Mahnmal<br />
für die Opfer der Euthanasie, wo ein<br />
Trompetensolo von <strong>VVN</strong>-<strong>BdA</strong> Kamerad<br />
Helmut mit einem Stück von M.<br />
Theodorakis die Herannahenden<br />
empfing. Ruth Birkle begrüßte für den<br />
neuen Kreisvorstand der <strong>VVN</strong>-<strong>BdA</strong>.<br />
Anstelle des kurzfristig erkrankten<br />
Redners und Bundesvorsitzenden<br />
Heiner Fink hielt Jürgen Schuhladen-<br />
Krämer die Ansprache. Er ging zu<br />
Beginn auf den Ort der traditionellen<br />
Gedenkfeier ein, von dem auch wegen<br />
fehlenden Hinweises viele Teilnehmenden<br />
nicht wussten, dass es<br />
die Ehrenanlage für Opfer der „Euthanasie“<br />
ist, dass es auf dem Hauptfriedhof<br />
zwar Ehrenfelder für Luftkriegsopfer<br />
und auch Vertriebene gibt,<br />
jedoch keines, das für die Opfer des<br />
Faschismus und den Widerstand<br />
steht. Eine Initiative in den 1950er<br />
Jahren für ein solches mitten in der<br />
Stadt war von Konservativen und Reaktionären<br />
verbogen worden durch<br />
versuchtes Einbeziehen von Luftkriegstoten,<br />
Vertriebenen, Soldaten<br />
und damit auch SS. Gegen die Vermischung<br />
von Opfern und Tätern gab<br />
es jedoch Widerspruch, es kam nicht<br />
zum Denkmal. So existiert in Karlsruhe<br />
im Gegensatz zu Stuttgart bis heute<br />
kein antifaschistisches Mahnmal.<br />
Er ging auch ein auf zahlreiche bevorstehende<br />
80. Jahrestage 2013 und<br />
den Versuch, Geschichte umzuschreiben<br />
durch das Narrativ vom<br />
Weg zweier Diktaturen auf deutschem<br />
Boden, das die ideologische Totalitarismustheorie<br />
aufgreift. Wichtig aber<br />
sei zu erkennen, wie die herrschenden<br />
Eliten in Wirtschafts- und Bildungsbürgertum<br />
zusammen mit Militär<br />
und Adel aus teils unterschiedlichen<br />
und teils identischen Interessen<br />
und Zielen die Machtübergabe an den<br />
Nationalsozialismus organisierten.<br />
Dessen Zerschlagung jeder demokratischen<br />
Opposition binnen weniger als<br />
5 Monaten war auch nur so möglich.<br />
Freilich hatte sich der Faschismus mit<br />
völkischer und antisemitischer Hetze<br />
und vorgeblich antikapitalistischer<br />
Demagogie aber auch eine Massenbasis<br />
zu schaffen vermocht. Auch<br />
heuer war der NSU-Terror Thema, die<br />
mittlerweile zutage getretenen „Fehler<br />
und Pannen“ müssten jedoch als systemisches<br />
Problem des Inlandsgeheimdienstes<br />
erkannt werden. Schuladen-Krämer<br />
wies darauf hin, dass es<br />
bereits bei der Pogrom- und Terrorwelle<br />
auf MigrantInnen und Flüchtlinge<br />
in den 1990er Jahren eine Verquickung<br />
von V-Leuten, „Verfassungsschutz“<br />
und Neonazis gegeben habe.<br />
Es sei ein Skandal, dass zwei beim<br />
Ku-Klux-Clan beteiligte Polizisten in<br />
<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> noch im Dienst<br />
seien, zumal es eine Verbindung des<br />
einen mit dem Polizistinnen-Mord von<br />
Heilbronn gebe. Aufgezeigt wurden<br />
auch Anknüpfungspunkte von Neonazismus<br />
und Rechtspopulismus und<br />
wie sich die „Politik der Mitte“ anschlussfähig<br />
zu letzterer erweist. War<br />
damit ausgesagt, dass der Teil des<br />
Schwurs von Buchenwald zur Vernichtung<br />
des Nazismus immer noch<br />
antifaschistische Aktivität erfordert, so<br />
gilt dies auch für den zweiten Teil des<br />
Schwurs für eine Welt des Friedens<br />
und der Freiheit.<br />
Im Anschluss legten in Erinnerung an<br />
die Opfer des Faschismus und den<br />
Widerstand Parteien, Gewerkschaften<br />
und Organisationen Kränze und Gebinde<br />
nieder, Bündnis 90/Die Grünen,<br />
Deutsche Kommunistische Partei,<br />
Deutsche Friedensgesellschaft-Vereinigte<br />
Kriegsdienstgegner, DGB, Die<br />
Linke, Ettlinger Bündnis gegen Rassismus<br />
und Neonazis, Friedensinitiative<br />
Bruchsal und Pax Christi,<br />
Interventionistische Linke, SPD,<br />
Stadtjugendausschuss, USTA, ver.di<br />
und die <strong>VVN</strong>-<strong>BdA</strong>.<br />
Der zweite Teil der Gedenkveranstaltung<br />
fand auf dem Gräberfeld für sowjetische<br />
und polnische Zwangsarbeiter,<br />
auf dem jüdischen Friedhof gelegen,<br />
statt. Wolfram Treiber (Aktionskreis<br />
Internationalismus) sprach am<br />
Denkmal, auf dem in kyrillisch und<br />
deutscher Übersetzung steht, „Die<br />
Faschisten mögen wissen, dass kein<br />
einziger Akt ihrer Greueltaten unbestraft<br />
bleiben wird“. Er verglich historische<br />
Zwangsarbeit und aktuelle<br />
Zwangsarbeitsbeziehungen, ohne<br />
gleichzusetzen. Dies auch angesichts<br />
der gerade geschehenen Brandkatastrophe<br />
bei Dhaka. Er wandte sich<br />
u.a. auch entscheiden gegen die Einschränkung<br />
von Freiheitsrechten,<br />
konkret auch anhand der geschehenen<br />
Einkesselungen von Antifaschist_innen<br />
bei Naziaufmärschen.<br />
Für die musikalische Umrahmung<br />
sorgte auch dieses Jahr wieder die<br />
Liedermacherin Marianne Hangstörfer.<br />
KV Karlsruhe
22 Literatur und Medien<br />
Suchanfrage:<br />
Widerstand gegen<br />
den Faschismus in<br />
Deutschland und Europa<br />
Dies ist der Titel der Briefmarkenausstellung,<br />
die ich seit<br />
rund 30 Jahren in vielen Städten<br />
der BRD zeigte – mit Tausenden<br />
von Besuchern. Ich will nun eine<br />
neue Ausstellung in Ulm machen<br />
mit dem Titel<br />
„Stationen zur Hölle.<br />
Konzentrationslager in <strong>Baden</strong>-<br />
<strong>Württemberg</strong> 1933 – 1945“<br />
(Die neue Ausstellung heißt damit<br />
wie das Buch von Julius Schätzle)<br />
Für solch eine Ausstellung sind<br />
notwendig: Briefumschläge und<br />
Briefe im Orginal, die mit offiziellen<br />
Aufdrucken des KZ-Lagers<br />
versehen sind.<br />
Von den KZ Heuberg, Kuhberg,<br />
Welzheim und Gotteszell sind mir<br />
solche Briefe bekannt. Aus anderen<br />
württembergischen und badischen<br />
KZ-Lagern, die erst während<br />
des Krieges errichtet wurden<br />
– das sind nach Schätzles Buch<br />
über 70 – kenne ich keine Briefe.<br />
Ich bitte deshalb um Eure Hilfe, mir<br />
solche Orginalbriefe und –<br />
umschläge zu überlassen bzw. mir<br />
für die Ausstellung zu entleihen.<br />
(Kosten nach Vereinbarung).<br />
Zu meiner Person:<br />
Manfred Eger – 1928 geboren –<br />
10. Januar 1944 Luftwaffenhelfer<br />
und Soldat – Desertion. Mein eigener<br />
Schwur nach dem Krieg:<br />
„Nie wieder Krieg, nie wieder Faschismus“.<br />
– Mitarbeit in der Lagergemeinschaft<br />
Heuberg – Kuhberg<br />
– Welzheim –Mitglied der<br />
<strong>VVN</strong> ab 1952 – Mitarbeit im DZOK<br />
Ulm Oberer Kuhberg seit Beginn.<br />
Kontaktdaten: Manfred Eger, Alte<br />
Wiblinger Straße 21, 89231 Neu-<br />
Ulm. Telefon 0731 9807592<br />
spannendes Lesebuch:<br />
Rüstungsatlas <strong>Baden</strong>-<br />
<strong>Württemberg</strong><br />
Von den beiden Initiativen IMI und<br />
DFG/VK ist eine Broschüre über die<br />
Rüstung in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> erschienen.<br />
Der Inhalt ist in vier Teile<br />
aufgeteilt. Erstens die Bundeswehr<br />
und das Militär, zweitens der Rüstungsstandort<br />
<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>,<br />
drittens die Forschung für Krieg und<br />
Rüstung und viertens die Friedensbewegung<br />
und Proteste gegen die Militarisierung<br />
<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>s.<br />
Im Vorwort schreiben die Herausgeber:<br />
„Bei allen Überlegungen im Vorfeld<br />
zu diesem Atlas hat auch die<br />
Frage eine Rolle gespielt, ob denn eine<br />
Print Publikation überhaupt noch<br />
das Mittel der Wahl sein sollte, oder<br />
ob man nicht gleich und konsequent<br />
auf das Internet setzen müsse, um<br />
auch jüngere Leute gezielt anzusprechen.“<br />
Es ist gut, dass die Herausgeber<br />
sich zu einem gedruckten Atlas<br />
entschieden haben. Dieses Heft ist<br />
aber mehr als ein Atlas, es ist vielmehr<br />
ein kleines Lesebuch. Auch für<br />
Menschen, die sich in der Friedensbewegung<br />
engagieren, bietet diese<br />
Schrift viel Neues. Mir selbst war es<br />
zum Beispiel nicht bewusst, dass eine<br />
NATO Pipeline die die verschiedenen<br />
Stützpunkte miteinander verbindet<br />
auch durch <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> führt.<br />
Es ist bekannt, dass die Stärke eines<br />
Teils der baden-württembergischen<br />
Industrie im Export liegt. Eher im<br />
Dunkeln liegt aber wie hoch der Anteil<br />
an Rüstung ist. Eine Karte die dem<br />
entsprechenden abschnitt vorangestellt<br />
ist, macht deutlich, dass es sich<br />
hierbei nicht um einzelne Firmen handelt,<br />
sondern dass Rüstungsfirmen im<br />
ganzen Land anzutreffen sind. Es<br />
stellt sich natürlich nicht nur die Frage,<br />
welche Länder eigentlich Waffen,<br />
bzw. Waffentechnologie, geliefert<br />
werden, sondern auch wie eine Konversion<br />
von der Rüstungsindustrie hin<br />
zu einer friedlichen Wirtschaft geleistet<br />
werden kann. Auch hier bietet der<br />
Wir nehmen Abschied<br />
Otto Wendling, Kirchheim/T<br />
02.02.1928 - 19.10.20<strong>12</strong><br />
Karl Schuska, Rudersberg<br />
30.06.1954 - <strong>12</strong>.10.20<strong>12</strong><br />
Rüstungsatlas Denkanstöße.<br />
Hintergrundmaterial bietet das Heft<br />
auch zu der Frage der Zusammenarbeit<br />
von Universitäten und Hochschulen<br />
und der Rüstungsindustrie. Grundlagenforschung<br />
wird oft im Auftrag der<br />
Rüstungsindustrie gemacht.<br />
Wichtig ist schließlich auch die Frage,<br />
wie sich die Friedensbewegung zu<br />
den angesprochenen Fakten verhält.<br />
Neben einem kurzen Abriss der Geschichte<br />
der Friedensbewegung in<br />
<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> werden aktuelle<br />
Aktionen vorgestellt. Janka Kluge<br />
Das Heft kann bei der Informationsstelle<br />
Militarisierung (IMI),<br />
Hechinger Str. 203, 72072 Tübingen<br />
bestellt werden.<br />
spannender Krimi:<br />
„Radikal“ von Yassin<br />
Musharbash<br />
Der Thriller des deutsch-jordanischen<br />
Journalisten Yassin Musharbash ist<br />
ein Ausnahmebuch. Erzählt wird die<br />
Geschichte des jungen Bundestagsabgeordneten<br />
Lutfi Latif, der kaum ins<br />
Amt gewählt Morddrohungen bekommt.<br />
Radikale Islamisten bedrohen<br />
ihn, weil er ihrer Meinung nach den Islam<br />
verraten hat, als er für die Grünen<br />
kandidierte. Er war angesehen,<br />
schrieb für die Taz und verfasste immer<br />
wieder Kolumnen für die New<br />
York Times. Nachdem er Barak Obama<br />
bei seiner zweiten Kairoer Rede<br />
geholfen hatte wurde er zum Hassobjekt<br />
von Al-Quida. Sumaya, eine jun-
wir gratulieren<br />
23<br />
ge palästinensische Studentin bewirbt<br />
sich bei ihm als Büroleiterin. Als er<br />
wenige Tage später bei einem Anschlag<br />
währen einer Fernsehsendung<br />
getötet wird, wird sofort die junge Palästinenserin<br />
verdächtigt, die Bombe<br />
ins Studio geschleust zu haben.<br />
Es stellt sich jedoch schnell heraus,<br />
dass die Morddrohungen nicht nur<br />
von Islamisten kamen, sondern auch<br />
aus Kreisen von Islamhassern. Auch<br />
für sie war der erfolgreiche muslimische<br />
Politiker mindestens ein Dorn im<br />
Auge. Sumaya fängt an selbst zu<br />
recherieren und wird dabei von Niklas<br />
unterstützt, der sich in Onlineforen<br />
von Islamisten eingeschlichen hat.<br />
Aus dieser Mischung entstand einer<br />
der besten Krimis, die ich in den letzten<br />
Jahren gelesen habe. Immer wieder<br />
tauchen neue Fragen auf: Welche<br />
Rolle spielt die geheimnisvolle Gruppe<br />
von Islamhassern, die sich immer<br />
heimlich treffen. Mehr als einmal habe<br />
ich beim Lesen an die Pro-<br />
Bewegung und vor allem an Pax Europa<br />
gedacht, eine Organisation im<br />
schwäbischen, die die Aktionen der<br />
Islamhasser mit Flugblättern ausstattet.<br />
Aber auch die Beschreibung der<br />
dschihadistischen Szene in Deutschland,<br />
z.B. der Salafisten wirkt nachvollziehbar.<br />
Yassin Musharbash hat<br />
immer wieder als investigativer Journalist<br />
in dieser Szene recheriert. Mehr<br />
möchte ich nicht verraten, um die Geschichte<br />
nicht preiszugeben.<br />
Ich empfehle das Buch allen, die gute,<br />
spannende Krimis lieben, aber auch<br />
denen, die sich mit den islamfeindlichen<br />
Gruppen in Deutschland beschäftigen.<br />
Noch ist das Buch, nur<br />
ein Krimi, hoffentlich hilft die Lektüre,<br />
dass es so bleibt. Janka Kluge<br />
„Radikal“ Yassin Musharbash, Kiwi<br />
Verlag 20<strong>12</strong>, 8.99 Euro<br />
spannendes Griechenland:<br />
Faule Kredite von<br />
Petros Markaris<br />
Der griechische Schriftsteller Pietros<br />
Markaris legte mit seinem Krimi „Faule<br />
Kredite“ den ersten Teil seiner Trilogie<br />
über die Krise in Griechenland<br />
vorgelegt. Bereits die älteren Krimis<br />
von Petrus Markaris beschäftigten<br />
sich immer wieder mit politischen<br />
Themen. Mit diesem neuen Krimi<br />
sticht der Autor allerdings in ein politisches<br />
Wespennest. Ihm geht es darum<br />
kriminelle Machenschaften von<br />
Bankern aufzuzeigen. Immer mehr leitende<br />
Bank Manager werden in Athen<br />
ermordet aufgefunden. Gleichzeitig<br />
tauchen in der Stadt Plakate auf die<br />
die Menschen dazu auffordern ihre<br />
Kredite nicht zurückzuzahlen.<br />
Der Kommissar Charitos wird dara<br />
gehindert in den Bankkreisen zu ermi<br />
teln. Während er trotzdem versucht d<br />
Morde aufzuklären demonstrieren au<br />
gebrachte Bürger gegen die Sparmaß<br />
nahmen der Regierung.<br />
Neben der Krimihandlung schilde<br />
Markaris die wirtschaftliche Situation<br />
Wir gratulieren<br />
zum Geburtstag<br />
im Februar<br />
2. Dr. Egon Knapp, Schwetzingen 82.<br />
3. Adele Sperandio, Stuttgart 70.<br />
3. Helmut Woda, Karlsruhe 75.<br />
5. Marie Holzmann, Stuttgart 91.<br />
5. Wilhelmine Pleithner, Nufringen 90.<br />
6. Irmgard Wendler, Dettingen 84.<br />
<strong>12</strong>. Christoph Clasen, Freiburg 65.<br />
<strong>12</strong>. Inge Knauss, Ebersbach 90.<br />
<strong>12</strong>. Ullrich Lochmann, Rheinstetten 75.<br />
<strong>12</strong>. Hans Jochen Marquardt,<br />
Grünsfeld 65.<br />
17. Heiner Blasenbrei-Wurtz,<br />
Besigheim 65.<br />
18. Gottfried Pipping, Aichwald 87.<br />
18. Heidi Hummler, Stuttgart 80.<br />
20. Karl Beuttel, Karlsruhe 1 93.<br />
20. Hans Lindner, Kloster Schöntal 75.<br />
23. Herbert Mies, Mannheim 84.<br />
27. Gerhard Schneider, Ellwangen 70.<br />
28. Jörg Höhn, <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong> 75.<br />
28. Erika Burmeister, Konstanz 88.<br />
im März<br />
2. Werner Ziegler, Leonberg 81.<br />
3. Christa Bialas, Tübingen 83.<br />
3. Gabriele Blaschke, Ammerbuch 65.<br />
5. Gerhard Dürr, Stuttgart 85.<br />
6. Charlotte Reintjes, Esslingen 81.<br />
11. Erika Gottfried, Nußloch 80.<br />
11. Helene Nuding, Esslingen 87.<br />
13. Erich Vehrenkamp, Mannheim 70.<br />
14. Anni Gottschalk, Stuttgart 92.<br />
15. Hans Hof, Heidenheim 70.<br />
15. Manfred Jansen, Stuttgart 65.<br />
16. Dora Brendle, Sindelfingen 89.<br />
19. Maria Dewinski, Ravensburg 85.<br />
20. Bernd Wagner, Freiburg 70.<br />
Griechenland. Aus der Lebensbeschre<br />
bung von Kommissar Kostas und seine<br />
Familie wird deutlich wie sehr die finan<br />
ziellen Einschnitte das tägliche Lebe<br />
prägen.<br />
Das Buch ist nicht nur ein gut geschrie<br />
bener Krimi, er vermittelt auch sehr an<br />
schaulich Situation in Griechenland un<br />
warum viele Menschen demonstrieren<br />
Eine alte These besagt, dass durch Kr<br />
minalromane gesellschaftlicher Verhäl<br />
nisse oft besser dargestellt werden a<br />
durch Sachbücher. Petros Markaris ha<br />
mit seinem Buch „faule Kredite“ eine<br />
Beweis dafür geliefert, dass diese The<br />
se ihre Richtigkeit hat. Janka Kluge<br />
Petros Markaris Faule Kredite“ Digeneres<br />
Verlag, 20<strong>12</strong>, 11.90 Euro<br />
20. Bernhard Selting, Moos 75.<br />
23. Rolf Rauscher, Bad Urach 70.<br />
26. Bruno Nickel, Remseck 70.<br />
28. Saban Caglar, Karlsruhe 65.<br />
30. Ingeburg Eppe, Stuttgart 80.<br />
im April<br />
5. Eva Heinrich, Ludwigsburg 65.<br />
7. Karin Meinholdt, Möglingen 65.<br />
8. Silke Heinke, Freiburg 65.<br />
11. Elisabeth Schönlein,<br />
Sachsenheim 95.<br />
14. Georg Klößmann, Neulußheim 80.<br />
18. Günter Bosch, Singen 83.<br />
18. Gerda Mies, Mannheim 84.<br />
19. Heinz Hummler, Stuttgart 81.<br />
23. Roswitha Durach, Stuttgart 89.<br />
23. Guenther Besier, Stuttgart 91.<br />
26. Bernhard Link, Ludwigsburg 65.
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